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fern­se­hen im sep­tem­ber und ok­to­ber

felix schwenzel in artikel

ste­phen col­bert in der late show nervt un­fass­bar. lei­der und für mich un­er­war­tet. ein paar der ge­sprä­che die er führt sind se­hens­wert, ganz gräss­lich sind der stan­dup und die wit­ze nach dem stan­dup.

ganz gran­di­os ist da­ge­gen john ste­warts nach­fol­ger tre­vor noah in der dai­ly show. gu­tes ti­ming, gute tex­te, gute ge­sprä­che und ein un­prä­ten­tiö­ser auf­tritt. sehe ich ger­ne und muss im ge­gen­teil zu col­bert auch stän­dig ki­chern.

die fünf­te staf­fel home­land fing okay an, aber schon in der zwei­ten fol­ge der ak­tu­el­len staf­fel war ich un­fass­bar ge­nervt. ste­reo­ty­pe scheis­se bis zum um­fal­len, gräss­li­ches cas­ting. ber­lin wird als ar­chi­tek­to­ni­sche ku­lis­se ge­nutzt, aber die dia­lo­ge der an­geb­li­chen ber­lin-ein­woh­ner hö­ren sich an, wie aus al­ten der­rick-fol­gen aus dem tau­nus oder aus hin­ter­tup­fin­gen. gut in die völ­li­ge ah­nungs­lo­se in­sze­nie­rung von ber­lin oder ara­bi­schen flücht­lings­la­ger­si­tua­tio­nen passt, dass vi­su­el­le hack­ing der home­land ku­lis­sen. tut mir ja leid, aber nach 50 fol­gen muss ich wohl auf­hö­ren home­land zu gu­cken.

ganz gross­ar­tig, wei­ter­hin, ist the good wife. im ge­gen­teil zu home­land schaff­te es the good wife auch im­mer ak­tu­el­le ge­scheh­nis­se glaub­wür­dig in den er­zähl­fluss ein­zu­bau­en und sich wirk­lich in je­der staf­fel neu zu er­fin­den. den cha­rak­te­ren in der se­rie folgt man nicht nur weil’s span­nen­den ist, son­dern weil sie wirk­lich in­ter­es­sant und viel­schich­tig schei­nen.

end­lich mal eine fol­ge der late late show mit ja­mes cor­den, dem nach­fol­ger von craig fer­gu­son, ge­se­hen. was mir ge­fällt ist was er am kon­zept der sen­dung ver­än­dert hat, die gäs­te alle zu­sam­men auf ein sofa zu set­zen, die band, die ein­spie­ler. was ich un­er­träg­lich fin­de ist cordons auf­ge­reg­te, auf­ge­kratz­te art. all das was bei gra­ham nor­ton sym­pa­thisch wirkt, törnt bei cor­don to­tal ab. was mir al­ler­dings ge­fiel, war cordons stan­dup; der war nicht nur gut ge­schrie­ben, son­dern auch gut vor­ge­tra­gen.

nach 20 mi­nu­ten muss­te ich the bas­tard exe­cu­tio­ner von kurt sut­ter we­gen blöd­sin­nig­keit und to­ta­ler über­be­lich­tung ab­bre­chen. wer guckt sich so nen scheiss an?

und wer guckt sich he­roes re­born an? muss­te ich auch nach 20 mi­nu­ten ab­schal­ten. im­mer­hin habe ich die­sen 20 mi­nu­ten 40 cha­rak­te­re oder 26 orte ken­nen­ge­lernt.

schon im sep­tem­ber ge­guckt, alle zwei staf­feln: halt and catch fire. wahr­schein­lich das bes­te was ich seit lan­gem ge­se­hen habe. vor­der­grün­dig geht es um ein paar com­pu­ter-fuz­zis und freaks in den 80er jah­ren, aber in wirk­lich­keit ist die se­rie eine wasch­ech­te soap-ope­ra, die ihre cha­rak­te­re lie­be­voll hegt und pflegt und ent­wi­ckelt. ob­wohl das si­cher nicht leicht ist, in ei­ner se­rie die in den 80zi­gern spielt, schafft es die se­rie ste­reo­ty­pen gut zu um­schif­fen. ganz gros­ses fern­se­hen.

bei der zwei­ten staf­fel the lef­to­vers kann man auch die­ses jahr da­mon linde­l­of da­bei be­ob­ach­ten, wie er — wohl­do­siert — mys­tery-ele­men­te in den ame­ri­ka­ni­schen all­tag ein­streut, bei de­nen man sich nie ganz si­cher ist, ob sie nun mys­tery sind oder nur wahn- oder irr­sinn. die bei­den ers­ten fol­gen der zwei­ten staf­fel ha­ben ein paar schwä­chen, aber was ich sehr moch­te war, dass sie bei­de die glei­che ge­schich­te er­zäh­len, aber aus un­ter­schied­li­chen per­spek­ti­ven. kein welt­be­we­gen­der er­zähl­kniff, aber sehr an­ge­nehm und un­lang­wei­lig weg­zu­gu­cken — auch wenn am ende der s02e02 das mys­tery-ge­döns viel­eicht et­was zu dick auf­ge­tra­gen wird. macht nichts, ich bin ge­spannt auf den wei­te­ren ver­lauf.

die grö­ner fand die er­wach­se­nen mup­pets ja eher doof. ich sehe mir das ger­ne an, auch wenn mir ker­mits mi­mik in die­ser mup­pets-in­kar­na­ti­on et­was zu ex­pres­siv ist, foz­zie noch mehr nervt als sonst und das ste­reo­ty­pen-um­schif­fen an vie­len klip­pen schei­tert und zu stän­di­gen möööp-re­ak­tio­nen beim zu­se­hen führt.

ganz gran­di­os hat, wie er­war­tet, die zwei­te staf­fel far­go an­ge­fan­gen. mir ge­fällt das set­ting in den acht­zi­gern (die acht­zi­ger ha­ben wirk­lich ein der­mas­se­nes come­back) spä­ten sieb­zi­gern, die mu­sik und die ab­sur­di­tät und la­ko­nie die der se­rie aus al­len po­ren quillt.


Bar­geld nervt … (t3n 41)

felix schwenzel in t3n

Ei­gent­lich funk­tio­niert Bar­geld ja ganz gut. Aus­ser an Fahr­kar­ten­au­to­ma­ten, die of­fen­bar alle an ei­ner Art Bar­geld-All­er­gie lei­den. Und wenn man mit gros­sen Schei­nen be­zah­len will, funk­tio­niert Bar­geld auch nicht so gut. Ach ja, im Netz kann man auch nicht mit Bar­geld be­zah­len. Die Ban­ken und der Ein­zel­han­del fin­den Bar­geld üb­ri­gens auch doof. Die Ban­ken spre­chen da­von, dass Bar­geld jähr­lich um die 12 Mil­li­ar­den Euro Kos­ten ver­ur­sacht: Ban­ken müs­sen Geld­au­to­ma­ten auf­stel­len und be­fül­len, das Bar­geld muss trans­por­tiert und ver­si­chert wer­den.

Ge­nau be­trach­tet nervt Bar­geld ei­gent­lich to­tal. Aber die meis­ten Al­ter­na­ti­ven zu Bar­geld ner­ven eben auch. In Deutsch­land kommt die EC-Kar­te wohl ei­ner all­ge­mei­nen Bar­geld­al­ter­na­ti­ve am nächs­ten. Mit der kann ich in fast al­len Su­per­märk­ten oder Tank­stel­len be­zah­len, in man­chen Re­stau­rants, aber da­für in den meis­ten klei­ne­ren Lä­den oder im Netz nicht. Mit Kre­dit­kar­te kann ich fast über­all im Netz be­zah­len, aber da­für will kaum ein Ein­zel­händ­ler in Deutsch­land Zah­lun­gen da­mit ent­ge­gen neh­men.

In Ber­lin ha­ben wir uns auch mit der Flug­ha­fen­si­tua­ti­on ab­ge­fun­den, war­um sol­len wir uns nicht auch mit ei­nem ba­by­lo­ni­schen Zah­lungs­ge­wirr ab­fin­den? So weit ist die­ser Ver­gleich üb­ri­gens nicht her­ge­holt: der Aus­bau des Flug­ha­fen Schö­ne­feld wur­de vor knapp 20 Jah­ren be­schlos­sen. Ge­nau­so lan­ge ver­such­ten Han­del, Ban­ken, Mo­bil­funk­un­ter­neh­men und ver­schie­de­ne Start­ups be­die­nungs­freund­li­che, al­ter­na­ti­ve Zah­lungs­sys­te­me in Deutsch­land zu eta­blie­ren. Die Ge­schich­te die­ser Bar­geld­al­ter­na­ti­ven lässt sich ge­nau­so prä­gnant zu­sam­men­fas­sen wie die Ge­schich­te des Ber­lin-Bran­den­bur­ger Flug­ha­fens: zwei Jahr­zehn­te Murks, Zu­stän­dig­keits­ge­r­an­gel und In­trans­pa­renz.

Nach der An­kün­di­gung von Ap­ple künf­tig in die­sem Markt mit­mi­schen zu wol­len, scheint end­lich ein biss­chen Be­we­gung in die ver­schla­ge­ne ver­schla­fe­ne Bran­che ge­kom­men zu sein: In Ber­lin star­te­te vor ein paar Mo­na­ten eine Kam­pa­gne des mpass-Kon­sor­ti­ums mit dem wit­zi­gen Na­men zahl ein­fach mo­bil. Da die Men­schen an den trag­ba­ren Bild­schir­men of­fen­bar bis jetzt nichts von der Ar­beit des 2008 von O₂ und Vo­da­fone ge­grün­de­ten Han­dy­be­zahl­dienst mit­be­kom­men ha­ben, scheint das Jahr 2015, in dem mit Ap­ple der ers­te ernst­zu­neh­men­de Kon­ku­rent in Er­schei­nung tritt, wohl der rich­ti­ge Zeit­punkt zu sein, um den Ste­alth-Mo­dus zu ver­las­sen.

Wer jetzt al­ler­dings glaubt dass das mpass-Kon­sor­ti­um, bei dem seit ein paar Jah­ren auch die Te­le­kom mit­mischt, in den letz­ten sie­ben Jah­ren ein über­zeu­gen­des Kon­zept oder kun­den­freund­li­ches Zah­lungs­ab­wick­lungs­sys­tem ent­wi­ckelt hät­te, der irrt. Man hat es mit ei­ni­ger Kraft­an­stren­gung zwar ge­schafft ein paar tau­send Zah­lungs­ter­mi­nals zu mo­der­ni­sie­ren und NFC-fä­hig zu ma­chen und zu­dem ein paar gros­se Han­dels­ket­ten über­zeugt mit­zu­ma­chen, aber zu ein­fach woll­te man es po­ten­zi­el­len Kun­den dann doch nicht ma­chen.

Um „ein­fach mo­bil“, also mit dem Mo­bil­te­le­fon, be­zah­len zu kön­nen, muss ich mir näm­lich nicht nur ei­nen RFC-Chip aufs Han­dy kle­ben, son­dern auch ein neu­es Kon­to und eine neue Kre­dit­kar­te bei ei­ner bri­ti­schen Bank (Wire­card) be­an­tra­gen. Das um­fasst eine Schufa-Ab­fra­ge und das Aus­fül­len vie­ler For­mu­la­re mit an­schlies­sen­den mehr­stu­fi­gen und lang­wie­ri­gen Le­gi­ti­mie­rungs­ver­fah­ren. Und das, ob­wohl mein Mo­bil­funk­an­bie­ter, der mir das mo­bi­le Be­zahl­ver­fah­ren an­bie­tet, alle die­se Da­ten von mir vor­lie­gen hat und al­les über mei­ne Bo­ni­tät weiss.

An der zahl ein­fach mo­bil-Ak­ti­on ist — aus­ser dem Be­zahl­vor­gang selbst — nichts ein­fach. Es ist kom­pli­ziert und lang­wie­rig Gut­ha­ben auf mein mpass-Kon­to ein­zu­zah­len, die App die mpass mir emp­fiehlt um Ak­zep­tanz­stel­len zu fin­den spricht nur eng­lisch und sucht be­vor­zugt in den USA.

Das bar­geld­lo­se Be­zah­len von Be­trä­gen un­ter 25 Euro fühlt sich aber tat­säch­lich sen­sa­tio­nell fu­tu­ris­tisch und kin­der­leicht an (Zah­lun­gen über 25 Euro müs­sen bei mpass mit ei­ner PIN au­to­ri­siert wer­den) — am liebs­ten wür­de ich künf­tig über­all mit mei­nem Te­le­fon­auf­kle­ber be­zah­len. Ein wei­te­rer Licht­blick: die meis­ten der auf­ge­rüs­te­ten RFC-fä­hi­gen Be­zahl­ter­mi­nals sind im Prin­zip mit den Be­zahl­sys­te­men be­lie­bi­ger An­bie­ter — zum Bei­spiel Ap­ple-Pay — kom­pa­ti­bel. Und seit das EU-Par­la­ment die Trans­ak­ti­ons­kos­ten für Kar­ten­bu­chun­gen ge­de­ckelt hat, wächst die Ak­zep­tanz bar­geld­lo­ser Be­zahl­ver­fah­ren auch bei Ein­zel­händ­lern.

Da­mit ist theo­re­tisch der Weg für neue Bar­geld­al­ter­na­ti­ven frei ge­räumt. Dem Wett­be­werb um das am we­nigs­ten ner­vi­ge Ge­samt­an­ge­bot bei der Zah­lungs­ab­wick­lung steht fast nichts mehr im Wege — aus­ser dem of­fen­sicht­li­chen Un­wil­len der Ban­ken oder Mo­bil­funk­an­bie­ter ein­fa­che, kun­den­ori­en­tier­te Lö­sun­gen an­zu­bie­ten. Die­ses letz­te Puz­zle­teil auf­zu­he­ben über­lässt man dann wahr­schein­lich (wie­der mal) Ap­ple.


an­mer­kung: das ist der text mei­ner ko­lum­ne im (ge­druck­ten) t3n-ma­ga­zin num­mer 41. in ein paar wo­chen kommt die neue aus­ga­be, mit ei­ner neu­en ko­lum­ne von mir. die taucht dann bei die­ser aus­ga­be auch erst­mals on­line auf t3n.de auf.

weil ich für die ko­lum­ne be­zahlt wer­de, ent­hält sie auch gross- und klein­schrei­bung.

vor­he­ri­ge ko­lum­nen:


die­sen text habe ich aus re­dak­tio­nel­len grün­den aus der ko­lum­ne raus­kür­zen müs­sen. weil ich ihn re­la­tiv wit­zig — und im­mer noch ak­tu­ell und in­for­ma­tiv fin­de, hän­ge ich ihn hier an.


Nach­dem ich von der zahl-ein­fach-mo­bil.de-Web­sei­te, die von der Be­ra­tungs­fir­ma GS1 Ger­ma­ny GmbH be­trie­ben wird, zu der von O₂, der Te­le­kom und Vo­da­fone be­trie­be­nen Web­sei­te mpass.de ge­lei­tet wur­de, sehe ich zu­nächst, dass mpass.de — trotz des Ap­ple-Weck­rufs — sehr stief­müt­ter­lich ge­pflegt wird. Im Im­pres­sum der Web­sei­te ist noch René Ober­mann als Ver­tre­tungs­be­rech­tig­ter der Te­le­kom auf­ge­führt, ob­wohl der be­reits vor knapp an­der­t­alb Jah­ren sei­nen Pos­ten bei der Te­le­kom ver­las­sen hat.

Mein Klick auf „Jetzt an­mel­den“ führt noch­mal wei­ter zu ei­ner Web­sei­te, die von der in Wales an­säs­si­gen Fir­ma Wire­card Card So­lu­ti­ons Li­mi­t­ed be­trie­ben wird. Weil O₂ le­dig­lich als Ver­mitt­ler und nicht als An­bie­ter auf­tritt, muss ich mich — auch als O₂-Kun­de — dort mehr­fach „le­gi­ti­mie­ren“.

Zu­nächst be­kom­me ich eine PIN-Num­mer aufs Han­dy ge­schickt, da­nach eine PIN (per 1-Cent-Über­wei­sung) auf mein Kon­to. Nach 4 Ta­gen — so­lan­ge dau­er­te die Über­wei­sung aus Wales — bin ich so halb le­gi­ti­miert. Ein wei­te­rer Schritt („mpass plus“) steht noch aus, ist aber of­fen­bar für das Geld­nach­la­den per Last­schrift­ver­fah­ren zwin­gend er­for­der­lich.

5 Tage nach mei­ner An­mel­dung trifft der er­staun­lich di­cke NFC-Sti­cker bei mir ein und auch mei­ne Über­wei­sung von 25 Euro wur­de mir nach 5 Ta­gen auf mei­nem mpass-Kon­to gut­ge­schrie­ben.

In ein paar Su­per­markt­ket­ten und Tank­stel­len kann ich jetzt nach knapp ei­ner Wo­che Vor­be­rei­tungs­zeit „ein­fach be­zah­len“. Ich ent­schei­de mich un­se­ren Wo­chen­end­ein­kauf bei Aldi mit mei­nem neu­en Han­dy­auf­kle­ber zu be­zah­len. Wo­hin ich am Be­zahl­ter­mi­nal mein Han­dy hal­ten soll ist lei­der nicht er­kenn­bar. Die Kas­sie­re­rin weiss es auch nicht. Ich be­we­ge mein Te­le­fon be­schwö­rend um alle Sei­ten des Be­zahl-Ter­mi­nals, drü­cke mein Han­dy ge­gen das Dis­play und die Sei­ten des Ter­mi­nals — nichts pas­siert. Nach­dem die ers­ten Räus­pe­rer aus der War­te­schlan­ge hin­ter mir zu hö­ren sind und ich schon mei­ne EC-Kar­te zü­cken will, piepst das Ter­mi­nal dann doch noch und gibt mei­ne Zah­lung frei. Ein­fach!


am­phtml

felix schwenzel in artikel

vor ein paar ta­gen hat goog­le die spe­zi­fi­ka­tio­nen für am­phtml ver­öf­fent­licht und eine demo ver­öf­fent­licht, was sie in et­was da­mit zu tun ge­den­ken. die demo kann man sich hier mit ei­nem mo­bi­len brow­ser (oder ei­nem mo­bi­len user agent) an­se­hen (dort dann nach oba­ma oder zum bei­spiel faz su­chen). die spe­zi­fi­ka­tio­nen für am­phtml hat goog­le auf git­hub ge­packt. goog­le hat auch eine ani­ma­ti­on er­stellt, die zeig­ten soll wie amp-sei­ten in den goog­le-su­che­er­geb­nis­sen funk­tio­nie­ren könn­ten.




was goog­le mit amp be­zweckt ist klar, wenn man sich die demo oder die selbst­be­schrei­bung des pro­jekts an­sieht: schnel­le­re (mo­bi­le) web­sei­ten. oder im sin­ne der glei­chen face­book-idee: so­fort­sei­ten.

jeff jar­vis ist na­tur­ge­mäss be­geis­tert und sieht sei­ne idee der ein­fa­chen ver­tei­lung (dis­tri­bu­ti­on) von pu­bli­zis­ti­schen in­hal­ten im web durch amp ge­stärkt:

But I think AMP and In­stant Ar­tic­les are more than that. They are a gi­ant step toward a new, dis­tri­bu­ted con­tent eco­lo­gy on the web.

wolf­gang blau auch:

what ex­ci­tes me most about amp­pro­ject.org is how it might al­low pu­blishers to not just dis­tri­bu­te, but ag­gre­ga­te more seam­less­ly.

Wolf­gang Blau (@wblau07.10.2015 15:16

tim kad­lec for­mu­liert den ge­dan­ken et­was aus­führ­li­cher aus:

It’s the dis­tri­bu­ti­on that makes AMP dif­fe­rent. It’s the dis­tri­bu­ti­on that makes pu­blishers sud­den­ly so in­te­res­ted in buil­ding a high­ly per­for­mant ver­si­on of their pa­ges—so­me­thing they’re all ca­pa­ble of do­ing other­wi­se. AMP’s pro­mi­se of im­pro­ved dis­tri­bu­ti­on is cut­ting th­rough all the red tape that usual­ly stands in the way.

This pro­mi­se of im­pro­ved dis­tri­bu­ti­on for pa­ges using AMP HTML shifts the in­cen­ti­ve. AMP isn’t en­cou­ra­ging bet­ter per­for­mance on the web; AMP is en­cou­ra­ging the use of their spe­ci­fic tool to build a ver­si­on of a web page. It doesn’t feel like so­me­thing hel­ping the open web so much as it feels like so­me­thing brin­ging a litt­le bit of the wal­led gar­den men­ta­li­ty of na­ti­ve de­ve­lo­p­ment onto the web.

That trou­bles me.

und ich fin­de ge­nau das span­nend. goog­le zwingt die ver­le­ger, bzw. alle die im netz ver­öf­fent­li­chen dazu, sich zu be­schrän­ken. so wie twit­ter ei­nen zwingt sich kurz zu fas­sen, zwingt amp ei­nen dazu sich den (tech­ni­schen) re­geln der aus­lie­fe­rungs­be­schleu­ni­gung zu un­ter­wer­fen (was un­term strich zu er­höh­tem le­se­kom­fort führt).

das ist an sich schon eine gute sa­che, weil die ver­le­ger nun ei­nen gu­ten grund ha­ben, von ih­ren ver­mark­tern bes­se­re, we­ni­ger arschig pro­gram­mier­te an­zei­gen zu ver­lan­gen. an­zei­gen sind zwar in amp-sei­ten mög­lich, müs­sen sich aber an be­stimm­te re­geln hal­ten (bis die­se wo­mög­lich aus­ge­hel­belt wer­den). fe­lix sal­mon for­mu­liert das im guar­di­an (auf ei­ner amp-sei­te) so:

Ul­ti­m­ate­ly it co­mes down to power dy­na­mics. Ad­ver­ti­sers and me­dia buy­ers have more power than any in­di­vi­du­al pu­blisher: they can de­mand more in­tru­si­ve ads, tra­ckers, scripts, and pu­blishers will com­ply, lest they lose re­ve­nue. But one en­ti­ty is even more powerful than the ad in­dus­try – Goog­le. If Goog­le tells ever­y­bo­dy to turn off tho­se scripts, they will – and ad­ver­ti­sers will be forced to com­pe­te on the ba­sis of crea­ti­ve out­put, not tech­no­lo­gi­cal fire­power.

ray daly sagt das glei­che:

So an­o­ther im­pact of AMP will be that news or­ga­niza­ti­ons will have to re-eva­lua­te their use of third par­ty scripts and de­mand use of best prac­ti­ces by the­se ven­dors.

noch span­nen­der fin­de ich, dass plötz­lich ver­le­ger, de­nen die idee von voll­text-RSS-feeds schon im­mer zu­wi­der war, plötz­lich bei amp an bord zu sein schei­nen. selbst die FAZ pfef­fert jetzt ihre in­hal­te in ei­nem for­mat raus, mit dem le­ser die­se in­hal­te plötz­lich wie mit RSS le­sen kön­nen. denn amp er­laubt, wie RSS, durch ei­nen fes­ten ge­stal­tungs­rah­men ein caching (zwi­schen­spei­chern) der in­hal­te durch apps, rea­der oder, wie oben de­mons­triert, such­ma­schi­nen. kon­zep­tio­nell und tech­nisch sind die par­al­le­len zu RSS of­fen­sicht­lich. je­re­my keith schreibt in sei­ner aus­führ­li­chen und le­sens­wer­ten amp-ana­ly­se:

So if an RSS feed is an al­ter­na­te re­pre­sen­ta­ti­on of a home­page or a lis­ting of ar­tic­les, then an AMP do­cu­ment is an al­ter­na­te re­pre­sen­ta­ti­on of a sin­gle ar­tic­le.

