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di­gi­tal bau­haus sum­mit 2015, tag 1

felix schwenzel

heu­te war ich den gan­zen tag auf dem di­gi­tal bau­haus sum­mit in wei­mar. die hin­fahrt heu­te früh hat dann al­ler­dings an­der­t­alb stun­den län­ger als ge­plant ge­dau­ert, dank der bahn:

dass n zug aus­fällt, ok. aber „wit­te­rungs­be­dingt“? das is doch kei­ne wit­te­rung heu­te.

@digi_bau Huhu. Just fyi ICE 1005 fällt kom­plett aus, wenn über­haupt je­mand so doof ist wie ich so früh auf­zu­ste­hen. Ber­li­ner ver­spä­ten sich

Jörn Hen­drik Ast (@Jor­ma­son03.07.2015 5:41

(ur­sprüng­lich ver­öf­fent­licht am 03.07.2015 04:49)

im zug set­ze sich dann eine schul­klas­se an mei­nen tisch, die auch nach wei­mar woll­te und auch von dem zug­aus­fall be­trof­fen war. so konn­te ich eine hal­be stun­de dem lau­schen, was teen­ager so re­den, wenn sie mei­nen dass sie al­lei­ne sind, oder der typ ne­ben ih­nen, der wie ein pen­ner aus­sieht und stän­dig in sein han­dy starrt, ih­nen egal ist.

mei­ne schluss­fol­ge­rung nach 30 mi­nu­ten: vor­nehm­lich un­ter­hal­ten sich teen­ager über an­de­re men­schen und sich selbst, mit­schü­ler, freun­de, de­ren el­tern („boar, die mut­ter ist voll an­stren­gend“), dro­gen­to­te aus dem be­kann­ten­kreis, den spie­gel, pein­li­che si­tua­tio­nen in die sie ge­ra­ten sind und über es­sen.

grund­sätz­lich also das glei­che, was ich auch hier ver- und be­hand­le.


mit dem zug­aus­fall und der ver­spä­tung habe ich dann die ers­ten vor­trä­ge ver­passt und konn­te dann noch um 10 uhr den vor­trag von lou­is klein se­hen, ei­nen work­shop der con­nec­tors mal­mö mit­ma­chen, ein re­fe­rat von liss c. wer­ner er­tra­gen und mich vom vor­trag von ni­klas maak über­rol­len las­sen.

um acht geht’s wei­ter, da macht auch fried­rich liech­ten­stein ir­gend­was. bis da­hin hier mei­ne ein­drü­cke.


lou­is klein sprach über „com­pe­ti­ti­ve so­cial de­sign“. der kern sei­ner aus­sa­ge lässt sich wie folgt zu­sam­men­damp­fen: wir ha­ben im letz­ten jahr­hun­dert mas­siv in te­chi­sche for­schung in­ves­tiert. als bei­spie­le nann­te er das kern­for­schungs­zen­trum CERN, das us-ame­ri­ak­ni­sche atom­bom­ben­pro­gramm (man­hat­tan pro­ject) oder das hu­man ge­no­me pro­ject. nach ei­ner um­fang­rei­chen ein­lei­tung von den nürn­ber­ger kriegs­ver­bre­cher pro­zes­sen („we’re cas­ca­ding the risk, the ethi­cal bur­den from the sys­tem down to the in­di­vi­du­al“) und an­de­ren ver­bre­chen ge­gen die mensch­lich­keit („when loo­king at cri­mes against hu­ma­ni­ty, we need to look at sys­tems as ac­tors, not (only) in­di­vi­du­als“), über bank­sy („the grea­test cri­mes are not com­mi­t­ed by peo­p­ly brea­king the ru­les, but by peo­p­le fol­lo­wing the ru­les“) schlussfol­ger­tefrag­te er:

what if we would en­ga­ge like this in so­cial sci­ence?

wir soll­ten uns bei der öko­no­mie und ge­sell­schafts­po­li­tik nicht auf selbst­re­gu­lie­rung und eine un­sicht­ba­re hand, die das al­les schon ir­gend­wie re­gelt, ver­las­sen, son­dern ak­tiv ge­stal­ten und for­schen, wel­che ge­stal­tung er­folg­ver­spre­chend ist.

hört sich al­les sym­pa­thisch und nach­voll­zieh­bar an, aber die po­li­ti­schen im­pli­ka­tio­nen las­sen ei­nen er­schau­dern. das wur­de klar, als er chi­na und die ver­ei­nig­ten ara­bi­schen emi­ra­te als bei­spie­le her­an­zog, die ihr schick­sal in die ei­ge­ne hand ge­nom­men hät­ten und in de­nen eben nicht das in­di­vi­du­um zählt, son­dern der ge­sell­schaft­li­che fort­schritt. bei­de län­der ma­chen das in vie­len be­rei­chen mit enor­men tem­po und be­ein­dru­cken­den wachs­tums­zah­len.

lou­is klein: down the­re is what you get when you trust the „in­vis­ble hand“. pic.twit­ter.com/pUT­LOt­NU2I

di­gi­tal­bau­haussum­mit (@digi_bau03.07.2015 11:11

lou­is klein: the chi­ne­se are do­ing quite well. pic.twit­ter.com/YTn7duH­c­zI

di­gi­tal­bau­haussum­mit (@digi_bau03.07.2015 11:05

die ra­di­ka­li­tät von lou­is kleins an­re­gun­gen wur­de dann in der an­schlies­sen­den dis­kus­si­on klar. eine so­zi­al­wis­sen­schaft­le­rin stimm­te lou­is klein zu und sag­te (sinn­ge­mäss), die de­mo­kra­tie sei ge­schei­tert. ge­ra­de bei fra­gen wie nach­hal­tig­keit (sic!) habe die de­mo­kra­tie ver­sagt.

grund­sätz­lich ge­hen bei mir ja im­mer die alarm­glo­cken an, wenn dar­über sin­niert wird, dass das in­di­vi­du­um, der ein­zel­ne mensch hin­ter dem grös­se­ren ziel, der welt­ret­tung, der welt­ver­bes­se­rung, der wie auch im­mer ge­färb­ten ge­sell­schaft­li­chen uto­pie zu­rück­ste­hen müs­se. falls also ei­ner in der ses­si­on glo­cken­ge­läut ge­hört ha­ben soll­te: das war ich. trotz­dem — oder ge­ra­de we­gen mei­ner alarm­glo­cken — fand ich den vor­trag ex­trem in­spi­rie­rend, ger­ne wie­der lou­is, auch wenn wir uns nicht mehr er­ken­nen.


der work­shop der bei­den prot­ago­nis­ten der con­nec­tors mal­mö war ein rich­ti­ger work­shop. kei­ne power­point fo­li­en, son­dern selbst­ge­mal­te zet­tel, ste­hen­des pu­bli­kum, ken­nen­lern­spiel­chen und kurz­auf­ga­ben, um da­nach, bei ste­hen­dem pu­bli­kum doch wie­der in die fron­tal-vor­trags-per­spek­ti­ve zu wech­seln. war trotz­dem in­ter­es­sant, vor al­lem weil ich bei den ken­nen­lern­spiel­chen drei leu­te ken­nen­ge­lernt habe, eine er­fah­rung, die ich sonst auf kon­fe­ren­zen, we­gen per­sön­li­chen so­zia­len ei­gen­tüm­lich­kei­ten, nicht ma­che. ich glau­be die bei­den „con­nec­tors“ ma­chen sehr in­ter­es­san­te sa­chen, konn­te aber lei­der de­ren aus­füh­run­gen nicht so­weit fol­gen, um selbst dar­über zu be­rich­ten. mög­li­cher­wei­se gibt de­ren web­sei­te ja de­tail­ier­ter aus­kunft dar­über.


von liss c. wer­ners re­fe­rat bin ich lei­der sehr ent­täuscht ge­we­sen. im prin­zip war das eine prä­ten­tiö­se dia­schau mit hüb­schen bild­chen und ein paar aka­de­mi­schen flos­keln wie ich sie aus der ar­chi­tek­tur­fa­kul­tät ken­ne. wie im­mer will ich nicht aus­schlies­sen, dass ich zu doof für den vor­trag war, je­den­falls habe ich mei­nen ein­druck nach dem vor­trag so zu­sam­men­ge­fasst:

das #DBS15-re­fe­rat von @SYS­TEM­AR­CHI­TEKT war vol­ler be­ob­ach­tun­gen und hüb­schen bild­chen, ent­hielt aber lei­der kei­ne ein­zi­ge schluss­fol­ge­rung.

fe­lix schwen­zel (@di­plix03.07.2015 15:27

die ant­wort von liss c. wer­ner dar­auf war so ge­se­hen fol­ge­rich­tig:

Der Talk hat­te kei­ne Schluss­fol­ge­run­gen zum Ziel son­dern Fra­gen. die Bil­der aus Ge­schich­te und cur­rent Di­gi­tal hu­man.

(klei­ne kor­rek­tu­ren von mir hin­zu­ge­fügt)

das hat­te sie am an­fang ih­res vor­trags (et­was kryp­tisch) auch so an­ge­kün­digt. das ent­täu­sche­de ist aber, dass die fra­gen die der vor­trag auf­warf in etwa die sind, die die vor­trags­an­kün­di­gung auf­warf (voll­zi­tat, die fra­gen ste­hen mit fra­ge­zei­chen mar­kiert am ende):

In 1995 Ni­cho­las Ne­gro­pon­te sta­ted that “The ch­an­ge from atoms to bits is ir­re­vo­ca­ble and un­stoppable”. 30 ye­ars la­ter we may re­view Ne­gro­pon­te’s state­ment and cla­im that atoms and bits will con­ti­nue to mer­ge with the ad­vent of smart skin and weara­ble com­pu­ters. The body as phy­si­cal in­ter­face to the world has been com­ple­men­ted by the smart­phone, the In­ter­net and last but not least wire­less, in­vi­si­ble and fast data-au­to­bahns. The body now acts as a com­mu­ni­ca­ti­on de­vice bet­ween the in­di­vi­du­al and its phy­si­cal and vir­tu­al en­vi­ron­ments. Its mo­di­fi­ca­ti­on, crossing cy­bor­gi­an and hu­ma­no­id ge­nes, de­scri­bes a fun­da­men­tal ch­an­ge of the body’s ac­tu­al ma­te­ri­al and its new role in the lo­cal and ur­ban en­vi­ron­ment, on a macro- and mi­cro-sca­le as semi-au­to­no­mous com­mu­ni­ca­ti­on in­ter­face.

Do we need to re­de­sign de­sign in the age of a ha­cked body?
What are the new chal­lenges for the fu­ture ge­stal­tung of so­cie­ty?
Is the­re a ge­ne­ral sys­tem re­si­ding on a meta-le­vel of de­sign with or wi­t­hout ar­ti­fi­ci­al com­pu­ta­ti­on?

mir war das al­les zu sehr ober­fäch­li­ches krat­zen und zu we­nig boh­ren. ich fin­de die gu­ten fra­gen er­ge­ben sich nicht durch an­fas­sen, di­stan­zier­tes, fach­frem­des be­ob­ach­ten, son­dern beim boh­ren, beim bau­en, beim tes­ten, aus­pro­bie­ren, se­zie­ren, ana­ly­sie­ren und neu zu­sam­men­set­zen. mir er­schien der de­sign­be­griff der hier ver­han­delt wur­de als zu flach, zu sehr auf die rei­ne, ober­fläch­li­che ge­stal­tung kon­zen­triert. lou­is klein hat ge­zeigt wie schmerz­haft boh­ren sein kann, liss c. wer­ner hat ge­zeigt, wie un­er­gie­big das krat­zen an der ober­flä­che sein kann.

für die­sen blö­den witz möch­te ich mich je­doch ent­schul­di­gen.

eine der fo­li­en von @sys­tem­ar­chi­tekt: „do we need to re­de­sign de­sign in the age of a ha­cked body?“
hack­fleisch­be­spre­chun­gen?
#DBS15 #SCNR

fe­lix schwen­zel (@di­plix03.07.2015 14:45


jetzt ni­klas maak auf dem #DBS15 di­gi­tal­bau­haussum­mit.de/talks/#talk-613 pic.twit­ter.com/bA5baX220q

di­gi­tal­bau­haussum­mit (@digi_bau03.07.2015 16:08

ni­klas maak hat bei sei­nem vor­trag stark ge­schwitzt. was aber auch kein wun­der ist, weil er den vor­trag vor­an­ge­trie­ben hat wie ein d-zug. ni­klas maak war der­mas­sen in fahrt, dass es mir un­mög­lich war, pa­ralell zum vor­trag et­was sub­stan­zi­el­les da­von zu do­ku­men­tie­ren. aus­ser dem hier:

gu­ter vor­trag von ni­klas maak, ge­schlif­fe­nes eng­lisch, wucht und speed ei­nes d-zugs und mi­kro­fon-plop­pen wie beim beat­bo­xen. #DBS15

di­gi­tal­bau­haussum­mit (@digi_bau03.07.2015 16:18

ein paar no­ti­zen habe ich mir aber ge­macht und ich fand den vor­trag so be­mer­kens­wert, dass ich dazu noch et­was schrei­ben möch­te — aber erst spä­ter.

hier mei­ne ein­drü­cke vom abend des ers­ten ta­ges und vom zwei­ten tag.

(of­fen­le­gung: ich be­kom­me ein ho­no­rar da­für das twit­ter- und face­book-kon­to des di­gi­tal bau­haus sum­mits zu be­fül­len. in­halt­li­che vor­ga­ben habe ich nicht be­kom­men, hier zen­siert nur mein ei­ge­ner zen­sor in mei­nem kopf)


di­gi­tal bau­haus 2015

felix schwenzel

die­ses wo­chen­en­de fin­det in wei­mar der zwei­te di­gi­tal bau­haus sum­mit statt. ich wur­de von den ver­an­stal­tern ein­ge­la­den von dort zu be­rich­ten. ab frei­tag wer­de ich das twit­ter-kon­to @digi_bau und das face­book-kon­to des di­gi­tal bau­haus sum­mit mit­be­fül­len. der eine oder an­de­re bei­trag wird viel­leicht auch hier oder in mei­nem twit­ter-kon­to auf­tau­chen.

die ver­an­stal­ter (un­ter an­de­rem die zen­tra­le in­tel­li­genz agen­tur) be­schrei­ben das pro­gramm so:

De­sign ist mehr als die Ge­stal­tung von Ober­flä­chen. De­sign lenkt die Nut­zungs­wei­se ei­nes Pro­dukts, den Zu­gang zu In­for­ma­tio­nen und das Ver­hal­ten von Men­schen. De­sign ge­stal­tet Ge­sell­schaft. Un­ter dem Ti­tel „De­sig­ning So­cie­ty“ fragt der Di­gi­tal Bau­haus Sum­mit 2015 nach den Mög­lich­kei­ten und Gren­zen von Ge­sell­schaft­de­sign in der heu­ti­gen De­sign­ge­sell­schaft.

das pro­gramm, die lo­ca­ti­ons und die spre­cher schei­nen viel­ver­spre­chend zu sein. tim le­be­recht will „eine neue ära der ro­ma­tik“ aus­ru­fen, lou­is klein wird über „so­zia­les de­sign“ re­den, ni­klas maak wird über „das bau­haus als kom­mu­ne“ re­fe­rie­ren, liss c. wer­ner will über das „de­si­gnen von de­sign“ re­den und fried­rich liech­ten­stein macht auch ir­gend­was. ich bin sehr ge­spannt auf die vor­trä­ge und work­shops, auch weil ich bei ei­ni­gen vor­trags­an­kün­di­gun­gen auch nach wie­der­hol­tem le­sen nicht her­aus­fin­den konn­te um was es ge­hen wird — und es wohl erst vor ort er­fah­ren wer­de.

auch die ver­an­stal­tungs­or­te an sich schei­nen mir in­ter­es­sant zu sein. am frei­tag fin­det die ver­an­stal­tung in der al­ten staats­bank (bau­jahr 1894) statt, am sams­tag in ei­nem al­ten nazi-bau, der fried­rich nietz­sche ge­dächt­nis­hal­le.

eine hand­voll ti­ckets ist wohl noch ver­füg­bar, wenn ich das rich­tig ver­stan­den habe, ist die teil­neh­mer­zahl auf 150 be­grenzt.

