„Auch als CD-ROM.“

wenn man tvg verlag googelt zeigt sich, es gibt tatsächlich noch telefonbücher, auch gedruckt.
Knapp 16 Millionen Menschen, die Das Örtliche traditionell als Buch nutzen**
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als ich am dritten tag auf die #rp25 kam war mein erster gedanke: ups schon wieder vorbei? ich glaub ich hab da ne philosophische fehlschaltung, für mich wohnt dem anfang auch immer schon das ende inne, bzw. mir fällt es schwer diese inhärenz zu ignorieren.
wie man sieht, stehe ich immer noch unter dem einfluss des diederichsen vortrag.
mit dem wetter hab ich auch philosophiert. so gegen 15:40 uhr tröpfelte es ein bisschen und alle hatten den hinterhof verlassen. das war meine gelegenheit den regen zu ignorieren. ich setze mich auf eine feuchte mauer, ignorierte den feucht werdenden hintern und packte mein proviant aus. während ich ass, beobachtete ich die food-trucks/stände und hatte ein bisschen mitleid mit den bedienenden. die hatten nämlich genau niemanden zu bedienen und standen gelangweilt — immerhin trocken — hinter ihren tresen. und wahrscheinlich hatten sie ein bisschen mitleid mit dem alten, bärtigen mann, der da im regen sass und ass.
als ich fertig mit dem essen war, füllte sich der hinterhof wieder.
später dann so gegen 18 uhr wurde der himmel dann auch wieder dramatisch.
inhaltlich fand ich den dritten tag spannend, weder under- noch overwhelming, sozusagen genau richtig. gesehen habe ich:
dieses panel wollte ich mr in der hoffnung anschauen, dass jemand martin andree widerspricht, bzw. seine wilden thesen einordnet. ich hatte mich ja am vortag etwas über ihn echauffiert. dankenswerter weise übernahm vor allem jeanette hofmann diese aufgabe (im video ab ca. 20:32 minuten).
Also meine Forschung kommt eigentlich zu etwas anderen Resultaten. Ich glaub dass man den Unternehmen nicht zu viel Macht zuschreiben sollte. Die haben natürlich Macht, aber die Meinungsbildung die wird nicht durch die Algorithmen allein bestimmt. […] Ich will nicht dagegen sprechen dass die großen Plattformen heute zu mächtig sind. Aber ich denke man muss schon differenzieren und auch gucken dass man sie nicht mächtiger redet als sie eigentlich sind. […] Das ist nicht so eine einheitliche homogene Kraft oder Macht wie hier im Moment der Eindruck erzeugt wird.
(fettung von mir) es gab dann noch ein etwas unangenehmes hin und her zwischen martin andree und jeanette hofmann, aber eigentlich, so aus der distanz beobachtet, scheinen sich alle einig zu sein, dass die plattformen mehr reguliert werden müssten, bzw. die vorhandenen werkzeuge, die die EU geschaffen hat, auch in deutschland eingesetzt werden sollten (was noch nicht der fall ist, wie jeanette hofmann anmerkte). die grosse frage ist welche art der regulierung und wie bekommen wir da politischen und gesellschaftlichen konsens?
danach habe ich mir noch jeanette hofmanns solo-session angeschaut. was soll ich sagen: schön differenziert, sauber argumentiert, nachvollziehbar und ich bin mit neuen erkenntnissen raus.
katharina nocun und Unterschätze niemals die Macht der Verdrängung! gefiel mir gut, obwohl solche „tut was, arsch hoch!“ vorträge natürlich auch immer das potenzial haben, einem die gute laune zu verderben. aber die folien gefielen mir und die geschichte von wem sie sie den „Unterschätze niemals die Macht der Verdrängung!"-spruch hatte gefiel mir auch.
huch. das wars schon? ich glaub ich hab noch in ein paar andere sessions reingehört, aber soweit ich mich erinnere, war da nichts berichtenswertes dabei.
ich glaube aber für tag 2 die session von sarah bosetti noch nicht erwähnt zu haben. das war äusserst amüsant, obwohl, oder gerade weil sie ziemlich witzige sachen vorgelesen hat.
links, ergänze ich im laufe der zeit.
alles sehr schön, grün (unten) und dramatisch (himmel) heute beim morgenspaziergang. heute kam tatsächlich mal eine krähe, die uns offensichtlich schon kannte, und fragte ob sie ein stück käse haben könnte. frida machte gute mine zum spiel und liess der krähe ihren käse.
als uns die krähe folgte war frida genervt und verjagte die krähe. die krähe folgte uns trotzdem weiter und bekam dann noch ein stück käse und frida riss sich zusammen. danach verloren wir uns, wahrscheinlich fand die krähe den käse nur so mittel (gouda, vom vortag, leicht angetrocknet).
das video unten ist ein angeber-video, oder besser ausgedrückt, ich bin sehr stolz auf frida, wie sie ihre impulse mittlerweile (meistens) unter kontrolle hat — und damit ist das die video-doku für mich, für später mal.
im video laufen wir an der catcherwiese entlang und zunächst hat sie zweimal den impuls einer krähe zu folgen, beide male kann ich sie mit kurzen aufforderungen bremsen. man sieht aber auch, dass frida beim antritt kein vollgas gibt, die reize also nicht so stark waren, dass sie die reifen durchdrehen liess. das passiert immer noch bei eichhörnchen, die findet sie sehr, sehr reizvoll.
aber am ende pirscht sie am unterholz entlang, sieht eine amsel, auf den reiz folgt der impuls die amsel zu jagen — und gleich darauf der blick zu mir. das hat mich sehr gefreut. der rest des spaziergangs war dann eher ereignislos.
die kaltmamsell über ihren tag 4 in berlin und den tag 2 republica. eine ihrer session-empfehlungen: Truth Under Fire: Documentary Filmmaking Between Risk, Ethics, and Innovation
auf dem panel erzählen drei dokumentarfilmerInnen von ihrer arbeit. das ist wirklich erhellend und gleichzeitig bescheiden machend. wenn die eigene arbeit nicht nur einen selbst in gefahr bringt und zur zielscheibe macht, sondern auch die protagonisten und alle an der produktion beteiligten, dann ist das schon ne andere nummer als das was ich in meinem alltag zu meistern habe.
