Für Donnerstag hatten sich die Moderatoren etwas besonders Unangenehmes einfallen lassen: In Videoeinspielern wurden Cruz und Rubio mit widersprüchlichen Aussagen zur Einwanderung gezeigt. Mal pro Amnestie für illegale Einwanderer, mal contra.
Eine einfache, aber äußerst effektive Idee, die beide erkennbar verunsicherte. […] Schade nur: Man hätte sehr gerne gesehen, wie der Sender auch Donald Trump mit seiner inhaltlichen Flexibilität konfrontiert hätte. Ging aber nicht.
ging schon, allerdings nicht auf fox, sondern auf CBS:
das ist schon ein ziemlich grossartiges stück fernseharbeit, das stephen colbert hier abliefert. donald gegen trump mit all seinen widersprüchen.
sehr ordentlicher film mit johnny depp in abstruser maske und benedict cumberbatch mit amerikanischem akzent. johnny depp ist ja bekanntlich umso besser, je wilder und absurder er verkleidet ist. seine maske, die falschen (grandiosen) augen, die falsche glatze, seine zu engen klamotten, stachen enorm heraus und fielen mir ständig auf, aber komischerweise tut das seiner performance keinen abbruch. johnny depp ist so gut, dass man ihn unter der maske gar nicht erkennt. man sieht die verkleidung, aber der rest passt.
bei benedict cumberbatchs akzent ist das anders; der fällt auf und passt nicht. in einer szene hört man ihn reden (eine st. patrick’s day-rede), sieht aber nicht sofort, dass er es ist, der redet. ich dachte nur: hm, komischer akzent und dann sah ich ihn. auf gewisse weise war sein amerikanisch lupenrein, aber es hatte gleichzeitig etwas irritierendes, als ob er seine zunge mit den backenzähnen festhielt oder als hätte er einen nicht näher zu benennenden sprachfehler. das war bei joel edgerton ähnlich, der australier ist und james bulgers’ kinderheitskumpel john connolly spielte (der als erwachsener FBI-agent wurde und bulger als informaten rekrutierte). auch sein akzent hatte etwas irritierendes, vielleicht sogar zu glattes, zu perfektes, am ende aber unpassendes.
bei joel edgerton/connolly dachte ich mehrfach wie faszinierend es ist, dass ein mittelguter schauspieler, einen schlecht schauspielernden FBI-agenten spielt. insgesamt ist aber weder an der besetzung, noch an der inszenierung viel auszusetzen. das war alles unterhaltsam und berührend erzählt. am ende des films ist klar, dass bulger zwar ein mann mit vielen facetten und ein paar menschlichen seiten war, aber in erster linie ein gewalttätiges, brutales und rücksichtslosens schwein. in einer szene bringt er eine prostituierte eigenhändig um, und kündig danach an, jetzt erstmal ein mittagsschläfchen zu machen.
und es wird wieder einmal klar, wie schnell korruption, durch eine serie von kleinen, vermeintlich harmlosen schritten, auch anständige menschen erfassen kann und sie über die rote linie treibt, von der nicht ohne weiteres zurückzukehren vermögen.
dass mir der soundtrack mehrfach als ziemlich gut auffiel muss allerdings kein kompliment sein. filmmusik soll ja eigentlich gar nicht als solche wahrgenommen werden und lediglich die stimmung steuern, nicht das aha-zentrum.
ich gebe vier sterne, weil ich mich nur einmal kurz gelangweilt habe.
als ich heute abend ottolenghis nopi durchgeblättert habe, blieb ich an diesem rezept hängen: zerdrückte neue kartoffeln mit kapernbeeren, rosa pfeffer und geröstetem knoblauch.
ich blieb wegen des gerösteten knoblauch hängen; eine ganze knolle, in 75 mililiter olivenöl, mit viel thymian, rosmarin und einem lorbeerblatt 15 bis 20 minuten bei 180° im ofen rösten. eine knolle!
die kartoffeln sollten 15 minuten in wasser gekocht werden (wir hatten keine neuen kartoffeln, wie von rezept gefordert, sondern nur alte, die ich dann auch geschält und nicht mit schale gekocht habe), mit ein paar minze-, rosmarin- und thymianzweigen. minze hatten wir noch, rosmarin und thymian hab ich getrocknet genommen.
