der grie­chi­sche fein­kost­händ­ler in weis­sen­see bie­tet „fri­sche eier von deut­schen klein­bau­ern aus bran­den­burg“.
wer isst denn so­was?


Photo by felix schwenzel on May 26, 2018. Keine Fotobeschreibung verfügbar..

kunst im öf­fent­li­chen zaun.


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geh­weg­tier


mess­lat­te

felix schwenzel in artikel

nach­dem ich die nicht ganz bil­li­ge (in­klu­si­ve lie­fe­rung ca. 110,00 €) no­kia-sleep an die bei­fah­re­rin wei­ter­ge­ge­ben hat­te, woll­te ich mir (end­lich) eine zu­ver­läs­si­ge schlaf­er­ken­nung, bzw. ei­nen zu­ver­läs­sig bett-prä­senz-sen­sor, selbst bau­en. in di­ver­sen fo­ren las ich von leu­ten, die sich gün­si­ge ge­wichts­sen­so­ren un­ter die vier bei­ne ih­res betts mon­tier­ten und so qua­si ihr gan­zes bett wo­gen, um fest­zu­stel­len, ob es be­setzt ist.

mich schreck­te der auf­wand ei­ner sol­ch­gen kon­struk­ti­on ein biss­chen. da­für müss­ten ka­bel von über zwei me­ter län­ge an al­len sei­ten des betts ver­legt wer­den, eine op­tisch ak­zep­ta­ble lö­sung für die bett­bei­ne ge­fun­den wer­den und eine lö­sung, mit der man das bett noch be­we­gen könn­te, ohne die sen­so­ren zu ver­lie­ren oder neu ka­li­brie­ren müss­te. mei­ne idee war die ge­wichts­sen­so­ren ein­fach auf eine zu­sätz­le lat­ten­rost­lat­te zu mon­tie­ren. da­mit konn­te ich zwar nicht mehr mein ge­wicht im schlaf mes­sen, aber, so glaub­te ich, zu­min­dest zu­ver­läs­sig er­ken­nen, ob ich im bett lie­ge oder nicht.

die sen­so­ren, die ich mir in chi­na kauf­te (drei euro für vier stück) dür­fen nicht plan auf­lie­gen, son­dern ihr mit­tel­teil muss sich frei be­we­gen kön­nen. um sie auf eine lat­te zu mon­tie­ren, mus­sen sie ent­we­der in hal­te­scha­len lie­gen, oder über ei­nem ent­spre­chen­den loch. statt drei-d-zu-dru­cken oder zu frä­sen, habe ich ein­fach mei­ne stech­ei­sen aus­ge­mott­tet und eine span-lat­te, die frü­her als trans­port­si­che­rung für ikea-kü­chen-fuss­leis­ten ge­nutzt wur­de, ent­spre­chend mal­trä­tiert.

um die sen­so­ren zu hal­ten und das ge­wicht der ma­tra­ze auf bei­de sen­so­ren zu ver­tei­len, habe ich eine wei­te­re lat­te oben auf­ge­schraubt. die steht zwar leicht über (die span­lat­te hat zu­fäl­lig die glei­che höhe wie die re­gu­lä­ren lat­ten des lat­ten­rost), aber das wird von der ma­tra­ze auf­ge­fan­gen und ist nicht zu be­mer­ken.

die sen­so­ren wer­den in der re­gel, zum bei­spiel in kör­per­waa­gen, zu viert ver­baut. um or­dent­li­che mess­wer­te zu be­kom­men, wird meist eine sehr güns­ti­ge pla­ti­ne mit ei­nem ver­stär­ker ge­nutzt, ein HX711-mo­dul, in deutsch auch „wä­ge­zel­len­ver­stär­ker“ ge­nannt. ich habe mir das teil von spark­fun ge­kauft (ca. 10 euro), die mo­du­le gibt es aber auch sehr viel güns­ti­ger in chi­na (ab 60 cent).

um die drei ka­bel der ein­zel­nen sen­so­ren zu ver­schal­ten gibt es un­zäh­li­ge schalt­bil­der im netz, für le­dig­lich zwei sen­so­ren muss­te ich ein biss­chen su­chen. dave x hat das auf stack­ex­ch­an­ge sehr schön do­ku­men­tiert. die HX711-mo­dul-ein­gän­ge sind in der re­gel mit E+, E-, A+, A-, B+ und B- be­schrif­tet. da­für lau­tet das an­schluss­sche­ma dann:

