Ja, gut, das ist alles völliger Mumpitz, aber bei 36:10 gibt es einen kurzen Moment der Schönheit, Klarheit und Würde.
also habe ich gesehen, dass sarah kuttner sagte, dass der hund von stefan niggemeier „ganz süss“ sei, aber stefan niggemeier auch. danach bin ich hängengeblieben und habe noch gesehen wie jan böhmermann und sarah kuttner fragen von zetteln ehrlich beantworten sollten und bei unehrlicher beantwortung vom publikum mit bonbons beworfen werden sollten. das war natürlich völliger mumpitz, aber auch ein ganz klein bisschen witzig.
der himmel posierte am morgen kurz für mich. die inszenierung täuscht aber, der himmel war den ganzen tag über viel unspektakulärer, als er auf diesem blick erscheint.
schön einerseits, dass sich wetter sich nicht immer schwarz-weiss zeichnet und in die extreme schwenkt, sondern immer wieder mal mit grau, mit zwischentönen und subtilen signalen arbeitet. die meisten leute machten den eindruck, dass ihnen dieses wetter egal ist. grau macht unsichtbar, lässt die dinge in den hintergrund treten. eigentlich sollten tarnanzüge auch grau sein. wie dieser tag.
das offsidenennt sich selbst eine „pub & whisky bar“ und hat, in der tat, die beste whisky-auswahl, die ich jemals irgendwo gesehen habe. da ich allerdings noch nicht viele whisky-bars von innen gesehen habe, möchte ich nicht ausschliessen, dass es anderswo eine noch bessere auswahl gibt. wenn man sich jedoch die whisky-karte ansieht, ist es schwer vorstellbar, dass es irgendwo eine bessere auswahl gibt. selbst aus der mittlerweile geschlossenen caperdonich destillery, von der ich zu weihnachten eine 19jährige fassabfüllung probiert habe, hat das offside eine reiche auswahl.
ich habe zuerst den 16 jahre alten lagavulin probiert, der, glaube ich, als ein klassischer, rauchiger islay-whisky gilt. mein erster gedanke war: „aha, lecker u-boot-treibstoff“ was daran liegen kann dass es einfach der erste whisky-schluck des tages war, oder weil er tatsächlich leichte spiritus-noten hat. die folgenden schlücke zeigten dann aber ein sehr ausgeglichenes, harmonisches geschmacksbild, ohne ausgeprägte eigene charakteristik. bei islay-whiskys bleiben meine sympathien vorerst wohl bei laphroaig und bunnahabhain.
den bunnahabhain hatte ich ja vor einer weile in einer hotelbar in der provinz entdeckt und wollte im offside überprüfen, ob meine begeisterung von damals berechtigt war. war sie. die komplexität und die subtilen fruchtnoten des 18 jährigen bunnahabhain haben mich wieder sehr begeistert.
ebenfalls aus erinnerungsgründen nahm ich danach ein glas des 10 jährigen talisker. kein talisker sky, kein storm, den ganz normalen, der den ruf hat, sehr teerige noten zu haben. der 10 jährige talisker war der erste whisky den ich auf unserer schottlandreise vor 5 monaten probiert hatte (auf skye). die teer-noten sind unverkennbar, wirken aber erst im abgang und gestern fand ich sie sehr subtil und angenehm. aus den storm- und sky-varianten ist der teer ja ganz gut weggemixt und auch wenn ich den talisker storm für einen guten whisky halte, wird die nächste flasche talisker definitiv wieder ein 10 jähriger sein. obwohl ich vor dem nächsten talisker-kauf vielleicht nochmal den 18 jährigen oder den talisker dark storm probiere.
