der mangold hat jetzt dank ein paar zahnstochern halt gefunden und spriesst so wie ich das gerne habe. ein paar blätter habe ich schon abgeerntet und er lässt immer wieder neue blätter nachwachsen. parallel habe ich drei weitere mangold-samen angesetzt, denen ich in der steinwolle jetzt ein bisschen halt gegeben habe, damit ich sie später nicht wieder stützen muss. nur leider zeigen sich auch nach 2 wochen noch keine triebe. mal schauen.
aus der ersten runde ist auch noch der spitzkohl da, der zwar auch spriesst, aber noch nicht so richtig in die höhe. dem muss ich nochmal ein paar wochen geben. und der salat, der es am anfang langsam angehen liess und jetzt ganz gut wächst, kann auch noch 2-5 wochen vertragen.
salat möchte ich wegen des platzbedarfs jetzt aber in eimern ziehen. dafür fülle ich joghurt-eimer mit nährlösung, in die gitter-wuchsbecher fülle ich neben den steinwolle-anzuchtmedien blähton und ein bisschen bims und spare mir den umweg über separates samen-anziehen. die samen kommen gleich rein. das scheint ganz gut zu funktionieren und ich hoffe, dass die salate, wenn sie den eimer ausgetrunken haben, erntereif sind. hier wachsen neben einem kopfsalat noch rauke und endiven-salat.
der supermarkt-basilikum, der uns auf der fensterbank immer innerhalb von 3 tagen eingeht, gedeiht im LED-licht und mit nährlösung bestens. ich habe schon mehrfach kräftig geerntet, aber er wächst und wächst und wächst. und duftet.
in der oberen etage sind auch nochmal 4 salate denen es schon nach 3 wochen wieder zu eng wird und 4 mal pak choi, die aber wieder nichts zu werden scheinen. ausserdem steht da noch ein ahorn (glaube ich) setzling, den ich vor drei wochen von einem waldweg aufgelesen habe. der wächst gut, scheint sich aber nicht 100% wohl in der nährlösung zu fühlen. der kommt dann wahrscheinlich bald auf den balkon, in erde. rechts ist mein versuch zu sehen, drei mangold-samen zum keimen zu bewegen.
unten nochmal salate. hinten rauke, die sich sehr wohl zu fühlen scheint und schon irre lange wurzeln ausgebildet hat, davor nochmal der langsam wachsende kopfsalat. ganz vorne drei sorten basilikum, zwei oder drei von ikea, und ein genoveser basilikum, aus samen, die die beifahrerin vor jahren mal gekauft hat. der genoveser basilikum wächst auch irre langsam (ich glaube die ersten keime kamen vor 6 wochen), aber stetig und kräftige wurzeln hat er auch schon.
die gesamtsituation mit dem speisekammer garten ist befriedigend: fast alles wächst so wie ich es mir erhofft habe. meine erwartung, dass das system idiotensicher ist, hat sich leider nicht erfüllt. es gibt immer noch wahnsinnig viele variablen, die das an- und aufziehen unberechenbar machen. völlig unverständlich, warum der pak choi hier nicht wachsen will und warum der mangold sich mit dem keimen so schwer tut. auch das gelegentlich auftauchen von algen ist frustrierend, auch weil ich fürchte, dass sie sich irgendwann mit schimmel zusammentun. den wasserstand niedrig zu halten scheint die feuchte des bims niedrig zu halten — und damit auch das algenwachstum. aber auch der blähton in den eimern ist zur zeit noch gut feucht, wahrscheinlich bis der pegel der nährflüssigkeit unter die wurzelkörbchen abgesunken ist. aber bis die wurzeln lang genug sind, muss der wasserstand ja entsprechend hoch sein.
auch ein bisschen enttäuschend finde ich, dass die gewächse nicht wie versprochen nach 7 wochen — bäm — da sind, sondern offensichtlich teilweise noch sehr viel länger ihre ruhe brauchen. aber ich glaube das groovt sich in den nächsten monaten ganz gut ein.
seit langem wollte ich einen sensor bauen, der ein grosses geschäft im bad anzeigt und entsprechend agiert, zum beispiel den lüfter einschaltet. alle lösungen die mir über die jahre einfielen fanden nicht den gefallen der beifahrerin — zu recht, weil meistens zu unhygienisch. zum beispiel der bewegungsmelder hinter der kloschüssel, der „gesehen“ hat, wenn man nach der klbürste greift. auch druck-schalter oder -sensoren im oder am klodeckel kamen nicht in frage.
donnerstag kam dann eine bestellung aus china an, die die lösung versprach: ein VL53L1X-sensor, der abstandsmessung bis zu 4 meter entfernung auf den millimeter genau vornehmen könnte. der hängt jetzt an der decke über dem klo und schafft es tatsächlich ganz gut das klo zu vermessen. so gut, dass er den unterschied messen kann, ob der klodeckel offen oder zu ist, ob die klobrille hochgeklappt ist oder ob jemand drauf sitzt — alles über abstandsmessung von der decke aus.
sitzt jemand länger als andertalb minuten auf dem klo, geht der lüfter an, jemand der es 10 minuten lang schafft, bekommt einen belohnungs-tusch vorgespielt.
leider lässt sich der sensor von wasserdampf aus dem tritt bringen, also zum beispiel beim duschen. diese falschen werte lassen sich aber gut ausfiltern, misst der sensor 5 mm abstand von der decke zum klo ist klar, dass eine falschmessung vorliegt. ab und an stellt der sensor seine kontinuierlichen messungen ein. das meldet die bibliothek, die die werte des VL53L1X-sensor ausliest aber freundlicherweise, so dass ich den arduino neustarten kann, der mir die messwerte in die heimautomatisierung funkt.
weil jemand gefragt hat, hier ein paar worte zu meinem gemüse und kräuterprojekt in der speisekammer (#växer). vor vier wochen hatte ich die pläne ja schonmal beschrieben, mittlerweile habe ich mehr wachstumslampen aus china und deutschland geliefert bekommen. zwei von diesen und um die wartezeit zu verkürzen auch noch die 30 watt-variante dieser lampe, die ich zwar bei aliexpress bestellt habe, die aber aus deutschland, innerhalb von 2 tagen geliefert wurde.
die chinesischen lampen haben als leistung 30 watt und 25 watt angegeben, die ikealampen verbrauchen im monat nach angaben von ikea 4,8 kWh, also ca. 11 watt. eine strommesssteckdose misst beim einsatz der derzeit drei lampen (25+30+11) allerdings nur 34 watt. soll mir recht sein.
auf dem foto erkennt man, dass die ikea-lampe sehr viel weisses/gelbes licht beigemischt hat, die untere chinesische hat auch ein bisschen weiss beigemischt und die obere chinesische hat kaum weiss (herstellerangaben: 47 rote, 19 blaue, 3 UV, 3 IR und 3 weisse LEDs).
wie sich die verschiedenen varianten auf das wachsverhalten auswirken kann ich nicht sagen, aber die ikea-version funktioniert auf jeden fall, wenn man sich den irren salat ansieht.
etwas enttäuscht bin ich von der mangelnden idiotensicherheit des ikea systems. seit zwei wochen wird das bimsstein-substrat, in dem die pflanzen halt und feuchte finden sollen von algen heimgesucht. nur der irre salat nicht, weil er den algen das licht nimmt. ich bekämpfe die algen mit einer stark verdünnten wasserstoffperoxid-lösung (3%), was ein bisschen hilft und hofentlich auch pilzbefall verhindert, von dem viele andere växer-nutzer berichten.
auch die ikea-samenauswahl kommt mir nach dem ersten versuch nur so mittel vor. gerade die am erfolgreichsten aufgehende pflanze habe ich als samen auf gut glück im baumarkt gekauft. die pak chois verkümmerten nach zwei wochen, eventuell wegen des algenbefalls, der magold ist nach wie vor sehr haltlos. dafür macht sich der weisskohl ganz gut.
beim zweiten satz sprösslinge (oben), habe ich neben dünger auch noch ein bisschen wasserstoffperoxid in das wasser gemischt (8 ml auf 1,5 liter). das soll nicht nur gegen algen und pilze helfen, sondern auch die sauerstofversorgung der wurzeln verbessern. verschiedenen düngemitteln ist wohl auch h₂o₂ beigemischt.
beim dritten satz, heute ausgesäät, versuche ich dem pak choi nochmal eine chance zu geben. in den ersten 1,5 wochen ist der zuletzt eigentlich mustergültig abgegangen.
in einer woche nehme ich dann für den dritten satz setzlinge die vierte lampe in betrieb und sääe dann vielleicht auch nochmal mangold aus, den ich vorher im steinwolle-anzuchtmedium festklemme (für den halt). in spätestens vier wochen steht dann die erste ernte an und theoretisch darauf folgend knapp jede weitere woche. bin ix mal gespannt.
seit ein paar tagen nervt mich die beifahrerin mit der täglichen frage: „was wünschst du dir denn zum geburtstag?“ ich sag dann immer: „ich hab alles“, weil ich alles habe. selbst in sachen technischer spielereien hab ich gerade nicht das gefühl, dass mir etwas fehlt. die hausautomatisierung fühlt sich gerätemässig abgeschlossen an; alle lampen in der wohnung lassen sich fernsteuern und selbst die sensoren unserer zahnbürsten erfasse und werte ich aus.
vor ein paar tagen notierte ich mir „vertikaler garten“. ich dachte: wäre doch schön, wenn wir nicht immer kräuter kaufen müssten und die basilikum-töpfchen die wir ab und an kaufen nicht wegen nährstoff- und licht mangel nach wenigen tagen eingehen. mit LED wachstumslichtern haben wir seit ein paar monaten ganz gute erfahrungen gesammelt. ich habe ich china drei LED-leuchten gekauft, weil unsere zimmerpflanzen in unserer wohnung wirklich kaum sonnenlicht abbekommen.
die wachstums-leds leuchten tagsüber für 10 stunden, abends und nachts sind sie aus. hier wurde die led nur fürs foto angeschaltet.
ich schalte die wachstumslichter täglich automatisch ür ca. 10 stunden ein und ich habe das gefühl, dass es ihnen damit um ein vielfaches besser geht. die kosten halten sich dank super sparsamer LEDs auch in grenzen.
ich erinnerte mich bei ikea diese etwas schrottig anmutenden innengärten gesehen zu haben, die es mittlerweile auch zweistöckig und dreistöckig gibt (die dreistöckige variante wird in deutschland allerdings nicht verkaufft). die ikea-werbung machte jedenfalls appetit und auch detlef römisch war in einigen seiner „dauerwerbesendungen“ ganz angetan vom växer-system.
als ich dieses video der beifahrerin zeigte, fragte sie: „ist das nicht ikea-werbung?“ mir war das aber egal, weil der kohl und der mangold, den man dort sehen konnte, sahen wirklich gut aus.
also sagte ich der beifahrerin, dass ich mir dieses set wünschte. das passt auf die fensterbank in der küche und ich hatte das gefühl, dass das versprechen von ikea, dass das ein getestetes, idiotensicheres system sei, kein reines und leeres werbeversprechen war.
växer anzucht set für 130 euro
trotzdem versuchte ch noch ein bisschen weiter zu recherchieren. in china kann man solche sets auch kaufen, erstaunlicherweise gar nicht mal so günstig wie ich es erwartet hätte. irritierender weise wurden die meisten sets dort mit einer luft-pumpe angeboten, die dem wasser, bzw. der nährlösung der hydrokulturen luftbläschen zuführte. das fand ich komisch und eigentlich hätte ich es lieber, dass mein innengarten ruhig vor sich hinwächst, ohne zu brummen.
in diesem video zeigt der migardener, dass er statt fertiggeräten aus china oder von ikea, sich alles selbst baut und — wichtiger noch — auch das mysterium der luftzufuhr erklärt. seine wuchscontainer (und ikeas system) funktionieren nämlich nach der kratky-methode von bernhard kratky der an der universität von hawai forscht und dessen nicht zirkulierende hydroponische aufzucht-methode auch ohne sauerstoffzufuhr in die nährstofflösung funktioniert. wenn ich es richtuig verstanden habe, ist der entscheidende punkt, dass die wurzeln der pflanzen nicht komplett im wasser stehen, sondern zum teil auch in der luft. ausserdem ist die methode auch nur für schnellwachsende pflanzen, bzw. kürzere anzuchtperioden geeignet, danach wird die nähstofflösung ausgetauscht und eben auch neue pflanzen angezogen.
hier nochmal die video des migardener zum thema, in chronlogischer reihenfolge:
das erntevideo hat mich (und die beifahrerin) dann umgehauen. solche salatköpfe in sechs wochen? das wäre was, wenn das funktionieren würde!
„hydroponic lettuce harvest“
nach den video vom migardener war ich plötzlich wieder ganz weit weg vom ikea-system, nach weiterer recherche und nachdenken kam ich da aber wieder an. denn statt mir selbst lichtdichte plastikbehälter zu kaufen, die deckel aufzubohren, fand ich es dann doch effektiver, mir die container, inklusive netzbechern, deckeln (wichtig, damit kein licht durch unbesetzte pflanzöfnungen in die nährlösung kommt und da algenwachstum anregt) für vier eurozu kaufen.
und statt des ikea-gehäuses, entschied ich mich für ein ikea-regal, in dem ich dann, wenn ich wollte, gleich vier (oder fünf) container parallel bespielen könnte. und statt das alles vor das küchenfenster zu stellen, fand ich einen idealen platz in unserem kleinsten raum: der kammer. dort herschen im winter zwar etwas tiefere temperaturen (16 bis 18 grad), aber gerade salat scheint das laut internet nicht allzu viel auszumachen.
der kleinste raum unserer wohnung hat jetzt die meisten möbel
bei ikea habe ich zwei pflanzschalen gekauft (8,00 €), für die samen-anzucht hatten wir bereits einen setzling-container, eine wachstumslampe (35,00 €) und ein ivar regal (43,00 €), steinwolle für die setzlinge, bimsstein für pflanzkörbchen, dünger und ein paar ikea-samen (17,00 €). in china hab ich mir nochmal zwei wachstumslampen gekauft (29,00 €) was dann einen geburtstagsgeschenkpreis von 124,00 euro macht und hoffentlich demnächst für viel salat sorgt.
Die Diskussion um New Work ist nicht neu, in den letzten Jahren prasselt sie aber schlagwortartig immer intensiver auf uns ein: Work-Life-Balance, Work-Life-Blending, Job-Sharing, Co-Working-Spaces, Holocracy, Scrum, usw. Seit knapp 40 Jahren versucht Frithjof Bergmann unseren Begriff von Arbeit zu reformieren, seit 15 Jahren diskutieren wir über ein bedingungsloses Grundeinkommen, seit 80 Jahren versucht die antroposophische Camphill-Bewegung Arbeitsmodelle neben der klassischen Lohnarbeit in Lebensgemeinschaften praktisch anzuwenden, bei denen nicht das Produzieren im Vordergrund steht, sondern das Entdecken eigener Interessen und Möglichkeiten.
Und doch scheinen all diese Bemühungen und Diskussionen, all diese, teils sehr erfolgreichen, Lebensmodelle und Experimente um neue Formen der Arbeit auszuprobieren, nichts an unserer Sicht auf Arbeit, insbesondere auf die Stellung von Lohnarbeit, geändert zu haben. Wir haben es in den letzten 15, 40 oder 80 Jahren, in denen wir über neue Formen der Arbeit nachdenken, nicht geschafft uns von einer überkommenen, über 2000 Jahre alten Vorstellung von Arbeit zu lösen.