HX711.E+ : Cell1.White + Cell2.Black
   HX711.E- : Cell1.Black + Cell2.White
   HX711.A+ : Cell1.Red
   Hx711.A- : Cell2.Red

das spark­fun-HX711-mo­dul ist al­ler­dings mit RED, BLK, WHT, GRN und YLW be­schrif­tet, die zu­ord­nung lau­tet ent­spre­chend:

E+ RED
   E- BLK
   A- WHT
   A+ GRN

so habe ich die ka­bel der wä­ge­zel­len dann auch an­ge­lö­tet.

vom wä­ge­zel­len­ver­stär­ker geht es dann zu ei­nem mi­cro­con­trol­ler, der die mess­wer­te aus­wer­tet und an die heim­au­to­ma­ti­siew­rungs­zen­tra­le sen­det, in mei­nem fall ho­me­as­sistant. auch hier­für gibt es ein paar bi­blio­the­ken (eins, zwei, etc.), aber ich woll­te ger­ne ES­Peasy nut­zen, weils so ein­fach ist. im ak­tu­el­len mega-pre-re­lease-ent­wick­lungs­strang, gibt es ein ex­pe­rie­men­tel­les mo­dul für die HX711-un­ter­stüt­zung. um das zu nut­zen, habe ich mir das ak­tu­el­le mega-pre-re­lease von der ES­Peasy-re­lease­sei­te auf git­hub run­ter­ge­la­den. im rea­lea­se-zip fin­det sich ein vor­kom­pi­lier­tes firm­ware-image für den esp8266, in mei­nem fall , das ich ein­fach per ko­man­do­zei­le und es­p­tool auf ei­nen esp8266 ge­flasht habe (hier gibt’s wei­te­re flash­an­lei­tun­gen):

./esptool -vv -cd nodemcu -cb 115200 -bz 4M -cp /dev/cu.wchusbserial1460 -ca 0x00000 -cf ESP_Easy_mega-20180421_test_ESP8266_4096.bin

mit ES­Peasy ist die wei­te­re kon­fi­gu­ra­ti­on dann wirk­lich ein­fach: vom HX711-mo­dul habe ich die DAT- und CLK-aus­gän­ge mit den pins D4 (DOUT=DAT) und D5 (SCL=CLK) ver­bun­den (VDD und VCC mit dem 5-volt- und GND mit dem mas­se-an­schluss) — fer­tig:

da­mit sen­det der esp8266 das ge­mes­se­ne ge­wicht alle zwei se­kun­den per mqtt. die for­mel ka­li­briert das ge­wicht auf un­ge­fähr null ki­lo­gram. um die ka­li­bi­ri­e­rungs­wer­te raus­zu­be­kom­men, habe ich die mess­lat­te mit 1-kg-mehl- oder zu­cker-pa­ke­ten be­las­tet, mir die wer­te no­tiert, mich ge­wun­det, wie ge­nau die kon­st­uk­ti­on misst und dann die for­mel oben aus­ge­rech­net. je nach ver­wen­de­ten mo­du­len wird das wohl an­ders aus­se­hen.

zu­sätz­lich zu den wä­ge­zel­len, habe ich in der mess­lat­te auch noch ei­nen RCWL-0516-ra­dar-be­we­gungs­sen­sor und ei­nen DHT-22 tem­pe­ra­tur und feuch­te­mes­ser (in ma­tra­zen­nä­he) ein­ge­baut. wirk­lich nö­tig ist das aber na­tür­lich nicht, wo­bei der DHT tat­säch­lich durch die ma­tra­ze nach ei­ner ca. 30 mi­nü­ti­gen la­tenz­zeit prä­senz durch er­höh­te feuch­tig­keit misst. die tem­pe­ra­tur-wer­te sind durch die ma­tra­ze nicht wirk­lich ver­wert­bar. den be­we­gungs­sen­sor nut­ze ich ei­gent­lich um be­we­gun­gen im raum zu er­fas­sen, aber na­tür­lich er­fasst er auch be­we­gun­gen im bett. al­ler­dings, im ge­gen­teil zu den wä­ge­zel­len, auch die be­we­gun­gen im ne­ben­bett.

die mon­ta­ge im bett ist ein­fach, wenn die mess­lat­te die glei­che län­ge wie die üb­ri­gen lat­ten hat und schmal ge­nug ist, um zwi­schen die vor­han­de­nen lat­ten zu pas­sen.