zum abschluss wollte ich gerne den glen moray nochmal probieren, den ich bei unserem besuch dort mal probiert hatte. es gab dort eine besonders stark getorfte spezial-edition, die angeblich auch nur in schottland vertrieben würde. damals habe ich nur einen kitzekleinen schluck davon probiert, weil ich noch fahren musste, aber er war mir stark in erinnerung geblieben. im offside merkte die bedienung zu recht an, dass die whiskys aus der gegend eher weniger getorft seien, bzw. dass sie eben von glen moray keine getorfte variante hätte (obwohl es wohl auch einen klassischen glen moray in peated gibt).
jedenfalls empfahl er mir einen ben riach 17 years septendecim. die ben riach destillerie ist auch in der speyside-region, wie der glen moray oder der glenfiddich, und er schmeckte mir aussergewöhnlich gut. er ist sehr hell und nach angaben der destillerie weder gefärbt noch kaltgefiltert. ich hätte mir den ben riach liebend gerne im whisky-store gekauft, auch wenn er dort ziemlich rot aussieht, aber bei amazon bekomme ich ihn 17 euro günstiger und ohne die 6 euro versandkosten, die mich der versand der 79,90€-flasche bei whisky.de kosten würde. auch wenn mir die youtube-verkostungen von horst lüning immer grosses vergnügen bereiten, 23 euro extra sind mir dann doch zu viel.
ich habe beim schreiben des artikels den falschen whisky gefunden. der benriach septendecim bei whisky.de kostet tatsächlich (gerade) 5 euro weniger als bei amazon. auch wenn ich etwas mehr für den versand bezahle, werde ich dann wohl doch mal bei whisky.de bestellen.
die bedienung im offside hatte ich eben ja schonmal kurz am rande erwähnt, sie verdienen aber alle eine besondere erwähnung. ich war sehr beeindruckt von der effizienz, aufmerksamkeit und der kompetenz der bedienungen dort. die bestellungen waren schneller auf dem tischen als das whisky-getrübte auge folgen kann, mehrfache platzwechsel konnten unsere bedienung nicht mal im ansatz irritieren und freundlich waren sowieso alle. ich glaube ich habe am ende 20% trinkgeld gegeben.
im offside gibt’s auch kleinigkeiten zu essen, darauf habe ich gestern verzichtet, aber der käse, der dort serviert wird, hat mich laut auflachen lassen. wer möchte, kann im offside ein stück camembert bekommen, das so gross ist wie eine viertel torte. ich habe auch teller gesehen auf denen drei grosse würste waren, zwei fleischfarbene und eine grüne, die sich bei näherer betrachtung als gigantische saure gurke herausstellte.
gäste im offside werden, wie die whiskys die ich gerne mag, stark geräuchert. ich war glaube ich seit 20 jahren nicht mehr in einer kneipe in der so kräftig geraucht wurde. ein gast paffte sogar an einer zigarre. um 20 uhr war der laden zum bersten voll, mit menschen und mit rauch. das entspannte sich alles im laufe des abends, aber ich kam am abend als räuchermännchen nachhause.
eigentlich ne ganz lustige serienidee (bzw. comic-adaption): dem teufel isses in der hölle langweilig und er macht ein bisschen urlaub in los angeles. er materialisiert sich als schmieriger, schlanker und zu gut aussehender schwerenöter mit einem schmierigen englisch-pseudo-aristokratischen akzent. die verwaltung der hölle ist nicht sonderlich glücklich mit lucifers entscheidung und versucht wahrscheinlich die ganze staffel lang, ihn zurück in die hölle zu befördern.
besonders viele fähigkeiten hat der teufel allerdings nicht. in der ersten folge (die ich vor ein paar wochen gesehen habe, als ich noch nicht jeden scheiss aufschrieb, den ich sah) beschriebt lucifer sich unter anderem so:
i got an ability to draw out peoples hidden desires.
seiner therapeutin (!) gegenüber behauptet er (in der zweiten folge):
i don’t have insecurities.
