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20 fakten über mich
mich hat zwar keiner gefragt (und ich frage auch niemanden, dieses stöckchen aufzuheben), aber ich dachte mir, ich könnte auch mal zwanzig fakten über mich aufschreiben, so wie das das nuf, die kaltmamsell, anne schüssler und johannes mirus (und viele andere) getan haben. und weil nico lumma mich auch was gefragt hat, kann ich vielleicht gleich zwei fliegen erschlagen.
- ich habe am 24. dezember in las vegas geheiratet. das jahr kann ich mir nicht merken, aber auf der innenseite des rings steht 2008. von jetzt ab kann ich googlen, wann ich geheiratet habe.
- ich habe als kind von einer geheimen komandozentrale geträumt. obwohl es in der kommandozentrale meiner vorstellung natürlich monitore und unzählige schalter gab, ging es mir dabei, glaube ich, weniger um kontrolle als darum das sie niemand ausser mir kennen würde und betreten könnte.
- mein lieblingssuperheld ist phantomias.
- als kind wollte ich mein leben so weit wie möglich automatisieren und fernsteuerbar machen. mir fiel schon als kind auf, dass ich grosse mühe und viel zeit darauf verwende um zeit und mühe zu sparen. so habe ich in meinem kinderzimmer aufwändige konstruktionen aus haken, seilen und radiergummis gebaut, mit denen ich per zugseil den lichtschalter ausschlagen konnte.
- ich schlafe bei formel-eins-rennen immer ein und liebe es. also das einschlafen und die geräusche die so ein rennen macht. die formel eins selbst finde ich seit einigen jahren unfassbar langweilig.
- ich sehe aus wie mein vater, nur unrasiert und unfrisiert.
- ich wäre theoretisch gerne astronaut geworden. praktisch, also als ich erfahren habe, was das bedeutet, nicht.
- ich habe meine pläne psychologie zu studieren aufgegeben, als ich erfahren habe, dass die arbeitsplätze für psychologen zum grossen teil von kirchlichen trägern angeboten werden.
- ich trage seit meinem 16. lebensjahr keine armbanduhr mehr. einerseits weil ich meine damals heissgeliebte swatch verloren habe und andererseits weil ich fand, dass armbanduhren doof aussahen.
- mein erstes mal im internet, auf meinem eigenen computer (damals ein performa 630
performa 6300), war mit dem netscape navigator 1.0. vielleicht aber auch mit NCSA mosaic. ist ewig her. auf meiner ersten homepage die ich kurz darauf hatte (so gegen 1995), habe ich „unütze links“ eines gewissen fefe verlinkt. - den ersten aha-moment im internet habe ich gehabt, als ich zum ersten mal über die komandozeile in einen irc-chat gegangen bin und mein computer mir kurz darauf folgendes anzeigte: „Hallo Felix“. da habe ich bemerkt, dass man mit diesem internet mehr aus einem computer rausbekommt, als man reinsteckt. bis dahin kam aus einem computer nämlich nur das heraus, was ich per tastatur oder diskette oder CD reingetan habe.
- ich war noch nie auf einem barcamp.
- ich lese auch im urlaub, oder wenn ich krank bin, berufliche emails. ich lese überhaupt ziemlich viel, aber (leider) sehr wenige bücher.
- ich konnte als kind gesichter in türbeschlägen sehen. das hat mir nicht wenige alpträume beschert. für eine weile war ich der festen überzeugung, dass sich in unserer wohnungstür ein aufzug in den keller befindet. zumindest nachts.
- mir ist es egal, wenn andere mich nicht verstehen, aber ich rege mich furchtbar auf, wenn ich falsch verstanden werde.
- ich halte ins netz geschriebenes für plastischer als auf papier geschriebenes.
- ich habe eine allergie gegen perfektion. mein gesellenstück fand ich beispielsweise ziemlich gut, wusste aber auch, dass ich die tischoberfläche perfekt und sehr intensiv feinschleifen müsste, damit meine prüfer das auch fanden. ich habe vor der abgabe auf genau diesen feinschliff verzichtet, weil ich glaubte, dass das gesellenstück auch ohne den feinschliff mehr als gut genug war. mittlerweile weiss ich, dass das mehr trotz als faulheit war und leider konnte ich diesen trotz gegen perfektion bis heute nicht ablegen. das merkt man an jedem text den ich verfasse.
- ich tanze nicht gerne und kann mit der meisten musik nicht viel anfangen. ich habe mir beispielsweise auf anregung von benjamin kürzlich amadeus angesehen (ein euro fünzig leihgebühr im amerikanischen itunes store) und fand den film ganz bezaubernd. aber die musik fand ich fast ausnahmslos grässlich.
- ich hasse pathos. bis auf manchmal.
- ich mag iOS 7.
- ich habe fast immer recht (siehe).
ein paar fragen von nico lumma sind jetzt unbeantwortet geblieben. das liegt unter anderem daran, dass ich auf manche fragen keine antworten habe. ich weiss nicht, welchen vorteil politiker haben, die social media benutzen — oder ob sie einen vorteil haben. ich weiss auch nicht, ob ich ein einzelnes lieblingsblog benennen könnte. die die ich gut finde, habe ich aufgelistet — wahrscheinlich fehlen da auch noch ein paar. ich weiss auch nicht, wer dringend mit dem bloggen anfangen sollte, ausser die, die etwas zu sagen haben. aber die merken es meisten irgendwann selbst. wie zum beispiel wladimir kaminer. tweets schreibe ich immer vor, bevor ich sie abschicke. manchmal lasse ich sie auch noch ein paar tage liegen. und die grenzen der transparenz sind bei mir fliessend. kommt halt drauf an.
paradeuniform
friedrichstrasse ecke dorotheenstrasse: an der roten ampel touristen, passanten und ein sehr grossgewachsener polizist in paradeuniform. von hinten sieht er ein bisschen aus wie tom selleck in blue bloods. einen schnurrbart hat er auch, allerdings grau meliert, mit nach oben gezwirbelten enden. die hosen sind etwas hochwässrig, aber der anzug makellos. vorne hängt ein messingfarbenes namensschild mit seinem nachnamen, auf dem kopf trägt er eine der etwas albernen, blauen schirmmützen mit amerikanischem einschlag. obwohl der polizist in seine paradeuniform aus den wartenden an der ampel herausragt wie ein murmeltier mit schirmmütze, wagt es auf der gegenüberliegenden seite jemand bei rot die dorotheenstrasse zu überqueren. der polizist erklärt dem mann, dass er bei rot über die ampel gegangen sei und dass das verboten sei, belässt es aber bei der ermahnung.
an der mittelstrasse ist wieder rot. ein mann neben dem polizisten will bei rot die menschenleere und autolose strasse überqueren. der polizist in paradeuniform hält den mann an der schulter fest und zeigt mit dem zeigefinger auf die rote ampel.
zufrieden und mit federndem schritt verschwindet der paradepolizist kurz darauf im u-bahneingang der station französische strasse. keine pointe.
ist mein telefon loyal?