die kaltmamsell fasst es so zusammen:
Ich habe selten in so kurzer Zeit so viel völlig Neues erfahren (was übrigens exakt mein Antrieb für die Teilnahme an der re:publica ist: dass sich mir bislang noch jedes Mal Türen in ganz neue Welten öffneten).
schönes schlusswort von friedrich moser, der feststellt, dass sich die arbeit der drei filmemacher auf dem podium durchaus unterscheidet, aber: „was uns verbindet ist, dass unsere arbeit auf fakten und wahrheit basiert.“ (meine übersetzung)
wie immer tut sich nach so einem panel ein rabbithole auf: wo kann man die filme der drei sehen, wo lief die doku von der franz böhm redet, die der staatsanwaltschaft in hong kong als beweismaterial zur anklage und verurteilung von aktivisten diente?
ich hab nur rausgefunden, dass der film von franz böhm in der ARD mediathek zu sehen ist: Dear Future Children
der film von havana marking „Undercover. Exposing the far right“ läuft auf channel 4 in grossbritanien, also legal für uns nicht ohne weiteres zu sehen (auch auf apple tv oder amazon.de hab ich keine kaufoptionen dazu gefunden).
den film von friedrich moser „How to Build a Truth Engine“ hab ich nur bei mubi gefunden. aber dafür findet man den von ihm produzierten „Flash Wars“ auf youtube.
das gegenteil ist der fall. ich habe gestern und heute zum beispiel nicht mal im ansatz mitbekommen, was andere auf social media über die #rp25 geschrieben haben (#rp25 hashtag bei bluesky und „meiner“ mastodon instanz zum selber gucken). ich habe ein paar sessions besucht, im hinterhof gesessen und gegrübelt und gelegentlich mit alten bekannten und freunden geredet. ich habe (noch immer fast) keine blogs gefunden die über die republica berichtet haben.
mein blick auf die #rp25 ist also nicht nur sehr subjektiv, sondern auch sehr ahnungslos. aber morgen schreib ich noch meine eindrücke vom dritten tag zusammen und ergänze hier gegebenenfalls noch links oder kommentare zum zweiten republica-tag.
am zweiten tag republica fühlte ich mich gut unterhalten. in jeder hinsicht; ich habe mich viel mit wenigen leuten unterhalten und einige unterhaltsame sessions gesehen und gehört. ausserdem war ich sehr zufrieden mit dem catering, weil es aus eigenproduktion kam.
auch wenn das jetzt vielleicht nicht viel appetitlicher aussieht als der 12-euro-burger gestern, waren das tabouleh und die beyond-burger-frikadelle 100% befriedigender und 70% günstiger als gestern. das tabouleh hatte ich mir nach dem morgenspaziergang mit frida schnell zusammengeworfen (100g ccouscous, ¼ gurke, eine spitzpaprika, eine rote zwiebel alles in kleinste sido¹⁾-würfel geschnitten). seit beyond burger bin ich wieder zum teilzeitfan von hochverarbeiteten lebensmitteln geworden.
gesehen habe ich:
Ricarda Lang im Gespräch mit Johnny Haeusler und Heidi Reichinnek im Gespräch mit Johnny Haeusler, ricarda lang hab ich mir an gänze angesehen und heidi rechinniek nur kurz, weil zu voll (der saal). aber ich gehe davon aus, dass auch das zweite gespräche eine freundliche plauderei zwischen politik profis und einem republica profi war. das selbst auferlegte „sie“ war einerseits etwas holprig, andererseits finde ich den distanz-aspekt des siezens in diesem rahmen gut (auch wenn johnny daruf besteht, es sei ein zeichen von respekt. vielleicht kann man sich auf „respekt-abstand“ einigen?)
martin andree, der in seinem gedenken an david golumbia erklärte, dass wir das internet in den letzten zwanzig jahren und den letzten 17 republicas völlig falsch verstanden haben. gäbe es einen preis für flache und emotional vorgebrachte pseudo-evidenzen (danke diedrich diederichsen für das wort) martin andree hätte ihn gewonnen. teilweise kam ich mir vor wie in einem erich von däniken vortrag: „das versteht doch jeder innerhalb von 20 minuten! ist doch klar!“ der vortrag war intellektuell so flach, dass martin andree mehrfach erwähnen musste, dass er medienwissenschalftler sei — wahrscheinlich in der hoffnung, dass er damit das gefühlte niveau des vortrags etwas höher schrauben könnte.
ich bin mir noch nicht sicher, ob ich mir die mühe machen will, mich mir dem vortrag nochmal im detail auseinander zu setzen und ob es nicht reicht schwache argumentationsmuster auch einfach genau so lieblos mit stilkritik zu bedenken und links liegen zu lassen.
christopher coenen, der über übermenschen aus dem silicon valley reden wollte, dessen session ich dann allerdings nach 15 minuten verliess, weil er offenbar lediglich über sich, seine politische positionierung und damals™ redete wollte.
andré frank zimpel, der über neurodiversität und KI reden wollte, aber dann mehr oder weniger ausschliesslich über neurodiversität redete. es war zauberhaft ihm dabei zuzuhören wie er über seine eigene neurodiversität redete, über die neurodiversität als forschungsgegenstand und wie die welt neurodiversität immer noch pathologisiert. er warb dafür die chancen zu entdecken, die mit neurodiversität einhergehen und fragte — sehr kluge rhetorische frage — ob es klug sei zu versuchen IQ zu messen. sehr schönes zitat (in meinem worten): „die abwehr von hackerangriffen ist arbeit mit checklisten. hacken ist arbeit mit bildern.“
wenn ich das so lese ergibt das wenig sinn, weshalb ich sehr empfehle den ganzen vortrag anzuschauen (das ist sein vortrag aus dem vorjahr — zum gleichen thema)
michael seemann und susann kabisch die über den preis der rebellion, wege in den widerstand und sense8 und andor geredet haben. die beiden hatten sich aus meiner sicht ein bisschen viel vorgenommen: je zwei staffeln anspruchsvolle fernsehkost zusammenzufassen, zu interpretieren, eine synthese konstruieren, bzw. parallelen der beiden serien (und zusätzlich auch noch der matrix trilogie) herausarbeiten und dann auch noch eine antwort auf die selbstgestellt frage „Wie geht Widerstand?“ herausdestillieren. ich habe gehört dass die beiden ihren vortrag von vormals 90 minuten auf 50 minuten eingedampft haben, aber ehrlich gesagt waren das immer noch 30 minuten zu viel. immerhin war platz für einen ziemlich guten gag, nämlich dass dedra meero von alice weidel gespielt wurde. insgesamt bin ich wahrscheinlich auch nicht geeignet den vortrag gerecht zu beurteilen, weil ich — zumindest in sachen andor — von youtube verdorben bin. ich teile (wahrscheinlich) die gleiche begeisterung der beiden für die serie andor und halte sie für eine der klügsten und differenziertesten abhandlungen zum thema rebellion die jemals auf unsere bildschirme gestreamt wurde. dehalb habe ich einerseits jede folge gesehen, über jede folge selbst nachgedacht und zusätzlich noch mit hilfe von unzähligen youtube erklärbär-videos weiter drüber nachgedacht. eins davon hatte ich vor ein paar wochen auch mal verlinkt.