einen kleinen dreh bekommt die serie dadurch, dass lucifer eine polizistin kennenlernt, die viel zu gutaussehend besetzt wurde, aber vor allem seinen bezirzungen und psychotricks zu widerstehen im stande ist. ihr kann er gegen ihren willen keine versteckten sehnsüchte und begehrlichkeiten aus der nase ziehen, aber vor allem schafft er nicht sie zu bezirzen — was ihn natürlich total verunsichert.
hört sich alles total albern an, die serie schafft es aber einigermassen, an den grössten peinlichkeiten vorbei zu tänzeln. ich muss leider zugeben, die serie zu gucken, macht stellenweise sogar spass. das liegt einerseits daran, dass sie eigentlich eine stinknormale, klassiche krimiserie ist — in der eben der teufel mit begrenzten, aber ungewöhnlichen fähigkeiten mitspielt.
diese konstellation produziert hin und wieder auch ein paar, gar nicht mal so dumme, witzige situationen. denn natürlich macht lucifer keinen hehl daraus, dass er der teufel persönlich ist — nur dass ihm das wegen seiner sympathischen, jovialen und leicht schmierigen art niemand glaubt. die serie bietet auch eine prima gelegenheit die grundsatzfragen zu stellen, die im prinzip alle guten und mittelguten serien stellen: was macht uns menschen aus, was unterscheidet uns von ausseririschen (star trek) und göttern (griechische mythologie), was macht menschlichkeit aus, was ist gut und was ist böse, wie können wir uns weiterentwickeln, wie werden aus guten schlechte menschen (und umgekehrt)?
theoretisch ergibt sich hier auch die gelegenheit stereotypen und rollenerwartungen umzudrehen und aus anderen perspektiven zu betrachten, aber das schafft die serie, zumindest in den ersten beiden folgen, nur mässig.
vor allem ist es ein bisschen schade, dass der teufel offenbar immer nur ans ficken und bezirzen von frauen zu denken scheint und sich extra für fox, dem sender, auf dem die serie läuft, seine mutmasslich ausgeprägten bi- bzw. homosexuellen neigungen verkneift — auch wenn man ihn einmal (züchtig bekleidet) aus einem bett steigen sieht, in dem eine frau und ein mann liegen.
der teufel den die serie zeichnet ist schon ziemlich handzahm und freundlich und seine fähigkeiten scheinen, wie gesagt, irritierend limitiert zu sein. aber diese harmlosigkeit macht die serie auch leicht und angenhem konsumierbar. alles schön niedrig dosiert.
natürlich ist lucifer nur eine mittelgute serie, aber unter den mittelguten serien eine der besseren. deshalb war ich kurz davor vier punkte zu geben, ziehe aber einen ab, wegen zu gutaussehender hauptdarsteller.
der wind drückte überall dort kräftig, wo es die bebauung oder der bewuchs zuliessen. an der seestrasse war es dank der bäume relativ windstill. als ich nach oben, in den fleckigen himmel, schaute und die kälte spürte, hatte ich einen gedanken. den gleichen gedanken, den ich oft habe, wenn ich in den sternenhimmel blicke. unser planet schwebt nicht nur in einem unendlich grossen raum, sondern auch in unvorstellbarer kälte. eine kugel, die sofort auskühlt, wenn sie sich von der wärmenden sonne wegdreht oder die strahlen der sonne blockiert werden. für einen moment bildete ich mir ein, die eisige kälte des weltraums an meinen wangen zu spüren. für einen weiteren moment, dachte ich an das unendliche schwarz hinter dem blau. dann kam die bahn und schottete mich ab vom wind, der weltraumkälte und meinen naiven vorstellungen vom weltall. den rest des tages werde ich nicht viel von der sonne sehen.
tolles interview mit der sängerin sophie hunger und der triathletin nicola spirig:
Nicola Spirig: Ich habe noch eine Frage. Du singst in vier Sprachen, wenn man Schweizerdeutsch dazuzählt. Gibt es eine Sprache, in der du dich am besten ausdrücken kannst?
