der erste eindruck nach einem tag und einer nacht mit der sen.se-schlafnuss hat sich nach drei tagen verfestigt. die sleeppeanut ist ein solider temperatur- und bewegungssensor, den man sich ins bett legt und der daraus rückschlüsse auf das schlafverhalten ableitet und noch grosses entwicklungspotenzial hat. über die API lassen sich die werte auslesen, die die schlafnuss per bluetooth low energy über die handy app nach hause funkt. ich kann den batteriezustand auslesen, die temperatur und registrierte bewegungen. aus diesen daten — und der tageszeit — leitet sen.se dann schlafdaten ab. leider funktioniert das nicht für mittagsschläfe. bettzeiten vor den abendstunden werden für die schlafauswertung komplett ignoriert.
was den schlafalgorithmus zudem komplett durcheinander bringt: wenn man sich in den abendstunden einmal kurz ins bett legt, zum lesen oder fernsehgucken, dann wieder ein paar stunden aufsteht und später wieder hinlegt. am abend des ersten april habe ich mich beispielsweise um 22 uhr für 20 minuten hingelegt und bin dann erst gegen zwei uhr morgens wieder ins bett.
in der zeit, die ich in der küche verbracht habe, sah sen.se zwei tiefschlaf- und zwei halbschlafphasen und macht aus sechs stunden nachtruhe einfach neun.
auch heute nacht hat der sen.se-algorithmus meine einschlafzeit falsch eingeschätzt. ich bin zwar in der tat um 22:48 uhr ins bett gegangen, aber nach 10 minuten eingeschlafen, nicht erst nach über einer stunde.
korrekt verzeichnet ist meine aufstehzeit. weil ich über die API die temperatur und den bewegungsmelder auslese, kann ich die nachtauswertung des sen.se-algorithmus mit den sensordaten vergleichen. so wie es aussieht, werden phasen, in denen ich mich wenig oder nicht bewege als tiefschlafphasen gewertet und andere bewegungen, je nach intensität als wach-, halb- oder leichtschlaf. die auswertung der bewegungen ist recht detailiert, sen.se erfasst die anzahl der bewegungen pro 5 minuten-interval und deren intensität. ich lese lediglich das vorhandensein von bewegungen aus und habe mir so über meine heimautomatisierungssoftware eine art bett-bewegungsmelder gebaut.
aus dem temperaturverlauf der schlafnuss, lässt sich dann hervorragend (im homeassistant) ein bett-anwesenheitssensor bauen. sobald die temperatur der schlafnuss ca. 5° über der raumtemperatur liegt, kann ich davon ausgehen, dass mein bett besetzt ist. damit liessen sich dann automatisierungen bauen, fielen mir welche ein.
mir gefällt, dass sich die sensordaten der schlafnuss relativ unproblematisch über die API auslesen lassen, auch wenn sie aus technischen gründen immer erst leicht verzögert vorliegen. die schlafnuss muss sie erst an die handyapp funken, die app muss vom handy rechenzeit zugewiesen bekommen und dann die daten nachhause funken. dort kann ich sie dann per API auslesen und entsprechend mit 2-10 minuten verzögerung agieren. erstaunlich erscheint mir die funkreichweite der schlafnuss. von meinem bett zur küche sind es ungefähr 10 meter und zwei wände dazwischen. trotzdem schafft es die handy-app regelmässig die daten der schlafnuss über diese distanz zu erfassen, ohne dass das handy direkt neben der schlafnuss liegen muss.
wirklich enttäuschend hingegen ist der weckmechanismus. immerhin ist die weckfunktion eins der hauptmarketingelemente von sen.se. so steht auf der verpackung „smart wake up alarm clock“. der wecker ist per app einerseits umständlich zu bedienen und relativ unflexibel, wenn man mal schnell die weckzeit anpassen will. ausserdem ist der wecker strunzdumm: obwohl das system weiss, dass ich um 4:48 uhr aufgestanden bin, plärrte die nuss um 6 uhr (die eingestellte weckzeit) im bett los. noch dümmer: die app schafft es nicht, sich dem handy als wecker vorzustellen und damit die stummschaltung des handys zu umgehen. ich habe (natürlich) mein handy stets stummgeschaltet, was aber zumindest den eingebauten ios-wecker nicht stört. der plärrt genau dann so laut los, wie ich es vorher eingestellt habe, egal ob das gerät stummgeschaltet ist oder nicht. die sen.se app geht davon aus, dass mich eine stumme benachrichtigung auf dem sperrbildschirm wecken würde, wenn ich nicht möchte dass die schlafnuss zur weckzeit fiept. hier besteht eindeutiger nachbesserungsbedarf und sen.se sollte vor allem nochmal kräftig überlegen, ob es wirklich „smart“ ist, leute zu wecken zu versuchen, von denen man weiss, dass sie wach sind.
auch im senseboard, dem dashboard auf dem sen.se die sensordaten aller registrierten peanuts anzeigt, herrscht noch starker nachbesserungsbedarf. derzeit präsentiert sich mir das senseboard nämlich so:
um die daten meiner nuss zu sehen, muss ich jedes mal auf „mein erstes gerät hinzufügen“ klicken und mich über die „sleep“ anwendung zu meiner „bereits installierten“ schlafnuss durchklicken. möchte ich im senseboard einstelliungen an der schlafnuss vornehmen, antwortet sen.se mit 404 (einstellungen in der app funktionieren).
auch wenn der weckmechanismus noch strunzdumm unausgereift ist, das webportal erst halbfertig, die schlafauswertungen fehlerhaft und hochspekulativ sind, bereue ich nicht 30 euro für die sen.se sleeppeanut ausgegeben zu haben. es ist ein ausgefeiltes stück technik, das präzise sensordaten per BLE über grosse distanzen funken kann und aus dem sich nützliche daten gewinnen lassen. über kurz oder lang wird es mir sicher gelingen die daten direkt auszulesen und an echtzeitdaten zu kommen. ich überlege auch ernsthaft eine zweite schlafnuss zu kaufen, um sie der beifahrerin ins bett zu legen.
sen.se stellt peanuts her, oder wie sie selbst sagen: smarte sensoren in form von kleinen nüssen. volker weber hat eine nuss zum temperaturmessen und ist relativ angetan von ihr: „This is all I ever wanted from IoT: simple, one-purpose devices that don't cost a fortune.“
ich kann mit den temperaturnüssen nichts anfangen. meine temperatursensoren sind um ein vielfaches günstiger als die 30 euro nüsse und sprechen ohne allzu viele verrenkungen mit meiner wohnung. allerdings legt sen.se grossen wert darauf, mich regelmässig über ihre produkte zu informieren. jede woche bekomme ich werbemails aus frankreich, die alte oder neue nüsse anpreisen. vor ein paar monaten wurde in einer dieser werbemails eine nuss angekündigt, die schlafphasen aufzeichnen können sollte. meine rückfrage, ob so eine nuss als rezensionsexemplar verfügbar wäre wurde komplett ignoriert. ein paar wochen später, versprach eine der sen.se-werbemails, dass die sleep peanuts jetzt zur vorabbestellung zur verfügung stünden. für 30 euro bestellte ich mir so eine sleeppeanut, gestern kam sie an.
die verpackung war nicht besonders frustfrei, aber immerhin ohne werkzeug zu öffnen.
obwohl die schlafnuss dafür gedacht ist, sie unter dem laken, auf schulterhöhe auf die matraze zu legen, wurde ein ominöser clip mitgeliefert um sich die nuss ans revers heften zu können. klebestreifen lagen der packung auch bei. ich habe die nuss nach der paarung mit dem telefon, bzw. der sensepeanut-app einfach unters laken ins bett gelegt.
die einrichtung der schlafnuss war erstaunlich unspektakulär, ein bisschen hakelig war die einstellung des weckers in der app, die benutzerschnittstelle hat apple mit seinem ios-wecker und der schlafzeit-app um längen besser hinbekommen. diese app habe ich in den letzten monaten aus zwei gründen sehr gerne benutzt: mit ihr lässt sich der wecker nicht nur nach der weckzeit einstellen, sondern auch nach der schlafzeit. ich brauche ungefähr sechs stunden schlaf pro nacht und sollte ich mal später als üblich ins bett gehen, konnte ich meine weckzeit einfach visuell, ohne rechnerrei verstellen (eine anmerkung dazu weiter unten). ausserdem lieferte die apple-app einen wunderbaren weckton mit: vogelgezwittscher. mich weckte das über monate zuverlässig auf, die beifahrerin nicht ein einziges mal.
klingeltöne bringt auch die sensepeanut-app mit, probehören kann man die allerdings nur in voller lautstärke. zum probehören ignoriert die sensepeanut-app den lautstärkenregler, was ich völlig bescheuert finde. die peanut selbst kann auch geräusche machen, was aber keine sonderlich gute idee ist, weil der piepton, den die nuss von sich gibt äusserst jämmerlich und billig klingt, in etwa so nervig wie eine elektronische grusskarte.
leider wirkt auch die nuss selbst ein bisschen billig. sieht sie auf den hochglanz-produktfotos edel mattiert, fast silikonbeschichtet, aus, wirkt sie bei licht betrachtet wie aus billigem spritzguss.
aber wie sie aussieht ist mir letztlich auch egal, schliesslich liegt sie unter meinem laken und ich muss sie fast nie sehen.
gestern abend bin ich dann, relativ gespannt, um halb zwölf ins bett gegangen. die standardeinstellungen fürs wochenende verzichten auf eine weckung, ich bin trotzdem um kurz vor sechs aufgewacht. auch wenn ich wusste, dass ich gegen zwölf uhr eingeschlafen bin und um kurz vor sechs aufgewacht bin, wollte ich gleich nachsehen was die app zu meinem schlaf meinte. die app bat mich um geduld, weil sie „meine nacht“ erst auswerten wolle.
ein paar minuten später, in meinem „senseboard“, war die auswertung dann abgeschlossen. das ergebnis der messung fand ich respektabel. ohne jede kalibrierung oder grossartige konfiguration, hat die schlafnuss erfasst, dass ich um halb zwölf ins bett gegangen bin und um kurz vor sechs aufgewacht und -gestanden bin. bei der einschlafzeit möchte ich widersprechen, die nuss meint ich hätte eine stunde gebraucht einzuschlafen, ich meine, dass ich nach ca. 20 bis maximal 30 minuten eingeschlafen bin. mal schauen ob sich das noch justiert.
ansonsten schenke ich den messergebnissen erstmal glauben. zumindest die letzte tiefschlafphase müsste hinkommen, denn ich erinnere mich, vor dem aufwachen heftig geträumt zu haben. das kommt mit der anzeige also hin, sofern ich mich korrekt erinnere, dass REM-schlafphasen tatsächlich tiefschlafphasen sind (nachgelesen: sind sie nicht. aber vielleicht passt es ja trotzdem, weil ich aus der tiefschlafpahse gegen 05:20 kommend über eine REM-phase langsam aufwachte).
ich bin jetzt auf die messergebnisse der nächsten nächte gespannt und was die app mit meinen mittagsschläfen anfängt. so wie die funktion der schlafnuss verkauft wird und nach dem was ich meine beobachtet zu haben, funktioniert die auswertung meiner nacht serverseits. dass heisst, die messwerte der nuss werden über die app an die sen.se-server übermittelt und die berechnen die kurven und phasen auf ihrem server, bevor sie die ergebnisse wieder an die app und das dashboard senseboard senden. auch wenn dieser ansatz meine schlafdaten auf einem fremden server irgendwo im JWD speichert, bsteht die hoffnung, dass die auswertungsalgoritmen lernfähig sind und in der folge immer bessere daten liefern. für den ersten schuss finde ich die daten, wie gesagt, schon mal ganz passabel.
mich beunruhigt die externe datenspeicherung nicht all zu sehr, was mich aber wirklich stört, ist dass die sen.se-app die schlafdaten (noch?) nicht an die ios-health-app weitergibt. dort könnte ich sie zumindest langfristig speichern und nicht nur solange die firma aktiv ist. die macher der firma haben nämlich bereits einmal eine ihrer kreationen links liegen lassen. die gründer von sen.se, waren auch mal an violet beteiligt, der firma die den nabatztag gebaut, vermarktet und in der cloud betrieben hat. als sie ihre firma aufgaben, bzw. verkauften, hörten auch die smarten nabatztag-hasen auf zu funktionieren, weil sie ihren lebenssaft aus der cloud bezogen.
auch die schlafnuss bezieht ihren lebenssaft aus der cloud. die nuss selbst scheint lediglich eine sammlung einfacher sensoren (temperatur und bewegung) zu sein, die ihre messergebnisse per bluetooth BLE (via telefon-app) in die cloud schicken. gleichzeitig scheint mir das an sich auch sehr smart, denn hardwaremässig scheinen die nüsse, die sen.se verkauft, alle mehr oder weniger gleich zu sein. sowohl die sleep-, als auch die thermo- und die guardpeanut sind hardwaremässig gleich: temperatur- und/oder bewegungssensoren. die intelligenz steckt in software. ebenso wird die angekündigte medpeanut in der hardware nichts anderes sein als ein bewegungssensor, dessen erinnerungsfunktion komplett in der cloud werkelt und die app als kommunikationshub und schnittstelle zum benutzer und der hardware nutzt.
ich halte 30 euro für die meisten sen.se nüsse für überteuert, aber für die schlafnuss gerechtfertigt. ich habe viel und lange überlegt, wie ich selbst sensoren bauen könnte, mit denen ich die besetzung meines/unserer betten messen könnte. so richtig gute, elegante und vorl allem kabellose lösungen sind mir nicht eingefallen. vor allem aber möchte ich zum schlafen kein armband anziehen oder einen clip anstecken. die lösung der sleeppeanut hingegen ist so wie ich mir das vorstelle: ins bett legen (die nuss, aber auch mich selbst) und an nichts anderes denken müssen — ausser den batteriewechsel nach 3-4 monaten (wobei ich hoffe, dass die app mich daran erinnern wird). insofern finde ich die 30 euro, zumindest für die schlafnuss, angemessen.
in der ersten nacht habe ich die nuss übrigens nicht gespürt. ich hoffe das bleibt so und dass ich keine prinz-auf-der-erdnuss-sensibilität entwickle.
anmerkung zu schlafzeit-app:
obwohl ein iphone alle möglichen sensoren mitbringt und meine gewohnheiten über jahre hinweg beobachten kann, macht die schlafzeit app keinerlei anstalten auf meine gewohnheiten zu reagieren. stelle ich eine schlafzeit ein, wird diese nicht etwa automatisch verstellt, wenn das iphone bewegt wird oder benutzt wird. all die interaktionsdaten die das telefon aus meinem verhalten ablesen könnte, werden für die schlafzeit-erinnerung oder einstellung offenbar vollkommen ignoriert. ich halte das für eine weitere von 34394 verpassten chancen von apple.
lange geplant, endlich (so einigermassen) umgesetzt. der gong, den sich die beifahrerin zu weihnachten hat schenken lassen (hier gekauft), zu automatisieren. diesen chinesischen gong hatte sich die beifahrerin vor ein paar jahren mal geliehen und eine arbeit damit ausgestattet.
damals, für die arbeit, wurde der gong, wenn ich mich recht erinner, mit einem hubmagneten betätigt. das hatte relativ viel bums. nachdem ich diesen blogeintrag gefunden hatte, wusste ich, dass ich das mit einem schrittmotor nachbauen wollen würde. erste versuche zeigten, dass der schrittmotor, zumindest wenn er mit den 5 volt eines esp8266 betrieben würde, nicht besonders viel bums hat. der schrittmotor den ich kaufte hat zwar (angeblich) ein ganz gutes drehmoment, aber es zeigte sich schnell, das der gong mit schrittmotor nur hängend funktionieren würde.
aber so, hängend, haben es die leute von senic auch gemacht. die schaltung habe ich auch mehr oder weniger von dort übernommen. neben einem esp8266 brauchte ich noch einen (hardware) schrittmotor-treiber, einen easy-driver. mit der schaltung von senic kann man einfach in einer schleife impulse an den treiber senden, jeder impuls ist dann eine bewegung nach vorne. bei meinen ersten tests zeigte sich, dass 500 schritte vorwärts (und zurück) ganz gut funktionierten. aber ich merkte auch, dass der schrittmotor-treiber sehr heiss wurde und der schrittmotor anfing leise zu singen. auf beiden systemen war ständig strom. in der dokumentation des schrittmotor-treibers stand allerdings, dass man den treiber auch abschalten könne. also habe ich die schaltung von scenig ein bisschen erweitert:
mit der an/aus schaltung wird der schrittmotor-treiber nicht mehr heiss und der motor entspannt sich ebenso. als sketch habe ich diesen sketch modifiziert, der einen schrittmotor zur gardinensteuerung antreibt und die AccelStepper-bibliothek nutzt, um den motor (etwas) sanfter anfahren zu lassen. weil ich (natürlich) keine dreieinhalb vollumdrehungen benötige um den klöppel für den gong zu schlagen, habe ich den sketch entsprechend angepasst, ebenso die erfassung der mqtt-server daten. meinen sketch habe ich als gist hochgeladen: https://gist.github.com/diplix/d85c2dd87f66da601480009df49ad4e5
die entscheidenden stellen sind die beschleunigungsdaten und die vor- und zurückbewegung:
an den werten werde ich wahrscheinlich noch drehen, aber soweit funktioniert das eigentlich ganz gut. wichtig ist: der gong-antrieb ist per mqtt ansprechbar und so auch in den home-assistant integriert. damit kann ich ihn per knopfdruck auslösen oder eben per alexa. wenn ich sage „alexa, sag küche essen ist fertig“ wird ein custom skill mit dem aufrufnamen „küche“ ausgelöst, der die home-assistant-automation essen_fertig.yaml aufruft:
für die halterung habe ich, wie üblich, improvisiert. baumarktteile statt 3d-druck. aus einem kiefernholzregalbrett ein stück ausgeschnitten, darauf mit einer metallasche den motor festgeschraubklemmt, den klöppel direkt auf die achse geklemmt, fertig. den klöppel werde ich wohl noch mit heisskleber fixieren müssen, bisher funktioniert das aber stabil.
entscheidend ist natürlich die idee, den klöppel von hinten schlagen zu lassen. so kann man mit einem langen arm und einem zweiten klöppel, den gong auch immer noch per hand bedienen. und der technik-kram macht sich relativ unsichtbar.
vor ein paar monaten gab der verstärker auf, den die beifahrerin in die ehe mitgebracht hatte. er knackte immer wieder und hatte aussetzer. zuerst wollten wir ihn reparieren lassen, ein anruf bei einer werkstatt endete mit der empfehlung, erstmal die lautsprecherkabel zu überprüfen. die kabel mit denen wir die kleinen canton-boxen angeschlossen hatten, waren wirklich nicht mehr die neuesten, also verkabelte ich die anlage neu, mit frischen lautsprecherkabeln. für eine weile lief das ganz ok, dann fing das knacken wieder an.
der verstärker, eigentlich receiver, den die beifahrerin damals gekauft hatte, war zu seiner zeit relativ hochwertig. er hatte auch aufschriften die suggerierten, er könne auch surround-sound und dolby-gedöns, sogar ein video-eingang war an dem teil. heutzutage, im zeitalter von HDMI und digital-gedöns war das alles aber ohnehin nicht mehr wirklich brauchbar. ich drängte auf eine neuanschaffung und fing an zu recherchieren.
was ich wollte waren grundsätzliche multiroom-fähigkeiten, also die möglichkeit den sound in mehrere räume zu verteilen, anschlussmöglichkeiten für den fernseher und ansatzweiser kino-sound, ohne dass wir unsere vorhandenen canton-boxen (canton plus xl, erste oder zweite generation) in rente schicken müssten. ganz wichtig auch eine funktionierende anbindung an unsere mobiltelefone, so dass man problemlos musik auf die anlage schieben könnte. mein erster blick auf das sonos-system endete in lachsalven. die preise fand ich lächerlich hoch. die rezensionen, beispielsweise des sonos playbar, waren durchwachsen, trotz des guten sonos-rufs und des stolzen preises von um die 700 bis 800 tacken. um unsere eigenen boxen weiterbenutzen zu können, hätten wir nochmal 350 euro investieren müssen.
später fiel mein blick auf den yamaha RX-V481 für knapp 350 euro. den gabs bei amazon im paket mit einem netzwerklautsprecher für um die 600 euro. das teil kann airplay, bluetooth, spotify, multiroom, HDMI und alles, was mir damals wünschenswert erschien — vor allem aber eine grundsätzliche integration in unsere hausautomatisierung. auch hier waren die amazon-rezensionen eher durchwachsen, die bedienung sei nicht so besonders gut gelungen, weder über die app, noch über die fernbedienung, die einrichtung sei hackelig. ich suchte und fand im netz seriös wirkende lobeshymnen auf das multiroomsystem von yamaha (musiccast), aber die beifahrerin blieb skeptisch.