auf dem weg nachhause habe ich heute kurz darüber nachgedacht, warum smartphones smart sein sollen. zu klugheit gehört ja erstmal wissen. mein smartphone weiss einiges über mich: alle meine adressen, meine termine, meinen aufenthaltsort, mit wem ich telefoniere und schreibe. natürlich weiss mein telefon das alles nicht, sondern es speichert diese daten erstmal nur. der prozess diese informationen zu echtem wissen umwandeln, steckt noch ziemlich am anfang. software- und telefonhersteller versuchen durch die verknüpfung der daten die über mich vorliegen mit anderen datenquellen und dahinprogrammierter logik, intelligenz zu simulieren. so stellt google now mutmassungen darüber an, wo ich hin möchte oder was ich suchen könnte. ich kann mittlerweile meinem telefon auch einfach sagen, es solle meine frau anrufen oder mich nach hause dirigieren.
soweit ist das alles natürlich nichts neues. mir fiel aber auf, dass das problem mit der datensammelwut, also das sammeln von informationen über eine person, eigentlich gar nicht so neu ist. im prinzip gibt es diese situation schon viele hundert jahre. ein butler muss zum beispiel, wenn er ein guter butler sein will, so viel wie möglich über seinen chef wissen. vor allem sollte er so viel privates wie möglich wissen. auch ein guter butler (oder assistent) sollte meine kontakte, korrespondenz-metadaten und termine kennen, jederzeit meinen aufenthaltsort so genau wie möglich bestimmen können und so viel wie möglich über meine vorlieben und abneigungen wissen. diese daten sollte sich ein butler auch gut merken können, damit ihm das alles nicht jeden morgen neu erklärt werden muss.
ein guter butler geht also, von berufs wegen, einer manischen datensammelwut nach. ausserdem bügelt und faltet er, wie ein gutes smartphone, jeden morgen die zeitung. die probleme, die wir heute (unter anderem) mit smartphones haben sind also keineswegs neu. zum beispiel die frage, welche daten sammelt das ding über mich? ist mein smartphone loyal und verschwiegen, bzw. schützt es die daten die es über mich sammelt, oder tratscht es die bei jeder gelegenheit aus? diese fragen haben sich in den letzten jahrhunderten sicherlich auch schon unzählige adelige oder privilegierte gestellt. und wir jetzt eben auch.
vielleicht wäre das gar keine schlechte idee, die eine oder andere gepflogenheit oder tabu das sich im verhältnis von privilegierten und ihren dienern oder assistenten in den jahrhunderten herausgebildet hat, auch auf technik anzuwenden. vielleicht sollten wir von geräten, die uns dienen oder das leben leichter machen sollen, nicht nur reibungsloses funktionieren und einfache bedienbarkeit erwarten, sondern eben auch verschwiegenheit, diskretion und loyalität?
wenn wir über die technik, die wir derzeit nutzen, sei es in form von tragbaren geräten oder diensten, die auf geräten dritter laufen und die uns über das netz verbunden helfen unser leben zu organisieren, in den kategorien von loyalität und aufrichtigkeit nachdenken, kommen wir vielelicht zu ganz neuen schlussfolgerungen oder narrativen?
dann sind nachlässlichkeiten oder kooperationen von grossen und kleinen dienstleistern mit polizei und geheimdiensten vielleicht eben kein abstrakten datenschutzlücken mehr, sondern empörende fälle von illoyalität und vertrauensbrüche.
andererseits ist loyalität auch ein teures gut. ein butler kostet in deutschland etwa €6000 im monat. da nimmt man vielleicht auch mal einen für €60 im monat, der seinen job einigermassen erfüllt, aber dafür ständig nach hause telefoniert. aber muss loyalität wirklich teuer sein oder nur für privilegierte erreichbar sein?
- jürgen vielmeier denkt über ähnliches nach: Warum Google und Apple nicht so weitermachen können wie bisher“
- und benjamin birkenhake auch: „Menschen mit klugen Telefonen“
huffington postillion
visualisierung hui, musik pfui
auf spiegel online gefunden : eine beeindruckend anschauliche visualisierung des geplanten baufortschritts der nächsten 13 jahre der basilika sagrada família von antoni gaudí in barcelona.
ich frage mich allerdings wie das passieren kann, dass ein verein der einen solchen aufwand in die produktion einer visualisierung steckt, nur 3 euro fünfzig für die musikalische untermalung dieser visualisierung übrig hat. die musik, mit der das video unterlegt ist, kenne ich (glaube ich) aus fünfzig anderen werbeclips. aber wenn man das video stummgeschaltet ansieht, dann geht’s.
werbung mit ohne werbung
superlevel lässt sich künftig von vice vermarkten (die auch nerdcore.de vermarkten). fabu scherzt über seine autoren:
Die werte Autorenschaft leistet hervorragende Arbeit und hat sich noch nie darüber beschwert, lediglich mit Gummibärchen, Rabattmarken und sexuellen Gefälligkeiten entlohnt zu werden.
bisher war superlevel, wie ich, auch bei stilanzeigen. jetzt eben stillose werbung. aber:
Zahlreiche Menschen haben mit Werbung im Internet oder speziell in Blogs ein Problem. Ich kann das durchaus nachvollziehen, aber es interessiert mich nur peripher. Weder habe ich Lust darauf, die Einbindung von Werbung immer und immer wieder zu rechtfertigen, noch möchte ich etwaige Kritiker ignorieren. Aus dem Grund werden wir jedem Besucher (!) die Möglichkeit bieten, die Werbung auf Superlevel seitenübergreifend zu deaktivieren. Fakt ist nämlich, dass wir lieber auf Werbeeinblendungen statt auf Leser verzichten. Wer sich also bewusst für ein Abschalten der Werbung auf Superlevel entscheidet, bekommt ganz offiziell und ohne Murren unseren Segen.
ich biete das ebenfalls seit ca. 9 jahren an (worauf ich im schnitt alle 4 jahre hinweise). werbung auf wirres.net abschalten geht mit der taste w, dem menü rechts (taste y) oder über die wirres.net-einstellungsseite. die einstellung wird mit einem cookie gespeichert, der zwei wochen lang hält.
jahrelang hat (glaube ich) keiner verstanden, warum ich das anbiete. vielleicht auch, weil ich es nicht so gut begründet habe wie fabu. ich glaube übrigens auch, dass es der werbeindsutrie und den publishern gut getan hätte adblocker selbst zu erfinden. bei superlevel in den kommentaren zeichnet sich zumindest eine grosse akzeptanz ab. allerdings vor allem, weil superlevel.de super ist und weil alle hoffen, dass die autoren dort ohne sexuelle gefälligkeiten besser schreiben.
wahre fakten über frösche
ich habe an einer stelle zwei stellen wirklich tränen gelacht. muss man sich mal vorstellen, ich sitze in der küche, gucke tierfilme und lache. die beifahrerin war jedenfalls ein bisschen irritiert.
kein drama

gestern haben wir beim essen in der firma über politik geredet. die ausgangsfrage die über dem essen schwebte war: wer sind eigentliche diese CDU-wähler? die meisten die am tisch sassen kennen keine. ich kenne eine CDU-wählerin aus der neunten und zehnten klasse. ich glaube sie ist sogar CDU-mitglied. möglicherweise wählt mein vater die CDU. sonst fällt mir auch keiner ein. aber ausserhalb unserer sozialen- und filterblasen muss es sehr viele geben. wenn es nach dem zweitstimmenergebnis geht, leben wir in einer schwarzen republik:

don dahlmann weist ebenfalls darauf hin, dass das ergebnis der union keinesfalls historisch sei, es sei der normalfall in deutschland:
Der SPD ist es nur 1972 (Willy Brandt) und 1998 (Schröder) gelungen, mehr Stimmen als die CDU zu holen. Wir leben in einem Land, in dem die konservative CDU den breitesten Konsens abbildet. Und das schon immer.
das wahlergebis zeigt, dass die deutschen mehrheitlich zufrieden mit der regierungspolitik sind und kein allzu grosses bedürfnis nach veränderung verspüren. beim mittagessen kamen wir dann auf die frage, warum das so sei und ob man die menschen nicht besser aufklären müsste über die missstände in der republik.
ich vermute man kann das am besten mit einem bild illustrieren. ich finde es zum beispiel sehr angenehm in einer stadt zu wohnen, in der eine ungeheure vielfalt herrscht, in der türken, polen, russen, spanier oder amerikaner dicht gedrängt zusammenwohnen, in der man aufs auto verzichten und wenn man glück hat eine günstige altbauwohnung bekommen kann. eine stadt in der man nachts bis in die puppen ausgehen und einkaufen kann und in der die nachbarn nichts über meine vergangenheit oder meinen beruf oder meine freunde wissen. ich lebe hier in dieser stadt mit vielen menschen zusammen die diese freiheiten schätzen und den preis dafür (hoche dichte, lärm, durcheinander, ständige veränderung) sehr gerne zahlen.
ich kann mir allerdings schwer vorstellen einen bauern, der zufrieden mit seiner familie in der röhn auf seinem eigenen hof lebt, mercedes fährt und seine kinder in gersfeld auf die schule schickt, über die vorzüge meines lebensstil „aufzuklären“. noch schwerer würde es wohl, wenn ich ihm klarzumachen versuchte, warum die netzneutralität wichtig sei. ich kann mir durchaus vorstellen diese themen verständlich und überzeugend aufzuarbeiten und beispielsweise mit powerpoint oder keynote unterhaltsam zu präsentieren, aber die hoffnung ihn „aufzuklären“ oder ihn davon zu überzeugen, auch meinen lebensstil in erwägung zu ziehen werde ich mir wohl abschminken müssen. auch von der dringlichkeit bürger- oder grundrechte in der stofflichen welt und dem internet zu erhalten und zu stärken, werde ich jemanden der nachts noch nichteinmal die haustüre abschliesst, wirklich schwer überzeugen können.
[nachtrag 28.09.2013: was im vorherigen absatz steht soll nicht bedeuten, dass ich glaube ein rhön-bauer verstehe bestimmte politische themen nicht, was ich vor allem sagen will: viele themen die ich wichtig finde interessieren einen rhönbauern nicht, vor allem auch, weil sie seine lebenswirklichkeit nicht berühren. und: ich halte die hoffnung leute mit anderen politischen ansichten aufklären zu können für ziemlich bescheuert und arrogant. deshalb steht das wort fast durchgängig in anführungszeichen.]
ich habe dann beim essen gefragt, was denn die wirklich drängenden themen sind, dinge die die menschen emotional aufwühlen. beim umweltschutz fiel niemanden etwas ein, was sich die merkel-regierung nicht schon in grossbuchstaben auf die fahnen geschrieben hätte. bewahrung der schöpfung, energiewende, klimawandel steht gleichberechtigt auf schwarzen, roten und grünen fahnen. den grünen fahnenträgern fällt es sichtlich schwer sich thematisch gegen die schwarzen abzusetzen. auf den schwarzen fahnen stehen mittlerweile sogar die worte mindestlohn und steuererhöhungen. es gibt kaum ein thema das die merkel-regierung nicht schon umarmt und in watte gepackt hat und mit dem man noch mehrheiten mobilisieren oder polarisieren könnte. ausnahme sind natürlich aufgeklärte filterblasen-bewohner (wie du und ich), die dafür sorgen dass die schwarze karte oben ein paar bunte einsprengsel in den traditionellen filterblasen-ballungsräumen bekommt.
das ergebnis der bundestagswahl hat auch nichts mit dem versagen des journalismus oder der „netzgemeinde“ zu tun. es damit zu tun, dass keines der themen das journalisten oder netzbewohner für drängend halten, irgendwen ausserhalb von berlin, diversen filterblasen und ballungsräumen emotional berührt. die themen die wir netzbewohner, journalisten oder städter für drängend halten (meiner meinung durchaus zu recht), sind dem otto-normal-bürger nach wie vor zu abstrakt oder zu weit entfernt, um davon emotional berührt zu werden.
oder anders gesagt: was interessiert den bauern in der rhön das schicksal von edward snowden oder das von unzähligen dunkelhäutigen menschen die opfer von racial profiling oder fremdenfeindlichen übergriffen werden oder die menschen oder journalisten deren laptops an den grenzen gefilzt oder beschlagnahmt werden?
so traurig das klingt, aber mehrheitlich lassen sich viele menschen wohl eher von einer PKW-maut für ausländer (sprich östereicher und schweizer) berühren oder sich von unions-spindoktoren einreden, dass die grünen für spiessige bevormundung stünden. dass die CSU-regierung in bayern gleichzeitig für eins der strengsten nichtrauchergesetze im lande verantwortlich ist, stört die aufregung dann kaum. abgesehen davon, dass sich kaum ein unionspolitiker vorstellen kann, wie eine politik aussehen könnte, in der menschen mit abweichender sexualität oder rauschbedürfnissen nicht spiessig und ewiggestrig bevormundet werden, steht das C in der CDU/CSU ja bereits seit vielen hundert jahren für den fleischlosen freitag, an den sich viele kantinen bereits seit dekaden halten. tatsache ist aber: die union hat ständig themen im köcher mit denen sie die gefühlsklaviatur von sehr viel mehr wählern manipulieren bespielen kann als ihre gegner.
ich habe kürzlich gelernt, dass wir von grundrechten sprechen sollten und nicht von bürgerrechten. ich frage mich allerdings noch ob ich jetzt auch das wort „bürgerrechtler“ aus meinem vokabular streichen soll und von „grundrechtlern“ reden soll? ich habe auch gelernt, dass intellektuelles haarespalten und durchanalysieren zwar grossen spass macht und stimuliert, aber niemanden ausser ein paar bloggern, journalisten und stadtbewohner interessiert.
was fehlt, um die themen der netzpolitik, der freiheit und der grundrechte nach vorne zu bringen oder zu einem wahlentscheidenden thema zu machen, so wie vor 20 oder 30 jahren die umweltpolitik, ist nicht aufklärung oder bessere vermittlung, sondern emotionale aufladung. was bei der umweltpolitik in den letzten 40 jahren auch zu starken überdramatisierungen geführt hat, an denen wir bis heute zu knabbern haben (beispielsweise die wasserwerke).
diese dramatisierung kann nicht synthetisch erzeugt werden, sondern nur durch — das hört sich jetzt leicht dramatisch an — konkrete opfer, im sinne von menschlichen schicksalen und identifikationsfiguren. edward snowden ist ein anfang, aber leider ein sehr schwer vermittelbarer — zumindest in deutschland. ähnlich übrigens wie murat kurnaz oder gustl mollath. keines dieser schicksale hat die mehrheit der wähler so weit berührt, dass sie daraus konsequenzen an der wahlurne gezogen hätten — im gegenteil. aber trotzdem glaube ich fest daran (und ich irre gerne und oft), dass es schicksale von menschen sein werden, die themen wie netzpolitik und grundrechte soweit dramatisieren können, dass sie irgendwann doch bei der mehrheit der bevölkerung ankommen. bei der umweltpolitik hat es übrigens mal gereicht um die 3 millionen menschen zu berühren um einen wechsel herbei zu führen.
was ich eigentlich sagen will: neben den wahrnehmungsstörungen der ballungsraum- und berlin-filterblasen ist das hauptproblem das einem politikwechsel entgegensteht mal in einem völlig anderen zusammenhang von bill clinton ausgesprochen worden: „it’s the economy, stupid!“
- richard gutjahr meint, es seien „nicht Themen, Parteiprogramme oder Positionen, sondern die Personen“ die die wahl entscheiden. nur müssen die personen natürlich schon für themen oder positionen stehen, sage ich.
- das nuf ergänzt meine unfertigen gedanken um ein paar weitere gedanken.
interessante reaktionen hier in den kommentaren, auf twitter und facebook; ich finde ja, dass ich auf wesentliche reduziert, ungefähr folgendes geschrieben habe: in unserer urbanen ballungsraum-filterblase erkennen wir nicht, dass sich kaum jemand für die von uns hochpriorisierten themen interessiert und erst recht nicht von uns belehren („aufgeklären“) lassen will. darauf als reaktion zu schreiben: „merkt ihr eigentlich nicht, dass euch in eurer filterblase niemand zuhört?“ oder mich als arroganten, besserwisserischen oder blasierten schnösel darzustellen, erstaunt mich dann doch erheblich. aber weil ich mich vielleicht in der tat für erst- oder oberflächlich-leser missverständlich ausgedrückt habe, habe ich oben einen nachtrag in eckigen klammern nachgetragen.
online ad summit nachlese