Sophie Hunger: Nein, es sind verschiedene Persönlichkeiten: Wie wenn ich vier Personen wäre. Jede Person hat ihre Sprache.
Nicola Spirig: Und wenn du eine Idee hast …
Sophie Hunger: … dann ist sie automatisch mit einer Sprache verknüpft. Eine Person tritt in den Vordergrund, und die anderen gehen ein bisschen zurück. Ich fand es schon als Kind schade, dass man nur eine Person sein kann. Oder sogar eine Zumutung. Aber mit der Phantasie kannst du ausbrechen. Wir können den Körper nicht verlassen, aber in der Phantasie kannst du mehrere Leben haben. Das hat mich sehr beruhigt, es hat mir viel Geborgenheit gegeben.
und über schulz und böhmermann (die erste staffel wurde zwischen dem 13. und 16. dezember in köln aufgezeichnet):
Sophie Hunger: In meinem Beruf verschieben sich die Grenzen ständig. Manchmal habe ich das Gefühl, ich hätte meinen Weg, meinen Stil gefunden. Ich glaube zu wissen, welche Dinge ich mache. Aber kürzlich habe ich zum Beispiel in Deutschland an einer Talkshow mitgemacht. Das war so ein Moment, in dem ich dachte: Hey, das ist entsetzlich. Es ist schlimm, dass ich hier sitze. Ich möchte nicht Teil dieser Welt sein. Unterhaltung nur um des Unterhaltens willen, völlig leer. Ich konnte nachher kaum schlafen, es hat mich richtig lange beschäftigt. Ich kam an eine Grenze, ich sah: Das war zu viel. Diese Entscheide muss ich immer wieder neu treffen.
sophie-hunger portrait von hannah lühmann, die ein bisschen zu doll versucht selsbt poetisch zu klingen, die sympathische sprödigkeit von sophie hunger aber trotzdem ganz gut einfängt.
Ihre Lieder sind Gedichte, und Gedichte, wenn sie gut sind, sind manchmal Fragen, sie sind „weit draußen“, könnte man mit Celan sagen, und es ist nur ein ganz wenig übertrieben, Sophie Hunger in die Nähe von Paul Celan zu rücken. Jedenfalls ist sie eine sehr gute Lyrikerin. Die ersten Takte ihres „Walzers für Niemand“ sind ein Stück Weltraum im Dreivierteltakt, rau, verloren, wie vor dem Regen.
(mit kat kaufmann, gheiath hobi, sophie hunger und nikolaus blome)
gute sendung. habe nichts auszusetzen, noch nicht mal an jan böhmermanns schnäutzer. der nicht nur schlechten geschmack zeigt (wie böhmermann selbst sagte), sondern, unter anderem, weil er böhmermann erwachsen aussehen lässt. wie einen bescheuerten erwachsenen zwar, aber auch das passt, weil er ja nicht bescheuert ist.
das geheimnis der sendung war möglicherweise, dass die ganze zeit gegessen wurde. ich glaube das hat alle beteiligten etwas aufgelockert, zumindest aber die moderatoren. die beifahrerin teilte mir mit, dass die beiden das auch bei sanft und sorgfältig machen: „die essen die ganze zeit!“
die moderatoren hatten in dieser sendung ausnahmsweise keine angst etwas falsch zu machen. das ist deshalb bemerkenswert, weil böhmermann in der zweiten sendung absichtlich und platt versuchte die grenzen des guten geschmacks zu überscheiten und zu provozieren — und dann in der dritten sendung vor samuel koch den schwanz einzog, aus angst etwas falsches zu sagen oder grenzen des guten geschmacks oder humors zu überschreiten.
in dieser sendung war das alles wie weggeblasen. böhmermann war es sogar egal, dem muslimischen gast blutwurst ans herz zu legen, die bekanntlich aus schweineblut (und speck) hergestellt wird.
