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der markt­füh­rer

felix schwenzel

so be­schreibt DHL sich selbst:

Als Markt­füh­rer bie­tet DHL pro­fes­sio­nel­le und welt­wei­te Ex­press-Leis­tun­gen so­wie kun­den­spe­zi­fi­sche Lo­gis­tik­lö­sun­gen an. Mit un­se­ren Pa­ket-, Ex­press- und Lo­gis­tik­an­ge­bo­ten ver­bin­den wir je­den Tag Men­schen und ver­ein­fa­chen und ver­bes­sern das Le­ben un­se­rer Kun­den.

ich bin mir re­la­tiv si­cher, dass die selbst­dar­stel­ler von DHL das nicht iro­nisch mei­nen. wer schon­mal zu­hau­se sass und auf ein pa­ket war­te­te und dann über die sen­dungs­ver­fol­gung er­fährt, dass er zu­hau­se nicht an­ge­trof­fen wur­de, fragt sich na­tür­lich, in­wie­fern das sein le­ben ge­ra­de ver­bes­sert hat. ich habe im­mer wie­der ge­hört, dass der grund für sol­che phan­tom­zu­stell­ver­su­che oft in der völ­li­gen über­las­tung der pa­ket­zu­stel­ler liegt, die ihr ta­ges­pen­sum nur er­fül­len kön­nen, wenn sie täg­lich eine ge­wis­se an­zahl pa­ke­te un­be­ar­bei­tet zu­rück­le­gen und be­haup­ten, der emp­fän­ger sei nicht an­we­send ge­we­sen.

ich hät­te da auch ein ge­wis­ses ver­ständ­nis für, wenn zu­stell­fah­rer aus über­las­tung lü­gen wür­den und be­haup­te­ten, dass die sen­dung nicht zu­ge­stellt wer­den konn­te, ob­wohl sie das gar nicht pro­biert ha­ben. das ver­ein­fach­te und ver­bes­ser­te auf ge­wis­se wei­se auch das le­ben der fah­rer.

ich bin mir auch si­cher, dass lo­gis­tik­an­bie­ter un­ter höchs­tem druck ste­hen, so­wohl un­ter kon­ku­renz- und preis­druck, als auch druck von kun­den. aber ein ge­wis­ses mass an pro­fes­sio­na­li­tät möch­te ich von ei­nem „Markt­füh­rer“ doch er­war­ten kön­nen. also zum bei­spiel, kla­re und nach­voll­zieh­ba­re kom­mu­ni­ka­ti­on.

grund­sätz­lich ist es ja eine tol­le idee, ein pa­ket nach­ver­fol­gen zu kön­nen und dem lo­gis­tik­dienst­leis­ter bei der ar­beit zu­se­hen zu kön­nen. aber war­um, um him­mels wil­len, lässt man dann den ein­druck en­ste­hen, dass es sich bei DHL, dem „Markt­füh­rer“, um ei­nen auf­ge­reg­ten, plan­lo­sen hüh­ner­hau­fen han­delt?

kann na­tür­lich auch sein, dass DHL das le­ben der kun­den durch dra­ma­ti­sche zu­stell-in­sze­nie­run­gen ver­bes­sern will. so nach dem mot­to: „we love to en­ter­tain you.“ qua­li­täts­fern­seh­se­ri­en sol­len ja auch eine er­quick­li­che wir­kung ha­ben.

und dra­ma­tisch liest sich dass ja schon, wenn ein klei­nes pa­ket nach 2-3 ta­gen rei­se, auch nach zwei zu­stell­ver­su­chen nicht sein ziel er­reicht und dann er­kennt, dass es „fehl­ge­lei­tet“ ist und sei­ne exis­tenz of­fen­bar kei­nen sinn er­gibt. in ei­ner sol­chen si­tua­ti­on hilft es of­fen­bar, sich auf ein mehr­tä­gi­ge rei­se durch das land nach spey­er zu be­ge­ben, um zu sich selbst zu fin­den. das hat, glau­be ich, auch schon karl der gros­se so ge­macht.

als lo­gis­tik-laie freut man sich na­tür­lich, wenn ein pa­ket ir­gend­wann wie­der zu sich selbst fin­det und er­kennt, dass es kei­nes­falls fehl­ge­lei­tet war. ich weiss nicht wie es in bör­ni­cke so ist (sieht nett aus), aber dem pa­ket schien es dort zu ge­fal­len. drei tage lang das le­ben in bör­ni­cke ge­nies­sen und von den stra­pa­zen spey­er-rei­se er­ho­len. ich möch­te das dem pa­ket das von her­zen gön­nen.

trau­rig wur­de es dann wie­der, als wir be­ob­ach­te­ten, dass das pa­ket nach ei­ner sie­ben­stün­di­gen fahrt durch ber­lin wie­der in eine iden­ti­täts­kri­se ge­riet und (nach 12 ta­gen!) er­kann­te, dass es gar nicht den ver­sand­be­din­gun­gen ent­spricht und zu­rück nach hau­se will. ob es dann ge­gen sei­nen wil­len am 19. und 20. wie­der ver­la­den wur­de?

im­mer­hin gab es am 20. (ges­tern) dann auch ein hap­py-end. ob­wohl jetzt mal wirk­lich nie­mand zu­hau­se war, wur­de das pa­ket, trotz fehl­ei­tung und un­kon­for­mi­tät, zu­ge­stellt. das hap­py end lässt sich auch nicht durch die mit­tei­lung trü­ben, die uns der ver­sand­händ­ler heu­te früh um drei uhr zu­ge­stellt hat:

Ich habe ge­ra­de eine Nach­richt von DHL er­hal­ten und­muss Ih­nen lei­der mit­tei­len, dass Ihr Pa­ket auf dem Rück­weg zu uns sich be­fin­det.


man kann das jetzt (wie ich) al­les to­tal lus­tig fin­den, wenn sich der markt­füh­rer als ver­peil­ter pa­ket-hin-und-her­schie­ber dar­stellt. aber das pro­blem ist: nie­mand fühlt sich zu­stän­dig. der ver­sand­händ­ler (der nicht ama­zon war) will mit den ver­sand­pro­ble­men nichts zu tun ha­ben und nicht in­ter­ve­nie­ren. DHL schiebt die schuld auf den kun­den (weil der kun­de nicht an­we­send war, muss­ten wir das pa­ket nach spey­er fah­ren und die rück­sen­dung an­kün­di­gen). der kun­de (wir) fühlt sich von DHL ver­arscht. die aus­lie­fe­rungs­fah­rer sind über­for­dert und un­glück­lich. am ende hat der ver­sand­händ­ler kun­den ver­lo­ren, DHL hat nie­man­dem das le­ben ver­bes­sert und alle kau­fen bei ama­zon, weils da meis­tens klappt und am­zon we­gen sei­ner schie­ren grös­se den ef­fek­tivs­ten druck auf die lo­gis­tik­dienst­leis­ter aus­üben kann. das kann doch auch kei­ne lö­sung sein.


fop­pen und ver­füh­ren

felix schwenzel

vor ein paar wo­chen lä­chel­ten mich im kühl­re­gal die wor­te „GRA­TIS GE­NIES­SEN!“ (mit aus­ru­fe­zei­chen) an. so stand das auf ein paar iglo-fer­tig­ge­rich­ten, die man pro haus­halt ein­mal kos­ten­los pro­bie­ren kön­nen soll­te. sonst esse ich zum mit­tag auf der ar­beit ja meis­tens fros­ta, aber an nem ge­schenk­ten tief­kühl-ge­richt schaut man nicht vor­bei. das es­sen selbst war so mit­tel, aber dan­kens­wer­ter wei­se tut iglo bei der on­line-ak­ti­ons­code-ein­lö­sung so als wür­de sie das in­ter­es­sie­ren:

der rest des on­line-rück­erstat­tungs­an­trags liess sich in knap­pen 10 mi­nu­ten er­le­di­gen:

Ak­ti­ons­code, Pro­duk­ti­ons­code und Kauf­preis ein­tra­gen Kas­sen­bon di­gi­ta­li­sie­ren und hoch­la­den Adress­for­mu­lar und Kon­to­da­ten aus­fül­len Da­ten ab­sen­den

doo­fer­wei­se war zu dem zeit­punkt an dem ich das geld zu­rück­be­an­tra­gen woll­te die ka­me­ra mei­nes te­le­fons ka­putt, also muss­te ich et­was um­ständ­lich die sel­fie-ka­me­ra be­nut­zen um den kas­sen­bon zu fo­to­gra­fie­ren (2 mi­nu­ten). ak­ti­ons- und pro­mo­ti­ons­code ein­ge­ben war ein­fach: 25 zei­chen ab­le­sen und ein­tip­pen (2 mi­nu­ten). dank brow­ser-au­to­füll-funk­ti­on konn­te ich mei­nen na­men und mei­ne adres­se fast au­gen­blick­lich aus­fül­len (20 se­kun­den), nur mei­ne kon­to­da­ten mit der lan­gen IBAN-num­mer muss­te ich nach­schla­gen (2 mi­nu­ten). die teil­nah­me­be­din­gun­gen habe ich tat­säch­lich ge­le­sen über­flo­gen (2 mi­nu­ten), dann muss­te ich nur noch be­stä­ti­gen, dass ein „GRA­TIS GE­NIES­SEN! Ak­ti­ons­pro­dukt“ ge­kauft habe und nach ei­nem kur­zen blick auf das SSL-zer­ti­fi­kat: ab da­mit.

ein paar wo­chen spä­ter (ges­tern) er­reicht mich fol­gen­de mail:

Sehr ge­ehr­ter Herr Schwen­zel,

vie­len Dank für Ihre Teil­nah­me an der Iglo Gra­tis-Tes­ten-Ak­ti­on. Wir über­neh­men für Iglo das Hand­ling der Pro­mo­ti­on.

Lei­der konn­ten wir Ih­nen den Be­trag bis­her noch nicht er­stat­ten, da das Kauf­da­tum auf dem von Ih­nen zu­ge­sand­ten Kas­sen­bon nicht er­sicht­lich ist.

Um Ih­nen den Be­trag den­noch er­stat­ten zu kön­nen, möch­ten wir Sie bit­ten uns ei­nen Kas­sen­bon mit er­sicht­li­chem Kauf­da­tum bis zum 01.06.2015 zu­zu­sen­den.

Mit freund­li­chen Grü­ßen
█████ █████
- Pro­ject Ma­na­ger Hand­ling & Ful­fill­ment -

fol­gen­des habe ich ge­ant­wor­tet:

hal­lo herr █████,

den bon habe ich be­reits weg­ge­schmis­sen.

sie kön­nen sich ent­schei­den ob sie mir glau­ben, dass ich das TK-es­sen an dem tag an dem ich den gut­schein­code ein­ge­löst habe auch ge­kauft und ge­ges­sen habe — oder ob ich mir ir­gend­wel­che ge­nia­len be­trug­sze­na­ri­en aus­ge­dacht habe, um sie, bzw. die iglo gmbh um 3 euro fünf­zig (oder so) zu lin­ken.

tat­säch­lich ist mir der auf­wand schon bei der gut­schein-ein­ga­be ge­hö­rig auf die ner­ven ge­gan­gen (das aus­fül­len des for­mu­lars hat län­ger ge­dau­ert als die zu­be­rei­tung des es­sens), aber wenn sie das al­les noch kom­pli­zier­ter ma­chen wol­len, als es oh­ne­hin schon war, spie­le ich ger­ne noch ein le­vel mit. ich habe mir die teil­nah­me­be­din­gun­gen ge­ra­de noch­mal durch­ge­le­sen. dort steht nichts da­von, dass das da­tum des kas­sen­bons les­bar sein muss, son­dern le­dig­lich, dass dort das „das Ak­ti­ons­pro­dukt ver­merkt“ sein soll­te:

ein Upload ei­nes les­ba­ren Fo­tos oder Scans des Kas­sen­bons, auf dem das Ak­ti­ons­pro­dukt ver­merkt ist, zwin­gend er­for­der­lich.

mir feh­len lei­der so­wohl die ju­ris­ti­schen fä­hig­kei­ten um teil­nah­me­be­din­gun­gen 100% kor­rekt zu in­ter­pre­tie­ren, als auch die phan­ta­sie mir aus­zu­den­ken, wel­che be­trugs­sze­na­ri­en mög­lich sind, wenn man das kauf­da­tum ab­sicht­lich ab­schnei­det. aber ich wun­de­re mich, dass sie die le­gi­ti­mi­tät mei­ner ak­ti­ons­teil­nah­me nicht schon al­lein aus dem pro­duk­ti­ons- und ak­ti­ons­code ab­le­sen kön­nen. aber da steckt man ja nicht drin, in sol­chen pro­duk­ti­ons- und ver­wal­tungs­vor­gän­gen. das ist si­cher al­les viel kom­pli­zier­ter als man sich das so als aus­sen­ste­hen­der vor­stellt.