DI­GI­TAL BAU­HAUS SUM­MIT 2015
De­sig­ning So­cie­ty
3. + 4. Juli 2014, Wei­mar

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kunst sam­meln

felix schwenzel in artikel

mit 12 hat­te ich kein ver­ständ­nis für kunst. als mei­ne el­tern mir er­zähl­ten, dass sie eine plas­tik von joa­chim ban­dau ge­kauft hät­ten und mir den preis nann­ten, fand ich das da­mals sehr, sehr doof und liess das auch mei­ne el­tern wis­sen. ich ver­mu­te, ich liess sie da­mals wis­sen, dass ich sie für be­scheurt hielt so viel geld für ein stück po­ly­es­ter zu be­zah­len.

der fuss, wie wir ihn dann meist nann­ten, stand oder hing dann die fol­gen­den jah­re in un­se­ren woh­nun­gen. er war ein­fach da: glatt, schlank und gleich­zei­tig rund­lich, matt­schwarz glän­zend, ohne spe­ckig zu wir­ken. sei­ne form war ori­gi­nell aber gleich­zei­tig ein biss­chen ver­traut, wie aus dem flug­zeug­bau.

auf ge­wis­se wei­se teil­te ich mein le­ben mit dem fuss. mein le­ben ver­än­der­te sich, der fuss nicht. je äl­ter ich wur­de, des­to sym­pa­thi­scher wur­de mir der fuss, sei­ne form, sei­ne ober­flä­che, sei­ne re­flek­ti­ons­ei­gen­schaf­ten. ir­gend­wann um die jahr­tau­send­wen­de sah ich den stream ei­ner key­note, in der ste­ve jobs die neu­en ibooks vor­stell­te und sinn­ge­mäss sag­te, dass ihre form so wun­der­bar sei, dass man sie ab­le­cken woll­te. da fiel mir auf, dass mir das mit der plas­tik von joa­chim ban­dau mitt­ler­wei­le auch so ging.

da­mals, so um die jahr­tau­send­wen­de, fing ich auch an zu ver­ste­hen, war­um es in­ter­es­sant ist kunst zu sam­meln. es geht nicht um die wert­an­la­ge oder -stei­ge­rung, es geht nicht um das ha­ben-wol­len oder be­sit­zen, es geht um das zu­sam­men­le­ben mit kunst. kunst, mit der man zu­sam­men­lebt lädt sich mit be­deu­tun­gen, er­in­ne­run­gen, hoff­nun­gen und pro­jek­tio­nen auf. kunst ver­wi­ckelt sich mit dem ei­ge­nen le­ben.

dar­an muss­te ich je­den­falls wie­der den­ken, als ich die­ses wo­chen­en­de wie­der bei mei­nen el­tern über­nach­te­te und die gan­zen ar­bei­ten sah, die die bei­den im lau­fe der jah­re ge­kauft hat­ten.

der fuss von joa­chim ban­dau stand vie­le jah­re auf dem fuss­bo­den, bis mei­ne mut­ter und ich vor zwei jah­ren dem drän­gen mei­nes va­ters nach­ga­ben und ihn end­lich wie­der an eine wand hin­gen. ich fin­de das tut ihm ganz gut.


die­ses bild von dirk skre­ber moch­te ich von an­fang an. ich glau­be mei­ne mut­ter hat es ge­kauft, als er ge­ra­de die düs­sel­dor­fer kunst­aka­de­mie ab­ge­schlos­sen hat­te. ob­wohl — oder ge­ra­de weil es mit we­nig de­tails und eher grob ge­malt ist, eig­net es sich sich her­vor­ra­gend zum rein­pro­ji­zie­ren von ideen und in­ten­tio­nen. ich fand es im­mer ein biss­chen iro­nisch und gleich­zei­tig ir­ri­tie­rend. als sei es un­fer­tig oder als pas­sie­re im bild gleich et­was. im­mer wenn ich am bild vor­bei­kom­me, mer­ke ich je­den­falls, dass es mich be­schäf­tigt; was ist, was könn­te pas­sie­ren?


die blu­men und die fi­sche sind von wang fu. hin­ten sind sie mit ne­on­far­be ge­stri­chen, so dass sie von ei­ner art aura um­ge­ben wer­den. die ar­bei­ten müss­ten alle so um das jahr 1995 ent­stan­den sein, also bald 20 jah­re bei mei­nen el­tern in der kü­che hän­gen. ich stau­ne also seit knapp zwan­zig jah­ren über sie. je­des mal.

wang fu be­schreibt auch das ge­fühl kunst im­mer wie­der im all­tag aus­ge­setzt zu sein, das ich oben ver­sucht habe aus­zu­drü­cken:

Wang Fu be­ob­ach­te­te im­mer wie­der Men­schen in ih­rer Wahr­neh­mung wäh­rend ei­nes Son­nen­un­ter­gan­ges am Pa­zi­fik. Man­che schlie­ßen die Au­gen, an­de­re füh­len mit der Haut, an­de­re kön­nen sich dem Au­gen­blick nicht auf­merk­sam hin­ge­ben. Je öf­ter und be­wuss­ter Men­schen sol­che Au­gen­bli­cke er­le­ben, je mehr Er­fah­rung sie da­mit be­kom­men, je tie­fer wird das Er­leb­nis. Aus der Wie­der­ho­lung ent­steht Kon­zen­tra­ti­on.

so ist das, glau­be ich, ex­akt mit der kunst. je mehr man sich ihr aus­setzt, des­to tie­fer kann das er­le­ben sein, des­to mehr de­tails und qua­li­tä­ten ent­deckt man. und der idea­le ort sich kunst aus­zu­set­zen, ist wohl in der tat das zu­hau­se, der ort an dem man am meis­ten zeit ver­bringt.

ich möch­te be­haup­ten: kunst zu kau­fen oder zu sam­meln ver­bes­sert die le­bens­qua­li­tät. und wenn man das mit kunst macht, zu der man viel­leicht noch kei­nen zu­gang ge­fun­den hat, kann kunst auch aha-er­leb­nis­se pro­du­zie­ren. so wie ein gu­tes buch oder ein gu­ter film.

(wird fort­ge­setzt)


„schau in mei­ne welt“

felix schwenzel

am frei­tag bin ich nach st. mo­ritz ge­fah­ren um mei­ne mut­ter dort ab­zu­ho­len. sie ist auf dem weg nach kor­si­ka in der schweiz krank ge­wor­den und ich habe für sie chauf­feur ge­spielt. ges­tern auf dem weg von st. mo­ritz (un­ter dem flüela-pass durch) zu­rück ins rhein­land hat­te mei­ne mut­ter ge­le­gen­heit ih­rer liebs­ten tä­tig­keit nach­zu­ge­hen: zu er­zäh­len was sie in den letz­ten mo­na­ten so ge­macht hat.

un­ter an­de­rem er­zähl­te sie, dass sie sich jetzt die kika-sen­dung „schau in mei­ne welt“ auf ihr ipad „ge­packt“ hät­te und ei­ni­ge der sen­dun­gen an­ge­se­hen habe. die sen­dun­gen zei­gen je­weils ei­nen be­son­de­ren tag aus dem le­ben ei­nes kin­des — aus deutsch­land, afri­ka, asi­en, ame­ri­ka — eben aus der gan­zen welt. un­ter an­de­rem er­zähl­te sie von lii­ban und sei­ner flucht nach deutsch­land (me­dia­the­klink) und al­va­ro dem schupt­zer aus la paz (me­dia­the­klink).

weil wir aus der schweiz bis zu mei­nen el­tern nach­hau­se un­ge­fähr 10 stun­den un­ter­wegs wa­ren und mei­ne mut­ter bei ih­ren er­zäh­lun­gen ent­spre­chend weit aus­ho­len konn­te, kann­te ich den in­halt der bei­den sen­dun­gen be­reits — aber ich habe sie mir trotz­dem noch am sel­ben abend an­ge­se­hen — und war ziem­lich an­ge­tan da­von. ich wer­de mir ne­ben den bei­den oben er­wähn­ten fol­gen si­cher­lich noch ein paar wei­te­re fol­gen an­se­hen. ich kann das je­dem an­de­ren auch emp­feh­len, die fil­me sind frei von über­mas­si­gem pa­thos oder pa­ter­na­li­sie­rung und auch wenn sie of­fen­bar nicht ganz frei von in­sze­nie­rung sind, lernt man doch eine men­ge aus dem le­ben an­de­rer men­schen. und das scheint mir nach wie vor eine der vor­an­gi­gen auf­ga­ben von kul­tur, li­te­ra­tur, film, fern­se­hen und in­ter­net zu sein: über an­de­re men­schen zu ler­nen.

das ist die über­sichts­sei­te von schau in mei­ne welt und ge­se­hen habe ich lii­ban und die flucht nach deutsch­land und al­va­ro - der schuh­put­zer von la paz.


„Ori­gi­na­le mit und für Men­schen mit Emo­tio­nen“

felix schwenzel

*

  Ni­co­le Lei­den­frost: „Der Kö­ni­gin hat das blaue Pferd ge­fal­len"

Das Acryl­ge­mäl­de, das Bun­des­prä­si­dent Gauck der Kö­ni­gin schenk­te, stieß in der Öf­fent­lich­keit auf we­nig Be­geis­te­rung. Auch Eli­sa­beth II. re­agier­te ver­hal­ten. Im In­ter­net wird der Künst­le­rin mit Häme und Spott be­geg­net. Sie selbst sieht sich in der Tra­di­ti­on Franz Marcs.

ich fin­de das in­ter­view mit der künst­le­rin ziem­lich ent­lar­vend. und so doof ich es fin­de, kunst mit sprü­chen wie „das kann ich auch“ (kannst du näm­lich nicht) oder „kann das weg, oder ist das kunst?“ (der wohl auf die von putz­frau­en weg­ge­putz­te in­stal­la­ti­on von beuys an­spielt) zu dis­kre­di­tie­ren, möch­te ich doch sa­gen: ich fin­de das bild gräss­lich. bei der faz kann man es se­hen und das in­ter­view mit ni­co­le lei­den­frost le­sen.

und weil ich das bild scheuss­lich fin­de, fin­de ich die­se va­ria­tio­nen von ruth herz­berg und der bei­fah­re­rin um so er­fri­schen­der:

[nach­trag 27.06.2015]

sie­he auch an­ni­ka von tau­be „das ei­gent­lich schlim­me am blau­en pferd der kö­ni­gin“:

Die ei­gent­li­che Ur­sa­che für das zwei­fels­oh­ne pein­li­che Ge­schenk [liegt] nicht in der frag­wür­di­gen Qua­li­tät des künst­le­ri­schen Schaf­fens von Lei­den­frost […]. Son­dern im Um­stand, dass das Äqui­va­lent ei­ner Krit­ze­lei, die Mut­ti vom Kind ge­schenkt be­kommt, über­haupt als für ein Staats­ge­schenk in­fra­ge kom­men­des Kunst­werk klas­si­fi­ziert wer­den konn­te. Dass es nie­man­den zu ge­ben scheint im gan­zen Ap­pa­rat des Bun­des­prä­si­di­al­am­tes, der et­was von Kunst ver­steht oder zu­min­dest ahnt, dass man bei man­geln­der Ei­gen­kom­pe­tenz je­man­den zu Rate zie­hen soll­te, der dies tut. Dass man of­fen­sicht­lich glaubt, Far­be auf Pa­pier oder Lein­wand sei au­to­ma­tisch Kunst.


game of yout­hism

felix schwenzel

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  spie­gel.de: Kör­per­dou­ble von „Game of Thro­nes“-Star: „Die schwers­te und bes­te Er­fah­rung mei­nes Le­bens“

Seit Be­ginn der TV-Aus­strah­lung spielt [die Schau­spie­le­rin Lena Hea­dey, 41] die Rol­le der Cers­ei Lan­nis­ter. Für die Nackt­sze­ne wur­de je­doch ein Dou­ble en­ga­giert, und nun ist auch be­kannt, wer den Part be­kam: Schau­spie­le­rin und Mo­del Re­bec­ca Van Clea­ve. Mit „En­ter­tain­ment Weekly“ sprach die 27-Jäh­ri­ge nun zum ers­ten Mal über die Dreh­ar­bei­ten.

schon klar, nach all den ver­ge­wal­ti­gun­gen, ver­bren­nun­gen, ver­stüm­me­lun­gen und emas­ku­la­tio­nen in den letz­ten paar staf­feln von games of thro­nes, kann man den zu­schau­ern nicht den nack­ten kör­per ei­ner 41-jäh­ri­gen frau zu­mu­ten und zeigt er­satz­wei­se lie­ber den ei­ner 27jäh­ri­gen.

[nach­trag]
mir ist klar, dass lena hea­dey sich ent­schie­den hat, die nackt­sze­ne nicht selbst zu spie­len. so steht es im oben ver­link­ten en­ter­tain­ment-weekly-ar­ti­kel. dar­um geht es in die­sem ar­ti­kel aber auch nicht, son­dern al­lein um die cas­ting-ent­schei­dung eine 27 jäh­ri­ge, eine nack­te 41 jäh­ri­ge dar­stel­len zu las­sen. mit dem cas­ting woll­te lena hea­dey üb­ri­gens auch nichts zu tun ha­ben (steht auch im oben ge­nann­ten en­ter­tain­ment-weekly-ar­ti­kel).

bei game of thro­nes herrscht die glei­che be­klopp­te lo­gik wie im rest­li­chen hol­ly­wood: frau­en über 30 gel­ten of­fen­sicht­lich in der film­lo­gik als un­fick­bar. als po­ten­zi­el­le part­ner für fif­ty-so­me­things kom­men frau­en über 30 in hol­ly­wood-pro­duk­tio­nen of­fen­bar nicht in fra­ge. so wur­de das je­den­falls kürz­lich der 37 jäh­ri­gen schau­spie­le­rin mag­gie gyl­len­haal von ei­nem pro­du­zen­ten er­klärt:

I’m 37 and I was told re­cent­ly I was too old to play the lo­ver of a man who was 55. It was as­to­nis­hing to me. It made me feel bad, and then it made feel an­gry, and then it made me laugh.

