Bevor ich mich für Technik und Computer interessiert habe, war ich besessen von Scherzartikeln. Ich erinnere mich noch gut, wie ich mit meiner Mutter zum ersten mal in Aachen zum Eulenspiegel ging. Im Eulenspiegel konnte man zum Jahreswechsel Feuerwerkskörper kaufen und ganzjährig Spielsachen und Scherzartikel (mittlerweile ist in dem Laden ein Teegeschäft). Im Laden gab es eine Glastheke, unter der diverse Scherzartikel ausgestellt waren. Die Klassiker, die erstaunlicherweise heute noch verkauft werden, wie Juckpulver, Instant-Würmer, falsche Hundescheisse, Stinkbombem oder Gläser mit Flüssigkeit, aus denen keine Flüssigkeit rauskommt.
Wenn man als Kind Scherzartikel kauft, ist die Wirkung und Überraschung die man mit den Scherzen erreichen kann natürlich beschränkt. Diejenigen die einem die Artikel gekauft haben, lassen sich damit nicht wirklich überraschen. Und Stinkbomben liessen mich meine Eltern als Kind nicht kaufen, obwohl meine Mutter als ausgebildete Chemielaborantin den Duft von Stinkbomben sehr angenehm fand. Der Geruch von Schwefelwasserstoff erinnerte sie wohl an ihre Zeit im Labor.
So ungefähr mit 12 Jahren ergänzte sich meine Liebe zu Scherzartikeln mit der Liebe zu Zaubertricks. Damit liessen sich unter Umständen auch die Finanziers der Tricks beeindrucken oder irritieren. Am Ende einer Reise durch den mittleren Westen der USA fand ich in San Francisco an der Fisherman’s Wharf einen Zauberladen, in dem man alle möglichen Zaubertricks kaufen konnte. Ringe, Trickkisten gezinkte Spielkarten, grosse und kleine Tricks. Das war schon was anderes als die Plastik-YPS-Zaubertricks oder die aus dem Ravensburger Junior-Zauberkasten. In San Francisco habe ich mir ein Spielkartenset gekauft, bei dem man an den Rückseiten der Karten die Vorderseite entschlüsseln konnte. Das war irre kompliziert, die Anleitung englisch, aber ich biss mich durch und die Überraschungen die man mit diesen Tricks erzeugen konnte, waren beeindruckender als die mit den sogenannten Scherzartikeln.
Mit einem meiner Kartentricks schaffte ich es sogar einmal die gesellige Runde bei einem Abendessen zu dem meine Eltern geladen hatten zu sprengen. Ich zeigte einen Kartentrick, der Trick funktionierte und ich weigerte mich, wie das Zauberer nunmal tun, dem Besuch den Trick zu erklären. Das erzürnte den Besuch so sehr, dass er das Abendessen verliess und sich für eine Weile in sein Auto setzte. Das war einerseits irritierend, aber es hatte für mich als 12 oder 13 Jährigen auch eine extrem befriedigende Wirkung.
Aber meine liebe zu Scherzartikel erlosch nie. An einem meiner ersten Autos hing für eine Weile einer dieser Scherzarme, die man aus dem Kofferraum heraushängen lassen konnte. Ich hatte grosses Vergnügen, mir nach dem niesen falsche Schleimtropfen aus der Nase heraushängen zu lassen. Falsche Hundescheisse nahm ich stets auf Reisen mit. Von einem späteren USA-Besuch, brachte ich mir ein paar Blätter Pyropapier mit, leicht entflammbares Papier, mit dem man grosse Stichflammen in seiner Hand zum Aufleuchten bringen konnte.
Neben dem Pyropapier war die beste Anschaffung dieser Reise Penn und Teller’s Buch How To Play With Your Food. Dadrin findet sich mein Lieblings-Scherz, dessen einzige Requisiten eine kleines Kondensmilchdöschen und eine Gabel ist:
In der einen Hand versteckt („palmiert“) man die Kondensmilch, mit der anderen nimmt man eine Gabel in die Hand und erzählt seinen eventuell vorhandenen Tischgenossen (alleine kann man den Scherz auch machen, macht aber wenig Spass), dass man einen super Trick mit seinem Auge gelernt habe. Wenn man das sagt und gleichzeitig die Gabel in die Nähe seines Auges hält, bekommt man relativ leicht die Aufmerksamkeit am Tisch. Man kann beispielsweise auch die Haut unter dem Auge mit der Gabel ein bisschen nach unten ziehen, das sieht lustig aus und bringt ein bisschen Ernsthaftigkeit zum Scherz.
Die Kondensmilch bringt man jetzt mit der anderen Hand zum Auge, am besten klappt das mit einer Faust; man tut so als würde man durch seine halb geöffnet Faust sehen, aber in echt plaziert man die Kondensmilch vor dem Auge.
Nachdem man noch ein bisschen rumgekaspert hat, kommt jetzt der entscheidene Moment. Zitat Penn und Teller (übersetzt von mir):
Die Alufolie vorsichtig mit der Gabel anpieksen — aber vorsichtig! Nicht ins Auge piecksen!
Das Kondensmilchdöschen sehr, sehr fest mit der Hand quetschen.
So laut wie möglich schreien.
Der Nachteil dieses Tricks ist, dass man danach unter Umständen etwas Kondensmich auf seinen Klamotten hat. Um den Trick nach unten abzurunden kann man sich noch falschen Schleim in die Nase hängen, Juckpulver durch die Gegend werfen und ein paar Stinkbomben platzen lassen.
Was ich übrigens nie verstanden habe: was ist so witzig an diesen Gummihühnern?
[Für die Erstellung und Bewerbung von ein paar Ebay-Kollektionen habe ich ein (pauschal) Honorar bekommen. Etwas mehr zu den Ebay-Kollektionen habe ich hier geschrieben.]
petra fröhlich, chefredakteurin der print-ausgabe von PC-Games, verwechselt anlass und ursache:
Der Fall erinnert in seiner Entwicklung an den Skandal von vor eineinhalb Jahren, als der damalige FDP-Spitzenkandidat Rainer Brüderle einer Stern-Journalistin an der Hotelbar attestierte, sie könne "ein Dirndl auch ausfüllen". Wochenlang beschäftigte dieser eher minderschwere Fall von Chauvinismus die Talkshows und Leitartikel der Republik. Brüderles leichtfertige Bemerkung, der Stern-Artikel namens "Der Herrenwitz" und der Twitter-Hashtag #aufschrei wurden zum Anlass genommen, die komplette Bandbreite gefühlter und echter Diskriminierung durchzudeklinieren, von Gehalts-Unterschieden bis hin zu Vergewaltigung. Und das alles nur wegen eines verunglückten Kompliments.
über die benachteiligung, diskriminierung, belästigung oder sexuelle übergriffe denen frauen ausgesetzt sind, wurde eben nicht wegen eines „verunglückten Kompliments“ wochenlang diskutiert und gestritten, sondern weil unsere gesellschaft noch weit entfernt ist vom gleichberechtigten und respektvollen umgang miteinander. nicht wegen brüderle gab es diskussionsbedarf, sondern weil frauen probleme haben, die eben über verunglückte komplimente hinausgehen.
der erste weltkrieg ist nicht „nur“ wegen eines attentats auf den erzherzog franz ferdinand ausgebrochen, sondern weil die situation in europa damals total verfahren war und weil deutschland von grössenwahnsinnigem idioten regiert wurde.
die französiche revolution hat nicht „nur“ deshalb halb frankreich verwüstet, weil der komandant der bastille sie kampflos übergeben hat, sondern weil die fransösische gesellschaft zerissen war und die aufklärung erste folgen zeigte.
anlass und ursache haben manches gemeinsam, so wie symptome und krankheit. aber einen anlass (symptom) zu nehmen, um ursachen, ungerechtigkeiten und missstände zu trivialisieren ist entweder ein zeichen von furchbarer dummheit, gemeinheit oder ein zeichen von völliger unfähigkeit ordentlich zu polemisieren.
max schrems ist zu etwas berühmtheit gelangt, weil er einer der ersten menschen der welt war, der facebook nervte (zitat sz):
Der Mann, der Facebook nervt
Der Österreicher Max Schrems wollte wissen, welche Informationen Facebook über ihn speichert - und löste damit das größte Datenschutzverfahren in der Geschichte des Unternehmens aus. (auf sueddeuschte.de lesen)
in einer der letzten wochen kam sein buch mit dem titel „kämpf um deine daten“ raus. ich habs kostenlos zugeschickt bekommen und gelesen.
der verlag sieht das buch wie folgt:
Jetzt legt der Student mit der Gabe, den Datenwahnsinn so einfach zu erklären wie Jamie Oliver das Kochen, sein Wissen und seine Erfahrungen aus erster Hand als Buch vor.
Ohne Panikmache und mit ungebrochener Lust an Technologie, erklärt er, wie Konzerne ihre Kunden durchleuchten, auch ohne dass die ihre Daten angeben.
uwe ebbinghaus ist in der faz vom „Erzähltalent“ schrems begeistert und fand die art und weise, in der schrems „die Mythen der IT-Industrie“ durchleuchte „ein intellektuelles Vergnügen“.
ich bin da in meinem meinungsbild eher gespalten. weder erklärt schrems den „Datenwahnsinn“ einfach, noch verzichtet er auf panikmache, noch ist die lektüre des buches ein „intellektuelles Vergnügen“.
schrems quält sich und seine leser in den ersten hundertfünfzig seiten an der frage ab, warum privatshäre „doch etwas wert“ sei. eigentlich müsse man das ja gar nicht erklären, sagt er in der einleitung, aber er hätte da „einige Elemente, Hintergründe und Gedanken, die auch für bereits Überzeugte interessant sein könnten“. leider fehlt es diesen elementen und hintergründen teilweise an argumenten, interessanz und differenziertheit. natürlich ist das nicht alles quatsch, was schrems da zusammengetragen hat, aber so richtig rund ist das buch eben auch nicht.
am sauersten ist mir tatsächlich aufgestossen, dass max schrems nirgendwo klar definiert was er eigentlich mit „meinen daten“ meint, für die ich kämpfen soll. auch um den begriff der privatsphäre dribbelt er ständig herum und landet dann irgendwann auch bei der geistlosen und wenig hilfreichen analogie von privatsphäre und dem unbeobachteten benutzen der toilette.
das mit der definition (oder problematisierung des begriffs) von daten hat jürgen geuter (auch anlässlich des buchs von schrems) hier aufgeschrieben: „Wem gehört mein digitaler Zwillig?“
apropos definitionen; auch witzig, dass ausgerechnet sergey brin kürzlich eine sehr kompakte, brauchtbare definition von privatsphäre geliefert hat: die erwartung das dinge die man geheimhalten möchte, auch geheim bleiben.
was an den ersten 150 seiten neben der begriffsunschärfe und vielen ungenauigkeiten besonders nervt, ist das undifferenzierte überspitzen, das schrems zu allem überfluss auch noch mit flapsigkeit und sarkasmus würzt.