Now, my own per­so­nal take on pro­vi­ding al­ter­na­te re­pre­sen­ta­ti­ons of do­cu­ments is “Sure. Why not?” Here on ad­ac­tio.com I pro­vi­de RSS feeds. On The Ses­si­on I pro­vi­de RSS, JSON, and XML. And on Huff­duf­fer I pro­vi­de RSS, Atom, JSON, and XSPF, ad­ding:

If you would like to see an­o­ther for­mat sup­port­ed, share your idea.

Also, each in­di­vi­du­al item on Huff­duf­fer has a cor­re­spon­ding oEm­bed ver­si­on (and, in theo­ry, an RDF ver­si­on)—an al­ter­na­te re­pre­sen­ta­ti­on of that item …in prin­ci­ple, not that dif­fe­rent from AMP. The big dif­fe­rence with AMP is that it’s using HTML (of sorts) for its for­mat.

All of this sounds pret­ty re­asonable: pro­vi­de an al­ter­na­te re­pre­sen­ta­ti­on of your ca­no­ni­cal HTML pa­ges so that user-agents (Twit­ter, Goog­le, brow­sers) can ren­der a fas­ter-loa­ding ver­si­on …much like an RSS rea­der.

So should you start pro­vi­ding AMP ver­si­ons of your pa­ges? My in­iti­al re­ac­tion is “Sure. Why not?”

wie die aus­lie­fe­rung per amp-sei­te funk­tio­niert, zeigt be­reits die rea­der-app nuz­zel. sie agg­re­giert und fil­tert links aus mei­nen so­cial-me­dia-feeds und zeigt mir emp­feh­lun­gen aus mei­nem be­kann­ten­kreis an. kli­cke ich auf den link zu ei­ner sei­te die auch eine amp-ver­si­on an­bie­tet, lädt sie nicht die re­gu­lä­re sei­te, son­dern die mo­bil-op­ti­mier­te amp-ver­si­on. twit­ter hat an­ge­kün­digt das auch so zu ma­chen und, na­tür­lich, auch goog­le wird das das ir­gend­wann in sei­ne mo­bi­le su­che in­te­grie­ren.


ich bin ja schon im­mer ein agres­si­ver ver­fech­ter der voll­text-rss-idee, der idee, in­hal­te so ein­fach wie mög­lich zu­gäng­lich zu ma­chen und nie­man­dem vor­zu­schrei­ben wo oder wie er in­hal­te zu le­sen hat. be­reits vor 4 mo­na­ten habe ich face­books in­stant ar­tic­les-idee mit RSS ver­gli­chen und na­tür­lich schlägt amp in die glei­che ker­be. mit ei­nem un­ter­schied na­tür­lich: face­book und goog­le (und ap­ple) ver­su­chen von an­fang an wege der mo­ne­ta­ri­sie­rung (sprich wer­bung) in ihre lö­sun­gen ein­zu­bau­en.

es dürf­te span­nend sein, wie die ver­le­ger lang­fris­tig zu amp, in­stant ar­tic­les oder ähn­li­chen in­itia­ti­ven von ap­ple und an­de­ren ste­hen wer­den. es ist nicht aus­zu­schlies­sen, dass sie ir­gend­wann muf­fen­sausen be­kom­men, an­ge­sichts des un­ab­wend­ba­ren kon­troll­ver­lusts. mög­li­cher­wei­se sind sie auch ir­gend­wann völ­lig über­for­dert mit dem ir­ren for­ma­te-müs­li, das der­zeit aus dem si­li­con val­ley ge­lie­fert wird: goog­le hat ein ei­ge­nes for­mat, face­book ver­langt ein ei­ge­nes for­mat und ap­ple hat sein „ap­ple-news-for­mat“ noch gar nicht ver­öf­fent­licht.

mir ist das (na­tür­lich) völ­lig egal, ich habe an zwei aben­den das amp-for­mat in die­se sei­te in­te­griert. das war nicht be­son­ders kom­pli­ziert, im prin­zip habe ich die druck­sei­ten­funk­ti­on mei­nes CMS miss­braucht, bzw. um­ge­baut (und um ein paar funk­tio­nen er­wei­tert). sei­ten auf die­ser site las­sen sich dank druck-CSS-style­sheet bes­tens aus­dru­cken (wer auch im­mer so­was macht), also liess sich die ein­ge­bau­te druck­funk­ti­on, die über wir­res.net/ar­tic­le/print/8649/1/6/ er­reich­bar war, zu ei­ner amp-funk­ti­on um­bau­en. weil „print“ in der url aber doof ist, sind mei­ne sei­ten of­fi­zi­ell über /ar­tic­le/amp/ am­pi­fi­zier­bar, na­tür­lich auch die­se: wir­res.net/ar­tic­le/amp/8649/1/6/.

(eine noch sehr frü­he amp-kon­ver­si­ons beta-ver­si­on für word­press gibt es üb­ri­gens be­reits.)


er­staun­lich am amp­pro­ject ist, wie feh­ler­haft es noch ist. die pro­prie­tä­re vi­deo-er­wei­te­rung amp-vi­deo ist noch nicht ganz fer­tig­ge­stellt, bzw. bug­gy, vie­le de­tails schei­nen noch un­aus­ge­go­ren und be­son­ders wit­zig, goo­gles ei­ge­nes be­schleu­ni­gungs­werk­zeug emp­fiehlt dem amp­pro­ject ver­bes­se­rungs­mass­nah­men:

auch die pro­jekt­sei­te hält goog­le für sehr ver­bes­se­rungs­wür­dig.


ins­ge­samt sehe ich das amp-pro­jekt als eine der span­nensten sa­chen die dem web seit dem web 2.0 pas­siert ist. das web 3.0 wird (wie­der) schlan­ker. und das ist in die­sem fall eine gute sa­che.


fal­kirk wheel

felix schwenzel in artikel

im au­gust, wäh­rend un­se­res schott­land-ur­laubs ha­ben wir auch ei­nen kur­zen ab­ste­cher zum schiffs­he­be­werk in fall­kirk ge­macht. die ge­gend um fall­kirk, das nord­west­lich von edin­burgh liegt, ist von ka­nä­len durch­zo­gen. die ka­nä­le wer­den schon län­ger nicht mehr kom­mer­zi­ell ge­nutzt, wur­den aber vor we­ni­gen jah­ren als tou­ris­ti­sche at­trak­ti­on re­vi­ta­li­siert. die ka­nä­le wer­den also nicht mehr als wa­ren­trans­port­we­ge ge­nutzt, son­dern zur be­s­pas­sung von tou­ris­ten.

so dient auch das fall­kirk wheel vor al­lem dem hoch- und run­ter­he­ben von tou­ris­ten­boo­ten. das än­dert na­tür­lich nichts dar­an, dass die­se ka­nä­le durch wun­der­schö­ne land­schaf­ten füh­ren und das schiffs­he­be­werk selbst eine be­sich­ti­gung lohnt.

blick auf die zu­fahrt zum schiffs­he­be­werk, man sieht hin­ten ei­nen tou­ris­ten­damp­fer, der sich gleich run­ter­he­ben lässt.

blick auf die zu­fahrt zum schiffs­he­be­werk, man sieht hin­ten ei­nen tou­ris­ten­damp­fer, der sich gleich run­ter­he­ben lässt.

die kon­struk­ti­on des schiffs­he­be­werks ist in­ge­ni­ös. die bei­den gon­deln, im prin­zip gi­gan­ti­sche ba­de­wan­nen mit kom­pli­zier­ten schliess­me­cha­nis­men, wie­gen dank des ar­chi­me­di­schen prin­zips stets gleich­viel, so dass zum dre­hen des rads nur ge­rin­ger kraft­auf­wand nö­tig ist. in der pra­xis ist das dann doch nicht ganz so ein­fach, wer mehr dar­über er­fah­ren will soll­te es ein­fach, wie ich, in der wi­ki­pe­dia nach­le­sen.

die dre­hung des rads ist ziem­lich laut­los und dank der fu­tu­ris­ti­schen bau­wei­se ziem­lich se­hens­wert, auch wenn das gan­ze are­al, ganz schott­land un­ty­pisch, eine ziem­li­che tou­ris­ten­fal­le mit ca­fe­te­ria, sou­ve­nir­shop, kin­der­spiel­plät­zen und kir­mesath­mo­sphä­re ist. im prin­zip kann man beim fal­kirk wheel auch von ei­nem tou­ris­ten­he­be­werk spre­chen.

die bei­fah­re­rin hat das sou­ve­nir­la­den­an­ge­bot trotz­dem von vor­ne bis hin­ten ge­prüft, aber das ein­zi­ge was wir such­ten — kaf­fee­be­cher mit schlicht auf­ge­druck­ter schott­land­fah­ne — hat­te auch der la­den nicht im an­ge­bot.

links das be­su­cher­zen­trum mit sou­ve­nir­shop, ca­fe­te­ria und ti­cket­ver­kauf für die tou­ris­ten­boo­te, in de­nen man sich in ei­ner ba­de­wan­ne 24 me­ter hoch oder run­ter­he­ben las­sen kann
die re­la­tiv ein­fa­che me­cha­nik des schiffs­he­be­werks
bei­de wan­nen lie­gen auf vier rad­la­gern auf

ei­gent­lich habe ich den ar­ti­kel „ge­schrie­ben“ weil ich die über­ar­bei­te­ten face­book no­ti­zen mal tes­ten woll­te. hier ist die­ser ar­ti­kel auf face­book. sieht al­les sehr me­di­um aus.


auf dem weg zur ar­beit

felix schwenzel in artikel

heu­te früh hat­te ich ne te­le­fon­kon­fe­renz mit nem kun­den um 10 uhr. dach­te ich. sie war aber um 9:30 uhr. kun­de ruft mich zur er­in­ne­rung an, als ich noch un­ter tage bin. um 9:42 wäh­le ich mich in den kon­fe­renz­raum ein.


am gen­dar­men­markt roch es nach schwei­ne­bra­ten, mög­li­cher­wei­se eine vor­be­rei­tung für den ber­lin-ma­ra­thon?


kurz vorm neu­en ti­ta­nic-ho­tel gabs of­fen­bar kern­boh­run­gen.


vor dem john-f.-ho­tel jon­gliert je­mand mit sei­ner son­nen­bril­le. nach dem drit­ten wurf fällt sie auf den bo­den. er ver­sucht sei­ne bei­stän­der da­mit zu amü­sie­ren, dass er so tut als wol­le er auf sei­ne bril­le tre­ten. tut er na­tür­lich nicht, er ist ja nicht blöd, bückt sich um die bril­le auf­zu­he­ben — und sei­ne hose reisst über 30 zen­ti­me­ter län­ge auf der rech­ten po­ba­cke auf.


im büro fest­ge­stellt, dass mei­ne hose im schritt ei­nen 20 zen­ti­me­ter lan­gen riss hat.


spä­ter, auf dem heim­weg, ha­ben sich gros­se be­ton­bro­cken zu den kern­boh­run­gen ge­sellt,

die son­ne ging un­ter …

… und in der ga­le­rie la­fay­et­te hat’s of­fen­bar ge­brannt.


ich bin ge­blend­let

felix schwenzel in artikel

ich muss vor­aus­schi­cken, dass nichts am fol­gen­den text ob­jek­tiv ist. wie ei­gent­lich al­les, was ich so ins netz schrei­be. aber in be­zug auf blend­le bin ich wahr­schein­lich noch vor­ein­ge­nom­me­ner, als ich es sonst bin. blend­le ist wie ein wahr­ge­wor­de­ner traum von mir. die­ser text ent­hält auch kei­ne pro­gno­sen über den künf­ti­gen er­folg oder miss­erfolg von blend­le (da­für gibt’s ge­nug ober­che­cker), son­dern um mein wunsch­den­ken.

ich habe mir im­mer ge­wünscht ein­fa­chen zu­griff auf tex­te zu ha­ben. die ers­te hür­de auf die­sem weg habe ich be­reits vor 40 jah­ren ge­nom­men, als ich le­sen lern­te. mit bü­chern und zeit­schrif­ten klapp­te der zu­griff auf tex­te dann auch jah­re­lang ganz her­vor­ra­gend, aber seit ich mir bü­cher mit ein bis zwei klicks kau­fen kann und sie, egal wo ich ge­ra­de bin, qua­si so­fort, nach zwan­zig bis dreis­sig se­kun­den, le­sen kann, sind mei­ne er­war­tun­gen an text­lie­fe­ran­ten ex­po­nen­ti­ell ge­stie­gen. ich sehe nicht mehr ein, war­um ich mir tex­te ki­lo­wei­se per abo auf pa­pier nach hau­se lie­fern las­sen soll, um sie dann ir­gend­wann zu le­sen — oder sie nicht le­sen zu kön­nen, wenn ich nicht ge­ra­de den rich­ti­gen pa­pier­sta­pel mit mir her­um­schlep­pe.

als ich mei­ne letz­ten bei­den pa­pier-abos ge­kün­digt habe, die c’t und die brand­eins, gab es von der c’t noch kein rein di­gi­ta­les abo und für die brand­eins kein di­gi­ta­les abo, das ich auf den mir zur ver­fü­gung ste­hen­den ge­rä­ten hät­te be­nut­zen kön­nen (isch abe kein ipad). die ein­zi­ge pu­bli­ka­ti­on die ich mir hin und wie­der, je­des mal ohne reue, auf pa­pier kau­fe, ist die geo-epo­che. auch sie gibt es, bis auf ein paar sam­mel­bän­de, für mich bis­her nicht di­gi­tal zu le­sen.

die c’t lese ich jetzt re­gel­mäs­sig in der fir­ma, die noch ein pa­pier­abo hat, die brand­eins gar nicht mehr — und ta­ges­zei­tun­gen, seit ich nicht mehr zwi­schen ham­burg und ber­lin pend­le, auch nicht mehr. ehr­lich­ge­sagt reicht das was mir mei­ne RSS-, twit­ter oder an­de­ren feeds in mei­ne le­se­apps spü­len auch voll­kom­men aus. da wird na­tür­lich auch viel schrott an­ge­spült, aber auch im­mer wie­der per­len und klei­ne schmuck­stü­cke, die ich so gut wie mög­lich mit mei­nen fast täg­li­chen links mit in­ter­es­sier­ten zu tei­len ver­su­che.

To­day: Nee­ded a cab. No black cab around. Down­loa­ded Uber app again. Set up new ac­count. Scan­ned cre­dit card. Loved the ease of that. Or­de­red car. Dro­ve away. All wi­thin 5 mi­nu­tes - from rea­li­sing I nee­ded a cab, to set­ting up that ac­count and sit­ting in a car.
Last week: Tried to sub­scri­be to the di­gi­tal edi­ti­on of a lea­ding news­pa­per. Gave up af­ter 9 mi­nu­tes.
E-Com­mer­ce is an art form, not a side job.

Wolf­gang Blau 22.09.2015 12:31

(ur­sprüng­lich ver­öf­fent­licht am 22.09.2015 20:32)

was ich sa­gen will: das was ex­klu­siv auf pa­pier oder hin­ter den be­zahl­sys­te­men der ver­la­ge an jour­na­lis­mus pro­du­ziert wird ist mei­ner wahr­neh­mung seit ein paar jah­ren kom­plett ent­zo­gen. ich be­kom­me da­von nur in aus­nah­me­fäl­len et­was mit. hin und wie­der ma­chen mich die zeit­schrif­ten-co­ver ein­zel­ner ti­tel neu­gie­rig oder ich lese im netz von leu­ten, die et­was auf pa­pier ge­le­sen ha­ben und es ein­dring­lich emp­feh­len.

vor ei­ni­gen mo­na­ten gab es im spie­gel zum bei­spiel eine ti­tel­ge­schich­te zu ikea. die woll­te ich un­be­dingt le­sen, aber der spie­gel zwang mich zu ei­nem lang­wie­ri­gen re­gis­trie­rungs­pro­zess, in dem ich im­mer wie­der dazu ge­drängt wur­de ein abo ab­zu­schlies­sen. letzt­end­lich muss­te ich mir das gan­ze heft kau­fen, zum bei­na­he glei­chen preis, wie am ki­osk. der ikea-text und das le­se­ver­gnü­gen wa­ren un­ter­ir­disch.

seit­dem habe ich mir kei­ne ein­zi­ge spie­gel-aus­ga­be, we­der auf pa­pier, noch di­gi­tal ge­kauft. das glei­che bei der faz: schlim­mer re­gis­trie­rungs­pro­zess und mond­prei­se. die sz? da weiss ich noch nicht­mal, ob und wenn ja wo man dort ein­zel­ne ar­ti­kel kau­fen kann. ach ja, 2013 woll­te ich für eine gran­dio­se re­por­ta­ge von mi­cha­el obert un­be­dingt et­was be­zah­len (der text war und ist kos­ten­los im netz zu le­sen). das ser­vice­team der sz be­ant­wor­te­te mei­ne fra­ge da­mals so:

Was Ihre An­fra­ge be­trifft, so ist die ge­sam­te Bran­che zur Zeit im Wan­del. Ob es ir­gend­wann ein­mal mög­lich sein wird, nur für die In­hal­te zu be­zah­len, die man auch le­sen möch­te, ist si­cher­lich nicht aus­zu­schlie­ßen. Die­ses The­ma wird ak­tu­ell in der Ver­lags­welt aus­gie­big dis­ku­tiert. Es gibt aber auch die Schat­ten­sei­te. Kann ein Ver­lag es sich dann noch leis­ten eine gan­ze Zei­tung zu pro­du­zie­ren? Wür­den dann viel­leicht nur­noch Ar­ti­kel ver­öf­fent­licht, die auch mas­sen­taug­lich sind? Alle die­se Punk­te müs­sen bei der Fra­ge be­rück­sich­tigt wer­den, ob es ir­gend­wann ein­mal mög­lich sein wird, auch ein­zel­ne In­hal­te zu kau­fen.

(hier habe ich die ge­schich­te vor 2 jah­ren auf­ge­schrie­ben)

das, ein­zel­ne ar­ti­kel zu le­sen und ein­fach zu be­zah­len, war 2013, aber auch schon lan­ge da­vor, mein traum. hier noch­mal, in al­ler kür­ze, aus­for­mu­liert. ich möch­te …

  • für be­son­ders tol­le (oder auch mit­tel­gu­te) tex­te (un­kom­pli­ziert) et­was zah­len, frei­wil­lig oder we­gen ei­nes preis­schilds
  • un­kom­pli­ziert auch an tex­te her­an­kom­men, die nicht ohne wei­te­res frei zu­gäng­lich sind, ger­ne ge­gen (an­ge­mes­se­ne) be­zah­lung
  • die­se tex­te auch an­de­ren emp­feh­len kön­nen, per link und vor al­lem mit nied­ri­ger zu­gangs­schwel­le für an­de­re, ger­ne ge­gen (an­ge­mes­se­ne) be­zah­lung
  • zu­griff auf alle — oder mög­lichst vie­le — deutsch­spra­chi­ge oder eng­lisch­spra­chi­ge tex­te zu ha­ben, ohne mir alt­pa­pier lie­fern las­sen oder selbst ins haus schlep­pen zu müs­sen — und vor al­lem ohne abos ab­schlies­sen zu müs­sen

und, eben­falls in al­ler kür­ze: das ist un­ge­fähr das, was seit ein paar wo­chen mit blend­le mög­lich ist.


ich lese wahn­sin­nig viel auf blend­le und bin über­rascht, wie vie­le sehr- und mit­tel­gu­te tex­te ich, in den we­ni­gen wo­chen die ich es nut­ze, dort be­reits ent­deckt habe (link auf mei­ne blend­le-sei­te, in der auch alle mei­ne emp­foh­le­nen tex­te auf­ge­lis­tet sind).

die meis­ten die­ser tex­te sind in der re­gel auf pa­pier oder hin­ter schwer über­wind­ba­ren be­zahl­wän­den und an­mel­de­pro­ze­du­ren ver­steckt und für ot­to­nor­mal-web­nut­zer mehr oder we­ni­ger un­zu­gäng­lich. ob­wohl ich die idee von be­zahl­wän­den und ge­schlos­se­nen räu­men im in­ter­net aus prin­zip blöd fin­de, bin ich be­geis­tert, wie vie­le per­len sich hin­ter der re­la­tiv leicht über­wind­ba­ren blend­le-be­zahl­mau­er of­fen­ba­ren.

es ist ein biss­chen so, als hät­te ich bis jetzt im pa­ra­dies ge­ses­sen, die brat­hähn­chen wa­ren alle in reich­wei­te, je­den tag konn­te ich mich sat­tes­sen und mei­nen RSS-feed­le­ser über­haupt nur so halb lee­ren und den emp­feh­lun­gen mei­ner time­line ge­ra­de mal so zu 0,18 pro­zent fol­gen. und plötz­lich ist da im pa­ra­dies ne tür, hin­ter der es nicht nur brat­hähn­chen gibt, son­dern auch su­shi, rin­der­fi­let und omas sau­er­bra­ten. kos­tet ein biss­chen ex­tra, schmeckt nicht im­mer über­ra­gend, aber ziem­lich oft sehr, sehr gut.


was mir beim le­sen auf blend­le auf­fällt, so schön es ist, am sonn­tag die FAS oder den spie­gel di­gi­tal durch­zu­blät­tern, enorm vie­le tol­le tex­te wer­den dort durch emp­feh­lun­gen nach oben ge­spült. und das manch­mal aus un­wahr­schein­li­chen quel­len. zum bei­spiel, ein gu­ter text im stern. den stern wür­de ich sonst (am ki­osk, in der arzt­pra­xis) nur noch mit hand­schu­hen an­fas­sen, aber auf blend­le lese ich plötz­lich stern-tex­te, wenn sie ein­dring­lich ge­nug emp­foh­len wer­den. glei­ches gilt für die welt, hier die am sonn­tag. ein dif­fe­ren­zier­ter, aus­führ­li­cher und aus­ge­gli­che­ner ar­ti­kel über „bio“ in der welt? un­wahr­schein­lich, pas­siert aber of­fen­sicht­lich ab und an — und auf blend­le mer­ke ich es.

tat­säch­lich ist es die mi­schung aus stö­bern und emp­foh­len be­kom­men, die blend­le so an­ge­nehm macht. bei­des führt im­mer wie­der zu gu­ten tex­ten, aber trotz­dem be­mer­ke ich, wie die mar­ken in den hin­ter­grund rut­schen. schrott, un­in­ter­es­san­tes, wie­der­ge­käu­tes, zu­sam­men­fas­sen­des steht in al­len blät­tern, aber hin und wie­der eben auch be­frie­di­gen­de lang­stre­cken oder re­por­ta­gen. nur muss ich da­für eben nicht mehr die FAS, die FAZ, den spie­gel oder was auch im­mer auf­schla­gen. ich muss nicht gan­ze hef­te kau­fen, von de­nen eh nur ein drit­tel lese, ich muss nicht zu de­ren web­sei­ten na­vi­gie­ren und mich dort an­mel­den, die gu­ten tex­te schwim­men bei blend­le ein­fach an mir vor­bei; die tex­te kom­men an­ge­schwom­men.

na­tür­lich gibt es (um mei­ner the­se von den ver­schwin­den­den mar­ken gleich mal zu wi­der­spre­chen) noch eine men­ge hef­te, die ich schmerz­lich ver­mis­se, die GEO, die GEO-epo­che, die brand­eins. die deut­sche wired ist an­ge­kün­digt bald zu kom­men, aber was ist mir den eng­lisch­spra­chi­gen aus­ga­ben? die ein­zig se­riö­se com­pu­ter­zeit­schrift (die c’t) fehlt noch, eben­so die new york times oder der new yor­ker. und wo ist die mare?


ich möch­te für gu­ten, lei­den­schaft­li­chen jour­na­lis­mus be­zah­len. ich möch­te gu­ten jour­na­lis­mus un­ter­stüt­zen, des­halb habe ich ur­sprüng­lich die kraut­re­por­ter un­ter­stützt, des­halb war ich vie­le jah­re brand­eins- und c’t-abon­nent. ich will aber vor al­lem, dass das gan­ze leicht zu­gäng­lich ist, für mich und an­de­re.

auf blend­le.de bin ich freeri­der, ich kann dort so viel le­sen wie ich will, ohne zu be­zah­len. ich be­zah­le da­mit, dass ich ab und zu tex­te emp­feh­le. (wo­mit wir wie­der am an­fang und der über­schrift die­ses tex­tes sind. ich bin vor­ein­ge­nom­men und ge­blend­let.)

mein kraut­re­por­ter-abo habe ich nach ei­nem jahr ge­kün­digt, auch sonst habe ich der­zeit kei­ne abos mehr. des­halb habe ich mir über­legt, je­den mo­nat 20 bis 30 euro an un­ter­schied­li­che jour­na­lis­ti­sche pro­jek­te zu spen­den. in die­sem mo­nat wird das cor­rec­tiv.org sein, mal se­hen was die kom­men­den mo­na­te an in­ter­es­san­ten jour­na­lis­ti­schen pro­jek­te brin­gen.



nie­mals auf die le­ser hö­ren

felix schwenzel

Then
Users: Plea­se Do­No­t­Track me
AdT­ech+Pu­blishers: Screw you

Now
AdT­ech+Pu­blishers: Plea­se Do­No­t­Ad­Block me
Users: Screw you

Kon­tra (@coun­ter­no­ti­ons20.09.2015 15:00

man kann die­sen tweet als naiv an­se­hen (was un­ter dem tweet von „Kon­tra“ auch gleich ge­schah), aber man kann auch mal kurz in­ne­hal­ten und sich die­ses do-not-track-dings mal in ruhe an­se­hen. die do-not-track-in­itia­ti­ve war ein ver­such, brow­ser-be­nut­zern die ein­fa­che mög­lich­keit zu ge­ben, das track­ing, also die ver­fol­gung durch wer­be­ver­mark­ter, auf web­sei­ten zu de­ak­ti­vie­ren. jörg breit­hut auf spie­gel on­line for­mu­liert das so:

Ei­gent­lich sol­len Nut­zer in ih­ren Brow­sern mit der Ein­stel­lun­gen „Do Not Track“ si­gna­li­sie­ren kön­nen, dass sie nicht von Un­ter­neh­men zu Wer­be­zwe­cken aus­ge­forscht wer­den wol­len.

und:

Vie­le Netz­nut­zer wa­ren da­mals be­geis­tert von der Idee, ohne Da­ten­spu­ren durchs Netz zu sur­fen. Doch mit dem Aus­stieg von Ya­hoo schei­nen sich die Pro­gno­sen der Bran­chen­ex­per­ten zu be­wahr­hei­ten.