ansonsten herrschte wieder kaiserwetter und ich habe auch ausserhalb der sessions die eine oder andere inspiration mitgenommen.
als ich diese beiden zwei bürokratiemonster (die vor deregulierung warnen) sah, musste ich (natürlich) an piff the magic dragon denken. jens empfahl mir die queer eye folge auf netflix, in der piff „in behandlung“ ist. ich glaube das könnte mir gefallen.
ansonsten ist mir aufgefallen, dass wir in der tat dringend eine funktionierende blogsuchmaschine brauchen. ich tue mir sehr schwer blogs zu finden, oder besser ausgedrückt, berichte von #rp25-teilnehmenden zu finden, die sie ins internet geschrieben haben. für den tag 1 habe ich (stand 28.05.2025 11:45h) zwei artikel gefunden und in meinen #rp25 tag 1 links verlinkt. tipps nehme ich gerne an, per mail, mastodon oder bluesky.
„sido“-würfel ist ein schlechter insider gag für alle die gelegegentlich kitchen impossible gucken und die ausversehen die jubiläumsfolge gesehen haben, in der sido 30 minuten eine gurke in feinste würfel schnippselte.
Das Unternehmen X wollte mit der Republica kooperieren, sagt Markus Beckedahl, er habe die Anfrage aber gar nicht erst beantwortet. "Faschisten geben wir keinen Raum auf der Republica." Das jährliche Digitaltreffen solle stattdessen "Hoffnung geben" auf eine "bessere digitale Welt". Deswegen bekämen Menschen eine Bühne, die dem weltweiten Rechtsruck und Autoritarismus etwas entgegensetzten - etwa durch den Civis-Medienpreis, der Vielfalt belohnt.
abgesehen davon, dass ich zumindest das was ich relevant halte auich hier auf wirres.net nachspiele, sollte das in der tat eine selbstverständlichkeit sein mindestens auch ein freies netzwerk zu bespielen, wenn man schon auf xyz posten muss.
ix bedanke mich auch, vor allem staune ich immer wieder, wie die das mit dem wetter organisieren.
in harriet kingabys vortrag sass ich auch, bin aber wegen einer vil zu langen herleitung ohne jede interessanz oder neuigkeiten (für mich) rausgegangen. ausserdem haben mich die blobs auf ihren folien verrückt gemacht. aber netzpolitik fasst die relevanten inhalte zusammen und so hat das alles dann auch ein paar neue aspekte.
ich kann mit dem #rp25 logo und motto nicht so irre viel anfangen, aber in 3D isses wirklich hübsch und effektvoll.
der erste eindruck den ich auf der #rp25 hatte: schlange stehen ist das diesjährige motto. ich kam so gegen mittag, da waren schlangen vor allen „food trucks“, vor den getränkeständen die auch kaffee verkauften, vor dem leitungswasser-„automaten“ der berliner wasserbetriebe und am ausgang der bühne 1.
zu den wasserautomaten der berliner wasserbetriebe habe ich ein gespaltenes verhältnis. ich freue mich über jeden menschen der leitungswasser trinkt und gekühltes leitungswasser ist natürlich besonders lecker. aber warum die leute davor schlange stehen ist mir ein rätsel. schliesslich gibt’s es leitungswasser auch aus zahlreichen hähnen auf den toiletten und sogar auf dem hof.
zweiter eindruck: eigentlich so wie immer. tolle mischung von jung und alt, bunt und grau, munter und müde. und bombenwetter.
also erstmal in den hinterhof setzen, sonne geniessen und versuchen im sonnenlicht den handybildschirm zu lesen. dank volker weber (kein link, bluesky-kommentare löscht volker offenbar nach ein paar tagen) verstehe ich jetzt auch, warum ich bei praller sonne auch ohne lesebrille lesen kann (hell → kleine pupille → mehr tiefenschärfe).
beim durchscrollen durchs programm des ersten tages weckte nichts wirklich mein interesse, aber der alte trick funktioniert nach wie vor: einfach ein bisschen herum-serintipisieren und schauen wo man hängenbleibt.
hängengeblieben, aber zu spät gekommen, bin ich bei roland meyer und „Generative KI und die Ästhetik des digitalen Faschismus“. das war stringent und eloquent vorgestragen und wenn ich es nochmal auf youtube angeschaut habe, werde ich mich — glaube ich — ein bisschen am inhalt reiben.
bei „Machtfaktor Social Media – gestern war der beste Tag, mit Regulierung die Demokratie zu bewahren“ mit chan-jo jun und jessica flint kam ich mir vor wie in einem der gut geschriebenen amerikanischen serien-gerichtsdramen, in denen brilliante schauspielerInnen sehr gut geschriebene plädoyers vorspielen die einen nachdenklich machen. manche juristen schaffen es ohne jede disharmonie zu argumentieren, alles was sie sagen scheint sinn zu ergeben und schlüssig zu sein, ich war bezaubert von chan-jo jun. aber genau deshalb regte sich auch innerer widerstand in mir oder zumindest das grosse bedürfniss nochmal etwas tiefer über seine forderung nach viel strengerer plattform-regulierung von online meinungsäusserungen nachzudenken. das argument, dass das was plattforen wie facebook oder twitter bei der generierung von timelines machen redaktionell sei — und „plattformen“ deshalb anders zu belangen seien als bisher ergab aus seinem mund sinn, aber auch da würde ich gerne nochmal drüber nachdenken.
