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mar­seil­le s01e01 (20 ans)

felix schwenzel in gesehen

ich dach­te gé­rard de­par­dieu sei ein gu­ter schau­spie­ler. nach dem an­se­hen der ers­ten fol­ge von mar­seil­le bin ich mir nicht mehr so si­cher. er sieht fan­tas­tisch aus, wird toll ins bild ge­setzt und wenn er in der to­ta­len ge­filmt wird, ist sei­ne prä­senz über­ze­gend und stark. bei nah­auf­nah­men und dia­lo­gen brö­ckelt sei­ne be­herr­schen­de prä­senz ein biss­chen und er wirkt dann nicht mehr wie ein mäch­ti­ger, ge­wief­ter bür­ger­meis­ter, son­dern wie ein thea­ter­schau­spie­ler, der zu lei­se re­det. sein ge­gen­part, ge­spielt von be­noît mag­i­mel, steht ihm da fast nicht nach. er wirkt mit sei­ner auf­ge­setz­ten cow­boy-mi­mik (zu­sam­men­ge­knif­fe­ne au­gen, leicht ge­öff­ne­te lip­pen) wie till schwei­ger, der lu­cky luke spielt.

viel­leicht liegts aber auch am dreh­buch und den dia­lo­gen. die wir­ken auf mich durch­ge­hend so, als sei­en es kei­ne ge­sprä­che, die die prot­ago­nis­ten mit­ein­an­der füh­ren, son­dern er­klä­run­gen für die zu­schau­er, die klä­ren sol­len, was in mar­seil­le ei­gent­lich los ist — und was in den letz­ten 20 jah­ren pas­siert ist. die au­toren sind of­fen­bar irre un­ge­dul­dig und stop­fen al­les an was sie für die ge­schich­te wich­tig hal­ten in die dia­lo­ge in den ers­ten 40 mi­nu­ten. die cha­rak­ter­zeich­nun­gen fal­len ste­reo­typ und eher flach aus — und ab­ge­se­hen da­von kann sich je­der, der den mar­seil­le-trai­ler ge­se­hen hat, den­ken was in die­ser ers­ten fol­ge pas­siert (mög­li­che spoi­ler fol­gen, der trai­ler ver­rät auch hand­lung).

das ist jetzt nur ein hal­ber spoi­ler und, wie ge­sagt, auch im trai­ler deut­lich zu se­hen, wenn ich kurz zu­sam­men­fas­se, was in der se­rie zu se­hen ist: das pim­melfech­ten zwei­er, zu al­lem ent­schlos­se­ner män­ner. das kann un­ter­halt­sam und span­nend sein, wie es ge­ra­de die se­rie bil­li­ons ge­zeigt hat, kann aber auch in die ste­reo­ty­pen-hose ge­hen.

tat­säch­lich macht der trai­ler hoff­nung dar­auf, dass sich die ge­schich­te noch dra­ma­tisch ent­wi­ckelt und de­par­dieu noch warm­läuft. was mir sor­gen macht, ist das hek­ti­sche hin und her schnei­den zwi­schen den hand­lungs­strän­gen. vie­le sze­nen dau­ern nicht viel län­ger als eine mi­nu­te, dann wird in gros­ser eile zur nächs­ten ge­schnit­ten. rich­tig gute, im­mersi­ve stim­mung kommt da­bei nicht auf. was mir hin­ge­gen sehr ge­fällt, ist die ka­me­ra, wie sie mar­seil­le ein­fängt, wie sie (in den to­ta­len) de­par­dieu ein­fängt. die mu­sik ist an­stän­dig und passt wei­tes­ge­hend, auch wenn mich der gan­ze sound sehr an house of cards er­in­nert.

ich weiss nicht ob es ein gu­tes zei­chen ist, wenn ich den trai­ler bes­ser fand als den pi­lo­ten. für den pi­lo­ten geb ich je­den­falls nur drei punk­te. ein, zwei fol­gen schau ich noch, mal gu­cken ob mich mar­seil­le noch zu be­geis­tern oder we­nigs­ten nicht zu lang­wei­len schafft.

[nach­trag 07.05.2016]

  • fol­ge zwei ist ei­nen ti­cken span­nen­der, hat aber im­mer noch enor­me schwä­chen.

  


#rp­ten nach­le­se

felix schwenzel in artikel

an­bei mei­ne nach­le­se mit se­hens­wer­ten oder emp­feh­lens­wer­ten vor­trä­gen zur re­pu­bli­ca die­ses jahr. noch habe ich nicht alle vi­de­os ge­se­hen und vor al­lem schei­nen noch nicht alle vi­de­os, die ich ger­ne se­hen wür­de, on­line zu sein. mög­li­cher­wei­se se­ren­di­pi­tie­re ich mich noch an an­de­re vor­trä­ge her­an, die ich dann hier und in mei­nen an­de­ren bei­trä­gen zur #rp­ten (sie­he un­ten) nach­tra­ge und er­gän­ze.

bis­her habe ich fol­gen­de län­ge­ren tex­te zur re­pu­bli­ca 2016 ge­schrie­ben:

gesehen

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tom hil­len­brand: 1684 statt 1984: des kö­nigs NSA

tom hil­len­brand gräbt ein biss­chen in der ver­gan­gen­heit und zeigt eine wie­der­keh­ren­de ten­denz von macht­ha­bern, an­de­re zu über­wa­chen. wahr­schein­lich kann man noch wei­ter als lud­wig den vier­zehn­ten zu­rück­ge­hen und im­mer noch ähn­li­che ten­den­zen zur to­tal­über­wa­chung fin­den. alex matz­keit war nach ei­ge­nen wor­ten „völ­lig be­geis­tert“ von die­sem vor­trag, ich fand ihn sehr so­li­de.


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phil­ip ban­se: netz-pu­bli­zis­ten im ge­spräch

wie im­mer, eine sehr schö­ne run­de ge­sprä­che von phil­ip ban­se, dies­mal mit „netz-pu­bli­zis­ten“, also leu­ten die im netz was ma­chen und im letz­ten jahr phil­ip ban­se auf­ge­fal­len sind. zu­erst pa­tri­cia das­nuf camma­ra­ta, über das blog­gen all­gei­mein, ihr blog, ihr buch und war­um sie sich jetzt auch „mut­ti­blog­ge­rin“ nen­nen lässt. da­nach ni­co­las se­mak über sein pro­jekt vier­tau­send­hertz.de. hört sich al­les in­ter­es­sant an, nuss man aber al­les hö­ren. da­nach in­grid brod­nig über ihr buch und „hass im netz“. das was sie er­zähl­te klang in­ter­es­sant und dif­fe­ren­ziert, aber be­son­ders be­mer­kens­wert fand ich, wie sehr sich das ös­te­rei­chi­sche deutsch vom deutsch, das üb­li­cher­wei­se in ber­lin ge­spro­chen wird, un­ter­schei­det. die vo­ka­beln die in­grid brod­nig be­nutz­te hat­te ich teil­wei­se zu­letzt in theo-lin­gen-fil­men vor 30 jah­ren ge­hört. zu­letzt tilo jung, der er­zähl­te was er in der bun­des­pres­se­kon­fe­renz so macht, dass der re­gie­rungs­spre­cher ihn erst auf die idee brach­te („kom­men sie doch mal vor­bei“) auf die bun­des­pres­se­kon­fe­renz zu kom­men und das jetzt of­fen­bar bit­ter­lich be­reut. als er das so er­zähl­te wur­de er mit bei­na­he wie­der sym­pa­thisch, weil er in der bun­des­pres­se­kon­fe­renz na­tür­lich an­ge­fein­det wird und eine art un­der­dog-sta­tus ge­niesst und ver­gleichs­wei­se dünn auf­trug und be­schei­den­heit übte.

als phil­ip ban­se ihm dann auch mal eine „un­ge­neh­me fra­ge“ stel­len woll­te, pieks­te er in die alte kraut­re­por­ter und femmi­nis­mus­de­bat­te von da­mals™ und un­ter recht­fer­ti­gungs­druck, wirk­te tilo jung dann wie­der so un­sym­pa­thisch wie eh und je. spä­ter ge­rät er dann mit pa­tri­cia camma­ra­ta an­ein­an­der, was ich ziem­lich un­ter­halt­sam fand. die stel­le ist im vi­deo ab se­kun­de 3303 zu se­hen.


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gun­ter dueck: car­go-kul­te

11 mi­nu­ten habe ich das lei­der re­la­tiv un­strin­gen­te ge­re­de von gun­ter dueck aus­ge­hal­ten, dann muss­te ich ab­schal­ten. ich moch­te die art, mit der gun­ter dueck vor­trägt bei den ers­ten bei­den ge­le­gen­hei­ten, bei de­nen ich ihn sah, ganz ger­ne. aber jetzt, heu­te hal­te ich das nicht mehr so gut aus. man kann auch strin­gent und wirr re­den, aber un­strin­gent, un­prä­zi­se und wirr, ist mir dann doch zu viel.

auf meiner watchlist

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kü­bra gümüşay: or­ga­ni­sier­te lie­be

ich hab nur ge­se­hen (und ge­hört) dass es am ende stan­ding ova­tions für die­sen vor­trag gab.


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ruth da­ni­el: art what it good for?


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firas als­ha­ter: was alle flücht­lin­ge wol­len


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ri­chard sen­nett: the city as an open sys­tem

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lau­rie pen­ny: ch­an­ge the sto­ry, ch­an­ge the world

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#rp­ten tag 3

felix schwenzel in artikel

wie­der et­was zu spät ge­kom­men und um halb zwölf, also viel zu spät, bei hos­sein der­akhs­han mit the post-web in­ter­net: is this (the fu­ture of) te­le­vi­si­on?

hos­sein der­akhs­han ist vor etwa ei­nem jahr in das blick­feld ge­tre­ten, als er ei­nen ar­ti­kel auf me­di­um/mat­ter ver­öf­fent­lich­te, in dem er den nie­der­gang des webs be­klag­te. dazu schrieb ich da­mals:

pes­si­mis­ti­sches, lan­ges le­se­stück von hos­sein der­akhs­han, die we­gen sei­nes blogs für 6 jah­re im iran im ge­fäng­nis sass und der das alte web, das vor sei­ner in­haf­tie­rung, ver­misst. zu gros­sen tei­len gebe ich ihm recht, an man­chen stel­len sei­nes tex­tes möch­te ich wi­der­spre­chen und fin­de sei­ne dar­stel­lung zu ein­di­men­sio­nal.

den teil sei­ner rede, den ich noch mit­be­kam, fand ich dann nicht nur ein­di­men­sio­nal, son­dern so är­ger­lich, dass ich twit­ter­te:

mich hat die neil-post­ma­ni­sie­rung der ge­sell­schafts­de­bat­te schon 1985 ge­nervt. jetzt schwappt die­ser pes­si­mis­mus täg­lich auf der #rp­ten hoch

tat­säch­lich zi­tier­te hos­sein der­akhs­han ex­pli­zit neil post­man und warn­te sinn­ge­mäss da­vor, dass das in­ter­net uns lang­sam ver­blö­de und wir uns „zu tode amü­sie­ren“ wür­den, weil wir uns „mehr und mehr“ von der schrift­spra­che hin zur bild­spra­che wen­den wür­den und un­se­re in­for­ma­ti­ons­auf­nah­me nur noch häpp­chen­wei­se funk­tio­nie­re.

ich möch­te dem auf meh­re­ren ebe­nen wi­der­spre­chen, aber zum glück stumpf­te hos­sein der­akhs­han in der an­schlies­sen­den fra­ge­run­de sei­ne spit­zen the­sen aus­ver­se­hen et­was ab. so be­rich­te­te er, dass im iran gross­tei­le der nach­rich­ten und be­richt­erstat­tung auf in­sta­gram aus­la­gern wür­den, weil in­sta­gram im iran nicht zen­siert wür­de. so wür­den bei in­sta­gram lan­ge tex­te un­ter den bil­dern er­schei­nen und in­sta­gram da­mit qua­si als text­me­di­um zweck­ent­frem­det. aus­ser­dem wür­de im iran so gut wie je­der te­le­gram nut­zen. das ist ein ver­schlüs­sel­ter nach­rich­ten­dienst, der auch eine grup­pen­funk­ti­on habe, mit der man gros­se le­ser­schaf­ten er­rei­chen kön­ne. kann na­tür­lich gut sein, dass er glaubt, dass nur die men­schen im iran nicht ver­blö­den, weil dort die bild­las­ti­gen diens­te zen­siert sei­en, im rest der welt dank you­tube und face­book dann aber doch? oder er fin­det, dass rich­ti­ger jour­na­lis­mus nur auf pa­pier und rich­ti­ges blog­gen nur in blogs funk­tio­nie­re?

dazu kommt noch eine fehl­ein­schät­zung, der, mei­ner mei­nung, auch schon post­man auf­ge­ses­sen ist. das in­for­ma­ti­ons­be­dürf­nis gros­ser be­völ­ke­rungs­grup­pen war schon im­mer bild­las­tig. ela­bo­rier­te schrift­kom­mu­ni­ka­ti­on war, so­weit ich das sehe, nie ein mas­sen-phä­no­men, son­dern spielt sich bis heu­te eher in bil­dungs­na­hen schich­ten ab. auch vor dem fern­se­hen und dem netz gab es bild­las­ti­ge il­lus­trier­te oder klick­bait (bei­spiels­wei­se in form über­zo­ge­ner schlag­zei­len). blogs ha­ben nie ein mas­sen­pu­bli­kum an­ge­zo­gen, son­dern, schon im­mer, in ni­schen ge­blüht. und selbst das fern­se­hen hat sich mitt­ler­wei­le so weit aus­dif­fe­ren­ziert, dass es in ni­schen (zum bei­spiel der ni­sche der „qua­li­täts­se­ri­en“) mit an­spruchs­vol­len, kom­le­xen ro­ma­nen mit­hal­ten kann. an­ders ge­sagt: wer sich zu tode amü­sie­ren woll­te, konn­te das auch schon vor 200 jah­ren tun, wer buch­sta­ben liebt, fin­det die heu­te in hö­he­rer zahl und viel­sei­ti­ger kom­bi­niert, als je­mals zu­vor in der men­schei­heits­ge­schich­te.

bei dem we­ni­gen was ich von hos­sein der­akhs­han mit­be­kom­men habe, schien mir das was er sag­te eher von ver­bit­te­rung ge­prägt, als von sau­be­rer ana­ly­se. aber viel­leicht soll­te ich mich noch­mal in gän­ze durch den vor­trag quä­len.

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[nach­trag 06.05.2016]
et­was dif­fe­ren­zier­ter als ich setzt sich tho­mas pleil hier mit hos­sein der­akhs­hans the­sen aus­ein­an­der und zieht auch per­sön­li­che kon­se­quen­zen, näm­lich, un­ter an­de­rem, mehr ins ei­ge­ne blog zu schrei­ben und die­se in­hal­te auf an­de­re platt­for­men zu syn­di­zie­ren.

mar­cus ham­mer­schmitt schreibt auf te­le­po­lis auch kri­tisch über hos­sein der­akhs­han.


wir sind dann sit­zen­ge­blie­ben und statt des er­war­te­ten, be­reits zwei tage vor­her ge­lau­fe­nen pro­gramm­punkts art: what is it good for? mit ruth da­ni­el (vi­deo­auf­zeich­nung, noch nicht an­ge­se­hen), kam dann ga­bri­el lif­ton-zo­li­ne mit what you need to see! – im­mersi­ve sto­rytel­ling, das im prin­zip ein pro­dukt­pitch für RYOT war. RYOT ist ein jour­na­lis­ti­sches for­mat, dass viel mit 360°-vi­de­os ar­bei­tet und kürz­lich von der huf­fing­ton-post auf­ge­kauft wur­de.

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mich in­ter­es­siert das aus zwei grün­den nicht son­der­lich: ers­tens huf­fing­ton post und zwei­tens 360°-vi­de­os. die tech­no­lo­gie sei zwar da, be­ton­te ga­bri­el lif­ton-zo­li­ne mehr­fach, aber auf mich wirkt sie we­der aus­ge­reift, noch be­son­ders vor­teil­haft ge­gen­über vi­deo­tech­no­lo­gien mit ge­rin­ger grad­zahl. bei mir sind we­der 360°, noch VR so recht an­ge­kom­men. mit der RYOT app, kann ich zwar pri­ma 360°-vi­de­os auf ei­nem te­le­fon an­se­hen, aber war­um ich mir die vi­de­os mit dem han­dy vor der nase an­se­hen und mich da­bei um die ei­ge­ne ach­se dre­hen soll­te, um die rich­ti­ge per­spek­ti­ve zu fin­den, habe ich noch nicht ver­stan­den. kommt viel­leicht noch, dau­ert bei mir aber si­cher noch ein paar jah­re.


tho­mas fi­scher foto: re­pu­bli­ca/jan zapp­ner CC BY 2.0

wir sind wei­ter sit­zen­ge­blie­ben und dann kam über­ra­schen­der­wei­se tho­mas fi­scher mit straf­recht, wahr­heit und kom­mu­ni­ka­ti­on. das soll­te ei­gent­lich schon am vor­tag ge­zeigt wer­den, aber da hat­te tho­mas fi­scher wohl den flug ver­passt. sein vor­trag war an­ge­nehm und sym­pa­thisch, und han­del­te ge­nau von den the­men, die in der an­kün­di­gung stan­den:

Wie re­kon­stru­ie­ren wir Wahr­heit im Straf­prz­ess? Wie kon­stru­ie­ren wir Wirk­lich­keit von Si­cher­heit, Be­dro­hung, Straf­be­dürf­nis und Schuld?