vom online ad summit letzte woche in köln (ich schrob bereits ein bisschen drüber) sind jetzt die folien und ein paar bilder bei flickr online. ich habe meinen vortrag (den ich mit apple keynote gebaut hatte) mal versucht als blogartikel in html aufzuarbeiten. so am stück aufgeschrieben sieht man mal wieviel man in knapp 25 minuten so wegredet, wie lang das in buchstaben ist, nämlich ungefähr 3100 worte.
in den letzten tagen habe ich nochmal über eine meiner steilen thesen nachgedacht. auf den ersten blick scheint sie eher absurd, aber je länger ich drüber nachdenke, desto mehr sinn ergibt sie (glaube ich). ich habe mich gefragt, ob es nicht eine gute idee gewesen wäre (oder nach wie vor ist), wenn die werbeindustrie adblocker anböte. genau betrachtet macht das unternehmen evidon, dass unter anderem dienstleistungen für die werbeindustrie anbietet, genau das: es bietet ghostery an.
die möglichkeiten die mir für den vortrag eingefallen sind (datengewinnung, einen draht zum nutzer, einfaches, gezieltes whitelisting) sind noch sehr ausbaufähig und in den letzten tagen sind mir noch mindestens 3 weitere gute gründe für so eine herangehensweise eingefallen. aber dazu vielleicht demnächst mal mehr.
köln

nach drei jahren bin ich diese woche mal wieder in köln gewesen. ich wurde eingeladen einen vortrag zu halten, über werbung im internet. im vorfeld hatte ich mich schon irre gefreut, weil ralph caspers, einer der moderatoren und mitmacher der sendung mit der maus, die veranstaltung moderieren sollte. und dann das:

felix schwenzel @diplix
ich so zu ralph caspers: »grosser fan!« ralph caspers so: »gleichfalls!«
muss jetzt aufpassen nicht vor stolz zu platzen.
17.09.2013 8:57 Antworten Retweeten Favorit
was ralph caspers dann auch noch geditot hat.
nachdem jetzt also geklärt ist, dass ralph caspers und ich gegenseitig fans sind, muss ich aber noch einen drauf setzen. weil ich nämlich finde, dass er nicht nur ein super fernsehmoderator ist, sondern auch ein super veranstaltungsmoderator.

der online ad summit, den ralph caspers am dienstag moderierte, ist jetzt nicht so die art veranstaltung, auf der gute laune und fröhlichkeit im vordergrund stehen. aber trotzdem hat ralph caspers es ab dem ersten satz seiner moderation geschafft mir ein lächeln aufs gesicht zu zaubern. er ist wirklich witzig. dazu kommt, dass er wirklich ahnung vom internet hat. das sage ich nicht nur, weil er wirres.net kennt und in seinem adblocker gewhitelistet hat, sondern weil torsten kleinz das gesagt hat:
Letztens habe ich ihn auf irgendeiner Web-Konferenz moderieren gesehen. Und er hatte tatsächlich Ahnung von was er sprach. UND: Er kann moderieren. Ohne sich konstant selbst auf die Schulter zu klopfen. In der Kombination ein Novum.
ich weiss zwar nicht ob ein kompetenter und gleichzeitig unprätentiöser moderator wirklich ein novum ist, aber ich weiss, dass ralph caspers beides ist.
was ich aber eigentlich sagen wollte: ich kann ralph caspers ohne einschränkung als moderator empfehlen. ich kann mir vorstellen, dass er so ungefähr jede veranstaltung bereichert.

felix schwenzel @diplix
webtrekk ist jetzt offenbar im porno-business #ichkaufdasnicht #dmexco /cc @marthadear pic.twitter.com/HBOxIGBBzy

17.09.2013 8:05 Antworten Retweeten Favorit
auf der dmexco soll angeblich noch schlechterer mobiltelefon-empfang herrschen als auf der repuplica. das kann ich nicht bestätigen, zumindest am ersten tag war ich auf der demexco immer bestens verbunden. allerdings traf die dmexco als messe so gar nicht meinen nerv.

es waren zwar irgendwie alle da die die beiden worte internet und geld schonmal in einem satz laut ausgesprochen haben oder sich zum ziel gesetzt haben leute im internet zu zählen, auszumessen oder zu verarschen, aber nach dem querlesen von drei hallen habe ich die veranstaltung wieder verlassen und bin lieber ein bisschen durch die innenstadt von köln geschlendert. in der innenstadt ist das essen auch etwas günstiger als auf der dmexco und weniger warteschlangen-verseucht. kann aber auch sein, dass die aushänge an den dmexco-asia buden ein witz waren. weil 9 euro für fettige asia-nudeln mit alibi-gemüse im karton, kann ja niemand ernsthaft verlangen.
ich hab dann zwar in der innenstadt auch 9 euro ausgegeben, aber das war einerseits frisch zubereitet, thailändisch und mit einer schorle serviert. im pik thai in der wolfstrasse.
im manufactum-laden ist auch alles messe-teuer, aber weil ich gehört habe, dass das brot das dort verkauft wird überagend toll sein soll, habe ich dort mal einen (grossen) viertel-laib zum probieren gekauft. ich hoffe das brot funktioniert besser als die klemmenden klingelschalter von manufactum.
die abende in köln habe ich mit alten freunden verbracht, die ich teilweise 8 jahre nicht gesehen habe. freunde in köln zu haben ist aus vielen gründen sehr schön. man kann sie besuchen, mit ihnen essen oder essen gehen und kölsch oder wasser trinken, aber man kann unter umständen auch bei ihnen übernachten, wenn zu messe-zeiten die verbleibenen hotelzimmer bei 300 bis 600 euro pro übernachtung losgehen und zimmerpreise von über tausend euro nicht ungewöhlich sind. sehr angetan war ich von der küche des alteburger hofs. dort habe ich mir eine schlachtplatte für 14 euro bestellt die sehr exquisit und zivilisiert war. gar nicht so wie man sich deutsche schlachtplatten vorstellt, brutal, fett und fleischtriefend. sondern fein portionierte kleine köstlichkeiten mit ein bisschen kartoffelsalat, ein bisschen sauerkraut-wurst-salat, etwas pastete, etwas fischtartar und ein paar köstlichkeiten die ich nicht erkennen konnte, die aber toll waren.
am tag vorher hatte ich in deutz noch das vergnügen beim mexikaner, der sich in den letzten 15 jahren nicht einen deut verändert hat, meinen persönlichen klassiker zu essen; den spinatsalat des cafe especial.