(be­richt im guar­di­an, in­ter­view mit gyl­len­haal)

für äl­te­re her­ren kommt auf der lein­wand, nach der gän­gi­gen hol­ly­wood-lo­gik, nur ganz fri­sches weib­li­ches fleisch in be­tracht.

wor­an kann das lie­gen, wenn jetzt die pro­du­zen­ten von games of thro­nes eine rol­le, die an­ge­zo­gen von ei­ner 41 jäh­ri­gen frau ge­spielt wird, nackt von ei­ner 27 jäh­ri­gen spie­len las­sen? liess sich kei­ne über-vier­zig-jäh­ri­ge fin­den, die als nackt­dou­ble auf­tre­ten woll­te? oder woll­te man den zu­schau­ern den an­blick von ge­al­ter­ter haut er­spa­ren? in ei­ner se­rie, die sich nicht scheut wirk­lich al­les zu zei­gen (ko­pu­la­ti­on, ver­ge­wal­ti­gung, er­ste­chen und er­schla­gen von schwan­ge­ren, häu­tun­gen und ver­bren­nun­gen von un­schul­di­gen, und so wei­ter und so fort) scheut man sich bei ta­ges­licht eine nack­te frau über 40 zu zei­gen?

die pro­du­zen­ten, die den schön­heits- und ju­gend­wahn un­se­rer zeit in eine mit­tel­al­ter­li­che phat­a­sie­welt rein­pro­jie­zie­ren, ent­lar­ven sich da­mit auch als pro­du­zen­ten „me­lo­dra­ma­ti­scher por­no­gra­fie“, wie aa­ron bady das kürz­lich nann­te. oder wie ich das aus­drü­cken wür­de, als pro­du­zen­ten von ab­ge­dro­sche­nem und glatt­pü­rier­tem gla­mour­scheiss. game of thro­nes wird von zwei über vier­zig­jäh­ri­gen män­nern pro­du­ziert, die ra­di­kal und au­then­tisch tun, sich aber un­über­seh­bar nicht mal zwei zen­ti­me­ter vom klein­geis­ti­gen gla­mour­zeit­geist lö­sen kön­nen oder wol­len, der äl­te­re frau­en ver­ach­tet und ju­gend­li­che frau­en ver­göt­tert und ver­glit­tert.

ei­gen­tüm­li­cher­wei­se le­gen die pro­du­zen­ten und der au­tor ge­or­ge r. r. mar­tin an­sons­ten gros­sen wert dar­auf, die „his­to­ri­sche wahr­heit und mensch­li­che na­tur“ au­then­tisch und scho­nungs­los zu zei­gen. dazu sagt mar­tin laut der new york times:

Ge­or­ge R. R. Mar­tin wro­te that as an ar­tist, he had an ob­li­ga­ti­on to tell the truth about histo­ry and about hu­man na­tu­re.
[…]
As for the books, rea­ders say that Mr. Mar­tin’s pre­sen­ta­ti­on of rape un­ders­cores the harsh­ness of his world, but some ques­ti­on what they say is his over­re­li­ance on it and an of­ten lu­rid tone when wri­ting about se­xu­al mat­ters.
[…]
Mr. Mar­tin said that his phi­lo­so­phy as a wri­ter is to show and not tell, and do­ing so re­qui­res “vi­vid sen­so­ry de­tail.”

al­ler­dings ging es im ny­ti­mes-ar­ti­kel und den äus­se­run­gen von ge­or­ge r. r. mar­tin und sei­nen le­sern um die dar­stel­lung von se­xu­el­ler ge­walt. die sol­le un­be­dingt au­the­tisch, „un­an­ge­nehm“, hart, di­rekt und un­ver­blümt dar­ge­stellt wer­den. wenn es um die dar­stel­lung von nack­ten frau­en geht, scheint man von die­sen grund­sät­zen in der pro­duk­ti­on von game of thro­nes auch mal ab­wei­chen zu kön­nen, um die „wahr­heit“, die mensch­li­che na­tur und die „harsh­ness of his world“ ein biss­chen fri­scher, kna­cki­ger und ju­gend­li­cher dar­stel­len zu kön­nen, als das wohl mit dem kör­per ei­ner über 40 jäh­ri­gen mög­lich ist. was für eine ab­ge­fuck­te bi­got­te­rie.


zen­trum für po­li­ti­sche schön­heit und ei­tel­keit

felix schwenzel

bei me­tro­naut.de ist john f. ne­bel sehr be­geis­tert von „ei­nem wun­der­schö­nen akt des zi­vi­len un­ge­hor­sams“. bei der süd­deut­schen ist han­na beit­zer we­ni­ger be­geis­tert von der ak­ti­on des zen­trums schön­heit und fin­det, dass „die mit­tel dem zweck scha­den“. et­was neu­tra­ler be­rich­tet der ta­ges­spie­gel von der ak­ti­on: „50 De­mons­tran­ten beim ‚Marsch der Ent­schlos­se­nen‘ fest­ge­nom­men“.

ich bin mit mei­ner mei­nung mit­ten­drin. ich fin­de es grund­sätz­lich gut, wie das zen­trum für po­li­ti­sche schön­heit ver­sucht ein sta­chel im ge­wis­sen der an­de­ren zu sein und sei­ne zei­ge­fin­ger be­nutzt um auf die da oben zu zei­gen (ups, da ist aus­ver­se­hen kri­tik in das lob ge­flos­sen). was mich aber doch sehr nervt, ist die ei­tel­keit, oder wie han­nah beit­zer das nennt, „selbst­ver­liebt­heit“ der ak­ti­vis­ten. an­mut ohne de­mut ist nur halb so schön.

trotz­dem: ich bin und blei­be ein fan vom zen­trum für po­li­ti­sche schön­heit. ich kann auch sa­chen gut fin­den, die ich manch­mal doof fin­de.


9 ½ grün­de war­um ich noch­mal die kraut­re­por­ter un­ter­stüt­ze

felix schwenzel


na­ti­ve ad­ver­ti­sing oder naï­ve ad­ver­ti­sing auf spie­gel on­line?

felix schwenzel

auf spie­gel-on­line ist seit ein paar ta­gen ein eher be­scheu­er­tes vi­deo auf der start­sei­te an­ge­teasert: „Wag­hal­si­ges Ma­nö­ver: Im Tief­flug durch den Han­gar

die re­le­vanz des the­mas wird mit 20 wor­ten un­ter dem vi­deo an den haa­ren her­bei­ge­zo­gen:

Zwei Pi­lo­ten ha­ben in Nord­wales ei­nen Welt­re­kord auf­ge­stellt. Ne­ben­ein­an­der sind sie durch ei­nen Flug­zeug­han­gar ge­flo­gen. Ei­nen Me­ter über dem Bo­den.

auch wenn die be­haup­tung ei­nes welt­re­kords et­was ist, was sich spie­gel-on­line of­fen­bar aus­ge­dacht hat (sie­he un­ten), reicht es der re­dak­ti­on an­schei­nend, wenn ir­gend­wer ir­gend­was spek­ta­ku­lä­res wag­hal­si­ges ver­an­stal­tet und das gut do­ku­men­tiert, um dem dann ta­ge­lang platz auf der start­sei­te ein­zu­räu­men.

ei­gent­lich woll­te ich mich nur ein biss­chen dar­über auf­re­gen, dass zwei durch­ge­knall­ten an­ge­bern, die sich und der welt ihre cool­ness be­wei­sen wol­len, über­haupt platz auf spie­gel-on­line ein­ge­räumt wird.

dann woll­te ich mich über mich selbst auf­re­gen, dass ich mir so ei­nen auf­wän­dig pro­du­zier­ten müll über­haupt an­se­he.

aber dann war ich fas­zi­niert von der pro­fes­sio­na­li­tät von red bull, die wirk­lich hart dar­an ar­bei­ten, ihre ex­trem an­spruchs­voll pro­du­zier­ten wer­be­ma­te­ria­li­en in re­dak­tio­nel­le, ver­meint­lich se­riö­se me­di­en zu brin­gen. da­für gibt es ne­ben ei­ge­nen re­dak­tio­nell be­ar­bei­te­ten be­rich­ten, ei­nen so­ge­nann­ten „red bull con­tent pool“ aus dem sich jour­na­lis­ten in­ter­es­san­tes raus­an­geln kön­nen. so gibt es für das be­scheu­er­te flug­mä­no­ver eine ei­ge­ne sei­te auf der man 3 ver­schie­de­ne vi­de­os, 18 bil­der und ei­nen vor­ge­fer­tig­ten text run­ter­la­den kann. die vi­de­os lie­gen in je­weils 4 ver­schie­de­nen for­ma­ten vor, die bil­der („edi­to­ri­al use only“) in 2 auf­lö­sun­gen.

dass spie­gel-on­line ge­schenk­ten gäu­lern of­fen­bar nicht ins maul schaut und pro­fi­lie­rungs- und wer­be­un­ter­la­gen für zwei al­tern­de män­ner und eine ek­lig rie­chen­de brau­se auf sei­ner start­sei­te platz ein­räumt, wun­dert mich nicht wirk­lich, aber dass das so di­stanz­los ge­macht wird, ohne wei­te­re „in­for­ma­tio­nen“ oder min­des­tens ei­nen link für leu­te die sich für le­bens­mü­de pro­fil­neu­ro­ti­ker in­ter­es­sie­ren, macht mich sehr trau­rig. ich hat­te mir bis­her ein­ge­bil­det, dass bei spie­gel-on­line jour­na­lis­ten ar­bei­ten, die das mit dem jour­na­lis­mus ernst mei­nen.


oben hat­te ich die red-bull-ei­ge­ne „be­richt­erstat­tung“ schon ver­linkt, aber weil sich hin­ter dem link tat­säch­lich ganz in­ter­es­san­te (tech­ni­sche) de­tails ver­ber­gen und man gut nach­voll­zie­hen kann, mit wel­chem (tech­ni­schen und lo­gis­ti­schen) auf­wand red bull den quatsch do­ku­men­tiert hat, wei­se ich hier­mit noch­mal ge­son­dert dar­auf hin: „Watch: Red Bull Barn­stor­ming


apro­pos welt­re­kord von dem spie­gel-on­line hier spricht. auf sämt­li­chen red-bull-ei­ge­nen sei­ten ist nichts von ei­nem „re­kord“ oder gar „welt­re­kord“ zu le­sen, bis auf die­se über­schrift:

Bri­tish pi­lots re­cord world first as they fly in for­ma­ti­on th­rough buil­ding

mein sprach­ge­fühl deu­tet dar­auf hin, dass hier kei­nes­falls von ei­nem re­kord die rede ist, son­dern von ei­nem an­spruch oder ei­nem ver­mel­den. eine kur­ze nach­fra­ge auf twit­ter scheint das zu be­stä­ti­gen:

@di­plix „Bri­ti­sche Pi­lo­ten schaf­fen als ers­te welt­weit For­ma­ti­ons­flug durch Ge­bäu­de“ (Wört­li­che Über­set­zun­gen sind sti­lis­tisch un­schön.)

fraen­cko (@fraen­cko20.06.2015 19:16

@di­plix "Welt­weit erst­ma­lig: Bri­ti­sche Pi­lo­ten flie­gen in For­ma­ti­on durch Ge­bäu­de"

Cpt­Le­to (@Cpt­Le­to20.06.2015 18:58

@di­plix Als welt­ers­te ge­lang es Pi­lo­ten aus Eng­land in ei­nem For­ma­ti­ons­flug durch Ge­bäu­de zu flie­gen. be­an­spru­chen is imho bäh

Hic­cup (@al­le­tun20.06.2015 19:30


ich habe die über­schrift nach die­sem tweet von @vier­zu­ein­ser an­ge­passt.


[nach­trag 21.06.2015]

sven chris­ti­an von spie­gel on­line hat sich in den kom­men­ta­ren un­ten ge­mel­det und sich für den hin­weis auf den „über­set­zungs­feh­ler“ be­dankt. die ak­ti­on ist jetzt auf spie­gel.de kein „welt­re­kord“ mehr, son­dern „eine mu­ti­ge ak­ti­on“. aus­ser­dem:

Die Ver­wen­dung von Bild­ma­te­ri­al von Red Bull Me­dia wird bei uns in der Re­dak­ti­on auch rege und kon­tro­vers dis­ku­tiert. Wir ent­schei­den es im­mer Fall zu Fall.

auf der spie­gel-on­line-start­sei­te muss man jetzt neu­er­dings auch ein biss­chen blät­tern, um das red-bull-wer­be­vi­deo zu se­hen.


BBQ und pe­li­kan tramp

felix schwenzel

ges­tern wa­ren wir mit ei­ner freun­din bei pig­nut in moa­bit pul­led pork, chi­cken wings und süss­kar­tof­fel­pom­mes es­sen. ich emp­feh­le den la­den ger­ne wei­ter, das pul­led pork war le­cker, die süss­kar­tof­fel­pom­mes knusp­rig und heiss und mayo, ket­chup und selbst­ge­mach­te sos­sen in aus­rei­chen­den men­gen vor­han­den. die bei­fah­re­rin war sehr un­zu­frie­den mit der sitz­si­tua­ti­on, weil wir an ei­nem steh­tisch mit bar­ho­ckern sas­sen. sie mein­te so kön­ne sie nicht es­sen, was sich, so­bald das es­sen auf dem tisch war, als falsch her­aus­stell­te. die kin­der der freun­din be­klag­ten sich ent­ge­gen der er­war­tung der bei­fah­re­rin auch nicht über die sitz­si­tua­ti­on.

wes­halb ich das auf­schrei­be ist aber we­ni­ger die sitz­si­tua­ti­on, als das was die kin­der mit­brach­ten. et­was aus mei­ner ju­gend, des­sen exis­tenz ich schon lan­ge ver­ges­sen hat­te: pe­li­kan tramp büch­lein.

die wit­ze wa­ren (na­tür­lich) we­ni­ger zum mit­la­chen, son­dern eher prall ge­füllt mit ab­ge­stan­de­nen ste­reo­ty­pen (schot­ten, haus­frau­en), aber den ei­nen will ich doch nach­er­zäh­len ab­tip­pen:

Ein Pa­ti­ent kommt zum Arzt und klagt über Leib­schmer­zen. Der Dok­tor un­ter­sucht ihn und fragt: »In wel­cher Ge­gend ha­ben Sie den Schmerz denn zu­erst ge­spürt?« — Nach kur­zer Über­le­gung lau­tet die Ant­wort: »Am Bahn­hofs­platz, Herr Dok­tor.«


Wes­halb wir­res.net kei­ne Zu­kunft hat. Lei­der.

felix schwenzel

ich habe die­sen text („Wes­halb die Kraut­re­por­ter kei­ne Zu­kunft ha­ben. Lei­der.“) von mar­cus schul­er mal ent­krau­tet und ein paar ego­i­sie­ren­de an­pas­sun­gen vor­ge­nom­men.


Jetzt mal ehr­lich: So rich­tig glaubt kei­ner an den Er­folg von wir­res.net. Dazu ist die Idee zu kon­fus und mischt gute mit mit­tel­mä­ßi­gen und manch­mal auch lang­wei­li­gen Tex­ten. Der Aus­stieg von Ste­fan Nig­ge­mei­er, der mit Ab­stand der bes­te Au­tor auf wir­res.net war, dürf­te das lang­sa­me Ende der Web­site be­deu­ten.

Fe­lix Schwen­zel hat es nicht ver­stan­den, sich selbst ein Pro­fil zu ge­ben. Dazu wa­ren die Tex­te zu un­ter­schied­lich und zu be­lie­big. Er ist schon jetzt ge­schei­tert, auch wenn er es noch nicht wahr­ha­ben will.

Ge­ra­de Au­toren wie Ste­fan Nig­ge­mei­er wol­len ver­wöhnt und ge­hät­schelt wer­den. Sie wol­len – ob sie es zu­ge­ben oder nicht – mit Ab­stand deut­lich sicht­bar wahr­ge­nom­men wer­den. Wir­res.net war und ist für Leu­te wie Nig­ge­mei­er nicht das rich­ti­ge Dis­tri­bu­ti­ons­me­di­um, weil ih­nen so ein Blog ver­mut­lich kei­ne nen­nens­wert neu­en Le­ser lie­fert, die sie mit ih­rer ei­ge­nen Web­site nicht oh­ne­hin er­rei­chen.

Wir­res.net er­strahl­te durch Tex­te von Nig­ge­mei­er und nicht um­ge­kehrt. Wel­chen Nut­zen bringt wir­res.net also für Nig­ge­mei­er und an­de­re, wenn sie durch ihre Tex­te der Platt­form zu mehr Glanz ver­hel­fen?

Ge­schei­tert ist Fe­lix Schwen­zel mit wir­res.net, weil er bis­lang nicht re­dak­tio­nell ge­dacht und ver­öf­fent­licht hat; und weil es doch die gro­ßen Na­men wie SZ, FAZ oder SPIE­GEL sind, die pu­bli­zis­tisch den Takt in die­ser Re­pu­blik vor­ge­ben, weil sie zu­neh­mend auch im Netz, an EI­NEM The­ma ar­bei­ten, ei­nen Pool von Jour­na­lis­ten auf EIN The­ma an­set­zen. Es gründ­lich re­cher­chie­ren, do­ku­men­tie­ren und viel­leicht so­gar mul­ti­me­di­al auf­be­rei­ten.