mein lösungsansatz, der in den letzten monaten schon ein paar mal funktioniert hatte, war den hersteller, bzw. seine pressestelle anzuschreiben und um ein testgerät zu fragen, mit der option auf einen späteren kauf. die yamaha-pressestelle, ausgelagert an die public-relations-agentur RTFM (zum glück nicht WTF) entschied sich, meine anfragen (plural) komplett zu ignorieren. hätte ich mir auch denken können, dass eine agentur die das akronym für read the fuckinhg manual als namen benutzt, blogger oder online-fuzzis nicht ernstnimmt und die aufregung um dieses online-gedöns nicht verstehen will oder kann.
die presseabteilung von pioneer, die ähnliche geräte im programm haben, reagierte promt, wies aber darauf hin, dass die geräte (damals) noch nicht multiroom-fähig seien. man arbeite noch an der firmware. meine zweite nachfrage verlief dann irgendwie im sande, auch weil ich mich innerlich schon auf den kauf des yamaha-geräts eingestellt hatte und nicht mehr nachhakte.
also war der neue plan: den yamaha kaufen, angucken, und falls das gerät den WAF-test nicht bestehen würde, zurückgeben. yamaha deutschland hatte gerade eine aktion laufen, in der das bündel RX-V481-receiver und ein netzwerklautsprecher rabattiert wurden. media-markt hatte hier den besten preis, 530 euro für das paket, es war aber schwer eine filliale in berlin zu finden, die sowohl den RX-V481, als auch den WX-030 netzwerklautsprecher auf lager hatten. also ging ich mit unserem budget von 530 euro in den media-markt am alexanderplatz und fragte nach den geräten. der RX-V481 war nicht auf lager, dafür gab es den netzwerklautsprecher WX-030 als ausstellungsstück. als ersatz für den RX-V481 bot mir ein freundlicher verkäufer das nächstbessere yamaha gerät auf lager an, den RX-V581. der verkäufer zimmerte mir aus dem aktions- und einem ausstellungsstückrabatt einen ganz okayen preis zusammen: 536 euro. fast der gleiche preis wie für einen neuen netzwerklautsprecher und den RX-V481. mit der skeptischen beifahrerin musste ich dann allerdings noch 30 minuten chatten und telefonieren, um sie zu überzeugen hier zuzuschlagen: „ja, klar, wir können das gerät zurückgeben. ja der preis ist OK. ja das ausstellungstück sieht gut aus.“
(interessant übrigens, dass die verkäufer bei media-markt rabatte freihändig vergeben können, wenn sie nicht unter dem günstigsten preis von idealo.de liegen. oder andersrum gesagt: es sieht aus, als könne man bei media-markt alles zum idealo-preis bekommen, wenn man danach fragt.)
am ende durfte ich die geräte aus dem media-markt schleppen und zuhause aufbauen. unglücklicherweise dengelte ich beim aufbau als erstes eine delle in die blechhülle des neuen receivers. das verursachte grosse panik bei der beifahrerin, weil wir die kiste jetzt nicht mehr ohne weiteres zurückgeben könnten: „was machen wir denn jetzt, wenn das ding scheisse ist?“
stark schwitzend konfigurierte ich den receiver weiter, quälte mich durch die wirklich nicht besonders intuitive wlan-konfiguration und die leicht übertwältigenden lautsprecher-einstellungen. zuerst klang die kiste tatsächlich scheisse, weil ich noch das falsche soundprogramm, für 5+1 lautsprecher, ausgewählt hatte, statt für die angeschlossenen zwei lautsprecher. als das in ordnung war, hellte sich das gesicht der beifahrerin auf. obwohl unsere canton-boxen klein und alt waren, klang das, was aus dem receiver rauskam, sehr, sehr gut. voluminös, raumfüllend und klar.
ich startete den entscheidenden test, schaltete den receiver aus, lehnte mich zurück und bat die beifahrerin spotify auf ihrem handy anzumachen und über den neuen receiver abzuspielen. erstaunlicherweise klappte das auf anhieb. obwohl der receiver ausgeschaltet war, bot spotify ihn als ausgabeziel an, die beifahrerin wählte den receiver aus, der receiver schaltete sich aus dem netzwerkstand-by ein und die musik fing an zu spielen, ruckelfrei und knackfrei. die beifahrerin hatte den receiver ab jetzt ins herz geschlossen, ich auch.
eigentlich könnte ich den text hier beenden. die beifahrerin konnte endlich wieder ihre musik vom handy laut und ihren qualitätsansprüchen entsprechend anhören, ohne dass es wie bei der vorherigen airplay-lösung über ein altes apple airport-express-dings und den alten verstärker, ständig ruckelte oder knackte.
aber ich wollte ja mehr. der fernseher, die fire-tv box mit plex und netflix drauf, sollte auch mit dem teil zusammenspielen. radio natürlich auch und der netzwerklautsprecher musste auch ans netz.
der anschluss des fernsehers war eigentlich unproblematisch, das einzige problem war, dass unser fernseher dumm ist. das wollten wir damals, bei der anschaffung, auch so. als ich meinen eltern, ein paar jahre zuvor, einen angeblichen smarten fernseher von samsung zurecht konfigurierte, hatte mich das nachhaltig beeindruckt und mich schwören lassen, sowas niemals in unsere wohnung zu lassen. die angebliche smarte samsung-software war der grösste, bedienungsfeindlichste müll, den ich seit windows XP gesehen hatte. ich wollte die smartness amazon und seiner fire-tv-kiste überlassen. das funktioniert auch grundsätzlich super, mit der einschränkung, dass wir den fernseher nicht über HDMI ein und ausschalten können. der yamaha-receiver könnte das zwar, aber der fernseher ignoriert HDMI-steuerbefehle dank eingeschränktem IQ. trotzdem, der sound der über HDMI aus der fire-tv-kiste in den receiver gelangte war super. mit unbekannter magie, schaffte es der receiver aus den zwei kleinen mini-boxen einen raumfüllenden, surround-ähnlichen klang zu zaubern.
enttäusched war hingegen der klang des WX-030 netzwerklautsprechers. ich dachte zuerst, dass die kiste be den vorführungen im media-markt durchgebrannt sei, so muffelig klang der ton, der ihm entfleuchte. mit massiver runterregulierung der bässe und aufdrehen der höhen, liess sich das problem einigermassen beheben, aber die beifahrerin war nicht begeistert. die einrichtung und einbindung des netzwerklautsprechers hingegen war einfach und auch die beschickung mit musik per spotify, airplay oder bluetooth war genauso schmerzfrei und einfach wie beim receiver. das urteil, ob wir den netzwerklautsprecher zurückgeben würden, überliesen wir dem kind, in dessen zimmer wir den netzwerklautsprecher gestellt hatten.
erstaunlicherweise war das kind zufrieden mit dem klang und wir entschieden uns, die kiste zu behalten, bzw. sie dem kind beim baldigen auszug zu überlassen.
damit waren die beifahrerin und das kind zufriedengestellt, nur mich interessierte jetzt noch, was man mit dem RX-V581 in sachen automatisierung anstellen könnte. tatsächlich konnte ich das gerät problemlos in meinen home-assistant einbinden, dort wird der aktuelle status, die eingabequelle, lautstärke und was gerade spielt angezeigt.
der receiver lässt sich manuell oder automatisiert ein- und ausschalten, die quellen verstellen und abfragen, die lautstärke lässt sich verstellen, nur die zonen-erkennung funktioniert nicht — was aber an der implementierung der python-bibliothek lag, die mit dem yamaha kommuniziert. das was die bibliothek, die dem home-assistant zuarbeitet, nicht kann, lässt sich aber leicht per http-request erledigen. denn der yamaha-receiver lässt sich eben nicht nur per infrarotfernbedienung steuern, sondern komplett, in allen funktionen, auch per http. so konnte ich auch die kaputte zonensteuerung im homeassistant nachrüsten, hier habe ich aufgeschrieben, wie das geht.
dank der automatisierungsfähigkeiten ist es leicht den receiver mit der richtigen eingabequelle zu starten, wenn die beifahrerin beispielsweise den (das?) fire-tv startet, startet auch der receiver und wählt HDMI als eingabequelle aus. umgekehrt genauso: wird auf der fernbedienung die blueray-player-szene (aka fire-tv) gedrückt, aktiviert sich auch die fire-tv-kiste. unser wohnzimmer lässt sich jetzt auch an beiden türen per lichtschalter komplett „runterfahren“, ein tastendruck stellt die lichter aus, den verstärker und, per fernschaltsteckdose, den fernseher.
die aktuellen yamaha-receiver können alle musiccast, also synchron musik auf beliebigen (mussiccast-fähigen) netzlautsprechern musik abspielen. die meisten receiver haben zusätzlich eine interne multizonen-funktion (die, siehe oben, beim RX-V581 nicht korrekt von der automatisierungsoftware erkannt wird). die Main Zone ist bei uns das wohnzimmer, in der Zone B kann man ein lautsprecherpaar anschliessen, bei uns hängen die, durch die wand verkabelt, in der küche.
grundsätzlich ist diese funktion sehr toll: statt einen teuren (mono) netzlautsprecher, können wir hier zwei günstige (stereo) lautsprecher einfach per kabel in der küche aufhängen und vom verstärker aus mit musik beschicken. wir haben für knapp 100 euro ein paar canton-minilautsprecher in der küche aufgehängt, 200 euro günstiger als per netzwerklautsprecher.
etwas undurchsichtig ist allerdings die bedienung dieser zonen-fähigkeit. die app visualisiert die situation relativ klar, allerdings fällt es der beifahrerin schwer nachzuvollziehen, warum sie spotify sagen soll, musik ins wohnzimmer zu projizieren, wenn sie doch eigentlich in der küche musik hören will. die zonen-fähigkeit hat yamaha für den RX-V581 leider einen tacken zu sehr kastriert. eigentlich handelt es sich hier nicht um zonen, sondern um die aktivierung verschiedener ausgabekanäle, die gleichzeitg (leider) auch nur die selbe eingabequelle abspielen können.
trotzdem kann man hier dank automatisrungsfähigkeiten drumrum arbeiten. wir haben in der küche jetzt einen knopf, der bei ausgeschaltetem receiver deutschlandradio in der küche aktiviert. läuft der receiver schon in der hauptzone, wird einfach die küchenzone mitaktiviert. ein erneuter knopfdruck deaktiviert die küchenzone. was die multizonenumsetzung von yamaha an eleganz vermissen lässt, muss man dann mit kluger automatisierung oder app-nutzung wettmachen.
im wohnzimmer gab sich die beifahrerin nach ein paar tagen nutzung nicht mehr mit den zwei vorhandenen lautsprechern zufrieden. sie hatte schwierigkeiten in filmen und serien den dialogen zu folgen und wollte einen zusätzlichen center-lautsprecher. auch hier wollte sie wieder einen canton-lautsprecher: den CD-150 für knapp 120 euro. das teil ist klein und hört sich genauso gut an wie alle anderen canton boxen die ich in meinem leben bisher gehört habe. vor allem löste der lautsprecher aber das dialogproblem: schauspieler und sprecher waren jetzt bestens zu verstehen und zu lokalisieren. der sound der anlage wurde nochmal ein bisschen satter. irgendwann wird die beifahrerin auch satellitenboxen und einen subwoofer haben wollen (von canton), aber ich finde den sound bereits jetzt nahezu perfekt.
werbeblock
bisher habe ich die links affiliate-/partnerlinkfrei gehalten. die folgenden links gehen alle zu als partnerlinks amazon, wir haben allerdings, wie oben erwähnt, nichts von der anlage bei amazon bestellt, sondern bei media-markt im laden und bei ebay. wir haben jetzt insgesamt für die anlage das folgende ausgegeben:
macht zusammen 761 euro für eine 3.0-anlage (drei lautsprecher, kein subwoofer) und zwei zusätzlich bespielbare räume. für den preis hätten wir bei sonos gerade mal einen playbar bekommen.
grossartig am RX-V581 finde ich die fernbedienbarkeit per app, fernbedienung, heimautomatisierungssystem oder http, die app ist OK, aber das gute ist ja: die app lässt sich verbessern oder eben auch von drittherstellern besser machen. das yamaha-system ist von der fernsteuerbarkeit grundsätzlich offen.
mir gefällt die ausbaubarkeit und erweiterbarkeit des systems, eine gewisse zukunftsfähigkeit.
durch die neue anlage und die boxen in der küche bin ich von völliger spotify-ignoranz und desinteresse langsam zu einem (kleinen) spotify-fan geworden. wir sind alle drei in einem familienkonto für 15€/monat, können mehr oder weniger hören was wir wollen — und wo wir wollen. ich höre plötzlich tatsächlich (wieder) musik.
möglicherweise war es naiv von mir das zu erwarten, aber ich bin enttäuscht das die yamaha receiver zwar airplay können, aber nur für audio. technisch kann der receiver mit videoquellen umgehen und nach meinem verständnis steht technisch video-airplay nichts entgegen. wahrscheinlich sind es eher lizenzfragen oder dass apple keine konkurrenz zu seinem überteuerten apple-tv duldet. was weiss ich, schade ist es auf jeden fall.
sehr elegant und befriedigend finde ich den netzwerkstandby des yamaha. das gerät schaltet sich einfach ein, wenn es mit musik beworfen wird. das klappt zuverlässig und relativ schnell und lässt sich obendrein auch noch scripten und automatisieren.
spotify ist technisch faszinierend umgesetzt. lasse ich musik über meinen laptop in die küche laufen, kann ich den laptop zuklappen und spotify spielt die playlist einfach weiter ab. genauso mit dem handy. den receiver kann ich theoretisch sogar von unterwegs mit musik beschicken. tatsächlich holt sich der receiver die musik auch nicht vom handy oder dem laptop, sondern direkt von spotify.
der wlan-empfang des receivers ist entweder etwas schwächlich oder die empfangssituation an der stelle wo er steht ist wirklich unglücklich. gelegentlich gab es nach ein paar wochen testbetrieb nämlich doch abbrüche beim spotify-abspielen. seitdem das LAN verkabelt ist, läuft wieder alles super.
es gibt eine variante des RX-V481 mit DAB-radio-empfang. unser RX-V581 hat nur netzradio, aber das funktioniert super und lässt sich sogar relativ einfach konfigurieren. für notfälle oder krisensituationen haben wir immer noch ein altes UKW-radio im bad stehen. obwohl, wird das nicht auch bald abgeschaltet?
ich, wir sind super zufrieden mit dem yamaha. eigentlich würde ich 5 sterne geben, nur für die verkackte kastrierte und doof umgesetzte multizonen-funktion des RX-V581 ziehe ich dann doch einen punkt ab.
Es ist leicht, sich über Konzepte wie Coworking oder Coliving lustig zu machen – so wollte ich das in dieser Kolumne eigentlich auch machen. Coworking oder Coliving wirken wie fluffige, unscharfe Marketingbegriffe für Ideen, die ungefähr so alt wie die Menschheit sind. Was ist so neu an Wohngemeinschaften oder Menschen, die Wohn- und Lebensraum aus wirtschaftlichen Gründen teilen, dass man sie umbenennen sollte? Schon in der Steinzeit zeigte sich, dass Cohunting und Coliving Vorteile bieten. Menschen haben sich immer schon in Gemeinschaften zum Leben, Arbeiten oder Schutz gemeinsamer Interessen zusammengeschlossen. Oft waren diese Gemeinschaften aus der Not oder wirtschaftlicher Notwendigkeit geboren, und manche dieser Zusammenschlüsse waren über Jahrhunderte hinweg sehr erfolgreich.
So bekannt einem das Konzept auch vorkommen mag – ist es nicht sensationell, dass es plötzlich möglich ist, sich spontan und für überschaubare Kosten einfach ein voll ausgestattetes Büro in jeder größeren Stadt zu mieten? Oder einen Konferenzraum? Dass man sich einfach in ein Auto am Straßenrand setzen und losfahren kann?
Die Privilegien, die sich früher erst genießen ließen, wenn man sich einer Gruppe anschloss, lassen sich jetzt auch von Einzelnen nutzen, ohne dass sie sich fest binden müssen. Der Fortschritt erlaubt plötzlich Einzelgängern, beides zu haben: die Vorteile der Selbstständigkeit und gleichzeitig die von geschlossenen Gruppen.
Die Fortschritte der letzten Jahrzehnte haben vieles noch vor kurzem unmöglich scheinende alltäglich gemacht. Als Kind wünschte ich mir sehnlichst, mein Kinderzimmerdeckenlicht vom Bett aus ein- und ausschalten zu können. Um das zu erreichen, musste ich mir damals noch elaborierte Schnur- und Fadenkonstruktionen durch mein Kinderzimmer spannen, die nicht besonders zuverlässig funktionierten und nicht mal ansatzweise alltagstauglich waren. Heute kann sich jeder eine Hue-Lampe kaufen oder im Bett liegend „Alexa mach das Licht aus“ sagen. Genau betrachtet sind heute ungefähr 90 Prozent meiner Kindheitsallmachtphantasien, die damals vor allem von Phantomias-Comicgeschichten und später von James-Bond-Filmen angeheizt wurden, für fast jeden erschwinglich und umsetzbar. Technologien, die früher nur Superhelden oder Superschurken zur Verfügung standen, stehen jetzt jedem offen.
Dank der iOS Freunde-App weiß ich jederzeit, wo sich jedes Familienmitglied aufhält, in Makerspaces habe ich (nach einer kurzen Einführung) freien Zugang zu 3D-Druckern, CNC-Fräsen oder Lasercuttern, in fremden Städten kann ich mir zur Ankunft mit meinem Mobiltelefon direkten Überblick über freie Zimmer in Hotels oder bei Privatleuten verschaffen.
Waren es früher Beziehungen, Zugehörigkeit oder Vermögen, die einem Zugang zu Ressourcen verschafften, lässt sich das meiste heutzutage mittels Technologie vermitteln.
Mir fällt es schwer, Nachteile dieser Entwicklungen zu erkennen, abgesehen vom ganz Offensichtlichen: Die meisten der Technologien oder Plattformen, die mich begeistern oder um die es in dieser Kolumne bisher ging, lösen „First World“-Probleme – die meist gar keine wirklichen Probleme sind, sondern Unbequemlichkeiten. Lichtfernschaltung, einfacher Zugang zu einem Schreibtisch, Drucker oder Kopierer, zu einer CNC-Fräse, mit der ich mir aus einer Holzplatte einen Smiley fräsen könnte – nichts davon hilft auch nur eines der großen Menschheitsprobleme zu lösen. Coworking hilft nicht bei der Armutsbekämpfung, allein wird den Klimawandel nicht aufhalten, Makerspaces stabilisieren nicht die Demokratie.
Trotzdem, auch wenn viele derzeit aus dem Boden sprießenden Orte und Plattformen lediglich Gemeinschaft simulieren, verbinden sie eben doch auch Menschen.
