typischer tag eines mannes
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😏😏😏😏😏😏😏😏😏😏😏😴
typischer tag einer frau
😀😒😣😱😖😑😠😡😶😇😘😨
😞😊😳😕😬😜😂😶😩😓😤😴
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gestern und heute mehrere anrufe auf meinem (o₂-handy) von der 0800 2602601. jedes mal wenn ich rangehe beendet sich die verbindung. die nummer ist von o₂ deutschland, finde ich im internet herraus. das passt. o₂ ist nicht in der lage mittels seines eigenen kommunikationsnetzes eine verbindung zu seinen kunden aufzubauen.
weil ich mir sorgen mache, dass es um die umschaltung unseres DSL-anschlusses gehen könnte, die sich nun schon seit etwas mehr als 5 monaten hinzieht, rufe ich o₂ zurück.
die dame in der DSL-abteilung liest mir die einträge aus dem CRM vor, „umgehend schalten …“, „technische probleme …“, „kunden benachrichtigen sobald …“
… ja, da gäbe es noch ein paar technische probleme bei der schaltung. normalerweise würde die schaltung selbst so ungefähr zwei bis drei wochen dauern. da wo ich wohne, gäbe es aber wohl gerade technische probleme (ich vermute: viele DSL-kunden), weshalb es in meinem fall noch so um die 3 monate dauern würde bis der anschluss geschaltet würde. internet hätte ich aber noch, fragt die dame besorgt nach. ja, ja, der 16k DSL-anschluss, den ich gerne, seit über 5 monaten, zu einem schnelleren DSL-anschluss umwandeln würde, funktioniert einwandfrei.
die dame ist sich relativ sicher, dass es zum DSL-anschluss keine rückfragen an mich gegeben habe, wenn sie, die DSL-abteilung anrufen würde, käme das mit einer münchener absendernummer bei mir an. wahrscheinlich wollte sich jemand aus dem marketing bei mir erkundigen, ob ich zufrieden mit meinen telekomunikationsdienstleister sei.
das oben habe ich mir heute früh notiert. eben, so gegen 13 uhr, klingelte mein telefon wieder mit der 0800 2602601 und diesmal klappte es mit der verbindung als ich den anruf annahm. wieder eine sehr freundliche mitarbeiterin, die sich „mal melden“ wollte und bescheid sagen wollte, warum es zu verzögerungen bei meiner bestellung gekommen sei. es hätte technische probleme bei der telekom gegeben, die jetzt aber behoben seien und die aufträge würden jetzt wieder normal bearbeitet. die drei monate wartezeit die mir ihre kollegin heute früh in aussicht gestellt habe, seien wohl eine sehr vorsichtige schätzung gewesen, sie wolle sich zwar nicht zu weit aus dem fenster lehnen, glaube aber, dass das sehr viel schneller gehe. ausserdem würde sie mir für „die entstandenen unannehmlichkeiten“ eine gutschrift von 30 euro anbieten.
das habe ich gerne angenommen und bin jetzt — wie seit ungefähr fünf monaten — gespannt was als nächstes kommt. bei so einer arktis-expedition DSL-umschaltung kann ja einiges schiefgehen.

in der danksagung am ende seines neuen buches beschreibt andrew keen, wie ihn der atlantic-books-chef toby mundy überredete ein buch zu schreiben, in dem er seine „Überlegungen zum Internet“ zusammenfassen solle:
»Es ist ganz einfach«, versprach er mir. »Schreib einfach alles auf, was du über das Internet denkst.«
keen hat das tatsächlich gemacht und man kann das auch relativ kurz zusammenfassen: er denkt über das internet nicht viel gutes. das internet, schreibt er einmal in einem nebensatz, habe zwar ein paar gute seiten, sei unterm strich aber eine „Riesen-Scheiss-Pleite“. die „Riesen-Scheiss-Pleite“ ist eigentlich ein zitat, das er in kapitel 8 einem „ungekämmten und unrasierten Jungen“, der auf einer konfernez neben ihm sass, in den mund legt. im original lautete das zitat wahrscheinlich „epic fucking fail“. keen greift dieses zitat auf den folgenden seiten (oder im buch-promo-material) wieder auf, um zu beschreiben was er über das internet denkt.
keen wollte das buch ursprünglich auch „epic fail“ nennen, nannte es dann im original dann aber „the internet is not the answer“. auf deutsch entschied sich die deutsche verlags-anstalt dann für den epischen titel: „Das digitale Debakel: Warum das Internet gescheitert ist - und wie wir es retten können“.
der deutsche titel ist verständlicherweise etwas auf randale gebürstet. nach der verleihung des friedenspreises des deutschen buchhandels an jaron lanier erwartet der verlag offenbar zu recht, dass die internet-kritischen deutschen intellektuellen und feuilletons neue nahrung brauchen. um ganz sicher zu gehen, dass die zielgruppe das buch auch als internetkritisch erkennt, hat man das buch dann gleich auf dem cover in 14 worten zusammengefasst.
auch beim umschlagtext übertrieb man zur sicherheit gleich ein bisschen und sagt über keen:
Er lehrte an mehreren US-amerikanischen Universitäten und gründete 1995 ein erfolgreiches Internetunternehmen im Silicon Valley.
im buch schreibt keen auf seite 226 das gegenteil:
Während Kalanick in den Neunzigern mit Scour scheiterte, scheiterte ich mit meinem eigenen Musik-Start-Up AudioCafe.
um die einleitung von keens buch zu lesen, habe ich mehrere anläufe gebraucht. texte in denen mehr rumbehauptet als argumentiert wird, verlieren ganz schnell mein interesse. nachdem er 5 seiten auf michael und xochi birch und deren battery-club rumhackt, füllt er die restlichen 7 einleitungsseiten mit allgemeinem internet-gemäkel, das der verlag im promotion-material auf diesen absatz zusammengedampft hat:
Nicht die Gesellschaft profitiert von einer „hypervernetzten“ Welt, sondern eine elitäre Gruppe junger weißer Männer. Was ihnen immer mehr Reichtum beschert, macht uns in vielerlei Hinsicht ärmer. Das Internet vernichtet Arbeitsplätze, unterbindet den Wettbewerb und befördert Intoleranz und Voyeurismus. Es ist kein Ort der Freiheit, sondern ein Überwachungsapparat, dem wir kosten- und bedenkenlos zuarbeiten. Kurzum: Das Internet ist ein wirtschaftliches, kulturelles und gesellschaftliches Debakel.
ganz einfach: schreib einfach auf was du über das internet denkst — zack, ist die einleitung fertig!
ich habe keen ein paar mal live erlebt und gesehen und fand ihn mit seiner schneidenden stimme und brillianten rhetorik immer sehr überzeugend. einer seiner vorträge auf der next-konferenz im jahr 2009 hat mich massgeblich zu meinem vortrag warum das internet scheisse ist inspiriert. aber gerade weil ich keen schätze, hat mich die fehlende tiefe der argumentation in der einleitung besonders genervt.
die folgenden kapitel kommen einer analyse dann schon etwas näher. keen zeichnet die entstehung des internets und des world wide webs nach und hält sich mit dem, was er über das internet denkt, ein bisschen zurück. er zitiert freund und feind und irgendwann beim lesen wird einem klar, dass keen eigentlich gar nicht das internet scheisse findet, sondern den kapitalismus.
Die Spielregeln der New Economy sind daher dieselben wie die der Old Economy — nur mit Aufputschmitteln.
Simon Head vom Institute for Puplic Knowledge an der New York University erklärt, damit sei Amazon zusammen mit Wal-Mart »das unverschämt rücksichtsloseste Unternehmen der Vereinigten Staaten«.
im prinzip erfüllt keen also sascha lobos forderung, keinen quark zu erzählen:
Beschleunigungskritik ohne Kapitalismuskritik ist Quark.
tatsächlich differenziert andrew keen in seinen analyse-kapiteln auch gelegentlich und räumt ein, dass die probleme die das internet verursacht auch schon in der welt ohne internet existierten. aber leider vereinfacht er mitunter auch so sehr, dass das bild, das er zeichnet, mir stellenweise sehr verzerrt erscheint.
in keens weltbild ist das internet am niedergang der kultur schuld. seine lieblingsbeispiele sind der buchhandel und die musikbranche. er beklagt sich sogar darüber, dass es kaum noch vinyl-platten gebe und sieht die schuld im niedergang der musikindustrie nicht nur in piraterie, der „Monopolisierung des Online-Musikmarkts durch Anbieter wie iTunes und Amazon“ (und spotify und youtube und soundcloud [sic!]), sondern auch in einer von ihm persönlich ausgedachten neuen gefahr, der „Tyrannei der übergrossen Auswahl“. störende fakten lässt keen einfach weg. bei ihm liest sich der niedergang der buchbranche wie eine logische folge von amazon:
Im Jahr 2014 gab es rund 3440 im Börsenverein des Deutschen Buchhandels organisierte Buchläden und damit fast ein Drittel weniger als noch 1999.
keen verliert kein wort darüber, dass ende der neunziger jahre ein brutaler konzentrationsprozess im buchhandel begann, bei dem filialisten wie thalia oder hugendubel aggressiv expandierten. torsten meinicke, ein buchhädler aus hamburg, erinnerte im deutschlandfunk daran, welche probleme in den neunziger jahren auch erkennbar waren:
Es sind zu viele Bücher, wir müssen weniger produzieren. Mit dem Ergebnis, dass bei der nächsten Herbstvorschau die Titelzahl der Neuerscheinungen noch einmal erhöht worden ist. Das hat sehr lange gedauert, bis ein paar Sachen erstmals zurückgefahren wurden.
ganz ohne die hilfe des internets kreierte die buchbranche eine „Tyrannei der übergrossen Auswahl“; 1969 lag die anzahl der neuerscheinungen und neuauflagen bei 35.577, um 40 jahre später, 2007 und 2011, auf rekordwerte von über 96.000 zu steigen. konzentrationsprozesse, „eine Fokussierung des Geschäfts auf immer weniger und schnelllebigere Titel“ (nochmal deutschlandfunk) und viele andere faktoren, sorgen dafür, dass sich die buchbranche seit jahrzehnten in unruhigen gewässern befindet — aber für keen ist die antwort ganz einfach: amazon, internet — die sind schuld.