ich wollte all das was mir nicht so dolle gefallen hat einfach auslassen und nichts drüber schreiben (altersmilde oder vergreisung?), aber als ich an stage 1 vorbeikam, während bernhard pörksen redete, formulierte ich bereits in meinem kopf, dass ich den pastoralen, ambitionierten, von rhetorischen fragen durchwirkten vorlesungs singsang nicht ertrage. das ist wahrscheinlich ein schwäche meinerseits, für die pörksen nix kann — oder eben doch.
trotz des reichhaltigen frühstücks und einem stück kuchen zwischendurch (danke alex) bekam ich so gegen 17 uhr doch ein bisschen appetit und wollte mal einen der burger ausprobieren für den offenbar durchgängig sehr viele leute anstanden. auf der republica herschat ja schliesslich wisdom of the crowd, oder?
nach dem burger zog es mich dann nach hause, weil ich lust zum bloggen verspürte, bzw. an meinem kirby spielen wollte (SCNR). als ich auf dem #rp25-hinterterhof sass, dachte ich tatsächlich noch eine ganze weile über heikos frage nach, warum ich denn keine kommentare hätte. tatsächlich hatte ich vor ein paar tagen angefangen isso zu installieren, weil es eine disqus-importfunktion hat und ich meine „legacy“ kommentare aus den vergangenen jahren mindestens nochmal sichten wollte. auf dem hinterhof überlegte ich, dass ich ja eigentlich auch den isso-importer anpassen könnte, um die disqus-kommentare gleich in kirby (bzw. marcel rencks komments-plugin) importieren könnte. naja, ich denke auch da erstmal weiter drüber nach.
ansonsten auch dieses jahr wieder ein grosses vergnügen mit den pfeiltasten durch den re-publica-flickr-foto-stream zu eilen. ich freue mich auf die 20 schrillionen videos auf dem republica youtube-kanal. und auf den zweiten und dritten tag freue ich mich auch. ich glaube morgen nehm ich mir dann aber ein paar gebratene, erkaltete beyond-burger in der brotdose mit.
weil ich gestern zugunsten clarksons farm auf die prepublica verzichtet habe haben frida und ich heute unseren morgenspaziergang zur station gemacht. ausgestiegen am mehringdamm, dann hintenrum, durch den park am nordbahnhof zum republica 25 gelände.
bei der akkreditierung zeigte sich: um 8:45 uhr gibt’s noch keine schlangen. nach 4 minuten hatte ich mein bändchen, sagte im vorbeigehen hallo zu nilz und joel und dann sind frida und ich zurück zum halleschen tor gelaufen und zum frühstücken wieder nach hause gefahren.
an der möckernbrücke fanden dreharbeiten statt, was ja nicht weiter ungewöhlich ist. witzig fand ich nur, dass man auf der rechten seite einen fiktionalen derangierten berliner mit einem ausgebeulten koffer sehen konnte, auf den die kamera gerichtet war und links (nicht auf dem foto) einen realen, derangierten berliner sehen konnte, der sich hinter der filmcrew auf einem ausgebeulten stück alufolie seinen ersten schuss oder erstes crack-pfeifchen zubereitete.
normalerweise geh ich am tag vor der republica auf die „pre-publica“ um mir dort mein ticket in ein armbändchen umzuwandeln zu lassen und die warteschlangen an der akkreditierung am ersten republica tag zu vermeiden. heute hab ich mich entschieden lieber die neue staffel (4) von clarksons farm weiter zu schauen.
seit vorgestern liegt die neue staffel (bzw. vier folgen) auf amazon prime, gestern hab ichs gemerkt und dann auch gleich 3 folgen geschaut. zwischenfazit: alle 10 bis 20 minuten habe ich laut gelacht. das ist ungewöhnlich viel für jemanden der grundsätzlich alleine fernsehen guckt und für mich erst recht.
in der ersten folge hatte ich in den ersten 10, 20 minuten allerdings leichte top-gear-vibes. bei top gear war ich oft genervt, dass es nicht nur gescriptet, also von vorne bis hinten kalkuliert und durchgeplant war, sondern dass man daa auch oft sehr stark bemerkte. die ersten 15 minuten clarksons farm fühlten sich dann auch so an, als ob man eine einleitung für den rest der folge brauchte und den dann nach drehbuch und mit mittelmässigen schauspielkünsten übers knie zu brechen versuchte.
die ersten staffeln der serie fühlten sich überhaupt nicht so an. die bescheurten ideen von clarkson fühlten sich 100% an wie bescheuerte ideen von clarkson und die schwierigkeiten in die clarkson eine nach der anderen schliderte fühlten sich authentisch und real an.
für mich waren die ersten staffeln auch augenöffner, so wie das manchmal auch blogs schaffen: ich bekam einblicke in eine arbeitswelt, eine realität, die ich sonst nur aus dem auto oder gelegentlich beim spazieren gehen von feldwegen aus der distanz beobachten konnte. die mühe, die psychischen und finanziellen belastungen von bauern, die mühlen gegen die sie zu kämpfen haben — all das war mir eine fremde welt, in die jeremy clarkson und sein team mir einblick verschafften.
natürlich sind sendungen an denen jeremy clarkson beteiligt ist immer stramm auf unterhaltung und konstruierte spannungsmomente gebürstet, auch clarksons farm, aber diesmal war — ist — das ergebnis geradezu differenziert und eben auch authentisch. es gab in den vergangenen staffeln immer wieder momente in denen man jeremy clarkson dabei zuschauen konnte wie ihn erkenntnisse ereilten und ihn erlebtes emotional berührte. dass das alles dann auch noch unterhaltsam ist war dann das nebenprodukt, auch weil sich clarkson nicht zu schade ist sich über sich selbst lustig zu machen und seine mitstreiter und zuschauer auch geradezu dazu auffordert sich über ihn, sein unwissen, seine grossmäuligkeit und seine ungeschiklichkeit lustig zu machen.
nach der etwas trüben ersten viertel stunde, klappt das auch in staffel vier wieder. schon die erste folge ist gespikt mit unfassbar witzigen und ernsten momenten, schlagfertigkeit und nachdenklichkeit — alles ohne pathos.