ich wür­de sie aber dar­um bit­ten, wenn sie mir ohne das kas­sen­bon­da­tum das geld nicht zu­rück­er­stat­ten wol­len, dass sie mir er­satz­wei­se mei­ne mut­mass­li­che be­trugs­ab­sicht form­los be­ur­kun­den. das gin­ge auch ganz schnell in ein oder zwei sät­zen:

wir, die ██████ ██ mün­chen, im auf­trag für die iglo „ge­rührt und ver­führt gra­tis ge­nies­sen ak­ti­on“ han­delnd, be­schul­di­gen fe­lix schwen­zel, wohn­haft in der ka­me­ru­ner str. 9, 13351 ber­lin, sich ir­gend­was aus­ge­dacht zu ha­ben um die iglo gmbh zu fop­pen und zur her­aus­ga­be von 3 euro fünf­zig (oder so) zu ver­füh­ren.

eine ant­wort nach dem mus­ter „re­geln sind nun­mal re­geln“ fän­de ich mass­los ent­täu­schend.

gruss, fe­lix schwen­zel

lei­der habe ich auf die­se mail, die ich ges­tern nach­mit­tag ab­ge­schickt habe, auch nach über 24 stun­den noch kei­ne ant­wort, ge­schwei­ge denn eine be­ur­kun­dung mei­ner mut­mass­li­chen be­trugs­ab­sich­ten be­kom­men. sehr, sehr scha­de.


die fir­ma die mich an­schrieb, wirbt auf ih­rer web­sei­te üb­ri­gens da­mit, dass sie das fi­nan­zi­el­le ri­si­ko für „Geld-zu­rück-Ga­ran­tien oder Mil­lio­nen-Ge­winn­spie­le [sic!]“ ab­si­chert:

Die ██████ ██ hat sich als Ge­winn­spiel­ab­si­che­rer dar­auf spe­zia­li­siert, Mar­ke­ting­ak­tio­nen zu ver­si­chern und so­mit das fi­nan­zi­el­le Ri­si­ko für Un­ter­neh­men zu über­neh­men.

mich er­in­nert das ein biss­chen an eine ge­nia­le ge­schäfts­idee, die sich das­nuf mal vor ei­ner wei­le aus­ge­dacht hat und vor 9 jah­ren im rah­men un­se­res da­mai­li­gen kurz­zei­ti­gen blog­tauschs auf wir­res.net ver­öf­fent­licht hat: Nicht mehr län­ger war­ten! Jetzt reich wer­den!


[nach­trag 21.05.2015]
heu­te hat iglo bei mir (auf face­book) kom­men­tiert und sich ent­schul­digt und die zah­lung ver­an­lasst. das geld war ein paar mi­nu­ten spä­ter auch auf mei­nem kon­to. mei­ne rück­fra­ge ob es gar nicht nö­tig sei das kas­sen­bon­da­tum vor­zu­le­gen und ob das even­tu­ell nur eine bü­ro­kra­ti­sche hür­de zur rück­läu­fer-re­du­zie­rung sei, ist aber noch un­be­ant­wor­tet. und wird es wohl auch blei­ben.


[nach­trag 21.05.2015 17:35h]
iglo sagt:

dan­ke für Dei­ne Rück­fra­ge. Aus ju­ris­ti­schen Grün­den sind bei ei­ner sol­chen Ak­ti­on ge­wis­se Re­geln not­wen­dig. Da uns al­len aber dar­an ge­le­gen ist, ei­nen mög­lichst ein­fa­chen Ab­lauf si­cher­stel­len, ist das Kauf­da­tum für die Rück­erstat­tung nun nicht mehr not­wen­dig. Es wur­den ges­tern alle Er­stat­tung vor­ge­nom­men, bei de­nen das Da­tum auf dem Kas­sen­bon nicht er­sicht­lich war bzw. ist.


3 von 66 seen

felix schwenzel

die bei­fah­re­rin hat sich in den kopf ge­setzt, dass wir ein­mal um ber­lin wan­dern, auf dem 66-seen-wan­der­weg. da­für hat sie sich so­gar die­ses buch ge­kauft und nach un­ge­fähr 8 mo­na­ten, ha­ben wir schon die zwei­te etap­pe in an­griff ge­nom­men. dies­mal gings von hen­nings­dorf nach bir­ken­wer­der.

im wan­der­füh­rer stand, dass das eine der we­ni­ger at­trak­ti­ven stre­cken sei, also eine art über­brü­ckungs­wan­de­rung, aber wir fan­den es ei­gent­lich ganz ok. auf dem weg zur ubahn, fiel uns erst­mal auf, dass das sa­ray of­fen­sicht­lich sein schutz­geld nicht be­zahlt hat. sehr scha­de, ich moch­te das dö­ner dort sehr ger­ne.

das wet­ter in hen­nings­dorf ver­sprach re­gen, hielt sein ver­spre­chen aber dann doch nicht ein. bis auf ein paar trop­fen kam nichts run­ter.

nach ein paar hun­dert me­tern durch hen­nings­dorf und ei­nem stück land­stras­se gings dann mehr oder we­ni­ger stän­dig durch den wald der stol­per hei­de die mit un­ge­fähr 90 tief­brun­nen durch­lö­chert ist, die für die trink­was­ser­ver­sor­gung von ber­lin mit­ver­ant­wort­lich sind.

fürs wan­dern hat­te sich die bei­fah­re­rin im letz­ten jahr ex­tra wan­der­schu­he ge­kauft, die zu un­ge­fähr 4 frü­hen pau­sen führ­ten, bei de­nen die bei­fah­re­rin pa­pier­ta­schen­tü­cher in ihre schu­he stopf­te.

an­sons­ten vor al­lem: wald, ab und zu sah man die ha­vel, eine ei­sen­bahn- oder au­to­bahn­stre­cke.




dann, nach un­ge­fähr 8 ki­lo­me­tern das high­light das mit mes­ser und ga­bel auf der wan­der­kar­te mar­kiert war: das wirts­haus ha­vel­bau­de. ein et­was ab­ge­rock­ter win­ter­gar­ten, aber eine sym­pa­thi­sche spei­se­kar­te, nicht ganz bil­lig, aber auch nicht irre teu­er. wir ent­schie­den uns für das et­was prä­ten­ti­ös be­nann­te „trio vom mat­jes“ mit (ob­vious­ly) drei sor­ten mat­jes mit le­cke­ren brat­kar­tof­feln und ei­nem ap­fel-zwie­bel-gur­ken-dings.

der nach­tisch, ein war­mer scho­ko-brow­nie mit va­nil­le­eis war auch su­per-le­cker, aber nicht so fo­to­gen und mit sinn­lo­ser stern­frucht-deko ver­un­stal­tet. da­nach sind wir noch vier ki­lo­me­ter bis zur s-bahn bir­ken­wer­der ge­lau­fen und wa­ren froh schnell wie­der zu­hau­se zu sein.

mal se­hen ob die nächs­te etap­pe tat­säch­lich, wie ge­plant, nächs­tes wo­chen­en­de statt­fin­det, oder ob sich die wun­den stel­len an den füs­sen der bei­fah­rein noch zu bla­sen ent­wi­ckeln.

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kö­ni­ge, kai­ser und la­kai­en

felix schwenzel

mi­cha­el han­feld:

Die Tod­ge­weih­ten beu­gen sich vor dem neu­en Kai­ser.

mit den „tod­ge­weih­ten“ meint han­feld jour­na­lis­ten und mit dem kai­ser face­book. er re­det vom spie­gel, der new york times, dem guar­di­an, der BBC, the at­lan­tic und da­von, dass die­se „nun bei ei­nem Pro­gramm von Face­book mit­ma­chen, das sich ‚In­stant Ar­tic­les‘ nennt“. er re­det von „Ob­jek­ti­vi­tät und Wahr­haf­tig­keit“, um die es beim „Qua­li­täts­jour­na­lis­mus“ gehe. und er greift tief in die grab­bel­kis­te mit ab­ge­nutz­ten vo­ka­beln für ober­fläch­li­che on­line-kri­ti­ker und spricht von „kos­ten­lo­s­kul­tur“, fil­ter­bla­sen und „shit­s­torms“.

von wem han­feld wit­zi­ger­wei­se nur ein­mal, in ei­nem ne­ben­satz, spricht, sind „le­ser“. und ei­gent­lich, so scheint es, sind die­se „le­ser“ eine ech­te ge­fahr für den jour­na­lis­mus. denn de­ren „ver­meint­li­che Vor­lie­ben“ wer­den den jour­na­lis­mus ins un­glück stür­zen:

Da gibt es dann vor­nehm­lich an­ge­neh­me Sto­rys im Kat­zen­bil­der-Stil oder ech­te, schnel­le Auf­re­ger, die zum Shit­s­torm wer­den bis zur On­line-Exe­ku­ti­on, dann wie­der weg sind, aber eher nichts da­zwi­schen und nicht zu kom­plex.

nun ist mi­cha­el han­felds ar­ti­kel na­tür­lich auch nicht ge­ra­de be­son­ders kom­plex oder klug, son­dern eher ein schnel­ler, hin­ge­kotz­ter auf­re­ger­text der fleis­sig auf face­book dis­ku­tiert (102 kom­men­ta­re), ge­lik­ed (224 li­kes) und ge­teilt (122 shares) wird (stand 17.05.2015, 8 uhr). aber auf­fäl­lig ist han­felds miss­trau­en ge­gen­über den le­sern schon. ich habe das ge­fühl, er wür­de lie­ber nur für sei­ne kol­le­gen schrei­ben, für kol­le­gen die kat­zen­bil­der doof fin­den, sich nie­mals em­pö­ren oder an em­pö­rungs­wel­len teil­neh­men und je­den tag ge­gen die von der um­welt und den me­di­en auf­er­leg­ten fil­ter kämp­fen, in­dem sie he­gel und kant le­sen und sich täg­lich durch 200 abon­nier­te ta­ges­zei­tun­gen kämp­fen, um ein dif­fe­ren­zier­tes bild der welt zu er­lan­gen.

aber die ab­scheu vor dem pö­bel le­ser ist gar nicht das was mich an han­felds text am meis­ten stört, es ist die un­auf­rich­tig­keit. denn die ge­fahr die er her­auf­be­schwört, die ei­nes po­pu­lis­ti­schen jour­na­lis­mus, der den ver­meint­li­chen in­ter­es­sen sei­ner le­ser hin­ter­her­läuft und sie mit kat­zen­bil­dern, em­pö­rung und flach­hei­ten be­wirft, die­se ge­fahr be­steht nicht erst seit on­line oder face­book.

le­ser und zu­schau­er und ihre vor­lie­ben wer­den seit jahr­zehn­ten ge­mes­sen und in­hal­te wer­den seit jahr­zehn­ten auf ihre vor­lie­ben hin­op­ti­miert. auch die faz ver­sucht die vor­lie­ben ih­rer le­ser mit un­zäh­li­gen tra­ckern und nut­zungs­ana­ly­sen zu er­fas­sen und zu op­ti­mie­ren. 24 sol­cher le­ser­vor­lie­ben-tra­cker wer­den zu­sam­men mit han­felds ar­ti­kel auf­ge­ru­fen.

auch in ei­ner zeit, als jour­na­lis­ten­mei­nun­gen le­dig­lich auf pa­pier und im fern­se­hen zum „nut­zer“ ge­tra­gen wur­den, fan­den wett­ren­nen statt um die „vor­lie­ben“ der emp­fän­ger zu er­fas­sen und zu be­die­nen. der „qua­li­täts­jour­na­lis­mus“ den han­feld vor­ei­lig be­trau­ert war nie ein mas­sen­ge­schäft, er muss­te sich im­mer schon im rau­schen des mas­sen­mark­tes be­haup­ten und ver­su­chen sei­ne ziel­grup­pe zu er­rei­chen. dem jour­na­lis­mus ging es auch nie nur um „Ob­jek­ti­vi­tät und Wahr­haf­tig­keit“, son­dern im­mer auch um po­pu­la­ri­sie­rung und an­näh­rung an den mas­sen­ge­schmack. eben­so ging es dem dem jour­na­lis­mus auch im­mer schon um skan­da­li­sie­rung und emo­tio­na­li­sie­rung. das war und ist im­mer the­ma der me­di­en­kri­tik und wird es auch in die­sen zei­ten blei­ben. aber po­pu­la­ri­sie­rung, un­ter­kom­ple­xi­tät, emo­tio­na­li­sie­rung al­lein mit face­book in ver­bin­dung zu brin­gen ist, nun­ja, un­ter­kom­plex, po­pu­lis­tisch und emo­tio­na­li­sie­rend.

vor al­lem ist es aber grund­falsch, denn ge­ra­de die di­gi­ta­li­sie­rung hat es ge­schafft, ne­ben dem mas­sen­ge­schmack pro­fi­ta­ble ni­schen für spe­zi­al­in­ter­es­sen oder „qua­li­täts­in­hal­te“ zu schaf­fen. das zeigt vor al­lem die re­nais­sance der „qua­li­täts­fern­seh­se­ri­en“, die auch an han­feld nicht vor­bei­ge­gan­gen ist. was er aber of­fen­bar ver­passt hat: die hin­wen­dung zu den „ver­meint­li­chen vor­lie­ben“ der zu­schau­er ist ein ent­schei­den­der bau­stein für den er­folg der neu­en „qua­li­täts­se­ri­en“. eben ge­nau weil zu­schau­er sich ge­gen­sei­tig die­se se­ri­en emp­feh­len kön­nen, weil sich die vor­lie­ben für die­se se­ri­en vi­ral in so­zia­len netz­wer­ken auf­schau­keln kön­nen, fin­den sie ihre zu­schau­er ab­seits des mas­sen­ge­schmacks. auf face­book, in der ver­netz­ten welt, kann man ein mas­sen­pu­bli­kum fin­den, aber eben auch ein spe­zi­al­pu­bli­kum mit ni­schen- oder qua­li­täts­in­ter­es­sen.