Kri­ti­ker sag­ten da­mals schon vor­aus, dass die wer­be­fi­nan­zier­ten Un­ter­neh­men bei „Do Not Track“ nicht mit­spie­len wür­den. Zu groß war ih­rer Mei­nung nach das Ri­si­ko, die An­zei­gen-Kun­den zu ver­prel­len. Schließ­lich kön­nen Mi­cro­soft, Ya­hoo und Co. die Wer­bung we­sent­lich bes­ser auf die Nut­zer zu­schnei­den, wenn sie de­ren Klick­ver­hal­ten und In­ter­es­sen ken­nen.

spie­gel on­line ist eben­falls eine wer­be­fi­nan­zier­tes un­ter­neh­men, das sei­ne an­zei­gen­kun­den nicht ver­prel­len möch­te. je­den­falls ar­bei­tet spie­gel-on­line auch mit un­ter­neh­men zu­sam­men, die be­nut­zer „zu Wer­be­zwe­cken“ aus­for­schen. der ar­ti­kel über den aus­stieg von ya­hoo aus der do-not-track-al­li­anz, aus dem ich oben zi­tie­re, wird laut ghos­tery von 17 aus­for­schungs-tra­ckern gar­niert.

ich habe mir mal stich­pro­ben­ar­tig und zu­fäl­lig die da­ten­schutz­er­klä­rung ei­nes die­ser bei spie­gel-on­line ein­ge­setz­ten tra­ckers an­ge­se­hen, von cri­teo. in der eng­lisch­spra­chi­gen ver­si­on sei­ner da­ten­schutz­er­klä­rung, weist cri­teo dar­auf hin, die do-not-track-ein­stel­lung des be­nut­zers nicht zu re­spek­tie­ren:

As de­scri­bed abo­ve, we elec­ted to pro­vi­de me­cha­nisms of choice th­rough our pro­prie­ta­ry opt out and th­rough in­dus­try plat­forms and do not re­spond to web brow­ser do not track si­gnals.

ei­nen ein­fa­chen me­cha­nis­mus, mit dem man glo­bal an­zei­gen kann, nicht er­fasst wer­den zu wol­len, lehnt cri­teo ab, weil man sich für eine „in­dus­trie“-ei­ge­ne im­ple­men­tie­rung ent­schie­den habe.

in der deut­schen ver­si­on der da­ten­schutz­er­klä­rung konn­te ich gar kei­ne hin­wei­se auf den um­gang mit der do-not-track-an­wei­sung fin­den. dort steht:

In die­sen Fäl­len ist es am ein­fachs­ten, un­se­re Wer­be­mit­tel für die­se Brow­ser durch die Ver­wen­dung un­se­rer Opt-out-Funk­ti­on zu de­ak­ti­vie­ren.

wenn ich von der deutsch­spra­chi­gen da­ten­schutz­er­klä­rung von cri­teo auf de­ren „in­dus­trie-ei­ge­ne“ opt-out-funk­ti­on kli­cke, lan­de ich auf ei­ner eng­lisch­spra­chi­gen sei­te, hier. für die deut­sche ver­si­on muss ich ein biss­chen su­chen und lan­de dann hier, bzw. beim „Prä­fe­renz­ma­nage­ment“.

dort be­kom­me ich ei­nen ein­fach zu ver­ste­hen­den hin­weis:

3rd Par­ty Coo­kies nicht ak­ti­viert: Der Sa­fa­ri-Brow­ser blo­ckiert das Set­zen von Coo­kies für ver­hal­tens­ori­en­tier­te Wer­bung. Um die­se er­folg­reich über die­ses Sys­tem de­ak­ti­vie­ren zu kön­nen, müs­sen die­se Coo­kies aber ak­ti­viert sein. So­fern Sie die­se nicht de­ak­ti­viert las­sen möch­ten, ge­ben wir Ih­nen Hil­fe­stel­lun­gen, die­se zu ak­ti­vie­ren. Für wei­te­re In­for­ma­tio­nen be­su­chen Sie un­se­re Hil­fe-Sei­te Opt-out-Hil­fe-Sei­te. So­fern Sie die­se Coo­kies de­ak­ti­viert hal­ten, wird ih­nen nur ver­hal­tens­ba­sier­te Wer­bung über Web­sei­ten ein­ge­blen­det, die Sie be­sucht ha­ben und nicht von Dritt­par­tei­en.

ich glau­be das be­deu­tet, dass ich erst track­ing-coo­kies ak­zep­tie­ren muss, be­vor ich die an­bie­ter wis­sen las­sen kann, dass ich de­ren coo­kies, oder was auch im­mer sie be­nut­zen um mich zu ver­fol­gen, nicht ak­zep­tie­ren möch­te. OK. statt coo­kies nur von sei­ten zu ak­zep­tie­ren, die ich be­su­che, ak­zep­tie­re ich dann eben um des da­ten­schutz wil­lens alle coo­kies.

sei­te neu­la­den … war­ten:

“Coll­ec­ting your sta­tus from 0 com­pa­nies. This may take a while”

nach 40 se­kun­den steht die sei­te. „Nut­zungs­ba­sier­te On­line-Wer­bung“ ist bei al­len an­bie­tern ak­ti­viert, bis auf „Krux“. da is­ses de­ak­ti­viert. war­um auch im­mer. vor zwei jah­ren habe ich das tool schon­mal zu re­cher­che­zwe­cken be­nutzt, viel­leicht habe ich dort ein paar an­bie­ter „de­ak­ti­viert“. egal. ich kli­cke „Bei al­len An­bie­tern de­ak­ti­ve­ren“. das de­ak­ti­vie­ren dau­ert ca. 30 se­kun­den, also lese ich noch ein biss­chen.

Wenn Sie "De­ak­ti­ve­ren" wäh­len be­deu­tet das nicht, dass Sie kei­ner­lei On­line-Wer­bung mehr er­hal­ten. Es be­deu­tet je­doch, dass die On­line-Wer­bung, die Sie auf den Web­sei­ten se­hen, nicht auf der Ba­sis Ih­rer ver­meint­li­chen In­ter­es­sen oder Vor­lie­ben (ab­ge­lei­tet von Ih­rer In­ter­net­nut­zung) an­ge­passt wird. Eine De­ak­ti­vie­rung der nut­zungs­ba­sier­ten On­line-Wer­bung hat kei­nen Ein­fluss auf an­de­re Diens­te, die Coo­kies ver­wen­den; bspw. Ihr Wa­ren­korb. Von Ih­nen be­such­te In­ter­net­sei­ten kön­nen über­dies auch noch für an­de­re Zwe­cke In­for­ma­tio­nen sam­meln; bspw. für Markt­for­schung.

„So­cio­man­tic“ lässt sich nicht de­ak­ti­vie­ren, aber you­ron­line­choices.com be­ru­higt mich:

Wir ha­ben die­sen Feh­ler au­to­ma­tisch pro­to­kol­liert. Wenn der Feh­ler wei­ter­hin be­steht wer­den wir uns an die be­trof­fe­nen Un­ter­neh­men wen­den.

ei­ni­ge der on­lin­ever­mark­ter, die auch mit spie­gel-on­line zu­sam­men­ar­bei­ten, sind also der mei­nung dass es bes­ser (oder ein­fa­cher) für die ver­brau­cher oder be­su­cher von web­sei­ten sei, sich durch ein le­se­inten­si­ves, ha­ke­lig zu be­die­nen­des, deng­lisch-spra­chi­ges, pro­prie­tä­res bran­chen-werk­zeug durch­zu­kli­cken, als ein häck­chen im brow­ser zu set­zen.

mög­li­cher­wei­se hat das „Screw you“, die ent­schei­dung der wer­be­schnüff­ler sich nicht an „do not track“ zu hal­ten, nicht di­rekt zur po­pu­la­ri­sie­rung von wer­be- und tra­cker-blo­ckern ge­führt, wie @coun­ter­no­ti­ons sug­ge­riert. aber die grund­hal­tung, nut­zer­wün­sche nicht oder nur wi­der­wil­lig — und dann ganz be­son­ders lieb­los — zu re­spek­tie­ren, scheint in der wer­be­bran­che doch sehr aus­ge­prägt zu sein. aber der ei­gent­li­che witz ist, im­mer noch, dass selbst eine er­folg­rei­che, sich durch sei­ne toch­ter selbst ver­mark­ten­de und über­wa­chungs­the­men gegn­über enorm sen­si­ble pu­bli­ka­ti­on wie spie­gel-on­line sich die­sem un- und irr­sinn beu­gen muss. was die wer­be­kun­den wol­len wird ge­macht. auch bei spie­gel-on­line. bloss nie­man­den ver­prel­len! aus­ser die le­ser, die „bling-bling“-kon­su­men­ten, wenn man die ver­prellt hat das kei­ne schwer­wie­gen­den fol­gen, vor al­lem ver­ste­hen die das al­les ja auch gar nicht.


sar­kas­mus zur sei­te. mir ist es wirk­lich ein rät­sel, war­um spie­gel-on­line nicht das on­line-me­di­um ist, das sich mit bei­spiel­haf­ter, an­stands­kon­for­mer wer­bung pro­fi­liert oder die be­fol­gung der do-not-track-an­wei­sung kon­se­quent durch­setzt. mit ei­nem ei­ge­nen wer­be­ver­mark­ter, ei­ner ge­schäfts­fü­he­rin, die in der mo­zil­la-stif­tung sitzt und der die­se pro­ble­ma­ti­ken sehr gut be­wusst sein dürf­ten — und vor al­lem mit ei­ner re­dak­ti­on, die her­vor­ra­gen­de be­richt­erstat­tung rund um pri­vat­sphä­ren- und da­ten­schutz­ver­let­zun­gen macht.


dann wi­der­sprech ich mir halt selbst …

felix schwenzel in artikel

ich schrei­be ja ei­ni­ges an stuss ins in­ter­net. nicht nur ab­sicht­lich, manch­mal auch, weil ich man­che din­ge nicht zu­en­de den­ke — oder über­haupt be­dacht habe. aber des­halb schrei­be ich sie ja auch ins in­ter­net, weil ich mich dar­an er­freue, wenn mich je­mand ei­nes bes­se­ren be­lehrt. es kann durch­aus sein, dass ich den ein­druck ma­che, un­be­lehr­bar zu sein, aber man­chen ge­lingt es dann doch mich ei­nes bes­se­ren zu be­leh­ren. mar­tin öt­ting mal, vor vier jah­ren zum bei­spiel. john­ny haeus­ler, im­mer wie­der, sa­scha lobo, dem zu wi­der­spre­chen zu ei­nem mei­ner liebs­ten hob­bys ge­wor­den ist, aber dem ich in dis­kus­sio­nen, pri­vat oder öf­fent­lich, am ende (lei­der) im­mer wie­der recht ge­ben muss. manch­mal so­gar ste­fan nig­ge­mei­er. und, kei­ne witz, vie­len, vie­len an­de­ren. kommt im­mer wie­der vor.

mei­nem letz­ten et­was pro­vo­ka­ti­ve­ren text, zur kraut­mau­er, kann man si­cher­lich zu recht an vie­len stel­len wi­der­spre­chen. al­ler­dings fin­de ich es schwer nach­voll­zieh­bar, mir auf­grund die­ses tex­tes zur kraut­mau­er zu un­ter­stel­len, ich wür­de kos­ten­lo­sen jour­na­lis­mus for­dern. an­de­rer­seits, ich bin’s ja auch selbst schuld, wenn ich mich ei­ner­seits stän­dig über wer­bung be­kla­ge und dann auch noch über be­zahl­wän­de echauf­fie­re. aber gut, das the­ma ist ja eben kom­pli­ziert und nie­mand hat dazu bis­her ab­schlies­sen­de ant­wor­ten oder mei­nungs­bil­der. bis auf die ober­che­cker, aber von de­nen will ich jetzt gar nicht re­den.

ob­wohl. viel­leicht doch. im oben er­wähn­ten text habe ich ei­nen ver­gleich for­mu­liert:

mög­li­cher­wei­se be­kommt die gala-re­dak­ti­on des öf­te­ren an­ru­fe von em­pör­ten käu­fern, die ge­se­hen ha­ben, dass die gala in arzt­pra­xen, fri­seur­sa­lons oder flug­zeu­gen kos­ten­los aus­liegt. wä­ren se­bas­ti­an es­ser und phil­ipp schwör­bel ge­schäfts­füh­rer der gala, wür­den sie wahr­schein­lich als re­ak­ti­on auf die 2 bis 3 jähr­li­chen be­schwer­den, die be­lie­fe­rung von le­se­zir­keln ein­stel­len und gala-käu­fer ver­pflich­ten, das heft nur an freun­de und be­kann­te (für ma­xi­mal 48 stun­den) leih­wei­se ab­zu­ge­ben.

die­sem ver­gleich kann man mög­li­cher­wei­se sehr klu­ge din­ge ent­geg­nen. aber der ober­che­cker jour­na­list timo rieg, der un­ter an­de­rem das blog spie­gel­kri­tik führt, das an­ders als der name sug­ge­riert, über­haupt nicht selbst­kri­tisch ist, ant­wor­te­te dar­auf:

http://www.vgwort.de/ein­nah­men-ta­ri­fe/ver­lei­hen-ver­mie­ten/le­se­zir­kel.html

das ist das vol­le zi­tat, die ge­sam­te ant­wort auf mei­nen text. mich ma­chen sol­che kom­men­ta­re im­mer sehr trau­rig. und wenn ich trau­rig bin, ant­wor­te ich dann oft umso län­ger, statt ein­fach nur „404“ oder „hä?“ drun­ter­zu­schrei­ben:

da du, timo, dich aus un­er­find­li­chen grün­den wei­gerst kon­text oder ar­gu­men­te zu lie­fern und den link ein­fach so hier hin­kotzt, über­neh­me ich die ein­ord­nung ger­ne:

die kraut­re­por­ter ha­ben an­ge­fan­gen als eine art le­ser­zir­kel, der von tau­sen­den un­ter­stüt­zern pau­schal fi­nan­ziert wird, da­mit sie und an­de­re gut re­cher­chier­te ge­schich­ten le­sen kön­nen, wo und wann sie wol­len. jetzt fin­den die kraut­re­por­ter, dass die­ses mo­dell le­ser da­von ab­hält, zu zah­len­den kun­den zu wer­den. und dass es ein tritt­brett­fah­rer­pro­blem gebe: lau­ter leu­te die le­sen, aber nicht zah­len. also wer­den alle le­se­zir­kel-le­ser die noch nicht zah­len am le­sen ge­hin­dert und müs­sen beim zahn­arzt die sprech­stun­den­hil­fe fra­gen ob man die gala le­sen kön­ne. oder freun­de bit­ten ei­nen oder zwei tex­te mit ih­nen zu tei­len.

woll­test du das in etwa mit dem link zum aus­druck brin­gen?

auch hier­zu kei­ne ant­wort von timo rieg, der auf sei­ner ei­ge­nen sei­te „Wi­der­spruch for­dert“.

man­che ge­ben sich dann schon et­was mehr mühe, zum bei­spiel der le­ser „Da­ni­el“ vor zwei ta­gen in den kom­men­ta­ren:

Et­was „wir­res“ Bei­spiel mit den Arzt­pra­xen. Der Le­se­zir­kel ist ja nicht um­sonst.

das habe ich frei­lich auch nicht be­haup­tet. ich habe le­dig­lich be­haup­tet, um es mit se­bat­si­an es­sers öko­no­mi­schem fach­ter­mi­nus zu be­zeich­nen, dass es bei den le­se­zir­keln eben­falls sehr vie­le „tritt­brett­fah­rer“ oder „freeri­der“ gibt.

dar­auf da­ni­el:

es geht doch nicht dar­um, dass ich es nicht be­zah­le, son­dern dass über­haupt je­mand für die­se ex­em­pla­re be­zahlt. in­so­fern hinkt das bei­spiel.

auf mei­nen ein­wand, dass für die kraut­re­por­ter mehr als 15tau­send le­ser zah­len, wird ein tau­fri­sches ar­gu­ment von da­ni­el her­aus­ge­kramt:

[dein bei­spiel hinkt] weil du ver­suchst, ein di­gi­ta­les mit ei­nem phy­si­schen gut zu ver­glei­chen. aus­schließ­bar­keit vs nicht-aus­schließ­bar­keit. na­tür­lich nimmt die zah­lungs­be­reit­schaft bei je­man­dem ab, wenn er in der lage ist, das gut kos­ten­los zu kon­su­mie­ren (sie­he auch all­men­de­pro­blem). bei der zei­tung in der arzt­pra­xis ist das nicht der fall, weil er ja kei­nen sons­ti­gen zu­griff auf das pro­dukt hat. au­ßer er ist beim arzt.

na­tür­lich ar­gu­men­tie­re ich auch sehr, sehr oft „wirr“. aber das mit ar­gu­men­ta­ti­vem wa­ckel­pe­ter zu kon­tern ist doch be­kloppt.

da­bei wäre es so ein­fach ge­we­sen mei­nen ver­gleich zu zer­pflü­cken, in drei­ein­halb sät­zen:

  • die kraut­re­por­ter fi­nan­zie­ren sich nicht mit wer­bung, an le­se­zir­keln teil­neh­men­de zeit­schrif­ten schon.
  • die hef­te in le­se­zir­keln ha­ben im­mer noch ei­nen ver­kaufs­preis, die kraut­re­por­ter-tex­te nicht.
  • die kraut­re­por­ter fi­nan­zie­ren sich nicht zu­sätz­lich über heft­ver­käu­fe, an le­se­zir­keln teil­neh­men­de zeit­schrif­ten schon.
  • die kraut­re­por­ter bie­ten kei­nen nied­rig­schwel­li­gen ein­zel­ver­kauf, der po­ten­zi­el­le spon­tan-käu­fe er­mög­licht, son­dern sind aus­schliess­lich auf abos und mit­glied­schaf­ten aus.

heu­te habe ich zu­fäl­lig ge­se­hen, dass man auf dem (sehr toll) ge­re­launch­ten zeit.de an­zei­gen aus­blen­den kann, in­dem man die fens­ter­grös­se ver­än­dert. nico brün­jes, des­sen ar­beit und blog ich ge­nau­so toll fin­de, wie das neu ge­launch­te zeit-on­line, ant­wor­te­te dar­auf:

nö.

nun muss man ihm zu­gu­te­hal­ten, dass er zur zeit an post launch de­prs­s­si­on lei­det, weil er am launch von zeit.de mit­ge­ar­bei­tet hat. aber was will er mir sa­gen, mit sei­nem nö? es gibt kei­nen „na­ti­ven ad­blo­cker“, wie ich viel zu un­dif­fe­ren­ziert be­haup­tet habe? oder dass die wer­bung auch bei klei­nen fens­tern an­ge­zeigt wird und ich zu doof bin die zu se­hen? oder will er kor­ri­gie­ren und sa­gen, dass stets für das for­mat pas­sen­de an­zei­gen ge­la­den wer­den, wenn man die sei­te neu lädt?

woll­te er das sa­gen? ich wer­de es wo­mög­lich nie er­fah­ren, des­halb schrei­be ich die ant­wort, auch hier, ein­fach selbst:

wir ha­ben an­zei­gen-for­ma­te für jede bild­schirm­grös­se, die wir ein­spie­len, es wer­den also im­mer an­zei­gen an­ge­zeigt. hier von ei­nem ad­blo­cker zu re­den ist quatsch, es wer­den le­dig­lich un­ter be­stimm­ten um­stän­den, die nur in aus­nah­me­fäl­len auf­tre­ten, kurz­zei­tig kei­ne an­zei­gen an­ge­zeigt (wer, um him­mels wil­len ver­än­dert denn heut­zu­ta­ge noch die fens­ter­grös­se?). was du schreibst, ist also blöd­sinn.


ich möch­te mit die­sem ur­alten ge­spiel­ten witz zu mehr aus­drucks­kraft auf­ru­fen:

kannst du dich nicht rich­tig aus­drü­cken?