während die kartoffeln kochen habe ich das dressing vorbereitet: eine zitronenschale abreiben und die zitrone selbst entsaften, 10 gramm minzeblätter in streifen schneiden, und zwei teelöffel rosa pfeffer grob zerstossen. weil wir beide rosa pfeffer gar nicht mögen, hab ich schwarzen pfeffer genommen. zum dressing kommen noch ein 1½ teelöffel salz, umrühren, fertig, beisteie stellen. wenn die kartoffeln 15 minuten geköchelt haben die kräuter wegschmeissen, das röstöl des knoblauch auch mit einem sieb von den kräutern befreien und die etwas zerkleinerten kartoffeln (halbiert, geviertelt, je nach grösse), mit dem röstöl 8 bis 9 minuten braten. danach ein glas gewaschene kapern (kapernbeeren mag ich nicht), 15 gramm butter und den gerösteten knoblauch unterheben und nochmal ne minute braten. dann das dressing drunter, fertig, essen.
das ganze war enorm lecker, roch auch köstlich und wird jetzt bestimmt öfter serviert. bratkartoffeln sind eh toll, aber so ganz besonders. dazu hab ich noch einen kräutersalzquark angerührt, mit kräutersalz, pfeffer und dünngehobelten gurkenscheiben. diesmal haben wir es auch nicht geschafft das 4-6-personen-essen zu zweit aufzuessen.
[nachtrag 05.05.2025] hier folgt jetzt noch das strukturierte rezept.
Zerdrückte neue Kartoffeln mit Kapernbeeren, rosa Pfeffer und geröstetem Knoblauch
Bratkartoffeln sind eh toll, aber so ganz besonders. Dazu passt kräutersalzquark angerührt, mit Kräutersalz, Pfeffer und dünngehobelten Gurkenscheiben.
zutaten
1 Knoblauchknolle
75 ml Olivenöl
1 Lorbeerblatt
10 g Thymianzweige
10 g Rosmarinzweige
1 kg Kartoffeln (neu)
20 g frische Minze
60 g Kapernbeeren (oder besser, einfach Kapern)
25 g Butter
1 Zitrone (davon den Saft und die abgeriebene Schale)
20 g Petersilie
20 g rosa Pfefferkörner (oder weglassen)
Salz, Pfeffer
zubereitung
Backofen auf 190° C vorheizen.
Knoblauchzehen schälen und mit dem Öl in eine kleine ofenfeste Form legen. Lorbeerblatt und jeweils der Hälfte des Thymian und Rosmarin mischen und 15-20 Minuten im Ofen rösten. Zwischendurch ein- oder zweimal mit dem Öl überziehen. Danach abkühlen lassen und das Öl durch ein Sieb in eine große Pfanne geben. Die Knoblauchzehen beiseitelegen, Thymian und Rosmarin können weg.
Die Kartoffeln mit der Minze, dem restlichen Thymian und Rosmarin und 1 EL Salz zum Kochen bringen und 15 Minuten garen. Abgießen, die Kräuter wegwerfen und die Kartoffeln halbieren.
Während die Kartoffeln kochen das Dressing zubereiten: eine zitronenschale abreiben und die zitrone selbst entsaften, 10 gramm minzeblätter in streifen schneiden, und zwei teelöffel rosa oder schwazen pfeffer grob zerstossen. Zum Dressing kommen noch ein 1½ Teelöffel Salz, beiseite stellen.
Wenn die Kartoffeln fertig sind das Knoblauchöl in der Pfanne bei hoher Temperatur erhitzen, die Kartoffeln hineingeben und 8-9 Minuten braten, bis sie goldbraun sind und anfangen zu zerfallen. Die Kapern, den gerösteten Knoblauch und die Butter zugeben, 1 weitere Minute bräunen und anschließend das Dressing hinzufügen.
Alles behutsam mischen, noch 1 Minute erhitzen und fertig.