es gibt für mich kei­ner­lei hin­wei­se dar­auf, war­um das mit jour­na­lis­ti­schen for­ma­ten an­ders sein soll­te.


apro­pos „wahr­haf­tig­keit“. dar­auf legt han­feld ja in sei­nem text gros­sen wert. trotz­dem scheut er sich nicht, sinn­ent­stel­lend zu ver­ein­fa­chen:

Da­bei stel­len die Ver­la­ge und Sen­der Bei­trä­ge auf Face­book zur Ver­fü­gung, die nicht ver­linkt, also nicht mit der Ori­gi­nal­adres­se des Ur­he­bers ver­bun­den sind. Zah­len muss Face­book da­für nichts. Be­zie­hungs­wei­se: Der Netz­werk­kon­zern zahlt mit den Da­ten sei­ner Nut­zer, auf die die Ver­la­ge und Sen­der zu­grei­fen dür­fen. Sie kön­nen zu den Ar­ti­keln auch in ei­ge­ner Re­gie Wer­bung set­zen.

das stimmt so nicht. die ers­ten bei­spie­le für face­book in­stant ar­tic­les funk­tio­nie­ren an­ders: für je­den ar­ti­kel den ein ver­lag als „in­stant ar­tic­le“ bei face­book an­legt, gibt es auch ein pen­dant auf der ver­lags­web­site. die­ser buzzfeed-ar­ti­kel auf face­book wird auf ei­nem ipho­ne (mit der neu­es­ten face­book-app) zu ei­nem in­stant ar­tic­le. für alle an­de­ren führt er auf buzzfeed.com. das ist bei die­sem nyt-ar­ti­kel nicht an­ders. auf dem ipho­ne ist es ein in­stant ar­tic­le, für alle an­de­ren geht’s zur ny­ti­mes.com.

das zwei­te: auch in der faz wer­den ar­ti­kel nicht mit der „Ori­gi­nal­adres­se des Ur­he­bers ver­bun­den“. die­ser ar­ti­kel von ste­fan nig­ge­mei­er linkt zum bei­spiel nicht zu ste­fan-nig­ge­mei­er.de — ob­wohl ste­fan nig­ge­mei­er der ur­he­ber ist. ich ver­ste­he schon was han­feld meint: er meint ver­wer­ter (nicht ur­he­ber). aber das hör­te sich für ihn wahr­schein­lich zu kom­mer­zi­ell an — und kom­mer­zi­ell, po­pu­lis­tisch oder emö­rungs­wel­len­rei­tend sind ja im­mer nur die an­de­ren.


wor­auf ich aber ei­gent­lich hin­aus woll­te: in­stant ar­tic­les sind ei­gent­lich nichts an­de­res als „Pu­blish (on your) Own Site, Syn­di­ca­te El­se­whe­re“, kurz „POS­SE“. POS­SE be­schreibt eine in­die­web-tech­nik, bei der man (ob­vious­ly) in­hal­te zu­erst auf sei­ner ei­ge­nen web­sei­te ver­öf­fent­licht und sie dann auf be­lie­bi­ge wei­te­re sei­ten syn­di­ziert. das in­die­web­camp-wiki drückt den ent­schei­den­den punkt so aus:

POS­SE lets your fri­ends keep using wha­te­ver they use to read your stuff (e.g. silo ag­gre­ga­tors like Face­book, Tumb­lr, Twit­ter, etc.).

die le­ser so le­sen las­sen, wie sie ger­ne le­sen möch­ten …

das ist ein satz den man lei­der von jour­na­lis­ten oder ver­la­gen viel zu sel­ten hört.

nach mei­nem ver­ständ­nis um­fasst das „POS­SEn“ zum bei­spiel auch RSS, wes­halb ich ges­tern be­haup­te­te, dass die­se in­stant ar­tic­les ei­gent­lich nichts ent­schei­dend neu­es sei­en. schliess­lich lau­tet eine der be­deu­tun­gen von RSS auch: „Re­al­ly Simp­le Syn­di­ca­ti­on“.

syn­di­ka­ti­on ist nichts neu­es. in den USA wer­den zei­tungs­ar­ti­kel oder co­mic strips seit lan­gem syn­di­ziert, also von ver­schie­de­nen zei­tun­gen nach­ge­druckt. wenn jetzt ver­la­ge ihre in­hal­te zu face­book syn­di­zie­ren, ist das un­term strich das glei­che: die in­hal­te wer­den über­nom­men, le­ser­freund­lich ge­stal­tet und prä­sen­tiert und im ge­gen­zug gibt’s da­für wer­be­ein­nah­men und reich­wei­te. man er­reicht so le­ser, die man sonst nicht er­rei­chen wür­de und man kommt dem le­ser ent­ge­gen. was man da­mit ver­liert, will mir nicht so recht ein­leuch­ten, zu­mal der vor­gang je­dem au­tor be­kannt sein soll­te, der schon mal für me­di­en pro­du­ziert hat: wenn man ei­nen text für eine zei­tung schreibt, statt bei­spiels­wei­se für die ei­ge­ne web­sei­te, be­kommt man ein ho­no­rar und reich­wei­te und gibt im ge­gen­zug ein biss­chen kon­trol­le über sein werk auf. der deal ist seit jahr­zehn­ten der glei­che. wenn man es nicht aus ei­ge­ner kraft schafft reich­wei­te auf­zu­bau­en, wenn man es nicht schafft sei­nen le­sern aus ei­ge­ner kraft ent­ge­gen­zu­kom­men, nutzt man eben spe­zia­lis­ten. frü­her wa­ren das ver­la­ge, jetzt sind es (auch) so­zia­le netz­wer­ke und such­ma­schi­nen und mor­gen kann es wie­der ein ganz an­de­rer sein.

wich­tig ist: wer die in­ter­es­sen der le­ser, der kon­su­men­ten, der zu­hö­rer, der zu­schau­er aus den au­gen ver­liert, ver­liert auch reich­wei­te. wer es kon­su­men­ten schwer macht zu kon­su­mie­ren, hat es schwer kon­su­men­ten zu hal­ten.


in­stant ar­tic­les = ge­pimp­tes RSS zu face­book-be­din­gun­gen

felix schwenzel

zu face­books neu­en in­stant ar­tic­les ist in den letz­ten ta­gen ja viel ge­sagt wor­den. vor al­lem auf turi2 (eins, zwei, drei, vier, fünf, etc.). sub­stan­zi­el­ler äus­sert sich john gru­ber, den vor al­lem die ge­schwin­dig­keit der in­stant ar­ti­kel auf face­book fas­zi­niert:

I’m in­trigued by the em­pha­sis on speed. Not only is na­ti­ve mo­bi­le code win­ning for app de­ve­lo­p­ment, but with things like In­stant Ar­tic­les, na­ti­ve is ma­king the brow­ser-ba­sed web look like a re­lic even just for pu­bli­shing ar­tic­les.

tat­säch­lich ist ge­schwin­dig­keit und be­quem­lich­keit („con­ve­ni­ence“) auch eins der haupt­ver­kaufs­ar­gu­men­te der in­stant-ar­ti­kel von face­book. und das aus gu­tem grund. nicht nur die­se web­sei­te lädt mit sub­op­ti­ma­ler ge­schwin­dig­keit, auch die von gros­sen ver­la­gen tun das mit­un­ter. und vie­le gros­sen ver­la­ge ha­ben auch nichts aus den letz­ten 20 jah­ren www ge­lernt und ner­ven ihre le­ser mit po­pup­wer­bung die den gan­zen bild­schirm ein­nimmt und mit schlecht er­reich­ba­ren schliess-knöpf­chen fehl­klicks pro­vo­zie­ren und be­nut­zer ner­ven. statt wer­bung auf eine an­gen­he­me art ner­ven zu las­sen, ha­ben sich vie­le ver­la­ge ent­schie­den auf kon­fron­ta­ti­ons­kurs zu ih­ren be­nut­zern zu ge­hen und ihre mo­bi­len­web­sei­ten un­les­bar und un­be­nutz­bar zu ma­chen.

(ein po­si­tiv­bei­spiel für auf­merk­sam­keits­ge­ne­rie­ren­de mo­bi­le wer­bung kann man auf der mo­bi­len va­ri­an­te der wired.de se­hen. dort ha­ben die sei­ten manch­mal ein sei­ten­gros­ses loch, das die da­hin­ter­lie­gen­de wer­bung beim scrol­len zeigt.)

je­den­falls woll­te ich john gru­ber und vie­len an­de­ren zu­stim­men: ge­schwin­dig­keit und gute be­nutz­bar­keit zäh­len. ob face­book das ver­spre­chen ein­lö­sen kann wird sich zei­gen, die ers­ten bei­spie­le die be­reits zu se­hen sind fin­de ich teil­wei­se zu ver­spielt und man hat den ein­druck, face­book hat 200 ent­wick­ler dran­ge­setzt den be­rühm­ten html-<blink>-tag neu zu er­fin­den. aber schnell sind die­se in­stant-ar­ti­kel in der tat — und gut be­nutz­bar auch — wenn man sich an ein paar ges­ten ge­wöhnt hat.

nur: so rich­tig neu ist die idee nicht. es gibt eine gut eta­blier­te tech­no­lo­gie, die die ver­la­ge al­ler­dings nach lei­bes­kräf­ten ver­mei­den: voll­text RSS. auf dem weg zur ar­beit kann ich trotz funk­loch 30 bis 60 ar­ti­kel über­flie­gen oder durch­le­sen. je­der ar­ti­kel ist in­ner­halb von mi­cro­se­kun­den da, mit bil­dern und an­ge­neh­men, kon­sis­ten­ten be­dien­ele­men­ten. auf mei­nen ipho­ne be­nut­ze ich da­für die ree­der-app, die wie­der­rum ein paar hun­dert RSS-feeds für mich aus mei­ner fe­ver-in­stal­la­ti­on ein­liest und die tex­te und bil­der auf mei­nem ipho­ne zwi­schen­spei­chert. das macht ree­der dan­kens­wer­ter­wei­se im hin­ter­grund, so dass ich auch fast im­mer im ubahn-funk­loch auf dem letz­ten stand der din­ge bin, weil sich der ree­der vor dem ein­tritt selbst ak­tua­liisert hat

der witz ist je­den­falls, dass ver­la­ge und ma­ga­zi­ne die­ses RSS fast noch mehr fürch­ten als goog­le, face­book oder die NSA. voll­tex­te ein­fach weg­ge­ben, so dass der le­ser die le­sen kann wo und wie er will? nie­mals! und of­fen­bar ha­ben die an­zug­trä­ger in den ver­la­gen sich auch mit ih­rer (fal­schen) an­sicht durch­ge­setzt, dass man in RSS-feeds kei­ne wer­bung un­ter­brin­gen kann. statt für eine of­fe­ne tech­no­lo­gie, ha­ben sich jetzt ei­ni­ge ver­la­ge da­für ent­schie­den sich in die ob­hut von face­book und sei­ner ge­schlos­se­nen, opa­ken tech­no­lo­gie zu be­ge­ben um be­nut­zer­freund­lich­keit und -nähe zu üben.

ich ver­knüp­fe da­mit die hoff­nung, dass sich jetzt viel­leicht doch ir­gend­wann die an­sicht durch­setzt, dass man sei­nen le­sern zur ab­wech­se­lung mal ent­ge­gen kom­men könn­te, statt im­mer nur auf die ver­trieb­ler zu hö­ren. aber, ganz ehr­lich, viel hoff­nung ma­che ich mir nicht.


nick heer ver­weist auf die­sen ar­ti­kel von pe­ter-paul koch, in dem er dar­auf hin­weist, dass das was face­book macht, vor al­lem das weg­las­sen von über­flüs­si­gem pro­gram­mier­müll (cruft) ist: kei­ne ton­nen­schwe­ren ja­va­script frame­works, kei­ne tra­cker, wei­ter­füh­ren­de ar­ti­kel:

Re­mo­ve the tools, and we’ll re­co­ver speed.