Wie pas­sen Trans­pa­renz, Si­cher­heits­be­dürf­nis und Men­schen­rech­te zu­sam­men?

fun­fact am ran­de, die ak­tu­el­le fol­ge von the good wife han­delt (un­ter an­de­rem) ge­nau von die­sem the­men­kom­plex.

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nach dem mit­tag­essen sind wir dann zu kath­rin pas­sig (clash of cul­tures – be­we­gun­gen und ihre or­ga­ni­sa­tio­nen) und drei mit­strei­tern ge­gan­gen. kath­rin pas­sig er­öff­ne­te ihre ein­füh­rung in das the­ma mit ei­nem zi­tat von mir:

kath­rin pas­sig schaue ich mir auch an, wenn sie mit meh­re­ren auf der büh­ne steht und wenn das vor­trags­the­ma sich staub­tro­cken an­hört.

sie wies al­ler­dings dar­auf hin, dass das the­ma uns alle et­was an­ge­he und dass die aus­ein­an­der­set­zung mit or­ga­ni­sa­ti­ons­struk­tu­ren, uns vie­le schwie­rig­kei­ten und trä­nen er­spa­ren könn­te, weil wir uns qua­si stän­dig (im­pli­zit oder ex­pli­zit) or­ga­ni­sier­ten. tat­säch­lich schaff­te kath­rin pas­sig in ih­rer vor­re­de, mich für das the­ma zu in­ter­es­sie­ren und vor al­lem ihr hin­weis auf die­sen, schon et­was äl­te­ren, text von jo free­man habe ich ernst­ge­nom­men und ihn vor dem schrei­ben die­ser zei­len ge­le­sen. hier ein zi­tat aus dem text, das gut zeigt um was es geht:

[T]he idea of “struc­tur­e­less­ness” does not pre­vent the for­ma­ti­on of in­for­mal struc­tures, only for­mal ones. Si­mi­lar­ly “lais­sez fai­re” phi­lo­so­phy did not pre­vent the eco­no­mic­al­ly powerful from es­tab­li­shing con­trol over wa­ges, pri­ces, and dis­tri­bu­ti­on of goods; it only pre­ven­ted the go­vern­ment from do­ing so.

er­staun­lich an jo free­man’s text ist vor al­lem, wie zeit­ge­mäss er ist, und wie ex­akt er pro­ble­me be­schreibt, die wir auch in den 2000er jah­ren sehr gut ken­nen.

die ein­zel­nen wort­bei­trä­ge von vol­ker grass­muck, leo­nard do­busch und mo­nic mei­sel wa­ren nicht er­kennt­nis­los, aber ich muss sa­gen, dass mir die lek­tü­re von jo free­man’s text sehr viel mehr er­kennt­nis­se und aha-ef­fek­te ver­schafft hat, als das pa­nel selbst. so­weit ich sehe, hat kath­rin pas­sig die run­de hier sehr voll­stän­dig tran­skri­biert.

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ei­nen vor­teil hat­te es je­den­falls live beim pa­nel da­bei zu sein, wir hat­ten ei­nen mü­den hund im fuss­raum (foto von der bei­fah­re­rin auf in­sta­gram).


nach et­was her­um­ir­ren und hof-ste­hen woll­ten wir uns dann herrn kretz­schmar an­se­hen, der zu­sam­men mit anna lena schil­ler stif­te spre­chen las­sen woll­te. anna lena schil­ler und beet­le­bum wur­den üb­ri­gens drei­mal vor­ge­stellt, ein­mal vom büh­nen­mo­de­ra­tor, ein­mal auf ei­ner fo­lie und dann noch­mal von anna lena schil­ler. ich bin da ja eher ein freund der me­ta­da­ten, die bei ver­an­stal­tun­gen wie der re­pu­bli­ca sehr zahl­reich vor­han­den sind. aber auch spä­ter, in der you­tube-auf­zeich­nung von sol­chen vor­trä­gen, kann man den na­men der vor­tra­gen­den ei­gent­lich kaum ver­pas­sen. aber was solls? zehn­fach hält ein­fach bes­ser (mein name ist üb­ri­gens fe­lix schwen­zel).

auch wenn ich nur die ein­füh­rung der bei­den und ei­nen kurz­vor­trag von jo­han­nes kret­sch­mar mit­be­kom­men habe (wir muss­ten we­gen platz­angst nach 10 mi­nu­ten raus), habe ich wie­der lust be­kom­men, mal wie­der selbst zu zeich­nen krit­zeln. ei­gent­lich schon seit rand­all mun­roes vor­trag.

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da­nach zu jour­nel­le, die das in­ter­net dick ge­macht hat und zu der ich aus gründen nicht viel mehr sa­gen kann, als dass ich sie gran­di­os, fan­tas­tisch und irre wit­zig fin­de. das war ei­ner der per­sön­lichs­ten und aha-igs­ten vor­trä­ge die­ser re­pu­bli­ca.

"Ich habe nie was ge­gen ge­sun­de Er­näh­rung ge­sagt. Ei­ni­ge mei­ner bes­ten Freun­de er­näh­ren sich ge­sund." @jour­nel­le auf der #rp­TEN

Quark­kro­kett­chen (@an­ne­schuess­ler04.05.2016 16:01

und wenn je­mand so auf die büh­ne kommt, kann ei­gent­lich eh nix mehr schief­ge­hen.


und dann war die re­pu­bli­ca — zack! — auch schon wie­der (fast) vor­bei. john­ny haeus­ler fing das cheese­ga­te sehr wür­de­voll ab („Ain't no suns­hi­ne when cheese gone“) und, ob­wohl ich das seit min­des­tens 13 jah­ren weiss, bin ich im­mer wie­der er­staunt dar­über, was für eine ram­pen­sau john­ny haeus­ler ist. be­son­ders er­freu­lich fand ich, dass die be­su­cher­zahl in die­sem jahr tat­säch­lich, wie er­war­tet, noch­mal um die 1000 men­schen hö­her lag als letz­tes jahr, und dass sich das nicht un­an­ge­nehm be­merk­bar mach­te (aus­ser beim völ­lig über­füll­ten sa­scha-lobo-vor­trag). noch er­staun­li­cher: die zahl der live-stream-zu­schau­er, die, wenn ich mich recht er­in­ne­re, zu spit­zen­zei­ten um die 20.000 be­ström­te lag. das heisst aber auch, dass es noch min­des­tens zwan­zig­tau­send men­schen gibt, die noch flash be­nut­zen.


ich fand die re­pu­bli­ca die­ses jahr sehr ent­spannt (kein vor­be­rei­tungs­stress). ich freue mich dar­auf, noch ein paar vor­trä­ge auf you­tube an­zu­se­hen und noch­mal in ei­nem se­pa­ra­ten ar­ti­kel die ver­an­stal­tungs-high­lights zu­sam­men­zu­fas­sen — und na­tür­lich freue ich mich auf die #rp11 (oder is­ses dann wie­der die #rp17?).


rand­all mun­roe’s sorg­fäl­ti­ge ra­di­ka­li­tät

felix schwenzel in gesehen

rand­all mun­roe’s vor­trag ges­tern abend war, in ge­wis­ser wei­se, der ra­di­kals­te vor­trag den ich auf der re­pu­bli­ca je ge­se­hen habe. der vor­trag war den co­mics, die rand­all mun­roe auf xkcd.com ver­öf­fent­licht, nicht ganz un­ähn­lich. die­se co­mics han­deln aus­schliess­lich von din­gen, die rand­all mun­roe in­ter­es­sie­ren. sie hal­ten sich an kei­ne kon­ven­tio­nen, aus­ser de­nen, die er sich selbst aus­ge­dacht hat. das ist an sich nicht wirk­lich ra­di­kal, son­dern eine hal­tung, die ich mir ei­gent­lich von je­dem blog­ger, je­der pu­bli­zie­ren­den wün­sche: dem mas­sen­ge­schmack, trends, nicht nur nicht zu fol­gen, son­dern den mas­sen­ge­schmack und trends gar nicht erst be­ach­ten. nicht nur „blog­gen als wür­de nie­mand zu­se­hen“, son­dern pu­bli­zie­ren, als wä­ren alle so wie ich. das klingt her­me­tisch, ist es aber nicht, denn das je­wei­li­ge ich ist ja der welt zu­ge­wandt, aber eben fo­kus­siert. wird die­se hal­tung lei­den­schaft­lich und kon­se­quent durch­ge­zo­gen, kön­nen wun­der­ba­re unt­ren­di­ge, un­op­ti­mier­te, ei­ge­ne wer­ke ent­ste­hen, die viel­leicht nicht je­dem ge­fal­len, aber we­ni­gen dann um so mehr.

das ist, so un­ge­fähr, die ra­di­ka­li­tät von xkcd.com. nicht je­der ver­steht auf den ers­ten blick um was es geht, vie­le in­ter­es­siert es erst gar nicht, aber wenn man sich doch in­ter­es­siert und sich mit den din­gen be­schäf­tigt, zur not mit hil­fe von hilf­rei­chen er­klä­run­gen, ent­deckt man wun­der­ba­re wel­ten, ge­dan­ken, lei­den­schaft und — bei xkcd ganz be­son­ders — sorg­falt.

die­se ra­di­ka­li­tät hat rand­all mun­roe in sei­nem vor­trag eins zu eins vom netz auf die stage 1 der re­pu­bli­ca über­tra­gen. mun­roe küm­mert sich um so gut wie kei­ne re­gel für er­folg­rei­ches, en­ga­gie­ren­des öf­fent­li­ches re­den, er klebt hin­ter dem pult, die fo­li­en flies­sen über mit un­les­ba­ren in­for­ma­tio­nen und er wid­met sich den de­tails, die ihn fas­zi­nie­ren, bis ins wirk­lich al­ler­kleins­te ele­ment. in die­sem fall, so­gar im wahrs­ten sin­ne des wor­tes.

(ge­fühlt) eine drei­vier­tel stun­de wid­met er sich der fra­ge, was pas­sie­ren wür­de, wenn man aus den ele­men­ten des pe­ri­oden­sys­tems eine mau­er bau­en wür­de. er geht die ein­zel­nen ele­men­te und rei­hen sorg­fäl­tig durch, be­geis­tert sich über ein­zel­hei­ten und macht kei­ner­lei an­stal­ten ir­gend­et­was zu­sam­men­zu­fas­sen.

das ist ra­di­kal, aber nicht mal an­satz­wei­se eli­tär oder feind­se­lig. es ist ein­fach das, was rand­all mun­roe be­geis­tert, und wer ihm fol­gen möch­te, bit­te schön, kann das tun, und wer ihm nicht fol­gen möch­te, kann das un­ter­las­sen.

die zwei­te (ge­fühl­te) drei­vier­tel­stun­de be­schäf­tigt sich mun­roe mit drei un­über­sicht­li­chen zeich­nun­gen, in de­nen er kom­ple­xe zu­sam­men­hän­ge mit den 1000 meist­be­nutz­ten wör­tern der eng­li­schen spra­che er­klärt. auch hier geht er aus­führ­lich auf je­des noch so klei­ne de­tail ein und ver­zich­tet auf jede art von zu­sam­men­fas­sung oder me­ta­ebe­ne.

rand­all mun­roe kann sich das er­lau­ben, sein pu­bli­kum mit de­tails zu lang­wei­len, weil sei­ne de­tails eben (für vie­le, sehr vie­le) nicht lang­wei­lig sind. sie sind ge­la­den mit witz und hu­mor, aber eben rand­all mun­roes, ganz ei­ge­nem, sehr spe­zi­el­len, sub­ti­len hu­mor, der sich eben nicht um ir­gend­wel­che hu­mor-richt­li­ni­en oder -trends küm­mert.

dass rand­all mun­roe über­haupt so eine gros­se folg­schaft, so vie­le fans sei­ner ar­beit ge­fun­den hat, ver­dankt er (und wir) in ers­ter li­nie dem netz. er hat sei­nen ei­ge­nen stil und sei­ne folg­schaft über etwa ein jahr­zehnt auf­ge­baut, über sei­ne web­site und sehr, sehr viel de­tail­ver­ses­se­ne, klein­tei­li­ge, lie­be­vol­le und sorg­fäl­ti­ge ar­beit. kein ver­lag hät­te die­se auf­bau­ar­beit leis­ten kön­nen oder wol­len, vor al­lem aber hät­te kein ver­lag mun­roes ta­lent und lei­den­schaft er­ken­nen kön­nen. so funk­tio­niert das wohl nur im in­ter­net, dass win­zi­ge ein-per­so­nen-echo­kam­mern sich über jahr­zehn­te lang­sam fül­len, bis plötz­lich mil­lio­nen men­schen in ihr ste­hen und sich plötz­lich die echo-qua­li­tä­ten, auch in an­de­ren echo­kam­mern, her­um­spre­chen.

rand­all mun­roes the­ma­ti­sche klam­mer im vor­trag war (ne­ben flu­or) das kind­lich, nai­ve fra­gen. mir ge­fiel die auf­for­de­rung sehr gut, dar­auf hin­zu­ar­bei­ten sich nicht für din­ge zu schä­men die man nicht weiss und scham­los da­nach zu fra­gen. neu­gier, nai­vi­tät sei wich­ti­ger als bil­dungs­prot­ze­rei, das war so un­ge­fähr das fa­zit von mun­roe’s vor­trag.

mein fa­zit von mun­roes vor­trag ist: tu das was dich in­ter­es­siert, pu­bli­zie­re das mit lei­den­schaft, de­tail­lie­be und sorg­falt, ent­wick­le dich im­mer wei­ter, ar­bei­te an dei­nem stil und bleib dir treu.


den talk woll­te rand­all mun­roe nicht auf­ge­zeich­net se­hen, es gibt aber eine auf­zeich­nung, wo er über die mau­er aus ele­men­ten aus dem pe­ri­oden­sys­tem re­det:

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#rp­ten tag 2

felix schwenzel in artikel

nach­dem ich gun­ter dueck ver­passt habe (zu früh), war mein ers­ter pro­g­ram­punkt ali­na fich­ter im ge­spräch mit mor­gan wan­dell. wan­dell ist zu­stän­dig für die ent­wick­lung von dra­ma- und fern­seh­se­ri­en auf ama­zon und macht sein ding bei ama­zon wohl ganz gut.

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lei­der fand ich mor­gan wand­all sehr un­sym­pa­thisch und glatt, ein ty­pi­scher fen­seh­mensch, der sehr vie­le wohl­klin­gen­de ad­jek­ti­ve be­nutzt, ohne je­mals ir­gend­et­was zu sa­gen. rich­tig in­ter­es­san­te ant­wor­ten kann man aber eh nicht von je­man­dem er­war­ten, der die meis­te zeit im ver­bor­ge­nen ar­bei­tet um in ruhe pro­jek­te ent­wi­ckeln zu kön­nen und den rest der zeit mit pro­mo­ti­on des fer­ti­gen ge­döns ver­bringt. eben­so we­nig hat sich die hoff­nung be­wahr­hei­tet, dass er ir­gend­wel­che ge­heim­re­zep­te oder un­er­war­te­te an­kü­di­gun­gen pa­rat hät­te — oder die auch noch mit dem pu­bli­kum tei­len wür­de. kurz: das war eher lang­wei­lig, auch wenn die sa­chen die künf­tig auf ama­zon ge­zeigt wer­den, durch­aus span­nend wer­den könn­ten.


der kä­se­stand der ges­tern für kä­si­gen ge­ruch auf dem hin­ter­hof sorg­te, ist heu­te nicht mehr da. das ist scha­de, weil der käse wirk­lich le­cker war. da­für gibt der bur­ger-food-truck ei­nen last­wa­gen.


zwei­ter pro­g­ram­punkt: frie­de­mann ka­rig mit der pu­ber­tä­ren ge­sell­schaft und dem netz. weil ich schon­mal ei­nen vor­trag von frie­de­mann ka­rig ge­se­hen habe, konn­te ich ei­ni­ge fo­li­en vor­her­se­hen aber trotz­dem dem vor­trag nicht zu 100 pro­zent fol­gen. es ist gut mög­lich dass das mein feh­ler war, aber eben­so ist es mög­lich, dass fried­mann ka­rig es nicht ge­schafft hat, dem vor­trag eine sinn­vol­le struk­tur zu ge­ben.

was er de­fi­ni­tiv nicht ge­schafft hat: sei­nem vor­trag im 16-zu-9-for­mat zu prä­sen­tie­ren, da­für hat er aber ei­nen schö­nen neo­lo­gis­mus ge­zeigt.


kath­rin pas­sig auf dem weg zum hof ge­trof­fen und mich, als sie „hal­lo“ sag­te, we­gen ih­rer ge­sicht­b­lin­heit, mit mei­nem na­men (fe­lix) vor­ge­stellt. sie mein­te das sei nicht nö­tig und dass sie zu­fäl­lig ge­ra­de über mich nach­ge­dacht hät­te und mich für eine vor­trags- oder work­shop-idee für die nächs­te re­pu­bli­ca ger­ne et­was fra­gen wür­de: sie bräuch­te für den vor­trag (oder work­shop) ein paar pe­nis­bil­der. ob ich ihr hel­fen kön­ne?