Aber die Forderung „Medien dürfen keine Informationen weglassen“ ist absurd. Medien dürfen nicht nur – sie sollen ganz viel weglassen: Das Unwichtige, das Unwahre und das Unsinnige.
grundsätzlicher, etwas länger gewordener text des ORF-moderators armin wolf über journalismus und dass die „ganze wahrheit“ immer selektiv ist, wie unsere wahrnehmung.
ich finde diesen text von manfred schneider doof etwas arg undifferenziert und platt, aber in teilen (natürlich) auch richtig. aber ich verlinke ihn, weil dieses zitat daraus, dass ich bei mirko kubein gefunden habe, ziemlich schmissig ist:
Wer also behauptet, wir benötigten keine Bibliotheken, weil wir das Internet hätten, gehört in die Gesellschaft der Schildbürger, die keine Elektrizitätswerke benötigen, weil sie doch Steckdosen haben.
deswegen habe ich gestern meinen ganzen rechner — unnötigerweise — neugestartet. dabei hätte das deaktivieren der vorschlagsfunktion in safari (und ein safari neustart) gereicht.
ein ganze folge über das spinnen von intrigen, die am ende anne boleyn den kopf kosten. ich hatte ja erwartet, dass der tod cromwells auch noch thematisiert würde, aber offensichtlich haben sich die produzenten entschieden, dass die „ermittlungen“ und der prozess gegen anne boleyn eine ganze folge wert seien. very well. das war schon ok, hatte aber auch längen.
eigentlich mochte ich an der serie die kleinigkeiten, die details. wie alle immer mit den fingern assen, riesige servietten auf den schultern, die ödnis des königlichen hofes, in dem sich die adligen aus langeweile fast die augen ausstachen, das ständige tragen von kopfbedekungen und aufgeblähten gewändern mit pelzbesatz, das schöne, müssige (und langweilige) leben am hof, das durch den kleinsten fehltritt oder die falschen freunde oider falschen feinde von einem moment auf den nächsten beendet sein konnte, die langsamkeit von allem — ich fand das hat die serie sehr schön rübergebracht, auch wenn das teilweise zum einschlafen inspirierte. aber ich glaube, das war genau der grund, warum ich die serie zuende geschaut habe. sie entspannte, war nicht zu aufregend und doch interessant und faszinierend genug um sie weiterzusehen.
diese folge gefiel mir, nach der etwas kammerspielartigen letzten folge, ganz gut. es wird klar, dass die geschichte möglicherweise epische ausmasse annehmen wird und in dieser staffel ganz sicher nichts aufgelöst oder geklärt wird. mir gefiel auch weiterhin gut, wie die raumschiffe und raumstationen aussehen und wie der schmutz und die schlechten lebensbedingungen inszeniert sind. alles ist irgendwie kaputt, gespilttert übelriechend oder verdreckt und abgenutzt. ganz besonders gut gefiel mir in dieser folge aber, wie sich die geschichte entwickelte. ein paar der erzählstränge liefen in dieser folge zusammen und ein paar der erzählstränge liessen die hoffnungen der protagonisten, das zu finden was sie zu finden hoffen, platzen — und das beinahe in game of thrones manier.
es gefällt mir, dass sich die serie zumindest in teilaspekten von den üblichen, ausgeleierten erzählkonventionen löst.
ausserdem habe ich beschlossen mir mal ein bisschen überblick zu verschaffen und habe ein bisschen in der deutschsprachigen wikipedia gelesen (vorsicht spoiler). erstens basiert the expanse auf einer fünfbändigen buchreihe. zweitens hat syfy bereits die zweite staffel bestellt und drittens hab ich beim einfachen zusehen tatsächlich nicht alles von den erzählten geschichten mitbekommen. danke wikipedia. ich muss mich eindeutig besser konzentrieren — oder vielleicht ist das alles auch genau richtig: nicht zu kompliziert (und damit die zuschauer aus der bahn zu werfen) und gelichzeitig nicht zu platt (um damit die zuschauer zu unterfordern).
heute sag ich jedenfalls: ja, so kann man science-fiction machen. weiter so!
