kategorie: artikel ×

al­le jah­re wie­der

felix schwenzel

john­ny haeus­ler 2005:

Ich glau­be, mich kotzt ge­ra­de die­ses all­ge­mei­ne Dau­er­bas­hing in vie­len Blogs an. Al­les und je­der scheint blöd zu sein, aber nur we­ni­ge kön­nen auch aus­drü­cken, war­um ge­nau (oder gar Al­ter­na­ti­ven an­denken). Alle sind schlau­er als der Rest, aber nur we­ni­ge zei­gen’s auch. Und alle ha­ben un­heim­lich viel Iro­nie, aber die meis­ten nut­zen sie nur als of­fe­ne Hin­ter­tür.

john­ny haeus­ler 2014:

[E]s [geht] in den Schlau­ber­ger-Ko­lum­nen und vie­len Kom­men­ta­ren mal wie­der dar­um, auf mög­lichst “cle­ve­re” Art zu for­mu­lie­ren, wer und was al­les Schei­ße ist. Ein klei­ner Tipp: Es ist nicht etwa Ebo­la, son­dern na­tür­lich der Song, die Ma­che­rin­nen und Ma­cher. Also die so ge­hass­ten “Gut­men­schen”, die na­tür­lich al­les falsch ma­chen.

Will­kom­men im Wohl­stand des 21. Jahr­hun­derts, in dem die Wort­be­stand­tei­le “Gut” und “Mensch” of­fi­zi­ell zur Be­lei­di­gung ge­wor­den sind. Und in dem man am we­nigs­ten Ri­si­ko ein­geht, wenn man be­son­ders gut im “Al­les­scheiß­e­fin­den”, “Bloß­für­nicht­sein­ste­hen” und “Auchk­ei­ne­lö­sung­ha­ben” ist. Wir sind so irre iro­nisch. Nur lei­der nicht wit­zig

alle jah­re wie­der, wenn bob geldof und bono ir­gend­was ma­chen, fin­den leu­te das scheis­se und das fin­det john­ny haeus­ler dann scheis­se (aus­ser manch­mal). jetzt hat john­ny haeus­ler die weit ver­brei­te­te und pu­bli­zier­te ab­leh­nung der jüngs­ten band-aid-wie­der­vor­la­ge zum an­lass ge­nom­men, bru­talst­mög­lich zu dif­fe­ren­zie­ren: „Band Aid 30: Al­les schei­ße?

ich fin­de bob geldof lei­der, völ­lig un­iro­nisch, to­tal scheis­se doof. aus sehr vie­len ver­schie­de­nen grün­den, die ich in den letz­ten jah­ren auch ein paar mal hier im de­tail be­spro­chen, be­schrie­ben oder ver­linkt habe (1, 2, 3, 4, 5, 6, 7). bono üb­ri­gens auch, der (ge­nau wie zum bei­spiel ap­ple, ama­zon, aol oder die huf­fing­ton post) ela­bo­rier­te steu­er­spar­mo­del­le nutzt, aber sich dar­über be­klagt, dass die län­der der welt nicht ge­nug hül­fen. die huf­fing­ton post und cam­pi­no fin­de ich auch doof, eben­falls völ­lig un­iro­nisch. mei­ne ab­leh­nung ba­siert vor al­lem dar­auf, dass ich lese was die huf­fing­ton post ver­öf­fent­licht oder was cam­pi­no (oder bono oder geldof) so in in­ter­views oder ar­ti­keln sa­gen.

ich fin­de mei­ne ab­leh­nung von sol­cher­lei tral­l­al­la (wie band aid, live8, der huf­fing­ton post), oder mein dooffin­den von leu­ten wie bono, geldof oder cam­pi­no völ­lig le­gi­tim.

john­ny haeus­ler fin­de ich nicht scheis­se, im ge­gen­teil. ich fin­de es su­per, wenn er sich auf­regt, weil dann manch­mal auch sehr, sehr tol­le tex­te aus ihm raus­kom­men. die­ser text ist zwar mei­ner mei­nung nach nicht so toll, auch wenn er mit vie­lem was er sagt na­tür­lich recht hat — aber eben nicht in al­len punk­ten.

ich fin­de näm­lich sehr wohl, dass man so­wohl ebo­la scheis­se fin­den kann, als auch die art und wei­se — und vor al­lem die hal­tung und mo­ti­va­ti­on — mit der geldof und sei­ne mit­strei­ter ihre hilfs­ak­ti­on auf­zie­hen. und ich fin­de auch nicht, dass ir­gend­wer, der sich ent­schei­det et­was für ei­nen gu­ten zweck zu tun (oder für ir­gend­was geld zu sam­meln), vor kri­tik be­hü­tet wer­den soll­te. im ge­gen­teil. ak­tio­nis­mus, ir­gend­et­was tun ist zwar grund­sätz­lich löb­lich, aber nicht zwangs­läu­fig rich­tig oder hilf­reich oder un­um­strit­ten. wenn das so wäre, müss­ten wir alle das leis­tungs­schutz­recht to­tal knor­ke fin­den, denn des­sen in­itia­to­ren ha­ben uns glaub­haft ver­si­chert, dass es un­se­re de­mo­kra­tie und pres­se­land­schaft stär­ken wür­de. wie kann man dann ge­gen so et­was gu­tes sein, das sich le­dig­lich ge­gen böse fir­men und men­schen rich­tet?

apro­pos po­li­tik. ich glau­be (ganz un­iro­nisch), dass die meis­ten po­li­ti­ker es auch nur gut mei­nen. zwei­fel­los reis­sen sich sehr vie­le po­li­ti­ker ihre är­sche für ihre über­zeu­gun­gen auf.

soll man po­li­ti­ker des­halb auch nur kri­ti­sie­ren, sich nur über ihre ver­meint­lich be­scheu­er­ten ideen lus­tig ma­chen, wenn man bes­se­re ideen hat, wenn man lö­sun­gen pa­rat hat oder sich kon­struk­tiv an de­bat­ten be­tei­ligt hat? soll man die mo­ti­ve von po­li­ti­kern aus der dis­kus­si­on aus­schlies­sen, weil sie es doch of­fen­sicht­lich (und nach ei­ge­nem be­kun­den) nur gut mei­nen?

was bono, geldof oder cam­pi­no hier ver­an­stal­ten ist ja kei­ne rei­ne spen­den­ak­ti­on, son­dern eine po­li­ti­sche un­ter­neh­mung: sie kri­ti­sie­ren ih­rer­seits „die po­li­tik“ die nicht ge­nug täte, die an­geb­lich ta­ten­los sei und der man jetzt („lei­der“) zei­gen müs­se wie „es“ rich­tig gehe (zi­ta­te von bob geldof aus dem ge­däch­nis). wer mit erns­ter mie­ne so dick auf­trägt, soll­te sich na­tür­lich nicht über kü­bel­la­dun­gen von spott wun­dern — so wie sich dick auf­tra­gen­de deut­sche po­li­ti­ker üb­ri­gens auch nicht über kü­bel­la­dun­gen spott auf spree­blick.com wun­dern.

john­ny haeus­ler sagt kurz vor sei­nem, lei­der sehr sar­kas­ti­schen, schluss­satz:

Es ist so leicht, Ak­tio­nen wie Band Aid schei­ße zu fin­den, so leicht, dum­me Sprü­che dar­über zu ma­chen, sich den ei­nen oder an­de­ren La­cher ab­zu­ho­len. Viel schwe­rer ist es, sich ein­fach mal für eine Sa­che ein­zu­set­zen im vol­len Be­wusst­sein, dass sie un­cool wir­ken kann und viel­leicht so­gar nicht zu 100% hieb- und stich­fest ist.

auch wenn er sich hier ein biss­chen wie der spre­cher der jun­gen uni­on bei der recht­fer­ti­gung sei­ner mit­glied­schaft an­hört, hat john­ny haeus­ler na­tür­lich recht. sich für et­was ein­set­zen, von dem man über­zeugt ist, ist eine tu­gend, die durch­aus öf­ter ge­übt wer­den könn­te. aber schwer und leicht sind ers­tens nicht un­be­dingt in­di­ka­to­ren für rich­tig und falsch, ge­nau­so wie das rich­ti­ge ziel noch lan­ge nicht den rich­ti­gen weg ga­ran­tiert.

ich wür­de sehr ger­ne mei­ne skep­sis ge­gen­über or­ga­ni­sa­tio­nen oder men­schen be­hal­ten, die das öff­nen von geld­beu­teln mit über­mäs­si­gem pa­thos und emo­tio­na­li­sie­rung ein­for­dern. ich wer­de ganz be­son­ders skep­tisch wenn die or­ga­ni­sa­to­ren an­fan­gen die ab­leh­nung ih­rer ak­ti­on, mit ab­leh­nung der sa­che für die sie sich ein­set­zen gleich­zu­set­zen. so ein vor­ge­hen mag zwar ef­fek­tiv sein, aber ich hal­te es für ge­nau­so falsch, wie das re­kru­tie­ren von mit­glie­dern oder spen­dern in der fuss­gän­ger­zo­ne.


the good wi­fe s06e09

felix schwenzel

*

  tv.com: The Good Wife "Sti­cky Con­tent" Re­view: Bomb­s­hells Gre­at and Small   #
(es fol­gen spoi­ler, wer the die sechs­te staf­fel von the good wife noch nicht ge­se­hen hat, soll­te nicht wei­ter­le­sen)

the good wife hat in der letz­ten fol­ge eine an­deu­tung wie die ge­schich­te in der nächs­ten staf­fel wei­ter­ge­hen könn­te ge­macht, die ich span­nend fin­de. mög­li­cher­wei­se hat es nicht je­der ge­merkt (die se­ri­en­jun­kies ha­bens je­den­falls nicht ge­merkt), aber eine klei­ne be­mer­kung ali­ci­as ge­gen­über pe­ter hat span­nen­de neue er­zähl­op­tio­nen auf­ge­zeigt. nach­dem ali­cia pe­ter we­gen ei­nes gut do­ku­men­tier­ten tech­tel­mech­tels mit sei­ner jus­ti­zia­rin zur rede stellt, sagt sie sinn­ge­mäss, dass er künf­tig ver­su­chen soll­te sei­ne hor­mo­ne in den griff zu be­kom­men und nicht al­les, was bei fünf nicht auf den bäu­men ist, zu fi­cken — nicht ihr zu lie­be oder aus an­stand, son­dern aus po­li­ti­schem in­stinkt. wenn er wie­der­ge­wählt wer­den wol­le, sol­le er:

Zip your pants, shut your mouth, and stop ban­ging the help.

mir schoss bei die­ser sze­ne in den kopf, dass, egal wie das ren­nen um den pos­ten der ge­ne­ral­staats­an­wäl­tin aus­geht, das dreh­buch in der nächs­ten staf­fel den kreis schlies­sen könn­te und ali­cia ins ren­nen um das amt des gou­ver­neurs schi­cken könn­te.

ein kom­men­ta­tor auf tv.com hat­te den ge­dan­ken auch:

What I'd love to see is the elec­tion come down to the wire and Pra­dy's group re­leases a de­vas­ta­ting ad about Pe­ter's af­fairs and hints about Ali­cia & Quinn. Her ad­vi­sers put tog­e­ther a bril­li­ant at­tack plan to re­fu­te ever­y­thing to take down Pra­dy but Ali­cia rea­li­zes Pe­ter did­n't lis­ten this week. She goes along un­til the press con­fe­rence like in the first epi­so­de only this time she is­n't the good wife. She ta­kes Pe­ter down on na­tio­nal TV and the back­lash kills her cam­paign 

The pu­bli­ci­ty is so gre­at that Ali­cia's re­co­gni­ti­on is grea­ter than ever al­beit for the wrong re­asons. The de­mo­cra­tic par­ty de­ci­des it does­n't want Pe­ter to run for re­elec­tion next year but he does it any­way. Which cau­ses them to turn to Ali­cia to take him down.

I know it's to­tal­ly im­plau­si­ble but I re­al­ly want a Flo­rick vs Flo­rick cam­paign. It would be an ama­zing way to cap the se­ries.


the gra­ham nor­ton show s12e06

felix schwenzel

jake gyl­len­haal, joan ri­vers, je­re­my clark­son, ja­mes may und ke­sha zu gast bei gra­ham nor­ton. das sind 40 sehr wit­zi­ge mi­nu­ten. vor al­lem über joan ri­vers muss­te ich sehr la­chen, mehr­fach auch laut, ob­wohl ich ganz al­lei­ne war.