ganz viel anteil am turnaround nach 15 minuten hatte natürlich harriet cowan die für eine weile für kaleb cooper einspringt, weil der auf grand tour durch england ist. für weitere spannung und unterhaltung dürfte das grosse thema „kneipe“ sorgen, das sich jeremy clarson in dieser staffel in den kopf gesetzt hat. keine ahnung ob sein herzinarkt in dieser staffel eine rolle spielen wird, ich geh mal davon aus und bin gespannt wie das gesponnen wird.
seit einer weile lasse ich kirby auf meinen artikel-beilagen eine liste von artikeln erstellen, die am gleichen tag in den letzten jahren erschienen sind. auch in der beilage zu diesem artikel ist deshalb diese kopie einer t3n-kolumne von mir verlinkt, die ich am 25. mai vor neun jahren veröffentlicht habe: Learn, teach, repeat
die kolumne ist trotz einiger steiler thesen ganz gut gealtert — oder bescheidener ausgedrückt, ich bringe in der kolumne wieder mal meine abneigung gegen kulturpessimissmus zum ausdruck. denn entgegen aller unkenrufe in den 80ern, dass wir uns mit flimmernden bildern zu tode amüsieren würden, weckte vor 40 jahren allem das fernsehen meinen bildungshunger. und seit über 20 jahren weckt das internet immer wieder meine neugier und öffnet mir möglichkeiten dinge zu tun, von denen ich als kind nur zu träumen wagte.
also, wie gesagt, eine lesempfehlung, und für die das zu lang ist:
Frage nicht, was das Netz für dich tun kann, frage was du für das Netz tun kannst.
die krähe die auf dem bild/video an uns vorbeifliegt und dann von frida angebellt wird folgte uns gestern auf dem morgenspaziergang schon eine weile, weil ich ihr 5 minuten vorher ein stück von fridas käse-leckerchen hingeworfen hatte. das mach ich seitdem frida welpen war: käse für frida und käse für krähen. das ergebnis ist, dass frida krähen nicht als beute ansieht, aber als konkurenz. wenn sie freiläuft und eine krähe sieht hat sie den impuls sie zu verjagen, aber weil sie weiss, dass sie eine belohnung und lob bekommt wenn sie sich vorher mit mir abstimmt, kontrolliert sie ihren impuls in der regel und holt sich lieber ein leckerchen bei mir, als die krähe zu verjagen.
sie hat auch ziemlich schnell mitbekommen, dass krähen, wenn sie am boden sind, meistens was fressbares gefunden haben. deshalb hat sie wohl ein ambivalentes verhältnis zu ihnen. denn wenn sie glaubt es gäbe etwas fressbares wo die krähe sitzt, gibt sie sich nicht mal die mühe die krähe zu verscheuchten, sondern läuft entspannt zur krähe, weil sie weiss, dass die krähe dann platz macht.
ich bin ziemlich erfolglos mit dem versuch mich bei den krähen beliebt zu machen. es kam nur ein oder zwei mal vor, dass sich krähen an mich oder an uns erinnerten und nach einem stück käse fragten.
dabei können sich krähen (menschliche) gesichter ganz gut merken. in diesem new-yorker-artikel „The Magic of Bird Brains“ schreibt ben crair u.a., dass krähen sich abneigung gegen bestimmte menschen nicht nur über jahrzehnte merken, sondern auch über generationen hinweg. er schreibt auch, dass studien an rabenvögeln zeigen, dass sie „die Absichten anderer erkennen, für die Zukunft planen und Rätsel mit abstraktem Denken und Werkzeugen lösen“ können. damit haben sie kognitive fähigkeiten die frida eher nicht hat. das mit dem abstrakten denken und werkzeugen fällt frida sehr schwer, das mit der zukunft hat bei ihr definitiv nachrang zur gegenwart, aber was sie wirklich gut kann ist menschliche intentionen lesen und blicke interpretieren.
jedenfalls gebe ich meine hoffnung nicht auf, eines tages eine krähe oder anderen rabenvogel in ansätzen zu zähmen oder zu entscheuen.
diese werbeplakat haben frida und ich uns auf dem weg nach hause nach dem morgenspaziergang angesehen. dank meines exzessiven youtube-konsums weiss ich allerdings, dass coca cola zwar ein original sein könnte, aber orignal nicht in flaschen serviert wurde. der verkauf fand glasweise aus zapfhähnen statt. selbst auf der coca cola geschichts seite steht: „[John Stith Pemberton] schenkt es zunächst glasweise in seiner Apotheke aus“. dieses szenario würde sich auf einem werbeplakat wahrscheinlich ganz gut machen, aber coca cola in der apotheke und im glas skaliert wahrscheinlich nicht.
in diesem youtube video geht es laut titel um die frage wonach cola denn nun eigentlich schmeckt, aber es fasst die geschichte der coca und anderer colas ganz gut zusammen (gern gesehen).
aber apropos geschmack, im park am nordbahnhof hatte ich die ganze zeit den geruch von überwürzten gummibärchen oder genauer red bull in der nase. sobald wir den park verliessen, verschwand auch der red-bull-geruch.
ich weiss nicht genau warum, aber gestern tauchte ein referer von bln41.de bei mir im matomo auf. deshalb las ich dort kurz quer und musste sehr lachen über diesen gag, der auf sehr vielen (meta-) ebenen funktioniert: „Aufruf zur Blogparade“
kurz danach landete der aufruf bereits auf rivva. damit mache ich glaube ich zum ersten mal bei einer blogparade mit.
ich kenne graffitiierte bananen noch als indikator für galerien oder museen — zumindest vor ein paar jahren hat der bananensprayer noch fleissig bananen an so gut wie alle galerien und museen der welt gesprayed. die bananen des bananensprayers thomas baumgärtel galten irgendwann als auszeichnung, aber das war nicht immer so, in der anfangsphase hat baumgärtel noch heimlich gesprüht um anzeigen wegen sachbeschädigung aus dem weg zu gehen.
so ist die welt, aus sachbeschädigern werden manchmal gefragte meta-künstler, aus terroristen manchmal freiheitskämpfer und aus rassisten und frauenverachtern werden manchmal us-präsidenten.