Nach wie vor fehlt wir­res.net eine Aus­rich­tung, ein Haupt­the­ma, mit dem es sich aus­ein­an­der­setzt. Mei­net­we­gen auch zwei oder drei The­men­blö­cke, um die alle Ge­schich­ten krei­sen. Es braucht Re­cher­che-Power, Zu­sam­men­ar­beit an EI­NEM The­ma, eine or­dent­li­che Re­dak­ti­on von Tex­ten und viel­leicht so­gar ein Team im Hin­ter­grund, das die Au­toren-Tex­te über­prüft und Zah­len und Fak­ten kon­kre­ti­siert.

Ich glau­be, nur dann hat die­ses An­ge­bot eine Chan­ce, zu über­le­ben. Und viel­leicht kann es dann ir­gend­wann auch wie­der in­ter­es­sant wer­den für gro­ße Schrei­ber wie Nig­ge­mei­er, weil es dann als er­stre­bens­wert¹ gel­ten könn­te, bei wir­res.net zu ver­öf­fent­li­chen.


1) Ver­glei­che mit den Kraut­re­por­tern, mar­cus-schul­er.com, me­di­um.com oder po­li­ti­co kann sich je­der selbst zu­sam­men­rei­men.

(zu­erst auf mar­cus-schul­er.com ver­öf­fent­licht)


ge­hö­ren sel­fies ins blog?

felix schwenzel

da­ni­el pe­ter hat mei­nen vor­trag auf der ne­ben­an bei den netz­pi­lo­ten zu­sam­men­ge­fasst:

Zu Be­ginn sei­nes Vor­trags, räumt Fe­lix Schwen­zel gleich ein, dass der ge­wähl­te Ti­tel ei­gent­lich to­ta­ler Quatsch sei, da er im Rah­men sei­nes Vor­trags ei­gent­lich zei­gen möch­te, war­um das In­di­web sei­ner Mei­nung nach die Zu­kunft ist.

be­son­ders hat mir die stel­le ge­fal­len, in der er über mei­ne klei­ne de­mons­tra­ti­on schreibt, von der ich dach­te, dass je­der der sie sieht laut aha ru­fen wür­de:

Für Leu­te die nicht ge­ra­de tief in der [In­die­web-] Ma­te­rie ste­cken, ist es in die­ser kur­zen Zeit so gut wie un­mög­lich, ei­nen Durch­blick zu er­lan­gen.

Als Bei­spiel für die gu­ten Aspek­te der Platt­for­men, macht Schwen­zel ein Sel­fie und pos­tet es auf In­sta­gram. Durch eine Funk­ti­on wird der Post an­schlie­ßend so­wohl bei Face­book, als auch auf Twit­ter ge­teilt. Al­ler­dings pas­siert das Gan­ze so schnell, dass man we­der ver­steht wie es funk­tio­niert, noch wor­in der Sinn bzw. der Be­darf da­hin­ter liegt. [link von mir hin­zu­ge­fügt]

gute fra­ge, auch wenn er ver­ges­sen hat den ent­schei­den­den punkt zu er­wäh­nen: der sel­fie lan­de­te hier im blog.

ich hol mal aus. als flickr vor vie­len, vie­len jah­ren neu war, war das der to­tal heis­se scheiss. 2006 hat­te ich eine pres­se­ak­kre­di­tie­rung für die bam­bi-ver­lei­hung (da­nach wur­de ich wit­zi­ger­wei­se nie wie­der ein­ge­la­den) und habe zwei akku-la­dun­gen lang am ro­ten tep­pich ge­stan­den und sehr viel mit mei­nem no­kia n70 fo­to­gra­fiert — und die bil­der zu flickr ge­la­den. das ging da­mals per e-mail und fühl­te sich da­mals ul­tra­mo­dern und su­per be­nut­zer­freund­lich an. ge­bloggt hbe ich auch von der ver­an­stal­tung (meh­re­re „live“-ar­ti­kel und ei­nen nach­ge­scho­be­nes fa­zit, ich ver­lin­ke aber nur die­sen hier), aber ein gross­teil der bil­der wan­der­te aus­schliess­lich auf flickr. als flickr ein paar jah­re spä­ter an ya­hoo ver­kauft wur­de und vor al­lem we­gen dumpf­ba­cki­ger ma­nage­ment-ent­schei­dun­gen un­er­träg­lich, un­se­xy und un­ver­ein­bar mit mei­nem ge­wis­sen wur­de, habe ich mein flickr-kon­to ge­löscht.

die bil­der konn­te man da­mals zwar mit ein paar tricks und scrip­ten si­chern (run­ter­la­den), aber der gross­teil mei­ner bil­der ver­schwand da­mit aus dem netz. ir­gend­wo habe ich die si­che­rung be­stimmt noch als ar­chiv auf ei­ner mei­ner fest­plat­ten und ein paar sind auch noch in mei­nem blog, näm­lich ge­nau die, die ich ver­bloggt habe. alle an­de­ren sind aber de-fak­to weg.

war die kon­to­lö­schung bei flickr da­mals mei­ne ei­ge­ne ent­schei­dung, gibt es auch ei­ni­ge bei­spie­le von web-diens­ten die ab­ge­schal­tet oder um­ge­wid­met wur­den. er­in­nert sich noch je­mand an stu­diVZ? uboot? geo­ci­ties? my­space? twit­pic? oder gar watch­ber­lin? es ist ein my­thos, dass das in­ter­net nicht ver­gisst. so vie­les was ich auf an­de­ren sei­ten als mei­nem blog ge­pos­tet habe, ist ver­schwun­den oder nicht mehr auf­find­bar.

selbst bei diens­ten de­nen es gut geht, von face­book, über in­sta­gram oder twit­ter, sind mei­ne in­hal­te kei­nes­wegs si­cher. soll­te sich face­book — aus wel­chen grün­den auch im­mer — ent­schei­den dass ich ge­gen de­ren richt­li­ni­en ver­stos­sen hät­te, könn­ten sie mich von ei­nem tag auf den an­de­ren sper­ren oder raus­schmeis­sen. in­sta­gram und face­book sind da­für be­kannt in­hal­te die ih­nen nicht in den kram pas­sen zu lö­schen. alle mei­ne müh­sam mit me­ta­da­ten, bild­un­ter­schrif­ten oder blö­den witz­chen ver­se­he­nen bil­der (oder tex­te) in die­sen pri­vat­si­los, könn­ten von ei­nem tag auf den an­de­ren mit al­les li­kes oder be­nut­zer­kom­men­ta­ren ver­schwun­den sein — wenn face­book das woll­te. des­halb ver­su­che ich spä­tes­tens seit dem flickr-de­sas­ter al­les was mir wich­tig ist auch auf mei­nem blog zu pos­ten — und erst dann auf twit­ter, face­book oder sonst­wo. das funk­tio­niert na­tür­lich nicht im­mer.

es­sens­bil­der? un­wich­tig, fand ich noch vor ein paar mo­na­ten, und stell­te sie aus­schliess­lich auf face­book ein. wenn ich aber ein be­stimm­tes re­zept su­che, wer­de ich meis­tens nur dann fün­dig, wenn ich mir die mühe ge­macht habe das re­zept zu blog­gen. su­chen und fin­den auf face­book oder in­sta­gram? ha! twit­ter hat­te jah­re­lang nur eine völ­lig ver­korks­te such­funk­ti­on (die von flickr hin­ge­gen war im­mer schon ganz gut, aber was nützt ei­nem das, wenn man sei­ne bil­der ge­löscht hat?

und das ist der grund, war­um ich von der mög­lich­keit ein in­sta­gram­bild mit sämt­li­chen me­ta­da­ten, au­to­ma­tisch auf mein blog zu syn­di­zie­ren be­geis­tert bin. auf in­sta­gram mag das bild sein pu­bli­kum und li­kes fin­den, auf mei­nem blog fin­det es sei­ne hei­mat (sor­ry für den pa­thos). und wenn das bild erst­mal bei mir im blog ist, kann ich ma­chen was ich will da­mit: es per RSS wei­ter­ver­tei­len, es zu face­book und twit­ter wei­ter­syn­di­zie­ren, wenn ich woll­te auch zu flickr und wenn goog­le es woll­te, auch zu goo­gle­plus.

bei twit­ter tau­chen die bil­der auch gleich un­term tweet auf, ohne dass der ge­neig­te be­trach­ter sich erst zu in­sta­gram durch­kli­cken müss­te oder ei­nen spe­zi­el­le twit­ter-app nut­zen müss­te, die das in­sta­gram di­rekt un­ter dem tweet an­zeigt.

das be­deu­tet für mich kon­trol­le über mei­ne ei­ge­nen da­ten: nicht dass ich den da­ten re­strik­tio­nen an­le­gen woll­te, son­dern dass ich mit mei­nen da­ten ma­chen kann was ich will — und sie im zwei­fels­fall auch wie­der­fin­den kann.

dass un­ter den instra­gram-bil­dern, die ich auf mein blog ge­zo­gen habe, auch die kom­men­ta­re, li­kes oder ret­weets an­de­rer er­schei­nen (bei­spiel) fin­de ich in die­sem zu­sam­men­hang auch fol­ge­rich­tig, auch wenn das ge­nau­ge­nom­men gar nicht mei­ne da­ten sind. aber weil ich die­se da­ten auch kon­trol­lie­re, kann ich sie, bei be­darf, auch (se­lek­tiv) aus­blen­den, lö­schen oder an­ders prä­sen­tie­ren.


das schö­ne ist aber auch, dass ich theo­re­tisch auch stil­le ar­ti­kel (oder bil­der) ver­öf­fent­li­chen kann, die nur auf mei­nem blog er­schei­nen. ben werd­mül­ler hat das kürz­lich so for­mu­liert:

One re­ason to pu­blish on the web is to make a name for yours­elf, and crea­te an au­di­ence for your con­tent or ser­vices. But tha­t's not the only re­ason, or even the best one. I think struc­tu­red self-re­flec­tion is more va­luable - with or wi­t­hout feed­back.

We'­ve been trai­ned to worry about au­di­ence and ana­ly­tics for our posts. How many peo­p­le read a pie­ce about X vs a pie­ce about Y? Is it bet­ter to post at 2pm on a Thurs­day or 10pm on a Sun­day? Which de­mo­gra­phic seg­ments are most in­te­res­ted?

Tha­t's fine and dan­dy if you'­re a brand, but not all of us need to be brands. Not every pie­ce of con­tent needs to be a per­for­mance. If we un­du­ly worry about au­di­ence, we run the risk of di­luting our work in or­der to ap­peal to a per­cei­ved seg­ment. So­me­ti­mes the au­di­ence is you, and tha­t's en­ough.

noch­mal: die kon­trol­le habe ich. ich kann ma­chen was ich will. und im mo­ment will ich vor al­lem eins: das blog zu­erst, aber auf die reich­wei­te der netz­wer­ke, die mög­lich­keit men­schen aus­ser­halb mei­ner fil­ter­bla­se zu er­rei­chen, möch­te ich (mo­men­tan) nicht ver­zich­ten. aus­ser manch­mal.


14 von 66 seen

felix schwenzel

der letz­te spa­zier­gang auf un­se­rem 66 seen rund­wan­der­weg­vor­ha­ben war eher kurz, die­ser war ziem­lich lang: um die 25 ki­lo­me­ter. es ging von wand­litz­see zum bahn­hof bie­sen­thal, vor­bei an ziem­lich vie­len seen, ich glau­be es wa­ren so um die sie­ben.

 

den GPX-track habe ich von gpsies.com. hier noch eine an­de­re an­sicht des glei­chen tracks auf trails.io

die stre­cke war wun­der­bar ab­wechs­lungs­reich, auch wenn es fast aus­schliess­lich durch den wald ging. die meis­ten wald­stü­cke un­ter­wegs schie­nen un­ter na­tur­schutz zu ste­hen, bzw nicht be­wirt­schaf­tet zu wer­den; über­all la­gen um­ge­stürz­te bäu­me im wald, im was­ser, auf den we­gen und zum teil auch auf den häu­sern.

auf häu­ser ge­fal­le­ne bäu­me

auch vie­le der häu­ser an de­nen wir vor­bei­ka­men schie­nen un­ter na­tur­schutz zu ste­hen, bzw. nicht be­wirt­schaf­tet zu wer­den.

ein haus, das un­ter na­tur­schutz zu ste­hen scheint

auch wenn die stre­cke durchs brie­se­tal wirk­lich wun­der­schön ist, fan­den wir die­sen stre­cken­ab­schnitt fast noch schö­ner. der wald wirk­te an sehr vie­len stel­len sehr dra­ma­tisch und in­sze­niert. das licht war sehr gut ge­setzt und die ar­bei­ten von pil­zen, wind und wet­ter wa­ren teil­wei­se so be­ein­dru­ckend, dass sich die bei­fah­re­rin ein paar mal dazu hin­reis­sen liess zu sa­gen: „wer braucht bei so­was noch kunst?“

dra­ma­ti­sches licht im wald
ba­lan­ce­akt
wer macht denn so­was?
pil­ze wie ele­fan­ten­füs­se
ge­teil­ter baum der wei­ter lebt
noch mehr dra­ma­ti­sches licht
bäu­me mit farb­ver­läu­fen

spu­ren vom bi­ber gabs auch dies­mal zu se­hen, ich fin­de den fleiss und die ak­ku­ra­tes­se von den tie­ren sehr be­ein­dru­ckend.

des bi­bers ar­beit

auf die­sem stre­cken­ab­schnitt war die aus­schil­de­rung, also die blau­en punk­te des 66-seen-we­ges, her­vor­ra­gend aus­ge­schil­dert. zur si­cher­heit habe ich mir al­ler­dings noch­mal eine off­line-ver­si­on des stre­cken­ab­schnitts in mein trails ge­la­den. da­mit funk­tio­niert die na­vi­ga­ti­on auch off­line ganz her­vor­ra­gend und wir ha­ben uns kein mal ver­lau­fen. ob­wohl wir die han­dys die meis­te zeit off­line im flug­zeug­mo­dus hat­ten, reich­ten un­se­re ak­kus ge­ra­de so die neun stun­den die wir un­ter­wegs wa­ren. das nächs­te ge­rät das ich mir kau­fe wird ein mo­bi­les akku-pack sein, um un­ter­wegs die han­dys la­den zu kön­nen.

schil­der auf­hän­gen auf ei­ge­ne ge­fahr
blan­ko-schild zum selbst aus­fül­len

die sie­ben seen an de­nen wir vor­bei­ka­men wa­ren alle ex­trem ma­le­risch. der liep­nitz­see soll zu­dem noch ei­nes der sau­bers­ten ge­wäs­ser deutsch­lands bran­den­burgs sein. auf dem liep­nitz­see gibt’s auch ne fäh­re.







noch mehr ge­fal­le­ne bäu­me
ei­ner von 66 seen
noch ei­ner von 66 seen

auf der hälf­te der stre­cke ha­ben wir rast bei uli’s fisch­haus ge­macht. das war OK, aber für die prei­se zu we­nig be­frie­di­gend und sät­ti­gend. da­für is­ses aber wun­der­schön ge­le­gen und elek­tro­ly­te ha­ben wir auch zu uns ge­nom­men.

steg am ober­see (von uli’s fisch­haus aus fo­to­gra­fiert)

wir ha­ben bei­de so vie­le fo­tos ge­macht, dass un­se­re te­le­fo­ne sich stän­dig über man­geln­den platz be­klag­ten. ich habe jetzt auf dem te­le­fon nur noch apps, die ich in den letz­ten 6 mo­na­ten mal be­nutzt habe, al­les an­de­re ist ge­löscht.

dra­ma!
die ro­sen rie­chen of­fen­bar

nächs­tes mal ba­cken wir dann wie­der klei­ne­re bröt­chen. die 25 ki­lo­me­ter wa­ren zwar nicht all­zu un­an­ge­neh­me, aber die letz­ten 3-4 ki­lo­me­ter ha­ben sich dann doch sehr ge­zo­gen. was auch an der bahn­hofs­stras­se in bie­sen­thal lie­gen kann, die sich 3 ki­lo­me­ter lang ker­zen­fra­ge ker­zen­gra­de zieht, bis am dorf­aus­gang der bahn­hof kommt. die bahn­hofs­stras­se ist zwar sehr di­vers und ab­wechs­lungs­reich be­baut, von wun­der­bar sa­nier­ten alt­bau­ten, de­nen man eine glän­zen­de ver­gan­gen­heit an­sieht, über gräss­lich tot-sa­nier­te alte häu­ser, zu neu­rei­chen-klim­bim mit elek­tri­schen hof­to­ren und car­port, ver­fal­le­nen flach­bau­ten und vil­la kun­ter­bunts.

was sich auch als enorm toll her­aus­stellt: dass wir von bahn­hof zu bahn­hof wan­dern ist zwar mit­un­ter eine et­was län­ge­re stre­cke, aber prak­tisch ohne ende: kein im kreis lau­fen, kei­ne ge­dan­ken wo man parkt. ein­fach in den zug, raus und wie­der in den zug.


ne­ben­an.ham­burg

felix schwenzel in artikel

noch ein paar wor­te zur ne­ben­an-kon­fe­renz letz­tes wo­chen­en­de. freund­li­cher­wei­se hat­te mich ole reiß­mann ge­fragt ob ich zum the­ma in­die­web und re­cla­im et­was er­zäh­len konn­te, was im ef­fekt zu wo­chen­lan­ger re­cher­che führ­te, die mir gros­sen spass mach­te und zu ei­ni­gen tech­ni­schen än­de­run­gen an die­sem blog führ­ten. das er­geb­nis habe ich hier auf­ge­schrie­ben: in­die war ges­tern — oder um­ge­kehrt.