/nach ei­nem hin­weis von @das­nuf ge­guckt.


plopp!

felix schwenzel

*

  sie­mens-home.de: Sie­mens - SR65E000EU - speed­Ma­tic45 Ge­schirr­spü­ler 45 cm Voll­in­te­grier­bar   #

man­che leu­te kau­fen sich ja au­tos we­gen des sat­ten schliess­ge­räuschs der tü­ren. wenn man on­line ne spül­ma­schi­ne kauft, kann man das na­tür­lich nicht vor­her wis­sen, aber die­se ma­schi­ne hat ein be­ein­dru­ckend sat­tes ins-schloss-fal­len-ge­räusch. da die tür, dank der auf­ge­schraub­ten deko-tür, sehr schwer ist und die fe­der ent­spre­chend stark, schliesst die tür auch im­mer selbst, aus­ser man lehnt sie ganz vor­sich­tig ans schloss. als die bei­fah­re­rin mich kürz­lich da­bei er­wisch­te, wie ich die dich­tun­gen sanft mit ei­nem feuch­ten lap­pen ab­wisch­te, brach­te sie es auf den punkt: „du liebst die neue spül­ma­schi­ne sehr, oder?“

YouTube Video Vorschaubild
youtube-video laden, info, direktlink

oran­gen-man­del-ku­chen

felix schwenzel

ich ner­ve seit ge­rau­mer zeit (oder zwei wo­chen) mei­ne face­book­time­line mit fo­tos von es­sen das ich nach die­sen zwei koch­bü­chern von yo­tam ot­to­lenghi ge­kocht habe. die bei­den bü­cher hab ich mir kürz­lich ge­kauft und ich kann sie wirk­lich je­dem ans herz le­gen (bü­cher­links sind ama­zon-wer­be­links):

in „das koch­buch“ ist das re­zept für ei­nen oran­gen-man­del-ku­chen das ich heu­te nach­ge­kocht habe (und ver­face­boo­ked habe).

weil der ku­chen so ex­trem le­cker war, schreib ich mal auf wie ich ihn ge­macht habe.

  • 50 gramm wei­zen­mehl
  • 1 tee­löf­fel Back­pul­ver (ich hab mehr ge­nom­men)
  • ½ tee­löf­fel salz
  • 200 gramm but­ter
  • 200 gramm zu­cker
  • 3 eier
  • 2 tee­löf­fel oran­gen­blü­ten­was­ser
  • 240 gramm ge­mah­le­ne man­deln
  • 120 gramm in­stant­po­len­ta
  • 4 ess­löf­fel oran­gen­mar­me­la­de

für den ka­ra­mell­über­zug

  • 90 gramm zu­cker
  • 20 gramm but­ter
  • 2-3 bio-oran­gen

ka­ra­mel­li­sie­ren geht bei mir zu 50 pro­zent schief. auch dies­mal. erst beim zwei­ten mal hat es bei mir ge­klappt. des­halb be­schrei­be ich es mal schritt für schritt: ich habe 2-3 ess­löf­fel was­ser zu­sam­men mit den 90 gramm zu­cker in eine heis­se pfan­ne ge­kippt und so lan­ge ge­rührt, bis das was­ser ver­dampft war. auch da­nach habe ich wei­ter­ge­rührt. man soll die zu­cker­mas­se dann vom herd neh­men, wenn sie „eine schö­ne gol­de­ne far­be“ an­ge­nom­men habe. bei mir ist der schritt von ganz leicht gol­den zu pech­schwarz im­mer sehr kurz. des­halb habe ich die zu­cker­mas­se, glau­be ich, kurz be­vor sie schön gol­den war vom herd ge­nom­men und die but­ter (sehr schnell) un­ter­ge­rührt.

so­bald die but­ter gut ver­rührt ist, so­fort die zu­cker­mas­se in die back­form gies­sen. dort wird sie sehr schnell zäh­flüs­sig und dann stein­hart. das ist, so­weit ich das ver­stan­den habe, auch so ge­dacht.

mei­ne ku­chen­form (ø 20 cm) ist aus si­li­kon und hat sich beim gleich­mäs­si­gen ver­tei­len auf dem bo­den et­was an­ge­stellt. am ende habe ich aber ge­won­nen. bei nor­ma­len rund­for­men soll­te man un­be­dingt den bo­den mit back­pa­pier aus­le­gen, be­vor die ka­ra­mell­mas­se drauf­kommt.

da­nach habe ich die ab­ge­wa­sche­nen (bio) oran­gen mit mei­nem heu­te neu ge­kauf­ten mi­cro­pla­ne rei­be (wer­be­link) von ih­rer haut be­freit. die ab­ge­ras­pel­te oran­gen­haut kann dann bei­sei­te ge­stellt wer­den und vor sich hin duf­ten. da­nach habe ich die oran­gen gross­zü­gig mit ei­nem schar­fen mes­ser ge­schält, so dass fast nichts weis­ses mehr dran­bleibt, die oran­gen aber wei­ter rund sind. jede oran­ge in un­ge­fähr 6 schei­ben schnei­den und auf dem aus­ge­här­te­ten ka­ra­mell ver­tei­len, so dass der bo­den der back­form kom­plett mit oran­gen­schei­ben be­deckt ist.

in an­de­ren re­zep­ten steht hier im­mer: but­ter und zu­cker „schau­mig“ rüh­ren. das ist mir noch nie ge­lun­gen. wenn ich but­ter und zu­cker ver­rüh­re, ent­steht im­mer eine but­ter­creme. nie­mals schaum

jetzt zum teig. die 200 gramm but­ter und 200 gramm zu­cker (uff) hab ich in der lang­sam­lau­fen­den kü­chen­ma­schi­ne zu­sam­men­ge­rührt. jetzt soll­te die ma­schi­ne bei nied­ri­ger ge­schwin­dig­keit wei­ter­lau­fen und nach und nach wer­den die drei eier hin­zu­ge­fügt, die ab­ge­rie­be­ne oran­gen­scha­le, das oran­gen­blü­ten­was­ser (hat­te ich nicht und habs folg­lich weg­ge­las­sen), die 240 gr­anmm man­deln, die po­len­ta und das mehl, das back­pul­ver und et­was salz. das er­gab ei­nen grob­kör­ni­gen und schön kleb­ri­gen teig.

der soll­te jetzt so in die ku­chen­form ge­bracht wer­den, dass die oran­gen­schei­ben nicht ver­rut­schen. ich habe mir ein­ge­bil­det, dass es dem ku­chen, bzw. der po­len­ta beim quel­len hül­fe jetzt noch ne wei­le durch­zu­zie­hen, aber ver­mut­lich kann er gleich in den ofen (170°). da hat die po­len­ta dann zeit ne stun­de zu quel­len.

nach ge­nau ei­ner stun­de hab ich den ku­chen mit ei­nem ess­stäb­chen an­ge­sto­chen und er schien per­fekt zu sein. nach 5 mi­nu­ten aus­küh­len hab ich ihn auf ei­nen tel­ler ge­stürzt und so­lan­ge er noch warm war mit oran­gen­mar­me­la­de be­stri­chen. (ot­to­lenghi meint man sol­le die mar­me­la­de mit et­was was­ser in ei­nem topf auf­ko­chen, durch ein sieb pas­sie­ren und dann auf den ku­chen strei­chen. ich fin­de das kann man sich spa­ren.)


tat­säch­lich ist der ku­chen nicht nur sehr ge­schmack­voll, son­dern hat durch die po­len­ta auch ne ziem­lich in­ter­es­san­te kon­sis­tenz zwi­schen (im sand­ku­chen-sinn) san­dig, saf­tig und bis­sig. die mo­no­the­ma­ti­sche wür­zung (oran­gen­scha­le im teig, oran­gen­schei­ben oben und bit­te­re­re oran­gen­mar­me­la­de ganz oben) ist auch sehr ent­span­nend.


noch­mal die wer­be­links:


zapp fin­det un­ter­halt­sam prä­sen­tier­ten jour­na­lis­mus sa­ti­risch

felix schwenzel

zapp be­haup­tet hier (ab mi­nu­te 1:07), john oli­vers last week to­night sei eine „sa­ti­re­sen­dung“, bzw. dass man, wenn man sein pu­bli­kum nicht täu­schen wol­le, dar­auf hin­wei­sen müs­se, dass last week to­night eine „sa­ti­re­sen­dung“ sei. da­bei gilt ge­ra­de die­se sen­dung als glän­zen­des bei­spiel für eine neue art von jour­na­lis­mus, der zwar wit­zig und un­ter­halt­sam prä­sen­tiert wird, aber an des­sen jour­na­lis­ti­scher qua­li­tät und re­cher­che­tie­fe es nichts aus­zu­set­zen gibt.

selbst die AP (bzw. da­vid bau­der von der AP) nennt das was john oli­ver macht „in­ves­ti­ga­ti­ven jour­na­lis­mus“.

asa­win sueb­saeng wi­der­spricht in the dai­ly be­ast john oli­ver selbst, der sagt das was er ma­che sei kein jour­na­lis­mus, son­dern an ers­ter stel­le un­ter­hal­tung („co­me­dy“) und and zwei­ter stel­le un­ter­hal­tung:

I call bull­shit.

[…] Last Week To­night with John Oli­ver is cle­ar­ly, at least in part, a jour­na­li­stic en­ter­pri­se. Oli­ver and his staff should own up to it. Even if they don’t want to, they’ve ear­ned prai­se from one of the coun­try’s most vi­si­ble me­dia re­por­ters.

ma­ri­na weis­band fin­det in john oli­vers sen­dung jour­na­lis­mus, den sie sich „in Zu­kunft wün­sche. In­ves­ti­ga­tiv & ernst in The­men, un­ter­halt­sam dar­ge­bracht.“

auch se­bas­ti­an dal­kow­ski glaubt, dass john oli­ver sei­ne be­haup­tung, er ma­che un­ter­hal­tung und kei­nen jour­na­li­mus, nicht mehr lan­ge auf­recht hal­ten kön­ne und nennt john oli­ver ei­nen „in­ves­ti­ga­ti­ven Ko­mö­di­an­ten“.

john oli­vers sen­dung in eine schub­la­de mit dem pos­til­li­on zu ste­cken, wie zapp das in dem aus­schnitt tut ist, hat min­des­tens die qua­li­tät des­sen, was zapp rt­deutsch vor­wirft: es täuscht. zapp macht es sich hier ein biss­chen zu leicht.

ge­fun­den über ste­fan nig­ge­mei­ers in­ter­view mit ni­co­laj ge­ri­cke von rt­deutsch­land, in dem ste­fan nig­ge­mei­er schreibt:

Der NDR hat sich in sei­nem Me­di­en­ma­ga­zin „Zapp“ ges­tern mit den ers­ten Ar­ti­keln und Vi­de­os von „RT deutsch“ be­schäf­tigt und zeigt an ei­ni­gen kon­kre­ten Bei­spie­len, wie die Re­dak­ti­on sich die Wahr­heit zu­recht­dreht.

Ver­mut­lich eher in Er­in­ne­rung blei­ben wird aber lei­der eine Be­geg­nung zwi­schen ei­nem Ka­me­ra­team von „Zapp“, das sich nicht da­mit ab­fin­den woll­te, kein In­ter­view von „RT deutsch“ zu be­kom­men, und „RT deutsch“-Mit­ar­bei­tern vor dem Fir­men­sitz am Pots­da­mer Platz in Ber­lin. Die „RT deutsch“-Leu­te bo­ten plötz­lich ein In­ter­view an, wenn auch der „Zapp“-Mit­ar­bei­ter ein In­ter­view ge­ben wür­de, und film­ten zu­rück, wo­bei kei­ner der Be­tei­lig­ten gut aus­sah, be­son­ders un­glück­lich aber der „Zapp“-Mann. Das Zu­sam­men­tref­fen ist nun in zwei Ver­sio­nen do­ku­men­tiert: der von „RT deutsch“ und der von „Zapp“.


ma­ni­fest 15

felix schwenzel

ben weist auf dirk hes­ses (und an­dre­as döl­lings) ma­ni­fest 15 hin. vor al­lem fiel mir da­durch auf, dass aus un­er­find­li­chen grün­den dirk hes­se mit sei­nem li­gne clai­re nicht mehr in mei­nem feed­rea­der ist. das habe ich gleich be­ho­ben. li­gne clai­re ge­hört in je­den feed­rea­der.

das ma­ni­fest der bei­den fin­de ich auch gut. ich wür­de es aber ger­ne trotz­dem an­pas­sen und er­gän­zen.

1

Lass dir von nie­man­dem er­zäh­len, wel­che al­ler­neu­es­ten Werk­zeu­ge du für dei­ne Ar­beit un­be­dingt brauchst.

sei of­fen für neu­es, aber nut­ze die werk­zeu­ge die du be­herrschst und liebst.