„Mir persönlich gefällt das, was ich da sehe, nicht.“ andrew keen über instagram, aber eigentlich über das internet.
keen schreckt auch vor unsinnigen behauptungen nicht zurück. basierend auf seiner unbegründeten, einfach in den raum gestellten these, dass „das publikum“ schlechter informiert denn je sei, versteigt er sich zu der gewagten these, dass früher™, als es noch medien gab die „uneingeschränkt vertrauenswürdig“ waren, sogar über kriege wahrheitsgemäss, objektiv und ohne jede propaganda berichtet wurde. das sei jetzt „angesichts der Macht und Popularität der sozialen Medien“ vorbei. plötzlich, wegen des internets, bleibe die wahrheit bei der kriegsberichterstattung auf der strecke.
diese vereinfachungen, zuspitzungen, einseitigkeiten und blödsinnigkeiten, die sich durch das ganze buch ziehen, rauben keens analyse einiges an glaubwürdigkeit und durchschlagkraft. das ist schade, denn vieles an seiner analyse ist natürlich richtig und diskussionswürdig.
die fehlende tiefe der analyse und die teilweise geradezu schlampige aneinanderreihung von begebenheiten, zitaten, beschimpfungen und steilen thesen ist die grösste enttäuchung an keens buch. vielleicht hat sich keen aber auch einfach nicht getraut, das grosse fass aufzumachen, nämlich statt internetkritik gesellschaftskritik zu üben. sogar seine hin und wieder durchscheinende kapitalismuskritik relativiert er mehrfach, offenbar um das fass geschlossen zu halten. er konzentriert sich lieber darauf, „junge weiße“ internetfuzzis wie mark zuckerberg, travis kalanick, eric schmidt oder steve jobs [sic!] (zu recht) anzuprangern — aber verzichtet darauf, die selben strukturellen missstände im finanzsektor, justizsystem oder globalen handel aufzuzeigen. flapsig und vereinfachend ausgedrückt, für andrew keen ist das internet nicht scheisse, weil die welt scheisse ist, sondern das internet ist für ihn scheisse, weil das internet scheisse ist und alles zerstört.
teilweise sind keens auslassungen auch frappierend. über microsoft oder den ehemals elitären „jungen weißen Mann“ bill gates verliert keen nicht ein einziges negatives wort. wenn es um das böse geht, schreibt er immer von der dreierkombination google, apple, facebook — manchmal ergänzt von uber, instagram und twitter. und während er seitenweise über junge, weisse, grosskotzige männer wie zuckerberg, kevin systrom, larry page, travis kalanick schimpft, die sich ihre jeweils ungefähr 30 milliarden dollar privatvermögen aus „unserer Arbeit, unserer Produktivität“ zusammengeklaubt hätten, erwähnt er menschen wie craig newmark gar nicht. der hat zwar auch, wie die vorher genannten, eine ganze branche zerstört, aber sich daran nicht „grosskotzig“ bereichert. das passt keen dann einfach nicht ins narrativ von der „einen elitäre Gruppe junger weißer Männer“ und so lässt er es einfach aus.
keen redet auch unablässig vom niedergang der kultur, vor allem wegen des von ihm festgestellten absurden kult um amateure, der „Tyrannei der übergrossen Auswahl“, der piraterie und kostenloskultur, vergisst aber zu erwähnen, dass derzeit alle welt zeuge einer renaissance des qualitäts-fernsehens wird, die nicht unwesentlich durch die vernetzung und das internet befeuert wird. keen bietet amanda palmer als zeugin gegen die schlechte bezahlung von künstlern durch spotify auf, erwähnt aber nicht, dass sie eine grosse verfechterin der „kostenlos-“ und „sharing-kultur“ ist, die keen so sehr verachtet und als euphemismen für piraterie versteht.
amanda palmer:
Free Digital Content (and Tits) for Everybody.
andrew keen:
»Kostenlose« Inhalte haben in Wirklichkeit einen unbezahlbaren Preis. Und der Erfolg des Internets ist in Wirklichkeit eine riesige Pleite. Eine Riesen-Scheiß-Pleite.
nochmal zum promo-material des verlags. dort heisst es:
Andrew Keen liefert eine scharfe, pointierte Analyse unserer vernetzten Welt und zeigt, was sich ändern muss, um ein endgültiges Scheitern des Internets zu verhindern.
tatsächlich versucht keen nach 248 seiten die antwort (auf 22 ½ seiten) darauf zu geben, wie man das scheitern des internets verhindern könnte. auch das kann man flott zusammenfassen: regulierung, globale steuern für oligarchen und einen neuen gesellschaftsvertrag an den sich alle halten:
Die Antwort ist, das Internet mit Gesetzen und Verordnungen aus seiner Dauerpubertät zu holen.
»Was für eine Gesellschaft schaffen wir hier eigentlich?«, fragt Jeff Jarvis. Diese Frage sollte am Anfang jedes Gesprächs über das Internet stehen.
das ist nicht falsch, aber auch irre unkonkret. immerhin haben wir das jahr 2015 und nicht nur das internet sollte aus seiner „Dauerpubertät“, in der es sich zweifellos befindet, geholt werden, auch die internetkritik sollte mittlerweile etwas weiter sein, als lediglich „regulierung“ zu rufen oder auf regierungen zu hoffen, die „Google die Stirn bieten“. diese forderungen erhob andrew keen schon, als ich ihn 2009 erstmals sah. dass es auch konkreter und klüger geht, zeigt übrigens ein anderes jüngst erschienes buch: michael seemanns „das neue spiel“. seine analyse ist der von keen sehr ähnlich (allerdings im gegenteil zu keen, ohne häme, gespött und ad-hominem-angriffe aufgeschrieben), aber seine „10 regeln für das neue spiel“ sind konkreter, klüger und differenzierter als keens ganzes buch. aber das, und strategien für den umgang mit dem internet, sind das thema eines eigenen texts, der wahrscheinlich anfang februar im internet erscheint.
nachdem ich das buch gelesen habe, fiel mir ein besserer, passenderer umschlagtext für andrew keens buch ein als das original:
Das Internet hat versagt. Trotz seiner offenen, dezentralen Struktur hat es uns nicht mehr Chancengleichheit und Vielfalt gebracht, im Gegenteil: Es vergrößert die wirtschaftliche und kulturelle Ungleichheit. Der Graben zwischen zwischen einer Handvoll junger weißer Männer, die an Reichtum und Einfluss gewinnen, und dem Rest der Gesellschaft wird immer größer. Bissig und pointiert rechnet Silicon-Valley-Insider Andrew keen mit unserer vernetzten Gesellschaft ab und fordert uns auf, staatlicher Untätigkeit und Internetmonopolisten wie Google und Amazon den Kampf anzusagen.
das ist mein vorschlag:
Das Internet ist nicht gescheitert, wir haben nur noch nicht die richtigen Strategien entwickelt damit umzugehen. Andrew Keen hatte sich fest vorgenommen sich ein paar Strategien auszudenken, es aber in der kürze der Zeit bis zur Drucklegung nicht geschafft sie auszuformulieren. Dafür hat er bissig und pointiert aufgeschrieben, wie das Internet entstanden ist und was er über das Internet denkt.
andere über das buch:
ich habe das buch vom verlag als rezensionsexemplar (als gebundene ausgabe) zur verfügung gestellt bekommen.

Als Mobiltelefone noch schwer und klobig waren und Unmengen von Geld gekostet haben, habe ich viele Leute sagen hören, dass der Besitz so eines mobilen Telefons grässlich sein müsse: „da ist man ja immer erreichbar.“ Die Praxis im laufe der letzten 30 Jahre hat aber gezeigt, dass kaum jemand hört wenn sein Handy klingelt und die Leute genauso gut oder schlecht zu erreichen sind, wie zu Zeiten der Deutschen Bundespost.
Die Zukunft hat gegenüber Zukunftspessimisten einen entscheidenden Vorteil: sie ist nicht vorhersehbar. Sie nimmt oft Wendungen, die niemand vorhergesehen hat. Funklöcher, leere Akkus, WhatsApp-Serverausfälle sind Innovationen des 21. Jahrhunderts, die man in den achtziger Jahren unmöglich erahnen konnte.
Die Befürchtungen von Fortschrittsskeptikern sind über die Jahrhunderte hinweg beinahe immer gleichlautend: das Neue, fürchten sie, sei schlecht für das freie oder kreative Denken, lenke ab, schädige irgendwie die Gesundheit oder das Wohlbefinden und man müsse sich und andere davor schützen. Jaron Lanierr Karl G. Bauer stellte 1787 fest, dass die „erzwungene Lage und der Mangel aller körperlichen Bewegung beim Lesen, in Verbindung mit der so gewaltsamen Abwechslung von Vorstellungen und Empfindungen […] Schlaffheit, Verschleimung, Blähungen und Verstopfung in den Eingeweiden, […] Siechheit und Weichlichkeit im ganzen Körper“ erzeuge.
Mal war es das Lesen, mal der Mangel an Frömmigkeit, der Rock’n’Roll, das Fernsehen oder die Mobiltelefone, die den Menschen schadeten und Unheil brachten, heute ist es das Netz, die E-Mail, das Smartphone oder das Chatten, die die Produktivität oder gar das Auskosten des „wahren Lebens“ hemmen. Das Netz zum Vergnügen zu benutzen oder zum ziellosen Browsen scheint als ein Hochverrat am Gebot zur Produktivität und Disziplin angesehen zu werden.