(ur­sprüng­lich ver­öf­fent­licht am 20.06.2003 12:12)


[nach­trag 17.09.2015]
nico brün­jes wi­der­spricht in sei­nem blog et­was aus­führ­li­cher — aber die ant­wort habe ich schon ganz gut an­ti­zi­piert.


be­quem­lich­keit / al­les strömt

felix schwenzel

der fort­schritts­mo­tor num­mer eins ist — be­quem­lich­keit.

ir­gend­wer hat mal ge­sagt, dass wir 80 pro­zent un­se­rer le­bens­zeit mit dem ver­such ver­brin­gen, zeit zu spa­ren. un­ser le­ben be­steht zum gros­sen teil aus hoff­nung auf und dem drang zu mehr be­quem­lich­keit.

na­tür­lich ist das wis­sen der welt nicht erst seit dem in­ter­net oder seit al­ta­vis­ta oder seit goog­le zu­gäng­lich. es war al­les schon lan­ge da — und zu­gäng­lich — be­vor der ers­te smi­ley durch das in­ter­net floss. es war nur nicht so be­quem. man muss­te rei­sen, in bi­blio­the­ken ge­hen, mit leu­ten re­den. dank des in­ter­nets ist der zu­gang zu in­for­ma­tio­nen viel be­que­mer.

ko­lum­bus ist auch nach ame­ri­ka ge­kom­men, mar­co polo nach chi­na (viel­leicht). das flug­zeug, das auto oder die bahn ha­ben wir ent­wi­ckelt, da­mit das rei­sen be­que­mer (und schnel­ler) wird.

be­quem­lich­keit, oder ge­nau­er, die ver­bes­se­rung der be­quem­lich­keit, hat vie­le ne­ben­ef­fek­te. er­höh­ter CO₂-aus­stoss, sich auf­schau­keln­de ver­netz­te sys­te­me, em­pö­rungs- und agi­ta­ti­ons­wel­len, be­schleu­ni­gung oder kat­zen­bil­der­flu­ten. man­che der ne­ben­ef­fek­te sind vor­her­seh­bar, die meis­ten nicht. trotz­dem wol­len wir in der re­gel nicht zu­rück zum vor­he­ri­gen, un­be­que­me­ren zu­stand, auch wenn die ne­ben­ef­fek­te un­an­gen­hem sind. die neu­en pro­ble­me, glau­ben wir, las­sen sich schon ir­gend­wie lö­sen.

ar­ti­kel­bil­der die eine start­bahn zei­gen, un­ter­strei­chen die vi­sio­nä­re qua­li­tät des ar­ti­kels

mo­bil­te­le­fo­ne kön­nen fast nichts, was nicht auch schreib­tisch­com­pu­ter könn­ten. es ist aber um ein viel­fa­ches be­que­mer ein taxi mit dem was man in der hand hat zu be­stel­len, als eine te­le­fon­zel­le da­für zu be­nut­zen oder an den schreib­tisch zu lau­fen. es ist be­que­mer sich das wet­ter in der hand­flä­che an­zei­gen zu las­sen, als ei­nen me­tero­lo­gen an­zu­ru­fen und nach dem wet­ter zu fra­gen.

die vor­tei­le von be­stimm­ten tech­no­lo­gien leuch­ten uns so­fort ein, wenn wir die tech­no­lo­gie se­hen, be­rüh­ren und be­nut­zen, selbst wenn sie noch nicht zu 100% aus­ge­reift sind. die vor­tei­le, die neu­en be­quem­lich­kei­ten von tech­no­lo­gie zu er­ken­nen, be­vor wir sie se­hen, an­fas­sen oder aus­pro­bie­ren kön­nen, fällt uns aber ei­gen­tüm­lich schwer. leu­te die das kön­nen, ver­un­glimp­fen wir ger­ne als „vi­sio­nä­re“, die zum au­gen­arzt müs­sen oder als su­per­bö­se­wich­te oder als irre.

so­lan­ge wir den kom­fort neu­er be­quem­lich­kei­ten nicht am ei­ge­nen leib spü­ren, sind wir oft zu be­quem für neue be­quem­lich­kei­ten.


Die Faul­heit ist Mut­ter der Ef­fi­zi­enz. #six­words für @cer­vus

Mar­kus An­ger­mei­er (@kos­mar30.11.2007 9:04

be­vor das jetzt mit mei­nen be­quem­lich­keits-as­so­zia­tio­nen zu ab­surd wird, noch ein letz­tes bei­spiel. das www hat tim ber­ners-lee na­tür­lich auch aus be­quem­lich­keit er­fun­den: ein hy­per­link er­spart eine zu­sam­men­fas­sung oder das zi­tie­ren. ein klick ist be­que­mer als die ein­ga­be ei­ner adres­se oder das nach­schla­gen in ei­nem ka­ta­log. web­sei­ten ha­ben un­ser le­ben be­que­mer ge­macht, seit über 10 jah­ren kön­nen wir, bei­spiels­wei­se, bü­cher per klick auf ei­nen hy­per­link be­stel­len. ge­ne­rell könn­te man sa­gen: die (wei­ter-) ent­wick­lun­gen von web­tech­no­lo­gien in den letz­ten 15 oder 20 jah­ren, dien­ten vor al­lem der be­quem­lich­keit und der be­nut­zer­freund­lich­keit.

face­book macht es be­que­mer sich ge­burts­ta­ge von ver­wand­ten und be­kann­ten zu mer­ken, cloud­ba­sier­te ka­len­der oder pho­to­spei­cher ma­chen es be­que­mer fa­mi­li­en­ge­döns zu or­ga­ni­sie­ren oder zu tei­len. aber dort hört es nicht auf. es geht im­mer wei­ter, im­mer be­que­mer soll es wer­den.

statt auf ei­nen link zu ei­nem ar­ti­kel zu kli­cken und auf den sei­ten­auf­bau und das la­den der an­zei­gen und tra­cker zu war­ten, wol­len ap­ple und face­book und goog­le und vie­le an­de­re das le­sen be­que­mer, kom­for­ta­bler und schnel­ler ma­chen. face­book mit in­stant ar­tic­les, ap­ple mit sei­ner ap­ple news app und goog­le und mi­cro­soft be­stimmt auch mit ir­gend­was.

das kann man gut fin­den und sich über die vorrausscht­li­chen be­quem­lich­keits­ver­bes­se­run­gen freu­en, oder eben nicht:

@di­plix Mir ge­fällt die Vor­stel­lung ei­nes Pres­se-Sys­tems, das nur noch auf Platt­for­men von US-Fir­men statt­fin­det, nicht. Dir?

Chris­ti­an Stö­cker (@Chris­Stoe­cker11.09.2015 9:21

[auch po­le­misch, aber trotz­dem auf­fäl­lig, dass die re­cher­che des „Pres­se-Sys­tems“ heut­zu­ta­ge be­reits zum gros­sen teil auf „Platt­for­men von US-Fir­men“ statt­fin­det.]

ge­gen die mul­ti­plen trends zur ver­ein­fa­chung und be­quem­lich­keit kommt man mit ame­ri­ka- und tur­bo­ka­pi­ta­lis­mus-kri­ti­schen schein­ar­gu­men­ten kaum an. das ist ge­nau­so aus­sichts­los wie frei­bier-macht-fett-rufe. wenn’s be­que­mer, bes­ser, schnel­ler oder ab­len­kungs­frei­er ist, wird ein an­ge­bot — mit sehr ho­her wahr­schein­lich­keit — an­ge­nom­men. je mehr ech­te be­quem­lich­keit ein an­ge­bot bie­tet, des­to eher und rai­ka­ler setzt es sich durch.

des­halb wird sich (glau­be ich) blend­le durch­set­zen, des­halb wer­den sich an­ge­bo­te wie face­book in­stant ar­tic­les oder ap­ple news durch­set­zen. nicht weil es sich um „Platt­for­men von US-Fir­men“ oder an­ge­bo­te ei­ner nie­der­län­di­schen fir­ma han­delt, son­dern weil sie plötz­lich da sind und nicht nur be­quem­lich­keit ver­spre­chen, son­dern auch lie­fern.

ir­gend­wann wird chris­ti­an stö­cker auf­schrei­ben, war­um ein „Pres­se-Sys­tems, das nur noch auf Platt­for­men von US-Fir­men“ läuft, un­vor­teil­haft ist. wahr­schein­lich wird er in vie­len, wenn nicht so­gar al­len punk­ten, die er auf­schrei­ben wird, recht ha­ben. aber er wird mit sei­nem text ge­gen die müh­len der be­quem­lich­keit an­ren­nen und wir, die wo­mög­lich be­reits die neue be­quem­lich­keit ge­nies­sen, wer­den ihn dann wohl nur noch aus der ent­fer­nung ru­fen hö­ren — und ganz si­cher nicht um­keh­ren.


die sa­che mit dem kon­troll­ver­lust zeich­net sich seit jahr­zehn­ten, als ein al­les durch­drin­gen­des phä­no­men, in al­len ge­sell­schaft­li­chen be­rei­chen ab. mi­cha­el see­mann weist uns da fast täg­lich drauf hin. wir ver­lie­ren zu­neh­mend die kon­trol­le über un­se­re pri­vat­s­hä­re, die kul­tur­in­dus­trie ver­liert die kon­trol­le über ihre pro­duk­te und der jour­na­lis­mus ver­liert die kon­trol­le über sei­ne ver­triebs­we­ge. in den 80iger jah­ren konn­ten wir uns noch ge­gen eine volks­zäh­lung weh­ren, die film­stu­di­os den ki­nos ihre be­din­gun­gen dik­tie­ren und die ver­le­ger si­cher sein, dass die leu­te ihr be­druck­tes pa­pier kau­fen — und sei es we­gen der klein­an­zei­gen. jetzt strö­men un­se­re da­ten frei durchs in­ter­net, die fil­me und se­ri­en der film­stu­di­os eben­so und jour­na­lis­ten fra­gen sich, wie sie in der to­sen­den bran­dung der in­ter­net­strö­me noch auf­merk­sam­keit oder geld er­rei­chen kön­nen.

al­les strömt und streamt. und ir­gend­wie fin­den wir es alle OK — weil es so furcht­bar be­quem ist.


dis­cla­im, das lass lie­ber sein

felix schwenzel

man kann nicht aus­schlies­sen, dass wor­te bei ge­nü­gend druck ir­gend­wann mal ihre be­deu­tung än­dern. das pas­siert mit spra­che ja stän­dig. so be­deu­te­te blöd vor gar nicht all­zu lan­ger zeit mal schüch­tern. mit am­peln be­zeich­ne­te man mal klei­ne fla­schen.

weil deutsch­spra­chi­ge au­toren (auch) lie­ber kur­ze wor­te be­nut­zen, schrei­ben vie­le, wenn sie auf mög­li­che in­ter­es­sens­kon­flik­te oder ver­bin­dun­gen hin­wei­sen wol­len, statt ei­ner „of­fen­le­gung“ ei­nen „dis­clai­mer“ un­ter ihre tex­te. das pro­blem ist al­ler­dings, dass dis­clai­mer haf­tungs­aus­schluss (oder ver­zichts­er­klä­rung) be­deu­tet. woll­te man eine of­fen­le­gung verd­eng­li­schen, müss­te man dis­clo­sure schrei­ben.

zu­letzt ist mir das bei ei­nem text von frank schmie­chen auf­ge­fal­len, der mal „stellv. Chef­re­dak­teur“ von di­ver­sen sprin­ger-blätt­chen war und jetzt „Chef­re­dak­teur“ von gruen­der­sze­ne.de ist. un­ter sei­nem text schreibt er:

Dis­clai­mer: Axel Sprin­ger ist Ge­sell­schaf­ter der Ver­ti­cal Me­dia GmbH, dem Me­di­en­haus von Grün­der­sze­ne. Wei­te­re In­for­ma­tio­nen zur Ver­ti­cal Me­dia GmbH hier: www.vm­pu­bli­shing.com.

na­tür­lich ist es erst­mal lo­bens­wert, dass es sich auch bei deutsch­spra­chi­gen jour­na­lis­ten durch­setzt, auf mög­li­che in­ter­es­sens­kon­flik­te hin­zu­wei­sen. aber wenn noch nicht mal ein aus­ge­bil­de­ter jour­na­list in der lage ist, für eine of­fen­le­gung das kor­rek­te wort zu fin­den und ein­fach eins wählt das sich rich­tig an­hört und das an­de­re auch be­nut­zen, wer dann?

ich hab ja nichts ge­gen schlam­pig­keit oder deng­lisch in der spra­che, das kann sehr er­hel­lend und un­ter­halt­sam sein. ich bin auch ein gros­ser freund von wort-neu­schöp­fun­gen, vom zu­sam­men­set­zen und der re­kom­bi­na­ti­on von wör­tern, egal ob das re­gel­kon­form ab­läuft oder nicht. spra­che lebt und muss stän­dig neu ge­schöpft wer­den, von mir aus kann auch je­der der blog sa­gen. aber die ge­dan­ken­lo­se nut­zung von flos­keln, die be­nut­zung von wör­tern, die alle an­de­ren be­nut­zen, ohne auch nur ei­nen mo­ment über sie nach­zu­den­ken, das nervt. es ist na­tür­lich nach­voll­zieh­bar, dass auch deutsch­spra­chi­ge au­toren ihr mau­en tex­te hin und wie­der mit et­was an­g­lo-ame­ri­ka­ni­schem news­room-flair ver­se­hen wol­len und dann blind in die ihre deng­lisch­kis­te grei­fen.

fremd­wör­ter zu be­nutz­ten, um sei­ne ei­ge­ne be­le­sen­heit oder fremd­wort­kennt­nis zu de­mons­trie­ren, ist schon bei kor­rek­ter fremd­wort­nut­zung eher pein­lich. be­son­ders pein­lich wird’s aber, wenn man dann auch noch das fal­sche fremd­wort be­nutzt. des­halb emp­feh­le ich, im zwei­fel ein­fach bei der deut­schen be­zeich­nung zu blei­ben, vor al­lem wenn das ei­ge­ne eng­lisch mi­se­ra­bel ist.


ser­vice­teil: lis­te mit be­grif­fen zur ein­lei­tung ei­ner of­fen­le­gung, ohne dis­clai­mer zu nut­zen:

  • of­fen­le­gung: …
  • hin­weis: …
  • dis­clo­sure: …
  • btw: …
  • üb­ri­gens: …
  • ein­ge­ständ­nis: …
  • er­klä­rung: …
  • dar­le­gung: …
  • hin­weis auf mög­li­che in­ter­es­sens­kon­flik­te: …

an­de­rer­seits; scheiss drauf. viel­leicht soll­ten ge­ra­de ehe­mail­ge oder im­mer noch an­ge­stell­te sprin­ger-mit­ar­bei­ter, ihre un­kennt­nis of­fen­le­gen und ihre mög­li­chen in­ter­es­sens­kon­flik­te mit dem wort dis­clai­mer ein­lei­ten. alle an­de­ren, sie­he oben.

frank schmie­chen könn­te dann auch gleich drei flie­gen mit ei­ner klap­pe schla­gen: un­kennt­nis de­mons­trie­ren, un­pas­sen­de an­gli­zis­men nut­zen und sich schön kurz fas­sen:

Dis­clai­mer: Sprin­ger owns us.


[nach­trag 07.09.2015]

@di­plix Wir schrei­ben jetzt "Hin­weis" statt "Dis­clai­mer". Viel bes­ser. Thanks again.

Frank Schmie­chen (@gruen­der­kom­pakt07.09.2015 10:09

ist zwar im text noch nicht um­ge­setzt (stand 12:08), aber das wird dann be­stimmt noch.


was wol­len wir ei­gent­lich?

felix schwenzel

wolf­gang lü­nen­bür­ger will nicht mit na­zis re­den, un­ter an­de­rem weil: „To­le­ranz en­det mit z“.

pe­ter breu­er meint: „wir wer­den wohl oder übel mit ih­nen re­den müs­sen.“

und ich weiss es nicht, glau­be aber pa­ra­do­xer­wei­se, dass bei­de recht ha­ben. vor al­lem, weil die gren­zen eben nicht so klar zu zie­hen sind, wie wolf­gang lü­nen­bür­ger das dar­stellt. an­de­rer­seits bin ich ziem­lich rat­los. ich weiss noch nicht mal mehr, ob ich es gut fin­de, sich über hass­dep­pen lus­tig zu ma­chen, auch wenn das sehr gut ge­macht ist, wie hier von „just luca“.

viel­leicht ist auch was ganz an­de­res wich­tig. so wie sich vie­le seit jah­ren ab­mü­hen nar­ra­ti­ve ge­gen die über­wa­chung zu fin­den, soll­ten wir uns alle viel­leicht künf­tig ab­mü­hen, nar­ra­ti­ve für die ein­wan­de­rung und die in­te­gra­ti­on deutsch­lands in eu­ro­pa und die welt zu fin­den.

so wie der be­griff des da­ten­schutz si­cher­lich nicht be­son­ders ge­eig­net ist, um ge­gen die aus­ge­feil­ten nar­ra­ti­ve der über­wa­chungs­be­für­wor­ter an­zu­ge­hen („wer nichts zu ver­ber­gen hat, hat auch nichts zu be­fürch­ten“, „si­cher­heit!“), dürf­ten die­se (rich­ti­gen und wich­ti­gen) wor­te von bodo ra­me­low kaum ge­gen idio­ti­sche nar­ra­ti­ve wie „das boot ist voll“ an­kom­men:

Soll­te in die­sem Zu­wan­de­rungs­ge­setz fest­ge­legt wer­den, wie vie­le aus­län­di­sche Fach­kräf­te be­nö­tigt wer­den?

Nein. Ich leh­ne so­wohl eine Quo­te als auch eine Nütz­lich­keits-De­bat­te ab. Es geht viel­mehr dar­um, dass Deutsch­land ein Ein­wan­de­rungs­land ist. Wir müs­sen ein­fach zur Kennt­nis neh­men, dass un­se­re Ge­bur­ten­ra­te zu nied­rig ist, um die Ster­be­ra­te aus­zu­glei­chen.

was uns auch fehlt, ist ein po­si­ti­ves nar­ra­tiv um un­ser deutsch­land­bild zu be­schrei­ben. ich bin zum bei­spiel nie in mei­nem le­ben auf die idee ge­kom­men, zu be­haup­ten ich sei „stolz“ dar­auf deut­scher zu sein. im ge­gen­teil, in mei­ner ju­gend­zeit emp­fand ich un­ser land (und sei­ne po­li­tik) eher be­schä­mend (deutsch­land­hass, über den alan po­se­ner hier re­flek­tiert, hat­te ich al­ler­dings auch nie). ich habe aber wäh­rend mei­nes ers­ten län­ge­ren aus­lands­auf­ent­halt ge­merkt, dass ich deutsch­land und vie­le der le­bens­wei­sen hier doch sehr schät­ze, vor al­lem die kri­ti­sche und un­pa­the­ti­sche hal­tung un­se­rer ei­ge­nen ge­schich­te ge­gen­über, aber auch eine ge­wis­se ra­tio­na­li­tät und di­stanz zu un­se­rer rol­le in der welt.

aber ich glau­be wir ha­ben alle auf hal­ben weg auf­ge­hört uns ge­dan­ken dar­über zu ma­chen, wie man ein po­si­ti­ves deutsch­land­bild auf­bau­en könn­te oder deutsch-sein neu, kon­struk­tiv, in­klu­siv und men­schen­freund­lich de­fi­nie­ren könn­te. uns fällt es im­mer noch irre schwer, men­schen mit an­de­rer haut­far­be oder her­kunft als deut­sche zu be­zeich­nen. noch im­mer muss man durch bü­ro­kra­ti­sche, kaf­ka­es­ke müh­len lau­fen, um als deut­scher staats­bür­ger an­er­kannt zu wer­den, statt ein­fach zu sa­gen, wer in deutsch­land ge­bo­ren wur­de, ist deut­scher. war­um fällt es uns so schwer die eu­ro­päi­sche in­te­gra­ti­on, das zu­sam­men­rü­cken der eu­ro­päi­schen staa­ten po­si­tiv dars­zu­stel­len oder gar als er­stre­bens­wer­tes na­tio­na­les ide­al an­zu­se­hen? war­um fällt es uns so schwer uns zu­erst als welt­bür­ger, als eu­ro­pä­er und dann als deut­sche zu be­grei­fen? so wie je­mand in dal­las zu­erst ame­ri­ka­ner ist und erst dann te­xa­ner.

war­um glau­ben wir in ei­ner ver­netz­ten, von­ein­an­der wirt­schaft­lich und po­li­tisch auf al­len ebe­nen ver­wo­be­nen welt, im­mer noch, na­tio­na­le in­ter­es­sen sei­en wich­ti­ger als eu­ro­päi­sche? wie kommt es, dass wir glau­ben, deutsch­land sei ohne dich­te wur­zeln und ver­äs­te­lun­gen in alle tei­le der welt ir­gend­wie über­le­bens­fä­hig?

war­um glau­ben wir im­mer noch, wir müss­ten ar­men län­dern („afri­ka“) hel­fen, statt zu er­ken­nen, dass wir uns der welt öff­nen müs­sen und an­de­re, schwä­che­re, staa­ten oder men­schen zur ab­wechs­lung auch mal ge­recht und fair be­han­deln müss­ten, statt im­mer nur auf un­se­re (wirt­schaft­li­chen, po­li­ti­schen) vor­tei­le zu be­dacht sein?

oder ganz an­ders ge­fragt: kann es sein, dass wir in den letz­ten jahr­zehn­ten ver­passt ha­ben, trag­fä­hi­ge ideen zu ent­wi­ckeln, wel­che rol­le wir in der welt spie­len wol­len und wel­che rol­le die welt in uns spie­len soll? war­um glau­ben wir im­mer noch, iso­la­ti­on sei eine al­ter­na­ti­ve zur glo­ba­li­sie­rung? war­um glau­ben wir im­mer noch, deutsch-sein habe et­was mit der haut­far­be oder her­kunft zu tun?

ich glau­be ei­nes der (vie­len) pro­ble­me, des­sen aus­wir­kun­gen wir jetzt zu spü­ren be­kom­men, ist die un­be­ant­wor­te­te fra­ge nach un­se­rer iden­ti­tät, die fra­ge nach dem, was wir ei­gent­lich wol­len, als na­ti­on, als eu­ro­pä­er, als men­schen. die­se de­bat­te ha­ben wir nie nach­voll­zieh­bar und kon­struk­tiv ge­führt — oder zu­min­dest nie zu ei­nem greif­ba­ren er­geb­nis ge­führt.


aus­fall wir­res.net vom 20. bis zum 23. au­gust

felix schwenzel

die von can­dan.eu (oder can­host.eu) sind wit­zig. nach bald 48 stun­den #‎ser­ver­aus­fall las­sen sie ihre kun­den wis­sen, dass vor­aus­sicht­lich 4-5 mo­na­te ih­rer da­ten (da­ten­ban­ken, emails, web­da­ten) weg sind, weil sie „aus­drück­lich kei­ne Back­ups aus­füh­ren“ und ihr „RADI10 ab­ge­schmiert“ ist. zi­tat aus der kun­den­mail:

Wir be­dau­ern dies sehr und sind selbst ge­schockt, da es (zum Glück) äu­ßerst sel­ten zu sol­chen Aus­fäl­len mit Da­ten­ver­lust kommt, doch auch ein RAID10 ist nur teu­er, und bie­tet kei­nen Schutz vor Da­ten­ver­lust. Wir ver­si­chern Ih­nen je­doch, dass die Ser­ver­struk­tur von uns nun akri­bisch über­prüft wird, um die Si­cher­heit Ih­rer Da­ten zu ge­währ­leis­ten, wir wer­den nach und nach die Fest­plat­ten SSD in an­de­ren Sto­rage-Sys­te­me prü­fen, und aus­wech­seln, so dass es nicht er­neut zu solch ei­ner Stö­rung kom­men wird.

je­mand der bei wahr­schein­lich sehr, sehr vie­len kun­den die da­ten meh­re­rer mo­na­te ver­dad­delt hat meint, er kön­ne ei­nem weis­ma­chen er wer­de _nun_ akri­bisch prü­fen und die si­cher­heit der da­ten „ge­währ­leis­ten“? sehr gu­ter witz!