Auch diese losen Gemeinschaften, die uns helfen sollen, effektiver zu kooperieren und zusammenzuarbeiten, Ressourcen besser zu vermitteln und zu teilen, sind echte Gemeinschaften. Auch wenn sie sich nicht selbstorganisiert sind, sondern meist von Dritten, semiautomatisch, digital, teilweise mit kommerziellen Motiven organisiert werden, führen sie Menschen zusammen. Und obwohl sie komische, angelsächsische Marketingnamen tragen und nicht alle Probleme der Welt lösen, schaffen sie es doch Stück für Stück, uns wieder an mehr Gemeinschaftssinn heranzuführen und einen guten, alten Gedanken wieder aufzuwärmen: Gemeinsam, kooperativ und teilend sind wir weit stärker als allein.
früher sass ich manchmal stundenlang vor der waschmaschine und beobachtete den waschvorgang durch das bullauge. jetzt sitze ich manchmal stundenlang vor dem monitor und beobachte den waschvorgang durch die daten eines strommessgeräts.
auf dem bild sieht man die gesammelten daten der 14 euro teuren revolt SF-436 (NC-5461) strommessfunksteckdose während einer 60°-wäsche. der waschvorgang dauerte 70 minuten, begann mit ein bisschen gerödel, wahrscheinlich der pumpe, und einer 13-minütigen aufheizphase die stolze verbrauchswerte um die zwei kW zeigt. darauf folgen drei oder vier waschvorgänge, abpumpen und schleudern. nach 70 minuten ist die wäsche fertig. was man auch (schlecht) sieht: eine wäsche verbraucht in etwa 0,48 kWh, was in etwa 12 cent entspricht (siehe auch).
dieses verbrauchsprofil eignet sich prima um daraus eine anzeige von waschaktivität und eine benachrichtigung nach dem waschvorgang per home-assistant (oder anderen heimautomatisierungssystemen) zu generieren. denn auch wenn die waschmaschine im standbymodus geringe strommengen zieht, zeigt das messgerät null watt an. der waschvorgang-sensor kann also mit dem ersten anstieg des verbrauchswerts ausgelöst werden. während des waschvorgangs fällt der verbrauch gelegentlich wieder zurück auf null watt, allerdings nie länger als zwei minuten. also löst der sensor für „waschmaschine ist fertig!“ aus, wenn der verbrauch mindestens vier minuten auf null ist. das scheint ziemlich zuverlässig zu funktionieren, vor allem implizit, also ohne dass man mehr als die start-taste der waschmaschine drücken müsste. wenn die wäsche fertig ist, werden wir benachrichtigt.
ich hatte mir das eigentlich komplizierter vorgestellt, als ich vor monaten im internet las, dass eine stromverbrauchsmessung an der waschmaschine eher ungenaue werte für eine benachrichtigungsfunktion liefert. deshalb hatte ich überlegt einen reed-sensor in die tür einzubauen oder den zustand der waschmaschineneigenen „fertig“-LED auszulesen oder abzugreifen. selbst einen rüttelsensor hatte ich in betracht gezogen.
umgesetzt ist das alles mit drei komponenten. der strommessfunksteckdose, dem rfxtrx-funkempfänger und decoder und dem home-assistant, der für die einbindung der dose als sensor die pyRFXtrx-bibliothek benutzt. nachdem ich durch ein firmwareupdate dem rfxtrx das entsprechende protokoll beigebracht hatte, fehlte das entsprechende protokoll aber leider in der pyRFXtrx-bibliothek. der pfleger der bibliothe wies mich, auf meine frage ob man das nachrüsten könne, freundlich drauf hin, dass ich das selber machen könne.
tatsächlich war das dann weniger kompliziert als zuerst gedacht. die pakete die der rfxtrx in einen bytestring decodiert waren bereits in dieser bibliothek entschlüsselt und ich musste das nur noch für die python-bibliothek umformulieren. also habe ich einen pull-request gestellt und den code per github erweitert.
bei der gelegenheit muss ich auch mal, ganz allgemein, open source software und open-source-werkzeuge loben. versionsverwaltungssysteme, in diesem fall git, bzw. github sind immer noch kompliziert komplex und gewöhnungsbedürftig, aber mit der weboberfläsche von github auch ganz schön toll. wenn man erstmal hinter die kryptischen begriffe und konzepte wie commit, pull request oder das konzept von automatisierten tests gestiegen ist, macht das hinzufügen von teilen zu einem komplexen softwareprojekt genausoviel spass wie das lösen eines kreuzworträtsels. der gewinn, wenn man das rätsels gelöst hat, ist zusätzliche funktionalität für einen selbst und andere. jedenfalls habe ich nun auch einen winzigen teil zur weiterentwicklung des home assistant beigetragen.
jeder der den home-assistant und einen rfxtrx betreibt, kann jetzt für 14 euro einen strommesssensor zu seinem system hinzufügen. die benachrichtigungsfunktion im home assistant habe ich so gebaut, wie @rpitera das vorgeschlagen hat.
jetzt will ich natürlich mehr von diesen funkstrommessdingern haben, eines um zu messen was unser serverpark verbraucht, in dem der home-assistant, plex, diverse festplatten auf einem mac-mini, der dsl-router, die fritz-telefonanlage, sensoren, hubs und brücken (hue, tado) laufen. für die spülmaschine wäre das eventuell auch nett, aber da hätte ich gerne zusätzlich zur benachrichtigung eine (oder mehrere) rote LED, die die den betrieb visuell anzeigt.
am ende nochmal werbung. den revolt funkstrommesser kann man bei pearl kaufen oder bei [-werbelink] amazon. bei amazon schwanken die preise heftig, ich habe ihn dort versandkostenfrei (per prime) für 14 euro (so viel wie bei pearl) gekauft, derzeit kostet er bei anmazon knapp 17 euro. geliefert wird er in beiden fällen direkt von pearl. wenn man direkt bei pearl bestellt, muss man allerdings eventuell noch versandkosten bezahlen.
die optimale hausautomatisierung ist implizit oder gestengesteuert. das grundprinzip ist wahrscheinlich um die 100 jahr alt und in jedem kühlschrank verbaut: wenn ich die türe öffne, geht das licht an, schliesse ich die türe geht’s aus. eigenartig, dass sich dieses prinzip nur für kühlschränke durchgesetzt hat. alle anderen schränke blieben bei öffnung mehr oder weniger dunkel, bis ikea die striberg leuchte auf den markt brachte. die kann man in pax- oder anderen schränken anbringen, so dass der schrank wie ein kühlschrank funktionieren — minus der kühlung.
auch für zimmer hat sich das prinzip bisher kaum durchgesetzt. um ein zimmer zu beleuchten muss man in der regel nicht nur die tür öffnen, sondern auch noch einen schalter betätigen.
wie sehr die haustechnik den eigentlichen bedürfnissen der menschen hinterher ist, zeigt dieser uralte witz:
— wo warst du denn?
— auf dem klo. irre. ich bin zum klo, hab die tür aufgemacht und das licht ging automatisch an! automatisch!
— ach hermann, hast du wieder in den kühlschrank gepinkelt?
(sorry)
ich habe bei uns in der wohnung mittlerweile in fast jedem raum bewegungsmelder angebracht. im flur geht (auch tagsüber) ein nachtlicht an — und bleibt so lange an, wie jemand dort ist. in der küche geht die arbeitsplattenbeleuchtung an. auf dem klo und nachts im wohnzimmer geht ebenfalls ein nachtlicht an. meine letzte grosstat war die beleuchtungsmässige aufrüstung der speisekammer zum kühlschrank. wenn die tür aufgeht, geht das licht an und 30 sekunden später wieder aus. ausser jemand bewegt sich in der kammer, dann bleibt’s an.
das bewegungsdetektieren funktioniert seit monaten zuverlässig, ausser wenn das wlan zickt. aber wenn die bewegungsmelder ausfallen sollten, gibt es als notbehelf immer noch in jedem zimmer funktionierende lichtschalter.
natürlich zählen auch wasch- oder spülmaschinen zur heimautomatisierung: schmutzige sachen rein, knopf drücken, ein, zwei stunden später saubere sachen wieder rausholen. ebenso ein klassiker der hausautomatisierung: der türsummer. dank türsummern muss ich (oder mein diener) nicht mehr runter zur haustür laufen, um sie zu öffnen (auch wenn das genaugenommen eine fernbedienung ist und keine automatisierung).
aber ganz besonders mag ich implizite automatisierungen. mein telefon fängt eine tonaufnahme an, wenn ich es im chatmodus ans ohr halte — oder es spielt eine empfangene tonaufnahme ab, wenn ich’s ans ohr halte. es gibt autos, die öffnen den kofferraum wenn ich den schlüssel in der tasche habe und einen tritt unter die stossstange andeute. manche autos öffnen die verriegelung, wenn ich mich mit dem schlüssel in der tasche nähere. im coffeemamas hat man mir eine grosse melange gemacht, wenn ich vor 10 jahren den laden betrat — ohne dass ich ein wort sagen musste. bei real öffnen sich die türen, wenn ich den laden betrete.
gestern auf dem weg nachhause hatte ich eine idee, wie ich den kaputten dash-button durch eine implizite geste ersetzen könnte. bisher mussten wir den dash button, einen button in der home-app drücken oder mit siri kämpfen, damit der ventilator nach einem grossen geschäft anging. beim duschen geht er, dank luftfeuchtigkeitssensor, alleine an. jetzt habe ich eben ausprobiert einen bewegungsmelder hinter dem klo zu positionieren, der auf die klobürste blickt. beim kleinen geschäft schlägt der bewegungsmelder nicht aus. beim grossen, wenn man wie vorgesehen, kurz mit der klobürste wischt, geht die lüftung an. das finde ich ungefähr zweitausend mal besser als einen knopf zu drücken.
ausserdem neu: wenn die firetv-fernbedienung gedrückt wird, schaltet sich automatisch der fernseher und der verstärker ein. der verstärker wählt ausserem den richtigen eingabekanal.
was ich eigentlich sagen möchte: ich glaube die zukunft der hausautomatisierung ist nicht sprache, sondern implizite, subtile automatisierung. ich will nicht ausschliessen, dass ich hier zu sehr von meinem befindlichkeiten ausgehe und die verallgemeinere, aber ich bin sicher, dass ich nicht der einzige bin, der jedem navigationsgerät zuerst das sprechen verbietet. ich möchte in meinem stammkaffee nicht jeden morgen das gleiche bestellen, sondern das was ich ohnehin jeden morgen zu mir nehme still serviert bekommen. sinnvolle automatisierung sollte lernen können, muster in meinem (und anderer) verhalten erkennen. wie ein guter butler.
wenn ich schon sprechen muss, möchte ich das implizite botschaften erkannt werden und sie nicht explizit ausführen müssen.
so dürfte es momentan relativ vielen menschen gehen. was mir derzeit aber wirklich sorge bereitet: ich möchte am liebsten vom verlauf der weltgeschichte allein gelassen werden. eigentlich geht mir das seit der wahl von trump so. ich habe das gefühl, die welt richtet sich mehr und mehr darauf aus, mich zu provozieren, mich aufzuregen, als sei der kampf um meine (und aller anderen) aufmerksamkeit plötzlich die parole des jahres. trump provoziert durch versprechen, ankündigungen und seit ein bis zwei wochen durch dekrete, damit sich alle welt aufregt und ein paar seiner anhänger sich freuen. die trumpschen aufregungswellen werden verstärkt durchs medienecho und weil medien mittlerweile überall sind, nicht mehr nur im fernseher, radio oder auf papier, sondern auch an den plätzen an denen ich freunde sehe und treffe, vibriert alles.
ich bin aber müde geworden und mag nicht mehr über jedes aufregungsstöckchen springen, das mir in den weg gehalten wird, oder das nach mir ausschlägt. einmal aus prinzip, bzw. der mir eigenen reaktanz: wenn alle sich aufregen, mag ich mich allein deshalb nicht aufregen, weil es ohnehin schon alle tun. dann aber auch aus kalkül: wer ist dieser trump, dass er die themen vorgeben können soll, über die ich mich derzeit echauffiere, die probleme über die ich nachdenke oder über die ich diskutiere?
nur weil ein aufmerksamkeitsgestörter narziss gerade politiker spielt und den eindruck zu erwecken versucht, er habe uneingeschränkte macht und durchsetzungskraft, soll ich mir jetzt gedanken um innere sicherheit machen?
das ärgerliche ist: ich mache es, ich verspüre das bedürfnis mitzudiskutieren, falschwahrnehmungen zu korrigieren, andere von ihren überzeugungen abzubringen. ein amerikanischer freund von mir, den ich lange aus den augen verloren habe und mit dem ich jetzt dank facebook wieder in kontakt stehe, schrieb vorgestern, dass er blumen gekauft habe und mit diesen blumen in eine moschee gegangen sei, einfach nur um ein zeichen zu sezten und solidarität und gemeinsinn zu zeigen.
gestern vermerkte er, dass in seattle eine moschee in flammen aufgegangen sei, kurz nach der unterzeichnung der einreisestopp-dekrete. unter dem artikel entspann sich eine diskussion über die potenzielle kriminalität von muslimen und ob sie die moschee nicht auch selbst angezündet haben könnten. in meinem kopf brodelte es und ich formulierte eine antwort an einen der diskussionsteilnehmer (mit dem ich ebenfalls ein jahr gemeinsam zur schule gegangen bin):
here’s a thought. if you think about patterns you’ll find plenty of patterns that endanger american lives and kill thousands of people a year. there’s one very obvious pattern that kills 30 to 40 thousands americans a year. it’s traffic. if you really care about making american cities safe “again” why not ban cars? why not ban tobacco, firearms, which kill even more americans a year than traffic?
the answer is probably that more safety means less freedom and opportunity. eliminating risk also eliminates freedom. society always strives to balance this in reasonable ways. eliminating some risk, without taking away to much freedom or opportunity. it’s always been a process, aiming to find a reasonable middle ground.
my guess is, what trump is trying to achive is not about a safer country, saving american lives or safety at all, it’s about blame. putting the blame to others, blaming people that look different, have the “wrong” faith or skin color. it’s about dividing the country and the people into “us” and “them” stirring up hate, creating chaos. it’s about eliminating the process of finding a reasonable middle ground, which i believe is the heart of democracy. democracy is not so much about the will or rule of the people (which might quickly lead to mob mentality), it’s about balance; balance of power, balance of interests and rule of law, justice and reason. trump is working hard to make all of that disapear, while giving you the illusion of safety.
ich habe diesen kommentar aber nicht abgeschickt, weil ich keine weitere lust auf folgediskussionen habe.
ich mag sportliche diskussionen, die auseinandersetzung mit anderen argumenten und ich führe die auch oft so weit, dass ich am ende der einzige bin der weiterdiskutieren möchte. ich bin extrem fasziniert von tyler cowens idee um eigene filterblasen zu durchbrechen: er schlug vor ein paar tagen vor, das es nicht reiche andere meinungen zu lesen, sondern dass man sich eigentlich, zeitweilig, die schuhe der anderen anziehen müsse und aktiv argumente der gegenseite sammeln und gegen seine eigenen überzeugungen ausformulieren solle.
Keep a diary, write a blog, or set up a separate and anonymous Twitter account. And through that medium, write occasional material in support of views you don’t agree with. Try to make them sound as persuasive as possible. If need be, to keep your own sense of internal balance, write a dialogue between opposing views, just as Plato and David Hume did in some of their very best philosophical works.
um die (vermeintlich) andere seite zu verstehen, sollte man lernen wie sie zu denken. es geht nicht um immunisierung gegen andere überzeugungen oder ansichten, sondern um verständnis, durchdringung.
wie gesagt, als übung, als intellektuelle strategie finde ich das faszinierend und richtig. aber meine reaktanz setzt ein, sobald ich das gefühl habe, dass ich provoziert werde, dass jemand mit mir spielt und mich gezielt aufs eis führt. auf dem eis stehend mag ich dann alles richtig machen, stechende argumente hervorbringen, vielleicht sogar das gefühl haben, die andere seite in einzelnen aspekten überzeugt oder geöffnet zu haben. aber ich stehe auf dem eis, auf das mich jemand gezielt geführt hat. und genau da werde ich bockig. ich diskutiere gerne, aber den ort, die themen, die regeln möchte ich mir nicht vorgeben lassen von einem kränkbaren irren mit orangenen haaren, der auf anstand, regeln und würde scheisst.
trump ist nicht zu schlagen, wenn wir nach seinen regeln spielen, wenn wir auf seine aktionen lediglich reaagieren. das was rechte in diesem land immer wieder erzählen, die mär einer gleichegeschalteten presse, die zentral gesteuert stimmung mache, hat trump absurderweise auf gewisse weise weltweit geschafft: die presse, unsere diskussionen, unsere sorgen, wir, sind gleichgeschaltet — auf trump. statt über politik und lösungen, reden wir über seine politik, seine absurden lösungsvorschläge und seine provokative symbolpolitik. er zieht alle aufmerksamkeit auf sich. er hat uns alle im intellektuellen schwitzkasten. unsere waffen sind stumpf, weil er die regeln diktiert, weil er und seine anhänger es schaffen, uns zum diskutieren aufs eis zu ziehen und die regeln des spiels zu kontrollieren.
ich will nicht ausschliessen, dass das was ich hier schreibe nichts weiter als eine rechtfertigung meines eskapismus ist, eine erklärung dafür, dass ich mir seit monaten die augen, die ohren und den mund zuhalte. vielleicht ist mein unbehagen der versuch die kognitiven dissonanzen ausklingen zu lassen und endlich wieder zu klarem denken zu kommen. klar ist aber so oder so, dass wir am grossen bild zeichnen müssen, an unserem bild, welche gesellschaft wir uns wünschen. wir sollten nicht am trumptower rütteln, sondern bessere buden bauen. wir sollten trump nicht ignorieren, sondern mehr aufmerksamkeit auf alternativen lenken, praktisch und intellektuell.
ich bin auch nicht zufrieden mit dem derzeitigen „Verlauf der Weltgeschichte“, ich bin desillusioniert und erstaunt und sehr, sehr müde. aber ich werde mich sammeln. wir werden uns sammeln.
schöne musik haben sie bei 1und1 in der warteschleife wirklich. nach 10 minuten musik, meldet sich jemand der mich fortan herr wenzel nennt und sein mikrofon offenbar vor dem nasenloch montiert hat. ich höre jeden einzelnen atemzug und, das bilde ich mir zumindest ein, auch verdauungsgeräusche.
ich erzähle, dass ich gestern bei meiner schwiegermutter gewesen sei und updates für ihren rechner über mein handy runtergeladen hätte, weil das DSL so lächerlich langsam gewesen sei. sie hat einen „1&1 Doppel-Flat 6.000“-vertrag für den sie jeden monat 30 euro zahlt, und von dessen 6 mbit/s an der fritzbox gerade mal 2,3 mbit/s ankommen. das ist die geschwindigkeit, mit der andere DSL-anbieter ihre kunden bestrafen, wenn sie ihr download-kontingent erschöpft haben.
also frage ich nach möglichkeiten den vertrag in einen normal nutzbaren anschluss umzuwandeln. leider macht mich die antwort aus dem call-center sehr aggressiv. meine schwiegermutter könne eine doppelflat 50.0000 für 29,99 haben, bekäme für eine einmalzahlung von 24,89 eine neue fritzbox und für eine monatliche zahlung von 10 euro, bekäme sie fernsehgedöns übers internet und da würde er auch noch einen fernseher von samsung und einen chromecast drauflegen. jetzt hört er sich tatsächlich wie ein kirmesansager an, die halten ihre mikrofone auch oft vors nasenloch oder in den mund.
dass der vertrag alleine, nach der mindestvertragslaufzeit von 2 jahren, fast 40 euro kostet, erwähnt die pflanze am telefon nicht, bestätigt das aber auf nachfrage.
ich bin auf 50.
ob es auch etwas günstiger gehe, mit 16tausend vielleicht. tatsächlich betet er mir das unattraktive angebot runter, dass mir auch schon die 1und1 webseite als wechseloption angeboten hat: zwei jahre würde meine schwiegermutter 30 euro zahlen, danach 35 euro. ich weise den mann mit dem mikro vor dem nasenloch darauf hin, dass neukunden dieses paket sehr viel günstiger angeboten bekommen (nämlich für ein jahr zu 15, danach für 30 euro). das sei richtig, bläst er mit der nase ins mikro. ob er da nichts machen könne, ob die einzige möglichkeit ein günstiges angebot zu bekommen eine kündigung sei? auch das bejaht er.
ich bin auf 100.
und ich frage mich, was für ein verkacktes, unmoralisches geschäftsmodell die grossen DSL-anbieter fahren (macht ja nicht nur 1und1 so); alt- und neukunden werden mit irreführenden, schwer verständlichen und mit sternchentexten durchsääten angeboten geködert, die an sich schon saftig bepreist sind, aber für altkunden nochmal einen ticken teurer. die anbieter rufen einem zwischen den zeilen zu: wer länger als zwei jahre unser kunde bleibt ist ein vollidiot. auch auf explizite nachfrage, liess mich die telefonpflanze von 1und1 wissen, dass anpassungen des vertrags auf den stand der technik oder das aktuelle preisniveau nicht vorgesehen sind: „wieso sollten wir irgendwas ändern, wenn der kunde zufrieden ist?“ die korrekte antwort, die mir während des telefonats leider nicht eingefallen ist lautet natürlich: „ihre kunden sind nicht zufrieden, wenn sie einen anschluss kaputtdrosseln und für ein technisch minderwertiges produkt premiumgebühren kassieren.“
aber vielleicht ist meine logik, dass man sein produkt, auch bei langer vertragslaufzeit, ohne aufpreis und bohei an den stand der technik anpassen könnte auch einfach nicht mit der logik von betriebswirten kompatibel. betriebswirte glauben vielleicht tatsächlich, dass ein kunde der noch nicht gekündigt hat, zufrieden sei.
und vielleicht sollte man der logik der betriebswirte tatsächlich einfach folgen und alle ein bis zwei jahre seinen DSL-vertrag kündigen und woanders neu abschliessen. solange bis die pappnasen irgendwann einmal verstehen, dass bestandskunden auch der pflege bedürfen — und das auch zu schätzen wüssten.
das neuabschliessen eines neuen DSL-vertrags für meine schwiegermutter, inklusive telefonnummern-umzugsbeauftragung ging dann übrigens schneller als das unerfreuliche telefonat mit der kundenverarschungshotline von 1und1.
im oktober ging eine pressemitteilungdurchs netz, dass ikea ab sofort in 4 ländern (belgien, tschechien, schweden, italien) eine art hue-alternative verkaufen würde. im rest der welt (und deutschland) würde die trådfri-reihe ab april 2017 verkauft. ich habe mir eine lampe aus belgien besorgen lassen und von meiner mutter zu weihnachten schenken lassen.
es handelt sich um eine LED-lampe mit 980 lumen (und 12 watt), die drei verschiedene weiss-töne darstellen kann (grün-bläuliches weiss, rot-gelbliches weiss und weiss-gelbliches weiss).
dazu kommt eine fernbedienung mit der man die helligkeit einstellen kann, den farbton verstellen kann und die lampe schalten kann (wenn sie an eine stromversorgung angeschlossen ist). die fernbedienung wird von einer knopfzelle versorgt und soll laut ikea zwei jahre halten. gekostet hat das set aus lampe und fernbedienung 35 euro.
die einzelpreise sind bei ikea unterm strich einen ticken günstiger: 15 euro für den schalter ([-werbelink] 23 euro bei philips), 25 euro für die lampe ([-werbelink] 19 euro bei philips), teuer wird’s bei philips, wenn man die „[-werbelink] ambience white“ lampen kaufen will, bei denen man die weisstöne wählen kann: 30 bis 35 euro für die lampe alleine.
in erster linie war ich gespannt ob die trådfri-lampe und der trådfri-schalter sich mit der hue-bridge verbinden liessen und damit über mein wohnungsautomatisierungssystem steuern liessen. ein paar leuten ist das mit älteren firmwareversionen der hue-bridge gelungen, mit aktueller firmware weigert sich die hue-bridge (noch) die lampen oder schalter zu registrieren. ich habs ausprobiert, die einzige reaktion die man der hue-bridge abgewinnen kann ist ein kurzes aufleuchten beim versuch den schalter zu verbinden. alles andere ignoriert sie stoisch. lampe und schalter lassen sich hingegen problemlos verbinden — und genauso leicht wieder lösen (lampe sechs mal hintereinander ein und ausschalten).
