der griechische feinkosthändler in weissensee bietet „frische eier von deutschen kleinbauern aus brandenburg“.
wer isst denn sowas?
messlatte
nachdem ich die nicht ganz billige (inklusive lieferung ca. 110,00 €) nokia-sleep an die beifahrerin weitergegeben hatte, wollte ich mir (endlich) eine zuverlässige schlaferkennung, bzw. einen zuverlässig bett-präsenz-sensor, selbst bauen. in diversen foren las ich von leuten, die sich günsige gewichtssensoren unter die vier beine ihres betts montierten und so quasi ihr ganzes bett wogen, um festzustellen, ob es besetzt ist.
mich schreckte der aufwand einer solchgen konstruktion ein bisschen. dafür müssten kabel von über zwei meter länge an allen seiten des betts verlegt werden, eine optisch akzeptable lösung für die bettbeine gefunden werden und eine lösung, mit der man das bett noch bewegen könnte, ohne die sensoren zu verlieren oder neu kalibrieren müsste. meine idee war die gewichtssensoren einfach auf eine zusätzle lattenrostlatte zu montieren. damit konnte ich zwar nicht mehr mein gewicht im schlaf messen, aber, so glaubte ich, zumindest zuverlässig erkennen, ob ich im bett liege oder nicht.
die sensoren, die ich mir in china kaufte (drei euro für vier stück) dürfen nicht plan aufliegen, sondern ihr mittelteil muss sich frei bewegen können. um sie auf eine latte zu montieren, mussen sie entweder in halteschalen liegen, oder über einem entsprechenden loch. statt drei-d-zu-drucken oder zu fräsen, habe ich einfach meine stecheisen ausgemotttet und eine span-latte, die früher als transportsicherung für ikea-küchen-fussleisten genutzt wurde, entsprechend malträtiert.



um die sensoren zu halten und das gewicht der matraze auf beide sensoren zu verteilen, habe ich eine weitere latte oben aufgeschraubt. die steht zwar leicht über (die spanlatte hat zufällig die gleiche höhe wie die regulären latten des lattenrost), aber das wird von der matraze aufgefangen und ist nicht zu bemerken.


die sensoren werden in der regel, zum beispiel in körperwaagen, zu viert verbaut. um ordentliche messwerte zu bekommen, wird meist eine sehr günstige platine mit einem verstärker genutzt, ein HX711-modul, in deutsch auch „wägezellenverstärker“ genannt. ich habe mir das teil von sparkfun gekauft (ca. 10 euro), die module gibt es aber auch sehr viel günstiger in china (ab 60 cent).
um die drei kabel der einzelnen sensoren zu verschalten gibt es unzählige schaltbilder im netz, für lediglich zwei sensoren musste ich ein bisschen suchen. dave x hat das auf stackexchange sehr schön dokumentiert. die HX711-modul-eingänge sind in der regel mit E+, E-, A+, A-, B+ und B- beschriftet. dafür lautet das anschlussschema dann:
HX711.E+ : Cell1.White + Cell2.Black
HX711.E- : Cell1.Black + Cell2.White
HX711.A+ : Cell1.Red
Hx711.A- : Cell2.Red
das sparkfun-HX711-modul ist allerdings mit RED, BLK, WHT, GRN und YLW beschriftet, die zuordnung lautet entsprechend:
E+ RED
E- BLK
A- WHT
A+ GRN
so habe ich die kabel der wägezellen dann auch angelötet.

vom wägezellenverstärker geht es dann zu einem microcontroller, der die messwerte auswertet und an die heimautomatisiewrungszentrale sendet, in meinem fall homeassistant. auch hierfür gibt es ein paar bibliotheken (eins, zwei, etc.), aber ich wollte gerne ESPeasy nutzen, weils so einfach ist. im aktuellen mega-pre-release-entwicklungsstrang, gibt es ein experiementelles modul für die HX711-unterstützung. um das zu nutzen, habe ich mir das aktuelle mega-pre-release von der ESPeasy-releaseseite auf github runtergeladen. im realease-zip findet sich ein vorkompiliertes firmware-image für den esp8266, in meinem fall , das ich einfach per komandozeile und esptool auf einen esp8266 geflasht habe (hier gibt’s weitere flashanleitungen):
./esptool -vv -cd nodemcu -cb 115200 -bz 4M -cp /dev/cu.wchusbserial1460 -ca 0x00000 -cf ESP_Easy_mega-20180421_test_ESP8266_4096.bin
mit ESPeasy ist die weitere konfiguration dann wirklich einfach: vom HX711-modul habe ich die DAT- und CLK-ausgänge mit den pins D4 (DOUT=DAT) und D5 (SCL=CLK) verbunden (VDD und VCC mit dem 5-volt- und GND mit dem masse-anschluss) — fertig:

damit sendet der esp8266 das gemessene gewicht alle zwei sekunden per mqtt. die formel kalibriert das gewicht auf ungefähr null kilogram. um die kalibirierungswerte rauszubekommen, habe ich die messlatte mit 1-kg-mehl- oder zucker-paketen belastet, mir die werte notiert, mich gewundet, wie genau die konstuktion misst und dann die formel oben ausgerechnet. je nach verwendeten modulen wird das wohl anders aussehen.
zusätzlich zu den wägezellen, habe ich in der messlatte auch noch einen RCWL-0516-radar-bewegungssensor und einen DHT-22 temperatur und feuchtemesser (in matrazennähe) eingebaut. wirklich nötig ist das aber natürlich nicht, wobei der DHT tatsächlich durch die matraze nach einer ca. 30 minütigen latenzzeit präsenz durch erhöhte feuchtigkeit misst. die temperatur-werte sind durch die matraze nicht wirklich verwertbar. den bewegungssensor nutze ich eigentlich um bewegungen im raum zu erfassen, aber natürlich erfasst er auch bewegungen im bett. allerdings, im gegenteil zu den wägezellen, auch die bewegungen im nebenbett.
die montage im bett ist einfach, wenn die messlatte die gleiche länge wie die übrigen latten hat und schmal genug ist, um zwischen die vorhandenen latten zu passen.

die messwerte der wägezellen sind erstaunlich genau. so bin ich (offensichtlich) gestern um kurz nach elf ins bett gegangen und nach wenigen minuten eingeschlafen (letzte bewegung um 23:22 uhr). nach dem einschlafen habe ich mich eine halbe stunde nicht bewegt, zwischen mitternacht und ein uhr war der schlaf dann etwas unruhiger, bis kurz vor zwei wurde es dann wieder etwas ruhiger, ab drei wurde mein schlaf offenbar immer leichter und um vier bin ich aufgewacht und aufgestanden. um viertel nach fünf hab ich mich dann wieder hingelegt, 20 minuten gelesen und habe dann nochmal zweieinhalb stunden anständig geschlafen.

weil die messwerte natürlich ständig fluktuieren, runde ich die messwerte im homeassistant auf ganze kilowerte. damit ist die messkurve, wie oben zu sehen, relativ stabil.
für die präsenzerkennung nutze ich einen binär-sensor, mit dem ich automatisierungen fürs licht steuern kann, obwohl die messwerte stabil genug sind um für automatisierungen auch direkt den messwert zu nutzen:
meine lieblingsautomatisierung ist derzeit, wenn der sensor für mehr als 10 sekunden einen wert grösser als 30 kilogramm misst, also die beifahrerin offenbar auf meine seite rübergerollt ist, dass dann für 10 sekunden serge gainsburgs je t’aime erklingt. ich finde das sehr witzig, die beifahrerin mittlerweile auch (ein bisschen).
gekostet hat der spass signifikant weniger als das nokia-sleep-dings für etwas über 100 euro. hier lagen die materialkosten eher so bei 20 euro.
einkaufsliste:
- esp8266 (3-8 euro)
- HX711 (1-10 euro)
- wägezellen (3 euro)
- [RCWL-0516 (1 euro)]
- [DHT-22 (3 euro)]
nachtrag 18.08.2025:
heutzutage würde ich das nicht mehr mit espeasy machen, sondern (natürlich) mit esphome, was auch seit vielen jahren bei der messlatte im einsatz ist.
nokia sleep