#rp­ten snap­chat pe­nis­bild von hei­ko biel­in­ski

ge­nau wie al­len an­de­ren die auf der re­pu­bli­ca mit mir über snap­chat oder pe­nis­bil­der re­den, emp­fahl ich ihr (na­tür­lich) das snap­chat-kon­to von hei­ko biel­in­ski (he1b1e). sie mein­te aber „erns­te“ pe­nis­bil­der. ich er­klär­te ihr dass ich für so­was zu gen­ant sei und so­was noch nicht mal für den pri­va­ten ge­brauch ma­chen wür­de. aber über mei­nen tipp mal das post-pri­va­cy-ge­the­se von mi­cha­el see­mann auf prak­ti­sche an­wend­bar­keit zu prü­fen und ihn zu fra­gen, er­freu­te sie sehr.


alle an­de­ren pro­gramm­punk­te die ich heu­te auf dem plan hat­te sind ge­schei­tert. ent­we­der weil ich zu spät kam, der saal über­lief, ich im fal­schen saal sass oder der re­fe­rent (tho­mas fi­scher) den flug ver­passt hat. heu­te nach­mit­tag steht dann noch um 18:45 uhr netz-pu­bli­zis­ten im ge­spräch mit phil­ip ban­se an und na­tür­lich um 20 uhr rand­all mun­roe.


the age of trotz­dem

felix schwenzel in gesehen

sa­scha lobo nahm sich die­ses jahr die frei­heit, sei­ne grund­satz­re­den-the­men nicht auf der re­pu­bli­ca-sei­te an­zu­kün­di­gen, son­dern in di­ver­sen in­ter­views. ich hab zwar nur das wired-in­ter­view dazu ge­fun­den, aber es gibt be­stimmt noch an­de­re. in der wired kün­dig­te er an, die­ses jahr auf die pu­bli­kums­be­schimp­fung zu ver­zich­ten, was er im vor­trag aber schnell als lüge be­zeich­ne­te. na­tür­lich be­schimpf­te er sein pu­bli­kum, und sich selbst gleich mit. er ver­such­te die­ses jahr die ihr-und-ich-dua­li­tät auf­zu­lö­sen, die sich the­ma­tisch durch sei­ne vor­trä­ge der letz­ten jah­ren zog, als er be­ton­te, dass die vor­wür­fe die er „uns“ in den letz­ten jah­ren mach­te, ei­gent­lich pro­jek­tio­nen sei­ner ei­ge­nen un­zu­läng­lich­kei­ten ge­we­sen sei­en.

an­de­rer­seits funk­tio­nie­ren die meis­ten sei­ner gags eben nur mit ei­ner kla­ren tren­nung des lobo-ichs und des pu­bli­kum-ihrs, wes­halb der vor­satz der selbst­be­schimp­fung im lau­fe der vier­stün­di­gen pre­digt der an­der­talb­stün­di­gen grund­satz­re­de (na­tür­lich) ver­san­de­te. rhe­to­risch war das al­les ziem­lich bril­li­ant und ge­schlif­fen und ich mag den leicht pas­to­ra­len ton, den sacha lobo auf sei­nen re­pu­bli­ca-re­den an­schlägt. mir ge­fällt es auch von sa­scha lobo be­schimpft zu wer­den, ei­ner­seits weil er meist recht hat und an­de­rer­seits, weil das (eben) rhe­to­risch meist bril­li­ant ist und sei­ne ana­ly­sen (na­tür­lich) das er­geb­nis lan­gen nach­den­kens sind und (lei­der) meist auf den punkt sind. trotz­dem nei­ge ich tra­di­ti­ons­ge­mäss dazu, ihm in sei­nen schluss­fol­ge­run­gen zu wi­der­spre­chen, weil ich im ge­gen­teil zu ihm, nie be­reit war mei­nen in­ter­net­op­ti­mis­mus (oder ge­nau­er, welt­op­ti­mis­mus) auf­zu­ge­ben.

das woll­te er, mit an­kün­di­gung, in die­sem jahr än­dern, und sei­nen (un­se­ren?) in­ter­net­op­ti­mis­mus wie­der­fin­den. lei­der ge­lang ihm das nur so halb, mit dem hal­bi­ro­ni­schen schlag­wort TROTZ­DEM. ganz schlimm ge­schei­tert ist sein ver­such „uns“, das pu­bli­kum beim TROTZ­DE­Men mit­ein­zu­be­zie­hen, auch wenn es zu min­des­tens ei­ner gu­ten über­lei­tung zum the­ma mü­dig­keit führ­te. als rhe­to­ri­sches werk­zeug war das „TROTZ­DEM“ ziem­lich gut ge­eig­net, wenn sa­scha lobo es al­lei­ne von der büh­ne rief, als kol­lek­ti­ver auf­schrei, als pu­bli­kums- oder ge­mein­de­echo, gings in die hose.

was mir in die­sem jahr mehr als sonst auf­fiel, war das re­cy­cling von vor­han­de­nem ma­te­ri­al. ne­ben et­li­chen the­men aus sei­nen spie­gel-on­line-ko­lum­nen, kam mir auch sein aus­flug zum the­ma snap cash be­kannt vor, den pia klei­ne wie­sen­kamp vor ein paar wo­chen von ei­ner ora­cle-ver­an­stal­tung ins in­ter­net ge­strömt hat­te. die­se wie­der­ver­wen­dung ist na­tür­lich mehr als le­gi­tim, zu­mal das ma­te­ri­al von lobo fast aus­nahms­los bril­li­ant ist (kei­ne iro­nie). al­lein für sei­nen hin­weis dar­auf, dass fast alle iden­ti­fi­zier­ten is­la­mis­ti­schen at­ten­tä­ter be­reits po­li­zei­be­kannt wa­ren oder auf an­ti­ter­ror­lis­ten stan­den, ver­dient sa­scha lobo ei­nen jour­na­lis­ten­preis (oder min­des­tens ei­nen ko­lum­nis­ten­preis). was mir aber, trotz al­ler mü­hen, die sich sa­scha lobo ganz of­fen­sicht­lich ge­macht hat, fehl­te, war eine in­halt­li­che klam­mer, die aus all den schreck­li­chen er­kennt­nis­sen und hi­obs­ana­ly­sen, die er über die jah­re bril­li­ant her­aus­ar­bei­tet, tat­säch­li­chen op­ti­mis­mus oder lö­sungs­an­sät­ze auf­zeigt.

aber da ist sa­scha lobo wie­der bei uns oder bei sei­nem „ihr“, und ge­nau­so su­chend und rat­los wie alle an­de­ren.

na­tür­lich ist sein lö­sungs­an­satz, et­was zu un­ter­neh­men, wirt­schaft­lich er­folg­reich et­was gu­tes, hilf­rei­ches, welt­ver­bes­se­rern­des zu ma­chen, ein prag­ma­ti­scher, gang­ba­rer weg (von vie­len), aber an­de­rer­seits hat er das (leicht va­ri­iert) be­reits vor zwei und vor drei und wahr­schein­lich auch vor vier jah­ren ge­for­dert. das macht nichts von dem was er sagt falsch, aber es macht deut­lich, dass sa­scha lobo’s weg zum op­ti­mis­ten noch sehr weit ist. sein weg zu je­man­dem, der, trotz all der ver­kom­men­heit und nie­der­tracht sig­mar ga­bri­els der welt, op­ti­mis­mus ver­brei­ten kann, ist noch viel wei­ter.

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an­de­re über sa­scha lo­bos vor­trag:


bild von re:pu­bli­ca/jan zapp­ner CC BY 2.0


#rp­ten tag 1

felix schwenzel in artikel

ers­ter pro­gramm­punkt heu­te, mar­cus rich­ter, „what’s in a game?“. sehr schö­ne prä­sen­ta­ti­on die sich ex­pli­zit an nicht-ga­mer (wie mich) rich­te­te, um ih­nen ein paar der gen­res vor­zu­stel­len. neu­gie­ri­ger auf (com­pu­ter-) spie­len war ich nach dem vor­trag nicht, aber da­für weiss ich jetzt, dass man eine wii-fern­be­die­nung auch als prä­sen­ta­ti­ons­kli­cker be­nut­zer kann.


wich­tigs­ter hash­tag die­ses jahr dürf­te #bal­lon­sel­fie sein. oder min­des­tens das bal­lon­sel­fie-mo­tiv.


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zwei­ter pro­g­ram­punkt: doo­ce aka hea­ther arm­strong mit the cou­ra­ge of com­pas­si­on: trans­forming your ex­pe­ri­ence with cri­ti­cism. lei­der völ­lig un­ter­be­sucht, aber ich fand es toll hea­ther arm­strong mal in echt zu se­hen, ih­ren sub­ti­len, nicht ganz of­fen­sicht­li­chen hu­mor ge­spro­chen zu er­le­ben. stage 1 scheint mir ein biss­chen klei­ner als letz­tes jahr zu sein, also so­wohl die büh­ne selbst, als auch der zu­schau­er­raum.

sehr prä­sent auch die ka­me­ra­men­schen, für die be­die­nung die­ses ka­me­ra­wa­gens wer­den üb­ri­gens drei men­schen be­nö­tigt. ei­ner der die ka­me­ra führt, ei­ner der den wa­gen zieht und drückt und ei­ner der sich um die ka­bel kü­mert.

ka­me­ra­men­schen, ka­bel­trä­ger nicht im bild

auf­fäl­lig auf dem ge­län­de der re­pu­bli­ca, ist die­ses jahr die ex­tre­me räum­li­che ent­dich­tung. in der hal­le in der frü­her ne­ben der stage 2 noch zwei an­de­re büh­nen un­ter­ge­bracht wa­ren, ist die­ses jahr nur eine büh­ne (und die ga­dero­be).

stage 2

das kühl­haus ne­ben dem ein­gang wird be­spielt, hin­ter dem kom­lex, qua­si auf dem hin­ter­hof wur­de die frei­flä­che ge­öff­net und mit es­sens­stän­den, son­nen­stüh­len und lie­ge­bän­ken voll­ge­stellt. dank des san­di­gen un­ter­grunds kommt hier wirk­lich die viel be­schwo­re­ne fes­ti­val­stim­mung auf. lei­der ist es dort für mei­ne ver­hält­nis­se viel zu hell.

der re­pu­bli­ca hin­ter­hof

of­fen­sicht­lich fin­det dort abends auch das par­ty-ge­döns statt und ex­tra für die par­ty gibt es ei­nen se­pa­ra­ten zu­gang zum par­ty­ge­län­de.


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drit­ter pro­gramm­punkt: mo­ritz metz mit flie­gen­de com­pu­ter und ihre toll­küh­nen pi­lo­ten. das war eine sehr an­ge­neh­me prä­sen­ta­ti­on zum, auf den ers­ten blick, eher drö­gen the­ma droh­nen, aber weil mo­ritz metz sehr viel­schich­ti­ges ma­te­ri­al zeig­te, war das in kei­ner se­kun­de lang­wei­lig. im ge­gen­teil, mit ei­ner et­was auf­ge­räum­te­ren er­zähl­art hät­te mo­ritz metz die prä­sen­ta­ti­on auch lo­cker auf eine stun­de aus­deh­nen kön­nen, ohne dass es lang­wei­lig ge­wor­den wäre.

mir ge­fiel die par­al­le­le die mo­ritz metz vom in­ter­net zu droh­nen, bzw. zum luft­raum zog auch sehr gut. wie das in­ter­net vor 10, 15 jah­ren, ist jetzt auch der luft­raum, dank mo­der­ner tech­no­lo­gien, für je­der­mann zu­gäng­lich und der­zeit noch mehr oder we­ni­ger un­re­gu­liert.

so lan­ge die auf­zeich­nung des vor­trags nicht on­line ist, aber auch ein­fach so, kann man sich das deutsch­land­ra­dio-fea­ture von mo­ritz metz zu droh­nen an­se­hen oder an­hö­ren.


auf der re­pu­bli­ca gibt es ei­ge­ne toi­let­ten für DJs.


heu­te ist mir gün­ther oet­tin­ger zwei­mal über den weg ge­lau­fen. zwei­mal habe ich ihn ver­sucht zu fo­to­gra­fie­ren, fo­tos von oet­tin­ger kann man ja im­mer gut ge­brau­chen, zwei­mal bin ich ge­schei­tert, ein brauch­ba­res foto zu schies­sen. es sei denn, je­mand fin­det ein foto von gün­ther oet­tin­ger, wie er te­le­fo­nie­rend in sein auto ein­steigt, brauch­bar.

gün­ther oet­tin­ger steigt in ein auto ein

vier­ter pro­gramm­punkt, ju­lia reda mit en­ding ge­o­blo­cking: this con­tent re­al­ly ought to be available in your coun­try. ju­lia reda ist blitz­ge­scheit, re­det ge­schlif­fen wie ein was­ser­fall und ist auf eine ganz be­stimm­te art sehr nerdig. das meis­te was sie in ih­rem vor­trag be­sprach, war mir nicht wirk­lich neu, aber wie sie es be­sprach und auf­ar­bei­te­te, fand ich min­des­tens so in­ter­es­sant wie die sen­dung mit der maus oder eine stun­de rhe­to­rik­trai­ning.

und, soll­te es ir­gend­ei­ne ge­le­gen­heit dazu ge­ben, ju­lia reda nach die­ser le­gis­la­tur­pe­ri­ode wie­der ins eu­ro­pa­par­la­ment zu brin­gen, ich wäre be­reit auch wie­der (aus­nahms­wei­se) pi­ra­ten zu wäh­len. sie ist wirk­lich eine gute, die man nach kräf­ten un­ter­stüt­zen soll­te. auch wenn das nur mi­ni­mal un­ter­stüt­zend ist, hier ein link zu ih­rem blog.


sel­fies sind, wie ge­sagt, nach wie vor ein gros­ses the­ma.




gold auch.


ach ja: gu­tes in­ter­view mit sa­scha lobo in der wired, in dem vor­ankün­digt wird, dass er vor­ankün­di­gen wür­de, über was er heu­te abend ab 19:45 uhr re­den wird. stimmt viel­elicht zum teil so­gar.


[nach­trag 03.05.2016]
mei­ne kurz-re­zen­si­on von sa­scha lo­bos vor­trag


ia, amp, rss, syn­di­ka­ti­on, blog­gen

felix schwenzel in artikel

vie­le leu­te glau­ben ja, dass face­book das blog­gen zer­stö­re, oder blog­gern zu­min­dest so viel zeit und auf­merk­sam­keit neh­me, dass sie sich kaum noch um ihre ei­ge­nen gär­ten küm­mern, son­dern in face­books „ein­ge­mau­er­ten gar­ten“ schrei­ben.