Wobei die Annahme, dass Dinge, die Menschen mit Vergnügen tun, nutzlos oder gar schädlich sein müssten, wahrscheinlich mindestens so alt wie die Menschheit ist.
Früher war es der Klerus, der sich Vorschriften ersann, wie man ein frommes und Gottgefälliges Leben zu führen habe. Heute sind es Herrscharen von Beratern, Trainern oder Selbstoptimierungsgurus die sich Tipps und Anleitungen ausdenken, wie man ein gesundes, glückliches und produktives Leben führen kann. Gebote und Dogmen wurden abgeschwächt zu Tipps oder Optimierungsanleitungen, aber die Zielrichtung ist immer noch die Gleiche: das Gewissen. Auf das Gewissen wird aus allen Rohren gefeuert, in der Hoffnung darüber konformes Verhalten zu formen. Menschen die produktiver, leistungsfähiger und gesünder sind. Menschen, die sich an vorgegebene Regeln halten.
Was wir stattdessen fördern sollten, sei es in der Schule, der Ausbildung, im Beruf, ist echtes Selbstbewusstsein. Selbstbewusstsein im Sinne von realistischer Eigenwahrnehmung, Intuition und der Fähigkeit die Signale des eigenen Körpers und Geistes richtig zu deuten. Menschen, die ihre Achtsamkeit und ihre Selbstwahrnehmung trainieren, achten meistens ganz gut auf Ihre Gesundheit und bemerken auch ohne Regelkorsett, wenn sie sich verausgaben oder in allzu viel Ablenkung verlieren¹. Wer sich selbst und seinen vermeintlich versteckten Signalen zuhört, muss keine Auszeit vom Netz nehmen, um zu sich selbst zu finden oder zum gefühlten Produktivitätsniveuau der Achtziger Jahre zurück zu kehren.
Zumal Flanieren, scheinbar zielloses Umherstreifen oder Rumdaddeln im Netz, den gleichen Sinn hat, wie kindliches Spielen; während wir uns spielerisch in ihr bewegen, lernen wir die (digitale) Welt zu begreifen, zu verstehen und schliesslich auch zu formen. Ohne eine gewisse Missachtung von Regeln, entstehen keine neuen Dinge, gibt es keine Kreativität. Innovation entsteht nicht, indem man mal eine Auszeit nimmt, sondern indem man das Selbstbewusstsein der Menschen fördert und sie ermuntert auf ihre Intuition zu hören — statt auf Besserwisser, die Enthaltsamkeit predigen.
Die Furcht vor Technologie, bzw. Fortschrittängste sind eng verknüpft mit der Furcht vor selbstbestimmten, emanzipierten Menschen. Das passt auch gut zusammen, weil beides eigentlich Furcht vor dem Unbekannten und Unberechenbaren ist. Sowohl Menschen, die tun was sie für richtig halten, als auch Technologie, die sich immer weiter entwickelt, werden nicht einfach verschwinden. Darauf sollten wir uns einstellen.
1) Siehe auch Patrick Breitenbach: „[Es] scheint sich ein ganz wichtiges neues Bildungs- und Kompetenzziel zu kristallisieren: Wir benötigen in Zukunft Menschen mit einer geübten und entwickelten Selbstwahrnehmung und Selbstachtung.“
anmerkung: das ist der text meiner ersten kolumne im (gedruckten) t3n-magazin. die kolumne ist im aktuellen heft nummer 38. in ein paar wochen kommt die neue ausgabe, mit einer neuen kolumne von mir. die taucht dann in ca. drei monaten hier auf.
weil ich für die kolumne bezahlt werde, enthält es auch gross und kleinschreibung. zwei links habe ich hinzugefügt. einiges an inspiration stammt (offensichtlich) aus katrin passigs standardsitualtionen der technologiekritik und technologiebegeisterung.
techniktagebuch.tumblr.com: 9.1.2015 #
ich habe heute mit dem handy bei starbucks einen mittelgrossen café-latte bezahlt. seit dem 20.12.2014 geht das theoretisch auch in deutschland. das wusste ich aber nicht heute noch nicht. ich hatte mir vor ein paar wochen, nach dem lesen dieses artikels die amerikanische starbucks-app geladen, dort mein deutsches starbucks-konto angegeben in dem meine deutsche guthabenkarte registriert ist und einen screenshot des bezahlenbildschirms angefertigt. diesen screenshot, der eigentlich nichts anderes als einen barcode und die kartennummer anzeigt, zeigte ich heute bei starbucks vor.
zum bezahlen hielt ich den barcode einfach vor ein lesegerät. eine sicherheitsabfrage gab es nicht. wenn der screenshot — oder meine starbucks-guthabenkarte — in fremde hände fällt, kann der finder damit solange bei starbucks bezahlen wie guthaben auf der karte ist. (in hamburg, im hauptbahnhof kann man mit der starbuckskarte oder dem barcode nicht bezahlen, weil der starbucks dort nicht von starbucks ist, sondern von einem franchisenehmer, der sich offenbar weigert die standard-kassentechnik von starbucks zu installieren.)
mit der starbucks-app selbst (statt einem screenshot) zu zahlen ist mir bislang nicht gelungen. die amerikanische app will sich meine kontodaten nicht merken und im starbucks vor dem bezahlen meinen benutzernamen und mein passwort in die app einzugeben, finde ich eher kontraproduktiv. die deutsche starbucks-app stürzt zuverlässig ab. nach dem ersten absturz liess sie sich nicht mehr öffnen. das ist zum bezahlen auch nicht besonders bequem.
weil weder das app-starten, noch das screenshot-in-der-foto-app raussuchen besonders bequem ist, hat starbucks in amerika auf dem iphone auch eine passbook anbindung. damit taucht die bezahlkarte, bzw. der barcode automatisch (per geofencing) im sperrbildschirm des iphone auf, wenn ich mich in einem von 10 von mir ausgewählten starbucks befinde. das funktionierte bei mir aber auch nicht, die passbook-einrichtung aus der app heraus führte jedes Mal zum absturz der amerikanischen starbucks-app. die deutsche starbucks-app umgeht diesen fehler, indem sie eine passbook-anbindung gar nicht erst anbietet.
alles was die deutsche starbucks-app kann, ist den bezahl-barcode und meinen bonus-status zu zeigen, starbucks-niederlassungen in der nähe zu finden und die bezahlkarte wieder aufzuladen (wenn ich auf starbucks.de meine kreditkarteninformationen angegeben habe).
für meinen nächsten starbucksbesuch in wahrscheinlich drei bis vier monaten (ich lege jeden monat einen euro zurück), habe ich mir jetzt selbst einen passbookeintrag gebaut. das habe ich bei passsource.com gemacht: dort gab ich meine starbuckskartennummer an, passsource.com generierte daraus einen barcode, den ich dann auf die passbook-app meines iphone laden konnte. auf der rückseite der von passsource.com gebauten passbookkarte konnte ich auch meine position aktualisieren, was zur folge hat, dass dort jetzt 10 berliner starbucks in die geofence-datenbank meiner starbucks-passbookkarte eingetragen wurden. gehe ich zu einem dieser starbucks, soll dann der barcode im sperrbildschirm auftauchen.
techdirt.com: UK Intelligence Boss: We Had All This Info And Totally Failed To Prevent Charlie Hebdo Attack... So Give Us More Info #
so funktioniert esoterik auch. wenn das handauflegen gegen den krebs nicht half, dann lag es daran, dass der patient nicht ausreichend an die heilenden kräfte des handauflegens geglaubt hat. wenn es angeblich funktioniert, erfahrt man niemals details um die behauptungen zu verifizieren. und wenn dann mal eine chemotherapie funktioniert hat, wird behauptet, dass die chemotherapie sicherlich von handauflegen begleitet wurde.
esoterik funktioniert nur mit massiver geheimnistuerei, konsequentem lügen, aufgepeitschten emotionen und dem wecken von (unrealistischen) hoffnungen und heilsversprechen. ganz wichtig sind auch schuldzuweisungen: nicht die falschen methoden oder der ausgedachte hokuspokus ist schuld, wenn patienten sterben, sondern die ungläubigen, die schlechte energie und skepsis verbreiten und die esoteriker bei der arbeit behindern.
email.bild.de: Newsletter von Julian Reichelt vom 9.1.2015 #
die radikalisierung und militarisierung der bild-redaktion nimmt in einem erschreckenden masse zu. julian reichelt meint, dass die enthüllungen von edward snowden am anschlag in paris mitschuld seien, die enthüllungen hätten die US-geheimdienste „erblinden lassen“:
Viele Zeitungen, die jetzt Karikaturen drucken, um unsere Freiheit zu verteidigen, haben in scharfen Kommentaren verurteilt, dass Telefonate und E-Mails überwacht wurden, um unsere Freiheit zu verteidigen. Wenn Bundeswehr und BND Daten an die USA liefern, um Terroristen gezielt zu töten, müssen sie sich von Mitgliedern des Bundestags als Mörder beschimpfen lassen. Kein deutscher Politiker wagt auszusprechen, was über ein Jahrzehnt nach 9/11 doch offenkundig ist: Der Westen befindet sich im Krieg gegen den islamistischen Terrorismus. Und im Krieg geht es darum, den Feind so gezielt wie möglich zu töten.
in einer der nächsten mails fordert julian reichelt wahrscheinlich standgerichte und die internierung von datenschützern und netzaktivisten — unserer aller sicherheit wegen.
freiheit, meint reichelt, lässt sich nur durch krieg und freie, enthüllungslose fahrt für das militär und militärgeheimdienste verteidigen:
Wir sollten daran denken, dass man Freiheit leider nicht einfach verteidigen kann, indem man auf die Straße geht und „Freiheit, Freiheit!“ ruft. Die Methoden in diesem langen Krieg gegen den Terrorismus sind nicht schön, aber notwendig – und geboten.