Da könnt ihr noch so die Nase rümp­fen: Hel­ve­ti­ca - ge­ra­de bold/nar­row in Kom­bi­na­ti­on - geht ein­fach im­mer. #ne­ben­an pic.twit­ter.com/6i0VYY­plF0

Ralf Stock­mann (@rstockm06.06.2015 15:51

(wei­te­re re­ak­tio­nen zu mei­nem vor­trag auf twit­ter)


die kon­fe­renz war klein, aber freund­lich und vor al­lem freund­lich or­ga­ni­siert. es gab le­ber­wurst- und erd­beer­mar­me­la­den­bro­te zum sel­ber­schmie­ren, für die vor­tra­gen­den ein paar ge­trän­ke­gut­schei­ne und mit­tags ei­nen ve­ga­nen food­truck, dem ich al­ler­dings zwei selbst­ge­schmier­te le­ber­wurst­bro­te vor­zog. aber die süss­kar­tof­fel-pom­mes wa­ren toll (ich hab eine ein­zel­ne pro­biert). ul­ri­ke klo­de hat über die or­gan­sa­ti­on der kon­fe­renz sehr nach­voll­zieh­bar ge­bloggt:

*

  ul­ri­ke­klo­de.de: Die acht Hür­den auf dem Weg zur ne­ben­an

Ur­sprüng­lich hat­ten wir nur Leu­te an­ge­fragt, de­ren Ses­si­on­vor­schlä­ge von der re:pu­bli­ca 2015 (rp15) ab­ge­lehnt wor­den wa­ren (…). Doch in Ge­sprä­chen mit an­de­ren wur­de ziem­lich schnell klar: Wir soll­ten uns von der rp15 lö­sen. Und so ha­ben wir eine ei­ge­ne the­ma­ti­sche Rich­tung ent­wi­ckelt. Her­aus­ge­kom­men ist dann zwar ein Pro­gramm, das wir span­nend fin­den.

ich fand das pro­gramm über­ra­schend, aber ins­ge­samt eher durch­wach­sen. ich konn­te nicht mit al­lem et­was an­fan­gen und das ist ja auch gut so und bei der #rp15 oder bei net­flix nicht an­ders. da­für wa­ren aber auch ein paar high­lights im pro­gramm, von dem ich an die­ser stel­le nur eins her­aus­pi­cken möch­te. den vor­trag von frau craft­eln. sie re­de­te über das blog­gen in sehr be­leb­ten und le­ben­di­gen ni­schen (am bei­spiel der #näh­nerds) dar­über dass das in­ter­net und die ni­schen im in­ter­net aus men­schen be­stehen und wie wich­tig mut und re­spekt­vol­ler um­gang mit­ein­an­der sind. sie schreibt drü­ben, bei sich selbst, dar­über. das kann man le­sen und stau­nen und wenn die vor­trags­vi­de­os on­line sind, wei­se ich hier auch dar­auf noch­mal dar­auf hin und dann kann man sich vor­treff­lich un­ter­hal­ten füh­len, so wie ich am sams­tag.

*

  craft­eln.de: „Sneak Pre­view“ - mein Vor­trag über Näh­blogs auf der #ne­ben­an In­ter­net­kon­fe­renz

Ich be­schloss da­von zu be­rich­ten, wor­über ich mich aus­ken­ne: un­se­re ge­müt­li­che Näh­nerd-Ni­sche im In­ter­nets. Ich er­zähl­te, dass wir eine Teil­men­ge der DIY-Blogs sind und dass es vie­le an­de­re Näh­blogs gibt, die an­de­re Din­ge nä­hen. […] Mir ging es dar­um, von un­se­rer Ecke des In­ter­nets zu be­rich­ten, wo sich Frau­en gut ver­netzt und mit kon­struk­ti­vem Mit­ein­an­der blog­gen, die ihre ei­ge­ne Klei­dung nä­hen. Ich er­zähl­te, dass ich es wich­tig fin­de, dass wir nett mit­ein­an­der um­ge­hen, ohne ober­fläch­lich zu sein, dass wir von­ein­an­der ler­nen und dass wir uns alle stän­dig wei­ter­ent­wi­ckeln. Ich be­rich­te­te von dem Mut, den es die Ein­zel­ne kos­tet, Bil­der von sich und dem Werk ins In­ter­net zu stel­len. Ich bin der fes­ten Über­zeu­gung, dass die­ser Mut nur auf­ge­bracht wird, weil wir ei­nen wert­schät­zen­den Um­gang pfle­gen und uns ge­gen­sei­tig ernst neh­men - auch wenn wir alle un­ter­schied­lich sind und uns im „ech­ten“ Le­ben mög­li­cher­wei­se nie be­geg­nen wür­den, weil wir so un­ter­schied­li­che Le­ben le­ben.

vom re­spekt­vol­len um­gang mit­ein­an­der re­de­ten ei­gent­lich fast alle vor­tra­gen­den und spe­zi­ell jür­gen ge­uters vor­trag über die ethik des nicht-tei­lens war ge­ra­de­zu ein mus­ter­bei­spiel da­für, wie viel ar­beit wir noch vor uns ha­ben, ei­nen ge­sell­schaft­li­chen kon­sens und re­geln über das le­ben im cy­ber­space ver­netz­te zu­sam­men­le­ben fin­den (dar­über habe ich im prin­zip auch auf der rp15 ge­spro­chen). ich bin si­cher, @tan­te spielt bei die­sem pro­zess wei­ter eine wich­ti­ge rol­le.


was ich ins­ge­samt an der #ne­ben­an an­ge­nehm fand, war der fo­kus; nur ein track, kei­ne par­al­lel­ver­an­stal­tun­gen, eine über­sicht­li­che an­zahl an teil­neh­mern. die teil­neh­mer­zahl war zwar im­mer noch zu gross um mit al­len zu spre­chen, mit de­nen ich ger­ne ge­spro­chen hät­te, aber das kann auch an mei­nen schlech­ten small­talk-skills lie­gen. trotz­dem habe ich mit er­staun­lich vie­len men­schen ge­re­det die ich vor­her noch nicht kann­te oder die ich vor­her noch nicht in der fleischwelt ge­trof­fen hat­te. aus­nahms­los alle wa­ren dem mot­to ent­spre­chend ex­trem freund­lich. nicht auf der kon­fe­renz ge­spro­chen hat ul­ri­ke bar­tos. aber mit mir. und ich kam aus dem stau­nen nicht mehr her­aus: ul­ri­ke bar­tos führt ein blog mit dem sie ih­ren le­bens­un­ter­halt be­strei­ten kann: miss­bar­toz.de. er­staun­lich, aber auch fol­ge­rich­tig, dass ich in mei­ner klei­nen in­ter­net-wahr­neh­mungs-bla­se noch nie von ih­rem blog ge­hört hat­te; ich brau­che zwar auch über­grös­sen, in­ter­es­sie­re mich aber we­der für män­ner- noch für frau­en-mode. aber ge­ra­de die­ses bei­spiel ei­nes äus­serst er­folg­rei­chen blogs zeigt, dass man mit vor­ur­tei­len wie: „nie­mand bloggt mehr“ oder „das blog­gen stirbt“, sehr vor­sich­tig sein muss.

auch in­ter­es­sant und viel­leicht auch für die freund­li­che at­mo­sphä­re mit­ver­ant­wort­lich, war der an­teil der frau­en auf der kon­fe­renz. bei den vor­tra­gen­den wa­ren sie so­gar in der mehr­heit, im pu­bli­kum schien es nicht viel an­ders zu ge­we­sen zu sein.


ich habe viel ge­se­hen und viel ge­lernt am sams­tag. die kon­fe­renz war nicht nur freund­lich, son­dern auch eine pri­ma ge­le­gen­heit über den tel­ler­rand zu schau­en. et­was was ich selbst viel öf­ter ma­chen soll­te. dan­ke da­für und dan­ke für die le­ber­wurst­bro­te!


hash­tag #ne­ben­an auf twit­ter.


in­die war ges­tern — oder um­ge­kehrt

felix schwenzel

vor­trag über das blog­gen und das in­die­web, den ich am 6. juni 2015 auf der ne­ben­an.ham­burg ge­hal­ten habe. auf you­tube gibt es eine auf­zeich­nung.


den ti­tel für die­sen vor­trag, habe ich mir nicht selbst aus­ge­dacht, son­dern ole reiß­mann. so lau­te­te die an­kün­di­gung auf der ver­an­stal­tungs­sei­te:

In­die war ges­tern. War­um nie­mand mehr bloggt oder sei­ne ei­ge­ne Sei­te fürs Pu­bli­zie­ren nut­zen möch­te und war­um sich nie­mand für das In­die­web und re­cla­im.fm in­ter­es­siert.

und be­vor ich er­klä­re was „in­die­web“ und „re­cla­im“ über­haupt sind, wür­de ich ger­ne dar­auf hin­wei­sen, dass der ti­tel und der an­reis­ser­text to­ta­ler quatsch sind.

ich wür­de näm­lich ger­ne be­haup­ten, dass „in­die“ eine gros­se zu­kunft hat und dass man ei­gent­lich nicht be­haup­ten kann, dass „nie­mand mehr bloggt“. ich glau­be näm­lich mitt­ler­wei­le, dass das blog­gen in be­stimm­ten be­rei­chen boomt, nur nicht so sehr im main­stream, bzw. un­sicht­bar in ni­schen ver­steckt, die wir ge­le­gent­lich ab­fäl­lig mit mut­ti-, strick, food- oder wha­te­ver-blogs ab­tun.

die­se fra­ge hin­ge­gen

war­um sich nie­mand für das in­die­web und re­cla­im.fm in­ter­es­siert

ist leicht zu be­ant­wor­ten: für das in­die­web und re­cla­im in­ter­es­siert sich nie­mand weil’s zu kom­pli­ziert istnie­mand kaum je­mand, hat den sinn sinn vom in­die­web ver­stan­den. kaum je­mand hat den sinn sinn von re­cla­im ver­stan­den.

ich habe mich, als ich vor zwei, drei jah­ren ver­sucht habe re­cla­im zu bau­en, mal in­ten­si­ver mit dem in­die­web aus­ein­an­der­ge­setzt und da­bei we­ni­ger als die hälf­te ver­stan­den. nor­ma­ler­wei­se wer­fe ich an­de­ren ger­ne vor, dass ih­nen bei der ent­wick­lung von web-pro­jek­ten oft das abs­trak­ti­ons­ver­mö­gen und die fä­hig­keit po­ten­zia­le zu er­ken­nen fehlt. die po­ten­zia­le des in­die­webs habe ich da­mals an­satz­wei­se ver­stan­den, die kon­zep­te, pro­to­kol­le und tech­no­lo­gien da­hin­ter hin­ge­gen kaum. mir fehlt teil­wei­se im­mer noch das abs­trak­ti­ons­ver­mö­gen, um auf man­chen in­die­websei­ten ei­nen sinn, po­ten­zia­le oder struk­tur zu er­ken­nen.

die web­sei­ten von aa­ron perecki sind ex­em­pla­ri­sche und vor­bild­li­che in­die­websei­ten — und wäh­rend gut nach­voll­zieh­bar ist was ar­ti­kel oder no­ti­zen (kur­ze, tweet­ar­ti­ge ar­ti­kel ohne über­schrift) sind, ist die fra­ge bei ant­wor­ten schon schwie­ri­ger. ant­wor­ten? auf wen? war­um? war­um dort?

was steht auf die­ser sei­te? eine ant­wort auf ne ant­wort? kann ich auf die ant­wort auch ant­wor­ten? wo? wie? kann ich auf die­se ant­wort auch auf twit­ter ant­wor­ten?

kann ich hier auch kom­men­tie­ren? wo ist das kom­men­tar­feld? was ist ein web­men­ti­on, den ich von dort aus sen­den kann? wo­hin geht das? an wen?

das glei­che galt und gilt für das re­cla­im-pro­jekt: da ha­ben ich und ei­ni­ge an­de­re po­ten­zia­le, sinn und prak­ti­schen nut­zen er­kannt, aber vie­le an­de­re nicht.

ich sehe schon, ich kom­me nicht drum rum, kurz zu er­klä­ren was in­die­web und re­cla­im ei­gent­lich sind. ob­wohl ich ei­gent­lich vor­her noch klä­ren soll­te was blog­gen ist. denn die wur­zeln des in­die­webs ste­cken na­tür­lich im blog­gen — glau­be ich zu­min­dest. zum blog­gen habe ich vor al­lem eins zu sa­gen:

ich blog­ge in ers­ter li­nie erst­mal nur für mich.

vor al­lem um din­ge, ideen, mo­men­te fest­zu­hal­ten — und mich spä­ter dran zu er­in­nern oder das ver­flos­se­ne wie­der­zu­fin­den. wenn ich din­ge auf­schrei­be ist das eine art ver­dau­ungs­vor­gang. ich struk­tu­rie­re die ge­dan­ken, for­mu­lie­re sie aus, be­ar­bei­te sie tie­fer, als wenn ich nur in der du­sche oder auf dem weg zur ar­beit drü­ber nach­den­ken wür­de. tat­säch­lich habe ich vor 15 jah­ren an­ge­fan­gen mit dem schrei­ben, dem re­gel­mäs­sig ins in­ter­net schrei­ben, als mich mei­ne ar­beit, mein stu­di­um an­fin­gen zu lang­wei­len und zu frus­trie­ren. schrei­ben war ein krea­ti­ver ge­gen­pol. ne­ben dem fest­hal­ten von ge­dan­ken, er­leb­tem, war (und ist) das schrei­ben eine form der krea­ti­ven selbst­be­frie­di­gung.

ant­je schrupp sieht das ähn­lich: für sie ist das do­ku­men­tie­ren ih­rer ideen eine neue, eine an­de­re art zu den­ken.