Ein paar Jahre nach Christi Geburt schrieb der Apostel Paulus einen Brief, in dem er unter anderem schrieb: „Wer nicht arbeiten will, der soll auch nicht essen.“ Diese Vorstellung von Arbeit hat sich auf eine äusserst bornierte und bigotte Art im Gewebe unserer Gesellschaft festgefressen. Als Franz Müntefering noch Vizekanzler war, behauptete er sogar einmal, dass dieser Bibelvers ein „ganz alter Spruch in der Sozialdemokratie“ sei. Genau betrachtet dürfte dieser Spruch eine ganz alter Gedanke in ungefähr allen politischen Strömungen sein, ganz besonders beliebt ist diese Ansicht aber ausgerechnet in der SPD. Andrea Nahles pflichtete ihrem ehemaligen Chef kürzlich bei, als sie sämtlichen Alternativen zur Lohnarbeit in einem einzigen Satz pauschal eine Absage erteilte: „Die SPD steht für ein Recht auf Arbeit — und nicht für bezahltes Nichtstun“.
Die Gestrigkeit der SPD ist natürlich nur eine Reflexion der Sicht, die die Mehrheit der Deutschen auf Arbeit hat. Unsere gesamtgesellschaftliche Interpretation von Paulus’ Spruch lässt kaum Spielraum: wer für seine Arbeit kein Geld bekommt, also keiner geregelten Lohnarbeit nachgeht, tut nichts und taugt nichts. Die Verlogenheit dieser Interpretation zeigt sich bei unserem Blick auf Arbeit, die nicht in Form von Lohnarbeit organisiert ist: Hausarbeit, Care-Arbeit oder zum Beispiel künstlerische Arbeit. Versuche Haushaltsarbeiten wie Kindererziehung, Wäschewaschen, Putzen oder Kochen überhaupt als Arbeit sichtbar zu machen oder gar zu entlohnen, werden routinemässig mit ökonomischen Gründen abgebügelt („Wer soll das denn alles bezahlen?“).
Arbeiten, die aus dem Raster der klassischen Lohnarbeit fallen, sind nicht nur für die SPD eine Art „Nichtstun“. Solche Arbeiten anständig zu bezahlen oder als ordentliche Arbeit anzuerkennen, scheint für uns als Gesellschaft nicht in Frage zu kommen.
Das Problem ist allerdings, dass die Umbrüche, die Disruptionen der klassischen Arbeitsbereiche, unerbittlich kommt. Wir wissen seit mindestens 40 Jahren, dass wir angesichts von immer weitreichenderer Automatisierung, Digitalisierung und der Globalisierung nicht nur neue Formen des Zusammenlebens und Zusammenarbeitens finden müssen, sondern auch, dass wir den Begriff der Arbeit neu denken müssen. Statt umzudenken und zu beginnen die Arbeitswelt umzubauen, versuchen sich die USA unter Trump zurück in die „guten, alten“ 50er Jahre zu katapultieren. In Deutschland schönen wir uns die Arbeitsmarktzahlen, so wie VW sich die Abgaswerte über Software-Tricks geschönt hat. Auf die Idee etwas grundlegendes zu verändern, kommen wir offenbar erst wenn’s brennt.
Dass es bereits brennt, zeigen unter anderem die Gelbwesten in Frankreich. Trotz ordentlicher Wirtschaftszahlen, von denen offenbar nur etwas im oberen Drittel der Gesellschaft hängen bleibt, explodieren in Frankreich Proteste von Unzufriedenen, Unterprivilegierten, von Menschen die Arbeiten, aber doch fürchten unter die Räder der Globalisierung und des Fortschritts zu geraten.
Wenn wir es als Gesellschaft nicht schaffen unser Bild von Arbeit zu überdenken, Strukturen oder Systeme aufzubauen, die auf Solidarität und nicht nur auf Gier als treibende Wirtschaftskraft setzen, bleibt New Work ein leeres Schlagwort, mit dem ein paar wenige gut ausgebildete Wissensarbeiter ihre gute alte (Büro-) Arbeit ein bisschen optimieren, angenehmer gestalten und sich davon auf New-Work-Kongressen einander vorschwärmen.
ich wurde nicht gefragt, bin also in der digitalzimmerwelt nicht angesagt. das hat den vorteil, dass ich ohne einschränkungen trotzdem meinen senf abgeben kann und mich vor allem nicht wie die „blogger-kollegen“ an „highlights“ und „trends“ halten muss, die man einfach im laden kaufen kann. meine highlights bestehen nämlich (quasi) aus bausätzen.
felix schwenzel ist gründer des kraut- und rüben-blogs wirres.net. vor zwei jahren hat er begonnen funksteckdosen zu vernetzen und funksensoren zu bauen. auf der suche nach wegen seine vernetzten geräte zu automatisieren, stiess er auf home-assistant und verwaltet damit jetzt fast alle leuchten in seiner wohnung, um die 50 sensoren und gefühlt 600 automatisierungen.
vor einem jahr habe ich mit amazons alexa die freuden der sprachsteuerung entdeckt. meine wirklich grosse freude über funktionierende spracherkennung und die möglichkeit sowohl unsinn als auch sinnvolles per sprache zu steuern, wurde allerdings dadurch getrübt, dass es unglaublich viele restriktionen bei der anpassung an unsere bedürfnisse gab und gibt. weder ich noch die beifahrerin können uns die teils komplizierten, erforderlichen satzkonstruktionen merken („öffne bring und füge joghurt zur einkaufliste hinzu“). die mangelnde kontrolle, das nagende unwohlsein einen lauschsprecher in der küche zu haben, der alle möglichen daten und audioschnipsel in amazons silos speichert, hat schliesslich dazu geführt, dass ich mit snips experimentieren wollte.
das experiment stellte sich als arbeitsintensiv, aber für meine bedürfnisse besser geeignet als de amazon-cloud-lösung heraus. snips ist deshalb mein highlight des jahres 2018, weil ich endlich natürlich und personalisiert mit meinen vernetzten lichtern, aktoren und sensoren reden kann. um szenen zu aktivieren brauche ich nicht zu sagen „aktiviere entspannung“, sondern kann sätze sagen wie: „ich möchte fernsehen“ (dimmt das licht im aktuellen raum), „katia möchte im kinderzimmer lesen“ (aktiviert die szene „lesen“ im kinderzimmer), „katia möchte fernsehen“ (erkennt dass es sich um den raum „stube“ handelt und schaltet neben gedimmten licht auch gleich den fernseher ein). den „küchentisch“ kann ich beliebig dimmen (indem ich prozentzahlen sage, „hell“, „dunkel“, „heller“, „dunkler“ sage), farben anpassen („gelbweiss“, „blauweiss“, „tageslichtweiss“), aber auch alltagssätze wie „es ist zu dunkel“, „es ist dunkel wie im bärenarsch“ oder „katia ist da“ verändern das licht entsprechend (die beifahrerin möchte es in der küche immer hell haben, ich eher gedimmt, weshalb „katia ist da“ oder „katia ist wieder weg“ entsprechend die lichtstimmung steuern und das ganze mit blöden sprüchen komplettieren). vor allem kann ich die küchentischbeleuchtung auch „tisch“, „esstisch“ oder „deckenlampe“ nennen — und wäre ich lustig mir auch beliebig viele andere synonyme ausdenken.
ich kann den vorhang mit einfachen sätzen steuern („vorhang auf“, „vorhang schliessen“, „kannst du den vorhang auf machen?“), was mir mit alexa nur auf umwegen gelungen ist („schalte den vorhang ein“). wenn ich in der küche sage, dass das essen fertig sei, ruft snips die beifahrerin und dimmt das licht (mittelhell, so wie die beifahrerin es gerade noch aushält). timer und wecker kann ich nicht nur (wie mit alexa) auf zuruf stellen, sondern auch anzeigen. geräusche, umgebungsgeräusche (ambient sounds) kann ich mit sätzen wie „meeresrauschen im bad“ oder „pups mal im flur“ auf unsere audio-systeme schicken (musik steuern wir (momentan noch) lieber per mobiltelefon, wo spotify-connect sie dann auf ein paar raspberries oder einem yamaha verstärker in beliebigen räumen abspielt).
der vorteil von snips ist gleichzeitig der nachteil von snips: man muss/kann alles selbst machen. welche sätze snips versteht bestimme ich, nicht ein amazon-ingenieur. die arbeit die mir hunderte oder gar tausende amazon-ingenieure abnehmen, wenn ich einen echo-lauschsprecher nutze, muss ich zum grossen teil selbst erledigen. wobei snips einem da wirklich sehr viel arbeit abnimmt. und auch wenn snips noch nicht alle quellen ofengelegt hat, sind doch immerhin alle schnittstelen offen und dokumentiert und das basteln, das selber bauen, das tinkern und rumprobieren wird von den entwicklern und einer recht aktiven community unterstützt.
die sprachassistenten von amazon, apple oder google haben alle eine rudimentäre persönlichkeit. mit snips kann man die persönlichkeit seines assistenten selbst formen. wie er oder sie antwortet, auf was er oder sie wie reagiert, das alles habe ich mit snips selbst in der hand. das macht grossen spass.
[06:58:14] [Tts] was asked to say "es sind nur noch wenige geschirr-tabs da. ich hab tabs auf die einkaufsliste gesetzt."
so wie das modewort „nachhaltig“ eigentlich nichts anderes als „zukunftsfähig“ bedeutet, sind sogenannte „smart-home“ geräte oder apparate mit dem präfix „smart“ eigentlich eine umschreibung für „vernetzt“. un-smarte geräte sind auch vernetzt, aber lediglich mit dem stromnetz. vom stromnetz werden sie mit schaltern am gerät oder in der nähe des geräts geschaltet und machen dann ihr unvernetztes ding, für das sie gebaut sind.
vernetzte geräte, die sich dank ihrer vernetzung nicht nur durch schalter fernsteuern lassen, sondern durch apps oder sprach-assistenten, sind toll. ich beschäftige mich jetzt seit zwei, drei jahren intensiv mit ihnen. dabei haben sich ein paar eigentlich triviale, aber dennoch zentrale erkenntnisse herausgebildet:
erstens: fernbedienung ist toll, aber wichtiger sind offene, programmierbare schnittstellen
eine lampe mit einer app zu steuern ist vielleicht für ein paar wochen aufregend. danach wünscht man sich schalter oder andere ergonomisch angebrachte steuerelemente, zum beispiel ein touchpad, drehregler oder — seit knapp zwei jahren ganz neu — sprachsteuerung. aber am allermeisten wünscht und fragt man sich, also ich zumindest, wie man das vielleicht alles ein bisschen automatisieren, abkürzen kann — und nicht mehr alles selbst zusammenklicken muss.
zweitens: beware of the cloud
es gibt kaum noch „smarte“ (also vernetzte) geräte zu kaufen, die ohne „cloud“, also mit einer direkten leitung zum hersteller, angeboten werden. gegen die cloud sprechen nicht nur allerlei datenschutz- und privatshären-gründe, sondern auch praktische erwägungen: die cloud hat hohe latenzzeiten und die internet-verbindung ist öfter weg als man denkt, aber noch öfter sind die hersteller die einem das gerät verkauft haben und die cloud am laufen halten, plötzlich vom fenster weg oder werden von arschloch-firmen aufgekauft. geräte die sich nicht auch lokal, vor ort vernetzen lassen, also auch eine lokale API (schnittstelle) anbieten, haben im haus oder der wohnung eigentlich nichts verloren. abhängigkeit von der cloud ist alles andere als „smart“.
worauf ich aber eigentlich heraus will, und weshalb ich den artikel vor ein paar tagen ursprünglich angefangen zu schreiben habe, ist automatisierung. was mich (als frickler), aber (hoffentlich) auch andere haushaltsmitglieder dauerhaft begeistert, sind ausgefeilte automatisierungen.
anfang der woche habe ich die spülmaschine eingeschaltet und 5 sekunden später plärrte es aus meinem lautsprecher: „es sind nur noch wenige geschirrtabs da. ich hab tabs auf die einkaufsliste gesetzt.“
das schöne ist: ohne weiteres zutun hat das auch funktioniert.
die automatisierung die die aktion ausgelöst hat ist alles andere als „smart“ oder wirklich intelligent; eigentlich ist sie sogar trivial:
so trivial diese automatik auch ist, ich habe noch keinen weg gefunden, soetwas mit systemen der grossen player abzubilden, weder mit homekit, bzw. der home-app von apple, noch mit alexa-routinen oder dem google-home gedöns. samsung hat ein cloud-basiertes system namens „smartthings“, mit dem man sowas vielleicht machen könnte, aber das problem, das alle grossen hersteller bisher nicht mal in ansätzen gelöst haben, ist die integration von sensoren und aktoren über herstellergrenzen hinweg.
ansätze dafür gibt es, aber lösungen die über viele herstellergrenzen hinweg funktionieren, sind bisher nur im DIY (do it yourself) bereich zu finden. lösungen wie home assistant, openHAB und viele andere ermöglichen alle möglichen geräte, sensoren, aktoren zusammenzuflanschen und in einem guss zu automatisieren.
zurück zum beispiel: grundlage der bestell-automatik sind natürlich erst mal sensoren, an erster stelle ein sensor der die anzahl verbliebener tabs verzeichnet. die anzahl tabs ist ein abgeleiter sensor. ich leite die zahl der tabs von einem sensor ab, der registriert wenn die spülmschine angeschaltet wird (und wann sie fertig ist). das wiederum leite ich von einem senor ab, der den stromverbrauch der spülmaschine misst und daraus den betriebszustand der spülmaschine ableitet.
die aktoren sind schon etwas komplexer. es gibt derzeit keinen weg der bring.app einkäufe hinzuzufügen — ausser über die app oder über alexa. bring hält es für unnötig hier eine öffentlich zugängliche API zur verfügung zu stellen. über die alexa-integration, die selbstverständlich auf einer (geschlossenen) API basiert, zu der nur amazon und bring selbst zugang haben, kann ich mich aber trotzdem einklinken.
der dienst bespoken.io erlaubt es mir statt alexa ein komando zuzurufen, alexa ein kommando per rest-schnittstelle zu übermitteln. obwohl ich keinen echo-lauschsprecher mehr in betrieb habe, kann ich so mit alexa-skills kommunizieren die mit meinem amazon-konto verknüpft sind.