The web’s ans­wer to the na­ti­ve chall­enge should be ra­di­cal sim­pli­fi­ca­ti­on, not even more tools.

das ist im üb­ri­gen auch das, was RSS macht, bzw. was ein gu­ter RSS-rea­der macht: kein ja­va­script, kein ge­döns, kein oder we­nig track­ing.


sie­he auch: kö­ni­ge, kai­ser und la­kai­en, wo ich wei­ter aus­ho­lend über face­books in­stant-ar­tic­le-dings schrei­be.


das zu­hau­se hos­ten las­sen

felix schwenzel

heu­te früh stand wir­res.net (oder mei­ne re­cla­im-in­stal­la­ton, die hab ich vor­erst mal de­ak­ti­viert) of­fen­bar un­ter ei­ner leich­ten floo­ding­at­ta­cke aus grie­chen­land und der ukrai­ne. der pro­vi­der (can­host.de) hat die web­site zu­erst dicht­ge­macht, dann ge­dros­selt. die „floo­ding-an­grif­fe“ (aus­drucks­wei­se des pro­vi­ders) ka­men of­fen­bar trotz cloud­fla­re durch, als ich cloud­fla­re dann aber auf den „an­griffs­mo­dus“ („un­der at­tack mode“) um­ge­schal­tet hab, hat das wohl das gröbs­te ab­ge­hal­ten. „leich­te“ floo­ding­at­ta­cke schrei­be ich, weil ich kei­ne be­son­ders kras­sen spit­zen bei den zu­grif­fen se­hen konn­te. cloud­fla­re ist da ja ei­gent­lich sehr ak­ku­rat. jetzt fra­ge ich mich na­tür­lich, in­wie­weit ich mich auf mei­nen hos­ter ver­las­sen kann, wenn der schon bei nem mil­den lüft­chen den saft ab­dreht und auf pa­nik­mo­dus um­schal­tet oder ob die at­ta­cke wirk­lich schwer­wie­gend war. oder ob mein al­ter­tüm­li­ches CMS doch viel re­sour­cen­fres­sen­der ist, als ich mir das den­ke.

den gan­zen tag über lief wir­res.net dann un­rund, weil der pro­vi­der die web­site „ge­dros­selt“ hat­te. ab ei­ner be­stimm­ten an­zahl an­fra­gen ant­wor­te­te der web­ser­ver mit ei­nem 503-feh­ler, statt da­tei­en aus­zu­lie­fern. so lu­den ge­le­gent­lich die CSS-da­tei­en nicht oder bil­der oder scrip­te fehl­ten. so­was ver­ur­sacht bei mir wirk­lich schlech­te lau­ne, zu­mal ich mein han­dy heu­te auch noch für 20 stun­den im ap­ple-store las­sen muss­te, um die das ka­me­ra­mo­dul aus­tau­schen zu las­sen.

jetzt läuft wir­res.net je­den­falls wie­der rund, weil eben die „dros­se­lung“ de­ak­ti­viert wur­de.

ich hab ei­gent­lich über­haupt kei­ne lust den pro­vi­der zu wech­seln (sehr viel ar­beit), schliess­lich läuft wir­res.net jetzt schon seit über 13 jah­ren bei can­dan/can­host.de auf ei­nem re­gu­lä­ren shared hos­ting ac­count. aber seit nem ganz­tä­gi­gen strom­aus­fall vor ein paar mo­na­ten, dem um­zug in ein neu­es re­chen­zen­trum und eine um­stel­lung auf 64bit-ar­chi­tek­tur ha­kelt es im­mer wie­der. lang­fris­tig bin ich glau­be ich bald so weit al­ter­na­ti­ven in be­tracht zu zie­hen.

als bud­get will ich ei­gent­lich nicht mehr als 10 bis 15 euro pro mo­nat aus­ge­ben. bei all-in­klu­si­ve das pre­mi­um-pa­ket sieht ja ganz gut aus. wie sind denn eure er­fah­run­gen mit grös­se­ren hos­tern? all-inkl.com scheint ja nen ganz gu­ten ruf zu ha­ben. zu stra­to will ich nie wie­der. bei hetz­ner ir­ri­tiert mich der name.

wirk­lich toll hört sich ja in je­der hin­sicht uber­space an. ich habe nur ein biss­chen be­den­ken, ob ich dort auch noch in 20 jah­ren mein zu­hau­se hos­ten las­sen kann. für mich hört sich das al­les fast zu gut und toll an um wahr zu sein, ob­wohl es sich of­fen­bar ganz gut trägt. wer hat sonst noch er­fah­run­gen mit uber­space.de ge­macht?


„kei­ne angst vor der wahr­heit“

felix schwenzel

klaus brink­bäu­mer, chef­re­dak­teur des spie­gel im neu­en image-vi­deo des spie­gel:

der spie­gel hat die wahr­heit nicht für sich ge­pach­tet, aber er sucht da­nach.

das image-vi­deo des spie­gel in dem er das sagt, en­det dann mit die­ser ein­stel­lung:

mir ist na­tür­lich klar, dass das brink­bäu­mer-zi­tat als cla­im zu lang ist, aber ich fin­de den un­ter­schied zwi­schen „wir su­chen nach wahr­heit“ und „wir ha­ben kei­ne angst vor der wahr­heit“ schon, nun­ja, auf­fäl­lig.

na­tür­lich be­müht sich der spie­gel, wie kaum ein an­de­res blatt dar­um, jour­na­lis­tisch ein­wand­frei zu ar­bei­ten. aber ich habe grund­sätz­lich ein pro­blem mit dem wort wahr­heit. ich habe da kürz­lich eine hal­be stun­de öf­fent­lich drü­ber nach­ge­dacht (you­tube-link) und ge­gen ende ge­sagt:

wer im po­li­ti­schen, im ge­sell­schaft­li­chen kon­text von „der wahr­heit“ spricht, soll­te prin­zi­pi­ell mit skep­sis be­trach­tet wer­den.

und ich glau­be tat­säch­lich, dass in welt­an­schau­li­chen, po­li­ti­schen fra­gen an die­ser aus­sa­ge was dran ist.

(im zu­sam­men­hang mei­nes vor­trags auf you­tube er­gibt das mehr sinn, als auf der schluss­fo­lie die hier zu se­hen ist.)

et­was dif­fe­ren­zier­ter und tie­fer­ge­hend hat das fried­mann ka­rig kürz­lich im ge­spräch mit phil­ip ban­se be­spro­chen. teil­wei­se plä­diert er für ei­nen prag­ma­ti­schen und kämp­fe­ri­schen um­gang mit dem be­griff der wahr­heit, teil­wei­se mahnt er auch vor­sicht an:

ich glau­be wir ha­ben ver­lernt zu sa­gen: „ich weiss nicht“. wir soll­ten ver­su­chen un­si­cher­heit zu um­ar­men und öf­ter sa­gen: „ich weiss es ein­fach nicht.“
[…]
vor­sicht wenn je­mand sagt: ich hab die ab­so­lu­te wahr­heit und alle an­de­ren lü­gen. da kann man ei­gent­lich si­cher sein, dass er nicht so ganz rich­tig liegt.

un­be­ding­te an­guck-emp­feh­lung, das ge­spräch ist sehr viel dif­fe­ren­zier­ter und klü­ger als mein her­aus­ge­ris­se­nes zi­tat sug­ge­riert:

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und über­haupt, frie­de­mann ka­rigs vor­trag über „di­gi­ta­le lü­gen und die ab­schaf­fung der wahr­heit“ soll­te man sich dann auch gleich an­gu­cken, wenn man un­ge­fähr ne stun­de zeit hat:

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frie­de­mann, ich will noch ganz vie­le vor­trä­ge von dir.

[in­spi­ra­ti­on, bzw. an­stup­ser via turi2.]


„di­gi­tal-hips­ter“

felix schwenzel

se­bas­ti­an bau­mer schrob am frei­tag:

Mein Aha-Mo­ment auf der re:pu­bli­ca (#rp15) war der Talk von Chris­ti­ne Cor­bett Mo­ran. Falls euch der Name gra­de nichts sagt: Das war die As­tro­phy­si­ke­rin, die zwei Ses­si­ons nach dem As­tro­nau­ten auf der Haupt­büh­ne ge­spro­chen hat, der sei­ne Welt­raum­bil­der und -sel­fies ge­zeigt hat.
Bei Alex­an­der Gerst war die Hal­le zum Bre­chen voll, bei Chris­ti­ne Cor­bett Mo­ran, die sehr gut und ernst­haft den Welt­raum er­klärt hat, herrsch­te gäh­nen­de Lee­re. In dem Mo­ment habe ich end­gül­tig ge­merkt, dass das Pu­bli­kum der Kon­fe­renz 2015 für mei­nen Ge­schmack zu sehr (i.e. ge­fühlt kom­plett) aus Di­gi­tal-Hip­stern be­steht.

(links und her­vor­he­bun­gen von mir hin­zu­ge­fügt)

die schluss­fol­ge­rung ist na­tür­lich to­ta­ler quatsch. gun­ter dueck wür­de die­se schluss­fol­ge­rung wahr­schein­lich dumm nen­nen („ma­che nie­mals aus ei­ner kor­re­la­ti­on eine kau­sa­li­tät“), ich wür­de sa­gen, sie er­gibt, auch mit gu­tem wil­len, we­ni­ger als gar kei­nen sinn.

das in­ter­es­se an alex­an­der gerst hat­te ganz si­cher nichts da­mit zu tun, dass er „Welt­raum­sel­fies“ ge­zeigt hat, oder dass er aus dem all hat twit­tern las­sen. alex­an­der gerst stiess auf rie­si­ges in­ter­es­se, weil er ei­ner von sehr we­ni­gen men­schen ist, der die erde auf 300 ton­nen kon­trol­liert ex­plo­die­ren­dem flüs­si­gen treib­stoff ver­las­sen hat und ein hal­bes jahr im welt­raum ge­lebt hat. alex­an­der gerst hat ein aben­teu­er er­lebt, von dem vie­le von kind­heits­bei­nen an träu­men, er hat et­was ge­tan, was wir sonst nur aus dem fer­se­hen oder kino ken­nen, er hat sich in le­bens­ge­fahr be­ge­ben und sein aben­teu­er wur­de von ei­ner erst­klas­si­gen pres­se­ar­beit be­glei­tet. ich habe alex­an­der gerst üb­ri­gens nicht zu­erst auf twit­ter wahr­ge­nom­men, son­dern in der di­gi­tal-hipps­ter-sen­dung mit der maus.

wer sich also eher für ei­nen pro­mi­nen­ten as­tro­nau­ten in­ter­es­siert, statt für eine un­be­kann­te theo­re­ti­sche phy­si­ke­rin, die über furcht­bar kom­pli­zier­te din­ge wie „con­cordance cos­mo­lo­gy“ (lei­tet bei der wi­ki­pe­dia auf „Lamb­da-CDM mo­del“ wei­ter), die all­ge­mei­ne re­la­ti­vi­täts­the­rie, den ur­knall, die ex­pan­si­on des welt­alls, dunk­le ma­te­rie und die kos­mo­lo­gi­sche kon­stan­te re­det, out­te sich als „di­gi­tal-hips­ter“?

ich weiss noch nicht mal ge­nau was ein „di­gi­tal-hips­ter“ aus­ser ei­ner be­lei­di­gung sein soll. wa­ren die vie­len kin­der für die die ers­ten rei­hen in der hal­le re­ser­viert wa­ren auch di­gi­tal-hips­ter? mei­ne mut­ter, die sich alex­an­der gerst mit be­geis­te­rung an­ge­se­hen an (nicht aber chris­ti­ne cor­bett mo­ran) wür­de das la­bel di­gi­tal-hips­ter wahr­schein­lich freu­dig als kom­pli­ment an­neh­men, als ges­te, dass sie auch dazu ge­hö­re. und das ist wahr­schein­lich auch die klü­ge­re re­ak­ti­on, als sich über so ei­nen stump­fen, ver­all­ge­mei­nern­den ver­gleich in ei­nem ei­ge­nen blog­ar­ti­kel zu be­schäf­ti­gen.

aber wo ich ge­ra­de da­bei bin, kann ich auch gleich wei­ter­ma­chen. denn wit­zi­ger­wei­se macht se­bas­ti­an bau­mer zwei ab­sät­ze spä­ter ge­nau das, was er vor­her den „di­gi­tal-hip­stern“ vor­ge­wor­fen hat: stolz die ei­ge­ne igno­ranz raus­po­sau­nen:

So wie sie ist, ist die re:pu­bli­ca nur noch ein Zir­kus aus ober­fläch­li­chen An­ris­sen ver­schie­dens­ter The­men, die vor al­lem für die Was-mit-Me­di­en-Leu­te in­ter­es­sant ist. Ich geh dann wohl nächs­tes Jahr lie­ber zum CCC.

viel­leicht hat se­bas­ti­an bau­mer am ein­gang kein pro­gramm mehr be­kom­men, aber mein ein­druck vom pro­gramm der re­pu­bli­ca war die­ses jahr ge­nau das ge­gen­teil von „ober­fläch­lich­keit“ oder „was-mit-me­di­en“-ge­döns. es gab un­ge­wöhn­lich vie­le ar­chi­tek­ten und städ­te­bau­er auf den büh­nen, wie­der vie­le künst­ler die ihre ar­bei­ten oder pro­jek­te zeig­ten, gun­ter dueck hat sich über BW­Ler und busi­ness-kas­per lus­tig ge­macht, se­xua­li­tät, sau­fen und bil­dung wa­ren mehr­fach the­ma auf den büh­nen. (nur ich hab über den glei­chen scheiss wie in den letz­ten jah­ren ge­re­det.)