wir­res.net hat den plat­ten­aus­fall jetzt nach fast 3 ta­gen off­line-sein ohne grös­se­re da­ten­ver­lus­te über­lebt (ein paar no­ti­zen vom tag des plat­ten­aus­falls sind weg). die web­sei­ten der bei­fah­re­rin (und un­zäh­li­gen an­de­re) ha­ben jetzt ein vier-mo­na­ti­ges loch, bzw. sind auf dem stand vom april märz die­sen jah­res.

can­dan habe ich jah­re­lang an freun­de und kun­den emp­foh­len. von die­ser emp­feh­lung möch­te ich ab so­fort aus­drück­lich ab­stand neh­men. vor drei mo­na­ten war ich be­reits von den stän­di­gen pro­ble­men mit mei­nem hos­ter can­dan ex­trem ge­nervt, habe aber (vor al­lem aus be­quem­lich­keit) noch ab­stand ge­nom­men kon­kre­te um­zugs­plä­ne für mein zu­hau­se in an­griff zu neh­men. das dürf­te sich jetzt än­dern. aus­fäl­le und tech­ni­sche pro­ble­me sind das eine, ver­lo­re­nes ver­trau­en ist was ganz an­de­res. das kunst­stück, mich nach 13 jah­ren dazu zu brin­gen mir ei­nen neu­en hos­ter zu su­chen, ist can­dan jetzt aber ge­lun­gen.


blend­le.de

felix schwenzel

vor ein paar ta­gen wur­de ich von blend­le ge­fragt, ob ich für blend­le beta-tes­ten und ar­ti­kel ku­ra­tie­ren möch­te. geld be­kä­me ich da­für nicht, aber da­für ei­nen „ei­nen Free-Ac­count, mit dem du so­viel le­sen kannst wie du möch­test“. da ich mich — in al­ler be­schei­den­heit — für ei­nen ganz gu­ten tes­ter, feed­back-ge­ber und ku­ra­to­ren hal­te, war ich na­tür­lich ein biss­chen ent­täuscht, nicht auch noch ein fürst­li­ches ho­no­rar an­ge­bo­ten zu be­kom­men.

seit sams­tag habe ich jetzt zu­griff auf blend­le und ob­wohl ich jetzt schon 26 ar­ti­kel ge­kauft habe, sind mei­ne zwei euro fünf­zig blend­le-be­grüs­sungs­geld noch bei € 2,50. of­fen­bar kann ich also so viel le­sen wie ich möch­te.

le­sen kann ich in den je­weils ak­tu­el­len aus­ga­ben (und de­ren ar­chiv, das bei blend­le un­ge­fähr 2 mo­na­te zu­rück­geht) vom spie­gel, der FAZ und FAS, der süd­deut­schen, der zeit, dem ta­ges­spie­gel, im stern, der neon, der bri­git­te, der gala und ein paar sprin­ger-kack­blät­tern. es gibt auch ein paar eng­lisch­spra­chi­ge blät­ter, die wa­shing­ton post, das wall street jour­nal und den eco­no­mist, von dem man ja sehr viel gu­tes hört, aber in dem ich bis­her eher we­nig ge­le­sen habe.

die links in die­sem ab­satz füh­ren alle die noch kei­ne blend­le-mit­glie­der sind in eine sack­gas­se, sor­ry. so lan­ge blend­le nicht of­fi­zi­ell ge­launcht ist, kommt man of­fen­bar noch nicht rein. noch­mal sor­ry.
[nach­trag 24.08.2015]
blend­le-be­nut­zer die die links kli­cken, be­kom­men of­fen­sicht­lich ohne wei­te­re rück­fra­ge die kos­ten der ar­ti­kel von ih­rem kon­to ab­ge­zo­gen.

tat­säch­lich habe ich heu­te zum ers­ten mal wie­der die frank­fur­ter all­ge­mei­en sonn­tags­zei­tung ge­le­sen, un­ter an­de­rem die­sen er­staun­lich dif­fe­ren­zier­ten, aber auch enorm un­ent­schlos­se­nen ar­ti­kel über das wohl und wehe des ur­he­ber­rechts­schut­zes, ste­fan nig­ge­mei­er über kon­struk­ti­ve nach­rich­ten, oder die­se von ju­li­an traut­hig um­ge­schrie­be­ne und in der FAS ver­öf­fent­lich­ten pres­se­mit­tei­lung von joey’s piz­za. ach, und noch ei­nen FAS/FAZ-text übers tro­pi­cal is­land (mög­li­cher­wei­se hört das erst auf, wenn alle die re­dak­ti­on kom­plett durchs tro­pi­cal-is­land ge­schleust wur­de).

das blend­le-le­sen am com­pu­ter-bild­schirm ist we­gen des ho­ri­zon­ta­len scrol­lings et­was ge­wöh­nungs­be­dürf­tig, aber auf dem mo­bil­te­le­fon-brow­ser schmerz­frei und ein­fach — um nicht zu sa­gen vor­bild­lich. eine app ver­mis­se ich hier nicht, so dass ich noch nicht mal ge­prüft habe, ob es eine app gibt. al­les funk­tio­niert so wie man es er­war­tet. an­mel­den kann man sich pass­wort­los, in­dem man sich ei­nen tem­po­rä­ren, ma­gi­schen log­in-link per mail schi­cken lässt, oder sich per face­book oder twit­ter an­mel­det. im ge­gen­teil zu so­books und der spie­gel-ma­ga­zin-brow­ser­an­sicht kann man alle tex­te auch per copy und pas­te ko­pie­ren

die na­vi­ga­ti­on ist über­sicht­lich und mit der emp­feh­lungs­funk­ti­on wer­den po­pu­lä­re ar­ti­kel nach oben ge­spült, bzw. hoch­emp­foh­len. das blend­le-in­ter­ne wei­ter­emp­feh­len geht ein­fach, man kann emp­feh­lun­gen mit tweet­län­ge kom­men­tie­ren, man kann sich au­toren- oder stich­wor­t­al­erts er­stel­len, die such­funk­ti­on funk­tio­niert ganz or­dent­lich …

kurz ge­sagt: blend­le kommt mir vor, wie ein wahr­ge­wor­de­ner traum.

wie oft habe ich mich in den letz­ten jah­ren ge­fragt, war­um der spie­gel kei­ne ein­zel­ar­ti­kel ver­kauft, son­dern mich im­mer nur mit be­scheu­er­ten abo-fal­len nervt oder zum heft-kauf nö­tigt. wie oft habe ich mich ge­fragt, war­um sich zei­tun­gen nicht auf ein ein­heit­li­ches, fai­res zahl­sys­tem für ein­zel­ar­ti­kel ei­ni­gen, son­dern tex­te hin­ter un­durch­dring­ba­ren an­mel­de­sys­te­men und apo­the­ken­prei­sen ver­ste­cken. und plötz­lich geht’s, plötz­lich sind alle re­le­van­ten sehr vie­le deutsch­spra­chi­ge pres­se­tex­te nur noch ei­nen klick ent­fernt.

dem of­fe­nen, frei­en netz, der link­kul­tur, dem of­fe­nen aus­tausch tut ein sol­ches an­ge­bot na­tür­lich nicht gut, wie man an den blend­le-links, die ich oben ge­setzt habe sieht; 99% mei­ner le­ser schi­cke ich mit den links ge­gen eine un­durch­dring­ba­re wand, weil blend­le noch nicht of­fen ist und die we­nigs­ten zu­griff auf blend­le ha­ben. aber selbst wenn blend­le end­lich für je­den zu­gäng­lich sein soll­te, steht vor dem le­sen eine kur­ze an­mel­de­pro­ze­dur und ein ge­schlos­se­nes öko­sys­tem. ex­em­pla­risch ist da­für ein ganz or­dent­lich re­cher­chier­ter ar­ti­kel von phil­ipp sick­mann im ta­ges­spie­gel (den ich zu­erst auf blend­le, dank der emp­feh­lungs­funk­ti­on, ge­fun­den habe). sick­mann fasst dar­in die be­den­ken ei­ni­ger frü­her in­ter­net­nut­zer zu­sam­men, die vor den ge­sell­schaft­li­chen fol­gen war­nen, die ent­ste­hen könn­ten, „wenn die Sicht auf die Welt von we­ni­gen Diens­ten be­stimmt wird.“ sick­mann zi­tiert den ira­ni­schen blog­ger hos­sein der­akhs­han:

In sei­nem Bei­trag „The Web We Have To Save“, er­schie­nen auf Me­di­um.com, kri­ti­siert er die Ent­wick­lun­gen un­se­rer Zeit: Die vor­herr­schen­den so­zia­len Netz­wer­ke wür­den den Hy­per­link ent­wer­ten, der all­ge­gen­wär­ti­ge Stream sei nun die do­mi­nan­te Form, um In­for­ma­tio­nen zu or­ga­ni­sie­ren.

das schreibt er auf ta­ges­spie­gel.de, ganz iro­nie­frei, ohne ei­nen ein­zi­gen link. ok, der text ent­hält zwei hy­per­links auf an­de­re ta­ges­spie­gel-tex­te. auf blend­le fin­det sich im text kein ein­zi­ger link.


ich hole das mit den links mal nach. hier ein paar links die in dem text von phil­ipp sick­mann hät­ten ge­setzt wer­den kön­nen:

*

  me­di­um.com/mat­ter: The Web We Have to Save

pes­si­mis­ti­sches, lan­ges le­se­stück von hos­sein der­akhs­han, die we­gen sei­nes blogs für 6 jah­re im iran im ge­fäng­nis sass und der das alte web, das vor sei­ner in­haf­tie­rung, ver­misst. zu gros­sen tei­len gebe ich ihm recht, an man­chen stel­len sei­nes tex­tes möch­te ich wi­der­spre­chen und fin­de sei­ne dar­stel­lung zu ein­di­men­sio­nal. aber in ei­nem punkt hat er si­cher­lich recht:

But the sca­riest out­co­me of the cen­tra­liza­ti­on of in­for­ma­ti­on in the age of so­cial net­works is so­me­thing else: It is ma­king us all much less powerful in re­la­ti­on to go­vern­ments and cor­po­ra­ti­ons.

[nach­trag 23.08.2015]

den text gibt’s in der zeit auch auf deutsch.

(ur­sprüng­lich ver­öf­fent­licht am 15.07.2015 06:26)

(von jen­ni­fer gra­nick)


die lin­k­lo­sig­keit und der si­lo­charak­ter sind ein ech­ter wer­muts­trop­fen bei blend­le. blend­le ist wirk­lich toll, ein ganz gros­ser schritt nach vor­ne und ein wahr­ge­wor­de­ner traum al­ler ex­zes­si­ven le­ser. ich habe kei­ne ah­nung wann sich blend­le für alle öff­net — aber ich hof­fe bald!


schot­ti­scher whis­ky

felix schwenzel

vor un­ge­fähr 20 jah­ren war ich mal per bus und bahn in schott­land. an die rei­se­rou­te und die orte die ich be­sucht habe, er­in­ne­re ich mich kaum. ich er­in­ne­re mich an edin­burgh, ull­a­pool und dass ich eine whis­ky-bren­ne­rei be­sucht habe. wel­che das war, weiss ich nicht mehr. ich er­in­ne­re mich aber noch an vie­le de­tails, an die mai­sche-be­häl­ter und die pro­be am ende der de­stil­le­rie-tour und dass ich dort be­merk­te, dass ich whis­ky nicht be­son­ders mag. aber da­mals war ich ja auch in mei­nem zwan­zi­gern. an den ge­schmack von whis­ky wur­de ich erst in mei­nem stu­di­um lang­sam her­an­ge­führt, durch den viel­fa­chen ge­nuss von whis­ky-sour und ir­gend­wann mal ei­ner fla­sche ja­pa­ni­schen sin­gle malt whis­kys, die ein kol­le­ge zu ir­gend­ei­nem an­lass mal mit ins büro brach­te.

whis­ky-sour mag ich im­mer noch, aber auf idee whis­ky pur zu trin­ken bin ich in den letz­ten 12 jah­ren nicht ein­mal ge­kom­men.

und dann sind wir im som­mer nach schott­land ge­fah­ren. start­punkt war wie­der edin­burgh, von dort über fort wi­liam auf die in­sel skye, über ull­a­pool und loch­in­ver rich­tung in­ver­ness und wie­der nach edin­burgh. auf der in­sel skye bin in in dun­ve­gan, abends in ei­nem re­stau­rant, zum ers­ten mal seit 12 jah­ren auf die idee ge­kom­men ei­nen (sin­gle malt) whis­ky zu be­stel­len. ich wähl­te den 10 jah­re al­ten ta­lis­ker aus, weil der auf skye her­ge­stellt wird und im ge­gen­teil zu den äl­te­ren whis­kys be­zahl­bar war.

dem ta­lis­ker sagt man nach, dass er sehr tor­fig sei, klär­te mich die bei­fah­re­rin auf, die sehr viel bes­ser auf die rei­se vor­be­rei­tet war als ich. ich fand den whis­ky dann aber nicht tor­fig, son­dern eher tee­rig. ein ge­ruch und ge­schmack mit dem ich durch­aus durch­aus po­si­ti­ve er­in­ne­run­gen ver­bin­de, zum bei­spiel an strand­ur­lau­be in mei­ner kind­heit, bei de­nen ich da­mals öf­ter klei­ne teer­stü­cke auf dem strand oder un­ter mei­nen füs­sen fand. der whis­ky roch qua­si som­mer­lich, ein biss­chen wie von der son­ne auf­ge­weich­ter asphalt. die bei­fah­rein fand den ta­lis­ker scheuss­lich, sie fand den teer/asphalt ge­ruch un­er­träg­lich.

ich er­kann­te aber, dass die­ser doch sehr cha­rak­te­ris­ti­sche ge­schmack ei­nen rie­si­gen vor­teil hat­te: je­des mal wenn ich von jetzt an ta­lis­ker trin­ken wür­de, wer­de ich an dun­ve­gan und die in­sel skye den­ken müs­sen. um die­se prä­gung zu ver­stär­ken, ha­ben wir dann na­tür­lich auch die de­stil­le­rie be­sucht. un­se­re bed and break­fast wir­tin riet uns zwar von dem be­such ab, man wür­de dort ei­nen un­ver­schäm­ten ein­tritts­preis neh­men, der whis­ky sei un­ge­niess­bar und der whis­ky im ta­lis­ker-la­den wäre teu­rer als über­all sonst auf der welt — aber das hielt uns nicht vom be­such ab.

die de­stil­le­rie ist be­mer­kens­wert klein und ab­ge­le­gen und nur über eine ein­spu­ri­ge stras­se zu er­rei­chen. wo­bei die ein­spu­ri­gen stras­sen in den high­lands gar nicht so un­üb­lich sind. glück hat­ten wir auch mit der füh­rung, die zwar 9 pfund pro per­son kos­te­te, aber gleich nach un­se­rer an­kunft los­ging. fo­to­gra­fie­ren war bei ta­lis­ker fast nir­gend­wo er­laubt, des­halb habe ich dort auch kaum fo­tos ge­macht. aber die pro­duk­ti­on wird ei­nem bei ta­lis­ker — und al­len an­de­ren de­stil­le­rien die wir be­sucht ha­ben — sehr de­tail­iert und lie­be­voll er­klärt. bei ta­lis­ker, aber auch vie­len an­de­ren de­stil­le­rien, wird der gers­ten­malz nicht mehr selbst her­ge­stellt. die gers­te wird von zu­lie­fe­rern ge­mälzt (also ge­wäs­sert und nach 2-3 ta­gen kei­mung ge­trock­net) und da­nach über torf­rauch aro­ma­ti­siert. bei tal­si­ker, wie ge­sagt, ver­hält­nis­mäs­sig stark. aber ge­mah­len wird der malz bei ta­lis­ker dann na­tür­lich noch selbst, mit ei­ner ein­zi­gen müh­le die auch schon seit jahr­zehn­ten feh­ler­frei und klag­los ih­ren dienst ver­rich­te.

die de­tails die ei­nem die tour-gui­des so er­zäh­len, sind na­tür­lich von vor­ne bis hin­ten dar­auf aus­ge­rich­tet dem be­su­cher ein nar­ra­tiv in den kopf zu set­zen, dass er dann in sei­nem kopf ab­spie­len kann, wenn er den ent­spre­chen­den whis­ky trinkt. so be­haup­te­te un­se­re tour-füh­re­rin, dass für be­stimm­te pro­duk­ti­ons­schrit­te aus­schliess­lich re­gen­was­ser be­nutzt wür­de und in ei­nem be­son­ders tro­cke­nen som­mer so­gar die pro­duk­ti­on für ein paar tage ge­stoppt wur­de, weil man die­se pro­duk­ti­ons­schrit­te eben nur mit dem was­ser das man „schon im­mer“ ver­wen­det habe durch­füh­ren woll­te. was mir aber vor al­lem im ge­däch­nis blieb — bei je­der ein­zel­nen de­stil­le­rie die wir be­sucht ha­ben — sind die un­ter­schied­li­chen ge­rü­che. der ge­ruch bei den mai­sche-kes­seln, in de­nen der zu­cker in meh­re­ren schrit­ten aus dem malz aus­ge­wa­schen wird (das er­gibt dann die „wür­ze“), der ge­ruch der fer­men­tie­rungs- oder gä­rungs­be­häl­ter, in de­nen dem die wür­ze von he­fen zu ei­ner art bier um­ge­wan­delt wird. wi­ki­pe­dia:

Die ent­ste­hen­de Gär­brü­he (wash) hat ei­nen Al­ko­hol­ge­halt von sechs bis zehn Pro­zent und ist mit ei­nem star­ken Bier ohne Hop­fen ver­gleich­bar.

der ge­ruch der de­stil­lier­kes­sel und um den spi­rit safe, durch den das de­stil­lat zur steu­er­li­chen er­fas­sung fliesst und um die brän­de vom qua­li­ta­tiv min­der­wer­ti­gen vor­lauf und nach­lauf zu tren­nen. der ge­ruch der brän­de in den de­stil­lier­räu­men ist wun­der­bar, fast un­an­ge­nehm in­ten­siv.



vie­le de­stil­lie­ri­en ver­bie­ten dort fo­tos aus „si­cher­heits­grün­den“, weil die be­su­cher an­geb­lich vom al­ko­hol­ge­halt in der luft und der hit­ze der brenn­bla­sen um­ge­hau­en wer­den könn­ten. in ei­ner der vier de­stil­le­rien die wir be­sucht ha­ben (ben­ro­mach) liess uns der tour-füh­rer an den ver­schie­de­nen de­stil­la­ten rie­chen, ein­mal am vor­lauf, ein­mal am nach­lauf und ein­mal am mit­tel­lauf (midd­le cut, he­art). vor- und nach­lauf ro­chen (na­tur­ge­mäss) we­ni­ger gut, aber im mit­tel­lauf, der nach min­des­tens 3 jah­ren rei­fe dann whis­ky ge­nannt wer­den darf, roch man be­reits deut­lich den geist des whis­kys. der tour-füh­rer schlug vor et­was vom mit­tel­lauf-brand auf den hand­flä­chen zu ver­tei­len, den al­ko­hol ver­flie­gen zu las­sen und dann an den hän­den zu rie­chen. er­staun­li­cher­wei­se konn­te man an die­sem de­stil­lat be­reits her­be ei­chen­no­ten er­ken­nen, auch ein biss­chen le­der- und frucht­spu­ren — whis­ky-ge­ruch eben. das roch je­den­falls so gut, dass ich mir vor­nahm, soll­te ich mich je­mals wie­der glatt­ra­sie­ren, whis­ky künf­tig als ra­sier­was­ser zu be­nut­zen.

un­ver­ständ­lich fand ich, war­um man bei ta­lis­ker auf ei­nen gang in die fass­la­ger ver­zich­te­te. wir konn­ten le­dig­lich ei­nen blick durch eine glas­schei­be auf eins der her­ge­rich­te­ten la­ger­häu­ser wer­fen.

spä­ter bei glen mo­ray und glen­fid­dich zeig­te sich, dass der gang in die la­ger olfak­to­risch das tolls­te er­leb­nis ist. da aus den whis­ky-fäs­sern, die fast alle aus ei­chen­holz be­stehen und zum gröss­ten teil im­por­tier­te, ein­mal ge­brauch­te, ame­ri­ka­ni­sche bour­bon-fäs­ser sind, pro jahr etwa 2-3 pro­zent whis­ky ver­duns­ten, rie­chen die la­ger­häu­ser ent­spre­chend in­ten­siv und an­ge­nehm nach whis­ky. al­ko­hol-pro­du­zen­ten nen­nen das den an­gel’s share, also den an­teil der en­gel. sehr schön eso­te­risch.

all die­se ge­ruchs­er­leb­nis­se ha­ben das po­ten­zi­al aus whis­ky-ver­ach­tern lieb­ha­ber zu ma­chen, die be­su­cher so­zu­sa­gen mit whis­ky, durch die nase, an­zu­fi­xen. bei glen mo­ray und glen­fid­dich ging man so­gar so weit uns be­su­cher in ein paar fäs­ser rein­rie­chen zu las­sen.

bei ben­ro­mach konn­ten wir auch die ge­mälz­te, ge­trock­ne­te und ge­räu­cher­te gers­te pro­bie­ren — und in al­len de­stil­le­rien konn­te man na­tür­lich auch, am ende der füh­rung, das fer­ti­ge pro­dukt pro­bie­ren. ich nicht wirk­lich, weil ich ja fah­ren muss­te. auf die fah­rer-si­tua­ti­on war ei­gent­lich nur glen­fid­dich vor­be­rei­tet, die fah­rer be­ka­men für den preis der füh­rung eine mini-fla­sche 12 jah­re al­ten glen­fid­dich ge­schenkt. na­tür­lich habe ich die whis­kys doch alle ein ganz klein biss­chen pro­biert.