[Es gibt] immer noch Nutzer, die Unmengen an persönlichen Daten offen ins Netz stellen. Die meisten von ihnen sind meiner Beobachtung nach aber vor allem süchtig nach menschlicher Zuneigung, ausgedrückt in Likes, Retweets und Kommentaren. Die Designer dieser Dienste sprechen hier von einer »positiven Nutzererfahrung«. Die Stimmlage erinnert dabei oft an Drogenhändler […].
bei solchen abschnitten, in denen arroganz und verachtung bei schrems durchscheint, habe ich mich immer wieder gefragt, warum (offenbar) niemand das manustript gegengelesen und korrigiert hat. möglicherweise sind solche absätze auch köder für papier-feuilletonisten wie ebbinghaus, die in solchen absätzen dann ihr intellektuelles vergnügen finden und das buch positiv rezensieren. ich finde solche passagen vor allem überflüssig und der sache nicht dienlich. benutzer als dämliches klickvieh, dass sich von der industrie mit „roten Zuckerln“ in „Pawlowsche Hunde“ verwandeln lässt oder in „total willenlose Zombies“ findet max schrems dann nach vier, fünf seiten wortschwall auch irgendwie „überspitzt“ und relativiert seine beschimpfungen dann als anregung zum „überdenken“.
auch die paternalistisch angehauchte panikmache in sachen filterblasen kommt nicht zu kurz:
[D]ie Algorithmen [schneiden] jene Seiten weg, die Sie selten lesen. Politik? Weg damit! Sie blättern eh immer nur darüber. Dafür gibts jetzt 25 Seiten Sport und Chronik. Wenn Sie glauben, jeder bekommt die gleichen Ergebnisse bei Google, die gleichen Updates bei Facebook oder die gleichen Vorschläge bei Amazon, dann liegen Sie falsch. Es wird alles anhand Ihrer Daten gefiltert und angepasst. […] Andere Meinungen und neue Dinge, für die wir uns bis dato nicht interessiert haben, werden weggefiltert. Demokratiepolitisch ein Wahnsinn.
ein wahnsinn, wie schwierig es ist ein differenziertes buch zu schreiben, in dem andere meinungen und neue dinge nicht einfach weggefiltert werden. noch schwerer ist es natürlich ein buch zu schreiben, in dem man bei einer meinung bleibt:
auf seite 88 erzählt schrems wie nutzlos anonymisierung und pseudonymisierung von benutzerdaten ist und zählt mehrere beispiele auf, wie man aus ano- oder pseudonymisierten daten auf identäten zurückschliessen kann. unter anderem erzählt er von der berühmten AOL-datenspende vor acht jahren, aus der sich (natürlich) zahlreiche persönliche daten rekonstruieren liessen.
auf seite 194 schlägt schrems dann plötzlich im kapitel „was tun?“, bzw. „Privacy by Design“ vor, künftig einfach „viele Daten auch anonymisiert oder zumindest pseudonymisiert zu speichern“, um sie zu schützen.
auf seite 94 behauptet schrems, dass auf der seite des ORF „keine Daten der Nutzer“ gesammelt werden:
Jedenfalls funktioniert das, wie bei den meisten klassischen Webseiten, ohne irgendwelche Überwachung und Datensammelei.
das stimmt eben auch nur so halb. die vier externen tracker die beim aufruf von orf.at aufgerufen werden, sammeln nach eigenen angaben anonyme („Ad Views, Browser Information, Hardware/Software Type, Interaction Data , Page Views“) und pseudonyme („IP Address (EU PII)“) daten, die sie wiederum auch mit dritten teilen (xaxis) oder nicht sagen ob sie das tun (adition, meetrics, owa). so oder so preisen sich sowohl adition, als auch xaxis dafür an, targeting, also personalisierte, auf datensammelei basierende werbung anzubieten.
zugegebenermassen findet das „Ausspähen für Werbeklicks“ (zitat uwe ebbinghaus) beim ORF in geringerem umfang als auf vielen anderen werbefinanzierten nachrichtenseiten statt, aber zu behaupten, die meisten klassischen webseiten funktionierten ohne „irgendwelche Überwachung und Datensammelei“ ist quatsch. zumal schrems am ende des buches seinen lesern auch explizit „Plug Ins für […] Browser“ (schreibweise schrems) empfiehlt, „die Tracking so weit wie möglich unterbinden“. also plugins wie ghostery oder donottrackme oder disconnect oder priv3.
die ungenauigkeiten, die fehler, die auslassungen, der unwillen zu differenzieren und bindestriche zu benutzen macht die ersten zwei teile des buches wirklich schwer und unvergnüglich zu lesen. natürlich stimmt vieles was schrems sagt, das eine oder andere ist sogar ganz interessant, aber für ein buch reicht das nicht. oder besser: hätte jemand das buch um mindestens die hälfte eingedampft, ein paar fehler rauskorrigiert und schrems dazu gedrängt sich auf das konkrete zu konzentrieren, hätte das ein lesenswertes buch werden können. (wenn ich, ausgerechnet ich, übermässig viele fehler finde, ist das immer ein ganz schlechtes zeichen. CO² mit hochgestellter zwei schreiben? „Lösungsfristen“?)
denn wenn schrems über die juristischen und fiskalen tricks von facebook redet, die hilflosigkeit des gesetzgebers, der datenschützer und die absurditäten des europäischen rechts beschreibt, liest sich das buch ganz gut. auch seine konkreten vorschläge am ende des buches, was einzelne, was alle tun könnten, wo auswege zu finden sein könnten, sind anregend und beinahe inspirirend.
kurz vor ende schreibt schrems im kapitel „Bewusstseinsbildung“:
Ein großes Problem ist dabei, dass wir von sehr abstrakten, nicht greifbaren Problemen sprechen. Wie mich der östereichische Fersehmoderator treffend fragte: »Wie filmen Sie Datenschutz? Wie zeigen Sie verlorene Freiheit? Wie werden solche abstrakten Begriffe für den Durchschnittsnutzer sichtbar?« Die Vermittlung dieser Probleme braucht viel Aufwand, viel Können und Engagement.
an aufwand und engagement fehlt es schrems jedenfalls nicht.
kennt ihr leute die im stehen ins klo pinkeln und dabei vorträge darüber halten, wie wichtig es sei, im sitzen zu pinkeln?
ich glaube ich kenne einen: uwe ebbinghaus.
uwe ebbinghaus fasst auf faz.net das kämpf-um-deine-daten-buch von max schrems zusammen (hier die verlagswebseite auf facebook), der die ahnungslosigkeit von ein „paar Unternehmern“ beklagt, die sich pauschal allen möglichen quatsch von nutzern absegnen lassen würden, aber bei den entscheidenden punkten patzen würden:
Die wirklichen notwendigen Erklärungen beträfen dagegen nur die Datenweitergabe, also das Ausspähen für Werbeklicks.
damit ist für ebbinghaus (und womöglich max schrems) klar: solche unternehmen haben etwas zu verbergen.
das alles steht auf einer faz.net-seite die laut ghostery 28 tracker lädt, wovon pi mal daumen 20 dem „Ausspähen für Werbeklicks“ dienen.
kein einziger dieser tracker mit so schillernden namen wie appnexus, adform, audience science, chartbeat oder doubleclick, wird in den datenschutzhinweisen von faz.net erklärt.
jetzt kann man natürlich sagen, wie? darf eine firma, die ihre leser für werbeklicks auspäht oder die sich dank listenprivileg vorbehält deren abonenntendaten an dritte zu verkaufen, nicht auch die datenschutzmissstände einer anderen firma kritisieren? natürlich darf und soll sie das. aber ein hinweis darauf, dass man während man die kritik an „Ausspähung für Werbeklicks“ liest, die eigene IP-adresse, daten über das betriebsystem, vorherige besuche und mögliche interessen an ca. 20 verschiedene firmen übermittelt werden, so ein hinweis wäre schon ganz cool. ohne diesen hinweis hat man irgendwie das gefühl, dass dieses faz.net irgendetwas zu verbergen hätte.
am schluss des buches kann sich uwe ebbinghaus übrigens kaum ein lachen zurückhalten, weil „die digitalen Großunternehmen [über Jahre hinweg] im Windschatten der allgemeinen technischen und rechtlichen Unwissenheit“ hokuspokus betrieben hätten. angesichts des hokuspokus auf faz.net (targeted werbung, „audience science“) muss ich dann wiederum ein bisschen lachen.
das sind die tracker die ghostery mir am 6.6.2014 auf dieser seite gemeldet hat. die werbetracker habe ich mal mit den informationen von ghostery.com verlinkt, social plugins und die 5 analyse-tools hab ich nicht verlinkt.
womöglich denken die faz.net-betreiber, dass ihre besucher die datenschutzkonformität der teilweise angeblich anonymen oder pseudonymen ausspähung bei jedem einzelnen der oben aufgeführten dienste prüfen und bei bedarf ausopten. ich gehe einen einfacheren weg, indem ich alle mir unbekannten dienstleister einfach per ghostery blockiere. eine angenehme nebenerscheinung davon ist, dass dadurch fast alle werbung ausgeblendet wird.
wirres.net ist ebenfalls nicht tracker-frei. ich habe mir allerdings mühe gegeben möglichst wenig tracker oder dienste dritter ungefragt in den benutzerbrowser laden zu lassen. so zähle ich meine besucher mit einem selbstgehosteten piwik (das IP-adressen vor der speicherung anonymisiert) und lade fonts von einem adobe-server. einige eingebettete tweets laden javascript und assets vom twitter-server nach. in der artikel-ansicht kann man die anzeige von kommentaren, und diversen social-network-buttons aktivieren. diese anzeige führt dann zum nachladen von resourcen dieser anbieter — aber eben nur auf wunsch des besuchers. standardmässig, bzw. für erstbesucher ist die anzeige dieser dienste deaktiviert. ausserdem werden anzeigen von meinem werbevermarkter stilanzeigen nachgeladen.
facebook, bzw. die facebook-sprecherin tina kulow vermutet kritik an facebook verletze möglicherweise die markenrechte von facebook. das schrieb sie zumindest unter einen kommentar, in dem sich die initiative europe vs facebook darüber beklagte, dass ihre facebook-werbung für einen ihrer facebook-mitteilungen abgelehnt wurde.
Richtlinien bei Facebook sind für alle gleich. In diesem Fall vermute ich, verstößt der Text gegen unsere Werberegeln.
(hervorhebung von mir)
der rest des kommentars ist ein zitat aus den werberichtlinien, die werbeanzeigen und zielseiten als ungeeignet qualifizieren, wenn sie „unsere Urheberrechte bzw. Markenzeichen […] oder irgendwelche anderen ähnlichen, leicht zu verwechselnden Zeichen“ verwenden.
tja. wer also so doof ist seine initiave europe vs facebook zu nennen, muss dann dann also damit rechnen keine werbung für seine initiative auf facebook schalten zu können. wegen markenrechten oder verwechselungsgefahr. es könnte ja der eindruck erweckt werden … hm … dass man facebook auch kritisch sehen könnte? oder noch schlimmer, dass facebook zur selbstkritik fähig ist?
meine vermutung, dass der job als pressesprecherin von facebook irgendwie unbefriedigend sein könnte, weil man absurde und wilkürliche regelungen die man selbst nicht versteht öffentlich verteidigen müsste, beantwortete tina kulow wie aus dem lehrbuch für pressesprecher und spin-doktoren. nämlich mit einer antwort auf einen vorwurf den weder ich noch europe vs facebook erhoben hat:
Die Kritik ist nicht das Problem, sondern eher der Vorwurf der Zensur, der schlicht nicht stimmt.
[nachtrag 07.06.2014] eine facebook-mitteilung von europe vs facebook die den namen jehovafacebook nicht erwähnt, wurde von facebook als „sponsored story“ freigeschaltet.
Max Schrems hat soeben seine neues #Buch "KÄMPF UM DEINE DATEN" herausgebracht.
Die ganze Datenschutzdebatte leicht und verständlich in einen Buch verpackt. Ohne Weltuntergangsstimmung, aber mit dem vollem Expertenwissen und den Hintergründen u.a. aus 3 Jahren [eines Kampfs gegen ein großes Soziales Netzwerk].
Von "Bullshit-Bingo" (z.B. "Du hast doch nichts zu verstecken!?"), über Big Data, der Willkür von Internet-Monopolen und den Unterschiede zwischen den USA und Europa bis zu den Lösungsmöglichkeiten spannt sich der Bogen im Buch.
Für jede Buchbestellung über kudd.co gehen übrigens €2 #Spende an [eine NGO, die gegen diese große Soziale Netzwerk klagt und auch Betreiber dieser Seite ist]. Das Buch ist aber auch in jeder Buchhandlung erhältlich!