ich habe bisher meinen schlaf mit der apple watch in kombination mit der autosleep-app getrackt. das funktioniert ganz gut, obwohl ich die uhr nachts meistens nicht trage (sondern lade). durch die kombination mit der iphone app weiss autosleep, dass ich wach bin, solange, oder sobald, sich mein iphone bewegt. trägt man die uhr, trackt autosleep auch die schlafherzfrequenz oder schlaftiefe.
vor ein paar wochen hörte ich, dass nokias neuer schlaftracker nokia sleep vorbestellbar sei und mitte april lieferbar sei. mitte april kam das teil dann unter meine matraze, um zu sehen, ob das versprechen nokias erfüllbar ist, dass das teil nicht nur die zeit, die ich im bett bin und schlafe misst, sondern auch die schlaftiefe, meine herzfrequenz und schnarchintervalle.
tatsächlich schien das nokia-sleep-teil das ganz gut hinzubekommen. die auswertung meiner nächtlichen herzfrequenz sah schlüssig aus, der vergleich mit den werten der apple watch zeigte, dass die messung mindestens so akkurat ist, wie die der apple watch. auch die auswertung der schlafftiefe, bestätigte die selbsteinschätzung meines schlafverhaltens. ich schlafe, im vergleich zur beifahrerin, relativ wenig, früher reichten mir unter der woche sechs stunden, mittlerweile reichen mir auch fünfeinhalb oder fünf stunden (am wochenende schlaf ich gerne zusatzlich tagsüber ein oder zwei stunden). meine vermutung war schon länger, dass ich meine erholsamen tiefschlafphasen relativ früh in der nacht, also nach dem einschlafen erledige und so auch bei frühmen aufstehen ziemlich erholt bin. andere, die ihre tefschlafphasen erst später in der nacht haben, tun sich mit frühaufstehen deshalb ein bisschen schwerer.
die auswertung der nokia-sleep-app meckerte zwar über meine niedrige gesamtschlafzeit, attestierte mir aber lange tiefschlafphasen, in der nacht von 20. april, trotz lediglich 5 stunden schlafzeit, immerhin fast 3 stunden tiefschlaf und mehr als eine stunde REM-schlaf.

nach zwei wochen habe ich die nokia-sleep-matte unter die matraze der beifahrerin geschoben und konnt bei ihr das gegenteil beobachten. ihre knapp acht stunden schlaf bestanden am 5. mai aus viereinhalb stunden unruhigem, leichten schlaf und nur drei stunden erholungsschlaf (tief und REM).

nach meiner beobachtung ist REM-schlaf-phasenerkennung nicht ganz akkurat. zumindest wenn ich morgens aus träumen aufwachte, was man ja vor allem in REM-phasen tut, sah mich nokia eher in tief- oder leichtschlaf. die beobachtungen der beifahrerin zeigen das gleiche.
einer der gründe mir das nicht ganz günstige (110,00 €) nokia-sleep-teil zu kaufen, war etwas was mir bei autosleep fehlte: die anbindung an meine hausautomatisierung.
es gibt keinen weg die daten aus der apple watch oder aus autosleep auszulesen oder auslöser für aktionen zu definieren. die nokia sleep kommt mit einer anbindung an den automatisierungsdienst ifttt. ifttt mag ich eigentlich nur so mittel, einerseits weil die reaktionszeiten von ifttt aus erfahrung eher bescheiden sind und weil ich mich bei hausautomatisierung eher ungerne auf daten aus der cloud verlasse (measure local, act local).
grundsätzlich halten sich meine bedenken, vitaldaten in der cloud zu speichern in grenzen. auf apple-servern dürfte sich da seit jahren einiges angesammelt haben. jetzt liegen vitaldaten von mir (und der beifahrerin) eben auch bei nokia, nachdem ich meine vitaldaten auch dem mittlerweile insolvent gegangenen sen.se für eine weile über deren schlafnuss (sleep-peanut) zugeführt habe. jetzt pumpt eben die (der) nokia-sleep diese daten in die nokia-cloud. was mich am cloud-gedöns eher nervt ist die (oft fehlende) zugänglichkeit der daten. ich möchte die auch selbst auswerten können und in echtzeit darauf zugreifen.
bevor ich mir die nokia sleep gekauft habe, hab ich mir die API von nokia-health angeschaut und das sah eigentlich ganz gut aus. theoretisch gibt es zugriff per API auf alle daten in der cloud, gesichert über oauth2 und token-basierte requests. das sieht in meiner mittelkompetenten einschätzung seriös und ausreichend sicher aus, aber eben auch kompliziert. was gut für die sicherheit und schwierig für die selbstauswertung ist.
da das einzig relevante datum für die heimautomatisierung aber ohnehin der zeitpunkt wann man sich ins bett legt und aufsteht ist, entschied ich mich für den ifttt-weg, statt selbst eine API-anbindung zu basteln (diektzugriff auf das per wlan im heimnetze eingebundene nokia health scheint nicht möglich, das teil scheint keine offenen ports zu haben). ifttt sendet meiner heimautomatisierungszentrale homeassistant eine nachricht, wenn ich mich ins bett lege und wenn ich aufstehe. das funktioniert erstaunlich gut und für ifttt-verhältnisse auch ganz flott. sobald ich 30-60 sekunden im bett liege, schlägt der auslöser bei mir auf. beim aufstehen dauerts gerade mal 2-3 sekunden. das ergebnis ist befriedigend: restlichter im schlafzimmer oder der wohnung kann ich so ausschalten (lassen) sobald ich im bett bin oder wenn ich tagsüber im bett liege, bestimmte mitteilungen an mein handy unterdrücken. weil die daten zuverlässig und zeitnah sind, könnte ich auch einen alarm scharf schalten (hätten wir einen) oder bewegungsmelder oder telefone stummschalten. sobald ich aufstehe, sind die bewegungsmelder wieder aktiv und abhängig von der zeit oder dem schlafzustand der mitbewohner liessen sich vorhänge öffnen. diese präzise und relativ zeitnahe bett-präsenz-erkennung für die heimautomatisierung war, wie gesagt, der hauptgrund mir den (die) nokia-sleep zu kaufen.
vorher hat das zwar auch ganz gut funktioniert, indem ich verschiedene sensordaten über bayesische wahrscheinlichkeitsrechnung zusammenführte (zeit, helligkeit, bewegungsmelderdaten, status meines laptops, an der steckdose gemssener ladestrom der apple watch, co2-gehalt der luft). diese bayesische sensor blieb aber, trotz ständiger optimierung leider eher unscharf, mit zu vielen falschen positiven. in sachen bett-präsenz-erkennung bin ich mit dem nokia-sleep hochzufrieden.
auch die nokia health mate app, bzw. deren schlafauswertung wirkt positiv. die sen.se-app, die die daten die meiner schlafnuss in die cloud pumpte, nervte bereits nach ein paar tagen und wirkte wie unseröser und unzuverlässiger hokus-pokus. dagegen scheint mir die health-mate-auswertung und usability um welten besser. die daten stehen nach dem aufstehen sofort zur verfügung (sen.se rechnete daran teilweise stundenlang rum) und daten sind übersichtlich und schlüssig dargestellt. sogar mit meinen mittagsschläfen kommt die auswertung zurecht und markiert sie als „siestas“. für alle daten (schlaftiefe, einschlafdauer, aufwachdauer, herzfrequenz, etc.) gibt es detailansichten, die angebliche schnarchdauer wird allerdings n ur aggregiert dargestellt.
die c’t kommt in ihrer aktuellen ausgabe zu ähnlichen testergebnissen wie ich, was die zuverlässigkeit der auswertung und ifttt-anbindung anbelangt. ich habe aber auch von mindestens zwei leuten gehört, bei denen die auswertung kompletten quatsch lieferte (30 minuten schlafdauer). ich vermute hier probleme mit der kalibrierung, entweder wegen der matrazen-dicke oder der form des lattenrosts.
weil ich die (das?) nokia-sleep an die beifahrerin weitergegeben habe (als eins der vielen geburtstagsgeschenke, über das sie sich nicht sonderlich freute), habe ich mir ein nokia-sleep selbst gebastelt, für 10 euro, statt 100. (artikel dazu folgt)
walking out of confronting the future
der tagesspiegel-verlag hat irgendwas für mich übrig. ich bekomme jede ausgabe des tagesspiegel-berliner-magazins vorab zugeschickt, ich bekomme einladungen zu tagesspiegel-berliner-launch-parties und zu tagesspiegel-veranstaltungen. jetzt bereits zweimal für die tagesspiegel-diskussions-veranstaltung confronting the future.