(den be­griff des „ein­ge­mau­er­ten gar­tens“ habe ich beim schock­wel­len­rei­ter auf­ge­nom­men.)

ver­mut­lich ist da was dran, ich bin zum bei­spiel im­mer (leicht) entäuscht, wenn pe­ter breu­er face­book mit sei­nen klei­nen, wit­zi­gen ge­schich­ten voll­schreibt, statt sei­nes blogs. im­mer­hin, ab und zu, schreibt er dann auch in sein blog. vie­le leu­te hal­ten face­book wohl auch für eine in­kar­na­ti­on des bö­sen, oder zu­min­dest für et­was furcht­ba­res:

Face­book ver­sucht, das In­ter­net zu sein und Blogs zu er­set­zen bzw. in sein Uni­ver­sum ein­zu­ver­lei­ben. Das ist furcht­bar […].

die­ser kom­men­tar stand un­ter mei­ner kur­zen lo­bes­hym­ne der in­stant ar­tic­les von face­book. die lau­fen jetzt seit knapp ei­ner wo­che hier mit, dass heisst alle et­was län­ge­ren ar­ti­kel, die ich auf wir­res.net ins in­ter­net schrei­be, wer­den per RSS auch in face­books da­ten­cen­ter ein­ge­speist und dann an­ge­zeigt, wenn je­mand ei­nen link auf ei­nen die­ser ar­ti­kel in der mo­bi­len face­book app klickt. wer ohne app auf links zu den ar­ti­keln klickt, lan­det, nach wie vor, hier im blog.

die tech­nik funk­tio­niert er­freu­lich zu­ver­läs­sig. face­book liest den feed alle drei bis vier mi­nu­ten ein und wenn ich ei­nen ar­ti­kel ver­öf­fent­li­che, liegt er spä­tes­tens ein paar mi­nu­ten spä­ter auch als op­ti­mier­te, ge­cach­te ver­si­on in der face­book app vor. än­de­run­gen an den ar­ti­keln wer­den klag­los syn­chro­ni­siert, dass heisst die ori­gi­nal­ver­si­on hier und die ko­pie in der face­book-app sind im­mer auf dem glei­chen stand.

dass ich mich ne­ben der in­itia­len ein­rich­tung um nichts küm­mern muss, ge­nau­so we­nig wie mit al­lem an­de­ren was mit RSS zu tun hat, ist äus­serst an­ge­nehm und er­füllt alle er­war­tun­gen, die ich be­reits vor knapp ei­nem jahr hat­te:

in­stant ar­tic­les sind ei­gent­lich nichts an­de­res als „Pu­blish (on your) Own Site, Syn­di­ca­te El­se­whe­re“, kurz „POS­SE“. POS­SE be­schreibt eine in­die­web-tech­nik, bei der man (ob­vious­ly) in­hal­te zu­erst auf sei­ner ei­ge­nen web­sei­te ver­öf­fent­licht und sie dann auf be­lie­bi­ge wei­te­re sei­ten syn­di­ziert. das in­die­web­camp-wiki drückt den ent­schei­den­den punkt so aus:

POS­SE lets your fri­ends keep using wha­te­ver they use to read your stuff (e.g. silo ag­gre­ga­tors like Face­book, Tumb­lr, Twit­ter, etc.).

seit ein, zwei jah­ren habe ich das blog­gen für mich neu — oder schär­fer — de­fi­niert. ich sehe mein blog kon­se­quent als of­fe­ne sam­mel­stel­le und ver­tei­ler. al­les was ich ins in­ter­net oder auf pa­pier schrei­be, ko­pie­re ich auch hier­hin, oder, noch lie­ber, ich schrei­be es auf wir­res.net und ver­tei­le es dann nach ir­gend­wo. film­kri­ti­ken schrei­be ich zu­erst hier und ko­pie­re sie dann (der­zeit) zu let­ter­boxd.com. in­sta­gram­me ko­pie­re ich zu­nächst (au­to­ma­tisch) hier­hin und ver­tei­le sie dann (au­to­ma­tisch) von hier zu face­book und twit­ter. sta­tus­nach­rich­ten schrei­be ich hier und ko­pie­re sie dann voll oder se­mi­au­to­ma­tisch zu twit­ter oder face­book. check­ins ma­che ich per swarm-app, ko­pie­re sie aber au­to­ma­tisch hier hin. fa­vo­ri­ten set­ze ich per book­mar­klet so, dass sie im je­wei­li­gen so­cial net­work lan­den und hier.

wer will kann sich al­les was ich schrei­be hier an­se­hen, für alle an­de­ren pum­pe ich mei­ne in­hal­te da­hin, wo ich es für sinn­voll er­ach­te, oder glau­be, die leu­te zu er­rei­chen, die ich er­rei­chen möch­te.

und da­mit bin ich wie­der beim an­fangs­ge­dan­ken: zer­stört face­book blogs — oder gar das („freie“, „wil­de“) in­ter­net?

ich glau­be nein, auch wenn es irre viel auf­merk­sam­keit an sich zieht. aber das prin­zip der in­stant ar­tic­les, hat mei­ner an­sicht nach so­gar das zeug dazu, blogs zu ei­ner re­nais­sance zu ver­hel­fen. denn um ei­nen in­stant ar­tic­le zu er­stel­len, muss ich erst­mal ei­nen ori­gi­nal­ar­ti­kel im netz aus­ser­halb von face­book er­stel­len: auf mei­nem ei­ge­nen blog, auf word­press oder wo auch im­mer. der­zeit ist die plug­in-in­stal­la­ti­on oder in­stant-ar­tic­le-kon­fi­gu­ra­ti­on wohl noch et­was kom­pli­ziert für vie­le, bzw. die plug­ins noch nicht ganz aus­ge­reift, aber das wird sich än­dern. face­book un­ter­stützt mit den in­stant ar­tic­les im prin­zip den in­die­web-ge­dan­ken des „Pu­blish (on your) Own Site, Syn­di­ca­te El­se­whe­re“, des syn­di­zie­rens.

ei­gent­lich hat­te ich die hoff­nung, dass an­de­re tech­no­lo­gie­kon­zer­ne so et­was auch ma­chen. me­di­um hat das seit knapp ei­nem jahr sehr halb­herzg um­ge­setzt: auch an sein me­di­um-kon­to, kann man ei­nen RSS-feed flan­schen, aber ar­ti­kel wer­den nur ein­mal in­iti­al ein­ge­le­sen und dann nie wie­der ak­tua­li­siert. auch die um­set­zung von spe­zi­el­len ge­stal­tungs­ele­men­ten, wie es die in­stant ar­tic­les er­lau­ben, un­ter­stützt me­di­um nicht. twit­ter hat vor ei­nem hal­ben jahr an­ge­kün­digt, die goog­le AMP-in­itia­ti­ve zu un­ter­stüt­zen. das hät­te zum bei­spiel den vor­teil, dass in twit­ter ver­link­te ar­ti­kel, in der twit­ter-app vor­ge­r­en­dert und -ge­cached wer­den könn­ten und sich so an­füh­len wür­den, als wä­ren sie teil der twit­ter-app und kei­ne lang­sam la­den­den ex­ter­nen web­sei­ten. goog­le selbst scheint den roll­out von AMP wie­der mas­siv zu­rück­ge­fah­ren zu ha­ben, zu­min­dest für klei­ne pu­blisher oder blog­ger. viel­leicht war das doch al­les zu kom­pli­ziert, für eine mas­sen­haf­te nut­zung.


be­reits letz­tes jahr schrieb ich, dass die in­stant ar­tic­les sich nicht von RSS, wie ich es nut­ze, un­ter­schei­den. ich lese per RSS 1200 quel­len, die mein heiss­ge­lieb­ter RSS-ree­der vor­lädt, auf dem te­le­fon zwi­schen­spei­chert und mir in se­kun­den­schnel­le, per­fekt les­bar und be­freit von al­lem tand, an­zeigt. face­book wird so zu et­was, was bis­her aus­schliess­lich tech­nisch ver­sier­te men­schen per RSS ge­nutzt ha­ben: ein ein­fa­cher, von al­len leicht zu be­die­nen­der feed-rea­der.


na­tür­lich ist da was dran, was ich oben zi­tiert habe, face­book ver­su­che, „das In­ter­net zu sein“ oder zu­min­dest die leu­te dazu zu brin­gen, ma­xi­mal viel le­bens­zeit auf face­book zu ver­brin­gen. da­ge­gen kann je­der et­was tun, nicht in­dem man face­book mei­det oder nicht mehr mit in­hal­ten be­lie­fert, son­dern in­dem man ei­nen fall­back schafft — oder bes­ser, eine al­ter­na­ti­ve. oder um im gar­ten­bild zu blei­ben: wir soll­ten un­ser ge­mü­se vor al­lem in un­se­ren gär­ten an­pflan­zen, die kul­tur­tech­ni­ken des gar­ten­baus wei­ter pfle­gen — ohne un­se­re gär­ten selbst zu­zu­mau­ern. aber war­um soll­ten wir un­ser selbst an­ge­bau­tes ge­mü­se nicht auch auf dem gross­markt an­bie­ten, wenn dort die meis­ten in­ter­es­sen­ten sind? wenn es süs­se trau­ben nur auf dem gross­markt und nicht in den nach­bar­gär­ten gibt, war­um dar­auf ver­zich­ten?

oder an­ders ge­fragt, wie sol­len wir an­de­re leu­te da­von über­zeu­gen, dass es al­ter­na­ti­ven zu face­book gibt, wenn wir un­ser wohl­duf­ten­des ge­mü­se nicht auch zu face­book brin­gen oder uns in un­se­rer ex­klu­siv­tät ein­mau­ern? ich glau­be, die ideen des in­die­webs kön­nen hel­fen, blü­hen­de land­schaf­ten ne­ben den blau­en gi­gan­ten ent­ste­hen und fort­exi­sie­ren zu las­sen. aber da­für müs­sen wir (wie­der) alle mehr im ei­ge­nen gar­ten blog­gen.


bru­der klaus ka­pel­le

felix schwenzel in artikel

gute ar­chi­tek­tur lenkt den blick, schlech­te lei­der auch. das ist im prin­zip wie beim film. sind re­gie- und ka­me­ra­mensch wirk­lich gut, wäh­len sie aus­schnit­te, per­spek­ti­ven und be­we­gun­gen so, dass sie der sze­ne oder dem ge­samt­werk die­nen. bei fil­men kön­nen wir die­se qua­li­tä­ten gut er­ken­nen, ei­ner­seits, weil wir gut ge­schult in der wahr­neh­mung und re­zep­ti­on von film­kunst sind, an­de­rer­seits, weil wir die per­spek­ti­ve nicht erst fin­den müs­sen, son­dern sie uns fer­tig prä­sen­tiert wird.

bei ar­chi­tek­tur ist das an­ders. in und um bau­ten kön­nen wir die per­spek­ti­ve be­lie­big ver­schie­ben und wech­seln, in­dem wir uns be­we­gen. öff­nun­gen, rah­men oder ach­sen hel­fen uns zwar da­bei, uns zu ori­en­tie­ren, da aber ar­chi­tek­tur vom kon­text (der um­ge­bung) und der nut­zung ab­hängt, wird es noch­mal schwie­ri­ger qua­li­tä­ten zu er­ken­nen. manch­mal hel­fen uns fo­to­gra­fien bei der ori­en­tie­rung, fo­to­gra­fien von leu­ten die sich mit per­spek­ti­ven aus­ken­nen und uns hel­fen kön­nen qua­li­tä­ten zu er­ken­nen, die wir vor­her nicht er­kannt ha­ben.

der schwei­zer ar­chi­tekt pe­ter zum­thor macht es uns re­la­tiv leicht die qua­li­tä­ten sei­ner ar­bei­ten im raum zu er­ken­nen. ich glau­be das funk­tio­niert vor al­lem des­halb, weil er sich in­ten­siv mit den or­ten aus­ein­an­der­setzt, an de­nen er baut und sei­ne ar­chi­tek­tur — auch wenn sich das ab­ge­grif­fen an­hört — in ei­nen dia­log tre­ten lässt. ich bin den bau­ten von pe­ter zum­thor schon oft hin­ter­her­ge­reist, un­ter an­de­rem nach grau­bün­den, wo ich mir vor gut 20 jah­ren die wun­der­ba­re ka­pel­le des hei­li­gen be­ne­dikt ober­halb von sum­vitg an­ge­se­hen habe, oder das ther­mal­bad in vals. in ös­te­reich hab ich mir mal das kunst­haus in bre­genz an­ge­se­hen und dem­nächst™ möch­te ich un­be­dingt das kunst­mu­se­um des erz­bis­tums köln be­sich­ti­gen.

vor etwa ei­nem jahr hat­te ich mir vor­ge­nom­men, die bru­der klaus ka­pel­le in wa­chen­dorf von pe­ter zum­thor auf­zu­su­chen. vor knapp ei­nem mo­nat war ich dort und habe bis­her nur ein bild vom be­such dort gein­sta­gr­amt.

die ka­pel­le thront auf ei­nem acker, der sich qua­si am arsch der welt be­fin­det, in ei­nem klei­nen ei­fel­dorf. um zur ka­pel­le zu ge­lan­gen muss man un­ge­fähr ei­nen ki­lo­me­ter von ei­nem park­platz über äcker lau­fen.

man sieht die ka­pel­le den gan­zen weg über, sie steht wie ein in den acker ge­ramm­tes bau­klötz­chen oben am hü­gel. an dem tag an dem wir in wa­chen­dorf wa­ren, blies ein hef­ti­ger wind, was zu wun­der­ba­ren licht­wech­seln führ­te.




die ka­pel­le macht auf den ers­ten blick nicht viel her, sie sieht in der tat aus wie ein kom­pli­zier­tes bau­klötz­chen oder ein be­ton-bun­ker, aber sie hat eine fas­zi­nie­ren­de ei­gen­schaft. sie lenkt den blick. beim an­marsch auf die ka­pel­le, setzt man sie stän­dig in re­la­ti­on zur land­schaft, staunt über das chan­gie­ren­de, ste­chen­de braun der acker­bö­den, setzt die hü­gel und den him­mel in be­zie­hung, bzw. staunt über den gran­dio­sen ei­fel­him­mel und die wei­te die sich öff­net, wenn man die ka­pel­le aus der ent­fer­nung be­trach­tet. aus der nähe, beim her­um­lau­fen um den bau, schnei­den die schar­fen kan­ten der ka­pel­le wie­der sicht­ach­sen zu­recht und ge­ben der land­schaft halt.

blick von der ka­pel­le auf wa­chen­dorf

der in­nen­raum der ka­pel­le ist zelt­för­mig zum him­mel ge­öff­net, oben ist ein­fach ein loch in der de­cke, durch das licht und re­gen fällt. auf dem bo­den der ka­pel­le steht das was­ser an ein paar stel­len, es ist rus­sig dun­kel und re­la­tiv eng. in den wän­den be­fin­den sich klei­ne lö­cher die mit glas ge­füllt sind und die die wän­de mit licht­punk­ten struk­tu­rie­ren.

auch wenn man auf dem weg zur ka­pel­le die gan­ze zeit den him­mel ge­se­hen hat, er­zwingt das loch in der de­cke, eine ganz neue per­spek­ti­ve auf den him­mel. in der theo­rie wis­sen wir alle, dass die per­spek­ti­ve vom stand­punkt ab­hängt, aber das zu er­le­ben, in die­ser form, ist wirk­lich fas­zi­nie­rend und nur an­satz­wei­se in die­sem ver­wa­ckel­ten vi­deo zu er­ken­nen.





aus die­sem le­sens­wer­ten zeit-in­ter­view, habe ich fol­gen­des zum­thor-zi­tat ko­piert:

Ich habe an der Uni­ver­si­tät in Mend­ri­sio den Stu­den­ten im­mer ge­sagt: „Ihr habt jetzt die Auf­ga­be, Häu­ser zu ma­chen, die auf eine Stadt, eine Land­schaft re­agie­ren. Das Wich­tigs­te da­bei ist, dass ihr auf eure ei­ge­nen in­ne­ren Bil­dern von Schön­heit oder Stim­mig­keit re­agiert.“ Es geht um den Pro­zess von Schau­en und Füh­len, aus dem sich For­men er­ge­ben, de­ren Wir­kung man prü­fen muss. Das ist eine künst­le­ri­sche Ar­beit. Beim Bau­en selbst kommt viel Theo­re­ti­sches und Tech­ni­sches dazu. Aber der An­fang ist der­sel­be wie beim Ma­ler oder Schrift­stel­ler, es ist Au­toren­ar­beit. Und dann gibt es Glücks­mo­men­te, in de­nen et­was Über­ra­schen­des ent­steht.