Max Schrems – Kämpf um deine Daten
ISBN: 978-3990010860
edition a, Wien 2014, 221 Seiten
Preis: 19,95€ / 16,99€ (eBook, mit SoftDRM)
die überschrift habe ich mit dem nachtrag vom 07.06.2014 gegen 9 uhr von „die facebook-pressesprecherin versteht die facebook-werberegeln genausowenig wie jeder andere“ zu „don’t mention the facebook“ geändert.
der geschäftsführer der holocaust-mahnmals-stiftung uwe neumärker sagte damals laut taz:
„Im Eisenman’schen Verständnis könnte man mit der Verwitterung leben“, sagt Neumärker. Die öffentliche Meinung indes tut sich damit schwer.
einige der stelen werden jetzt von stahlmanschetten zusammengehalten.
ausser der öffentlichen meinung, scheint es keinen klaren grund zu geben, warum die manschetten angebracht wurden. peter eisenman, der architekt des stelenfeldes, findet sie jedenfalls nicht gut und geht vor allem nicht davon aus, dass „die Situation“ gefährlich sei.
ich sehe das eigentlich wie vor sieben jahren: warum soll am stelenfeld nicht auch der zahn der zeit nagen? eigentlich altert beton ja durchaus in würde. er ist, soweit ich weiss, durchgefärbt und die stelen sind massiv, also durch und durch aus armiertem beton gebaut. das heisst theoretisch, dass wegen der armierung nur kleinere stücke rausbrechen können.
Die Stelen sind hohl, um die Herstellungskosten und das Gewicht gering zu halten. Ihre Wandstärke beträgt rund 15 cm. Außerdem wurde bei Stelen, die bis zwei Meter hoch sind, im Vertrauen auf die gewählte Betonrezeptur auf eine innere Stahlbewehrung verzichtet.
das hört sich in meinen ohren nicht besonders klug an. bei einer bauweise ohne armierung könnten einige stelen dann wohl doch auseinanderbrechen (statt nur zu bröckeln). irre.
[nachtrag ende]
einer der wenigen sprüche die ich mir aus der materialkunde beim architekturstudium gemerkt habe, ist der von materialien die in würde altern und solchen die es nicht tun. massivholz ist da mein lieblingsbeispiel. ein massivholztisch sieht auch nach ein, zwei schlägen mit einer axt noch gut aus, ein furnierter spanplattentisch oder ein LACK-tisch von ikea, der im prizip aus lackierter pappe besteht, sieht danach nicht mehr würdevoll aus.
deshalb finde ich, dass man das stelenfeld — oder zumindest den beton — seinem schicksal überlassen sollte. ich finde die intakten stelen zwar auch wunderschön, die scharfen kanten, die glatte oberfläche, aber genauso schön finde ich die risse.
auf dem bild sieht man auch wie hilflos und naiv die gut gemeinten reparaturversuche aussehen. abgesehen davon vermute ich übrigens auch, dass verwitterungsbeständige stelen aus beton ein ding der unmöglichkeit sind. um zu verhindern dass wasser in den beton eindringt — und dann bei frost sprengt — müsste man die stelen mit kunstharz oder lack überziehen, den man dann aber auch regelmässig erneuern müsste. das wäre bestimmt nicht im sinne des erfinders.
was ich übrigens viel schlimmer als rissige stelen oder hilflose stelenmanschetten aus stahl finde, sind details wie dieses am eingang zum besucherzentrum.
sowas haben wir früher „geschenke an den architekten“ genannt und ich bin sicher, peter eisenman würde implodieren, wenn er die blaue plastikkiste dort sehen würde.
Ich wundere mich ja immer, warum das ganze Internet voll ist von Blogs die sich mit Geräten beschäftigen, mit denen man Kommunizieren oder Konsumieren kann. Oder Holz fällen. Aber sehr wenige Webseiten im Netz beschäftigen sich mit den alltäglichen Helfern im Haushalt, bzw. in der Küche.
Ich habe deshalb eine Ebay-Kollektion angelegt, in der ich essenzielle Küchen-Gadgets aufliste, die ich selbst nutze oder die ich mir wünsche. Über Gadgets mit denen sich wirklich guter Kaffee herstellen lässt, habe ich schonmal geworbengeschrieben. Auch unseren grossartigen Dörrautomaten habe ich schonmal am Rande erwähnt.
wir haben jetzt einen dörrautomaten. darin kann man einen sack in geschälte und in scheiben geschnittene äpfel legen, 8 stunden laufen lassen und danach eine tupperschüssel getrocknete apfelschiben rausholen. lässt man sie 12 stunden drin, hat man apfelchips. 24 stunden bei 500 watt kosten ca. einen euro strom, das kommt am ende billiger als trockenobst im laden zu kaufen. und dörren kann man wirklich alles: tomaten, fruchtmus (ergibt fruchtgummi), ananas — und alles ist lecker. die anschaffung des jahres.
Mit manchen Maschinen, wie unser Entsafter, lassen sich so grandiose Dinge herstellen, dass ich gar nicht verstehe, warum es noch Menschen gibt, die sich fertig abgepackte und pasteurisierte Säfte kaufen. Na gut, das war gelogen, ich verstehe das schon, es ist vor allem Bequemlichkeit. Aber der Geschmack von ein paar selbst entsafteten Äpfeln und Karotten ist einfach unschlagbar und eben nicht vergleichbar mit wochen- oder tagelang gelagerten und transportierten Saftprodukten aus dem Laden. Auch die sogenannten Smoothies, die eigentlich nichts anderes als überteuerter und flüssiger Glas-Babybrei sind, kommen da nicht mit.
Ein anderes Beispiel: warum kaufen Menschen noch Dosenöffner die Dosen mit gefährlichen Kanten öffnen, wenn es Öffner gibt, die Dosen so öffnen, dass man die Kanten danach ablecken kann?
Ebenso unverständlich ist mir, warum nicht jeder Haushalt im Besitz eines Piepei ist. Liegt das nur am bescheuerten Namen? Damit bekommt man wirklich fast immer perfekte Eier hin, ohne Eichung, App oder Stoppuhr.
Oder die Zyliss Knoblauchpressen. Ich habe vor drei Jahren, nachdem ich mit der spülmaschinenfestigkeit meiner ersten Zyliss-Presse experiemntiert habe, eine mit blossen Händen zerbrochen und in der Folge 2 Jahre mit anderen Knoblauchpressen experimentiert. Es war eine grässliche Zeit, in der ich ständig Knoblauch mit der Hand kleingewürfelt habe, weil die anderen Pressen so schlecht benutzbar waren. Vor etwa einem Jahr habe ich eine gebrauchte Zyliss-Presse von meiner Mutter vermacht bekommen und bin seitdem wieder ein glücklicher mit-schale-Knoblauch-Presser.
Laut wikipedia sind Knoblauchpressen übrigens heftig umstritten. Allerdings wird dort auch eine Studie erwähnt, laut der das (frische) Pressen von Knoblauch auch gesundheitlich förderlich sein soll.
Aber um die rhetorische Frage aus dem ersten Absatz zu beantworten: über Küchen-Gadgets schreiben wahrscheinlich so Wenige, weil die Innovationszyklen bei Küchengeräten so lang sind. Das erste Zyliss-Knoblauchpressenmodel hat glaube ich 20 Jahre bis zum ersten Produktupdate gehalten.
und ihr so? welche küchengeräte-/gadgets findet ihr unverzichtbar? Welche sind auf euren Wunschlisten? Welche müssten noch erfunden werden?
[Für die Erstellung und Bewerbung von ein paar Ebay-Kollektionen habe ich ein (pauschal) Honorar bekommen. Etwas mehr zu den Ebay-Kollektionen habe ich hier geschrieben.]
ich fand die republica dieses jahr, wie jedes jahr, sehr vielseitig. es gab viele vorträge die mich langweilten oder es nicht schafften meine aufmerksamkeit für länger als 10 minuten zu halten, aber eben auch viele, die ich toll fand und die ich im folgenden empfehlen möchte. die vorträge die mich nicht so irre doll fesselten erwähne ich nicht, was aber natürlich nicht heisst, dass ich alle vorträge die ich nicht erwähnte doof fand. im gegenteil.
am beeindruckensten finde ich vorträge in denen man dem vortragenden anmerkt, dass er oder sie sich nicht nur mühe gemacht hat etwas zu recherchieren, sondern diesen wust an informationen auch schafft auf das wesentliche einzudampfen. vorträge, in denen ich etwas neues hinzulerne oder einen neuen blickwinkel auf altbekanntes gewinne. oder vorträge die mich unterhalten. all das hat holm friebe ganz wunderbar geschafft. er hat es geschafft sein 216-seiten-buch auf eine halbe stunde keynote-präsentation einzudampfen, hat mich mehrfach zum lachen gebracht und sehr liebevoll mit keynote-effekten rumgespielt. ausserdem hatte er eine der besten folien der republica (im vortragsvideo in etwa bei minute 7:48).
moritz metz hat seine bild-text-audio-reportage „Wo das Internet lebt“ auf knapp 30 minuten vortrag eingedampft und ich habe mich in den 30 minuten keine sekunde gelangweilt. an ein paar stellen habe ich auch lachen müssen, vor allem als moritz metz darauf hinwies, dass er keine gewissens-probleme damit hatte larry page’s haus zu fotografieren, da der ja schliesslich auch unsere häuser fotografiert hat.
auch sein schlusswort, eine liebeserklärung an die menschen im internet, fand ich sehr geschmeidig.
was mir dieses jahr auf der republica (wieder) sehr gefehlt hat, waren die kleinen unprätentiösen gespräche von philip banse auf einer der hauptbühnen mit internetmenschen.
drei gespräche habe ich mal herausgepickt. das erste ist mit christian flisek, dem SPD-obmann im NSA-untersuchungsausschuss des bundestages. das gespräch ist einerseits, wie die meisten gespräche mit politikern, rhetorisch glattgeschliffen und relativ nichtssagend — und dann eben auch wieder nicht. ich fand das gespräch jedenfalls ganz sehenswert, was aber auch damit zusammenhängen kann, dass ich, als ich es gesehen habe, noch in der vorbereitung meines eigenen vortrags steckte.
mit stefan niggemeier unterhält sich philip banse über geld, leidenschaft und journalismus. ich empfehle jedem, der sich noch nicht sicher ist ob er oder sie die krautreporter unterstützen will, dieses gespräch anzusehen.
das gespräch mit ron deibert habe ich erst nach meinem eigenen vortrag gesehen und viele meiner (nicht so irre originellen thesen) in deiberts gespräch wiedergefunden. banse und deibert unterhalten sich über die „dunklen seiten“ der enthüllungen von edward snowden, beispielsweise dass sich jetzt überwachungsausstattung noch besser verkauft als früher. oder die eher ironische konsequenz, dass massenüberwachung und metadatenerfassung plötzlich als völlig normal gilt und beispielsweise barack obama metadatenerfassung in seinen reden als etwas darstellt das wir selbstverständlich und zwangsläufig bräuchten — als hätte es dazu jemals parlamentarische oder gesellschaftliche debatten gegeben.
ron deibert weist darauf hin, dass wir es hier nicht mit speziellen internetthemen zu tun haben, sondern dass es hier um zeitlose, gesellschaftliche und politische fragen gehe, die im prinzip seit den alten griechen verhandelt werden: „how do we structure govennment? what is acountability? what is proper oversight?“ wie gestalten wir die beziehungen zwischen bürgern und dem staat?
letzter punkt, den ich auch in meinem vortrag versucht habe rüberzubringen: dass wir vor allem deshalb keine breite gesellschaftliche opposition gegen die totalüberwachung haben, weil die westlichen regierungen bisher nicht dumm genug waren die erkenntnisse massiv zu missbrauchen.
i think what needs to happen is some evidence of abuse. if the govenment is using this kind of information along the line of a watergate scandal, then i think that might trigger reforms.