wenn ich bespoken programmatisch bitte die nachricht „öfffne bring und füge geschirrtabs hinzu“ an mein alexa-amazon konto zu senden, hat das die gleiche wirkung als würde ich das in ein amazon-echo-mikrofon sprechen. die antwort des bring-skills liefert bespoken freundlicherweise auch gleich mit, so dass ich den auch wieder ausgeben kann — ganz ohne echo dot. (ein weiterer vorteil der lösung über snips ist übrigens auch, dass ich jetzt einfach sagen kann: „wir brauchen milch“, wohingegen mich die alexa-lösung dazu zwingt einen quatsch-satz zu sagen wie: „öffne bring und füge milch zu meiner liste hinzu“)
der zweite aktor macht nichts anderes als snips zu bitten eine tts (text to speech) nachricht in der küche abzuspielen: „es sind nur noch wenige geschirrtabs da. ich hab tabs auf die einkaufsliste gesetzt.“
aufmerksame leser bemerken jetzt natürlich einen widerspruch: ich nutze die cloud für unseren einkaufszettel und um diesen zu füllen. wichtig ist (mir) aber ein prinzip, von dem ich zuerst im architekturstudium gehört habe, und dem ich später in der programmierung und webseitengestaltung wiederbegegnet bin: das prinzip der würdevollen fehlfunktion („degrade in grace“). beim studium ging es eigentlich um materialien „die würdevoll altern“, aber egal ob es sich um material, code oder eine benutzerschnittstelle handelt, alle sollten bei fehlfunktion die würde und ihr gesicht wahren. wenn der eintrag nicht in der einkaufsliste auftaucht, weil die cloudanbindung nicht funktioniert: halb so schlimm, mich hat zumindest die nachricht erreicht, dass nur noch wenige tabs da sind. vielleicht habe ich das auch schon so gesehen. wichtiger ist mir hingegen die zahl der spülzyklen zu erfassen (und daraus den strom und spülmittelverbrauch abzuleiten und gegebenenfalls auszuwerten). das funktioniert auch ohne internet verbindung und diese sensor-daten bleiben in der wohnung. sollte das lokale netzwerk ausfallen ist es zwar schade, dass dann die laufzeiten nicht erfasst werden und ich keine spülmaschine-ist-fertig-nachricht mehr auf mein handy bekomme, aber immerhin funktioniert die spülmaschine noch. fällt der strom aus, kann ich immer noch wasser mit dem gasherd aufkochen und mit der hand spülen. ohne gas ist es dann aber aus mit der wohnwürde.
dieser schichtweise aufbau der technik-funktionen ist meiner meinung nach bei der konzipierung aller aspekte der heimautomatisierung essentiell. die äusserste schicht, die cloud, auf die ich den wenigsten einfluss und kaum kontrolle habe, sollte, wenn überhaupt, nur für komfort-/luxusfunktionen dienen. alles was essentiell ist, licht, wärme, schlösser, geräuschquellen sollten mindestens zwei ebenen tiefer liegen und möglichst eine optionale manuelle steuerung bieten.
tl;dr: weder vernetzung, noch fernbedienung oder automatisierung verdienen im heim wirklich das label „smart“. aber die automatisierung von (am besten lokal) vernetzten, fernbedienbaren geräten macht wirklich spass und befriedigt (wenns funktioniert) tief.
alexa, bzw. unser echo-dot ist jetzt seit ungefähr 6 wochen offline und empfängt jetzt ihr gnadenbrot. wenn ich artikel über neue oder nützliche features von alexa lese zucke ich meist mit der schulter und bemerke, dass mich die meisten skills oder features von alexa ohnehin nicht interessiert haben und dass es gerademal 5 sachen gab, die wir/ich regelmässig an alexa herangetragen haben:
licht- und gerätesteueerung, vor allem in der küche, wo alexa lebte uns zuhörte
timer
füllen unserer gemeinsamen einkaufsliste in bring per zuruf
gelegentliche fragen nach öffnungszeiten oder wikipedia-artikeln
die licht und gerätesteuerung macht snips mittlerweile, wie ich finde, besser als alexa, vor allem auch, weil ich den lampen, geräten und räumen einfacher (un beliebig viele) synonyme geben kann und vor allem weil ich die aktionen nach gutdünken, vor allem kurz gefasst aufrufen kann. kann natürlich auch sein, dass mir das merken leichter fällt, weil ich mir die triggersätze ausgedacht habe und nicht ein amazon-mitarbeiter. es kann aber auch sein, dass ich die licht-, geräte- und raumzuordnungen per homeassistant besser und einfacher strukturieren konnte, als mit der alexa app. aber das ist ein anderer artikel. genauso werde ich einen artikel darüber schreiben, wie ich snips dazu gebracht habe einkaufserinnerungen in bring zu bekommen, obwohl bring sich weigert eine öfffentliche API anzubieten (spoiler: sie haben eine API, den alexa-skill). lediglich wissenfragen nach wikipedia-artikeln oder öffnungszeiten von geschäften in der nähe konnte ich snips noch nicht beibringen, vor allem weil ein snips ein allgemeines deutsches wörterbuch fehlt, snips also kurzgesagt nur das versteht, was man snips explizit beigebracht hat.
was ich bei alexa wirklich häufig genutzt habe war die timer-funktion. was mich allerdings immer gestört hat, war das fehlende visuelle feedback. um zu erfahren wie lange der timer noch läuft, musste ich immer nachfragen. das kann jede eieruhr besser. sämtliche versuche per API auf die alexa/echo timerfunktionen zuzugreifen scheiterten, alles was über die API (per IFTTT) möglich schien, war eine aktion nach dem ablaufen von timern zu triggern, was ich aber nicht brauchte.
die timer-funktion, die ich hier neben der ebenso wichtigen „pups mal!“-aktion abgefilmt habe, habe ich natürlich mit hilfe vom home-assistant gebaut. wie genau, erzähle ich im folgenden, muss dafür aber vorher nochmal kurz ausholen.
skills legt man mit snips in der (online) konsole von snips an (das bauen von assistenten und skills ist die einzige funktion von snips, die (noch) nicht offline verfügbar ist, nach dem deployment funktioniert snips dann aber zu 100% offline).
der „skill“ timer besteht aus zwei „intents“, timer starten und timer stoppen. die intents findet snips „schwach“, weil ich jeweils nur sechs, bzw. elf trainingssätze eingegeben habe.
die trainingssätze sind die sätze die snips erkennen soll, wenn ich einen timer starten möchte, also zum beispiel:
Erinner mich in 2 Minuten
Wecke mich in einer Stunde
Erinnere mich in 30 Minuten
Nudeltimer von 8 Minuten
Eieruhr für 6 Minuten
Wecker in 15 Sekunden
Timer 30 Sekunden
2 Minuten Countdown
Starte einen Countdown für 2 Minuten
10 Minuten Timer
Timer 10 Minuten
damit ich nicht je einen trainingssatz für jeden möglichen zeitraum aufschreiben muss, gibt es vorgefertigte slots für standardwerte wie die dauer, zahlen, temperaturen oder geldbeträge. deshalb habe ich dem intent einen slot für die timer-dauer hinzugefügt. die satzteile mit der dauer muss man anfangs selbst markieren, nach einer weile lernt die konsole dazu und erkennt die dauer in beispielsätzen alleine. der zweite slot erfasst den namen des timers, so dass ich theoretisch mehrere timer parallel aufsetzen kann oder snips mich beim beenden des timers daran erinnern kann, um was der timer geht.
im prinzip ist das schon alles was man für meine lösung auf snips-seite anlegen muss. den rest erledige ich mit homeassistant. man kann für snips auch aktionen in python programmieren, die auf den intent reagieren und agieren. diese python-scripte installiert snips dann auch lokal auf dem raspberry. es gibt ein paar fertige skills (oder apps) die man in einer art app-store in der konsole installieren kann. ein paar von denen habe ich ausprobiert, aber meistens waren die anpassungen die ich an diesen fertigen apps vornehmen musste oder wollte aufwändiger als es mit homeassistant selbst zu machen. die meisten der skills die ich in der konsole anlege haben deshalb gar keine aktionen.
trotzdem haben die skills, oder genauer die einzelnen intents aktionen zur folge, wenn man im homeassistant die snips-komponnete installiert hat. dann schnappt sich homeassistant sozusagen die intents auf, die man konfiguriert hat. für den intent sieht das dann so aus:
diese zeilen bitten homeassistant, sobald snips das auslösen des -Intents meldet, aktiv zu werden. einerseits mit einem audio-feedback und andererseit mit einer aktion. der intent liefert nach dem auslösen die aufgeschnappten „slots“ mit, also in diesem fall die dauer () und den namen (). wie man sieht, ignoriere ich den namen und werte bis jetzt lediglich die dauer aus.
wenn ich also sage „10 minuten timer“ erkennt snips die dauer (10 minuten) und den intent (timer start) und gibt das auf dem „mqtt-bus“ bekannt. weil homeassistant den bus abhört arbeitet homeassistant dann meine konfiguration ab und weist snips folgendes an sprachfeedback zu geben: „timer 10 minuten ab jetzt.“ ausserdem stoppt homeassistant eventuell schon laufende timer und startet einen neuen timer mit der übermittelten dauer ( wird von der homeassistant-snips-komponente freundlicherweise in sekunden umgerechnet, ist der der eingabe-, also der rohe wert).
weil jetzt ausser einem laufenden timer nichts weiter passieren würde, muss ich natürlich noch eine automation anlegen, die sich um die darstellung der restlaufzeit kümmert und eine, die den abgelaufenen timer ankündigt.
die erste automation läuft jede sekunden wenn der läuft (sonst nicht). die berechnet, bzw. zählt die restlaufzeit (in sekunden) und schickt die restlaufzeit auf meinen selbstgebauten matrix-display, der sich per mqtt füttern lässt. das payload-template macht nichts anders als aus der timer-zeit und der abgelaufenen zeit die verbleibenden minuten und sekunden auszurechnen und sie im format '%M%:%S' darzustellen.
die zweite automation wird getriggert, sobald der timer abgelaufen ist und stellt den text „fertig“ auf dem led-matrix-bildschirm dar und lässt snips sagen: „dein timer ist abgelaufen“.
das ganze würde eventuell mit einem python-script viel einfacher umzusetzen zu sein, aber für komplexeres python bin ich noch zu doof. die homeassistant yaml-konfiguration ist auch nicht gerade trivial, aber weil ich mittlerweile in dieser form gefühlt 800 automatisierungen für die wohnung geschrieben habe, bin ich da relativ trittsicher.
das beispiel zeigt die qualität vom zusammenspiel von snips und homeassistant eigentlich ganz gut: im prinzip ist das alles recht einfach, aber man muss halt fast alles selbst machen. die snipskonsole und dokumentation helfen, homeassistant nimmt einem sowieso einen grossen teil arbeit ab, aber jeden einzelfall, jedes detail muss man selbst bedenken. die nüsse die man für einzelne skills knacken muss sind teils weich, teils sehr hart. mir hat das in den letzten wochen aber grossen spass bereitet diese nüsse einzeln zu knacken: wie bekomme ich snips/homeassistant dazu einzelne lichter, geräte oder lichtszenen zu schalten, wie kann ich meine bring-einkaufsliste per zuruf füllen, wie nach temperaturen fragen. das ist ein bisschen wie kreuzworträtsel lösen, mit dem unterschied, dass man sich die aufgaben und lösungen hier selbst ausdenken muss und es keine richtige oder falsche lösung gibt, sondern nur jeweils eine, die ausreichend gut funktioniert.
wo ich gerade dabei bin erklär ich noch, wie ich snips (ivanka) das pupsen beigebracht habe. den intent, bzw. die trainingssätze anzulegen war eher trivial:
nochmal pupsen
bitte pups nochmal
pups nochmal
pupsgenerator
flatulenz
bitte flatulieren
flatuliere bitte
bitte furzen
bitte pupsen
pup mal
kannst du furzen?
bitte furz mal
bitte pups mal
furzen
furz mal
pupsen
pups mal
pupse bitte
kannst du pupsen?
jeder dieser sätze triggert im homeassistant den intent :
sagt snips bescheid, dass der intent ausgeführt wurde, auch wenn die aktion noch nicht zuende ausgeführt wurde. die aktion besteht im prinzip aus einem kommandozeilen befehl der snips eine wav-datei zum abspielen schickt. die auswahl der wav-datei erfolgt per zufall aus 13 dateien die ich mir zusammengegooglet habe. wichtig sind noch die variablen und . die beiden werte liegen bei jedem intent-aufruf vor und sind dann wichtig, wenn man mehrer snips-assistenten zuhause hat, also in verschiedenen räumen. ich habe im kinderzimmer einen snips-satelitten installiert und wenn ich snips dort frage mal zu pupsen, wird die wav-datei eben auch dort abgespielt.
der kommandozeilenbefehl schickt nach dem aufruf durch den intent die wav-datei per mqtt an den snips-audio-server. durch die weiss snips auf welchem lautsprecher die datei abzuspielen ist und das ist ungefähr alles was man tun muss, um snips zum pupsen aufzufordern.
weil ich es lustig fand pups geräusche im bad abzuspielen, wenn dort jemand anders sitzt, habe ich mnoch einen zusätzlichen skill zusammengestellt, der genau das macht. eleganter wäre es natürlich alles in einem skill, bzw. intent abzuhandeln, also zu prüfen, ob der intent einen raum mitliefert oder nicht und entsprechend zu agieren (bei keiner raumnennung abspielen im raum wo der intent getriggert wurde, sonst im genannten raum).
Der Blick in die Zukunft fällt uns schwer, weil der Blick in ferne Zeiten immer Reflexion der Gegenwart zeigt. Wir sehen beim Blick nach vorn immer auch uns selbst. Wenn wir die Augen zusammenkneifen, unseren Blick ein bisschen abstrahieren, schaffen wir es gelegentlich, einen flüchtigen, unverfälschten Eindruck von der Zukunft zu bekommen. Für so einen abstrakten Blick lassen sich beispielsweise Ereignisse oder Muster aus der Vergangenheit in die Zukunft projizieren.
Wir wissen zum Beispiel, dass sich manche Dinge nie ändern werden (Klagen über die Jugend, unsere Abhängigkeit von Technologie). Außerdem können wir rote Fäden im Gewebe der Menschheitsgeschichte erkennen, die sich vom Anbeginn der Zeit bis heute und weiter in die Zukunft ziehen werden. Einer dieser roten Fäden ist Beschleunigung, Delta v (Δv), oder genauer, die Änderung von Geschwindigkeit. Durch Beschleunigung, durch die Fähigkeit, Handlungen ein bisschen schneller auszuführen als Konkurrenten, haben Menschen sich seit jeher evolutionäre und wirtschaftliche Vorteile verschafft. Die Fähigkeit, uns schneller von A nach B zu bewegen, hat uns zu Vorteilen gegenüber anderen Tierarten verholfen und war später die Grundlage von Imperien und politischer und wirtschaftlicher Vorherrschaft.
Die Spanier – später die Engländer – verdankten ihre Macht ihren Seeflotten, mit denen sie sich schneller (und freier) in der Welt bewegen konnten als ihre Nachbarn. Der Wohlstand der modernen westlichen Welt und vor allem auch Deutschlands basiert zum großen Teil auf Mobilitätstechnologien, die es jedem Einzelnen ermöglichen, sich immer schneller von A nach B zu bewegen.
Diese einfache, vorhersehbare Beschleunigungstendenz hat allerdings auch schwer vorhersehbare Folgen für die Welt. Die Spanier haben im 17. Jahrhundert halb Südeuropa entwaldet, um mit ihren Schiffen schneller um die Welt zu kommen. Wir haben große Teile des Bodens versiegelt und erwärmen das Klima massiv, um schneller anderswohin zu kommen. Unsere Fähigkeit, einander immer schneller und einfacher zu töten, ist nicht nur eine Grundlage unseres Wohlstands, sondern zugleich auch ein Beispiel dafür, wie wir gesellschaftlich versuchen, die Folgen des Delta v, der rasenden Technologieentwicklung, abzufedern. Zumindest in den letzten 70 Jahren gab es große, teilweise erfolgreiche Bemühungen, den Frieden trotz wachsender Tötungsarsenale durch Abkommen, Handel und Achtung bewaffneter Konflikte zu sichern.