2

Die sta­ti­sche HTML-Web­site ist nicht tot. Be­hal­te sie für klei­ne Pro­jek­te im Re­per­toire. Sie ist si­cher, sie ist fle­xi­bel, und sie braucht kei­ne Up­dates. – Vie­le Kun­den wer­den es dir spä­ter dan­ken, wenn sie sich für eine Text­än­de­rung nicht vor das CMS ho­cken müs­sen, son­dern ein­fach dir Be­scheid ge­ben.

baue be­vor­zugt web­sites die aut­ark auf ih­rem ser­ver le­ben kön­nen. das kann auch eine sta­ti­sche HTML-web­site sein. ver­mei­de nach kräf­ten web­sites die du le­dig­lich auf dei­nem rech­ner er­zeu­gen kannst, sei es per app oder script­samm­lung. das geht im­mer schief.

3

Lass dich nie­mals auf Web-Pro­jek­te ein, die von Print-De­si­gnern kon­zi­piert wur­den. Nie­mals – egal, wie nö­tig du das Geld brauchst!

ar­bei­te be­vor­zugt mit leu­ten, die wis­sen was sie tun — oder die be­reit sind zu ler­nen oder um­zu­den­ken.

4

Di­let­tie­re dei­ner­seits nicht als Print-De­si­gner. Print-De­sign ist ein ei­ge­nes, gro­ßes Fach. – Wenn es dich in­ter­es­siert, ler­ne es.

fürch­te dei­nen di­let­tan­tis­mus nicht, aber ken­ne dei­ne gren­zen. lass dich nur für ar­bei­ten be­zah­len, die du auch wirk­lich gut kannst (sie­he 12). de­le­gie­re al­les an­de­re an leu­te, die wis­sen was sie tun (sie­he 3).

5

Das Web ist für den Men­schen da, nicht für Suchro­bo­ter.

ver­giss such­ma­schi­nen­op­ti­mie­rung. baue sehr gute web­sei­ten.

6

Das Web ist Spra­che. Lies noch ein­mal, was du ge­schrie­ben hast. Und noch ein­mal.

ver­su­che dich or­dent­lich aus­zu­drü­cken.

7

Hab den Mut und An­stand, dei­ne Kun­den von Dumm­hei­ten ab­zu­hal­ten. Auch wenn du durch die­se Dumm­hei­ten mehr Geld ver­die­nen könn­test.

sei im­mer ehr­lich. kon­zen­trie­re dich auf qua­li­tät, nicht das ho­no­rar. sei an­walt dei­nes kun­den.

8

Häss­li­ches und Nichts­sa­gen­des wird auch mit 1873 dpi nicht schön.

sie­he 7.

9

Nie­mand stirbt an ei­ner nicht-va­li­den Web­site. Auch nicht, wenn je­mand „Alt-Tag“ sagt.

ach­te auf qua­li­tät, aber blei­be im­mer prag­ma­tisch.

10

Du sollst nicht la­chen, wenn Leu­te, die mit De­sign nichts am Hut ha­ben, Co­mic Sans be­nut­zen.

su­che feh­ler stets zu­erst bei dir, nicht bei an­de­ren.

11

Ver­traue nicht auf das, was ir­gend­wel­che Ge­eks sa­gen, son­dern auf dei­ne Le­bens­er­fah­rung. Dies gilt umso mehr, je mehr Le­bens­er­fah­rung du hast.

ge­stal­tung ist mehr als de­sign. ver­su­che nicht nur mit den au­gen, son­dern mit den hän­den zu se­hen.

12

Ver­kau­fe dich nicht un­ter Wert.

wenn du et­was sehr gut kannst, lass es dir sehr gut be­zah­len.

13

Er­wei­te­re dei­nen Ho­ri­zont.

höre nie auf zu ler­nen. aber fol­ge nicht nur dei­nen lei­den­schaf­ten.

14

Und im­mer noch und im­mer wie­der: mach es ein­fach, und mach es ele­gant.

15

fas­se dich kurz.


wie die huf­fing­ton post hun­der­te von eu­ro an steu­ern er­trickst

felix schwenzel

*

  huf­fing­ton­post.de: Lu­xem­burg: Ge­le­ak­te Do­ku­men­te zei­gen, wie Ama­zon, Ikea und Pep­si Mil­li­ar­den an Steu­ern er­trick­sen   #

die huf­fing­ton post schreibt:

Deut­sche und in­ter­na­tio­na­le Kon­zer­ne ver­mei­den mit Un­ter­stüt­zung der Lu­xem­bur­ger Re­gie­rung Steu­er­zah­lun­gen in Mil­li­ar­den­hö­he. Das zeigt die Aus­wer­tung von 28 000 Sei­ten ge­hei­mer Pa­pie­re.

war­um die huf­fing­ton post eher zu­rück­hal­tend über die steu­er­spar­mo­del­le von kon­zer­nen be­rich­tet (kein „geht’s noch?“ in der über­schrift!) wird schnell klar, wenn man ei­nen blick ins im­pres­sum der huf­fing­ton post wirft:

Huf­fing­ton Post In­ter­na­tio­nal:
AOL EU­RO­PE HOL­DINGS (2) ME­DIA & CIE S.E.N.C., tra­ding as The Huf­fing­ton Post In­ter­na­tio­nal, So­cié­té en Nom Coll­ec­tif
Ad­dress: 67 Bou­le­vard Gran­de-Du­ch­es­se Char­lot­te, L-1331 Grand Duchy of Lu­xem­bourg
Com­mer­cial Re­gis­ter and Re­gis­try Num­ber: Re­gist­re de Com­mer­ce et des So­cié­tés Lu­xem­bourg B 164993
VAT num­ber: LU 25878259
Re­pre­sen­ta­ti­ve: Hugo Fro­m­ent (Tel.: +352 26 44 14 99, E-Mail: Lux­dis­tro@team­aol.com)

und war­um sitzt die huf­fing­ton post in­ter­na­tio­nal in lu­xem­burg, in ei­nem klei­nen wohn­haus mit vie­len brief­käs­ten vor dem ein­gang? wahr­schein­lich aus dem glei­chen grund, wie die kon­zer­ne aus der über­schrift: um steu­ern zu „er­trick­sen“. reu­ters schrieb dazu vor ei­nem jahr:

AOL told in­ves­tors in its 2009 an­nu­al re­port that it was ex­pe­ri­en­cing we­ak­ne­ss in its Eu­ro­pean dis­play ad­ver­ti­sing busi­ness.

In 2010, it trans­fer­red ow­ner­ship of se­ve­ral Eu­ro­pean ad­ver­ti­sing sub­si­dia­ries from a Bri­tish to a Lu­xem­bourg-ba­sed com­pa­ny.

Months la­ter, that com­pa­ny, AOL Eu­ro­pe Sarl, wro­te down the va­lue of the ad­ver­ti­sing units as part of a 27-mil­li­on-euro im­pair­ment. It then off­set this against royal­ty in­co­me to­ta­ling 6 mil­li­on eu­ros, which could other­wi­se have in­cur­red tax of al­most 2 mil­li­on eu­ros.

Had AOL left the units with the Bri­tish hol­ding com­pa­ny and ta­ken the los­ses the­re, it would not have re­cei­ved any tax be­ne­fit.

Pi­quard de­cli­ned to com­ment on in­di­vi­du­al com­pa­nie­s' tax af­fairs. AOL also de­cli­ned to com­ment.

wenn ichs rich­tig ver­stan­den habe: in lu­xem­burg kann man wie in der schweiz ver­lus­te mit ge­win­nen ge­gen­rech­nen, ohne vor­her die ge­win­ne zu ver­steu­ern. prak­tisch.

das wäre doch mal ne re­cher­che-auf­ga­be für die deut­sche huf­fing­ton post um den früh­stücks­di­rek­tor her­aus­ge­ber cher­no job­atey. von der ei­ge­nen kon­zern­lei­tung eine stel­lung­nah­me er­bit­ten und end­lich mal was über­ra­schen­des pro­du­zie­ren.


ei­gent­lich woll­te ich was ganz an­de­res schrei­ben. nach­dem mir ges­tern abend ein irr­tum un­ter­lau­fen ist und ich den na­men in der au­toren­zei­le ei­nes huf­fing­ton-post-ar­ti­kels für den na­men des au­tors ge­hal­ten habe, hat mir der chef­re­dak­teur der huf­fing­ton post heu­te früh auf mei­ne fra­ge, war­um es bei der huf­fing­ton­post kei­ne kon­se­quent nach­voll­zieh­ba­ren au­toren­na­men gibt, er­klärt, dass ich zu doof bin:

@di­plix Wenn wir schrei­ben "Ge­fun­den bei: kraut­re­por­ter.de" ist die Sa­che klar. @Si­mon­Hurtz

— Se­bas­ti­an Matthes (@smatthes) 06.11.2014 8:29

ne­ben ei­nem aus­ge­spro­che­nen un­wil­len bei der huf­fing­ton post din­ge rich­tig zu ma­chen, ist vor al­lem kon­se­quen­te in­kon­se­quenz bei der huf­fing­ton post zu be­ob­ach­ten:

ich fin­de ja ge­ra­de bei ei­nem me­di­um, das von an­geb­lich „tau­sen­den“ au­toren ge­füllt wird, ge­nau den hin­weis auf die au­toren­schaft — und sei es nur ein link-hin­weis — enorm wich­tig. an­de­rer­seits passt die hal­tung des chef­re­dak­teurs schon: ist wirk­lich egal was die huf­fing­ton post macht. es führt eh zu nichts, aus­ser steu­er­erspar­nis­sen für die mut­ter.


kraut­re­por­ter und die klicks

felix schwenzel

[nach­trag 06.11.2014]

ver­mut­lich ist der ar­ti­kel nicht von kraut­re­por­ter.de bei der huf­fing­ton post ein­ge­stellt wor­den, son­dern eben von der huf­fing­ton post mit ei­ner miss­ver­sta­änd­li­chen au­toren­an­ga­be ver­se­hen. in ei­nem <div class="aut­hor wire"> steht im quell­text zwar kraut­re­por­ter.de, aber mög­li­cher­wei­se ist das mit der lo­gik ein­fach nicht die stär­ke bei der huf­fing­ton-post. wo­mit sich, wenn das so ist, der fol­gen­de ar­ti­kel auch er­le­digt hat.

und da se­bas­ti­an es­ser von den kraut­re­por­tern sagt, dass die huff­po den ar­ti­kel selbst ver­fasst hat, wür­de ich sa­gen, ich kann den ar­ti­kel un­ten durch­strei­chen und mich ganz kurz fas­sen: die huf­fing­ton post in deutsch­land fin­de ich to­tal doof.

@di­plix @kraut­re­por­ter Den Ar­ti­kel (und die gute Zeit) hät­test du dir tat­säch­lich spa­ren kön­nen. War al­lei­ne Ent­schei­dung der Huff­Po.

— Fre­de­rik Fi­scher (@Fre­de­rik­Fi­scher) 06.11.2014 1:10



die kraut­re­por­ter über sich selbst :

War­um glau­ben wir, dass es Kraut­re­por­ter braucht? Weil vie­len Me­di­en Klicks wich­ti­ger sind als Ge­schich­ten.

[…]

An­ders als bei wer­be­fi­nan­zier­ten Sei­ten ist es für Kraut­re­por­ter nicht so wich­tig, wel­cher Bei­trag wie vie­le Klicks er­hält. Statt­des­sen sind an­de­re In­for­ma­tio­nen sehr auf­schluss­reich.

die „ge­schich­ten“ schei­nen den kraut­re­por­tern durch­aus wich­tig zu sein. ich habe dort schon vie­le schö­ne ge­schich­ten ge­le­sen. aber klicks, auch von to­ta­len drecks­blät­tern be­sin­nungs­los brül­len­den klick­schleu­dern, schei­nen den kraut­re­por­tern nicht un­ge­le­gen zu kom­men. im ge­gen­teil, ein „kraut­re­por­ter.de“-kon­to bei der huf­fing­ton post wirbt dort of­fen­bar in ei­ge­ner sa­che um klicks:

ich ver­steh das ehr­lich­ge­sagt nicht, war­um sich die kraut­re­por­ter nicht auf die kraft und qua­li­tät ih­rer ge­schich­ten ver­las­sen wol­len, sie von le­sern wei­ter­emp­feh­len las­sen, oder von kol­le­gen, die sie für re­le­vant ge­nug hal­ten, sie zu emp­feh­len. statt­des­sen ver­fas­sen die kraut­re­por­ter gast­bei­trä­ge bei der huf­fing­ton post, um le­ser zu lo­cken und klicks zu ge­ne­rie­ren?

oder geht’s den kraut­re­por­tern, wer­bung hin oder her, viel­leicht doch in ers­ter li­nie um klicks, um wachs­tum, um kon­ver­si­on von kli­ckern zu mit­glie­dern? wenn ja, wäre das schon eine er­staun­li­che kon­zep­tio­nel­le wen­de.