The non-interoperability between the newly launched IKEA smart lighting products and the Philips Hue bridge has been analyzed. One of the issues found is that the IKEA bulbs report their ProfileID as corresponding to the ZigBee Home Automation (ZHA) profile rather than the ZigBee Light Link (ZLL) profile. As the IKEA bulbs do not behave fully compliant with the ZLL standard, they are rejected by the Hue bridge. IKEA is aware of this and informed us their intent is to have the IKEA smart lighting bulbs to work with the Philips Hue bridge. We offer our support to realize this in the future.
für mich hört sich das ein bisschen vorgeschoben an und ich vermute, dass es noch viele monate dauern wird, bis hier einigung darüber herrscht, wie der offene zigbee-standard, dem angeblich sowohl philips, wie auch ikea folgen, zu interpretieren ist. in absehbarer zeit soll es von ikea auch eine eigene bridge geben, die aber wohl mit ziemlicher sicherheit, im gegenteil zur hue-bridge, keine offene API bieten wird.
für meine automatisierungsambitionen ist das einerseits sehr schade, andererseits gefällt mir die lampe sehr und ich habe auch einen weg gefunden, sie doch, indirekt automatisierbar zu machen. kürzlich habe ich ja die küchenbeleuchtung ein bisschen umgebaut und den lichtschalter für die deckenbeleuchtung mit diesem unterputz funkschalter aufgerüstet. mit dem ding hinter dem lichtschalter lässt sich die deckenbeleuchtung weiterhin per lichtschalter schalten, aber auch per 433mhz-funk-signal. bis jetzt war in der deckenleuchte eine dimmbare LED, deren helligkeit sich per ein/aus-schalten regeln liess. das war in mehrfacher hinsicht albern. manchmal standen wir am lichtschalter und schalteten den mehrfach ein und aus, bis die gewünschte intensität erreicht war, mal klickte ich wie wild auf meinen telefon rum, um die lampe per homekit ein und auszuschalten. besonders doof: die LED merkte sich die vorherige einstellung nicht — wie auch die hue-lampen es nicht können: sobald sie von der stromzufuhr abgeschnitten sind vergessen sie alle licht-einstellungen. die trådfri merkt sich die lichtfarbe und die helligkeit, auch wenn sie stundenlang vom stromnetz getrennt ist.
das ist in der tat ziemlich praktisch und qualifiziert die lampe für viele anwendungen mit vorhandenen leuchten; die lassen sich wie bisher schalten und zusätzlich permanent oder flexibel dimmen und färben, oder auch per fernbedienung schalten. hue-lampen hingegen sind in kombination mit herkömmlichen lichtschaltern mehr oder weniger unbrauchbar.
der mitgelieferte schalter gefällt mir auch, er besteht aus zwei teilen, einem magnetischem tellerchen, das man an die wand kleben oder schrauben kann, in das das fernbedienungsteil einschnappen kann. so macht das auch der hue-schalter, er sieht gut auf der wand aus, man kann ihn aber auch als mobilteil benutzen. die liebe zum detail bei ikea zeigt sich aber auch hier: auch das tellerchen hält selbst auf metall, so kann man es statt an die wand zu kleben oder schrauben, eben auch einfach auf den kühlschrank pappen. die fernbedienung macht auch einen stabilen eindruck, ist an den seiten und hinten gummiert und mir auch schon zweimal runtergefallen. sie reagiert sehr schnell, die leuchte schaltet schon, bevor der schalter klickt, beim ausschalten lässt sich die leuchte einen moment zeit. beim ersten klick, nach dem einschalten per wandschalter, hängt die fernbedienung gelegentlich, spätestens beim zweiten klick reagiert die trådfri dann aber. das schalten der weisstöne, helligkeit, alles lässt sich gut bedienen. wobei die form und ergonomie der trådfri fernbedienung natürlich an den unseeligen „puck“-maus-ergonomieunfall erinnert.
ich mag die trådfri, auch wenn sie sich nicht besonders weit runterdimmen lässt und sich noch nicht automatisieren lässt, bzw. per api ansprechen lässt, trotz standard zigbee-protokoll. ich hoffe ikea und philips raufen sich hier zusammen, zum nutzen der kunden. oder das ding wird bald mal gehackt. das killerfeature ist trivial aber genial: die trådfri merkt sich ihre lichteinstellungen, ist kinderleicht einzurichten und mehrere leuchten dürften sich ähnlich einfach um eine fernbedienung gruppieren lassen. insgesamt scheint ordentlich bewegung im markt der vernetzbaren, „intelligenten“ beleuchtung gekommen zu sein.
nachtrag: ich sollte das eigentlich gelernt haben: lampen nennt man die birnen oder leuchtmittel die eine leuchte beleuchten. ich hatte das im text oben teilweise umgekehrt geschrieben und jetzt korrigiert. (leuchten werden in der alltagssprache zwar oft lampen genannt, aber das ist genaugenommen falsch. lampen bezeichnen eigentlich nur das leuchtmittel.)
anderthalb monate ist die tado-heizungssteuerung jetzt bei uns im einsatz (hier mein erster eindruck) und ich komme meinem ziel, mich nicht um die heizung kümmern zu müssen, immer näher. der hauptgrund die tado-heizungssteuerung anzuschaffen, war unser wunsch nach mehr komfort. energiesparen ist bei unseren heizkosten kaum noch möglich, wir zahlen im monat ca. 30 euro fürs gas, womit wir heizen und kochen.
unsere hoffnung war endlich auch im bad komfortable temperaturen zu haben, bzw. heizleistung auf abruf zur verfügung zu haben. das war mit unserer alten, leitraumgesteuerten heizungssteuerung nicht, bzw. nur auf umwegen (dauerheizen) möglich. mit den zwei heizkörperthermostaten und dem „smarten“ raumthermostat, die uns tado kostenlos zum testen (und behalten) überlassen hat (weshalb über dem artikel auch werbung steht), funktioniert das jetzt einwandfrei — mit ein bisschen verspätun.
(eins der ursprünglich gelieferten heizkörperthermostate war defekt, ersatz haben wir nach zwei wochen bekommen. seitdem lässt sich die temperatur sowohl im wohnzimmer, als auch im bad flexibel regeln.)
die kurzversion dieses textes lautet also: ich bin jetzt, mit zwei heizkörperthermostaten, sehr beeindruckt von der flexiblen und gezielten tado-temperatursteuerung in allen wichtigen räumen. sie funktioniert genauso gut, wie ich mir das erhofft habe.
die längere version:
weil wir noch auf unsere bestellung von zwei weiteren heizkörperthermostaten warten (mehr dazu weiter unten), steuern wir derzeit lediglich zwei räume über tado: das bad und das wohnzimmer. das schlafzimmer haben wir seit monaten, wenn nicht sogar jahren nicht geheizt, dort liegen die temperaturen, seit ich sie messe, konstant um die 18, 19°. die küche heizen wir auch nicht, der boiler der gasetagenheizung und der herd sorgen für mehr als genug wärme, auch im tiefsten winter. auch das kinderzimmer funktioniert derzeit gut ohne tado-steuerung, das heizungsventil ist seit wochen zwischen 2 und 3 gestellt, was eine konstante temperatur von um die 21° zur folge hat. werden wohnzimmer oder bad geheizt, profitiert das kinderzimmer von der produzierten wärme.
am wichtigsten: unser junkers-boiler funktioniert jetzt auch (endlich) wieder zuverlässig. seit ungefähr zwei jahren meldete der boiler gelegentlich einen fehler (A2) und deaktivierte sich dann, meisten, zum glück, nur kurz. beunruhigenderweise meldet der A2-fehler (eigentlich) (ab-) gasaustritt. ich vermutete schon länger einen sensorfehler. der erste heizungstechniker den uns die hausverwaltung nach sehr langem warten vorbeischickte empfahl eine regelmässige wartung und reinigte den boiler erstmal gründlich von innen, etwas das seit unserem einzug vor drei jahren noch nie gemacht wurde. mitte november schickte uns die hausverwaltung (nach weiterem sehr langem warten) einen heizungstechniker vorbei, der auch die brennkammer reinigte, wasser nachfüllte, nochmal alles reinigte und nachdem auch nach der wartung der fehler weiterhin beim aufheizen über 50° auftauchte, ankündigte, demnächst vorbeizukommen um den sensor auszutauschen. leider half auch der sensortausch nicht, weshalb er eine woche später gleich die ganze steuerungselektronik austauschte. auch das half nichts und er kündigte uns einen besuch eines werkseigenen junkers-techniker in den nächsten wochen an. statt des junkers-technikers kam dann aber nochmal unser techniker vorbei und meinte, der junkers support hätte ihm gesteckt, dass es noch einen zweiten sensor gäbe. ob der undokumentiert ist, oder nur im fehlerbehebungsflowchart fehlte hab ich nicht erfahren können. jedenfalls behob dieser sensortausch dann endlich den A2-fehler.
tado wollte mich auf nachfrage nicht wissen lassen, was man heizugstechnikern, vermietern oder anderen technik-skeptikern sagen könnte, wenn die der fremd-heizungssteuerung von tado nicht trauen oder gar behaupten, das würde die elektronik „durcheinanderbringen“. wie die heizungshersteller zu tado stehen, die ja behaupten zu nahezu allen heizungssystem kompatibel zu sein, würde mich nach wie interessieren. fragen nach zertifizierungen oder stellungnahmen von heizungsherstellern liefen bei tado leider (bis jetzt) ins leere.
meine zufriedenheit mit der tado-heizungssteuerung kommt vor allem daher, weil ich ihre funktion jetzt über wochen sehr genau beobachtet habe. anfangs hat das system zwar etwas arg früh angefangen für den „early start“ morgens zu heizen, aber nachdem ich mich ein bisschen darüber lustig gemacht habe, wurde die heizkurve promt angepasst. eigentlich sollte das system sowas mit der zeit selbst lernen und vielleicht tut es das ja auch bereits, wenn man ihm ein bisschen zeit lässt. ein bisschen mühsam war die anpassung der thermostate an die raumcharakteristik. temperatur-messwerte, die direkt am heizkörper gemessen werden haben ja nicht unbedingt etwas mit der raumtemperatur zu tun. im kinderzimme misst das raumthermostat an der wand gegenüber des heizkörpers und zeigt mehr oder weniger exakt die werte an, die ich auch mit meinem eigenen thermometer messe.
allerdings musste ich die vom tado-raumthermostat erfasste temperatur um ein grad nach unten korrigieren, damit die kurven sich so abdecken. im bad musste ich die temperatur gleich um drei grad nach unten korrigieren, damit die temperatur sich ungefähr mit meinem thermometer (hängt ca. 2 meter entfernt vom heizkörper) deckt.
was man nicht so deutlich sieht: tado schafft es tagsüber die eingestellte temperatur von 20° konstant zu halten. die temperatur oszilliert sanft um die 20° marke. die nachtabsenkung misst tado mit ca. drei grad, mein thermometer misst gerade mal ein grad absenkung was ich für akzeptabel halte. ab morgens um sechs ist die temperatur nach kurzem aufheizen dann wieder auf 20°.
um die raumtemperatur konstant auf 20° zu halten muss die heizung über den tag verteilt nicht besonders stark heizen. der kessel heizt sich alle paar stunden auf 30-40° auf und das reicht dann auch, lediglich wenn es der beifahrerin kalt ist und sie das thermostat hochdreht, geht die angeforderte heizleistung etwas stärker in die höhe. grösster vorteil des nun konstant warmen bads: nach dem duschen beschlägt der spiegel kaum noch und die relative luftfeuchtigkeit ist konstant niedriger als in vor-tado-zeiten.
komplizierter war die raum-kalibrierung im wohnzimmer. das ist etwas grösser als das bad und tado berechnet die heizleistung nicht nach der raumtemperatur, sondern nach der temperatur am heizkörperventil unter dem fenster. am fenster und am heizkörper fluktuiert die temperatur natürlich etwas stärker als in der raummitte oder -ecke. aber mit eine temperaturkorrektur von minus 3 grad zeigen sowohl das tado-thermometer als auch mein eigenes thermometer in der raumecke ungefähr analoge werte an.
auch hier sieht tado die nachtabsenkung krasser als mein thermometer, dass in den 8 stunden heizpause von 23 bis 7 uhr gerade mal ein grad absenkung misst. am fenster misst tado vier grad verlust. jedenfalls ist das ergebnis von den tagsüber eingestellten 22° eine mehr oder weniger konstante temperatur zwischen 22 und 23° in der raumecke. ein billiges, unvernetztes thermometer in der raummitte, zeigt konstant um die 22° an.
mir sind die 22° im wohnzimmer zu warm, aber die beifahrerin fühlt sich bei der temperatur offenbar wohl.
offline-modus
vor drei tagen fiel bei uns das internet aus (die beifahrerin hatte ausversehen — und unbemerkt — das DSL-kabel aus der TAE-dose gerissen). die frage, was die tado-steuereinheit ohne verbindung in die cloud machen würde hatte ich bis dahin noch nicht eindeutig beantworten können, am donnerstag konnte ich es aber genau nachvollziehen: die eingestellte zieltemperatur in allen zonen/räumen wurde konstant gehalten, die temperaturkurven fluktuierten auch im offline-modus langsam auf und ab. lediglich eine änderung der zieltemperatur über die app war im offline-modus nicht möglich.
API und bridgeausfälle
die graphen zeichne ich übrigens mit grafana. hier hatte ich das schonmal beschrieben, wie ich die webapi, die auch von der tado web- und ios-app genutzt wird, inoffiziell auslese. dieses auslesen hatte ich im verdacht, dass es durch irgendwelche schutzmassnahmen oder abfragelimits rote flaggen bei tado auslöst und irgendwie dazu führt, dass die tado-internet-bridge bei uns nicht mehr erreichbar ist. das passierte in den ersten sechs wochen ziemlich regelmässig: fast jeden morgen wachte ich auf und die tado-app meldete mir, dass meine geräte offline seien. das problem liess sich mit einem neustart der tado-bridge beheben, aber um ein hardware-problem auszuschliessen, meldete ich den fehler bei tado. die tauschten meine bridge auch promt aus, aber das problem der gelegentlichen bridge-ausfälle blieb bestehen. dann hatte ich die rettende idee: hausautomatisierung! ich lasse home-assistant ohnehin regelmässig scans unseres netzwerks durchführen, weshalb home-assistant stets weiss, welche geräte online und offline sind. warum nicht einfach eine automatisierung schreiben, die die bridge bei einem ausfall automatisch neustartet? mit home-assistant und einer schaltbaren steckdose war das schnell umgesetzt. seitdem musste ich mich um das problem nicht mehr kümmern. in den letzten zwei wochen sind die ausfälle allgemein sehr viel weniger geworden, nur noch alle 3-4 tage, und in den letzten 4 tagen gar nicht mehr.
qualitätskontrolle, verfügbarkeit und support
was ich tado positiv anrechne ist der kompetente und freundliche support. manchmal dauert die bearbeitung ein paar tage, aber alle meine technischen anfragen wurden bisher befriedigend beantwortet. am häufigsten bezogen sich meine technischen anfragen allerdings auf gerätedefekte. nachdem das erste heizungsthermostat bei uns dead on arrival ankam, hatte das ersatzgerät ein so schwergängiges temperatureinstellungsdrehrad, dass die beifahrerin das heizungsthermostat dreimal vom heizkörper riss (die zusendung eines ersatzgeräts wurde nach der monierung promt zugesagt). die tado-geräte sind im prinzip super, sauber verarbeitet und tadellos gestaltet, aber bei der qualitätskontrolle scheint es ein bisschen zu hapern.
aber auch bei der befriedigung der nachfrage scheint sich tado übernommen zu haben. die tado-twitter- und facebook-konten liefen in den letzten monaten über von kommentaren, in denen sich kunden bitterlich über ausbleibende oder erheblich verzögerte lieferungen beklagten. die kommunikation von tado zu diesem thema war lange eher hinhaltend, mitte november begann man dann vielen kunden eine lieferung vor weihnachten zu versprechen. ich habe ende september zwei weitere heizkörperthermostate bestellt (und bezahlt), noch bevor die testgeräte bei mir eintrafen und ausser einer bestellbestätigung nichts mehr zu der lieferung gehört. bis vor ein paar wochen eine mail bei mir ankam, die mir anbot auf eine lieferung bis februar zu verzichten und dafür 20% rabatt zu bekommen. weil wir soweit gut versorgt sind und die flexible steuerung des kinder- und schlafzimmers nicht drängt, habe ich mich gerne auf diese deal eingelassen.
verwunderlich finde ich das aber schon, weil tado seine produkte teilweise sehr aggressiv bewirbt und das marketing ganz offenbar auf höchsttouren läuft. so produziert man sich aber doch eine menge unzufriedener early adopter, die monatelang auf ihre lieferung warten — und das gerade im winter. genauso verwunderlich fand ich die offensive bewerbung von tados homekit-integration in den späten sommermonaten, die, soweit ich mich erinnere, auch noch weiterlief, als ich meine testgeräte bekam, die auch mit der tado-bridge der dritten generation ausgeliefert wurden. zu meiner sehr grossen verwunderung war die homekitintegration meiner tado-testgeräte miserabel gelöst (funktionierte nicht) und vor ein paar wochen verschwanden plötzlich alle hinweise auf homekit aus dem marketingmaterial von tado. plötzlich hiess es, dass der homekit-zertifizierungsprozess gemeinsam mit apple noch nicht abgeschlossen sei und tado verschickt die thermostate auch nur mit der internetbridge der zweiten generation (mit einem gutschein für ein kostenloses upgrade auf die dritte generation, sobald die zertifizierung abgeschlossen ist). ich bin gespannt, wann dieser prozess abgeschlossen sein wird und noch gespannter, ob die homekitintegration von tado dann funktionieren wird.
obwohl ich wirklich zufrieden mit meinem tado-setup bin, einen kauf kann ich zur zeit nicht wirklich empfehlen, weil die lieferung wahrscheinlich erst im frühjahr erfolgen wird und ich bei der derzeitigen angespannten liefersituation das gefühl habe, dass weniger auf tadellose qualität geachtet wird, als das eigentlich geboten ist. wer hingegen keine scheu hat regelmässig mit dem wirklich freundlichen und gut erreichbaren tado-support zu telefonieren um defekte zu melden, wer geduldig mit lieferverzögerungen umgehen kann und wer kein problem mit hausdaten in der (tado) cloud hat, dem kann ich tado uneingeschränkt empfehlen. es funktioniert und durch regelmässige softwareupdates wird es auch stetig besser.
zum ersten dezember habe ich einen whisky+cigars-adventskalender (ohne zigarren, nur mit whisky-proben) vom kind und der beifahrerin geschenkt bekommen. der wahrscheinlich beste adventskalender, den ich seit 43 jahren bekommen habe.
jeden tag ein kleines fläschchen whisky zur blindverkostung. der zettel, auf dem die whiskysorte und eine kleine beschreibung steht, ist umgekehrt auf die flasche geklebt. jetzt kann ich whisky tastings zuhause machen.
ich kann mich schon nicht mehr genau erinnern, ist schliesslich schon 5 tage her. ich erinner mich aber an einen fruchtigen geschmack und einen milden, reichen geruch. auf dem zettel steht, dass der whisky je zur hälfte in bourbon-fässern und sherry-fässern lag. eine gute eröffnung, nach der ich gerne noch zwei weitere gläser dalmore getrunken hätte.
an den geruch erinnere ich mich gut. etwas spitz, alkoholisch, oder wie mein vater sagen würde: u-boot-treibstoff. der geruch ist nicht störend, ein bisschen vanille kommt auch durch, aber mir fiel auf: eher kein klassischer schotte. und tatsächlich war’s ein irischer whisky. hab ich noch nie bewusst getrunken, irischen whisky. der geschmack war runder als der geruch ahnen liess, lecker, aber einen ticken anders als die aus schottland, aber fan werde ich wohl erst, wenn ich mal nach irland reise.