Ein besonders krasses Delta v haben wir in den letzten 30 Jahren im Bereich der Digitalisierung erlebt. Auf Grundlage von immer schnelleren und effizienteren Kommunikationstechnologien sind neue Imperien entstanden und die Folgen dieser Umbrüche, die Zerstörungskraft der noch kürzlich gefeierten Disruption, werden uns langsam bewusst. An den Problemen, die der rasante Fortschritt der Digitalisierung und Vernetzung uns eingebrockt haben, verzweifeln vor allem Pioniere der Technologie. Wer hätte gedacht, dass Technologien, die Menschen näherbringen, vernetzen, ermächtigen sollten, zu so viel Hass, Spaltung, Konflikten und einem Wiederaufflammen des Faschismus führen würden?
Das Muster, der rote Faden, ist im Prinzip bestürzend: Wir schaffen und verbessern Technologien, mit denen wir unser Leben beispiellos beschleunigen, bequemer und günstiger gestalten können. Machen sich negative Folgen dieser Beschleunigung bemerkbar, versuchen wir technologisch und gesellschaftlich gegenzusteuern – unter anderem mit mehr, mit schnelleren, mit besserer Technologie.
Es ist nicht davon auszugehen, dass sich das in naher oder ferner Zukunft ändert, auch weil wir Menschen ohne Technologie nur begrenzt überlebensfähig sind. Dieser abstrakte Blick in die Zukunft ist natürlich ziemlich unbefriedigend.
Es gibt aber eine bewährte Technik, einen konkreten Blick in die nähere Zukunft zu erhaschen: indem wir sie gestalten, oder uns zumindest an ihrer Gestaltung beteiligen. Die Erkenntnis ist zwar trivial, aber wir denken viel zu selten daran: Wir können die Zukunft durch unser Handeln beeinflussen.
Mit anderen Worten: Frag nicht, was die Zukunft bringt, sondern was du für die Zukunft tun kannst.
manchmal macht es klick, wenn ich texte lese. dann kommen sachen die mir im kopf schwirren plötzlich zusammen, weil irgendwer es geschafft hat die schwirrenden dinge zu verbunden und per logik das schwirren zumindest für eine weile zu unterbinden. zuletzt ist das vor ein paar tagen robert reich gelungen, dessen leider etwas bescheuert übertitelter text „Amazon Is Everything That's Wrong With America“ viel weniger polemisch ist, als die überschrift vermuten lässt.
in aller kürze sagt reich im text, dass amazon ein symptom der derzeitigen krise in amerika ist, bzw. dass amazons jüngste entscheidung für zwei neue hauptquartiere das problem deutlich macht, an dem amerika leidet — aber auch andere westliche länder:
das problem ist eine wachsende ungleichheit von orten („widening inequalities of place“). amazon habe sich entschieden seine zwei neuen hauptquartiere nicht in einer ländlicheren, konservativen gegend anzusiedeln, sondern im liberalen new york und der metropolengegend washingtons.
aus amazons perspektive ist das folgerichtig, weil amazon gebildete, talentierte menschen benötigt um sein geschäft zu betreiben und weiterzuentwickeln. amazon verkauft eben nicht nur sachen im internet, sondern erfindet sich ständig neu, und verbessert seine methoden kontinuierlich, um konsumenten besser und schneller zu bedienen. amazon ist auf technologie angewiesen und technologie, technologieentwicklung ist eben kein ding an sich, sondern ein prozess, ein hin und her, dialoge zwischen menschen, die voneiander lernen, sich inspirieren und sich gegenseit (intellektuell) auf die schultern steigen. und genau das, schreibt reich, passiere eben in hauptsächlich in wenigen geographischen clustern, in den USA vor allem an den küsten. an der westküste, in den bundesstaaten washinton und kalifornien oder an der ostküste um washington DC, boston und new york herum. in europa ist das nicht anders, auch hier findet technologische innovation eher in urbanen gegenden statt, weniger im ländlichen raum.
die talentierten menschen, die technologie vorantreiben, die in technologie-firmen arbeiten, studieren in städten und ziehen die grossräume von städten auch zum späteren leben und arbeiten vor.
und genau das ist das problem: der ländliche raum bleibt vom derzeitigen fortschrittstreiber ausgeschlossen. der ländliche raum ist nahezu ausgeschlossen von jobwachstum, den geld- und steuerströmen, die sich fast ausschliesslich in die städtischen räume ergiessen.
Between 2010 and 2017, according to Brookings, nearly half of the America’s employment growth centered in just 20 large metro areas, now home to about a third of the U.S. population.
Relative to these booming hubs, America’s heartland is becoming older, less well-educated, and poorer.
The so-called “tribal” divide in American politics, which Trump has exploited, is better understood in these economic and cultural terms: On one side, mega-urban clusters centered on technologies of the future. On the other, great expanses of space inhabited by people left behind.
überspitzt formuliert: der ländliche raum verarmt, verblödet, überaltert. populisten wie trump wissen das mit ihren lügen, hohlen versprechen und vermeintlichem mitgefühl für die unterpriviligierten auszunutzen. die gutbezahlten jobs entstehen in den metropolen, aber auch hier entstehen durch einkommensungleichheit immer mehr prekäre einkommenssituationen.
auch in deutschland scheinen sich diese probleme zuzuspitzen. die unterschiede zwischen arm und reich steigen, die mittelschicht verschwindet und die gutbezahlten jobs entstehen in den städten. amazon hat sein hauptquartier in münchen schwabing, „am Berliner Standort entwickelt Amazon“, laut selbstbeschreibung, „seit 2013 zukunftsweisende Technologien“, „In Dresden ist das Amazon Office ein Kompetenzzentrum für Linux Kern- und Hypervisor-Entwicklung“, die eher schlechtbezahlten jobs in logistikzentren siedelt amazon dann auch im ländlichen raum an (graben, bad hersfeld, rheinberg, werne, pforzheim, koblenz, brieselang oder winsen).
in deutschland wie in amerika tendieren die metropolen politisch nach links. seattle, kalifornien, new york, washington DC, alle nennt robert reich „true blue“, also demokratisch dominiert. die republikaner sind dafür in den ländlichen gegenden stärker. in deutschland sind die metropolen zwar nicht blau, aber dafür stark von rot und grüntönen dominiert. in den USA verzerrt sich durch die konzentration der progressiven wähler in den metropolen auch das politische klima:
Another consequence is a more distorted democracy. California (now inhabited by 39.54 million) and New York (19.85 million) each get two senators, as do Wyoming (573,000) and North Dakota (672,591).
Even though Democratic Senate candidates in the midterm elections received 12 million more votes than Republican Senate candidates, Republicans still gained at least one more Senate seat.
ich vermute, dass das sich das in deutschland tendenziell ähnlich verhält, auch wenn die gleichheit der wahl in deutschland offenbar ein höheres gewicht hat, als in den USA.
das problem des „tribal divide“ dürfte sich aber in den kommenden jahren genauso verstärken, wie sich die trends der wachsenden einkommenungleichheit und der sich ausdünnenden mittelschicht auch langsam aber sicher bei uns breit machen.
In seinem Werk Supercapitalism stellte Reich fest, im vorherrschenden Wirtschaftssystem würden Personen als Verbraucher und Anleger zunehmend mehr Macht erhalten, als Arbeitnehmer und Bürger jedoch immer weniger. Ein Primat der Ökonomie über die Politik untergrabe die Demokratie. Reich stellte dem eine Forderung nach dem Primat der Politik entgegen.
Reich begründet seine Auffassung mit dem Paradox des Superkapitalismus. Dieses besagt: Die Bürger in den Industrieländern und immer mehr Menschen in Schwellenländern profitieren als Verbraucher und Anleger von der Globalisierung und Liberalisierung der Märkte, als Bürger ihrer Staaten lehnen sie jedoch deren negative Folgen weitgehend ab. Als Konsumenten suchen sie nach den besten Preisen, als Bürger beklagen sie jedoch das Aussterben der kleinen Quartierläden und die schlechten Arbeitsbedingungen in den Supermärkten. Als Anleger erwarten sie hohe Renditen, als Bürger verurteilen sie jedoch die Manager, die aus Renditegründen Arbeitsstellen kürzen. Für Reich ist die Bilanz dieser Ambivalenz eindeutig: Die Anleger und Konsumenten sind die Gewinner der Globalisierung. Ihre Auswahlmöglichkeiten nehmen laufend zu. Die Bürger hingegen sind immer öfter die Verlierer: Die Löhne nehmen ab, die Arbeitsunsicherheit nimmt zu und ebenso die gesellschaftliche Ungleichheit.
Der Vorzug von Robert Reichs Superkapitalismus-Konzept liegt darin, dass es nicht zu unsachlicher System- oder Kapitalismuskritik verleitet, denn neoliberal sind in dieser Betrachtungsweise nicht Systeme, sondern Personen, die als Investoren und Konsumenten handeln.
das ist eigentlich ein schöner schlusssatz, auch wenn vieles von dem was reich sagt nachdenkenswert und diskussionswürdig ist: neoliberal sind nicht „die da oben“, sondern wir konsumenten.
letzte woche kam der raspberry und ein ps3 eye kamera/mikrofon, das ich neben den anderen komponenenten für ivanka bestellt hatte. auf die lieferung von eckstein, mit dem aufsteckmikrofon-hat und lautsprecher, warte ich noch immer. ich versuche ja eher weniger bei amazon zu bestellen, aber wenn man sich anguckt wie eckstein meine bestellung händelte, fühle ich mich inspiriert dann doch wieder lieber bei amazon zu bestellen. von eckstein wurde vor allem stille geliefert, erst als ich nach über einer woche nachfragte, antwortete man mir, dass es störungen im zulieferungsprozess gäbe (meine worte) und ich mich noch mindestens eine woche gedulden müsse.
trotzdem konnte ich mir meine neue sprachassistentin, die alexa ablösen soll, zusammenbauen. an den raspberry schloss ich, neben den kamera/mikorofon von sony, dass gerade mal 10 euro kostet aber 4 richtmikrofone verbaut hat und exzellente empfehlungen für sprachassistenten hat, einen batteriebetriebenen mini-lautsprecher, der noch bei uns rumlag, an den kopfhörerausgang an. auf eine SD-karte kopierte ich raspbian, so wie die hervorragende snips-doku das empfiehlt, der ich schritt für schritt folgte.
das betriebsystem und snips selbst zu installieren ging schnell und war nicht übermässig anspruchsvoll. die tools, insbesondere das snips eigene sam, macht die installation wirklich einfach — wenn man mindestens weiss was eine kommandozeile ist. ein bisschen kniffelig war ein konfigurationsaspekt, der eher schlecht dokumentiert ist. seit ein paar releases lässt die snips konfigurationsdatei () nämlich zu, dass man, statt des mosquitto mqtt-servers auf dem raspberry, auch seinen vorhandenen, eigenen mosquitto nutzen kann. das problem (bei mir) war allerdings, dass mit dem externen, also dem vorhandnen mqtt-server, nichts mehr richtig funktionierte. die spracherkennung funktionierte noch, aber weder der demo-client noch nachinstallierte apps wollten richtig funktionieren. nach einigen stunden debugging war klar, mit externem mqtt geht’s nicht. zu viele komponenten, vor allem aber zu viele fertige action-scripte haben den lokalen mqtt-server hardgecodet auf .
das ist aber auch kein problem, ich habe den lokalen snips-mosquitto einfach in meinen eigenen mosquitto gebridged. in der habe ich folgendes ergänzt:
damit leitet der snips-mosquitto alle relevanten topics an meinen homeassistant-mqtt-server weiter und empfängt alles was homeassistant zurückschickt.
snips nutzt mqtt als bus. das heisst, alle snips-komponenten kommunizieren über mqtt. der snips-audioserver sendet ständig audiosample-schnipsel über mqtt, die wiederum von der snips wake-/hotword-komponente aufgefangen und analysiert werden. schlägt die hotword komponente alarm, schnappt die ASR-komponente (Automatic Speech Recognition) die audio-samples auf und versucht gesprochenen worte aus den audio-samples zu extrahieren. die extrahierten, gesprochenen sätze werden dann wieder über mqtt an die NLU-komponente (Natural Language Understanding) weitergegeben, die aus den worten den sinn zu exrahieren versucht. danach übernehmen scripte, aktionen oder dialog-komponenten und am ende die tts-komponente (Text to Speech). alles über mqtt.
bevor ich weiter in technische details gehe, fang ich mal mit dem fazit an: das funktioniert alles sehr, sehr gut, mit ein paar abstrichen.
sowohl das eingebaute, mitgelieferte hot-/wakeword (auf deutsch nur eins: „hey snips“), als auch die spracherkennung und analyse funktioniere solide. die standardmässige sprachausgabe, die, wie alles andere, lokal auf dem raspberry stattfindet, ist ein bisschen erbärmlich. hört sich noch schlimmer an, als die unheimlichen, von apple mitgelieferten tts-stimmen (auf deutsch „Anna“, auf englisch „Alex“, „Fred“, „Samantha“ und „Victoria“).
ebenso enttäuschend wie die sprachsynthese, ist die personalisierte, „custom“ hotword-erstellung. ein bisschen war das ja der witz, eine sprachassistin zu haben die wir nicht mit „alexa“ aufrufen müssen, sondern mit „ivanka“. snips liefert ein python-script mit dem die aufnahme von audio-schnipseln wirklich einfach ist und diese persönlichen modelle reagieren dann auch auf „ivanka“, aber eben auch auf geschirrklappern, naseschnäuzen, husten oder wenn die beifahrerin etwas lauter redet. auf was diese persönlichen modelle nicht reagieren: wenn die beifahrerin „ivanka“ sagt. um universelle hotword-modelle zu bauen, die mit verschiedenen, möglichst allen stimmen und dialekten funktionieren, benötigt man tausende verschiedene sprachsamples mit denen dann das modell trainiert wird.
die schwächen der weckwort-erkennung, sowie der standard text-zu-sprache-komponente, lassen sich aber dank der extrem modularen bauweise von snips gut beheben. weil eben alles über den mqtt-bus geht und die komponenten nicht direkt, sondern eben über über mqtt-nachrichten kommunizieren, kann man einfach komponenten ergänzen oder austauschen. dazu in einem anderen artikel mehr.
der rest von snips funktioniert aber, wie gesagt, enorm befriedigend. die spracherkennung, das anlegen, pflegen von skills, intents, slots und die integration in home-assistant funktionieren so gut, dass ich die original alexa bereits vor vier tagen ausgestöpselt habe. die von uns am häufigsten genutzten alexa-funktionen (lichtsteuerung in der küche, timer, einkaufsliste (via bring), wetter) konnte ich bereits alle in snips nachbauen. dazu in separaten artikeln mehr.
was mich an der original-alexa damals sehr begeistert hat war, dass sie mich auch hörte (wenn’s ruhig war), wenn ich neben der küche auf dem klo sass und sagte: „alexa, licht im flur ausschalten!“ ich fand das gleichzeitig (technisch) beeindruckend, aber auch ein bisschen creepy. wenn alexa mich bei geöffneten türen (und ruhe) auch auf dem klo hört, was hört sie sonst noch alles? mein provisorischer snips-setup mit dem ps3 eye kamera/mikrofon funktioniert aber erstaunlicherweise genauso gut! ohne sonderlich laut zu werden, kann ich snips auch auf dem klo sitzend sagen, das licht im flur an (oder aus) zu schalten.
ich bin gespannt, ob der etwas kompaktere mikrofon-hat, wenn er denn irgendwann mal von eckstein geliefert wird, genauso beeindruckend funktionieren wird.
von links: alexa (offline), ps3 eye kamera/mikrofon, raspberry und ein lautsprecher. dazwischen bastelkram.
die original alexa liegt noch in der küche, allerdings offline und kabellos, als kandis-dosen-beschwerer. so richtig vermisst habe ich sie in den letzten tagen, seit dem sie offline ist, nicht. snips ist toll!