der muslimische gast, gheiath hobi, der aus syrien geflüchtet ist und nach 5 monaten erstaunlich gut deutsch spricht, war aber sowieso nicht aus der ruhe zu bringen und feuerte zur mitte sendung auch den zweitbesten gag der sendung ab, als böhmermann ihn fragte, ob er schonmal drogen genommen habe: naja, sagte er, es gab mal eine zeit, da habe er in der medienbranche gearbeitet. (der beste witz der sendung erntete keine lacher, war aber ein typischer, genialer schulz. er wolle, sagte olli schulz, wenn er sterbe, „urne“ aber ohne verbrennung. sollten die mal gucken, wie die das hinbekommen.)
das thema tod brachte sophie hunger auf, als sie olli schulz’ frage, ob sie gut mit geld umgehen könne, damit konterte, dass sie jetzt lieber über das sterben reden wolle. diese antwort zeigte, abgesehen davon dass sie brilliant war, dass sophie hunger in einer anderen welt wohnt, was in der sendung aber wie etwas gutes erschien. sibylle berg, die ein grosser hunger-fan zu sein scheint, drückte das folgendermassen aus:
Sophie Hunger ist Walzer für niemand. Gebrochen und traurig und laut und traurig und wahnsinnig. Ihr Verstand lebt auf einem Planeten, auf dem es angenehmer ist, ihre Feuchtausstattung kämpft hier unten noch ein bisschen gegen Idiotie. Frau Hunger, deren Mutter wirklich so heißt, wuchs an 229 verschiedenen Orten der Welt auf, deren Eingeborenensprachen sie beherrscht, sie komponiert, textet, beherrscht seltsame Geräte, ist Chefin und die neue Generation von Musiksuperheros.
nikolaus blohme fand ich vor der sendung, dank meiner vorurteile, unsympathisch, und nach der sendung auch. gar nicht mal so sehr wegen dem was er sagte, sondern wegen dem wie er es sagte. er wirkt klug, aber eben auch ein bisschen oberlehrerhaft und äusserst eitel. dass er die ganze zeit über sich und seine arbeitgeber redete, war allerdings nicht seine schuld, sondern die der moderatoren, vor allem böhmermann, die ihn die ganze zeit danach fragten. immerhin wich er wenig aus und bezog meist klar stellung auch bei unpopulären positionen. so verteidigte er kurz politiker, die er zur grossen mehrheit sehr intelligent fände, und stefan niggemeier, von dem man keinesfalls sagen könne, dass er beim spiegel gescheitert sei.
meine lieblingssituation in der sendung war, als sophie hunger den moderatoren wieder das themenruder aus der hand nahm und gheiath hobi fragte, was er gelernt habe, bzw. welchen beruf er habe. böhmermann eschauffiert sich darüber künstlich, weil das thema doch schon längst abgehandelt gewesen sei, worauf hin gheiath hobi einsprang mit einem coolen: „jaja, alles gut. beruhig dich.“ dieses zusammenspiel der gäste mit den moderatoren war in dieser sendung wirklich bemerkenswert und erinnerte mich beinahe daran, wie das regelmässig in graham norton’s sendung klappt.
wie gesagt, ich habe an der sendung nichts auszusetzen. das beste zeichen war, dass die 57 minuten sendezeit wie im fluge vorbeigingen, obwohl es keinen musikalischen auftritt gab, bei dem ich vorspulen hätte können. die zwei interessierten sich ausnahmsweise für alle gäste, stellten erstaunlich gute und manchmal auch spitze fragen und schafften es, das gespräch in gang zu halten.
abgesehen davon waren die idee mit den übersetzungs-telefonhörern und die idee in der sendung ein acht-gänge-menü zu servieren, genial. am ende der sendung, in der schlussbesprechung, meinte olli schulz, dass viele leute von der sendung entäuscht sein würden. bei mir ist es das gegenteil: meine erwartungen wurden in den letzten sendungen so weit runtergeschraubt, dass ich von dieser sendung beinahe begeistert war.