nur mal zur erinnerung, leipzip 1989:
25. September 1989: Nach dem Montagsgebet werden Polizeiketten durchbrochen, rund 8000 Menschen demonstrieren unbehelligt vom Nikolaikirchhof bis zum Hauptbahnhof. Sie rufen "Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit" sowie "Neues Forum zulassen!" Die erste, in sich geschlossene Montagsdemonstration löst sich weit vor der Stasizentrale am Ring friedlich auf
(nachtrag: der wende-vergleich bezieht sich auf die meinung von reichelt, man könne auf der strasse „freiheit“-rufend nicht für freiheit kämpfen)
mobilegeeks.de: Autojahr 2015 - Kampf in der Mittelklasse #
don dahlmann:
Doch was den Kunden der Mittelklasse vermutlich mehr interessieren wird, ist das Thema „Connected Cars“. Und hier haben alle Hersteller so ihre Probleme. Die komplexen Entertainmentsysteme in den Fahrzeugen überfordern immer noch mit einer verwirrenden Bedienung, bieten wenig und sind zudem zu teuer. Jedes Smartphone kann mittlerweile mehr, als das, was da für fünfstellige Summen im Zubehörkatalog angeboten wird.
das gleiche gilt übrigens für fernseher. ich habe letztes jahr meinen eltern einen fernseher, der angeblich ein smart-tv sei, gekauft. das samsung-smart-tv wurde in den bewertungen auf amazon hochgelobt. die realität ist leider ganz anders: der angeblich smarte-teil des fernsehers ist schrott (der fernsehteil ist super): langsame reaktionszeiten, grässliche benutzeroberfläche, unintuitive bedienung. im prinzip ist das unbenutzbar und wird wahrscheinlich in 2 jahren auch nicht mehr aktualisiert und funktioniert dann eh nur noch eingeschränkt.
wir haben uns im letzten jahr auch noch einen fernseher gekauft — ohne smart-tv-gedöns. der fernseher macht das mit dem fernsehen sehr gut, hat drei tuner für alle erdenklichen empfangsarten, ein funktionierendes programmdings, das auf wunsch anzeigt welche sendung da gerade läuft und welche danach. die „smarte“ komponente haben wir per HDMI hinzugefügt; ein amazon fire-tv das ich im herbst für 50 euro geschossen habe.
das fire-tv ist zwar auch kein usability-traum (der einrichtungsassistent war das nervigste was ich im IT-bereich seit langem erlebt habe), aber das ding hat ein paar entscheidende vorteile: es ist schnell, reagiert auf eingaben präzise und es hat eine fernbedienung die per bluetooth funktioniert und kaum tasten aufweist. und man kann apps installieren. zum beispiel netflix und plex. und diverse mediatheken.
derzeit benutzen wir zwar nur netflix und plex (und manchmal die tagesschau-app) — aber das kann und wird sich in den nächsten jahren garantiert ändern. das fire-tv wird sicherlich noch eine weile von amazon gepflegt und hat genug feuerpower um auch in zwei bis vier jahren gut zu funktionieren. und falls nicht, ist es einfach und kostengünstig auszutauschen.
keine ahnung ob das auch ein ansatz für autos ist, aber, auch wenn ich nicht weiter drüber nachgedacht habe, mir kommt es wie eine gar nicht so doofe idee vor, die auto-info- und entertainment-systeme auf ein minimum zu reduzieren und dafür eine (genormte) und mächtige API zu den auto-funktionen anzubieten. in die API kann sich dann ein smartfone oder tablet einklinkten und die funktionen des autos ansteuern. sobald es bessere, leistungsfähigere, benutzerfreundlichere bedienkonzepte gibt die neue hardware oder software benötigen, tauscht man das smartfone oder pad aus. mit anderen worten: statt entertainmentsysteme, eigener steuersoftware und selbst gewurstelten bedienkonzepten, sollten autohersteller solide handy- oder tablet-halterungen in ihren autos anbieten — und eine mächtige, gut, mit standardtechnologie gesicherte API anbieten.
ich finde es doof jubiläen zu feiern. von mir aus muss ich zum beispiel meinen geburtstag nicht feiern. ich feiere auch gerne mal so mit freunden bei gutem essen und bekömmlichen getränken. ich freue mich das ganze jahr über geschenke — und bekomme auch über das ganze jahr verteilt geschenke, vor allem von mir selbst. dieses silvester habe ich verbracht wie jedes andere wochenende, bzw. jeden anderen abend: kochen, essen, etwas bier trinken, irgendwelche sachen machen (dieses jahr silvester: plex einrichten und über plex staunen). dieses jahr habe ich es sogar geschafft die beifahrerin vom öffnen einer flasche sekt und bleigiessen abzuhalten.
weil ich jubiläen grundsätzlich doof finde, kann ich es mir bereits jetzt erlauben darauf hinzuweisen, dass ix jetzt (knapp) 20 jahre linke (in html). selbst wäre ich da nicht draufgekommen, erinnert hat mich tim coles text, in dem er darauf hinweist, dass er jetzt seit 20 jahren ins internet schreibe: „Wie ich das Bloggen erfand“
meine ersten gehversuche mit html müssen auch so um 1994/95 gewesen sein, also vor (ungefähr) 20 jahren. aber regelmässig zu linken habe ich wohl erst 1995 angefangen. laut dieser seite, die ich in meinem privatarchiv gefunden habe, veröffentliche ich seit mindestens dem 11. oktober 1995 regelmässig links im internet (ich glaube es war etwas früher, kann aber keine konkreten spuren in meinem damligen chaos finden).

1996 und 1997 hat sich das format ein bisschen geändert, ungefähr seit dem zeitpunkt, an dem ich html-tabellen verstanden habe:
das bloggen und linken habe ich natürlich nicht erfunden, aber ich kann wohl mit padding und right (sagt man fug und recht so in HTML?) behaupten, dass ich nun fast die hälfte meines lebens linke.
was ich eigentlich sagen wollte: danke fürs lesen.
ich bin mir nicht sicher ob ich das schaffe, aber ich überlege 2015 etwas weniger zu linken, dafür mehr zu schreiben. texte die sich nicht nur auf andere texte beziehen, sondern auch mal für sich stehen können. also texte auf die (hoffentlich) verlinkt wird, statt nur selbst zu linken. wenn nicht allzu viele gute fernsehserien dazwischen kommen, klappt das vielleicht auch. ich plane demnächst konkrete pläne zu planen.
schön. rembrands radierung „der barmherzige samariter“ von 1633 mit einem kackenden hund in der bildmitte. gefunden im perlentaucher efeu, wo auf christian thomas text zu einer rembrand-ausstellung im goethehaus frankfurt hingeweisen wird. dort schreibt christian thomas:
Goethes faustischer Natur war bestimmt nichts fremd. In der intensiven, ja minuziösen Beschreibung der Radierung vom Hl. Samariter ignorierte er den in der Bildmitte kackenden Hund. Rembrandts kreatürlicher Natur war auf andere Weise nichts fremd.
das schreibt annett meiritz heute (unter anderem) unter der überschrift¹ „Warum ich keine Feministin sein will“ auf spiegel-online :
Trotzdem will ich nicht das Etikett "Feministin" tragen. Warum, fragen Freundinnen und Bekannte.
Leider wirkt der moderne Feminismus zunehmend wie eine Bewegung, die nicht überzeugen, sondern mit dem Vorschlaghammer bekehren will. Kluge und wichtige Argumente werden überlagert von aggressiven Tönen, ob im Netz oder im Café. Kluge und wichtige Wortführerinnen, die betont behutsam auftreten, werden gleich mit übertönt. […]
Wieder mehr zuhörenDurch dieses Prinzip macht sich der moderne Feminismus angreifbar. Er macht dicht, er grenzt sich ab, er grollt und schlägt um sich. Dabei sollte er wieder mehr zuhören, auch wenn es schwerfällt, nach Gründen fragen, nach Motiven. […]
Es wird für all das Argumente geben. Indem man sie ignoriert oder mit Verachtung überzieht, verschwinden sie nicht. Ganz im Gegenteil. […]
Wer es tut, wird sofort zum geistigen Feind deklariert. Es gibt dann richtig und falsch, und viel zu wenig Raum für alles, was dazwischen liegt. Im Eifer der Auseinandersetzung ziehen dann nicht nur Pöbler (zu Recht!) Zorn auf sich, sondern mitunter auch Menschen, die einfach ihre Sicht der Dinge beschreiben wollen. Feministinnen, die ständig und überall den "Kampf gegen die Maskus" ausrufen - dazu möchte ich nicht gehören.
Ich glaube nicht, dass der Feminismus eine neue Führungsfigur braucht, wie die "Zeit" kürzlich forderte. Was er braucht, ist eine neue Willkommenskultur. Eine klare Haltung mit klaren Botschaften kann auch mal laut und wütend artikuliert werden. Aber dann bitte klug dosiert, nicht reflexhaft.
ich habe (auf twitter) mal testweise die worte feminismus gegen journalismus getauscht (und „Kampf gegen die Maskus“ mit „Kampf gegen irgendwas“ getauscht). das kommt dann dabei raus:
Trotzdem will ich nicht das Etikett "Journalistin" tragen. Warum, fragen Freundinnen und Bekannte.
Leider wirkt der moderne Journalismus zunehmend wie eine Bewegung, die nicht überzeugen, sondern mit dem Vorschlaghammer bekehren will. Kluge und wichtige Argumente werden überlagert von aggressiven Tönen, ob im Netz oder im Café. Kluge und wichtige Journalisten, die betont behutsam auftreten, werden gleich mit übertönt. […]
Wieder mehr zuhörenDurch dieses Prinzip macht sich der moderne Journalismus angreifbar. Er macht dicht, er grenzt sich ab, er grollt und schlägt um sich. Dabei sollte er wieder mehr zuhören, auch wenn es schwerfällt, nach Gründen fragen, nach Motiven. […]
Es wird für all das Argumente geben. Indem man sie ignoriert oder mit Verachtung überzieht, verschwinden sie nicht. Ganz im Gegenteil. […]
Wer es tut, wird sofort zum geistigen Feind deklariert. Es gibt dann richtig und falsch, und viel zu wenig Raum für alles, was dazwischen liegt. Im Eifer der Auseinandersetzung ziehen dann nicht nur Pöbler (zu Recht!) Zorn auf sich, sondern mitunter auch Menschen, die einfach ihre Sicht der Dinge beschreiben wollen. Journalisten, die ständig und überall den "Kampf gegen Irgendwas" ausrufen - dazu möchte ich nicht gehören.
