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ei­gent­lich las­se ich fri­da ger­ne an der schlepp­lei­ne frei vor mir lau­fen — so­lan­ge sie nicht wei­ter vor­läuft als die schlepp­lei­ne lang ist. zu­hau­se, auf ge­wohn­ten we­gen, klappt das su­per. auf ge­teer­ten we­gen, bzw. auf we­gen auf de­nen auch fahr­rä­der un­ter­wegs sind muss sie ei­nen ein-me­ter-ra­di­us ein­hal­ten. das üben wir in ber­lin über ki­lo­me­ter hin­weg — und das klappt so gut, dass sie mil­erwei­le so­gar den ab­stand re­du­ziert, also zu mir kommt, wenn sie rad­fah­rer kom­men sieht.

(bil­der zu die­sem text auf in­sta­gram, oder hier, bzw. wei­ter un­ten)

im ur­laub klappt das nicht so gut, bzw. nicht auf dau­er. da wird ihr vor­aus­kund­schaf­ten, ihre prü­fung des un­be­kann­ten was hin­ter je­der ecke, je­der er­hö­hung ste­cken könn­te so ein­neh­mend, dass sie uns an der lei­ne schnell mal ver­gisst — ob­wohl es ihr ehr­geiz ist un­ser drei­er-ru­del stets bei­sam­men zu hal­ten..

glück­li­cher­wei­se kann fri­da ihre modi ganz gut um­schal­ten. wenn wir ihr si­gna­li­sie­ren dass sie jetzt auf bein­hö­he blei­ben soll, macht sie das auch, wenn man auf­passt und klei­ne in­ten­tio­nen vor­zu­pre­schen mit win­zi­gen lei­nen­si­gna­len quit­tiert. ne­ben ei­nem re­agiert fri­da al­ler­höchst­sen­si­bel auf je­des noch so klei­ne lei­nen­si­gnal. mir ist jetzt auch auf­ge­fal­len war­um: sie denkt, wenn ich ne­ben ihr gehe, dass je­des lei­nen­si­gnal von mir kommt, qua­si mei­ne hand ist. ab ei­nem ab­stand von ei­nem me­ter wer­den die lei­nen­si­gna­le im­mer igno­rier­ba­rer. sie kom­men noch an, wenn sie stär­ker sind, aber ich glau­be sie nimmt si­gna­le auf ab­stand eher als an­onym, na­tur­ge­ge­ben wahr — sie ver­bin­det sie nicht mehr un­mit­tel­bar mit mir.

je­den­falls scheint es fri­da leicht zu fal­len sich zu­rück zu neh­men, wenn wir ihr das si­gna­li­sie­ren, und ne­ben oder zwi­schen uns zu lau­fen. das klappt dann auch über ki­lo­me­ter hin­weg, ohne wei­te­re kor­rek­tu­ren. ich glau­be ei­ner­seits ist das ziem­lich an­stren­gend für sie, weil sie sehr auf uns ach­tet, aber wei­ter­hin auch noch auf die neue um­ge­bung ach­tet. an­de­rer­seits über­lässt sie uns dann auch alle ent­schei­dun­gen, sie nimmt sich also nicht nur zu­rück, son­dern ord­net sich, zu­min­dest was das aus­kund­schaf­ten, be­wer­ten, ent­schei­den an­geht, völ­lig un­ter.

heu­te ha­ben wir eine neue va­ri­an­te aus­pro­biert, weil die wege auf de­nen wir un­ter­wegs wa­ren zu eng wa­ren um ne­ben­ein­an­der zu ge­hen, nicht nur zu dritt ne­ben­ein­an­der, son­dern auch hund ne­ben mensch. fri­da ak­zep­tiert auf en­gen we­gen (wenn es für sie sinn er­gibt) auch sehr schön das kom­man­do „hin­ten“. aber auf den en­gen fels­we­gen heu­te woll­te ich sie ger­ne im blick ha­ben. also lau­te­te die neue re­gel heu­te: ka­tia läuft vor, fri­da darf sie nicht über­ho­len, ich fol­ge am ende. auch das hat er­staun­lich gut ge­klappt. man merk­te sie wäre ger­ne vor­ge­lau­fen, aber man merk­te auch, dass sie die ge­setz­te gren­ze ak­zep­tier­te. ge­le­gent­lich wa­ren leich­te kor­rek­tu­ren nö­tig, aber ins­ge­samt war das ein sehr ent­spann­tes spa­zie­ren­ge­hen, auch auf brei­te­ren we­gen.

Photo by felix schwenzel on March 31, 2022. Keine Fotobeschreibung verfügbar..

fel­sen­la­by­rinth bei vrát
text dazu auf wir­res.net/11414

ursprünglich veröffentlicht am 31.03.2022


Al­les ist mög­lich, wenn man es macht (t3n 64)

felix schwenzel in t3n

Vor un­ge­fähr 25 Jah­ren, als ich das In­ter­net für mich ent­deck­te, gab es kein Face­book oder Twit­ter, Goog­le war noch ganz jung. Auf ei­nem Ser­ver der Stan­ford-Uni­ver­si­tät lag aber schon eine Web­site, die „Jer­ry and Da­vid’s Gui­de to the World Wide Web“ hieß und sich ein paar Jah­re spä­ter in Ya­hoo um­be­nen­nen wür­de.

Das In­ter­net war so de­zen­tral, wie es nur sein konn­te, und des­halb auch un­durch­sich­tig. Dar­um be­müh­ten sich Men­schen wie Jer­ry Yang und Da­vid Filo, Weg­wei­ser für die­se un­über­sicht­li­che Welt zu bau­en.

Nach wie vor wol­len sehr vie­le Men­schen – und Fir­men – Weg­wei­ser durch die ver­netz­te Welt sein oder auch bau­en. Auch wenn die gro­ßen Platt­for­men zu­neh­mend wie schwar­ze Lö­cher wir­ken und ver­su­chen, Be­su­cher in ih­ren ei­ge­nen, ge­schlos­se­nen Sys­te­men ein­zu­he­gen, er­schlie­ßen und ver­knüp­fen sie wei­ter­hin die de­zen­tra­len Wei­ten des In­ter­nets.

Was sich ver­än­dert hat, ist die Zu­gäng­lich­keit. Platt­for­men ha­ben die Zu­gangs­schwel­len zum ehe­mals eher eli­tä­ren, tech­nisch an­spruchs­vol­len Netz ge­senkt. Um sich am In­ter­net zu be­tei­li­gen, be­nö­tigt man heu­te nicht mehr viel tech­ni­sches Wis­sen.

Der Preis für die­se Be­quem­lich­keit, die nied­rig­schwel­li­ge Zu­gäng­lich­keit und hohe Ver­net­zungs­dich­te der kom­mer­zi­el­len Platt­for­men ist ein ge­wis­ser Ver­lust an Kon­trol­le. Wer ein Ge­fühl der Kon­trol­le be­hal­ten möch­te, kann im In­ter­net nach wie vor al­les selbst ma­chen. Ein­fach ir­gend­wo Ser­ver­ka­pa­zi­tät mie­ten und eine Web­site ins Netz stel­len.

Ich habe lan­ge ei­nen er­heb­li­chen Teil mei­ner Zeit in mei­ne selbst­ver­wal­te­te Web­site ge­steckt, die ich auch als Trä­ger mei­ner On­line-Iden­ti­tät an­sah. Ich woll­te mein di­gi­ta­les Ich nicht al­lein kom­mer­zi­el­len Platt­for­men über­las­sen. Werk­zeu­ge, um mei­ne On­line-Ak­ti­vi­tä­ten in mei­nem Blog zu spie­geln und zu ar­chi­vie­ren, Kom­men­ta­re, Li­kes und Favs, In­sta­gram- und Face­book-Posts ins Blog zu zie­hen, fand ich zu­hauf im Netz. Be­son­ders er­gie­big und fas­zi­nie­rend sind die Werk­zeu­ge, die ein Kreis von ähn­lich Den­ken­den un­ter dem Dach des In­die­web baut, sam­melt und nutzt. Die Idee da­hin­ter ist nicht nur, ein Netz von un­ab­hän­gi­gen und de­zen­tra­len per­sön­li­chen Web­sites zu schaf­fen und (so­zi­al) zu ver­bin­den. Es geht auch dar­um, die gro­ßen, kom­mer­zi­el­len Platt­for­men in die­ses un­ab­hän­gi­ge Netz funk­tio­nal zu in­te­grie­ren.

Aber man muss im In­die­web eben fast al­les sel­ber ma­chen und ver­ste­hen – und dazu reich­lich Zeit in­ves­tie­ren. Und die Zeit ist ein Pro­blem beim Sel­ber­ma­chen. Seit wir ei­nen Hund ha­ben und dank Co­ro­na mehr oder we­ni­ger im­mer zu Hau­se sind, habe ich schlag­ar­tig das In­ter­es­se am Blog­gen und an de­zen­tra­len (und zen­tra­len) so­zia­len Netz­wer­ken ver­lo­ren. Ab­ge­se­hen von ge­le­gent­li­chen Hun­de­fo­tos auf In­sta­gram ma­che ich on­line kaum noch et­was selbst.

Grund­sätz­lich ma­che ich na­tür­lich wei­ter­hin vie­les selbst. Ir­gend­was gibt’s in der Woh­nung im­mer zu op­ti­mie­ren, ich ko­che je­den Tag und über­le­ge, ob ich noch mal die hy­dro­po­ni­sche Ba­si­li­kum-Auf­zucht mit Wachs­tums­lam­pen in der Spei­se­kam­mer an­ge­hen soll.

Ver­mut­lich geht das vie­len Men­schen ähn­lich: Sel­ber­ma­chen macht Spaß und be­frie­digt – aber al­les sel­ber zu ma­chen, über­zieht schnell das Le­bens­zeit­kon­to. Bei mir wur­de das In­ter­es­se, am Auf­bau von de­zen­tra­len so­zia­len Netz­wer­ken mit­zu­wir­ken, vom Nest­bau, der Woh­nungs­au­to­ma­ti­sie­rung und Be­schäf­ti­gung mit dem Hund ab­ge­löst. Je­mand, der Fil­me dreht und schnei­det, will sich eher nicht auch selbst um das Hos­ting von Vi­deo­da­tei­en küm­mern. Wer sich on­line ger­ne strei­tet, sucht wahr­schein­lich nicht in den Ni­schen und de­zen­tra­len Al­ter­na­tiv­netz­wer­ken nach Mit­strei­tern, son­dern da, wo oh­ne­hin schon alle sind: auf den gro­ßen Platt­for­men.

Wenn ich aber die Au­gen zu­sam­men­knei­fe und mei­nen Ab­stand zu so­zia­len Netz­wer­ken we­gen In­ter­es­sens­ver­rü­ckun­gen et­was er­hö­he, fühlt sich das In­ter­net im­mer noch an wie vor 25 Jah­ren. Un­über­sicht­lich, vol­ler bun­ter Ni­schen und bis zum Rand mit Po­ten­zi­al ge­füllt.

Oder um das In­ter­net und die gro­ßen Platt­for­men mal mit dem Uni­ver­sum und dem gan­zen Rest zu ver­glei­chen: Mit Ab­stand er­kennt man, dass schwar­ze Lö­cher zwar rie­sig und sehr at­trak­tiv sind, aber auch, dass das Uni­ver­sum aus viel mehr als schwar­zen Lö­chern be­steht. Al­les ist mög­lich, wenn man es macht – oder wenn’s pas­siert. Ich freue mich je­den­falls auf die nächs­ten 25 Jah­re In­ter­net.


Mus­ter im Mist (t3n 63)

felix schwenzel in t3n

Ich glau­be mitt­ler­wei­le, dass es so et­was wie Ta­lent gar nicht gibt. Oder po­si­tiv for­mu­liert: Ta­lent kann man sich er­ar­bei­ten – wenn man denn will. Der Wil­le ist das Ent­sch­ei­den­de. Ge­nau­so dürf­te es sich mit der Krea­ti­vi­tät ver­hal­ten. Je­mand, der dar­über klagt, nicht krea­tiv zu sein, klagt ei­gent­lich dar­über, sei­nen Geist nicht mehr ziel­los um­her­ir­ren las­sen zu kön­nen. Ziel­lo­sig­keit, ein Ver­hal­ten, das nichts di­rekt er­rei­chen will, das ei­gent­lich über­flüs­sig ist, nennt man auch Spiel.

Die Fä­hig­keit, zu spie­len, ha­ben wir alle mal be­ses­sen. Je­der Mensch war als Kind vol­ler Krea­ti­vi­tät (oder wie man bei jün­ge­ren Men­schen sagt: Fan­ta­sie). Im Lau­fe des Le­bens kon­zen­trie­ren Men­schen sich mehr und mehr auf die nütz­li­che­ren Din­ge, for­mu­lie­ren Zie­le oder – auch sehr be­liebt – ar­bei­ten am Auf­bau ih­rer Exis­tenz­ängs­te. Ängs­te oder (ge­fühl­te) Man­gel­zu­stän­de hem­men die Spiel­be­reit­schaft und stär­ken die Ziel­stre­big­keit.

In mei­ner vor­letz­ten Ko­lum­ne schrieb ich:

„Spiel hilft uns nicht nur, die Welt zu er­fah­ren und bes­ser zu ver­ste­hen, durch Spiel, zweckent­bun­de­nes, also ziel­lo­ses Ver­hal­ten, schaf­fen wir im bes­ten Fall auch Neu­es.“

Aber ganz so ein­fach ist es mit der Krea­ti­vi­tät na­tür­lich auch nicht. Spiel­be­reit­schaft, die Be­reit­schaft zum ziel­lo­sen (geis­ti­gen) Um­her­wan­dern, ist nicht al­les. Krea­ti­vi­tät ist har­te Ar­beit, auch wenn das von au­ßen nicht im­mer so aus­sieht.

Mein Ver­ständ­nis von Krea­ti­vi­tät sieht kurz ge­fasst so aus:

Ein­ga­be – Ver­ar­bei­tung – Mus­ter­er­ken­nung – Aus­ar­bei­tung – Aus­ga­be

Ein­ga­be und Ver­ar­bei­tung kom­men dem klas­si­schen Spiel nahe. Um krea­tiv zu sein, muss man erst mal un­zäh­li­ge Ein­drü­cke und Bil­der sam­meln. Mit die­sen Ein­drü­cken kann man spie­len, sie neu kom­bi­nie­ren und sie zu ver­ste­hen ver­su­chen. Als Kin­der lau­fen wir mit of­fe­nen Au­gen durch die Welt, neh­men al­les in uns auf, spie­len das Ge­se­he­ne nach, ver­dau­en, va­ri­ie­ren, kom­bi­nie­ren und se­zie­ren al­les im­mer wie­der neu – und ler­nen so, nach und nach die Welt zu ver­ste­hen.

Im Er­wach­se­nen­al­ter ha­pert es schon bei der Ein­ga­be ge­le­gent­lich. Wir fil­tern das ver­meint­lich Nutz­lo­se, blen­den Ein­drü­cke aus, knei­fen die Au­gen zu­sam­men. Se­hen muss man im­mer wie­der neu ler­nen und op­ti­mie­ren. Ma­ler se­hen nicht nur Mus­ter, wenn sie sich ei­nen Son­nen­un­ter­gang an­se­hen, son­dern auch Farb­flä­chen. Ar­chi­tek­ten se­hen Li­ni­en, wo gar kei­ne sind. Je­mand mit ei­nem Ham­mer in der Hand sieht über­all Nä­gel.

Se­hen al­lei­ne reicht für die Ein­ga­be na­tür­lich nicht aus; das Ge­se­he­ne muss ver­ar­bei­tet wer­den. Vie­le spre­chen in die­sem Zu­sam­men­hang auch vom le­bens­lan­gen Ler­nen. Kei­ne Er­fin­dung ist aus dem Nichts ent­stan­den, Neu­es ent­steht im­mer auf den Schul­tern, den Vor­ar­bei­ten an­de­rer. Zu se­hen, zu ver­ste­hen, neu­gie­rig auf das sein, was an­de­re ma­chen, ohne Ende zu ler­nen – das schafft ei­nen Strom an Ein­drü­cken, den wir dann ver­dau­en, ver­ar­bei­ten, be­brü­ten und neu zu­sam­men­set­zen kön­nen.

Da­bei kommt, wie im­mer bei Ver­dau­ungs­vor­gän­gen, viel Mist her­aus. Auch hier ist eine gut trai­nier­te Mus­ter­er­ken­nung hilf­reich, um die Gold­adern im Mist zu ent­de­cken.

Mus­ter im Cha­os, im Mist zu er­ken­nen, ist das Aha-Er­leb­nis der Krea­ti­vi­tät. Nach­dem man Bil­der und Mus­ter in sich auf­ge­nom­men hat, die an­kom­men­den Da­ten ver­ar­bei­tet, da­mit ge­spielt, sie zer­schnit­ten und neu zu­sam­men­ge­setzt hat, kommt am Ende eine mick­ri­ge Idee raus. Die Ideen, die am Ende des Pro­zes­ses her­aus­trop­fen, sind das eine Pro­zent, das Tho­mas Alva Edi­son mein­te, als er sag­te, dass „Krea­ti­vi­tät zu ei­nem Pro­zent In­spi­ra­ti­on und zu 99 Pro­zent Tran­spi­ra­ti­on“ sei. Die rest­li­chen 99 Pro­zent sind die Aus­ar­bei­tung und die Prü­fung der Ideen – ob sie viel­leicht doch Mist sind oder zu glän­zen ver­mö­gen.

Krea­ti­ve Ar­beit be­inhal­tet vie­le ver­meint­lich nutz­lo­se Tä­tig­kei­ten. Sie er­for­dert Zeit, le­bens­lan­ges Ler­nen, end­lo­se In­for­ma­ti­ons­auf­nah­me und Mus­ter­er­ken­nung – und ist nicht im­mer von Er­folg ge­krönt. Vor al­lem gibt es kei­ne Pa­tent­re­zep­te für Krea­ti­vi­tät – au­ßer viel­leicht, dass es ein An­fang sein kann, auch das Nutz­lo­se als ziel­füh­rend an­zu­se­hen, den Spaß am Spiel neu zu ent­de­cken und eine un­bän­di­ge Neu­gier auf die Welt zu ent­wi­ckeln. Freu­de am Schei­tern, oder bes­ser: Wil­le und Be­reit­schaft, im­mer wie­der zu strau­cheln, bis ir­gend­wann et­was Gu­tes her­aus­kommt, ist dann doch et­was, was man Ta­lent nen­nen könn­te.


Auf­ge­scho­ben ist gut auf­ge­ho­ben (t3n 62)

felix schwenzel in t3n

„Din­ge ge­re­gelt krie­gen ohne ei­nen Fun­ken Selbst­dis­zi­plin“ – Kath­rin Pas­sig und Sa­scha Lobo ha­ben in ih­rem Buch vor 13 Jah­ren das „Pro“ in Pro­kras­ti­na­ti­on her­aus­ge­ar­bei­tet: wie man wich­ti­ge Ar­bei­ten vor sich her­schiebt und trotz­dem pro­duk­tiv bleibt und Sa­chen er­le­digt be­kommt.

Mich hat das Buch da­mals tief be­ein­druckt, weil es mir half, eine mei­ner ver­meint­lich schlech­ten Cha­rak­ter­ei­gen­schaf­ten – al­les so lan­ge auf­zu­schie­ben, bis es fast knallt – zu ra­tio­na­li­sie­ren und zum be­wuss­ten und pro­duk­ti­ven Selbst­be­trug zu nut­zen.

Mitt­ler­wei­le habe ich das Auf­schie­ben pro­fes­sio­na­li­si­ert. Al­les, was ich er­le­di­gen muss oder will oder auch Ideen, die ich habe, schrei­be ich mir sorg­fäl­tig mit Fäl­lig­keits­da­tum und Prio­ri­tät in mein Er­le­di­gungs­pro­gramm, für das ich mir so­gar eine Pre­mi­um-Li­zenz be­sorgt habe.

Da­mit be­freie ich mei­nen Kopf von al­len drin­gen­den und drän­gen­den Auf­ga­ben. Das Bes­te ist al­ler­dings, dass sich Ar­beit per App noch bes­ser und ein­fa­cher auf­schie­ben lässt als im Kopf oder auf Pa­pier. Taucht zum Bei­spiel die Mah­nung auf, dass ich mei­ne t3n-Ko­lum­ne mal lang­sam schrei­ben müss­te, lässt sie sich per Klick ein­fach auf den nächs­ten Tag oder die nächs­te Wo­che ver­schie­ben. Mir fällt es über­haupt nicht schwer, so eine Auf­ga­be meh­re­re Wo­chen vor mir her­zu­schie­ben. Der Druck kommt dann erst mit den E-Mails aus der Re­dak­ti­on.

Die­se Um­wid­mung ei­ner To-do-App in eine To-not-do-App hilft mir nicht nur, ei­nen frei­en und kla­ren Kopf zu be­hal­ten; vie­le Auf­ga­ben er­le­di­gen sich so auch von selbst oder wer­den mit der Zeit egal.

Na­tür­lich gibt es ef­fi­zi­en­te­re Me­tho­den, Din­ge zu er­le­di­gen. Der ent­sch­ei­den­de Punkt ist aber nicht, wel­che Pro­duk­ti­vi­täts­stra­te­gie die ef­fi­zi­en­tes­te oder bes­te ist, son­dern wel­che Me­tho­den es mir per­sön­lich er­leich­tern, die An­for­de­run­gen mei­nes Le­bens am bes­ten aus­zu­ba­lan­cie­ren.

Das gilt nicht nur für Auf­ga­ben­mas­sen, son­dern auch für die Reiz­über­flu­tung und die „In­for­ma­ti­ons­ge­wit­ter“, die in der ver­netz­ten Welt auf uns ein­pras­seln.

Frü­her™, so vor 18 Jah­ren, als ich an­fing, ins In­ter­net zu schrei­ben, habe ich mich manch­mal ab­sicht­lich in ei­nen Zu­stand der Ge­reizt­heit ver­setzt, um zu blog­gen. Man­gel an Din­gen, über die man sich auf­re­gen konn­te, gab es auch da­mals nicht. Nach dem Blog­gen schwoll mei­ne selbst pro­vo­zier­te Auf­re­gung im­mer ganz schnell ab. Spä­ter habe ich mei­ne Stra­te­gie ge­än­dert; ich schrieb wei­ter­hin über Din­ge, die mich auf­reg­ten, ver­such­te sie aber so weit zu dif­fe­ren­zie­ren, dass mein Är­ger schon beim Schrei­ben ver­flog. Das Blog­gen wur­de für mich zu ei­ner Art Ver­dau­ungs­vor­gang, mit dem ich die di­gi­ta­len Rei­ze re­la­tiv ein­fach run­ter­küh­len und mich so auf den Rest mei­nes Le­bens oder das nächs­te Reiz­the­ma kon­zen­trie­ren konn­te.

Mitt­ler­wei­le blog­ge ich fast nur noch auf­schie­bend: Ich set­ze mir Le­se­zei­chen und no­tie­re mir Sa­chen, über die ich schrei­ben könn­te, und schie­be sie dann vor mir her – bis ich sie im Back­log ver­ges­se: back­log­gen statt web­log­gen.

Das Er­geb­nis bleibt das glei­che: Ich rege mich kaum noch auf; die Em­pö­rungs­wel­len auf Twit­ter be­ob­ach­te ich zwar, las­se sie aber an mir vor­bei­zie­hen. Dem po­li­ti­schen Ge­sche­hen fol­ge ich, schaf­fe es aber nicht, mich dar­über auf­zu­re­gen. Ich weiß, dass eh al­les kom­pli­zier­ter ist, als es scheint, und es fahr­läs­sig wäre, sich vor­schnell Mei­nun­gen zu bil­den. Des­halb pla­ne ich dann meist die Mei­nungs­bil­dung für ei­nen spä­te­ren Zeit­punkt. So schie­be ich nicht nur drin­gen­de Ar­bei­ten vor mir her, son­dern auch die Auf­re­gung.