Dass wir kein „Wahrheitsministerium“ haben, ist nur ein halber Trost, wenn die Demokratie das „Gleichdenk“ auch ohne Geheimpolizei erzwingen kann. Deshalb sollten wir Orwell und Tocqueville lesen, immer wieder.
ich bin mir nicht sicher, ob ich guten gewissens sagen kann, wir sollten „immer wieder“ joffe lesen. er ist zwar sehr kreativ darin andersdenkende als naiv zu diffamieren, aber seine logik scheint mir zuverlässig fehlerhaft zu sein, auch in diesem text.
das erste was auffällt ist dass er in die martenstein-übergeigungsfalle tappt, wenn er diskussionen über den umgang mit bestimmten ereignissen als „denk-“ und „sprechverbote“ diffamiert. das ist genauso stumpf wie gelöschte kommentare in blogs oder unter journalistischen texten als „zensur“ zu bezeichnen. den ausschluss von diskussionen mit staatlicher erzwungener publikationskontrolle oder publikationverboten zu vergleichen ist aber nicht nur kurzsichtig und dumm, sondern auch abstumpfend. wenn alles zensur ist, wie soll man dann noch echte zensur differenzieren können? von „sprechverboten“ zu reden, obwohl es keine verbote gibt, sondern sprechen hier und da lediglich zu kritik führt, vergiftet die debatte und lenkt von den themen auf eine unheilvolle metaebene ab.
am ende seines textes versucht er dann nicht etwa die verwendung des wortes „sprechverbot“ als irrtum darszustellen, sondern die diskussion über berichterstattung als „dreifachen Irrtum“:
Das Sprechverbot entspringt einem dreifachen Irrtum.
Einmal, weil Benennung („Flüchtlinge haben …“) nicht Bezichtigung ist („So sind die Araber“). Zum Zweiten, weil die Randständigen keine Nachhilfe brauchen; sie haben ihre Vorurteile schon. Das Vor- Urteil schafft sich seine Fakten selber durch selektive Wahrnehmung – wie bei jeglichem „Anti-Ismus“.
wenn andere bereits vorurteile haben, kann es also nicht schaden, vorurteile zu befeuern? oder aufklärung, ausgewogene und vorurteilsfreie berichterstattung bringen niemanden von seinen abstrusen ansichten ab, sind also quasi müssig? vermutlich ist der zitierte absatz einfach joffe-sprech für den dummsprech-satz: „haters gonna hate“.
im nächsten absatz macht joffe dann aber eine 180°-wende. plötzlich sind sprache, nuancierung und subtile signale für die braven „randständigen“ dann doch wichtig:
Zum Dritten, weil der brave Bürger ins Grübeln gerät: Wenn Polizei, Politik und Medien die Tatsachen schönreden, ja mir „Rassisten“ das Maul verbieten, wie kann ich noch den demokratischen Institutionen trauen? Pegida und Co. sind Geschöpfe und Sprachrohre der Entfremdung. Die frisst sich in die Mitte, wenn das verordnete Gutdenk die Realitäten verdrängt und die Wohlmeinenden den Demagogen zutreibt.
wenn „brave Bürger“ selektive wahrnehmung betreiben, schrillen in joffes kopf dann doch die alarmglocken. was joffe hier sagt, muss man sich mal auf der zunge zergehen lassen: es müsse möglich sein auch rassistisch und demagogisch zu berichten und ressentiments zu bedienen, damit „brave Bürger“, die selektiv wahrnehmen und demokratischen institutionen gegenüber skeptisch sind, nicht den demagogen zugetrieben werden.
wenn ich mich nicht irre, ist das die klassische CSU-strategie. rassisten, flachdenker, vorurteils-aficionados umarmen und umgarnen, damit sie ihre position halten und rechts-innen, statt rechts-aussen wählen. ich glaube man könnte diese strategie zur verdeutlichung auch ins extrem aufblasen: zum arschloch werden, um arschlöcher zu werben und damit zu verhindern, dass arschlöcher sich anderen arschlöchern anschliessen.
in dieser folge geht es (wieder) vor allem ums ficken. oder wie man damals™ gesagt hätte, um die wolllust. iegentlich interessierte sich cromwell für die traurige zofe, aber der heimrich kam ihm zuvor. jetzt will (und kann?) heinrich nicht mehr mit anne.