Es gibt die Legende, dass der ein oder andere Galerist*in sich heimlich selbst eine Banane neben die Eingangstür gesprüht hat, um als hervorragender Kunstort anerkannt zu werden. Es ist quasi ein inoffizielles Gütesiegel, das die elitäre und kommerzialisierte Kunstszene durch die kostenlose Auszeichnung auch ein bisschen entlarvt.
aber aus dieser banane unter der eisanbahnbrücke am nordufer wird wohl nichts mehr.
wenn ich mit frida spazieren gehe, machen wir auch immer ne „kurze pause“. manchmal zwinge ich frida und mich während dieser pause nichts zu machen, kein handy, kein ball zum kauen und die „kurze pause“ im hier und jetzt zu verbringen oder sich einfach langweilen. frida durfe heute an ihrem ball kauen, was sie mit allergrösstem eifer tat. ich hab nur rumgesessen und die vielen stimmen, das überquellende grün und die allergene, pollenhaltige luft in mich aufgesogen.
ausserdem musste ich daran denken, wie meine mutter mir von ihrer begeisterung über dieses buch erzählte und dass unter meinem hintern wohl mehr lebewesen befanden, als menschen auf der welt leben. laut geolino befinden sich In 0,3 m³ erdreich:
- 2,5 Billionen Mikroorganismen: Bakterien, Pilze, Algen
- 1 Millionen Fadenwürmer
- 100.000 Milben
- 50.000 Springschwänze
- 25.000 Rädertiere
- 10.000 Borstenwürmer
- 100 Käferlarven
- 100 Zweiflüglerlarven
- 80 Regenwürmer
- 50 Schnecken
- 50 Spinnen
- 50 Asseln
frida ist das mit der anzahl menschen auf der erde und der anzahl lebewesen in der erde egal. ich bekam dann auch hunger und schlug vor dass wir nach hause gehen.
öffentlich über menschen zu schreiben die einem wichtig sind, die einem viel bedeuten, ist wahnsinnig schwer. deshalb haben die menschen fiktion als literarisches werkzeug erfunden. auch fiktional über die eigenen gefühle anderen menschen gegenüber zu schreiben ist schwer, aber die zusätzliche distanz hilft einem das eine oder andere problem zu umschiffen.
beim lesen von Julia wusste ich nach fünf minuten dass julia am ende des textes nicht mehr leben würde und dass der text nicht (wirklich) fiktional ist.
konstantin, der den text schrieb, behauptet ja auf seiner about-seite auch, das seine text-sammlung „privat und fiktional“ sei. das ist genauso wahr wie meine vorherige behauptung, dass der text nicht (wirklich) fiktional sei. denn bekanntlich ist alles, auch die kohlenstoff-welt fiktional und virtuell, oder populärer ausgedrückt: subjektiv und konstruiert. realität, das oft romantisierte „real life“, ist eine virtuelle konstruktion einzelner und (durch kommunikation) vernetzter gehirne.
aber darauf wollte ich gar nicht hinaus. ich wollte darauf hinaus, wie befreiend — ja, kathartisch — es sein kann, über menschen zu schreiben, die einem viel bedeuten. ich hatte vor vielen jahren das starke bedürfnis alte freunde und freundinnen einerseits wieder zu sehen und andererseits darüber nachzudenken warum sie mir wichtig waren und sind. und weil ich beim schreiben am besten nachdenken und gedachtes verdauen kann, wollte ich eben auch über meine alten freunde schreiben.
auch wenn wir mittlerweile so gut wie jeden menschen innerhalb von sekunden auf einem bildschirm oder lautsprecher vor uns erscheinen lassen können, wenden wir diesen technik-trick selten an.
2016 nahm ich mir im frühjahr ein paar tage frei um so viele alte freunde wie möglich zu besuchen. viele der freunde freuten sich, aber einige waren auch darüber erschrocken, wenn ich andeutete, dass ich darüber vielleicht schreiben würde. im anschluss an die reise schrieb ich ein paar textfragmente, aber veröffentlichte keinen einzigen text. das schreiben fiel mir auch wahnsinnig schwer, es war unfrei und im hinterkopf lungerte immer der gedanke, was könnte sie oder er darüber denken?
auch über verstorbene freunde zu schreiben ist nicht leicht, aber an konstantins text merkt man dass es leichter ist und eigentlich (sowieso) mehr über einen selbst verrät, als über die andere person. und das ist auch das grossartige an diesem „genre“. es ist die ideale methode über sich nachzudenken ohne egozentrisch zu wirken. ich habe konstantins text jetzt mehrfach gelesen, auch um zu verstehen, warum mir der text so gut gefällt oder warum dieses „genre“, texte über alte freunde, so gut funktioniert und meine euphorie-saiten zum klingen bringt. wahrscheinlich liegts auch an der unprätentiösen, undramatischen sprache, die einem gerade deswegen umso näher geht. beiläufig und existenziell zugleich.
ich weiss nicht mehr ob ich kristof 2016 besuchte oder irgendwann später, aber ich war sehr froh darüber mit ihm nach vielen jahren nochmal kontakt aufzunehmen. wir hatten uns zwischenzeitlich immer mal wieder bei jubiläums- oder trauerfeiern gesehen, aber nie wirklich miteinander gesprochen oder sachen geteilt. auch über mein treffen mit kristof schrieb ich im anschluss ein paar fragmente auf, ohne sie zu veröffentlichen. als er dann letztes jahr starb überarbeitete ich die fragmente ein bisschen und veröffentlichte den text.
meinen freund heiner hatte ich zuletzt 2019, zu seinem 70sten geburtstag besucht. das war sehr schön, auch weil viele andere alte freunde aus fulda, aus meiner zivieldienstzeit, dort waren. irgendwann fragte ich heiners neue freundin, ob christine denn auch kommen würde. oh, ob mir das niemand gesagt hätte, die sei vor ein paar jahren verstorben. christine hatte ich auch schon fast 20 jahre nicht mehr gesehen, obwohl sie gelegentlich versuchte den kontakt aufrecht zu halten und mich gelegentlich anrief. hat dann irgendwie nie geklappt, dass wir uns mal verabredeten oder wenn ich dann mal in fulda war, war immer irgendwas anderes oder heiner.
ich hatte immer ein eigenartig tiefes bedürfnis heiner in fulda, in der rhön zu besuchen. einerseits weil ich damals™ so viel zeit dort verbracht hatte, weil es dort so schön war und ich mit heiner so gerne zeit verbrachte. ich wollte ihm auch frida vorstellen und zeigen was für ein toller hund aus ihr geworden war. heiner hatte uns quasi, am morgen nach seiner 70. geburtstagsfeier, absolution erteilt einen pudel zu kaufen. hunde in der stadt fand er nicht so toll, aber ein pudel, das sei fein.