am donnerstag bin ich auf dem weg zum bahnhof an der kölner stadtbibliothek vorbeigelaufen und habe mich gleich in die eingangshalle verliebt, in der unter anderem ein terminal stand, auf dem man ausländische presse lesen könnte, zwei kugelsessel mit anmontierten ipads und ganz viele corbussier-sesselchen. ausserdem hing im fenster ein plakat, auf dem unter anderem stand: „webcomics — die notwendigkeit zu bloggen“

ein bisschen habe ich mich in dieser woche wieder daran erinnert, wie schön es ist in köln zu wohnen. aber berlin ist auch toll.
(bild oben: flurbeleuchtung mit sternenhimmel)
apropos befähigung zum amt des bundeskanzlers
ich bin mir nicht sicher ob man die befähigung zum amt des bundeskanzlers davon abhängig machen sollte, wie sich diejenige oder derjenige auf fotos inszeniert. oder ob man von der abwesenheit menschlicher regungen eine besonders gute regierungsfähigkeit — oder das gegenteil — ableiten kann.

“world have your say” in berlin

i was invited as an audience member for BBC world news’ world have your say (WHYS) broadcast which was sent live from 12:00 to 13:00 GMT, which is confusingly 14:00 to 15:00 berlin time¹. the audience drippled in from around 12:30 (german time) until close to the beginning of the broadcast. probably because nobody was told ahead of time, that rehearsals were planned to start around 12:30. at least i wasn’t told before.
and of course, everybody must have heard that, making television involves a lot of waiting. or as the moderator ros atkins put it during the rehearsal: »now you get a glimpse of how much work it takes, to make something look normal on TV.« when i twittered this image during the rehearsal, i learned that my iphone tries to auto correct »atkins« to »stalin«. i hope iOS does that only when you put it into german language mode.

felix schwenzel @diplix
ros atkins und meine schuhe. #whys pic.twitter.com/6KE01LIQ3i

11.09.2013 12:15 Antworten Retweeten Favorit
i really liked how ros atkins conducted the audience during the broadcast. watching TV, watching the finished product almost always makes me feel being a moderator or presenter is like a piece of cake. everything seems to be quite natural on TV, even the most ridiculous set.

but being present on the set and seeing what has to be taken into account, how many loose ends have to be tied together to make it a pleasant expierience for the viewer is kind of awe-striking. it doesn’t feel natural talking into a camera, standing in the middle of a room full of people you hardly know that stare at you, having someone talking into your earpiece while you talk and listen or read on an ipad that is strapped to your hand.
again, i liked how ros atkins presented and moderated the discussion. if you haven’t seen it, in a couple of days it will be on youtube. thats at least what ros promised. and he really seems to be a sincere guy, here it is:
ros atkins and i met once before to film some scraps of a converation about germany which were used to put together a teaser for the broadcast. the teaser was send at least once on BBC world news before the broadcast. i got 8 seconds of speaking time (see the whole clip or a still-image) after waiting an hour for the team and chatting half an hour with ros. which was a pleasure and worth the while for 8 seconds of world-wide fame.

i was seated in one of the front rows, which i found kind of flattering. sitting there, ros asked me one of the more annoying questions he already asked me on monday. he asked if there hasn’t passed enough time since world war 2 for germany, so that it could return to a normal role in foreign policy. i didn’t say all of this, but i was wondering what a »normal« role would look like. and i also do hope, that even if a very long time passes, that germany won’t return to a foreign policy that wants to »punish« people or foreign governments. i was actually quite upset by a remark by german zeit newspaper journalist mariam lau, who said that she was »ashamed« of the german government, that didn’t sign a syria-resolution on the same day as other european governments and that »we« had to punish the syrian government. i really don’t know how »punishing« syria with military action (probably meaning massive airstrikes) would help anyone, let alone the syrian people, who would flee the country in large numbers. as far as i know (correct me if i’m wrong) there haven’t been any airstrikes that successfully removed a brutal regime in the last couple of centuries. and don’t say hiroshima and nagasaki, which took a huge count of civilian lives and that i wouldn’t dare to call »airstrikes«.
so however that punishment would look like, i have no clue how that would help anybody, except for the warm feeling that you get if you can say: »look, at least we did something and didn’t just sit around.« in germany we like to call that shopping-window politics. so if »normal« foreign policy means that, then i’d say, no thank you, i’m not convinced.

what i really liked about the programme was the diversity of the audience. that was a really good job by the WHYS team. people of color, germans with roots in other countries, conservatives, liberals, a politician, professors, experts on economy and me. may be the number of journalists was a little to high, but at least the political corners were balanced. may be they shouldn’t have balanced it as far as they did and even invite a journalist from the »bild«-newspaper. at least i got a chance to object to him (didn’t get his name). he tried to make a point that any economic government intervention or economic development scheme is bad. because journalists from »bild« believe (or want to believe) that the government is incapable of doing things right. except, of course, if it’s about protecting newspapers from competition (see »leistungsschutzrecht« (looked it up: ancillary copyright law) or depublicising content from public TV) or if it’s about intelligence services. these issue, says the »bild«-newspaper, are handled and excecuted perfecty by the government. i was wondering aloud if they also think that german streets and autobahns would be better managed in private hands. so i tried to make my last point and say, that i believe that the government should invest much more in infrastructure or at least stimulate massive development of the german infrastructure. especially concerning the internet, but also railroads and energy production.
i really liked the discussion, especially because there were almost no politicians present. i would really like german TV to pick up on that kind of discussion. normal people discussing on live TV with a little help of a moderator. i am dreadfully bored by german talkshows, but enjoyed »world have your say« a lot. by the way, i was also amazed how many germans speak english in a pleasant way. and i was appalled by how i struggled with the language. if i watch american TV shows i almost feel like a native speaker. so i had to learn, what a big difference there is between listening to english and actually talking english. let alone writing.
1) englisch? ich finde das ausnahmsweise mal angemessen. und weil ich beim englisch schreiben auch mal in einem wörterbuch nachschlagen kann, fluppt das worte-finden auch hoffentlich etwas besser als eben im fernsehen.
[nachtrag 13.09.2013]
das dradio über die sendung am mittwoch, auf deutsch: „Der Blick der Anderen“ (via @BBCRosAtkins)
[nachtrag 14.09.2013]
youtube-video oben eingebettet.
diesen mittwoch, BBC „world have your say“ aus berlin

morgen mittag um 13 uhr sendet der BBC world news service die sendung „world have your say“ aus berlin eine diskussion über deutschland:
With under a fortnight to the election, World Have Your Say is live from the German Historical Museum in Berlin to find out how Germans see their place in the world in 2013. How does the rest of the planet see Germany? Should the world learn to be a bit more German? In which direction will this election take Germany? And is Angela Merkel the best person to continue to lead it?
es sind ein paar (um die hundert) deutsche eingeladen, unter anderem auch ich. wer dort wann oder wie etwas sagen wird weiss ich nicht. gestreamt wird die sendung wegen ähnlich blöder britischer mediengesetze wie in deutschland nicht, aber über satellit sollte BBC world news zu empfangen sein. ausschnitte könnten irgendwann im whys-youtube-kanal aufschlagen, aber vielleicht auch nicht. aber ich werde von dort mit meinem telefon tweets und bilder senden.
[nachtrag 11.09.2013]
in einem kleinen teaser der derzeit auf BBC world news versendet wird darf ich auch einen halben satz sagen, nämlich, dass wir deutschen sehr wahrscheinlich nicht in den krieg gegen irgendwen ziehen werden.