die ereignisse der folge werden in zeitlupe erzählt — und doch rennt die zeit. ich schätze die ereignisse der folge spielen über ein oder zwei jahre. aber langsam gewöhne ich mich an die erzählweise. und cromwell wird immer älter — oder genauer, müder. die intrigen, dass spinnen von fallen und komplotten am hof scheint ihn genauso zu ermüden, wie mich, den zuschauer. die launen und nahtod-erfahrungen heinrichs werden cromwell langsam gefährlich, dämmert es cromwell mehr und mehr.
und da wir ja alle wissen, dass die mini-serie nur noch eine folge hat, und cromwell im tower enden wird, kann ich mir so ungefähr denken, was in der letzten folge abgehandelt wird. aber das schau ich mir jetzt auch noch an. also morgen.
@sixumbrellas klar. undifferenzierte texte, die gegen differenzierung anschreiben, muss man unbedingt differenzieren. /@dasnuf
IFTTT dreht jetzt am ganz grossen rad. faszinierend wie sich das projekt entwickelt.
einerseits kann ich der geschichte mit ihren vielen zeitsprüngen und ortswechseln, die nie erklärt werden, sondern einfach passieren, nicht richtig nachvollziehen, es fehlt der rhytmus, die auswahl der spielorte und geschehnisse folgt einer mir nicht nachvollziehen logik. andererseits ist die erzähllogik von wolf hall manchmal extrem durchsichtig. gleich am anfang wird diese infotafel gezeigt, die nochmal den hintergrund der letzten 3 folgen zeigt:
heinrich der VIII. trennt sich von seiner frau und von der römisch katholischen kirche um anne boleyn zu heiraten, in der hoffnung dass sie ihm einen männlichen nachkommen zur welt bringt. anne wird schwanger und kehrt mit ihrem neugeborenen zurück nach whitehall:
an dieser stelle ist auch ohne historisches hintergrundwissen klar, was als nächstes auf der tafel stehen wird. und tatsächlich:
abgesehen davon dass die serie deutlich zeigt, was die gesellschaft damals von frauen oder mädchen hielt, nämlich entweder gar nichts, oder dass sie als lästiger balast angesehen wurden, die dooferweise für die reproduktion benötigt werden, muss man der serie hoch anrechnen, dass sie die zeit zwar als rau und sehr gesundheitsschädlich zeigt, aber nicht als völliges irrenhaus. auch wenn in gesellschaft und politik (aber-) glaube und irrsinn durchaus eine grosse rolle spielen, spielt in der gezeigten zeit das parlament und das „common law“ — und seine befolgung — bereits auch eine grosse rolle. gerechtigkeit nach unseren massstäben ist das noch nicht mal ansatzweise, aber menschlichkeit, mitgefühl und vernunft hatten durchaus ihren platz in der zeit unter heinrich dem VIII. — und cromwell ist in der serie das symbol dafür.
auch wenn mir die erzählstruktur und geschwindigkeit missfällt, gefiel mir in dieser folge, dass sie sich um die entwicklung und zuendeführung eines konkreten politischen vorhabens drehte. ganz so wie damals bei the west wing. wen ziehe ich wie auf meine seite, wem könnte ich etwas ins ohr flüstern um eine entwicklung in gang zu bringen, wie gehe ich mit den konsequenzen um, falls der plan scheitert?
am ende driftet die serie, wie ich schon vor ein paar tagen ausversehen sah, etwas ins konfuse ab, aber ich gebe trotzdem nochmal 4 sterne, weil mir der scheiss irgendwie gefällt.
torsten kleinz erklärt den alkoholmissbrauch karneval:
„Der Karneval ist ein riesiges Massenbesäufnis. Leute kommen aus Hunderten Kilometern Entfernung nach Köln, um drei bis fünf Tage sich dem Alkoholrausch hinzugeben, zu singen und zu tanzen. Das ist weitgehend legal. Allerdings darf man alkoholisiert keine Autos oder Motorräder fahren, auch Fahrräder sind ab einem gewissen Alkoholpegel Tabu. […] Passen Sie auf. Menschen unter Alkoholeinfluss werden oft aggressiv oder verlieren die Selbstkontrolle. Wir haben uns bemüht, Kinder vor Alkohol zu schützen, indem wir zum Beispiel Händlern bei Strafe verbieten, alkoholische Getränke an Kinder zu verkaufen. Doch es klappt nicht völlig. Jedes Jahr landen Kinder und Jugendliche wegen Alkoholvergiftung im Krankenhaus. Sollte Ihr Kind zu viel Alkohol getrunken haben und nicht mehr ansprechbar sein, wenden Sie sich an einen Arzt. Es gibt auch Veranstaltungen in denen Jugendliche beaufsichtigt ohne Alkohol feiern können. Karnevalsvereine erteilen gerne Auskunft.