Sometimes, magic is just someone spending more time on something than anyone else might reasonably expect. — Teller
dieses zitat von teller, der gemeinsam mit penn das bühnenpaar penn & teller bildet, ist auf vielen ebenen grandios. einerseits erklärt es die essenz des showbusiness, aber auch die des hochleistungssports und ich würde fast wagen zu sagen, auch der kunst.
menschen die grosse teile ihres lebens einer sache widmen und unvorstellbar viel zeit darein stecken, erlangen damit im besten fall die fähigkeit uns zu unterhalten und zu faszinieren.
der trick ist, mehr arbeit in eine fähigkeit zu stecken, als es sich jemand anders vernünftigerweise vorstellen kann.
mittlerweile habe ich sogar meine zweifel, ob es sowas wie talent überhaupt gibt und ob wir talent als das wahrnehmen, was eigentlich das ergebnis von enorm viel übung, oder genauer vom festbeissen und manische verfolgen einer sache, einer fähigkeit, eines ziels ist. nach dieser lesart wäre talent dann eigentlich die fähigkeit und der wille sich auf eine sache so zu konzentrieren, wie es sich niemand anders vorstellen mag oder kann.
aber ich wollte eigentlich auf etwas ganz anderes hinaus: auf teller und penn (spoiler: eigentlich auf dieses interview, aber bis dahin brauche ich noch ein paar zeilen). teller ist der manische part vom bühnenduo penn & teller. der nerd, der sich monate-, jahrelang mit der perfektionierung, optimierung von zaubertricks beschäftigen kann. in diesem wunderbaren podcast ist ein kapitel, in dem teller zu einem bestimmten zaubertrick befragt wird: dem schwebender-ball-trick.
teller erzählt, wie er diesen ziemlich alten trick zuerst beherrschen wollte, dann verbesserte und erweiterte und daran 8 monate allein und bei jeder gelegenheit, auch im urlaub, dran arbeitete. alleine, vor dem spiegel, nach gemeinsamen auftritten nachts auf der bühne. nach 8 monaten zeigte er den trick zum ersten mal seinem bühnenpartner penn jillette. der witz ist: penn mochte den trick nicht, er war ihm zu schmalzig, zu circe-du-soleil-mässig. teller arbeitete weiter, monatelang, an dem trick, gab dem auftritt eine richtung, eine art geschichte, aber auch das reichte nicht um penn zu überzeugen (ich verkürze grob, es lohnt sich das ganze podcast-kapitel mit teller anzuhören). denn abgesehen davon, dass der trick einfach nicht penns geschmack entsprach, fehlte eine entscheidende zutat, die alle — oder die meisten tricks — von penn & teller ausmacht. radikale offenheit, kein ornament, kein schmalz, kene mystik. und: oft verrät penn auf der bühne das geheimnis des tricks auf der bühne (teller spricht auf der bühne nicht).
und genau das war es, was den trick für penn dann erträglich machte: er kündigt den trick (wahrheitsgemäss) an, als einen trick, der einzig und allein mit einem faden funktioniert. trotzdem, oder erst recht deshalb, verzaubert der trick das publikum. das gelüftete geheimnis nimmt dem trick nichts, im gegenteil, durch die perfekt einstudierten bewegungen tellers, fasziniert der trick noch mehr als wenn das publikum den hinweis nicht erhalten hätte oder irgendeinen mysterien-scheiss aufgetischt bekommen hätte.
das was teller hier macht, ist ein durch-choreographierter tanz, mit unverständlichen, nicht nachvollziehbaren bewegungen.
das gleiche prinzip, wenn auch ein bisschen platter, erkennt man in diesem trick. obwohl penn & teller hier sogar jedes detail des tricks erklären, reduziert das die faszination nicht um das geringste, sondern steigert sie in bewunderung.
wahrscheinlich ist es ähnlich wie beim ballet. man sieht und versteht vermeintlich jede bewegung, aber kaum einer ist in der lage, diese bewegungen nachzuvollziehen, jedenfalls nicht in dieser perfektion und dieser (vermeintlichen) leichtigkeit.
Vulture: But why is the audience willing to get emotionally engaged even after you’ve explicitly said the trick is done with thread?
Penn: It’s because there’s a secret that I would like to take credit for uncovering: The audience is smart. That’s all. Our goal when we started was “Let’s do a magic show for people smarter than us.” No other magicians have ever said that sentence. I hated the whole idea that some smarmy motherfucker who couldn’t get laid was out there saying, “I can do this; you can’t.” So when Teller and I first got together I said, “I want to do a magic show that’s honest and has complete respect for the audience.” And when you start being honest with the audience, they start to play a game within themselves. Here’s an example that kills me: People who have just talked to Teller will come over to me after the show and say, “I think it’s great that Teller never says anything.” Internalizing a counterfactual is just something people can do.
man zieht das publikum auf seine seite, wenn man es einweiht, die internen abläufe transparent darstellt und es respektvoll, auf augenhähe behandelt. das hört sich jetzt abstrakt und theoretisch an, aber wenn man sich vor augen hält wie zum beispiel journalismus heutzutage (oder auch schin immer) funktioniert, wird einem schnell klar, dass journalismus, der mit den gefühlen seiner leserschaft spielt, der gezielt emotionen schürt, genau dem prinzip entspricht, wie zauberei die penn & teller verachten. zauberei, die uri-geller-mässig dem publlikum irgendwelche mysterien und unbekannten kräfte auftischt, um sensationeller zu wirken, ist das gleiche, wie raunender journalismus, der tatsachenfragmente aufpeppt mit verschwörung, ressentiments verstärkt und letzten endes mit dem publikum spielt. boulevardmedien, klatschblätter bedienen ihre leser nicht, sie spielen (von oben herab) mit ihren gefühlen und wenden dafür alt-bewährte rezepte an.
die meisterschaft, der es bedarf sich in die karten gucken zu lassen, die internen abläufe darzustellen — und trotzdem das publikum zu begeistern oder mindesten zu interessieren, beherrschen die wenigsten journalisten — und natürlich auch die wenigsten entertainer. und schlimmer: sich auf augenhöhe herabzulassen und dem publikum ebendort zu begegnen, das publikum zu respektieren und an dessen intelligenz zu glauben, scheint nach wie vor ein ding der unmöglichkeit für die meisten öffenbtlichkeitsarbeiter zu sein.
auf einen ähnlichen gedanken geht penn in dem interview ein, als er dem interviewer in einem punkt heftig widerspricht:
Vulture: So what you’re saying is that you’re skeptical that there’s been a shift, which is often attributed to Trumpism, in those people’s willingness to believe things at odds with facts?
Penn: But when you say “those people” you’ve made a huge error because there are no “those people.” They don’t exist. You hear stuff like, “Trump supporters are homophobic. Trump supporters are misogynist.” This is a mistake that was made by Democrats. They would accuse Trump supporters of being things that Trump supporters knew they weren’t. There are Trump supporters that have best friends who have gay sex. They do. You can’t put a “they”-type thing on that.
etiketten sind praktisch, sie erleichtern (vermeintlich) die orientierung. aber eigentlich dienen sie, egal ob von recht, links, oben oder unten angewendet, lediglich der ausgrenzung. die welt ist kompliziert, menschen sind noch komplizierter. die welt oder die beurteilung von menschen zu vereinfachen, lässt die welt für einen moment verständlicher erscheinen, stört aber den blick für gemeinsamkeiten und vertieft spaltungen.
„diese leute“ (oder „jene“) gibt es nicht, jedes etikett greift (immer) zu kurz. das gilt in der politik, aber eben auch in der unterhaltung.
was ich an penn am allermeisten mag, ist sein unbeugsamer optimismus.
Penn: For 50 million years our biggest problems were too few calories, too little information. For about 50 years our biggest problem has been too many calories, too much information. We have to adjust, and I believe we will really fast. I also believe it will be wicked ugly while we’re adjusting.
Vulture: How will that ugliness manifest itself?
Penn: Donald Trump.
ich weise da auch gerne drauf hin. die verwerfungen die wir derzeit in und um die sozialen medien erleben, sind umwäzungsprozesse an die wir uns erst gewöhnen müssen, mit denen wir erst noch lernen müssen umzugehen, persönlich, aber mehr noch: gesellschaftlich.
Ich war lange Zeit ein lausiger Schüler, weil ich die Schule nicht als einen Ort erkannte, in dem ich lernen kann, sondern als einen Ort, in dem ich lernen muss. Es hat viele Jahre gedauert, bis ich bemerkte, dass das Angebot, das mir die Schule machte, Türen und Potenziale öffnet – Türen zu Erkenntnissen und Fähigkeiten, die ich für Dinge gebrauchen konnte, die mich wirklich interessieren. Der winzige Wahrnehmungsunterschied zwischen Lernen-Müssen und Lernen-Können verwandelte mich von einem miesen Schüler in einen ganz passablen: Mit konkreten Zielen vor Augen machte es mir plötzlich Spaß, zu lernen.
Kinder erkennen die Vorteile des Lernens intuitiv. Man kann ihnen nicht beibringen, zu sprechen. Sie fangen von selbst damit an – weil sie mitreden können wollen. Durch Beobachtung, Wiederholung und Übung erarbeiten sie sich wichtige Grundlagen der Grammatik und der Semantik. Sie bringen sich jahrelang alles, wirklich alles, selbst bei – einzig und allein durch Zuschauen, Zuhören und mutiges, dilettantisches Nachmachen. Alles, was sie dafür brauchen, sind Vorbilder: Personen in ihrem Umfeld, denen sie nacheifern können.
Niemand kommt auf die Idee, (gesunde) Kinder im Laufen, Reden oder Argumentieren schulen zu wollen. Auf die Idee, Menschen zu „schulen“ kommt man erst, wenn sie ungefähr sechs Jahre alt sind – und dann sollen sie lebenslang Wissen und Wissensgrundlagen vermittelt bekommen.
Vielleicht lernen Menschen in Bildungseinrichtungen nicht, weil man ihnen Lehrstoff zuführt, sondern weil diese Orte Menschen ein Umfeld bieten, in dem sie lernen können – wenn sie wollen. Wenn es gut läuft, aktivieren Bildungseinrichtungen durch Vorbilder auch einen Sog zum Lernen. Der Sohn meiner Schwägerin bewunderte seine lispelnde Lehrerin so sehr, dass er plötzlich auch anfing zu lispeln. Trotzdem gibt es einen Mangel an sichtbaren bildungsnahen Vorbildern, die zum Lernen-Wollen und Lernen-Können inspirieren. In der Unterhaltung und im Sport mangelt es kaum an solchen Vorbildern.
Wer YouTube-Stars nacheifern will, kann sich ohne große Einstiegshürde daran versuchen. Wer sich vorstellen kann, ein Spiel, eine App, eine Website oder einen Kampfroboter zu bauen, merkt schnell, dass mathematisches Grundwissen und der Umgang mit Programmiersprachen den Weg dorthin ebnen. Wer sich im Netz nicht gerne belügen, aufhetzen oder verarschen lassen will, erkennt, dass Medienkompetenz immunisieren kann. Und wer ein Ersatzteil 3D-drucken möchte, sieht, dass Geometriekenntnisse sehr hilfreich sind.
Um Ziele zu erreichen, braucht es nicht nur Motivation, sondern auch Aneignungs- und Filterkompetenzen. Lernen zu lernen ist neben der Motivation der schwierigste Schritt auf dem Weg zu Bildung und ständiger Neugier. Genau dieses Lernen-Wollen und -Können sind wichtige Voraussetzungen für Medien- und Digitalkompetenz. Bildung muss man sich – wie Freiheit – nehmen. Die gesellschaftliche Zukunftsfähigkeit liegt in den Händen jedes Einzelnen. Aber die Gesellschaft muss auch Anregung, Raum und Mittel zum Lernen bereitstellen.
Wir alle müssen in uns selbst und in anderen wieder kindliche Neugier wecken. Wir müssen weg vom konsumorientierten „das will ich haben“ hin zu einem lernorientierten „das will ich auch können“. Es klingt absurd, aber wer von Qualifizierungsoffensiven oder digitaler Transformation spricht, muss in gewisser Weise auch von Infantilisierung sprechen.
weil ich selbst schnell den überblick verliere, wollte ich heute mal kurz notieren, welche geräte hier in meiner wohnung funken. ich fange mal an mit den esp8266-basierten wlan geräten. sind doch einige geworden.
esp8266 flur (firmware: espeasy): bewegungsmelder (pir), türsensor (serverraum), lichtsensor (prüft ob die unvernetzten LEDs im flur an sind)
esp8266 küche 1 (firmware: espeasy): drei taster für lichtstimmung, lautsprecher und essensgong, lautstärkenregler über analoges potenziometer.
esp8266 küche 2 (firmware: esphomelib): je eine grüne und rote LED für betriebsanzeigen der spül- und waschmaschine, tür-sensor für spülmaschine.
esp8266 bad (firmware: espeasy): dht22 (zum messen von temperatur und luftfeuchtigkeit), lichtsensor (prüft ob licht im bad an ist), bewegungssensor (radar, erfasst jede bewegung im bad, auch in der dusche)
esp8266 kerze (firmware: homie): basierend auf einem espeasy-plugin und zwei neopixel-bändern verschiedene lichteffekte, unter anderem eine kerzensimulation. in ein glasrohr eingebaut.
esp32 wasserzähler-kamera (firmware: ESP32CameraI2S): kameramodul zum erfassen des zählerstand des wasserzählers (funktioniert sehr unbefriediegend und niedrigauflösend)
zwei esp8266 arilux RGB/RGBW controller (firmware: Arilux_AL-LC0X): steuern je einen RGB und einen RGBW LED strip. insgesamt finde ich LED-strips überbewertet. immerhin telefonieren die controller mit der firmware nicht nach hause.
esp8266 sonoff basic (firmware: tasmota): steuert eine steckdose, mit der ein teil der küche beleuchtet wird.
esp8266 sonoff basic (firmware: tasmota): steuert eine ikea-nachttischlampe mit einer dimbaren tradfri-birne über mqtt. die zugschnur ist mit einem nach aussengeführten GPIO-pin verbunden und schaltet die lampe so (zur not) auch im offline-modus (wegen waf-factor).
esp8266 electrodragon Wifi IoT Relay Board (firmware: tasmota): schaltet mit dem einen relay den bad-lüfter und mit dem anderen relay die beleuchtung der abstellkammer. der lüfter ist auch über einen schalter bedienbar der mit einem GPIO-pin verbunden ist.
ich bin zwar kein souveränitätscoach, aber mir kommt das ein bisschen unsouverän vor, dass der tagesspiegel mir seit diesem artikel keine einladungen mehr zu seiner „confronting the future“-veranstaltungsreihe schickt. eigentlich auch ein bisschen schade.
kann natürlich auch ein technisches problem sein, dachte ich mir gestern. denn ich bekomme seit dem 15. mai auch keinen tagesspiegel-checkpoint mehr. also habe ich versucht mich mit meiner bisher genutzten adresse ix@wirres.net nochmal anzumelden. das ergibt eine komische fehlermeldung:
anmeldung mit ix@wirres.net
na gut, das kann daran liegen, dass ich mit ix@wirres.net schon angemeldet bin und die anmeldemechanik mich kryptisch daran erinnern möchte, dass das so nicht geht. also habe ich mich mit ix@schwenzel.de angemeldet. ich bekomme sofort eine „aktivierungsmail“ und opte ein. jetzt bin ich mit ix@schwenzel.de beim checkpoint angemeldet und habe heute früh auch wieder einen checkpoint bekommen. versuche ich mich jetzt mit ix@schwenzel.de erneut anzumelden, bekomme ich wieder eine aktivierungsmail. das kann ich wiederholen, so oft ich will.
anmeldung mit ix@schwenzel.de
irgendetwas scheint also im zusammenhang mit meiner ix@wirres.net-email-adresse nicht zu stimmen. vielleicht bin ich wegen zustellungsschwierigkeiten automatisch auf einer ausschussliste gelandet, vielleicht bin ich da manuell drauf gesetzt worden. mich würde der grund wirklich interessieren und habe gestern mal bei checkpoint@tagesspiegel.de nachgefragt. sollte da jemals eine antwort kommen, ergänze ich den artikel hier.
ich hoffe ja wirklich inständig, dass das alles ein technisches problem ist. weil wenn der tagesspiegel mich wirklich wegen ein bisschen harmloser kritik auf irgendwelche schwarzen listen gesetzt hätte, würde das die austeilen-und-einstecken-können-quote in berlin massiv aus dem gleichgewicht bringen. muss man sich mal vorstellen: dann wäre die berlin-brandenburger flughafengesellschaft plötzlich souveräner als der tagesspiegel selbst!