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gross­zü­gi­ges pro­bier­ge­la­ge bei glen­fid­dich. et­was stil­los fand ich, dass man zum whis­ky lei­tungs­was­ser statt des viel ge­lob­ten quell­was­sers (das in je­dem pro­duk­ti­ons­schritt ge­nutzt wer­de) ser­viert. ach, das quell­was­ser wird auch nicht zur de­stil­lats­küh­lung und gers­ten­quel­lung ge­nutzt.

ursprünglich veröffentlicht am 04.08.2015


wie oben in der bild­un­ter­schrift an­ge­deu­tet, die de­stil­le­rien le­gen sehr gros­sen wert auf das was­ser, das sie für die whis­ky-her­stel­lung ver­wen­den. al­ler­dings dann eben doch nicht in je­dem pro­duk­ti­ons­schritt — und auch nicht bei der ver­kos­tung. alle de­stil­le­rien emp­feh­len näm­lich dem whis­ky ein paar trop­fen was­ser zu­zu­fü­gen, weil sich der ge­schmack dann bes­ser ent­fal­te (un­ge­kühlt soll man den whis­ky so­wie­so trin­ken). nur: kei­ne ein­zi­ge de­stil­le­rie schenk­te zur ver­kos­tung das je­weils ver­wen­de­te quell­was­ser aus.

auch eine an­de­re kom­po­nen­te die den ge­schmack des whis­kys ent­schei­dend be­ein­flus­sen dürf­te wur­de bei kei­ner ein­zi­gen füh­rung über eine er­wäh­nung hin­aus wei­ter er­klärt: die hefe die den gers­ten­zu­cker in al­ko­hol, bzw. bier um­wan­delt. klar scheint zu sein, dass alle de­stil­le­rien braue­rei­he­fe ver­wen­den, aber ob sie be­stimm­te he­fe­fa­mi­li­en oder mi­schun­gen ver­wen­den, ob die he­fen ge­ne­tisch mo­di­fi­ziert sind, wie sie her­ge­stellt wer­den — dar­über re­det kei­ner. das in­for­ma­tivs­te was ich zu die­sem the­ma fin­den konn­te war die­ser ar­ti­kel auf whis­ky­sci­ence.blog­spot.com. kom­pli­zier­tes the­ma, aber bei ei­nem pro­dukt das nur aus 3 zu­ta­ten (gers­te, was­ser, hefe) und ge­le­gent­lich torf-rauch her­ge­stellt wird, ist das ei­gen­tüm­lich.


wo wir wa­ren:

  • ta­lis­ker (goog­le-kar­te): ab­ge­le­ge­ne de­stil­le­rie, sehr gute füh­rung, lei­der ohne la­ger-be­sich­ti­gung und ohne fo­to­er­laub­nis. zu pro­bie­ren gabs 10 ml ta­lis­ker storm, die whis­kys im an­ge­schlos­se­nen la­den wa­ren nicht güns­tig, mit tour­ti­cket (9 pfund) gäbe es aber 4 pfund ra­batt auf den ein­kauf.
  • ben­ro­mach (goog­le-kar­te): eher un­schön im ge­wer­be­ge­biet von for­res ge­le­ge­ne, sehr klei­ne de­stil­le­rie mit nur 3 per­so­nen in der pro­duk­ti­on. der whis­ky den die be­sit­zer­fa­mi­lie hier her­stel­len möch­te soll klas­sisch, wie vor den den 60er jah­ren schme­cken. zu pro­bie­ren gabs nen 10 jah­re al­ten sin­gle malt mit sehr leich­ter torf-note, den ich eher un­spek­ta­ku­lär fand, wahr­schein­lich weil ich das nar­ra­tiv und die lage der de­stil­le­rie eher un­spek­ta­ku­lär fand. die tour-ti­ckets kos­te­ten 6 pfund, die füh­rung war eine der bes­se­ren, vor al­lem we­gen dem rie­chen­las­sen an den brän­den. das image-vi­deo am an­fang der füh­rung war gräss­lich (kann man hier se­hen).
  • glen mo­ray (goog­le-kar­te): land­schaft­lich wun­der­bar ge­le­ge­ne, sehr fo­to­ge­ne, alte de­stil­le­rie, die ein­zi­ge in der wir kei­nen ein­tritt zah­len muss­ten und über­all fo­to­gra­fie­ren durf­ten. das la­ger­haus das wir be­sich­ti­gen durf­ten roch sen­sa­tio­nell und man liess uns auch in fäs­ser rein­rie­chen. zur ver­kos­tung gab es 4 ver­schie­de­ne sor­ten, die vier­te sor­te war eine torf­rauch- (peat) las­ti­ge son­der­edi­ti­on (ohne al­ters­an­ga­be), die ich sehr ver­füh­re­risch fand, ei­ner­seits we­gen des ge­schmacks, an­de­rer­seits, weil die son­der­edi­ti­on nur in gross­bri­ta­ni­en ver­trie­ben wür­de.
  • glen­fid­dich (goog­le-kar­te): gröss­te un­ab­hän­gi­ge de­stil­le­rie die wir be­sucht ha­ben, mög­li­cher­wei­se auch in ganz schott­land. wenn ich es recht ver­stan­den habe, macht glen­fid­dich fast al­les selbst, auch die ab­fül­lung. die tour und das be­su­cher­ma­nage­ment war mit ab­stand am pro­fes­sio­nells­ten und sehr de­tail­reich und lie­be­voll. be­son­ders de­tail­liert wur­de die ver­mäh­lung der in ver­schie­de­nen fäs­sern ge­reif­ten spi­rits er­klärt, also der vor­gang in dem die whis­kys, die in ver­schie­de­nen fass­ar­ten ge­reift sind, ver­mischt (ver­mählt) wer­den. ins­be­son­de­re auf das so­le­ra-ver­fah­ren ist man bei glen­fid­dich sehr stolz, zu dem sich ein kel­ler­meis­ter bei ei­nem be­such von spa­ni­schen sher­ry-kel­le­rei­en in­spi­rie­ren hat las­sen. horst lü­ning er­klärt das ver­fah­ren in sei­nem vi­deo zum 15 jah­re al­ten glen­fid­dich so­le­ra ganz gut. hier gabs auch vier sor­ten zu pro­bie­ren.
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zum ab­schied viel son­ne bei glen­fid­dich.

ursprünglich veröffentlicht am 04.08.2015


in schott­land ha­ben wir kei­nen whis­ky ge­kauft. so­wohl der wech­sel­kurs des pfunds, die prei­se der de­stil­le­rien, als auch un­se­re angst vor ge­päck­über­ge­wicht spra­chen da­ge­gen. tat­säch­lich wa­ren die bei­den sor­ten die wir ha­ben woll­ten bei ama­zon am güns­tigs­ten und auch per prime zu be­kom­men:

  • [-wer­be­link] ta­lis­ker storm. die bei­fah­re­rin fand den im ge­gen­teil zum re­gu­lä­ren ta­lis­ker an­ge­neh­mer und nicht so tor­fig/tee­rig. ich mag den auch sehr ger­ne, auch wenn ich mir ir­gend­wann mal den re­gu­lä­ren, tor­fi­ge­ren ta­lis­ker leis­ten wer­de.
  • [-wer­be­link] glen mo­ray clas­sic port cask fi­nish. den hat­ten wir bei glen mo­ray pro­biert und bei­de für an­ge­nehm aus­ge­wo­gen be­fun­den und tat­säch­lich eine spur fruch­ti­gen port­wein­an­klang drin ge­fun­den. mich er­in­nert er je­den­falls in ge­schmack und duft, an den sehr an­ge­neh­men mo­ment, in dem ich mei­ne nase in ein (mit whis­ky ge­füll­tes) port­wein­fass bei glen mo­ray ge­steckt habe.

ich bin wirk­lich kein whis­ky-ken­ner, aber ich ken­ne jetzt ein paar whis­kys. so wie die whis­ky-her­stel­lung in vie­len aspek­ten leicht eso­te­risch an­mu­tet und sich bei­na­he zwang­haft tra­di­tio­nell dar­stellt, so kann ich mir jetzt je­des glas whis­ky mit mei­nen er­in­ne­run­gen auf­la­den. das klappt üb­ri­gens auch ganz gut mit port­wein, nach­dem ich mir vor ziem­lich ge­nau 26 jah­ren ei­nen ziem­lich gu­ten schwipps in di­ver­sen port­wein-kel­le­rei­en an­ge­trun­ken hat­te. mit (ab­ge­ris­se­nem) ba­guette und be­stimm­ten kä­se­sor­ten klappt das auch, da muss ich im­mer an strand­ur­laub in frank­reich den­ken.



[nach­trag 18.08.2015]
auf den tipp von da­ni­el in den kom­men­ta­ren habe ich mir ges­tern die vi­deo-füh­rung durch die laphro­aig de­stil­le­rie an­ge­se­hen und eine fla­sche 10 jah­re al­ten laphro­aig ge­kauft (whis­ky.de-store, mit ver­kos­tungs-vi­deo). schmeckt toll, ich mag das war­me, er­di­ge, gar nicht tee­ri­ge und auch gar nicht so rau­chi­ge. und, oh wun­der, der bei­fah­re­rin schmeckt er auch. dem kind schme­cken we­der ta­lis­ker, noch der laphro­aig, da­für aber der glen mo­ray port cask.


“first open­ly ass­ho­le pre­si­dent”

felix schwenzel in notiert

in den letz­ten ta­gen wur­de ja viel über be­lei­di­gun­gen ge­re­det, zu­min­dest in den dis­kus­si­ons­strän­gen (ins­be­son­de­re auf face­book) zu die­sem ar­ti­kel.

ges­tern habe ich mal wie­der jon ste­warts dai­ly show ge­se­hen und mich er­neut ge­wun­dert, mit wel­cher in­brunst jon ste­wart sei­ne in­tim­fein­de be­schimpft und be­lei­digt. im fall von do­nald trump ist das na­tür­lich to­tal be­rech­tigt, aber über die ass­ho­le-fre­quenz in ei­nem teil der sen­dung (vi­deo) war dann so­gar ich baff.

rol­lings­tone.com:

In a se­cond seg­ment de­di­ca­ted to Trump, Dai­ly Show se­ni­or elec­tion cor­re­spon­dent Jor­dan Klep­per talks about how The Do­nald, if elec­ted, could be “our first open­ly ass­ho­le Pre­si­dent.” Klep­per then says that while Nixon was a “ga­ping ass­ho­le, but clo­se­ted,” Trump “says it loud and proud.” The seg­ment also fea­tured a ca­meo ap­pearance by no­ted “ass­ho­le” Paul Rudd.

in deutsch­land fin­den vie­le (auch ko­mi­ker), dass kri­tik in ers­ter li­nie „sach­lich“ vor­ge­bracht wer­den sol­le. und in der tat kann man hier­zu­lan­de ei­gent­lich nur eine per­son arsch­loch nen­nen ohne mit ei­ner ab­mah­nung zu rech­nen: sich selbst. das ma­che ich dann auch ge­le­gent­lich; bleibt mir ja kaum was an­de­res üb­rig, als mich selbst als arsch­loch zu be­zeich­nen.

das soll jetzt üb­ri­gens auch noch­mal eine er­in­ne­rung sein, wie ah­nungs­los mat­thi­as ma­tus­sek ist, der vor ei­ner wei­le schrieb:

Ich emp­feh­le drin­gend, sich an­de­re Late-Nights rein­zu­zie­hen, For­ma­te wie die Dai­ly Show mit Jon Ste­wart, die be­son­ders die jun­ge Ziel­grup­pe bin­den - die sind tat­säch­lich un­ter­halt­sam und in­tel­li­gent, ohne „Arsch­loch“ und Puff-Wit­ze.

War­um? Weil hier von Kön­nern und Pro­fis an Poin­ten ge­ar­bei­tet wird und an Re­cher­chen über die Gäs­te, statt auf Mo­men­te des Fremd­schä­mens zu hof­fen. Weil Ge­sprä­che ge­führt wer­den, mal mehr, mal we­ni­ger geist­reich, statt den Mob grö­len zu las­sen.

(in die­sem ar­ti­kel schon­mal zi­tiert und durch-de­kli­niert)

ich schrei­be das jetzt noch­mal auf, weil ich ei­ner­seits ein biss­chen nei­disch auf jon ste­wart bin und es mir aus­ser­dem auf­fällt, dass per­so­nen des öf­fent­li­chen in­ter­es­ses vor al­lem dann in deutsch­land „mob“-pro­ble­me dia­gnos­ti­zie­ren, wenn sie nicht aus­tei­len, son­dern selbst in der kri­tik ste­hen oder sich be­lei­digt füh­len.


Nicht quat­schen — ma­chen! (t3n 40)

felix schwenzel in t3n

„Nach­hal­tig“ ist das neue, se­riö­se Uni­ver­sal­wort für „su­per­geil“. Su­per­geil zu sa­gen war schon in den Acht­zi­ger­jah­ren ein biss­chen pein­lich. Jetzt kann je­der bes­se­re Un­ter­neh­mens­spre­cher sein Un­ter­neh­men, je­der Po­li­ti­ker sein Par­tei­pro­gramm mit dem All­zweck­syn­onym „nach­hal­tig“ als su­per­geil be­zeich­nen ohne sich eine Acht­zi­ger­jah­reblös­se zu ge­ben oder un­be­schei­den zu wir­ken.

Das Wort „Nach­hal­tig­keit“ er­füllt die höchs­ten An­sprü­che bei der Selbst­dar­stel­lung. Es wirkt be­schei­den, se­ri­ös und glaub­wür­dig und kann mit fast je­der be­lie­bi­gen po­si­ti­ven Be­deu­tung auf­ge­la­den wer­den. Ne­ga­ti­ve Kon­no­ta­tio­nen von „Nach­hal­tig­keit“ sind mir nicht be­kannt, wer das Wort be­nutzt spielt mit ei­nem ein­zi­gen Griff ei­nen viel­stim­mi­gen Ak­kord po­si­ti­ver As­so­zia­tio­nen: nach­hal­ti­ge Un­ter­neh­men sind ar­beit­neh­mer­freund­lich und fair, kli­ma­neu­tral, un­gif­tig, um­welt­be­wusst — und selbst­ver­ständ­lich tier­lieb.

„Wir sind uns un­se­rer Ver­ant­wor­tung be­wusst und han­deln nach­hal­tig“ — so steht es in den Un­ter­neh­mens­leit­li­ni­en von Rewe — und mit Ab­wand­lun­gen wahr­schein­lich bei hun­der­ten an­de­ren Un­ter­neh­men. Liest sich gut und glaub­wür­dig — ist aber min­des­tens so un­kon­kret als ob ich mei­nen Be­ruf mit den Wor­ten „ich sit­ze am Com­pu­ter“ be­schrei­ben wür­de.

Die Fra­ge was „nach­hal­tig“ denn nun für das kon­kre­te Han­deln be­deu­tet kommt ei­nem aber gar nicht in den Sinn, weil das Wort so auf­rich­tig und glaub­wür­dig klingt. Klopft man auf das Wort, klingt es lei­der hohl. Das ist auch kein Wun­der, weil es ur­sprüng­lich (im acht­zehn­ten Jahr­hun­dert) da­für be­nutzt wur­de eine zu­kunfts­fä­hi­ge Forst­wirt­schaft zu be­schrei­ben. Also eine Be­wirt­schaf­tung, die sich nicht durch un­kon­trol­lier­ten und gie­ri­gen Raub­bau den Tep­pich un­ter den Füs­sen weg­zieht. Ei­gent­lich eine Selbst­ver­ständ­lich­keit: eine Be­wirt­schaf­tung die län­ger als als nur kurz funk­tio­niert.

Ge­nau­so de­fi­nie­ren Wör­ter­bü­cher und Vol­ker Hauff, der Vor­sit­zen­de des Ra­tes für Nach­hal­ti­ge Ent­wick­lung (gibt’s wirk­lich), Nach­hal­tig­keit: „Nach­hal­tig­keit be­deu­tet Zu­kunfts­fä­hig­keit“. Der Witz ist, dass man das Wort Nach­hal­tig­keit aus­nahms­los mit Zu­kunfts­fä­hig­keit er­set­zen kann. Pro­bie­ren Sie es aus, in die­sem Heft oder im In­ter­net kommt das Wort ja ge­häuft vor. Ob­wohl „Zu­kunfts­fä­hig­keit“ qua­si be­deu­tungs­gleich mit „Nach­hal­tig­keit“ ist, will es nie­mand be­nut­zen. Es ist nicht un­scharf ge­nug und lässt sich nicht mit be­lie­bi­gen Be­deu­tun­gen ver­wäs­sern.

Jour­na­lis­ten dürf­ten üb­ri­gens sehr trau­rig dar­über sein, dass sie das Wort Nach­hal­tig­keit nicht zum Ei­gen­mar­ke­ting ver­wen­den kön­nen. Wenn Sie sich selbst als auf­rich­tig, ver­ant­wor­tungs­be­wusst und zu­kunfts­fä­hig dar­stel­len möch­ten, müs­sen sie das leicht ab­ge­wetz­te und pein­li­che Wort „Qua­li­täts­jour­na­lis­mus“ ver­wen­den. Selbst Po­li­ti­ker sind nicht scham­los ge­nug, ihre Ar­beit Qua­li­täts­po­li­tik zu nen­nen.

Pro­duk­te de­ren Qua­li­tät so frag­lich ist, dass sie in der Pro­dukt­be­zeich­nung ihre Qua­li­tät the­ma­ti­sie­ren, sind im­mer ein biss­chen mit­leid­s­er­re­gend. In den Wor­ten „fri­scher Fisch“ schwingt für mich im­mer die As­so­zia­ti­on von Fisch­ge­stank mit, bei „Qua­li­täts­wein“ zwängt sich in mei­nem Geist im­mer das Wort „süß“ zwi­schen die Zei­len, eine „Qua­li­täts­of­fen­si­ve“ er­in­nert in­hä­rent an die min­der­wer­ti­ge Be­schaf­fen­heit der letz­ten Pro­dukt­ge­ne­ra­ti­on.

Ich per­sön­lich hal­te Schaum­wor­te wie Nach­hal­tig­keit oder „Qua­li­täts­jour­na­lis­mus“ nicht für zu­kunfts­fä­hig.

Viel­leicht soll­te man, be­vor sich der Glanz die­ser Be­grif­fe durch in­fla­tio­nä­re und will­kür­li­che Nut­zung ab­ge­wetzt hat, wie­der die Lie­be zu ei­ner plas­ti­schen, kon­kre­ten Spra­che kul­ti­vie­ren um die Qua­li­tä­ten der ei­ge­nen Ar­beit oder Ar­beit­ge­bers her­aus­zu­stel­len. Ein­fach das Suf­fix „Qua­li­tät-“ aus Selbst­be­schrei­bun­gen strei­chen, so wie das je­der gute Jour­na­list mit Ad­jek­ti­ven in Pres­se­mit­tei­lun­gen macht. Auf ge­ne­ri­sche, mo­di­sche und wachs­wei­che Füll­wör­ter kom­plett ver­zich­ten und sa­gen was ist. Of­fen le­gen wie man ar­bei­tet, er­klä­ren war­um man Din­ge tut, Feh­ler ver­mei­den, aber of­fen mit ih­nen um­ge­hen.

Be­neh­me dich an­stän­dig, tu Gu­tes und nen­ne es nicht „Qua­li­täts­ir­gend­was“ oder „nach­hal­ti­ges Han­deln“.

Wer­ner von Sie­mens hat das schon 1884 hin­be­kom­men, als er sag­te:

Für au­gen­blick­li­chen Ge­winn ver­kau­fe ich die Zu­kunft nicht.


an­mer­kung: das ist der text mei­ner ko­lum­ne im (ge­druck­ten) t3n-ma­ga­zin num­mer 40. in ein paar wo­chen kommt die neue aus­ga­be, mit ei­ner neu­en ko­lum­ne von mir. die taucht dann wie­der­rum in ca. drei mo­na­ten hier auf. ei­nen ab­satz aus die­ser ko­lum­ne hab ich vor drei mo­na­ten be­reits ver­öf­fent­licht.

weil ich für die ko­lum­ne be­zahlt wer­de, ent­hält sie auch gross- und klein­schrei­bung.

vor­he­ri­ge ko­lum­nen:


enorm schlech­te, mit­tel­gu­te fern­seh­se­ri­en, teil 23023 von 89382

felix schwenzel

in der ers­ten sze­ne in dark mat­ter (neue, selbst­ge­mach­te se­rie auf syfy) spie­len fal­scher fun­ken­schlag, lä­cher­li­che dis­cone­bel­schwa­den, fla­ckern­de ne­on­lich­ter und elek­tro-knis­ter-ge­räu­sche die haupt­rol­le. ge­fühl­te 10 mi­nu­ten um, wie im schü­ler­thea­ter, sze­ni­sche span­nung auf­zu­bau­en, in de­nen ich drei­mal kurz da­vor war die sen­dung be­reits ab­zu­schal­ten. da­nach folgt eine will­kür­li­che an­a­ein­an­der­rei­hung von kampf­sze­nen und aus­gie­bi­gi­gen an­deu­tun­gen von welt­raum­film-ste­reo­ty­pen (der trai­ler gibt da­von ei­nen ganz gu­ten ein­druck).

das ist al­les so bil­lig und hilf­los an­ein­an­der­ge­reiht wie in die ers­ten star-trek-fol­gen in den frü­hen sech­zi­ger jah­ren. das ein­zi­ge was mich (ein biss­chen) mo­ti­vier­te wei­ter­zu­gu­cken: die cha­rak­te­re und die sich lang­sam ent­fal­ten­den ge­heim­nis­se der cha­rak­te­re­re und des raum­schiffs. des­halb gu­cken wir ja schliess­lich fern­se­hen: um an­de­re men­schen zu se­hen mit de­nen wir uns po­ten­zi­ell iden­ti­fi­zie­ren kön­nen und um uns hier und da auf die fol­ter span­nen zu las­sen. das pro­blem ist nur: das ist al­les so durch­schau­bar und lieb­los zu­sam­men­ge­setzt, dass es mich nicht über­zeu­gen kann, der se­rie mehr zeit zu schen­ken als die 43 mi­nu­ten die die pi­lot­fol­ge dau­ert.

oder wie tom con­roy es tref­fend sagt:

“Dark Mat­ter” doesn’t mat­ter.


hu­mor­lo­se clowns

felix schwenzel

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  ta­ges­spie­gel.de: Grie­chen­land-Dra­ma: So­li­da­ri­tät? Ich bin ir­ri­tiert!

ich bin im­mer wie­der er­staunt wie ein­fach und un­kom­pli­ziert die welt für man­che men­schen zu sein scheint. hier ver­sucht ha­rald mar­ten­stein die welt den deut­schen wohl­stand mit der lo­gik ei­ner schwä­bi­schen haus­frau zu er­klä­ren. das funk­tio­niert er­staun­lich gut, wenn man die lo­gi­schen fä­hig­kei­ten und den sinn für kom­ple­xi­tät ei­ner schwä­bi­schen haus­frau hat.

was mich aber wirk­lich ir­ri­tiert, das wort eu­ro­pa („eu­rop…“) kommt in mar­ten­steins text ein­mal vor, deutsch­land („deutsch…“) neun mal. mög­li­cher­wei­se ist mar­ten­stein des­halb ir­ri­tiert, weil er nicht be­grif­fen hat, dass ein ge­ein­tes und funk­tio­nie­ren­des eu­ro­pa sehr im deut­schen in­ter­es­se ist und un­ser wohl­stand sehr viel en­ger mit eu­ro­pa ver­knüpft ist, als al­lein mit dem „deut­schen Steu­er­zah­ler“.