(weshalb ich ja denke, dass es wichtig sein könnte, die regierungen so zu provozieren, dass sie sich zu dumheiten hinreissen lassen.)
apropos provokation, per cromwell und christoph brunmayr haben sich in ihrer halben republica stunde als sehr begabte medien-provokateure gezeigt. meiner meinung nach haben sie sich beeindruckender und vor allem weniger prahlerisch als die für meinen geschmack etwas eitlen yes men dargestellt. ich glaube, aus dem vortrag von per cromwell und christoph brunmayr kann man einiges lernen. sehr sehenswert.
schwieriges thema (pornografie und revolution), könnte man denken, aber meiner meinung nach sehr unfallfrei, unterhaltsam und souverän rübergebracht. und informativ. journelle über „ Die digitale sexuelle Revolution “.
ein ziemlich trockenes thema, aber nichtsdestotrotz wichtig und bisher unterdiskutiert und mit (zu) wenig aufmerksamkeit bedacht; die frage danach wie wir regulierung und „demokratische Kontrolle politischer Prozesse“ nicht nur im internet wieder herstellen können. frank rieger hat das thema auf knapp 23 minuten eingedampft und am ende sogar ein paar konstruktive vorschläge.
auch ein wichtiges und unterdiskutiertes thema: wie wollen wir unser verhältnis zu maschinen künftig gestalten? ich habe das mal fragmentarisch mit einer butler-analogie versucht zu visualisieren und auch sarah spiekermann sagt an einer stelle ihres vortrags, „die maschinen haben uns zu dienen“. vor allem weist sie darauf hin, dass die maschinen bereits regelmässig asimovs robotergesetze verletzen.
das thema und die intention des vortrags finde ich, wie gesagt, hochinteressant. leider war der vortrag selbst nahezu unerträglich. sarah spiekermann benutzt möglicherweise einen ironie- oder sarkasmusdialekt, der mir unverständlich ist. ich fragte mich während des vortrags ständig, was sie mit „lustig“ meint. eine vokabel die sie alle acht bis neun sätze einstreut und mit der sie sowohl dumm, lächerlich, verabscheuungswürdig, aber auch interessant, witzig und vorbildlich meinen könnte.
was mich möglicherweise am meisten an spiekermanns vortrag störte, war der relative mangel von eingängigen analogien oder erzählungen. und wenn sie mal analogien nutze, waren die stereotyp oder quatsch, wie zum beispiel das bescheuerte und falsche bild von den fröschen, die nicht merken dass das wasser langsam heiss wird.
ebenso unwidersprochen blieb ihre quatschbehauptung, dass wir, wenn „wir“ in mobiltelefone starren, alle in das „gleiche ding“ schauen würden. das ist es eben genau nicht. diese kleinen kisten sind fenster, die sich alle in einer anderen gegend der welt öffnen und oft orte zeigen, von denen jeder als kind geträumt hat: geheime orte, versteckte orte, magische orte oder eben auch marktplätze.
trotzdem empfehle ich, den vortrag anzusehen.
lorenz matzat hat in seinen 30 republica-minuten nahzu druckreif über „Roboterjournalismus“ gesprochen. auch er sprach kurz asimovs robotergesetze an. ich empfehle den vortrag, weil er wunderbar informativ ist und man in jeder sekunde merkt, dass lorenz matzat genau weiss von was er spricht.
sehr empfehlen möchte ich auch elisabeth michelbachs vortrag, der ein paar sehr gut nachvollziehbare bögen schlägt. mal von der literatur zum blogdings, aber auch von der literatur zu unserem mangel an qualitativ hochwertigen oder überzeugenden narrativen um die totalüberwachung nachvollziehbar oder plastisch zu machen. ich mag es auch immer sehr, wenn man spürt, wie leidenschaftlich ein vortragender oder eine vortragende sich für das thema interessiert.
viel leidenschaft versprühten auch anne wizorek und kübra gümüşay, die beide am anfang des panels die geschichte ihrer hashtags #aufschrei und #schauhin nacherzählten. wobei kübra gümüşay besonders leidenschftlich und überzeugend darauf hinwies, dass rassismus etwas ist, das auch in der mitte der gesellschaft ein problem ist. vor allem ein problem, dem wir selbst immer wieder erliegen und uns deshalb umso intensiver damit beschäftigen sollten.
wenn man sich das gespräch zwischen markus beckedahl und kai biermann auf bühne 2 ansieht, könnte man denken: „hm. sind die immer so?“ die antwort lautet ja — und das ist auch der grund warum ich beide so gerne mag.
[Für die Erstellung und Bewerbung von ein paar Ebay-Kollektionen habe ich ein (pauschal) Honorar bekommen. Etwas mehr zu den Ebay-Kollektionen habe ich hier geschrieben.]
starke, sehr, sehr tolle rede von navid kermani im deutschen bundestag. lenz jacobsen überschlägt sich in der zeit vor lob, völlig zu recht, und ich bin sicher, dass das lob in den nächsten tagen nicht abebben wird.
ich habe mir zwei zitate rausgepickt, die ich besonders gut fand, was natürlich keine super-tolle idee ist, weil die rede natürlich nur im ganzen funktioniert (und mir im ganzen sehr aus dem herzen spricht):
Wie froh müssen wir sein, daß am Anfang der Bundesrepublik Politiker standen, die ihr Handeln nicht nach Umfragen, sondern nach ihren Überzeugungen ausrichteten.
Dieser Staat hat Würde durch einen Akt der Demut erlangt.
einige wundern sich zum beispiel, warum nicht ausreichend serverkapazitäten bereit gestellt wurden, damit die seite nicht am ersten tag zusammenbricht. bei ein paar zahlungswilligen wird die zahlung nicht akzeptiert und wieder andere wundern sich, dass so wenige frauen bei dem projekt mitmachen.
die kritik scheint auch ziemlich schnell gewirkt zu haben, es wird stellung bezogen, diskutiert und besserung angekündigt.
trotzdem rief die kritik dann aber auch gleich die schnappatmer auf den plan. die sind empört, wie man als „nicht-macher“ („mach doch erstmal selbst was“) leute kritisieren könnte, die „endlich mal“ was machen. offenbar ist es immer noch nicht bekannt, dass nur spitzenköche sich über versalzene suppen beschweren dürfen.
dabei ist das gegenteil der fall. durch kritik können dinge besser werden. kritik ist auch ein toller stress-test: wie gut können leute unter druck arbeiten? halten sie dem druck der öffentlichkeit stand? können sie krisenkommunikation? sind sie lernfähig? können sie relevante kritik von quatsch unterscheiden? sind sie souverän und von ihrem projekt überzeugt?
mindestens einer der künftigen krautreporter hat auch schon frühzeitg erkannt, dass man seine eigenen defizite und schwächen hervorragend von dritten vertikulieren lassen kann — wenn man denn will. peer schader sagt in seinem krautvideo (fettungen von mir):
ich glaube, der grosse vorteil von online ist natürlich tatsächlich, dass ich die möglichkeit eines feedbacks habe. das heisst als journalist muss ich mich natürlich darauf einstellen, dass ich eins um die ohren bekomme, weil die leser im zweifel auch schlauer sind als ich und was dazu beitragen können, aber das stärkt ja im grund genommen nur das produkt. weil mein job isses möglichst viel rauszufinden. deshalb rede ich mit fachleuten, aber wenn die leute gleichzeitig leser sind, hab ich da ja kein problem mit. das ist ja im gegenteil ganz wunderbar. dann können die auch was dazu beitragen, dass die geschichte besser wird, oder dass ich beim nächsten mal weiss, dass die geschichte besser wird — oder was ändern kann.
im grund genommen ist ein grosser teil meiner recherche immer wieder das feedback, das ich von den lesern bekomme, die einfach natürlich viel breiteres wissen haben oder einfach auch an orten sind, wo ich nicht so schnell hinkomme.
sehr vorausschauend der peer. guter mann (keine ironie). allein für den, lohnt es sich 5 euro im monat zu investieren. das mach ich dann auch, sobald die krautreporter ihre verkackte bezahl-technik im griff haben.
weil ich heute nen 129-zeichen-witz gemacht habe, über die unterrepräsentierung von frauen in der geplanten krautreporter-redaktion (22:6), weiter unten noch ein paar ergänzende worte dazu:
sollte dieses krautreporter-dings scheitern, wird in 6 monaten ein erneuter versuch gestartet unter dem namen krautreporterinnen.
ich habe es nur mit halben ohr mitbekommen, aber auf twitter und ein paar kommentarspalten war ich nicht der einzige, der dieses auffällige ungleichgewicht in der geplanten redaktion festgestellt hat. die diskussionen auf twitter gingen dann wohl an manchen stellen in die richtung, dass hinweise auf dieses auffällige ungleichgewicht irgendwie miesmuffelig und verkrampft politisch-korrekt wirkten.
ich stelle mir da ne ganz andere frage; wenn ich eine oder mehrere bestimmte gesellschaftliche gruppen um unterstützung bitte, sollte ich dann nicht wenigstens versuchen den eindruck zu erwecken, dass ich mich für diese gruppe etwas mehr als zu 21 prozent interessiere?
ich finde die frage nach dem frauenanteil auch gar nicht irre politisch oder eine frage nach „korrektheit“, sondern eher eine nach den eigenen zielen und den leuten die man ansprechen möchte. für leicht adipöse, mittelalte, relativ gut gebildete, internetaffine, weisse mittelschichtmänner verspricht krautreporter beim blick auf die redaktionsmitglieder ein spannendes dings zu werden. deshalb habe ich mich auch gleich zum start versucht als unterstützer einzutragen (vorerst aus technischen gründen gescheitert).
aber wenn man interesse und vertrauen ausserhalb dieser etwas begrenzten zielgruppe erzeugen will, müssen die 22 krautreporter und 6 krautreporterinnen wohl noch ein bisschen überzeugungsarbeit leisten. denn wenn man schon in der startaufstellung klar zeigt, dass man kein übermässig grosses interesse an der beteiligung von frauen hat, kann es eben auch passieren, dass frauen kein übermässig grosses interesse an der unterstützung eines solchen vorhabens haben.
wolfgang lünenbürger sieht das etwas radikaler, hat aber eine (hypo-) these, die ich nicht völlig abwegig finde:
Denn die Bereitschaft von Frauen, sich zu engagieren und zu beteiligen, ist ein ziemlich guter Indikator für [die] Undoofheit [eines Vorhabens], so ist meine Erfahrung.
Q: Warum gibt es nur sechs Frauen, aber 19 Männer unter den Autoren?
A: Es stimmt: Wir haben es in der Vorbereitungsphase versäumt, auf mehr mehr Vielfalt in der Redaktion wie zum Beispiel ein ausgeglicheneres Verhältnis von Männern und Frauen im Team zu achten. Das wird uns in Zukunft nicht mehr passieren, und wir werden das Ungleichgewicht berücksichtigen, wenn das Projekt realisiert wird und wir die Redaktion erweitern.
dienstag habe ich mir den vortrag von friedemann karig angesehen. das thema hiess „Überwachung macht impotent!“ – Neue Narrative gegen Überwachung
war ein guter vortrag, allerdings war die einletung etwas lang.
die einleitung hat ungefähr 49 minuten gedauert.
dem eigentliche thema, „Neue Narrative gegen Überwachung“, hat friedmann karig dann 5 oder 10 minuten gewidmet. unter anderem hat er dann 3 neue (beta) narrative präsentiert.
für meinen vortrag hatte ich auch ne irre lange einleitung.
das thema der einleitung war angst. und zwar, dass wir alle angst haben. die regierungen vor terroranschlägen, die sicherheitsbehörden vor dem erneuten versagen und ihrer eigenen inkomptenz, wir vor dem staat der offenbar die demokratie zerstören will und es nicht schafft uns zu schützen.
wobei wir auch sehr anspruchsvoll sind:
wir wünschen uns sicherheit vor dem staat, also starke grundrechte.
wir wünschen uns aber auch einen starken staat mit effektiven ermittlungsbehörden. wenn es zum beispiel um die verhinderung von nazi-aufläufen geht, oder die aufklärung oder verhinderung der taten von nazi-mordbanden geht.
bis jetzt waren wir, wie unsere europäischen nachbarn, ganz froh, aussenpolitisch nicht allzu souverän zu sein, neuerdings wünschen wir uns aber ein starkes deutschland, ein deutschland, dass uns sicherheit vor ausländischen geheimen mächten bieten kann.
aber vor allem war das thema der einleitung, die ich gestern auf anraten meiner frau komplett aus dem vortrag geworfen habe, dass wir alle keine ahnung haben.
Wir laufen der Zeit hinterher und wissen überhaupt nicht, wie wir als Gesellschaft mit diesen technologischen Entwicklungen umgehen sollen.