plötzlich, auf dem gendarmenmarkt, wurde es hell. die sonne stand nicht hoch, war aber unübersehbar. dieser morgen, fühlte sich an wie ein sommerabend — bis auf das morgengeschnatter der spatzen und dass erst zwei menschen bier tranken. der wind war ein bisschen kräftig, aber die sonne schaffte es die frühlingsillusion aufrecht zu erhalten. meinen mantel hatte ich extra zuhause gelassen, trotzdem fing ich an zu schwitzen. in den häuserschatten wurde es wieder februarhaft, die querstrassen versprühten weiterhin sonnenstrahlen und frühlingseindrücke. die luft und der himmel waren so klar, dass ich jedes detail der flugzeuge über mir erkennen konnte.
hervorragende, sehr differenzierte und kluge analyse von den schwächen und stärken von trevor noah, dem (seit 4 monaten) neuen modertor der daily show. tatsächlich verstehe ich nach diesem text besser, warum mich die letzte folge der daily show etwas ratlos und unentschieden hinterliess.
But if you watch The Daily Show night after night, you get the sense that the writers have adjusted their tactics for a very different kind of host—a Potemkin Jon Stewart, someone smooth and ingratiating who is reaching for unconverted viewers, instead of an inveterate political satirist preaching to the deeply informed.
Die Weltflotte von 90.000 Schiffen verbrennt rund 370 Millionen Tonnen Treibstoff pro Jahr, was einer Emission von 20 Millionen Tonnen Schwefeloxid entspricht. Allein die 15 größten Schiffe der Welt stießen pro Jahr so viele Schadstoffe aus wie 750 Millionen Autos, so der NABU (Naturschutzbund Deutschland).
„Aus gesundheitlichen Gründen ist zurzeit auf keinem einzigen Kreuzfahrtschiff Urlaub ratsam“, fügt Axel Friedrich, Experte für Luftreinhaltung und ehemaliger Mitarbeiter des Umweltbundesamtes.
irre, was für eine grössenordnung die luftverpestung durch die schifffahrtindustrie hat — und wie wenig dagegen getan wird.
das hier ist eigentlich ein link zu zwei texten, einem von martin recke und einem von wolfgang lünenburger. beide streiten auf einem recht hohen niveau über die aktuelle politische landschaft und ihr (und unser) bild dieser landschaften. ich kann mich vielen der gedankengänge von beiden nicht anschliessen, aber beide texte finde ich wichtig für die meinungsbildung und debatte.
das erstaunliche an der graham norton show ist nicht nur ihr unterhaltungswert und ihre ausserordentliche qualität, sondern dass fast alle folgen der sendung auf youtube zu finden sind — und dort offensichtlich auch nicht von der BBC weggelöscht werden.
irgendwann, wenn ich mal viel zeit habe und mich nicht mehr selbst dazu zwinge, was ich mir angucke kurz zu rezensieren, binge ich mich durch die letzten 9 jahre der sendung.
sehr schön differenziert und doch klar positioniert: marie meimberg über aufmerksamkeitslenkung über primäre und sekundäre geschlechtsmerkmale — nicht nur über youtube thumbnails.
dirk von gehlen ruft zu mehr gelassenheit auf. ich möchte dem sehr heftig zustimmen, möchte aber auch darauf hinweisen dass die unmittelbarkeit und dichte von meinungsbildern vor allem unsere gewohnten wahrnehmungsmuster überfordern. wir verwechseln die dinge die wir sehen zu oft und zu schnell mit realistischen abbildungen oder repräsentationen der realität. im frühjahr des letzten jahres habe ich dieses thema in meinem republica-vortrag zu fassen versucht — und gelasseneheit, ambiguitätstoleranz und die fähigkeit widersprüche auszuhalten und nicht überzubewerten ist sicherlich ein teil der problemlösung.
man kann diese folge kurz und knapp zusammenfassen. alicia lacht wieder. sie hat ihrem schmerz überwunden und während ich das schreibe, kriecht der ekel über solche pathetischen sätze in mir nach oben.