heute war das thema „Company Campus vs. Cloudworking – Wie verbinden wir Leben und Arbeiten?“, was ja theoretisch nicht das schlechteste thema ist und vom moderator andreas kluth in seiner (sehr gut vorbereitete) anmoderation auch erfreulich breit aufgespannt wurde. leider war diese anmoderation von kluth auch schon das beste an der veranstaltung. auf ihn folgte eine 15 minutige marketing-präsentation der firma wework, vertreten durch ihren „General Manager Nordeuropa“ wybo wijnbergen. was bei mir nach diesen 15 minuten hängen blieb war, das wework ordentlich expandiert, ziemlich geil ist und leuten eine „experience“ vermittelt, nicht nur einen ort zum (zusammen) arbeiten. ausserdem postulierte er, dass menschen sich lieber in „echt“ treffen und zusammenarbeiten und implizierte, dass dieses online-gedöns an bildschirmen irgendwie nicht so knorke sei. ich fand das marketing-geseiere unangenehm und die fotos die wijnbergen von den wework-coworking-spaces zeigte uneinladend. was mich selbst verwunderte, weil ich die idee von gemeinsamen arbeiten in relativ günstigen gemeinschaftsbüros eigentlich ziemlich super finde. aber bis auf „erlebnis“, „inspiration“ oder wework-expansion, lieferte wijnbergen keine argumente — und thesen, die zur diskussion taugten schon gar nicht.
danach moderierte andreas kluth karim el-ishmawi an, sehr vielversprechend als ehemaligen organisator von „illegalen parties“ in leerstehenden immobilien und geschäftsführer von kinzo architekten. el-ishmawi schaffte es auch nicht diksussionswürdige thesen rüberzubringen, was aber auch daran liegen konnte, dass er heftig mit der englischen sprache kämpfte, in der die veranstaltung abgehalten wurde. ganz grässlich auch seine präsentationsfolien, die er während seiner 15 minuten durchklickerte. die auf den folien zu sehenden, von kinzo gestalteten büroräume waren bunt, aber kalt und sahen aus wie entwurfszeichnungen die durch einen raytracer gejagt wurden um sie fotorealistisch zu machen. dazu eine schreckliche typografie, die man auch auf der kinzo-website bewundern kann (eine viel zu enggesetzte und abgemagerte apercu light).
als andreas kluth feststellte, dass er jetzt als moderator ein problem habe, weil die beiden diskutanten keinen gegensätzlichen meinungen erkennen liessen, bin ich aufgestanden und nach hause gegangen, auch weil mir die phantasie fehlte, mir vorzustellen wie hier aus zwei luftleeren impulsen noch eine spannende diskussion entstehen hätte könnte. die diskrepanz zwischen meinen erwartungen und dem in 40 minuten geliefertem input war einfach zu gross.

was ich gut fand: die biker-stiefel von andreas kluth.
auch gut: die freundliche grüssdame mit dem gelben sonnenschirm, die am (schwer erkennbaren) eingang stand und mich nicht nur beim kommen überaus freundlich begrüsste, sondern auch beim gehen. wenn ichs genau betrachte, war sie sogar die einzige die mich freundlich grüsste, der rest der veranstaltungsmenschen schaffte es gerade mal so höflich zu sein.
unangenehm fand ich auch den raum, den der tagesspiegel-verlag den immobilien-menschen einräumte, denen der veranstaltungsraum gehört (bzw. den sie mitsamt den anliegenden grundstücken „entwickeln“). schon klar, die ermöglichen mit ihrer unterstützung die veranstaltungsreihe und dafür dürfen sie ja auch auf der veranstaltungsseite ihre logos hinpappen. zusätzlich nutzten sie ihre redezeit auf der bühne, um darauf hinzuweisen dass sie nicht nur wohnungen bauen wollen, sondern auch „kultur“ und „diskurs“ fördern wollen. also unterstützen sie eben solche veranstaltungen und künstler, die den maroden bau dekorieren dürfen. die alibifunktion die die zahlreichenm, aufgehängten arbeiten der künstler ausströmten, vergällte mir völlig den zugang zu ebendiesen. kunst, die primär der dekoration von profitinteressen und immobilienentwicklung dient, riecht irgendwie komisch.
andererseits; solange noch gebaut wird und der veranstaltungsort („kornversuchsspeicher“) marode dasteht, sind künstler und journalisten immerhin noch willkommen. das ändert sich dann spätestens, wenn die wohnungen und büroräume fertig „entwickelt“ sind, dann werden sie uninteressant, weil ihre gedbeutel zu prekär sind.
dem tagespiegel-verlag scheint das laute schulterklopfen der imombilien-menschen auch ein bisschen unangenehm zu sein, denn weder in seiner twitter-berichterstattung, noch auf der veranstaltungswebsite wird auf die redebeiträge und das „engagement“ der immobilen-menschen hingewiesen. vornehmes schweigen, statt kontroverser, interessanter diskussion. konfrontation ist zwar das motto der veranstaltung, aber motti sind ja ohnehin egal.

witzig auch: vor zwei wochen lautete das diskussionsthema: „Freiheit vs. Sicherheit – Macht Videoüberwachung unsere Städte sicherer?“ eine der antworten lieferte sicher auch der veranstaltungsort selbst, an dessen eingang gleich drei überwachungskameras an einem mast aufgehängt waren (vermutlich noch ein paar mehr in der umgebung, damit prekär lebende menschen nachts nicht auf die idee kommen, die gut ausgestattete bar zu leeren.
aber abgesehen davon: das bier war gut und das wetter, das sich während der veranstaltung und auf meinem heimweg (zu fuss) zusammenbraute auch.

mein vortrag auf der #rp18
… ist bisher nur in der live-strream-aufzeichnung auf youtube zu sehen, ab ungefähr sekunde 27268 und hier als einzelfilm. danke gregor fischer/re:publica für dieses (CC BY-SA 2.0) sehr vorteilhafte bild.

auch wenn katrin passig meine präsentation (glaube ich) ganz gut fand, hat sie die aufzeichnungs-regie ein bisschen überfordert. ein paar meiner eingebauten wort-bild-dissonanz-effekte sind deshalb in der aufzeichnung verloren gegangen, aber das sind sie wohl auch zum teil im saal, wohl auch, weil sie teilweise etwas zu dick aufgetragen waren oder einfach nicht so super waren.
die abschrift folgt weiter unten, hier, eingebettet, die 30-minuten version.
→ weiterlesenZweifel (t3n 52)