ich fin­de, dass die re­pu­bli­ca we­der den ver­gleich mit fach­kon­gres­sen, noch mit an­de­ren misch­masch-kon­gres­sen wie dem cha­os com­mu­ni­ca­ti­on con­gress oder (zum bei­spiel) der ars elec­tro­ni­ca scheu­en muss. und auch wenn ich fin­de, dass die or­ga­ni­sa­ti­on und di­ver­si­tät des pro­gramms (na­tür­lich) ver­bes­se­rungs­fä­hig ist, hat die re­pu­bli­ca auch die­ses jahr wie­der mei­ne er­war­tun­gen voll er­füllt: ein pro­gramm bei dem mich nicht al­les in­ter­es­siert, aber ei­ni­ges über­rascht, be­geis­tert oder eu­pho­ri­siert. und das al­les in ei­nem ex­trem an­ge­neh­men und ent­spann­ten rah­men.

reed has­tings hat zu ei­ner kri­tik am pro­gramm von net­flix ge­sagt (wenn ich ihn rich­tig ver­stan­den habe):

we should ce­le­bra­te va­rie­ty.
the in­ter­net is about di­ver­si­ty and tas­te.

mit an­de­ren wor­ten: je­der fin­det im in­ter­net sein plai­sir. ir­gend­wo. nicht al­les muss al­len ge­fal­len. es gibt an­ge­bo­te für den mas­sen­ge­schmack, aber eben auch ge­nau das ge­gen­teil. und wer nichts fin­det was ihm oder ihr ge­fällt, der macht ein­fach sel­ber was. in­so­fern bil­det das pro­gramm der re­pu­bli­ca das in­ter­net — bzw. die ge­sell­schaft — schon ganz gut ab.

ich fän­de es nicht schlimm, wenn se­bas­ti­an bau­mer ver­an­stal­tun­gen be­sucht, die sei­nen be­dürf­nis­sen bes­ser ent­spre­chen. aber bes­ser fän­de ich, wenn se­bas­ti­an bau­mer das was ihm an der re­pu­bli­ca fehlt viel­leicht selbst er­gänzt und zum bei­spiel ei­nen vor­trag hält mit dem „man tie­fer in ei­nen Kom­plex ein­stei­gen kann und dann am Ende auch et­was mit nach Hau­se neh­men kann“. ich wür­de mir das an­gu­cken und mich da­nach wie­der lie­bend gern mit ihm strei­ten. ein paar vor­schlä­ge für the­men gebe ich ihm auch ger­ne gleich mit: „no­ti­zen aus der ver­all­ge­mei­ne­rung­pra­xis“, „war­um hipps­ter so ne seu­che sind“ oder „wie ich es schaff­te, mei­ne schlech­te lau­ne los zu wer­den“.


pre:pu­bli­ca

felix schwenzel

  • fast alle tra­gen schon ihre #rp15-bad­ges um den hals. war­um?
  • mei­ne ipho­ne ka­me­ra boo­tet nicht. nur die sel­fie-ka­me­ra funk­tio­niert. das wird ne sel­fie:pu­bli­ca. das bild ist auch ein sel­fie-ka­me­ra-schuss.
  • jens best trägt die glei­che ja­cket­far­be wie ich. wein­rot.
  • als die son­ne noch schien, litt ich un­ter star­ker mis­an­thro­pie. seit die son­ne we­ni­ger in­va­siv am ho­ri­zont steht, lie­be ich wie­der fast alle men­schen. mis­an­thro­pie scheint also licht­in­du­ziert zu sein. bei mir.
  • tors­ten kleinz hat mir ver­spro­chen schrei­end aus mei­nem vor­trag zu lau­fen wenn ich ein „usafe-word“ sage.
  • es gibt wie­der nur ber­li­ner pil­se­ner. lei­der. schlimm. die tank­stel­le ne­ben­an wird mich öf­ter se­hen.
  • das wlan ist auch schon vor der re­pu­bli­ca löch­rig. lei­der.

mo­ser roth spa­zier­gang

felix schwenzel

auf den aldi mo­ser roth scho­ko­la­den­pa­ckun­gen steht, dass die scho­ko­la­de in der wald­stras­se 27 in 13403 ber­lin her­ge­stellt wird.

gute ge­le­gen­heit für ei­nen sonn­tags-spa­zier­gang um das mal an­zu­gu­cken, zu­mal goog­le maps sagt, dass es nur un­ge­fähr 50 mi­nu­ten fuss­weg sei­en. statt ein­fach in der wi­ki­pe­dia nach­zu­schla­gen, mach ich mich also auf zu ei­nem in­ves­ti­ga­tiv-spa­zier­gang. nach ei­ner stun­de sehe ich, dass wir of­fen­bar eine scho­ko­la­den­fa­brik in der nach­bar­schaft ha­ben und dass storck die mo­ser-roth-scho­ko­la­de für aldi her­stellt.


der weg zur scho­ko­la­den­fa­brik war trotz der an­kün­di­gung ver­eis­ter park­plät­ze son­nig und un­spek­ta­ku­lär.

wie über­all im wed­ding, lief ich auf dem weg zur wald­stras­se im­mer an der flug­schnei­se vom flug­ha­fen te­gel vor­bei.

die deko ei­nes thai-mas­sa­ge-la­dens er­in­ner­te mich an die schau­fens­ter deko ei­nes thai-fri­seurs
open ist das neue ge­schlos­sen
licht­loch
ex­pres­si­ves dach
feed­back [sic!]

ins­ge­samt wa­ren es 10 ki­lo­men­ter und zwei stun­den fuss­marsch. (auf­schrei­ben und „syn­di­zie­ren“ hat fast ge­nau­so lan­ge ge­dau­ert.)


ich tes­te das mit der syn­di­ka­ti­on, des­halb sind die bil­der teil­wei­se auch auf in­sta­gram („licht­loch“, „open“, „storck“, „mo­ser-roth-adres­se“), twit­ter („wo­her?“, „feed­back“, „flug­zeu­ge“, „kalt“, „2 ta­cken bes­ser“) und me­di­um und goo­gle­plus


leis­tungs­schutz rea­li­ty dis­tor­ti­on field

felix schwenzel

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  spie­gel.de: Lau­er kri­ti­siert Ver­lags­ko­ope­ra­ti­on mit Goog­le   #

chris­to­pher lau­er:

Wenn [Goog­le] den Ver­la­gen hel­fen wol­le, dann „könn­te Goog­le doch ein­fach das Leis­tungs­schutz­recht ak­zep­tie­ren.

Mit dem Geld könn­ten die Ver­la­ge dann auch in di­gi­ta­le In­no­va­tio­nen in­ves­tie­ren“. Goog­le hat­te ver­gan­ge­ne Wo­che an­ge­kün­digt, mit ei­ner 150 Mil­lio­nen Euro schwe­ren „Di­gi­tal News In­itia­ti­ve“ In­no­va­tio­nen im di­gi­ta­len Jour­na­lis­mus för­dern zu wol­len. An der Ko­ope­ra­ti­on, die mit acht Grün­dungs­ver­la­gen ge­star­tet ist, sind in­zwi­schen di­ver­se Me­di­en­häu­ser in Eu­ro­pa be­tei­ligt, un­ter an­de­rem DER SPIE­GEL.

als die ver­la­ge in geld schwam­men, weil sie dienst­leis­tun­gen und wer­be­flä­chen na­he­zu kon­kur­renz­los an­bie­ten konn­ten, hat­ten ver­la­ge kaum in­ter­es­se an in­no­va­ti­on oder ver­än­de­rung des an­zei­gen­mark­tes. dass axel sprin­ger sei­nen kon­zern jetzt an­ge­sichts der kri­se und ab­seh­bar ein­bre­chen­der auf­la­gen und er­lö­se im klas­si­schen ge­schäft auf di­gi­tal und in­no­va­tiv trimmt, hat also we­ni­ger mit geld zu tun, als mit kon­ku­renz. mein ein­druck ist ja, dass man mit dem leis­tungs­schutz­recht die hoff­nung ver­knüpft, die­se kon­ku­renz wie­der aus­zu­schal­ten um end­lich mit die­sem an­stren­gen­den wan­del schluss zu ma­chen. aus­ser na­tür­lich, man de­fi­niert bei sprin­ger in­no­va­ti­on als die schaf­fung von rechts­un­si­cher­heit, bü­ro­kra­tie, zwangs­ab­ga­ben und ver­wer­tungs­ge­sell­schaf­ten.

im­mer­hin ist chris­to­pher lau­er of­fen­bar das geld wert, dass man ihm bei axel sprin­ger zahlt; die rea­li­täts­ver­zer­rung fürs leis­tungs­schutz­recht be­kommt er schon ganz gut hin, auch wenn sich das bis jetzt noch ein biss­chen pa­pa­gei­en­haft an­hört.

(björn czies­lik hat die gan­zen spie­gel-mel­dung ge­le­sen)


[nach­trag]

mar­kus be­cke­dahl er­in­nert an das jahr 2012:


lin­ken und ein­bet­ten

felix schwenzel

nau­til.us: The Man Who Beat HIV at Its Own Game for 30 Ye­ars

lan­ger, nicht ganz un­kom­pli­zier­ter text über das evo­lu­tio­nä­re wett­rüs­ten zwi­schen krank­heits­er­re­gern und dem imun­sys­tem und die hoff­nun­gem, rück­schlä­ge und di­lem­ma­ta, die durch be­hand­lung und for­schung die­ser er­re­ger (hier das HIV-vi­rus) ent­ste­hen.

über 15tau­send zei­chen, aber ich fand den text von da­ni­el a. gross (@re­ad­wri­te­radio) le­sens­wert, weil er nicht nur den stand der for­schung gut wie­der­gibt, son­dern auch die ge­schich­ten und die men­schen hin­ter der for­schung sicht­bar macht. ohne pa­thos und ohne über­flüs­si­ge schick­sals­sos­se.


den link oben habe ich, wie im­mer, ganz re­gu­lär als link ge­setzt:

hin­ter dem link steckt ein kur­zer ja­va­script-be­fehl, der ja­va­script­code von emb­edly.com nach­lädt. emb­edly macht dann aus dem ein­fa­chen link eine il­lus­trier­te, bun­te ein­bet­tung. das sieht man al­ler­dings nur bei ak­ti­vier­tem ja­va­script (also zum bei­spiel nicht in RSS-rea­dern) und das sähe dann so aus:

wun­der­bar, bis auf die tat­sa­che, dass die­ses em­bed, wie üb­ri­gens fast alle ein­bet­tungs­me­cha­nis­men, ton­nen­wei­se (ja­va­script) code von drit­ten la­den. da­mit wer­den dann bil­der, wei­te­re scrip­te, tra­cker, zähl­codes, coo­kies nach­ge­la­den, also all das, was auf­rech­ten da­ten­schüt­zer schlaf­lo­se näch­te be­rei­tet (so sähe es üb­ri­gens ohne ja­va­script aus). das ist bei em­beds von you­tube- oder vi­meo-vi­de­os so, bei ein­ge­bet­te­ten tweets, face­book like- oder share-but­tons und so wei­ter und so fort.

ich ver­su­che hier ei­gent­lich sol­che tra­cker zu ver­mei­den und sol­che da­ten­nach­la­der hin­ter ei­nem klick zu ver­ber­gen. you­tube-vi­de­os bet­te ich so ein (bei­spiel), mei­ne flattr, share-, like- oder tweet-but­tons sind alle un­ter slidern ver­steckt und la­den ih­ren schadcode erst nach auf­for­de­rung durch ei­nen klick. bei tweets bin ich eher in­kon­se­quent, de­nen hän­ge ich auch den twit­ter-ja­va­script-schnip­sel an. blo­cken kann man das na­tür­lich al­les brow­ser­seits, zum bei­spiel mit ghos­tery (de­tails und hin­ter­grün­de dazu habe ich mal vor ei­nem jahr auf­ge­schrie­ben und be­spro­chen).

was ich ei­gent­lich sa­gen woll­te: hübsch die­ses emb­edly, da­mit kann man sehr an­spre­chend be­lie­bi­ge links auf­hüb­schen, aber ein­bet­ten nervt auch ein biss­chen. ich ver­su­che mir des­halb mei­ne ein­bet­tungs­codes so­weit mög­lich selbst zu bau­en. mein selbst zu­sam­men­ge­den­gel­ter code für twit­ter sieht üb­ri­gens ohne ja­va­script nach­la­dung von twit­ter.com so aus (und so mit):

Moin!

taz (@taz­ge­zwit­scher01.05.2015 8:22

funk­tio­niert auch ohne nach­träg­li­che ja­va­script-auf­hüb­schung. nennt man das dann als html-ken­ner graceful de­g­re­da­ti­on oder pro­gres­si­ve enhance­ment of graceful stuff?

theo­re­tisch kann ich mir so­gar vor­stel­len für mei­ne ar­ti­kel hier ein­bett­code an­zu­bie­ten. das könn­te dann so aus­se­hen. ich weiss zwar nicht war­um je­mand ei­nen gan­zen ar­ti­kel von mir ein­bet­ten woll­te, aber es be­ru­higt mich zu wis­sen, dass es geht.