typisch fernsehen: 8 sekunden fernsehen zu produzieren können auch schnell mal anderthalb stunden produktionszeit kosten (warten, filmen und plaudern). hier ist der ganze clip zu sehen.
der moderator ros atkins meinte bei der probe, die aufzeichnung würde auch auf youtube veröffentlicht (und noch ein paar mal neu versendet).
hier mein veranstaltungsbericht (auf englisch).
freiheit statt angst demo september 2013
heute, 13 uhr alexanderplatz in berlin
heute um 13 uhr am alexanderplatz demonstriere ich gegen dieses gif:

currywurst
kürzlich habe ich gesagt: „politik in deutschland regiert nicht, sondern kapituliert“. ich muss ergänzen: bei politik in deutschland regiert die currywurst, nicht das kotelett.


tv-duell 2013
vor ein paar wochen habe ich mich zum tv-duell zischen angela merkel und peer steinbrück akkreditiert. weils ging. ich war ein ein bisschen aufgeregt ob ich dann wirklich eingelassen werde, weil es in der einladungsmail hiess:
Bitte bringen Sie diese ausgedruckte Akkreditierungsbestätigung und die angegebene Legitimation (Presseausweis oder Akkreditiv des Arbeitgebers bzw. auftraggebenden Mediums) mit.
da ich mich mit wirres.net als auftraggeber angemeldet habe, habe ich mir entsprechend auch eine akkreditierung ausgestellt:
Sehr geehrte Damen und Herren,
Felix Schwenzel berichtet für das Online Magazin „wirres.net“ von der Bundestagswahl 2013. Bitte ermöglichen Sie ihm den Zugang zum „TV-Duell 2013“ am 1. September.
Mit freundlichen Grüße
Felix Schwenzel
Chefredakteur und Herausgeber wirres.net
als backup hatte ich aber noch eine akkreditierung einer „echten“ redaktion dabei. und? die haben weder auf den personalausweis, noch auf das „Akkreditiv“ geguckt. ich habe einfach so mein kärtchen bekommen.

drinnen ein grosser fernsehstudio-artiger, bescheurert beleuchteter raum, in dem typische fernsehstimmung herrscht. wichtig rumstehen und warten. dabei etwas essen und trinken, gelegentlich telefonieren oder in eine kamera sprechen. die akkustik ist allerdings sehr angenehm, weil überall stoff rumhängt und teppich ausliegt.

neben den journalisten laufen hier sehr viele sicherheitsleute rum oder leute die eben aussehen wie journalisten oder sicherheitsleute. das kann man ja nicht immer so genau unterscheiden. die kleinen menschen die hier rumlaufen sind politiker. ursula von der leyen lief eben an mir vorbei als ich auf einem höckerchen sass und wir konnten uns dann einen kleinen augenblick in die augen sehen. so klein ist die.

felix schwenzel @diplix
klaus staeck fotografiert @damitdasklaas #tvduell #relevanzisfirlefanz pic.twitter.com/cqVbBZLMmO

01.09.2013 18:05 Antworten Retweeten Favorit
peter klöppel trägt übrigens hochwasserhosen. michel friedman auch. muss also ein trend sein.

ich selbst fühle mich etwas underdressed mit meinem rötlichen cordjacket und dem schwarzen t-shirt mit leichten salzrändern vom 11 kilometer-marsch nach adlershof. ja, ich bin vom ostkreuz ins tv-studio gelaufen. was deshalb bemerkenswert ist, weil die dichte der NPD-plakate richtig adlershof stark zunimmt und dann am s-bahnhof adlershof schlagartig auf null zurückgeht. dafür waren dann plötzlich überall polizeiautos.
laut ulrich deppendorfs telepromter steigt die spannung im pressezentrum minütlich:

bei pro7 herrscht allerdings ziemliche ruhe:

spannend fand ich, dass ronald pofalla vor dem duell eine currywurst bestellte und ass.

als es dann losging, fand ich dass steinbrück seine eröffnung etwas besser auswendig gelernt hatte, als merkel. offenbar nicht nur ich.

aber steinbrück brachte die auswendig gelernten passagen nicht nur einen ticken glaubwürdiger rüber als merkel, ich fand besonders auffällig, dass er sich nicht wie merkel von den zwischenfragen aus dem tritt bringen liess. steinbrück fasste die ganze veranstaltung viel mehr als ein gespräch auf als merkel, bei der man das gefühl hatte, dass sie nur ihre talking points runterspulen wollte. diese talking points kamen leider zum grossen teil nicht nur wie aufgesagt und nicht abgeholt rüber, sondern waren, wie von merkel gewohnt, leider oft auch völlig verworthülst. mich wunderte, dass sie nicht irgendwann sagte, dass sich zukunft wieder lohnen müsse und frische luft gesund sei. nur ganz selten liess sie sich von den schienen heben und zu aussagen bringen, die so möglicherweise nicht geplant waren: ja das sei schon möglich, dass emails die den deutschen boden verlassen mitgelesen werden könnten, wobei das natürlich auch zu prüfen sei. und zu diskutieren. und nee, autobahnmaut für PKWs geht gar nicht.
merkel merkte man deutlich an, dass ihr das duell keinen spass machte. steinbrück schon. ich hatte das gefühl, dass er sich über manche fragen freute und meistens sogar über unterbrechungen und nachfragen. einmal sagte er may-britt illner sogar, dass er ihr gerne zuhöre — und das war nur halb ironisch gemeint. auch überraschend: steinbrück beantwortete manche fragen mit einem klaren ja oder nein. meistens schob er dann zwar noch ne erklärung hinterher, aber auch das meistens so knapp und auf den punkt, dass merkel irgendwann 10 minuten vorsprung bei der redezeit hatte.
merkel ging aber meiner meinung nach nicht leer aus. steinbrück wirkte zwar über weite strecken so viel kompetenter, besser vorbereitet und tiefer in der materie, dass ich mich dazu hinreissen liess ihn staatsmännisch zu nennen, aber merkel schaffte es irgendwie weniger akademisch und knuffiger zu wirken. also ein bisschen wie ein bauer mit dicken kartoffeln: kann sich zwar nicht so doll ausdrücken, ist nicht so irre helle, aber hats irgendwie schon drauf, mit den kartoffeln.
Stefan Niggemeier @niggi
Angela Merkel erahnt langsam, dass ihr wahrer Gegner in diesem #tvduell womöglich nicht Steinbrück, sondern Raab sein könnte.
01.09.2013 19:48 Antworten Retweeten Favorit
staatsmännisch versuchte auch peter klöppel zu wirken. und zwar sehr bemüht. so sehr, dass er mindestens einmal eine frage verdrehte und ständig an seinem füller rumfummelte. auch die etwas zu joviale art von may-britt illner verfing bei mir nicht. ich war heute abend anne will und stefan raab fanboy. beide sprachen und fragten floskellos, bissig, direkt und ein bisschen unverschämt, beide hakten so nach, dass beide kandidaten jedesmal ein bisschen baff waren und bis zu 3 zehntel-sekunden brauchten, bis sie sich wieder gefangen hatten. merkel brauchte bei manchen zwischenfragen 3-4 sekunden, bis sie sich wieder auf ihr floskel-gleis gehoben hatte. raab brachte nicht nur frische luft in die moderatoren-runde, sondern inspirierte offenbar auch anne will zu mehr aggressivität. stefan raab hätte ich jetzt gerne öfter bei solchen veranstaltungen dabei.