„Auf­ge­scho­ben ist nicht auf­ge­ho­ben“, sagt der Volks­mund, dem ich hier of­fi­zi­ell wi­der­spre­chen möch­te:

Zu­nächst ist Auf­ge­scho­be­nes in mei­ner Er­le­di­gungs­lis­te sehr wohl gut auf­ge­ho­ben. Und an­de­rer­seits macht Auf­schie­ben den Blick frei für das We­sent­li­che. Auf­schie­ben ent­las­tet – zu­min­dest tem­po­rär – und lässt ei­nen die Din­ge, hin­ter de­nen Druck steht, ent­spann­ter, ru­hi­ger und prag­ma­ti­scher an­ge­hen. Den Kopf frei­zu­ma­chen von ver­meint­lich drin­gen­den Auf­ga­ben, fal­schen Mei­nun­gen an­de­rer, vom schnel­len Mei­nungs­äu­ße­rungs­druck – das könn­te man auch in­ne­re Ruhe, Mindful­ness oder Acht­sam­keit nen­nen. Ich nen­ne es lie­ber Prio­ri­tä­ten­set­zen durch Schie­ben und mil­den und ge­ziel­ten Selbst­be­trug. Durch die­se „Fil­ter­sou­ve­rä­ni­tät“ (selbst­ge­mach­te De­fi­ni­ti­on!) las­sen sich Stress, Auf­re­gung oder Ge­reizt­heit zeit­lich und räum­lich ein­gren­zen und ein biss­chen steu­ern.

So oder so: Keep calm and car­ry on.


wie heißt dein hund? nein?

felix schwenzel in artikel

ich sit­ze im ses­sel und gu­cke fern. die bei­fah­rein bringt mir eine schüs­sel mit nach­tisch: ge­trock­ne­te man­go und ana­nas, nüs­se und scho­ko­la­de. #fri­da soll auf der de­cke lie­gen, tut sie auch, schaut mich mit gros­sen au­gen an, aber bet­telt nicht. ich freu mich als sie ir­gend­wann so­gar den kopf ab­wen­det und auf den bo­den legt.

ich öff­ne mein han­dy und die home-app mit der ka­me­ra in dem raum in dem #fri­da ge­ra­de liegt, qua­si ne­ben dem nach­tisch, und gehe aufs klo.

sie bleibt lie­gen, für ne wei­le, steht dann aber auf und schnüf­felt in rich­tung nach­tisch-schüs­sel­chen. ich rufe aus dem bad ru­hig aber deut­lich: „nein! leg dich wie­der hin!“ nach den ob­li­ga­to­ri­schen 10 se­kun­den die sie nach auf­for­de­run­gen ohne kör­per­sprach­li­chen zu­satz­druck ver­ge­hen lässt, legt sie sich wie­der hin.

da­mit hat sie sich ne nuss ver­dient, die hof­fent­lich nicht die gan­zen er­zie­hungs­mass­nah­men wie­der ka­putt­macht. bin trotz­dem so stolz, dass ich mich be­müs­sigt füh­le das auf­zu­schrei­ben. und wenn ich ge­ra­de da­bei bin …

heu­te früh hät­te ich sie auch knut­schen kön­nen. auf dem heim­weg vom mor­gend­li­chen spa­zier­gang und trai­ning fand sie ei­nen gros­sen, ab­ge­nag­ten hüh­ner­kno­chen. mein „nein!“ liess sie (beim schnüf­feln) zö­gern, aber vom kno­chen liess sie noch nicht ab. noch ein „nein!“ half im­mer noch nicht, sie schnüf­fel­te wei­ter dran, erst ein drit­tes „nein!“ mit ei­nem leich­ten lei­nen­rückeln (am ge­schirr) war nö­tig bis sie ab­liess.

10 me­ter wei­ter wie­der ein hüh­ner­kno­chen. dies­mal hab ich ihn zu­erst ge­se­hen und konn­te sie schon „nei­nen“, als sie sich mit der nase nä­her­te. da liess sie gleich vom kno­chen ab. ich hat­te nur noch tro­cken­fut­ter als le­cker­chen da­bei, aber da­von hat sie dann ein paar be­kom­men.

auch er­freu­lich: seit ner wei­le schei­nen wir fri­da so weit aus­zu­las­ten, dass sie in der woh­nung wirk­lich to­tal ent­spannt. mor­gens zwi­schen sechs und sie­ben gehe ich mit ihr für ne stun­de und un­ge­fähr 5 ki­lo­me­ter raus, ein­mal von zu­hau­se durch den goe­the­park und die reh­ber­ge. un­ter­wegs, meis­tens im goe­the­park, be­kommt sie ihr hal­be fut­ter­por­ti­on im fut­ter­beu­tel, die sie sich durch blei­ben beim wer­fen und or­dent­li­ches ap­por­tie­ren er­ar­bei­ten muss. das fut­ter­beu­teln va­ri­ie­re ich, lass sie sit­zen und ver­steck den beu­tel (der beu­tel riecht mitt­ler­wei­le so stark, dass sie ihn riecht, wenn sie ei­nen me­ter an ihm vor­bei läuft) oder häng ihn in bäu­me.

eine klei­ne por­ti­on do­sen­fut­ter kann sie sich durch or­dent­li­ches ap­por­tie­ren ih­res lieb­lings­zerr­spiel­zeugs, dem ball mit der schnur, er­ar­bei­ten. aus­ser­dem ver­tie­fe ich draus­sen die tricks die wir ge­ra­de trai­nie­ren, da­bei kann sie sich dün­ne schei­ben ei­nes klei­nen ge­flü­gel­würst­chens er­ar­bei­ten; der­zeit üben wir „pföt­chen“ (rech­te hand ge­ben, funk­tio­niert fast per­fekt), „hand“ (lin­ke hand, klappt schon in an­sät­zen), platz aus dem lauf, down aus dem platz (kinn auf den bo­den, diekt vor mir und aus der di­stanz, klappt su­per weil sie das sel­ber stän­dig macht, so­bald sie an­de­re hun­de sieht), ach­ten durch die bei­ne lau­fen (fast per­fekt, nur am tem­po müs­sen wir noch ar­bei­ten), „around“ (von links nach rechts um hin­der­nis­se/bäu­me lau­fen, klappt su­per, mit bis zu 5 me­tern ab­stand zum hin­der­niss), „cir­cle“ (von rechts nach links um hin­der­nis­se lau­fen, klappt in an­sät­zen). was auch end­lich klappt: sit­zen und hin­le­gen aus der di­stanz, das war ein lan­ger weg, den durch­bruch hat das wer­fen der be­loh­nung hin­ter sie ge­bracht, da­mit hat sie ver­stan­den, wenn der rech­te arm oben ist, muss sie nicht erst zu mir kom­men fürs sit­zen oder plat­zen.

den rest des ge­flü­gel­würst­chen be­kommt sie fürs stre­cken­wei­se „bei mir°“ lau­fen („fuss!“ mö­gen wir ihr nicht sa­gen oder bei­brin­gen), für sau­be­res „stopp!“ auch aus der di­stanz.

auch wenn sie zu­hau­se (mit ein paar aus­nah­men) nichts mehr zu fres­sen be­kommt, son­dern sich ihr es­sen eben nur noch draus­sen er­ar­bei­tet, mo­ti­viert sie das es­sen gar nicht so sehr. den rück­ruf ha­ben wir mit al­len mög­li­chen su­per-foods auf­ge­baut, le­ber­wurst, do­sen­fut­ter, ge­trock­ne­ter fisch, aber rich­tig tem­po ist erst mit dem ball mit der schnur rein­ge­kom­men. die aus­sicht auf ein ge­die­ge­nes zerr­spiel mit dem ball lässt sie wirk­lich den tur­bo beim rück­ruf ein­schal­ten, ge­nau­so beim cur­ving (um hin­der­nis­se lau­fen). zer­ren ist das tolls­te. drin­nen läuft das wild, aber sehr sehr ge­sit­tet ab, draus­sen dreht sie beim zer­ren wirk­lich auf 180 auf. aber sie lässt sich auch draus­sen, mit ei­nem lei­sen „aus!“ un­ter­bre­chen und mitt­ler­wei­le las­sen sich dann in den kur­zen, an­ge­spann­ten pau­sen so­gar tricks ab­ru­fen:

heu­te beim zer­ren: „aus!“, „sitz!“ führ­te zu an­ge­spann­tem, zit­tern­dern­dem sit­zen und star­ren auf den ball hin­ter mei­nem rü­cken und ich wag­te noch ei­nen drauf zu set­zen: „pföt­chen!“ — ohne den blick ab­zu­wen­den leg­te sie die rech­te hand in mei­ne lin­ke und sprang wie ein ti­ger in rich­tung ball als ich lei­se mit „OK“ auf­lös­te.

die­se klei­nen ges­ten und klei­nen er­fol­ge ma­chen mich wirk­lich glück­lich und ich glau­be fri­da ma­chen sie auch spass. ich weiss, dass pu­del ei­nen aus­ge­präg­ten „will to plea­se“ ha­ben sol­len, aber ich be­ob­ach­te das (ganz leicht) ab­wei­chend: ich habe das ge­fühl, dass fri­da sa­chen ger­ne rich­tig ma­chen wür­de und nur frus­triert ist, wenn sie mich nicht ver­steht (ich mich nicht deut­lich oder ein­deu­tig ge­nug aus­drü­cke). das ist dann we­ni­ger: „was soll ich denn jetzt ma­chen?“ als viel mehr frust weil sie mich nicht ver­steht. letzt­end­lich ist das ne­ben dem „will to un­der­stand“ na­tür­lich auch „will to plea­se“, also der wil­le sa­chen so zu ma­chen wie ich es will.

je­den­falls scheint sie das gut aus­zu­las­ten, wenn wir ge­gen acht zu­rück sind schläft sie meis­tens bis 10 oder 11 uhr, geht kurz gas­si und schläft dann mehr oder we­ni­ger bis 14 oder 15 uhr durch. in den gas­si-run­den klappt’s auch per­fekt mit der lei­nen­füh­rig­keit, bzw. da ist dann nicht viel zu füh­ren, weil sie dann ein­fach per­fekt ne­ben mir her­trot­tet. auf dem weg zum park ist ihr vor­freu­de im­mer so gross, dass ich sie im­mer wie­der dar­an er­in­nern muss, dass auf dem bür­ger­steig ihr platz ne­ben mir oder nahe mir ist.

ab 15 uhr will sie spä­tes­tens wie­der be­schäf­tigt wer­den. meis­ten üben wir dann wei­ter tricks (im mo­ment rück­wärts ge­hen, über mein bein sprin­gen, links/rechts un­ter­schei­den ler­nen, männ­chen im sit­zen ohne ab­stüt­zen).

da­nach wird wei­ter­ge­schla­fen oder ent­spannt rum­ge­rä­kelt, bis 16 oder 17 uhr, wo dann die bei­fah­re­rin mit ihr eine stun­de in die reh­ber­ge geht. ei­gent­lich war das im­mer so ge­gen 17/18 uhr an­ge­sagt, aber die som­mer­zeit sorgt da­für dass es ge­gen 18 uhr schon dun­kel ist, also müs­sen die bei­den frü­her los. un­ter­wegs mit der bei­fah­re­rin spielt fri­da dann oft mit an­de­ren hun­den fan­gen und frisst ih­ren zwei­ten fut­ter­beu­tel­in­halt. da­nach schläft sie im prin­zip durch bis 6 uhr mor­gens, un­ter­bro­chen mit ein paar abend­li­chen kau-ses­si­ons an holz­kno­chen oder rot­wild-hör­nern, fern­se­hen schaut sie auch ger­ne und auf­merk­sam.

was hin­ge­gen noch gar nicht klappt ist tren­nung. wenn ich oder die bei­fah­re­rin al­lei­ne mit ihr los ge­hen, ist das kein pro­blem, dass ei­ner zu­hau­se zu­rück­bleibt. aber wenn wir zu­sam­men ge­hen und uns tren­nen weil ei­ner noch was er­le­di­gen muss, fällt ihr das sehr schwer. sie meint dann die her­de zu­sam­men­hal­ten zu müs­sen, ob­wohl sie uns mitt­ler­wei­le durch­aus die meis­ten ent­schei­dun­gen zu­traut und uns über­lässt. uns zu tren­nen, auch nur für kur­ze zeit, hält sie für eine fal­sche ent­schei­dung die sie kor­ri­gie­ren muss. auch wenn ei­ner von uns die woh­nung ohne sie ver­lässt er­zeugt das gros­se frus­tra­ti­on bei ihr, ob­wohl ihr die er­fah­rung sagt, dass wir im­mer zu­rück­kom­men. im­mer­hin ver­lässt sie die woh­nung erst nach auf­for­de­rung, ob­wohl sie mit si­cher­heit am liebs­ten im­mer mit raus­stür­men wür­de.

sehr froh sind wir auch dass fri­da kaum bellt. ge­le­gent­lich bellt sie wenn über­haupt aus frust oder über­er­re­gung, meis­tens beim fan­gen spie­len, wenn ein an­de­rer hund mal schnel­ler als sie ist, oder manch­mal, wenn sie mich beim trai­ning nicht ver­steht. ge­le­gent­lich bricht ein kur­zes bel­len aus ihr her­aus wenn sie jam­mert dass je­mand ohne sie die woh­nung ver­las­sen hat. tür­klin­geln macht sie neu­gie­rig, aber weil wir ihr sehr deut­lich ma­chen, dass das un­ser be­such ist (und nicht ih­rer) bleibt es bei neu­gier­de (statt es­ka­lie­ren­der freu­de). frem­de men­schen fin­det sie grund­sätz­lich toll, auf der stras­se teil­wei­se so­gar tol­ler als frem­de hun­de. als kürz­lich ein frem­der mensch durch un­se­re woh­nung lief (um sie zu ver­mes­sen) igno­rier­te sie den (nach­dem wir sie ins körb­chen be­or­dert hat­ten) ge­nau­so ent­spannt wie wir und kau­te auf ih­ren höl­zern rum.

ag­gres­si­vi­tät ha­ben wir bei fri­da noch nicht be­ob­ach­tet, angst ei­gent­lich auch nicht. sie moch­te zwar für eine wei­le nicht be­son­ders ger­ne über holz­brü­cken ge­hen, vor al­lem wenn die spalt­mas­se grös­ser als ein paar mil­li­me­ter wa­ren, aber ir­gend­wann ver­gass sie das ein­fach. of­fe­ne trep­pen fin­det sie un­heim­lich, aber in der säch­si­schen schweiz hat sie sich nach an­fäng­li­chem zö­gern ent­schlos­sen die doch zu be­ge­hen, wenns sie nicht hö­her als 5 stu­fen wa­ren. hö­hen sind ihr un­heim­lich, aber das hin­dert sie nicht an je­dem, wirk­lich je­dem ab­grund (vor­sich­tig) nach un­ten zu schau­en. gros­se hun­de, auch sehr gros­se, flös­sen ihr merk­lich re­spekt ein, aber ihre skep­sis wur­de bis jetzt im­mer von ih­rer neu­gier weg­ge­spült. meis­tens zö­gert sie nur kurz bei din­gen oder le­be­we­sen die ihr un­heim­lich sind und nä­hert sich den din­gen dann aus ei­ge­nem an­trieb. es hilft ihr wenn ich si­gna­li­sie­re oder sage, dass al­les ok ist, aber ei­gent­lich braucht sie mich nicht um sich zu über­win­den.

im ge­gen­teil: kürz­lich gin­gen wir an ei­ner frau vor­bei, die in eime roll­stuhl sass. fri­da stopp­te mich, sah zu mir und dann zur frau. die frau mein­te, dass sie, wie an­de­re hun­de, wohl angst vor dem roll­stuhl habe, aber tat­säch­lich war sich fri­da nur un­schlüs­sig ob ich es ihr er­lau­ben wür­de die frau auf le­cker­chen zu un­ter­su­chen. auf mein si­gnal, dass sie ru­hig mal hin­ge­hen kön­ne, sprang sie fröh­lich am roll­stuhl ent­lang, sag­te hal­lo und schau­te ob die bauch­ta­sche der frau viel­leicht nach le­cker­chen roch. tat sie nicht; wei­ter gings.


Spie­len oder aus­ge­spielt wer­den (t3n 61)

felix schwenzel in t3n

Ich bin alt und er­fah­ren ge­nug, um zu wis­sen, dass auch ich ma­ni­pu­lier­bar bin. Als wir in der Schu­le Wer­bung ana­ly­si­ert und über ihre Stra­te­gien und Funk­ti­ons­wei­sen ge­spro­chen ha­ben, war ich eine Zeit lang über­zeugt, dass mich die­se paar Wis­sens­bro­cken ge­gen Wer­be­bot­schaf­ten im­mu­ni­sie­ren wür­den. Was na­tür­lich Quatsch ist. Wer­bung wirkt – und zwar im­mer an an­de­ren Stel­len, als wir an­ti­zi­pie­ren oder zu wis­sen glau­ben. Ge­nau­so wie Al­ko­hol wirkt: Das Wis­sen um sei­ne Schäd­lich­keit macht mich beim Trin­ken we­der zu­rück­hal­ten­der noch nüch­ter­ner.

Na­tür­lich wird auch Spaß zur Ma­ni­pu­la­ti­on ein­ge­setzt; das wuss­ten schon die rö­mi­schen Kai­ser, die si­cher nicht als ers­te die po­li­ti­sche Di­men­si­on von Spie­len (und Ge­trei­de) er­kann­ten. Auch ich las­se mich ger­ne auf Spie­le ein, hin­ter de­nen Pro­fit­in­ter­es­sen, Ma­ni­pu­la­ti­on oder Auf­merk­sam­keits­len­kung er­kenn­bar sind. So habe ich vor ei­ni­gen Jah­ren bei Fours­qua­re mit­ge­macht und Check-ins und ein paar Ma­yor­ships ge­sam­melt. Auch auf Face­book und Twit­ter habe ich ein paar Jah­re lang bei der Jagd auf Favs und Li­kes mit­ge­spielt, fand dann aber ir­gend­wann Be­schäf­ti­gun­gen, die mich mehr in­ter­es­sier­ten.

Spie­len zur Ver­hal­tens­for­mung wird auch in­ten­siv in der Hun­de­er­zie­hung ein­ge­setzt. Das ist für Hun­de eine gute Nach­richt, weil man frü­her glaub­te, (ver­meint­li­chen) Ge­hor­sam am bes­ten über Zwang, Stra­fe und Do­mi­nanz zu er­rei­chen. Ge­zielt ge­lenk­tes Spiel und po­si­ti­ve Ver­stär­kung ha­ben die al­ten Er­zie­hungs­me­tho­den – zu­min­dest bei Hun­den – mitt­ler­wei­le weit zu­rück­ge­drängt. Und wie man in die­sem Heft le­sen kann, ha­ben vie­le Un­ter­neh­men er­kannt, dass sich ge­schickt ge­lenk­tes Spiel und Spaß po­si­tiv auf die Un­ter­neh­mens­zie­le, Wer­be­er­lö­se oder das Er­rei­chen von ge­wünsch­ten Ver­hal­tens­wei­sen aus­wir­ken kön­nen. Das ist für uns Men­schen nicht un­be­dingt eine gute Nach­richt, auch wenn Ga­mi­fi­ca­ti­on, Nud­ging, Brot und Spie­le si­cher an­ge­neh­mer als Peit­sche oder Ge­heim­po­li­zei sind.

Der Knack­punkt beim Spie­len, bei der Un­ter­hal­tung und dem Ver­gnü­gen ist, dass sie sich re­la­tiv schnell ab­nut­zen und die An­sprü­che im­mer wei­ter stei­gen – zu­min­dest wenn man Men­schen zum Spie­len ani­mie­ren will (Hun­de sind da ge­nüg­sa­mer). Ir­gend­wann ist je­des Spiel durch­ge­spielt, und schlecht ge­stal­te­te und an­ge­leg­te Spie­le spielt eh kei­ner lan­ge.

Dass das Volk nach im­mer neu­en Ver­gnü­gungs­for­men giert, be­ka­men be­reits die rö­mi­schen Kai­ser zu spü­ren. Für ein paar Jah­re fand der „Plebs“ Ge­fal­len dar­an, da­bei zu­zu­se­hen, wie ein paar Gla­dia­to­ren dazu ge­zwun­gen wur­den, sich ge­gen­sei­tig ab­zu­ste­chen oder in der Are­na wil­de Tie­re zu tö­ten. Aber das reich­te re­la­tiv schnell nicht mehr. Karl-Wil­helm Weeber schreibt in Pa­nem et Cir­cen­ses, dass vie­le Kai­ser des­halb dar­in wett­ei­fer­ten, „ihre Vor­gän­ger an Pracht, Aus­stat­tung und Häu­fig­keit der Spie­le zu über­trump­fen“.

Beim mo­der­nen Kai­ser Zu­cker­berg ver­hält es sich ähn­lich: Wenn Face­book nicht stän­dig kon­kur­rie­ren­de Spaß- und Un­ter­hal­tungs-Un­ter­neh­men kauft oder ko­piert, wen­det sich das Pu­bli­kum ab.

Was Macht­ha­ber un­be­dingt ver­hin­dern wol­len, ist für das Volk da­bei eine Chan­ce: Mal nach ei­ge­nen Spiel­re­geln zu spie­len. Über­haupt spie­len zu kön­nen, ist näm­lich eine der gro­ßen Stär­ken der Mensch­heit. Ne­ben Hun­den und ei­ni­gen Haus­tie­ren sind Pri­ma­ten eine der we­ni­gen Tier­ar­ten, die bis ins hohe Al­ter ger­ne spie­len. Durch Spie­len er­fah­ren und eig­nen wir uns die Welt auch im Er­wach­se­nen­al­ter an.

Der nie­der­län­di­sche Kul­tur­his­to­ri­ker Jo­han Hui­zin­ga be­haup­te­te schon 1938 in Homo Lu­dens, dass das Spiel neue Wel­ten jen­seits der All­tags­welt her­vor­zu­brin­gen ver­mag, ge­ra­de weil es et­was Über­flüs­si­ges ist. Spiel, schreibt er, trei­be die kul­tu­rel­le Ent­wick­lung in den un­ter­schied­lichs­ten Be­rei­chen – von Recht über Wis­sen­schaft bis zu Dich­tung und Kunst – vor­an.

Vor­ge­fer­tig­te Spie­le mit­zu­spie­len, sich auf ga­mi­fi­zier­tes Ge­döns ein­zu­las­sen, hilft si­cher beim Ver­ständ­nis der Welt, aber selbst­be­stimm­tes Spiel nach ei­ge­nen Spiel­re­geln schafft po­ten­zi­ell Neu­es, in­spi­riert die Krea­ti­vi­tät — und wer frei spielt, lernt, sich selbst zu ma­ni­pu­lie­ren, statt sich nur von an­de­ren len­ken zu las­sen.

Denn: Wer nach ei­ge­nen Re­geln spielt, be­lohnt sich selbst und ist nicht dar­auf an­ge­wie­sen, Be­loh­nun­gen im Netz oder auf der Ar­beit hin­ter­her­zu­het­zen.