neben dem pathos, hatte diese folge aber auch ein paar der momente, die ich an rechtanwaltserien eigentlich ganz gerne mag. die debatten, dass auseinandernehmen der gegnerischen positionen mit geschickter argumentation, klarer sprache, mal mit, mal ohne juristische tricks. leider werden diese momente ständig zerschnitten, weil in jeder folge mindestens zwei oder drei solcher debatten, bzw. verhandlungen stattfinden. ständig wird zwischen denen hin und her geschnitten und vor den werbepausen wird und es dann zur abwechslung ein bisschen pathetisch.
eigentlich wurden die pathetischen momente in dieser folge ganz ok inszeniert, aber ich glaube was mir wirklich fehlt ist das, was boston legal so grandios gemacht hat: das abseitige, das völlig absurde, ausserweltliche, abgehobene, das boston legal staffel für staffel durchwoben hat. the good wife handelt vom alltag, boston legal handelte vom irrsinn.
the good wife kann sich in dieser staffel einfach nicht entscheiden was es sein will. eine dokufiktion über eine starke, erfolgreiche frau? über ihren alltag und ihren kampf um normalität, glück und gerechtigkeit? oder eine gerichtschau, die gesellschaftlichen missständen elegant einen spiegel vorhält? was the good wife leider schon länger nicht mehr macht, ist aktuelle ereignisse so in die erzählung einzubauen, dass man tatsächlich etwas lernt, verschiedene perspektiven erkennt und nach der sendung denkt: aha.
früher™ fühlte man nach einer folge the good wife wie nach der sendung mit der maus, jetzt fühlt man sich wie nach einer folge von irgendwas mit louis c.k.
the good wife handelt nicht mehr von potenzialen, zielen und wegen nach vorne, sondern davon wie scheisse die welt ist und wie aufreibend und frustrierend das tägliche klein-klein ist.
man merkt der serie an, dass sie langsam die kisten packt, die losen fäden einsammelt und verstaut und sich auf ihr ende vorbereitet. und eigentlich ist das schade, aber nach den letzten drei folgen, fällt der abschied immer leichter.
etwas ausführlicher: christian junklewitz auf serienjunkies.de über diese folge.
wenn man auf louisck.net sein passwort vergessen hat, schickt die site ein neues passwort das mit „idiot“ anfängt.
louis c.k. hat ziemlichüberraschend eine sitcom gemacht und verkauft sie online auf seiner webseite, für 5 dollar pro folge. die sitcom wird offenbar relativ nah am veröffentlichungsdatum gedreht, unter anderem wird auch kurz auf donald trump bezug genommen — und dass er die republikanische präsidentschaftsdebatte auf fox boykottiere. die debatte war letzte woche donnerstag, die show dürfte also letzte woche gedreht worden sein — und das merkt man ihr auch an. textschwächen, verhaspler oder mikrofon-anstupser bleiben einfach drin, viele dialoge sind holprig. diese imperfektion stört mich nicht, im gegenteil, das wirkt eher erfrischend. ich fand die sendung aber trotzdem scheisse.
ich mag louis c.k. und bin beeindruckt, dass er so eine sendung (offenbar) selbst produziert hat und auf seiner webseite vertreibt — ohne grosses studio im rücken oder bewährte vertriebswege. aber louis c.k.’s humor ist nicht immer meine sache (manchmal aber schon) und die ersten 32 minuten der sendung waren das deprmierenste, was ich seit langem gesehen habe. ich will nicht ausschliessen, dass es menschen gibt, denen es grosses vergnügen bereitet, anderen dabei zuzusehen, wie sie ihre neurosen ausleben oder ihre unfähigkeit zu kommunizieren wortarm unter beweis stellen. ich gehöre jedenfalls nicht dazu.