Den Deutschen wird oft (zu Recht) vorgeworfen, zögerlich zu sein. Die Zögerlichkeit bei der Adaption neuer Technologien, Risikoscheu, Regulierungswut oder bürokratische Hürden beim Gründen sehen viele Menschen — auch dieses Heft — eher kritisch. Dass diese deutsche Angst aber durchaus ihre positiven Seiten hat, zeigte zum Beispiel der zweite Golfkrieg. Deutsche Politiker zeigten sich angesichts des gesellschaftlichen Klimas zögerlich, der Aufforderung George W. Bushs nachzukommen, sich an dieser kriegerischen Auseinandersetzung zu beteiligen. Als Donald Rumsfeld 2003 auf der Münchener Sicherheitskonferenz für den Angriff auf den Irak warb, entgegnete ihm Joschka Fischer: „Excuse me, I am not convinced!“. Im Saal gab es kaum Applaus für Fischers Zweifel. Aber die Aussage spiegelte die gesellschaftliche Stimmung in Deutschland ziemlich exakt wieder.
Zögerlichkeit, kritische Distanz und Zweifel haben ihre Berechtigung und Sinn. Der Zweifel hat im 18ten Jahrhundert die Aufklärung in Gang gebracht, ein politisches System ohne eine starke, an der Weisheit der Regierenden zweifelnde Opposition neigt zum Autoritären, ein Rechtssystem ohne Zweifel wäre drakonisch. Spätestens in diesem Jahr haben auch die euphorischsten Internet- und Vernetzungsapologeten (ich bin selbst einer) gemerkt, dass nicht alles, was Unternehmer mit neuen digitalen Werkzeugen machen und ermöglichen auch automatisch der Weltverbesserung dient.
Zweifeln ist konstruktiv, solange die Zweifel nicht angstbasiert sind und man den Zweifel, die Skepsis, mit Neugier, Offenheit und und Lust am Diskurs kombiniert. Wenn wir an der Sinnhaftigkeit militärischer Interventionen eines unserer mächtigsten Alliierten und Handelspartners zweifeln können und das vorbehaltlose Mitmachen verweigern, warum sollten wir nicht auch die digitalen Innovationen und deren Sinnhaftigkeit gelegentlich in Frage stellen?
Voltaire, einer der herausragenden Köpfe der Aufklärung, der den Zweifel laut Wikipedia „zu einer Maxime seines Denkens“ machte, sagte: „Zweifel ist zwar kein angenehmer geistiger Zustand, aber Gewissheit ist ein lächerlicher.“
Die Gewissheit, mit der viele, auch ich, die Digitalisierung mit positiven Folgen in Verbindung brachten, wirkt auf mich im Nachhinein tatsächlich ein bisschen lächerlich. Ich habe viele Jahre (mit Gewissheit) daran geglaubt, dass die Digitalisierung, die Vernetzung und niedrigschwellige, leicht zugängliche und grenzenlose Kommunikation vor allem positive gesellschaftliche Auswirkungen haben würde. Die vergangenen Jahre haben aber gezeigt, dass auch Demagogen, autoritäre Regierungen, Geheimdienste oder Unternehmen die Digitalisierung zu ihrem Vorteil ausnutzen können und das auch hemmungslos tun.
Die diffuse German Angst, die deutsche Zögerlichkeit kann man auch positiv betrachten. Gut begründete Zweifel, Vorbehalte, eine gewisse Langsamkeit, die einem auch Zeit zum Nach- und Durchdenken gibt, ist nicht gleichbedeutend mit Verweigerung.
Ich wünsche mir (auch von mir selbst) künftig mehr gesunden Zweifel in der Digitalpolitik und der vernetzten Welt. Die negativen Folgen der ungezügelten Digitalisierung, der unregulierten (kommerziellen und politischen) Datensammelei sind bereits so offensichtlich, dass selbst Mark Zuckerberg inzwischen öffentlich die Notwendigkeit von Regulierung einräumt — wenn sie „vernünftig“ sei.
So wie die Politik langsam erkennt, dass das Internet, die Vernetzung der Welt, die Digitalisierung nicht mehr weggeht, merken Unternehmer wie Mark Zuckerberg, dass Regulierung, auch unternehmerisch schmerzhafte Regulierung, unausweichlich in immer mehr Bereichen ansetzen wird und ausausweichlich ist.
Wir, die wir in dieser digitalisierten und vernetzen Welt leben wollen (und müssen), sollten allerdings nicht den Politikern und Unternehmern das Aushandeln dieser Regulierungen allein überlassen. Nicht nur weil sich Politiker gerne eher von Wirtschaftsinteressen als vom Gemeinwohl lenken lassen oder sich gerne von Unternehmern um den Finger wickeln lassen. Vor allem, weil wir die kritische Auseinandersetzung mit digitalen Technologien sowohl kritisch, als auch konstruktiv von innen heraus führen müssen. Euphorie, Neugier und Offenheit lassen sich durchaus mit Zweifel kombinieren. Kombinieren wir den Zweifel mit Angst, oder ist Angst das einzige Triebmittel des Zweifels, driftet der Zweifel in die Verweigerung. Schaffen wir es nicht die Euphorie gegenüber neuen Technologien mit Zweifeln und kritischem Hinterfragen zu kombinieren, laufen wir Gefahr uns lächerlich zu machen.
gurkensalat
den gurkensalat von ottolenghi mit mohn haben wir jetzt schon ein paar mal gemacht und für sehr gut befunden. einmal ist er ein bisschen in die hose gegangen, zu ostern, bei meinen eltern. da konnten wir nur normale chilis auftreiben, was den salat aber ungeniessbar macht, da gehören milde chilis rein. frau lehmann hat das rezept aus ottolenghis buch abgeschrieben, sehr praktisch.

wichtig sind aber nicht nur milde chilis, sondern auch milder essig, von dem relativ viel im rezept angegeben ist. mit normalem sherry-essig, den wir exra füpr dieses rezept gekauft haben, wird’s zu sauer. der (weisse) balsam essig von lidl gestern abend tat dem salat sehr gut.
automatischer vorhang

einkäufe bei aliexpress, also direkt in china, sind eigentlich gar nicht aufregend. dieses mal war ich aber ziemlich aufgeregt. ich habe zum ersten mal etwas bestellt was teurer als 15 euro war, nämlich einen gardinenmotor. ich kann mich zwar nicht erinnern, jemals mit einer aliexpress-bestellung oder lieferung unzufrieden gewesen sein, aber diese bestellung hatte das potenzial dass einiges schief hätte laufen können, hat die laufschiene die richtge länge? funktioniert der motor mit 230 volt? kommt es heile an, ist es zu laut, kommt es durch den zoll?
um es vorwegzunehmen; die aufregung war unnötig, die lieferung hat wunderbar geklappt, der motor funktioniert wie erwartet, die schiene passt, alles liess sich an einem abend montieren.
hier erzähle ich im detail, wie ich die schiene bestellt habe, warum ich jetzt eine eori-nummer habe und wie sich der neue vorhang in meine haussteuerung einbinden liess.
die auswahl bei aliexpress an motorisierten gardinen ist riesig. bei amazon findet man auch ein paar angebote und ein paar deutschsprachige angebote habe ich auch gefunden. hier rangierten die preise für 3,50 meter länge von 480 bis 1100 euro, bei aliexpress war der preisbereich zwischen 120 und 300 euro. die motoren von dooya machten einen guten eindruck und schienen ein etabliertes produkt zu sein, das auch in europa unter verschiedenen markennamen (gowe, somfy) verkauft wird. der dt52e-motor schien mir die richtigen features zu haben, einen 433 MHZ funkempfänger, autokalibrierung und ein „light touch“ feature, mit dem man den vorhang durch leichten zug öffnen oder schliessen kann.
ich entschied mich am ende für dieses angebot, bei dem der preis für 3,50 meter länge allerdings nicht ganz klar war. also bat ich den händler per chat um ein angebot. das angebot was mir zhiwei ren machte hörte sich gut an:
Hello
friend
Your package includes a 3.49-meter curtain track, a DT52E curtain track motor for $ 155 USD to ship your package via Hong Kong Federation IE
ungefähr 130 euro, inklusive versand fand ich super. für die bezahlung schickte mir der händler einen anderen link, wo das produkt mit versand etwas teurer war, ich solle aber dort bestellen und dann die zahlung zurückhalten. nachdem ich dem händler die bestellnummer durchgab, senkte er den preis auf 155 dollar und ich bezahlte.
ein paar stunden später war ich dann fast wieder so weit, die bestellung zu canceln, der händler wollte eine eori-nummer von mir haben. eine kurz-recherche im netz ergab, das ist eine internationale zoll-nummer, mit der importeure die zollabfertigung vereinfachen können. das netz und die zoll-FAQs sagten, dass privatpersonen die eigentlich nicht benötigten. der händler meinte aber, dass er den versand ohne diese nummer nicht einleiten könne. nach einer eori-nummer hatte mich bisher noch nie ein aliexpress-händler gefragt, also musste ich mich wohl ins behörden-deutsch einlesen. tatsächlich war das aber relativ einfach und auch für privatpersonen möglich. der zoll erklärt:
Als förmlicher Antrag ist der Internetbeteiligtenantrag (IBA) oder das Formular 0870 "Beteiligte - Stammdaten - EORI-Nummer" zu verwenden. Dieser Antrag ist rechtsverbindlich zu unterschreiben und mit den erforderlichen Unterlagen per E-Mail (als PDF-Dokument), schriftlich oder per Fax der GZD - DO Dresden - Stammdatenmanagement zu übersenden.
auf deutsch heisst das alle pflichtfelder dieses formulars auszufüllen und den unterschriebenen ausdruck an den zoll zu faxen. das habe ich gemacht und bekam 5 tage später tatsächlich einen brief (per post) vom zoll mit meiner eori-nummer.
nachdem ich dem aliexpress-händler die eori-nummer schickte, konnte der die lieferung mit fedex klarmachen („Hong Kong Federation IE“ ist fedex, wusste ich auch nicht). das war insofern toll, weil ich jetzt die erste aliexpress-bestellung hatte, bei der ich den exakten verlauf des pakets verfolgen konnte. nach zwischenstops in hong-kong, neu dehli, dubai und paris, lag das paket dann ein wochenende im kölner luftfrachtflughafen und kam am montag zu mir ins büro.
ich schwör, es ist eine #gardinenstange. aus china. pic.twitter.com/4GE7xingAf
durch die zollabfertigung kam es ohne zollgebühren, weil der händler den warenwert (ungefragt) mit 30 euro angegeben hatte.
die gardinenschiene war vormontiert, allerdings für den transport in 1 meter lange stücke zerschnitten. mit ein paar montageplatten liess sich die schiene wieder zusammensetzen.


der transportgurt war auf die richtige länge vorgeschnitten, die rollen waren an der richtigen stelle, ich musste nur noch den zweiten transportwagen mit ein paar schrauben und halteplatten fixieren. und auch die länge der schiene war genauso wie bestellt und passte zwischen die wände. puh. der rest der montage war dann klassische wandmontage: anzeichnen, bohren dübeln, schrauben. nach ein paar stunden hing die stange.