Was bleibt (t3n 60)

felix schwenzel in t3n

Der Fir­nis der Zi­vi­li­sa­ti­on ist ex­trem dünn. Mir fiel das zum ers­ten mal 1992 auf, nach den ge­walt­tä­ti­gen Un­ru­hen in Los An­ge­les. Die Un­ru­hen bra­chen aus, nach­dem Po­li­zis­ten den Afro­ame­ri­ka­ner Rod­ney King bei ei­ner Ver­kehrs­kon­trol­le schwer miss­han­del­ten und hiel­ten meh­re­re Tage an. Am Ende gab es über 50 Tote und meh­re­re tau­send Ver­let­ze zu be­kla­gen. Mir wur­de klar, dass un­se­re po­li­ti­sche und wirt­schaft­li­che Ord­nung kei­nes­falls so sta­bil sind, wie ich mir das bis da­hin ge­dacht hat­te. Mich ha­ben die Un­ru­hen von Los An­ge­les po­li­tisch sen­si­bi­li­si­ert.

Die Co­ro­na-Kri­se dürf­te ein ähn­li­ches Po­ten­zi­al ha­ben. Sie könn­te uns da­für sen­si­bi­li­sie­ren, dass nicht nur die ge­sell­schaft­li­chen Ver­hält­nis­se auf wa­cke­li­gen Füs­sen ste­hen, wenn wir sie nicht ak­tiv stüt­zen, son­dern dass wir, trotz enor­men Fort­schrit­ten in Wis­sen­schaft und Tech­nik, im­mer noch ein ver­letz­li­cher Teil der Na­tur sind. Co­ro­na er­in­nert uns dar­an, dass die Kraft der Na­tur al­les an­de­re als ge­bän­digt ha­ben, wir sind ihr, wie die Men­schen vor Jahr­hun­der­ten, im­mer noch gröss­ten­teils aus­ge­lie­fert.

Vor Co­ro­na hat­te ich im­mer wie­der das Ge­fühl, ins­be­son­de­re bei Dis­kus­sio­nen um den Kli­ma­wan­del, dass vie­le Men­schen glaub­ten, das wir den Kli­ma­wan­del, die Zer­stö­rung un­se­rer Le­bens­grund­la­gen, schon ir­gend­wie mit Tech­no­lo­gie in den Griff zu be­kom­men. Co­ro­na hat uns ge­lehrt, dass wir al­lein mit Wunsch­den­ken, Tech­nik­gläu­big­keit oder kon­zen­trier­tem Op­ti­mis­mus den Fort­be­stand un­se­rer Zi­vi­li­sa­ti­on nicht si­chern wer­den.

Co­ro­na hat aber auch ge­zeigt, dass wir an­ge­sichts aku­ter Ge­fah­ren­la­gen als Ge­sell­schaft durch­aus zu Ver­zicht und ver­nunft­ba­sier­tem Han­deln fä­hig sind. Markt­li­be­ra­le ha­ben es für lan­ge Zeit als Ding der Un­mög­lich­keit an­ge­se­hen, dass Men­schen dazu be­reit wä­ren Ein­schrän­kun­gen ih­rer Le­bens­qua­li­tät hin­zu­neh­men um an­de­re zu schüt­zen oder glo­ba­le Ge­fah­ren ab­zu­weh­ren.

Co­ro­na öff­net die Chan­ce uns dar­an zu er­in­nern, dass die Zu­kunft prin­zi­pi­ell nicht plan­bar ist und dass der Markt al­lein we­der die öko­no­mi­schen oder ge­sell­schaft­li­chen Fol­gen ei­nes Vi­rus ab­weh­ren, noch den Kli­ma­wan­del stop­pen kann. Es gibt kei­ne Al­ter­na­ti­ve zum ge­mein­schaft­li­chen Han­deln, zur Ver­nunft, zu So­li­da­ri­tät, also zum Staat und zur Zi­vil­ge­sell­schaft.

Der welt­wei­te Ver­nunft­aus­bruch, den wir zur Zeit er­le­ben, sin­ken­de Luft­ver­pes­tung, weil vie­le aufs Au­to­fah­ren und Flie­gen ver­zich­ten, die Er­kennt­nis, dass man auch in Da­ten­net­zen Ge­schäfts- und So­zi­al­kon­tak­te pfle­gen und auf­bau­en kann, die Po­pu­la­ri­sie­rung des bar­geld­lo­sen Be­zah­len und des Ge­sichts­schlei­ers, könn­te aber auch ein jä­hes Ende er­le­ben, wenn wir nicht auf der Hut sind.

1973 zum Bei­spiel, als Deutsch­land in ei­ner Wirt­schafts­kri­se steck­te und der Jom-Kip­pur-Krieg denn Öl­preis ex­plo­die­ren liess, ver­ord­ne­te die Bun­des­re­gie­rung deutsch­land­weit Fahr­ver­bo­te und ein Tem­po­li­mit von 100 km/h auf Au­to­bah­nen.

Of­fen­bar brach­te das Sonn­tags­fahr­ver­bot eine Er­spar­nis beim Ben­zin­ver­brauch von 7 bis 12 Pro­zent. Vie­le spar­ten Strom, dros­sel­ten die Hei­zung und hiel­ten das Tem­po­li­mit ein. Aber die­se öko­no­mi­sche und öko­lo­gi­sche Sen­si­bi­li­tät hielt nicht lan­ge an. Schon we­ni­ge Wo­chen spä­ter, als der Krieg im Na­hen Os­ten vor­bei war, wur­den die Fahr­ver­bo­te und Tem­po­li­mits in Deutsch­land wie­der auf­ge­ho­ben, als sei nichts ge­we­sen. Im eu­ro­päi­schen Aus­land, um Deutsch­land her­um, blie­ben die Tem­po­li­mits üb­ri­gens be­stehen, in Deutsch­land wag­te man sich seit­her selbst bei wei­te­ren Öl- und Öko­kri­sen nicht mehr ans Tem­po­li­mit her­an.

Aber viel­leicht bleibt ja doch et­was vom Co­ro­na-Ver­nunft- und So­li­da­ri­täts­aus­bruch hän­gen. Zum Bei­spiel:

  • die Er­kennt­nis, dass Ver­zicht nicht nur Ver­lust be­deu­tet, dass tief­grei­fen­de Ver­än­de­run­gen am Le­bens­wan­del durch­aus von ei­ner brei­ten ge­sell­schaft­li­chen Mehr­heit ge­tra­gen wer­den kön­nen — wenn die Grün­de nach­voll­zieh­bar und ver­nünf­tig sind.
  • dass das In­ter­net, or­dent­li­cher Zu­gang zum Netz, ein un­ver­äu­ßer­li­ches Grund­recht ist, dass ge­sell­schaft­li­che Teil­ha­be er­mög­licht und nicht ein­fach ge­sperrt oder we­gen In­fra­struk­tur­eng­päs­sen ver­wehrt oder ka­putt­ge­dros­selt wer­den darf.
  • die Er­kennt­nis das Ho­me­of­fice, oder wie man frü­her, zu Zei­ten der Öl­kri­se, sag­te, Te­le­ar­beit, nicht nur ein In­cen­ti­ve für Mit­ar­bei­ter ist, son­dern dass die Mög­lich­keit sei­ne Ar­beit­neh­mer de­zen­tral und orts­un­ab­hän­gig ein­zu­set­zen ein hand­fes­ter Wett­be­werbs­vor­teil für Un­ter­neh­men ist.

Was al­ler­dings mit ziem­li­cher Si­cher­heit blei­ben wird, bei al­len künf­ti­gen Kri­sen: die Angst ums Klo­pa­pier.


die­se ko­lum­ne er­schien zu­erst in der t3n 06/2020 und auf t3n.de.


Ba­cken ge­gen die Un­zu­frie­den­heit (t3n 59)

felix schwenzel in t3n

Ich war bis zur ach­ten Klas­se ein ziem­lich schlech­ter Schü­ler. Als ich in die­ser Zeit über mein Le­ben nach­dach­te, war ich em­pört bei dem Ge­dan­ken, nach all die­sen Jah­ren in der Schu­le noch mal vier bis fünf wei­te­re Jah­re ler­nen zu müs­sen. Was ist das für ein Le­ben, in dem man sei­ne bes­ten Jah­re der Schu­le op­fert?

Ir­gend­wann habe ich dann doch die Lust am Ler­nen ent­deckt und Ab­itur ge­macht. Da­nach war mir aber nach et­was Prak­ti­schem, Un­in­tel­lek­tu­el­lem zu­mu­te – nach ei­ner Leh­re als Schrei­ner. Die Ar­beit ge­fiel mir, aber ich frag­te mich ir­gend­wann: Was ist das für ein Le­ben, in dem man sei­ne Ge­sund­heit, sei­nen Kör­per so für den Job schin­den muss?

Wäh­rend der Leh­re und auch spä­ter als ich doch noch zur Uni ging, sehn­te ich mich nach ei­nem Bü­ro­job. Und jetzt, wo ich ei­nen Bü­ro­job habe, seh­ne ich mich im­mer wie­der nach prak­ti­scher, hand­werk­li­cher Ar­beit, bei der ich mei­nen Kopf nicht über­mä­ßig be­an­spru­chen muss.

Die­se Sehn­sucht nach dem je­weils An­de­ren hat mich – egal was ich in mei­nem Le­ben ge­ra­de tat – im­mer be­glei­tet. Auch jetzt, wo ich den Re­dak­ti­ons­schluss für die­se Ko­lum­ne schon lan­ge über­schrit­ten habe, stel­le ich mir vor, wie ein Le­ben als Bus­fah­rer wohl wäre – und ob das nicht ins­ge­samt ent­spann­ter wäre.

Weil ich ir­gend­wann ge­merkt habe, dass ich ei­gent­lich im­mer ir­gend­wie un­zu­frie­den mit dem war, was ich ge­ra­de tat, habe ich mir Ne­ben­tä­tig­kei­ten zum Aus­gleich ge­sucht. Statt von mei­nem Ar­beit­ge­ber zu er­war­ten, dass er mir ei­nen Job an­bie­tet, der alle mei­ne Be­dürf­nis­se be­frie­digt, kon­zen­trie­re ich mich lie­ber dar­auf, mir Be­schäf­ti­gun­gen zu su­chen, die mei­ne vom Job nicht er­füll­ten Be­dürf­nis­se be­frie­di­gen.

Das Er­geb­nis über­rascht mich im­mer wie­der selbst: Ob­wohl ich in den ver­gan­ge­nen 14 Jah­ren mög­li­cher­wei­se nicht im­mer hun­dert­pro­zen­tig zu­frie­den mit mei­nem Job war, habe ich kaum das Be­dürf­nis, ihn zu wech­seln oder neu an­zu­fan­gen. Wich­ti­ger noch: Ich de­fi­nie­re mich mehr und mehr über mei­ne Hob­bies statt über mei­nen Brot­er­werbs­job. Ich sehe mich eher als Neu­hun­de­be­sit­zer oder als je­mand, der ins In­ter­net schreibt und zum The­ma Heim­au­to­ma­ti­sie­rung forscht, als je­mand, der Web­ent­wick­lungs­pro­jek­te lei­tet und ko­or­di­niert.

Wahr­schein­lich ist es mit dem Traum­job ähn­lich wie mit der Lie­be: We­der das eine noch das an­de­re pas­sie­ren ei­nem ein­fach so – zu­min­dest nicht auf Dau­er – son­dern sind das Pro­dukt von in­ten­si­ver Ar­beit an sich selbst und der Be­zie­hung. We­der in der Lie­be noch im Job kann man er­war­ten, dass al­lein die an­de­re Sei­te al­les tut, da­mit man sich ganz und gar wohl­fühlt. Wenn man sich nicht (auch) um sich selbst küm­mert, an sich ar­bei­tet, stän­dig da­zu­lernt und sei­nen Be­dürf­nis­sen Raum ver­schafft, ver­dörrt die Be­zie­hung be­zie­hungs­wei­se die Freu­de am Job.

Man soll zwar nicht von sich auf an­de­re schlie­ßen, aber ich ver­mu­te, die­ses Phä­no­men ken­nen auch an­de­re Men­schen. Vor al­lem ver­mu­te ich aber, dass die Un­zu­frie­den­heit mit dem, was man ge­ra­de tut, oder zeit­wei­li­ge Über­for­de­rung nur be­dingt mit den äu­ße­ren Um­stän­den zu tun ha­ben – oft liegt die Ant­wort eben in ei­nem selbst.

Nicht jede Tä­tig­keit, nicht je­der Job kann alle ei­ge­nen In­ter­es­sen be­die­nen, egal wie sich der je­wei­li­ge Ar­beit­ge­ber oder Part­ner an­strengt, ei­nen an sich zu bin­den. Nicht im­mer ist ein Neu­an­fang die Lö­sung, wenn der Job (oder die Be­zie­hung) nervt. Ver­ein­facht ge­sagt: Fra­ge dich nicht nur, was an­de­re für dich tun kön­nen, son­dern was du für dich selbst tun kannst.

Bild­lich ge­spro­chen: Wer sei­nen Job satt hat, könn­te mal ei­nen Ku­chen ba­cken. Nicht für die Kol­le­gen, son­dern für sich selbst.


Der Weg ist der Weg (t3n 58)

felix schwenzel in t3n

Vie­le Men­schen sa­gen ja, der Weg sei das Ziel. Das stimmt na­tür­lich nur be­dingt. Wenn man auf dem Weg zur Ar­beit ist, will man in der Re­gel nichts an­de­res, als zur Ar­beit zu kom­men und mög­lichst nicht über den Weg nach­den­ken. Wenn ich aber über die­sen Spruch nach­den­ke, er­ken­ne ich mei­nen Ar­beits­weg als eine der we­ni­gen Ge­le­gen­hei­ten in mei­nem All­tag, mich über­haupt zu be­we­gen oder kör­per­lich zu be­tä­ti­gen.

Es gibt ja nicht we­ni­ge Men­schen, die ihre kör­per­li­chen Ak­ti­vi­tä­ten, die Ar­beit und den Weg dort­hin ent­kop­peln. Sie ste­hen ex­tra früh auf und lau­fen („jog­gen“) um ih­ren Wohn­ort her­um, um sich dann wie­der über mehr oder we­ni­ger vie­le Ki­lo­me­ter hin­weg be­we­gungs­los da­sit­zend in rol­len­den Stahl­käs­ten zur Ar­beit brin­gen zu las­sen.

Ich habe mich schon im­mer ge­fragt: War­um lau­fen die Men­schen um ih­ren Wohn­ort her­um, war­um fah­ren Men­schen in Fit­ness­stu­di­os und ren­nen dort auf Bän­dern oder fah­ren auf fest­ge­schraub­ten Rä­dern, statt di­rekt zur Ar­beit (und zu­rück) zu lau­fen oder Fahr­rad zu fah­ren?

Ja, ja, ich weiß: Es kann sein, dass der Weg zur Ar­beit ein­fach zu weit ist, es kann sein, dass es am Ar­beits­platz kei­ne Mög­lich­keit gibt, sich um­zu­zie­hen oder zu du­schen. Es kann sein, dass die meis­ten Men­schen im­mer noch Sport und Ar­beit sau­ber von­ein­an­der tren­nen wol­len, auch wenn die Gren­zen zwi­schen Ar­beit und Frei­zeit zu­neh­mend ver­schwim­men.

Der Neu­ro­wis­sen­schaft­ler Shane O’Mara meint üb­ri­gens, dass un­se­re Ge­hir­ne dann am bes­ten funk­tio­nie­ren, wenn wir in Be­we­gung sind. Un­se­re (und alle an­de­ren) Ge­hir­ne hät­ten sich ent­wi­ckelt, da­mit wir uns be­we­gen kön­nen, da­mit wir ja­gen, weg­lau­fen, flüch­ten, mi­grie­ren oder zur Ar­beit ge­hen kön­nen. Un­se­re Kör­per wur­den kon­stru­iert, um sich zu be­we­gen – nicht, um am Com­pu­ter zu sit­zen.

Im Prin­zip sind wir Men­schen per­fek­te bio­lo­gi­sche Lauf­ma­schi­nen, de­ren ko­gni­ti­ve und krea­ti­ve Fä­hig­kei­ten beim Ge­hen zu Höchst­tou­ren auf­lau­fen. Fried­rich Nietz­sche ging so­gar so weit, zu be­haup­ten, dass „nur die er­gan­ge­nen Ge­dan­ken“ Wert hät­ten.

Seit­dem ich in Fest­an­stel­lun­gen in Bü­ros ar­bei­te, be­inhal­te­te mein Weg zur Ar­beit im­mer auch län­ge­re Fuß­we­ge. Das größ­te Stück des Ar­beits­we­ges lege ich mit der Bahn zu­rück, die letz­ten zwei bis drei Ki­lo­me­ter An­schluss­stre­cke lau­fe ich.

Seit ich die­se ge­gan­ge­nen Ar­beits­we­ge elek­tro­nisch mit ei­ner Smart­watch er­fas­se, sehe ich auch, dass ich mit die­sen Fuß­stre­cken mein Ak­ti­vi­täts-Mi­ni­mum er­fül­le. Die Uhr ord­net die Wege von der U-Bahn zur Ar­beit als „Trai­ning“ ein, weil sich mei­ne Herz­fre­quenz da­bei ein biss­chen er­höht.

Was mei­ne Arm­band­uhr al­ler­dings nicht mes­sen kann, ist die Denk­ar­beit, die ich zu Fuß auf dem Weg zur (oder von der) Ar­beit er­le­di­ge. Meis­tens den­ke ich aus Ver­se­hen über den kom­men­den Ar­beits­tag nach, struk­tu­rie­re ihn (manch­mal un­be­wusst) ein biss­chen vor oder re­ka­pi­tu­lie­re.

Ge­ra­de weil mir die­se Wege Ge­le­gen­heit ge­ben, nach­zu­den­ken, mich zu sam­meln und ich die Welt, die Jah­res­zei­ten oder Ver­än­de­run­gen auf dem Ar­beits­weg be­ob­ach­ten kann, habe ich sie nie als Be­las­tung emp­fun­den. Im Ge­gen­teil, die Vor­stel­lung, dass ich den Gang ins Fit­ness­stu­dio spa­re, weil ich ein paar Hal­te­stel­len frü­her aus­stei­ge und auf den Bus ver­zich­te, be­frie­digt mei­nen Ef­fi­zi­enz-Fe­tisch.

So mag ich dann auch die Ef­fi­zi­enz des Ge­hens: Es bringt den Geist auf Tou­ren — den Kreis­lauf auch ein biss­chen —, spart po­ten­zi­ell den Um­weg ins Fit­ness­stu­dio und lässt sich pri­ma in den All­tag in­te­grie­ren. Und Nietz­sche be­für­wor­te­te es.

War­um also auf dem Ar­beits­weg nicht ein paar Hal­te­stel­len vor­her aus­stei­gen? War­um das Auto nicht zwei, drei Ki­lo­me­ter von der Ar­beit ent­fernt par­ken? War­um nicht mit dem Fahr­rad zur Ar­beit? War­um beim Ar­beit­ge­ber nicht auf die Ein­füh­rung von Um­klei­de­räu­men und Du­schen drän­gen?

Der Weg zur Ar­beit ist nicht das Ziel, aber viel­leicht ein Weg, et­was mehr Be­we­gung und Ge­sund­heit in den Bü­ro­all­tag zu brin­gen.


bett-sen­so­ren-ana­mne­se — was mei­ne sen­so­ren über mich ver­ra­ten

felix schwenzel in artikel

ich bin im­mer wie­der selbst er­staunt was pas­siert, wenn man mit da­ten nicht spar­sam um­geht und die ein­fach alle sam­melt. je mehr da­ten man agg­re­giert, zum bei­spiel mit sen­so­ren in der woh­nung, des­to mehr er­kennt man, was die­se da­ten al­les über ei­nen ver­ra­ten (kön­nen).

das ist ein bild ei­ni­ger der sen­so­ren die ich un­ter mei­ner bett­sei­te un­ter­ge­bracht habe. ei­nen ge­wichts­sen­sor, von dem ich die bett-be­le­gung ab­lei­te, ei­nen (re­la­ti­ven) luft­feuch­tig­keits­sen­sor und tem­pe­ra­tur-sen­sor (nicht im bild) und zum ver­gleich ei­nen luft­feuch­te­sen­sor im raum.

man er­kennt all­ge­mein dass ich meis­ten nicht län­ger als sechs stun­den schla­fe und dass ich mei­nen schlaf re­gel­mäs­sig nachts kurz un­ter­bre­che, meis­ten für ei­nen toi­let­ten­gang, manch­mal auch um zu se­hen, ob je­mand im in­ter­net et­was fal­sches ge­schrie­ben hat. man sieht, dass wir das wo­chen­en­de in der rhön wa­ren (und ich nicht in mei­nem bett) und dass ich don­ners­tag ei­nen frei­en tag hat­te (und mit­tags­schlaf ge­macht habe).

aus­ser­dem sieht man ab diens­tag den ty­pi­schen ver­lauf ei­nes grip­pa­len in­fekts: ich lag seit diens­tag fast die gan­ze zeit im bett, schlief diens­tag und mitt­woch nie län­ger als 2 stun­den, da­für schlief ich aber nach 2 ta­gen in­fekt, in der nacht von mitt­woch auf don­ners­tag wie­der län­ger, da­für sehr, sehr stark schwit­zend.

ich fin­de das enorm fas­zi­nie­rend, gleich­zei­tig aber auch be­un­ru­hi­gend. denn das sind nur die wer­te der sen­so­ren die ich selbst kon­trol­lie­re und lo­kal, bei mir zu­hau­se spei­che­re. all die an­de­ren sen­sor­wer­te die in die­ser zeit von an­de­ren ge­sam­melt wur­den, dürf­ten ähn­li­che schi­uss­fol­ge­run­gen er­lau­ben (fe­lix schwen­zel war vom 24. bis zum 26. sep­tem­ber bett­lä­ge­rig):

  • goog­le maps hat drei tage lang kei­ne ak­ti­vi­tä­ten fest­ge­stellt
  • ich habe heu­te haus­ärz­te ge­goo­gelt
  • net­flix und un­ser fire tv ha­ben tags­über mehr ak­ti­vi­tä­ten fest­ge­stellt als sonst un­ter der wo­che üb­lich
  • mei­ne ap­ple watch und mein te­le­fon ha­ben kaum (kör­per­li­che) ak­ti­vi­tät von mir fest­ge­stellt und durch­ge­hend eher nied­ri­gen puls ge­mes­sen
  • ama­zon dürf­te in den letz­ten ta­gen zum ers­ten mal seit län­ge­rer zeit wie­der e-book-down­loads in mei­nen kind­le apps be­ob­ach­tet ha­ben

ta­do au­to-as­sist per API, statt ABO

felix schwenzel in artikel

vor et­was über ei­nem jahr hat mich tado zu ei­ner ver­an­stal­tung im vor­feld der ifa ein­ge­la­den, in dem tado sei­ne v3-hei­zungs­ven­ti­le vor­stell­te und (un­ter an­de­rem) ei­nen „auto as­sist skill“ ein­führ­te. auto as­sist soll­te das, was eine der her­aus­ra­gends­ten und an­ge­nehms­ten qua­li­tä­ten der tado hei­zungs­steue­rung ist, zu ei­nem kos­ten­pflich­ti­gen abo ma­chen.

statt dass man wie bis­her sei­ne hei­zungs­steue­rung nach der in­stal­la­ti­on von tado ver­ges­sen konn­te und sich auf die wirk­lich gute prä­senz­er­ken­nung und an­we­sen­heits­ge­steu­er­te hei­zungs­steue­rung ver­las­sen konn­te, dach­te sich tado: das kann man doch kom­pli­zier­ter ma­chen.

wenn alle be­woh­ner mit dem neu­en sys­tem die woh­nung ver­las­sen ha­ben, schal­tet sich die hei­zung nicht ein­fach ab, son­dern die tado app schickt ei­nem eine nach­richt und fragt, ob man nicht die hei­zung ab­schal­ten wol­le. kommt ein be­woh­ner um­ge­kehrt nach hau­se, sagt tado per mit­tei­lung: „Will­kom­men zu Hau­se“ und fragt ob man viel­leicht die hei­zung ein­schal­ten möch­te. das kann man dann ma­chen, in­dem man die app öfff­net und — i shit you not — ei­nen but­ton klickt.