Ich glaube nicht, dass der Journalismus eine neue Führungsfigur braucht, wie die "Zeit" kürzlich forderte. Was er braucht, ist eine neue Willkommenskultur. Eine klare Haltung mit klaren Botschaften kann auch mal laut und wütend artikuliert werden. Aber dann bitte klug dosiert, nicht reflexhaft.
1) laut url lautete die überschrift vorher: „Feminismus — warum Aggressivitaet nicht funktioniert“
zeit.de: Feminismus: Menstruationscomics, nein danke #
hannah lühmann nörgelt auf zeit.de an anne wizorek rum und fordert gleichzeitig mehr ernst und mehr humor für „den neuen feminismus“ (und weniger nörgelei). der tagesspiegel hat den artikel „Warum der neue Feminismus so humorlos ist“ übertitelt, was leider zu viel versprochen ist, denn hannah lühmann klärt nicht warum der „neue feminisms“ humorlos sei, sondern nur das sie ihn humorlos findet. andererseits ist der artikel im tagesspiegel ehrlicher überschrieben, weil man gleich erkennt um was es hannah lühmann geht: provokation und eine klickreiche empörungswelle. das wird sicherlich auch ganz funktionieren, oder funktioniert schon. ich reagiere ja auch auf den artikel, obwohl er voller widersprüche, verallgemeinerungen und ohne jeden humor ist. obwohl eine art humor enthält der artikel schon, den humor von markus lanz; lanz-humor ist humor von dem der emittent glaubt er sei witzig, bei dem die rezipienten aber lediglich peinlich berührt lächeln:
Nahezu jeder Mann, den ich kenne (und ja, ich bin weiß, jung, habe keinen sogenannten Migrationshintergrund und eine akademische Bildung genossen, auch lebe ich nicht in Maseru oder Rio de Janeiro oder Kerzendorf, sondern in Berlin, wo angeblich jeder machen darf, was er will) ist durch und durch durchgegendert, malt brav seine Anführungsstriche in die Luft, wenn er „Mann“ oder „Frau“ oder „biologisches Geschlecht“ sagt. Die Reflektionsbereitschaft ist prinzipiell total gut und richtig. Die Anführungsstriche sind es nicht.
Aber niemand von diesen Menschen würde sagen, dass er Feminist ist.
naja, ich kenne hannah lühmann nicht, aber ich würde mich natürlich feminist nennen. oder, weil ich das witziger finde: feministin oder emanze. ich kenne übrigens auch frauen, die sich selbst emanzen nennen und die total witzig sind. ich bezeichne mich auch, wo wir gerade beim nennen sind, im ausland als deutscher. ich tue das, obwohl ich nicht mit allem und jedem detail einverstanden bin was andere deutsche so sagen oder tun.
was ich aber nicht sagen würde, vor allem weil es total dumm wäre: „Warum Deutschland so humorlos ist“ oder „ich finde deutsch sein ist total unverständlich für viele, das muss mal jemand besser (anders, humorvoller, ernster) erklären, sonst bringt das nix“. solche groben verallgemeinerungen eignen sich natürlich prima zum provozieren, bringen aber kaum erkenntnisgewinn.
das eigentliche problem mit hannah lühmanns artikel ist aber: man merkt ihm an, dass hannah lühmann unbedingt mal der welt sagen wollte, dass sie anne wizorek doof findet, sie aber gleichzeitig weiss, dass man so eine aussage wenigstens ein bisschen begründen muss, damit sie auf zeit-online erscheinen kann. dabei ist es sehr vorteilhaft für hannah lühmann (oder, zum beispiel, harald martenstein), dass die stringenz, logik oder nachvollziehbarkeit der begründung, bei der zeit oder bei zeit-online egal sind. auch deshalb ist die einzige kluge antwort auf diesen artikel eigentlich ein katzengif, bzw. symbolgif für ihren artikel. das fiel mir allerdings erst zu spät ein. hoffentlich fällt es anderen früher ein.
[nachtrag 11:28]
im artikel fehlte zwischenzeitlich der link zum artikel auf zeit.de. mein fehler. den titel habe ich von „allgemeine verallgemeinerung“ zu „eilmeldung: hannah lühmann findet anne wizorek doof“ geändert
eben per amazon geschenkt bekommen: the essential dolly parton. hört sich gut an und um diese twitter-unterhaltung mit gabriel yoran wiederaufzunehmen: ich habs gerade mit ein paar liedern von der ersten CD ausprobiert: die musik von dolly parton rührt mich sehr. vielen dank michaela c.!
nachdem ich wohl schon ein paar jahre keine CD mehr in den händen hielt, fiel mir wieder auf, wie anachronistisch diese technologie ist: musik erst auf eine scheibe lasern, in eine plastikhülle klemmen und einschweissen, zum amazon-zentrallager fahren, von dort zu meinem nachbarn bringen, die CD beim nachbarn abholen, eine pappverpackung aufreissen, einen geschenkumschlag aufreissen, beim weiteren aufreissen an der folie verzweifeln, feststellen, dass das plastik beim transport zerbrochen ist, CD-laufwerk aus dem schrank holen, an den rechner anschliessen und während ich das hier schreibe die CD wieder in ein benutzbares format konvertieren. was für ein aufwand! an diesem beispiel sehe ich mal wieder plastisch, was komprimierung so bewirken kann.
heute habe ich ein neues wort gelernt („framing“) und wie wichtig es ist auf twitter zu differenzieren („It's not that simple“). framing musste ich nachschlagen, das mit dem differenzieren war mir bekannt, aber ich wusste nicht, dass es auf twitter gefordert ist. ich dachte immer auf twitter soll man vor allem witzig und unterhaltsam sein.
aber der reihe nach. heute früh ist mir ein — wie ich finde — kleines, total pfiffiges wortspiel eingefallen. ich habe es natürlich gleich getwittert und gebloggt.
auf das wortspiel kam ich, nachdem mir heute früh auffiel, wie sehr sich obama (zu recht und sehr gekonnt) bemüht, für seine gesundheitsreform öffentlichkeitswirksame werbung zu machen: gestern bei colbert, wo er sich der gesundheitsreform zu liebe kräftig über sich selbst lustig machte, und vor ein paar monaten, im märz, bei zach galifianakis zwischen zwei farnen. auch dort liess er es sich nicht nehmen, witze über sich selbst zu machen.
den CIA-folter-bericht hingegen hielt obama monatelang zurück und verweigerte die herausgabe von ungefähr 9400 dokumenten an den CIA-folter-untersuchungsausschuss. beim werben für den von der demokratin dianne feinstein geführten CIA untersuchungsausschuss habe ich barack obama in den letzten monaten jedenfalls nicht beobachten können.
luci @autofocus wies mich unter dem bild korrekt darauf hin, dass die folter unter der bush-regierung stattfand — und nicht in obamas amtszeit¹. leider verwechselte sie dann barack obama mit der senatorin dianne feinstein, bzw. den senats untersuchungsausschuss unter feinstein, mit dem weissen haus unter obama:
@diplix war die Folter nicht unter der Bush Administration? Während Obama sie öffentlich macht?
— Lucie (@Autofocus) 10.12.2014 8:05
auf meine erklärung hin (feinstein ≠ obama), verglich mich luci @autofocus mit rechten arschlöchern und nannte mein wortspiel „framing“:
@diplix er ist natürlich kein Unschuldslamm. Aber das jetzt in der Art mit seinem Namen zu framen ist schon eher Teaparty-Style.
— Lucie (@Autofocus) 10.12.2014 9:53
ich hab dann auf die beleidigung mit sarkasmus reagiert, luci @autofocus auch und später hab ix framing nachgeschlagen. es bedeutet „kästchendenken“ und soll wohl auf die kleinkariertheit meiner witzchen hinweisen.
ob sich dieser tweet von @autofocus dann noch auf mich bezog oder auf alle die obama kritisieren oder nur auf republikaer oder leute mit tea-party-stil bezog, weiss ich nicht:
@MeredithHaaf Dieses "schieb alles auf Obama" ist halt auch astreiner Republikaner-Stil.
— Lucie (@Autofocus) 10.12.2014 10:16
is aber auch egal und meine nachfrage und mein zurückbeleidigungsversuch verhallten erwartungsgemäss auch unbeantwortet.
aber ich wurde dann doch kurz nachdenklich.
was, wenn in meinem „beknackten Banner“ tatsächlich schuldzuweisungen, tea-party- oder republikaer-stil zwischen den zeilen steckten?
also schaute ich mal nach:
hm. da scheint tatsächlich was zwischen den zeilen zu stehen — in comic sans?
ach je. ich muss echt ins differenzierungsbootcamp.