lesenswertes interview mit dem paläoanthropologen friedemann schrenk. das ist der letzte absatz:
Warum haben wir alle anderen Menschenarten überlebt? Uns zeichnet eine enorme Vielfalt aus: kulturell, aber auch anatomisch. Das macht uns anpassungsfähiger als andere. Und diese Vielfalt ist gerade nicht eine Folge von Isolation, sondern von Vermischungen. Wenn Homo sapiens sich weiter entwickeln möchte, dann geht das sicher nicht durch Abschottung.
ein bisschen ist das, was ruth fend der dummy vorwirft, die selbstverliebtheit, ja der ganze witz an der dummy — gepaart mit gelegentlicher brillianz. andererseits: „business punk“ hört sich ein bisschen an wie ein fachmagazin für selbstverliebte karrieristen.
ein text den das nuf im fieber geschrieben hat, an dem einerseits was dran ist und andererseits auch nicht. denn differenzierung muss weder langweilig, noch tödlich sein und allgemein mangelt es in der welt eher an differenzierung, als an wut und streit und wilder spekulation.
kathodenstrahlröhrenmonitore mussten an das magnetfeld der erde angepasst werden, dass überall auf der erde leicht variiert. deshalb mussten die geräte auf die nordhalbkugel, die südhalbkugel oder äquatorialregionen geeicht werden.
wundert mich jetzt nicht. seit mindestens zwei folgen (s07e11, s07e12) ist auf the good wife die luft raus. mindestens jedoch den drehbuchautoren scheint die serie keinen spass mehr zu machen. was schade ist, denn für eine ganze weile gehörte die serie zum besten was man sich regelmässig anschauen konnte. the good wife schaffte es gute geschichten zu erzählen, die oft bezug auf reale debatten oder ereignisse nahmen, und sie kommentierte. und zudem zog sich ein gut gesponnener, interessanter roter faden durch die serie.
Optimist: The glass is half full. Pessimist: The glass is half empty. Publicist: The glass looks amazing. Everyone loved it. Really great.
dc’s legends of tomorrow musste ich nach 13 minuten beenden, weil es so bescheuert und stumpf war, dass mir der die galle hochkam. ich vermute die legenden-genese in den ersten 15 minuten sollte rasant und spannend sein und die zuschauer auf eine schwungvolle serie einstimmen, aber auf mich wirkte das alles abgeschmackt, wichtigtuerisch und dümmlich. andere superhelden-serien oder -filme bekommen das besser hin, ihre wichtgtuerei und dümmlichkeit unter einigermassen interessanten geschichten zu verbergen — so gut zu verbergen, dass ich sie mir sogar gerne ansehe.
den reboot von the x-files hab ich knapp 25 minuten ausgehalten. die konsequente abwesenheit auch des geringsten hauchs von ironie oder subtilität beleidigte mich als zuschauer. ja, ich bin wirklich beleidigt, dass x-files exakt der gleiche scheiss, wie vor 14 jahren geblieben ist. ich muss dazu sagen, dass ich akte-x schon damals scheisse fand, aber bei diesem neustart einen etwas zeitgenössischeren ansatz erwartet habe. schliesslich hat gillian anderson in der zwischenzeit ja respektable sachen gemacht.
die ironie mag irgendwo, unsichtbar, tief im inneren der x-akten verborgen sein, unsichtbar für alle, ausser leuten, die das wort kult im zusammenhang mit serien wie knight rider, baywatch oder den alten mission: impossible folgen benutzen.
auch wenn ich den scheiss jetzt gar nicht gesehen habe, ordne ich es mal in die kategorie gesehen ein.
jetzt überleg ich, ob ich mal ein buch lesen sollte.