für 25 euro pro jahr oder 3 euro mpro mo­nat kann man sich von die­ser last be­frei­en und auto as­sist ak­ti­vie­ren.

tado hat die­se pra­xis nach ei­ni­ger em­pö­rung für be­stands­kun­den (halb) zu­rück­ge­zo­gen und nach­dem ich zwei­mal nach­hak­te, ob ich als v2-be­stands­kun­de den auto-as­sist-skill künf­tig wie­der ohne abo nut­zen könn­te, hat­te mir die pres­se­stel­le am 15. mai 2019 ver­spro­chen das zu tun, das sei kein pro­blem.

ich hat­te vor der ifa 2018 von tado ein v3-ther­mo­stat zum tes­ten ge­schenkt be­kom­men, was mich für die v3-app-ver­si­on qua­li­fi­zier­te und mir die au­to­ma­tik­funk­tio­nen in der app ab­dreh­te. weil das noch vor dem vor dem rück­zie­her war und ich das na­tür­lich auch tes­ten woll­te, hat­te ich mir ein jah­res­abo ge­kauft. letz­ten mo­nat, pünkt­lich zur dies­jäh­ri­gen ifa, lief mein auto-as­sist-abo aus und mei­ne tado-in­stal­la­ti­on funk­tio­nier­te seit­dem wie für ei­nen neu­kun­den: nicht mehr voll­au­to­ma­tisch. die ver­spro­che­ne frei­schal­tung sei­tens tado blieb of­fen­bar aus, wo­für ich ver­ständ­nis habe, da hat ir­gend­wer was ver­ges­sen oder ir­gend­ein tech­ni­scher grund wird ver­hin­dert ha­ben, das be­reits im mai zu kon­fi­gu­rie­ren.

mir war das aber trotz­dem zu blöd hier noch­mal nach­zu­ha­ken, weil ich das ge­fühl habe eh viel zu oft bei tado nach­zu­ha­ken. aus­ser­dem habe ich mir ge­dacht, das müss­te sich doch auch kos­ten­los au­to­ma­ti­sie­ren las­sen.

tat­säch­lich ist die in­of­fi­zi­el­le tado-API recht gut do­ku­men­tiert und für alle gros­sen heim­au­to­ma­ti­sie­rung­platt­for­men gibt es im­ple­men­tie­run­gen um tado-ther­mo­sta­te per API, also mit ei­ge­nen au­to­ma­ti­sie­rungs­lö­sun­gen, zu steu­ern (zum bei­spiel mit home-as­sistant). al­ler­dings ist die auto-as­sist steue­rung per API bis­her nir­gend­wo do­ku­men­tiert, das muss­te ich also selbst raus­fin­den, was dank tado web-an­wen­dung auch nicht all­zu schwer ist. ich habe ein­fach be­ob­ach­tet, was die web-app im hin­ter­grund macht, wenn ich den „ich bin zu­hau­se“-but­ton in der (web-) app kli­cke.

es ist also ei­gent­lich nichts wei­ter als ein „PUT“ auf­ruf der API un­ter dem API-end­punkt

https://my.tado.com/api/v2/homes/123456/presence

mit ei­nem pay­load

{"homePresence":"HOME"}

oder

{"homePresence":"AWAY"}

weil py­ta­do die­sen end­punkt und die­se me­tho­de noch nicht kennt, habe ich mei­ne ko­pie von py­ta­do ent­spre­chend er­wei­tert und kann der tado-API für mei­ne home-id (die nicht 123456 lau­tet) den home-pre­sence-sta­tus per kom­man­do­zei­le mit­tei­len.

das pro­blem ist al­ler­dings, dass die API den AWAY-sta­tus nicht ak­ze­tiert, wenn das sys­tem sich ge­ra­de im HOME-sta­tus be­fin­det. dann lie­fert die API ei­nen HTTP Er­ror 422 zu­rück, sagt also: das geht so nicht. tat­säch­lich kann man den prä­senz-sta­tus erst auf „AWAY“ stel­len, wenn alle tado-nut­zer (oder de­ren han­dys) die woh­nung ver­las­sen ha­ben.

dann, wenn alle „AWAY“ sind, lie­fert ein GET-re­quest an

https://my.tado.com/api/v2/homes/123456/state

statt

{"presence":"HOME"}

fol­gen­des:

{"presence":"AWAY","showHomePresenceSwitchButton":true}

um den auto-as­sist-skill zu si­mu­lie­ren ma­che ich also folgn­des:

  • ich fra­ge alle 10 mi­nu­ten ab und
  • las­se den sta­tus oder in ei­nen home-as­sistant-sen­sor flies­sen und
  • im­mer dann, wenn sich der wert von zu än­dert (oder um­ge­kehrt), kann ich eine au­to­ma­ti­on trig­gern, die per den -sta­tus um­schal­tet

in­ter­es­sant ist, dass ich den -sta­tus of­fen­bar im­mer auf HOME stel­len kann, AWAY lässt sich nur ak­ti­vie­ren, wenn alle nut­zer auch wirk­lich weg sind, bzw. ist.

da­mit man das ohne fum­me­lei um­set­zen kann, müs­sen die gän­gi­gen tado-API-bi­blio­the­ken noch um die bei­den end­punk­te und an­ge­passt wer­den, ich wer­de in den nächs­ten wo­chen mal pro­bie­ren, ob ich für py­ta­do ei­nen ent­spre­chen­den pull-re­quest ge­ba­cken be­kom­me.


ich ver­ste­he, dass der auto-as­sist-skill eine (wahr­schein­lich) wich­ti­ge ein­nah­me­quel­le für tado ist, die ihr ge­schäft wohl nicht al­lei­ne durch hard­ware-ver­käu­fe oder ser­vice-an­ge­bo­te fi­nan­zie­ren kön­nen oder wol­len. aber ich glau­be auch, dass leu­te, die sich die mühe ma­chen eine an­bin­dung an die tado-API zu­sam­men­zuf­ri­ckeln oder es schaf­fen eine heim­au­to­ma­ti­sie­rungs­lö­sung wie home-as­sistant bei sich zu­hau­se zum lau­fen zu brin­gen, nicht die­je­ni­gen sind, auf die der auto-as­sist-skill zielt.

je­der der sei­ne le­bens-prio­ri­tä­ten ei­ni­ger­mas­sen im griff hat und nicht, wie ich, je­den tag 3-8 stun­den le­bens­zeit an sei­ner au­to­ma­ti­schen woh­nung fri­ckelnd ver­schwen­det, wird für 25 euro/jahr den skill kau­fen und glück­lich mit ei­nem voll­au­to­ma­ti­schen tado sein.


neu­er, lei­ser wlan-ven­ti­la­tor aus chi­na

felix schwenzel in artikel

wir brauch­ten ei­nen neu­en ven­ti­la­tor, weil die som­mer zu heiss ge­wor­den sind und mir der alte ven­ti­la­tor zu laut und der bei­fah­re­rin zu en­er­gie-fres­send wur­de. das an­ge­bot im som­mer in deutsch­land ist ent­täu­schend. bil­li­ger mist, für den man viel geld zah­len soll. kei­ne ver­net­zungs­fä­hig­kei­ten oder fern­steue­run­gen der ven­ti­la­to­ren im preis­seg­ment un­ter 1000 euro.

also, nach lan­gem hin und her, habe ich mir ei­nen ven­ti­la­tor in chi­na be­stellt, für 77,00 € ohne zu­sätz­li­che ver­sand­kos­ten. heu­te kam der ven­ti­la­tor an, er wur­de aus eng­land ge­lie­fert.

der zu­sam­men­bau war wie bei ikea: nicht ganz tri­vi­al, aber gut er­klärt und sau­ber und ver­ständ­lich ab­ge­pack­te ein­zel­tei­le. der ven­ti­la­tor lässt sich mit ein paar knöp­fen be­die­nen und über­zeug­te auch die bei­fah­re­rin, die fürche­te, dass er nicht gut ge­nug wind ma­chen kön­ne. der di­rek­te ver­gleich über­zeug­te sie: der alte bläst ge­nau wie der neue in ei­nem ziem­lich en­gen strahl, aber bei­de bla­sen gleich stark, ob­wohl der alte grös­ser und lau­ter ist.

mit der mi-app las­sen sich nach dem ver­bin­den des ven­ti­la­tors mit dem wlan ein paar mehr fea­tures am ven­ti­la­tor be­die­nen: man kann den win­kel, in dem er ozil­liert ein­stel­len (in schrit­ten von 140° bis 30°), man kann ei­nen „na­tür­li­chen wind“-mo­dus ein­schal­ten, in dem der ven­ti­la­tor auch auf höchs­ter stu­fe nur lei­se und we­nig bläst, bis auf manch­mal, wenn er eine oder zwei leich­te böen si­mu­liert. sehr an­ge­nehm, sehr ver­spielt. eine ti­mer-funk­ti­on ist über die app, aber auch die tas­ten am ven­ti­la­tor be­dien­bar.

in der fritz­box mel­de­te sich der ven­ti­la­tor als „ESP-5AB785“ an, xiao­mi/mi hat hier also ei­nen esp8266 ver­baut. spä­ter, so­bald ich das zu­gangs­to­ken aus ei­nem ipho­ne-back­up ex­tra­hiert habe, über­las­se ich die steue­rung und fern­be­die­nung home-as­sistant, mit die­ser kom­po­nen­te.

in der fritz­box habe ich dem wlan-ven­ti­la­tor al­ler­dings gleich den in­ter­net­zu­gang ge­sperrt. die chi­ne­si­sche firm­ware muss ja nicht un­be­dingt nach hau­se te­le­fo­nie­ren.

ich bin jetzt schon sehr glück­lich mit dem teil. die fei­ne jus­tier­bar­keit der wind­stär­ke, der wind-si­mu­la­ti­ons­mo­dus, die bei­na­he un­be­merk­ba­re ge­räusch­ent­wick­lung, die wlan-fä­hig­keit und (hof­fent­lich) pro­blem­lo­se lo­ka­le steu­er­bar­keit ohne app, per wlan. der ven­ti­la­tor ist zwar zum gros­sen teil aus plas­tik ge­fer­tigt, mit ein biss­chen me­tal im fuss­be­reich, der stan­ge und im mo­tor­be­reich, wirkt aber trotz­dem, wie alle an­de­ren xiao­mi-pro­duk­te die ich bis­her ge­kauft habe, ziem­lich so­li­de und fein und ge­nau ge­ar­bei­tet.


die in­te­gra­ti­on in home-as­sistant war ein (klei­nes) biss­chen fum­me­lig, weil das mo­del (dma­ker.fan.p5) noch nicht von der kom­po­nen­te un­ter­stützt wird. aber weil der git­hub-nut­zer bie­niu die kom­po­nen­te an­ge­passt hat, geht’s.

da­mit konn­te ich den ven­ti­la­tor in die haus-au­to­ma­ti­sie­rung in­te­grie­ren, snips sa­gen, dass sie den ven­ti­la­tor für x mi­nu­ten oder stun­den an­stel­len soll, den ven­ti­la­tor aus­schal­ten wenn das zim­mer leer ist oder den ven­ti­la­tor, wenns sein muss, über ho­me­kit oder das steue­rungs-da­sh­board-ta­blet im zim­mer steu­ern.

die bei­fah­re­rin legt wert dar­auf zu ver­mer­ken, dass sie ei­nen punkt­ab­zug ver­gibt, weil der ven­ti­la­tor so nied­rig ist und sich nicht mit der stan­ge wei­ter hoch stel­len kann. ich hin­ge­gen möch­te ger­ne mehr als die vol­le punkt­zahl ver­ge­ben: ich bin sehr zu­frie­den. die letz­te chan­ce, dass der ven­ti­la­tor jetzt noch ei­ni­ge mei­ner sym­pa­thie-punk­te ver­liert wäre der strom­ver­brauch. den mes­sen wir dem­nächst.


eben den strom­ver­brauch ge­mes­sen, der ven­ti­la­tor braucht, wie vom her­stel­ler an­ge­ge­ben, auf der ni­drigs­ten stu­fe un­ter 2 watt und auf der höchs­ten ca. 5 watt. wenn der „nat­pr­li­che wind­mo­dus“ ak­ti­viert ist, also die stär­ke va­riert, schwankt der ver­brauch auf höchs­ter stu­fe zwi­schen 2 und 5 watt. das ist ziem­lich be­ein­dru­ckend, wenn man be­denkt, dass das alte me­tall­mons­ter wohl gut das zehn­fa­che ver­braucht hat.









Er­wach­sen wie die Ju­gend (t3n 57)

felix schwenzel in t3n

„Tech­nik löst Pro­ble­me, die wir ohne sie gar nicht hät­ten.“ Das ist ein Zi­tat von Ha­rald Lesch, aber ei­gent­lich eine Ab­wand­lung ei­nes sehr al­ten Wit­zes über Com­pu­ter. Ge­nau ge­nom­men ist es vor al­lem eine gro­be Sim­pli­fi­zie­rung der Rea­li­tät. Ver­ein­fa­chung ge­hört nun mal zu Ha­rald Leschs Be­ruf als Fern­seh­er­klär­bär. Denn na­tür­lich löst Tech­nik auch Pro­ble­me, die wir ohne sie hät­ten. An­ders ge­sagt: Ohne Tech­nik hät­ten wir ganz an­de­re Pro­ble­me – vor al­lem nicht we­ni­ger.

Der­sel­ben Lo­gik fol­gend könn­te man üb­ri­gens auch sa­gen, dass wir mit ge­sell­schaft­li­cher Wei­ter­ent­wick­lung auf Pro­ble­me ant­wor­ten müs­sen, die wir ohne den vor­an­ge­gan­ge­nen ge­sell­schaft­li­chen Fort­schritt gar nicht hät­ten. Vie­le Witz­bol­de, Kon­ser­va­ti­ve, Sprach­schüt­zer oder Di­gi­tal­ver­äch­ter tun das auch. Da­bei sind Re­ak­tio­nä­re ei­gent­lich gar nicht ge­gen das Neue, son­dern nur ge­gen das neue Neue. Sie wün­schen sich Zu­stän­de zu­rück, die in der Ver­gan­gen­heit ein­mal neu wa­ren. Das Pro­blem mit die­ser Welt­sicht ist al­ler­dings, dass wir mit Rück­schrit­ten zu al­tem Neu­en viel­leicht ak­tu­el­le Pro­ble­me ab­räu­men kön­nen, aber da­für auch wie­der sehr vie­le alte, da­mals™ un­ge­lös­te Pro­blem­kis­ten öff­nen müss­ten.

Ob­wohl der Pro­blem­lö­sungs­witz oben eine är­ger­li­che Sim­pli­fi­zie­rung ist, hat er, wie fast je­der Witz, doch ei­nen wah­ren Kern. Der bril­lan­te Den­ker, Di­gi­ta­li­sie­rungs­kri­ti­ker und Ego­ma­ne An­drew Keen, der seit Jah­ren die Hy­bris, Ar­ro­ganz, Maß­lo­sig­keit und Ego­ma­nie der Si­li­con-Val­ley-Un­ter­neh­mer kri­ti­si­ert, weist in der Mar­ke­ting­kam­pa­gne für sein neu­es Buch auf ein grund­sätz­li­ches Pro­blem des Fort­schritts hin:

Die Ge­schich­te der Mensch­heit zeigt, dass wir im­mer in die Zu­kunft hin­ein­stol­pern, al­les ka­putt ma­chen und es an­schlie­ßend wie­der in Ord­nung brin­gen müs­sen. Wir ha­ben 50 bis 100 Jah­re ge­braucht, um die Haupt­pro­ble­me des in­dus­tri­el­len Ka­pi­ta­lis­mus zu lö­sen, und mit ei­ni­gen Pro­ble­men be­schäf­ti­gen wir uns heu­te noch, etwa Um­welt­ver­schmut­zung und Kli­ma­wan­del.

Nicht sel­ten fällt es uns schwer, die­se Pro­ble­me über­haupt zu er­ken­nen, weil un­se­re Wahr­neh­mung und der ge­sell­schaft­li­che Fort­schritt nicht mit tech­ni­schen Wei­ter­ent­wick­lun­gen mit­hal­ten kön­nen. Eben­so schwer fällt es uns, be­reits er­kann­te Pro­ble­me an­zu­ge­hen: Lie­ber stol­pern wir wei­ter vor­an – und hal­ten uns, weil wir in Rich­tung Zu­kunft stol­pern, für pro­gres­siv.

Ich glau­be durch­aus, dass wir die Pro­ble­me, die uns Fort­schritt und Tech­no­lo­gie ein­ge­brockt ha­ben, mit mehr ge­sell­schaft­li­chem und tech­ni­schem Fort­schritt lö­sen kön­nen. Die ver­gan­ge­nen Jahr­tau­sen­de ha­ben ge­zeigt, dass das müh­sam ist, aber grund­sätz­lich funk­tio­niert. Die Welt, die Le­bens­si­tua­ti­on der Men­schen, hat sich in den letz­ten Jahr­hun­der­ten durch tech­ni­schen Fort­schritt enorm ver­bes­sert:

  • Wir wer­den mitt­ler­wei­le im Schnitt über 70 Jah­re alt
  • Die Zahl der Men­schen, die in ex­tre­mer Ar­mut le­ben, hat sich in den letz­ten 20 Jah­ren fast hal­biert

Die ak­tu­el­le Kli­ma­kri­se zeigt aber auch, dass Pro­ble­me nicht al­lein über per­sön­li­che (Kon­sum-)Ent­sch­ei­dun­gen ge­löst wer­den kön­nen, son­dern auch ge­sell­schaft­lich, po­li­tisch, am bes­ten glo­bal, an­ge­gan­gen und re­gu­liert wer­den müs­sen.

Nach­dem wir alle die Kli­ma­kri­se jahr­zehn­te­lang ver­drängt und mög­li­che Lö­sungs­an­sät­ze auf­ge­scho­ben und ver­stol­pert ha­ben, ist in den letz­ten Mo­na­ten Er­staun­li­ches ge­sche­hen: Die (frei nach An­drew Keen) an­geb­lich so nar­ziss­ti­sche, Fast-Food-, Ni­ko­tin-, Spiel-, Por­no- und Gad­get-süch­ti­ge Ju­gend for­dert, dass wir un­se­re po­li­ti­sche Ver­ant­wor­tung für die Zu­kunft über­neh­men.

Die Ju­gend, um de­ren Wohl­erge­hen wir uns an­ge­sichts der Di­gi­ta­li­sie­rung und Ver­net­zung, der All­ge­gen­wart von seich­ter Un­ter­hal­tung, Ge­walt und Por­no­gra­fie so gro­ße Sor­gen ge­macht ha­ben, ent­sch­ei­det sich er­staun­lich be­wusst, wel­che Apps oder On­line-Diens­te sie nutzt und auf wel­che sie ver­zich­tet. Sie hat er­kannt, dass die Zu­kunft nicht vor­dring­lich mit Ju­gend­schutz, son­dern mit po­li­ti­schem Han­deln zum Kli­ma­schutz ge­ret­tet wer­den muss. Es ist pa­ra­dox, aber wir le­ben in ei­ner Zeit, in der Ju­gend­li­che den Er­wach­se­nen zei­gen, was es be­deu­tet, er­wach­sen zu han­deln: Näm­lich Tech­no­lo­gie und Fort­schritt nicht als Selbst­zweck zu se­hen, son­dern als Ge­stal­tungs­mit­tel für die Zu­kunft. Wenn wir end­lich so er­wach­sen wer­den wie die Ju­gend, kön­nen wir mit Tech­no­lo­gie auch wie­der Pro­ble­me lö­sen, die wir ohne Tech­no­lo­gie nicht lö­sen könn­ten.


ent­halt­sam­keit ge­gen die kli­ma­ka­ta­stro­phe?

felix schwenzel in artikel

mich macht das un­re­flek­tier­te wie­der­kau­en von ver­meint­li­chen stu­di­en­ergeb­nis­sen im­mer ein biss­chen ag­gres­siv, aber jour­na­lis­ten schei­nen stu­di­en zu lie­ben. frü­her auf pa­pier, jetzt im netz oder in emails, reis­sen jour­na­lis­ten für eine kna­cki­ge über­schrift, ei­nen schluss­gag oder auf­hän­ger, sät­ze aus zu­sam­men­fas­sun­gen aus dem zu­sam­men­hang und wer­fen sie dem le­ser oder zu­schau­er vor. so auch heu­te im ta­ges­spie­gel check­point:

[…] Ge­ra­de ver­öf­fent­lich­te Zah­len ei­nes fran­zö­si­schen Think Tanks sol­len be­le­gen, dass Vi­deo­strea­ming je­des Jahr 305 Mil­lio­nen Ton­nen Koh­len­di­oxid ver­ur­sacht – was fast ein Pro­zent des welt­wei­ten Aus­sto­ßes sei (laut „The New Sci­en­tist“).

lo­bend er­wäh­nen muss ich na­tür­lich, dass der check­point die quel­le ver­linkt und mit der for­mu­lie­rung „sol­len be­le­gen“ dar­auf hin­weist, dass zah­len aus stu­di­en, re­ports oder schluss­ab­sät­zen im­mer mit vor­sicht oder ein paar gramm salz zu ge­nies­sen sind. auf die furcht­bar ver­un­glück­te und ver­klemm­te por­no-schluss­poin­te von björn see­ling möch­te ich ei­gent­lich nicht ge­son­dert hin­wei­sen, weil die poin­ten von björn see­ling im­mer klem­men. aber ich zi­tie­re sie trotz­dem kurz, weil nicht nur die poin­te klemmt, son­dern auch der in­halt:

Vor­schlag des Think Tanks, um CO₂ ein­zu­spa­ren: die Da­ten­men­ge durch ge­rin­ge­re Auf­lö­sung der Vi­de­os ver­klei­nern. Gilt na­tür­lich nicht nur für die ganz schar­fen.