[nachtrag 08.06.2018]
mittlerweile habe ich post vom tagesspiegel „Support-Newsletter“ bekommen:
Wir hatten von Ihnen eine Aufforderung, Ihnen keine Mail mehr zuzuschicken. Daher sind Sie auf unserer sog. Sperrliste verzeichnet.
eben noch war ich mir noch sehr, sehr sicher mich weder vom checkpoint noch vom „confronting the future“-verteiler abgemeldet zu haben. mittlerweile bin ich ins grübeln geraten: hab ich mich eventuell doch vom „confronting the future“-verteiler abgemeldet? wenn ja, wäre dieser artikel natürlich ein bisschen peinlich, zumindest die unterstellung an den tagesspiegel wegen der mangelnden souveränität. eine abmeldebestätigung kann ich jedenfalls nicht in meinem postfächern finden.
was allerdings verwunderlich bliebe: hätte ich mich tatsächlich von einladuingen zur „confronting the future“-veranstaltungsreihe abgemeldet, dass ich dann auch gleichzeitig aus dem checkpoint fliege.
ich hoffe der tagesspiegel „Support-Newsletter“ antwortet mir ein weiteres mal auf die frage, ob die abmeldung irgendwie nachvollziehbar ist. ich kann mich jedenfalls nicht daran erinnern mich abgemeldet zu haben.
nachdem ich die nicht ganz billige (inklusive lieferung ca. 110,00 €) nokia-sleep an die beifahrerin weitergegeben hatte, wollte ich mir (endlich) eine zuverlässige schlaferkennung, bzw. einen zuverlässig bett-präsenz-sensor, selbst bauen. in diversen foren las ich von leuten, die sich günsige gewichtssensoren unter die vier beine ihres betts montierten und so quasi ihr ganzes bett wogen, um festzustellen, ob es besetzt ist.
mich schreckte der aufwand einer solchgen konstruktion ein bisschen. dafür müssten kabel von über zwei meter länge an allen seiten des betts verlegt werden, eine optisch akzeptable lösung für die bettbeine gefunden werden und eine lösung, mit der man das bett noch bewegen könnte, ohne die sensoren zu verlieren oder neu kalibrieren müsste. meine idee war die gewichtssensoren einfach auf eine zusätzle lattenrostlatte zu montieren. damit konnte ich zwar nicht mehr mein gewicht im schlaf messen, aber, so glaubte ich, zumindest zuverlässig erkennen, ob ich im bett liege oder nicht.
die sensoren, die ich mir in china kaufte (drei euro für vier stück) dürfen nicht plan aufliegen, sondern ihr mittelteil muss sich frei bewegen können. um sie auf eine latte zu montieren, mussen sie entweder in halteschalen liegen, oder über einem entsprechenden loch. statt drei-d-zu-drucken oder zu fräsen, habe ich einfach meine stecheisen ausgemotttet und eine span-latte, die früher als transportsicherung für ikea-küchen-fussleisten genutzt wurde, entsprechend malträtiert.
um die sensoren zu halten und das gewicht der matraze auf beide sensoren zu verteilen, habe ich eine weitere latte oben aufgeschraubt. die steht zwar leicht über (die spanlatte hat zufällig die gleiche höhe wie die regulären latten des lattenrost), aber das wird von der matraze aufgefangen und ist nicht zu bemerken.
die sensoren werden in der regel, zum beispiel in körperwaagen, zu viert verbaut. um ordentliche messwerte zu bekommen, wird meist eine sehr günstige platine mit einem verstärker genutzt, ein HX711-modul, in deutsch auch „wägezellenverstärker“ genannt. ich habe mir das teil von sparkfun gekauft (ca. 10 euro), die module gibt es aber auch sehr viel günstiger in china (ab 60 cent).
um die drei kabel der einzelnen sensoren zu verschalten gibt es unzählige schaltbilder im netz, für lediglich zwei sensoren musste ich ein bisschen suchen. dave x hat das auf stackexchange sehr schön dokumentiert. die HX711-modul-eingänge sind in der regel mit E+, E-, A+, A-, B+ und B- beschriftet. dafür lautet das anschlussschema dann:
das sparkfun-HX711-modul ist allerdings mit RED, BLK, WHT, GRN und YLW beschriftet, die zuordnung lautet entsprechend:
E+ RED
E- BLK
A- WHT
A+ GRN
so habe ich die kabel der wägezellen dann auch angelötet.
vom wägezellenverstärker geht es dann zu einem microcontroller, der die messwerte auswertet und an die heimautomatisiewrungszentrale sendet, in meinem fall homeassistant. auch hierfür gibt es ein paar bibliotheken (eins, zwei, etc.), aber ich wollte gerne ESPeasy nutzen, weils so einfach ist. im aktuellen mega-pre-release-entwicklungsstrang, gibt es ein experiementelles modul für die HX711-unterstützung. um das zu nutzen, habe ich mir das aktuelle mega-pre-release von der ESPeasy-releaseseite auf github runtergeladen. im realease-zip findet sich ein vorkompiliertes firmware-image für den esp8266, in meinem fall , das ich einfach per komandozeile und esptool auf einen esp8266 geflasht habe (hier gibt’s weitere flashanleitungen):
mit ESPeasy ist die weitere konfiguration dann wirklich einfach: vom HX711-modul habe ich die DAT- und CLK-ausgänge mit den pins D4 (DOUT=DAT) und D5 (SCL=CLK) verbunden (VDD und VCC mit dem 5-volt- und GND mit dem masse-anschluss) — fertig:
damit sendet der esp8266 das gemessene gewicht alle zwei sekunden per mqtt. die formel kalibriert das gewicht auf ungefähr null kilogram. um die kalibirierungswerte rauszubekommen, habe ich die messlatte mit 1-kg-mehl- oder zucker-paketen belastet, mir die werte notiert, mich gewundet, wie genau die konstuktion misst und dann die formel oben ausgerechnet. je nach verwendeten modulen wird das wohl anders aussehen.
zusätzlich zu den wägezellen, habe ich in der messlatte auch noch einen RCWL-0516-radar-bewegungssensor und einen DHT-22 temperatur und feuchtemesser (in matrazennähe) eingebaut. wirklich nötig ist das aber natürlich nicht, wobei der DHT tatsächlich durch die matraze nach einer ca. 30 minütigen latenzzeit präsenz durch erhöhte feuchtigkeit misst. die temperatur-werte sind durch die matraze nicht wirklich verwertbar. den bewegungssensor nutze ich eigentlich um bewegungen im raum zu erfassen, aber natürlich erfasst er auch bewegungen im bett. allerdings, im gegenteil zu den wägezellen, auch die bewegungen im nebenbett.
die montage im bett ist einfach, wenn die messlatte die gleiche länge wie die übrigen latten hat und schmal genug ist, um zwischen die vorhandenen latten zu passen.
die messwerte der wägezellen sind erstaunlich genau. so bin ich (offensichtlich) gestern um kurz nach elf ins bett gegangen und nach wenigen minuten eingeschlafen (letzte bewegung um 23:22 uhr). nach dem einschlafen habe ich mich eine halbe stunde nicht bewegt, zwischen mitternacht und ein uhr war der schlaf dann etwas unruhiger, bis kurz vor zwei wurde es dann wieder etwas ruhiger, ab drei wurde mein schlaf offenbar immer leichter und um vier bin ich aufgewacht und aufgestanden. um viertel nach fünf hab ich mich dann wieder hingelegt, 20 minuten gelesen und habe dann nochmal zweieinhalb stunden anständig geschlafen.
weil die messwerte natürlich ständig fluktuieren, runde ich die messwerte im homeassistant auf ganze kilowerte. damit ist die messkurve, wie oben zu sehen, relativ stabil.
für die präsenzerkennung nutze ich einen binär-sensor, mit dem ich automatisierungen fürs licht steuern kann, obwohl die messwerte stabil genug sind um für automatisierungen auch direkt den messwert zu nutzen:
meine lieblingsautomatisierung ist derzeit, wenn der sensor für mehr als 10 sekunden einen wert grösser als 30 kilogramm misst, also die beifahrerin offenbar auf meine seite rübergerollt ist, dass dann für 10 sekunden serge gainsburgs je t’aime erklingt. ich finde das sehr witzig, die beifahrerin mittlerweile auch (ein bisschen).
gekostet hat der spass signifikant weniger als das nokia-sleep-dings für etwas über 100 euro. hier lagen die materialkosten eher so bei 20 euro.
einkaufsliste:
esp8266 (3-8 euro)
HX711 (1-10 euro)
wägezellen (3 euro)
[RCWL-0516 (1 euro)]
[DHT-22 (3 euro)]
nachtrag 18.08.2025:
heutzutage würde ich das nicht mehr mit espeasy machen, sondern (natürlich) mit esphome, was auch seit vielen jahren bei der messlatte im einsatz ist.
ich habe bisher meinen schlaf mit der apple watch in kombination mit der autosleep-app getrackt. das funktioniert ganz gut, obwohl ich die uhr nachts meistens nicht trage (sondern lade). durch die kombination mit der iphone app weiss autosleep, dass ich wach bin, solange, oder sobald, sich mein iphone bewegt. trägt man die uhr, trackt autosleep auch die schlafherzfrequenz oder schlaftiefe.
vor ein paar wochen hörte ich, dass nokias neuer schlaftracker nokia sleep vorbestellbar sei und mitte april lieferbar sei. mitte april kam das teil dann unter meine matraze, um zu sehen, ob das versprechen nokias erfüllbar ist, dass das teil nicht nur die zeit, die ich im bett bin und schlafe misst, sondern auch die schlaftiefe, meine herzfrequenz und schnarchintervalle.
tatsächlich schien das nokia-sleep-teil das ganz gut hinzubekommen. die auswertung meiner nächtlichen herzfrequenz sah schlüssig aus, der vergleich mit den werten der apple watch zeigte, dass die messung mindestens so akkurat ist, wie die der apple watch. auch die auswertung der schlafftiefe, bestätigte die selbsteinschätzung meines schlafverhaltens. ich schlafe, im vergleich zur beifahrerin, relativ wenig, früher reichten mir unter der woche sechs stunden, mittlerweile reichen mir auch fünfeinhalb oder fünf stunden (am wochenende schlaf ich gerne zusatzlich tagsüber ein oder zwei stunden). meine vermutung war schon länger, dass ich meine erholsamen tiefschlafphasen relativ früh in der nacht, also nach dem einschlafen erledige und so auch bei frühmen aufstehen ziemlich erholt bin. andere, die ihre tefschlafphasen erst später in der nacht haben, tun sich mit frühaufstehen deshalb ein bisschen schwerer.
die auswertung der nokia-sleep-app meckerte zwar über meine niedrige gesamtschlafzeit, attestierte mir aber lange tiefschlafphasen, in der nacht von 20. april, trotz lediglich 5 stunden schlafzeit, immerhin fast 3 stunden tiefschlaf und mehr als eine stunde REM-schlaf.
zwei tage meiner schlafanalyse
nach zwei wochen habe ich die nokia-sleep-matte unter die matraze der beifahrerin geschoben und konnt bei ihr das gegenteil beobachten. ihre knapp acht stunden schlaf bestanden am 5. mai aus viereinhalb stunden unruhigem, leichten schlaf und nur drei stunden erholungsschlaf (tief und REM).
zwei tage schlafanalyse der beifahrerin
nach meiner beobachtung ist REM-schlaf-phasenerkennung nicht ganz akkurat. zumindest wenn ich morgens aus träumen aufwachte, was man ja vor allem in REM-phasen tut, sah mich nokia eher in tief- oder leichtschlaf. die beobachtungen der beifahrerin zeigen das gleiche.
einer der gründe mir das nicht ganz günstige (110,00 €) nokia-sleep-teil zu kaufen, war etwas was mir bei autosleep fehlte: die anbindung an meine hausautomatisierung.
es gibt keinen weg die daten aus der apple watch oder aus autosleep auszulesen oder auslöser für aktionen zu definieren. die nokia sleep kommt mit einer anbindung an den automatisierungsdienst ifttt. ifttt mag ich eigentlich nur so mittel, einerseits weil die reaktionszeiten von ifttt aus erfahrung eher bescheiden sind und weil ich mich bei hausautomatisierung eher ungerne auf daten aus der cloud verlasse (measure local, act local).
grundsätzlich halten sich meine bedenken, vitaldaten in der cloud zu speichern in grenzen. auf apple-servern dürfte sich da seit jahren einiges angesammelt haben. jetzt liegen vitaldaten von mir (und der beifahrerin) eben auch bei nokia, nachdem ich meine vitaldaten auch dem mittlerweile insolvent gegangenen sen.se für eine weile über deren schlafnuss (sleep-peanut) zugeführt habe. jetzt pumpt eben die (der) nokia-sleep diese daten in die nokia-cloud. was mich am cloud-gedöns eher nervt ist die (oft fehlende) zugänglichkeit der daten. ich möchte die auch selbst auswerten können und in echtzeit darauf zugreifen.
bevor ich mir die nokia sleep gekauft habe, hab ich mir die API von nokia-health angeschaut und das sah eigentlich ganz gut aus. theoretisch gibt es zugriff per API auf alle daten in der cloud, gesichert über oauth2 und token-basierte requests. das sieht in meiner mittelkompetenten einschätzung seriös und ausreichend sicher aus, aber eben auch kompliziert. was gut für die sicherheit und schwierig für die selbstauswertung ist.
da das einzig relevante datum für die heimautomatisierung aber ohnehin der zeitpunkt wann man sich ins bett legt und aufsteht ist, entschied ich mich für den ifttt-weg, statt selbst eine API-anbindung zu basteln (diektzugriff auf das per wlan im heimnetze eingebundene nokia health scheint nicht möglich, das teil scheint keine offenen ports zu haben). ifttt sendet meiner heimautomatisierungszentrale homeassistant eine nachricht, wenn ich mich ins bett lege und wenn ich aufstehe. das funktioniert erstaunlich gut und für ifttt-verhältnisse auch ganz flott. sobald ich 30-60 sekunden im bett liege, schlägt der auslöser bei mir auf. beim aufstehen dauerts gerade mal 2-3 sekunden. das ergebnis ist befriedigend: restlichter im schlafzimmer oder der wohnung kann ich so ausschalten (lassen) sobald ich im bett bin oder wenn ich tagsüber im bett liege, bestimmte mitteilungen an mein handy unterdrücken. weil die daten zuverlässig und zeitnah sind, könnte ich auch einen alarm scharf schalten (hätten wir einen) oder bewegungsmelder oder telefone stummschalten. sobald ich aufstehe, sind die bewegungsmelder wieder aktiv und abhängig von der zeit oder dem schlafzustand der mitbewohner liessen sich vorhänge öffnen. diese präzise und relativ zeitnahe bett-präsenz-erkennung für die heimautomatisierung war, wie gesagt, der hauptgrund mir den (die) nokia-sleep zu kaufen.