 


prin­ce

felix schwenzel in notiert

was pe­ter breu­er hier über prin­ce schreibt, ins­be­son­de­re im ers­ten ab­satz, über mu­sik, kann ich sehr gut nach­voll­zie­hen:

Pop­mu­sik fängt an, wenn das Ver­lie­ben be­ginnt. Das ist Teil der mensch­li­chen DNA. Die Bands oder Mu­si­ker, für die man sich in die­ser Zeit ent­schei­det, sind wie die ers­te un­glück­li­che Lie­be, der ers­te Kuss und der ers­te Sex – Ver­ges­sen un­mög­lich. Man kann vie­les ir­gend­wie mö­gen, aber die­ser Flash, schon nach drei Tak­ten zu wis­sen, dass die­se Ge­schich­te jetzt et­was Erns­tes wird, ist ein Mo­ment, der mit den Jah­ren lei­der sel­te­ner wird. Ob die Mu­si­ker, die die­se Tak­te spie­len, mit 27 ster­ben oder mit 57, ist egal, sie wer­den oh­ne­hin für im­mer 27 blei­ben. Prin­ce starb ges­tern mit 27 Jah­ren und über 30 Jah­re nach dem ers­ten Kuss.

kön­nen wir uns wahr­schein­lich im ers­ten ab­satz alle als mu­si­kopfer re­zi­pi­en­ten von mu­sik iden­ti­fi­zie­ren, wer­den die fol­gen­den vier ab­sät­ze, die er schreibt, prin­ce selbst und sei­nem wir­ken sehr ge­recht.

aber es ist na­tür­lich al­les noch viel kom­pli­zier­ter. denn wirk­lich gute mu­si­ker ster­ben im lau­fe ih­res le­bens mehr­fach, we­ni­ger gute sel­te­ner. prin­ce war, als ich (zum bei­spiel) pa­ra­de zu lie­ben be­gann, schon lan­ge wei­ter­ge­zo­gen, zu neu­en ufern. so eine mu­si­ka­li­sche pha­se fühlt sich aus der per­spek­ti­ve des mu­si­ker wahr­schein­lich an, wie eine häu­tung. der häu­tungs­pro­zess ist lang­wie­rig und an­stren­gend, aber am ende bleibt to­tes ge­we­be.

die­ses tote ge­we­be ist, was wir als fans be­wun­dern. dank mo­der­ner tech­nik ist es mil­lio­nen­fach re­pro­du­zier­bar, oft ist es wun­der­schön, edel und im bes­ten fall kön­nen wir es jahr­zehn­te­lang nut­zen, um schö­ne ge­füh­le in uns her­vor­zu­ru­fen. der mu­si­ker, der es pro­du­ziert hat, ist längst ge­wach­sen (oder ge­schrumpft) und mit der nächs­ten häu­tung be­schäf­tigt.

mit der ab­ge­leg­ten haut be­schäf­ti­gen wir uns teil­wei­se sehr in­ten­siv, ken­nen jede ein­zel­ne schup­pe und ver­wech­seln sie oft mit dem- oder der­je­ni­gen, die sie vor vie­len jah­ren ab­ge­legt hat. man­che mu­si­ker be­herr­schen das häu­ten sehr gut, und pro­du­zie­ren stän­dig neue häu­te, die uns im­mer wie­der er­neut be­geis­tern kön­nen. an­de­re be­herr­schen das we­ni­ger gut und ver­su­chen jah­re­lang in ihre al­ten häu­te zu­rück­zu­krie­chen oder sind ent­täuscht, dass ihre neu ab­ge­leg­ten häu­te nie­man­den mehr zu be­geis­tern ver­mö­gen.

mu­sik ist ein spiel mit dem le­ben und dem tod — oder we­ni­ger dra­ma­tisch, ein hit, ein voll­tref­fer, kann haupt­ge­winn und höchst­stra­fe zu­gleich sein. wenn man sich von auf­merk­sam­keit oder ap­plaus er­nährt, fühlt sich aus­blei­ben­de auf­merk­sam­keit, oder auf­merk­sam­keit für längst ver­gan­ge­nes und ab­ge­leg­tes, mut­mass­lich wie ein dolch­stoss an.

oder noch­mal an­ders: der prin­ce, von dem ich fan bin, war schon tot, als prin­ce noch leb­te. mit sei­nem neue­ren werk, konn­te ich nichts an­fan­gen, auch wenn ich es mehr­fach pro­biert habe. aus­ser­halb mei­ner sub­jek­ti­ven wahr­neh­mungs­bla­se, war prin­ce aber (na­tür­lich) al­les an­de­re als tot, son­dern quick­le­ben­dig und ak­tiv. und dass es, um das zu be­mer­ken, des ech­ten, end­gül­ti­gem, grau­sam un­er­bit­ter­li­chen to­des be­durf­te, macht mich jetzt dop­pelt trau­rig und er­in­nert mich dar­an, wie wich­tig es ist, zu­nei­gung, freund­schaft, lie­be und be­zie­hun­gen vor dem tod zu le­ben; wie wich­tig es wäre, hin und wie­der an die vie­len men­schen in mei­nem le­ben zu den­ken, die ich ver­ges­sen oder aus den au­gen ver­lo­ren habe. es soll­te ei­gent­lich nicht der tod sein, der uns an un­se­re lie­ben, die le­ben­den oder un­se­re lei­den­schaf­ten er­in­nert. aber, das muss man dem tod las­sen, er funk­tio­niert da in sei­ner un­er­bit­ter­lich­keit, ziem­lich gut.


Schö­ner Schaum

felix schwenzel in artikel

Nach der ers­ten Re­pu­bli­ca im Jahr 2007, pro­phe­zeih­te Mar­tin Schöb in der FAZ der Re­pu­bli­ca (und Blogs all­ge­mein) eine düs­te­re Zu­kunft: sie wür­den kon­se­quent „un­ter­halb der Auf­merk­sam­keits­schwel­le“ all je­ner blei­ben, die „ihr Le­ben nicht im Netz ver­brin­gen“. Aus­ser­dem wür­den „mei­nungs­füh­ren­de Blogs“ ohne die „Be­zugs­grö­ße Print“ zu­sam­men­fal­len, wie ein „Heiß­luft­bal­lon ohne Flam­me“.

Neun Jah­re spä­ter zeigt sich, dass Schöb gleich­zei­tig recht hat­te und fürch­ter­lich da­ne­ben lag. Tat­säch­lich sind vie­le der „mei­nungs­füh­ren­den Blogs“, um die sich die Re­pu­bli­ca 2007 kris­tal­li­sier­te, in sich zu­sam­men­ge­fal­len, aber eben­so brö­ckelt die „Be­zugs­grö­ße Print“. Was aber über­haupt nicht brö­ckelt oder un­ter Auf­merk­sam­keits­de­fi­zi­ten lei­det, ist die Re­pu­bli­ca, sie ist sel­ber zu ei­ner Be­zugs­grö­ße ge­wor­den und brennt auf höchs­ter Flam­me. Wa­ren es 2007 noch 600 bis 700 Teil­neh­men­de, ka­men 2015 be­reits 7000 In­ter­net­nut­zer, zehn Pro­zent da­von üb­ri­gens als ak­kre­di­tier­te Jour­na­lis­ten und Jour­na­lis­tin­nen. Die­ses Jahr wer­den noch­mal rund 1000 Men­schen mehr er­war­tet.

Die Re­pu­bli­ca war von An­fang an eine Ge­sell­schafts­kon­fe­renz, auch wenn sie zu­nächst als nerdi­ge Blog­ger­ver­samm­lung wahr­ge­nom­men wur­de. Im Lau­fe der Zeit ka­men im­mer mehr Men­schen, die mit dem di­gi­ta­len Wan­del in Be­rüh­rung ka­men, und spra­chen aus un­ter­schied­lichs­ten Per­spek­ti­ven dar­über, wie das Netz Ihr Le­ben be­ein­flusst. So spricht der Ma­the­ma­ti­ker und Wirt­schafts­phi­lo­soph Gun­ter Dueck die­ses Jahr schon zum vier­ten mal dar­über, wie der di­gi­ta­le Wan­del die Ar­beits­welt um­krem­pelt. 2012 sprach der Re­gie­rungs­spre­cher Stef­fen Sei­bert dar­über, wie das Netz die Re­gie­rungs­ar­beit be­ein­flusst, der aus­ge­bil­de­te Te­le­fon­seel­sor­ger und Ak­ti­vist Raúl Kraut­hau­sen er­zähl­te im glei­chen Jahr, wie er das Netz nutzt, um für gleich­brech­tig­te Teil­ha­be zu kämp­fen und die Blog­ge­rin und Au­torin Anne Wiz­o­rek be­schrieb im Jahr dar­auf, wie das Netz und Hash­tags den Fe­mi­nis­mus ver­än­dern.

Über das Le­ben im Netz, die Ar­beits­welt, den di­gi­ta­len und ge­sell­schaft­li­chen Wan­del, Teil­ha­be und Ge­rechitgkeit zu re­den, galt vor neun Jah­ren noch als skan­da­lös selbst­re­fe­ren­zi­ell. Na­tür­lich sind die The­men der Re­pu­bli­ca nach wie vor selbst­re­fe­ren­zi­ell, aber mitt­ler­wei­le ist das The­men­spek­trum der Re­pu­bli­ca so stark auf­ge­fä­chert, dass selbst Jour­na­lis­ten, Po­li­ti­ker oder Un­ter­neh­mer The­men fin­den, die sie ver­ste­hen oder die sie in­ter­es­sie­ren. So­bald man sich für ein The­ma in­ter­es­siert oder da­von be­trof­fen ist, stört Selbst­re­fe­ren­zia­li­tät be­kannt­lich nicht mehr.

Dass der Vor­wurf der Selbst­re­fe­ren­zia­li­tät mitt­ler­wei­le über­wun­den ist, nimmt die Re­pu­bli­ca in die­sem Jahr zum An­lass, sie zum of­fi­zi­el­len Mot­to zu ma­chen. Auf ih­rer Web­site kün­digt die Re­pu­bli­ca ge­mein­sa­mes „Zu­rück­bli­cken und Re­flek­tie­ren“ an und will al­len Gäs­ten „dan­kend den Spie­gel“ rei­chen: „Du bist die re:pu­bli­ca. TEN ist NET.

Bei ober­fläch­li­cher Be­trach­tung er­schliesst es sich viel­leicht nicht di­rekt, aber die Welt — und das Netz ganz be­son­ders — be­steht aus Men­schen, die sich in vie­len ver­schie­de­nen (Fil­ter-) Bla­sen zu­sam­men­bal­len. Nor­ma­ler­wei­se ist der Aus­tausch zwi­schen die­sen Bla­sen ein­ge­schränkt, aber ein­mal im Jahr, wenn Re­prä­sen­tan­ten un­zäh­li­ger Bla­sen sich in Ber­lin tref­fen, bil­den sie ei­nen wun­der­ba­ren Schaum­tep­pich, der die Re­pu­bli­ca erst in­ter­es­sant macht.

Die­ser Re­pu­bli­ca-Schaum ist wie das Netz: da ist al­les drin, In­ter­es­san­tes, we­ni­ger In­ter­es­san­tes, Re­le­van­tes und Ir­rele­van­tes, An­ge­neh­mes und Ab­stos­sen­des. Der Witz ist, dass man sich das Rich­ti­ge rau­s­pickt oder bes­ser: ein­fach rein­springt. Oder noch bes­ser: ein­fach auf den Hof stel­len, Bier trin­ken und ab­war­ten was pas­siert. Funk­tio­niert im­mer. Auf der Re­pu­bli­ca, im Netz und im Rest der Welt.


der ar­ti­kel er­scheint par­al­lel (ge­kürzt und re­di­giert) in der ak­tu­el­len-aus­ga­be (09/16) der tip ber­lin, die da­für auch ein ho­no­rar ge­zahlt hat — des­halb ent­hält der ar­ti­kel gross­buch­sta­ben. den (schö­nen) ti­tel hat sich der tip-re­dak­teur erik hei­er aus­ge­dacht.
wie alle mei­ne ar­ti­kel, steht auch die­ser ar­ti­kel un­ter ei­ner cc-li­zenz (CC BY-SA 3.0) und kann da­mit auch von an­de­ren ver­wen­det wer­den.


mein pro­gramm für die #rp­TEN

felix schwenzel in notiert

ich habe mir aus dem of­fi­zi­el­len pro­gramm die ver­an­stal­tun­gen her­aus­ge­pickt, die ich un­be­dingt an­se­hen möch­te. die ver­an­stal­tun­gen habe ich in ei­nem goog­le-ka­len­der (html-, ics-ver­si­on) ge­legt.


HEATHER ARMSTRONG

The Cou­ra­ge of Com­pas­si­on: Trans­forming Your Ex­pe­ri­ence With Cri­ti­cism

doo­ce lese ich zwar nicht all­zu viel, aber es ge­hört schon seit vie­len jah­ren zu mei­nen lieb­lings­blogs. egal über was sie re­det, ich will das se­hen.

SARAH WILLIAMS

Key­note Sa­rah Wil­liams

auch egal über was sie re­det, ar­chi­tek­tin­nen und städ­te­pla­ne­rin­nen höre ich fast im­mer sehr, sehr ger­ne zu. an­de­rer­seits, eine zei­le text zur key­note, wäre nicht schlecht ge­we­sen. aber wenn die key­note-an­kün­di­gung kei­ne be­schrei­bung ent­hält, ist das ein zei­chen, dass das rp­TEN or­ga­ni­sa­ti­ons­team die­se spea­ke­rin un­be­dingt ha­ben woll­te und so viel­ver­spre­chend fin­det, dass sie sich an kei­ne re­geln hal­ten muss.

MORITZ METZ

Flie­gen­de Com­pu­ter und ihre toll­küh­nen Pi­lo­ten

mo­ritz metz kann ich stun­den­lang zu­hö­ren, aus­ser im ra­dio, wo er ar­bei­tet (weil ich kein ra­dio höre). aber wenn er auf der re­pu­bli­ca spricht, möch­te ich ihn hö­ren, zu­mal er sehr schö­ne vor­trä­ge hält und zeigt.

SASCHA LOBO

The Age of Trotz­dem

er hat ein jahr pau­se ge­macht und ich bin si­cher, dies­mal wer­den wir kein zeu­ge tech­ni­scher pan­nen, son­dern zeu­gen stei­ler the­sen und gu­ter un­ter­hal­tung.

JULIA REDA

En­ding ge­o­blo­cking: This con­tent re­al­ly ought to be available in your coun­try

lang­wei­li­ges the­ma, aber das ist die spe­zia­li­tät von ju­lia reda, lang­wei­li­ge the­men ver­ständ­lich, span­nend und nach­voll­zieh­bar auf­zu­ar­bei­ten. so macht sie das je­den­falls in ih­rem blog. ju­lia reda ist pi­ra­tin und ein gu­ter grund, zur eu­ro­pa­par­la­ments­wahl noch­mal zu er­wä­gen pi­ra­ten zu wäh­len, wenn sie bis da­hin nicht die par­tei ge­wech­selt hat.

JOERG HEIDRICH

Was tun ge­gen den Hass im Netz?
joerg heid­rich ist jus­ti­zi­ar des hei­se-ver­lags und sein vor­trag wird mög­li­cher­wei­se sehr for­mal-ju­ris­tisch, aber wenn das zu schlimm wird, kann ich ja im­mer noch raus­ge­hen und mich auf den hof stel­len.

GUNTER DUECK

Car­go-Kul­te

we­der mit dem ti­tel noch der kurz­the­se kann ich et­was an­fan­gen, aber auch wenn gun­ter dueck je­des jahr über das glei­che re­det (die dumm­heit der men­schen), kann es pas­sie­ren, dass ich hin und wie­der doch in­ter­es­siert zu­hö­re. auch wenn das in den letz­ten zwei jah­ren nicht pas­siert ist.

THORSTEN SCHRÖDER, FRANK RIEGER

Ad-Wars – Aus­flug in die Rea­li­tät der On­line-Wer­bung

das the­ma ist ei­gent­lich durch, aber die­ser satz in der kurz­the­se ver­mag mei­ne neu­gier dann doch (ganz mil­de) zu we­cken: „Wir be­rich­ten aus der Per­spek­ti­ve des tech­nisch sen­si­bi­li­sier­ten Klick­viehs und ha­ben viel­leicht den An­satz ei­ner ver­brau­cher­freund­li­chen Al­ter­na­ti­ve im Ge­päck.“

FRIEDEMANN KARIG

Die pu­ber­tä­re Ge­sell­schaft und das Netz

mit der them­an­wahl zeigt frie­de­mann ka­rig wie­der ein­mal, dass er das gras wach­sen hört und be­han­delt den me­ga­trend, der in den letz­ten neun jah­ren durch die re­pu­bli­ca ge­jagt wur­de: wie ver­än­dert das netz die ge­sell­schaft? aber weil frie­de­mann ka­rig ein be­gna­de­ter vor­trags-vor­be­rei­ter ist, wird das nicht nur un­ter­halt­sam, son­dern auch er­kennt­nis­reich.

PATRICIA CAMMARATA, NICOLAS SEMAK, PHILIP BANSE

Netz-Pu­bli­zis­ten im Ge­sprach

wenn phil­ip ban­se zum ge­spräch lädt, pas­sie­ren oft ma­gi­sche din­ge: man fin­det plötz­lich leu­te, die man vor­her nicht oder kaum kann­te, ganz toll und in­ter­es­sant. phil­ip ban­se kann sehr gut fra­gen stel­len und auf den re­pu­bli­ca-büh­nen ganz be­son­ders.

LAURIE PENNY

Ch­an­ge The Sto­ry, Ch­an­ge The World

ein the­ma, das frie­de­mann ka­rig be­reits vor zwei jah­ren be­han­delt hat, das aber so zen­tral und wich­tig ist, dass man dazu gut und ger­ne 200 vor­trä­ge hal­ten oder se­hen kann: wie ver­än­dern nar­ra­ti­ve die welt?

RUTH DANIEL

Art: What is it good for?

vor­trä­ge über kunst kön­nen ganz schlimm in die hose ge­hen oder su­per-span­nend sein. ich guck mir die­sen vor­trag an, um da­nach sa­gen zu kön­nen, ob die­ser vor­trag in die hose ging oder su­per-span­nend war.

SASCHA STOLTENOW, MIRIAM SEYFFARTH, THOMAS WIEGOLD

Ter­ror Ernst neh­men, Ter­ro­ris­ten aus­la­chen

su­per the­ma, gu­ter vor­trags­ti­tel, tol­le vor­tra­gen­de, die mehr­fach ge­zeigt ha­ben, dass sie ihr hand­werk und the­ma be­herr­schen. kann ich mir lei­der nicht an­se­hen, weil ich mir jour­nel­le an­se­hen wer­de, die im glei­chen zeit­raum spricht.