Das We­sent­li­che ist das Do­ku­men­tie­ren mei­ner Ein­fäl­le und Wahr­neh­mun­gen, wo­für es seit dem In­ter­net eine tech­no­lo­gi­sche Mög­lich­keit gibt, die es frü­her nicht gab. Mit „Mi­kro­pos­tings“ im In­ter­net den­ke ich so­zu­sa­gen öf­fent­lich. Frü­her gab es nur die Mög­lich­keit, die­se Ein­drü­cke mit den­je­ni­gen zu tei­len, die zu­fäl­lig in der be­tref­fen­den Si­tua­ti­on eben­falls an­we­send sind – he, guck mal hier! Ich den­ke dazu das, was meinst du?

sie er­wei­tert den do­ku­men­ta­ti­ons­ge­dan­ken hier al­ler­dings noch um ei­nen wich­ti­gen aspekt, den der kom­mu­ni­ka­ti­on, des ge­sprächs, des plau­derns. tech­no­lo­gie er­mög­licht es uns mit leu­ten zu plau­dern die ge­ra­de nicht kör­per­lich an­we­send sind. und das ist der aspekt, der blog­gen erst wirk­lich in­ter­es­sant macht — im ge­gen­teil zum bei­spiel zum ta­ge­buch-, oder ge­nau­er, nicht-öf­fent­li­chen schrei­ben.

und noch span­nen­der ist na­tür­lich das gan­ze blog­ding als eine art ge­hirn­erwei­te­rung, als ex­ter­nes denk­werk­zeug zu se­hen:

Die­ser klei­ne, täg­li­che, un­spek­ta­ku­lä­re Aus­tausch ist für mich in­zwi­schen so eine Art Werk­zeug mei­nes Den­kens ge­wor­den, ein Tool, auf das ich nicht ver­zich­ten möch­te. Den­ken funk­tio­niert ja nicht im ab­ge­schlos­se­nen Ge­hirn ei­ner iso­lier­ten Per­sön­lich­keit, son­dern im per­ma­nen­ten Aus­tausch mit der Welt und mit an­de­ren Leu­ten.

das ist kei­ne all­ge­mein­gül­ti­ge de­fi­ni­ti­on des blog­gens, aber eine mög­li­che, mei­ne:

ver­dau­en — den­ken — ver­öf­fent­li­chen

oder an­ders: ich ver­öf­fent­li­che, also den­ke ich …

der witz ist al­ler­dings, dass die ver­ständ­nis­pro­ble­me schon ge­nau hier an­fan­gen:

  • war­um machst du das?
  • was sagt dein ar­beit­ge­ber dazu?
  • was ist mit dei­ner pri­vat­sphä­re?
  • mir wäre das zu an­stren­gend!
  • liest das denn über­haupt je­mand?
  • das gibt doch nur är­ger …

die fas­zi­na­ti­on des blog­gens ist in der tat wahn­sin­nig schwer zu ver­mit­teln und die ein­stiegs­hür­den (gar nicht mal un­be­dingt die tech­ni­schen) schei­nen irre hoch zu sein. als ich an­ge­fan­gen habe zu blog­gen dach­te ich: „mann! die­ses blog­gen ist toll, das will be­stimmt je­der.“

und mei­ne ent­täu­schung dar­über, dass das nach wie vor so we­ni­ge tun, ist seit 15 jah­ren auf ei­nem gleich ho­hen ni­veau.

ABER! … in den letz­ten fünf, sechs jah­ren hat sich et­was ver­än­dert. die leu­te schrei­ben plötz­lich ins in­ter­net! al­ler­dings nicht in blogs. son­dern ins face­book. und ganz ehr­lich: ich finds gross­ar­tig. ich finds gross­ar­tig das plötz­lich ganz vie­le ins in­ter­net schrei­ben.

dass face­book funk­tio­niert liegt üb­ri­gens nicht nur an nied­ri­ge­ren tech­ni­schen hür­den, son­dern dar­an dass face­book be­stimm­te psy­cho­lo­gi­sche hür­den sen­ken konn­te: dort zu re­den, zu schrei­ben wo nie­mand oder we­ni­ge sind, ist kom­mu­ni­ka­ti­on eher frus­trie­rend. dort re­den wo alle sind, ist par­ty.

face­book hat das je­den­falls ganz gut hin­be­kom­men. ich hat­te vor vie­len jah­ren mein face­book-kon­to auch ru­hen ge­las­sen, bis ich merk­te: auf face­book sind mitt­ler­wei­le „alle“. face­book ist ku­sche­lig und freund­lich. blogs, das in­ter­net, wir­ken auf vie­le kalt und ab­wei­send.

aber ich schwei­fe ab. ich woll­te er­klä­ren was re­cla­im ist und was das in­die­web ist. aber ei­gent­lich bin ich gar nicht ab­ge­schwif­fen, denn das gross­ar­ti­ge was face­book, twit­ter, in­sta­gram oder das hier be­wirkt ha­ben (nied­rig­schwel­li­ger zu­gang zum ver­öf­fent­li­chen, ge­mein­schafts­bil­dung, kom­mu­ni­ka­ti­on über gren­zen hin­weg) ist gleich­zei­tig auch der grund für be­stimm­te frus­tra­tio­nen.

ich woll­te zum bei­spiel im­mer ger­ne mei­ne letz­ten tweets, twit­pics, in­sta­gram­me auf der rück­sei­te von wir­res.net sam­meln. und auch wenn die meis­ten die­ser diens­te eine API-schnitt­stel­le bie­ten, war es doch irre kom­pli­ziert die da­ten dort zur ei­ge­nen ver­wen­dung raus­zu­ho­len. ich habe mir über mo­na­te hin­weg scrip­te zu­sam­men­ge­schraubt, die ein paar mei­ner da­ten aus den si­los der gros­sen an­bie­ter per API raus­hol­ten, um sie auf mei­ner rück­sei­te an­zu­zei­gen. (die „wid­gets“ der her­stel­ler woll­te ich da­für nicht be­nut­zen, da sie fast aus­nahms­los scheis­se aus­se­hen und ton­nen­wei­se ja­va­script in die ei­ge­ne sei­ten in­je­zie­ren.)

ir­gend­wann frag­te mich sa­scha lobo ob er auch so­was ha­ben könn­te und ich habe ver­sucht die scrip­te die ich zu­sam­men­ge­häm­mert hat­te ein biss­chen zu sys­te­ma­tis­sie­ren und pro­fes­sio­na­li­sie­ren. dar­aus ist dann das pro­jekt re­cla­im ge­wor­den, ein auf word­press ba­sie­ren­der plug­in, mit dem man sich tat­säch­lich alle sei­ne ak­ti­vi­tä­ten aus so­zia­len netz­wer­ken zie­hen kann (tweets, face­book- und goo­gle­plus-ak­ti­vi­tä­ten, pins, flickr-bil­der, in­sta­gram­me, you­tube­vi­de­os, favs und li­kes) und auf ei­nem/sei­nen word­press-blog re­pu­bli­zie­ren kann.

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wir konn­ten plötz­lich al­les was wir in die si­los blie­sen durch­su­chen, sor­tie­ren, ar­chi­vie­ren oder dar­stel­len.

aber aus­ser uns uns sa­hen es eher we­ni­ge als er­stre­bens­wert an, all die in­hal­te die man favt, lik­ed, shared oder manch­mal selbst ver­öf­fent­licht auf der ei­ge­nen sei­te zu sam­meln. dazu kam, dass die tech­ni­schen hür­den für die soft­ware sehr hoch wa­ren (und sind) und es vie­le un­ge­klär­te recht­li­che fra­gen gibt. vor al­lem aber hat­te ich furcht­bar we­nig zeit und mo­ti­va­ti­on um die ent­wick­lung vor­an­zu­trei­ben. die APIs än­dern sich stän­dig. ir­gend­was war stän­dig ka­putt. alle woll­ten ein fer­ti­ges pro­dukt, aber nur we­ni­ge woll­ten mit­ent­wi­ckeln.


als eine der ers­ten ver­sio­nen von re­cla­im fer­tig war ent­deck­te ich das in­die­web. ich er­fuhr, dass die in­die­webleu­te das was re­cla­im macht „PE­SOS“ nann­ten (post el­se­whe­re, syn­di­ca­te [to your] own site). den rest ver­stand ich nur so halb. ich las fas­zi­nie­ren­de ideen und kon­zep­te, konn­te aber nicht al­zu­viel da­mit an­fan­gen. was ich ver­stand: das be­vor­zug­te kon­zept bei den in­die­webleu­ten lau­te­te üb­ri­gens nicht PE­SOS, son­dern „POS­SE“ (post [on your] own site, syn­di­ca­te el­se­whe­re). ich habe das da­mals fas­zi­niert be­ob­ach­tet, aber kon­zep­tio­nell kri­tisch ge­se­hen. denn ei­ner der vie­len vor­tei­le von PE­SOS ist ja, dass man teil­wei­se sehr tol­le und be­nut­zer­freund­li­che web- oder app-in­ter­faces nut­zen kann um in­hal­te zu ver­öf­fent­li­chen und dann zu sich rü­ber­zie­hen:

mein ein­druck da­mals, wie heu­te, war: al­les furcht­bar kom­pli­ziert.

dazu kam, in den letz­ten mo­na­ten fehl­te mir für re­cla­im ein ech­ter, be­frei­di­gen­der nut­zen. so habe ich zum bei­spiel in den letz­ten mo­na­ten re­la­tiv vie­le es­sens­bil­der auf face­book ge­pos­tet. das gab dort er­freu­lich viel feed­back und reich­wei­te. ich mag auch die ein­fa­che, un­kom­pli­zier­te me­tho­de bil­der auf FB pos­ten zu kön­nen. klick, klick, fer­tig. die es­sens­bil­der wur­den von mei­ner re­cla­im-in­stanz ko­piert, aber die es­sen­bil­der dann auch dort in ko­pie zu ha­ben, war un­be­frie­di­gend, leb­los. ich hät­te die es­sens­fo­tos und das feed­back und die re­ak­tio­nen ger­ne auf mei­nem rich­ti­gen blog. aber wir­res.net läuft eben nicht auf word­press, son­dern auf ei­nem 14 jah­re al­ten CMS.

dann wur­de ich auf die ne­ben­an.ham­burg-kon­fe­renz ein­ge­la­den. ole reiss­mann schlug mir vor über das in­die­web und re­cla­im und das blog­gen zu re­den. also muss­te ich über den gan­zen scheiss noch­mal nach­den­ken und re­cher­chie­ren, was ich, wäh­rend ich es­sens­fo­tos auf face­book ver­öf­fent­lich­te, stark ver­nach­läs­sigt hat­te.

Wo­mög­lich gehe ich nur zu "ne­ben­an", um @di­plix zu fra­gen, wie­so wir­res.net we­der h-card noch h-ent­ry noch web­men­ti­on macht.

Hen­drik Mans (@hmans10.04.2015 18:41

und dann so­was: kri­tik an mei­nem vor­trag, mei­ner the­ma­ti­schen-kom­pe­tenz, noch be­vor ich den vor­trag über­haupt vor­be­rei­tet hat­te. das war aber in der tat ne gute fra­ge. bis zu die­sem tweet wuss­te ich näm­lich, wie 99,99999 % der welt­be­völ­ke­rung nicht, was h-card und h-ent­ry sind.

vor­ab: sie sind to­tal prak­tisch! und sie sind grund­bau­stei­ne des in­die­webs. h-card und h-ent­ry sind teil der so­ge­nann­ten mi­cro­for­ma­te. im prin­zip ma­chen sie web­sei­ten für ma­schi­nen, für pro­gram­mie­rer, für craw­ler, für scrip­te les­bar.

so kann man zum bei­spiel aus die­ser sei­te, das hier ma­chen — wenn die sei­te mi­cro­for­ma­te ent­hält. das sind struk­tu­rier­te da­ten. an­ga­ben über den au­tor, den ti­tel, die ent­hal­te­nen bil­der, die ar­ti­kel-art und so wei­ter und so fort.

das glei­che lie­fert twit­ter üb­ri­gens über je­den tweet, wenn man den pas­sen­den schlüs­sel hat, kann man die­se da­ten über die twit­ter-API für je­den tweet ab­ru­fen:

aber statt ei­ner API hat eine web­sei­te, die mit mi­cro­for­ma­ten for­ma­tiert ist, ma­schi­nen­les­ba­res, se­man­ti­sches HTML. aa­ron pare­cki nennt das fol­ge­rich­tig: HTML is my API — oder an­ders ge­sagt: wenn je­der zu­griff auf die struk­tu­rier­ten da­ten ei­ner web­site hat, kann je­der da­mit sa­chen ma­chen.

zum bei­spiel fa­ven. weil so­wohl mein blog, als auch aa­ron pare­ckis blog mi­cro­for­ma­te ent­hal­ten, bzw. „in­die­web-re­a­dy“ sind, kann ich die­se sei­te ein­fach fa­ven:

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ich ver­su­che mal kurz, schritt für schritt, zu er­klä­ren was da pas­siert ist:

mit ei­nem quill-book­mar­klet habe ich per klick ei­nen ar­ti­kel auf wir­res.net er­stellt der per mi­cro­for­mat-aus­zeich­nung (like-of) die in­for­ma­ti­on ent­hält: fe­lix schwen­zel mag ei­nen art­kel mit der url https://aa­ron­pare­cki.com/ar­tic­les/2015/04/26/1/html-is-my-api. sen­de ich jetzt ei­nen web­men­ti­on von wir­res.net zu aa­ron­pa­re­ki.com guckt aa­ron­pa­re­ki.com was der schwen­zel da ge­macht hat — aha — ein like, und ver­merkt das un­ter dem ar­ti­kel.

ge­nau­so funk­tio­nier­te das mit ei­nem kom­men­tar, den ich auf mei­ner sei­te ver­öf­fent­li­che und dann ei­nen web­men­ti­on ver­schi­cke oder ei­nem re­post.

ein­fach, ne?

in wirk­lich­keit ste­cken da­hin­ter na­tür­lich ein paar tech­ni­sche fein­hei­ten die nicht ganz ohne sind, aber leicht ge­nug, dass ich sie als nicht-pro­gram­mie­rer an ein paar aben­den um­set­zen konn­te und mein al­tes CMS da­mit auf­rüs­ten konn­te. wich­tig ist aber: die an­wen­dung an sich ist ein­fach — und ist im prin­zip auch mit but­tons mög­lich.

das pro­blem sind beim in­die­web aber nicht nur die tech­ni­sche hür­den und noch nicht ganz aus­ge­reif­te tech­no­lo­gien, son­dern wie beim blog­gen kon­zep­tio­nel­le hür­den. oder an­ders ge­sagt: die fra­ge war­um man das mit in­die­web-tech­no­lo­gien al­les auf sei­nem ei­ge­nen blog ma­chen soll, wenn es doch mit face­book, twit­ter oder tumb­lr al­les viel ein­fa­cher und per knopf­druck geht.

nut­zungs­be­din­gun­gen ver­sus zi­vil­ge­sell­schaft

das ist ei­ner von vie­len grün­den, et­was hoch­tra­bend for­mu­liert, das trifft aber ei­nen ganz wich­ti­gen punkt. face­book, twit­ter, blog­ger.com se­hen so aus wie öf­fent­li­cher raum, sind aber pri­va­te räu­me in de­nen der haus­herr oder die haus­frau tun kann was sie will.

jüngs­tes bei­spiel po­lit­wo­ops, eine platt­form die tweets sam­melt, die po­li­ti­ker wie­der zu lö­schen ver­sucht ha­ben. twit­ter hat de­nen ein­fach den saft ab­ge­dreht, un­ter hin­weis auf de­ren nut­zungs­be­din­gun­gen. aus­ser­dem gibt es fäl­le bei de­nen auf face­book oder in­sta­gram ein­trä­ge ge­löscht wur­den, die müt­ter beim stil­len zeig­ten oder von frau­en, die mei­nen sie soll­ten die glei­chen rech­te wie män­ner ha­ben und bil­der von ih­rem un­be­klei­de­ten ober­kör­per ver­öf­fent­li­chen dür­fen. die lis­te, war­um es vor­tei­le ha­ben könn­te auf der ei­ge­nen sei­te zu ver­öf­fent­li­chen und sich nicht zu ab­hän­gig von silo-an­bie­tern zu ma­chen, lässt sich be­lie­big fort­set­zen. hier nur ein paar er­ra­ti­sche bei­spie­le:

web­diens­te die schlies­sen (geo­ci­ties, twit­pic), sich stän­dig än­dern­de AGB oder APIs, ab­sur­de nut­zungs­be­din­gun­gen, nicht vor­han­de­ne oder be­klopp­te such­funk­ti­on, man­gel­haf­te GIF-un­ter­stüt­zung, kei­ne über­sicht über re­ak­tio­nen über diens­te hin­weg, ge­rin­ge auf­find­bar­keit, ge­rin­ge zu­gäng­lich­keit, kei­ne mög­lich­keit such­ma­schi­nen­op­ti­mie­rung für silo-in­hal­te zu be­trei­ben, selbst­er­mäch­ti­gung, kei­ne un­ter­stüt­zung von mi­cro­for­ma­ten, kei­ne web­men­ti­on-un­ter­stüt­zung.