[wer­bung] mann / frau

felix schwenzel

vor zwei mo­na­ten hat­te die mini-webse­rie von chris­ti­an ul­men, dem br und puls pro­du­zier­te webse­rie mann / frau sen­de­start. mitt­ler­wei­le sind alle fol­gen ver­öf­fent­licht, hier gibt es eine play­list mit al­len 20 fol­gen (und ein paar ex­tras). hier ist die face­book-sei­te zur se­rie.

ich habe mir, wie ver­spro­chen alle fol­gen an­ge­se­hen (da­für, bzw. für je­nen und die­sen ar­ti­kel habe ich geld be­kom­men), kann mich aber nach wie vor nicht für die pro­duk­ti­on er­wär­men.

das ei­gen­ar­ti­ge ist: vie­le kri­ti­ken at­tes­tie­ren der se­rie „tem­po“, aber mir fehl­te tem­po. mir ka­men die fol­gen beim an­schau­en teil­wei­se un­fass­bar lahm vor. mich hat es er­staunt, wie zäh sich 3 mi­nu­ten-hap­pen an­füh­len kön­nen, vor al­lem wenn man sie hin­ter­ein­an­der schaut. ins­ge­samt sum­mie­ren sich die 20 fol­gen ja auch zu mehr als ei­ner stun­de you­tube auf.

an­satz­wei­se — oder kon­zep­tio­nell — hat mir die fol­ge „un­ge­schrie­be­ne ge­set­ze“ ge­fal­len.

YouTube Video Vorschaubild
youtube-video laden, info, direktlink

die fol­ge bricht aus dem üb­li­chen mann / frau-sche­ma aus und lässt den mann in all­tags­si­tua­tio­nen un­ge­schrei­be­ne ge­set­ze for­mu­lie­ren. hier trau­en sich die au­toren so et­was wie stel­lung zu be­zie­hen, also dem pu­bli­kum so­was wie eine ge­spiel­te ko­lum­ne vor­zu­set­zen. die ers­ten 17 se­kun­den sind su­per: zack, zack, kur­ze ein­lei­tung, der mann sagt: „es gibt un­ge­schrie­be­ne ge­set­ze, die je­der ken­nen soll­te.“ schnitt, zwei frau­en be­grüs­sen sich, eine sagt zur an­de­ren: „du siehst aber müde aus!“. schnitt, aus dem off taucht der mann in die me­ta­ebe­ne und ins bild ein und be­lehrt uns: „je­man­den mit dem satz ‚du siehst aber müde aus‘ zu be­grüs­sen, das ist echt un­höf­lich!“ die eine frau schnippt den mann in der me­ta­ebe­ne an: „halt du dich mal dar­aus, ey!“

bis da­hin: per­fekt. tem­po, witz, ab­sur­de si­tua­ti­on. dann ver­mas­selt es der mann, bzw. die au­toren die ihm die wor­te in mund le­gen, in­dem er ein­fach wei­ter­spricht: „das fühlt sich doch schlecht an, oder?“ die an­de­re frau in dick auf­ge­tra­ge­nem schau­spiel­schu­len­deutsch: „stimmt, sie ha­ben völ­lig recht. ich fühl’ mich viel schlech­ter als vor­her.“

sie­ben se­kun­den, die den po­si­ti­ven ein­druck der ers­ten 17 se­kun­den zer­stö­ren und an­der­wei­tig sinn­voll ge­nutzt wer­den könn­ten. ei­gent­lich scha­de, aber ge­nau an die­ser stel­le wird sicht­bar was der se­rie (ne­ben witz) fehlt: ein ge­fühl für ti­ming.

das ist auch das trau­ri­ge an der se­rie. vie­le gute an­sät­ze, nicht so gute aus­füh­rung und um­set­zung. un­ter dem clip mit den un­ge­schrie­be­nen ge­set­zen hat ein zu­schau­er (wirk­lich nur ei­ner) kom­men­tiert:

Hey, erst ein­mal gro­ßen Re­spekt für die­se Se­rie, ich war­te in­zwi­schen schon im­mer ge­spannt auf die nächs­ten Fol­gen.

na im­mer­hin. ich bin kein mass­stab. es gibt leu­te de­nen das ge­fällt.

Aber die­se Fol­ge fällt mir ir­gend­wie vom Hand­lungs­strang und der "Er­zähl­art" aus der Rei­he...ich fin­de die un­ge­schrie­be­nen Ge­set­ze gut und auch wit­zig um­ge­setzt, aber nichts steht in Be­zie­hung zu den an­de­ren Fol­gen, FRAU kommt nicht vor, auch nicht der Bar­kee­per, ihr könn­tet mit dem Vi­deo ge­nau­so gut ei­nen x-be­lie­bi­gen Vlog für You­Tube pro­du­ziert ha­ben/dar­stel­len wol­len.

schon klar. her­vor­ra­gend be­ob­ach­tet. trotz­dem wei­ter …

Ich will das Vi­deo nicht schlecht re­den, es steckt si­cher eine Men­ge Ar­beit da­hin­ter und mir ge­fällt es ja auch, nur eben ein biss­chen we­ni­ger gut als der Rest ;) Ich freue mich schon auf den Rest der Se­rie :D

das ist der punkt. wenn in ir­gend­et­was viel ar­beit steckt, muss es des­halb nicht gut sein oder vor kri­tik ge­feit sein. das ist wie beim ale­xa am alex­an­der­platz. scheuss­li­ches ge­bäu­de, aber si­cher­lich mit der gu­ten ab­sicht ge­baut, sehr vie­le ge­schäfts­leu­te glück­lich und zu­frie­den zu ma­chen und vie­le un­nö­ti­ge sa­chen zu ver­kau­fen. da ha­ben hun­der­te men­schen sehr, sehr viel ar­beit rein­ge­steckt, in pla­nung, um­set­zung und in den be­trieb erst recht. der la­den ist so­gar ganz er­folg­reich, aber trotz­dem schreck­lich scheuss­lich.

egal wie doof ich das ale­xa fin­de, es ge­hen im­mer noch sehr vie­le men­schen hin. so­gar ich — ge­le­gent­lich. und das ist auch gut so, ge­nau­so wie of­fen­bar recht vie­le men­schen sich mann / frau an­ge­se­hen ha­ben und zum al­ler­gröss­ten teil po­si­tiv be­wer­tet ha­ben. also guckt’s euch an und bil­det euch eure ei­ge­ne mei­nung wenn ihr ne stun­de zeit habt: zur play­list hier­lang.


jürg schubi­ger

felix schwenzel

eine sehr kur­ze kurz­ge­schich­te von jürg schubi­ger, die mich vor vie­len jah­ren mal sehr be­geis­ter­te. die ge­schich­te er­in­nert mich dar­an, dass ich mal ein gros­ses fai­ble für das selbst­ver­ständ­lich ab­sur­de hat­te. ir­gend­wie ist das im lau­fe der jah­re ver­lo­re­nen ge­gan­gen. gut, et­was ist von mei­nem al­ten fai­ble viel­leicht noch üb­rig: ich ma­che nach wie vor sehr ger­ne wit­ze ohne poin­te. aber viel­leicht hät­te ich mich in den letz­ten 15 jah­ren doch ab und an mal ins thea­ter quä­len sol­len? oder mich mehr für li­te­ra­tur in­ter­es­sie­ren sol­len? viel­leicht hät­te ich in den letz­ten 15 jah­ren ab und zu mal mit mei­nem freund han­nes re­den sol­len, in des­sen bi­blio­thek ich die­sen text da­mals fand?

ge­tarn­te sol­da­ten
ein haupt­mann stand mit sei­nen sol­da­ten im wald. er sprach: „heu­te tar­nen wir uns. es ist jetzt drei uhr. ich gebe euch zeit bis vier­tel nach drei.“ die sol­da­ten lie­fen da­von. ei­ner steck­te sich fe­dern an und setz­te sich ins laub ei­nes bau­mes. an­de­re klei­de­ten sich in fel­le von füch­sen und re­hen und gin­gen wie die­se tie­re zwi­schen den stäm­men her­um. es gab auch sol­che, die sich bloss in lö­chern ver­steck­ten. der haupt­mann ging durch den wald, als es vier­tel nach drei war. im ge­büsch er­blick­te er den nack­ten fuss ei­nes sol­da­ten. doch er ach­te­te nicht dar­auf, denn der fuss sah aus wie ein schweins­fuss. drei sol­da­ten wa­ren mit laub zu­ge­deckt und zeig­ten nur ihre bäu­che, die aber wie käse aus­sa­hen. als die übung vor­bei war, rief der haupt­mann alle sol­da­ten zu sich. aber kei­ner hör­te die stim­me. auch am fol­gen­den tag rief der haupt­mann: „kommt alle mal her!“ doch um­sonst. nie wur­de ei­ner wie­der­ge­fun­den.

jürg schubi­ger, 111 ein­sei­ti­ge ge­schich­ten von franz hoh­ler (luch­ter­hand li­te­ra­tur­ver­lag, 1981)

nach­dem ich den text ges­tern acht­mal ge­le­sen habe, hat­te ich lust be­kom­men ein paar bü­cher von jürg schubi­ger zu kau­fen. ob­wohl die wi­ki­pe­dia von ei­nem „um­fang­rei­chen li­te­ra­ri­schen Werk“ spricht, fin­det sich bei ama­zon so gut wie nichts von schubi­ger. aus­ge­wähl­te wer­ke wer­den für über 60 euro ver­wu­chert. schubi­ger tex­te gibt’s so gut wie nicht on­line, bei den per­len­tau­chern gibt’s ein paar fak­to­ide über schubi­ger (auch wenn­man dort noch nichts von schubi­gers tod im sep­tem­ber mit­be­kom­men hat). aber mich be­schleicht das ge­fühl: ir­gend­was ist ka­putt mit der li­te­ra­tur, wenn man schubi­gers tex­te nur zwi­schen papp­de­ckeln fin­den kann.

(ich hab mir aber die 111 ein­sei­ti­gen ge­schich­ten ge­kauft.)


lamm­kebabs aus rind­fleisch im zuc­ci­ni­man­tel

felix schwenzel

wir ha­ben uns zwei neue ot­to­lenghi-koch­bü­cher ge­kauft, weil fast al­les was ich nach ot­to­lenghi ko­che bis jetzt toll ge­schmeckt hat. dies­mal auch eins [ama­zon-wer­be­link] mit fleisch­re­zep­ten. heu­te woll­te ich die lamm­kebabs (oder mei­net­we­gen auch fri­ka­del­len) nach­ko­chen. bei bolu gab’s nur halb und halb hack (rind und lamm) und der beim metz­ger gabs heu­te gar kein lamm — und wenn’s wel­ches gibt, müss­te ich ge­hackt gleich ein kilo kau­fen. also rin­der­hack ge­kauft. ist auch le­cker.

am meis­ten spass hat es ge­macht den fri­ka­dell­en­teig her­zu­stel­len, ne­ben ge­rös­te­ten pi­ni­en­ker­nen, weiss­brot, feta und nem ei sind da über­do­siert wir­ken­de ge­würz­men­gen drin: 1 tee­löf­fel zimt, 1½ tee­löf­fel ge­mah­len­der pi­ment und je ein hal­ber tee­löf­fel pfef­fer und salz.

die zu­ta­ten für den teig laut re­zept:

  • 2 EL pi­ni­en­ker­ne
  • 50 g in was­ser ein­ge­weich­tes weiss­brot ohne krus­te
  • 300 g hack­fleisch (ich hab 400 gramm ge­nom­men)
  • 50 g feta
  • 1 tee­löf­fel zimt
  • 1½ tee­löf­fel ge­mah­len­der pi­ment
  • et­was ge­mah­le­ne mus­kat­nuss
  • 1 zer­drück­te knob­lauch­ze­he (ich hab 4 ge­quetsch­te ge­nom­men)
  • 1 ei
  • 15 g fein ge­hack­te, glat­te pe­ter­si­lie

die pi­ni­en­ker­ne müs­sen na­tür­lich erst ge­rös­tet wer­den, in ei­ner pfan­ne ohne fett. spä­ter kom­men sie dann mit all den an­de­ren zu­ta­ten oben in den teig. wenn der teig gut ver­kne­tet ist, soll man laut ot­to­lenghi zwölf 10 x 5 cm gros­se „röll­chen“ for­men. ich hab mich ver­zählt und ein­fach 8 würs­te ge­macht, die ich dann in re­la­tiv viel son­nen­blu­men­öl von je­der sei­te zwei mi­nu­ten fri­tiert habe.