„ex­akt falsch her­um ge­dacht“

felix schwenzel

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  hackr.de: How to be kin­der, plea­se?   #

mar­kus spath no­tiert zu mei­nen an­mer­kun­gen zu ei­ner idee von neil gai­man, bzw. zu han­lon's ra­zor fol­gen­des:

(wir­res mit ex­akt falsch her­um ge­dach­ten tipps zum freund­li­cher­wer­den; ge­ra­de die un­ter­stel­lung von dumm­heit, wo man auch bös­ar­tig­keit un­ter­stel­len könn­te, ist mis­an­throp, weil ge­ra­de sie den men­schen nicht ernst nimmt, weil man die dumm­heit eben nicht mal schnell än­dern kann, usw.)

kann dumm­heit nur erb­lich oder so­ma­tisch be­dingt vor­kom­men wie mar­kus spath hier be­haup­tet?
oder kann dumm­heit, wie bös­ar­tig­keit, zum bei­spiel auch durch be­son­de­re um­stän­de, re­ak­tio­nen oder miss­ver­ständ­nis­se aus­ge­löst wer­den?

dumm­heit und bös­ar­tig­keit (und fast alle an­de­ren ver­hal­tens­wei­sen) sind mei­ner mei­nung nach in den sel­tens­ten fäl­len de­ter­mi­niert, wes­halb es lo­gi­scher­wei­se dumm ein fehl­schluss ist, die kul­ti­vie­rung von zwei­feln an der ei­ge­nen wahr­neh­mung als mis­an­throp zu be­zeich­nen — auch wenn man sich das ver­hal­ten an­de­rer mit „irr­tü­mern, kurz­sich­tig­keit, nach­läs­sig­keit oder dumm­heit“ er­klärt.

ab­ge­se­hen da­von gibt es na­tür­lich va­ria­tio­nen von han­lon's ra­zor („Gehe nie­mals von Bös­wil­lig­keit aus, wenn Dumm­heit aus­rei­chend ist.“), die zei­gen, dass es eben ge­ra­de nicht um per­sön­lich­keits­merk­ma­le geht, son­dern pro­zes­se:

Ver­su­che nie durch Kon­spi­ra­ti­on zu er­klä­ren, was auf Cha­os oder In­kom­pe­tenz zu­rück­ge­führt wer­den muss.

dumm­heit ist nicht nur et­was mit dem man den IQ ei­nes men­schen be­schreibt, son­dern et­was mit dem man han­deln von men­schen, aber auch in­sti­tu­tio­nen be­wer­tet. so kann es ge­ra­de in der po­li­tik zu gros­sen dumm­hei­ten, zu fehl­ent­schei­dun­gen kom­men, ohne dass eine „böse“ in­ten­ti­on vor­han­den sein muss. noch­mal an­ders aus­drü­cken lässt sich das pro­blem mit die­sem al­ten spruch: „das ge­gen­teil von gut ist oft gut ge­meint.“


syn­di­ka­ti­on

felix schwenzel

als mei­ne mut­ter vor un­ge­fähr 35 jah­ren mit mir im zir­kus war, er­klär­te sie mir:

das brot der künst­ler ist der ap­plaus.

nicht alle kön­nen vom ap­plaus al­lein le­ben und selbst zir­kus-ar­tis­ten be­kom­men eine gage zu­sa­ätz­lich zum ap­plaus. aber zwi­schen dem ap­plaus und der höhe der gage be­steht wahr­schein­lich ein di­rek­ter zu­sam­men­hang. aber das mit dem geld­ver­die­nen möch­te ich an die­ser stel­le kurz aus­klam­mern, weil es al­les noch kom­pli­zier­ter macht als es eh schon ist.

vor ei­ner wei­le griff john­ny haeus­ler in der deut­schen wired eine dis­kus­si­on auf, die man even­tu­ell mit die­sem satz zu­sam­men­fas­sen kann:

ver­la­ge und au­toren soll­ten dort hin­ge­hen, wo ihr pu­bli­kum ist.

john­ny über­spitz­te die­sen ge­dan­ken et­was, in­dem er ver­la­gen riet, ihre web­sei­ten zu schlies­sen. das dif­fe­ren­zier­te er spä­ter noch ein biss­chen nach, aber ich wi­der­sprach ihm bei­de male (eins, zwei).

grund­sätz­lich hat john­ny aber (na­tür­lich) recht. will ich mein pu­bli­kum gut er­rei­chen, muss ich nicht nur gut er­reich­bar sein, son­dern vor al­lem dort ver­öf­fent­li­chen wo das pu­bli­kum ist. aus ei­ge­ner er­fah­rung weiss ich, dass mir selbst oft schon ein klick mehr als nö­tig zu viel ist, um ei­nen text zu le­sen. ich lebe lese in mei­nem feed­rea­der. ge­kürz­te RSS-feeds ner­ven mich so sehr, dass ich dar­über sei­ten­lan­ge kla­gen ver­fas­sen kann — we­gen ei­nes klicks. weil die­se klicks oft (nicht im­mer) in funk­lö­chern in der bahn statt­fin­den, habe ich an die­ser stel­le ein ge­wis­ses ver­ständ­nis für mich und mei­ne ar­gu­men­te.

wenn ich et­was in mein blog schrei­be (oder jour­na­lis­ten in ihre zei­tung), tease­re ich es nach der ver­öf­fent­li­chung auf twit­ter, face­book (oder was sonst ge­ra­de gut funk­tio­niert) an und ver­lin­ke es dort. auf face­book zwin­ge ich mei­ne le­ser da­mit qua­si zu ei­nem klick auf mein blog. dort sehe ich dann in mei­ner be­su­cher­sta­tis­tik ei­nen be­such und hof­fe vie­le wei­te­re, auf li­kes, kom­men­ta­re und links auf mei­nen ar­ti­kel. im op­ti­mal­fall mul­ti­pli­zie­ren sich die links, li­kes, shares zu ei­nem klei­nen vi­ra­len wind­hauch, der le­ser zu mir rü­ber­weht.

die idee dort zu sein, wo die le­ser sind, ist aber ein biss­chen an­ders ge­meint. sie be­deu­tet, dass ich den ge­sam­ten text (zum bei­spiel) auf face­book — oder eben der platt­form wo mei­ne ziel­grup­pe sizt — ver­öf­fent­li­che und sich der le­ser den klick auf mei­ne sei­te spart und da­mit auch zu­sätz­li­che la­de­zei­ten oder die aus­ein­an­der­set­zung mit ge­wöh­nungs­be­dürf­ti­gem lay­out. oder (noch bes­ser), dass ich mei­nen text für die platt­form wo ich mei­ne le­ser ver­mu­te op­ti­mie­re und nicht nur au­to­ma­tisch vor­han­de­nes ma­te­ri­al rü­ber­spü­le.

auf face­book funk­tio­niert das of­fen­bar ganz gut. pe­ter breu­er ver­öf­fent­licht dort bei­spiels­wei­se oft sehr lan­ge tex­te, weil auf face­book (ver­mu­te ich mal) das feed­back sehr viel­fäl­ti­ger und grös­ser ist als auf sei­nem blog. das ist ei­ner­seits ver­ständ­lich, aber an­de­rer­seits auch scha­de. die tex­te sind nach ein paar ta­gen nicht mehr so gut zu fin­den und aus­ser­halb von face­book so gut wie nicht exis­tent. da­für er­rei­chen sie ein ziem­lich gros­ses pu­bli­kum, kön­nen mü­he­los ge­mocht, ge­teilt und wei­ter­emp­foh­len wer­den.

po­si­tiv aus­ge­drückt kann man sich so auf face­book eine enorm gros­se zahl le­ser und fans er­ar­bei­ten. die­se le­ser in­ter­agie­ren mit den in­hal­ten sehr gross­zü­gig, sie tei­len, li­ken und kom­men­tie­ren dort in sehr viel grös­se­rer zahl als sie es in ei­nem blog tun wür­den. die er­klä­rung da­für liegt auf der hand: auf face­book muss ich mich für ei­nen kom­men­tar nicht erst an­mel­den, ich kann ein­fach los­schrei­ben, li­ken oder sha­ren. ich weiss als kom­men­tie­ren­der, dass ich mei­ne kom­men­ta­re auf face­book edi­tie­ren oder lö­schen kann. die in­ter­ak­ti­on mit in­hal­ten auf face­book ist sehr viel ein­fa­cher als auf je­dem x-be­lie­bi­gen blog. das gilt na­tür­lich auch für vie­le an­de­re so­zia­le netz­wer­ke.

we­ni­ger po­si­tiv ist, dass man die in­hal­te aus der hand gibt und auf platt­for­men stellt über die man als au­tor oder fo­to­graf we­nig kon­trol­le hat. man be­kommt (re­la­tiv) we­nig le­ser le­ser rü­ber­ge­spült und die in­ter­ak­tio­nen (li­kes, favs, kom­me­n­at­re) blei­ben auch in den si­los der gros­sen netz­wer­ke.


wer wie ich jah­re­lang da­für ar­gu­men­tier­te RSS-feeds nicht zu kür­zen und dem le­ser die wahl zu las­sen wo und wie er tex­te oder ein­trä­ge kon­su­miert, an­zeigt oder liest, müss­te die­ser lo­gik auch in sa­chen con­tent-ag­gre­ga­ti­on in so­zia­le netz­wer­ke fol­gen. fol­ge­rich­tig wäre es nach die­ser lo­gik auf face­book nicht nur kurz-teaser mit link zur quel­le zu ver­öf­fent­li­chen, son­dern eben den kom­plet­ten in­halt. so wie man das auch mit RSS macht.

ich habe die­ser lo­gik lan­ge zeit nicht fol­gen wol­len und ging da­von aus, dass es gut und rich­tig sei, leu­te aus so­zia­len netz­wer­ken auf die ei­ge­ne sei­te zu lo­cken. seit ein paar ta­gen ver­su­che ich mit dem ge­gen­teil zu ex­pe­ri­men­tie­ren:

  • zu­erst ver­öf­fent­li­che ich auf wir­res.net
  • dann syn­di­zie­re ich den in­halt halb­au­to­ma­tisch oder ma­nu­ell zu twit­ter oder face­book (an­de­re netz­wer­ke sind auch mög­lich und vor­stell­bar)
  • die in­hal­te dort ha­ben ei­nen zu­rück­link auf wir­res.net, der ori­gi­nal­in­halt be­kommt ei­nen mit rel="syn­di­ca­ti­on" mar­kier­ten link
  • und in ei­ner idea­len welt wür­den face­book und twit­ter mir für die­sen zu­rück­link und alle fol­gen­den in­ter­ak­tio­nen (li­kes, shares/ret­weets, kom­men­ta­re) ei­nen ping oder web­men­ti­on schi­cken, so dass ich die­se in­ter­ak­tio­nen un­ter dem ori­gi­nal­in­halt sam­meln und an­zei­gen könn­te. tun sie aber nicht, also muss ich ei­nen pro­xy, ei­nen stell­ver­tre­ter nut­zen. in die­sem fall heisst der brid.gy und stellt (fast) alle in­ter­ak­tio­nen un­ter syn­di­zier­ten in­hal­ten von mir zu wir­res.net, bzw. mei­nen web­men­ti­on-emp­fän­ger durch.

kon­kret sieht das dann so aus: zum bei­spiel habe ich die­ses bild ei­nes koch­topfs auf wir­res.net ver­öf­fent­licht und dann auf twit­ter, face­book und in­sta­gram syn­di­ziert. die re­ak­tio­nen hat mir brid.gy zu­rück­ge­spielt, so dass ich sie un­ter dem ori­gi­nal­in­halt an­zei­gen kann.

die­se ko­lum­ne habe ich im voll­text auf face­book ko­piert. auf twit­ter konn­te ich sie we­gen des 140-zei­chen li­mits na­tür­lich nur an­teasern. aber so­wohl die twit­ter-re­p­lys, als auch die face­book kom­men­ta­re kön­nen dank brid.gy un­ter dem ori­gi­nal an­ge­zeigt wer­den.


das sys­tem, das auf web­men­ti­ons und an­de­ren in­die­web-tech­nol­gi­en ba­siert, ist al­les an­de­re als per­fekt. es löst aber an­satz­wei­se das zir­kus­pro­blem: der ap­plaus oder die buh­ru­fe für mei­ne in­hal­te kom­men zu mir zu­rück, bzw. las­sen sich ein­fan­gen. da­mit lässt sich zwar (auch) kein geld ver­die­nen, aber die reich­wei­te dürf­te sich so um ei­ni­ges ver­bes­sern las­sen, so wie das auch mit RSS funk­tio­niert: die an­zahl der le­ser die mei­ne in­hal­te per RSS le­sen ist mei­ner schät­zung und mes­sung nach pro tag an dem ich ver­öf­fent­li­che etwa dop­pelt so hoch wie die zahl der le­ser die wir­res.net be­su­chen. die po­ten­zi­el­le reich­wei­te von un­ge­kürzt ver­öf­fent­lich­ten in­hal­ten in so­zia­len netz­wer­ken dürf­te noch­mal hö­her sein (auch wenn man sie nicht in je­dem fall mes­sen kann).


lan­ge rede kur­zer sinn: wenn man dem in­ne­ren zwang wi­der­steht, le­ser um je­den preis auf die ei­ge­ne web­site zu lo­cken, kann man da­mit le­ser sehr gut er­rei­chen und ih­nen ent­ge­gen kom­men — ohne ganz die kon­trol­le über die in­hal­te zu ver­lie­ren (aber ein biss­chen schon).

die in­die­web-tech­no­lo­gien wie web­men­ti­ons, back­feeds oder POS­SE sind gross­ar­ti­ge an­sät­ze, die ei­nem hel­fen kön­nen ein biss­chen kon­trol­le über ei­ge­ne in­hal­te zu ge­win­nen, aber auch kon­trol­liert ab­zu­ge­ben. es gibt auch span­nen­de an­sät­ze wie man mit in­die­web­tech­no­lo­gien de­zen­tral kom­mu­ni­zie­ren kann oder sich web­sei­ten un­ter­ein­an­der de­zen­tral ver­net­zen las­sen kön­nen. lei­der ha­ben die­se tech­no­lo­gien noch sehr vie­le kin­der­krank­hei­ten und bie­ten sehr hohe tech­ni­sche und kon­zep­tio­nel­le zu­gangs­hür­den. aber ich fin­de das furch­bar span­nend und freue mich hier auf vie­le web­men­ti­ons und dis­kus­sio­nen, wenn nicht hier, dann wo­an­ders oder im juni ne­ben­an.


neun grün­de war­um wir lis­ten mö­gen (mit bo­nus­grund)

felix schwenzel

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  bbc.com: Nine psy­cho­lo­gi­cal re­asons why we love lists   #

wun­der­bar iro­nisch, eine lis­te der BBC war­um wir lis­ten gut fin­den. ich habe das mal zu­sam­men­ge­fasst und ein­ge­deutscht, lohnt sich trotz­dem das ori­gi­nal zu le­sen.