— Juli Zeh
dieser satz von juli zeh ist übrigens eine elegante umformulierung eines bekannten ausspruchs unserer bundeskanzlerin. juli zeh spricht eigentlich von #neuland.
ich glaube wir hätten diesem merkel-wort nicht mit arroganz und internetversteher-obercheckertum begegnen sollen. sondern mit einem eingeständnis:
stimmt. das internet ist neuland. auch für uns. wir laufen nicht nur den technologischen entwicklungen hinterher, sondern auch den gesellschaftlichen — und zwar wir alle, nicht nur die politik.
wir stehen vor einem wald, der in flammen steht und sind schockiert, dass dieser wald den wir jahrelang gehegt und gepflegt und geliebt haben, plötzlich lichertoh brennt.
wir stehen davor und fragen uns wie das passieren konnte.
neben uns stehen menschen, die tanzen und sich freuen, dass nur der wald brennt und nicht ihre hütten am waldrand.
irgendwo steht sascha lobo und schreit:
tut doch was! irgendwas! spendet der feuerwehr geld! los! tut was!
was ich sagen will:
wir wissen nicht wie es passieren konnte.
wir wissen nicht was passiert ist.
wir wissen nicht was wir dagegen tun können und vor allem gegen wen oder was wir kämpfen sollen.
wir wissen nicht wie wir aus dem schlamassel wieder rauskommen sollen.
uns ist — wenn wir ehrlich sind — das lachen über merkels #neuland-spruch im hals stecken geblieben.
deshalb hat friedemann karig 49 minuten gebraucht für seine einleitung, um am ende drei vorschläge zu machen, wie wir die gefahr umschreiben könnten.
deshalb hat sascha lobo 2 stunden gebraucht, um eine handvoll vorschläge zu machen, wie wir die, die für totalüberwachung verantworlich sind, künftig nennen könnten.
jetzt hab ich meine einleitung weggeworfen — aber wie finde ich jetzt meinen einstieg?
vielleicht sollte ich als einstieg einfach mal sascha lobo widersprechen?
sascha — und viele anderen — meinen ja, mann müsse die regierung (oder die SPD) überzeugen uns zu schützen. wir sollten druck erzeugen, damit die politiker verstehen und unsere interessen (und rechte) schützen.
vielleicht ist das zu semantisch, aber erstens bin ich der überzeugung, dass sog besser wirkt als druck.
zweitens: zu verlangen dass der staat uns vor überwachung schützt, ist ein bisschen wie das verlangen, dass der staat uns vor bürokratie beschützen solle.
drittens: ich bin nicht sicher ob die bundesregierung druck braucht. ich glaube es herrscht durchaus überwachungsaffärendruck in der regierung. schliesslich ist nicht nur die regierung selbst (und wahrscheinlich einige andere verfassungsorgane) abgehört worden, ich gehe auch davon aus, dass die wirtschaftslobby kräftig druck macht wegen wirtschaftsspionage.
was fehlt ist nicht der druck, sondern lösungsansätze.
das sagt sich jetzt einfach, aber haben wir uns nicht immer selbst als internetversteher dargestellt?
das olle netzsperren-beispiel vor ein paar jahren zeigt wie es geht — oder gehen könnte: statt nein, haben wir irgendwann gesagt: löschen statt sperren.
ich glaube das war genau der punkt, der die wende gebracht hat. das war pragmatisch und lösungsorientiert. diesen differenzierten pragmatismus brauchen wir auch jetzt. nicht nur wut!
druck haben kürzlich auch 560 schriftsteller versucht aufzubauen. das wurde vollmundig im zentralorgan der schriftsteller und kulturschaffenden, der zeit, angekündigt:
über dem artikel stand:
560 Autoren wehren sich gegen Massenüberwachung
Hunderte Schriftsteller wehren sich gegen die digitale Ausspähung
ein Aufruf soll Bürger weltweit aufrütteln
wow, denkt man da. KÄMPFEN, WEHREN, AUFRÜTTELN!
im artikel ist dann allerdings weniger von „kämpfern“ die rede, als von „unterzeichnern“, die „alle Bürger auf[rufen], ihre Freiheitsrechte zu verteidigen“.
das hat mich zu einer kleinen subjektiven auswahl von grossen momenten des freiheitskampfes inspiriert:
(CC-BY-SA-3.0-DE, friedrich gahlbeck)
(CC-BY-SA-3.0, mstyslav chernov)
jedenfalls wird juli zeh in diesem artikel so zitiert:
Es wird sich langfristig nur etwas ändern, wenn sich auf breitester Basis durchsetzt, dass Überwachung die Demokratie gefährdet. Und wenn wir Intellektuelle jetzt aufstehen und unsere Meinung laut äußern, ermutigt das andere, es auch zu tun.
mit anderen worten, die führenden intelektuellen der welt rufen dazu auf, dass wir unsere meinung sagen?
und? hat der aufruf erfolg gehabt?
naja. einer ist aufgestanden und sagt jetzt seine meinung: akif pirinçci.
der hat zwar nicht die überwachung als gefährdung der demokratie ausgemacht, dafür aber einen „irren Kult um Frauen, Homosexuelle und Zuwanderer“.
spass (oder zynismus?) beiseite. was ich sagen will ist ernst gemeint: es gibt viele leute, die gesellschaftspolitisch völlig andere schwerpunkte setzen als wir.
oder polemisch ausgedrückt: so bescheuert wir die themen und ängste von pirinci und sarazin finden, so bescheuert finden möglicherweise auch viele unsere themen und befürchtungen im zusammenhang mit der NSA-äffäre. oder zumindest unsere prioritäten.
wir überzeugen niemanden durch dumpfes wiederholen unserer ein- und ansichten, so kristallklar sie uns selbst auch erscheinen mögen.
mich erinnert das ein bisschen an mustafa mutlu der seit zweieinhalb jahren vor dem auswärtiges amt protestiert. sein hungerstreik ist schon lange beendet hat, aber trotzdem sitzt oder steht er jeden tag mit seinem hungerstreik-schild vor dem auswärtigen amt und protestiert. bis heute.
zu ostern war mutlu übrigens im urlaub. auf der bank, auf der sonst sitzt, stand ein schild mit der aufschrift: frohe ostern!
überwachung gefährdet die demokratie
nochmal zurück zu juli zeh. ich glaube wir sind an einem punkt angelangt, an dem wir uns eingestehen sollten, dass kaum jemand den satz oben noch hören will. egal wie oft wir ihn wiederholen.
für viele scheint die demokratie trotz totalüberwachung weiterhin gut zu funktionieren.
oder: defizite der demokratie, werden von vielen anders erklärt.
kaum jemand will sein verhalten ändern oder über sein verhalten nachdenken.
niemand überrascht es zu hören, dass die amerikaner sich nicht an gesetze ausserhalb der USA halten — bzw. das die interessen der USA für die USA immer an erster stelle stehen.
niemand überrascht es zu hören, dass amerikanische geheimdienste an der parlamentarischen kontrolle vorbei operieren. ich habe erste berichte darüber gesehen, als ich vor 30 jahren angefangen habe tagesschau zu gucken.
niemand überrascht es, dass die deutsche regierung die eigenen interessen, denen ihrer internationalen partner unterordnet. (ich glaube übrigens, dass das im prinzip nicht die schlechteste wahl ist und auf eine lange geschichte zurückgeht.)
Es lohnt sich, jetzt zu kämpfen, damit die Überwachungsgesellschaft nicht zur akzeptierten Normalität wird.
— sascha lobo
sascha lobo hat letzte woche in seiner kolumne und am dienstag in seinem vortrag davor gewarnt, die normalität als normalität anzuerkennen. im ernst, ich frage mich: ist die überwachung nicht schon längst akzeptierte normalität?
das schliesst nicht aus, dass es sich lohnt widerstand zu leisten und gegen überwachung zu kämpfen.
wobei sich mir aber mehrere fragen stellen:
lebten wir nicht schon immer in einer Überwachungsgesellschaft?
und hat das internet nicht einfach nur mehr effektivität und eine andere dimension in die Überwachungsgesellschaft gebracht?
oder nochmal anders gefragt:
ist überwachung vielleicht nur ein symptom, nicht die ursache des problems?
ist überwachung quasi dem wesen des internets — zumindest so wie wir es derzeit nutzen und angelegt haben — inhärent, also eingebaut?
sascha hat das am dienstag auch angedeutet. mit einem marcuse-zitat, der sagte „herrschaft“ sei schon in der konstruktion von technologie mit angelegt. ich zeige den screenshot aber nur deshalb, weil auf meinem foto sascha lobo wie shrek aussieht.
ich glaube sicherheitslücken, datenlecks — und eben auch überwachungspotenziale — sind in die DNA des internets gewoben — murphy's law, „Alles, was schiefgehen kann, wird auch schiefgehen“, gilt auch fürs internet.
bevor ich jetzt postprivacy sage, benutze ich lieber eine weitere analogie:
das internet ist wie der flugverkehr. durch technologie und beschleunigung verkleinert es die welt.
und so wie maschinen, die man mehrere tausend meter über die erdoberfläche beschleunigt, eben auch unkontrolliert zu boden kommen können, fliegen uns — mit und ohne sicherheitsmassnahmen — eben auch hin und wieder mal unsere daten um die ohren. das risiko für daten-GAUs oder flugzeugabstürze lässt sich eindämmen, aber niemals ausschliessen.
man sagt ja immer analogien zum verkehr, funktionieren beim internet nicht. aber trotzdem machts irgendwie jeder:
al gore mit seiner datenautobahn
ursula von der leyen mit stop-schildern
und der verein digitale gesellschaft e.v. mit maut-schildern
ich glaube, das internet und überwachung gehören zusammen, wie der strassenverkehr und verkehrstote.
beides ist grässlich, aber jeweils inhärent. die risiken lassen sich reduzieren, aber nie ganz ausschliessen.
in beiden beispielen lässt sich das risiko durch zwei parameter reduzieren:
durch eine einschränkung von bequemlichkeit oder freiheit
und durch verbesserung von technologie
die entwicklung der sicherheitstechnik beim auto zeigt meiner meinung nach, dass wir durchaus zu einer grossen portion zukunftsoptimismus oder technikgläubigkeit berechtigt sind. die autos und strassen mögen früher hübscher gewesen sein als heute, aber sichererer waren strassen und autos früher eindeutig nicht.
das was sich in den letzten jahrzehnten bei der sicherheit von autos getan hat ist beispiellos. beispielhaft ist aber die implementierung der sicherheitssysteme in automobile.
die systeme sind standardmässig aktiviert. niemand muss irgendwas aktivieren oder konfigurieren
die meisten systeme schränken den komfort nur minimal ein
sicherheit geht immer vor komfort, schränkt den komfort aber meist nicht ein
so wie wir es jetzt unglaublich finden, dass menschen bis in die 70er jahre meist ohne sicherheitsgurt (oder ohne dreipunktgurt) auto gefahren sind, werden wir wahrscheinlich auch in 40 oder 20 oder 10 jahren auf unsere netz-nutzungs-gewohnheiten zurückblicken und sagen:
wie konnten wir uns damals so leichtsinnig sein und unverschlüsselte mails verschicken?
unglaublich: früher haben wir passwörter benutzt?
nochmal zurück zum thema des vortrags. welches thema?
das ist ja eigentlich gar nicht das thema, sondern eine anspielung auf einen filmtitel.
das thema mit dem ich mich eigentlich beschäftigen wollte, lautet: kann man den überwachungsstaat eigentlich schlagen? vor allem: wie?
In dem Moment in dem ich meinen Feind verstehe, ihn gut genug verstehe um ihn zu schlagen, in genau diesem Moment liebe ich ihn auch.