der motor kam leider ohne fernbedienung. aber der witz mit dem vorhang, wie mit allen anderen haushaltsgeräten, ist ja nicht, dass er fernbedienbar ist, sondern dass ich ihn automatisieren kann, bzw. irgendwie in meine heimsteuerungszentrale homeassistant bekomme. dort kann ich regeln für den vorhang definieren, die dann, je nach komplkexität, auch ansatzweise intelligent wirken. zum beispiel öffnen und schliessen nach tageslichtbedingungen, wenn niemand da ist, bzw. keine gäste oder das kind nicht zu besuch ist. oder die überbrückung vom homeassistant in die home-app von apple, damit ich, beispielsweise, auf dem klo sitzend meiner uhr sagen kann: „vorhang schliessen“.
jedenfalls war die steuerung des motors dank meines in homeassistant angebundenen 433 MHZ senders/empfängers kein problem. in diesem diskussionsstrang hatte ich mich bereits vorab eingelesen und auch die rfxtrx-anleitung verliert worte dazu. einfach einen code ausdenken, motor darauf trainieren, fertig. ein bisschen komplizierter wird’s nur deshalb, weil man zum trainieren den rfxtrx eigenen manager, ein windows-programm wie aus den 80ern, nutzen muss. aber dank virtual box geht das heutzutage ja auch mal eben.
die einbindung in homeassistant und homebridge ist eigentlich trivial, aber dann im detail doch nochmal ein bisschen kompliziert. der vorhang versteht nur drei befehle, öffnen, schliessen, stoppen. feedback zur position liefert er nicht, auch nicht wenn er manuell bewegt wird (man kann den vorhang auch durch leichtes zerren am vorhang öffnen oder schliessen; das startet den motor). die home-app von apple möchte aber einen rückgabewert des öffnungszustands haben. weil der vorhang sich mit 20 cm pro sekunde bewegt, lässt sich die position aber leicht ausrechnen und als fake-sensor einbinden.
ich bin sehr angetan von diesem motorisierten vorhang. die beifahrerin nur so mittel, sie findet die schiene eher hässlich. und die öffnung zu den seiten unpraktisch, weil ein kleiner teil des rechten, geöffneten vorhangs noch das fenster verdeckt. da werde ich irgendwann nochmal eine baustelle aufmachen müssen, die schiene mit einer blende verstecken, in der sich eventuell auch eine beleuchtung untzerbringen liesse und die öffnungsgeometrie von links/recht zur mitte ändern in links/mitte nach rechts. die mechanik der schiene müsste das hergeben, ich glaube das lässt sich umbauen.
die grundidee, nicht mehr morgens und abends an zwei tüchern die vor dem fenster hängen selbst ziehen zu müssen, ist grossartig. dass sich die vorhänge zur strassenseite hin auch bei abwesenheit öffnen und schliessen lassen ist balsam auf die leicht paranoide seele der beifahrerin und tut den pflanzen im kinderzimmer auch gut. das handling des vorhangs auch mit konsvervativen methoden (zerren) entspricht meiner lieblingsphilosophie beim heimautomatisieren: optimalerweise sollte alles so funktionieren wie vorher, plus passgenaue automatisierung wo es sinnvoll ist — und bei internet- oder stromausfall sollte möglichst viel weiter funktionieren.
der chinesische händler war zwar der meinung, dass zu meiner bestellung keine fernbedienung gehörte, entscheid sich aber, nachdem ich ihn auf unsere chatprotokolle hinwies, in denen ich den eindruck bekommen hatte dass sie dabei sei, für eine nachlieferung. ich kann den händler deshalb vorbehaltslos weiterempfehlen (das ist ein link auf seinen shop), das handling der bestellung, der lieferung und der konfektionierung war tadellos. dass der händler eine eori-nummer haben wollte hat mich kurz echauffiert, aber es zeigte sich, dass es sich lohnte, den die lieferung per fedex war die bisher schnellste und lückenlosest dokumentierte bestellung die ich jemals in china getätigt habe.
die mechanik dser schiene und des antriebs ist ziemlich ausgefeilt und flexibel und soweit ich sehe, kann man die laufrichtungen auch selbst anpassen. der motor ist relativ leise und arbeitet bisher tadellos.nur eins hat mich bei aller ausgefeiltheit der mechanik gewundert: hängt man den vorhang einfach an die laufrollen und lässt ihn motorisiert schliessen, zieht der motor die vorhänge ohne raffung, ohne faltenwurf zu.

die vorhänge hängen dann wie tücher vorm fenster. das liess sich mit schnürchen, mit denen ich die laufrollen in geringerem abstand zusammenband beseitigen, irritierte mich aber angesichts der ausgefeiltheit der restlichen mechanik.

eventuell lässt sich das auch durch gechicktere befestigung des stoffs beseitigen, aber ins fachgebiet dekoration wollte ich mich nicht auch noch einarbeiten. ich bin auch so sehr, sehr zufrieden.
shakshuka
dieses shakshuka, von peter wagner im spiegel online aufgeschrieben, haben wir jetzt schon zum dritten mal gefrühstückt. sehr sättigend und sehr befriedigend. lässt sich auch super variieren, heute hab ix statt cayennepfeffer zwei milde chilis und statt spitzpaprika normale genommen. schmeckt mit frischen, aber auch mit dosentomaten, macht nicht allzu viel arbeit, braucht eben nur seine zeit in der pfanne.


aale
vor einer weile erwähnte ein kollege, dass aale, also alle aale, auch der europäische aal, auch aale in europäischen binnengewässern, imigranten aus der sargassosee in der nähe der bahamas sind. aale werden ausschliesslich in der sargassosee geboren. ich wollte das nicht glauben (weil ich noch nie davon gehört hatte) und schlug es nach:
Aale schlüpfen im Atlantik, in der Sargassosee (in der Nähe der Bahamas). Wegen ihrer Form heißen die Aallarven Weidenblattlarven (Leptocephalus-Larve). Etwa drei Jahre brauchen diese Larven, um von der Sargassosee an die europäischen Küsten zu gelangen. […]
Wenn die Weidenblattlarven in den europäischen Küstengewässern ankommen, wandeln sie sich zu den ca. 7 cm langen Glasaalen. Im Frühjahr schwimmen sie in zum Teil großen Schwärmen von den europäischen Küsten flussaufwärts in die Binnengewässer des Landesinneren.
(wikipedia)
eben bin ich in meinem nachrichten-feed auf diesen bbc-artikel gestossen: Why baby eels are one of Spain’s most expensive foods.
wenn die glasaale im november in den europäischen küstengewässern auftauchen, fischen spanische fischer sie ab und verkaufen sie für um die 1000 euro pro kilo (den ersten fang auch für bis zu 5000 euro). allerdings schmecken sie nicht besonders gut, haben keine besonders angenehme konsistenz. aber offenbar gibt es genügend menschen, die sich ab und an etwas exklusivität leisten möchten, und die dinger für ein paar hundert euro pro portion in restaurants bestellen.
auch witzig, seit 1991 gibt’s babyaal-imitat aus surimi-masse, statt angulas heissen die gulas. die verkaufen sich so gut, dass es sie in spanien angeblich jeden lebensmittelladen gibt.
lesenswert: bbc.com: Why baby eels are one of Spain’s most expensive foods
motorisierter vorhang