die zuc­ci­ni­man­tel-ge­schich­te sind ein­fach zwei in dün­ne schei­ben ge­schnit­te­ne und weich­ge­bra­te­ne zuc­ci­nis. weil ich noch fett vom fleisch­frit­tie­ren üb­rig hat­te, hab ich die zuc­ci­ni auch gleich mit­frit­tiert. da­nach sol­len die zuc­ci­ni­schei­ben um die fleisch­würs­te ge­wi­ckelt wer­den und die fri­ka­del­len noch­mal 10 mi­nu­ten im ofen nach­ga­ren. hab ich al­les so ge­macht, das kann aber mei­ner mei­nung nach gut ver­ein­facht wer­den, in­dem man die fri­ka­del­len ein biss­chen nach­schmo­ren lässt oder wie üb­lich in ei­ner pfan­ne mit we­nig fett gart.

die sau­ce be­steht aus ei­ner dose (400g) aldi-piz­za­to­ma­ten mit öl, salz, chil­li­flo­cken und knob­lauch, die sich 20 mi­nu­ten auf klei­ner hit­ze um die hälf­te re­du­ziert. lang­wei­lig, passt aber.

das fleisch war sehr, sehr su­per. es hat­te eine un­de­fi­nier­ba­re, aber an­ge­neh­me schär­fe, ich ver­mu­te vor al­lem vom zimt. trotz­dem schmeck­te der zimt nicht un­an­ge­nehm raus, aber das es­sen mach­te schon ein biss­chen lust auf weih­nach­ten.


chris­ti­an fah­ren­bach nennt „kür­bis-ge­würz-kaf­fee“ ger­ne „kür­bis-kaf­fee“

felix schwenzel

chris­ti­an fah­ren­bach schreibt im kraut­re­por­ter „war­um Kaf­fee nach Kür­bis schmeckt“. das pro­blem ist: der kaf­fee auf den er sich be­zieht, die star­bucks pump­kin spi­ce lat­te, ent­hält nicht ei­nen hauch kür­bis. son­dern ge­wür­ze mit de­nen man in den USA zum bei­spiel kür­bis­ku­chen würzt. der kaf­fee schmeckt also gar nicht nach kür­bis, son­dern nach ge­wür­zen.

der an­reis­ser des ar­ti­kel star­tet mit

Egal ob Ku­chen, Kaf­fee oder Bier: Pro­duk­te mit Kür­bis­aro­ma sind in den USA ein 300 Mil­lio­nen Dol­lar gro­ßer Markt.

das stimmt eben nur halb. in den ge­würz­ten bie­ren kommt es durch­aus vor, dass sie kür­bis-be­stand­tei­le ent­hal­ten, die star­bucks pump­kin spi­ce lat­te eben nicht. in ei­ner au­toren-an­mer­kung am ran­de des ers­ten ab­sat­zes (die nur kraut­re­por­ter-abo­nenn­ten se­hen kön­nen) dif­fe­ren­ziert chris­ti­an fah­ren­bach das dann heim­lich:

Im Pump­kin Spi­ce selbst ist gar kein Kür­bis ent­hal­ten. Es han­delt sich um eine Ge­würz­mi­schung, un­ter an­de­rem mit Zimt, Mus­kat und Ing­wer.

ich re­agie­re ja auf un­nö­ti­ge un­ge­nau­ig­kei­ten im­mer hef­tig kopf­schüt­telnd. wenn sie im ti­tel oder an­reis­ser ste­hen, kann der au­tor zwar meis­tens nichts da­für, aber chris­ti­an fah­ren­bach macht mun­ter wei­ter mit sei­nen un­ge­nau­ig­kei­ten:

2003 hat Star­bucks den Kür­bis-Lat­te erst­mals auf die Kar­te ge­nom­men …

auch hier wie­der nur dif­fe­ren­zie­rung in den ex­klu­si­ven abo­nenn­ten-an­mer­kun­gen. ist es wirk­lich nö­tig aus ei­ner kür­bis-ge­würz-lat­te eine kür­bis-lat­te zu ma­chen und den link zu ei­ner star­bucks-mit­tei­lung zum 200sten ver­kauf­ten pump­kin spi­ce lat­te in den an­mer­kun­gen zu ver­ste­cken? reicht der platz bei den kraut­re­por­tern nicht aus um die din­ge so zu be­schrei­ben, wie sie sind?

ich fand vie­le tex­te bei den kraut­re­por­tern schon sehr gut, aber bei chris­ti­an fah­ren­bachs „Das Kür­bis-Kom­plott“ ist nicht nur die über­schrift gaga.


es gibt üb­ri­gens eine tür­ki­sche ge­wüz­pas­te, me­sir ma­cun, die ge­nau­so wie der star­bucks pump­kin-spi­ce-si­rup viel zu­cker und ganz ähn­li­che ge­wür­ze ent­hält: zimt, nel­ke, pi­ment, ing­wer, schwar­zen pfef­fer, gal­gant, ko­ri­an­der und ne­ben vie­len an­de­ren ge­wür­zen auch „oran­gen­haut“ (so stehts auf mei­ner pa­ckung). die pas­te wird in der tür­kei an­geb­lich löf­fel­wei­se als me­di­zin ver­ab­reicht, aber man kann da­mit auch her­vor­ra­gend kaf­fee süs­sen und wür­zen. pump­kin spi­ce lat­te für arme spar­sa­me so­zu­sa­gen.

ich mag üb­ri­gens so­wohl die me­sir-pas­te, als auch die star­bucks-kür­bis­ge­würz-lat­te, weil sie mich an die pump­kin pies, die ich als 18jäh­ri­ger in ame­ri­ka mit gros­sem ver­gnü­gen in mich hin­ein­ge­füllt habe, er­in­nern.


[nach­trag 01.11.2014]

chris­ti­an fah­ren­bach hat den text trans­pa­rent nach­ge­bes­sert und hier kom­men­tiert. find ich gut.


ios-sa­fa­ri-tabs in os-x-sa­fa­ri schlies­sen

felix schwenzel

eben im #yo­se­mi­te sa­fa­ri tabs vom #ios sa­fa­ri ge­schlos­sen. toll! pic.twit­ter.com/AKKy30QWUj

— fe­lix schwen­zel (@di­plix) 31.10.2014 09:54


be­lieb­ter dreh­ort: frank’s re­stau­rant

felix schwenzel

of­fen­bar ha­ben sons of an­ar­chy und the bridge den glei­chen lo­ca­ti­ons­cout und teil­wei­se die glei­chen dreh­or­te.

sons of an­ar­chy s07 e03
the bridge s02 e13

der la­den heisst frank’s re­stau­rant und ist in der 916 w oli­ve ave in bur­bank ka­li­for­ni­en (hier ge­fun­den).

auf yelp sind nicht alle gäs­te be­son­ders zu­frie­den. straw­ber­ry pan­ca­kes kos­ten bei frank $8,50.


ant­wort auf die ko­lum­ne von si­byl­le berg vom 27.09.2014

felix schwenzel

auf die ak­tu­el­le ko­lum­ne von si­byl­le berg auf spie­gel-on­line habe ich in form ei­nes lan­gen of­fe­nen briefs hier ge­ant­wor­tet:

lie­be si­byl­le berg,

in ih­rer ko­lum­ne vom 27.09.2014 schrei­ben sie über eine von ih­nen be­ob­ach­te­te kos­ten­lo­s­kul­tur und öff­nen den text mit den wor­ten: „da­für wür­de ich so­gar …


wei­ter­le­sen mit wir­res.net-plus: zah­len sie ein­ma­lig nur 12 euro (in­for­ma­tio­nen dazu kos­ten­los per email) und le­sen sie die­sen of­fe­nen brief so oft sie wol­len und wo sie wol­len.


mög­li­che fol­gen von blog-pro­fes­sio­na­li­sie­rung: hal­tungs­schä­den und merk­be­frei­ung

felix schwenzel

ich habe lan­ge über die­sen ar­ti­kel nach­ge­dacht und ver­su­che wei­ter un­ten auch, so weit wie mir mög­lich ist, zu dif­fe­ren­zie­ren. in al­ler kür­ze möch­te ich aber vor­aus­schi­cken, dass ich das ver­hal­ten von tei­len der deut­schen blogo­sphä­re, für die ich einst durch­aus sym­pa­thie auf­brin­gen konn­te, ex­trem zum kot­zen fin­de.

ich ten­die­re ja durch­aus dazu, mich über be­stimm­te din­ge sehr auf­zu­re­gen. da­bei kommt oft et­was her­aus, was an­de­re als un­an­ge­neh­mes „öf­fent­li­ches bas­hing“ wahr­neh­men. wenn ich dann län­ger über din­ge, über die ich mich auf­ge­regt habe, nach­den­ke, stellt sich oft her­aus, dass ich zu­sam­men­hän­ge miss­ver­ste­he, falsch in­ter­pre­tie­re, ab­sich­ten hin­ein­pro­je­zie­re oder mich an­ge­spro­chen füh­le, ob­wohl ich nicht mal an­satz­wei­se ge­meint war. di­stanz ist bei din­gen über die man sich auf­regt im­mer von vor­teil, aber eben in der auf­re­gung nicht im­mer mög­lich. wenn man die per­spek­ti­ve wech­selt, se­hen vie­le din­ge auch an­ders aus als aus den ei­ge­nen au­gen und manch­mal löst sich die auf­re­gung dann auch ein­fach in luft auf. ich bin noch nicht si­cher, wie ich bei dem, was ich hier be­schrei­be, schaf­fen wer­de di­stanz auf­zu­bau­en.

in die­ser wo­che habe ich mich über ma­thi­as winks (auch als mc­win­kel be­kannt) auf­ge­regt. auf face­book. ma­thi­as hat­te das pech, dass sein ar­ti­kel, in dem er pri­va­te und in­ti­me bil­der pro­mi­nen­ter frau­en ver­öf­fent­lich­te, der ers­te war den ich sah. es gab und gibt, wie ich spä­ter be­merk­te, noch ei­ni­ge mehr.

die­se bil­der wur­den ur­sprüng­lich, mit ei­ni­ger kri­mi­nel­ler en­er­gie, aus den icloud-kon­ten ver­schie­de­ner frau­en ge­stoh­len und an di­ver­sen stel­len im in­ter­net ver­öf­fent­licht. im in­ter­net herrsch­te un­ge­wöhn­li­che ein­hel­lig­keit dar­über, dass die­se bil­der nicht ge­zeigt wer­den soll­ten. sie tauch­ten nicht in main­stream-me­di­en auf, selbst die ein­schlä­gi­gen gos­sip- und scha­den­freu­de-sei­ten hiel­ten sich zu­rück, wohl auch, weil ei­ni­ge ver­tre­ter der be­trof­fe­nen frau­en eine kom­pro­miss­lo­se ju­ris­ti­sche ver­fol­gung von me­di­en an­kün­dig­ten, die die­se bil­der ver­öf­fent­lich­ten.

die hin­ter­grün­de die­ser „leaks¹“ und war­um die ver­öf­fent­li­chung die­ser pri­va­ten bil­der eine schwei­ne­rei ist, hat vor ein paar wo­chen jür­gen ge­u­ter sehr schlüs­sig er­klärt:

Das Ver­bre­chen der Ac­count­cra­cker mit Ur­he­ber­recht oder an­de­ren da­ten­ver­wand­ten recht­li­chen Kon­struk­ten zu be­wer­ten igno­riert völ­lig den Scha­den an der Per­son, der hier ganz be­wußt wenn nicht in­ten­diert, dann doch bös­wil­lig in Kauf ge­nom­men wur­de. Die Da­ten la­gen hin­ter di­ver­sen Si­cher­heits­schran­ken und wa­ren of­fen­sicht­lich nicht für die Öf­fent­lich­keit oder ei­nen Teil die­ser vor­ge­se­hen. Alle die­se Schran­ken, alle die­se ex­pli­zi­ten „Neins“ wur­den igno­riert. Das Ver­bre­chen, mit dem man die­se „Hacks“ ver­glei­chen kann ist die Kör­per­ver­let­zung und - in die­sem Fal­le in dem es um Nackt­bil­der ging - der se­xu­el­le Über­griff.

war­um ver­öf­fent­lich­te ma­thi­as winks nun die­se bil­der, die nicht nur nach jür­gen ge­uters mei­nung ei­nen se­xu­el­len über­griff dar­stel­len und die pri­vat­s­hä­re die­ser frau­en ver­let­zen?

weil ir­gend­wel­che leu­te in den bil­dern rum­ge­krit­zelt ha­ben und das ge­krit­zel zu kunst er­klärt ha­ben. ma­thi­as winks be­grün­det die zur­schau­stel­lung der bil­der auf sei­nem blog wie folgt (ich ver­lin­ke die quel­le nicht):

Das Fap­pe­ning wird ganz si­cher nicht an Euch vor­bei­ge­gan­gen sein, hier [link ent­fernt] hat­te ich be­reits drü­ber ge­spro­chen. Seit ein paar Ta­gen gibt es nun ei­nen Grund, das In­ter­net noch mehr zu lie­ben: un­ter­schied­li­che Künst­ler ha­ben die Ce­le­bri­ty Nackt­pics jetzt nicht nur ent­schärft, sie ha­ben Kunst­wer­ke aus ih­nen ge­macht und sam­meln die­se im Un­fap­pe­ning-tumb­lr. Wer die Ori­gi­nal-Bil­der bis jetzt noch nicht ge­se­hen hat, der soll­te auch nicht wei­ter re­cher­chie­ren – das hier ist way­y­y­yy bet­ter:

The fap­pe­ning hap­pen­ed. We can’t ch­an­ge that. But we can co­ver it up. It’s the least we can do. Here we show the works of ar­tists who did so.