— Andrew (Ender) Wiggins
das zitat aus enders game impliziert das verständnis des gegners mit das wichtigste ist.
um den vortrag vorzubereiten habe ich beispiele gesucht, in denen der staat durch proteste zum einlenken gezwungen wurde (siehe: sog statt druck) und wo man es auch gegen eine öffentliche mir-doch-egal-haltung schaffte, eine breite öffentliche wirkung zu erzielen. das folgende ist jetzt ein kurzer exkurs in die 60er jahre.
bill hudson nahm dieses foto am 3. mai 1963 in birmingham, alabama auf.
man sieht auf dem bild einen sehr jungen schwarzen bürgerrechtler, der von einem polizeihund angegriffen wird. viele sind der meinung, dass die proteste in birmingham und vor allem dieses bild die entscheidende wende im kampf gegen die rassentrennung brachte.
birmingham war damals eine der am gründlichsten und radikalsten rassengetrennten städte der USA. die bürgerrechtsbewegung hatte jahrelang gegen rassentrennung und benachteilungung schwarzer bürger gekämpft, aber mit diesem foto schien sich plötzlich der wind zu drehen.
ein jahr nachdem dieses foto auf den titelseiten der nyt und vieler anderer tageszeitungen erschien, verabschiedete der US-kongress den civil rights act von 1964. die proteste in birmingham galten als der ausschlaggebende grund für dieses gesetz.
zuvor hatte martin luther king und seine bewegung neun monate vergeblich versucht in albany, georgia gegen die rassentrennung zu protestieren — ohne nennenswerte erfolge. vor allem, weil der polizeichef laurie pritchett es verstand (fotogene) gewalt beim umgang mit den protestierenden zu vermeiden.
in birmingham waren die bürgerrechtler ständig in lebensgefahr. einer der ansässigen bürgerrechtler, fred shuttlesworth, entging knapp einem bombenanschlag des kkk.
in birmingham versuchten die bürgerrechtler es mit konfrontation (project c, für confrontation). mit dem project c und den gewaltfreien protesten sollte bundesweite aufmerksamkeit auf die „the biggest and baddest city of the South“ gelenkt werden. in der ersten phase setzten sich schwarze auf für weisse reservierte plätze, liessen sich mitunter bespucken, festnehmen und verprügeln. bedient wurden sie nie.
das ziel war, die lokalen gefängnisse mit bürgerrechtlern zu füllen. der plan ging nicht auf, da nicht ausreichend viele der protestierenden festgenommen wurden, um die funktionsfähigkeit der stadt zu beeinträchtigen.
auch die eskalation durch eine provozierte festnahme von martin luther king brachte nicht die gewünschten erfolge, vor allem gab es immer weniger freiwillige die bereit waren sich festnehmen zu lassen.
in einer weiteren eskalation begannen die bürgerrechtler kinder und jugendliche für die proteste zu rekrutieren und zu schulen. an einem der ersten protesttage wurden 600 schüler festgenommen, der jüngste war 8 jahre alt. ingesamt führte dieser tag zur festnahme von 900 personen.
weil die gefängnisse nach ein paar tagen voll waren, versuchte der polizeichef in den folgenden tagen die protestierenden mit wasserwerfern und hunden aus den strassen zu vertreiben.
das bild vom 3. mai 1963 rief so starke reaktionen hervor, dass es nicht nur eine profunde wirkung auf die welt ausserhalb von birmingham hatte, sondern auch die reihen hinter martin luther king schloss. dessen art die proteste zu planen und zu führen, war zuvor in der schwarzen community heftig umstritten.
der junge auf dem bild heisst walter gadsden. er war damals 15 jahre alt. seine familie war eher konservativ und besass zwei tageszeitungen in birmingham, die king scharf kritisierten. gadsen kam zu den protesten eigentlich nicht als protestler, sondern als zuschauer.
weshalb ich das erzähle?
weil ich mir einbilde parallelen von der bürgerrechtsbewegung der 60er jahre zur grundrechtsbewegung 2014 zu sehen.
die bürgerrechtsbewegung damals
hatte keinen besonders breiten gesellschaftlichen rückhalt (im gegenteil) und
weder der kongress noch das weisse haus hatte interesse an reformen. kennedy sympathisierte zwar mit den zielen der bewegung, sah sich aber wahrscheinlich nicht in der lage reformen durchzusetzen
die bürgerrechtler und ihre methoden (vor allem kinder einzusetzen) wurden auch von schwarzen heftig kritisiert
die probleme der schwarzen waren vielen amerikanern egal oder es war ihnen unangenehm darüber nachdenken zu müssen (wer nicht schwarz ist, hat auch nichts zu befürchten)
erst jahrelanger, mühsamer und lebensgefährlicher protest, mit ständig verfeinerten strategien, führte zu ersten reformen.
durch die provokation der staatsmacht, entstanden starke, symbolische bilder, die als projekttionsfläche dienen konnten. noch wichtiger. die proteste zeigten, dass man mit gezielter provokation, mut und gewaltlosigkeit, eine position der schwäche in eine position der stärke verwandeln kann.
das bild auf dem gadsen von polizeihunden angegriffen wird, kommt übrigens nicht ohne einen kleinen taschenspielertrick aus.
wenn man genau hinsieht, sieht man, dass gadsen sich nicht wehrlos vom hund angreifen lässt, sondern dass er sein knie in richtung des hundes bewegt. es hiess später im lager der protestierenden, gadsen habe dem hund den kiefer gebrochen.
können wir da was draus lernen? wie können wir den überwachungsstaat schlagen?
1 aufbauschen
das erste problem das ich sehe ist das rhetorische aufbauschen. auch, und vor allem, von uns.
ständig beschwören wir die demokratie-apokalypse.
die gefährdungen der demokratie die wir an die wand malen sind für viele nicht nachvollziehbar
ein bisschen haben wir das gleiche problem wie die us-regierung vor ihrem letzten einmarsch in den irak. für dessen legitimierung wurde die gefahr aufgebauscht.
was joschka fischer und viele deutsche allerdings nicht überzeugte.
wenn wir andere (und uns selbst) überzeugen wollen, müssen wir besser argumentieren. we have to make our case. wir müssen die realen gefahren besser herausarbeiten. ohne colin-powel-taschenspielertricks.
sascha lobo hat „diese überwachung“ mit radioaktivität verglichen. unsichtbar, unschmeckbar, vage (aber gefährlich). ich frage: wo sind die strahlenopfer? auch markus beckedahl vermisst die toten robbenbabies des überwachungsskandals.
2 gegen wen?
wir wissen nicht wer unser gegner ist und wir wissen nicht was unser ziel ist (ausser der rettung der demokratie).
sind wir gegen die NSA? GHCQ? FSA? BND? BKA? FBI? CIA? den chinesischen geheimdienst? die einwohnermeldeämter?
sind wir gegen die grossen netzkonzerne? eher gegen google oder facebook? gegen kleine startups, die besonders lässig mit benutzerdaten umgehen?
sind wir gegen die bundesregierung? für eine starke bundesregierung? für ein no-spy abkommen? für mehr staatliche souveränität, gegen unsere verbündeten?
sind wir gegen die datenweitergabe zwischen „befreundeten“ geheimdiensten?
wenn ja, wollen uns also voll und ganz auf unserer eigenen dienste verlassen?
wohin deren kompetenzen führen, hat kürzlich auch einen untersuchungsausschuss beschäftigt.
sind für mehr parlamentarische kontrollen? nur wo dann? erstmal nur in deutschland? was ist mit den USA? in GB? in china?
wollen wir mehr datenschutz? wenn ja, datenschutz eher in der ausprägung eines thilo weichert oder eines peter schaar? wäre thilo weichert ein guter bundeskanzler?
wenn wir gegen videoüberwachung protestieren, müssen wir dann nicht auch gegen das instagrammen von menschen ohne schriftliche genehmigung sein?
ich habe kürzlich thomas gottschalk am kollwitz-platz gesehen. der hat dort (wahrscheinlich) mit seinen enkeln gespielt. mein erster impuls war: foto! mein zweiter: twitter! mein dritter: wieso eigentlich?
ich wiederhole mich, aber ich glaube es ist nicht übertrieben zu behaupten, dass uns nicht mal ansatzweise klar ist
gegen was wir kämpfen
wer der gegner ist
wie lösung aussehen könnten
und wie wir diese lösungen erreichen, bzw. erkämpfen wollen
3 symbole
uns fehlen die narrative, oder genauer, die symbole. vor allem symbole die zur projektion geeignet sind.
gegen bestimmte überwachungs-verherrlichungs-narrative der amerikaner kommen wir allerdings ganz schwer an.
hier konstruiert die US regierung eines der mächtigsten narrative zur rechtfertigung ihres überwachungsapparats.
das bild was hier konstruiert wird, ist stärker als jedes tote robbenbaby.
gegen ein narrativ, dass so simpel ist, dass man es in den sand zeichnen könnte, kommt man schwer an.
wir kämpfen mit den angestaubten begriffen unserer elterngeneration:
Datenschutz
Privatsphäre
Gläserer Bürger
aus der stasi 1.0-überwachung liessen sich wirksamere visualisierungen von unrecht konstruieren.
das liegt vor allem daran, dass die überwachung schreckliche, sichtbare folgen hatte. für tausende menschen. über jahrzehnte hinweg.
die (konkreten) opfer des modernen überwachungsstaats lassen sich (zumindest im westen) an ein paar händen abzählen. glaub ich.
was uns bitter fehlt, sind bilder, symbole dieser art.
dieses bild hat sog!
4 umdenken
wir müssen umdenken können lernen.
[Die neuen Herausforderungen] erfordern […] eine veränderte Sichtweise und die radikale Abkehr von bisher für selbstverständlich hingenommenen Denk- und Handelsweisen. Denn eines ist klar: Vieles wird nicht mehr so sein, wie es einmal war.
das hat martin weigert 2009 geschrieben um den wandel im handel, kultur- und medienbereich zu umschreiben.
das gesagte gilt aber eigentlich auch für unsere sicht auf privatsphäre und freiheit. die konzepte für privatsphäre und freiheit haben sich in den letzten 4000 jahren immer wieder gewandelt und den gegebenheiten angepasst.
die dinge sind jetzt besonders im wandel, weil die technologie das recht vor sich hertreibt. im positven wie im negativen: technologie ist dem rechtsystem immer weit voraus.
wie wir die technologie im rechtsystem verankern wollen, müssen wir diskutieren und neu-denken.
wir sind weder die krone der schöpfung, noch sind unsere derzeitigen konzepte von privatsphäre und freiheit die kronen der philosophie oder soziologie. da ist noch platz nach oben, links und rechts.
Aus Angst vor Veränderungen, die sie nicht kontrollieren können oder die sie dazu zwingen würden, sich selbst zu verändern, wählen [Konservative] die Bequemste aller Lösungen, den Stillstand.
das hat ronnie grob über konservative geschrieben. wenn man das so liest, müsste uns klar werden, dass wir auch sehr, sehr konservativ sind — zumindest wenn es um unsere eigenen rechte und privilegien geht.
5. stop worrying
ich habe das gefühl, wir sind die einzigen sind die wütend sind. unsere wut ist aber nicht ansteckend. unsere wut und ungläubigkeit angesichts der monstrosität der totalüberwachung macht uns auch blind für das wesentliche.
.
wir sollten unsere wut in konstruktive, pragmatische lösungen fliessen lassen
wie umgehe ich überwachung? wie kann die sicherheit der kommunikation verbessert werden? wie lassen sich gefährdete menschen schützen?
sicherheit muss leichter, integrierter, inhärenter werden.
die sicherheitssysteme beim auto sind beispielhaft, vor allem in der bedienung.
wir müssen den dreipunktgurt neu erfinden!