1) ist natürlich auch nicht so „simple“: zwangsernährung und misshandlungen gab es auch unter obama, beispielsweise in guantanamo, das entgegen obamas wahlversprechen übrigens auch noch nicht aufgelöst wurde.
bei vodafones kleinem kongress am donnerstag habe ich gelernt, welche chancen schnelle kommunikationsnetze uns jetzt und in zukunft bieten. gerhard fettweis zeigte, welche zukunftschancen in echtzeitkommunikationssystemen mit niedrigen latenzzeiten liegen, jeder zweite vortragende schien sich bereits heute auf die nächste generation mobiler netzwerkarchitekturen zu freuen. niedrige latenzzeiten, grosse datenvolumen, allgegenwärtigkeit und zugänglichkeit — das ist die grundlage der vernetzten gesellschaft.
unser internetzugang zuhause lahmt ein bisschen. auf dem papier hat er 16 mbit/s, praktisch kommt bei uns etwa die hälfte an, raus geht’s mit 750 kbit/s. da über die leitung mittlerweile nicht nur das telefon geht, sondern auch die tagesschau, hd-filme, netflix, youtube, vpn-tunnel zur arbeit — also grosse teile unseres lebens — dachte ich anfang 2014: das könnte ruhig ein bisschen schneller sein.
also habe ich bei o2 angerufen: ja, das geht, technisch könne ich 50 mbit/s haben. natürlich gehe das mit dem derzeitigen vertrag nicht, ich müsse einen neuen vertrag abschliessen. ob ich denn alle vier telefonnummern behalten wolle? das gehe dann leider nicht, die dsl-router könnten das [aus irgendwelchen gründen] noch nicht. urks. dann eben nicht, sagte ich der o2-stimme.
im sommer prüfte ich das angebot von o2 erneut, weil ich plötzlich ein LTE-fähiges handy besass und sah: 50 mbit/s und mehrere telefonnummern funktionieren jetzt. man kann das DSL sogar mit ner fritzbox bekommen. also habe ich mitte august telefonisch einen neuen DSL-vertrag beauftragt. ein paar tage später bekam ich einen rückruf für den „datenabgleich“. die freundliche dame erklärte mir, dass ich demnächst ein paar formulare zugeschickt bekäme die ich zurückfaxen müsste (ich muss immer über das wort „faxen“ lachen) und in 6 wochen würde ich wahrscheinlich meine neue fritzbox zugeschickt bekommen und die umstellung würde dann in den folgenden tagen erfolgen.
jetzt, 4 monate später, zeigt mir die fritzbox immer noch 6,0 mbit/s downstream-geschwindigkeit an. meine vertragsumstellung ist seit 4 monaten bei o2 in bearbeitung. mich stört das im prinzip nur minimal, was mich aber ernsthaft schockiert ist die unfähigkeit von o2 zu kommunizieren. seit dem anruf zum „datenabgleich“ hat o2 keinen kontakt mehr mit mir aufgenommen. eine auftragsbstätigung bekam ich erst auf nachfrage.
ich rufe ungefähr alle 4 wochen bei der hotline an, stelle eine einfache frage („können sie mir etwas zum status meiner bestellung sagen?“) und werde in der regel drei bis viermal zu verschiedenen ansprechpartnern mit unterschiedlichen kompetenzniveaus und berechtigungsstufen durchgestellt; von der hotline zur DSL-abteilung, da die erste DSL-abteilung die vertragsdetails nicht einsehen kann, werde ich dann noch in eine andere DSL-abteilung verbunden, die die vertragsdetails einsehen kann, aber auch nichts sagen kann. vor zwei monaten sagte mir eine mitarbeiterin der DSL-abteilung, die auch vertragsdetails einsehen kann, dass das problem eine andere abteilung sei, die leider mit einem anderen system arbeite und derzeit die interne portierung blockiere.
das war, wie gesagt, im oktober; zwei monate nach der bestellung hing mein vertrag im system- und abteilungschaos bei o2 fest.
hihi; die @o2de hotline so: meine DSL-umstellung verzögert sich, weil o2 auf den eigenen, internen portierungsauftrag nicht antwortet.
— felix schwenzel (@diplix) 16.10.2014 8:35
@o2de versprach mitte oktober nach diesen tweet per DM:
Vielen Dank, wir schicken das noch mal in die Fachabteilung und machen da etwas Druck.
mitte november liess ich mir bei meinem monatlichen anruf von der DSL-abteilung sagen, dass man das jetzt mal ordentlich eskaliere. meinen wunsch etwas über den status oder die natur der probleme zu erfahren, konnte der mensch am telefon nicht nachkommen. er könne nichts anderes tun, als den fall zu „eskalieren“. auch @o2de versprach erneut:
Dass Du mittlerweile wirklich verärgert und genervt bist, kann ich bei dem Ausmaß an Schwierigkeiten verstehen. Die Kollegen haben Deinen …
Fall an die Fachabteilung weitergeleitet und versuchen so schnell es geht eine Lösung zu schaffen.
seitdem ist wieder beinahe ein monat vergangen, ohne dass ich ein sterbenswörtchen von o2 gehört habe.
im impressum von o2.de steht
Die Telefónica Gruppe zählt mit einer Präsenz in 24 Ländern weltweit und einer Kundenbasis von mehr als 313 Millionen Anschlüssen zu den größten Telekommunikationsgesellschaften der Welt.
ich bin mir mittlerweile nicht mehr sicher, ob grösse etwas gutes ist oder etwas mit dem man sich brüsten sollte. deshalb habe ich bei einen kleinen, bescheidenen vorschlag für eine ergänzung der FAQs oder der firmenselbstbeschreibung:
Bei unserer europäischen Expansion haben wir uns leider total übernommen und die Schwierigkeiten bei der Zusammenführung verschiedener EDV-basierter Verwaltungssysteme und Abteilungen sträflich unterschätzt. Wir entschuldigen uns daher bei unseren Premium- und Bestandskunden, dass wir deren Anregungen und Wünsche derzeit nicht bearbeiten können. Alle unsere zweihundertfünfzigtausend Mitarbeiter sind derzeit mit internen Prozessen, Neukundenakquise und dem Inkasso beschäftigt. Sollten sie Bestandskunde sein, melden sie sich bitte in ein paar Jahren nocheinmal, wenn unsere Umstrukturierung abgeschlossen ist.
tl;dr: seit mitte august schafft o2 es nicht meine vertragsumstellung durchzuführen, vermutlich wegen abteilungshickhack, inkompatibler computersysteme und der unfähigkeit intern und extern zu kommunizieren.
[nachtrag 09.12.2014]
es tut sich offenbar etwas, nachdem @o2de zum dritten mal „in den fachabteilungen“ nachgefragt hat:
4 monate und einen blogartikel nach bestellung: eine auftragsbestätigung per sms. wirres.net/article/articl… /tnx @o2de pic.twitter.com/lsG9iFxuEk
— felix schwenzel (@diplix) 09.12.2014 10:23
@o2de schrieb mir eben auf twitter, dass „die Schaltung“ nun für den 15.01.2015 geplant sei. sobald der termin für den telekom-techniker bestätigt sei, bekäme ich nochmal gesondert bescheid. ich finde das sehr erfreulich und muss das twitter-team von o2 ausdrücklich loben (keine ironie). aber dass twitter der einzige funktionierende feedback-kanal eines milliarden-schweren kommunikationskonzerns zu sein scheint, beunruhigt mich dann wieder ein bisschen. aber das wird schon. bestimmt. nach fast fast einem halben jahr.
vodafone hat mich heute auf die veranstaltung digitising europe im gasometer eingeladen. weil die kanzlerin auch auf der konferenz sprechen wollte, waren die sicherheitsvorkehrungen sehr, sehr hoch:
im gasometer haben wir uns dann alle sehr sicher gefühlt.
die rede von angela merkel war erstaunlich fluffig und im gegenteil zu ihren vorrednern, die beide leitende positionen bei vodafone innehaben, auch erstaunlich buzzwordfrei. ich mochte auch, dass merkel IT wie „informations-technologie“ aussprach und nicht wie „information technology“. weil ich mir keinen notizen gemacht habe, sind mir von angela merkels rede nur zwei dinge im gedächnis geblieben: merkel meinte, man solle bei innovationen, IT- und netztechnologien nicht nur die risiken betrachten, sondern auch die chancen. daraus leitete sie unter anderem ab, dass man beim thema datenschutz sowohl gesetzliche möglichkeiten schaffen müsse, die eine weitgehende personalisierung von kommerziellen angeboten ermögliche, als auch die kontrollmöglichkeiten einzelner, was ihre privatsphäre angeht, stärken müsse. auch wenn das natürlich eine sowohl-als-auch-aussage ist, kann man da eigentlich nichts gegen sagen und dieses sowohl-als-auch spiegelt sehr gut meine persönliche meinung zum datenschutz. wie sich das konkret auswirkt, wenn das in gesetzesform gegossen wird, könnte natürlich noch spannend werden.
bei der netzneutralität wurde merkel konkreter. sie wiederholte die seit kurzem bekannte (und falsche) regierungshaltung, dass sowohl das „freie, offene und allgemein zugängliche internet“ geschützt werden müsse, wie auch möglichkeiten für „innovative spezialdienste“ geschaffen werden müssten. heise zitiert merkel wie folgt:
„Innovationsfreundliches Internet heißt, dass es eine bestimmte Sicherheit für Spezialdienste gibt“, sagte sie. „Die können sich nur entwickeln, wenn auch berechenbare Qualitätsstandards zur Verfügung stehen.“ Diese „Spezialdienste“ sollten bevorzugt durchs Netz geleitet werden.
mich erinnert diese haltung ein bisschen an orwells farm der tiere (oder den CIA film animal farm)
Alle Dienste sind gleich, aber manche sind gleicher.
die gut lobbyierte regierungs-, bzw. telekomunikationsanbieterhaltung zur netzneutralität ist so absurd und unlogisch, dass sie eigentlich nur von bürokraten oder profitorientierten massanzugsträgern stammen kann. versucht man sie zu verbildlichen, kommt man auf aussagen wie:
wir sind für einen freien, offenen markt, aber bestimmten waren wollen wir zölle auferlegen, um innovationen zu fördern.
oder nochmal anders gesagt: das was merkel und die vO₂dakoms europas sich unter netzneutralität vorstellen, ist nicht der forsche ausbau des autobahnnetzes, sondern investitionen in profitabel erscheinende privatautobahnen, auf denen man, während der autobahnausbau schleppend oder gar nicht vorangeht, fürs vorankommen blechen muss.