  1. vor­her­seh­bar­keit: wir wis­sen was uns er­war­tet
  2. un­wi­der­steh­lich­keit: wenn es schon die­se lis­te gibt, dann will ich die auch nicht ver­pas­sen
  3. ver­dau­lich­keit: das le­sen von lis­ten strengt nicht be­son­ders an
  4. ef­fi­zi­enz: wir er­war­ten und wis­sen, dass lis­ten schnell zu kon­su­mie­ren sind und kön­nen meist di­rekt nut­zen dar­aus zie­hen
  5. er­fass­bar­keit: lis­ten las­sen sich mit we­ni­gen bli­cken er­fas­sen
  6. ori­en­tie­rung: wir wis­sen wo wir ste­hen (wenn wir lis­ten le­sen)
  7. spiel­trieb: lis­ten ma­chen (manch­mal) lust zum mit­den­ken: was könn­te der nächs­te punkt der lis­te sein?
  8. se­lek­ti­ve wahr­neh­mung: wir mö­gen es recht zu ha­ben und lis­ten er­leich­tern uns das über­le­sen von din­gen die uns nicht in­ter­es­sie­ren
  9. end­gül­tig­keit: lis­ten wir­ken de­fi­ni­tiv
  10. schreib­freund­lich­keit: jour­na­lis­ten lie­ben es lis­ten zu schrei­ben: statt ei­nen ar­ti­kel sorg­fäl­tig zu struk­tu­rie­ren, die ab­sät­ze auf­ein­an­der zu be­zie­hen und an über­gän­gen zu fei­len, ge­ben lis­ten be­reits die grund­struk­tur vor. und über den schluss­satz muss man auch nicht nach­den­ken, lis­ten hö­ren ir­gend­wann ein­fach auf.

fa­mi­li­en­sen­dung

felix schwenzel

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  das­nuf.de: Die Sen­dung aka ey guck doch ma in die Ka­me­ra   #

das­nuf und cas­par cle­mens mier­au ha­ben bei der sen­der eine (live) test­sen­dung ge­macht (die noch nicht als auf­zeich­nung ver­füg­bar ist). hier schreibt das­nuf über die sen­dung, hier der mann von frau mier­au.

ar­beits­ti­tel der sen­dung ist das fa­mi­li­en­ma­ga­zin. da­mit ist die sen­dung zwar noch na­mens­los, aber ei­gent­lich fin­de ich den ti­tel schon nicht schlecht. die fa­mi­li­en­sen­dung wäre noch ei­nen ta­cken dop­pel­deu­ti­ger und zum sen­der­na­men pas­send.

das the­ma fa­mi­lie (und kin­der) ist zwar nicht so mein (blog) the­ma und blogs die das zum the­ma ha­ben, wer­den oft als mut­ti­blogs ab­ge­tan. war­um das the­ma aber durch­aus in­ter­es­sant sein kann, zeigt das­nuf, fin­de ich, im­mer wie­der sehr be­ein­dru­ckend in ih­rem blog. zum bei­spiel mit ih­rem letz­ten blog­ein­trag …

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  das­nuf.de: Die täg­li­che Übung   #

… wo das nuf über un­se­re im­per­fek­ten kör­per und de­ren wahr­neh­mung schreibt:

Kind 2.0 ist of­fen­bar in die Pha­se ge­wach­sen, in der Kör­per kei­ne Werk­zeu­ge mehr sind, son­dern ir­gend­wie be­wer­tet wer­den müs­sen.
Ich fin­de das er­schüt­ternd.
Mein Kind ist die Sports­ka­no­ne der Fa­mi­lie. To­tal drah­tig und be­steht qua­si nur aus Mus­keln. Isst wie ein Vö­gel­chen und klet­tert den gan­zen Tag auf Bäu­me und plötz­lich fragt es mich beim Abend­essen: „Fin­dest du mich dick?“


Das Gärt­ner-Prin­zip (t3n 39)

felix schwenzel in t3n

Der Jon­gleur Alex Bar­ron hat es 2012 ge­schafft 11 Bäl­le für eine Wei­le in der Luft zu hal­ten und 23 mal hin­ter­ein­an­der auf­zu­fan­gen. 2013 schaff­te er mit ei­nem Ball we­ni­ger, die Bäl­le 30 mal hin­ter­ein­an­der auf­zu­fan­gen. Mög­li­cher­wei­se wird die­ser Re­kord in den nächs­ten Jah­ren noch um ei­nen Ball ver­bes­sert, aber Alex Ba­ron’s Re­kord scheint die Ka­pa­zi­täts­gren­ze bei der Ball­jon­gla­ge ganz gut zu mar­kie­ren: Men­schen kön­nen ma­xi­mal 10 bis 11 Bäl­le jon­glie­ren.

Wir ken­nen auch die Ka­pa­zi­täts­gren­ze beim Ma­nage­ment von Groß­pro­jek­ten ganz gut. Sie wur­de in den letz­ten Jah­ren sicht­bar, als (wie­der mal) di­ver­se Groß­pro­jek­te schei­ter­ten oder zu schei­tern droh­ten.

Schon das ers­te Groß­pro­jekt, das ich in mei­ner Ju­gend ver­folg­te, der Kli­ni­kums­neu­bau in Aa­chen, kos­te­te statt der ur­sprüng­lich ge­plan­ten 550 Mio. Mark am Ende min­des­tens 1,5 Mrd. Mark. Auch der Ter­min für die Fer­tig­stel­lung wur­de stück­wei­se von 1976 auf 1979, dann auf 1982 und dann schließ­lich auf 1985 ver­scho­ben. Die Kos­ten des Ber­li­ner Kon­gress­zen­trums stie­gen in den sieb­zi­ger Jah­ren um das sie­ben­fa­che (von ur­sprüng­lich rund 120 Mio. Mark auf un­ge­fähr 800 Mio. Mark). Da­mit ist der neue Ber­li­ner Groß­flug­ha­fen Schö­ne­feld noch im klas­si­schen Ber­li­ner Kos­ten­stei­ge­rungs­rah­men: Ak­tu­el­le Pla­nun­gen ge­hen vom acht­fa­chen der ur­sprüng­lich ge­plan­ten Bau­sum­me aus.

War­um ver­lau­fen Groß­pro­jek­te im­mer wie­der in den glei­chen Bah­nen?

Ei­gen­ar­ti­ger­wei­se er­klä­ren wir das Schei­tern von Groß­pro­jek­ten oft mit Füh­rungs­schwä­che („Der Wo­we­reit war’s!“) oder Pla­nungs­feh­lern. In die­ser Er­klä­rung steckt die Über­zeu­gung, dass Pro­jek­te be­lie­bi­ger Kom­ple­xi­tät mit den rich­ti­gen Pla­nungs­werk­zeu­gen und Füh­rungs­me­tho­den in den Griff zu be­kom­men sei­en. Auch un­zäh­li­ge ge­schei­ter­te Groß­pro­jek­te dämp­fen nicht etwa den Grö­ßen­wahn, son­dern in­spi­rie­ren die Pla­ner le­dig­lich zu im­mer aus­ge­feil­te­ren Pla­nungs­me­tho­den. Der neue hei­ße Scheiß für Bau­pro­jek­te lau­tet jetzt Buil­ding In­for­ma­ti­on Mo­de­ling (BIM). Bei BIM pla­nen und ar­bei­ten alle am Bau Be­tei­lig­ten ver­netzt an ei­nem ein­zi­gen Ge­bäu­de­mo­dell. Da­mit, be­haup­ten Ex­per­ten, sol­len miss­lun­ge­ne Bau­pro­jek­te wie die Ham­bur­ger Elb­phil­har­mo­nie oder der Ber­li­ner Groß­flug­ha­fen „in ab­seh­ba­rer Zeit der Ver­gan­gen­heit an­ge­hö­ren.“

Dass die­se Pro­jek­te aber viel­leicht nicht nur we­gen un­zu­rei­chen­der Werk­zeu­ge oder Ver­fah­ren schei­tern, son­dern weil sie dem Ver­such glei­chen, mehr als 11 Bäl­le gleich­zei­tig in der Luft zu hal­ten, kommt uns nicht in den Sinn. Kann es nicht sein, dass Pro­jek­te ab ei­nem ge­wis­sen Kom­ple­xi­täts­grad ein­fach nicht ef­fi­zi­ent vor­ab plan­bar sind? Zu­min­dest nicht mit ge­nau­en Zeit- und Kos­ten­vor­ga­ben?

Viel­leicht soll­ten wir ein­fach grund­sätz­lich et­was klei­ner den­ken? Oder be­stimm­te Pro­jek­te eher wach­sen und spries­sen las­sen, statt sie mit oft jahr­zehn­te­lan­gem Vor­lauf ver­meint­lich durch­zu­pla­nen? De­zen­tra­li­tät för­dern, vie­le, statt gro­ße Pro­jek­te un­ter­stüt­zen und die, die sich be­wäh­ren, aus­bau­en und wach­sen las­sen. Das hat mit be­stimm­ten Tech­no­lo­gien be­reits gut funk­tio­niert. In Deutsch­land gibt es mitt­ler­wei­le 25.000 klei­ne­re Wind­kraft­an­la­gen, wäh­rend in den acht­zi­ger Jah­ren noch ein Wind­an­la­gen­groß­pro­jekt (Gro­wi­an) kläg­lich an sei­ner Über­di­men­sio­nie­rung und pla­ne­ri­schem Grö­ßen­wahn schei­ter­te.

Das ist auch das Prin­zip nach dem das Si­li­con Val­ley groß wur­de; vie­le der ame­ri­ka­ni­schen Fir­men, die wir heu­te als Gi­gan­ten wahr­neh­men, wa­ren ur­sprüng­lich nicht als Groß­pro­jek­te an­ge­legt, son­dern star­te­ten als Kleinst­pro­jek­te, in Ga­ra­gen oder Uni­ver­si­täts­wohn­hei­men. Die Wachs­tums­im­pul­se im Si­li­con Val­ley funk­tio­nie­ren auch wei­ter­hin nach die­sem Gärt­ner-Prin­zip: die meis­ten Ka­pi­tal­ge­ber ha­ben vie­le klei­ne Pro­jek­te im Port­fo­lio und he­gen die Er­folg­ver­spre­chens­ten, bis die­se aus­ge­wach­sen sind oder von Grö­ße­ren ge­schluckt wer­den.