auch dieser whisky hatte einen etwas spitzen, alkoholischen geruch. angenehm, interessant, leicht nach frisch desinfiziertem jungem leder. der geschmack war weniger malzig, was kein wunder ist, denn der elijah craig ist ein bourbon. weniger gerstenmalz und ich meinte das rausschmecken zu können. vielleicht habe ich auch zu schnell auf den beipackzettel geschaut, nachdem ich wusste, dass dieser whiskey mit e geschrieben wird, schmeckte ich es jedenfalls eindeutig raus. keine frage, das war ein sehr guter whiskey, aber ne ganze flasche würde ich davon nicht unbedingt kaufen.
der geruch war schön voll und rund. das musste wieder ein schotte sein. ist es auch. auf dem beipackzettel stand: „nicht einen hauch von rauch, stattdessen mit in honig getauchtem eichenwald mit blumenwiese.“ das bild inspirierte mich nicht, aber süffig und leicht blumig war er dann schon, der benrinnes.
schon beim einschenken traf mich eine heftige torfnote. „toll!“, rief ich der beifahrerin zu. beim schnüffeln konnte ich leichte bittere teernoten rausdifferenzieren. für einen moment dachten die beifahrerin und ich, dass das ein talisker sein könnte, der hatte auch so einen ganz leichte verdünner-note. der geschmack: wie ich es am liebsten mag, sehr rund, der rauchige torf intensiv, aber auch rund, kein brennen, keine spur von süsse und frucht. ich freute mich sehr, dass ich mich auch schon blind in den whisky verliebte, als ich den beipackzettel las: meine lieblingsbrennerei!
der select enthält laut whisky.de „Anteile aller bekannten Laphroaig-Abfüllungen (10 Jahre, PX Cask, Quarter Cask und Triple Wood)“ — also eine mischung ohne altersangabe die auf milde und rundheit getrimmt ist. toll ist, dass hier weiterhin der charakter des laphroaig durchscheint, aber ich mags lieber ein bisschen direkter. der 10 jahre alte, reguläre laphroaig, bleibt mein absoluter favorit. aber vielleicht ist der select ein guter einstieg für andere?
angenehmer geruch, hat mir aber nicht mal in ansätzen geschmeckt. ich habe mich gefühlt wie der 24 jährige felix, der in schottland erstmals bei einem brennereibesuch einen whisky probierte: unwohl, nicht angetan: zu viele spitzen, leicht metallischer geschmack, keine wärme. nicht mein ding. eine flasche des 24 jahre alten auchroisk konnte ich auf die schnelle nicht ergoogeln, aber ähnlich alte auchroisk sind sehr, sehr teuer. hilft nichts, dass das zeug teuer ist, ich mag den nicht.
die links habe ich erratisch ausgewählt. gerne hätte ich öfter whiskyandcigars.de verlinkt, die meisten whisky habe ich aber dort nicht finden können oder keine geduld für die langen ladezeiten der seite. whisky.de hingegen ist erstaunlich gut suchmaschinenoptimiert, schnell und übersichtlich. aber whisky + cigars ist wohl auch eher ein laden zum hingehen.
beeindruckender auftritt von bernie sanders bei conan o’brien, nicht nur wegen sanders und den dingen die er sagte, sondern weil conan o’brien (zeitweilig) ungewöhnlich ernst war und die richtigen fragen stellte.
was sanders sagte, machte mich nachdenklich und wühlte mich auf mehreren ebenen auf. einerseits, weil ich im sommer durchaus ein gespaltenes verhältnis zu sanders hatte und ihn, inspiriert durch mein medienmenü nicht für den geeigneten kandidaten hielt. die medien die ich lese, wurden nicht müde, sanders als populisten oder sozialisten zu bezeichnen, den man weder ernst nehmen könne und der erst recht keine chance haben würde gewählt zu werden, weil er so weit links stehe. mich haben diese vergleiche immer gestört, die trump und sanders in den gleichen populistentopf warfen, weil ich sanders durchaus als vernünftig und verantwortungsvoll empfand.
trotzdem blieb bei mir hängen: dass es unvorstellbar wäre, dass sanders sich gegen einen republikaner durchsetzen können würde und dass das nur die etabliertere, moderatere und mainstreamigere hillary clinton könne. der unglaubliche rückhalt von sanders bei jungen menschen, seine sorge um die wachsende einkommensungleichheit und grosse sozial benachteiligte und mit sorge in die zukunft blickende bevölkerungsschichten, wurden von den medien, die ich lese und in ansätzen ernst nehme, als nicht wahlentscheidend dargestellt. die stabilität und kontinuität, für die clinton stünde, hingegen schon.
heute snd wir alle klüger. die unzufriedenheit mit dem etablierten, teilweise verfilzten und gelähmten system war wohl auch wahlentscheidend und clinton scheint es nicht geschafft zu haben, dieses moment im linken spektrum zu mobilisieren.
weshalb mich der auftritt von sanders ebenfalls aufrührte war seine medienkritik. eigentlich bin ich kein grosser fan von pauschaler medienkritik oder der haltung, „die medien“ seien schuld an trump, genauso wie ich es dämlich finde, sanders als populisten zu bezeichnen oder sanders zusammen mit trump in den demagogen-eimer zu werfen. aber sanders medienkritik hatte substanz, die mich zumindest nachdenklich machte. zu recht kritisiert er, dass die medien sich auf leicht verdauliche, sensationsheischende aspekte konzentrieren würden, weil die garantiert leser- oder zuschauerinteresse generieren würden. die „real issue“, die themen die unsere zukunft, den fortbestand unserer demokratischen gesellschaften betreffen, werden gerne ignoriert oder in die randspalten gedrängt.
ein gedanke der mir in den sinn kam, war eine parallele zur werbung. grosse agenturen saugen die talentiertesten und besten jungen köpfe ein, um für grösstenteils trivialen scheiss manipulative werbung zu bauen. die ganze kreative energie, der gestaltungswillen ganzer generationen, fliesst in die konsumentenerregung, statt in die (politische) gestaltung unseres zusammenlebens und gerechte organisation unserer gesellschaften. genauso fliesst die energie ganzer journalisten-jahrgänge in die aufarbeitung von skandälchen, ausrutschern, die aufarbeitung von privat- und intimkram von politikern oder anderen prominenten, statt in die konstruktive aufarbeitung der krisen und herausforderungen, denen wir uns gegenübersehen.
auch deshalb habe ich mich vor ein paar monaten dafür entschieden, perspective daily zu unterstützen, die sich zumindest vorgenommen haben, diesen missstand konstruktiv und wortreich anzugehen. aber hier ist das problem: obwohl ich abonnent und unterstützer von perspective daily bin, lese ich dort kaum. die themen und artikel schaffen es kaum über meinen tellerand, wenn ich mal einen artikel lese langweile ich mich oft oder vermisse substanz. immerhin: beim aufruf der startseite lächelte mich dieser artikel an, der in etwa das gleiche thema hat, wie das was ich hier zu behandeln versuche. noch nicht gelesen, aber immerhin meine aufmerksamkeit gewonnen und auf meiner leseliste gelandet:
es ist eine elenede zwickmühle: viele medien können es sich aus verschiedenen gründen nicht leisten substanziell über die „real issue“, die wichtigen themen zu schreiben, entweder weil sie nicht die mittel haben, oder wissen, dass sich diese art artikel niemals refinanzieren wird. entstehen solche artikel, ist es schwer sie an den mann und die frau zu bringen, weil sie sich nicht so leicht und emotinal konsumieren lassen. das meta-, tralala- und empörungsgedöns lässt sich einfacher herstellen und spült (dringend benötigtes) geld in die kassen.
so oder so, ich glaube es gibt durchaus wege abseits des platten populismus, abseits der ausgelatschten medienpfade, gegen den wahnsinn zu steuern, den trump und seine kumpels uns auf der weltbühne vorspielen. auf mich hatte der auftritt von sanders jedenfalls eine inspirierende wirkung. ich, wir, alle, denen die parlamentarische demokratie am herzen liegt, müssen — und können — etwas tun um das irrsinnige und hohle gegenseitige aufschaukeln von politik und medien aufzubrechen. sei es durch die (finanzielle) unterstützung von entsprechenden medienangeboten oder durch die aktive besetzung von klaffenden lücken, wie es christoph kappes hier vorschlägt. es ist möglich die wirklich drängenden themen anzupacken, sichtbar zu machen, zu diskutieren und lösungen zu finden. der ruck und der druck sind da.
Künstliche Intelligenz ist dem Flughafen Berlin Brandenburg (BER) ziemlich ähnlich. Der bevorstehende Durchbruch wird immer wieder lautstark und überoptimistisch angekündigt — und dann doch wieder ein paar Jahre nach hinten verschoben. Seit über fünfzig Jahren kommt die KI-Forschung nicht richtig aus dem Quark. Schon vor vielen Jahrzehnten prognostizierten optimistische KI-forscher die baldige Fertigstellung lernender Maschinen, die dem menschlichen Geist weit überlegen sein würden. Die spektakulärsten Ergebnisse jahrzehntelanger Forschung halten viele von uns jetzt in den Handy-Händen: persönliche Assistenten, die datenhungrig sind, einfache Aufgaben erfüllen können und uns manchmal sogar verstehen.
Im Umfeld der Forschung zur künstlichen Intelligenz sind brillante Menschen tätig, und die KI-Forschung und ihre Anwendung hat beeindruckende Fortschritte gemacht. Aber ich bin den Ankündigungen eines baldigen Durchbruchs bei der künstlichen Intelligenz gegenüber sehr skeptisch — nicht nur wegen Siri.
Ich glaube, dass wir bei allem Größenwahn, der uns Menschen prägt, bei der Beurteilung unserer kognitiven Fähigkeiten und bei der Erklärung unserer Gehirnfunktionen die Komplexität des Geistes regelmäßig sträflich unterschätzen. Unser Modell der Gehirnfunktion ist meist geprägt vom aktuellen Stand der Technologie. Als die aufkommende Wasserwirtschaft vor 2000 Jahren die Landwirtschaft revolutionierte, glaubten viele Gelehrte, unser Gehirn sei ein komplexes System aus Strömen von Säften, die es für Gesundheit und Wohlbefinden ins Gleichgewicht zu bringen gelte. Im 16. Jahrhundert, als es Menschen immer besser gelang, komplexe Automaten und Maschinen zu bauen, wirkte es logisch, den Menschen als komplexe Maschine zu betrachten. Als Chemie und Elektrizität im 18. Jahrhundert die Welt veränderten, erschien es folgerichtig, das Leben und die Funktion des Menschen mit chemischen und elektrischen Vorgängen zu erklären. Als Mitte des 19. Jahrhunderts die Kommunikationstechnologie rasante Fortschritte machte, verglich der Physiologe Hermann von Helmholtz das Gehirn mit einem Telegrafen. Heute ist alles Software und Kommunikation. Also, klar, muss auch das Gehirn wie eine hochkomplexe, vernetzte Software funktionieren.
Unsere Versuche, das Gehirn zu verstehen, sind ganz offenbar größtenteils metaphorisch und von gerade aktuellen technologischen Trends geprägt. Oder anders gesagt: wer einen Hammer hält, sieht überall und in allem Nägel. Im Moment beschäftigen sich die großen Geister gerne mit Software — und jeder, der sich die letzten 20 Jahre nicht unter einem Stein versteckt gehalten hat, weiß, wie komplex und weltverändernd Software, insbesondere in einer vernetzten Welt, mittlerweile wirkt.
Und trotzdem wissen wir immer noch nicht, wie das Gehirn funktioniert. Das Gehirn, den Menschen an sich, als komplexe Software zu betrachten, ist nach Ansicht des Neurophysiologen Robert Epstein eine genauso primitive und kurzsichtige metaphorische Herangehensweise wie die Gehirnfunktionserklärungsmetaphern der letzten Jahrhunderte. Er sagt klipp und klar: das Gehirn verarbeitet keine Informationen, speichert keine Erinnerungen — unser Gehirn ist kein Computer. Epsteins Argumentation erscheint mir schlüssig, aber auch, wenn man seinen Ausführungen nicht folgen mag, sollte mindestens dieser eine Gedanke hängenbleiben: unser Gehirn allein mit komplexen chemischen, elektrischen oder informationsverarbeitenden Vorgängen zu erklären ist naiv und wird der Wirklichkeit nicht gerecht.
Mein Gefühl sagt mir vor allem, dass wir nicht nur die Komplexität unserer eigenen kognitiven Fähigkeiten unterschätzen, sondern auch den Rest unserer Körperfunktionen. So fortgeschritten die medizinische Forschung uns heute auch erscheinen mag, wir sollten uns davor hüten, zu glauben, dass wir allein deshalb bessere Autos bauen können, weil wir ein paar mal den Motor mit einem gezielten Hammerschlag auf den Anlasser wieder zum Laufen gebracht haben.
Fortschritte in der medizinischen Forschung zeigen immer wieder, wie wenig wir eigentlich über den menschlichen Körper und die Verschränkung von Körper und Geist wissen. Am spektakulärsten erscheinen mir die Erkenntnisse aus der Forschung zu den sogenannten Mikrobiomen in unserem Körper. Nicht nur das Verdauungssystem beherbergt ein komplexes, fast komplett unerforschtes System aus hunderten Billionen Mikroorganismen, das sowohl unsere Physiognomie entscheidend zu prägen scheint, als auch unsere Stimmungen und Launen beeinflusst — und wohl auch mit der Entstehung von Krebs in Zusammenhang steht.
Wir sollten uns nicht blenden lassen von unserem heutigen Wissensstand. Auch wenn wir viele Vorgänge in der Welt mittlerweile in Ansätzen verstehen und erklären können, gibt es noch sehr viel zu entdecken. Wir sind insofern alle ein bisschen Jon Snow und wissen so gut wie gar nichts über die Welt.
Mir erscheinen die Transhumanisten ein wenig wie die Alchemisten der letzten Jahrtausende. Sie suchen, wie viele Alchemisten es taten, nach dem ewigen Leben und dem Stein des Weisen. Der Glaube, den Menschen nicht nur in Software abbilden, sondern auch gleich verbessern zu können, erscheint mir ähnlich ambitioniert wie die Idee, Gold synthetisieren zu wollen.
Aber auch wenn die Alchemisten größtenteils im Dunkeln stocherten, legten sie mit ihrer Forschung eine Basis, auf der weiter geforscht werden konnte. Auch wenn die Transhumanisten, wie ich glaube, auf dem Holzweg sind, der Wissenschaft und dem Erkenntniszugewinn wird’s nicht schaden. Denn der Wissenschaft helfen auch gut ausgeleuchtete und erforschte Holzwege. Die Erkenntnisse und das absehbare Widerlegen von falschen oder vereinfachenden Hypothesen kann und wird die Grundlage für weitere Forschergenerationen sein. Von daher kann ich den Transhumanisten auf ihrem Weg zur Unsterblichkeit und digitalen Ewigkeit nur zurufen: Nur zu, immer voran; euer Scheitern wird uns alle klüger machen.
bewegungsmelder sind nach der kühlschrankbeleuchtung eine der besten erfindungen der welt. bewegungsmelder wirken auf mich nach wie vor wie magie. ich gehe irgendwo hin und das licht geht automatisch an. wie toll ist das denn bitte? manchmal wird die magie ein bisschen gestört durch laute knackgeräusche von relais. deshalb wirkt der bewegungsmelder den ich mir zusammengestöpselt habe und im wohnzimmer unter die schreibtischplatte gelegt habe besonders beeindruckend auf mich: er schaltet nachts bei bewegung, also wenn ich ins bett gehe oder aufs klo, eine unserer hue-lampen ein — das geht lautlos und stufenlos hochdimmend.
am wochenende habe ich mir einen zweiten bewegungsmelder zusammengebaut, für die küche. in der küche habe ich, zum entsetzen der beifahrerin, einen der lichtschalter deaktiviert und das licht über eine funksteckdose steuerbar gemacht. statt eines praktischen schalters, hat das licht jetzt einen knopf auf einer fernbedienung mit 7 buttons. die beifahrerin hat das, völlig zu recht, als einen enormen rückschritt gebrandmarkt: „das ist keine verbesserung!“
in kombination mit einem bewegungsmelder aber doch. nur am sonntagmorgen, nachdem ich den lichtschalter entfernt hatte, war der bewegungsmelder noch nicht fertig. den habe ich dann nach dem mittagessen in 20 minuten zusammengebaut. für die kalibrierung und feineinstellungen habe ich dann sechs stunden gebraucht.
im folgenden beschreibe ich kurz, wie ich den vernetzten bewegungsmelder gebaut habe. die einzelteile für den bewegungsmelder kosten weniger 10 euro, was ein ziemlicher unterschied zu den vernetzten bewegungsmeldern die man sonst so kaufen kann (hue: 40 euro, eve: 40 euro, fibaro: 50 euro, devolo: 60 euro). nachteil meiner selbstbaulösung: sie ist nicht batteriebetrieben, sondern braucht ein kabel.
die einzelteile die ich benutzt habe (und zum grössten teil bei amazon bestellt habe, direkt aus china bekommt man die teile sicher um ein vielfaches billiger):
(micro) usb-kabel und netzteil (lag zuhause noch rum, sonst so um die 2-8 euro)
verteilerdose aus dem baumarkt (ca. 50 cent)
der PIR-sensor will 5 volt haben, also habe ich ihn an den VIN-Pin des node-mcu angeschlossen, den datenpin des sensors an den node-mcu pin 12. im prinzip wars das schon.
in den deckel der verteilerdose habe ich ein loch für den PIR sensor gebohrt und auf die vorderseite für den linsenkopf vier löcher gestochen, damit ich ihn einfach von aussen aufstecken kann.
soweit, so einfach. für die software habe ich mir ein paar zeilen von überall her zusammengestückelt. die software verbindet den node-mcu zuerst mit unserem wlan, dann mit unserem mqtt-server. danach sendet der node-mcu bei bewegung die nachricht „ON“ und nach ein paar sekunden wieder ein „OFF“. das auslesen der sensordaten habe ich zuerst mit einer selbstgeschriebenen schleife abgefragt, irgendwie wollte das aber am sonntag nicht klappen, so dass ich mir von hier eine elegantere lösung kopiert habe und mit meinem code kombiniert habe. den code habe ich auf github geladen.
die einstellung der zwei potenziometer des PIR-sensors ist ziemlich fummelig. den für die auslösedauer habe ich ganz nach links gedreht, was in etwa bedeutet, dass der sensor alle 5 sekunden bewegung melden kann. das potenziometer für die empfindlichkeit (oder reichweite) habe ich nicht ganz nach links gedreht, sondern (in etwa) auf 10 vor. das fiese an diesen PIR-sensoren ist deren enorme empfindlichkeit — und dass ich deren funktionsprinzip nicht ganz verstehe. der sensor löst auch aus, wenn man ihn mit schwarzem klebeband abklebt oder in eine dunkle kiste steckt. was ich dann aber nach ein paar stunden rumprobieren verstanden habe: wenn man den sensor mit seiner kappe abdeckt, ein wenig zeit zur selbstkalibrierung lässt und ihm freie sicht auf die welt gewährt, verschwinden die falschen positiv-meldungen nach einer weile.
jetzt hängt der bewegungsmelder über der tür und meldet bewegung zuverlässig per mqtt ins interne netzwerk, sobald jemad die küche betritt.
das ist (noch) nicht besonders schön, funktioniert aber zuverlässig. das nächste projekt, was mir natürlich erst eingefallen ist, als das ding so, halb festgenagelt an der wand hing: der bewegungssensor kann auch in die (ikea) uhr darüber wandern. hinter dem ziffernblatt ist ausreichend luft um die elektronik und kabel unterzubringen und der PIR-sensor könnte über ein loch im ziffenblatt nach draussen gucken. nur auf den linsen-dom müsste ich verzichten. eben habe ich das nochmal ausprobiert und die glasscheibe mit zwei lagen tesa-film simuliert; der sensor ist dann immer noch sehr empfindlich und büsst ein bisschen seiner vorher beinahe 180° umfassenden blickwinkels ein — funktioniert aber.
die meldungen des bewegungssensors fängt meine home-assistant-installation ein und reagiert mit dieser einer einfachen automation auf bewegung:
wenn der sensor 10 minuten keine bewegung registriert, schaltet er das licht aus, ansonsten, bei jeder bewegung und beim betreten der küche, geht das licht über der arbeitsplatte an. das funktioniert auch bei längeren aufenthalten in der küche. auch falsche positivmeldungen wegen luftbewegungen, konnte ich letzte nacht nicht beobachten, allerdings einige falsche positivmeldungen, weil das ding von der wand gefallen war, weil ich es nur mit klebeband befestigt hatte.
das küchendeckenlicht schalte ich damit noch nicht aus (obwohl ich es könnte, dank dieses apparats), das mache ich dann an einem der nächsten wochenenden.