(2 von mir tie­fer­ge­setzt, fet­tun­gen von björn see­ling)

die stu­die, oder der re­port, wie the shift pro­ject die ver­öf­fent­li­chung nennt, schlägt näm­lich gar nicht vor auf­lö­sun­gen von on­line-vi­de­os zu ver­klei­nern, son­dern man schlägt di­gi­ta­le ent­halt­sam­keit („Di­gi­tal so­brie­ty“) vor. um den re­port zu er­gän­zen, lie­fert the shift tank the shift pro­ject al­ler­dings drei „werk­zeu­ge,“ um nut­zerïn­nen und bür­gerïn­nen die ver­steck­ten um­welt­be­las­tun­gen von di­gi­ta­len tech­no­lo­gien zu zei­gen („to reve­al the hid­den en­vi­ron­men­tal im­pact of di­gi­tal tech­no­lo­gy to users and ci­ti­zens“):

ich be­zweif­le, dass björn see­ling oder das shift pro­jekt glau­ben, dass eine drei­seit­ge pdf-an­lei­tung et­was ist, auf das you­tube, net­flix oder ama­zon prime ge­war­tet ha­ben, um das ge­wicht ih­rer an­ge­bo­te zu re­du­zie­ren. tat­säch­lich ste­cken die platt­for­men be­reits seit ei­ni­gen jah­ren geld und ent­wick­lung in die op­ti­mie­rung von kom­pri­mie­rungs­al­go­rith­men und ef­fi­zi­en­te­re aus­lie­fe­rung — nicht nur auf­merk­sam­keit be­deu­tet geld für die plat­for­men, auch op­ti­mier­te ge­schwin­dig­keit und re­sour­cen­nut­zung. das pdf rich­tet sich eher an leu­te die ihre ei­ge­nen por­nos dre­hen ihre selbst­ge­mach­ten vi­de­os erst­mal selbst op­ti­mie­ren möch­ten, be­vor sie sie auf you­tube oder vi­meo la­den, um sie dort noch­mal op­ti­mie­ren zu las­sen und aus­lie­fern zu las­sen. im pdf wird üb­ri­gens auch er­klärt, wie der au­tor des pdf es schaff­te 16 sei­ner vi­meo-vi­de­os so zu op­ti­mie­ren, dass er am ende im schnitt 25% der vi­deo-da­tei­grös­se ein­spar­te: 11 wur­den er­folg­reich um 50 bis 90 pro­zent in der grös­se re­du­ziert, zwei lies­sen sich nicht wei­ter op­ti­mie­ren und drei hat er ge­löscht: „Re­du­cing the weight of vi­de­os on­line the­r­e­fo­re be­g­ins by as­king the ques­ti­on of the useful­ness of their on­line pre­sence.“

das ist die hal­tung, bzw. der lö­sungs­an­satz, der sich durch den gan­zen re­port „The Un­sus­tainable Use Of On­line Vi­deo“ zieht: di­gi­ta­le, per­sön­li­che ent­halt­sam­keit. statt mit dem SUV mal zu fuss zum su­per­markt ge­hen um qui­noa zu kau­fen, müll­tren­nung und das eine oder an­de­re vi­deo bei you­tube lö­schen, um das kli­ma zu ret­ten.

mich er­in­nert das fa­tal an die nar­ra­ti­ve die uns die öl­in­dus­trie, die au­to­in­dus­trie oder die kunst­off pro­du­zie­ren­de in­dus­trie ins kol­lek­ti­ve ge­wis­sen ge­häm­mert ha­ben: das elend der welt ist kein po­li­ti­sches pro­blem, son­dern ein pro­blem in­di­vi­du­el­ler schuld. fah­r­ad­fah­ren und zu fuss ge­hen wird si­che­rer, wenn wir vor­sich­ti­ger und um­sich­ti­ger sind und uns bei­spiels­wei­se mit hel­men schüt­zen, nicht etwa durch tem­po­li­mits, fahr­ver­bo­te, ge­trenn­te fahr­rad­weg­net­ze. müll­ber­ge aus kunst­off sind ein pro­blem weil wir den müll nicht gut ge­nug tren­nen, zu ver­pa­ckungs­in­ten­siv ein­kau­fen oder un­se­re plas­tik­zahn­bürs­ten schon nach 6 wo­chen wech­seln, nicht etwa weil die in­dus­trie jede re­gu­lie­rung der kunst­off­pro­duk­ti­on weg­lob­by­iert hat oder sich mit grü­nen punk­ten jahr­zehn­te­lang weiss­ge­wa­schen hat.

und der kli­ma­wan­del: na­tür­lich auch die schuld ei­nes je­den ein­zel­nen, wer net­flix guckt, mal in den ur­laub fliegt oder we­gen nicht vor­han­de­nem oder nicht funk­tio­nie­ren­den öf­fent­li­chem nah­ver­kehr mit dem auto pen­delt ist schuld am kli­ma­wan­del. dass mehr oder we­ni­ger alle po­li­ti­schen fra­ge­stel­lun­gen und in­itia­ti­ven zum kli­ma­wan­del seit jahr­zehn­ten aus­ge­klam­mert, aus­ge­ses­sen, ver­harm­lost oder igno­riert wur­den ist se­kun­där.

ganz iro­nie­los be­schreibt die­ser ar­ti­kel der kli­ma­ak­ti­vis­tin mary an­nai­se he­glar, dass das pro­blem nicht in­di­vi­du­el­le schuld ist, son­dern dass die kli­ma­ka­ta­stro­phe eben nur po­li­tisch ge­löst wer­den kann: »Stop ob­ses­sing over your en­vi­ron­men­tal sins. Fight the oil and gas in­dus­try in­s­tead.«


dass das in­ter­net un­ge­heu­er viel en­er­gie ver­braucht steht aus­ser fra­ge, eben­so, dass vi­deo-strea­ming mitt­ler­wei­le mehr als die hälf­te des ge­sam­ten netz­werk­ver­kehrs aus­macht. der re­port spricht auch the­men an, die in al­ler brei­te dis­kus­si­ons­wür­dig sind, wie „dunk­le de­sign mus­ter“ (dark de­sign pat­terns), die be­nut­zer mög­lichst lan­ge auf den je­wei­li­gen plat­for­men hal­ten sol­len: au­to­play, end­los-scrol­ling, eine ath­mo­sphä­re von dring­lich­keit. nur sind die­se de­sign-mus­ter eben nichts neu­es, auch das alte fern­se­hen nutzt bis heu­te au­to­play, setzt al­les dar­an, den zu­schau­er so lan­ge wie mög­lich am schirm zu hal­ten und die auf­merk­sam­keit ein­zu­fan­gen. auch sen­de­mas­ten und ana­lo­ge fern­seh­ge­rä­te ver­brauch­ten strom und ta­ges­zei­tun­gen (wie der ta­ges­spie­gel) sind, selbst nach ei­ner stu­die die die pa­pier­ver­ar­bei­ten­de in­dus­trie in auf­trag ge­ge­ben hat, eher kei­ne CO₂-mus­ter­kna­ben:

Die Print­zei­tung ver­braucht im Ver­gleich zur On­line-Zei­tung deut­lich mehr Pri­mär­ener­gie. Der Car­bon Foot­print ist eben­falls grö­ßer. Die Ge­samt­um­welt­be­las­tung ist bei der ge­druck­ten Zei­tung auch hö­her. Das al­les spricht ge­gen die ge­druck­te Zei­tung.

(wenn man eine ge­druck­te zei­tung län­ger als eine hal­be stun­de liest oder sie noch von 2,2 an­de­ren leu­ten le­sen lässt ver­bes­sert sich die öko­bi­lanz der ge­druck­ten zei­tung.)

dass vi­deo­strea­ming je­des jahr „305 Mil­lio­nen Ton­nen Koh­len­di­oxid“ ver­ur­sacht, dass die pro­duk­ti­on von zei­tun­gen auch CO₂ ver­ur­sacht, oder, pre­vious­ly, dass bit­co­in-mi­ning irre viel strom ver­braucht, sind fest­stel­lun­gen die dem kli­ma­schutz nicht hel­fen, weil sie stroh­mann-ar­gu­men­te sind. sie sug­ge­rie­ren dass es leicht iden­ti­fi­zier­ba­re schul­di­ge gibt, leu­te die bit­co­ins ab­bau­en, leu­te die net­flix oder por­nos gu­cken oder sich nach­rich­ten auf ge­bleich­tem alta­pa­pier kau­fen. sie sug­ge­rie­ren, dass wir, je­der ein­zel­ne von uns, selbst schuld sind und dass er­zie­hung, auf­klä­rung und ent­halt­sam­keit lö­sun­gen sein kön­nen.

da­bei liegt die lö­sung auf der hand: sie ist po­li­ti­scher, ge­sell­schaft­li­cher na­tur. die po­li­tik muss da­für sor­gen ihre viel zu be­schei­de­nen und nied­ri­gen kli­ma­schutz­zie­le zu er­fül­len, wir müs­sen weg vom ver­bren­nungs­mo­tor, wir müs­sen den in­di­vi­du­al­ver­kehr mit re­gu­lie­rung re­du­zie­ren (we­ni­ger au­tos wa­gen) und bes­se­re, viel bes­se­re öf­fent­li­che ver­kehrs­lö­sun­gen schaf­fen. die ma­schi­nen­räu­me des in­ter­nets müs­sen mit po­li­ti­schen mit­teln dazu ge­bracht wer­den en­er­ge­tisch ef­fi­zi­en­ter zu wer­den und aus mehr und mehr re­ge­ne­ra­ti­ven en­er­gie­quel­len ge­speist zu wer­den. goog­le rühmt sich da­mit be­reits 30% ih­rer „an­la­gen“ mit er­neu­er­ba­rer en­er­gie zu ver­sor­gen. mit ent­spre­chen­dem pol­ti­schen druck und ernst­haf­ten schrit­ten in rich­tung ei­ner en­er­gie­wen­de soll­te da noch ei­ni­ges zu ma­chen sein.

wir alle müs­sen am gros­sen po­li­ti­schen rad dre­hen, statt nur ent­halt­sa­mer zu le­ben. nichts ge­gen ent­halt­sam­keit, wer sich da­für ent­schei­det sei­nen öko­lo­gi­schen fuss­ab­druck zu re­du­zie­ren, sei es durch ver­zicht, ver­nunft oder spar­sam­keit, ver­dient re­spekt. mir geht das wort nach­hal­tig­keit nur schwer über die lip­pen, aber wenn wir un­se­ren kon­sum, un­ser ei­ge­nes le­ben et­was mehr auf re­sour­cen­scho­nung und ver­träg­lich­keit mit der zu­kunft ab­stim­men, ist das kein schritt in die fal­sche rich­tung — so­lan­ge es eben nicht der ein­zi­ge schritt ist und wir nicht die po­li­ti­sche di­men­si­on aus den au­gen ver­lie­ren.

und zum the­ma di­gi­ta­le ent­halt­sam­keit: ich glau­be, dass es wirk­lich sehr, sehr we­ni­ge er­folgs­ge­schich­ten der ent­halt­sam­keit gibt. die ka­tho­li­sche kir­che dürf­te das bes­te bei­spiel da­für sein, denn sie hat ei­nen meh­re­re tau­send jah­re lan­gen feld­ver­such un­ter­nom­men, der ziem­lich deut­lich zu zei­gen scheint, dass ent­halt­sam­keit ge­sell­schaft­lich und po­li­tisch kei­ne lö­sung ist, son­dern im ge­gen­teil, die pro­ble­me nur ver­la­gert und ver­schärft.


ich habe ver­sucht den gan­zen re­port von the shift pro­ject zu le­sen. das wur­de er­schwert durch eine un­ge­mein sper­ri­ge spra­che und er­mü­den­de wie­der­ho­lun­gen. ich kann aber gu­ten ge­wis­sens be­haup­ten, dass ich die stu­die sorg­fäl­ti­ger ge­le­sen habe als die au­toren selbst. hät­ten die ihr kon­vo­lut noch­mal vor der ver­öfent­li­chung als PDF ge­le­sen, wä­ren ih­nen viel­leicht auch ab­sät­ze wie die­ser auf­ge­fal­len:

strea­ming sites, of “tube” type (cf. Err­eur ! Source du ren­voi in­trou­va­ble..Err­eur ! Source du ren­voi in­trou­va­ble..Err­eur ! Source du ren­voi in­trou­va­ble. “Err­eur ! Source du ren­voi in­trou­va­ble.”, p. Err­eur ! Si­gnet non dé­fi­ni.), have re­vo­lu­tio­ni­zed the con­sump­ti­on of por­no­gra­phy by ma­king ac­cess to it by any smart­phone, in­clu­ding by child­ren and ado­le­s­cents, simp­le and free.

mir graust es auch vor ar­gu­men­ta­ti­ons­mus­tern wie die­sem, dass mich an die po­li­ti­sche spin­dok­tor-dre­he­rei der te­le­kom­mu­ni­ka­ti­ons-in­dus­trie zur ab­schaff­fung der netz­neu­tra­li­tät er­in­nert:

Not choo­sing me­ans po­ten­ci­al­ly al­lo­wing por­no­gra­phy to me­cha­ni­cal­ly li­mit the band­width available for te­le­me­di­ci­ne, or al­low the use of Net­flix to li­mit ac­cess to Wi­ki­pe­dia.

die ähn­lich­keit der ar­gu­men­ta­ti­ons­mus­ter des shift pro­ject mit de­nen gros­ser in­dus­trie-lob­by-ver­ei­nen macht mich stut­zig. wie sich das pro­jekt fi­nan­ziert habe ich auf the­shift­pro­ject.org nicht her­aus­fin­den kön­nen. die wi­ki­pe­dia deu­tet le­dig­lich an, wo­her das geld kommt: „The Shift Pro­ject is fun­ded by cor­po­ra­te spon­sors.“

wahr­schein­lich sind die ar­gu­men­te des shift pro­jects aber ein­fach nur so schwach, weil man nicht ge­nug in­dus­trie­geld ein­sam­meln konn­te um sich über ent­halt­sam­keit hin­aus­ge­hen­de ge­dan­ken zu ma­chen. po­si­tiv ist üb­ri­gens zu ver­mer­ken, dass das vi­deo des pro­jekts mit bis­her le­dig­lich knapp 4000 views auf you­tube bei­na­he kli­ma­neu­tral ist und da­mit erst 35 ki­lo­gramm CO₂ aus­ge­stos­sen hat. al­ler­dings könn­te das ver­lin­ken des vi­de­os nach an­sicht des shift-pro­jekts ei­ner kli­ma­sün­de gleich­kom­men.


in­fluen­cer am hof

felix schwenzel in artikel

heu­te wa­ren wir in pots­dam im schloss­park von sans­sou­ci. die bei­fah­re­rin woll­te dort in den bo­ta­ni­schen gar­ten, weil sie ge­wächs­häu­ser ge­ra­de su­per fin­det und wir die ge­wächs­häu­ser im bo­ta­ni­schen gar­ten von ber­lin und kiel und auf dem bun­des­gar­ten­schau-ge­län­de schon ge­se­hen ha­ben. aus­ser­dem woll­te sie, nach­dem wir kürz­lich mal im chi­ne­si­schen tee­haus auf dem bun­des­gar­ten­schau­ge­län­de wa­ren, auch ins tee­haus im park von sans­sou­ci.

(das tee­haus auf dem buga-ge­län­de in mar­zahn ist sehr toll und er­schien uns sehr au­then­tisch — und vor al­lem le­cker.)

die tro­pen­häu­ser in pots­dam wa­ren toll, dort stan­den so­gar un­be­wach­te coca-sträu­cher und an­de­re dro­gen-pflan­zen. die far­ne und luft­wurz­ler wa­ren fas­zi­nie­rend und die ein­hei­mi­schen in­sek­ten mö­gen auch die tro­pi­schen pflan­zen.

aus­ser­dem gibts in pots­dam die „merk­wür­digs­te pflan­ze der welt“, der in ih­rem gan­zen le­ben nur zwei blät­ter wach­sen, aber be­quem meh­rer tau­send jah­re alt wer­den kann. das ex­em­plar in pots­dam war erst 40 jah­re alt.

die an­geb­lich „merk­wür­digs­te pflan­ze der welt“

nach den ge­wächs­häu­sern lie­fen wir dann zum chi­ne­si­schen tee­haus und un­ter­wegs ka­men wir un­ter an­de­rem am lust­gar­ten vor­bei. was denn ein „lust­gar­ten“ wäre, frag­te die bei­fah­re­rin. ich mein­te, dass das der ort ge­we­sen sei, wo sich die ade­li­gen am hof amü­sie­ren könn­ten, rum­spa­zier­ten um zu gu­cken und ge­se­hen zu wer­den, fan­gen spie­len und so. dank mo­der­ner tech­no­lo­gie kann man sol­che fra­gen ja heut­zu­ta­ge auch gleich wenn sie auf­kom­men nach­schla­gen. ich las aus der wi­ki­pe­dia:

Der Lust­gar­ten ist ein (oft park­ähn­li­cher) Gar­ten, der vor­ran­gig der Er­ho­lung und Er­freu­ung der Sin­ne dient. Er ent­hält häu­fig auch zu­sätz­li­che Ein­rich­tun­gen (Gar­ten­lust­bar­kei­ten) wie Kon­zert­sä­le, Pa­vil­lons, Fahr­ge­schäf­te, Zoos oder Me­na­ge­ri­en.

was denn eine me­na­ge­rie sei, frag­te die bei­fare­rin dann noch:

Die Me­na­ge­rie ist eine his­to­ri­sche Form der Tier­hal­tung und als sol­che der Vor­läu­fer des zoo­lo­gi­schen Gar­tens, der sich erst im Lau­fe des 19. Jahr­hun­derts ent­wi­ckel­te.

nach­dem die lust­gar­ten- und me­na­ge­rie-fra­gen auf­ka­men, muss­te ich je­den­falls an die knapp 200 adels­fil­me und -se­ri­en den­ken, die ich in den letz­ten 40 jah­ren kon­su­miert hat­te (be­mer­kens­wert in den letz­ten bei­den jah­ren üb­ri­gens ver­sailles und the fa­vou­ri­te). so ein hof war ja ne­ben dem po­li­ti­schen ge­döns vor al­lem ein ort an dem sich die frü­hen in­fluen­cer ver­sam­mel­ten und tra­fen. man ver­brach­te dort ei­nen nicht un­er­heb­li­chen teil sei­ner zeit da­mit über mode zu re­den und mode und sein ei­ge­nes ex­qui­si­tes ver­ständ­nis von mode zur schau zu tra­gen, schmink­tipps zu tau­schen und ein ge­fühl von zu­ge­hö­rig­keit zu ex­klu­si­ven krei­sen zu fei­ern. sel­fies wa­ren da­mals noch et­was auf­wän­di­ger in der her­stel­lung, die ver­brei­tung ging zu­nächst nicht über die ei­ge­nen, ex­klu­si­ven krei­se hin­aus und vor al­lem konn­te man die sel­fies nicht selbst her­stel­len.

das pro­mi-sel­fies oft gar nicht selbst her­ge­stellt wer­den ist al­ler­dings auch heu­te, seit min­des­tens vier jah­ren noch so.

sel­fie von chris­ti­an ul­men, col­li­en ul­men-fer­nan­des und an­de­ren (Bild­rech­te: BR/PULS/Se­bas­ti­an Wun­der­lich)

ne­ben den in­fluen­cern wa­ren an die­sen adels­hö­fen aber vor al­lem auch vie­le pro­mi-gaf­fer. der nie­de­re adel hat­te es — ver­meint­lich — zu et­was ge­bracht, zu pri­vi­le­gi­en und ein biss­chen ver­mö­gen, und such­te jetzt am hof vor al­lem ge­le­gen­heit das ei­ge­ne selbst­wert­ge­fühl durch pro­mi-ex­po­si­ti­on auf­zu­wer­ten. der auf­ent­halt am hof muss irre lang­wei­lig und ein­tö­nig ge­we­sen sein, aber die mög­lich­keit sich vom ruhm der pro­mis be­schei­nen zu las­sen, sich selbst zu ver­ge­wis­sern zum er­lauch­ten kreis dazu zu ge­hö­ren, mach­te die lan­ge­wei­le wohl wett.

dar­an muss­te ich, wie ge­sagt, heu­te im schloss­park den­ken — und als ich eben den blog­ar­ti­kel der bei­fah­re­rin von heu­te las (ce­le­bri­ty-art), schloss sich der kreis: die­se leu­te, de­ren le­bens­zweck es zu sein scheint in be­stimm­ten krei­sen ge­se­hen zu wer­den, de­nen es wich­tig ist ei­nen be­stimm­ten, ver­meint­li­chen sta­tus nicht nur zu ha­ben, son­dern of­fen­siv zu zei­gen, die gibt’s heu­te mehr denn je. die sprin­gen auf kunst-mes­sen rum, drop­pen names in in­ter­views oder schlür­fen aus­tern in steh­tisch-re­stau­rants in ham­burg, düs­sel­dorf, sylt oder mün­chen.

dank der mas­sen­me­di­en und der noch mas­si­ge­ren netz­me­di­en, hat zwar je­der theo­re­tisch die chan­ce auf 15 mi­nu­ten teil­nah­me am hof­ze­re­mo­ni­ell, aber pro­mi­nenz, ve­r­a­de­lung durch pro­mi­nenz oder ex­klu­si­vi­tät, ist im­mer noch eine wert­vol­le und nicht ganz leicht zu er­lan­gen­de wäh­rung im ge­sell­schafts­zir­kus.

wenn wir uns heu­te lus­tig ma­chen über die hof­zer­io­ni­el­le von vor 100, 200 oder 300 jah­ren, soll­ten wir be­den­ken, dass die fil­me in 200, 300 jah­ren ge­nau­so un­barm­her­zig mit un­se­ren ge­sell­schaft­ri­tua­len um­ge­hen wer­den.

das tee­haus im schloss­park von sans­sou­ci ser­viert üb­ri­gens kei­nen tee. das ist nur ein aus­stel­lungs­raum. ganz hübsch, aber tro­cken.

chi­ne­si­sches tee­haus im schloss­park von sans­sou­ci

own­room­ba­tracks

felix schwenzel in artikel

eins der we­ni­gen ge­rä­te de­nen ich er­lau­be sich in die cloud zu ver­bin­den (nach hau­se zu te­le­fo­nie­ren) ist un­ser rei­ni­gungs­ro­bo­ter mar­kus. da­mit be­kommt man nach je­der „mis­si­on“ eine kar­te in der iro­bot-app ser­viert. lo­ka­le kar­ten oder so­gar „live-maps“ sind über die ho­me­as­sistant room­ba kom­po­nen­te, bzw. die py­thon-bi­blio­thek von nick wa­ter­ton auch mög­lich, aber ziem­lich re­sour­cen-fres­send. der ser­ver auf dem die room­ba-bi­blio­thek aus­ge­führt wird, muss stän­dig ein bild ge­ne­rie­ren, was bei mei­nen letz­ten ver­su­chen zu ei­ner ste­ti­gen ser­ver-aus­las­tung von 80 pro­zent ge­führt hat. das ist nicht wirk­lich prak­ti­ka­bel.

weil die bi­blio­thek aber die ko­or­di­na­ten des room­ba stän­dig er­fasst, dach­te ich die­se ko­or­di­na­ten könn­te man doch auch viel­leicht mei­ner seit jah­ren auf dem ser­ver lau­fen­den own­tracks-re­cor­der-in­stanz über­ge­ben. own­tracks läuft im­mer im hin­ter­grund auf mei­nem (und dem bei­fah­re­rin­nen) han­dy und er­fasst un­se­re po­si­ti­on. das nut­ze ich vor al­lem für die an­we­sen­heits­er­ken­nung der au­to­ma­ti­schen woh­nung. wenn wir bei­de weg sind, ge­hen alle lich­ter aus, die hei­zung fährt run­ter und eine ka­me­ra, die die bal­kon­tür er­fasst, schal­tet sich ein. mit dem re­cor­der kann man un­se­re po­si­ti­ons­da­ten per­ma­nent, lo­kal, spei­chern. so sieht das für mei­ne po­si­ti­ons­da­ten der letz­ten zwei jah­re aus:

für mei­ne ber­lin-da­ten eig­net sich das tool ganz gut, um die schwar­zen fle­cken zu fin­den, in de­nen ich mal die stadt ken­nen­ler­nen könn­te oder spa­zie­ren ge­hen könn­te.

für aus­flü­ge in frem­de städ­te eig­net sich das tool ganz gut, um zu se­hen, wo man über­all war — und wo nicht.

und war­um soll­te ich das tool nicht auch be­nut­zen, um die fahr­ten des putz­ro­bo­ters zu er­fas­sen? die room­ba kom­pon­ne­te/bi­blio­thek gibt ko­or­di­na­ten aus, die sich im­mer re­la­tiv zum start­punkt be­fin­den, in mil­li­me­tern, po­si­tiv oder ne­ga­tiv zum start­punkt (oder zur la­de­sta­ti­on). die re­la­ti­ven room­ba-ko­or­di­na­ten las­sen sich re­la­tiv leicht in geo­ko­or­di­na­ten um­rech­nen. own­tracks er­war­tet min­des­tens wer­te für lon und lat, nimmt aber auch die ori­en­tie­rung dan­kend an, die der room­ba auch lie­fert. wenn die ko­or­di­na­ten in sen­sor­da­ten vor­han­den sind, kann ich eine au­to­ma­ti­on bau­en, die die­se da­ten um­rech­net und an den own­tracks re­cor­der schickt:

(klei­nes tech­ni­sches pro­blem: die ho­me­as­sistant kom­po­nen­te ak­tua­li­siert die ko­or­di­na­ten nur alle 20 se­kun­den. weil die bi­blio­thek von nick wa­ter­ton aber auch die room­ba-da­ten kon­ti­nu­ier­lich per mqtt ver­sen­den kann — und da alle 1-2 se­kun­den ak­tua­li­siert — grei­fen die ko­or­di­na­ten-sen­so­ren die da­ten dort ab.)

neh­me ich die va­ria­ble, die den ra­di­us der erde spei­chert (earth_r_mm) mit ei­nen mil­li­me­ter-wert, be­kä­me ich im re­cor­der eine kor­rekt ska­lier­te be­we­gungs­kar­te. ich fand den ki­lo­me­ter­wert aber an­schau­li­cher, mit dem aus den room­ba mil­li­me­ter-wer­ten ki­lo­me­ter wer­den. dann sieht eine „spot-rei­ni­gung“ des room­ba in own­tracks so aus:

nor­ma­le rei­ni­gungs­vor­gän­ge soll­ten dann von schwe­den, über po­len bis nach bay­ern rei­chen. das bes­te ist aber, dass hier zwar sehr vie­le da­ten an­fal­len, aber, so­weit ich sehe, pas­siert das äus­serst re­sour­cen­scho­nend — und zur not lässt sich die da­ten­über­tra­gung zum own­tracks re­cor­der auch de­ak­ti­vie­ren.


ok, das schlaf­zim­mer reicht nicht ganz bis schwe­den. aber bis dä­ne­mark.


ups, ge­ra­de ge­merkt, das bild hat­te die fal­sche zeit­ein­stel­lung. mar­kus ist na­tür­lich viel gründ­li­cher, als es auf dem vor­he­ri­gen bild scheint.


rp19, drit­ter tag

felix schwenzel in artikel

ers­te ses­si­on am letz­ten tag war die von luca ca­rac­cio­lo (der für mei­ne ko­lum­ne im t3n-ma­ga­zin zu­stän­dig ist), des­sen vor­trag über hy­pes und das ver­ständ­nis neu­er tech­no­log­hien ich auch ohne die­se so­eben of­fen­ge­leg­te ver­bin­dung zu ihm gut ge­fun­den hät­te. denn:

der #rp19 vor­trag von @pa­pier­jun­ge hat­te al­les was ein gu­ter vor­trag braucht (sorg­fäl­ti­ge vor­be­rei­tung, eine gute fo­li­en­cho­reo­gra­fie, lo­gik, er­kennt­nis­ge­winn, struk­tur) — aus­ser witz. pic.twit­ter.com/iW­vEHl5bHg

fe­lix schwen­zel (@di­plix08.05.2019 11:48

ver­ges­sen habe ich im tweet oben noch, dass sein vor­trag auch „selbst­kri­tisch“ war. ich weiss wie schwie­rig das the­ma ist, weil ich mich auch schon mehr­fach dar­an ab­zu­ar­bei­ten ver­sucht habe, vor vie­len jah­ren mal auf der re­pu­bli­ca in der kalk­scheu­ne. sein vor­trag war gut struk­tu­riert, prag­ma­tisch und hilf­reich, um künf­tig hy­pes und tech­no­lo­gien bes­ser ein­schät­zen zu kön­nen. das mit dem „man­geln­de witz“ fiel dann vor al­lem im kon­trast zum fol­gen­den vor­trag von theo­bald fuchs auf.

der hat­te sich auch ein dank­ba­re­res the­ma aus­ge­sucht, näm­lich das ri­di­küli­sie­ren von ver­gan­ge­nen zu­kunfts­vi­sio­nen. auch wenn das all­ge­mein schon nicht all­zu schwer ist — meis­tens reicht es ein­fach nur die zukunt­svi­so­nen zu zei­gen um la­cher zu be­kom­men — wies er im­mer wie­der ge­konnt auf ein­zel­ne de­tails hin, die be­son­ders wit­zig wa­ren. aber de­tails wa­ren auch theo­bald fuchs selbst nicht so wich­tig, weil er wie­der­holt die doof­heit von elon musk her­aus­zu­ar­bei­ten ver­such­te, der sei­ner mei­nung bei sei­nem hy­per­loop-pro­jekt wich­ti­ge py­si­ka­li­sche de­tails aus­ser acht liess oder zur spä­te­ren lö­sung ver­schob. das pro­blem ist al­ler­dings, dass elon musk mit der hy­per­loop-pro­jekt, bzw. des­sen um­set­zung so gut wie nichts zu tun hat und die il­lus­tra­tio­nen die fuchs nutz­te ein ganz an­de­res musk-pro­jekt zeig­ten.

net­ter, un­ter­halt­sa­mer #rp19 vor­trag von theo­bald fuchs auf #stage5 mit teil­wei­se recht na­he­lie­gen­den, teil­wei­se gran­dio­sen wit­zen. aber das bild zeigt kei­ne hy­per­loop-tun­nel, son­dern tun­nel der bor­ing com­pa­ny. musk hat ope­ra­tiv nix mit dem hy­per­loop zu tun. pic.twit­ter.com/u5QfZ4lZcQ

fe­lix schwen­zel (@di­plix08.05.2019 11:35

da­nach kam fe­lix har­ten­stein 15 mi­nu­ten zu spät, um über ama­zons rol­le als städ­te­bau­er zu re­den. dar­in er­fuhr ich zwar nicht viel neu­es, aber das nach­den­ken dar­über, wie ama­zon mit sei­nem ver­gan­ge­nen und ak­tu­el­len agie­ren städ­te ver­än­dert, wie gross­un­ter­neh­men städ­te for­men, und ob und wie wir das als ge­sell­schaft mit­ge­stal­ten oder er­tra­gen wol­len, scheint mir wich­ti­ger denn je. von da­her: in­spi­rie­ren­der vor­trag.

da­nach ein vor­trag, des­sen an­kün­di­gung („Klein ge­druckt und grob ge­hackt – Wor­über sich Ver­brau­cher*in­nen in der di­gi­ta­len Welt är­gern“) sich nach ei­nem lus­ti­gen screen­shot-ritt an­hör­te, im prin­zip aber die vor­stel­lung und „part­ner“-ver­an­stal­tung der „markt­wäch­ter“-in­itia­ti­ve der ver­brau­cher­zen­tra­len ent­pupp­te. die markt­wäch­ter ma­chen und küm­mern sich durch­aus um sinn­vol­le und wich­ti­ge din­ge, wit­zig war der vor­trag aber nicht. im­mer­hin kann ich mir vor­stel­len, den markt­wäch­tern mal das ei­gen­ar­ti­ge ver­hal­ten von o₂ beim DSL-an­bie­ter­wech­sel vor­zu­stel­len, dass är­ger­lich und sys­te­ma­tisch zu sein scheint. und zu dem sich o2 mir ge­gen­über nicht äus­sern will.

nach­dem ich 20 mi­nu­ten lang leu­te auf dem hof be­ob­ach­te­te, habe ich ver­geb­lich ver­sucht in­ter­es­se an ei­nem pa­nel zur di­gi­ta­li­sie­rung und wie­der­be­sied­lung bran­den­burgs zu ent­wi­ckeln. das funk­tio­nier­te aber nicht so recht und ich lan­de­te im letz­ten ach­tel des vor­trags von jo­han rock­ström: „Safe Fu­ture for Hu­ma­ni­ty on Earth“. das was er zeig­te und auch die an­schlies­sen­de dis­kus­si­on war sehr in­ter­es­sant und kennt­nis­reich und ich wer­de es mir de­fi­ni­tiv spä­ter auf you­tube in gän­ze an­se­hen.

da­nach blieb ich na­tür­lich sit­zen, weil da­nach die fra­ge „Raum­fahrt und Ge­sell­schaft – wo­hin geht die Rei­se?“ von alex­an­der gerst und sei­nem chef dis­ku­tiert wer­den soll­te. der chef von gerst, jan wör­ner, der ge­ne­ral­di­rek­tor der eu­ro­pean space agen­cy, ist eine ziem­lich lus­ti­ge und manch­mal ein biss­chen ner­vi­ge ram­pen­sau. im kon­trast zu gersts tie­fen­ent­spann­ter art und mit den mo­de­ra­ti­ons­ver­su­chen von chia­ra man­flet­ti wur­de das aber zu ei­ner sehr un­ter­halt­sa­men und be­we­gen­den ver­an­stal­tung. fürs be­we­gen der raum­fahr­zeu­ge sind man­flet­ti und wör­ner zu­stän­dig, fürs herz gerst. und wie letz­tes mal, als er auf der re­pu­bli­ca sprach, be­weg­te mich gerst tief. nicht mit den bil­dern aus dem na­hen erd­or­bit oder aus der sa­turn-um­lauf­bahn (auch), son­dern mit der art wie er nach­wuchs­für­de­rung prak­ti­ziert. sei­ne auf­ga­be sehe er haupt­säch­lich dar­in, jun­gen men­schen, jun­gen mäd­chen, frau­en und kin­dern (män­ner sind mit­ge­meint) klar zu ma­chen: das was der gerst kann, kann ich schon lan­ge oder bes­ser. die­se selbst­mar­gi­na­li­sie­rung sei­ner leis­tun­gen fand ich so sym­pa­thisch, so be­ein­dru­ckend, dass mir kurz (bei­na­he) die trä­nen ka­men.

am ende wur­de mir klar, dass das gröss­te kom­pli­ment, was ix der #rp19 ma­chen kann lau­tet: dass trotz im­mer grös­ser, im­mer mehr, im­mer pro­mi­nen­ter al­les wie im­mer war.

es ist er­staun­lich, wie die re­pu­bli­ca stän­dig wächst, die­ses jahr auch noch die tin­con mit auf­nahm, im­mer di­ver­ser wird, im pu­bli­kum wie auf den büh­nen und es doch wei­ter schafft eine art safe­space zu sein, in dem sich alle wohl füh­len, re­spek­tiert oder ge­schätzt füh­len. was sich al­ler­dings ver­än­dert hat: auf der re­pu­bli­ca wird nicht mehr nur das we­sen ur­sprüng­lich di­gi­tal ent­stan­de­ner bla­sen und ge­mein­schaf­ten ge­sucht, nicht mehr nur die räu­me des di­gi­ta­len ex­plo­riert oder ver­sucht die gren­zen der di­gi­ta­len räu­me zu ver­schie­ben. auf der re­pu­bli­ca ver­su­chen die an­we­sen­den, wir, ge­mein­sam­kei­ten und ver­bin­den­des zu fin­den, statt un­ter­schie­de oder tren­nen­des zu kon­stru­ie­ren. und das über im­mer mehr ge­sell­schafts­schich­ten hin­weg.


rp19, zwei­ter tag

felix schwenzel in artikel

an­ders als ge­dacht fing das streit­ge­spräch zwi­schen axel voss und mar­kus be­cke­dahl nicht um 10:15, son­dern um 11:15 an. so früh an büh­ne 2 zu sein war aber sehr gut, ei­ner­seits weil ich mir dann ein pa­nel über „made in eu­ro­pe“ an­se­hen konn­te und vor al­lem weil ix so über­haupt in die voss vs. be­cke­dahl ver­an­stal­tung rein­kam. die tü­ren wur­den näm­lich schon kurz nach dem ende des made-in-eu­ro­pe-pa­nels we­gen über­fül­lung ver­ram­melt. aus dem made in eu­ro­pe-pa­nel blieb nicht viel hän­gen, aus­ser dass chi­na ei­nen plan hat und eu­ro­pa nicht (fe­lix lee) oder dass man in eu­ro­pa ja (quell) of­fe­ne, mo­du­la­re, „nach­hal­ti­ge“ hard­ware för­dern könn­te und da­mit ei­nen of­fen­bar be­stehen­den be­darf be­die­nen könn­te (anke dom­scheid-berg). anke dom­scheid berg zi­tier­te in an­de­rem zu­sam­men­hang auch gre­gor gysi mit „op­po­si­ti­on ist zeit­geist“ (so habe ichs ver­stan­den), mein­te aber wahr­schein­lich: „In Op­po­si­ti­on kann man Zeit­geist ver­än­dern.“ wenn ich mir die der­zei­ti­ge op­po­si­ti­on im bun­des­tag so an­gu­cke, zu­min­dest die rechts sit­zen­de, hof­fe ich doch sehr dass das ent­we­der nicht stimmt oder zeit­geist stär­ker aus der ge­sell­schaft ver­än­dert wird, als aus dem par­la­ment. die ver­tre­te­rin der tel­kom auf der büh­ne, clau­dia ne­mat (ver­ant­wor­tet im vor­stand der tel­kom das res­sort tech­no­lo­gie und in­no­va­ti­on), stimm­te grund­sätz­lich al­lem und je­dem zu, so­gar zwei krit­sch fra­gen­den aus dem pu­bli­kum. die kunst des lau­ten „ja“, kom­bi­niert mit ei­nem lei­sen „aber“ habe ich jetzt schon mehr­fach auf der re­pu­bli­ca be­ob­ach­tet und sie wird aus­schliess­lich von frau­en be­herrscht.

das streit­ge­spräch voss vs. be­cke­dahl be­gann mit ei­ner drei­fach an­mo­de­ra­ti­on; zu­erst der büh­nen-mo­de­ra­tor, dann der ge­sprächs­mo­de­ra­tor jo schück, der er­klär­te dass das ge­spräch als zdf-kul­tur-sen­dung auf­ge­zich­net wür­de und dass er gleich, „ab­sur­der­wei­se“, noch­mal auf die büh­ne kom­men wür­de, als wür­de er das zum ers­ten mal tun. das tat er auch und mo­de­rier­te das pa­nel dann wirk­lich bril­li­ant, gut vor­be­rei­tet und un­ter­halt­sam durch.

bei voss vs. be­cke­dahl hat der mo­de­ra­tor ge­won­nen. (be­cke­dahl und voss ha­ben sich bei­de gut ge­schla­gen, aber jo schück hat das wirk­lich sehr bril­li­ant mo­de­riert) pic.twit­ter.com/LR9h0FKOfv

fe­lix schwen­zel (@di­plix07.05.2019 11:13

ne­ben mir sass jens schrö­der und sag­te vor dem voss vs. be­cke­dahl-ge­spräch, dass er ein biss­chen angst vor dem ge­spräch habe. die­se angst, dass das pu­bli­kum all zu höh­nisch und un­fair mit axel voss um­ge­hen könn­te teil­te ich mit ihm, es zeig­te sich aber, dass sie un­be­grün­det war. bei mar­kus be­cke­dahl bra­chen zwar ein, zwei mal kurz emo­tio­nen und po­le­mi­sche an­sät­ze durch, aber das ge­spräch emp­fand ich als zi­vi­li­siert und er­hel­lend — und das pu­bli­kum als fair. an­ders als er­war­tet, brab­bel­te axel voss nicht nur un­zu­sam­men­hän­gen­des zeug vor sich hin, son­dern schaff­te es bei­na­he eine schlüs­si­ge ar­gu­men­ta­ti­on da­für ab­zu­lie­fern, war­um ar­ti­kel 13 eben so ver­ab­schie­det wur­de, wie er ver­ab­schie­det wur­de. der ar­ti­kel, der das ur­he­ber­recht be­trä­fe sei eben nur eine gro­be vor­ga­be (richt­li­ne), die, im ge­gen­satz zu ver­ord­nun­gen, eben nicht eins zu eins, son­dern mit gros­sem spiel­raum na­tio­nal um­ge­setzt wer­den könn­ten. man muss mit dem in­halt und dem geist der richt­li­nie nicht über­ein­stim­men, aber dass es spiel­raum bei der um­set­zung gibt ist re­la­tiv un­be­streit­bar. dass auch gut ge­schrie­be­ne ge­set­ze rechts­un­si­cher­hei­ten schaf­fen, und nicht nur schlecht ge­schrie­be­ne wie die von ihm be­glei­te­te richt­li­nie, hat er lei­der nicht ge­sagt, aber auch das dürf­te re­la­tiv un­besterit­bar sein. ganz ab­ge­se­hen da­von zog mar­kus be­cke­dah­ls kern­ar­gu­ment we­sent­lich bes­ser, näm­lich dass das ur­he­ber­recht ganz grund­sätz­lich an das di­gi­ta­le zeit­al­ter an­ge­passt wer­den müss­te und gross­zü­gi­ge­re, ex­pli­zi­te­re schran­ken­re­ge­lun­gen um­fas­sen müss­te, da­mit das kre­ieren, dass pu­bli­zie­ren im netz un­kom­pli­zier­ter, ver­ständ­li­cher und nach­voll­zieh­ba­rer wird.

axel voss be­harr­te im ge­spräch auch dar­auf, dass die aus­nah­me­re­ge­lun­gen die man in der richt­li­nie fest­ge­legt habe (ar­ti­kel 5?), auch aus­nah­men im zi­tat­recht von bil­dern („me­mes“) be­inhal­ten wür­de: wenn das nicht so um­ge­setzt wür­de, mein­te voss zu be­cke­dahl, kön­ne man sich mnoch­mal zu­sam­men­set­zen und das dann wie­der än­dern. das ist aus dem mund von je­man­dem, der in der zeit be­haup­te­te, dass man frem­de tex­te auf pri­va­ten home­pages in gän­ze ver­öf­fent­li­chen dür­fe (weil „pri­vat­ko­pie“) nicht so irre be­ru­hi­gend, aber im­mer­hin eine deut­li­che fest­le­gung. der pas­send zy­ni­sche kom­men­tar, der in etwa lau­te­te: „an­pas­sun­gen las­sen sich dann ja pro­blem­los vom eu­ro­pa­par­la­ment ver­ab­schie­den“ kam dann glau­be ich von jo schück.

splan­ge das ur­he­ber­recht aber ka­putt ist, kann man hier bei der bun­des­zen­tra­le für po­li­ti­sche bil­dung im­mer­hin zwei bro­schü­ren mit je­weils un­ge­fähr 400 sei­ten zur ein­füh­rung in die the­ma­tik run­ter­la­den.

da­nach blieb ich für bern­hard pörk­sen sit­zen. ei­gent­lich er­tra­ge ich des­sen vor­trags­stil nicht — auch wenn er den vor­teil ge­gen­über vie­len an­de­ren vor­tra­gen­den hat, dass er sich sorg­fäl­tig vor­be­rei­tet, bzw. sei­nen text aus­wän­dig lernt.

al­les was pörk­sen eben auf #stage2 sag­te ha­ben an­de­re auch schon mal ge­sagt, nur nicht so ge­schwif­fen und ge­drech­selt — und auch wenn er wie eine eit­le aka­de­mi­ker-ka­ri­ka­tur wirkt, habe ich heu­te sei­nen #rp19 vor­trag er­tra­gen und gut ge­fun­den.wahr­schein­lich weil ich gut sass. pic.twit­ter.com/PNlw3tvhmR

fe­lix schwen­zel (@di­plix07.05.2019 12:21

da­nach in der mit­tags­pau­se ge­se­hen wie fle­xi­bel wer­bung sein kann und kai bier­mann im ma­ker­space ge­trof­fen.

beim „The Al­go­rith­mic Boss“ von alex ro­sen­blat wur­de auf eine art da­von ab­ge­ra­ten für uber zu fah­renZ­zu ar­bei­ten, aber das pro­blem, das sie be­schrieb, dürf­te uns al­len noch im all­tag be­geg­nen; nicht nur dass wir in der ei­nen oder an­de­ren form an­wei­sun­gen von al­go­rith­men er­hal­ten wer­den, son­dern eben auch, dass wir künf­tig hil­fe­stel­lun­gen eher von al­go­rith­men als men­schen be­kom­men wer­den. und wenn wir doch mal an men­schen ge­ra­ten, dürf­ten das meist men­schen sein, die sehr weit von uns und un­se­ren pro­ble­men sit­zen und auch al­go­rith­mi­sche chefs ha­ben.

bei „Buil­ding Joyful Fu­tures“ von al­exis hope habe ich dann wie­der ge­schla­fen, ob­wohl das the­ma ei­gent­lich gut und wich­tig ist. näm­lich dass ap­pa­ra­te, ma­schi­nen, hilfs­mit­tel oft von men­schen ge­baut wer­den, die sie gar nicht be­nut­zen. die­se ap­pa­ra­te und ma­schi­nen dann ge­mein­sam selbst zu ent­wi­ckeln ist auch mei­ner mei­nung nach eine der gröss­ten chan­cen der di­gi­ta­li­sie­rung und weht na­tür­lich auch schon län­ger un­ter dem la­bel ma­ker-mo­ve­ment durch das netz, die welt und die re­pu­bli­ca. letzt­end­lich sehe ich auch das blog­gen als ein er­geb­nis die­ser be­we­gun­gen. wenn nicht über die welt, die bla­sen, die ge­mein­schaf­ten be­rich­tet wird, de­ren teil man ist, macht man es eben selbst. so ist das blog­gen ent­stan­den und die­se idee steht eben auch hin­ter face­book und twit­ter (wenn man das wer­be­ge­döns mal aus­blen­det).

nach ei­ner wei­te­ren kur­zen pau­se im hin­ter­hof, bzw. der hin­te­ren frei­flä­che, ging ich in chris­ti­an mio lo­clairs vor­trag ar­ti­fi­ci­al va­ni­ty. den vor­trag hielt er aus grün­den der ei­tel­keit bes­se­ren wer­be­wir­kung/reich­wei­te auf eng­lisch, ob­wohl das nicht sei­ne stärks­te mut­ter­spra­che ist.

zu­gleich furcht­bar pa­the­tisch, die ar­beit und #rp19 prä­sen­ta­ti­on von chris­ti­an @Mio_Lo­clair in „ar­ti­fi­ci­al va­ni­ty“ auf #stage1, als auch tief be­ein­dru­ckend und fas­zi­nie­rend. und am ende gabs nen schö­nen talk-twist und ne be­frie­di­gen­des fa­zit. pic.twit­ter.com/tt8p5zpg­BA

fe­lix schwen­zel (@di­plix07.05.2019 16:48

sei­ne ar­bei­ten und das was sein stu­dio walz bi­n­aire macht sind gröss­ten­teils wirk­lich wun­der­schön, sehr di­gi­tal, sehr cut­ting edge, aber zum teil eben auch sehr in­sze­niert, leer und will­kür­lich. was mir aber sehr ge­fal­len hat, war die kur­ve die er am ende hin­be­kom­men hat. nach­dem er zwei drit­tel sei­nes vor­trags da­mit zu­ge­bracht hat zu zei­gen, wie ma­schi­nen — oder ge­nau­er sys­te­me zum ma­schi­nel­len ler­nen — of­fen­bar schöp­fe­risch tä­tig sein kön­nen, wie man sie auf be­stimm­te sti­le oder zie­le trai­nie­ren kann — mit teil­wei­se er­staun­li­chen er­geb­nis­sen — zeig­te er am ende eben auch die gren­zen die­ser tech­no­lo­gie auf. die wa­ren näm­lich ge­nau dann er­reicht, als er und sein team ver­such­ten die sys­te­me auf kin­der­bil­der zu trai­nie­ren. weil kin­der eben kei­nen stil ha­ben, oder bes­ser, die bil­der von kin­dern eben al­les sein kön­nen, kin­der eben kei­ne lieb­lings­far­be ha­ben (son­dern alle far­ben mö­gen), kei­ne be­stimm­te art tie­re zu ma­len (son­dern alle vor­stell­ba­ren und un­vor­stel­ba­ren ar­ten tie­re zu ma­len nut­zen), ist das was aus dem trai­nings­set von tau­sen­den (mil­lio­nen?) kin­der­bil­dern her­aus­kam ein­fach nur farb-matsch. die­se ma­gie der kind­li­chen, der mensch­li­chen krea­ti­vi­tät, die­se po­ten­zi­el­le un­be­re­chen­bar­keit des mensch­li­chen geis­tes, die ma­schi­nen zur ver­zei­flung brin­gen kann und die auch schon char­lie chap­lin vi­sua­li­siert hat, wa­ren ein star­kes fa­zit von lo­clairs vor­trag, das je­den vor­her­ge­hen­den pa­thos ent­schul­digt und wett macht. wenn das vi­deo on­line ist: un­be­dingt nach­schau­en!