6. play the system
ich habe immer gerne geglaubt, dass geheimdienste vor allem deshalb im geheimen werkeln, um ihre inkompetenz und unfähigkeit zu verbergen.
das ist wie mit den scheinriesen. wenn sie weit weg sind erscheinen sie monströs, je näher man ihnen kommt desto kleiner erscheinen sie.
geheimdienste sind vor allem deshalb effektiv, weil sie es schaffen, angst und schrecken zu verbreiten.
wir haben aber dank snowden neuerdings einen entscheidenden strategischen vorteil: wir wissen wie sie arbeiten.
warum haben wir diesen vorteil bisher so wenig genutzt?
um starke bilder zu bekommen, brauchen wir provokation. in diesem sinne ganz famos wäre zum beispiel, wenn nach einer snowden befragung der NSA-untersuchungsausschuss geschlossen in die USA reisen würde und dort festgenommen würde. festgenommene deutsche parlamentarier in guantanamo bay — was für ein bild! welch einen sog das erzeugen würde!
die täter benennen hat sich sascha ausgedacht. finde ich super.
und wie das mit dem spott aussehen kann, sieht man, wenn man in diesem video in dem glenn greenwald mit dem ehemaligen NSA chef michael hayden debattiert (link zum video, link zu sekunde 4364).
diese art von gesichtern von NSA-verantwortlichen, möchte ich in der nächsten jahren gerne öfter sehen.
ich könnte die liste noch weiter führen. aber jetzt hab ich keinen bock mehr.
wichtig ist: es gibt wege unsere schwäche in stärke umzuwandeln.
unbeantwortet ist aber immer noch die frage, warum ich denn jetzt die überwachung zu lieben gelernt habe. erstens: das war ein scherz. eine provokation. irgendwas musste ich ja beim call for papers schreiben. zweitens: weil ich glaube, dass man seinen arsch nur hochbekommt, wenn man getreten wird.
also ich zumindest. drittens: die überwachung hilft uns das eigentliche problem zu erkennen
und viertens: dank totalüberwachung erinnern wir uns wieder daran, dass freiheit nicht gegeben, sondern genommen wird.
A very interesting word that has no equivalent in English, but is amazing... pic.twitter.com/qle4SRaTVk
— Jeremy Trevathan (@JezzaTrev) May 6, 2014
diese schale war mal kaputt. irgendwer hat sie repariert. die technik heisst kintsugi. kintsugi ist eine kunstform die keramik mit gold- oder silber-lack repariert und die ansicht vertritt, dass etwas schöner werden kann, wenn es vorher zerbrochen war.
die schönheit des kaputten — oder eben, wenn man so will — internetoptimismus.
aber es gibt auch einen grund, warum ich diese total-überwachungs-scheisse hasse. der wichtigste grund, etwas gegen die totalüberwachung der überwachungsesoteriker zu tun?
wir müssen alles tun, damit sascha lobo wieder witzig wird!
— Silvia Renauer (@SilviaRenauer) May 8, 2014
ich möchte vor allem dem internet danken, ohne das ich diesen vortrag (über das internet) nicht hätte vorbereiten können. sehr viel inspiration habe ich aus malcolm gladwell’s buch „David and Goliath: Underdogs, Misfits and the Art of Battling Giants“ gezogen. viele dinge sind mir während der recherche in meinem RSS-feed entgegen geflogen, ein grosser teil über stellar.io. ganz wichtig war das frühe gegenlesen von patrcia cammarata und der beifahrerin. dank der beiden habe ich den vortrag einigermassen straffen und aufs wesentliche reduzieren können. dank geht auch an die republica, auf der ich durch gespräche und vorträge noch einiges an input für den vortrag aufnehmen konnte. eine oft unterberichtete eigenschaft der republica ist nämlich, dass sie sehr, sehr gut zum nachdenken anregt. und vielen dank an das super freundliche und positive publikum, das einzige publikum der welt, dass über keynote-effekte lachen kann.
hier nochmal die video-aufzeichnung eingebettet:
beim tagesspiegel-interview hatte ich meine session-planung natürlich noch nicht gemacht und deshalb lediglich die rede zur lage der nation empfohlen. heute sieht mein plan für die republica so aus:
10:00 bis 11:00 schlange stehen für die akkreditierung
wenn ich dann noch sitzen kann, 18:45 bis 19:45 zehn jahre bildblog, sollte das langweilig zu werden drohen, redet torsten kleinz von 19:15 bis 19:45 über bullshit.
ich bin ein grosser fan der RSS-leseapp reeder. ich synchronisiere sie seit ein paar jahren mit meiner fever-installation. morgens und abends im bett, sowie auf dem weg zur und von der arbeit verbringe ich täglich ein paar stunden mit der reeder-app. ich kann nicht sagen dass ich unzufrieden bin, die app funktioniert hervorragend offline, also in den berliner u-bahn schächten, die eine no-go-area für das internet von o₂ zu sein scheinen. reeder speichert die meisten beitragsbilder für offline-zugriff und vor allem funktioniert auch das abspeichern von pinboard- oder instapaperlinks in der u-bahn zuverlässig (indem die links an die jeweiligen server übertragen werden, wenn wieder netz verfügbar ist).
ansonsten mag ich es sehr, dass ich mit dem reeder einerseits angenehm lesen kann und andererseits wirklich schnell durch die feeds huschen kann.
es gibt aber auch ein paar sachen die mich am reeder nerven.
er stürzt er zu oft ab. aus meiner sicht grundlos, meistens wenn ich ein bookmark speichern möchte
wenn ich den reeder aus dem hintergrund zurückhole zeigt er mir meistens den letzten offenen artikel an (leider oft nicht an der letzten leseposition). manchmal tauscht er diesen offenen artikel dann aber während des synchronisierens im hintergrund aus unerfindlichen gründen mit einer weissen seite aus.
ein bookmark zu speichern benötigt mindestens 3 klicks (noch mehr, wenn der reeder abstürzt): klick auf das sharing-symbol, klick auf das pinboard-symbol, klick auf das ok-speichern-symbol. zudem sind die beiden ersten symbole im unteren bildschirmbereich, das OK-symbol aber ganz oben rechts. das überfordert leider meistens meinen daumen und erfordert ein umgreifen.
der entwickler silvio rizzi hat die app schon seit monaten nicht mehr aktualisiert was ich angesichts der offensichtlichen bugs ein bisschen enttäusched finde.
wegen dieser problemchen war ich offen den RSS-leser unread auszuprobieren, von dem ich gestern erstmals hörte. tatsächlich macht diese app einiges besser. bei der einrichtung der accounts (bei mir fever und pinboard) bietet die app einen link zur 1password-app, zum nachsehen des passworts. sehr praktisches detail. das speichern eines links bei pinboard erfordert nur noch zwei klicks ohne daumenverrenkung — und einen wisch. die artikel lassen sich auf dem gesamten iphone-bildschirm lesen, überflüssige bedienelemente sind komplett ausgeblendet.
durch den (zeitweiligen) wechsel der app sind mir aber auch gleich wieder die sachen aufgefallen die ich am reeder sehr zu schätzen gelernt habe:
im reeder kann ich bilder mit einer (pinch-) handbewegung vergrössern (sehe gerade, in unread gehts per klick und pinch)
im reeder gibt es eine readability-funktion mit der ich (solange ich online bin) gekürzte RSS-feed-artikel nach einem klick im volltext lesen kann
unread scheint pinboard links die ich abspeichere während ich u-bahn offline bin nach einem vergeblichen versuch und einem hinweis zu verwerfen. das ist leider ein K.O-kriterium. explizit gespeicherte informationen dürfen beim heutigen stand der technik nicht einfach verloren gehen. da nützt auch eine hochglanzoberfläche nichts, wenn dahinter scherben liegen. beim reeder ist mir bisher, trotz vieler abstürze, noch nichts verlorenen gegangen.
uninteressante artikel kann ich im reeder mit einem button überspringen. in unread muss ich sie wegwischen, bei langen artikel unter umständen sehr weit.
reeder aktualisiert sich nicht von alleine im hintergrund. unread schon. das heisst wenn ich morgens oder abends in die u-bahn gehe und vergessen habe den reeder vorher 3 minuten laufen zu lassen, sitz ich mit stunden- oder tage-alten artikeln in der u-bahn.
unread ist super detailverliebt und ambitioniert. eine wunderbare app. ich glaube, ich könnte mich an die minimalistische art zu lesen gewöhnen. reeder scheint gerade nicht besonders viel aufmerksamkeit vom entwickler zu bekommen — obwohl ich finde dass er diese aufmerksamkeit gut gebrauchen könnte, wenn er die beste RSS-leseapp bleiben will. denn unread ist ihm dicht auf den fersen, spätestens wenn unread keine daten mehr verliert, drohe ich umzusteigen.
zu ostern sind wir wieder zu den schwiegereltern der beifahrerin gefahren. über cardelmar habe ich bei europcar ein auto für 153 euro vom karfreitag bis zum dienstag nach ostern gemietet. die mietwagenqualifizierung war CDMR, was laut mietwagen-talk.de bedeutet, dass das auto c-ompact sei, 4 d-üren hat, m-anuell geschaltet wird und klimatisiert sei. bei europcar bekäme man dafür ein auto wie den skoda yeti, einen opel meriva oder einen golf 1.6 TDI. ausgehändigt wurd mir dann aber ein golf GTI. die beifahrerin sagte, als sie das auto sah, nur ein wort: „spoiler!“.
mich hats gefreut, weil an dem auto fast alles automatisch ist. die temperatur im innenraum, die scheibenwischer, die aussenbeleuchtung, stauanzeige und umfahrung — ausser gas geben, einen der 7 gänge einschalten und bremsen muss man fast nichts tun. man kommt auch sehr schnell voran, bis die beifahrerin einen anschreit, man solle jetzt bitte sprit sparen.
jedenfalls stand ich mit dem golf GTI und der beifahrerin auf der rückbank gestern vor einer filiale der kreissparkasse heinsberg. wir warteten auf meinen vater, der sich gerade am geldautomaten bargeld kaufte. in der sparkasse sprach ihn eine frau an, die sich sorgen über den golf GTI vor der tür machte. sie meinte zu meinem vater, dass der wagen aus hamburg sei und der fahrer „eigenartig“ aussähe.
die dame machte sich sorgen, überfallen zu werden. da die leute in heinsberg meinem vater zu vertrauen scheinen, konnte er sie mit dem hinweis beruhigen, dass der eigenartige typ draussen im golf sein sohn sei.
interessant finde ich jedenfalls, dass es tatsächlich leute gibt, die golf GTI ernst nehmen.
dinge die in the barn verboten oder ungern gesehen sind:
kinderwagen
laptops
hunde
aufs klo gehen (es gibt kein klo)
milch und zucker im filterkaffee
kaffee vor 8:30 uhr
reservierungen
wenn auch nicht explizit ausgeschlossen wie die oben genannten punkte, vermute ich, dass in the barn auch weisse socken, sandalen, shorts, basballschläger, clownskostüme und motorsägen ungern gesehen sind. gern gesehen scheinen jedoch vollbärte und dicke brillengläser, baseballkappen und wollmützen zu sein.
witzigerweise, auch wenn der erste teil dieses textes so interpretiert werden könnte, stören mich die vorschriften der barn-betreiber nicht im geringsten. im gegenteil. mich erinnert der besuch in the barn ein bisschen an einen besuch in einem restaurant im new yorker china town vor ein paar jahrzehnten. dort sprach niemand englisch (oder alle taten so), die speisekarte war ausschliesslich chinesisch und niemand machte sich die mühe auf meine gewohnheiten einzugehen. wenn ich mich recht erinnere suchte ich mir zwei sachen von der karte nach preis aus und liess mich überraschen.
der deal lautete: euer laden, eure regeln, ich lasse mich da heute gerne drauf ein und wenn ich glück habe, erlebe oder schmecke ich etwas, was ich vorher noch nie geschmeckt habe. eigentlich ist das bei fast jedem restaurantbesuch (nicht nur im ausland) so und andererseits natürlich auch der grund, warum mcdonalds und subway (oder starbucks) international so erfolgreich sind: das risiko des unbekannten und neuen will nicht jeder ständig eingehen. weil experimente oder sich auf fremde oder neue geschmäcker und gewohnheiten einzulassen auch schiefgehen und im ekel enden kann.
soll mir also recht sein, wenn man in the barn sagt:
Our handbrewed coffees have a spectacular range of notes and flavours. They are roasted lightly and with great care to bring out the individual characteristics of a bean. We only serve these coffees without milk or sugar to showcase those fantastic flavours.
am samstag hab ich mir dort dann also (auf empfehlung von bosch) einen kaffee aus der aeropress bestellt. der wurde mit erstaunlich wenig kaffeepulver und erstaunlich viel wasser zubereitet, so dass ich am ende ein kännchen duftenen filterkaffee hatte. die barista meinte, als sie ihre nase über das fertige produkt hielt, dass der kaffee nach sherry röche. auf meine frage, ob das was gutes sei, nickte sie.