die mess­wer­te der wä­ge­zel­len sind er­staun­lich ge­nau. so bin ich (of­fen­sicht­lich) ges­tern um kurz nach elf ins bett ge­gan­gen und nach we­ni­gen mi­nu­ten ein­ge­schla­fen (letz­te be­we­gung um 23:22 uhr). nach dem ein­schla­fen habe ich mich eine hal­be stun­de nicht be­wegt, zwi­schen mit­ter­nacht und ein uhr war der schlaf dann et­was un­ru­hi­ger, bis kurz vor zwei wur­de es dann wie­der et­was ru­hi­ger, ab drei wur­de mein schlaf of­fen­bar im­mer leich­ter und um vier bin ich auf­ge­wacht und auf­ge­stan­den. um vier­tel nach fünf hab ich mich dann wie­der hin­ge­legt, 20 mi­nu­ten ge­le­sen und habe dann noch­mal zwei­ein­halb stun­den an­stän­dig ge­schla­fen.


weil die mess­wer­te na­tür­lich stän­dig fluk­tu­ie­ren, run­de ich die mess­wer­te im ho­me­as­sistant auf gan­ze ki­lo­wer­te. da­mit ist die mess­kur­ve, wie oben zu se­hen, re­la­tiv sta­bil.

für die prä­senz­er­ken­nung nut­ze ich ei­nen bi­när-sen­sor, mit dem ich au­to­ma­ti­sie­run­gen fürs licht steu­ern kann, ob­wohl die mess­wer­te sta­bil ge­nug sind um für au­to­ma­ti­sie­run­gen auch di­rekt den mess­wert zu nut­zen:

mei­ne lieb­lings­au­to­ma­ti­sie­rung ist der­zeit, wenn der sen­sor für mehr als 10 se­kun­den ei­nen wert grös­ser als 30 ki­lo­gramm misst, also die bei­fah­re­rin of­fen­bar auf mei­ne sei­te rü­ber­ge­rollt ist, dass dann für 10 se­kun­den ser­ge gains­burgs je t’aime er­klingt. ich fin­de das sehr wit­zig, die bei­fah­re­rin mitt­ler­wei­le auch (ein biss­chen).

ge­kos­tet hat der spass si­gni­fi­kant we­ni­ger als das no­kia-sleep-dings für et­was über 100 euro. hier la­gen die ma­te­ri­al­kos­ten eher so bei 20 euro.

ein­kaufs­lis­te:

  • esp8266 (3-8 euro)
  • HX711 (1-10 euro)
  • wä­ge­zel­len (3 euro)
  • [RCWL-0516 (1 euro)]
  • [DHT-22 (3 euro)]

nach­trag 18.08.2025:

heut­zu­ta­ge wür­de ich das nicht mehr mit es­peasy ma­chen, son­dern (na­tür­lich) mit es­phome, was auch seit vie­len jah­ren bei der mess­lat­te im ein­satz ist.


no­kia sleep

felix schwenzel in artikel

ich habe bis­her mei­nen schlaf mit der ap­ple watch in kom­bi­na­ti­on mit der au­to­s­leep-app ge­trackt. das funk­tio­niert ganz gut, ob­wohl ich die uhr nachts meis­tens nicht tra­ge (son­dern lade). durch die kom­bi­na­ti­on mit der ipho­ne app weiss au­to­s­leep, dass ich wach bin, so­lan­ge, oder so­bald, sich mein ipho­ne be­wegt. trägt man die uhr, trackt au­to­s­leep auch die schlaf­herz­fre­quenz oder schlaf­tie­fe.

vor ein paar wo­chen hör­te ich, dass no­ki­as neu­er schlaf­tra­cker no­kia sleep vor­be­stell­bar sei und mit­te april lie­fer­bar sei. mit­te april kam das teil dann un­ter mei­ne ma­tra­ze, um zu se­hen, ob das ver­spre­chen no­ki­as er­füll­bar ist, dass das teil nicht nur die zeit, die ich im bett bin und schla­fe misst, son­dern auch die schlaf­tie­fe, mei­ne herz­fre­quenz und schnarch­in­ter­val­le.