das ist ja im prinzip legitim, nur leider haben telekomkonzerne nicht den mut offen zu sagen, dass sie ihre netze nur ausbauen wollen, wenn ihnen die netzneutralität nicht in die quere kommt und ihre geschäftsmodelle gefährdet. stattdessen verschleiern sie ihr profitstreben mit nebelkerzengerede von „innovation“, „sicherheit“ und „zukunftsfähigkeit“.
apropos innovation. wenn man den präsidenten, CEOs, CTOs heute zuhörte, könnte man denken, wow, die telekommunikationsbranche sprudelt ja nur so vor innovation. GSM, 1G, 2G, 3G, 4G und demnächst sogar 5G, smartphones, handys und demnächst noch innovativere, unvorstellbar schnelle dienste — wie toll sind diese konzerne denn bitte? irre, was die in den letzten 30 jahren so geschaffen haben.
und dann fällt einem wieder ein, wie die telekom, vodafone und wie sie alle heissen, jahrelang innovationen gebremst haben, indem sie, zum beispiel, telefonherstellern absurde vorschriften gemacht haben und so telefonfunktionen konsequent kastriert haben, um proprietäre und teure angebote zu pushen, die keiner wollte. errinnert sich noch jemand an WAP? i-mode? vor 14 jahren wurden diese dienste von den telekomunternehmen als heisser scheiss gepusht riesengrosse innovationen gefeiert - und niemand wollte sie und kaum einer nutzte sie.
damals, wie heute bei der aufweichung der netzneutralität durch sogenannte „schnelle überholspuren“, ist die motiviation solcher „innovationen“ in erster linie kaufmännisch. man macht sich hoffnungen, damit ganz viel geld verdienen zu können.
wenn man vodafone, der telekom, telefónica und all den anderen anbietern von netzdiensten die „innovationen“ überlässt, kommen sachen raus wie zur jahrtausendwende vizzavi, sperrung von telefonfunktionen wie bluetooth und infrarot, damit man fotos vom telefon lediglich (teuer) per MMS verschicken kann oder (überteurte und oft abo-basierte) downloadportale für klingeltöne und bilder. wenn man an dieses prä-smartphone-zeit zurückdenkt, assoziert man mit den netzanbietern eher innovationshemmer, als -treiber. wobei das heute nicht anders ist, man denke nur an den routerzwang, willkürliche drosselungen und nicht vorhandenenes internet in grossstadt-ubahntunneln.
die beste visualisierung der innovationskompetenz der grossen netzanbieter ist die absenz eines einfachen und breit akzeptierten mobilen bezahlsystems in europa. obwohl da seit 20 jahren kräftig „innovation“ betrieben wird, ist im endkundenmarkt genau gar nichts angekommen.
das war so ungefähr, was mir bei der selbstbeweihräucherung von vodafone und der telekommunkationsbranche heute im gasometer durch den kopf ging. und ich bin mir sehr, sehr sicher, dass die aufweichung der netzneutralität, die vodafone, die telekom, telefónica (usw.) erfolgreich als innovationsgarantie lobbyiert haben, genau die gleichen folgen haben wird, wie damals™: innovation ersticken, endkunden nerven, gründer ohne kapital benachteiligen und für eine weile ein paar lausige pennys in die taschen der netzanbieteraktionäre spülen.
bis wieder jemand von aussen kommt und die kleinlichen, gemeinwohlfeindlichen geschäftsmodelle der netzanbieter in der pfeife rauchen wird — so wie es apple, google, whatsapp, facebook, aber vor allem das offene, freie internet erst kürzlich getan haben.
kurz gedacht ix hätte @saschalobo auf #digitisingEU gesehen. waren aber nur amaryllen. pic.twitter.com/oEWu4R7gJX
— felix schwenzel (@diplix) 04.12.2014 11:54
renée j. james rede über grosse datenmengen (big data) fand ich relativ beeindruckend, aber ihre folien waren wirklich sehr überambitioniert.
jörg dräger redet englisch wie christoph waltz. sein vortrag war aber trotzdem — oder gerade deshalb — super.
ulf ewaldsson hat das bester sprecher-training aller vortragenden genossen. er hielt sich nicht mit details oder kleinkram auf, sondern wanderte an den grossen innovationslinien der telekomunikationsindustrie entlang, intonierte seine worte wie tim cook und war dabei trotzdem noch überzeugend und glaubwürdig.
matthew kirk hatte neben der moderatorin mishal husain den angenehmsten britischen akzent und könnte ohne kostümwechsel eine rolle in jedem beliebigen remake von 70er-jahre fernsehserien mitmachen. und mishal husain könnte ohne kostümwechsel in the newsroom mitspielen.
kenneth cukiers anzug passte nicht besonders gut, aber sein vortrag war einer der wenigen, in dem es nicht um die eigenen leistungen ging.
mischa dohler hatte rote schuhe an.
gerhard fettweis hatte das beste video dabei.
ijad madisch war der einzige vortragende ohne anzug und der einzige der das wort „fuck“ benutzt hat.
rich hume hat seinen wortbeitrag auf die sekunde genau beendet.
wer mir sagen kann, was kevin tao ausser 2G, 3G, 4G und 5G gesagt hat, erntet meine bewunderung.
auch wenn das was ich oben über innovation und netzneutralität schrieb etwas negativ klingt, ich fand die veranstaltung heute sehr erhellend und für so eine selbstvergewisserungsnabelschau auch sehr divers. es ist erstaunlich, was sich in den letzten 20 jahren in der kommunkationsbranche getan hat und noch erstaunlicher, was sich mit allgegenwärtigen, schnelleren, besseren netzen noch alles denken lässt. vor allem zeigt sich, dass hier, in der netzinfrastruktur, der entscheidende (und kritische) punkt für die zukunft liegt. wie diese zukunft aussieht, wurde heute im inspirirenden, wie im beunruhigenden sinne deutlich. es zeigt sich vor allem, was wir alle, die politik, unternehmen, die gesellschaft, viel zu lange nicht erkannt haben: dass die netzinfrastrukturen viel zu wichtig sind, um sie alleine der profitorientierten privatwirtschaft zu überlassen. danke vodafone, für die erinnerung. vielleicht fasst das ja auch jemand so für angela merkel zusammen. die sz hat es mal versucht.
[nachtrag 05.12.2014]
heise meldet, dass die bundesregierung bereits ein konzept in der schublade hat:
Spezialdienste dürften nur „bei ausreichenden Netzkapazitäten erbracht werden“, heißt es demnach in einem Konzept des Bundeswirtschaftsministeriums, auf das sich das Bundeskabinett nun geeinigt habe. Es wolle demnächst einen Vorschlag in die europäischen Verhandlungen einbringen.
Insgesamt plane die Regierung, ein offenes, gleiches Internet für alle und eine garantiert reibungslose Abwicklung von Spezialdiensten wie Video on Demand oder Telemedizin gegen Aufpreis. Spezialdienste dürften nicht diskriminierend auf andere Dienste wirken und andere Internetangebote nicht ersetzen. So soll die Vielfalt im Netz erhalten werden. Die Regulierungsbehörden sollen sicherstellen, dass diese Vorgaben eingehalten werden.
für mich hört sich das nach einem ähnlich undurchsichtigem gewurschtel wie beim leistungsschutzrecht an. wie wird „ausreichend“ definiert? wann genau, diskriminieren „spezialdienste“, wann nicht? hier scheinen sich grosse interpretationsspielräume zu öffnen und in der folge dann rechtsunsicherheiten.
markus beckedahl auf netzpolitik.org:
Was immer klarer wird: Diese Bundesregierung möchte mangelnde finanzielle Unterstützung für den Breitbandausbau mit weniger Netzneutralitätsregeln für die Telekommunikationsunternehmen kompensieren.
Mit dem vorgelegten Positionspapier werden Drosselkom-Tarife legalisiert, aber derzeitigen Verletzungen der Netzneutralität nicht wirksam einen Riegel vorgeschoben. Das liest sich erstmal wie eine Mogelpackung.
das risotto habe ich heute zum zweiten mal gemacht. es war schon beim ersten mal ganz lecker, aber mit anlauf, beim zweiten mal wird’s dann oft besser. die geschmacksmischung ist ziemlich wild, aber ziemlich angenehm. wird auch, wie alles frittierte, von 17 und 18 jährigen gegessen.
(der helle flausch auf dem essen ist übrigens kein schimmel oder parmesan, sondern fein geriebene zitronenschale.)
wilde geschmacksmischung, leckere frittere anteile, typisch ottolenghi und trotzdem bodenständig und relativ einfach zu kochen.
die butter und das olivenöl hab ich 10 minuten lang mit den zwiebeln bei mittlerer hitze geschwitzt. danach sollen der knoblauch, die zitronenschalenstreifen und der tymian nochmal 2 minuten mitschwitzen. die zitronenschalenstreifen hab ich übrigens mit dem sparschäler von den zitronen abgeschnitten und danach in sehr dünne streifen geschnitten. ottolenghi lässt die, laut kochbuchbildern, in breiten streifen mitschwitzen.
danach habe ich den milchreis eine minute mitschwitzen lassen, mit dem wein abgelöscht und in den reis einziehen lassen. erst dann kamen die in scheiben geschnittenen rosenköhle dazu, nochmal ne minute bei hoher hitze mitschwitzen.
ein teelöfel salz und viel pfeffer dazu und dann das übliche risotto-gewese: alle 3 bis 4 minuten einen kräftigen schwung wasser, rühren, einziehen lassen, weiter. ich hab ungefähr 1200 milliliter gebraucht, bis der reis ok war.
während das risotto köchelt soll man die rosenkohlviertel frittieren. weil mich multitasking allgemein überfordert, heute aber speziell, weil ich die beifahrerin erstmal milchreis kaufen schicken musste, hab ich das frittieren vorher erledigt: in einer kleinen pfanne 2 zentimeter hoch sonnenblumenöl füllen, sehr heiss werden lassen und dann eine handvoll rosenkohlviertel vorsichtig ins fett geben und eine minute frittieren. das spritzt tierisch, auch wenn der rosenkohl trocken ist. letztes mal hatte ich das fett nicht heiss genug, aber wenn das fett heiss genug ist werden die rosenköhle in einer minute schön braun, ein bisschen knusprig und garen fast durch. wichtig ist: immer nur eine handvoll, also wenig rosenkohl, ins siedende fett geben. danach den rosenkohl auf küchenpapier einen teil der enormen menge aufgesogenen fetts abgeben lassen.
wenn das risotto und die rosenkohlviertel fertig sind, das feuer runterdrehen, also ausmachen, die beiden käse und den estragon unterrühren und danach die häfte des fritierten rosenkohls unterheben.
ottolenghi empfiehlt die restlichen rosenkohlviertel, den zitronensaft und die abgeriebene zitronenschale zur deko zu verwenden, es schadet aber meiner meinung nach nichts das alles schon im topf zusammenzurühren.