auf der ne­ben­an-kon­fe­renz habe ich an die­ser stel­le des vor­trags ei­nen et­was un­vor­teil­haf­ten sel­fie mit in­sta­gram ge­macht und auf in­sta­gram ver­öf­fent­licht. we­ni­ge se­kun­den spä­ter war der sel­fie auf wir­res.net, twit­ter und face­book ver­öf­fent­licht. al­les au­to­ma­tisch ge­trig­gert durch die ver­öf­fent­li­chung auf in­sta­gram.

die ma­gie ba­sier­te auf di­ver­sen in­die­web-tech­no­lo­gien und dem gran­dio­sen own­y­our­gram.com von aa­ron pare­cki.

im de­tail funk­tio­niert das so: in­sta­gram pingt nach der ver­öf­fent­li­chung own­y­our­gram an, own­y­our­gram ver­öf­fent­licht per mi­cro­pub-schnit­stel­le das bild auf mei­nem blog und mein blog pingt bridgy an das bild auch auf twit­ter und face­book zu pos­ten.

das al­les ist je­den­falls dann ein­fach, wenn man sein blog ein biss­chen ge­pimmt hat, sprich, für das in­die­web vor­be­rei­tet hat. das kann man schritt für schritt auf in­die­web­i­fy.me durch­ge­hen und tes­ten. was dann ne­ben den mass­nah­men die auf in­die­web­i­fy.me auf­ge­zählt sind fehlt: ein mi­cro­pub-end­punkt und eine an­mel­dung per in­die­auth bei own­y­our­gram. mein mi­cro­pub-end­punkt ba­siert auf die­sem script und ei­ner an­pas­sung der XMLRPC-funk­ti­on mei­nes CMS.

was ich am in­die­web be­son­ders an­ge­nehm fin­de ist, dass man un­ter ar­ti­keln auf der ei­ge­nen sei­te die re­ak­tio­nen auf die syn­di­zier­ten ko­pien per bridgy wie­der ein­sam­meln kann (zu­min­dest die von twit­ter, in­sta­gram, g+ und face­book). das sieht man auch un­ter dem po­di­ums-sel­fie.

zum prin­zip der syn­di­zie­rung von ei­ge­nen in­hal­ten habe ich vor ein paar wo­chen schon­mal was ge­schrie­ben. das prin­zip ist auch schon mit dem gu­ten al­ten voll­text-RSS eta­bliert: wenn ich mich als le­ser ent­schei­de ei­ner sei­te per RSS zu fol­gen, muss ich die sei­te zum kon­su­mie­ren nicht ex­tra ansur­fen. ich kann im RSS-rea­der blei­ben. auch face­book hat die vor­tei­le er­kannt, die es ha­ben kann, wenn man den le­sern ent­ge­gen kommt und ih­nen klicks und war­te­zeit er­spart. bei face­book nennt man die­se art von in­hal­te-syn­di­zier­uzng in­stant ar­tic­les.

ich fin­de, in­die­web-tech­no­lo­gien wie POS­SE oder syn­di­zie­ren, soll­ten sich auch um die be­ant­wor­tung die­ser fra­ge dre­hen: wie kann ich le­ser bes­ser er­rei­chen?

und in der tat ist das auch ei­nes der prin­zi­pi­en die sich die in­die­web-men­schen aus­ge­dacht ha­ben:

POS­SE lets your fri­ends keep using wha­te­ver they use to read your stuff (e.g. silo ag­gre­ga­tors like Face­book, Tumb­lr, Twit­ter, etc.).

(sie­he auch „kö­ni­ge, kai­ser und la­kai­en“)

(zei­tun­gen lie­gen ja auch nicht nur im ver­lags­haus aus. sie wer­den da­hin ge­karrt, wo die leu­te sind. in kaf­fee­häu­ser. in woh­nun­gen. zu fri­seu­ren.)

das in­sta­gram-bei­spiel ist ei­nes der bei­spie­le, war­um ich glau­be dass das in­die­web zu­kunft hat. ich kann in­hal­te er­stel­len, egal ob per per POS­SE oder PE­SOS, ich las­se die in­hal­te dort kon­su­mie­ren und dis­ku­tie­ren wo die in­ter­es­sen­ten sind.

und auch die tech­ni­sche wei­ter­ent­wick­lung von blogs, die man­che sehr ver­mis­sen, geht hier in gu­tem tem­po vor­an. auch das hat mit in­die­web-prin­zi­pi­en zu tun. dort liegt der fo­kus auf der kon­kre­ten um­set­zung von kon­zep­ten, nicht auf der theo­re­ti­schen aus­ar­bei­tung von ideen. in ei­nem in­ter­view im scre­en­gui­de ma­ga­zin (lei­der nicht on­line ver­füg­bar), sag­te aa­ron pare­cki über die prin­zi­pi­en des in­die­webs:

ma­chen statt re­den
be­nut­ze dei­ne ei­ge­nen tools
kon­trol­lie­re dei­ne da­ten

die­je­ni­gen die das in­die­web vor­an­trei­ben zu ver­su­chen, be­nut­zen die tech­no­lo­gien alle selbst (eat-your-own-dog­food-prin­zip). je­der in an­de­ren ge­schmacks­rich­tun­gen, bei­na­he alle mit ver­schie­de­nen CM­Sys­te­men … aber fast al­les was im rah­men des in­die­webs ent­wi­ckelt wird, ist na­tür­lich open source. das was ich mit der in­die­web­i­fi­zie­rung mei­nes blogs in ein paar wo­chen ge­macht habe, konn­te ich trotz pro­gram­mier-an­alphe­betis­mus in we­ni­gen wo­chen abend­frei­zeit um­set­zen, dank der gran­dio­sen vor­ar­beit von vie­len in­die­web­menschen.

das ist al­les kein er­folgs­ga­rant, oder ein mit­tel schnell die mas­sen, „alle“ zu be­geis­tern und zum mit­ma­chen zu mo­ti­vie­ren, aber es ist eine sehr le­ben­di­ge ge­mein­schaft, die ich als sehr hilfs­be­reit und kom­pe­tent er­fah­ren habe. so ähn­lich hat sich das auch zur früh­zeit (in der stein­zeit) der „blogos­hä­re“ an­ge­fühlt.

in­so­fern ist die fra­ge war­um sich nie­mand für das in­die­web in­ter­es­sie­re ei­gent­lich falsch ge­stellt. für das in­die­web in­ter­es­sie­ren sich nicht alle, aber sehr vie­le. und das ist zum teil auch ab­sicht, weil die tech­no­lo­gie­en alle noch nicht reif für ei­nen mas­sen­markt sind, rich­tet sich das in­die­web bis­her ex­pli­zit nur an ent­wick­ler und de­si­gner.

da ich aber we­der ent­wick­ler, noch de­si­gner bin, hat mit mei­nen in­ter­es­se am in­die­web wohl be­reits die po­pu­la­ri­sie­rung des in­die­webs be­gon­nen. und auch wenn die kon­zep­tio­nel­len zu­gangs­schwel­len noch recht hoch lie­gen, ich rufe ger­ne dazu auf, sich das al­les mal nä­her an­zu­se­hen, denn der nut­zen und der spass an die­sen tech­no­lo­gien ist gross­ar­tig.


re­la­tiv ge­fahr­los und mit nied­ri­ger ein­stiegs­schwel­le kann man sich die­se tech­no­lo­gien üb­ri­gens mit wi­th­known.com an­se­hen. eine ge­hos­te­te und selbst-in­stal­lier­ba­re blog­soft­ware, die vie­le in­die­web­tech­no­lo­gien be­reits ein­ge­baut hat.


[nach­trag 11.09.2015]
auf­zeich­nung des vor­trag auf you­tube:

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pe­ter tu­ri über tu­ri2.de: ein hahn oh­ne li­bi­do

felix schwenzel

ist mir jetzt erst auf­ge­fal­len, auf turi2 gibt’s seit ein paar mo­na­ten kei­ne kom­men­tar­funk­ti­on mehr. und was sagt der chef und app-ent­wick­ler pe­ter turi dazu?

Ein Blog ohne Kom­men­tar­funk­ti­on ist wie ein Hahn ohne Li­bi­do.

hm. das hat er na­tür­lich nicht über sei­ne ei­ge­ne li­bi­do sein ei­ge­nes blog ge­sagt, son­dern über das bild­blog. vor 10 jah­ren.

auf turi2.de (ver­öf­fent­li­chungs­jahr 2007) ist aber auch zu le­sen, dass man sich ohne kom­men­tar­funk­ti­on ei­ner dis­kus­si­on „ent­zie­hen“ wür­de:

… die Lek­tü­re trotz flot­ter Schrei­be mit­un­ter zäh wer­den las­sen. Zu­mal sich „Bild­blog“ ei­ner Dis­kus­si­on sei­ner In­hal­te ent­zieht, in­dem er die Kom­men­tar­funk­ti­on ab­ge­schal­tet hat.


turi2 ist jetzt ja auch ei­gent­lich turi3, sagt pe­ter turi (ver­öf­fent­li­chungs­da­tum ende 2014):

turi3 ist der News­stream der Bran­che. […] Op­ti­miert für Smart­phones kön­nen Me­di­en­ma­cher zu je­der Ta­ges- und Nacht­zeit bei uns se­hen, su­chen und kom­men­tie­ren, was welt­weit in der Me­di­en­bran­che ge­ra­de pas­siert und dis­ku­tiert wird.

und dann kommt „turi3“ so li­bido­los da­her:


[nach­trag 03.06.2015]

pe­ter tu­ris er­klä­rung: it’a feh­ler, not an ab­sicht.

@di­plix Aber Du hast recht, es geht nur zum Teil. Ich er­klä­re es hier: turi2.de/ak­tu­ell/turi2-…

turi2 (@turi203.06.2015 0:34


#net­flix­sel­fie­par­ty­ber­lin

felix schwenzel

net­flix hat­te an­läss­lich des bal­di­gen starts von sen­se8 und der drit­ten staf­fel von oran­ge is the new black zu ei­nem cock­tail-emp­fang ge­la­den. am an­fang gabs ein biss­chen rum­ste­hen …

 füsse auf der netflixpartyberlin

… und lei­der nur ber­li­ner pil­se­ner — das glei­che mist­bier wie auf der re­pu­bli­ca. da muss­te ich halt cock­tails trin­ken. ich habe ir­gend­was mit rum ge­trun­ken, der dem the­ma (net­flix) ent­spre­chend frank un­der­wood hiess.

 frank underwood (cocktail)

screw­dri­ver (wod­ka­hal­tig) gabs auch. die bei­fah­re­rin hat ih­ren ei­ge­nen an­ga­ben nach 7 da­von ge­trun­ken.

 screwdriver (cocktail)

häpp­chen gabs und …

 netflixpartyberlin: essen!

… ne fo­to­wand gabs auch.

 netflixpartyberlin: ix
 netflixpartyberlin: laverne cox, taylor schilling, laura prepon, uzo aduba,
 netflixpartyberlin: die beifahrerin und taylor schilling
 netflixpartyberlin: diverse youtuber und oitnb schauspielerinnen

nicht nur weil die bei­fah­re­rin zum ge­burts­tag ne sel­fie­stan­ge ge­schenkt be­kom­men hat­te, wur­de aus dem emp­fang bald ein sel­fie­fest.

 selfiestangenselfie mit laura prepon
 selfiestangenselfie mit dem nuf und daryl hannah
 das nuf und daryl hannah
 netflixpartyberlin: laverne cox und die beifahrerin

vor dem sel­fie, bzw. bild mit tay­lor schil­ling (die die pi­per chap­man in #oitnb spielt) hat­te die bei­fah­re­rin ein biss­chen — nun denn — zwei­fel.

nach et­was über­zeu­gungs­ar­beit nä­her­ten sich das­nuf und die bei­fah­re­rin lang­sam tay­lor schil­ling, die aber lei­der ge­ra­de in ein ge­spräch ver­tieft war mit je­man­dem der wich­tig er­schien.

 die angst vor dem selfie oder dem promi-gespräch

aber am ende wur­de dann doch al­les gut, als fast alle schon weg wa­ren und tay­lor schil­ling ei­gent­lich ge­ra­de ge­hen woll­te habe ich sie kurz ge­fragt ob sie was ge­gen ein foto hät­te. hat­te sie nicht und sie liess sich auch ge­dul­dig von der bei­fah­re­rin ein biss­chen was aus un­se­rem le­ben er­zäh­len.

 die beifahrerin und taylor schilling
 netflixpartyberlin: die beifahrerin und taylor schilling

das war ein sehr an­ge­neh­mer abend, auch wenn wir über sen­se8 und oran­ge is the new black eher we­nig er­fah­ren ha­ben. ich habe oran­ge is the new black nach der vier­ten oder fünf­ten fol­ge der ers­ten staf­fel üb­ri­gens ab­ge­bro­chen zu gu­cken, aber die schaup­spie­le­rin­nen schie­nen mir alle sehr sym­pa­thisch und leuch­tend — um nicht zu sa­gen wun­der­schön. aber das kann auch am licht oder den frank un­der­woods die ich ge­trun­ken habe ge­le­gen ha­ben.


usa­bi­li­ty

felix schwenzel

ich kann mich nicht dar­an er­in­nern je­mals eine wet­ter­vor­her­sa­ge im fer­se­hen ge­se­hen zu ha­ben und mich da­nach dar­an er­in­nert zu ha­ben, wie das wet­ter denn nun am nächs­ten tag wird. die in­for­ma­tio­nen die die wet­ter­men­schen ei­nem im fern­se­hen prä­sen­tie­ren sind meis­ten kom­ple­xer als mei­ne er­war­tun­gen ans wet­ter (kalt/warm, son­nig/be­wölkt, re­gen?). ab­ge­se­hen da­von ist es na­tür­lich ge­ra­de im fern­se­hen in­ter­es­san­ter die men­schen die das wet­ter prä­sen­tie­ren an­zu­se­hen und zu be­wer­ten als ih­ren spa­nisch klin­gen­den aus­füh­run­gen kon­zen­triert zu fol­gen.

j sei dank kön­nen die mo­bil­ge­rä­te die wir mitt­ler­wei­le fast alle mit uns her­um­schlep­pen ganz gut zu­sam­men­fas­sen wie das wet­ter ist und wie es wer­den könn­te. aber auch das über­for­dert mich meist. ich habe mein te­le­fon eben ge­fragt und es ant­wor­tet:

Meist be­wölkt mit ei­nem Wind aus West mit 35 km/h. Die Höchst­tem­pe­ra­tur wird bei 17° lie­gen. Heu­te Nacht: Teil­wei­se be­wölkt bei ei­ner Tiefst­tem­pe­ra­tur von 7°.

al­ter­na­tiv, nach ei­nem wei­te­ren klick, bie­tet mir mein te­le­fon eine an­sicht die das wet­ter ganz gut zu­sam­men­fasst. da­mit schaf­fe ich es meis­ten auf ei­nen blick zu er­ken­nen, wie das wet­ter ge­ra­de draus­sen ist. wie das wet­ter wird, ver­mag ich nur mit ex­tre­mer kon­zen­tra­ti­on zu er­fas­sen.