(mit axel petermann, samuel koch, katrin bauerfeind, dem langen tünn (anton claaßen), micaela schäfer, oli p., willi herren und nem kölner hai)
am anfang dachte ich: super, endlich mal sowas wie das bemühen um gesprächsführung, übergänge, konzentration, ein paar versuche nicht nur fragen zu stellen, sondern auch antworten auszuhalten. im laufe der sendung ging das dann aber leider wieder im metaebenengequatsche der moderatoren unter. besonders krass fiel das beim umgang mit samuel koch auf. bevor er etwas länger zu wort kommen durfte, fühlten sich olli schulz und jan böhmermann bemüssigt, erst mal darüber zu referieren, wie schwer es doch für sie sei, sich für ein gespräch mit ihm, samuel koch, „frei zu machen“ und nicht in die „lanz-falle“ zu tappen.
hi samuel, schön dass du da bist, leider fürchten wir, dass wir uns nicht frei machen können von dieser „betroffenheitsebene“ und einfach ein „cooles gespräch“ mit dir führen können. wir haben da intern sehr intensiv drüber geredet … — so, jetzt erzähl du mal was lustiges!
dieses metaebenen-gedöns liegt wie ein schleier auf der ganzen sendung — was einerseits ja auch die qualität von allem was böhmermann und schulz tun ausmacht, aber bei überdosierung unerträglich wird.
wirklich ärgerlich fand ich einen späteren einwurf von katrin bauerfeind, in dem sie samuel koch die schuld für die verklemmte gesprächsführung in die schuhe schieben wollte. sinngemäss sagte sie: die behinderten, die sie kennt, würden auch mal witzchen über sich selbst machen, um es ihrem gegenüber leichter zu machen mit ihnen umzugehen. was für ein blödsinn. als katrin bauerfeind ihr fernseh-praktikum bei tim mälzer machte hat der es ihr auch nicht leicht gemacht, im gegenteil, da stand sie kurz vor ihrem rauswurf, weil sie die ihr gestellten aufgaben nicht ernst nahm und mälzer davon tierisch genervt war. mit mälzers aktiv-aggressiver art konnte sie als moderatorin richtig umgehen (indem sie sich stärker anstrengte). einer eher passiv-aggressiven art, meint sie offensichtlich, müssten nicht etwa die moderatoren gewachsen sein, sondern der interviewte solle sich doch bitteschön zurücknehmen oder entgegenkommen zeigen.
was ich übrigens an katrin bauerfeind ganz grossartig finde: ich kann sie in einem moment total scheisse finden und im nächsten moment, oder eher, in der nächsten sendung, wieder ganz grossartig. obwohl das eventuell weniger mit ihr zu tun hat, als mit meiner rezeption. in die gleiche kategorie fällt übrigens sibylle berg. vieles von dem was sie schreibt, finde ich totalen mumpitz, manches finde ich ausgezeichnet — und als ich ihren text über den ex-zuhälter „de lange tünn“ (anton claaßen) hörte, wollte ich eine ode auf sie und ihre grossartigkeit verfassen. aber statt die grossartigkeit ihrer kleinen texte über die gäste der sendung zu besingen, lass ich sibylle bergs worte über herrn tünn für sich sprechen (youtube-version):
Bevor es den Rap gab, also damals™, führte der Weg aus dem Elend junge, von der Welt gekränkte Männer, ins Rotlichtmilieu. Mit anderen geilen Typen raufen, viel Geld, schnelle Autos, Bodybuilding, Goldketten und die Frauen hatten ihren Platz: an der Bar und nackig an Kletterstangen, als Schlampen oder herzensgute Huren. Heute hat Herr Tünn, der sehr drollig einen Dialekt nachahmt, der vermutlich Friesisch ist, sich von diesem Leben verabschiedet, in einen anderen Bereich, der Männern ohne Eigenschaften Heimat ist, den Fußball. Vielleicht als Kommentator, oder Trainer, oder, pfft, egal, denn es geht die Legende, dass Herr Tünn Legenden aus seinen Lebensgeschichten macht, was wieder sehr sympathisch ist — man kann nicht genug lügen in diesem kurzen Leben. Und bestimmt ist er ein netter Kerl, denn nett sind sie ja alle, im Fernsehen.