bevor frida und ich heiner nochmal besuchen konnten, erreichte mich vor zwei oder drei jahren die nachricht, dass auch er verstorben sei. kurz vorher, genauso unerwartet, war meine schwester gestorben. ich bin mit trauer nicht besonders gut. ich bleibe so um die drei bis zehn jahre in der denial/leugnungsphase stecken und überspringe dann irgendwann die anger, bargaining und depressions-phasen um zu so was wie akzeptanz zu kommen.
und ich glaube der zeitpunkt der akzeptanz ist (bei mir) genau dann erreicht, wenn ich in der lage bin die bilder dieser menschen von meinem inneren auge zu lösen und in eine textform zu bringen. dann hoffe ich auch dazu in der lage zu sein, heiners kindern und ehemaligen lebenspartnerinnen zu schreiben und mein (wirklich) tief empfundenes beileid zu bekunden.
zufällig freue ich mich nämlich tatsächlich seit ein paar wochen darauf endlich über heiner und elena schreiben zu können, katharsis und so.
ein schwierigkeitslevel höher als einen text über verstorbene freundinnen oder freunde ins internet zu schreiben, ist eine trauerrede. am abend vor kristofs beerdigung sass ich vor einem dunklen, leeren blatt (darkmode, doo), weil kristofs eltern mich gebeten hatten auch was zu sagen.
während ich mir einen text aus den fingern zu saugen versuchte, rief ich erstmal meine lieblingsfreundin gita an. nach dem gespräch mit gita — und wohl auch dank gita — machte es irgendwann zweimal klick bei mir im kopf und ich bildete mir ein, je einen ganz wichtigen aspekt von kristof verstanden zu haben und — räusper — von saint-exupérys kleinen prinzen.
bis jetzt habe ich den text (offensichtlich) nicht veröffentlicht, aber vielleicht ist jetzt ein guter zeitpunkt. das ist der text, den ich während der trauerfeier vortrug.
ich hab mit kristof ja sehr viel zeit verbracht als wir jung waren und (leider) sehr wenig zeit, als wir älter waren.
als ich kristof zum ersten mal getroffen habe, so erzählen es zumindest unsere eltern, hab ich ihn erstmal umgeworfen. ich vermute ich wollte ihn knuddeln oder auf die schulter klopfen. kristof war damals, vor über 50 jahren, zart und feingliedrig — und ich — schon damals — nicht. ich habe auch als kleines kind schon so ausgesehen — nur kleiner.
in den folgenden 10 oder 12 jahren haben wir sehr viel zeit miteinander verbracht. bei einem grossteil meiner kindheitserinnerungen ist kristof mit auf dem bild.
apropos erinnerungen. man muss da ja aufpassen, weil man sich erinnerungen oft und gerne zurechtbiegt oder schönmacht. aber ich kann mich tatsächlich nicht daran erinnern, dass kristof und ich uns jemals gestritten haben.
ich erinner mich daran viele meilensteine meiner kindlichen entwicklung gemeinsam mit kristof erreicht zu haben.
wo wir uns unterschieden, war unsere risiko-affinität. wenn kristof (und anja) auf bäume oder felsen kletterten, blieb ich unten. ich war schon als kind eher ein schisser. kristof nicht. kristof war mutig, vielleicht sogar übermutig. dieser mut hat ihm schon als kind viele narben und genähte platzwunden beschert. tatsächlich war es so alltäglich, dass kristof sich löcher in seinen körper schlug, dass ich mich noch sehr genau an ein gespräch bei uns am esstisch erinnere, als meine mutter erzählte, dass kristof in einen stacheldrahtzaun gefallen sei. statt mit: „oh je, der arme!“ reagierten wir mit: „oh je, schon wieder?“
gefahr, risiken, grenzen waren für kristof herausforderungen, um zu schauen was dahinter liegt. was passiert, wenn man noch einen, zwei, zehn schritte weitergeht?
wirklich gut kenne ich nur den jungen kristof, den älteren kristof habe ich zwar ein paar mal getroffen und informationen aus zweiter oder dritter hand erfahren, aber das reicht eigentlich nicht, um etwas substanzielles über den älteren kristof zu sagen.
aber das hindert mich natürlich nicht, trotzdem zu spekulieren. schliesslich kenne/kannte ich ja viele seiner potenziale, die seit seiner kindheit in ihm schlummerten oder bereits zum vorschein traten.
und es ist eigentlich gar nicht spekulativ zu sagen, dass kristof ein riesiges kreatives, handwerkliches und künstlerisches potenzial hatte — und entwickelt und gezeigt hat. ein gutes beispiel ist der adler den er in seinem ehemaligen kinderzimmer an die wand gemalt hat. das adler-bild fanden alle super die es gesehen haben, aber es war nicht ganz fertig. dem adler fehlten die füsse. kristof analysierte das mal selbst und sagte, dass die fehlenden füsse ja vielleicht ein bisschen symbolisch für sein leben sein könnten, dass ihm auch ein bisschen der halt, die bodenfühlung fehle.
ich seh das einerseits anders und andererseits genauso. zum einen glaube ich, dass die beste kunst oft unvollendet, unvollständig ist und es dem betrachter überlässt sie zu vervollständigen oder weiter zu denken. aber viel wichtiger: um gute, unvollständige arbeit abzuliefern, braucht man einen sinn und den blick fürs wesentliche. und diesen blick für das wesentliche hatte kristof, auch, und das ist seltener als man denkt, weil er mit seinem sehr grossen herz sehen konnte. kristof war ein empathie-monster.
ich hab gestern mit gita gesprochen. gita ist meine lieblings-ex-freundin und gita war auch mal eine ganze weile mit kristof zusammen (kristof und ich haben also nicht nur unsere kindheit geteilt, sondern auch unsere liebe zu gita). gita erzählte mir, dass sie kristof kennenlernte, als er sich um seinen (damals) kleinen bruder leif kümmerte. sie erzähte mir, wie beeindruckt sie davon war, wie sich kristof um leif kümmerte. kristof sei damals schon nicht nur super kinderlieb gewesen, sondern hatte echtes interesse an seinem kleinen bruder. gita sagte er hatte die fähigkeit das wesentliche in leif zu sehen, leif als menschen, als persönlichkeit zu erkennen und zu behandeln — und nicht nur als kleines kind.