nach dem duell ass ronald pofalla übrigens wieder eine currywurst. wie vor dem duell. und spielte an seinem handy rum. irgendwann rauschte die kanzlerin in einem cordon von 20 personenschützern vorbei. merkel sah pofalla nicht, pofalla merkel nicht und ich sah merkel zuerst auch nicht. erst als sie vorbei war, sah man ihr schön gemachtes haar bewegungslos auf ihrem kopf entlanglaufen.
peter altmaier wollte nach der veranstaltung eigentlich vor allem bier trinken, sagte bei interview-anfragen aber nicht nein. ich habe bei zwei interviews kurz zugehört und seine einschätzung war beide mal wie vorher einstudiert und natürlich auch wortgleich. ich fand ihn aber trotzdem knuffig.


erstaunlich wie viele regierungspolitiker, minister und CDU oberchecker im pressezentrum waren. von der SPD waren soweit ich das erkennen konnte nur andrea nahles und hubertus heil da. der verstand sich ganz prima mit klaas heufer-umlauf. klaas heufer-umlauf hatte übrigens politiker-schuhe an. politiker-schuhe sind immer pikobello geputzt oder brandneu. seit ich vor 15 jahren mal lothar späth auf einer bierbank gesehen habe und dabei seine perfekt gepflegten schuhe sah, achte ich bei politikern immer auf die schuhe und bin fasziniert, wie einheitlich perfekt die schuhe immer sind. ich habe bisher nur einen politiker gesehen, der ungepflegte schuhe hatte: jörg tauss.
markus beckedahl fasst das duell wie folgt zusammen: „Acht Minuten NSA-Skandal im TV-Duell“ auch hier bin ich stefan raab übrigens (wahrscheinlich zu unrecht) dankbar. just in dem moment wo ich fürchtete (und twitterte), dass NSA und netzpolitik gar nicht mehr drankommen, fing raab an genau danach zu fragen.
corinna emundts hat ein paar blogeinräge im tagesschau-blog veröffentlich, die die stimmung im „presszentrum“ ganz gut wiedergeben: “Jawoll”, sagt Schäuble und schaut interessiert, 1:1 oder 2:1, nur für wen?, “Sekt oder Selters” (Steinbrück), Die Stunde danach.
roland nelles meint auf spiegel.de, „das war 0:0“, was ich anders sehe. könnte ich steinbrück direkt wählen und müsste nicht die verkackte wankelmütige SPD wählen, er hätte mich heute überzeugt. wenn jetzt auch noch der unwahrscheinliche fall eintreten würde, dass er sich plötzlich für bürgerrechte auch im internet und nicht nur auf der strasse einsetzen würde und klar stellung gegen die vorratsdatenspeicherung oder fluggastdatenübermittlung und für ein modernes urheberrecht beziehen würde, könnte er mich vielleicht noch überzeugen. aber dafür sind 21 tage wohl zu knapp.
apropos kurz und knapp:
Stefan Niggemeier @niggi
Angela Merkels Regierungsprogramm in einem Satz: "Sie kennen mich." #tvduell
01.09.2013 21:02 Antworten Retweeten Favorit

meine tweets, bilder und instagramme von gestern zum #tvduell relativ übersichtlich in meiner reclaim-installation.
CDU-kandidaten die sachen halten
wenn ich richtig gezählt habe, sieht man hier 32 CDU-kandidaten die einen stift in der hand halten, einen der ein iphone in der hand hält, drei die so tun als ob sie ein ipad benutzen und einen der an seinem finger riecht.
[quelle: bilder.cdu.de, inspiration von b. in den kommentaren]
[nachtrag 30.08.2013]
besim karadeniz hat 70 kandidatenfotos kommentiert.
der tagesspiegel zu den hintergründen dieser „modernen“ CDU-fotos. dank an speedracr für den link.
direktkandidaten casting
heute abend habe ich mir im sprengelhaus eine veranstaltung angesehen, in der sechs direktkandidatinnen für den bezirk mitte gelegenheit hatten sich ihren wählerinnen vorzustellen. anwesend waren
- eva högl, SPD
- klaus lederer, die linke
- philipp lengsfeld, CDU
- özcan mutlu, die grünen
- therese lehnen, piratenpartei
- hartmut bade, FDP
die drei ersten wurden auch mit ihrem titel aufgelistet, da sie aber auf ihren wahlplakaten alle drei auf ihren titel verzichten, verzichte ich auch. insgesamt waren in dem relativ kleinen veranstaltungsraum relativ viele, sehr bunt gemischte leute, was ich erfreulich fand, andererseits fand ich, dass für die grösse des wahlbezirks erschreckend wenig leute interesse an ihren kandidaten zeigten.

felix schwenzel @diplix
schaue mir 6 #btw13 kandidaten für berlin-mitte an. pic.twitter.com/lrk8KPPUZy

28.08.2013 18:59 Antworten Retweeten Favorit

mir fiel auf, dass die kandidaten in 3D alle sehr viel sympathischer als auf ihren plakaten wirkten. mit der ausnahme des CDU-kandidaten philipp lengsfeld, der in echt genauso strebermässig wirkt, wie auf seinen plakaten. herr lengsfeld hat allerdings, wie man seinem presse- und plakatbild entnehmen kann, eine besondere fähigkeit, die er für so wichtig hält, dass er sie in ebendiesem pressebild zentral herausstellt: er kann einen stift auf ein leeres, unbeschriebenes, kariertes heft halten.