da­nach tors­ten kleinz …

@pu­blic­tors­ten kleinz ge­wohnt fach­kun­dig und ver­peilt bei sei­nem #rp19 vor­trag über ad­blo­cker. fühl­te sich an wie in ei­nem der se­mi­nar­räu­me in der kalk­scheu­ne. pic.twit­ter.com/Iyg­cIAb­Php

fe­lix schwen­zel (@di­plix07.05.2019 16:50

… und die pod­cast-auf­zeich­nung der lage der na­ti­on ge­schaut. das ge­spräch mit chris­ti­na schmidt war su­per in­ter­es­sant, aber mit je­dem wei­te­ren gast wur­de ich schläf­ri­ger und ging dann, als le­on­hard do­busch auf die büh­ne kam.

cory doc­to­row habe ich mir ge­spart, auch wenn er si­cher­lich in­ter­es­san­tes ge­sagt hat und alex matz­keit ver­spre­che ich nach­zu­gu­cken.

ob­wohl ich ei­gent­lich zu müde war, hab ich mir zu­hau­se dann noch eine fol­ge kil­ling eve an­ge­se­hen.


rp19, ers­ter tag

felix schwenzel in artikel

ich war re­la­tiv früh auf dem re­pu­bli­ca ge­län­de, das sich ge­fühlt mitt­ler­wei­le über die hal­be stadt er­streckt. auf dem hof jens scholz ge­troff­fen, der sich frag­te, war­um sich über­haupt je­mand die rede des bun­des­prä­si­den­ten an­schau­en wol­le. dar­auf hat­te ich auch kei­ne ant­wort, ver­ab­schie­de­te mich und ging los, um mir den bun­des­prä­si­den­ten an­zu­se­hen. der ein­gang zur büh­ne 1 war ab­ge­sperrt, da­vor eine ziem­lich gros­se men­schen­trau­be. weil ich mich mitt­ler­wei­le ger­ne an lan­gen schlan­gen an­stel­le war­te­te ich. es zeig­te sich, dass ich zwar für mei­ne ver­hält­nis­se früh war, aber die gros­se hal­le mitt­ler­wei­le voll war. die men­schen­trau­be in der ich war­te­te wur­de dann zur live­über­tra­gung am lok­schup­pen im park des tech­nik­mu­se­ums ge­lei­tet. die be­stuh­lung dort be­stand aus (be­reits be­leg­ten) lie­ge­stüh­len und bier­bän­ken, aber die idee, mir ver­an­stal­tun­gen der re­pu­bli­ca im park an­zu­se­hen ge­fiel mir.

die rede von stein­mei­er war dann ein sehr gute mit­tel­mäs­si­ge rede. man merk­te, dass er und sei­ne re­den­schrei­berïn­nen sich mit der ma­te­rie be­schäf­tigt hat­ten, er sag­te nichts doo­fes, war ent­spannt, wich auch mal vom ma­nu­skript ab, aber eu­pho­ri­sie­rend oder mit­reis­send war an sei­ner rede nichts. da­für gab’s so­li­den, pa­thos­frei­en und ver­nünf­ti­gen ver­fas­sungs­pa­trio­tis­mus und eine freund­li­che auf­for­de­rung die kon­sruk­ti­ven de­bat­ten der letz­ten jah­re fort­zu­set­zen. hän­gen blieb ein tes­ti­mo­ni­al satz, der die tro­cke­ne sprö­dig­keit der rede stein­mei­ers ganz gut sub­sum­miert: „nicht etwa die di­gi­ta­li­sie­rung der de­mo­kra­tie, son­dern die de­mo­kra­ti­sie­rung des di­gi­ta­len ist aus mei­ner sicht die drän­gens­te auf­ga­be.“

no­tiert habe ich mir auch, dass stein­mei­er mein­te, dass es in der po­li­tik um ver­bun­den­heit gehe, und eben nicht nur um ver­net­zung. jetzt wo ich das nach­träg­lich in mei­nen no­ti­zen lese, regt es mich fast ein biss­chen auf, weil es ein fal­scher ge­gen­satz ist, wenn man ver­netzt und ver­bun­den als un­ter­schied­li­che ka­te­go­rien dar­s­telt, wenn ver­net­zung doch ei­gent­lich eine vor­aus­set­zung für ver­bun­den­heit und ge­mein­sam­keit ist

da­nach sprach nan­ji­ra sam­bu­li und der platz um die live­über­tra­gung lich­te­te sich. im­mer­hin, so sah man es im live­stream, blieb stein­mei­er noch im pu­bli­kum sit­zen und hör­te nan­ji­ra sam­bu­li grin­send zu. ich hör­te ihr eher fas­zi­niert zu, weil ihr eng­lisch so prä­zi­se war und sie mich an emi­lia clar­ke er­in­ner­te. ober­fläch­lich hör­te sich nan­ji­ra sam­bu­li rede im ers­ten teil leicht al­ge­mein­plat­zig an, aber wenn man kon­zen­triert zu­hör­te und sich auf ihre be­ob­ach­tun­gen ein­liess, hat­ten sie et­was au­gen­öff­nen­des; näm­lich dass wir un­se­re hal­tung zur di­gi­ta­li­sie­rung, zu den ver­wer­fun­gen der di­gi­ta­li­sie­rung oder wem wir ex­per­ti­se in die­sen fel­dern zu­ord­nen, gründ­lich über­den­ken müs­sen. al­go­rith­men nann­te sie „mer­chants of con­ve­ni­ence“ und auch wenn es ei­gent­lich eine selbst­ver­ständ­lich­keit sein soll­te, ist es gut dass sie es noch­mal so deut­lich sag­te: tech­no­lo­gie (und re­gie­run­gen) müs­sen der ge­sell­schaft die­nen. die­ser grund­sätz­li­che­re, tie­fe­re blick auf die di­gi­ta­li­sie­rung, die di­gi­ta­li­sier­te ge­sell­schaft und die me­cha­ni­ken da­hin­ter, wäre et­was ge­we­sen, was die rede des bun­des­prä­si­den­ten gut statt mit­tel­gut ge­macht hät­te. so war es aber auch gut, weil es zeig­te, dass wir die ge­stal­tung der di­gi­ta­li­sie­rung (und ih­rer de­mo­kra­ti­sie­rung) we­der al­ten weis­sen män­nern, noch ih­ren jün­ge­ren weis­sen re­den­schrei­berïn­nen und erst recht nicht jün­ge­ren ame­ri­ka­ni­schen CEOs al­lein über­las­sen dürf­fen.

spä­ter, auf büh­ne 4 sag­te sina ka­ma­la kauf­mann, auf ei­nem von ge­ral­di­ne de bas­ti­on mo­de­rier­ten pa­nel (sinn­ge­mäss), dass sie über­haupt nicht ein­se­he, war­um sie sich von al­ten weis­sen män­nern auf büh­ne eins rat­schlä­ge für die zu­kunft ge­ben las­sen soll­te. de bas­ti­on, die den bun­des­prä­si­den­ten vor­her mit an­mo­de­riert hat­te, ja,-aber!-te das ele­gant, in­dem sie dar­auf hin­wies, dass nach dem al­ten weis­sen mann eine jun­ge, schwar­ze afri­ka­ne­rin ge­re­det hät­te und da­bei die hälf­te des pu­bli­kums den saal ver­liess.

um 12:30 fiel mir auf der büh­ne 3 zum ers­te mal auf, dass die re­pu­bli­ca sich die­ses mal mit se­mi­ko­lon statt dop­pel­punkt schreibt, was mir, wie über­haupt die gan­ze #rp19-ge­stel­tung, sehr ge­fiel.

ich mag das sem;ko­lon. pic.twit­ter.com/teiz­SLy­c­qd

fe­lix schwen­zel (@di­plix06.05.2019 11:28

was mich dann aber lang­weil­te war das pa­nel. chris­toph kee­se re­fe­rier­te dort über die ge­nia­le on­line-sra­te­gie des sprin­ger ver­lags, dass sich die bal­ken bo­gen. der mo­de­ra­tor ralf gla­ser war im har­mo­nie­mo­dus und mach­te kei­ne an­stal­ten kee­ses weih­rauch zu stop­pen oder zu we­nigs­ten ein biss­chen zu fä­cheln. auch su­san­ne hahn be­weih­räu­cher­te le­dig­lich ih­ren ar­beit­ge­ber daim­ler, wenn auch et­was we­ni­ger aus­la­dend als der busi­ness kas­per kee­se. nach 15 mi­nu­ten ver­liess ich das pa­nel, weil ich die hoff­nung, dass es noch kon­tro­vers wer­den wür­de oder dass er­kennt­nis­ge­winn ab­fal­len wür­de auf­gab. was ich hät­te mit­neh­men kön­nen, aber lie­ber lie­gen liess: wir müs­sen die busi­ness-stra­te­gien aus dem si­li­con val­ley ko­pie­ren.

da­nach wur­de ich kurz in den schluss­ak­kord von mi­ka­el col­ville-an­der­sens vor­trag ge­spült, des­sen vor­trags­stil mir ein biss­chen zu jung für sein al­ter war, aber ne­ben dem zu häu­fi­gen „it’s cool man, yeah, cool“ wirk­lich gut und sub­stan­zi­ell war. de­fi­ni­tiv ein kan­di­dat für spä­te­res you­tube-nach­gu­cken. hän­gen blieb aber schon aus dem schluss­ak­kord ei­ni­ges: wenn man vie­le, sehr viel und gute da­ten hat, las­sen sich rad­we­ge und au­to­freie zo­nen auch ge­gen rechts­po­pu­lis­ten und rechts­pu­bli­zis­ten wie po­s­ch­ard durch­set­zen. städ­te, ak­ti­vis­mus in und da­ten aus städ­ten kön­nen und wer­den ei­nen ur­ba­nen wan­del zu mehr kli­ma­schutz vor­an­trei­ben.

da­nach habe ich mich erst­mal, im sin­ne von chris­toph kee­se, mit dem ers­ten bier selbst dis­rup­tiert. dan­kens­wer­ter wei­se gibt es die­ses jahr auf der re­pu­bli­ca nicht nur ekel-bier, son­dern auch wei­zen­bier. mit die­sem bier habe ich mich dann zu ei­nem mei­ner lieb­lings­netz­men­schen kos­mar (der vor zehn jah­ren schon mal ge­peakt hat) und herrn braun ge­stellt. da­bei stan­den noch ein an­de­rer bri­te und tim pritl­ove, die aber le­dig­lich über den krieg re­de­ten. kos­mar und ich wur­den dann noch fo­to­gra­fiert.

da­nach habe ich mir mads pan­kow (ja, aus ber­lin) an­ge­se­hen, wie er mit sei­nem lap­top kämpf­te und über ar­beit als si­mu­la­ti­on sprach. das war in­ter­es­sant, stei­le the­sen ge­spickt und in­spi­rie­rend, aber auch ein biss­chen frus­trie­rend, weil er re­la­tiv schlüs­sig nach­wies, dass die ar­beit von vie­len men­schen ei­gent­lich über­flüs­sig ist. wenns ich mich ir­gend­wann mal zu eu­pho­risch oder zu­frie­den er­wi­sche, goog­le ich ein­fach bull­shit jobs und lese mir alle such­ergeb­nis­se durch.

als ich die büh­ne 4 ver­liess, wur­de ich auf die büh­ne eins ge­spült, auf der mar­kus be­cke­dahl ge­ra­de das letz­te jahr netz­po­li­tik zu­sam­men­fass­te, stein­mei­er zi­tier­te und den bo­den für sein streit­ge­spräch mit axel voss heu­te früh be­rei­te­te. ich glau­be ich muss mich jetzt spu­ten mit der zu­sam­men­fas­sung des ers­ten #rp19-ta­ges, weil das ge­spräch mit voss live wahr­schein­lich amü­san­ter ist, als aus der you­tube-kon­ser­ve.

nach dem (sehr gu­ten) mi­t­a­gessen dann mit don dah­l­mann ge­lau­dert und ge­merkt, wel­chen enor­men re­de­be­darf ich ei­gent­lich bei dem the­ma, dass ich die­ses jahr für die #rp19 ein­rei­chen hät­te wol­len, habe. den vor­ge­zo­ge­nen call for pa­pers hat­te ich die­ses jahr ver­passt, mei­ne bit­te um nach­no­mi­nie­rung habe ich dann aber aus ir­gend­wel­chen grün­den bis in den märz auf­ge­scho­ben, wo ich mir dann dach­te, dass eine re­pu­bli­ca ohne vor­trag von mir doch auch ent­span­nend wäre (für mich). hät­te ich mich be­wor­ben, hät­te ich näm­lich über mei­ne er­kennt­nis­se zur heim­au­to­ma­ti­sie­rung ge­spro­chen, ein feld in dem ich seit über zwei jah­ren in­ten­siv for­sche und von dem ich glau­be, dass es nicht nur enor­men spass macht, son­dern auch po­li­tisch und ge­sell­schaft­lich so vie­le rle­van­te fra­gen auf­wirft, dass ich zum ers­ten mal wirk­lich eine stun­de (statt im­mer nur ei­ner hal­ben stun­de) dar­über spre­chen kann. nächs­tes jahr dann.

da­nach habe ich vor der büh­ne eins ei­nen in­ten­si­ven mit­tags­schlaf ge­macht, wäh­rend sy­bil­le krä­mer re­de­te. ich hof­fe sehr, dass mich da­bei nie­mand fo­to­gra­fiert hat, aber der schlaf war sehr er­hol­sam und der vor­trag von sy­bil­le krä­mer war auch nicht schlecht — so­weit ich das be­ur­tei­len kann.

da­nach war ich da­für im pa­nel De­sig­ning To­mor­rows - Sci­ence Fic­tion as a Me­thod re­la­tiv hell­wach. das pa­nel war her­vor­ra­gend von ge­ral­di­ne de bas­ti­on mo­de­riert, die tech­nik sponn auch hier ein biss­chen, aber ich habe ei­ni­ges zur spä­te­ren ver­tie­fung mit­ge­nom­men: die four fu­tures me­thod als werk­zeug zum vor­aus­se­hen oder ima­gi­nie­ren von zu­kunfts­sze­na­ri­en will ich un­be­dingt noch­mal nach­le­sen, das buch von sina ka­ma­la kauf­mann will ich un­be­dingt le­sen und das kon­zept des mad­home (statt smar­thome) wer­de ich ir­gend­wann auch auf mi­chel­le chris­ten­sens web­site (oder an­ders­wo) zur ver­tie­fung fin­den.

aber rich­tig in­ter­es­sant wur­de es ei­gent­lich erst nach den kur­zen im­puls-prä­sen­ta­tio­nen und fra­gen in klei­ner run­de, als die dis­kus­si­on ge­öff­net wur­de und mein ge­heim­tipp aus 2018, den ich mir schon da­mals auf eine grös­se­re büh­ne ge­wünscht habe, eden ku­per­mintz, auf die büh­ne kam. er fass­te mal eben, ganz non­cha­lant die es­senz von sci­ence fic­tion zu­sam­men und zwar so gut, dass ich das jetzt nicht ad-hoc selbst wie­der zu­sam­men­be­kom­me. aber sein auf­tritt im pa­nel er­in­ner­te mich dann dar­an, dass er auch noch ei­nen vor­trag hal­ten wür­de, und zwar um vier­tel nach sie­ben auf büh­ne acht: hea­vy me­tal und kli­ma­wan­del (mein ti­tel). wie auch im letz­ten jahr war sein vor­trag herr­lich un­kon­ven­tio­nell, mit herz und viel weit­her­ho­len. hän­gen ge­blie­ben ist: hea­vy me­tal is „in your face“, kon­fron­ta­tiv, dis­har­mo­nisch und läuft nicht weg. aus­ser­dem hat­te er die bes­te, ra­tio­na­le pa­nik­ma­che im an­ge­bot: die welt wird nicht un­ter­ge­hen, aber vie­le tei­le der welt wer­den es. das the­ma ra­tio­na­le pa­nik­ma­che war am ers­ten tag so­wie­so das vor­herr­schen­de the­ma, sa­scha lobo be­liess es in sei­nem vor­trag auch nicht bei ei­nem „tut was, ver­dammt“ wie in den letz­ten drei jah­ren, son­dern wies auch dar­auf hin, dass er sich spä­er nicht von sei­nen en­keln vor­wer­fen las­sen wür­de wol­len, da­mals (heu­te) kei­ne or­dent­li­che pa­nik­ma­che ver­brei­tet zu ha­ben. und auch sa­scha lobo über­liess es nach ei­nem eher zä­hen an­fang, ei­nem fu­rio­sen mit­tel- und end-drit­tel, ei­ner jun­gen frau das ei­gent­li­che the­ma der re­pu­bli­ca zu set­zen:

Ac­ti­vism works.

So act.

Gre­ta Thun­berg (@Gre­ta­T­hun­berg29.04.2019 7:13


bild von der pre­bu­li­ca
bun­des­prä­si­dent live­über­tra­gung ins aus­sen­ge­län­de des tech­nik­mu­se­ums
das ist ein lap­top der re;pu­bli­ca 19.
from smar­thome to mad­home
das ende
goog­le ohne in­ter­net­ver­bin­dung

werks­ein­stel­lun­gen

felix schwenzel in artikel

ge­gen drei uhr ges­tern früh kurz auf­ge­wacht und ge­se­hen, dass im flur licht brann­te. das be­deu­tet nie et­was gu­tes, also ent­schied ich mich lang auf­zu­wa­chen und der sa­che nach­zu­ge­hen. tat­säch­lich war die au­to­ma­ti­sche woh­nung ka­putt, nichts ging mehr au­to­ma­tisch, kein nacht­lich im flur, auf dem klo, in der kü­che. die bat­te­rie­be­trie­be­nen licht­schal­ter gin­gen nicht mehr (aus­nah­me: die ge­nia­len ikea-trad­fri-fern­be­die­nun­gen, die di­rekt mit den bir­nen spre­chen). das wlan war weg und die esp8266-mi­kro­pro­zes­so­ren blink­ten im­mer wie­der auf, weil sie sich of­fen­bar nicht mehr mit der zent­tra­le ver­bin­den konn­ten und im­mer wie­der neu­star­te­ten.

mir fiel ein, dass an­fang mai der DSL-an­bie­ter-wech­sel an­ge­setzt war. vor­ges­tern abend ging noch al­les, eine um­schal­tung mit­ten in der nacht? hut ab.

die fritz­box lief, aber keins mei­ner ge­rä­te konn­te sich mit ihr ver­bin­den. weil das wlan nun wirk­lich so gut wie nie aus­fällt, fiel mir als ein­zi­ge er­klä­rung ein: ir­gend­wer, ir­gend­was hat­te die fritz­box auf die werks­ein­stel­lun­gen zu­rück­ge­setzt. mit dem hin­ten auf die fritz­box ge­druck­ten wlan-kenn­wort konn­te ich mir tat­säch­lich wie­der wlan-zu­gang ver­schaf­fen und per knopf­druck das DSL und die te­le­fo­nie vom neu­en an­bie­ter (te­le­kom) au­to­ma­tisch neu ein­rich­ten las­sen.

als ich wie­der in­ter­net hat­te, tru­del­ten auch mei­ne mails ein, un­ter an­de­rem die­se:

WTF? das mein „In­ter­net-An­bie­ter“ mei­ne fritz­box zu­rück­set­zen kann ist be­reits be­un­ru­hi­gend, aber das er das auch tut ist eine ex­tre­me schwei­ne­rei. schliess­lich ist auf mei­ner fritz­box nicht nur der in­ter­net-an­schluss des „An­bie­ters“, son­dern alle mög­li­chen an­de­ren da­ten: te­le­fon-bü­cher, -black­lists, mei­ne kom­plet­te heim­netz­werk­kon­fi­gu­ra­ti­on, alle lang­wie­rig kon­fi­gu­rier­te IP-adres­sen und host­na­men mei­ner ge­rä­te, in­ter­net­zu­gangs­sper­run­gen für hubs und an­de­re ge­rä­te die po­ten­zi­ell nach hau­se te­le­fo­nie­ren möch­ten und per­sön­lich re­le­van­te an­ruf-his­to­ri­en und si­cher­heits­re­le­van­te auf­zeich­nun­gen (logs). mein „In­ter­net-An­bie­ter“, ich ver­mu­te mein al­ter an­bie­ter (o₂), meint al­len erns­tes er kön­ne dar­über ver­fü­gen und das un­ge­fragt al­les lö­schen?

mir kommt das un­ge­fähr so vor, als wür­de ein ver­le­ger nach der kün­di­gung ei­nes abos bei mir in die woh­nung kom­men und die zei­tun­gen per flam­men­wer­fer „zu­rück­setzt“. mit­ten in der nacht und ohne rück­sicht auf kol­la­te­ral­schä­den.

klar: back­ups der fritz­box-kon­fi­gu­ra­ti­on hat­te ich auch, al­ler­dings wa­ren die ein paar wo­chen alt und ich ent­schied mich das mal eben al­les schnell neu auf­zu­set­zen. ge­gen halb sie­ben war ich fer­tig, die au­to­ma­ti­sche woh­nung funk­tio­nier­te wie­der au­to­ma­tisch, das lo­ka­le netz­werk und der fern­zu­griff wa­ren wie­der kor­rekt kon­fi­gu­riert und die te­le­fo­ne und an­ruf­be­ant­wor­ter und ruf­um­lei­tun­gen und ein te­le­fon­buch, mit den we­ni­gen men­schen die uns noch auf dem fest­netz an­ru­fen, wa­ren ein­ge­rich­tet.

aber die tat­sa­che, dass ei­ner­seits ein „In­ter­net-An­bie­ter“ in mei­ner pri­vat­s­hä­re, an mei­ner in­for­ma­ti­ons-in­fra­struk­tur rum­fum­meln kann, log-da­tei­en, ein­stel­lun­gen, fil­li­gra­ne kon­fi­gu­ra­tio­nen ein­fach lö­schen kann und das dann auch noch tut, lässt mich sprach­los zu­rück. mir feh­len zwar nicht die wor­te, im ge­gen­teil, aber die spa­re ich mir, weil die­se wor­te jus­ti­zia­bel sein könn­ten.