vorher hat das zwar auch ganz gut funktioniert, indem ich verschiedene sensordaten über bayesische wahrscheinlichkeitsrechnung zusammenführte (zeit, helligkeit, bewegungsmelderdaten, status meines laptops, an der steckdose gemssener ladestrom der apple watch, co2-gehalt der luft). diese bayesische sensor blieb aber, trotz ständiger optimierung leider eher unscharf, mit zu vielen falschen positiven. in sachen bett-präsenz-erkennung bin ich mit dem nokia-sleep hochzufrieden.
auch die nokia health mate app, bzw. deren schlafauswertung wirkt positiv. die sen.se-app, die die daten die meiner schlafnuss in die cloud pumpte, nervte bereits nach ein paar tagen und wirkte wie unseröser und unzuverlässiger hokus-pokus. dagegen scheint mir die health-mate-auswertung und usability um welten besser. die daten stehen nach dem aufstehen sofort zur verfügung (sen.se rechnete daran teilweise stundenlang rum) und daten sind übersichtlich und schlüssig dargestellt. sogar mit meinen mittagsschläfen kommt die auswertung zurecht und markiert sie als „siestas“. für alle daten (schlaftiefe, einschlafdauer, aufwachdauer, herzfrequenz, etc.) gibt es detailansichten, die angebliche schnarchdauer wird allerdings n ur aggregiert dargestellt.
die c’t kommt in ihrer aktuellen ausgabe zu ähnlichen testergebnissen wie ich, was die zuverlässigkeit der auswertung und ifttt-anbindung anbelangt. ich habe aber auch von mindestens zwei leuten gehört, bei denen die auswertung kompletten quatsch lieferte (30 minuten schlafdauer). ich vermute hier probleme mit der kalibrierung, entweder wegen der matrazen-dicke oder der form des lattenrosts.
weil ich die (das?) nokia-sleep an die beifahrerin weitergegeben habe (als eins der vielen geburtstagsgeschenke, über das sie sich nicht sonderlich freute), habe ich mir ein nokia-sleep selbst gebastelt, für 10 euro, statt 100. (artikel dazu folgt)
Den Deutschen wird oft (zu Recht) vorgeworfen, zögerlich zu sein. Die Zögerlichkeit bei der Adaption neuer Technologien, Risikoscheu, Regulierungswut oder bürokratische Hürden beim Gründen sehen viele Menschen — auch dieses Heft — eher kritisch. Dass diese deutsche Angst aber durchaus ihre positiven Seiten hat, zeigte zum Beispiel der zweite Golfkrieg. Deutsche Politiker zeigten sich angesichts des gesellschaftlichen Klimas zögerlich, der Aufforderung George W. Bushs nachzukommen, sich an dieser kriegerischen Auseinandersetzung zu beteiligen. Als Donald Rumsfeld 2003 auf der Münchener Sicherheitskonferenz für den Angriff auf den Irak warb, entgegnete ihm Joschka Fischer: „Excuse me, I am not convinced!“. Im Saal gab es kaum Applaus für Fischers Zweifel. Aber die Aussage spiegelte die gesellschaftliche Stimmung in Deutschland ziemlich exakt wieder.
Zögerlichkeit, kritische Distanz und Zweifel haben ihre Berechtigung und Sinn. Der Zweifel hat im 18ten Jahrhundert die Aufklärung in Gang gebracht, ein politisches System ohne eine starke, an der Weisheit der Regierenden zweifelnde Opposition neigt zum Autoritären, ein Rechtssystem ohne Zweifel wäre drakonisch. Spätestens in diesem Jahr haben auch die euphorischsten Internet- und Vernetzungsapologeten (ich bin selbst einer) gemerkt, dass nicht alles, was Unternehmer mit neuen digitalen Werkzeugen machen und ermöglichen auch automatisch der Weltverbesserung dient.
Zweifeln ist konstruktiv, solange die Zweifel nicht angstbasiert sind und man den Zweifel, die Skepsis, mit Neugier, Offenheit und und Lust am Diskurs kombiniert. Wenn wir an der Sinnhaftigkeit militärischer Interventionen eines unserer mächtigsten Alliierten und Handelspartners zweifeln können und das vorbehaltlose Mitmachen verweigern, warum sollten wir nicht auch die digitalen Innovationen und deren Sinnhaftigkeit gelegentlich in Frage stellen?
Voltaire, einer der herausragenden Köpfe der Aufklärung, der den Zweifel laut Wikipedia „zu einer Maxime seines Denkens“ machte, sagte: „Zweifel ist zwar kein angenehmer geistiger Zustand, aber Gewissheit ist ein lächerlicher.“
Die Gewissheit, mit der viele, auch ich, die Digitalisierung mit positiven Folgen in Verbindung brachten, wirkt auf mich im Nachhinein tatsächlich ein bisschen lächerlich. Ich habe viele Jahre (mit Gewissheit) daran geglaubt, dass die Digitalisierung, die Vernetzung und niedrigschwellige, leicht zugängliche und grenzenlose Kommunikation vor allem positive gesellschaftliche Auswirkungen haben würde. Die vergangenen Jahre haben aber gezeigt, dass auch Demagogen, autoritäre Regierungen, Geheimdienste oder Unternehmen die Digitalisierung zu ihrem Vorteil ausnutzen können und das auch hemmungslos tun.
Die diffuse German Angst, die deutsche Zögerlichkeit kann man auch positiv betrachten. Gut begründete Zweifel, Vorbehalte, eine gewisse Langsamkeit, die einem auch Zeit zum Nach- und Durchdenken gibt, ist nicht gleichbedeutend mit Verweigerung.
Ich wünsche mir (auch von mir selbst) künftig mehr gesunden Zweifel in der Digitalpolitik und der vernetzten Welt. Die negativen Folgen der ungezügelten Digitalisierung, der unregulierten (kommerziellen und politischen) Datensammelei sind bereits so offensichtlich, dass selbst Mark Zuckerberg inzwischen öffentlich die Notwendigkeit von Regulierung einräumt — wenn sie „vernünftig“ sei.
So wie die Politik langsam erkennt, dass das Internet, die Vernetzung der Welt, die Digitalisierung nicht mehr weggeht, merken Unternehmer wie Mark Zuckerberg, dass Regulierung, auch unternehmerisch schmerzhafte Regulierung, unausweichlich in immer mehr Bereichen ansetzen wird und ausausweichlich ist.
Wir, die wir in dieser digitalisierten und vernetzen Welt leben wollen (und müssen), sollten allerdings nicht den Politikern und Unternehmern das Aushandeln dieser Regulierungen allein überlassen. Nicht nur weil sich Politiker gerne eher von Wirtschaftsinteressen als vom Gemeinwohl lenken lassen oder sich gerne von Unternehmern um den Finger wickeln lassen. Vor allem, weil wir die kritische Auseinandersetzung mit digitalen Technologien sowohl kritisch, als auch konstruktiv von innen heraus führen müssen. Euphorie, Neugier und Offenheit lassen sich durchaus mit Zweifel kombinieren. Kombinieren wir den Zweifel mit Angst, oder ist Angst das einzige Triebmittel des Zweifels, driftet der Zweifel in die Verweigerung. Schaffen wir es nicht die Euphorie gegenüber neuen Technologien mit Zweifeln und kritischem Hinterfragen zu kombinieren, laufen wir Gefahr uns lächerlich zu machen.
einkäufe bei aliexpress, also direkt in china, sind eigentlich gar nicht aufregend. dieses mal war ich aber ziemlich aufgeregt. ich habe zum ersten mal etwas bestellt was teurer als 15 euro war, nämlich einen gardinenmotor. ich kann mich zwar nicht erinnern, jemals mit einer aliexpress-bestellung oder lieferung unzufrieden gewesen sein, aber diese bestellung hatte das potenzial dass einiges schief hätte laufen können, hat die laufschiene die richtge länge? funktioniert der motor mit 230 volt? kommt es heile an, ist es zu laut, kommt es durch den zoll?
um es vorwegzunehmen; die aufregung war unnötig, die lieferung hat wunderbar geklappt, der motor funktioniert wie erwartet, die schiene passt, alles liess sich an einem abend montieren.
hier erzähle ich im detail, wie ich die schiene bestellt habe, warum ich jetzt eine eori-nummer habe und wie sich der neue vorhang in meine haussteuerung einbinden liess.
die auswahl bei aliexpress an motorisierten gardinen ist riesig. bei amazon findet man auch ein paar angebote und ein paar deutschsprachige angebote habe ich auch gefunden. hier rangierten die preise für 3,50 meter länge von 480 bis 1100 euro, bei aliexpress war der preisbereich zwischen 120 und 300 euro. die motoren von dooya machten einen guten eindruck und schienen ein etabliertes produkt zu sein, das auch in europa unter verschiedenen markennamen (gowe, somfy) verkauft wird. der dt52e-motor schien mir die richtigen features zu haben, einen 433 MHZ funkempfänger, autokalibrierung und ein „light touch“ feature, mit dem man den vorhang durch leichten zug öffnen oder schliessen kann.
ich entschied mich am ende für dieses angebot, bei dem der preis für 3,50 meter länge allerdings nicht ganz klar war. also bat ich den händler per chat um ein angebot. das angebot was mir zhiwei ren machte hörte sich gut an:
Hello
friend
Your package includes a 3.49-meter curtain track, a DT52E curtain track motor for $ 155 USD to ship your package via Hong Kong Federation IE
ungefähr 130 euro, inklusive versand fand ich super. für die bezahlung schickte mir der händler einen anderen link, wo das produkt mit versand etwas teurer war, ich solle aber dort bestellen und dann die zahlung zurückhalten. nachdem ich dem händler die bestellnummer durchgab, senkte er den preis auf 155 dollar und ich bezahlte.
ein paar stunden später war ich dann fast wieder so weit, die bestellung zu canceln, der händler wollte eine eori-nummer von mir haben. eine kurz-recherche im netz ergab, das ist eine internationale zoll-nummer, mit der importeure die zollabfertigung vereinfachen können. das netz und die zoll-FAQs sagten, dass privatpersonen die eigentlich nicht benötigten. der händler meinte aber, dass er den versand ohne diese nummer nicht einleiten könne. nach einer eori-nummer hatte mich bisher noch nie ein aliexpress-händler gefragt, also musste ich mich wohl ins behörden-deutsch einlesen. tatsächlich war das aber relativ einfach und auch für privatpersonen möglich. der zoll erklärt:
Als förmlicher Antrag ist der Internetbeteiligtenantrag (IBA) oder das Formular 0870 "Beteiligte - Stammdaten - EORI-Nummer" zu verwenden. Dieser Antrag ist rechtsverbindlich zu unterschreiben und mit den erforderlichen Unterlagen per E-Mail (als PDF-Dokument), schriftlich oder per Fax der GZD - DO Dresden - Stammdatenmanagement zu übersenden.
auf deutsch heisst das alle pflichtfelder dieses formulars auszufüllen und den unterschriebenen ausdruck an den zoll zu faxen. das habe ich gemacht und bekam 5 tage später tatsächlich einen brief (per post) vom zoll mit meiner eori-nummer.
nachdem ich dem aliexpress-händler die eori-nummer schickte, konnte der die lieferung mit fedex klarmachen („Hong Kong Federation IE“ ist fedex, wusste ich auch nicht). das war insofern toll, weil ich jetzt die erste aliexpress-bestellung hatte, bei der ich den exakten verlauf des pakets verfolgen konnte. nach zwischenstops in hong-kong, neu dehli, dubai und paris, lag das paket dann ein wochenende im kölner luftfrachtflughafen und kam am montag zu mir ins büro.
durch die zollabfertigung kam es ohne zollgebühren, weil der händler den warenwert (ungefragt) mit 30 euro angegeben hatte.
die gardinenschiene war vormontiert, allerdings für den transport in 1 meter lange stücke zerschnitten. mit ein paar montageplatten liess sich die schiene wieder zusammensetzen.
der transportgurt war auf die richtige länge vorgeschnitten, die rollen waren an der richtigen stelle, ich musste nur noch den zweiten transportwagen mit ein paar schrauben und halteplatten fixieren. und auch die länge der schiene war genauso wie bestellt und passte zwischen die wände. puh. der rest der montage war dann klassische wandmontage: anzeichnen, bohren dübeln, schrauben. nach ein paar stunden hing die stange.
der motor kam leider ohne fernbedienung. aber der witz mit dem vorhang, wie mit allen anderen haushaltsgeräten, ist ja nicht, dass er fernbedienbar ist, sondern dass ich ihn automatisieren kann, bzw. irgendwie in meine heimsteuerungszentrale homeassistant bekomme. dort kann ich regeln für den vorhang definieren, die dann, je nach komplkexität, auch ansatzweise intelligent wirken. zum beispiel öffnen und schliessen nach tageslichtbedingungen, wenn niemand da ist, bzw. keine gäste oder das kind nicht zu besuch ist. oder die überbrückung vom homeassistant in die home-app von apple, damit ich, beispielsweise, auf dem klo sitzend meiner uhr sagen kann: „vorhang schliessen“.
jedenfalls war die steuerung des motors dank meines in homeassistant angebundenen 433 MHZ senders/empfängers kein problem. in diesem diskussionsstrang hatte ich mich bereits vorab eingelesen und auch die rfxtrx-anleitung verliert worte dazu. einfach einen code ausdenken, motor darauf trainieren, fertig. ein bisschen komplizierter wird’s nur deshalb, weil man zum trainieren den rfxtrx eigenen manager, ein windows-programm wie aus den 80ern, nutzen muss. aber dank virtual box geht das heutzutage ja auch mal eben.
die einbindung in homeassistant und homebridge ist eigentlich trivial, aber dann im detail doch nochmal ein bisschen kompliziert. der vorhang versteht nur drei befehle, öffnen, schliessen, stoppen. feedback zur position liefert er nicht, auch nicht wenn er manuell bewegt wird (man kann den vorhang auch durch leichtes zerren am vorhang öffnen oder schliessen; das startet den motor). die home-app von apple möchte aber einen rückgabewert des öffnungszustands haben. weil der vorhang sich mit 20 cm pro sekunde bewegt, lässt sich die position aber leicht ausrechnen und als fake-sensor einbinden.
ich bin sehr angetan von diesem motorisierten vorhang. die beifahrerin nur so mittel, sie findet die schiene eher hässlich. und die öffnung zu den seiten unpraktisch, weil ein kleiner teil des rechten, geöffneten vorhangs noch das fenster verdeckt. da werde ich irgendwann nochmal eine baustelle aufmachen müssen, die schiene mit einer blende verstecken, in der sich eventuell auch eine beleuchtung untzerbringen liesse und die öffnungsgeometrie von links/recht zur mitte ändern in links/mitte nach rechts. die mechanik der schiene müsste das hergeben, ich glaube das lässt sich umbauen.