[nachtrag 05.03.2017]
statt eines selbstgeschriebenen sketches für die kommunikation mit dem sensor und dem mqtt-server, nutze ich seit dem februar die espeasy-firmware. sobald die einmal auf dem esp8266 ist, lassen sich bewegungssensoren als schalter (switches) konfigurieren und per mqtt auslesen. das macht die ganze sache um ein vielfacher pflegeleichter und auch ein bisschen stabiler. ansatzweise habe ich das hier kurz beschrieben.
mit vielen daten kann man viel machen. deshalb habe ich überall in der wohung sensoren angebracht. so kann ich die daten nicht nur sammeln und auswerten, sondern eben auch teile der wohnung automatisieren. mit den tado-thermostaten die ich neuerdings in der wohnung habe, kamen viele neue sensoren in die wohnung. über die tado-server und apps habe ich auch (eingeschränkten) zugriff auf diese daten, aber natürlich will ich die daten komplett haben und in mein heimautomatisierungssystem (home-assistant) einspeisen, um sie dort zentral zu verwalten und auswerten zu können.
tado hat vor über einem jahr seine API angekündigt, diese aber bisher nur mit ifttt (sowie zum eigengebrauch mit den tado web- und smartphone-apps) nutzbar gemacht. eine offene, dokumentierte API, die man nutzen kann um einerseits die daten die tado sammelt auszuwerten oder andererseits die tado thermostate zu steuern, steht noch aus.
natürlich gibt es inoffizielle ansätze und dokumentationen. oder man kann beobachten, wie die tado-api funktioniert, wenn man im browser die webapp mit den entwicklerwerkzeugen anschaut.
dort sieht man dann, dass die web-app sich beim tado-server authentifiziert und dann statusinformationen abruft. der state der verschiedenen sensoren und thermostate wird ungefähr alle 10 sekunden abgerufen und dann im browser dargestellt. stephen c phillips hat aufgeschrieben, was man da im einzelnen sieht, allerdings noch mit der API v1. mittlerweile nutzt die web-app die version 2 der API.
den status einer zone kann man entweder mit einfacher benutzername- und passwortübergabe abfragen, beispielsweise so:
die HOME_ID findet man über diese abfrage:
theoretisch kann man die sensoren und thermostate so bereits regelmässig abfragen. ich habe das hier mal im home-assistant-forum aufgeschrieben. praktisch scheint das tado ein bisschen aus dem tritt zu bringen, wenn home-assistant alle 30 sekunden die API mit meinen zugangsdaten abfragt. zum einen muss ich mich dann in der web-app immer wieder neu anmelden, zum anderen scheint diese art der API-abfrage bei den tado-systemen etwas durcheinander zu bringen. nach ein bis zwei stunden dauerabfragen, meldeten sich meine drei tado geräte als nicht erreichbar ab. ein neustart jedes einzelnen geräts (bridge, basis, heizkörperthermostat) brachte die geräte zwar wieder dazu sich als erreichbar auszuweisen, aber der zustand hielt nicht lange und ein, zwei stunden später verabschiedeten sie sich wieder alle und verbanden sich auch über Nacht nicht neu.
als nächstes habe ich dann versucht, die tado-API über diese python-library abzufragen. das scheint ein bisschen besser zu klappen, weil die authentifizierung nicht über die reine passwort-übergabe in der url, sondern per o-auth funktioniert. so authentifiziert sich auch die web-app und die PyTado-bibliothek gibt sich eben als die tado-web-app aus. aus technischen gründen und wegen meiner mangelnden kompetenz war es ein ziemliches gefummel die tado-sensordaten über PyTado in home-assistant zu bekommen, aber am ende gelang es mir über ein paar scripte, die daten regelmässig, alle zwei minuten einzulesen und an home-assistant zu übergeben.
so sehe ich im home-assistant jetzt nicht nur die temperatur und luftfeuchtigkeit, die meine vernetzten sensoren in der raumecke sammeln, sondern auch die daten der tado-sensoren. weil sich die tado-sensoren im wohnzimmer direkt am heizkörper (und dem fenster) befinden, weichen die werte ein bisschen ab. ich sehe auch die bei tado eingestellte zieltemperatur und den von der zone angeforderten heizwert (heating power). mit diesem wert, den die verschiedenen zonen-sensoren der tado-basis übermitteln, steuert die tado-haupteinheit den heizkessel. dazu weiter unten mehr.
messen und regeln
die daten mit dem home-assisatnt aus der tado-API auszulesen ist natürlich kein selbstzweck. weil home-assistant alle datenpunkte speichert, kann ich die daten visualasieren, also tado bei der arbeit zusehen. ich hatte ja schon in meinem initialen tado-artikel angemerkt, dass mir die art und weise, wie die tado-zentraleinheit den heizkessel steuert sehr viel weniger rabiat vorkommt als vorher, mit dem junkers TR200. ein blick in de daten scheint das zu bestätigen.
auf dem bild sieht man in lila die eingestellte zieltemperatur des wohnzimmers. gestern abend 23°, ab 23 uhr absenkung auf 18° (die kurze spitze um kurz nach elf war ich) und morgens die erneute erhöhung auf 24°. in blau sieht man die vom tado-thermostat gemessene temperatur, in grün die vom vernetzen thermometer in der raumecke gemessene temperatur. die temperatur in der raumecke ist offensichtlich sehr stabil. man erkennt, dass sie im laufe des tages stetig steigt und ab 11 uhr abends wieder leicht abfällt. die vom thermostat gemessene temperatur schwingt hingegen periodisch und deutlich sichtbar um den zielwert herum. im ergebnis führt das aber zu genau dem gewünschten ergebnis: eine temperatur im wohnzimmer die dauerhaft um die 23,5° liegt. wie tado das steuert sieht man, wenn man die angeforderte „heating power“ des wohnzimmer-thermostats mitbetrachtet.
wenn die nenn-temperatur langsam unter den wert der zieltemperatur zu fallen droht, fordert das thermostat erst 10 bis 20 prozent heizleistung an. je weiter die temperatur fällt, desto höher der wert. da das wohnzimmerthermostat derzeit der einzige sensor ist, der heizleistung anfordert, ignoriert die steuerungseinheit die anforderung meist eine ganze weile lang. im kinderzimmer, in dem sich auch ein sensor befindet, herrschen dauerhaft 23°, die seit tagen über dem zielwert von 22° liegen. das kinderzimmer meldet der steuerungszentrale also ständig: ich brauch keine heizleistung.
hat das wohnzimmer lange genug gewartet oder den „heating power“-wert hoch genug geschraubt, feuert tado die therme an. dabei kann ich beobachten, dass die therme einerseits nur 10-15 grad hochgeheizt wird (von 25° auf maximal 45°) und andererseits das feuer vor erreichen der zieltempertur wieder abstellt. das funktioniert im ergebnis ziemlich gut. der einzige nachteil dieser sehr sparsamen heizweise ist, dass unerer bad jetzt meist einen ticken zu kühl ist. das (alte) thermostat dort ist voll aufgedreht, aber um das bad wirklich zu heizen, reicht die heizleistung, die tado ab und zu dem wohnzimmer gönnt, nicht aus.
das wird sicherlich besser, wenn im bad auch ein vernetztes tado-thermostat an der heizung hängt und entsprechend in der lage ist, bei bedarf heizleistung für das bad abzurufen. leider ist das zweite gelieferte heizkörperthermostat von tado ja defekt bei uns angekommen und das zustellen eines ersatzgeräts ist, laut support-ticket-system von tado, noch immer in bearbeitung. meine bestellung von zwei weiteren thermostaten habe ich ebenfalls noch nicht bestätigt bekommen.
ich finde auch interessant zu sehen wie die tado-steuerungszentrale heute früh die zieltemperatur hochgeregelt hat. eingestellt ist eine zieltemperatur von 24° ab 8 uhr (wegen der zeitumstellung im graphen wohl als 7 uhr angezeigt nachtrag: tado scheint die zeitumstellung verpasst zu haben). ab 5:45 uhr fordert das thermostat heizleistung an, die die steurungszentrale aber erst nach ca. 10 bis 20 minuten freigibt. pünktlich um kurz vor sieben ist dann die zieltemperatur erreicht (sogar ein bisschen mehr) und erst als die temperatur gegen 8 uhr wieder unter 24° zu sinken droht, fordert das wohnzimmer wieder vehementer heizleistung an.
dafür, dass ich mit der heizung eigentlich nichts zu tun haben will und erwarte, dass sie einfach ihren dienst verrichtet, beschäftige ich mich (offensichtlich) einen ticken zu intensiv mit ihr. tatsächlich macht mir die verfügbarkeit von messdaten es aber überhaupt erst möglich, die funktion der heizung nachzuvollziehen und zu verstehen. das alte system war mir zu intransparent und schwer nachvollziehbar. vor allem fällt mir jetzt auch auf, dass es ziemlich ineffizient war, bzw. das tado sehr auf effizienz achtet (und das nicht nur im marketing behauptet).
warten auf die API
in einer pressemitteilung vom märz letzten jahres, liess sich der tado-geschäftsführer christian deilmann wie folgt zitieren:
Unsere IFTTT Integration und die Partner und Entwickler API tragen zu einem besser nutzbarem und offenerem Internet der Dinge bei und helfen somit eine komfortablere, effizientere und verantwortungsbewusstere Welt zu schaffen.
das ist jetzt 593 tage her und ich muss meine sensordaten für meine eigene nutzung und auswertung immer noch über inoffizielle wege besorgen. noch verschliesst tado seine internetdinge sorgfältig und auch die zweite option neben ifttt, die homekit-integration ist nach meinem eindruck noch ausbaufähig. ich glaube auch, dass eine hoffentlich bald erscheinende, offene und gut dokumentierte API auch für tado gut ist. sobald sich tado in beliebte heimautomatisierungssysteme integrieren lässt und etwas kommunikativer wird, dürfte das auch der beliebtheit und verbreitung des systems gut tun. vor allem aber möchte ich einfachen zugriff auf meine daten haben.
abgesehen davon: die konkurenz (a, b, c, d, e, f, g) schläft nicht und hat (kontrolliert) zugängliche daten auch als verkaufsargument entdeckt.
weil ich das tado-raumthermostat und zwei heizkörperthermostate von tado kostenlos zum testen bekommen habe und die geräte behalten kann, steht auch über diesem artikel werbung. tado nimmt keinen einfluss auf meine texte und hat auch bis jetzt meine anfragen zur API oder ob ich der einzige bin, bei dem geräte dead on arrival ankommen, nicht beantwortet.
eigentlich will ich mit der heizung nichts zu tun haben. die bude soll warm sein, nicht zu warm, aber nie kalt, ausser im schlafzimmer. ausserdem soll das heizen natürlich am besten nichts kosten. das mit den heizkosten ist in unserer berliner wohnung perfekt; unsere wohnung hat wenig aussenfläche und die ist relativ gut isoliert. das führte zu ziemlich niedrigen heizkosten in den letzten drei oder vier jahren. problematisch war aber bisher, immer wieder, die verfügbarkeit der heizung. der beifahrerin wurde es abends oft zu kalt, weil die heizung zu früh in den sparbetrieb ging oder das badezimmer liess sich nicht heizen, weil es in dem raum in dem die heizungssteuerung hängt (der „leitraum“) warm genug war - und deshalb die heizung nicht mehr aufheizte.
mit anderen worten: unsere heizungssteuerung war ziemlich unkomfortabel und ich hatte keine lust mehr, mich mit diesem gerät auseinanderzusetzen.
genau betrachtet ist diese komforterwartung in einem haus, in dem im hinterhaus noch einige leute mit kohle heizen natürlich in ansätzen dekadent. aber weil die preise von moderneren heizungssteuerungen mittlerweile in regionen angekommen sind, die mir bezahlbar erscheinen, fing ich an mich umzuschauen und einzulesen. dabei stiess ich unter anderem auf tado und deren raumthermostate. ich wusste, bis ich den ersten test in einem blog las, gar nicht, dass man raumthermostate einfach ersetzen kann und tado hat offenbar einen ganz guten selbstinstallationsupport, ich glaube hier las ich erstmals davon.
ausserdem bietet tado seine geräte auch zur miete an, was nach meiner rechnung für unsere wohnung so um die 15 bis 19 euro monatliche kosten bedeutet hätte. beim durchrechnen und lesen des kleingedruckten erschien mir das mietangebot dann aber nicht mehr so attraktiv (nach 2-3 jahren zahlt man im vergleich zum kauf drauf, mietgeräte können nach ablauf der vertragslaufzeit — üblicherweise mindestens ein jahr — gekauft werden, aber es gibt dann nur 6 monatsmieten preisnachlass).
knapp 600 euro anschaffungspreis (1 raumthermostat plus 4 heizkörperthermostate) schien uns dann aber (im moment) eine zu grosse ausgabe zu sein. nach einer anfrage bei tado überliess man mir dann dankenswerterweise ein raumthermostat und zwei heizkörperthermostate kostenlos zum testen, weshalb jetzt über dem artikel auch werbung steht. zwei heizkörperthermostate habe ich heute noch auf eigene kosten bestellt, die testgeräte können wir behalten.
jetzt war ich gespannt, ob tado meine erwartungen erfüllen konnte: eine heizung die heizt wenn sie heizen soll, nur dort heizt, wo sie heizen soll und mir meinen wunsch erfüllt, mit der heizung möglichst nichts zu tun haben zu müssen. genauso gespannt war ich, wie die (neue angekündigte) integration von tado in apple’s homekit funktioniert. mit homekit habe ich mich in den lezten wochen, eher monaten, intensiv beschäftigt und selbst einige unserer geräte so vernetzt, dass ich sie über homekit, also übers handy, über den browser aber natürlich auch weiterhin über schalter und knöpfe steuern kann. ums gleich vorab zu spoilern: die grundfunktionen und meine mindesterwartungen erfüllt tado super, es gab ein paar stolpersteine und die homekit-integration von tado ist sehr unbefriedigend. aber der reihe nach.
(nachtrag 10.11.2016: offiziell hat tado derzeit keine homekitintegration. die auslieferung der neuen bridge erfolgte nur an tester, reguläre kunden sind damit bisher nicht beliefert worden. ausgeliefert wird jetzt die alte bridge mit einem gutschein für eine neue, homekitfähige bridge, sobald die probleme mit der version drei der bridge behoben sind. die probleme scheinen technischer natur, aber der zertifizierungsprozess auf seiten von apple scheint auch zu stocken. mehr dazu unten.)
installation
der installationprozess und die führung durch die einzelnen installationsschritte ist erfreulich gut gemacht, beinahe exemplarisch. ich will nicht sagen idiotensicher, aber im grunde ist er das. jeder einzelne schritt ist gut erklärt, auf jeweilig vorhandene heizungssystem abgestimmt und bis zur beschriftung der kabel mit beiliegenden aufklebern sehr, sehr gut durchdacht. an keiner stelle des installationsprozesses fühlte ich mich alleingelassen oder ratlos. selbst die dübellöcher des alten raumthermostats konnte ich mit dem neuen thermostat benutzen, DIN sei dank. einzig an einer einzelnen stelle meine ich einen kleinen fehler oder ungenauigkeit in der anleitung entdeckt zu haben, nämlich beim abschrauben des alten heizkörperthermostats.
auf dem schaubild sieht es aus, als könne man das thermostat mit einer drehung der mutter im uhrzeigersinn vom heizkörper entfernen, tatsächlich ist es aber (sagt das internet) stets eine drehung gegen den uhrzeigersinn. dafür, dass wir keine rohrzange im haus haben, kann tado nichts. ist aber aus unerfindlichen gründen so. ich habe mir dann einfach aus einem handtuch und einer kleinen schraubzwinge selbst eine rohrzange gebaut. das lösen der mutter der vorhandenen thermostate funktionierte dann auch ohne rohrzange.
das nächste problem tauchte dann nach dem abschrauben des alten heizkörperthermostats auf, bzw. bei der montage des neuen. auch das ist alles sehr verständlich, schritt für schritt erklärt, öffnen, batterie aktivieren, pairen mit der tado-bridge, aufschrauben auf den heizkörper …
obwohl das neue thermostat ordnungsgemäss auf der heizung steckte, meledete das system: „gerät noch nicht montiert“. also hab ich die installation des zweiten thermostat im wohnzimmer vorgezogen: das ging jetzt einen ticken schneller und als ich die batterie aktivierte, sagte das thermostat „HI“ zu mir (auf dem elegant verbauten display). ah, das hatte das andere thermostat nicht getan. nach der begrüssung hab ich das freundliche thermostat dann auf den heizkörper geschraubt — und fertig. das andere thermostat liess sich nicht überreden mir „HI“ zu sagen, aber als ich den support anrief um zu klären was ich noch tun könnte, meldete sich das thermostat im portal plötzlich doch als montiert und übermittelte seine umgebungstemperatur und die luftfeuchtigkeit. aber der display wollte einfach nichts anzeigen — und steuern liess sich das thermostat auch nicht.
ich glaube zwar nicht, dass es künstliche intelligenz oder smarte geräte gibt, erliege aber immer wieder der hoffnung, dass kaputte geräte sich auf wundersame weise selbst heilen. deshalb wollte ich das defekte thermostat eine nacht in seinem angestammten zuhause (der produktverpackung) ruhen lassen und dann am nächsten morgen nochmal nach dem wohlbefinden schauen.
das ruhigstellen des themostats irritierte dann aber das webportal. oder eher mich, denn die web-app meldete plötzlich, dass die zone 1, das kinderzimmer in dem das vernetzte raumthermostat hängt, nicht mehr per „fernzugriff“ erreichbar sei. das raumthermostat machte aber einen ganz zufriedenen eindruck, behauptete verbunden zu sein und verrichtete auch brav seinen dienst. erst am nächsten morgen kam ich dann darauf, dass das defekte thermostat ebenfalls standardmässig, wie das raumthermostat, der zone 1 zugewiesen wird und batterielos in seiner kiste in der tat nicht erreichbar war. dass das my.tado.com-portal dann aber gleich die ganze zone als nicht erreichbar anzeigt, sollte tado schnell in ordnung bringen und ausdifferenzieren.
am morgen hatte ich dann zum zweiten und dritten mal das vergnügen (keine ironie) mit der hotline zu telefonieren um ein austauschgerät zu organisieren. alle telefonate mit der hotline waren angenehm freundlich, es wurde aber deutlich, dass mein erster gesprächspartner deutlich mehr befugnisse und technisches know-how hatte, als die beiden mit denen ich heute früh sprach. von denen sprach einer kein kaum deutsch (deutsch erst ab 8:40 uhr) und beide konnten nicht viel mehr tun als mir zuzuhören und support-tickets anzulegen.
homekit integration
das mit dem defekten, halbfunktionierendem thermostat war ärgerlich, weil es zu einer irritierenden fehlermeldung führte an der ich lange zu knacken hatte. noch länger knackte ich nur an der homekit-integration. zuerst dachte ich ich bin zu blöd, dann hoffte ich, dass das defekte gerät in meinem setup alles durcheinanderbrachte, aber nachdem der support die verbindung des defekten geräts aus meinem setup entfernt hatte, habe ich das gefühl, dass die homekit-integration von tado noch nicht ausgereift ist.
nach dem ersten verbinden mit homekit, tauchten in meiner iphone home-app 9 neue geräte auf, drei regelbare thermostate (auch das defekte thermostat), drei thermometer und drei hygrometer. die werte des in alle geräte verbauten lichtsensors gibt tado nicht preis. die eingestellten tado-zonen werden nicht übernommen, aber ich konnte die geräte leicht meinen bereits eingerichteten räumen zuweisen. so weit so gut. initial dauerte es sehr lange, bis die neuen geräte in der home-app ihre werte anzeigten und als sie die werte dann anzeigten, stimmten die nicht immer mit denen auf my.tado.com gezeigten überein. was aber funktionierte: wenn ich die wunschtemperatur für das wohnzimmerthermostat verstellte, kam dieser wert dort und in der web-app an. umgekehrt klappte es mal, mal gar nicht, mal nach längerer verzögerung.