(mir hat man in köln mal mein auto auf­ge­bro­chen und mei­ne da­ma­li­gen hab­se­lig­kei­ten in der um­ge­bung dra­piert: auf bäu­me und in ma­schen­draht­zäu­ne ge­hängt. ma­thi­as winks hät­te die klei­nen kunst-in­stal­la­tio­nen der köl­ner si­cher ge­liebt und das viel, viel bes­ser ge­fun­den als wenn die ty­pen mei­ne kla­mot­ten ein­fach selbst be­nutzt hät­ten.)

rené wal­ter er­klärt auf sei­nem blog ähn­lich eu­pho­risch wie gross­ar­tig ge­klau­te und ver­let­zen­de din­ge sein kön­nen, wenn ir­gend­je­mand das wort „kunst“ be­nutzt (ich ver­lin­ke die zi­tat­quel­le hier auch nicht):

Il­lus­tra­to­ren ma­len auf den ge­le­ak­ten Na­cke­dei­bil­dern rum. Groß­ar­tig! Und ich fin­de, es soll­te viel mehr bunt an­ge­mal­te Hacks ge­ben. Wenn bei dem gan­zen Dra­ma am Ende dann noch Kunst bei raus­kommt, dann hat­te das gan­ze im­mer­hin ir­gend­was gu­tes.

The fap­pe­ning hap­pen­ed. We can’t ch­an­ge that. But we can co­ver it up. It’s the least we can do. Here we show the works of ar­tists who did so.

es ist also die kunst, die es die­sen (und vie­len an­de­ren) blog­gern und wahr­schein­lich auch an­de­ren me­di­en jetzt (ver­meint­lich) er­mög­licht in­ti­me und pri­va­te bil­der pro­mi­nen­ter frau­en zu zei­gen, wei­ter­zu­ver­brei­ten und jo­vi­al zu kom­men­tie­ren?

ich habe eine gan­ze wei­le ge­braucht um zu be­grei­fen, dass ma­thi­as winks und rené wal­ter glau­ben könn­ten, sie tä­ten hier et­was gu­tes. in mei­ner an­fäng­li­chen wut, die ich ins face­book kipp­te, un­ter­stell­te ich ma­thi­as winks man­geln­den an­stand und feh­len­de em­pa­thie ge­gen­über den op­fern der se­xu­el­len über­grif­fe. dass ein mensch, der noch bei al­len sin­nen ist, glau­ben könn­te, dass über­mal­te, auf­ge­hübschte, „ent­schärf­te“ in­ti­me und pri­va­te bil­der jetzt nicht mehr die wür­de oder die pri­vat­s­hä­re der pro­mi­nen­ten frau­en ver­let­zen wür­de, hielt ich nicht für mög­lich.

nach ein paar ta­gen des nach­den­kens, hal­te ich es tat­säch­lich für mög­lich, dass man­che blog­ger glau­ben, dass ein paar pin­sel­stri­che aus et­was ver­let­zen­dem, über­grif­fi­gen und für die be­tref­fen­den ex­trem un­an­ge­neh­men et­was schö­nes, an­ge­neh­mes und woh­li­ges ma­chen könn­ten. aus mei­ner sicht ist die­se hal­tung zwar voll­kom­men merk­be­freit­heit, aber im­mer­hin ist das eine mög­li­che er­klä­rung.

war­um das zei­gen der ver­frem­de­ten bil­der, eu­phe­mis­tisch auch „un­fap­pe­ning“ ge­nannt, völ­lig merk­be­freit ist, er­klärt jür­gen ge­u­ter wie­der am bes­ten:

Nun wer­den un­ter dem Schlag­wort „un­fap­pe­ning“ von Künst­lern ver­än­der­te Ver­sio­nen die­ser Bil­der ver­brei­tet: Über die nack­ten Kör­per der Frau­en sind ama­teur­haft Klei­dungs­stü­cke ge­pin­selt. Ich hal­te die Ver­öf­fent­li­chung die­ser ver­än­der­ten Bil­der für ähn­lich wi­der­lich, wie die Pu­bli­ka­ti­on der Ori­gi­nal­ver­sio­nen.

Denn na­tür­lich wird die nack­te Ver­si­on im­mer mit­ge­dacht. Man pro­fi­tiert so also noch ein wei­te­res mal vom Leid der Op­fer des Über­grif­fes und jazzt sei­ne Click­zah­len hoch. Des Wei­te­ren sind die Bil­der im­mer noch nicht – auch nicht in ih­rer ver­än­der­ten Form – von den Frau­en zur Pu­bli­ka­ti­on frei­ge­ge­ben. Sie wer­den also wei­ter­hin als Ob­jekt be­han­delt, ohne Agen­cy und Rech­te.

er fin­det die ver­öf­fent­li­chung der bil­der „wi­der­lich“ — wie ich fin­de, zu recht.

der blog­ger pe­rez hil­ton hat vor jah­ren ei­ni­ges an be­rühmt­heit mit sei­nem gos­sip-blog er­reicht. er nutz­te auf sei­nem blog aus­gie­big pa­pa­raz­zi-bil­der und krit­zel­te kom­men­ta­re hin­ein, um mit die­sem kniff li­zenz­zah­lun­gen aus dem weg zu ge­hen: er er­klär­te die mit sei­nen krit­ze­lei­en ver­se­he­nen bil­der ein­fach zu kunst. nach die­ser lo­gik könn­te man jetzt auch snuff-fil­me oder bil­der mit ex­tre­mer ge­walt­dar­stel­lung zei­gen, wenn man sie nur ein biss­chen „ent­schärft“ oder smi­lies rein­malt. man könn­te fo­tos von ob­duk­tio­nen oder un­fall­op­fern zei­gen, wenn man ein paar blüm­chen rein­pho­to­shop­pt. bou­le­vard­me­di­en könn­ten die ge­stoh­le­ne kran­ken­ak­te von mi­cha­el schu­ma­cher zei­gen, wenn vor­her ein il­lus­tra­tor ein paar or­na­men­te aufs pa­pier zau­bert. man könn­te die fo­tos von flug­zeug­ab­sturz­op­fern aus face­book zu­sam­men­klau­ben, ein biss­chen „il­lus­trie­ren“ und dann ei­nen ar­ti­kel mit die­sen fo­tos in sein blog pa­cken und zum bei­spiel so an­teasern:

Il­lus­tra­to­ren ma­len auf den Face­book­pro­fil­bil­dern der Ab­sturz­op­fer von Air France Flug 447 rum. Groß­ar­tig! Es soll­te so­wie­so und über­haupt viel mehr bunt an­ge­mal­te Op­fer­bil­der ge­ben. Wenn bei dem gan­zen Dra­ma am Ende dann noch Kunst bei raus­kommt, dann hat­te das gan­ze im­mer­hin ir­gend­was gu­tes.

das leid der op­fer und die wür­de der ab­ge­bil­de­ten ha­ben sich nach die­ser lo­gik der kunst un­ter­zu­ord­nen. das dach­te sich vor ei­ner wei­le auch ein ame­ri­ka­ni­scher wur­zel­sepp, der kurz nach dem #ce­le­bleak an­kün­dig­te, eine aus­stel­lung der ent­wen­de­ten nackt­bil­der zu or­ga­ni­se­ren. das wur­de mitl­ler­wei­le wie­der ab­ge­bla­sen, zeigt aber die hal­tung die hin­ter ei­nem sol­chen kunst­ver­ständ­nis steckt: kunst als ge­leb­te rück­sichts­lo­sig­keit und selbst­dar­stel­lungs­zwang auf kos­ten an­de­rer.

oder an­ders ge­sagt: , die vor al­lem durch hem­mungs­lo­sig­keit, eine aus­ge­präg­te egal­hal­tung, sen­sa­ti­ons­gier und me2-vi­ral-wel­len-rei­ten be­sticht. oder um das mil­der aus­zu­drü­cken, die angst eine vi­ra­le wel­le zu ver­pas­sen — und da­mit be­su­cher- und wer­be­um­satz­rück­gän­ge zu ver­kraf­ten — scheint bei ei­ni­gen blog­gern die fä­hig­keit nach­zu­den­ken be­schä­digt zu ha­ben — und ih­nen die glei­chen be­ruf­lich be­ding­ten hal­tungs­de­for­ma­tio­nen wie bou­le­vard­jour­na­lis­ten zu­ge­fügt zu ha­ben.


ich weiss nicht ob die­ser ar­ti­kel jetzt wirk­lich dif­fe­ren­ziert ge­wor­den ist. wahr­schein­lich eher nicht. ich könn­te den blog­gern, die die #un­fap­pe­ning-bil­der ver­öf­fent­licht ha­ben, auch, statt pro­fit­gier und auf­merk­sam­keits­sucht, gu­ten wil­len un­ter­stel­len. mir ge­lingt es aber ein­fach nicht zu ver­ste­hen, wie man bil­der zei­gen kann, die die dar­auf ab­ge­bil­de­ten nicht ver­öf­fent­licht se­hen wol­len. mir ge­lingt es auch nicht das mit ver­schie­de­nen „scham­gren­zen“ zu er­klä­ren, da es bei der in­tims­hä­re von men­schen nicht aus­schliess­lich um pri­mä­re oder se­kun­dä­re ge­schlechts­merk­ma­le geht. ich ver­ste­he ein­fach nicht, war­um eine über­mal­te per­sön­lich­keits­rechts­ver­let­zung bes­ser als das ori­gi­nal sein soll — oder war­um das „groß­ar­tig!“ sein soll. aber viel­leicht kann mir das ja je­mand er­klä­ren.


1) wer das wort „leaks“ für die­se an­grif­fe be­nutzt müss­te über sein ge­stoh­le­nes fahr­rad ei­gent­lich auch als ge­le­ak­ten be­sitz re­den.

bild­quel­le


[nach­trag 28.09.2014, kurz vor eins]
sa­scha lobo fin­det mei­ne ver­mu­tung, dass das „arschi­ge“ ver­hal­ten von ei­ni­gen blog­gern mit der pro­fes­sio­na­li­sie­rung zu tun ha­ben könn­te ab­we­gig. mög­li­cher­wei­se hat er da recht, un­ter an­de­rem weil er lei­der meis­ten recht hat, wenn wir ver­schie­de­ner mei­nung sind. un­ter an­de­rem sagt er:

Die Pro­fes­sio­na­li­sie­rung macht nie­man­dem zum Arsch, der nicht schon vor­her ei­ner war. Sie macht es bloß ein­fa­cher sicht­bar.

dass man bei der pro­fes­sio­na­li­sie­rung ge­nau­ge­nom­men dif­fe­ren­zie­ren muss, näm­lich ei­ner­seits dass man als pro­fi je­man­den be­zeich­net der be­son­ders gute ar­beit lie­fert und an­de­re­seits auch je­man­den be­zeich­net, der von sei­ner ar­beit lebt, dar­auf weist chris­toph boe­cken im glei­chen strang hin.

ob mein ar­ti­kel aber bes­ser mit „schran­ken­lo­se auf­merk­sam­keits­gier führt mög­li­cher­wei­se zu hal­tungs­schä­den und merk­be­frei­ung“ — dar­über schla­fe ich jetzt noch­mal eine nacht.