kürz­lich, nach ei­ner auf­for­de­rung der bei­fah­re­rin („reg­nets heu­te?“ — „häh? weiss nicht …“ — „goog­le mal wet­ter ber­lin!“), habe ich das hier zum ers­ten mal (be­wusst) ge­se­hen:

das ist mal eine zu­sam­men­fas­sung die ich an­se­hen kann und auf ei­nen blick ver­ste­hen. ich fin­de den kon­trast zu, bei­spiels­wei­se, die­ser an­sicht be­mer­kens­wert:

war­um ich das al­les auf­schrei­be? weil es ja auch im­mer wie­der dis­kus­sio­nen um die vor­herr­schaft von goog­le oder an­de­ren an­bie­tern aus über­see geht. aber aus be­nut­zer­sicht ist das ei­gent­lich ganz gut nach­voll­zieh­bar. die be­nutz­bar­keit, die qua­li­tät der be­nut­zer­füh­rung und der such­ergeb­nis­se von goog­le-diens­ten, ste­hen re­gel­mäs­sig in star­kem kon­trast zu be­stehen­den an­ge­bo­ten. goog­le wird nicht ge­wählt weil goog­le so ne tol­le mar­ke ist, son­dern weil es funk­tio­niert. nicht nervt. gut les­bar und gut be­nutz­bar ist. das nur mal am ran­de zum ewi­gen ge­jam­mer, dass goog­le in al­len mög­li­chen be­rei­chen eine „markt­be­herr­schen­de“ stel­lung er­reicht. die­se vor­herr­schaft be­steht nur so lan­ge, bis auch an­de­re an­bie­ter ler­nen, dass es sich lohnt, dem be­nut­zer das ge­fühl zu ge­ben im vor­der­grund zu ste­hen. (ob der be­nut­zer bei goog­le wirk­lich im vor­der­grund steht, ist ne ganz an­de­re fra­ge.)


das prin­zip er­streckt sich üb­ri­gens auch in vie­le an­de­re le­bens­be­rei­che. in vie­len deut­schen (ein­zel­han­dels-) ge­schäf­ten habe ich das ge­fühl als kun­de ein stör­fak­tor zu sein, der die ge­sprä­che des ver­kaufs­per­so­nals oder de­ren an­ge­reg­tes rum­ste­hen un­ter­bricht und die ge­schäfts­pro­zes­se durch­ein­an­der­wir­belt. kürz­lich erst wie­der ge­hört: ge­trän­ke nur am sei­ten­fens­ter, es­sen am vor­der­fens­ter und mit dem es­sen vom vor­der­fens­ter dür­fen sie dann aber nicht hier sit­zen. das ist al­les aus der per­spek­ti­ve der ge­schäf­te nach­voll­zieh­bar, ab­rech­nungs­grün­de, or­ga­ni­sa­to­ri­sche fra­gen — nur was in­ter­es­siert mich das als kun­den? als kun­de be­kom­me ich das ge­fühl ein­fach nur zu stö­ren.


kürz­lich ne fuss­wan­ne bei ama­zon be­stellt. die war lä­cher­lich klein und nur für kin­der­füs­se be­nutz­bar, was aber on­line, bei der be­stel­lung, nicht er­kenn­bar war. also hab ich auf der ama­zon-web­site eine re­tou­re be­an­tragt. ama­zon ant­wor­te­te mir: „dan­ke schön, die 5 euro schrei­ben wir ih­nen gut, die wan­ne brau­chen sie nicht zu­rück­zu­schi­cken.“


sehr se­hens­wert fand ich am wo­chen­en­de den pseu­do-do­ku­men­tar­film deutsch­bo­den von mo­ritz von us­lar. der lief im rah­men der „der film zum wo­chen­en­de“-rei­he auf spie­gel-tv. zu­en­de ge­se­hen habe ich ihn nicht, weil ich am wo­chen­en­de ir­gend­wann zu müde war. wei­ter­gu­cken kann ich aber auch nicht, weil er nach dem wo­chen­en­de de­pu­bli­ziert wur­de. na gut, rech­te­fra­gen und so. soll mir recht sein. der ent­schei­den­de­re, stö­ren­de­re punkt war aber die be­nut­zer­füh­rung auf der spie­gel-tv-sei­te. erst­mal soll ich flash be­nut­zen. na gut, star­te ich halt den al­ten chro­me-brow­ser, der hat noch flash. vor­ab­wer­bung — auch ok, auch wenn es na­tür­lich toll wäre, sie über­spring­bar zu ha­ben. full­screen geht. leer­tas­te zum pau­sie­ren al­ler­dings nicht. ob­wohl ich mitt­ler­wei­le (sehr) schnel­les in­ter­net zu­hau­se habe: der film ru­ckelt und buf­fert hin und wie­der. kann ich auch mit le­ben, ge­nau­so wie ich da­mit le­ben kann, dass sich spie­gel-tv nicht die alte ab­spiel­po­si­ti­on merkt, wenn ich die film­sei­te nach ei­nem spa­zier­gang er­neut auf­ru­fe. aber al­les zu­sam­men­ge­nom­men ist das ge­nau be­trach­tet eine usa­bi­li­ty-ka­ta­stro­phe.

der spie­gel-tv-vi­deo-play­er wäre in den 80er jah­ren si­cher­lich eine sen­sa­ti­on ge­we­sen. aber in zei­ten von net­flix, das kein flash ver­langt, (fast) nie ru­ckelt, sich mei­ne ab­spiel­po­si­ti­on nicht nur an ei­nem ge­rät, son­dern auf al­len ge­rä­ten merkt, ein fluf­fi­ges be­nut­zer­inter­face bie­tet, das mei­nen (al­ten) nut­zungs­ge­wohn­hei­ten ent­ge­gen­kommt, in die­sen zei­ten kommt man sich von so ei­ner tech­no­lo­gie wie sie spie­gel-tv on­line bie­tet — ver­arscht vor.

frü­her™ fiel das nicht wei­ter ins ge­wicht. es gab kaum ver­gleichs­mög­lich­kei­ten und wir hat­ten ja nix. aber heut­zu­ta­ge™, wo das netz mit al­len mög­li­chen, über­le­ge­nen, bes­ser funk­tio­nie­ren­den an­ge­bo­ten über­quillt, ist es ei­gent­lich of-the-es­sence al­les da­für zu tun, dass die nut­zer sich nicht ver­kack­ei­ert vor­kom­men und die ei­ge­nen an­ge­bo­te auf ei­nen min­dest­stan­dard an be­nut­zer­freund­lich­keit an­zu­he­ben, da­mit ei­nem die nut­zer nicht weg­lau­fen. das ist nicht ein­fach, ich weiss, aber das kla­gen, dass die nut­zer alle zur kon­ku­renz aus über­see ge­hen, ist auch nicht ein­fach.


7 von 66 seen

felix schwenzel

nach dem letz­ten spa­zier­gang auf un­se­rem 66 seen rund­wan­der­weg­vor­ha­ben, der dann doch ziem­lich lang war, ha­ben wir die­se wo­che eine et­was kür­ze­re stre­cke er­wischt, von wen­si­cken­dorf nach wand­litz­see.

gleich bei der an­kunft (mit der RB26) in wern­si­cken­dorf ha­ben wir et­was ge­se­hen, das ich so noch nie ge­se­hen habe: ein per hand be­dien­ter bahn­über­gang.

da­nach wie­sen, wäl­der und lei­der re­la­tiv vie­le stras­sen. erst­mal kei­ne seen.

die häu­ser wur­den, je nä­her man wand­litz kam, im­mer no­bler und zau­ni­ger. um stol­zen­ha­gen her­um hielt sich die no­bles­se al­ler­dings noch in gren­zen.

an der wen­si­cken­dor­fer­stras­se, kurz vor dem stol­zen­ha­ge­ner see gibt’s ei­nen rot­te­platz auf dem man of­fen­sicht­lich an je­dem ers­ten sams­tag im mo­nat zwi­schen 10 und 13 uhr gar­ten­ab­fäl­le abg­feben kann. gleich ne­ben dem an­de­ren rot­te­platz, dem fried­hof.

manch­mal ist in bran­den­bur­ger dör­fern die dorf­tris­tesse doch sehr greif­bar.

aber kurz be­vor die tris­tesse ei­nem das ge­müt trübt, kommt eine rast. heu­te wars die fi­scher­stu­be am stol­zen­ha­ge­ner see. auf yelp sind die an­sich­ten über die­ses re­stau­rant eher ge­mischt. die kar­te war je­den­falls sehr OK, fi­schig und an­re­gend. wir sas­sen draus­sen, mit blick auf den see und der kell­ner schien sehr viel zu tun zu ha­ben. al­ler­dings er­öff­ne­te er uns, als er dann kam, dass es für das es­sen eine war­te­zeit von min­des­tens ei­ner stun­de gäbe. es­sen gäbe es aber auch am fens­ter vor­ne zum park­platz, ge­trän­ke am sei­ten­fens­ter und wenn man am park­platz­fens­ter es­sen kau­fe, müs­se man mit den par­ty­bän­ken an der sei­te vor­lieb neh­men, die nicht di­rekt am see sind.

tat­säch­lich gab es am park­platz­fens­ter dann fisch­bröt­chen (€2,50), aber kei­ne ge­trän­ke. die gabs nur am sei­ten­fens­ter (bier €3,00).

im „im­biss­be­reich“ der „fi­scher­stu­be“ wird nicht be­dient!
hier gibt’s es­sen
hier gibt’s ge­trän­ke

nach der fi­scher­stu­be bs dann wie­der dorf­tris­tesse, aber im­mer­hin auch den wil­len zum hu­mor:

(auch auf in­sta­gram und hier)

(auch auf in­sta­gram und hier)

müs­li­rie­gel auf ei­nem mo­de­ren zaun
ver­ein der steg­be­nut­zer, was es al­les gibt

5 von 66 seen

felix schwenzel

die bei­fah­re­rin hat sich in den kopf ge­setzt, dass wir ein­mal um ber­lin wan­dern, auf dem 66-seen-wan­der­weg. da­für hat sie sich so­gar die­ses buch ge­kauft und nach ei­ner etap­pe vor 8 mo­na­ten und ei­ner in der letz­ten wo­che, ha­ben wir heu­te die drit­te etap­pe in an­griff ge­nom­men. dies­mal gings von bir­ken­wer­der, durchs brie­se­tal, nach wen­si­cken­dorf.

im wan­der­füh­rer stand, dass dies eine der schöns­ten stre­cken sei und ich kann nicht wi­der­spre­chen. wir sind zwar fast nur durch wald ge­lau­fen, aber der ab­wechs­lungs­reich, tier­reich und re­la­tiv na­tur­be­las­sen. wir ha­ben auch meh­re­re von bi­bern ge­bau­te däm­me ge­se­hen, de­ren echt­heit ich aber erst im in­ter­net ve­ri­fi­zie­ren muss­te be­vor ich es glau­ben konn­te. am we­ges­rand la­gen zwar auch baum­stäm­me, de­ren biss­spu­ren ein­deu­tig nach bi­ber aus­sa­hen — aber glau­ben woll­te ich das, wie ge­sagt nicht.

durch das brie­se­tal fliesst zwar nur ein klei­nes bäch­lein, die brie­se, aber das gan­ze teil ist sehr feucht und moo­rig. frü­her wur­de hier wohl auch torf ab­ge­baut, jetzt kreu­chen und fleu­chen nur noch tie­re und wan­de­rer da durch.

hab ich schon ge­sagt, dass das al­les wun­der­schön war?

tie­re ha­ben wir auch jede men­ge ge­se­hen, mist­kä­fer, wald­amei­sen, rent­ner, ei­nen frosch (oder ne krö­te?), en­ten, en­ten­grüt­ze, …

von man­chen tie­re konn­ten wir nur die spu­ren se­hen (vom bi­ber den damm zum bei­spiel), von an­de­ren konn­te man nur hö­ren:

von den holz-har­ve­s­tern konn­te man die spu­ren se­hen, die ar­beits­er­geb­nis­se und kurz vor wen­si­cken­dorf auch ein real-life-ex­em­plar.

teil­wei­se war auch ver­ar­bei­te­tes holz zu se­hen.

vor al­lem aber wars schön.


ge­ras­tet ha­ben wir nach ei­nem klei­nen ver­lau­fer und schlen­ker dann im al­ten forst­haus wen­si­cken­dorf. das war an­ge­nehm bil­lig (tas­se kaf­fee ein euro, eine fla­sche he­fe­wei­zen zwei euro, le­cke­rer ku­chen, le­ber­wurst­bröt­chen, bock­würs­te für je ein oder zwei euro). da­für das das forst­haus am arsch der welt liegt und kaum mit dem auto zu er­rei­chen ist, war er­staun­lich viel dort los. über­haupt war auf der stre­cke un­ge­wöhn­lich viel wan­der­ver­kehr.

sehr schö­ne stre­cke, nächs­te wo­che wol­len wir an der glei­chen stel­le wei­ter­ma­chen und von wen­si­cken­dorf zum wand­lit­zer see lau­fen. da ist die stre­cke dann auch et­was kür­zer, die 18 ki­lo­me­ter heu­te wa­ren schon recht viel.


fair­rech­net

felix schwenzel

die­ses bild, dass das ra­dio bay­ern 3 auf face­book ver­öf­fent­licht hat, ist stark er­gän­zungs­be­dürf­tig. (ab­ge­se­hen da­von, dass nes­pres­so auch aus­ser­halb deutsch­lands alu-kap­sel-kaf­fee zu re­la­tiv ho­hen prei­sen ver­kauft.)

ra­dio bay­ern drei sagt also:

  • 1 kilo fair ge­han­del­ter kaf­fee kos­tet 30 €
  • 1 kilo kap­sel­kaf­fee kos­tet 90 €

es geht aber noch teu­rer. wenn man zum bei­spiel zu star­bucks geht um dort ei­nen es­pres­so zu ca. 2 euro zu trin­ken, zahl­te man fürs kilo kaf­fee un­ge­fähr 200 euro. in form von cap­puc­ci­no käme man un­ge­fähr auf 350 euro pro kilo. (wenn man da­von aus­geht, dass für ei­nen es­pres­so ca. 10 g kaf­fee ver­braucht wer­den.) er­schwe­rend kommt hin­zu, dass der kaf­fee von star­bucks fair ge­han­delt wird.


vor ner wei­le habe ich mal an was­ser­prei­sen rum­ge­rech­net: ein kas­ten apol­li­na­ris si­lence kos­tet un­ge­fähr 14 euro. das macht pro li­ter 1,55 €. ein li­ter lei­tungs­was­ser kos­tet in ham­burg 0,00376 €. für 100 li­ter apol­li­na­ris si­lence zahlt man also 155 euro, für 100 li­ter lei­tungs­was­ser 38 cent. selbst bei aldi zahlt man für 100 li­ter fla­schen­was­ser noch zwi­schen 13 und 42 euro, also min­des­tens 12,62 euro mehr als aus der lei­tung.


land­lie­be griess­brei kos­tet un­ge­fähr 5 euro pro ki­lo­gramm. kauf­te man sich griess im la­den (ca. 2 €/kg) und milch (ca. 0,79 €/l) könn­te man sich ein kilo griess­brei für knapp 1 euro her­stel­len.


die lis­te lies­se sich ohne ende fort­set­zen. re­stau­rant­be­su­che, spei­se­eis, flei­scher­satz, fast food — über­all zah­len wir für (ver­meint­lich) über­le­ge­nen ge­schmack und vor al­lem be­quem­lich­keit teil­wei­se das viel­fa­che vom roh­stoff­preis. und meis­tens auch ger­ne. in­so­fern hat das ra­dio bay­ern 3 na­tür­lich recht mit sei­ner im­pli­zi­ten bot­schaft: men­schen sind un­fass­bar dumm. naja, oder eben auch nicht