JOURNELLE

Das In­ter­net hat mich dick ge­macht

ich emp­feh­le (und sehe) die­sen vor­trag nicht nur aus ne­po­tis­mus: ich bin der fes­ten über­zeu­gung, die­ser vor­trag wird sehr un­ter­halt­sam und au­gen­öff­nend. aus der vor­trags­be­schrei­bung:

Oft frag­te ich mich, wo­her die ge­sell­schaft­li­che Ob­ses­si­on mit Diä­ten, Fit­ness und Ge­sund­heit kommt. Und ob uns ein schlan­ke­rer Kör­per, eine Ent­gif­tung mit grü­nen Säf­ten und ein Run­ta­stic-Lauf wirk­lich zu­frie­de­ner macht.

Aber um mich her­um wur­de diä­tet, ge­spor­telt und selbst­op­ti­miert. Mei­ne Zwei­fel muss­ten falsch sein, es kön­nen sich ja nicht alle ir­ren.

Dann stieß ich im In­ter­net auf Men­schen, die wie ich hin­ter­frag­ten, war­um eine sehr eng de­fi­nie­re Kör­per­mas­se als er­stre­bens­wert und ide­al fest­ge­legt wur­de. Und die ver­su­chen - häu­fig be­glei­tet von wüs­ten Be­schimp­fun­gen -, die My­then um un­se­ren ab­sur­den Kör­per- und Ge­sund­heits­kult zu ent­lar­ven.

KATHRIN PASSIG

Clash of Cul­tures – Be­we­gun­gen und for­ma­le Or­ga­ni­sa­tio­nen

kath­rin pas­sig schaue ich mir auch an, wenn sie mit meh­re­ren auf der büh­ne steht und wenn das vor­trags­the­ma sich staub­tro­cken an­hört.

RANDALL MUNROE

Thing Ex­plai­ner: Com­pli­ca­ted Stuff in Simp­le Words

ich fürch­te, der vor­trag wird ein biss­chen zur wer­be­ver­an­stal­tung zu rand­all mun­roes neue­rem buch. aber das macht nichts, weil rand­all mun­roe ist gran­di­os, auf sehr vie­len ebe­nen. und ich ver­mu­te, der saal wird noch ei­nen ti­cken vol­ler als bei sa­scha lobo wer­den.

THOMAS FISCHER

Straf­recht, Wahr­heit und Kom­mu­ni­ka­ti­on

ge­le­gent­lich lese ich die ko­lum­ne von tho­mas fi­scher in der zeit und ge­le­gent­lich ge­fällt sie mir auch. ich bin si­cher, der vor­trag wird nicht lang­wei­lig.

ALINA FICHTER, MORGAN WANDELL

In Crea­ti­ve Con­trol: A Con­ver­sa­ti­on with Mor­gan Wan­dell

letz­tes jahr hat ali­na fich­ter reed has­tings von net­flix auf der büh­ne 1 in­ter­viewt. die­ses jahr kommt ama­zons „Head of Dra­ma De­ve­lo­p­ment“ mor­gan wan­dell dran. dürf­te in­ter­es­sant wer­den und will ich auf kei­nen fall ver­pas­sen. ich hof­fe an der büh­ne 5 wirds im zu­schau­er­raum nicht zu eng. ich fürch­te aber doch.

BERNHARD PÖRKSEN

Vi­ral! Die Macht des Sto­rytel­ling

ich mag den pro­fes­so­ra­len ton von pörk­sen nicht, aber was er sagt ist manch­mal nicht dumm, im ge­gen­teil. des­halb wer­de ich mir das die­ses jahr wie­der an­tun.

FRIEDRICH LIECHTENSTEIN

Film and TV Made in Ger­ma­ny – Meet the Teams

ich mag fried­rich liech­ten­stein sehr — und deut­sche fil­me und deut­sches fern­se­hen we­ni­ger. aber an­schau­en kann man sich das ja mal, auch wenn mat­ti­as schweig­hö­fer (und an­de­re) mit auf der büh­ne sit­zen.

ir­gend­wann am ende der re­pu­bli­ca gibt’s auch ein liech­ten­stein-kon­zert. mal schau­en, ob ich so lan­ge aus­har­ren wer­de.

JOHANNES KORTEN

Das Netz ist ein gu­ter Ort, wenn wir es ge­mein­sam dazu ma­chen

die schluss­the­se mei­nes #rp11 vor­trags lau­te­te: zu­kunft ist was wir aus der ge­gen­wart ma­chen. das gilt nicht nur für die zu­kunft, son­dern auch für das wohl­be­fin­den al­ler.

MICHAEL SEEMANN

Netz­in­nen­po­li­tik – Grund­zü­ge ei­ner Po­li­tik der Platt­form­ge­sell­schaft

mi­cha­el see­mann ist ei­ner der bes­ten netz-theo­re­ti­ker die ich ken­ne. ich ken­ne al­ler­dings nicht vie­le netz­theo­re­ti­ker. ich möch­te die­sen vor­trag nicht ver­pas­sen, aber soll­te ich es tun, wer­de ich ihn als vi­deo­auf­zeich­nung oder in der ver­schrift­lich­ten ver­si­on an­se­hen.


peaky blin­ders s01e03 bis e06 (staf­fel-fa­zit)

felix schwenzel in gesehen

gleich in der ers­ten fol­ge hat­te ich das ge­fühl, dass peaky blin­ders sehr nach sons of an­ar­chy schmeckt. tat­säch­lich ist das grund­mo­tiv von peaky blin­ders dem von sons of an­ar­chy ziem­lich ähn­lich. bei­de er­zäh­len die ge­schich­te ei­ner bru­ta­len ver­bre­cher­ban­de aus der pe­spek­ti­ve der gang. das gibt der er­zäh­lung die chan­ce, die cha­rak­te­re der gang-mit­glie­der schön aus­zu­dif­fe­ren­zie­ren. dazu kommt in bei­den se­ri­en die per­spek­ti­ve ei­nes er­mitt­lers, der ver­sucht die ver­bre­cher zu fall zu brin­gen.

das läuft dann zwangs­läu­fig auf ein dau­erpim­melfech­ten kräf­te­mes­sen zwi­schen den an­füh­rern der ver­bre­cher und den er­mitt­lern her­aus. das kräf­te­mes­sen spielt sich nach ei­nem ein­fa­chen sche­ma-f ab: nach ein, zwei of­fe­nen, teil­wei­se bru­ta­len kon­fron­ta­tio­nen, fan­gen die ge­gen­spie­ler an deals zu ma­chen und sich ge­gen­sei­tig aus­zu­ma­nö­vrie­ren. im lau­fe die­ses pro­zes­ses kor­rum­piert sich der er­mitt­ler lang­sam aber ste­tig und alle ge­gen­spie­ler rei­ten sich, trotz ge­le­gent­li­cher tak­ti­scher er­fol­ge, mehr und mehr in die scheis­se.

bei sons of an­ar­chy fand ich das ein paar staf­feln lang äus­serst span­nend, zu­mal die er­mitt­ler von staf­fel zu staf­fel wech­sel­ten und teil­wei­se gran­di­os be­setzt wa­ren. nach ei­ner wei­le wur­de das wie­der­keh­ren­de mus­ter dann aber lang­wei­lig, auch wenn das mo­tiv im­mer leicht va­riert wur­de. von peaky blin­ders hab ich jetzt die ers­te staf­fel ge­se­hen und bin über­haupt nicht ge­lang­weilt, im ge­gen­teil. ei­ner­seits ge­fal­len mir die cha­rak­te­re hier sehr viel bes­ser. die haupt­fi­gur, der peaky-blin­ders-an­füh­rer tho­mas shel­by, ge­spielt von cil­li­an mur­phy, hat ge­gen­über dem et­was stump­fen SAM­CRO-an­füh­rer jax tel­ler (enorm dumpf ge­spielt von char­lie hun­nam) ein paar ent­schei­den­de vor­tei­le: er ist klug, (meis­tens) kon­trol­liert und fä­hig or­dent­lich zu kom­mu­ni­zie­ren. das se­kun­där-mo­tiv von sons of an­ar­chy ist mei­ner mei­nung näm­lich die un­fä­hig­keit der füh­rungs­rie­ge, ent­schei­den­de in­for­ma­tio­nen aus­zu­tau­schen. nicht we­ni­ge der ka­ta­stro­pha­len er­eig­nis­se in sons of an­ar­chy, las­sen sich ge­nau dar­auf zu­rück­füh­ren. bei sons of an­ar­chy war das na­tür­lich we­ni­ger ein mo­tiv, als ein dra­ma­tur­gi­sches mit­tel, um die sto­ry über­haupt in gang zu hal­ten. peaky blin­ders be­kommt die dra­ma­tur­gie aber auch ohne die­se stüt­ze gut hin. über­haupt, ist so­wohl die re­la­tiv ver­schach­tel­te ge­schich­te, als auch die mo­ti­va­ti­on von tho­mas shel­by, viel nach­voll­zieh­ba­rer.

ich bin ja ein gros­ser fan von nach­voll­zieh­bar­keit. wenn haupt­fi­gu­ren aus dra­ma­tur­gi­schen grün­den, schlecht be­grün­de­te, be­scheu­er­te ent­schei­dun­gen tref­fen, sit­ze ich vor dem bild­schirm und schla­ge mir die stirn wund. nicht so bei peaky blin­ders. selbst die amou­rö­sen ele­men­te der se­rie blei­ben nach­voll­zieh­bar, auch wenn sie, wie im­mer, furch­bar kom­pli­ziert an­ge­legt sind.

ich kann über die­se ers­te staf­fel we­nig schlech­tes sa­gen. ne­ben dem gu­ten, aber ir­ri­tie­ren­den, eher in­ad­äqua­ten sound­track, ha­ben mich ei­gent­lich nur die et­was ein­di­men­sio­nal be­spiel­ten ku­lis­sen ge­stört. so­wohl die ne­bel­ma­schi­nen, als auch die fun­ken­sprü­her wur­den viel zu dick auf­ge­tra­gen. aus­ser­dem war ei­ner der haupt­spiel­or­te, die stamm­knei­pe der peaky blin­ders (the gar­ri­son) to­tal über­be­leuch­tet. eher er­freu­lich fand ich, dass das ge­wum­me­re der stahl­pres­sen im hin­ter­grund nie auf­hör­te, auch bei bett­sze­nen lief das ge­wum­me­re ein­fach sub­til wei­ter im hin­ter­grund. schau­spie­le­risch kann ich nichts aus­set­zen, auch nicht am schau­spiel von an­na­bel­le wal­lis, die die zwei­schnei­di­ge grace bur­gess spielt — aus­ser, dass sie, wie der sound­track, hoff­nungs­los aus der zeit ge­fal­len zu sein scheint. sie wirk­te auf mich in je­der sze­ne wie eine zeit­rei­sen­de aus den 90er jah­ren. nichts an ihr fühl­te sich nach den 1920er jah­ren an, in de­nen die se­rie ei­gent­lich spielt.


die ers­te staf­fel hat auf rot­ten to­ma­toes sehr gute wer­tun­gen, die zwei­te noch bes­se­re. hier mei­ne an­mer­kun­gen zur ers­ten und zur zwei­ten fol­ge. se­hen kann man die ers­te staf­fel auf net­flix, die zwei­te lei­der (noch?) nicht. ich habe die letz­ten vier fol­gen bei­na­he am stück ge­se­hen, was im prin­zip ein gu­tes zei­chen sein soll­te. kann aber auch dar­an lie­gen, dass ich am wo­chen­en­de ne sturm­freie bude hat­te. weil ich so we­nig an der se­rie aus­zu­set­zen habe, gebe ich nach ganz leich­tem zö­gern auch die vol­le punkt­zahl.


so­fort­ar­ti­kel

felix schwenzel in artikel

ich mag die face­book in­stant ar­tic­les. je­des mal wenn ich in der face­book-app auf ei­nen kli­cke, freue ich mich, dass die app nicht erst rö­delt, son­dern sich der ar­ti­kel in all sei­ner pracht ins sicht­feld ani­miert. vor al­lem aber füh­len sie sich wirk­lich gut an; die hap­tik der in­stant ar­tic­les ist über­ra­gend, wie bil­der la­den und sich ver­grös­sern las­sen, wie re­ak­ti­ons­schnell scrol­len, zoo­men oder das zu­rück­wi­schen sich an­füh­len, wie sich ver­grös­ser­te bil­der oder vi­de­os wie­der schlies­sen las­sen — aus be­nut­zer­sicht fühlt sich das gran­di­os an.

jetzt sind die in­stant ar­tic­les (end­lich) für alle ver­füg­bar, theo­re­tisch zu­min­dest. nach­dem man die ei­ge­ne site mit ei­nem wei­te­ren code­schnip­sel be­an­sprucht („clai­med“) und frei­ge­schal­tet hat, füt­tert man face­book ei­nen leicht mo­di­fi­zier­ten RSS-feed (RSS-link) und face­book lädt die ar­ti­kel. man kann die ar­ti­kel de­bug­gen, tes­ten und wenn man 50 ar­ti­kel feh­ler­frei hat, zur frei­ga­be an face­book schi­cken.

„Your re­view is curr­ent­ly pen­ding“

die frei­ga­be soll in­ner­halb von 24 bis 48 stun­den er­fol­gen. mei­ne 48 stun­den sind zwar erst heu­te abend vor­bei, aber den frei­ga­be­pro­zess konn­te ich in mei­ner zu­griffs­sta­tis­tik be­ob­ach­ten. er er­folg­te we­ni­ge stun­den nach mei­nem an­trag, ir­gend­wer aus ame­ri­ka, griff per ipho­ne auf ca. 30 mei­ner vor­be­rei­te­ten in­stant ar­tic­les zu. seit­dem gab es kei­ne zu­grif­fe mehr. ich in­ter­pre­tie­re das so:

face­book war­tet mit der frei­ga­be der in­stant ar­tic­les für alle noch ein paar tage, um dann, mit ei­nem schwung, alle neu­en in­stant-ar­tic­le-an­bie­ter frei­zu­schal­ten. war­um sonst, soll­te ich fast 30 stun­den nach er­folg­ter prü­fung we­der eine frei­ga­be noch eine bit­te um an­pas­sung be­kom­men ha­ben?

ich habe auch noch kei­ne neu­en in­stant-ar­tic­le-an­bie­ter auf face­book ge­se­hen. bis jetzt kom­men die in­stant ar­tic­les in mei­nen time­lines nach wie vor aus­schliess­lich von gros­sen me­di­en­häu­sern.

was ich aber ei­gent­lich sa­gen woll­te: die in­stant ar­tic­les füh­len sich wirk­lich gut an, hap­tisch, op­tisch und tech­nisch. ich wür­de bald ger­ne mehr da­von auf face­book se­hen — und vor al­lem mei­ne ei­ge­nen. und das wich­tigs­te:

RSS lebt!


hit­ze in der kü­che

felix schwenzel in artikel

ste­fan nig­ge­mei­er fragt:

Ernst ge­mein­te Fra­ge: War­um gibt es ei­gent­lich kei­ne gro­ße So­li­da­ri­täts­ak­ti­on für Jan Böh­mer­mann?

das gan­ze spek­trum mög­li­cher ant­wor­ten fin­det sich auch in den ant­wort­strän­gen un­ter ste­fan nig­ge­mei­ers tweet, von „hat er sich doch sel­ber ein­ge­brockt“, „der ist doch [doof | ras­sis­tisch | zu weit ge­gan­gen]“ über „das ist doch kei­ne sa­ti­re“ ist da glau­be ich al­les da­bei.

mir fal­len ein paar wei­te­re ant­wor­ten ein. eine ist, dass nie­mand wirk­lich glaubt, dass böh­mer­mann erns­te kon­se­quen­zen dro­hen. oder um­ge­kehrt, je­der ahnt, dass eine staats­an­walt­schaft, die jan böh­mer­mann we­gen sei­nes ge­dichts vor ge­richt zer­ren wür­de, sich so lä­cher­lich ma­chen wür­de, dass sie nicht nur von so­li­da­ri­täts­wel­len, son­dern vor al­lem von witz­wel­len hin­weg­ge­fegt wür­de.

eine an­de­re ant­wort lau­tet: me­ta­ebe­nen. jan böh­mer­mann ist meis­ter der me­ta­ebe­nen. und na­tür­lich auch der form­voll­ende­ten iro­nie. ich fin­de böh­mer­mann gar nicht mal so wit­zig (manch­mal schon), aber ich be­wun­de­re sei­ne fä­hig­keit me­ta­ebe­nen auf­zu­tür­men, sie wie­der ein­zu­reis­sen und dann auf ih­nen zu tan­zen und sich über die ver­wir­rung, die er stif­tet, zu freu­en.