[nach­trag 12.10.2014]
heu­te nacht hat mir ma­thi­as winks auf face­book eine nach­richt ge­schickt, in der er mir mit­teil­te, dass er den ar­ti­kel zum „un­fap­pe­ning“ „raus­ge­nom­men“ hät­te.


bbq-sos­se mit fly­ing goo­se sri­racha hot chi­li sau­ce wi­th ex­tra gar­lic

felix schwenzel

bei real gibts ge­ra­de fer­ti­ges „pul­led pork“ in der kühl­the­ke. von die­sem her­stel­ler, für 5 euro. weil wir das ge­lös­te schwei­ne­flisch in un­se­rem ame­ri­ka-ur­laub mehr­fach ge­ges­sen ha­ben (ein­mal fix und fer­tig mit bbq-sos­se vom trader joes, ein­mal bei sub­way und ein­mal fix und fer­tig ohne bbq-sos­se bei freun­den), wur­de ich im real kurz sen­ti­men­tal und kauf­te die pa­ckung. das stück soll 30 mi­nu­ten im ofen schmo­ren und wäh­rend es da so schmor­te, habe ich eine bbq-sos­se ge­baut, un­ge­fähr nach die­sem re­zept. mei­ne bar­be­que-sos­se ging so:

  • 50 gramm to­ma­ten­mark
  • 50 gramm to­ma­ten­saft (aus­ge­sieb­te do­sen-piz­za-to­ma­ten von aldi, kann auch ger­ne et­was mehr sein)
  • 30 gramm dunk­ler bal­sa­mi­co es­sig
  • 30 gramm brau­ner rohr­zu­cker
  • 10 gramm ho­nig
  • 1 tee­löf­fel salz
  • 1 ge­häuf­ter tee­löf­fel fly­ing goo­se sri­racha hot chi­li sau­ce mit knob­lauch

am ein­fachs­ten ist es ei­nen klei­nen koch­topf auf eine kü­chen­waa­ge zu stel­len und al­les ein­zu­fül­len, gut durch­zu­rüh­ren und da­nach die sos­se 5 bis 10 mi­nu­ten auf­zu­wär­men (klei­ne flam­me, gut rüh­ren). die 30 mi­nu­ten kö­cheln im ori­gi­nal­re­zept hal­te ich für über­flüs­sig.

die fly­ing goo­se sri­racha hot chi­li sau­ce mit knob­lauch (hell­brau­ner de­ckel) ist üb­ri­gens die bes­te sri­racha sos­se der welt. die fly­ing goo­se mar­ke gibt’s zwar in un­se­rem lieb­lings asia shop, aber die mit knob­lauch ha­ben wir die bis­her nur beim tür­ken ge­fun­den. dort kos­tet sie um die 3 euro. bei ama­zon 8. das zeug ist aber wirk­lich toll. wir scher­zen mitt­ler­wei­le bei fast je­dem es­sen: we put that shit on ever­y­thing.

die bbq-sos­se war su­per, zum pul­led pork gab’s brot und boh­nen und ein biss­chen do­sen­mais. kei­ne kla­gen, kei­ne bil­der (war zu le­cker zum fo­to­gra­fie­ren).


net­flix

felix schwenzel

letz­tes wo­chen­en­de klag­te die bei­fah­re­rin über „ein krat­zen im hals“. ich lach da im­mer drü­ber, wenn sie sagt, sie fürch­te, sie wür­de krank, weil sie nor­ma­ler­wei­se 24 stun­den spä­ter schon gar nicht mehr weiss, dass sie „ein krat­zen im hals“ hat­te und über ir­gend­ein an­de­res weh klagt. lei­der hat die­ses krat­zen im hals oft eine ver­hee­ren­de wir­kung auf mich. ein paar tage spä­ter kratzt es näm­lich bei mir im hals, wo­von ich al­ler­dings nie­man­den et­was sage, in der er­war­tung, dass es weg­geht, wenn ich zwei oder drei stünd­chen län­ger schla­fe (also frü­her ins bett gehe) und auf al­ko­hol ver­zich­te (bis, viel­leicht, auf ein klei­nes bier). wenn dann al­ler­dings ein paar tage spä­ter mei­ne nase ihre flut­to­re öff­net und das fie­ber mei­ne kon­zen­tra­ti­on noch mehr stört als es der all­tag oh­ne­hin tut, muss ich dann lei­der ge­gen­über der bei­fah­re­rin zu­ge­ben, dass ich „ein biss­chen krank“ sei. das merkt sie dann auch dar­an dass ich mich wei­ge­re schwe­re kör­per­li­che ar­bei­ten für sie zu er­le­di­gen oder über län­ge­re zeit­räu­me im bett lie­ge und noch we­ni­ger rede als sonst.

kurz ge­sagt: ich war ein paar tage krank. und zu­fäl­lig ist vor ein paar ta­gen auch net­flix of­fi­zi­ell in deutsch­land ge­star­tet, so dass ich mein al­tes ac­count, das ich mir mit der adres­se ei­nes freun­des in den USA vor ei­ner wei­le mal an­ge­legt habe, wie­der re­ak­ti­viert habe. das alte net­flix-ac­count hab ich mir bei net­flix ge­holt, als die noch DVDs ver­schickt ha­ben. das war also wirk­lich lan­ge her. net­flix scheint sich aber ein paar mei­ner prä­fe­ren­zen ge­merkt zu ha­ben.

leich­tes fie­ber ist ganz hilf­reich um ei­ni­ge ame­ri­ka­ni­sche fern­seh­se­ri­en aus­zu­hal­ten. dach­te ich. für mehr als 5 fol­gen der se­rie ar­row hat es dann aber nicht ge­reicht. die se­rie wur­de mir dann doch zu ste­reo­typ, al­bern und vor­her­seh­bar. an­wäl­tin­nen die un­ter­ein­an­der über nichts an­de­res als kna­cki­ge ker­le, süs­se ty­pen, „get over him“ oder „wir soll­ten heu­te abend mal rich­tig tan­zen ge­hen“ re­den, hau­en mich ein­fach nicht vom ho­cker.

was ich aber po­si­tiv an­mer­ken muss, ist wie schmerz­frei, und im wahrs­ten sin­ne un­ter­bre­chungs­frei, net­flix funk­tio­niert. wenn ich auf dem ap­ple tv eine fol­ge an­se­he und pau­sie­re, kann ich sie in der kü­che auf dem mac­book im brow­ser wei­ter­se­hen. der play­er selbst und die streams la­den schnell, der pro­zes­sor tickt nicht aus und auch wenn die be­dien­ober­flä­che nicht auf al­len platt­for­men gleich aus­sieht, lässt sich so­gar die spul­funk­ti­on bes­ten be­die­nen. so pau­schal wie cas­par cle­mens mier­au das for­mu­liert („Vi­deo­strea­ming ist ka­putt“) wür­de ich das nach den letz­ten ta­gen nicht sa­gen. zwar ist das an­ge­bot im deut­schen net­flix noch über­schau­bar, aber ich kann nicht kla­gen. es gibt ei­ni­ges was ich mir in mei­ne lis­te ge­stellt habe.

mög­li­cher­wei­se fang ich dem­nächst mal (beim nächs­ten töd­li­chen män­ner­schnup­fen?) mit den lau­fen­den to­ten an, der pi­lot von pen­ny dreadful war so la la, aber viel­leicht gibt das ja noch was, und re­la­tiv be­geis­tert bin ich von fi­re­fly. über den auf der se­rie ba­sie­ren­den film se­re­ni­ty bin ich schon vor ei­ner wei­le im US-itu­nes-store ge­stol­pert (und fand den ganz fa­mos) und der pi­lot der se­rie (von 2002) war sehr ok. na­tür­lich ist ein raum­schiff in dem teil­wei­se räu­me mit holz­schie­be­tü­ren mit glas­fül­lun­gen ab­ge­trennt sind, in dem lam­pen von ikea an die wän­de mon­tiert sind und in dem es of­fen­bar luft­steu­er­knüp­pel gibt, to­tal un­rea­lis­tisch, mit leich­tem fie­ber macht es aber trotz­dem lust die se­rie zu gu­cken.

noch ein letz­tes wort zu net­flix: ich mag es wirk­lich sehr, dass die se­ri­en dort alle mit un­ter­ti­teln und ori­gi­nal­ton vor­ge­hal­ten wer­den. das ist zwar bei ei­ni­gen se­ri­en auch bei ama­zon in­stant vi­deo der fall, aber wenn man dort ei­nen film ge­fun­den hat, lässt der sich nicht ein­fach um­schal­ten. man muss ex­tra nach der OV-ver­si­on su­chen. op­tio­na­le un­ter­ti­tel sind bei ama­zon nicht über­all vor­han­den, der play­er im brow­ser lädt ewig, die na­vi­ga­ti­on von staf­fel zu staf­fel und epi­so­de zu epi­so­de und wenn man falsch klickt, kauft man die se­rie an­statt sie sich im rah­men sei­nes prime-ac­counts kos­ten­los an­zu­se­hen — al­les bei ama­zon in­stant vi­deo ist ein usa­bi­li­ty-alp­traum. bei net­flix nicht. das ist so ein­fach, dass ich kurz da­vor bin, das mei­nen el­tern zu emp­feh­len.

ich kann nur emp­feh­len sich das mal ei­nen mo­nat kos­ten­los an­zu­se­hen. das kon­to nach dem pro­be­mo­nat zu de­ak­ti­vie­ren ist bei net­flix auch un­pro­ble­ma­tisch. mein kon­to ruh­te jetzt ja ein paar jah­re und bis auf spo­ra­di­sche emails, in de­nen net­flix mich zu­rück­hal­tend frag­te ob ich nicht viel­leicht doch zu­rück­kom­men wol­le, nerv­te und kos­te­te net­flix in der zeit auch nichts.

(re­dak­ti­on: @dop­pelhorn und @moe­pern)


[nach­trag 21.09.2014]
ein net­flix-abo für ein paar mo­na­te lohnt sich im üb­ri­gen al­lei­ne schon um die ers­te staf­fel von far­go (dan­ke für die errin­ne­rung an @pra­me­san) und bei­de staf­feln house of cards (dan­ke für die er­in­ne­rung an ge­rald an­ge­rer) zu se­hen. mich hat es nicht ge­packt, da­für aber die bei­fah­re­rin, die ist sehr an­ge­tan von oran­ge is the new black. ich kann mir das zwar nicht vor­stel­len, aber falls es leu­te gibt die brea­king bad noch nicht ge­se­hen ha­ben, alle 5 staf­feln sind auf net­flix.


ser­vice­oa­se deutsch­land

felix schwenzel

2009 habe ich im haupt­bahn­hof ber­lin mei­ne da­ma­li­ge bahn­card 100 am DB-rent schal­ter für das DB-car­sha­ring frei­schal­ten las­sen. schal­ter ist na­tür­lich nicht ganz rich­tig, in der rei­he der au­to­ver­mie­ter im ers­ten un­ter­ge­schoss des haupt­bahn­hofs war ne­ben eu­rop­car, sixt und herz eben auch ein DB-rent-la­den.

mei­ne letz­te bahn­card 100 (von 2012), be­nut­ze ich bis heu­te zum auf­schlies­sen von flinks­tern (so heisst DB-rent seit ner wei­le). aus­ser wenn es wär­mer als 25 grad ist (oder die son­ne di­rekt auf ei­nen flinks­ter scheint), dann kön­nen die le­se­ge­rä­te mei­ne kar­te nicht er­ken­nen. die flinks­ter-hot­line, die mitt­ler­wei­le lo­bens­wer­ter­wei­se auch über eine kos­ten­lo­se ruf­num­mer er­reich­bar ist, schlug vor, dass ich mir eine neue kar­te ho­len soll­te. das gehe an al­len grös­se­ren bahn­hö­fen, ganz ein­fach.

heu­te früh mal kurz zum haupt­bahn­hof, da gibt’s doch be­stimmt noch die­sen DB-rent-la­den dach­te ich so. pus­te­ku­chen.