(ich ver­mu­te sehr, dass das eine ak­ti­on von o₂ war, wo­bei es na­tür­lich auch mög­lich ist, dass die fritz­box sich selbst zu­rück­setzt, wenn der kon­fi­gu­ra­ti­ons­ser­ver des al­ten an­bie­ters ver­schwin­det, bzw. den an­schluss für er­lo­schen er­klärt. das wäre dann ein ve­ri­ta­bler bug in der fritz­box firm­ware von avm. dass die te­le­kom das zu­rück­set­zen ver­an­lasst ha­ben könn­te ist na­he­zu aus­zu­schlies­sen, der an­schluss war ja noch nicht ein­ge­rich­tet und da­mit auch kein zu­griff für die te­le­kom mög­lich. 100%ig aus­zu­schlies­sen ist das na­tür­lich nicht. aber aus ver­gan­ge­nen schlech­ten er­fah­run­gen mit o₂ rich­te ich mei­nen är­ger jetzt zu­nächst voll auf o₂.)

mich wür­de na­tür­lich in­ter­es­sie­ren ob das an­de­ren auch schon beim DSL-an­bie­ter­wech­sel pas­siert ist, ob das ein stan­dard-vor­ge­hen ist oder ob das gar eine art di­gi­ta­ler haus­frie­dens­bruch sein könn­te. von mir aus kann mein „In­ter­net-An­bie­ter“ alle da­ten lö­schen, die er über mich ge­sam­melt hat, aber doch nicht mei­ne da­ten und mei­ne von mir vor­ge­nom­me­nen ein­stel­lun­gen.


ein kitz­klei­ne re­cher­che hat er­ge­ben, dass zu­min­dest die sät­ze:

Durch Ih­ren In­ter­net-An­bie­ter wur­den die Ein­stel­lun­gen der FRITZ!Box auf die Werks­ein­stel­lun­gen zu­rück­ge­setzt. Da­bei wur­den die bis­he­ri­gen Ein­stel­lun­gen ge­löscht

nur im zu­sam­men­hang mit o₂ im netz zu fin­den sind. in die­sem strang dis­ku­tie­ren nut­zer, de­nen o₂, teil­wei­se mehr­fach, bei der erst­ein­rich­tung die fritz­box zu­rück­ge­setzt hat. un­ter dem werks­ein­stel­lungs­re­set lie­gend ist, so­weit ich das ver­ste­he, das TR-069-pro­to­koll, dass „In­ter­net-An­bie­tern“ er­laubt, be­stimm­te kon­fi­gu­ra­tio­nen an kun­den­rou­tern vor­zu­neh­men. und of­fen­bar „In­ter­net-An­bie­tern“ auch er­laubt, kun­den­da­ten auf fritz­bo­xen nach be­lie­ben zu lö­schen.

avm do­ku­men­tiert zwar das im­ple­men­tier­te TR-069-pro­to­koll — und auch wie man das de­ak­ti­vie­ren kann — dass „In­ter­net-An­bie­ter“ die­se funk­ti­on aber auch nut­zen kön­nen, um alle per­sön­li­chen da­ten und ein­stel­lun­gen von der fritz­box zu lö­schen, ist dort nicht er­wähnt.

Eine FRITZ!Box, die von ei­nem In­ter­net­an­bie­ter zur Ver­fü­gung ge­stellt wird, ist so ein­ge­stellt, da­mit der An­bie­ter die Erst­kon­fi­gu­ra­ti­on vor­neh­men und Up­dates von FRITZ!OS ein­spie­len und Fern­dia­gno­sen durch­füh­ren kann.


mei­ne zig­bee-netz­wer­ke (ent­hält wer­bung)

felix schwenzel in artikel

vor etwa ei­nem jahr habe ich mir von innr eine un­ter­schrank-LED-be­leuch­tung ge­kauft und dar­über ge­schrie­ben. ins­ge­samt bin ich mit den innr-leuch­ten ganz zu­frie­den, mitt­ler­wei­le bie­tet ikea ver­gleich­ba­re, fern­steu­er­ba­re und dimm­ba­re un­ter­schrank­lam­pen an. die be­kommt man für 15,00 plus drei mal 25,00 euro (90,00 €) zu ei­nem ver­gleich­ba­ren me­ter-preis wie von innr (ama­zon­preis innr uc 110 der­zeit 95,00 €). al­ler­dings ha­ben die innr-leucht­strei­fen ein paar ei­gen­hei­ten und merk­wür­dig­kei­ten die die mit dem trad­fri-trei­ber nicht vor­kom­men: beim ein­schal­ten ge­hen die innr-leucht­strei­fen zum bei­spiel im­mer mit 100% an, statt mit der vor­her ein­ge­stell­ten hel­lig­keit.

weil ich vor ein paar ta­gen auf ein an­ge­bot auf der innr-web­sei­te ge­stos­sen bin („test­ge­rä­te­an­for­de­rung für blog­ger“), bin ich seit sams­tag im (test-) be­sitz ei­nes innr-hubs, drei innr LED-bir­nen und ei­ner schalt­ba­ren innr-steck­do­se. innr hat mir die kos­ten­los zu­ge­schickt, nach­dem ich sie habe wis­sen las­sen, dass mich draht­lo­ses schal­ten in­ter­es­siert und ich dar­über schrei­be (auch wenn es sonst kaum je­man­den in­ter­es­siert). als ers­tes hat mich na­tür­lich in­ter­es­siert, ob der LED-strei­fen auch mit der innr-app ein so ko­mi­sches schalt­ver­hal­ten zeigt und ob es viel­leicht ein firm­ware-up­date gibt, wenn man den leucht­strei­fen an den innr-ei­ge­nen hub an­schliesst.

also habe ich als ers­tes den innr-hub ne­ben mei­nen hue-, den trad­fri- und den zig­bee2mqtt-hub ge­legt, an­ge­schlos­sen, die innr-app run­ter­ge­la­den und mich beim ein­rich­ten der app ge­wun­dert, war­um ich mich bei innr als ers­tes re­gis­trie­ren muss. für den be­trieb des zig­bee-hubs, das schal­ten von lam­pen oder die funk­ti­on der app ist die­se an­mel­dung nicht nö­tig. nach den ak­tu­el­len eu­ro­päi­schen da­ten­schutz­re­geln muss so ein an­mel­de­ge­döns ei­gent­lich auch er­klärt wer­den, es müs­sen grün­de ge­nannt wer­den, war­um man auf da­ten­spar­sam­keit ver­zich­tet. er­kenn­ba­ren nut­zen hat man als nut­zer von der an­mel­dung je­den­falls nicht, im ge­gen­teil, ich habe mich noch vor dem an­schluss der ers­ten lam­pe ge­är­gert, weil die an­mel­dung in der innr-app erst im drit­ten an­lauf funk­tio­nier­te. das paa­ren mit den leuch­ten oder dem leucht­strei­fen geht dann, wenn man die an­mel­dung hin­ter sich ge­bracht hat, bei innr ein­fach und so­weit ich ein­schät­zen kann re­la­tiv hack-si­cher: die lam­pe ver­bin­det sich mit dem zig­bee-ko­or­di­na­tor nur, wenn sie un­ge­paart ist und nur in den ers­ten fünf se­kun­den nach­dem man sie ans strom­netz an­ge­schlos­sen hat. hue hat es jah­re­lang ver­säumt den paa­rungs­vor­gang ab­zu­si­chern, wes­halb man mit ent­spre­chend kräf­ti­gen zig­bee-snif­fern gan­ze hue-zig­bee-netz­wer­ke ka­pern konn­te. mitt­ler­wei­le hat hue das pro­blem wohl be­ho­ben. ikea si­chert den paa­rungs­vor­gang durch nähe ab, nur wenn ein be­reits ge­paar­tes ge­rät (meis­tens eine fern­be­die­nung) wirk­lich nah an der lam­pe ist, lässt sie sich zum ein­tre­ten in das neue netz­werk über­re­den.

lei­der zeig­te der UC 110 leucht­strei­fen auch am innr-hub sein ei­gen­ar­ti­ges ein­schalt­ver­hal­ten. ein firm­ware-up­date schien auch nicht zur ver­fü­gung zu ste­hen. an­sons­ten ver­hielt sich der UC 110 wie am hue hub: er än­dert die hel­lig­keit mit ge­schmei­di­gen über­gän­gen und lässt sich auf sehr, sehr nied­ri­ge hel­lig­keit run­ter­dim­men, so nied­rig wie kein an­de­res fern­steu­er­ba­res leucht­mit­tel das ich bis­her ge­se­hen habe.

et­was ei­gen­ar­tig ver­hielt sich die mit­ge­lie­fer­te RGB leuch­te (RB 285 C) am innr hub. beim wech­seln der far­ben leuch­te­te die lam­pe im­mer wie­der weiss auf. der über­gang ins­ge­samt war zwar weich, aber war­um beim wech­sel von blau zu rot über die weis­sen LEDs ge­gan­gen wer­den müss­te ist nicht nach­voll­zieh­bar. da­für merk­te sich die RB 285 C — an­ders als der UC 110 — ih­ren vor­he­ri­gen ein­schalt­zu­stand: wenn ich sie mit der app auf nied­ri­ge hel­lig­keit und hell­blau stell­te, ab­schal­te­te und wie­der an­schal­te­te, ging sie hell­blau mit nied­ri­ger hel­lig­keit wie­der an. was die innr-leuch­ten nicht kön­nen, die trad­fri-lam­pen auch nicht, ist ein neu­es fea­ture dass die neue­re hue-lam­pen-firm­ware be­herrscht: bei hue lam­pen lässt sich jetzt das ein­schalt­ver­hal­ten nach strom­netz-ent­zug kon­fi­gu­rie­ren. schal­te ich trad­fri- oder innr-lam­pen den strom ab, ge­hen sie da­nach im­mer an, j sei dank al­ler­dings im­mer mit den vor­her ein­ge­stell­ten wer­ten. den hue lam­pen kann man jetzt sa­gen, dass sie das auch so ma­chen sol­len, dass sie im­mer an ge­hen sol­len oder nur dann an­ge­hen sol­len, wenn sie vor dem strom­ent­zug auch schon an wa­ren (vor­her gin­gen hue-bir­nen nach tren­nung vom strom­netz im­mer mit 100% hel­lig­keit an).

die bei­den letz­ten schwach­punk­te der innr app- und hub-kom­bi­na­ti­on wa­ren dann der grund, war­um ich den hub schnell wie­der de­mon­tiert habe: wenn ich ei­ner lam­pe den strom weg­nahm, merk­te die app nicht, dass die lam­pe nicht mehr er­reich­bar ist. in der app konn­te ich die lam­pe wei­ter schal­ten und kon­fi­gu­rie­ren, als wäre sie noch im zig­bee-mesh. das kön­nen hue, trad­fri und die open-source lö­sung zig­bee2mqtt bes­ser.

ein völ­li­ges k.o.-kri­te­ri­um für die innr app- und hub-kom­bi­na­ti­on ist die völ­li­ge ab­we­sen­heit ei­ner API. sind leucht­mit­tel oder ak­to­ren an die innr-bridge an­ge­schlos­sen, las­sen sie sich aus­schliess­lich von der innr-app fern­steu­ern. es gibt kei­ne API und bis­her scheint sich nie­mand die mühe ge­macht zu ha­ben, dass kom­mu­ni­ka­ti­ons­pro­to­koll zwi­schen app und hub re­ver­se zu en­gi­nee­ren. das ist an­de­rer­seit aber OK, weil man die innr-ge­rä­te auch pro­blem­los mit an­de­ren zig­bee hubs ver­bin­den kann, der die ge­rä­te dann per API steu­er­bar und aus­les­bar macht.

die mühe die RGB-bir­ne und die schalt­ba­re steck­do­se an un­se­ren hue-hub an­zu­schlies­sen habe ich mir gar nicht erst ge­macht, son­dern bei­de gleich mit mei­ner zig­bee2mqtt-in­stanz ver­bun­den. das ging kin­der­leicht, ein­fach die lam­pe und die steck­do­se zu­rück­set­zen, in­dem ich sie aus der app lö­sche und so­bald die join-op­ti­on ak­ti­viert ist, schnappt sich zig­bee2mqtt die bei­den ge­rä­te so­fort.

eine freu­di­ge über­ra­schung war, dass zig­bee2mqtt alle fea­tures der RGB-bir­ne und der steck­do­se er­ken­nen: für die steck­do­se lie­fert zig­bee2mqtt fol­gen­den json-string:

4/27/2019, 3:57:00 PM - info: MQTT publish: topic 'zigbee2mqtt/0x00158d0001fdecc6', payload '{"state":"ON","linkquality":68,"power":0,"current":0,"voltage":229}'

die dose misst also den ver­brauch an­ge­schlos­se­ner ge­rä­te und über­trägt die­se wer­te per mqtt alle paar se­kun­den.

schalt­ba­re steck­do­sen wa­ren mein ein­stieg in die ver­netz­te woh­nung, al­ler­dings in der nur mit­tel-zu­ver­läs­si­gen, da­für sehr güns­ti­gen 433 mhz funk-va­ri­an­te. aus­ser beim nicht mehr so güns­ti­gen ho­me­ma­tic-sys­tem, bie­ten die­se funk­do­sen kei­nen rück­ka­nal, man selbst und die steue­rungs­soft­ware muss also op­ti­mis­tisch sein und ein­fach da­von aus­ge­hen, dass ein schalt­vor­gang ge­klappt hat. auch den strom­ver­brauch ei­ni­ger ge­rä­te habe ich jah­re­lang über das 433 mhz pro­to­koll aus­ge­le­sen. die re­volt RF-do­sen sind spot­bil­lig (14 €), fun­ken ihre wer­te al­ler­dings im se­kun­den­takt, was an­de­re 433-mhz-kom­mu­ni­ka­ti­on po­ten­zi­ell stört. trotz­dem mes­se ich den strom­ver­brauch un­se­rer wasch­ma­schi­ne bis heu­te mit so ei­ner re­volt-dose, um uns vom ab­schluss von wasch­vor­gän­gen in­for­mie­ren las­sen zu kön­nen.

vor ei­nem jahr habe ich mir für 10 euro bei obi schalt­ba­re wlan-steck­do­sen ge­kauft, auf die man ei­ge­ne firm­ware (tas­mo­ta) fla­shen konn­te. da­mals wa­ren die mit 10 euro un­schlag­bar bil­lig, mes­sen al­ler­dings nicht den strom­ver­brauch. das kann für knapp 30 euro die tplink hs 110, die zwar eine pro­prie­tä­re firm­ware hat, aber da­für auch eine lo­ka­le API bie­tet, sich also ohne cloud aus­le­sen und steu­ern las­sen. da­von habe ich mitt­le­rei­le zwei und bin recht zu­frie­den da­mit.

die innr sp120 ist preis­lich ver­gleich­bar mit der tplink hs110 (bei­de um die 30 euro), sieht aber um ei­ni­ges bes­ser aus.

da­für schal­tet sie ma­xi­mal 10 am­pere, die tplink schal­tet 16 am­pere. 10 am­pere dürf­ten für die mes­sung des strom­ve­brauchs von wasch- oder spül­ma­schi­ne ein biss­chen schwach­brüs­tig sein.

auch spott­bil­lig, aber lei­der ohne strom­mes­sung, sind die neu­en trad­fri schalt­steck­do­sen: sie kos­ten 10 euro und schal­ten auch 16 am­pere. lei­der sind sie in deutsch­land noch nicht lie­fer­bar (mehr­fach ver­zö­gert, der­zeit heisst es, sie sei­en ab fe­bru­ar 2020 in deutsch­land lie­fer­bar)

ich habe mir drei die­ser do­sen in hol­land ge­kauft, zu­sam­men mit ei­nem neu­en schal­ter. das pai­ring war et­was fum­me­lig, aber ich konn­te so­wohl die do­sen, als auch den schal­ter pro­blem­los mit zig­bee2mqtt ver­bin­den. die home-as­sistant trad­fri-im­ple­men­tie­rung kann die do­sen auch ver­bin­den, aber nicht den schal­ter. und weil mei­ne home-as­sistant-ver­si­on schon et­was äl­ter ist 0.75.3 (ak­tu­ell ist 0.92) ist die lö­sung mit der zig­bee2mqtt-bridge mo­men­tan die bes­te. was vor al­lem er­staun­lich ist, vie­les funk­to­niert mit zig­bee2mqtt bes­ser als mit den her­stel­ler-lö­sun­gen. wenn ich bei­spiels­wei­se die innr-RGB-bir­ne oder die innr steck­do­se vom strom­netz tren­ne, mar­kiert zig­bee2mqtt sie zu­ver­läs­sig als nicht ver­füg­bar. trad­fri kann das auch, al­ler­dings nur nach lan­ger time­out-zeit oder wenn man nicht ver­füg­ba­re ak­to­ren ver­sucht zu schal­ten. die innr-hub und ap-kom­bi­na­ti­on kanns nicht, bei hue geht’s mit längreen time-out-zei­ten auch.

mitt­ler­wei­le habe ich über zig­bee2mqtt knapp 20 sen­so­ren und ak­to­ren an­ge­schlos­sen (ne­ben den ikea- und innr-steck­do­sen, ei­ner hue und der innr-RGB-bir­ne, ei­ni­gen xiao­mi-sen­so­ren vor al­lem su­per güns­ti­ge, zu­ver­läs­si­ge und aus­rei­chend schi­cke xiao­mi-schal­ter) und bin su­per zu­frie­den mit der funk­ti­on und der zu­ver­läs­sig­keit, aber vor al­lem der wei­ter­ent­wick­lung der soft­ware. an ein paar stell­len klemmt’s ge­le­gent­lich noch, aber das tut’s auch bei der home-as­sistant trad­fri-im­ple­men­tie­rung, die manch­mal über netz­werk­pro­ble­me stol­pert oder sich auf­hängt.

fazit

mein fa­zit zu den vier bis­her nä­her an­ge­se­he­nen innr-pro­duk­ten ist zweispäl­tig. die pro­duk­te sind ein­wand­frei ge­stal­tet, so­wohl op­tisch, als auch tech­nisch. aber die innr-ei­ge­ne hub- und app-kom­bi­na­ti­on ist na­he­zu nutz­los, weil sie kei­ner­lei API bie­tet. dank des zig­bee-stan­dards las­sen sich die innr-pro­duk­te aber mit al­len markt­üb­li­chen ge­rä­ten paa­ren und nut­zen. als ich zu­erst vor ein paar jah­ren von innr ge­hört habe, habe ich das ge­schäfts­mo­dell so ver­stan­den, dass man hue mit güns­ti­ge­ren, aber kom­pa­ti­blen zig­bee-pro­duk­ten un­ter druck set­zen woll­te. die­sem ge­schäfts­mo­dell hat ikea ei­nen strich durch die rech­nung ge­macht, die seit zwei jah­ren güns­ti­ge, zu­ver­läs­si­ge und stän­dig ge­pfleg­te zig­bee-pro­duk­te an­bie­ten. qua­li­ta­tiv scheint mir die innr-RGB-bir­ne der trad­fri- und hue-kon­ku­renz min­des­tens eben­bür­tig bis über­le­gen. die innr-bir­ne hat de­fi­ni­tiv ein bes­se­res farb­spek­trum als die trad­fri-RGB-bir­nen und sub­jek­tiv er­scheint mir auch die leucht­kraft der innr-RGB-bir­ne der hue-va­ri­an­te über­le­gen.

mit der schalt­ba­ren zig­bee-steck­do­se, die auch den strom­ver­brauch misst, hat innr (noch) ein her­aus­ra­gen­des und schick ge­stal­te­tes pro­dukt, dass es von den an­de­ren her­stel­lern so noch nicht gibt. aber ikea zeigt mit sei­nen 10-euro-zig­bee-do­sen der kon­ku­renz, wo sie ih­ren he­bel an­set­zen. ge­gen phil­ips und sei­ne hue-pro­duk­te wird die po­si­tio­nie­rung auch nicht ein­fa­cher. hue drückt im­mer neue pro­duk­te in den markt und punk­tet mit qua­li­tät, an­spruchs­vol­lem de­sign und ste­ti­ger wei­ter­ent­wick­lung der firm­ware, auch ih­rer äl­te­ren pro­duk­te. bei innr sehe ich ge­ra­de bei der firm­ware we­nig bis kei­ne be­we­gung, vor al­lem auch kei­ne an­sät­ze schwä­chen per soft­ware-up­dates aus­zu­bü­geln.

über­haupt nicht nach­voll­zieh­bar ist der re­gis­trie­rungs­zwang in der innr-app bei der nut­zung des innr-hubs. in der app lan­det man bei ei­nem klick auf „Da­ten­schutz“ auf der innr-web­site, dort kann man ein (auf dem han­dy kaum les­ba­res) eng­lisch­spra­chi­ges pdf run­ter­la­den.

If you purcha­se the bridge Pro­duct (plus any other Pro­ducts) and in­stall it at home on your Wi-Fi net­work, in com­bi­na­ti­on with down­loa­ding the App on your smart­phone or ta­blet, you need to crea­te a log­in ac­count or log in with the ac­count crea­ted in the LA or in the App. The App then coll­ects the names of the lights you use, and the rooms and light­ing sce­nes that you use in your set­tings. If you purcha­se Pro­ducts wi­t­hout the bridge, then no fur­ther data is coll­ec­ted and the App has no func­tion­a­li­ty.

Innr coll­ects ad­di­tio­nal data from your use of the Pro­ducts
In or­der to im­pro­ve your ex­pe­ri­ence and help trou­ble­shoot any pro­blem that may ari­se, we coll­ect ad­di­tio­nal tech­ni­cal in­for­ma­ti­on such as the se­ri­al num­ber of the Pro­ducts (such as lamps and the bridge, the soft­ware ver­si­on and the like), if you have the bridge Pro­ducts in­stal­led. To be able to use the ser­vices we of­fer or may of­fer in fu­ture, the Pro­ducts need to be con­nec­ted to your Wi-Fi net­work. Du­ring the set-up, the Pro­duct will save your IP ad­dress.

war­um innr ei­nen log­in er­for­dert und da­nach tech­ni­sche lam­pen­da­ten, mei­ne IP-adres­se oder sze­nen- und lam­pen­na­men sam­melt, wird dar­aus nicht klar. die ein­zi­gen, et­was dün­nen er­klä­run­gen, war­um innr auf da­ten­spar­sam­keit ver­zich­tet lau­tet:

[…] sha­ring your per­so­nal data with Innr will enable us to make it ea­sier for you to:
- con­trol your Pro­ducts th­rough WiFi net­works; and
- re­cei­ve soft­ware up­dates au­to­ma­ti­cal­ly.

das ist na­tür­lich quatsch, weil das al­les auch ohne vor­he­ri­ge re­gis­trie­rung funk­tio­niert. es er­scheint bei­na­he so, als ob innr hier in­di­rekt von der nut­zung der ei­ge­nen hub-lö­sung ab­rät.

nutzung

ich bin ei­gent­lich mit fern­steu­er­ba­ren LED-bir­nen ganz gut aus­ge­stat­tet, bzw. wir ha­ben den um­stieg von glüh­fa­den, ha­lo­gen oder neon zu LED in der woh­nung ab­ge­schlos­sen. gröss­ten­teils nut­zen wir LED-licht mit weiss-spek­trum, also kal­tem weiss und war­men weiss. RGB, also farb-ef­fek­te nut­zen wir im all­tag kaum, ein rea­lis­ti­sches nut­zungs­sze­na­rio für far­bi­ges licht exis­tiert prak­tisch kaum. bei der über­le­gung wie ich die innr-RGB-bir­ne nut­zen könn­te fiel mir ein, dass sie den be­setzt-sta­tus vom klo si­gna­li­sie­ren kann. schliess­lich habe ich jetzt ei­nen sen­sor, der „sieht“ ob je­mand auf der schüs­sel sitzt. nach der um­ko­ni­gu­ra­ti­on mei­ner flur-licht au­to­ma­tio­nen in home-as­sistant funk­tio­niert das jetzt wun­der­bar.

die innr-steck­do­se wer­de ich für das au­to­ma­ti­sche ein- und aus­schal­ten der wachs­tums­lam­pen in der kam­mer nut­zen. die zie­hen der­zeit alle zu­sam­men 43 watt und das möch­te ich wei­ter­hin ger­ne im blick be­hal­ten um die kos­ten für den selbst­ge­zo­ge­nen sa­lat ir­gend­wann mal aus­zu­rech­nen. bis­her nut­ze ich da­für eine tplink-dose, die aber dann wohl an die wasch­ma­schi­ne wan­dern wird und dort die alte 433-mhz-re­volt-strom­mess­do­se ab­lö­sen wird. das bringt dann hof­fent­lich wie­der ein biss­chen zu­ver­läs­sig­keit in das 433-mhz-spek­trum, dass der­zeit arg von der re­volt-dose zu­ge­spammt wird. denn ein paar 433-mhz sen­so­ren und ak­to­ren ha­ben wir hier noch in be­nut­zung.