(ur­sprüng­lich ver­öf­fent­licht am 19.07.2015 08:29)

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  faz.net: Die­ter Nuhr über Shit­s­torms: Di­gi­ta­les Mit­tel­al­ter

je­mand der lan­ge zeit da­von leb­te sich über an­de­re lus­tig zu ma­chen, die äus­se­run­gen an­de­rer als dumm oder un­be­dacht oder flach zu ent­lar­ven, be­klagt sich dar­über, dass sich jetzt an­de­re über ihn lus­tig ma­chen oder sei­ne äus­se­run­gen als dumm oder flach be­zeich­nen? ein ko­mi­ker for­dert als re­ak­ti­on auf eine pro­vo­zie­ren­de iro­nisch/sa­ti­ri­sche äus­se­rung sach­lich­keit und das un­ter­las­sen von po­le­mik?

das pein­lichs­te auf der welt ist glau­be ich ein haupt­be­ruf­li­cher clown, der sich zu ernst nimmt. (via)

(ur­sprüng­lich ver­öf­fent­licht am 19.07.2015 08:21)


das trau­ri­ge an die­ter nuhr und ha­rald mar­ten­stein ist ge­nau be­trach­tet ihre ex­tre­me ich-be­zo­gen­heit. zwei men­schen die seit lan­ger zeit da­von le­ben wi­der­sprü­che in der welt auf­zu­spü­ren, zu ver­ein­fa­chen, zu­zu­spit­zen und sich in der öf­fent­lich­keit dar­über lus­tig zu ma­chen, de­ren job es so­zu­sa­gen ist wind zu ma­chen, se­hen sich plötz­lich in ei­ner welt, in der sie plötz­lich auch hin und wie­der ei­nen wind­hauch am ei­ge­nen kör­per spü­ren. statt zu er­ken­nen, dass da jetzt an­de­re wind ma­chen, mit den glei­chen mit­teln und werk­zeu­gen wie sie selbst, em­pö­ren sie sich über ideo­lo­gi­sche pro­pa­gan­da (mar­ten­stein) oder un­zi­vi­li­siert­heit und se­hen das wind­ma­chen plötz­lich als „ei­nen zi­vi­li­sa­to­ri­schen Rück­schritt in Rich­tung Fa­schis­mus und Mit­tel­al­ter, Po­grom und He­xen­ver­bren­nung“ (nuhr).

hu­mor, iro­nie, sar­kas­mus, zu­spit­zung, ver­ein­fa­chung, all das ist für men­schen wie die­ter nuhr eine ein­bahn­stras­se. die­se werk­zeu­ge, meint er, sind in sei­nen ei­ge­nen hän­den gut auf­ge­ho­ben — aber in den hän­den an­de­rer ge­fähr­li­che waf­fen. abs­trakt, auf an­de­re be­zo­gen, er­kennt ha­rald mar­ten­stein die­ses prin­zip sehr hell­sich­tig:

Je stär­ker ein Mensch in abs­trak­ter Hin­sicht für Re­spekt und Sen­si­bi­li­tät ein­tritt, des­to we­ni­ger ist der­sel­be Mensch im Um­gang mit ei­nem Ge­gen­über zu Sen­si­bi­li­tät und Re­spekt auf­ge­legt. (quel­le)

es ist na­tür­lich ein biss­chen re­spekt­los (und falsch) von mir mar­ten­stein und nuhr hier zu ver­mi­schen. der eine von bei­den ist bei­spiels­wei­se gar nicht mal so dumm und mar­ten­stein re­agiert auf kri­tik nicht em­pört, son­dern meis­tens nur pam­pig (er selbst wür­de das na­tür­lich hu­mor­voll nen­nen).

klaus kus­anow­sky hat die un­gläu­bi­ge em­pö­rung von die­ter nuhr sehr hell­sich­tig (und lang) aus­ein­an­der­kla­mü­se­rt:

In­ter­es­sant ist nun, dass der­je­ni­ge, der auf die­se Wei­se eine Re­gel vor­schlägt, näm­lich die Re­gel, dass al­les nur sa­ti­risch-iro­nisch ge­meint ist, beim über­rasch­ten Fest­stel­len der Shit­back­schlei­fe von die­ser Re­gel gar nichts mehr wis­sen will. Aus Spaß wur­de, ho­kus­po­kus, plötz­lich Ernst, so je­den­falls will es die Par­tei des Be­lei­dig­ten. Und die Fra­ge ist: war­um lässt er die vor­ge­schla­ge­ne Re­gel nicht mehr gel­ten? (wei­ter­le­sen …)

ge­nau­so ein­leuch­tend hat han­nah beit­zer das in der sz se­ziert:

Den­je­ni­gen, die die Reich­wei­te nicht ha­ben, bleibt we­nig mehr als ihre Kri­tik über so­zia­le Me­di­en zu äu­ßern. Wenn es ziem­lich vie­le Men­schen sind, die das tun, wird die­se Kri­tik dann na­tür­lich zu ei­nem In­stru­ment, Druck aus­zu­üben auf die­je­ni­gen, die im Hier­ar­chie­ver­hält­nis über dem stink­nor­ma­len Nut­zer ste­hen - sei es, weil sie Re­dak­teur ei­ner re­nom­mier­ten Zei­tung sind oder eben Ko­mi­ker, de­nen ein Mil­lio­nen­pu­bli­kum zu­hört. Ein In­stru­ment üb­ri­gens, das durch­aus der klas­si­schen Demo vor dem Ver­lags­ge­bäu­de oder der Par­tei­zen­tra­le äh­nelt. Der Shit­s­torm ist da­mit, wenn man so will, kein Bei­trag zur De­bat­te im feuil­le­to­nis­ti­schen Sinn, son­dern eine Form von po­li­ti­schem Ak­ti­vis­mus, ein Weg, be­stehen­de Macht­ver­hält­nis­se in Fra­ge zu stel­len.

Wenn Nuhr, der Ko­mi­ker mit dem Mil­lio­nen­pu­bli­kum, da­von spricht, dass „die pö­beln­de Mas­se“ heu­te wie­der „selbst­be­wusst als Han­deln­der“ auf­tritt, dann hat das ei­nen bit­te­ren Bei­geschmack. Bös­wil­lig in­ter­pre­tiert: „Die da un­ten“ sol­len ge­fäl­ligst un­ten blei­ben, zu sei­nen Auf­trit­ten kom­men, aber ihm „da oben“ ge­fäl­ligst nicht auf die Ner­ven ge­hen mit ih­rer Kri­tik.

im sz-ar­ti­kel habe ich auch die­ses zi­tat von lu­cie auf klei­ner3 ge­fun­den:

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  klei­ner­d­rei.org: Es kann ein we­nig lau­ter wer­den: Über das Dis­ku­tie­ren im Netz
lu­cie:

Aus­ser­dem stellt sich auch hier wie­der die Fra­ge, wer ei­gent­lich den An­spruch er­hebt, dass ihre_sei­ne Mei­nung re­spek­tiert und für zu­hö­rens­wert er­ach­tet wird? Die­je­ni­gen, die sich über den „rau­en Ton“ be­schwe­ren, sind oft ge­nug auch jene, die sehr dar­an ge­wöhnt sind, dass ihre Stim­me ge­hört wird (wie z.B. Jour­na­list_in­nen) und selbst bei Wi­der­spruch ihre Re­le­vanz nicht grund­sätz­lich in Fra­ge ge­stellt wird.

(ur­sprüng­lich ver­öf­fent­licht am 19.07.2015 08:34)

al­lein schon die (iro­nie­freie) nut­zung des wor­tes „shit­s­torm“ soll­te als in­di­ka­tor ge­wer­tet wer­den, dass hier je­mand das wort er­greift, der ger­ne sei­ne de­fi­zi­te bei der selbst­re­flek­ti­on, beim nach­den­ken und ana­ly­sie­ren dar­stel­len möch­te.


die­se tweets hat­te ich noch üb­rig und zu­fäl­lig pas­sen sie auch:

Am Bei­spiel Grie­chen­land kön­nen Saar­land, Ber­lin, Bre­men schon mal se­hen, was ih­nen bei der Neu­ver­hand­lung des Län­der­fi­nanz­aus­gleichs blüht.

Dicht­heit & Wah­rung (@der­kut­ter12.07.2015 13:39

(ur­sprüng­lich ver­öf­fent­licht am 17.07.2015 08:33)

Mit nem So­cial Web als Si­cher­heits­ven­til der Ge­sell­schaft wür­de es die DDR heu­te noch ge­ben.

Guen­ter Hack (@guen­ter­hack16.07.2015 19:20

(ur­sprüng­lich ver­öf­fent­licht am 17.07.2015 08:30)


[nach­trag 19:20 uhr]

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  wolf­gang­mi­ch­al.de Wie Eu­ro­pa wirk­lich ent­steht

wer meint es sei be­reits al­les ge­sagt zu grie­chen­land und eu­ro­pa, dem emp­feh­le ich noch die­sen text von wolf­gang mi­ch­al zu le­sen:

Die In­nen­ein­rich­tung Eu­ro­pas wird nicht mehr al­lein den Eli­ten über­las­sen. Im grie­chi­schen Re­fe­ren­dum konn­ten wir ei­nen ers­ten zag­haf­ten An­satz zur For­mu­lie­rung ei­ner Al­ter­na­ti­ve er­ken­nen. Und durch das Re­fe­ren­dum er­leb­ten wir erst­mals eine So­li­da­ri­sie­rung (und Po­la­ri­sie­rung) der Men­schen quer zu den eu­ro­päi­schen Na­tio­nal­staa­ten: Auf den Stra­ßen von Ir­land bis Ita­li­en fei­er­ten die Ver­tei­di­ger der grie­chi­schen „Nein“-Po­li­tik ihre Hel­den; an den Stamm­ti­schen von Mün­chen bis Riga re­gier­ten die An­hän­ger der har­ten Li­nie ge­gen die „Ver­schwen­der“ des Sü­dens.

ich fin­de die po­pu­lis­ti­sche (und be­que­me) ver­ein­fa­chung der grie­chen­land-kri­se auf die fra­gen nach „un­se­ren“ wohl­stand (also steu­er­gel­dern) oder „de­ren“ [faul­heit|kor­rup­ti­on|ver­schwen­dung|über ihre kos­ten le­ben] über­sieht im­mer wie­der eine der ent­schei­den­den fra­gen: un­ser wohl­stand, un­se­re po­li­ti­sche zu­kunft hängt ent­schei­dend vom jahr­hun­dert­pro­jekt der eu­ro­päi­schen ei­ni­gung ab. es ist eben ge­ra­de im deut­schen in­ter­es­se eu­ro­pa zu ei­nem funk­tio­nie­ren­den mo­del zu ma­chen. die zu­kunft deutsch­lands liegt nicht in ei­nem ge­sun­den, rei­chen und kraft­strotz­de­nen na­tio­nal­staat — son­dern in der po­li­ti­schen eu­ro­päi­schen uni­on.

Es ist ein Trug­schluss zu glau­ben, die Grie­chen hät­ten sich mit der Ei­ni­gung von Sonn­tag wie­der nur Zeit ge­kauft, nein, es ist die Troi­ka, es sind die durch die Troi­ka ver­tre­te­nen Son­der-In­ter­es­sen, die sich im­mer wei­te­re Zeit kau­fen. Der Kon­flikt selbst bleibt un­ge­löst.

Der nächs­te Auf­stand wird des­halb dra­ma­ti­scher aus­fal­len als der jet­zi­ge, der über­nächs­te könn­te in ei­nen Bür­ger­krieg mün­den. Wer die Ge­schich­te der Ver­ei­nig­ten Staa­ten von Ame­ri­ka stu­diert, wird se­hen, dass auch die­ses Pro­jekt nicht von heu­te auf mor­gen auf dem Pa­pier ent­stan­den ist, son­dern nach har­ten Aus­ein­an­der­set­zun­gen im Rah­men ei­nes öko­no­misch-po­li­ti­schen Nord-Süd-Kon­flikts.

(bei wolf wit­te ge­fun­den)

in die­sem zu­sam­men­hang ist ei­gent­lich auch die rede von ge­or­ge sor­os in ber­lin von 2010 ganz le­sens­wert.

(ur­sprüng­lich ver­öf­fent­licht am 19.07.2015 18:13)


nach­trag ex­pe­dia: hap­py end

felix schwenzel

nach­trag zu die­sem ar­ti­kel: „ex­pe­dia emp­fiehlt uns lie­ber di­rekt zu bu­chen, als über ex­pe­dia

ex­pe­dia hat sich nach dem ar­ti­kel zu­nächst per twit­ter bei uns ge­mel­det und dort hat das „twit­ter-team“ dann (vor knapp ei­ner wo­che) ver­spro­chen das „an das team“ wei­ter­zu­ge­ben, „um zu schau­en was da schief ge­lau­fen ist“ und uns „be­züg­lich der Rück­erstat­tung der Mehr­kos­ten be­hilf­lich“ zu sein.

ges­tern mel­de­te sich dann ein mit­ar­bei­ter der ex­pe­dia „Prio­ri­ty Cus­to­mer Care“ und stell­te noch­mal ein paar nach­fra­gen, die ich be­ant­wor­te­te. mich in­ter­es­sier­te aus­ser­dem, wie das ge­ne­rel­le vor­ge­hen von ex­pe­dia ist, wenn pro­ble­me bei der um­bu­chung auf­trä­ten, ob ex­pe­dia das grund­sätz­lich auf die kun­den ab­wälzt oder ob man sich in der re­gel für eine um­bu­chung ei­ner un­ter­kunft ver­ant­wort­lich fühlt.

die ur­sprüng­li­chen fra­gen, vor al­lem die der rück­erstat­tung von den zu­sätz­li­chen über­nach­tungs­kos­ten die durch die um­bu­chung ent­stan­den, wur­den uns heu­te sehr be­frie­di­gend be­ant­wor­tet: ex­pe­dia zahlt uns die mehr­kos­ten und wir müs­sen uns nicht beim ver­mitt­ler evii­vo selbst dar­um be­mü­hen. auch die be­reits an ex­pe­dia ge­zahl­ten über­nach­tungs­kos­ten wer­den uns zu­rück­be­zahlt. die ant­wort der ex­pe­dia „Prio­ri­ty Cus­to­mer Care“ war su­per pro­fes­sio­nell und höf­lich, aber die ant­wort auf mei­ne fra­ge oben lei­der et­was aus­wei­chend. aber im­mer­hin ist fest­zu­hal­ten:

In Fäl­len von Über­bu­chun­gen bucht Ex­pe­dia eine Er­satz­un­ter­kunft ohne Mehr­kos­ten in Ab­spra­che mit den Kun­den.

dass das bei uns nicht ge­klappt hat wur­de uns in der mail da­mit er­klärt, dass es durch die „ge­mein­sa­men Ver­triebs­struk­tur“ von ex­pe­dia mit evii­vo zu ei­ner „be­dau­er­li­chen Ver­zö­ge­rung“ kam. über­set­zen wür­de ich das mit: „wir hat­ten kom­mu­ni­ka­ti­ons­pro­ble­men auf meh­re­ren ebe­nen.“

so er­freu­lich ich das er­geb­nis in die­sem fall fin­de — uns ent­ste­hen kei­ne mehr­kos­ten, wir ha­ben eine un­ter­kunft, die kun­den­be­treu­ung ver­sprach uns zu­sätz­lich zu den er­stat­te­ten kos­ten ei­nen gut­schein aus­zu­stel­len — so be­dau­er­lich fin­de ich zwei aspek­te:

ers­tens: die kom­mu­ni­ka­ti­on mit den kun­den über web­sei­te und sup­port ist al­les an­de­re als ein­deu­tig — man weiss nie ge­nau wo man dran ist, was ex­pe­dia denn nun ex­akt bie­tet oder um was man sich dort küm­mert. auch der be­rech­tig­te ein­wand von sven diet­rich mal ei­nen blick in ex­pe­dia AGB zu wer­fen („[Ex­pe­dia] ist, wie alle an­de­ren auch, nur ein Ver­mitt­ler“) war nicht hilf­reich. denn wäre das so, gäbe es aus mei­ner sicht kei­nen grund bei ex­pe­dia zu bu­chen, son­dern ex­pe­dia wäre dann wohl nur als preis­ver­zeich­nis und such­ma­schi­ne zu nut­zen, um an­schlies­send di­rekt zu bu­chen. aber so wie es aus­sieht ver­mit­telt ex­pe­dia of­fen­bar auch zwi­schen den par­tei­en — wenn man ge­nug lärm macht. was di­rekt zum zwei­ten aspekt führt:

die es­ka­la­ti­on bis zur lö­sung war für bei­de par­tei­en enorm müh­sam. die bei­fah­re­rin hat über wo­chen re­gel­mäs­sig mit dem kun­den­dienst te­le­fo­niert und ge­mailt, ich habe, als es dort nicht mehr wei­ter­ging, drü­ber ge­bloggt und get­wit­tert. dann muss­te erst das twit­ter so­cial me­dia team ak­tiv wer­den, bis sich je­mand mel­de­te, der aus­rei­chend zeit und ent­schei­dungs­frei­raum hat­te um das pro­blem zu lö­sen. das gan­ze zog sich fast über drei wo­chen hin.

ich ver­ste­he dass ex­pe­dia hier ein biss­chen zwi­schen den stüh­len sass, weil un­ser ur­sprüng­li­ches bed and break­fast sich eben über evii­vo als mit­tels­mann ver­mit­teln liess und mög­li­cher­wei­se tat­säch­lich evii­vo das haupt­pro­blem beim lö­sungs­fin­den war, aber es bleibt das dump­fe ge­fühl, dass ex­pe­dia erst dann in den „prio­ri­ty-mo­dus“ schal­tet, wenn die an­zahl der twit­ter-fol­lower, face­book-freun­de oder der goog­le-pa­ge­rank des be­schwer­de­füh­rers ein be­stimm­tes le­vel hat.

so oder so, ich muss mich jetzt lei­der schon wie­der bei ei­nem so­cial-me­dia-team be­dan­ken (vor 4 mo­na­ten hab ich mich bei @o2de be­dankt): vie­len dank ans @ex­pe­dia­de-team für das auf­neh­men des fa­dens und für das wei­ter­lei­ten an die rich­ti­gen stel­len.


ex­pe­dia emp­fiehlt uns lie­ber di­rekt zu bu­chen, als über ex­pe­dia

felix schwenzel in notiert

die­sen som­mer wol­len wir nach schott­land fah­ren. das scheint ge­ra­de ein ding zu sein. im ja­nu­ar hat die bei­fah­re­rin die rou­te ge­plant und ho­tels, bzw. bed-and-break­fast-un­ter­künf­te ge­mie­tet. ge­bucht hat sie die bed and break­fasts un­ter an­de­rem bei ex­pe­dia.

am 2.7 ha­ben wir dann eine email er­hal­ten in der es un­ter an­de­rem hiess, dass un­se­rer im ja­nu­ar ge­buch­tes zim­mer we­gen über­bu­chung lei­der nicht mehr ver­füg­bar sei:

Due to lack of avai­la­bi­li­ty, the Pro­per­ty is unable to ac­com­mo­da­te this boo­king and, ha­ving in­ves­ti­ga­ted the Pro­per­ty­'s dia­ry, we con­firm that the­re are no rooms available.

aber in der email hiess es auch:

We have in­ves­ti­ga­ted pos­si­ble al­ter­na­ti­ves and we would kind­ly re­quest your as­sis­tance in re­lo­ca­ting the guest. Would you plea­se cont­act the guest with the ut­most ur­gen­cy to con­firm that they are pre­pared to ac­cept the al­ter­na­ti­ve ac­com­mo­da­ti­on. Should the guest re­fu­se, plea­se cont­act us to dis­cuss other mu­tual­ly sui­ta­ble op­ti­ons.

of­fen­bar war die mail gar nicht an uns ge­rich­tet, son­dern an un­se­ren rei­se­ver­an­stal­ter, also ex­pe­dia. vom ab­sen­der hat­ten wir bis­her noch nie et­was ge­hört, of­fen­bar ist das eine agen­tur (evii­vo), die die bu­chun­gen für eine rei­he von bri­ti­schen bed and break­fasts durch­führt und ver­wal­tet.

als wir uns ein biss­chen um­hör­ten, er­fuh­ren wir, dass es nicht un­üb­lich ist, dass die un­ter­künf­te sich über­bu­chen, in der an­nah­me, dass eine ge­wis­se an­zahl gäs­te die bu­chun­gen noch stor­niert. der la­den in dem wir ein zim­mer ge­bucht ha­ben, hat­te sich hier of­fen­bar ver­kal­ku­liert. auf un­se­re kos­ten.

als die bei­fah­re­rin bei ex­pe­dia an­rief, hiess es dann (j sei dank): al­les kein pro­blem, ex­pe­dia küm­mert sich drum und wer­de eine er­satz-un­ter­kunft be­sor­gen. eine wo­che nach die­sem te­le­fo­nat hiess es dann bei ei­ner er­neu­ten te­le­fo­ni­schen nach­fra­ge, dass wir jetzt selbst eine er­satz­un­ter­kunft su­chen und bu­chen soll­ten. even­tu­el­le mehr­kos­ten soll­ten wir auch nicht ex­pe­dia, son­dern der ver­mitt­lungs­fir­ma evii­vo in rech­nung stel­len, von der wir erst­mals vor ei­ner wo­che ge­hört ha­ben — und mit der wir auch nie ei­nen ver­trag ab­ge­schlos­sen ha­ben.

ir­ri­tie­rend ist vor al­lem, dass die an­sprech­part­ne­rin von ex­pe­dia uns zu­erst zu­ge­sagt hat, dass ex­pe­dia sich um al­les küm­mern wer­de und die­se an­sprech­part­ne­rin sich dann eine wo­che spä­ter auf ihre vor­ge­setz­te be­ruft und be­haup­tet, das gin­ge doch nicht.

nur war­um soll man dann über­haupt ex­pe­dia be­nut­zen und nicht sich nicht di­rekt bei den bed and break­fasts oder ho­tels oder den je­wei­li­gen ver­mitt­lern bu­chen? wenn ex­pe­dia die un­ter­kunft im ziel­ort nicht ga­ran­tie­ren kann und bei um­bu­chun­gen so­wohl die ar­beit der neu­bu­chung, als auch das ein­trei­ben der even­tu­el­len mehr­kos­ten den end­kun­den über­lässt?

wenn das was uns hier er­zählt wur­de das stan­dard­vor­ge­hen von ex­pe­dia ist, dann wür­de ich sa­gen: der la­den ist für mich als end­kun­den doch kom­plett über­flüs­sig, ein mit­tels­mann der sich mut­mass­lich an ge­büh­ren mäs­tet und aus­ser elek­tro­ni­scher auf­trags­ver­mitt­lung und pro­vi­si­ons­op­ti­mie­rung of­fen­bar nichts tut. ok, ex­pe­dia tut dann doch et­was, näm­lich psy­cho­spiel­chen per hot­line mit den kun­den spie­len:

  • ex­pe­dia-ho­ti­ne wo­che 1: al­les ok, wir küm­mern uns.
  • ex­pe­dia-hot­line wo­che 2: ach nee, wir kön­nen uns da doch nicht drum küm­mern.
  • ex­pe­dia-twit­ter wo­che 2: oh, sie ha­ben pro­ble­me? wen­den sie sich doch ein­fach an die hot­line.

im ja­nu­ar bed&breakt­fast für au­gust bei @Ex­pe­dia­DE ge­bucht.
juli: b&b can­celt zim­mer: über­bucht.
ex­pe­dia: bu­chen se sich doch selbst 1 ho­tel

fe­lix schwen­zel (@di­plix09.07.2015 12:33

mir will kein grund ein­fal­len wo­für @Ex­pe­dia­DE über­haupt gut sein soll. viel­leicht als mo­ti­va­tor pro­ble­me selbst zu lö­sen? oder selbst­zweck?

fe­lix schwen­zel (@di­plix09.07.2015 12:34

@di­plix Hi Fe­lix, das tut uns leid zu hö­ren. Bit­te kon­tak­tie­re uns un­ter der 0800-5894018 und un­ser Kun­den­ser­vice hilft Dir wei­ter. LG, Anna

Ex­pe­dia.de (@Ex­pe­dia­DE09.07.2015 15:22

nach 8 ta­gen am te­le­fon mit dem kun­den­ser­vice schlägt uns @Ex­pe­dia bei twit­ter vor, mal beim kun­den­ser­vice an­zu­ru­fen twit­ter.com/di­plix/sta­tus/…

ka­tia (@kne­tag­abo09.07.2015 17:46


wir ha­ben heu­te abend zim­mer in ei­ner an­de­ren un­ter­kunft di­rekt ge­bucht. das kos­tet für zwei näch­te und zwei per­so­nen etwa 20 pfund mehr. jetzt bin ich mal ge­spannt, ob sich ex­pe­dia doch noch über­zei­gen lässt die mehr­kos­ten selbst bei sei­nem ver­trags­part­ner evii­vo ein­zu­trei­ben, oder ob man bei ex­pe­dia dar­auf be­stehen wird, dass wir bei ei­nem un­ter­neh­men, mit dem wir nie ei­nen ver­trag ab­ge­schlos­sen ha­ben selbst vor­stel­lig wer­den.