da wo frü­her ein DB-rent-la­den war, blick­te ich jetzt in eine dunk­le glas­front. also hoch ins kun­den­zen­trum. dort gibt’s mitt­ler­wei­le nen num­mern-war­te­sys­tem und ei­nen con­cier­ge. auch sehr lo­bens­wert. der con­cier­ge sag­te mir, flinks­ter ma­che der ser­vice­point. also run­ter zum ser­vice­point. die 10 per­so­nen-schlan­ge ar­bei­te­te sich sehr flott ab, die meis­ten vor mir hat­ten of­fen­bar nur kur­ze, bzw. schnell be­ant­wort­ba­re fra­gen. als ich dran war sag­te ich, dass ich ger­ne ne neue zu­gangs­kar­te für flinks­ter hät­te, mei­ne alte wür­de nicht mehr funk­tio­nie­ren. „hm, ne zu­satz­kar­te?“ — „nee, zu­gangs­kar­te“ — „ach so, ne kun­den­kar­te.“ — „ge­nau, die bahn­card funk­tio­niert nicht zu­ver­läs­sig.“

bei der kor­rek­ten be­zeich­nung hör­te das flinks­ter know-how der ser­vice­point-mit­ar­bei­te­rin aber auch schon auf. da sie nicht wuss­te wie man eine neue kar­te aus­stellt, griff sie zum te­le­fon und rief bei flinks­ter an. da ging aber auch nach 15 mi­nu­ten nie­mand ran. ob sich die kar­ten per post ver­schi­cken las­sen wür­den wuss­te sie auch nicht, ihr täte das al­les sehr leid, ob ich noch­mal ein an­de­res­mal vor­bei­kom­men kön­ne. klar sag­te ich und rief selbst bei der flinks­ter-hot­line an.

nach un­ge­fähr 2 mi­nu­ten war­te­zeit hat­te ich ei­nen mit­ar­bei­ter an der hand, den ich frag­te, was ich denn ma­chen müs­se um an eine neue kun­den­kar­te zu kom­men. das gin­ge an al­len bahn­hö­fen, in je­dem kun­den­zen­trum. nee, der mit­ar­bei­ter im kun­den­zen­trum habe mich zum ser­ve­point ge­schickt und die wuss­ten nicht wie das geht: „nee, echt?“ wun­der­te sich der hot­li­ner. das wäre ganz ein­fach, „die müs­sen sie ein­fach nur ein­mal ein­log­gen und dann die neue kar­te aus­ge­ben“. ob er das auch mal der kol­le­gin er­klä­ren kön­ne. klar kön­ne er das. das ging dann in der tat ganz schnell, aber ich habe mich dann den rest des ta­ges ge­wun­dert:

die bahn ist ja ein ziem­lich gros­ses un­ter­neh­men dass zu ei­nem sehr gros­sen teil dienst­leis­tun­gen an­bie­tet. dort nennt man das glau­be ich mo­bi­li­täts-dienst­leis­tun­gen. die­se dienst­leis­tun­gen sind meis­ten recht kom­plex und ser­vice­in­ten­siv und be­nö­ti­gen dem­entspre­chend viel und gut ge­schul­tes per­so­nal. ich fra­ge mich, ob die bahn wirk­lich glaubt die­se dienst­leis­tun­gen kön­ne man kom­plett vir­tua­li­sie­ren, in apps, web­sei­ten, au­to­ma­ten oder in te­le­fon­zen­tra­len. flinks­ter leis­tet sich ein ein­zi­ges „stadt­bü­ro“ in ber­lin (in der schön­hau­ser al­lee), in das man ge­hen kann, um kun­de zu wer­den oder bei pro­ble­men ge­hol­fen zu be­kom­men — der rest der fir­men­re­prä­sen­tanz fin­det an bahn­hofs­in­for­ma­ti­ons­schal­tern statt, die we­der ein flinks­ter- noch ein DB-rent-logo tra­gen? und dann ver­gisst man die kol­le­gen an die­sen in­for­ma­ti­ons­schal­tern or­dent­lich zu schu­len?

das macht auf mich al­les ei­nen sehr stief­müt­ter­li­chen ein­druck. statt die mo­bi­li­täts­dienst­leis­tun­gen der bahn (die ich wirk­lich ger­ne nut­ze) of­fen­siv zu ver­mark­ten, lässt man den la­den so da­hin­plät­schern und war­tet bis sich je­mand für ei­nen in­ter­es­siert und fragt. ich glau­be da soll­te mal je­mand das top-ma­nage­ment auf­we­cken. die­ses car­sha­ring soll doch ein zu­kunfts­markt sein.


vor ner wei­le habe ich aus ir­gend­ei­nem grund zu­ge­stimmt, dass o₂ mir ei­nen news­let­ter schickt. weil in die­sen news­let­tern wirk­lich nur quatsch steht, habe ich letz­te wo­che den ab­be­stel­len-link un­ter dem news­let­ter ge­klickt. am nächs­ten mor­gen be­stä­tig­te mir o₂, dass man mei­nen „Wunsch, kei­ne E-Mails mit An­ge­bo­ten von uns […] zu er­hal­ten“ ab so­fort re­spek­tie­ren wür­de. sechs­mal schick­te o₂ mir die­se re­spekts­be­kun­dung. ok. kann ich mit le­ben. nach drei ta­gen mel­de­te sich o₂ er­neut bei mir, dies­mal mit 12 se­pa­ra­ten emails:

Sehr ge­ehr­ter Herr Schwen­zel,

Ih­ren Wunsch, kei­ne E-Mails mit An­ge­bo­ten von uns mehr zu er­hal­ten, wer­den wir ab so­fort re­spek­tie­ren.

Ger­ne möch­ten wir Sie je­doch noch dar­auf hin­wei­sen, dass Sie auf­grund Ih­rer Ent­schei­dung nicht mehr an un­se­rem Vor­teils­pro­gramm o2 More teil­neh­men kön­nen.

Al­ler­dings: Ih­ren Zu­gang zu o2 More kön­nen Sie je­der­zeit mit we­ni­gen Klicks er­neut ak­ti­vie­ren.

Mit freund­li­chen Grü­ßen

Ihr o2 More Team

ich habe das dann mal auf twit­ter er­wähnt und er­fah­ren, dass ich wohl nicht der ein­zi­ge bin, den o₂ mit sei­nen mul­ti­plen re­spekts­be­kun­dun­gen seg­net. auch @o2de mel­de­te sich kurz zu wort:

@di­plix Oh man. Sor­ry. :( Magst du mir per DM die Email­adres­se schi­cken, an die das ging? Ich lei­te es dann wei­ter. ^DR

— o2 Hil­fe (@o2de) Sep­tem­ber 8, 2014

mei­ne email­adres­se hat das twit­ter-team von o₂ jetzt, aber be­nutzt hat sie dort noch nie­mand. aber im­mer­hin, ei­nen tag spä­ter hör­te ich er­neut von o₂ — eine mail mit dem be­treff „Ex­klu­si­ver 15 € Cou­pon für Mo­de­lieb­ha­ber“.

auch in die­ser email be­fand sich ein funk­tio­nie­ren­der ab­mel­de­link, des­sen be­tä­ti­gung zwei tage spä­ter zu zwei wei­te­ren emails mit dem be­kann­ten in­halt führ­te:

Sehr ge­ehr­ter Herr Schwen­zel,

Ih­ren Wunsch, kei­ne E-Mails mit An­ge­bo­ten von uns mehr zu er­hal­ten, wer­den wir ab so­fort re­spek­tie­ren.

per sms wur­de mir das kli­cken der ab­mel­de­links üb­ri­gens auch mehr­fach von o₂ quit­tiert:

Lie­ber o2 Kun­de, die Kon­takt­da­ten für Ih­ren Ver­trag wur­den so­eben ge­än­dert. Wei­te­re In­for­ma­tio­nen und Kon­to­ein­stel­lun­gen fin­den Sie auf der o2 Home­page und in der Mein o2 App. Ihr o2 Team

grund­sätz­lich fin­de ich es ja sehr schön, dass o₂ so kom­mu­ni­ka­ti­ons­freu­dig ist. ich wür­de mir nur wün­schen, dass man bei der än­de­rung mei­nes o₂-DSL-ver­trags auch so red­se­lig wäre. ob­wohl (kei­ne iro­nie) ich kann mich nicht be­kla­gen; ich bin tat­säch­lich auf eine email hin, die ich an den kun­den­ser­vice schick­te um mich zu er­kun­di­gen wie die DSL um­schal­tung vor­an­geht, von o₂ an­ge­ru­fen wor­den! von ei­ner ech­ten mit­ar­bei­te­rin, die mich er­fri­schend of­fen wis­sen liess, dass die ver­zö­ge­run­gen bei der um­schal­tung nicht an mir oder der te­le­kom lä­gen, son­dern dass sich bei ih­nen, bei o₂ „ein klei­ner stau“ ge­bil­det hät­te.

ich bin ge­spannt auf wei­te­re ge­le­gen­hei­ten mich von o2-an­ge­bo­ten ab­mel­den zu kön­nen.


2 von 66 seen

felix schwenzel

die bei­fah­re­rin hat sich in den kopf ge­setzt, dass wir ein­mal um ber­lin wan­dern, auf dem 66-seen-wan­der­weg. da­für hat sie sich so­gar die­ses buch ge­kauft und hat uns am sonn­tag zwei klei­ne etap­pen in und um straus­berg raus­ge­sucht.

für die an­rei­se habe ich mir, wie von mir emp­foh­len, die geo epo­che „wil­der wes­ten“ ge­kauft, denn die an­rei­se per u- und s-bahn dau­ert knapp 1½ stun­den. gute ge­le­gen­heit zum le­sen. in straus­berg ha­ben wir dann ei­nen bock ge­se­hen, sind ent­lang der al­ten stadt­mau­er in die alt­stadt ge­gan­gen und ha­ben dort ei­nen klei­nen um­weg zur ma­ri­en­kir­che ge­macht.

in straus­berg sieht man, dass die stadt sehr alt ist. man sieht mit­tel­al­ter­li­che spu­ren und man sieht was pas­siert, wenn man häu­ser ein­fach ein paar de­ka­den rum­ste­hen lässt.

vor dem wan­dern muss man sich na­tür­lich erst­mal stär­ken. wir ha­ben das im re­stau­rant zur fäh­re ge­macht, wo man sehr nett draus­sen im vor­gar­ten sit­zen kann.

die be­die­nun­gen wa­ren enorm freund­lich, aber sehr sel­ten. es hat un­ge­fähr 45 mi­nu­ten ge­dau­ert, bis wir un­se­re be­stel­lun­gen vor uns ste­hen hat­ten, ich hat­te mich für schwei­ne­le­ber ent­schie­den.

so­wohl der rot­kohl als auch das kar­tof­fel­pü­ree wa­ren haus­ge­macht und sehr le­cker. die le­ber auch. die bei­fah­re­rin war mit ih­rem sa­lat glau­be ich nur so mit­tel­zu­frie­den.

dann sind wir am ufer des straus­sees ent­lang rich­tung sü­den ge­lau­fen, bis wir am süd­ende des sees auf den of­fi­zi­el­len, mit blau­en punk­ten ge­kenn­zeich­ne­ten 66-seen-wan­der­weg ge­lang­ten.

der wan­der­weg führt durch wohn­ge­bie­te, klei­ne und gros­se wäld­chen, über s-bahn­schie­nen und stras­sen. ein­sam­keit und stil­le muss man nicht fürch­ten, der stras­sen- und zi­vi­li­sa­ti­ons­lärm ver­liess uns — zu­min­dest auf die­ser etap­pe — nie.

am süd­li­chen ende des her­ren­see gibt es ei­nen „ru­he­forst“. hier kön­nen sich wald­men­schen be­stat­ten las­sen, mar­kiert oder un­mar­kiert. die in­fo­ta­fel er­klärt:

Der Ru­he­Forst Straus­berg am Her­ren­see bie­tet Men­schen die letz­te Ru­he­stät­te in ei­nem herr­li­chen, leicht zu er­rei­chen­den Misch­wald.

Im Ru­he­Forst be­fin­den sich zahl­rei­che Ru­he­Bio­to­pe, de­ren Mit­tel­punkt je­weils ein Baum bil­det. Um ei­nen Ru­he­Bio­top be­fin­den sich bis zu 12 Ur­nen­plät­ze. Hier kön­nen ein­zel­ne Per­so­nen, Fa­mi­li­en oder sich im Le­ben na­he­ste­hen­de Men­schen zu­sam­men bei­gesetzt wer­den.

der bei­fah­re­rin ge­gen­über äus­ser­te ich den wunsch, dass mei­ne urne auf dem ka­min­sims ste­hen sol­le, das sei, falls sie fra­gen soll­te, mein letz­ter wil­le.
- „aber wir ha­ben doch gar kei­nen ka­min!“
- „dann musst du ei­nen bau­en, wenn ich ster­be …“

ir­gend­wann fan­den wir ein stück ge­rahm­ten wald. das aus­stel­lung­s­tück wald wür­de, so er­klär­te es eine in­fo­ta­fel, na­tur­ver­jüngt, das heisst der wald­be­stand wird auf „na­tür­li­chem“ weg er­neu­ert, durch „sa­men­be­fall“, „stock­aus­schlag“ und „wur­zel­brut“. ob der rah­men wan­de­rer zur sa­men­spen­de oder nur zur be­wun­de­rung ani­mie­ren soll, weiss ich nicht.