die texte von berg sind nicht immer auf den punkt, aber immer präzise und aufs wesentliche kondensiert. das ist ein sehr schöner kontrast zu den relativ unkondensierten plauderwellen, die aus den beiden moderatoren herausbrechen.
nett war herr tünn dann zwar nicht, wohl aber nervig. aber nervig sind sie ja auch irgendwie alle, im fernsehen. obwohl eigentlich war nicht der herr tünn/claaßen nervig, sondern die redezeit, die ihm gewährt wurde und die vielen fragen die an ihn gerichtet wurden. bei deren beantwortung konnte er dann sein leben, seine zuhälterei und gewalt in schönsten relativierendem kölsch weisswaschen. über seinen umgang mit den frauen, die für ihn anschaffen gingen, sagte er zum beispiel sinngemäss:
jeschlagen hab isch die fast nie, jedroht fast jeden tag. wenn se jelaufen sind, dann gabs aber rambazamba! die gehn ja nich weg um abzuhauen, die gehen weg, wenn se nen anderen typen kennenjelernt haben. die müssen dann aber abstand bezahlen!
und zack, bin ix in die schulz-und-böhmermann-falle getappt! ich habe dem typen redezeit gegeben. jetzt entziehe ich ihm das wort und vor allem, ich vergesse ihn wieder.
eine ganz besondere fähigkeit hatte der kriminalist axel petermann, der ein bisschen wie werner herzog redet und wie bernhard paul aussieht: er schaffte es mehrfach in der sendung, dass sowohl olli schulz als auch jan böhmermann sehr ernst guckten und länger als 30 sekunden schwiegen. ausserdem konnte axel petermann ironie, was jan böhmermann völlig aus dem konzept brachte und seine ironiedetektoren deaktivierte. der platz auf dem axel petermann sass, vom zuschauer aus vorne links, ist jetzt schon in der zweiten sendung in folge der platz, auf dem jemand sitzt, der länger hätte reden sollen. witzigerweise ist das nicht nur meine ansicht, sondern auch das was olli schulz und jan böhmermann in ihrer nachbesprechung sagten.
die nachbesprechung, wenn gäste und publikum gegangen sind, wurde in dieser sendung von larissa rieß verwässert. sie ist im abspann als „assistenz“ gelistet und sonst offenbar radiomoderatorin. auch larissa rieß schloss sich der moderatoren-protektion von katrin bauerfeind an, als sie jan böhmermann’s klage, dass samuel koch ihn auflaufen liess, assistierte (sic!) und sagte: „das ist auch gemein, weil er wusste, dass du nicht zurückschiessen kannst.“
immerhin ein gutes hat diese absurde böhmermann-verteidigung: in dieser sendung hat jan böhmermann mehr mitleid abbekommen, als samuel koch.
olli schulz wird übrigens immer besser. er greift böhmermann in schwachen momenten gnadenlos an, kann mit einer winzigen geste, ohne worte, ohne rumgekasper grossartige witze machen (siehe oben, in der sendung bei minute 53:39) und er bezieht deutlich stellung, wenn er es für nötig hält. zweimal brachte er seine ansichten über die relativierung und mythologisierung des rotlichtmilieus deutlich und ohne ironiesicherheitsnetz zur sprache.
in der sendung gabs übrigens noch 4 extra-gäste (micaela schäfer, oli p., willi herren und nen kölner hai). die idee finde ich gut, micaela schäfer durfte einen brust-witz machen („ich verkaufe nicht mein gesicht in mallorca, ich verkaufe meine brüste!“), aber ich finde in der durchführung sollte man mehr konsequnz und härte zeigen und den ersatz-gästen nur dann mehr als 3 minuten geben, wenn ein anderer gast dann auch endgültig gehen muss. oder anders gesagt: statt nach der sendung respektlos über die gäste her zu ziehen, lieber gleich in der sendung haltung zeigen und gäste oder moderatoren, die nerven, einfach austauschen.