wer, wie ich, an selbstheilungskräfte von maschinen glaubt, glaubt auch daran, dass zurücksetzen oder neustarts helfen. also habe ich die tado-bridge wieder aus der home-app entfernt und dann leider vergeblich versucht, sie wieder hinzuzufügen. irgendwo auf den supportseiten von apple las ich dann, dass man eventuell das ehemals verbundene gerät zurücksetzen müsse, um es erneut zu homekit hinzuzufügen. dankenswerterweise stand auf der rückseite der bridge (in weisser schrift auf weissem grund) eine button-beschriftung: „factory reset“. weil ich zu blöd war den knopf so zu drücken, dass die bridge auf meinen wunsch reagierte, öffnete ich das gehäuse der bridge. innen drin ein wunder der miniaturisierung, ein wunderbarer anblick deutscher ingenieurkunst (keine ironie); viel luft und sehr viele, sehr kleine dinge:
in der linken mitte sichtbar, der factory-reset-schalter. nach ca. 8 sekunden betätigung, fing die bridge an zu blinken und liess sich dann klaglos wieder mit homekit verbinden. leider meldete mir die home-app immer wieder, dass die tado-bridge nicht erreichbar sei. aus unerfindlichen gründen scheint die tado-bridge nicht den erwartungen an reaktionszeit und antwortverhalten die homekit an sie stellt gewachsen zu sein. eine solche nichterreichbarkeit erlebe ich hin und wieder mit der open-source und bastellösung homebridge, die das homekit-protokoll reverse-engineered hat und für nicht von apple zertifizierte geräte öffnet. die hue-bridge habe ich hingegen nicht ein einziges mal (seit 5 monaten) zögerlich oder unerreichbar gesehen. das verhalten der tado-bridge, also die nichterreichbarkeit und unbefriedigende aktualisierungsintervalle, lässt sich auch nach dem dritten zurücksetzen der tado-bridge-verbindung reproduzieren. ich hoffe sehr, auf ein baldiges firmwareupdate für die bridge, denn so ist die homekit-integration so gut wie unbenutzbar.
tado kernfunktionalität
tadellos (beinahe tadolos geschrieben) hingegen sind die grundfunktionen von tado, sowie die tado-eigenen apps, sprich die web-app die über my.tado.com erreichbar ist und die iphone-app, die identisch wie die web-app aussieht und funktioniert. das was ich hier einstelle, egal ob in der web- oder iphone-app, egal ob am drehknopf des heizkörperthermostats oder den touch-buttons des raumthermostats, kommt auf allen geräten an und wird korrekt dargestellt. sehr zufrieden bin auch auch damit, wie das raumthermostat (das „smarte thermostat“) die heizung regelt. im gegenteil zum alten thermostat erscheint mir das alles viel sanfter und weniger rabiat zu sein. steuerte das alte thermostat den heizkessel auch gerne mal hoch auf 90°, steuert tado den kessel meist auf niedrigere temperaturen. das hat auch zur folge, das die heizkörper nicht mehr vor hitze bollern, sondern sich ruhig aufwärmend, langsam und sicher auf ihre zieltemperatur hinarbeiten.
endlich ist es auch möglich einen heizkörper bei bedarf hochzudrehen und damit, egal zu welcher uhrzeit, heizleistung aus der therme abzurufen. der einzige wermutstropfen ist, dass wir das bisher nur mit einem heizkörper machen können. aber auch die alten thermostate funktionieren mit tado befriedigend. wenn wir die einfach auf der mittleren stellung belassen (3), bleibt die raumtemperatur in allen räumen auf angenehmen 22°.
bei aller liebe zur heimautomatisierung, ich finde es enorm wichtig alle schaltungen auch weiterhin konservativ, also per schalter oder regler durchführen zu können. das klappt mit tado auch wunderbar, nach der grundkonfiguration (siehe weiter unten), läuft alles mehr oder weniger perfekt optimiert und bei bedarf dreht man am stellrad am thermostat um kurzzeitig ein bisschen mehr oder weniger wärme zu bekommen. oder beim lüften einfach eine volldrehung gegen den uhrzeigersinn und das ventil ist zu. das display der heizkörperthermostate (na gut, des bisher einzigen heizkörperthermostats) ist sehr gut lesbar und — neu! — zur abwechslung auch verständlich. ich habe nie verstanden (trotz fundierter hilfe) was jetzt eigentlich die beste einstellung für ein angenehmes raumklima ist 1, 2 oder 3? 4 oder 5? jetzt steht da klipp und klar 22°. oder 24°. so gefällt mir der fortschritt wieder ein bisschen, auch wenn er mit cloudbindung daherkommt.
grundkonfiguration und apps
oben hab ich es schon gesagt, mit der web- und der iphone-app (und allen anderen tado-apps) lassen sich die heizungswerte verständlich ablesen und einstellen und das vor allem so, das eine änderung in der app, auch gleich sichtbar am thermostat oder einer anderen app ist. genauso lassen sich die grundeinstellungen in den apps übersichtlich einstellen. für jede zone (= raum) die man einrichtet, kann man eine grundtemperatur festlegen — oder genauer drei (oder vier?) grundtemperaturen. die temperatur für die absenkung nachts oder bei abwesenheit kann man auf dem standardwert (18°) belassen oder anpassen. die abwesenheitsabsenkung kann man dem system überlassen (automatisch eher sparsam oder komfortabel oder ausbalanciert) oder selbst festlegen. das ist alles übersichtlich und bedienungsfreundlich und eben für jeden raum einzeln einstellbar.
hat man auf der app die anwesenheiterkennung, also das tracking aktiviert, senkt tado die temperatur bei abwesenheit ab und fängt auf dem weg nachhause wieder an, die eingestellte temperatur einzupendeln. bei meinem bisher einzigen test, schien das ganz gut zu funktionieren.
die beifahrein und ich tracken uns sowieso gegenseitig (über die apple-freunde-app), wissen also immer wo wir sind (ausser wir deaktivieren das tracking mal ausversehen). das kind lehnt diese form der überwachung strikt ab. das tracking der tado-app scheint mir aber kind-konform zu sein, die app zeigt lediglich ob man zuhause ist, abwesend oder (mutmasslich) auf dem weg nach hause. mal schauen wie das geht, ob das kind diese app und dieses tracking auf dem telefon zu akzeptieren bereit ist. an unsere überwachungswohnung gewöhnt sich das kind gerade, wenn wir ihm morgens sagen wann er nachhause gekommen ist, seitdem wir einen bewegungsmelder im flur haben, der seine bewegungsdaten permanent speichert und somit jede nächtliche aktiviät aufzeigt.
teamfähigkeit
auch wenn tado jetzt homekit und alexa kann, seit einer weile auch ifttt, so richtig mit anderen geräten spielt tado noch nicht mit. von anderen vernetzten thermometern will tado nichts wissen, seine lichtsensorwerte bleiben verborgen und anwesenheitserkennung will tado nur per tado-app zulassen. vor allem: eine offene, zugängliche und dokumentierte API gibt’s noch nicht. inoffiziell ist das eine oder andere bekannt. wann sich das ändert wollte mir die pressestelle bis jetzt noch nicht verraten, aber ich bin gespannt ob es bald offizielle wege gibt, tado in andere systeme zu integrieren, die tado-sensoren mitzunutzen oder steuerung aus anderen heimautomatisierungssystemen zu erlauben. andererseits sollten vielleicht zuerst ein paar weitere entwicklungsstunden in die homekit-integration fliessen.
fazit
insgesamt bin ich sehr zufrieden mit tado. auch wenn der installationsprozess an sich makellos und relativ problemlos war, summierten sich dann im laufe des ersten testabends und der ersten testnacht so viele kleinere probleme auf, dass ich mich wegen der ständigen fehlersuche beinahe ein bisschen so fühlte, wie die arme sau, die einen tag lang versucht hat einen „smarten“ wasserkocher zu vernetzen und zu automatiseren.
natürlich lassen sich meine spezifischen probleme, die zum grossen teil auf das defekte thermostat zurückzuführen sind, nicht verallgemeinern — auch wenn sie in diesem artikel die tatsächlich reichlich vorhandenen positiven aspekte von tado ein bisschen überschatten. ich glaube am ende, wenn alle thermostate da sind und funktionieren, wenn die tado-bridge ein paar firmwareupdates erlebt hat, wird sich meine zufriedenheit zu besorgniserregender begeisterung fortentwickeln. denn tatsächlich bin ich jetzt schon angetan von tado. ich brauche zum anfordern von heizleistung nicht mehr mit einer taschenlampe ins kinderzimmer zu gehen, die wohnzimmertemperierung funktioniert bereits tadellos und benutzerfreundlich, die thermostate sehen toll aus und ich kann die heizung nicht nur von überall aus steuern, sondern auch bei ihrer arbeit beobachten. der grösste und eigentlich einzige wirkliche schwachpunkt, die homekit-integration, lässt sich per software-update lösen und ist wahrscheinlich nur noch einige firmwareupdates der tado-bridge entfernt.
[nachtrag 10.11.2016]
ein paar wochen nach meinem test, hat mich tado wissen lassen, dass die homekitintegration von tado noch nicht abgeschlossen ist. tado sagt, dass man noch an der zertifizierung arbeitet — und auch an den technischen problemen die ich bei der integration beobachtet habe. wann diese arbeiten und die zertifizierung abgeschlossen sind weiss bei tado niemand. bis dahin liefert tado die thermostate mit einer älteren version der bridge aus, legt jedoch einen gutschein für eine kostenlose, neue homekit-fähige bridge bei. ich habe den text oben an zwei stellen ein bisschen angepasst und auf bitten von tado einen screenshot der home-app entfernt, auf dem man die nicht funktionierende homekitintegration von tado sehen konnte. der witz ist, dass ich die homekitintegration nicht besonders vermisse. eine offizielle, offene API zum zugriff auf meine daten und telemetrie, würde mich viel mehr interessieren. die nutzung der inoffiziellen API funktioniert zwar, aber ich fürchte ständig, dass tado mir da den saft abdreht.
Die bessere Kandidatin
Michelle Obama demonstriert Amerika, was Hillary Clinton fehlt: Emotionalität, Leichtigkeit, Unabhängigkeit.
ich habe den spiegel-text (€) der hier auf blendle angeteasert wird nicht gelesen, bevor ich hier meine gedanken dazu aufschreibe. ich vermute, der text basiert zum grossen teil auf der aufzeichnung einer rede von michelle obama, die sie auf einer wahlkampfveranstaltung von hillary clinton hielt. die rede wurde in meinen filterblasen allseits gelobt und fleissig weiterverteilt.
was michelle obama sagt ist alles richtig und wichtig und das was sie fordert entspricht so ziemlich allen meinen vorstellungen davon, wie wir als gesellschaft zusammenleben sollten. sie fordert respekt und anstand und verurteilt übergriffiges verhalten, egal ob verbal oder tätlich aufs schärfste. und trotzdem konnte ich mit der rede nicht viel anfangen. das liegt einerseits natürlich auch daran, dass ich nicht direkt betroffen bin. ich finde sexistisches gerede, stereotypisierung oder offen demonstrierte frauenfeindlichkeit von arschlöchern wie donald trump einfach nur widerlich und abstossend, aber es trifft mich eben nur indirekt.
mein eigentliches problem ist die emotionalität und der pathos in michelle obamas rede. ich bin mir relativ sicher, dass ihre emotionalität und ihre immer wieder leicht gebrochene stimme authentisch sind, aber bei emotion und pathos in politischen reden, leuchten bei mir alle möglichen warnlampen auf. wenn dann auch noch mehrfach die rede davon ist, dass wir „unsere kinder“ vor diesem und jenem schützen müssen, wird’s mir schwindelig.
obwohl ich mir sicher bin, dass ihre rede aus aufrichtiger betroffenheit entstanden ist, und obwohl offensichtlich ist, dass sie ihr ziel und ihre wirkung erreicht hat, ertrug ich die rede nicht. ich vermute, dass ich kein problem mit der rede gehabt hätte, wenn sie von einer rechtanwältin aus chicago gehalten worden wäre. dass die rede von der frau des amtierenden amerikanischen präsidenten, auf einer wahlkampfveranstaltung gehalten wurde, verleiht ihr in meinen augen ein anderes gewicht. im rahmen politischer reden sollte man, meiner meinung nach, einen grossen bogen um stilmittel und rhetorische tricks machen, die sich auch bei populisten und demagogen grosser beliebtheit erfreuen.
so wie man sich ziemlich sicher sein kann, dass in einem auto mit der aufschrift „todesstrafe für kinderschänder“ ein nazi oder mindestens rechtsradikaler sitzt, so wie man sicher sein kann, dass gesetzesinitiativen, deren hauptargument der angebliche schutz von kindern vor irgendwas sein soll, mogelpakungen sind, kann man meisten davon ausgehen, dass politiker, die emotial über kinderschutz oder anstand reden, die alarmismus verbreiten und deren stimme dabei hin und wieder bricht, mit vorsicht zu geniessen sind.
ich vermute es ist michelle obama gegenüber unfair, dass ich in ihrer rede vermeintlich elemente aus dem werkzeugkasten von demagogen und populisten erkenne, vor allem, weil ich mir selbst sicher bin, dass sie weder demagogin noch populistin ist — im gegenteil.
deshalb mal andersrum gedacht: die politiker die ich schätze haben immer genau eine eigenschaft nicht: emotionalität. sie betrachteten politik auch nie mit leichtigkeit, sondern mit der angemessenen sachzwang- und machbarkeitsschwere. und unabhängig waren sie eigentlich auch nie, sondern — wenn’s gut lief — durchsetzungsstark. allein aus dieser erfahrung halte ich michelle obama eben nicht für die bessere kandidatin als hillary clinton. zumal, witzigerweise, die vermeindliche unabhägigkeit auch gerade eins der wahlkampfargumente des — sehr emotionalen und mit leichtigkeit beleidigungen auswerfenden — präsidentschaftskandidaten donald trump ist.
mir sind am ende politiker lieber, die im wahlkampf etwas trocken und bühnenscheu rüberkommen, dafür aber eine rationale, abwägende politik machen, entscheidungen nicht auf die leichte schulter nehmen und keine alleingänge unternehmen.
der spiegel artikel, dessen teaser ich oben zeige, ist nicht so scheisse wie ich fürchtete, lohnt aber die 75 cent die blendle dafür nimmt kaum. und der artikel räumt am ende ein, dass die idee, dass michelle obama die bessere kandidatin wäre, politischer unsinn ist:
Der Heiligenschein verblasst mit der Nähe. Michelle Obamas Rolle ist die der Kritikerin, Clintons die der Akteurin. Zu den Merkmalen dieser Wahl zählt, dass die Amerikaner ihr Herz jenen schenken, die leidenschaftlich die Verhältnisse kritisieren, wissend, dass nur ein Bruchteil ihrer Maximalrhetorik realisierbar ist.
was mich nach 2 minuten nachdenken allerdings doch ein bisschen an dem artikel ärgert, ist die unterschwellige annahme, dass kandidaten die erwartungen der wähler erfüllen müssten. als wäre der oder diejenige besser für ein amt geeignet, die projektionen der wähler strahlend reflektieren kann, hoffnungen zu wecken vermag, als der oder diejenige, die das amt vernünftig ausfüllen kann.
[nachtrag 24.10.2016]
diese rede (facebooklink, hier ein youtubelink) von michele obama finde ich grossartig, oder wie christoph kappes sagt:
Grossartige, humanistische Rede, sehr bewegend.
Gibt mir einen Impus, vielleicht doch meinen Widerstand gegen politisches Reden aufzugeben, das im Gewand der Predigt daherkommt.
nach dem selbstgebauten temperatur und luftfeuchtigkeitssensor im bad, habe ich überlegt wie ich am einfachsten und günstigsten sensoren in die übrigen räume bekomme. das mysensors-projekt bietet da interessante ansätze, aber ich schrecke ein bisschen vor dem selbstmachen zurück, insbesondere weil ich die temperatur und luftfeuchtigkeit gerne batteriebetrieben messen würde — ohne alle paar wochen die batterien tauschen zu müssen.
also habe ich nach günstigen temperatur-sensoren gegoogelt. am vielversprechendsten erschienen mir [-werbelink] diese transmittersensoren für eine [-werbelink] FT0073 wetterstation. sie kosten um die 10 euro, sind klein und batteriebetrieben. ihre werte funken sie per 433 mhz signal zur wetterstation, wobei mich die wetterstaion, die die werte von 4 sensoren parallel anzeigen kann, (natürlich) nicht interessierte; ich wollte die daten in meinen home-assistenten bekommen und dort jeweils auswerten und langfristig sammeln.
testweise habe ich zunächst einen der sensoren bestellt und ins wohnzimmer gehängt, wo er dem stummen thermo-/hygrometer zur seite stand.
leider funktioniere das auslesen der daten mit dieser bibliothek nicht und auch der neue sensor blieb zunächst still. bei amazon war lediglich der produktname der wetterstation angegeben (FT0073), aber sobald ich herausgefunden hatte, dass die sensoren selbst den eingängigen produktnamen F007th tragen, war das auffinden der richtigen bibliothek nicht all zu schwer: die Arduino F007th Sketches von @AMcAnerney schienen vielversprechend.
an [-werbelink] einen ESP8622 12E schloss ich einen 433-mhz-empfänger [-werbelink] aus diesem set an und modifizierte und erweiterte einen der sketche von @AMcAnerney so, dass die daten von bis zu sechs modulen per mqtt ins lokale netz gefunkt werden.
meinen ersten sketch dazu habe ich auf github geladen. grundsätzlich funktioniert der sketch; er hört auf funksignale der sensoren, entschlüsselt sie und sendet sie per mqtt ins heimnetz, wo home-assistant sie dann einsammelt und anzeigt.
mittlerweile habe ich vier weitere sensoren gekauft und in der wohnung aufgehängt und ein paar schwachpunkte des sketches ausgebessert. einerseits sendet der der ESP8622 die mqtt-daten jetzt mit dem retain flag, so dass programme, die die sensordaten einlesen, immer den letzten messwert bekommen, auch wenn der sensorenleser gerade offline ist oder wegen mangelnder schwankungen gerade nichts sendet. ausserdem habe ich, um hardware zu sparen, die aufgabe der sensordatensammlung dem mikrocontroller übergeben, der auch schon mit einem DHT22 die temperatur und feuchtigkeit im bad misst (sowie die helligkeit und neuerdings auch bewegungen). das ist alles irre unelegant aneinandergereiht, aber weil es ja vielelicht irgendwem helfen könnte, hab ich das auch auf github gepackt.
das schöne an vernetzten sensoren ist einerseits, dass ich die daten sehen kann, ohne aufzustehen. am rechner, auf dem handy. mit den daten im (heim-) netz kann ich mir die daten auf verschiedene weise ansehen (bilder vom home-assistant, home-assistant-dashboard oder in apples home-app).
wirklich spannend, und der eigentliche grund warum die beifahrerin vor einer weile angefangen hat (unkommunikative) thermometer und hygrometer zu kaufen, war unserer furcht vor schimmelbildung, wenn wir wäsche im wohnzimmer oder schlafzimmer zum trocknen aufhängen. die gefahr der schimmelbildung hängt zwar nicht ausschliesslich mit der luftfeuchtigkeit zusammen, sondern, soweit ich das verstanden habe, auf (mir) unverständliche weise mit dem taupunkt und der kältesten stelle im raum. das problem löst (wieder) der home-assistant: der hat eine komponente die einem die berechnung (nach einer eichmessung) abnimmt, der Mold Indicator:
The Mold Indicator sensor component consumes information of two temperature sensors and a humidity sensor to give an indication for possible mold growth in your home.
die aussentemperatur liefert mir die dark sky api, die innentemperatur und -feuchtigkeit die innensensoren. so habe ich im home-assistant nicht nur einen indikator für die schimmelgefahr, sondern kann auch sehen wie der wert fluktuiert — oder mir hinweise auf zu hohe werte aufs handy senden lassen.
in grafana erkennt man dann, dass die sensoren einerseits immer wieder (kurz) falsche werte funken, aber auch, dass die temperaturen in unseren räumen bemerkenswert stabil sind und meist nur zwischen einem bis andertalb grad fluktuieren. wir haben das glück, dass unsere wohnung einerseits gut isoliert ist und andererseits kaum fenster und aussenflächen hat. lediglich das kinderzimmer hat eine wand und ein paar fenster zur strasse, küche, stube und schlafzimmer haben je ein fenster und sehr wenig aussenwandfläche, die zudem auch noch gut isoliert ist. auch die fenster sind (relativ) neu und halten offenbar die kälte (oder hitze) gut draussen.
energiesparpotenzial haben wir eigentlich kaum welches, unsere gas-rechnung ist sehr, sehr niedrig. trotzdem möchten wir in den nächsten wochen gerne mal probieren, was eine elektronische, vernetze heizungssteuerung an komfortgewinn bringen könnte. derzeit orientiert sich die heizungssteuerung nämlich an einem raumthermostat das im kinderzimmer hängt, weshalb wir dort ständig manuell nachregeln müssen, falls es doch mal ein bisschen wärmer sein soll.
ein kollege von mir hat sich vor einer weile einen kleinen mikrocontroller und ein relais in die gegensprechanlage eingebaut, mit dem er den türsummer jetzt fernauslösen kann. die betriebsspannung für den esp8266 holt er sich aus der gegensprechanlage, wandelt ihn mit einem spannungswandler auf verträgliche 3 volt runter. mit dem esp8266 mikrocontroller und dem relais, kann er jetzt, über ein paar umwege, den türsummer der haustür mit seiner apple watch auslösen. er nutzt zur haus wohnungssteuerung die FHEM-software — ich bin ja eher ein freund des home-assistenten — aber beide hausautomations-server machen im prinzip das gleiche: aktoren und sensoren einbinden und steuern. und weil man diese hausautomations-server relativ mühelos auch über homebridge zu homekit überbrücken kann (home-assistant, FHEM), kann mein kollege seinen türsummer jetzt auch mit apples homekit steuern.