die veranstaltung begann damit, dass jeder kandidat sich und seine zentralen politischen botschaften ungefähr 4 minuten lang vorstellen durfte. erstaunlicherweise klappte das minutengenau. hartmut bade von der FDP fing an. der erste eindruck war sehr sympathisch. in seiner sprache schwang etwas hessisch mit, was ich mag und er sagte anfangs sachen („damit ich in den bundestag komme, müsste die FDP auf ungefähr 40% kommen“) die davon zeugten, dass er sich selbst nicht so irrsinnig wichtig nimmt, was ich auch mag. als er dann aber versuchte zu erklären, dass die FDP in der bundesregierung ganz tolle sachen mache, wechselte seine sprache ins unangenehm schablonenhafte. ich glaube diese out-of-body-experiences, in denen politiker ihren körper verlassen und sich in sprechende parteiprogramme wandeln, sind nicht nur für die zuhörer schwer erträglich, sondern auch für die politiker selbst.
nicht schablonenhaft, sondern in breitgedroschenen phrasen sprach eva högl (SPD). sie ratterte um die 20 „bürger-und-bürgerinnen“ oder „kandidaten-und-kandidatinnen“-konstruktionen pro minute raus, flocht zweimal pro minute ein lockeres „meine damen und herren“ ein und war bemüht, als käme sie frisch vom rhetoriktraining, wirklich jeden menschen mit seinem namen anzusprechen. das sollte eindeutig verbundenheit mit dem wahlvolk, dem kiez, den menschen signalisieren, wirkte auf mich aber unangenehm kriecherisch fraternisierend. andererseits war sie wirklich gut verständlich, modulierte ihre sprache mustergültig und wirkte durchaus aufrichtig und engagiert, als sie über ihre politische arbeit und ansichten sprach. für meinen geschmack allerdings einen ticken zu dick aufgetragen.
klaus lederer von der linken wirkte jovial, jugendlich, offen und fast lausbübisch als er vor der veranstaltung den raum betrat und seine konkurrenten begrüsste. wenn er politisch wird, also über politik redet, verfliegt die jovialität und er verwandelt sich in einen schimpfenden rohrspatz. allerdings einer der durchaus kompetent und wohlinformiert wirkt, der sauber argumentiert und das ganze auch noch ansatzweise pragmatisch und konkret (statt dogmatisch und verallgemeinernd). würde er etwas weniger verbissen und empört argumentieren, könnte ich mir sogar vorstellen, ihn richtig gut zu finden.
herzensgut, sympathisch, aufgeregt und echt war therese lehnen von den piraten. ich würde keinen augenblick an ihren guten absichten zweifeln, was ich aber vergeblich suchte war substanz und ansätze von durchsetzungsvermögen oder -willen.
(politische) substanz fehlt leider auch philipp lengsfeld. er hat die rhetorischen fähigkeiten von edmund stoiber und kann sehr schön gestikulieren. aber sein hauptargument, dass man ihn wählen solle weil die wahl für schwarz-gelb schon so gut wie entschieden sei und er sich dann als angehöriger einer regierungsfraktion im bundestag maximal effektiv für seinen wahlkreis, also den wedding und mitte, einsetzen könne, war wenig überzeugend. er bekundete zwar mehrfach, dass er furchtbar ehrlich sei und im gegenteil zu seinen konkurenten seinen wählern nicht das blaue vom himmel versprechen würde, verstand aber offenbar nicht, dass zum streiten nicht nur das behaupten gehört, sondern das überzeugen.
philipp lengsfeld versucht mit jedem wort und jeder geste einen politiker darzustellen und scheitert dabei so grandios, dass ich beinahe mitleid bekam. da er sich aber mehrfach verbal extrem unangenehm vergallopierte, konnte ich das mit dem mitleid schnell ausknipsen. gegen die doppelte staatsbürgerschaft argumentierte er mit dem „totschläger vom alexanderplatz“, der sich dank seiner doppelten staatsbürgerschaft dem zugriff der deutschen staatsgewalt mit einer reise in die türkei entzog. das argument war so absurd, dass sogar sein kumpel von der FDP deutlich intervenierte und den bullshit von legsfeld bullshit nannte (meine worte). philipp lengsfeld erklärte auch sein gesellschaftsbild in dem es zwei arten von menschen gibt: menschen wie er, die arbeiten, und harz-4-empfänger.
özcan mutlu von den grünen trug ein grünes polohemd mit rotem kragen. er kam als letzter, aber immer noch eine minute vor dem veranstaltungsbegin. ich bin ja fest entschlossen den grünen dieses mal nicht meine zweitstimme zu geben (aus gründen), aber özcan mutlu bekommt mit ziemlicher sicherheit meine erststimme.
özcan mutlu war einer der wenigen der keine schablonenafte sprache nutzte, sondern frei schnauze redete, teilweise sehr emotional aber trotzdem ziemlich sachlich und sehr konkret. er schaffte es nicht nur seine positionen klar und deutlich (und ohne populismus) auszudrücken, sondern auch mit wenigen sätzen philipp lengsfelds ahnungslosigkeit und hohlraum-argumente freizulegen. mir gefiel auch wie er eva högl einmal kurz anpiekste, woraufhin deren fragile floskel-maske unter einem heftigen sarkasmus- und zickigkeitsausbruch zerbrach. (högl fand das millionengehalt von flughafenchef mehrdorn eine schweinerei und nicht nachvollziehbar, worauf mutlu „faktencheck“ rief und darauf hinwies, dass dem aufsichtsrat des berliner flughafens bis vor kurzem zwei SPD männer vorsassen.)
mir war özcan mutlu sehr sympatisch, aber ich finde auch, dass er am besten zum wahlkreis passt, zumindest so wie ich den wahlkreis wahrnehme oder wahrnehmen möchte: bunt, lebendig und dynamisch, aber auch geprägt von tiefen sozialen gefälle, integrationsproblemen und arbeitslosigkeit. die lösungen die mutlu vorschlug fand ich pragmatischer und weniger ideologisch geprägt als die von klaus lederer oder den linken. wobei klaus lederer persönlich gar nicht so ideologisch geprägt wirkte, sondern eher aufrichtig besorgt.
bei allen sechs kandidaten war echte, aufrichtige leidenschaft und engagement für politik zu spüren. alle (bis auf lengsfeld) liessen durchscheinen, dass sie nicht mit allen entscheidungen ihrer parteien einverstanden sind und „persönlich“ teilweise etwas andere meinungen vertreten. so konnten sich auf eine publikumsfrage hin eigentlich alle kandidaten (bis auf lengsfeld) ein bedingungsloses grundeinkommen vorstellen — zumindest auf die lange sicht. alle (bis auf lengsfeld) waren gegen ein bewaffnetes eingreifen in syrien und waffenexporte, wobei högl und bade sich rhetorisch geschickt aus der schlinge zogen und elegant relativierten. beim versuch zu relativeren stolperte philipp lengsfeld ganz böse, als er zum thema waffenexporte aus dem CDU-wahlprogramm vorlas:
CDU und CSU verfolgen das Ziel, weltweit die Verbreitung von konventionellen Waffen stärker zu kontrollieren.
das war der witz des abends und der zeitpunkt an dem ich zum ersten mal glaubte, dass philipp lengsfeld eventuell ein schauspieler, eine art politik-darsteller sein könnte.
ich fand das ganz grossartig, dass das sprengelhaus diese veranstaltung organisisert hat. es ist das erste mal, dass ich mir die direkt-kandidaten meines wahlkreises zu einer bundestagswahl genauer angesehen habe. aus erster hand, direkt. ich habe mir zwar schon gedacht, dass ich özcan mutlu am sympathischsten und unterstützungswertesten fände, aber zu sehen, dass die menschen die sich hier zur wahl stellen ihre sache ernst nehmen, sich enorm engagieren und aufrichtig kämpfen fand auf eine art sehr beruhigend. heute abend ist mir der wert der erststimme bei einer bundestagswahl zum ersten mal in meinem leben richtig bewusst geworden.
auf spiegel online kann man seine direktkandidaten mit hilfe von antworten der kandidaten auf abgeordnetenwatch „checken“: kandidatencheck.spiegel.de
das ding scheint zu funktionieren, denn mir wurde vom kandidatencheck özcan mutlu wärmstens ans herz gelegt: „18 Übereinstimmungen bei 24 Thesen“