letzte woche war ich sehr aufgeregt. für unser ehemaliges kinderzimmer habe ich eine motorisierte vorhangschiene in china bestellt. in unserer (ziemlich) automatischen wohnung sind bisher keine motorisierten aktoren vorhanden (ausser der lüfter im badezimmer). bisher läuft alles eher unter dem motto sensorik und beleuchtung. genau betrachtet haben die heizungsthermostate von tado kleine motoren zur ventilsteuerung, aber eine grosse, motorisierte geste fehlt bisher.
aufgeregt bin ich aus mehreren gründen. zum einen, weil solche spielereien, automatische vorhänge (oder rollos), bisher in unerrichbaren preisklassen lagen. ich bin bei meiner recherche auf lösungen gestossen, die bei 250-400 euro anfingen (motor chinesische händler auf amazon.de) bis hin zu lösungen für unsere drei meter fünfzig breite fensterfront, von 484,00 euro bis 1120,00 euro. selbst bei ikea kostet eine vorhangschiene für 3,50 meter um die 44 euro (3 schienen à 8€, 6 halter à 4€, zubehör für mindestens 4€).
wegen dieser preisklassen habe ich lange überlegt, mir selbst eine mechanik zu bauen. gerade war in der c’t ein projekt dazu, die einkaufsliste hat die c’t auf ca. 40 euro geschätzt, exklusive 3d-druck fürs gehäuse. anders als in der c’t vorgeschlagen, hätte ich 3d-drucker motorengurte als zugseil benutzt, aber die komplexität der motorensteuerung, der eichung, der mechanik und das befestigungs- und rollengedöns fürchtete ich, könnte mich überfordern, zu viel zeit kosten oder am ende, wegen des trashigen aussehens, einen niedrigen waf-, bzw. beifahrerin-akzeptanz-faktor> haben.
weil ich auf aliexpress einen händler gefunden habe, der mir eine 3,50 meter lange schiene, mit motor und gurt und gardinenrollern, inklusive versand, für knapp 130 euro verkaufen wollte, bin ich jetzt, wie gesagt, etwas aufgeregt (das hier ist der kauflink, mir wurde der preis aber auf nachfrage auf 130 euro angepasst).
passt das, lärmt das teil, lässt sich der motor mit dem rfxtrx oder rflink fernsteuern und mit dem home-assistant automatisiern? schliessen und öffnen die gardinen richtig? muss ich noch einfuhr- und umsatzsteuer bezahlen? kommt dass zeug heile an? funktioniert das wirklich, wie das marketing behauptet, wenn man an der gardine leicht zieht, dass der motor sie dann automatisch schliesst oder öffnet?
die 130 euro sind noch unter meiner schmerzgrenze, sollte ich tatsächlich (was ich nicht erwarte) schrott bekommen. so oder so, gibt das ein, zwei spannende bastelabende. aufregend.
recherchelinks
- das ist die herstellerseite des motors DT52E
- github-seite des c’t gardinen-projekts
- grässliches werbevideo eines ähnlichen systems
- nicht uninteressant, ein retrofit-system (funktioniert angeblich mit vorhandenen schienen) für (derzeit) ab um die 150 dollar
- einbindung per 433-mhz-funk per rfxtrx in home-assistant
the good fight s02

die öffnungs-sequenz von the good fight haut mich um. minimalistisch und bombastisch zugleich.
seit zwei wochen läuft die zweite staffel und als ich letzte woche die erste folge sah, war ich schwer beeindrucckt. vom ensemble, von der produktionsqualität, vom drehbuch, von der erzählweise. beeindruckt war ich schon in der erste staffel. die beiden showrunner, robert und michelle king haben es geschafft aus einer ohnehin guten serie (the good wife, lief von 2009 bis 2016) einen spinoff zu drechseln, der besser als das original ist. alles was in the good wife genervt hat (vor allem zum ende hin zu viel alicia-selbstfindungsgedöns), ist hier weg, alles was gut war (ausser eli gold), wird bei the good fight konzentriert serviert: solide rote fäden (statt wöchentlicher kleinvieh-fälle), aktuelle. politische bezüge (subtile kommentare im serien-format), diversität, subtiler humor — und keine zeitlupen (ausser in der eröffnungs-sequenz).
parallel zu the good fight schaue ich gelegentlich eine folge jessica jones auf netflix. obwohl mir die erste staffel jessica jones gut gefiel, kommt mir die zweite ziemlich trashig vor. ich weiss nicht ob das am kontrast zum stringent und treibend erzählten good fight liegt oder ob netflix bei erst-staffel-erfolgen die zweite staffel einfach grundsätzlich verkackt, durch lieblosigkeit, budgetkürzungen oder vermessenheit.
ich wünschte mir jedenfalls, dass the good fight nicht wöchentlich erschien, sondern netflixmässig einfach weggebinged werden könnte.
differenzierter ressentimieren mit dem tagesspiegel

frank bachner fragt im tagesspiegel: „Wird Berlin zum Angstraum?“. als einstieg in seinen artikel wählt er den von populisten bereits gut ausgebauten pfad der emotion und rezitiert drei vorfälle, in denen „arabischstämmigen junge Männer“ auffielen oder pöbelten. damit man als leser nicht den fehler macht, einzelfälle als einzelfälle abzutun, betont er: „Es gibt viele dieser Einzelfälle in der Stadt.“
hörte man nach den ersten paar absäzen auf zu lesen, könnte man glauben, dass der tagesspiegel hier einem moderaten AFDler eine meinungsplattform bietet. aber nach der grossen, emotionalen einstiegsgeste, macht frank bachner einen kleinen schwenker, zitiert die rückläufige kriminalitätsstatistik, die dem sicherheitsgefühl „der Menschen“ widerspräche. berlin sei schon immer von sozialen spannungen geplagt gewesen, nie ein „reiner Wohlfühlort“ gewesen.
weil ich ja nicht nach ein paar absätzen aufgehört habe zu lesen, wird mir langsam klar, worauf frank bachner hinaus will. die „Einzelfälle“ summieren sich zu einem von vielen gespürtem gefühl: angst. und deshalb, schreibt er, „verschwindet bei vielen Menschen zunehmend die Bereitschaft zum differenzierten Blick“. diesen differenzierten blick versucht frank bachner dann auch im laufe seines artikels schweifen zu lassen; er weist auf die überlastete justiz, den schwindenden respekt gegenüber der polizei hin, er identifiziert problem-bezirke (hermannplatz) und bereiche in denen konfliktbewältigungsstrategien gut funktionieren (fussballturniere, schulen).
ich bin ein grosser fan der differenzierung, auch wenn es mir nicht immer gelingt ausreichend zu differenzieren oder das grössere ganze zu sehen. aber genau so, wie es wichtig ist probleme zu erkennen (und zu benennen), ist es wichtig haltung zu bewahren und die verschiedenen möglichen blickwinkel nicht aus den augen zu verlieren. wer jemals ein bisschen in geschichtsbüchern (oder der GEO-epoche) geblättert hat, erinnert sich, dass es unzählige situationen gab, in den neuankömmlinge von den früher angekommenen als bedrohung angesehen wurden. die iren in den usa („When America Despised the Irish: The 19th Century’s Refugee Crisis“) oder die polen im ruhrgebiet (die im 19ten jahrhundert parallelgesellschaften bildeten). das muster ist immer das gleiche: die neuangekommenen werden als bedrohung angesehen, es gibt unzählige konflikte und spannungen, aber nach zwei, drei generationen wirkt der name schimanski plötzlich deutsch und die saint-patricks-parade in new-york ur-amerikanisch. irgendwann ist die integration derjenigen, die noch vor ein paar generationen für „angstträume“ sorgten, so gut gelungen, dass sie selbst gegen neuankömmlinge agitieren.
man darf von einem artikel von einem lokalredakteur in einer lokalzeitung natürlich nicht zu viel erwarten, aber denoch haben mir historischen perspektiven in diesem artikel gefehlt, aber auch die ganz konkreten perspektiven, zum beispiel die sicht der neuangekommenen.
der deutschlandfunk zitiert den historiker philipp ther zu angela merkels wir-schaffen-das-satz wie folgt:
Wir? Wer ist hier wir? Eigentlich sind es sie, die es schaffen, also die Flüchtlinge. Vielleicht wäre es auch wichtig, denen eine Stimme in der gegenwärtigen Debatte zu geben.
natürlich ist es auch wichtig den unzufriedenen, den angstträumenden, denjenigen, die dazu neigen einzelfälle zu verallgemeinern, zuzuhören, aber genauso wichtig ist es eben auch — immer wieder — auf das grosse ganze, auf die grossartige idee des rechtsstaats hinzuweisen. in diesem rechtsstaat sitzen üblicherweise eben nicht die betroffenen über täter zu gericht, sondern richter, die (im idealfall) nicht von emotionen, ängsten oder resentiments getrieben sind. emotionen und recht führen, wie emotionen in der politik, nicht unbedingt zu gerechtigkeit.
zur differnzierung gehört auch ein hinweis darauf, dass kriminalität, gewalt oder pöbelei eben nicht nur ein problem mit „arabischstämmigen jungen männern“ ist, sondern ein problem mit fast allen jungen männern — und oft auch mit älteren.
die aggressivität (nicht nur) im strassenverkehr ist ein problem, das genau wie die aktuellen spannungen und probleme um flüchtlinge ein anlass sein könnte, justiz und polizei zu stärken und besser auszustatten. das argument für die stärkung des rechtsstaats sollte aber lauten, dass sich alle an recht und gesetz und anstand halten müssen und nicht nur eine bestimmte gruppe. oder differenziert ausgedrückt: arschlochverhalten (nach dem gesetz) muss sanktioniert werden, egal von wem es verübt wird.
auch robert ide versucht im heutigen checkpoint zu unterstreichen, dass frank bachner mit seinem artikel nicht nur emotionen und ängste schüren möchte, oder potenziellen afd-wähler mit verständnis überschütten möchte, sondern dass er differenzieren möchte:

mir fällt es schwer insgesamt schwer hier diesen differenzierungswillen zu erkennen, insbesondere aber angesichts dieses schlusssatzes, der den leser ohne weitere einordnung zu grosser sorge auffordert:
Wir müssen uns darauf vorbereiten, dass eine neue Welle von Gewalt auf uns zukommt.
ich glaube wir müssen uns auf einen rechtsdrallige boulevardisierung des tagesspiegel vorbereiten (wird der tagesspiegel zum boulevardblatt?) und ich sehe eine medien-welle von AFD-umfeld-verständnisbekundungen auf uns zukommen.
kliffhänger

viele serien haben so gute cliffhanger, dass sie bei mir das gegenteil bewirken: ich schalte voll befriedigt und inspiriert ab und schau nie mehr weiter. gerade ist mir das bei der zweiten folge manhunt: unabomber passiert. die hauptcharaktere ausreichend deckend gezeichnet, die geschichte sorgfältig vom anfang und ende her beleuchtet, nur der vermeintlich interessante mittelteil, die ermittlung von theodore kaczynski, die wohl für die kommenden sechs folgen vorgesehen war fehlte noch. ich fand das ende der zweiten folge, die das krachende scheitern von james r. fitzgerald, beim versuch ein geständnis zu erquatschen, zeigte, so inspirierend und befriedigend, dass ich wohl nicht mehr weitersehen werde.
vor ein paar monaten ist mir das gleiche mit this is us passiert. die grandiose einführung in die familiensaga, die NBC wohl über drei staffeln erzählen will, reichte mir vollkommen. mehr wollte ich nicht sehen und den rest lieber meiner phantasie überlassen. ich wollte den guten geschmack, den die erste folge bei mir im mund hinterliess, unverfälscht behalten.
überhaupt wäre das ein spannendes literarischen genre — oder mindestens ein interessantes hobby: fernsehserien, von denen man nur eine oder zwei folgen gesehen hat, selbst, in der eigenen vorstellung zuende zu führen.
gerade fällt mir auf, im rückblick wünsche ich mir lost nach der vierten staffel nicht mehr weitergeschaut zu haben, sondern mir den weiteren verlauf selbst aus der nase gezogen zu haben. wenn ich eins aus lost gelernt habe ist das wohl: serien aufhören zu gucken, wenn sie am besten sind. wie nennt man das dann am besten, cliff jumping?

@katias_bilder blättert in leinwänden.
pax plus

vor ein paar jahren haben wir einen pax-kleiderschrank für unser schlafzimmer gekauft. unsere räume sind etwas über drei meter hoch und der pax nur knapp zwei meter vierzig. um mehr stauraum zu haben, wollten wir den schrank nach oben erweitern. solche aufsätze gabs wohl mal von ikea, zumindest auf ebay hatte ich ein paar solcher schränke mal gesehen. aufs selber machen hatte ich keine lust, nicht nur weil ich keine plattensäge, nut-fräse, topf-bohrer hatte, sondern vor allem weil ich keine geduld hatte mir im baumarkt platten zuschneiden zu lassen, an den richtigen stellen löcher zu bohren und kunststoffkanten mit einem bügeleisen anzuleimen.
im internet gibt es ein paar anbieter bei denen man sich schränke massschneidern lassen kann. deinschrank.de, meine-moebelmanufaktur.de, schrankwerk.de, schrankplaner.de. schrankplaner und dein schrank boten keine schränke ohne sockel an (oder ich hab die option nicht gefunden). meine möbelmanufaktur war etwas günstiger als schrankwerk, also entscheiden wir uns, den aufsatzschrank testweise dort zu bestellen — auch wenn die investition, ca. 860 euro in etwa mit dem anschaffungspreis der paxschränke drunter vergleichbar war. ausschlaggebend war auch, dass die möbelmanufaktur kostenlose materialproben verschickt, die zwar nur so mittel aussagekräftig sind, aber promt verschickt wurden.

die planungswerkzeuge, also die webapps, mit denen man den schrank konfiguriert, sind im gegenteil zu einer handzeichnung ziemlich komfortabel, haben aber in sachen bedienungsfreundlichkeit durchaus noch luft nach oben. der online-planer von der möbelmanufaktur war ok, aber auch nicht 100 prozent überzeugend. immerhin kann man (offenbar) seine entwürfe dauerhaft dort speichern, das ist unserer. die aufteilung der einzelnen elemente erfordert immer noch einiges an rechnerei und aufregend war das auch irgendwie. was wenn ich mich vertan habe? hab ich wirklich alles bedacht?
nach dem die bestellung abgeschickt ist, dauert es ein paar tage und man bekommt eine konstruktionszeichnung des schranks zugeschickt, die man nochmal freigeben muss, bevor der schrank in produktion geht. am 23. januar ging der schrank in produktion und am 14. februar schrieb die möbelmanufaktur:
Ihre Maßmöbel wurden an unseren Logistikpartner (DHL) übergeben. Die Lieferung erfolgt in der Regel in den nächsten 3- 5 Werktagen.
Anbei erhalten Sie die Rechnung Ihrer Bestellung als PDF.Vor der Lieferung stimmt unser Logistikpartner den Liefertermin mit Ihnen ab, dies geschieht üblicherweise telefonisch in Einzelfällen auch schriftlich. Ihre Sendung wird per 2-Mann-Handling geliefert, d.h. die Pakete werden direkt in die Wohnung getragen, auch in den 4. Stock.
das erstaunliche an dieser aussage: sie stimmte vorne und hinten! freitag rief ein sehr freundlicher disponent von dhl an, fragte ob ein lieferfenster am montag zwischen 7 und 11 uhr in ordnung sei und um 10 standen zwei männer mit unseren paketen vor der tür. die pakete waren ordentlich schwer, ordentlich verpackt und obwohl ein paket beim umdrehen gleich aufplatzte, kamen alle teile unversehrt bei uns an.

am montag abend fing ich an das teil zusammenzubauen. ich baue möbel, auch von ikea, wirklich gerne zusammen, auch wenn ich dabei ziemlich schnell anfange zu schwitzen und danach meistens tierischen muskelkater habe. vor allem baue ich schränke gerne alleine auf, auch wenn die ikea-aufbauanleitungen meist ausdrücklich davor warnen. ausserdem diktiert mir meine arroganz, die anleitungen lediglich zu überfliegen, statt sie sorgfältig zu studieren. oft rächt sich das und ich komme noch mehr ins schwitzen.
in meiner (schreiner-) ausbildung habe ich die erste regel der möbelmontage gelernt. sie lautet: ausrichten. wenn der schrank nicht 100% gerade steht, kann man das später nicht mehr — oder kaum — korrigieren. wegen unseres leicht abschüssigen dielenboden hängt unser pax auf der einen seite auch ziemlich in der luft, so weit, dass die stellfüsse im pax-sockel nicht mehr ganz ausreichten.

weil das ausrichten so wichtig ist, habe ich die ausrichtung unseren bestehenden pax als erstes nochmal ein bisschen korrigiert. der rest der montage war eigentlich wie bei ikea: die schrankseiten und deckel werden mit stiften, dübeln und excenterschrauben verbunden, rückwand rein, türen dran, fertig. eigentlich.
in der praxis wars dann doch ein bisschen komplizierter, weil ich mich (doch) bei der planung ein bisschen vertan hatte und ich zwei zwischenwände falschrum montiert hatte, was wegen der (leicht) asymetrischen lochbohrung doof war. so hingen die türen an zwei zwischenwänden 5 mm zu hoch. das musste ich nach dem zusammenbau nochmal ändern und den halben schrank wieder demontieren.

der planungsfehler war, dass der schrank eine seitenwand in der mitte eines ein-meter-pax gehabt hätte und so sein gewicht und seine füllung auf einer (knapp) 19 mm dicken spanplatte abgetragen hätte und nicht über eine pax-seitenwand. das liess ich aber korrigieren, indem ich den schmalen schrankteil, der für die mitte geplant war, einfach an den anfang versetzte.

die mitgelieferten türbänder waren ordentlich (von blum), witzigerweise die selbe marke die in ikea-küchen verbaut wird, zumindest als wir unsere ikea-küche gekauft haben. ein bissche aufgeregt habe ich mich, dass die bänder keine schliessfeder hatten, also nicht automatisch zufielen. ich wurde schon ein bisschen pampig, bis ich bemerkte, dass die drucköffner kleine magneten hatten, mit denen sie die türen zuhielten. das gefiel mir nach der montage tatsächlich besser als die ikea-besta lösung, wo die türen (gedämpft) zugezogen werden, dann aber auf den gefederten drucköffnern hin und her springen.