ich erzähle das, weil ich auch gerade sehr viel freude daran habe unsere wohnung zu automatisiseren und ich fasziniert bin, wie einfach diese sachen dank günstiger hardware und ziemlich gut entwickelter software mittlerweile sind. gestern fiel mir dann mal wieder auf, wie relativ dieses einfach ist. denn genau betrachtet ist es natürlich nicht einfach einen hausautomations-server zu betreiben, zu pflegen oder einzurichten, mikrocontroller mit der arduino IDE zu flashen oder sich konzepte zur einbindung, verwendung und zum zusammenbau von aktoren und sensoren zu überlegen. es ist, genau betrachtet ein elendes gefrickel und, ähnlich wie das bauen von webseiten, eben sowohl einfach als auch furchtbar komplex. für mich war das komplexitätniveau für den webseitenbau ende der neunziger genau richtig, so wie jetzt das niveau der heimautomatisierung. webseitenbau in den neunzigern war kompliziert und wurde im laufe der jahre auch immer komplizierter, aber die werkzeuge und die die maschinen wurden eben immer besser. und man konnte von anderen lernen, weil (mehr oder weniger) alle quelltexte offen waren. so wie jetzt bei der heimautomatisierung: es gibt wunderbare werkzeuge, lebendige gemeinschaften, die ihre erfahrungen und ihren code teilen und ständig verbessern.
die andere möglichkeit die man derzeit für die heimautomatisierung hat, ist viel geld zu bezahlen. es gibt mittlerweile viele, ziemlich ausgereifte und mächtige systeme und plattformen, für die man nicht viel mehr geschick, als für den anschluss eines fernsehers braucht. der nachteil dieser plattformen ist neben den anschaffungskosten, dass man sich an die plattformen bindet und die haus- und wohnungsdaten daten meist auf oder über deren server laufen. diese zentralisierung kann dann auch schnell zu mittleren katastrophen führen, wenn die infrastruktur dieser plattformen ausfällt oder die plattformen aus kommerziellen gründen einfach zu machen. jüngst ist das mit den automatischen haustierfutterstellen von petnet passiert. nachdem die server von petnet ausfielen, funktionierten auch deren verkauften, automatischen futterstellen nicht mehr.
die situation beim sogenannten internet of things ist der des webs nicht ganz unähnlich. das open web war (und ist) vielversprechend und aufregend, aber eben auch komplex und anspruchsvoll. die grossen, zentralen webplattformen konnten sich durchsetzen, weil sie die teilnahme einfach für jeden machen, (fast) ohne technische hürden. im internet of things bieten zentrale, kommerzielle plattformen genau das gleiche: niedrige einstiegshürden und komfort. bezahlt wird mit geld, kontrollverlust und abhängigkeiten.
die chance, die wir beim offenen web verpasst haben (den verlinkten text von jason kottke über das www unbedingt lesen), wiederholt sich beim internet der dinge wieder: gegen zentralisierungstendenzen kommt man mit offenen, verteilten ansätzen kaum an, weil zentrale plattformen (meist) ein viel besseres angebot in sachen komfort und nutzen machen können.
das gleiche gerät, das sich mein kollege zum summer-betätigen selbst gebaut hat, kann man übrigens auch hier für €99 kaufen (derzeit €79 für vorbestellungen). wenn man so ein nello kauft, funktioniert der türsummer künftig über den server der firma nello. die app nutzt die API des nello-servers und jeder öffnungsvorgang läuft eben über den nello-server. das hat — wenn’s funktioniert — einen grossen komfortgewinn zur folge: man kann fremden zugang ins haus gewähren, man sieht jeden öffnungsvorgang in der app und in deren verlaufsfunktion, man kann den zugang automatisieren. aber wenn der server von nello nicht mehr funktioniert, ist auch der komfort hin. (automatisiertes türöffnen scheint derzeit gerade ziemlich angesagt zu sein: ding, ring, mydbell, skybell)
ich vermute, wir kommen um zentrale plattformen nicht herum, aber ähnlich wie beim web, sollten wir sehr darauf achten, uns nicht allzu abhängig von diesen plattformen zu machen und möglichst viel kontrolle zu behalten. aber das bedeutet natürlich auch, dass wir uns tiefergehnd mit der technologie beschäftigen müssen. das habe ich zumindest in der nächsten zeit vor.
im mai habe ich der beifahrerin ein hue-starterset gekauft. sie mag die beiden lampen sehr, weil sie dimmbar sind und in verschiedenen weiss-tönen leuchten können. das dimm- und weisslevel stellt sie sich je nach tageszeit und stimmung über den mitgelieferten und über ihrem sofa angebrachten hue-schalter ein. sie weigert sich allerdings die leuchten per iphone oder siri zu steuern. sie drückt halt gerne auf tasten rum.
bei mir ist das gegenteil der fall. je mehr dinge ich über mein telefon oder meinen rechner steuern kann, desto mächtiger besser fühle ich mich. zugegebenermassen ist das konzept eine leuchte über eine app zu steuern eher gewöhnungsbedürftig: telefon in die hand nehmen, entsperren, app aufrufen, ein paar mal klicken … die hue app bietet zwar auch widgets an, die sich über den sperrbildschirm steuern lassen, aber auch die sind nicht so das gelbe vom ei. seit iOS10 und der neuen home-app ist das viel besser geworden. jetzt kann ich die wichtigsten geräte mit einem wisch steuern.
die wichtigsten geräte zuhause im schnellzugriff
433 mhz steckdosen in der home app
aber ich greife vorraus. die hue-lampen weckten in mir das bedürfnis nicht nur ständig (zwei) lichter per telefon an und auszuschalten, sondern vor allem mehr lichter steuern zu können. zufällig stiess ich auf einen artikel, in dem beschrieben wurde wie man alte funksteckdosen über die home-app steuern könnte. von denen lagen bei uns noch drei stück rum, zwei bereits im wohnzimmer verbaut, um zwei ikea-schrankbeleuchtungen per fernbedienung zu steuern.
das projekt funktionierte so gut, dass ich an zwei wochenenden nicht nur die drei funksteckdosen app-steuerbar machte, sondern auch gleich nocheinen baumarkt-funk-bewegungsschalter. naja, so gut funktionierte der zweite teil dann auch wieder nicht. während der erste teil relativ unkompliziert war und hier vor allem relativ gut beschrieben war, war der zweite teil um einiges haariger. und wenn ich genauer nachdenke, war auch der erste teil gar nicht so unkompliziert:
ich musste lernen, wie man die arduino entwicklungsumgebung unter macos benutzt und einrichtet (funktionierte damals nicht unter macos sierra, ich musste auf unseren mac-mini-server ausweichen, auf dem noch el capitan läuft),
ich musste c++ ein bisschen verstehen lernen,
die pin-nummern und -zuordnungen auf dem esp8266 esp-12e verstehen lernen
und mich mit billigen chinesischen 433 mhz funkmodulen rumschlagen, die nicht immer so funktionieren wie angegeben
aber am ende hatte ich einen esp8266-mikrocontroller der im wlan hing und über einen kleinen webserver befehle empfing, mit denen er funksteckdosen schaltete. so ist er jetzt auch nach knapp 30 tagen hier im einsatz, lediglich die befehle die er empfängt und weitergibt habe ich nach und nach ein bisschen erweitert. ich finde allein das schon senasationell: steckdosen über http steuern! in der firma haben wir für den serverschrank im rechenzentrum vor ein paar jahren eine sackteure, über http steuerbare steckdosenleiste gekauft, die ich so sensationell fand, dass ich mit ihr für ein foto posierte, das noch heute in der firma in der wand hängt. jetzt habe ich über http steuerbare steckdosen zuhause!
weil die steckdosen über http steuerbar sind, sind sie auch über apps zu steuern. ich habe mir dann noch homebridge auf unserem macmini-server installiert und die steckdose per http-modul eingebunden. damit tauchen sie dann in der home-app in meinem telefon auf oder lassen sich per siri steuern. einziger nachteil: es gab keine logik für den schalter-status. wenn ich oder die beifahrerin eine der steckdosen per fernbedienung schalteten, bekamen weder der arduino, noch homebridge, noch die home-app etwas davon mit. die status-erkennung habe ich mir aber erstmal auf die lange bank todo-liste geschoben.
den bewegungsmelder zum laufen zu bringen war leider irre aufwändig. das teil sendet mit einem etwas komplexeren protokoll als die steckdosen und für dieses protokoll musste ich erstmal die richtigen arduino-bibliotheken finden. diese bibliotheken von randy simons funktionierten, zusammen mit dem neuen 433 MHZ-empfänger, den ich gekauft hatte, nachdem ich bemerkt hatte, dass der billige chinesische empfänger den ich zuerst gekauft hatte, kaputt war. was ich allerdings wegen meiner ahnungslosigkeit nicht hinbekam, war die daten die der bewegungsmelder sendete, der funkempfänger empfing und die bibliotheken von randy simons entschlüsselten, wieder über http zu verschicken.
stundenlang versuchte ich hinzubekommen, den arduino zum reden zu bringen. erst als mir aufging, dass die callbacks, die die funkbibliotheken beim empfang von daten aufriefen, von und in interrupt-zyklen aufgerufen wurden, verstand ich das problem ansatzweise. in diesen callbacks sollte man besser keine längeren operationen durchführen, las ich im netz. bei einem längeren spaziergang ging mir dann die lösung auf: einfach in den callbacks eine variable setzen, die die empfangenen daten speichert und diese dann im loop abarbeiten. meine erste bewegungsmelder-lösung war etwas unbefriedigend: ich liess den arduino die signale des bewegungsmelder gleich wieder per funk an eine steckdose weitersenden. das funktionierte zwar, aber mitunter dauerte es zwei bis drei sekunden, bis das licht anging. so unbefriedigend das war, beliess ich es erstmal.
home assistant
ich hatte nämlich ein neues spielzeug entdeckt: den home assistenten, eine software, die kommunikationsfreudige hausgeräte vernetzt und steuerbar macht. die liste der unterstützen komponenten ist beeindruckend und es setzte ein manischer kreislauf ein: plötzlich sah ich, was in sachen heimautomatisierung alles möglich war, lernte das mysensor-projekt kennen, owntracks, das ähnlich wie google latitude funktioniert und vom home assistenten zur präsenenzdetektierung benutzt werden kann, die auch zuverlässig funktioniert, wenn man sie mit beacons kombiniert. ausserdem kann man mit home assistant netzwerkscans durchführen, um zu sehen, wer zuhause ist, bzw. wessen telefon oder laptop in benutzung ist.
meine präsenz, getrackt mit owntracks, datensammlung von home assistant
aus den daten die home assistant sammelt kann man sich übersichtliche graphen anfertigen lassen oder benachrichtigungen per growl, telegram oder sonstwas schicken lassen. natürlich gab es viele falsche positivmeldungen, so dass die benachrichtigungen schnell nervten. aber darum ging es mir ja auch gar nicht, ich war einfach fasziniert, was man mit dieser software alles machen konnte.
leider musste ich dann, bevor ich home assistant weiter im detail erforschen konnte, in den urlaub fahren.
wieder zuhause, nahm ich mir vor, den bewegungsmelder zu verbessern. statt die lampe direkt vom mikrocontroller/arduino zu schalten, wollte ich die bewegungsdaten per mqtt an den home assistenten übertragen. mqtt hatte ich schon bei der einrichtung von owntracks kennengelernt. meine idee war jeweils einen arduino für den versand von 433-MHZ-signalen und einen für den empfang von 433-MHZ-signalen zu verwenden. meinen ehrgeiz das alles mit einem mikrocontroller zu machen, hatte ich mit pragmatismus ersetzt. tatsächlich funktionierte der ansatz ganz gut. mit hilfe der beispiele aus randy simons bibliotheken, ein bisschen mqtt-code aus dem netz und vielen experimenten hatte ich bald einen arduino der 433-MHZ-funksignale aller art empfing und per mqtt ins netz blies. mit diesen informationen konnte wiederum home assistant etwas anfangen. ich konnte automatisierungen schreiben, die auf das bewegungsfunksignal reagierten, eine steckdose schalten und einen timer setzen, der das licht nach einer minute wieder abschaltet — falls keine weiteren bewegungen erkannt werden. genauso konnte ich aber auch betätigungen der 433-MHZ-fernbedienung erkennen und daraus auch (endlich) den status der steckdosen ableiten. und weil home assistant jetzt eigentlich alle funksignale empfing, konnte ich die olle 433-MHZ-fernbedienung (von den alten funksteckdosen) für die beifahrerin auch so einrichten, dass sie damit die hue-lampen schalten kann. so kann sie jetzt alle lampen im wohnzimmer per fernbedienung schalten — und ich (dank home-assistant-homebridge-modul) per home-app oder siri oder home assistant.
alte 433 mhz funkfernbedienung — schaltet jetzt auch hue-lampen
jetzt hatten wir also einen bewegungsmelder im flur, der dort das licht für jeweils eine minute anschaltete (und mittlerweile auch in weniger als einer sekunde reagierte) und fünf schaltbare lampen, deren status in der home-app und im home-assistent korrekt angezeigt wurde.
sensoren
im urlaub hatte ich viel über sensoren nachgedacht. am anfang jeder automatisierung (und überwachung) stehen natürlich sensoren. viele sensoren. das mysensors-projekt hat dafür viele gute lösungen, die vor allem nicht ein vermögen kosten, wie die regulären, kommerziellen „smarten“ sensoren für bewegung, temperatur, luftfeuchtigkeit oder helligkeit. andererseits war das alles furchtbar kompliziert. für das nächste projekt wollte ich mir erst nochmal einen einfachen sensor auf esp8266 12e-basis selbst bauen — ohne die mysensor-bibliotheken und -komplexität. so habe ich einen DHT22 temperatur- und feuchtigkeitssensor an den arduino angeschlossen und ihn die daten per mqtt in netz blasen lassen.
das funktionierte auch auf anhieb super, bis auf die tatsache, dass der sensor einen viel zu niedrige luftfeuchtigkeit meldete. nach ein paar testtagen, war klar, dass die luftfeuchtigkeit zuverlässig ungefähr 50% zu niedrig ist. also multipliziere ich die sensorwerte mit 2 und gut ist.
home assistant
einen temperatur- und luftfeuchtigkeitssensor haben wir schon länger im bad, allerdings ist der wenig kommunikativ und zeigt seine daten nur auf einem stillen LCD-bildschirm an. die beifahrerin hat den ins bad gestellt, weil sie bei anhaltend hoher luftfeuchtigkeit schimmel fürchtet und nicht müde wird, alle bewohner unserer wohnung darauf hinzuweisen, nach dem duschen das licht im bad anzulassen, damit der lüfter die feuchtigkeit rausbläst. laut DHT22, der ziemlich schnell reagiert, gehen die luftfeuchtigkeitswerte beim duschen sehr flott nach oben, fallen dann leicht ab und bleiben für eine weile auf mittelhohem niveau. wenn der lüfter 30 minuten läuft, fällt der wert auf etwas unter 70% (siehe grafik weiter unten).
weil der mit dem licht gekoppelte lüfter uns schon lange genervt hat, vor allem wegen der lautstärke, aber eben auch weil man eben dran denken musste ihn nach dem duschen anzulassen, war mein nächstes projekt diese kopplung aufzuheben. der lüfter sollte sich lediglich bei (zu) hoher luftfeuchtigkeit (automatisch) einschalten. gute sensorwerte hatte ich jetzt ja (im home-assistant), jetzt brauchte ich nur noch einen (fern-) schalter. auch das wollte ich mit einer fernschaltbaren steckdose machen. glücklicherweise ist unsere bad-elektrik gut zugänglich. unser bad hat eine abgehängte decke und über eine lucke über der speisekammer kommt man gut auf die andere seite der abgehängten decke.
die meiste arbeit war dann auch nicht die elektroinstallation, sondern die steuerungslogik, die ich experiementiell mit dem home-assistant-app-daemon umgesetzt habe. der soll das scripten etwas vereinfachen, war aber für einen python- und programmier-dummkopf eine echte herausforderung. die logik funktioniert jetzt so, dass der lüfter beim überschreiten einer schwelle (70% luftfeuchtigkeit) für 15 minuten anspringt und sich dann abschaltet. ist die feuchtigkeit dann noch über 70%, geht der lüfter wieder an, bis es trocken genug ist. manuell ist der lüfter natürlich auch schaltbar — entweder über die funk-fernbedienung, die home-assistant-weboberfläche oder die home-app. weil ich ja noch einen dash-button rumliegen hatte, habe ich den per dasher so konfiguriert, dass er den lüfter manuell entweder an oder ausschaltet.
dash button als lüftungsschalter
ganz besonderes vergnügen bereitet mir der lichtsensor den ich noch zum DHT22-sensor hinzufügte. an diesen modulen lässt sich ein schwellenwert einstellen, mit dem ich gut erkennen kann, ob eins der lichter im bad eingeschaltet ist. auch der lichtsensor sendet seine status per mqtt an den home assistant, wo der status dann augenblicklich angezeigt wird. mein neues hobby ist jetzt am bad-eingang zu stehen, das licht ein und aus zu schalten und fasziniert zu beobachten wie nicht nur das licht im bad an und aus geht, sondern auch der indikator auf meinem bildschirm.
mit einem kleinen script schickt mir der home assistant jetzt immer eine nachricht, wenn das licht im bad länger als 30 minuten eingeschaltet ist.
todos
meine liste mit todos ist lang. ich hätte gerne mehr bewegungssensoren, automatisch geschaltetes licht ist schon toll, gerade wenn man nachts mal aufs klo muss. ein sensor, der den status der „fertig“-LED auf der waschmaschine ans interne netz weitergibt und home assistant eine nachricht schicken lässt, ein automatisches türschloss und eine urlaubsschaltung, die bei abwesenheit die lichter so schaltet, als wären wir zuhause. mehr steuerbare lichter, ein magic mirror.
vor allem muss das natürlich alles etwas wartungsfreundlicher und stabiler gemacht werden. schon jetzt laufen im haus vier microcontroller mit wlan und anbindung an einen lokalen mqtt-server, auf dem mac mini laufen unzählige prozesse, die zwar automatisch starten, aber hier und da noch ziemlich fehleranfällig. in dieser hinsicht muss ich die hue-leuchten nochmal lobend erwähnen. die laufen nach der einrichtung, funktionieren immer mit super kurzen latenzen und brauchen null wartung. dafür haben sie einen sehr, sehr stolzen preis und der bewegungsmelder ist immer noch nicht auf dem markt.
die grafik ist mit grafana erstellt. home assistant kann alle gesammelten daten (die die temperatur- und luftfeuchtigkeit im bad) in eine influx-datenbank blasen, woraus grafana dann wunderbare, explorierbare graphen erstellen kann. fabian affolter hat das hier wunderbar beschrieben. grafana, influxdb und home assistant laufen alle auf unserem macmini-server.
unsere badezimmer-daten
gleichzeitig grossartig und erschreckend finde ich das vergnügen, dass ich an den gesammelten daten habe. oben sind die daten des temperatur- und feuchtigkeitssensor im bad zu sehen, sowie die laufzeiten des ventilators. man erkennt gut, wann einzelne einwohner der wohnung geduscht haben, und wenn man genau hinsieht (reinzoomt), auch unsere stuhlgangzeiten (wenn wir danach höflicherweise den ventilator eingeschaltet haben). die bewegungsmelderdaten zeigen relativ zuverlässig an, wann jemand spät nach hause geht oder der letzte das haus verlässt. der luftfeuchtesensor ist (zumindest an der stelle an der er momentan angebracht ist) so empfindlich, dass man ihn beinahe als präsenzsensor nutzen kann, dafür muss man ihn natürlich nicht anhauchen, sondern es reicht einfach im bad zu atmen.
derzeit will ich auf diese daten nicht verzichten, weil sie auch helfen fehlfunktionen oder unregelmässigkeiten zu finden. aber ein bisschen überraschend finde ich es schon, wie aussagekräftig diese trivialen daten sind und welche muster und schlüsse man aus ihnen lesen und ziehen kann.
was mir auch aufällt: das alles ist überhaupt nicht „smart“ und unser heim wird durch diese vernetzten geräte keinen deut klüger. im gegenteil; auch wenn man die geräte tagelang schult und eicht und scriptet, am ende gibt es dann doch unmengen an falschen alarmen, falschen werten und keines der geräte denkt einen schritt weiter als man selbst. trotzdem bereitet es mir unendliches vergnügen bestimmte sachen nicht mehr machen zu müssen (licht im flur anmachen), aber dafür andere um so mehr (scripten, fehler suchen, haare raufen, wenn wieder was nicht funktioniert). noch grösseres vergnügen bereitet es mir, mir sachen auszudenken die niemand braucht und die niemandem helfen — einfach weil es geht und die umsetzung mich herausfordert.