@di­plix ließ mal ex­pe­dia.de/p/sup­port/agb
Es ist, wie alle an­de­ren auch, nur ein Ver­mitt­ler.

Sven Diet­rich (@sven­son­san09.07.2015 23:13


[nach­trag 15.07.2015]
nach­trag ex­pe­dia: hap­py end


di­gi­tal bau­haus sum­mit 2015, tag 2

felix schwenzel

ges­tern abend hat fried­rich liech­ten­stein un­ge­fähr das ge­macht, was er nen tag vor­her in der taz an­ge­kün­digt hat. ein biss­chen über buck­mins­ter ful­ler plau­dern und ein biss­chen sin­gen. die gäs­te des sum­mits hat­ten vor­her eine auf­ga­be be­kom­men die sie em­sig den gan­zen Abend be­ar­bei­te­ten. die ver­an­stal­ter nann­ten das „The World Game“. ich war et­was zu spät ge­kom­men und mir war das schau­spiel ein gros­ses rät­sel (nach­trag: mla­den gla­dic er­klärt das spiel in der welt). 5 oder 6 grup­pen er­wach­se­ner men­schen bau­ten mit bas­tel­ma­te­ria­len ir­gend­wel­che sphä­ren und ku­ben und zwi­schen ih­nen lief fried­rich liech­ten­stein in ber­mu­da shorts, knie­strümp­fen, le­der­schu­hen, po­lo­hemd und weis­sem bart um­her und er­zähl­te. oder sang.

*

  Di­gi­tal Bau­haus - Pho­tos from Di­gi­tal Bau­haus's post

 

(ur­sprüng­lich ver­öf­fent­licht am 04.07.2015 06:36)

*

  Di­gi­tal Bau­haus

{"@con­text": "http://sche­ma.org","@type": "Vi­deo­Ob­ject","name": "The World Game with Fried­rich Liech­ten­stein as god like croo­ner. #DBS15","de­scrip­ti­on": " …","th­umb­nail­Url": "https://root.wir­res.net/vi­deo­t­h­umbs/liech­ten­stein.jpg","upload­Da­te": "2015-07-04T06:43:06+0000","con­ten­tUrl": ""}

The World Game with Fried­rich Liech­ten­stein as god like croo­ner. #DBS15

(ur­sprüng­lich ver­öf­fent­licht am 04.07.2015 06:37)

ich fand das sehr gran­di­os und an­ge­nehm und un­prä­ten­ti­ös und ein paar mal muss­te ich auch la­chen. die stim­me von fried­rich liech­ten­stein ist auf­fäl­lig an­ge­nehm. tief und so­nor, aber nicht ver­sof­fen. hell und klar, aber nicht schrill. un­auf­ge­regt und lei­se, aber kein stück ein­schlä­fernd. er ist auch der meis­ter des mi­kro­fons, was man dar­an merk­te, wenn an­de­re das mi­kro­fon kurz über­nah­men um durch- oder an­sa­gen zu ma­chen. da fing es dann an zu plop­pen, die laut­spre­cher fin­gen an zu feed­back­krei­schen, alle stim­men klan­gen plötz­lich schrill und auf­dring­lich. und dann hat liech­ten­stein wie­der an­ge­fan­gen zu re­den oder zu sin­gen und al­les war wie­der gut. kei­ne ah­nung ob das ein kom­pli­ment ist oder eine be­lei­di­gung, aber wie liech­ten­stein die ka­rao­ke-lie­der („ich könn­te auch n lied von mir sin­gen, wo­bei … war­um ei­gent­lich? ist doch gut so …“) sang, er­in­ner­ten mich an bar­ry white. so oder so, seit ges­tern bin ich fried­rich-liech­ten­stein-fan.


es ist sehr, sehr ir­ri­tie­rend, wenn ein mi­nis­ter eng­lisch re­det und dann über im­ma­nu­el kant re­det und „kant“ deutsch aus­spricht. #DBS15

fe­lix schwen­zel (@di­plix04.07.2015 10:09

(ur­sprüng­lich ver­öf­fent­licht am 04.07.2015 22:41)

heu­te früh war ich wie­der zu spät, aber die ver­an­stal­tung war glau­be ich auch ein biss­chen spät. das pro­gramm war dicht ge­packt und zwi­schen­durch hielt der wirt­schafts- und wis­sen­schafts­mi­nis­ter von thü­rin­gen, wolf­gang tie­fen­see auch noch statt ei­ner 10 mi­nü­ti­gen an­spra­che eine sechs­stün­di­ge 40 mi­nü­ti­ge rede. der zeit­ver­zug glich sich dann aber doch noch aus, weil ein spre­cher mor­gens um 5 uhr sei­nen auf­tritt ab­ge­sagt hat­te.

der zwei­te ver­an­stal­tungs­tag be­stand nur aus vor­le­sun­gen, von de­nen sich man­che auf ma­gi­sche wei­se er­gänz­ten. so er­zähl­ten am nach­mit­tag co­rin­na sy und se­bas­ti­an däsch­le von ih­rem flücht­lings­hil­fe pro­jekt cu­cu­la. das schrei­ben sie auf ih­rer web­sei­te über das pro­jekt:

Das Wort „cu­cu­la“ stammt aus der Hausa-Spra­che aus West-Zen­tral­afri­ka und be­deu­tet „et­was ge­mein­sam ma­chen“, aber auch „auf­ein­an­der auf­pas­sen“.

CU­CU­LA ist Ver­ein, Werk­statt und Schul­pro­gramm. Für und mit Flücht­lin­gen in Ber­lin. Im Ge­gen­satz zur theo­re­ti­schen De­bat­te über die Si­tua­ti­on von Flücht­lin­gen in Deutsch­land, geht es den In­itia­to­ren dar­um, eine prag­ma­ti­sche und un­mit­tel­ba­re Pra­xis des Han­delns zu er­pro­ben, die nicht „für“ son­dern eben „ge­mein­sam mit“ Flücht­lin­gen ent­steht.

cu­cu­la baut mit den flücht­lin­gen mö­bel nach ent­wür­fen des ita­lie­ni­schen de­si­gners enzo mari. die schil­de­rung ih­rer ar­beit und der pro­ble­me mit de­nen sie zu kämp­fen ha­ben fand ich be­ein­dru­ckend, aber eine der schluss­fol­ge­run­gen ist mir be­son­ders im ge­däch­nis ge­blie­ben: durch die­se ar­beit mit flücht­lin­gen lässt sich sehr viel über uns selbst, über un­se­re ge­sell­schaft und un­se­re vor­ur­tei­le und ver­hal­tens­wei­sen ler­nen.

der vor­trag von da­ni­el ker­ber, der in flücht­lings­camps un­ter an­de­rem in jor­da­ni­en beim auf­bau von in­f­ra- und so­zi­al­struk­tu­ren zu hel­fen ver­sucht, schloss sich an den von cu­cu­la naht­los an. auch die flücht­lin­ge in den flücht­lings­camps dür­fen, wie asyl­be­wer­ber in deutsch­land, nicht ar­bei­ten oder ge­schäf­te er­öff­nen. in den flücht­lings­camps ma­chen sie es aber den­noch, so wie cu­cu­la es auch in ber­lin macht. in die­sen camps le­ben weit über 50tau­send men­schen, in ei­nem der camps, dem za’ata­ri flücht­lings-camp sol­len es so­gar über 100tau­send le­ben. in za’ata­ri gibt es eine stras­se die dort champs ely­see ge­nannt wird und an der vie­le ge­schäf­te er­öff­net ha­ben - im prin­zip il­le­gal, aber of­fen­bar ge­dul­det. vice hat 2013 eine re­por­ta­ge über das camp ver­öf­fent­licht (die ich nicht ge­le­sen habe). auch in­ter­es­sant: im durch­schnitt exis­tie­ren sol­che camps 20 bis 30 jah­re.


.@Jo­hann­aK­Jae­ger to @Holm­frie­be: thanks for ma­king us dis­cuss ro­man­ti­cism in eng­lish, be­cau­se it re­al­ly sucks to talk about this in eng­lish.

di­gi­tal­bau­haussum­mit (@digi_bau04.07.2015 11:27

(ur­sprüng­lich ver­öf­fent­licht am 04.07.2015 23:35)

anja baum­hoff er­gänz­te den vor­trag von ni­klas maak in ih­rem vor­trag auch vor­treff­lich, auch wenn sie sich den sei­ten­hieb auf maak, dass sein vor­trag lei­der stel­len­wei­se et­was „ober­fläch­lich“ ge­we­sen sei, nicht ver­knei­fen konn­te. dank der bei­den weiss ich jetzt, dass das bau­haus eben nicht nur ein de­sign­stil ist, son­dern dass es auch eine art kom­mu­ne war, ein ort an dem sich vie­le men­schen ver­schie­dens­ter her­kunft tra­fen und neue for­men des zu­sam­men­le­bens aus­pro­bier­ten. mit ver­schie­dens­ten an­sät­zen ver­such­te das bau­haus er­klär­ter­mas­sen die ge­sell­schaft zu ver­än­dern — nicht das bau­en oder das de­sign al­lei­ne. die mit­glie­der des bau­haus wa­ren min­des­tens so he­te­ro­gen, wie auch es auch die wei­ma­rer re­pu­blik war. al­ler­dings leg­te anja baum­hoff wert auf die an­mer­kung, dass das bau­haus nicht so fort­schritt­lich war, wie ni­klas maak es dar­stellt hat­te.

als bei­spiel führ­te sie die über­kom­me­nen roll­bil­der des bau­haus an, bzw. den ent­wurf des haus am horn vom ma­ler und bau­haus-leh­rer ge­org mu­che. das ein­fa­mi­li­en-haus hät­te zwar ei­nen ei­ge­nen raum für die frau ein­ge­plant, was durch­aus als pro­gres­siv gel­ten könn­te, aber die­ser zim­mer war zwi­schen dem des man­nes und dem der kin­der — mit durch­gangs­tü­ren so­wohl zum mann, als auch zu den kin­dern, „so the wo­man could ser­ve them both“.

aber im­mer­hin liess das bau­haus auch frau­en als stu­den­ten zu.

was mir auch im kopf blieb und was das bau­haus wohl mit je­der avant­gar­dis­ti­schen be­we­gung ge­mein­sam hat: fast alle hass­ten das bau­haus zu sei­ner zeit. ins­be­son­de­re abs­trak­te kunst wur­de ge­hasst und ge­ra­de das bau­haus ver­sam­mel­te be­son­ders vie­le abs­trak­te künst­ler. aber ge­nau die­ser hass habe das bau­haus gross und be­kannt ge­macht.


sehr be­ein­dru­ckend fand ich den auf­tritt von ul­ri­ke gué­rot. wenn ich das rich­tig ver­stan­den habe, war ihr vor­trag eine ge­kürz­te ver­si­on ih­res vor­trags auf der re­pu­bli­ca die­ses jahr (den ich noch nicht ge­se­hen habe, hier die schrift­fas­sung, hier eine il­lus­trier­te text­ver­si­on).

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wäh­rend des vor­trags habe ich mir die­se bei­den frag­men­te no­tiert:

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  Di­gi­tal Bau­haus - Ul­ri­ke Gué­rot: eu­ro­pe is a wo­man,...

di­gi­tal­bau­haussum­mit:

Ul­ri­ke Gué­rot: eu­ro­pe is a wo­man, ma­ri­an­ne was a wo­man, free­dom is a wo­man. #DBS15.

 

(ur­sprüng­lich ver­öf­fent­licht am 04.07.2015 21:07)

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  Di­gi­tal Bau­haus - Time­line Pho­tos | Face­book

Ul­ri­ke Gué­rot mas­hing up rem kool­haas' eu­ro­pean flag pro­po­sal.
en.wi­ki­pe­dia.org/wiki/Flag_of_Eu­ro­pe#Bar­code_flag
oma.eu/pro­jects/2001/eu-bar­code/
the­guar­di­an.com/cul­tu­re/2004/sep/15/2

(ur­sprüng­lich ver­öf­fent­licht am 04.07.2015 21:14)

nach ih­rem vor­trag in ei­ner fra­ge und ant­wort-run­de liess ul­ri­ke gué­rot nach ei­nem flam­men­den pro-eu­ro­päi­schen plä­doy­er die­ses ge­rücht fal­len: die un­ter­stüt­zer ei­nes ja beim grie­chi­schen re­fe­ren­dum am sonn­tag wür­den aus­lands­grie­chen (ex­pats) aus der gan­zen welt nach grie­chen­land ein­flie­gen, um stim­men für ein JA zu sam­meln: „tho­se who want the yes have the me­ans to do that.“


die vor­trä­ge von tim le­be­recht, jo­han­na k. jae­ger, lisa ma oder dem schrift­de­si­gner jür­gen hu­ber hat­ten alle ihre qua­li­tä­ten und ein paar high­lights, aber ich be­schrän­ke mich hier auf die frag­men­te die mir be­son­ders in er­in­ne­rung ge­blie­ben sind.

jo­han­na k. jae­ger war die ers­te und ein­zi­ge per­son die ich je­mals bei der be­nut­zung ei­nes sur­face ta­blets von mi­cro­soft ge­se­hen habe. kein wun­der, sie ar­bei­tet auch bei mi­cro­soft. sie hat­te auch ne tol­le fo­lie, auf der sie goe­the's wert­her mit kim ka­da­shi­an ver­glich:

*

  Di­gi­tal Bau­haus - Di­gi­tal Bau­haus's Pho­tos

LOL: Goe­the's Wert­her is Kim Ka­da­shi­an!

(ur­sprüng­lich ver­öf­fent­licht am 04.07.2015 21:19)


tim le­be­recht hat ein buch ge­schrie­ben, spricht per­fekt eng­lisch und fin­det wir bräuch­ten eine neue ro­man­tik:

*

  tim le­ber­recht: we need a new ro­man­tic mo­ve­ment.

di­gi­tal­bau­haussum­mit:

 

(ur­sprüng­lich ver­öf­fent­licht am 04.07.2015 21:26)

sein vor­trag war ex­trem ge­schlif­fen, hu­mor­voll und sehr ame­ri­ka­nisch prä­sen­tiert. ein per­fek­ter pitch für ein mög­li­cher­wei­se gar nicht un­in­ter­es­san­tes buch. der hu­mor lässt sich al­ler­dings nicht ohne wei­te­res aus dem vor­trag ex­tra­hie­ren:

*

  Di­gi­tal Bau­haus - tim le­be­recht (sinn­ge­mäss): wir su­chen...

di­gi­tal­bau­haussum­mit:

tim le­be­recht (sinn­ge­mäss):

wir su­chen ner­ven­kit­zel wie die stein­zeit­men­schen: die ei­nen sprin­gen aus dem welt­raum zu­rück auf die erde, an­de­re ma­chen leis­tungs­sport der sie an die gren­zen ih­rer leis­tungs­fä­hig­keit bringt, man­che ge­hen ein paar tage in die black rock de­sert für ra­di­ka­le selbst­in­sze­nie­rung beim bur­ning man fes­ti­val.
je mehr wir lei­den, des­to stär­ker füh­len wir sinn und be­deu­tung im le­ben.

das mit dem ner­ven­kit­zel, dem lei­den, dem sich selbst an die gren­zen brin­gen funk­tio­niert auch bei gut bei ikea. ikea als ex­trem­sport.

(bei tim le­be­recht in der gran­dio­sen, gut ge­tak­te­ten #DBS15 prä­sen­ta­ti­on war das na­tür­lich sehr wit­zig.)

(ur­sprüng­lich ver­öf­fent­licht am 04.07.2015 21:22)


knob­lauch war am zwei­ten tag so­was wie der run­ning gag des ta­ges:

knob­lauch kalt­scha­le was a thing at bau­haus ac­cor­ding to anja baum­hoff at #DBS15

di­gi­tal­bau­haussum­mit (@digi_bau04.07.2015 9:29

(ur­sprüng­lich ver­öf­fent­licht am 04.07.2015 22:42)

*

  Di­gi­tal Bau­haus

As Anja Baum­hof taught us: ear­ly Bau­hau­si­ans of­ten­ti­mes fain­ted due to the strong gar­lic smell in the can­teen. What could eGar­lic be for the Di­gi­tal Bau­haus? Lunch Break!

(ur­sprüng­lich ver­öf­fent­licht am 04.07.2015 21:06)


als fa­zit des zwei­ten ta­ges des di­gi­tal bau­haus sum­mit neh­me ich fol­gen­den satz mit nach­hau­se:

wir müs­sen die ge­sell­schaft ver­än­dern.

aber hier zu­hau­se fra­ge ich mich auch: müs­sen wir das wirk­lich? gibt es bei­spie­le von (ruck­ar­ti­ger) ge­sell­schaft­li­cher ver­än­de­rung, die nicht im to­ta­li­tä­ren en­de­ten? sind die län­der die der­zeit ge­wal­ti­gen (ge­plan­ten) ge­sell­schaft­li­chen wan­del durch­ma­chen (zum bei­spiel chi­na oder ei­ni­ge ara­bi­sche län­der) dazu viel­leicht nur in der lage, weil sie to­ta­li­tär re­giert wer­den? wol­len wir das wirk­lich, un­se­re un­aus­ge­go­re­nen un­ge­tes­te­ten ideen über die ge­sell­schaft stül­pen und se­hen was pas­siert?

wenn ich die bau­haus-ex­per­tin­nen in den letz­ten bei­den ta­gen rich­tig ver­stan­den habe, war die am­bi­ti­on des bau­haus zwar die ge­sam­te ge­sell­schaft zu ver­än­dern, die reich­wei­te je­doch sehr be­grenzt. so wie das bei vie­len vor­her­ge­hen­den und dar­auf fol­gen­den be­we­gun­gen war. so hat die cam­phill-be­we­gung und die dar­auf fol­gen­den an­tro­po­so­phi­schen le­bens­ge­mein­schaf­ten (in ei­ner da­von habe ich mei­nen zi­vil­dienst ge­macht) si­cher­lich viel im heil­päd­a­gischen und bio­lo­gisch dy­na­mi­schen ge­mü­se­an­bau ver­än­dert und auch vie­le men­schen be­rührt und be­ein­flusst (mich zum bei­spiel) — aber auch hier dürf­te die reich­wei­te be­grenzt sein und weit da­von ent­fernt sein, das le­ben von hinz und kunz auch nur an­satz­wei­se be­rührt zu ha­ben. glei­ches dürf­te für die kom­mu­ne I oder gar die 68er-be­we­gung gel­ten, die sann­ya­sins oder wen­n's sein muss auch der ZIA.

ist der grund da­für, dass kei­ne der mir be­kann­ten re­form­be­we­gun­gen (aus­ser viel­leicht den grü­nen) wirk­lich durch­schla­gen­de wir­kung ent­fal­ten konn­te viel­leicht dar­in be­grün­det, dass sie schon im klei­nen nur leid­lich funk­tio­nie­ren? wie vie­le knob­lauch-flücht­lin­ge hät­te es ge­ge­ben, wenn das bau­haus als ge­samt­deut­sche ge­sell­schafts- oder le­bens­form eta­bliert wor­den wäre? wie sähe deutsch­land aus, wenn die an­tro­po­so­phen ernst­haf­te po­li­ti­sche macht er­langt hät­ten oder wür­den? was wäre, wenn ein mit­glied der ZIA nicht den bach­mann­preis, son­dern die kanz­ler­schaft ge­won­nen hät­te?

wol­len wir das?

so toll ich (ins­ge­samt) das was ul­ri­ke gué­rot heu­te sag­te fand, so be­un­ru­hi­gend fand ich ihre aus­sa­ge, dass wir mit kon­sens und kom­pro­mis­sen po­li­tisch nicht mehr wei­ter­kä­men. ich mag ihr durch­aus zu­stim­men, wenn sie for­dert, dass wir wie­der mehr für ideen kämp­fen müss­ten und für un­se­re ideen auf­ste­hen und un­se­re stim­me fin­den müss­ten. aber kon­sens und kom­pro­miss für eine schnel­le­res vor­an­kom­men oder ge­sell­schaft­li­ches re­form­pro­jekt auf­ge­ben? das macht mir angst.

ab­ge­se­hen da­von: wir ha­ben ge­ra­de ra­di­ka­len ge­sell­schaft­li­chen wan­del. der wird der­zeit durch das in­ter­net an­ge­feu­ert und macht (zum bei­spiel) enorm vie­le kon­flik­te sicht­bar, die vor­her un­sicht­bar wa­ren. nur ist die­ser wan­del nicht von ei­ner ge­sell­schaft­li­chen uto­pie ver­ur­sacht wor­den. klar, un­ter­wegs, bei der ent­wick­lung und beim wachs­tum des in­ter­nets, spros­sen al­ler­hand uto­pien, die aber zum gros­sen teil von der wucht oder rea­li­tät des in­ter­nets gleich wie­der er­stickt oder weg­ge­spült wur­den.

das was die ent­wick­lung des in­ter­nets be­feu­er­te war üb­ri­gens, aus mei­ner sicht, eher das werk ei­ner un­sicht­ba­ren hand (die lou­is klein üb­ri­gens ges­tern als in­ef­fek­tiv für wan­del brand­mark­te), als das ei­ner uto­pie oder ge­sell­schaft­li­chen vi­si­on die sich ein mensch­li­cher geist aus­ge­dacht hat. das in­ter­net ist ein­fach pas­siert, weil es plötz­lich tech­no­lo­gisch funk­tio­nier­te.

in die­sem sin­ne fand ich da­ni­el ker­bers schluss­wort ei­gent­lich auch ganz pas­send. so in­spi­rie­rend die dis­kus­sio­nen und vor­trä­ge auf dem di­gi­tal bau­haus sum­mit wa­ren, zum gros­sen teil fan­den sich die dis­kus­sio­nen auf ei­nem ni­veau, das die meis­ten men­schen nie er­rei­chen wer­den und vor al­lem nie er­rei­chen wol­len — und wahr­schein­lich auch im­mer skep­tisch be­ob­ach­ten wer­den:

the dis­cour­se is fly­ing pret­ty high here. i don’t read he­gel to keep up with the dis­cus­sion.
— da­ni­el ker­ber


heu­te habe ich re­la­tiv vie­le club mate ge­trun­ken. was mich wun­der­te: das schmeck­te gar nicht ek­lig. im ge­gen­teil. zwi­schen­durch habe ich — wahr­schein­lich um zu gu­cken ob mei­ne ge­schmacks­ner­ven noch funk­tio­nie­ren — eine cola ge­trun­ken und die schmeck­te wirk­lich ek­lig. nicht so sehr beim schlu­cken, aber kurz da­nach und et­was län­ger da­nach auch. bis der ek­li­ge ge­schmack weg war, ver­ging fast eine stun­de. spä­ter im zug habe ich dann ein bit­bur­ger ge­trun­ken. auch das schmeck­te ei­gen­tüm­li­cher­wei­se nicht ek­lig. bit­bur­ger an sich schmeckt ja auch nicht ek­lig, aber wenn man es län­ger nicht ge­trun­ken hat, meint man es schme­cke ek­lig — mir geht das zu­min­dest so. ich bin mit bit­bur­ger gross ge­wor­den, aber in dem mo­ment in dem ich das rhein­land ver­liess und mich an an­de­re bie­re ge­wöhn­te, war der ers­te schluck bit­bur­ger je­des mal ein schock. heu­te nicht. muss am wet­ter lie­gen.


hier mei­ne ein­drü­cke vom ers­ten tag des #dbs15, hier das twit­ter-kon­to, hier das face­book-kon­to des di­gi­tal bau­haus sum­mit, die ich frei­tag und sams­tag (mit-) ge­füllt habe.