bis auf eine ausnahme sind ich und die beifahrerin super zufrieden mit dem schrank. das plattenmaterial ist einen hauch dicker als die platten des pax schranks (die scheinen eher 17 millimeter statt 19 zu sein), der schrank passte an allen ecken und kanten gut zusammen, die länge und tiefe stimmt auf den millimeter, die türen liessen sich super einfach montieren (und ausrichten) und der schrank sieht gut aus. bis auf die türen, die zugegebenermassen die günstigsten waren (spanplatte weiss mit kunststoff umleimer): die verarbeitung der tür-kanten ist aber leider eher so mittel (beim korpus gabs keinen grund zur klage).

dass der heisskleber beim kantenaufleimen etwas rausquillt ist normal, aber mit einem scharfen stecheisen, kann man das in der regel einfach säubern. bei einem schrank für knapp 900 euro, kann man meiner meinung nach auch bei den günstigeren türen, etwas mehr erwarten. lackierte türen hätten etwa 250 euro aufpreis gekostet, aber das war es uns dann für einen schrank der in zwei meter vierzig höhe sitzt uns eher selten betrachtet wird nicht wert.
im wohnzimmer wollen wir demnächst eventuell einen lagerschrank für die bilder der beifahrerin bauen und nach diesem testlauf mit meine-moebelmanufaktur.de ist es gar nicht so unwahrscheinlich, dass wir den auch wieder dort bestellen.
dark, verdichtung, kopftisch, maschinenempathie

dark abgeschaltet nach 13 minuten und 24 sekunden, nach der ersten dramaturgischen zeitlupe. filme oder serien die zeitlupe zur dramatisierung einer szene benutzen kann man in 90 prozent der fälle vergessen. der einzige filmemacher dem ich zeitlupen verzeihe ist peter sellers, wenn er sich mit kato als clouseau prügelt.
beim spazieren gehen drüber nachgedacht, warum ich bestimmte kolumnen nicht mag, bzw. andere sehr gerne. es lässt sich wohl darauf runterbrechen, dass ich in geschriebenen texten kein gelaber mag, auch wenn ich selbst fleissig solche texte ins internet schreibe. labern ist natürlich nicht ganz das passende wort, aber ich glaube was es beschreibt ist vor allem fehlende dichte. texte die ich mag sollten verdichtet sein — oder runtergekocht aufs wesentliche. wahrscheinlich ist das auch der grund, warum dichtung anspruchsvolles schreiben bezeichnet. das gegenteil eines gedichteten textes wäre demnach ein geblähter text. bei blähkunst wird es dann andererseits auch wieder interessant.
beim weiterlaufen fiel mir dann ein, dass constantin seibt auch schonmal, unendlich elegant, in diese kerbe geschlagen hat, als er folgendes schrob:
Das Konzept von komprimierter Zeit ist auch das der Grund, warum Leute gern lesen: Sie machen ein blendendes Geschäft. In einer Minute haben sie eine Stunde fremde Denkarbeit oder mehr gewonnen.
ich kann es selbst nicht glauben, aber um den absatz oben zu schreiben, habe ich auch fast eine halbe stunde nachgedacht.
ich bin so eine art 1password für grosse teile meiner verwandschaft. wenn ich mir deren passworte nicht merke und notiere, hätten viele amerikanische plattformen sehr viel weniger user engagement. und ich würde sehr viel weniger mit meiner verwandschaft telefonieren.
ich mag newsletter, immerhin ist diese website mehr oder weniger aus einem newsletter entstanden, den ich um die jahrtausendwende regelmässig und ohne double opt-in verschickte. ich lese den checkpoint nach wie vor mittelregelmässig (sonst wandert morgens so gut wie alles in den mülleimer). was ich aber erschütternd finde: die inhalte sind später im netz nicht mehr aufzufinden (ausnahmen bestätigen die regel). man kann die texte natürlich kopieren und weiterschicken — oder wie ich, kopieren und ins notizzettelprogram einfügen. das habe ich mit einem abschnitt aus dem checkpoint (von lorenz maroldt) vom 1. februar gemacht und eben nochmal danach gegoogelt: nichts gefunden.
weil mir der abschnitt wirklich gut gefiel und ich finde, dass hinweise auf die bigotterie und heuchlerei grosser teile des springer-verlags einfach gut zu googlen sein müssen, habe ich den abschnitt jetzt hierhin kopiert:
Starke Prosa. Der Checkpoint fand die Fassadenstürmerei der Hochschule gegen „Alleen/Alleen und Blumen/Blumen/Blumen und Frauen/Alleen/Alleen und Frauen/Alleen und Blumen und Frauen und/ein Bewunderer“ ja dagegen eher ein bisschen albern und dichtete deshalb, stets die sich ereifernden, tilgungsbereiten Gremien vor Augen, einen konstruktiven Kompromissvorschlag - Sie erinnern sich vielleicht:
Köpfe
Köpfe und Bretter
Bretter
Bretter und Nägel
Köpfe
Köpfe und Nägel
Köpfe und Bretter und Nägel und
eine Schraube (locker)
Tatsächlich kam das Gedicht ganz gut an – so gut sogar, dass einige Checkpoint-Lyrik-Fans es im Online-Forum der „Welt“ posteten, wo es wiederum viel Zustimmung und neue Freunde fand. Doch plötzlich, kaum zu fassen - war es weg. Einfach verschwunden! Ausgelöscht, ja: ausgemerzt von der Sprachpolizei einer kleinen Minderheit von Tugendterroristen, euphemistisch „Community Management“ genannt. Und wie der Asta der ASH hat auch das CM der Welt eine Begründung aus dem Setzbaukasten der Kunstfreiheitsgegner per Mail einer nachfragenden Leserin übersandt: „Ihr Kommentar wurde nicht veröffentlicht, da er gegen unsere Nutzungsregeln verstößt: Bitte bleiben Sie sachlich im Ton.“ Tja, so weit sind wir jetzt schon gekommen: Bretter, Nägel, Schrauben – nichts darf man mehr sagen. Aber einen Versuch haben wir noch, ok? Wie wäre es damit: „Kopf. Tisch.“ Besser?
vor ein paar wochen bin ich zu fuss vom wedding in den tiergarten gegangen, zum trödelmarkt. auf dem weg dahin habe ich dreimal einen mit neon-sportklamotten und man-bun ausgestatteten jogger überholt. einmal, als er sich in einem hauseingang warm machte, streckte oder autogen vorbereitete. irgendwann rannte er an mir vorbei, hielt 50 meter weiter aber wieder an, um irgendwas an seiner apple-watch und seinem an den oberarm geschnallten iphone einzustellen. ich erkannte: am oberarm lässt sich ein iphone nicht sonderlich gut bedienen.
danach lief (im sinne von gehen) ich ein bis zwei kilometer weiter, bis er (endlich) wieder an mir vorbeirauschte. nach 50 metern blieb er erneut stehen, sah ziemlich angestrengt und leidend aus, stützte sich auf seine knie und keuchte. als ich mich kurze zeit später umschaute, lief er zurück auf los.
apropos apple-watch. ende dezember habe ich mir so eine gegen grosse widerstände gekauft. weil ich armbanduhren grundsätzlich scheisse unnütz und verunstaltend finde, habe ich mir lange verboten sowas zu kaufen. vor allem zu einem solchen preis. irgendwann konnte ich aber meinen widerstand brechen, weil die uhr nicht nur die uhrzeit anzeigt, sondern auch zählen kann. schritte, herzschläge, gelaufene kilometer und … nee, das wars schon.
das hauptargument war aber stille. mehr noch als armbanduhren hasse ich klingeltöne und vibrierende handys. die vibration in meiner brusttasche hat mich immer in den wahnsinn getrieben, weil ich nie unterscheiden konnte ob das nun ein phantomvibrieren oder ein anruf war. meine zwei jahre gut funktionierende lösung war blitzen. wenn ich eine nachricht bekam oder jemand anrief, blitzte mein telefon in meiner jacket-brusttasche. das hat erstaunlich gut funktioniert, die beifahrerin musste mich nie öfter als einmal pro woche anschreien, warum ich denn nicht ans telefon ginge.
mit der apple watch pochen nachrichten und anrufe auf meinen arm. ich habe zwar 80% aller benachrichtigungen abgeschaltet, aber die die ich haben möchte klopfen jetzt — bisher völlig ohne phantomklopfen.
für meine t3n-kolumne habe ich mir folgende überschrift notiert, aber leider nicht die passende kolumne dazu geschrieben. muss ich irgendwann mal machen.
maschinenempathie ist die neue sozialkompetenz