Zimmermädchen: Oh, sie haben ihr Bett schon gemacht?
Ich: Ich schlafe nicht im Bett, ich hänge nachts von der Decke
(Sie wirkt irritiert)— Patricia Cammarata (@dasnuf) 22.11.2014 7:27
Want to see a bewildered dog surrounded by otters? Of course you do. pic.twitter.com/eowhTw45pB
— Nicholas Pegg (@NicholasPegg) 21.11.2014 10:44
Ich glaube, mich kotzt gerade dieses allgemeine Dauerbashing in vielen Blogs an. Alles und jeder scheint blöd zu sein, aber nur wenige können auch ausdrücken, warum genau (oder gar Alternativen andenken). Alle sind schlauer als der Rest, aber nur wenige zeigen’s auch. Und alle haben unheimlich viel Ironie, aber die meisten nutzen sie nur als offene Hintertür.
[E]s [geht] in den Schlauberger-Kolumnen und vielen Kommentaren mal wieder darum, auf möglichst “clevere” Art zu formulieren, wer und was alles Scheiße ist. Ein kleiner Tipp: Es ist nicht etwa Ebola, sondern natürlich der Song, die Macherinnen und Macher. Also die so gehassten “Gutmenschen”, die natürlich alles falsch machen.
Willkommen im Wohlstand des 21. Jahrhunderts, in dem die Wortbestandteile “Gut” und “Mensch” offiziell zur Beleidigung geworden sind. Und in dem man am wenigsten Risiko eingeht, wenn man besonders gut im “Allesscheißefinden”, “Bloßfürnichtseinstehen” und “Auchkeinelösunghaben” ist. Wir sind so irre ironisch. Nur leider nicht witzig
alle jahre wieder, wenn bob geldof und bono irgendwas machen, finden leute das scheisse und das findet johnny haeusler dann scheisse (ausser manchmal). jetzt hat johnny haeusler die weit verbreitete und publizierte ablehnung der jüngsten band-aid-wiedervorlage zum anlass genommen, brutalstmöglich zu differenzieren: „Band Aid 30: Alles scheiße?“
ich finde bob geldof leider, völlig unironisch, total scheisse doof. aus sehr vielen verschiedenen gründen, die ich in den letzten jahren auch ein paar mal hier im detail besprochen, beschrieben oder verlinkt habe (1, 2, 3, 4, 5, 6, 7). bono übrigens auch, der (genau wie zum beispiel apple, amazon, aol oder die huffington post) elaborierte steuersparmodelle nutzt, aber sich darüber beklagt, dass die länder der welt nicht genug hülfen. die huffington post und campino finde ich auch doof, ebenfalls völlig unironisch. meine ablehnung basiert vor allem darauf, dass ich lese was die huffington post veröffentlicht oder was campino (oder bono oder geldof) so in interviews oder artikeln sagen.
ich finde meine ablehnung von solcherlei trallalla (wie band aid, live8, der huffington post), oder mein dooffinden von leuten wie bono, geldof oder campino völlig legitim.
johnny haeusler finde ich nicht scheisse, im gegenteil. ich finde es super, wenn er sich aufregt, weil dann manchmal auch sehr, sehr tolle texte aus ihm rauskommen. dieser text ist zwar meiner meinung nach nicht so toll, auch wenn er mit vielem was er sagt natürlich recht hat — aber eben nicht in allen punkten.
ich finde nämlich sehr wohl, dass man sowohl ebola scheisse finden kann, als auch die art und weise — und vor allem die haltung und motivation — mit der geldof und seine mitstreiter ihre hilfsaktion aufziehen. und ich finde auch nicht, dass irgendwer, der sich entscheidet etwas für einen guten zweck zu tun (oder für irgendwas geld zu sammeln), vor kritik behütet werden sollte. im gegenteil. aktionismus, irgendetwas tun ist zwar grundsätzlich löblich, aber nicht zwangsläufig richtig oder hilfreich oder unumstritten. wenn das so wäre, müssten wir alle das leistungsschutzrecht total knorke finden, denn dessen initiatoren haben uns glaubhaft versichert, dass es unsere demokratie und presselandschaft stärken würde. wie kann man dann gegen so etwas gutes sein, das sich lediglich gegen böse firmen und menschen richtet?
apropos politik. ich glaube (ganz unironisch), dass die meisten politiker es auch nur gut meinen. zweifellos reissen sich sehr viele politiker ihre ärsche für ihre überzeugungen auf.
soll man politiker deshalb auch nur kritisieren, sich nur über ihre vermeintlich bescheuerten ideen lustig machen, wenn man bessere ideen hat, wenn man lösungen parat hat oder sich konstruktiv an debatten beteiligt hat? soll man die motive von politikern aus der diskussion ausschliessen, weil sie es doch offensichtlich (und nach eigenem bekunden) nur gut meinen?
was bono, geldof oder campino hier veranstalten ist ja keine reine spendenaktion, sondern eine politische unternehmung: sie kritisieren ihrerseits „die politik“ die nicht genug täte, die angeblich tatenlos sei und der man jetzt („leider“) zeigen müsse wie „es“ richtig gehe (zitate von bob geldof aus dem gedächnis). wer mit ernster miene so dick aufträgt, sollte sich natürlich nicht über kübelladungen von spott wundern — so wie sich dick auftragende deutsche politiker übrigens auch nicht über kübelladungen spott auf spreeblick.com wundern.
johnny haeusler sagt kurz vor seinem, leider sehr sarkastischen, schlusssatz:
Es ist so leicht, Aktionen wie Band Aid scheiße zu finden, so leicht, dumme Sprüche darüber zu machen, sich den einen oder anderen Lacher abzuholen. Viel schwerer ist es, sich einfach mal für eine Sache einzusetzen im vollen Bewusstsein, dass sie uncool wirken kann und vielleicht sogar nicht zu 100% hieb- und stichfest ist.
auch wenn er sich hier ein bisschen wie der sprecher der jungen union bei der rechtfertigung seiner mitgliedschaft anhört, hat johnny haeusler natürlich recht. sich für etwas einsetzen, von dem man überzeugt ist, ist eine tugend, die durchaus öfter geübt werden könnte. aber schwer und leicht sind erstens nicht unbedingt indikatoren für richtig und falsch, genauso wie das richtige ziel noch lange nicht den richtigen weg garantiert.
ich würde sehr gerne meine skepsis gegenüber organisationen oder menschen behalten, die das öffnen von geldbeuteln mit übermässigem pathos und emotionalisierung einfordern. ich werde ganz besonders skeptisch wenn die organisatoren anfangen die ablehnung ihrer aktion, mit ablehnung der sache für die sie sich einsetzen gleichzusetzen. so ein vorgehen mag zwar effektiv sein, aber ich halte es für genauso falsch, wie das rekrutieren von mitgliedern oder spendern in der fussgängerzone.
(es folgen spoiler, wer the die sechste staffel von the good wife noch nicht gesehen hat, sollte nicht weiterlesen)
the good wife hat in der letzten folge eine andeutung wie die geschichte in der nächsten staffel weitergehen könnte gemacht, die ich spannend finde. möglicherweise hat es nicht jeder gemerkt (die serienjunkies habens jedenfalls nicht gemerkt), aber eine kleine bemerkung alicias gegenüber peter hat spannende neue erzähloptionen aufgezeigt. nachdem alicia peter wegen eines gut dokumentierten techtelmechtels mit seiner justiziarin zur rede stellt, sagt sie sinngemäss, dass er künftig versuchen sollte seine hormone in den griff zu bekommen und nicht alles, was bei fünf nicht auf den bäumen ist, zu ficken — nicht ihr zu liebe oder aus anstand, sondern aus politischem instinkt. wenn er wiedergewählt werden wolle, solle er:
Zip your pants, shut your mouth, and stop banging the help.
mir schoss bei dieser szene in den kopf, dass, egal wie das rennen um den posten der generalstaatsanwältin ausgeht, das drehbuch in der nächsten staffel den kreis schliessen könnte und alicia ins rennen um das amt des gouverneurs schicken könnte.
ein kommentator auf tv.com hatte den gedanken auch:
What I'd love to see is the election come down to the wire and Prady's group releases a devastating ad about Peter's affairs and hints about Alicia & Quinn. Her advisers put together a brilliant attack plan to refute everything to take down Prady but Alicia realizes Peter didn't listen this week. She goes along until the press conference like in the first episode only this time she isn't the good wife. She takes Peter down on national TV and the backlash kills her campaign
The publicity is so great that Alicia's recognition is greater than ever albeit for the wrong reasons. The democratic party decides it doesn't want Peter to run for reelection next year but he does it anyway. Which causes them to turn to Alicia to take him down.
I know it's totally implausible but I really want a Florick vs Florick campaign. It would be an amazing way to cap the series.