ein ge­lun­ge­nes bei­spiel des auf­tür­mens von me­ta­ebe­nen ist die­ses vi­deo, das, um ver­wir­rung zu stif­ten, „Talk mit Anne Will“ heisst:

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wer me­ta­ebe­nen säät, ern­tet me­ta­ebe­nen. oder we­ni­ger kryp­tisch: ich glau­be, dass die so­li­da­ri­tät mit böh­mer­mann durch­aus vor­han­den ist, aber sie äus­sert sich ge­nau­so meta-chif­friert, wie sich böh­mer­mann in der re­gel öf­fent­lich äus­sert; in­di­rekt und iro­ni­siert.

tim wolff, der chef­re­dak­teur der ti­ta­nic macht das (na­tür­lich) ge­nau so, er for­dert: „steckt böh­mer­mann ins ge­fäng­nis“. das meint er na­tür­lich ganz an­ders, was man leicht er­kennt, wenn man es schafft an der flashwand von spie­gel.tv vor­bei­zu­kom­men.

der letz­te punkt, der es si­cher­lich vie­len er­schwert, böh­mer­mann ohne iro­ni­sche di­stanz so­li­da­ri­tät zu­kom­men zu las­sen, ist, dass mitt­ler­wei­le je­der, egal was böh­mer­mann macht, ir­gend­wann er­war­tet, dass böh­mer­mann am ende ruft: „ha, ver­arscht!“

ich glau­be nicht, dass böh­mer­mann die re­ak­tio­nen vor­aus­ge­se­hen hat oder in der er­doğan-sa­che wei­ter auf me­ta­ebe­nen wan­delt, aber es fällt halt schwer, je­man­den der sich als spit­zen­koch po­si­tio­niert und sich stän­dig in sei­ner kü­che fil­men lässt, da­für zu be­dau­ern, dass es in der kü­che heiss ist.  


sit­zen­blei­ben und über­sprin­gen

felix schwenzel in artikel

ich bin im gym­na­si­um drei­mal sit­zen­ge­blie­ben. ge­nau­er: auf mei­nem ver­set­zungs­zeug­nis stand drei­mal, dass ich nicht ver­setzt wer­den könn­te. zwei­mal habe ich es nach den som­mer­fe­ri­en ge­schafft, in ei­ner nach­prü­fung nach­zu­wei­sen, dass ich den stoff des letz­ten schul­jah­res in fran­zö­sisch doch drauf habe. beim drit­ten mal hat­te ich im ver­set­zungs­zeug­nis auch ein paar sech­sen ste­hen und durf­te kei­ne nach­prü­fung mehr ma­chen.

of­fen­bar fiel es mir leich­ter, den stoff in ein paar wo­chen zu ler­nen, als in etap­pen über das schul­jahr ver­teilt. ich hat­te jah­re­lang gros­se schwie­rig­kei­ten mei­ne in­ter­es­sen und die an­for­de­run­gen, die die schu­le an mich stell­te, in ein­klang zu brin­gen. lie­fen die ers­ten vier schul­jah­re noch re­la­tiv har­mo­nisch, knirsch­te es die fol­gen­den jah­re mei­ner schul­lauf­bahn im­mer wie­der. wäh­rend ich an mei­nen so­zia­len kom­pe­ten­zen ar­bei­te­te, und ver­such­te mei­ne kom­ple­xe und un­si­cher­hei­ten in den griff zu be­kom­men, hat­te ich we­nig lust mich mit zei­chen­set­zung, recht­schrei­bung, gram­ma­tik oder geo­me­trie aus­ein­an­der­zu­set­zen. spä­ter, als ich mei­ne so­zia­len kom­pe­ten­zen auf ein funk­tio­nie­ren­des ni­veau ge­bracht hat­te, ent­wi­ckel­ten sich mei­ne in­ter­es­sen auch nicht un­be­dingt im sin­ne des lehr­plans. mich in­ter­es­sier­te com­mo­do­re ba­sic, spie­le oder die wir­kung von al­ko­hol sehr viel mehr, als die che­mi­schen ver­bin­dun­gen hin­ter dem al­ko­hol oder fremd­spra­chen.

ei­ner der grün­de da­für, dass es mir ge­lang den für die nach­prü­fung nö­ti­gen schul­stoff in we­ni­gen wo­chen auf­zu­neh­men, war ein nach­hil­fe­leh­rer. dem nach­hil­fe­leh­rer ge­lang, was der schu­le vor­her nicht ge­lang: mein in­ter­es­se zu we­cken und mir werk­zeu­ge an die hand zu ge­ben, mit de­nen ich ef­fek­tiv und mit freu­de ler­nen konn­te. mit dem nach­il­fe­leh­rer er­schien mir das ver­hass­te franzsö­sisch plötz­lich fas­zi­nie­rend und span­nend. wie er das ge­nau ge­schafft hat, weiss ich auch nicht mehr. ich er­in­ne­re mich noch dar­an, dass er mei­ne aus­spra­che und le­se­fä­hig­kei­ten in fran­zö­sisch enorm ver­bes­ser­te, als er mich dazu brach­te, tex­te auf band zu spre­chen. auch fran­zö­si­sche vo­ka­beln und gram­ma­tik lern­te ich dank ihm, in nie da­ge­we­se­ner ge­schwin­dig­keit und ef­fi­zi­enz. über­haupt, die ge­schwin­dig­keit. für die ers­te nach­prü­fung hat­te ich ins­ge­samt nur eine wo­che vor­be­rei­tungs­zeit. den an­fang der som­mer­fe­ri­en hat­te ich da­mit ver­dad­delt, dass ich lust­los in den lehr­bü­chern blät­ter­te und mir die vo­ka­beln an­guck­te. an­der­t­alb wo­chen vor fe­ri­en­en­de er­fuhr ein be­kann­ter mei­ner el­tern von mei­ner lern­wei­se („och ja, ich hab n biss­chen ge­übt“) und zog die not­brem­se, bzw. die te­le­fon­num­mer von herrn lau­er. und tat­säch­lich schaff­te der es, mich in die­ser ver­blie­be­nen wo­che durch mei­ne ers­te nach­prü­fung zu brin­gen.

im dar­auf­fol­gen­den schul­jahr, liess ich das ge­lern­te wie­der schlei­fen und be­kam im ver­set­zungs­zeug­nis wie­der eine fünf (ne­ben deutsch). die­ses mal hat­ten herr lau­er und ich mehr zeit und wie­der schaff­te ich die nach­prü­fung.

so dank­bar ich herrn lau­er bis heu­te bin, dass er mir zeig­te, dass ich nicht doof, son­dern in­ef­fi­zi­ent und un­in­ter­es­siert war, so sehr bin ich auch dank­bar, dass ich die neun­te klas­se wie­der­ho­len konn­te. das war lang­fris­tig we­sent­lich ef­fi­zi­en­ter, als die nach­hil­fe. denn in die­sem zwei­ten durch­lauf der neun­ten klas­se, fing ich an mich tat­säch­lich für die the­men im un­ter­richt zu in­ter­es­sie­ren. ich liess mich auch nicht mehr so sehr von den chao­ten in mei­ner klas­se ab­len­ken, bzw. be­tä­tig­te mich selbst nicht mehr so in­ten­siv als klas­sen­cha­ot.

nach der zehn­ten klas­se bin ich dann für ein jahr nach ame­ri­ka in die high­school ge­gan­gen, wo ich die zwölf­te klas­se be­such­te und auch den high­school­ab­schluss mach­te. zu­rück in deutsch­land durf­te ich die elf­te klas­se über­sprin­gen, um mich dann in der zwölf­ten und drei­zehn­ten klas­se auf mein ab­itur vor­zu­be­rei­ten. so bin ich nicht nur drei­mal sit­zen­ge­blie­ben, son­dern habe for­mal auch eine klas­se über­sprun­gen. am ende hat­te ich im abi eine durch­schnitts­no­te von 2,3.


goog­le AMP — com­ple­te and ut­ter fail­ure

felix schwenzel in artikel

seit der an­kün­di­gung von AMP habe ich mich, vor al­lem aus tech­no­lo­gi­scher neu­gier, be­müht das for­mat be­reit­zu­stel­len. im ja­nu­ar be­gann goog­le mei­ne AMP-for­ma­tier­ten sei­ten in den in­dex auf­zu­neh­men, etwa 500 AMP sei­ten auf wir­res.net wa­ren am 2.2.2016 in­de­xiert. zu die­sem zeit­punkt hat­te ich auch be­reits die meis­ten feh­ler der sei­ten be­sei­tigt, heu­te sind mei­ne sei­ten, AMP-tech­nisch, laut web­mas­ter con­so­le und laut de­bug­ging tool, fehelrfrei.

aber goog­le hat nicht nur über die letz­ten wo­chen hin­weg ge­merkt, dass mei­ne AMP-sei­ten syn­tak­tisch kor­rekt sind (die 6 mo­nier­ten feh­ler da­tie­ren al­le­samt auf ver­sio­nen von vor dem 2.1.2016), son­dern auch nur 4 mei­ner AMP-sei­ten im in­dex.

auch als ich noch mehr sei­ten im goog­le-in­dex hat­te, hat­te ich ma­xi­mal 1-2 be­su­cher pro tag auf mei­nen AMP-sei­ten, im goog­le-in­dex war ich, so­weit ich se­hen konn­te, AMP-mäs­sig un­sicht­bar. das heisst auch mo­bi­le such­ergeb­nis­sei­ten, zeig­ten nie mei­ne AMP-sei­ten an, son­dern stets die re­gu­lä­ren sei­ten. das ist ja nicht wei­ter schlimm, aber ich habe das ge­fühl, dass goog­le white oder black­lists führt und AMP-sei­ten nur von re­no­mier­ten, reich­wei­ten­star­ken web­sei­ten in die (mo­bi­len) such­ergeb­nis­sei­ten auf­nimmt.

ich fin­de die idee und die aus­füh­rung hin­ter dem AMP-pro­jekt nach wie vor fas­zi­nie­rend, weil es ver­spricht, sei­ten im web — und nicht etwa nur in apps — ef­fek­tiv und von stö­ren­dem und ir­ri­tie­ren­den müll be­freit, aus­zu­lie­fern, aber die im­ple­men­tie­rung und ad­ap­ti­on von AMP scheint, selbst bei goog­le selbst, un­ter al­ler ka­no­ne zu sein. des­halb bin ich ge­spannt auf den öf­fent­li­chen face­book in­stant ar­tic­les roll­out mit­te april, auch wenn sich die vor­tei­le vor al­lem in der app aus­wir­ken wer­den, aber im­mer­hin ist die face­book-im­ple­men­tie­rung so ge­löst, dass es im­mer ei­nen fall­back auf die web­ver­si­on gibt und die in­stant-ar­tic­les-ver­si­on wie ein sah­ne­häub­chen funk­tio­niert.


ap­ple news ist üb­ri­gens auch eine mitt­le­re ka­ta­stro­phe, zu­min­dest, wenn man ein me­di­um mit nur um die 100tau­send sei­ten­an­sich­ten im mo­nat (30.000 web, 60.000 RSS) be­treibt. ich habe mich dort vor ei­nem hal­ben jahr test­wei­se an­ge­mel­det und vor­erst nur ei­nen (eng­lisch­spra­chi­gen) RSS-ka­nal an­ge­mel­det, was ei­ner mitt­le­ren ka­ta­stro­phe gleich kam, weil sich die ap­ple news in­hal­te per RSS nicht ak­tua­li­sier­ten und auch nicht edi­tie­ren lies­sen. jetzt ist das ap­ple news for­mat teo­re­tisch für je­den of­fen, aber ap­ple lässt auch hier sei­nen ma­ni­schen kon­troll­wahn wal­ten. mei­ne bit­te um frei­ga­be mei­nes ap­ple news ka­nals wur­de be­reits zwei­mal ab­ge­lehnt, weil die ap­ple-tür­ste­her zwei­mal mein­ten, dass mein ka­nal­na­me ih­nen nicht passt und mich zwei­mal zu­rück­ge­wi­sen ha­ben. von mir aus kann ap­ple sei­nen news-for­mat al­lei­ne nut­zen, das zu­dem auch noch irre kom­pli­ziert und sehr pro­prie­tär ist.


an­sichts­sa­che per­spec­ti­ve dai­ly

felix schwenzel in artikel

von per­spec­ti­ve dai­ly (PD) habe ich zu­erst bei schulz und böh­mer­mann ge­hört, als nora schirner dort da­von schwärm­te und das pro­jekt als „ganz­heit­li­chen jour­na­lis­mus“ be­schrieb. was ganz­heit­li­cher jour­na­lis­mus sein sol­le ver­stand ich da­mals nicht und ver­ste­he ich auch heu­te nicht, aber im­mer­hin fand ich das wort auf der selbst­be­schrei­bungs­sei­te von per­spec­ti­ve dai­ly nicht. so rich­tig klar, was per­spec­ti­ve dai­ly ma­chen will, wur­de mir auch beim durch­le­sen der sei­te nicht. dort steht jetzt (und ver­mut­lich auch schon vor zwei mo­na­ten, als ich zu­erst dort war):

Wir wol­len Nach­rich­ten an­ders ma­chen:
Ar­ti­kel mit Blick nach vorn, die nicht nur über Pro­ble­me spre­chen, son­dern auch fra­gen: Wie kann es bes­ser wer­den?

wie das, was man vor­hat, kon­kret aus­se­hen könn­te, kann man mei­ner mei­nung nach am bes­ten zei­gen, wenn man es macht, statt es nur an­zu­kün­di­gen — und dan­kens­wer­ter­wei­se, hat per­spec­ti­ve dai­ly am 7. märz die­sen bei­spiel­text von der mit­grün­de­rin ma­ren ur­ner on­line ge­stellt:

Igno­rie­ren wir Pro­ble­me oder igno­rie­ren wir Fort­schrit­te?

der text ist OK und re­la­tiv kon­kret, aber im­mer noch ziem­lich stark durch­zo­gen von der idee, was per­spec­ti­ve dai­ly ma­chen will, statt zu zei­gen, wie per­spec­ti­ve dai­ly sein wird. ja, ich glau­be auch, dass wir po­si­ti­ven, kon­struk­ti­ven jour­na­lis­mus ge­brau­chen kön­nen, dass wir zu we­nig au­gen­merk auf die po­si­ti­ven ent­wick­lun­gen wer­fen, dass wir uns mehr ge­dan­ken um pro­ble­me, als um lö­sun­gen ma­chen.

um ein pro­jekt zu un­ter­stüt­zen, scha­det es na­tür­lich nichts über die in­ten­tio­nen zu er­fah­ren. aber bes­ser fin­de ich es im­mer, nicht nur die in­ten­tio­nen er­ken­nen zu kön­nen, son­dern auch (mög­lichst vie­le) kon­kre­te ar­beits­pro­ben zu se­hen. ich sehe ei­nen un­ter­schied zwi­schen wer­bung für et­was ma­chen und wer­bung mit et­was ma­chen, im tech­no­lo­gie­sek­tor ist das der un­ter­schied zwi­schen dampf­wa­re und ei­nem kon­kre­ten pro­dukt.

ich schlies­se in der re­gel kein jah­res­abo auf ba­sis von ei­gen­wer­bung ab, son­dern schaue mir das pro­dukt (das heft, die zei­tung, den strea­ming-ser­vice) erst­mal ge­nau an, be­vor ich mich auf ein län­ger­fris­ti­ges en­ga­ge­ment ein­las­se. bei den kraut­re­por­tern war das (et­was) ein­fa­cher, da gab es ne­ben dem un­ter­stüt­zens­wer­ten ziel, na­men auf der au­toren­lis­te, die ich kann­te und schät­ze. ich konn­te mir zu­min­dest vor­stel­len, was mich in ei­nem jahr kraut­re­por­ter er­war­ten wür­de (konn­te ich na­tür­lich nicht, der über­ra­schungs­ef­fekt war grös­ser als der er­war­tungs­ef­fekt).

auf der au­toren­lis­te von per­spec­ti­ve dai­ly fin­den sich ein name, den ich ken­ne und schät­ze, raúl kraut­hau­sen. es fin­det sich auch ein name, den ich ken­ne und nicht schät­ze, eck­art von hirsch­hau­sen. eck­hart von hirsch­hau­sen ist zwar ein „Künst­ler, der sich aus­schließ­lich über sein be­ruf­li­ches Wir­ken de­fi­niert“, aber ich kann sein be­ruf­li­ches wir­ken nicht lei­den. apro­pos be­ruf­li­ches wir­ken, dass ich nicht lei­den kann mit dem ich nichts an­fan­gen kann. klaas he­ufer-um­lauf als tes­ti­mo­ni­al fin­de ich we­der wit­zig noch kon­struk­tiv.

und wo ich ge­ra­de da­bei bin zu mä­keln, nach al­lem was ich auf per­spec­ti­ve-dai­ly.de ge­le­sen und ver­stan­den habe, wird per­spec­ti­ve dai­ly die ar­ti­kel hin­ter ei­ner mit­glie­der­wand ver­schwin­den las­sen und es zah­len­den mit­glie­dern er­lau­ben, die­se „mit in­ter­es­sier­ten“ zu tei­len. so ganz schlau wird man aus dem FAQ nicht:

Für wen sind die In­hal­te von Per­spec­ti­ve Dai­ly zu­gäng­lich?