wie ich das bereits von meinen eigenen aeropress-experimenten kenne fehlte dem kaffee jede bitterkeit. er hatte in der tat einiges an aromen zu bieten, aber leider auch ein paar saure noten. nicht unangenehm, im gegenteil, aber merklich. in der asiatischen küche kontert man die sauren noten mit süsse, aber das ist bei den filterkaffees in the barn, wie gesagt, verboten:
We do advise not to use sugar for various reasons but mainly because it distracts from wonderful coffee flavours. However, if you must we offer Whole Cane Sugar from dried unrefined natural sugarcane juice.
weil zucker vom geschmack ablenkt, bietet man also zur not eine zuckerart an, die einen sehr starken (karamelligen) eigengeschmack hat. ich benutze auch seit jahren fast ausschliesslich vollrohrzucker im kaffee, aber das mit der logik ist bei the barn wohl eher zweitrangig.
wie gesagt, ich mag das konzept der barn: einen laden um ein gutes produkt herum aufbauen und das so pur wie möglich zu verkaufen, auch auf die gefahr hin damit bevormundend oder elitär zu wirken. trotzdem werde ich wohl nicht zum stammkunden dort werden. einerseits weil ich mir mittlerweile zuhause nicht nur guten kaffee machen kann, sondern auch, weil ich den dann auch so trinken kann wie ich es mag: vor einem laptop, vorm fernseher, mit zucker, ohne zucker, mit milch, ohne milch, mit bier oder ohne bier. und nach dem kaffee aufs klo gehen ist auch was tolles.
obwohl einen flat white, ich glaube das ist ein kaffee mit demeter-milchschaum, werde ich dort irgendwann nochmal probieren.
original: „Now, if you’ll excuse me, I have to go grind a gap in my front teeth.“
übersetzung von faz-redakteur michael hanfeld: „Wenn Sie mich nun entschuldigen, ich muss die Lücke zwischen meinen Vorderzähnen schließen.“
übersetzung google translate: „Nun, wenn Sie mich entschuldigen, 1 müssen an Dann gehen die von der Lücke in der My vorderen Zähne.“
übersetzung vom bing-übersetzer: „Jetzt, wenn Sie mich entschuldigen, ich muss gehen, eine Lücke in meine Vorderzähne zu mahlen.“
meine übersetzung: „wenn Sie mich nun entschuldigen würden, ich muss mir eine lücke zwischen die vorderzähne schleifen“
übersetzung der serienjunkies: „Nun entschuldigt mich bitte, ich muss mir eine Zahnlücke in meine Schneidezähne scharben.“
(alternativ ginge natürlich auch ein denglischer gag: „ich muss mir einen briefschlitz in die vorderzähne schleifen“)
robert m. maier, der gründer eines shopping-portals, dass mittlerweile zu axel-springer gehört, durfte im feuilleton der faz einen text veröffentlichen, der offenbar von niemandem gegengelesen wurde (wie bei mir übrigens auch).
man kann google von sehr vielen seiten aus kritisieren, aber aus der ecke eines sich benachteiligten fühlenden, direkten wettbewerbers verliert kritik sehr schnell an überzeugungskraft. erst recht wenn die kritik so unpräzsise, unstrukturiert und arm an argumenten verfasst wird, wie in diesem fall. anbei ein paar stellen, die mir beim lesen besonders ins auge fielen.
Google baut auf den Suchergebnisseiten immer mehr und immer prominenter Werbung für eine Produkte ein (Google AdWords, Google Shopping).
das mag schon stimmen, aber was sind „eine Produkte“?
So zahlt Google an die Herstellerfirma des wichtigen Ad-Blockers Eyoe, damit diese bestimmte Werbungen nicht mehr blockt. Das ist sicherlich nicht zum Wohle aller Nutzer.
die firma heisst eyeo, der adblocker adblock plus und wenn man sich die mühe macht an adblock plus rumzukonfigurieren, kann man „diese bestimmten Werbungen“ durchaus blocken. beeindruckend finde ich jedenfalls, dass robert m. maier adblocker in der faz als weg zum benutzerwohl bezeichnet und ihm firmen, die gegen adblocker vorgehen, angst machen.
am rande bemerkt, faz.net macht sowohl werbung für adblocker („Fazit: Adblock IE ist eine gelungene Antwort auf Dauerwerbung im Netz“), als auch dagegen.
Über die Einhaltung der Google Guidelines scheint hingegen Google ganz allein zu entscheiden, wie es aussieht, hinter verschlossenen Türen, ohne anderen Website-Betreibern die Chance zu geben, sich zu verteidigen. Was für ein Satz: sich vor Google verteidigen!
finde ich gut, wenn man sich über seine eigenen formulierungen freuen kann. ich frage mich nur, wie sich das mit den journalistischen qualitätsstandards der faz vereinbaren lässt, über die soweit ich weiss auch hinter verschlossenen türen entschieden wird. aber vielleicht gelten die standards bei werbebeiträgen von unternehmern in eigener sache nicht. auch bezahlte werbung redigiert die faz ja nicht, warum sollte sie dann unbezahlte werbung redigieren?
Und wenn sich jemand im Google-Kalender einen Termin mit mir einträgt, kann es wissen, wen ich wann wo treffe, ohne dass ich den Google-Kalender nutzen muss. Damit wird das Grundrecht auf informationelle Selbstbestimmung ausgehebelt.
das ist harter tobak, scharf an den grenzen menschlicher und juristischer logik. denn die „informationelle Selbstbestimmung“ würde nach dieser logik möglicherweise auch verletzt, wenn „jemand“ einen termin mit robert m. maier in sein icloud-synchronisiertes iphone oder outlook oder eine klowand einträgt. so gesehen sind adressbücher und kalender wohl unvereinbar mit der informationellen selbstbestimmung.
erstaunlich jedenfalls, eine so fundamentalistische datenschutzansicht in einem blatt zu lesen, dass ganz gut vom adresshandel lebt und dafür kräftig mitlobbyiert hat.
Die Steuern, die Google gegenüber seinen deutschen und europäischen Wettbewerben spart, nutzt es, um in mehr Mitarbeiter, mehr Forschung und Entwicklung sowie mehr Unternehmenszukäufe zu investieren. Dies schwächt die europäischen Firmen, Staaten und letzten Endes Bürger.
mehr mitarbeiter, mehr forschung, entwicklung und unternehmenszukäufe schwächen europa? ich vermute der implizite vorwurf von robert m. maier ist hier, dass google legale steuerspartricks aus den suchergebnissen filtert um die wettbewerber, europa und die bürger zu schwächen.
nur mal so aus interesse und apropos verschlossene türen. kennt jemand die qualitätsstandards der frankfurter allgemeinen zeitung? sei es beim rausredigieren von fehlern oder dem streichen von sätzen, die so tun als enthielten sie argumente. und kann neuerdings tatsächlich jeder unternehmer einen unredigierten text in der faz unterbringen, wenn er grob in die politische agenda der herausgeberschaft passt?
nachtrag:
@wirresnet Mich hat geärgert, dass vor dem (Online-)Leser versteckt wurde, wer denn Herr Maier eigentlich ist. https://t.co/ssE0NXpqIR
angeblich ist das eine antwort auf robert m. maiers artikel von eric schmidt („Der Google-Verwaltungsratschef antwortet auf alle Kritiker.“): „Die Chancen des Wachstums“
the machine: leider ziemlich guter film. itunes fasst ihn so zusammen:
With an impoverished world plunged into a Cold War with a new enemy, Britain’s Ministry of Defense is on the brink of developing a game-changing weapon. Lead scientist Vincent McCarthy (Toby Stephens) provides the answer with his creation, ‘The Machine’- an android with unrivalled physical and processing skills. When a programming glitch causes an early prototype to destroy his lab, McCarthy enlists artificial intelligence expert Ava (Caity Lotz) to help him harness the full potential of a truly conscious fighting machine.
die geschichte (im film, nicht in der kurzbeschreibung) ist überaschend gewendet, zumindest gegenüber den normalen genre-filmen. auch erholsam: ausnahmweise erzählt der trailer mal nicht die halbe geschichte, sondern führt auf falsche fährten. was mir besonders gut gefiel war, dass die musik eindeutig bezug auf frühe 70er und 80er-jahre filme nahm. diese art synthesizer-sounds habe ich schon lange nicht mehr in einem film gehört. auch die anspielungen an west-world, den ich mir vor kurzem extra nochmal angesehen habe, erfreuten mich. ich war von westworld zwar mittelschwer enttäuscht, was aber an veränderten sehgewohnheiten lag, zumindest meinen. die haben sich in den letzten 41 jahren doch sehr verändert. das 2DF hat also, auf ne art, voll recht.
the machine wurde meinen sehgewohnheiten von 2014 sehr gerecht. das ende vom ende ist zwar ein bisschen überpathetisiert, aber der film ist alles andere als doof geschrieben und ein grosses, relativ kurzes vergnügen.
wo ich gerade dabei bin, apropos doof geschrieben. der hobbit teil 2 (smaugs einöde) war ja ganz unterhaltsam und technisch makellos. aber einen solchen bescheuerten quatsch hab ich mir schon lange nicht mehr von einem film erzählen lassen. dutzende genetisch modifizierte kampfmaschinen, ein drachen und dutzende andere gegner werfen sich teilweise schwer bewaffnet auf einen haufen zwerge und einen hobbit und denen ist am ende des filmes nicht ein haar gekrümmt? unverwundbarer ist in der filmgeschichte eigentlich nur ein filmheld: james bond. der ist auch seit fast 50 jahren jung und sportlich wie eh und je.
aber im ernst; der hobbit wäre vielleicht etwas überzeugender gewesen, wenn die zwerge und der hobbit ihre stärke aus esprit und geistiger beweglichkeit gezogen hätten und der film sich nicht auf gigantomanische bond-spielereien und unglaubwürdige technikspielereien verlassen hätte, um die haare seiner helden zu schonen. die technikgläubigkeit im hobbit nahm so absurde formen an, dass ich mehrfach beinahe genervt weggeschaltet und gekotzt hätte.
kurz: the machine ist kurzweiliger, intelligenter quark, smaugs einöde eine zumutung für den gesunden menschenverstand.
heute auf facebook diesen eintrag im brand-eins-facebook-strom gesehen. ein ziemlich witziges video von einem menschen der sagt, dass ihn viele leute fragen würden, wie es sei ein sexsymbol zu sein und dann voll auf die fresse fällt.
ich finde das von der brand eins eingebettete video sehr, sehr witzig und meine erste reaktion war: „das muss ich auch üben!“ in aller bescheidenheit habe ich kürzlich auch so etwas in der art versucht. leider sehr viel unüberzeugender:
die brand eins schreibt auf facebook:
Wir waren uns uneinig, ob das unter unserem Niveau ist. Wahrscheinlich schon, aber lustig ist es trotzdem.
selbst auf schleckysilberstein.de bekommt man als leser einen tacken mehr information geliefert, nämlich, dass es sich im video „um Schauspieler und Model Taye Diggs“ handelt.
was mich aber ärgert wundert: niemand macht sich die mühe nach dem original und dem kontext dieses videos zu suchen, das, wie man auf den ersten blick erkennt, brilliant inszeniert ist.
nach 2 minuten google-bildersuche und ein bisschen klicki-klicki findet man das original vine-video:
die entscheidende frage ist aber: warum macht sich niemand die mühe die quelle zu finden und zu nennen und postet/shared stattdessen wie ein kopfloser teenager alles stumpf ins facebook oder seine wordpress-installation rein? dass die hohlbirnen von schlecky silberstein christian brandes statt 3 minuten lang das original zu suchen, lieber den von einem trittbrettfahrer auf youtube hochgeladenen abzug postet ist klar. aber die brand eins?
nicht der witz, der humor oder die potenziell erzeugte (falsche) schadenfreude des videos ist unter dem niveau der brand eins, sondern die mangelnde journalistische neugier und der mangelnde journalistische ehrgeiz. wer ist das auf dem video? was macht der da? warum macht er das? fake oder echt? hat der typ noch andere witzige sachen im peto? stattdessen: „harharhar! guckt mal! harharhar.“ — das ist genau das was ich von der brand eins nicht lesen und hören will, genau das gegenteil dessen, was ich an der brand eins schätze.