horace und pete gehört eine kneipe in brooklyn und horace and pete hat mir nochmal deutlich vor augen geführt, warum ich noch nie gerne in kneipen gegangen bin: die gespräche von besoffenen sind meist noch nichtmal besoffen auszuhalten. in der ersten häfte der sendung war das ganz besonders unerträglich. obwohl sich die kneipe ziemlich schnell füllte, herrschte dort eine dermassene ruhe, dass man ständig das brummen der beleuchtung hörte. unterhielten sich zwei gäste, einer der petes (es gibt pete und uncle pete) oder horace mit irgendwem, schwiegen alle anderen und fingen an leer in die gegend zu starren.
ich bekam beim zusehen wirklich schlechte laune: gespräche, die auf jeder ebene scheitern, in absoluter stille, in einer vollen kneipe. das, was man in dieser sendung sieht, kann man auch nicht mehr „schauspielen“ nennen, das ist schaudeprimieren. und schaufluchen. ich hatte kurz den verdacht, dass louis c.k. die sendung vor allem deshalb gemacht hat, damit er seinen enkeln später mal erzählen kann, dass in seiner sendung mal jemand öffentlich hillary clinton eine fotze (cunt) genannt hat und, dass er es noch 2016 geschafft habe, eine sendung zu machen, in der ein alter weisser mann mehrfach das n-wort benutzt. wenn man nicht fürs fernsehen arbeitet, kann man sowas machen, auch wenn es nur mässig witzig ist. andererseits, es gibt bestimmt auch leute, die sich darüber krumm lachen können, wenn jemand anderen leuten ins gesicht pupst.
nach 32 minuten gab es für das publikum eine wohlverdiente pause (der erste gelungene gag). ich habe lange überlegt (33 sekunden), ob ich mir den zweiten teil auch noch ansehen sollte. ich habs dann gemacht, weil ich dachte noch schlechtere laune wird mir der zweite teil schon nicht machen, was aber ein irrtum war. immerhin ging es schauspielerisch ein bisschen bergauf. alan alda fing an die show eigenhändig zu tragen, steve buscemi, der sich im ersten teil der sendung in einen enorm schlechten schauspieler verwandelt hatte, wachte nach 55 minuten auf und liess ein bisschen was von seinem können durchblitzen. auch erfrischend: wie im ersten teil, spielten nicht nur menschen mit, die den gängigen schönheitsidealen entsprechen. es spielte allerdings niemand mit, dessen teint dunkler als der von louis c.k. war.
im zweiten teil, nach der pause, gerieten die story und die dialoge dann auch ein bisschen in fahrt. das war immer noch alles sehr deprimierend und unlustig, aber immerhin wurden die schweigenden, unheimlichen gäste rausgeschmissen und durchgehend geredet und positionen bezogen, die über kneipengeschwätz hinausgingen.
wie gesagt, ich fand die sendung sehr unwitzig, deprimierend und konsequent grässlich. aber weil der zweite teil etwas anzog, weil es eine pause gab und weil es einen witz gab, über den ich herzlich lachen konnte, gebe ich doch einen punkt mehr als für die the ridiculous 6.
was ich wirklich witzig fand: nachdem die beiden vormittags, so gegen viertel vor eins, die öffnung des ladens vorbereitet hatten (kehren, aneinender vorbeireden, deprimiert gucken, stühle aufstellen), tranken horace und pete erstmal ne tasse kaffee vom vortag. der kaffee auf der wärmplatte musste vom vortag sein, denn die kaffeemaschine hatte noch keiner der beiden bedient. horace und pete tranken die plörre, ohne eine miene zu verziehen.
der new yorker etwas wohlwollender als ich über die pilotsendung:
It’s like an ad produced by a Super PAC funded by angry comedians, in support of no one.
die beifahrerin ist so unsportlich, dass sie sich beim eincremen die hand verstaucht hat.
so funktioniert bauen heute: platte, stütze, platte, stütze … — und dann fassade vorkleben.