Statt den Grö­ßen­wahn in den An­fang, in die Pla­nung, zu ste­cken, soll­ten wir den Grö­ßen­wahn viel­leicht eher in das Wachs­tum, in die Wei­ter­ent­wick­lung, ste­cken.


an­mer­kung: das ist der text mei­ner ko­lum­ne im (ge­druck­ten) t3n-ma­ga­zin num­mer 39 (ko­lum­ne aus aus­ga­be #38 hier). in ein paar wo­chen kommt die neue aus­ga­be, mit ei­ner neu­en ko­lum­ne von mir. die taucht dann wie­der­rum in ca. drei mo­na­ten hier auf. ei­nen ab­satz aus der kom­men­den ko­lum­ne hab ich ges­tern schon ver­öf­fent­licht.

weil ich für die ko­lum­ne be­zahlt wer­de, ent­hält sie auch gross- und klein­schrei­bung.


qua­li­täts­ir­gend­was

felix schwenzel

ich habe ne ko­lum­ne für die aus­ga­be 40 der t3n ge­schrie­ben (er­scheint am 27.05.2015). das the­ma ist ei­gent­lich „nach­hal­tig­keit“, aber ich kom­me ja im­mer vom hölz­chen aufs stöck­chen und des­halb auch auf das the­ma „qua­li­täts­jour­na­lis­mus“. und weil ich über eine klei­ne er­kennt­nis selbst la­chen muss­te ver­öf­fent­li­che ich sie hier vor­ab:

Jour­na­lis­ten dürf­ten üb­ri­gens sehr trau­rig dar­über sein, dass sie das Wort Nach­hal­tig­keit nicht zum Ei­gen­mar­ke­ting ver­wen­den kön­nen. Wenn Sie sich selbst als auf­rich­tig, ver­ant­wor­tungs­be­wusst und zu­kunfts­fä­hig dar­stel­len möch­ten, müs­sen sie das leicht ab­ge­wetz­te und pein­li­che Wort „Qua­li­täts­jour­na­lis­mus“ ver­wen­den. Selbst Po­li­ti­ker sind nicht scham­los ge­nug, ihre Ar­beit Qua­li­täts­po­li­tik zu nen­nen.


kurt w. zim­mer­mann meint üb­ri­gens:

Wer dau­ernd von Qua­li­tät re­det, der ver­rät dar­um nur ei­nes. Er hat ein Pro­blem mit sich selbst.


web­men­ti­on.io

felix schwenzel

weil die ver­an­stal­ter der ne­ben­an ham­burg kon­fe­renz sich über­legt ha­ben, dass ich mal was zum in­dy­web und re­cla­im sa­gen kön­ne, hab ich mich auf an­re­gung von hen­drik mans noch­mal mit die­sem web­men­ti­on-ge­döns be­schäf­tigt.
und sie­he da, mit ein paar er­gän­zun­gen am quell­code (un­ter an­de­rem h-ent­ry for­ma­te hin­zu­fü­gen) und ner an­mel­dung bei web­men­ti­on.io und brid.gy läuft das:

was man dort sieht ist ein gePOS­SEtetes in­sta­gram­bild. durch ei­nen back­link auf in­sta­gram mit rel="syn­di­ca­ti­on" er­kennt brid.gy das auf in­sta­gram mein bild ist und pingt die li­kes und (lei­der nicht alle) kom­men­ta­re per web­men­ti­on zu mir. die­se pings/web­men­ti­ons emp­fängt web­men­ti­on.io für mich und ich fra­ge sie dort ab und stel­le sie un­ter dem blog-ein­trag dar (wenn der rei­ter track­backs auf­ge­klappt ist.

bin an­ge­tan, auch wenn’s noch im­mer ne ganz schö­ne fri­kelei ist und man sich sehr ein­ar­bei­ten muss.


mac­a­ro­ni and cheese

felix schwenzel

seit wir in new york bei ei­nem freund mac­a­ro­ni and cheese ge­ges­sen ha­ben, ma­chen wir die auch re­gel­mäs­sig. ich glau­be in new york ha­ben wir die nu­deln nach die­sem re­zept zu­be­rei­tet ge­se­hen, dass man in ei­nem satz zu­sam­men­fas­sen kann:

2 tas­sen nu­deln mit 2 tas­sen milch 20 mi­nu­ten kö­cheln las­sen, vom herd neh­men und 1 tas­se käse ein­rüh­ren.

an­de­re fin­den, dass ech­te mac­a­ro­ni and cheese aus dem papp­kar­ton kom­men und aus nu­deln, pul­ver und milch her­ge­stellt wer­den.

ich habe seit dem som­mer be­reits ein paar­mal die­ses re­zept nach­ge­baut. das ist ei­ner­seits auch nicht viel ar­beit und zeigt über­dies, dass ve­ga­ta­ri­sches es­sen kei­nes­falls ge­sund sein muss.

hier noch­mal wie ich die mac­a­ro­ni and cheese heu­te ge­macht habe.

  • 250 gramm nu­deln (ce­len­ta­ni, mu­schel­nu­deln)
  • 3 tee­löf­fel mehl
  • 3 tee­löf­fel but­ter
  • 1 tee­löf­fel schar­fer senf
  • 550 ml milch
  • 1 zwie­bel, fein ge­wür­felt
  • 1 lor­beer­blatt
  • 1 tee­löf­fel pa­pri­ka­pul­ver
  • 1 ei
  • 300 gramm ge­rie­be­ner käse (ched­dar)
  • 1 tee­löf­fel salz
  • pfef­fer
  • 1 pa­pri­ka, ge­wür­felt
  • 3 tee­löf­fel but­ter
  • 50 gramm pa­nier­mehl

die nu­deln 6 oder acht 8 mi­nu­ten lang ko­chen, so wie’s auf der pa­ckung steht. der­weil (oder da­nach) die but­ter in ei­nem topf schmel­zen, mit dem mehl ver­üh­ren und ne kur­ze wei­le schwit­zen las­sen. da­nach die zwie­beln kurz mit­schwit­zen las­sen, et­was pa­pri­ka­pul­ver und et­was schar­fen senf und dann lang­sam die milch ein­rüh­ren. wenn man das lor­beer­blatt ver­gisst ist nicht schlimm, merkt eh kei­ner. das gan­ze 10 mi­nu­ten leicht kö­cheln las­sen, sal­zen, pfef­fern, lor­beer­blatt raus­neh­men (wenn man ver­gisst das lor­beer­blatt raus­zu­neh­men ist nicht schlimm, merkt eh kei­ner). das ei und und zwei drit­tel des kä­ses ein­rüh­ren — nicht zu lan­ge, nicht zu kurz rüh­ren bis sich der käse fast auf­ge­löst hat.

ja­mie oli­ver schlägt vor jetzt noch ge­wür­fel­te to­ma­ten un­ter­zu­rüh­ren, ich habe gel­be pa­pri­ka ge­nom­men.

jetzt kommt al­les in eine auf­lauf­form und wer mag kann noch die pa­nier­mehl­krus­te drü­ber­ma­chen. da­für noch­mal 3 tee­löf­fel but­ter schmel­zen und mit 50 bis 100 gramm pa­nier­mehl ganz leicht an­rös­ten.

die auf­lauf­form kommt ca. 30 mi­nu­ten bei 200°C in den ofen. das er­geb­nis lässt sich her­vor­ra­gend heiss, warm aber auch kalt es­sen.


TTIP

felix schwenzel

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  spie­gel.de: Frei­han­dels­ab­kom­men TTIP: BDI räumt fal­sche An­ga­ben ein   #

die wirt­schaft­ver­bän­de und die re­gie­rung lob­by­ie­ren ge­ra­de mas­siv für TTIP. das ge­plan­te han­dels­ab­kom­men ist stark um­strit­ten und auf bei­den sei­ten, den be­für­wor­tern und den geg­nern, wird aus mei­ner sicht nicht im­mer be­son­ders sau­ber ar­gu­men­tiert. bei­de sei­ten ver­su­chen ängs­te zu er­zeu­gen, die ei­nen vor dem nie­der­gang der eu­ro­päi­schen wirt­schaft falls das ab­kom­men nicht kommt, die an­de­ren vor der de­mo­kra­tie­apo­ka­lyp­se falls es kom­men soll­te.

was mir bis­her bei all der be­richt­erstat­tung über TTIP nicht ge­lin­gen will, ist mir eine ei­ni­ger­mas­sen aus­ge­wo­ge­ne mei­nung zu bil­den. eine art fak­ten­check, eine ge­gen­über­stel­lung der po­si­tio­nen der be­für­wor­ter und der geg­ner und ih­rer ar­gu­men­te. die be­richt­erstat­tung in den me­di­en die mir bis­her zu ge­sicht ge­kom­men ist, be­schränkt sich meis­tens dar­auf zu wie­der­ho­len was die­se oder jene par­tei über TTIP ge­sagt hat oder meint. es man­gelt auch nicht an ver­fah­rens­kri­tik: die ver­hand­lun­gen fin­den hin­ter ge­schlos­se­nen tü­ren statt und of­fen­bar ha­ben in­dus­trie­ver­tre­ter bes­se­ren zu­gang zu den un­ter­händ­lern und in­hal­ten als par­la­men­ta­ri­er, NGOs oder TTIP-geg­ner.

was fehlt ist eine be­wer­tung der kon­kre­ten vor­ha­ben, der stu­di­en dazu und die ein­schät­zung von neu­tra­len ex­per­ten. in dem oben ver­link­ten text geht es ja dar­um, dass der BDI falsch aus ei­ner stu­die zi­tiert hat. wor­um es nicht geht: wie ver­läss­lich sind die zah­len in der stu­die ei­gent­lich? wer hat die stu­die er­stellt? auf ba­sis wel­cher da­ten?

bei der süd­eut­schen zei­tung be­schäf­tig­te sich die re­dak­ti­on mo­na­te­lang mit ge­le­ak­ten steu­er­un­ter­la­gen um am ende her­aus­zu­fin­den, was oh­ne­hin schon je­der weiss: vie­le un­ter­neh­men spa­ren steu­ern in­dem sie ela­bo­rier­te steu­er­spar­mo­del­le am ran­de der le­ga­li­tät er­rich­ten. aber wel­che re­dak­ti­on hat sich bis­her in die­ser aus­führ­lich­keit mit den TTIP vor­ha­ben und un­ter­la­gen (die be­kannt sind) aus­ein­an­der­ge­setzt? habe ich da was ver­passt?

oder noch­mal an­ders­rum ge­fragt: wenn die ge­setz­ge­ber in eu­ro­pa es nicht schaf­fen steu­er­ge­set­ze so zu ge­stal­ten und zu for­mu­lie­ren, dass un­ter­neh­men nicht mehr ohne wei­te­res der be­steue­rung ih­rer pro­fi­te aus dem weg ge­hen kön­nen, wel­che lü­cken, schlupf­lö­cher wer­den sie in TTIP ein­bau­en? ob die­se lü­cken nun ab­sichts­voll ein­ge­baut wer­den oder weil un­se­re ver­tre­ter von in­tel­li­gen­te­ren ver­hand­lungs­part­nern oder lob­by­is­ten über den tisch ge­zo­gen wer­den ist eher se­kun­där. die fra­ge wäre doch eher: kann über­haupt je­mand die fol­gen von TTIP und den dort ver­ein­bar­ten re­geln ein­schät­zen?

(sor­ry für den pos­til­lon-link oben)

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  car­ta.info: TTIP: „Kon­zer­ne ge­win­nen an Macht“   #

ei­nen an­satz für ei­ni­ger­mas­sen aus­ge­wo­ge­ne TTIP-be­richt­erstat­tung ver­folgt of­fen­bar car­ta. die­ses kur­ze in­ter­view mit dem ka­na­di­sche ju­ra­pro­fes­sor gus van har­ten ist zwar nicht aus­ge­wo­gen, son­dern, wie alle ein­zel-in­ter­views zu ei­nem the­ma, eher mei­nungs­las­tig, aber car­ta hat of­fen­bar vor mit mit­teln der ru­dolf aug­stein stif­tung aus die­sem the­ma eine län­ge­re rei­he zu ma­chen. bis­her ist ne­ben dem in­ter­view mit van har­ten noch ein wei­te­rer (link­rei­cher) ar­ti­kel von eric bon­se er­schie­nen, der die grund­kon­stel­la­ti­on zu TTIP ganz gut er­klärt: „TTIP: Frei­han­del oder De­mo­kra­tie

als kraut­re­por­ter-mit­glied, bzw. un­ter­stüt­zer fra­ge ich mich na­tür­lich: und die kraut­re­por­ter? ma­chen die auch was zu TTIP? bis­her konn­te ich dazu auf kraut­re­por­ter.de noch nichts fin­den (was aber auch an der web­site-tech­nik lie­gen kann) und alex­an­der von streit hat mei­ne fra­ge da­nach noch nicht be­ant­wor­tet.

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  you­tube.com: Last Week To­night with John Oli­ver: To­b­ac­co (HBO)   #

john oli­ver hat sich in die­ser sen­dung mit den prak­ti­ken von ta­bak-kon­zer­nen be­schäf­tigt. auch wenn mir john oli­vers prä­sen­ta­ti­on mitt­ler­wei­le et­was zu be­müht vor­kommt, ist das was er hier zeigt (mal wie­der) ziem­lich gut re­cher­chiert. denn er zeigt wel­che me­tho­den mil­li­ar­den­schwe­re, in­ter­na­tio­na­le kon­zer­ne be­reits jetzt an­wen­den, um ih­ren in­ves­ti­ti­ons­schutz und ihre mar­ken­rech­te durch­zu­set­zen: sie bie­gen sich die wahr­heit zu­recht und dro­hen rück­sichts­los klei­nen und gros­sen staa­ten, trick­sen am ran­de des an­stands — und das mit al­len mit­teln die ih­nen zur ver­fü­gung ste­hen. in die­sem licht er­scheint der durch TTIP an­ge­streb­te „in­ves­ti­ti­ons­schutz durch schieds­ge­rich­te“ (ISDS) umso ab­sur­der. wenn kon­zer­ne staa­ten vor in­trans­pa­ren­ten, ge­schlos­se­nen schieds­ge­rich­ten ver­kla­gen kön­nen, ist zu be­fürch­ten, dass das ähn­lich ab­sur­de fol­gen ha­ben wird, wie das was john oli­ver zeigt.

oder wie gus van har­ten mahnt:

Es fin­det ein Trans­fer von Sou­ve­rä­ni­tät statt – zu Las­ten der Staa­ten, zu­guns­ten der Kon­zer­ne.