das ist nur eine kleinigkeit, aber wenn man sich umguckt in der welt, ist diese fähigkekt gar nicht mal so weit verbreitet. man braucht schon ein wirklich grosses herz, damit das herz über den tellerrand der eigenen befindlichkeiten hinaussehen kann, auf die befindlichkeit der anderen, eben auf das wesenliche.
ich glaube auch, spätestens als kristof eine familie gründete, wuchsen dem adler im kinderzimmer füsse.
als ich kristof vor ungefähr 10 jahren nach langer zeit nochmal traf, notierte ich mir danach, dass ich mir kristof als einen glücklichen menschen vorstelle. das leben in das er hineingeworfen wurde, das leben in das er sich selbst mit seiner sehr speziellen art von risiko-affnität katapultierte, bot ihm nicht immer die besten rahmenbedingungen.
aber ich stelle mir vor, dass kristof die schattenseiten seines lebens ausblenden konnte, so wie er jedesmal wenn er hinfiel lachte — und wieder aufstand. immer wieder.
er erkannte das wesentliche. für andere zu sorgen verlieh ihm füsse — und erfüllte ihn mit glück.
und auch wenn das alles spekulativ ist — so behalte ich kristof jedenfalls in erinnerung.
auf dem video oben blinken die schornsteine in der morgensonne wie leuchttürme (sieht man glaube ich erst im fullscreen so richtig). und auf dem bild unten sieht man, dass der „Wedding einst ein Aushängeschild der Moderne“ war, wie der weddingweiser es ausdrückt — und dass er es immer noch ein bisschen zu sein scheint.
ich mag den golgatha-gnaden und dingenskirchen friedhof. einerseits ist er mit beeindruckenden beinahe mammut-bäumen bewachsen, andererseits ist die turm-artige kapelle sehr stimmungsvoll. vor zehn jahren hab ich da schonmal fotos gemacht.
heute hab ich nur dieses bild gemacht, weil … pudel hier leider verboten sind.
seit frida bei uns wohnt ist die anzahl meiner friedhofsspaziergänge um 95% gesunken.
während meines architekturstudiums haben wir oft architektonisch bemerkenswerte bauten besichtigt. wenn architekten ihre bauten aus der hand geben und die kontrolle an die nutzenden übergeben, sieht man bei diesen besichtigungen auch immer wieder wie sich die ideen und konzepte der architekten und die der nutzenden auseinanderentwickeln. ein klassiches beispiel ist ein schirmständer in eiche rustikal in einem puristischen, vollverglasten white cube vestibül. wir haben das damals immer „geschenke an die architekten“ genannt.
ich habe in meinem studium zwei strömungen bei der gestaltung wahrgenommen, die pragmatischen und die ambitionierten gestalter. tatsächlich hatte ich schon vor dem studium einen text über peter hübner gelesen, in dem beschrieben wurde wie er eine schule nicht für die schüler baute, sondern mit den schülern (und allen anderen beteiligten). das bedeutet, dass der entwurfsprozess viele umwege, vielleicht auch irrwege beinhaltet, aber eben auch das potenzial für entdeckungen.
der entwurfsprozess für die tramhaltestelle am hauptbahnhof dürfte etwas anders ausgesehen haben. bei den tragwerks-ingenieuren liest sich das so:
So kann sich das Dach stützenfrei zu den Gleisen öffnen. Die Traufkanten folgen der statischen Ideallinie und bilden einen eleganten Schwung. Der helle monolithische Sichtbeton des Daches schwebt über dem anthrazitfarbigen Boden aus Beton-Großformatplatten. Die einheitliche Gestaltung mit einem Material lässt die Haltestelle trotz der dynamischen Form schlicht wirken. Durch die eigene Formensprache entzieht sich der Entwurf der Konkurrenz mit der umliegenden Bebauung und behauptet sich selbstverständlich im städtebaulichen Umfeld.
wogegen sich der entwurf allerdings nicht behaupten kann, sind ergänzungen des entwurfs durch die nutzenden. ganz offensichtlich wurden statik und materialität im entwurf mehr beachtung geschenkt, als pragmatische überlegungen, zum beispiel zu stauraum.
ich vernute die holzverschläge dienen der unterbringung von reinigungsmaterialien. sie wurden auf beiden seiten „angebaut“
jony ive hat kürzlich in einem bemerkenswerten und sehenswerten interview gesagt, dass ein produkt für ihn hässlich sei, wenn es nicht funktioniere. ich würde nicht sagen dass die haltestelle am hauptbahnhof hässlich sei, aber man kann auch davon ausgehen, dass sie für die nutzenden, zumindest im moment, nicht funktioniert.
wenn man sich die fotos und konzepte auf der webseeite der architekten und tragwerks-ingenieuren anschaut, erkennt man mühlos ein anspruchsvolles und faszinierendes konzept, aber es sieht so aus, als sei das nicht genug.
das jony-ive-interview habe ich sehr gerne angesehen. als er auf die bühne kam, lief meine vorurteils-mschine an; ein satter, weisser, reicher alter sack der sich jetzt in seiner nach-apple-zeit ein bisschen feiern lassen will. aber schon nach wenigen sekunden wurde klar, jony ive ist überhaupt nicht satt, er ringt mit den worten, nicht weil es ihm schwerfällt zu reden, sondern weil er präzise und phrasenfrei formulieren will. man erkennt die leidenschaft, die in ihm brodelt wenn es um gestaltung geht und dass ihn das thema gestaltung nicht ruhen lässt, im wahrsten sinne des wortes auch nicht still sitzen lässt. deshalb guck-empfehlung für das ive-interview und leseempfehlung zu diesem interview mit peter hübner.
nachtrag 29.06.2025: es zeigt sich, wahrscheinlich dank der stürme der letzten wochen, dass die holzverschläge nicht besonders stabil gebaut wurden und offenbar nur die dutchgänge zu rolltreppen versperren sollen. wäre trotzdem vielleicht besser gewesen, auch mit den temporären zugangssperren leute zu fragen, die sich mit sowas auskennen, architekten oder bauingenieure zum beispiel.