die grundidee, nicht mehr morgens und abends an zwei tüchern die vor dem fenster hängen selbst ziehen zu müssen, ist grossartig. dass sich die vorhänge zur strassenseite hin auch bei abwesenheit öffnen und schliessen lassen ist balsam auf die leicht paranoide seele der beifahrerin und tut den pflanzen im kinderzimmer auch gut. das handling des vorhangs auch mit konsvervativen methoden (zerren) entspricht meiner lieblingsphilosophie beim heimautomatisieren: optimalerweise sollte alles so funktionieren wie vorher, plus passgenaue automatisierung wo es sinnvoll ist — und bei internet- oder stromausfall sollte möglichst viel weiter funktionieren.
der chinesische händler war zwar der meinung, dass zu meiner bestellung keine fernbedienung gehörte, entscheid sich aber, nachdem ich ihn auf unsere chatprotokolle hinwies, in denen ich den eindruck bekommen hatte dass sie dabei sei, für eine nachlieferung. ich kann den händler deshalb vorbehaltslos weiterempfehlen (das ist ein link auf seinen shop), das handling der bestellung, der lieferung und der konfektionierung war tadellos. dass der händler eine eori-nummer haben wollte hat mich kurz echauffiert, aber es zeigte sich, dass es sich lohnte, den die lieferung per fedex war die bisher schnellste und lückenlosest dokumentierte bestellung die ich jemals in china getätigt habe.
die mechanik dser schiene und des antriebs ist ziemlich ausgefeilt und flexibel und soweit ich sehe, kann man die laufrichtungen auch selbst anpassen. der motor ist relativ leise und arbeitet bisher tadellos.nur eins hat mich bei aller ausgefeiltheit der mechanik gewundert: hängt man den vorhang einfach an die laufrollen und lässt ihn motorisiert schliessen, zieht der motor die vorhänge ohne raffung, ohne faltenwurf zu.
die vorhänge hängen dann wie tücher vorm fenster. das liess sich mit schnürchen, mit denen ich die laufrollen in geringerem abstand zusammenband beseitigen, irritierte mich aber angesichts der ausgefeiltheit der restlichen mechanik.
eventuell lässt sich das auch durch gechicktere befestigung des stoffs beseitigen, aber ins fachgebiet dekoration wollte ich mich nicht auch noch einarbeiten. ich bin auch so sehr, sehr zufrieden.
frank bachner fragt im tagesspiegel: „Wird Berlin zum Angstraum?“. als einstieg in seinen artikel wählt er den von populisten bereits gut ausgebauten pfad der emotion und rezitiert drei vorfälle, in denen „arabischstämmigen junge Männer“ auffielen oder pöbelten. damit man als leser nicht den fehler macht, einzelfälle als einzelfälle abzutun, betont er: „Es gibt viele dieser Einzelfälle in der Stadt.“
hörte man nach den ersten paar absäzen auf zu lesen, könnte man glauben, dass der tagesspiegel hier einem moderaten AFDler eine meinungsplattform bietet. aber nach der grossen, emotionalen einstiegsgeste, macht frank bachner einen kleinen schwenker, zitiert die rückläufige kriminalitätsstatistik, die dem sicherheitsgefühl „der Menschen“ widerspräche. berlin sei schon immer von sozialen spannungen geplagt gewesen, nie ein „reiner Wohlfühlort“ gewesen.
weil ich ja nicht nach ein paar absätzen aufgehört habe zu lesen, wird mir langsam klar, worauf frank bachner hinaus will. die „Einzelfälle“ summieren sich zu einem von vielen gespürtem gefühl: angst. und deshalb, schreibt er, „verschwindet bei vielen Menschen zunehmend die Bereitschaft zum differenzierten Blick“. diesen differenzierten blick versucht frank bachner dann auch im laufe seines artikels schweifen zu lassen; er weist auf die überlastete justiz, den schwindenden respekt gegenüber der polizei hin, er identifiziert problem-bezirke (hermannplatz) und bereiche in denen konfliktbewältigungsstrategien gut funktionieren (fussballturniere, schulen).
ich bin ein grosser fan der differenzierung, auch wenn es mir nicht immer gelingt ausreichend zu differenzieren oder das grössere ganze zu sehen. aber genau so, wie es wichtig ist probleme zu erkennen (und zu benennen), ist es wichtig haltung zu bewahren und die verschiedenen möglichen blickwinkel nicht aus den augen zu verlieren. wer jemals ein bisschen in geschichtsbüchern (oder der GEO-epoche) geblättert hat, erinnert sich, dass es unzählige situationen gab, in den neuankömmlinge von den früher angekommenen als bedrohung angesehen wurden. die iren in den usa („When America Despised the Irish: The 19th Century’s Refugee Crisis“) oder die polen im ruhrgebiet (die im 19ten jahrhundert parallelgesellschaften bildeten). das muster ist immer das gleiche: die neuangekommenen werden als bedrohung angesehen, es gibt unzählige konflikte und spannungen, aber nach zwei, drei generationen wirkt der name schimanski plötzlich deutsch und die saint-patricks-parade in new-york ur-amerikanisch. irgendwann ist die integration derjenigen, die noch vor ein paar generationen für „angstträume“ sorgten, so gut gelungen, dass sie selbst gegen neuankömmlinge agitieren.
man darf von einem artikel von einem lokalredakteur in einer lokalzeitung natürlich nicht zu viel erwarten, aber denoch haben mir historischen perspektiven in diesem artikel gefehlt, aber auch die ganz konkreten perspektiven, zum beispiel die sicht der neuangekommenen.
Wir? Wer ist hier wir? Eigentlich sind es sie, die es schaffen, also die Flüchtlinge. Vielleicht wäre es auch wichtig, denen eine Stimme in der gegenwärtigen Debatte zu geben.
natürlich ist es auch wichtig den unzufriedenen, den angstträumenden, denjenigen, die dazu neigen einzelfälle zu verallgemeinern, zuzuhören, aber genauso wichtig ist es eben auch — immer wieder — auf das grosse ganze, auf die grossartige idee des rechtsstaats hinzuweisen. in diesem rechtsstaat sitzen üblicherweise eben nicht die betroffenen über täter zu gericht, sondern richter, die (im idealfall) nicht von emotionen, ängsten oder resentiments getrieben sind. emotionen und recht führen, wie emotionen in der politik, nicht unbedingt zu gerechtigkeit.
zur differnzierung gehört auch ein hinweis darauf, dass kriminalität, gewalt oder pöbelei eben nicht nur ein problem mit „arabischstämmigen jungen männern“ ist, sondern ein problem mit fast allen jungen männern — und oft auch mit älteren.
die aggressivität (nicht nur) im strassenverkehr ist ein problem, das genau wie die aktuellen spannungen und probleme um flüchtlinge ein anlass sein könnte, justiz und polizei zu stärken und besser auszustatten. das argument für die stärkung des rechtsstaats sollte aber lauten, dass sich alle an recht und gesetz und anstand halten müssen und nicht nur eine bestimmte gruppe. oder differenziert ausgedrückt: arschlochverhalten (nach dem gesetz) muss sanktioniert werden, egal von wem es verübt wird.
auch robert ide versucht im heutigen checkpoint zu unterstreichen, dass frank bachner mit seinem artikel nicht nur emotionen und ängste schüren möchte, oder potenziellen afd-wähler mit verständnis überschütten möchte, sondern dass er differenzieren möchte:
mir fällt es schwer insgesamt schwer hier diesen differenzierungswillen zu erkennen, insbesondere aber angesichts dieses schlusssatzes, der den leser ohne weitere einordnung zu grosser sorge auffordert:
Wir müssen uns darauf vorbereiten, dass eine neue Welle von Gewalt auf uns zukommt.
ich glaube wir müssen uns auf einen rechtsdrallige boulevardisierung des tagesspiegel vorbereiten (wird der tagesspiegel zum boulevardblatt?) und ich sehe eine medien-welle von AFD-umfeld-verständnisbekundungen auf uns zukommen.
vor ein paar jahren haben wir einen pax-kleiderschrank für unser schlafzimmer gekauft. unsere räume sind etwas über drei meter hoch und der pax nur knapp zwei meter vierzig. um mehr stauraum zu haben, wollten wir den schrank nach oben erweitern. solche aufsätze gabs wohl mal von ikea, zumindest auf ebay hatte ich ein paar solcher schränke mal gesehen. aufs selber machen hatte ich keine lust, nicht nur weil ich keine plattensäge, nut-fräse, topf-bohrer hatte, sondern vor allem weil ich keine geduld hatte mir im baumarkt platten zuschneiden zu lassen, an den richtigen stellen löcher zu bohren und kunststoffkanten mit einem bügeleisen anzuleimen.
im internet gibt es ein paar anbieter bei denen man sich schränke massschneidern lassen kann. deinschrank.de, meine-moebelmanufaktur.de, schrankwerk.de, schrankplaner.de. schrankplaner und dein schrank boten keine schränke ohne sockel an (oder ich hab die option nicht gefunden). meine möbelmanufaktur war etwas günstiger als schrankwerk, also entscheiden wir uns, den aufsatzschrank testweise dort zu bestellen — auch wenn die investition, ca. 860 euro in etwa mit dem anschaffungspreis der paxschränke drunter vergleichbar war. ausschlaggebend war auch, dass die möbelmanufaktur kostenlose materialproben verschickt, die zwar nur so mittel aussagekräftig sind, aber promt verschickt wurden.
die planungswerkzeuge, also die webapps, mit denen man den schrank konfiguriert, sind im gegenteil zu einer handzeichnung ziemlich komfortabel, haben aber in sachen bedienungsfreundlichkeit durchaus noch luft nach oben. der online-planer von der möbelmanufaktur war ok, aber auch nicht 100 prozent überzeugend. immerhin kann man (offenbar) seine entwürfe dauerhaft dort speichern, das ist unserer. die aufteilung der einzelnen elemente erfordert immer noch einiges an rechnerei und aufregend war das auch irgendwie. was wenn ich mich vertan habe? hab ich wirklich alles bedacht?
nach dem die bestellung abgeschickt ist, dauert es ein paar tage und man bekommt eine konstruktionszeichnung des schranks zugeschickt, die man nochmal freigeben muss, bevor der schrank in produktion geht. am 23. januar ging der schrank in produktion und am 14. februar schrieb die möbelmanufaktur:
Ihre Maßmöbel wurden an unseren Logistikpartner (DHL) übergeben. Die Lieferung erfolgt in der Regel in den nächsten 3- 5 Werktagen.
Anbei erhalten Sie die Rechnung Ihrer Bestellung als PDF.
Vor der Lieferung stimmt unser Logistikpartner den Liefertermin mit Ihnen ab, dies geschieht üblicherweise telefonisch in Einzelfällen auch schriftlich. Ihre Sendung wird per 2-Mann-Handling geliefert, d.h. die Pakete werden direkt in die Wohnung getragen, auch in den 4. Stock.
das erstaunliche an dieser aussage: sie stimmte vorne und hinten! freitag rief ein sehr freundlicher disponent von dhl an, fragte ob ein lieferfenster am montag zwischen 7 und 11 uhr in ordnung sei und um 10 standen zwei männer mit unseren paketen vor der tür. die pakete waren ordentlich schwer, ordentlich verpackt und obwohl ein paket beim umdrehen gleich aufplatzte, kamen alle teile unversehrt bei uns an.
am montag abend fing ich an das teil zusammenzubauen. ich baue möbel, auch von ikea, wirklich gerne zusammen, auch wenn ich dabei ziemlich schnell anfange zu schwitzen und danach meistens tierischen muskelkater habe. vor allem baue ich schränke gerne alleine auf, auch wenn die ikea-aufbauanleitungen meist ausdrücklich davor warnen. ausserdem diktiert mir meine arroganz, die anleitungen lediglich zu überfliegen, statt sie sorgfältig zu studieren. oft rächt sich das und ich komme noch mehr ins schwitzen.
in meiner (schreiner-) ausbildung habe ich die erste regel der möbelmontage gelernt. sie lautet: ausrichten. wenn der schrank nicht 100% gerade steht, kann man das später nicht mehr — oder kaum — korrigieren. wegen unseres leicht abschüssigen dielenboden hängt unser pax auf der einen seite auch ziemlich in der luft, so weit, dass die stellfüsse im pax-sockel nicht mehr ganz ausreichten.
weil das ausrichten so wichtig ist, habe ich die ausrichtung unseren bestehenden pax als erstes nochmal ein bisschen korrigiert. der rest der montage war eigentlich wie bei ikea: die schrankseiten und deckel werden mit stiften, dübeln und excenterschrauben verbunden, rückwand rein, türen dran, fertig. eigentlich.
in der praxis wars dann doch ein bisschen komplizierter, weil ich mich (doch) bei der planung ein bisschen vertan hatte und ich zwei zwischenwände falschrum montiert hatte, was wegen der (leicht) asymetrischen lochbohrung doof war. so hingen die türen an zwei zwischenwänden 5 mm zu hoch. das musste ich nach dem zusammenbau nochmal ändern und den halben schrank wieder demontieren.
der planungsfehler war, dass der schrank eine seitenwand in der mitte eines ein-meter-pax gehabt hätte und so sein gewicht und seine füllung auf einer (knapp) 19 mm dicken spanplatte abgetragen hätte und nicht über eine pax-seitenwand. das liess ich aber korrigieren, indem ich den schmalen schrankteil, der für die mitte geplant war, einfach an den anfang versetzte.
die mitgelieferten türbänder waren ordentlich (von blum), witzigerweise die selbe marke die in ikea-küchen verbaut wird, zumindest als wir unsere ikea-küche gekauft haben. ein bissche aufgeregt habe ich mich, dass die bänder keine schliessfeder hatten, also nicht automatisch zufielen. ich wurde schon ein bisschen pampig, bis ich bemerkte, dass die drucköffner kleine magneten hatten, mit denen sie die türen zuhielten. das gefiel mir nach der montage tatsächlich besser als die ikea-besta lösung, wo die türen (gedämpft) zugezogen werden, dann aber auf den gefederten drucköffnern hin und her springen.
bis auf eine ausnahme sind ich und die beifahrerin super zufrieden mit dem schrank. das plattenmaterial ist einen hauch dicker als die platten des pax schranks (die scheinen eher 17 millimeter statt 19 zu sein), der schrank passte an allen ecken und kanten gut zusammen, die länge und tiefe stimmt auf den millimeter, die türen liessen sich super einfach montieren (und ausrichten) und der schrank sieht gut aus. bis auf die türen, die zugegebenermassen die günstigsten waren (spanplatte weiss mit kunststoff umleimer): die verarbeitung der tür-kanten ist aber leider eher so mittel (beim korpus gabs keinen grund zur klage).
dass der heisskleber beim kantenaufleimen etwas rausquillt ist normal, aber mit einem scharfen stecheisen, kann man das in der regel einfach säubern. bei einem schrank für knapp 900 euro, kann man meiner meinung nach auch bei den günstigeren türen, etwas mehr erwarten. lackierte türen hätten etwa 250 euro aufpreis gekostet, aber das war es uns dann für einen schrank der in zwei meter vierzig höhe sitzt uns eher selten betrachtet wird nicht wert.
im wohnzimmer wollen wir demnächst eventuell einen lagerschrank für die bilder der beifahrerin bauen und nach diesem testlauf mit meine-moebelmanufaktur.de ist es gar nicht so unwahrscheinlich, dass wir den auch wieder dort bestellen.