Un­se­re In­hal­te sind in ers­ter Li­nie für un­se­re Mit­glie­der zu­gäng­lich. Sie ha­ben Zu­griff auf alle Bei­trä­ge, die Kom­men­tar­funk­ti­on und wei­te­re Funk­tio­nen von Per­spec­ti­ve Dai­ly. Die Er­fah­rung aus an­de­ren Pro­jek­ten zeigt, dass dies ge­ra­de im Kom­men­tar­be­reich die Dis­kus­si­ons­kul­tur po­si­tiv be­ein­flusst. Ein­zel­ne Bei­trä­ge kön­nen auch an Nicht-Mit­glie­der wei­ter­ge­ge­ben wer­den: Durch Ko­pie­ren des Web­links ei­nes Ar­ti­kels kön­nen Mit­glie­der und Au­toren die­sen via E-Mail oder So­zia­le Netz­wer­ke an In­ter­es­sier­te wei­ter­lei­ten. Die­ses Sys­tem hat sich beim nie­der­län­di­schen De Cor­re­spon­dent sehr be­währt und stößt auch bei den Mit­glie­dern auf gro­ße Re­so­nanz.

per­spec­ti­ve dai­ly zah­lungs­be­leg

auch wenn es per­spec­ti­ve dai­ly in den letz­ten mo­na­ten drei­mal ge­schafft hat, mei­ne auf­merk­sam­keit zu er­re­gen (tschirner bei schulz und böh­mer­mann, mi­ni­hype um das vi­deo mit klaas he­ufer-um­lauf und jetzt der fun­ding-end­spurt mit ent­spre­chen­der me­di­en­prä­senz), hat mich per­spec­ti­ve dai­ly nicht über­zeu­gen kön­nen. al­les zu vage, zu luf­tig oder un­ver­ständ­lich. mo­na­te­lan­ges crowd­fun­ding und trom­meln, aber nur ein kon­kre­tes ar­beits­bei­spiel, das aber ei­gent­lich auch eher ein let­ter of in­tent ist. aber vor ein paar ta­gen funk­te mich jo­han­nes „sankt“ kor­ten an, den ich sehr schätz­te, und liess mich wis­sen, dass er die „ma­cher_in­nen per­sön­lich“ ken­ne und sehr schät­ze. des­halb, nicht we­gen der ir­ri­tie­ren­den und für mich gröss­ten­teils un­ver­ständ­li­chen ei­gen­wer­bung, un­ter­stüt­ze ich per­spec­ti­ve dai­ly für ein jahr (für €42).

das crowd­fun­ding läuft noch 3 tage, also bis zum os­ter­mon­tag. noch feh­len un­ge­fähr 1000 mit­glie­der, um das ziel von 12tau­send zah­len­den mit­glie­dern zu er­rei­chen. hier kann man mit­glied wer­den.


last week to­night wi­th john oli­ver: do­nald trump

felix schwenzel in gesehen

ganz ehr­lich, ich kann es nicht nicht mehr se­hen: leu­te die sich über trump lus­tig ma­chen und ar­ti­kel die da­nach sa­gen „xy hat ge­ra­de do­nald trump zer­stört“. (was paul carr in die­sem link dazu sagt, aus­ser der über­schrift („De­s­troy­ing our­sel­ves to de­ath“), weiss ich nicht, weil der ar­ti­kel hin­ter ei­ner pay­wall ist. aber vor der pay­wall sind 8 oder 9 screen­shots von ar­ti­keln, die sa­gen, do­nald trump sei ge­ra­de zer­stört wor­den.)

ich wür­de ger­ne sa­gen, nach­dem ich die­se aus­ga­be last week to­night mit john oli­ver ge­se­hen habe, dass john oli­ver ei­nen wit­zi­gen, ru­hi­gen und gut re­cher­chier­ten bei­trag über die lü­gen, die auf­schnei­de­rei­en und den grös­sen­wahn von do­nald trump ge­macht hat, der wirk­lich ein­druck hin­ter­las­sen hat und das po­ten­zi­al hat, trump den bo­den un­ter den füs­sen weg­zu­zie­hen. kann ich aber nicht sa­gen und will ich nicht sa­gen. auch wenn das al­les lus­tig und gut re­cher­chiert war, mir war es zu auf­ge­regt vor­ge­tra­gen. das gröss­te man­ko war aber: ich wuss­te das al­les schon. ich habe fast nichts neu­es er­fah­ren und vor al­lem, ich habe das was ich über trump in den letz­ten jah­ren er­fah­ren habe, nicht aus neu­en per­spek­ti­ven ge­se­hen. gut, ich lese viel und sehe viel fern­se­hen und manch­mal schaue ich mir john oli­ver oder an­de­re li­be­ra­le talk­shows an. aber ich fra­ge mich noch mahr als sonst, wozu die­ses pre­di­gen vor den oh­ne­hin schon in­for­mier­ten? oder wie die ame­ri­ka­ner manch­mal sa­gen, wozu die­ses pre­di­gen vor dem chor?

viel­leicht bin ich auch ein­fach nur frus­triert. seit mo­na­ten, nein, seit jah­ren, wird do­nald trump mit sa­ti­re und lä­cher­lich­ma­chung über­gos­sen und er geht nach je­dem fass schlamm das über ihm aus­ge­kippt wird, ge­stärkt her­vor. na­tür­lich ist er pein­lich, lügt, wa­ckelt, ist nicht so reich und un­ab­hän­gig wie er vor­gibt, na­tür­lich sieht er al­bern aus und schei­tert stän­dig mit ir­gend­wel­chen ge­schäf­ten — aber auch die schril­li­ons­te wie­der­ho­lung die­ser tat­sa­chen bringt nie­man­den da­von ab, trump zu un­ter­stüt­zen.

aber die­se stra­te­gie der lä­cher­lich­ma­chung funk­tio­niert eben nicht nur nicht, sie lenkt auch von ei­nem an­de­ren pro­blem ab. näm­lich, dass die an­de­ren po­li­ti­ker sich, in der wahr­neh­mung vie­ler men­schen, nicht gross­ar­tig von trump un­ter­schei­den. es gibt nicht we­ni­ge leu­te die glau­ben, dass die po­li­ti­ker in wa­shing­ton eben auch pein­lich sind, lü­gen, op­por­tu­ni­tisch wa­ckeln und ver­steck­te agen­den ver­fol­gen. ge­schäf­te, or­dent­li­che deals, traut oh­ne­hin kaum ei­ner den ak­ti­ven po­li­ti­kern zu (auch in deutsch­land). na­tür­lich ist die­se wahr­neh­mung falsch oder min­des­tens ge­trübt, aber sie ist vor­han­den. dass die­se wahr­neh­mung nicht ganz da­ne­ben liegt hat oli­ver üb­ri­gens auch in der sen­dung ge­zeigt: oba­mas ers­te amts­hand­lung: die schlies­sung von gu­an­ta­na­mo ein­zu­lei­ten und in den fol­gen­den jah­ren, je­des jahr, die schlies­sung, spä­tes­tens im nächs­ten jahr an­zu­kün­di­gen. die zu­ver­läs­sig­keit von ba­rack oba­mas ver­spre­chen, un­ter­schie­det sich hier nicht wirk­lich von trumps wahl­kampf­aus­sa­gen.

die hoff­nung, dass je­mand, der sich an kei­ne eta­blier­ten re­geln hält und gross­mäu­lig da­von re­det (end­lich) al­les um­zu­krem­peln, ge­nau das tut, ist nicht ganz ab­we­gig. mit ge­nau die­ser hoff­nung hat schon ba­rack oba­ma sei­nen wahl­kampf eine rich­tung ge­ge­ben, wenn auch ein biss­chen sub­ti­ler: ch­an­ge.

trump steht für vie­le ge­nau da­für: ver­än­de­rung (oder ge­nau­er, zu­rück­ver­än­de­rung, oder die sehrn­sucht nach dem ges­tern). die­se hoff­nung nimmt man den leu­ten nicht, in­dem man ein paar wit­ze über den selbst­er­klär­ten ver­än­de­rer macht, oder ihn bloss­stellt.

john oli­vers rant ge­gen do­nald trump war un­ter­halt­sam und gut ge­macht. und da­für ist john oli­ver da: fürs en­ter­tain­ment, auf ei­nem ho­hen ni­veau. den tat­säch­li­chen wun­den punkt von do­nald trump müs­sen an­de­re fin­den — und ich bin si­cher, er wird noch ge­fun­den. in der zwi­schen­zeit frus­trie­ren mich trump-wit­ze eher, als dass sie mich auf­mun­tern.


der sen­dungs­teil über do­nald trump ist auf you­tube zu­gäng­lich, dan­kens­wer­ter wei­se auch aus eu­ro­pa.

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the night ma­na­ger s01e01

felix schwenzel in gesehen

gross­ar­tig. habe nichts aus­zu­set­zen an die­ser se­rie — bzw. die­ser pi­lot­fol­ge. ei­gent­lich stimmt al­les, die ka­me­ra ist gross­ar­tig, die pro­duk­ti­on auf­wän­dig und auf spiel­film-ni­veau, das en­sem­ble gran­di­os und na­he­zu per­fekt be­setzt und die ge­schich­te ist nach­voll­zieh­bar und er­schre­ckend rea­lis­tisch er­zählt.

in der pi­lot­fol­ge wird in zwei tei­len er­klärt, war­um der nacht­por­tier jo­na­than pine den waf­fen­händ­ler ri­chard ro­per zu fall brin­gen will. das ist al­les in ja­mes bond-mai­er ge­filmt und in­sze­niert, mit ei­ni­gen ent­schei­den­den un­ter­schie­den: zum ei­nen ist die mo­ti­va­ti­on der han­deln­den per­so­nen nach­voll­zieh­bar, zum an­de­ren wer­den ei­nem nicht nur kli­schees an den kopf ge­wor­fen und stur die gen­re-re­geln von agen­ten-fil­men durch­de­kli­niert. das ist al­les kei­nes­falls ac­tion-arm, aber eben auch nicht so bom­bas­tisch und über­kan­di­delt in­sze­niert, wie in bond-fil­men. ich will auf dem bond-ver­gleich nicht rum­rei­ten, aber weil ich den letz­ten bond so scheis­se fand, kann ich mir das ein­fach nicht ver­knei­fen.

das be­ein­dru­ckens­te an the night ma­na­ger ist, wie ge­sagt, die nach­voll­zieh­ba­re, un­auf­ge­regt und de­tail­iert er­zähl­te ge­schich­te. die se­rie ist von in­ter­es­san­ten cha­rak­te­ren be­völ­kert und ver­spricht span­nen­de un­ter­hal­tung in den kom­men­den fol­gen. das ist al­les ein­ge­packt in wun­der­bar fo­to­gra­fier­te spiel­or­te rund um die welt, ge­spielt von knuf­fi­gen schau­spie­lern und sau­ber ge­dreht und pro­du­ziert.

ich fin­de oli­via col­man und ihr ge­sicht wirk­lich knuf­fig. sie war nicht nur in broad­church die ide­al­be­set­zung, sie passt auch auch hier per­fekt, zu­mal ihr die rol­le auch ein biss­chen auf den schwan­ge­ren leib ge­schnei­dert wur­de. hugh lau­rie und tom hidd­le­s­ton sind aus mei­ner sicht eben­falls ide­al­be­set­zun­gen. lau­rie als über­zeu­gen­der, pa­ra­no­ider bö­se­wicht und hidd­le­s­ton als ehr­lich be­sorg­ter ex-sol­dat und nacht­por­tier, mit ex­trem ei­nem an­ge­neh­men und di­stin­gu­ier­ten bri­ti­schen ak­zent.

ich freue mich sehr auf die kom­men­den fol­gen und gebe, sehr be­ein­druckt von der pi­lot­fol­ge, gleich von an­fang an die vol­le punkt­zahl.


join or die s01e01

felix schwenzel in gesehen

craig fer­gu­son ist zu­rück auf dem bild­schirm. die­se nach­richt ent­zück­te mich, denn ich ver­mis­se sei­ne late late show show sehr. sei­ne neue sen­dung läuft auf dem histo­ry chan­nel und hat ei­gent­lich ein schlüs­si­ges kon­zept: fer­gu­son dis­ku­tiert alt­uel­le po­li­ti­sche the­men mit ei­nem pa­nel aus drei (wech­seln­den) gäs­ten. in die­ser sen­dung war das the­ma: „his­to­ries big­gest po­li­ti­cal blun­ders“, also die gröss­ten po­li­ti­schen fehl­leis­tun­gen der ge­schich­te.

am an­fang lässt sich fer­gu­son nicht neh­men, erst­mal vier­ein­halb mi­nu­ten lang im ste­hen in die ka­me­ra zu re­den. ich fand das sehr er­fri­schend, wahr­schein­lich weil ich es so lan­ge nicht mehr ge­se­hen habe, dass craig fer­go­son gut ge­launt, wild ges­ti­ku­lie­rend, ki­chernd und oft flu­chend, in eine ka­me­ra spricht. was fer­gu­son wirk­lich kann — und was kaum ein an­de­rer mo­de­ra­tor kann — ist zu­gleich auf­rich­tig und al­bern, gut vor­be­rei­tet und im­pro­vi­sie­rend zu wir­ken und so­wohl sehr wit­zig zu sein, als auch stän­dig über die ei­ge­nen wit­ze zu ki­chern — ohne pein­lich zu wir­ken.

sein ge­spräch mit mit drei mehr oder we­ni­ger pro­mi­nen­ten ging auch gleich so wei­ter, mit ei­ner über­do­sis iro­nie. für 10 mi­nu­ten war das noch er­träg­lich, ging mir dann aber schnell auf die ner­ven. das hin und her ver­matsch­te zu ei­nem leich­ten gag- und iro­nie-sa­lat ohne viel sub­stanz. jetzt könn­te man na­tür­lich sa­gen: wer von craig fer­gu­son sub­stanz er­war­tet, dem sei nicht zu hel­fen — und viel­leicht ist das auch so (dass mir nicht zu hel­fen ist). aber ich habe craig fer­gu­son oft ge­nug ge­se­hen, um zu wis­sen, dass er durch­aus sub­stanz ab­lie­fern kann, wenn er sich für sei­ne gäs­te oder ein the­ma in­ter­es­siert.

für ei­nen sei­ner gäs­te, jim­my kim­mel, in­ter­es­sier­te er sich auch (zu recht), weil kim­mel die sel­te­ne fä­hig­keit be­sitzt, aus wirk­lich je­der vor­la­ge ei­nen witz zu ma­chen und auf je­den fer­gu­son-gag noch ei­nen drauf­zu­set­zen. sei­ne bei­den an­de­ren gäs­te in­ter­es­sier­ten ihn aber lei­der kaum. der pr-mensch ho­ward brag­man ver­such­te hier und da ein biss­chen sub­stanz mit selbst­be­weih­räu­che­rung zu ver­bin­den und fer­gu­son liess ihn auch ge­wäh­ren, aber die ko­mi­ke­rin jen d’an­ge­lo kam ei­gent­lich so gut wie nicht zu wort.

fer­gu­son ist im­mer dann am bes­ten, wenn er ei­nen star­ken part­ner oder ge­gen­part hat. das war in die­ser sen­dung jim­my kim­mel, aber die sen­dung war trotz­dem we­ni­ger gut, als ich ge­hofft hat­te. et­was mehr vor­be­rei­tung, ein biss­chen, nur ein ganz biss­chen, tief­gang, bzw. klu­ges wür­den schon rei­chen. statt­des­sen ist das ein­zi­ge was ich in die­ser sen­dung da­zu­ge­lernt habe, dass es gold-stern-schwu­le (gold star gays) gibt. das sind män­ner, die nie se­xu­el­len kon­takt mit ei­ner frau hat­ten. ho­ward brag­man er­gänz­te, dass es auch pla­tin-schwu­le (pla­ti­unum gay) gäbe, dass sind gold star gays, die per kai­ser­schnitt ent­bun­den wur­den, also selbst bei der ge­burt kei­nen kon­takt zu den pri­mä­ren se­xu­al­or­ga­nen ei­ner frau hat­ten.

ich habe mich wirk­lich ge­freut craig fer­gu­son wie­der zu se­hen, aber ich habe wohl ein biss­chen zu viel er­war­tet. ohne gros­se er­war­tun­gen, kann die sen­dung durch­aus 20 un­ter­halt­sa­me und kurz­wei­li­ge mi­nu­ten bie­ten — und theo­re­tisch ist das kon­zept auch gar nicht mal so schlecht. des­halb: das gan­ze kann nur bes­ser wer­den — und wird es si­cher­lich audh.