tat­säch­lich schien das no­kia-sleep-teil das ganz gut hin­zu­be­kom­men. die aus­wer­tung mei­ner nächt­li­chen herz­fre­quenz sah schlüs­sig aus, der ver­gleich mit den wer­ten der ap­ple watch zeig­te, dass die mes­sung min­des­tens so ak­ku­rat ist, wie die der ap­ple watch. auch die aus­wer­tung der schlaff­tie­fe, be­stä­tig­te die selbst­ein­schät­zung mei­nes schlaf­ver­hal­tens. ich schla­fe, im ver­gleich zur bei­fah­re­rin, re­la­tiv we­nig, frü­her reich­ten mir un­ter der wo­che sechs stun­den, mitt­ler­wei­le rei­chen mir auch fünf­ein­halb oder fünf stun­den (am wo­chen­en­de schlaf ich ger­ne zu­satz­lich tags­über ein oder zwei stun­den). mei­ne ver­mu­tung war schon län­ger, dass ich mei­ne er­hol­sa­men tief­schlaf­pha­sen re­la­tiv früh in der nacht, also nach dem ein­schla­fen er­le­di­ge und so auch bei früh­men auf­ste­hen ziem­lich er­holt bin. an­de­re, die ihre tef­schlaf­pha­sen erst spä­ter in der nacht ha­ben, tun sich mit früh­auf­ste­hen des­halb ein biss­chen schwe­rer.

die aus­wer­tung der no­kia-sleep-app me­cker­te zwar über mei­ne nied­ri­ge ge­samt­schlaf­zeit, at­tes­tier­te mir aber lan­ge tief­schlaf­pha­sen, in der nacht von 20. april, trotz le­dig­lich 5 stun­den schlaf­zeit, im­mer­hin fast 3 stun­den tief­schlaf und mehr als eine stun­de REM-schlaf.

zwei tage mei­ner schlaf­ana­ly­se

nach zwei wo­chen habe ich die no­kia-sleep-mat­te un­ter die ma­tra­ze der bei­fah­re­rin ge­scho­ben und konnt bei ihr das ge­gen­teil be­ob­ach­ten. ihre knapp acht stun­den schlaf be­stan­den am 5. mai aus vier­ein­halb stun­den un­ru­hi­gem, leich­ten schlaf und nur drei stun­den er­ho­lungs­schlaf (tief und REM).

zwei tage schlaf­ana­ly­se der bei­fah­re­rin

nach mei­ner be­ob­ach­tung ist REM-schlaf-pha­sen­er­ken­nung nicht ganz ak­ku­rat. zu­min­dest wenn ich mor­gens aus träu­men auf­wach­te, was man ja vor al­lem in REM-pha­sen tut, sah mich no­kia eher in tief- oder leicht­schlaf. die be­ob­ach­tun­gen der bei­fah­re­rin zei­gen das glei­che.


ei­ner der grün­de mir das nicht ganz güns­ti­ge (110,00 €) no­kia-sleep-teil zu kau­fen, war et­was was mir bei au­to­s­leep fehl­te: die an­bin­dung an mei­ne haus­au­to­ma­ti­sie­rung.

es gibt kei­nen weg die da­ten aus der ap­ple watch oder aus au­to­s­leep aus­zu­le­sen oder aus­lö­ser für ak­tio­nen zu de­fi­nie­ren. die no­kia sleep kommt mit ei­ner an­bin­dung an den au­to­ma­ti­sie­rungs­dienst ifttt. ifttt mag ich ei­gent­lich nur so mit­tel, ei­ner­seits weil die re­ak­ti­ons­zei­ten von ifttt aus er­fah­rung eher be­schei­den sind und weil ich mich bei haus­au­to­ma­ti­sie­rung eher un­ger­ne auf da­ten aus der cloud ver­las­se (me­a­su­re lo­cal, act lo­cal).

grund­sätz­lich hal­ten sich mei­ne be­den­ken, vi­tal­da­ten in der cloud zu spei­chern in gren­zen. auf ap­ple-ser­vern dürf­te sich da seit jah­ren ei­ni­ges an­ge­sam­melt ha­ben. jetzt lie­gen vi­tal­da­ten von mir (und der bei­fah­re­rin) eben auch bei no­kia, nach­dem ich mei­ne vi­tal­da­ten auch dem mitt­ler­wei­le in­sol­vent ge­gan­ge­nen sen.se für eine wei­le über de­ren schlaf­nuss (sleep-pea­nut) zu­ge­führt habe. jetzt pumpt eben die (der) no­kia-sleep die­se da­ten in die no­kia-cloud. was mich am cloud-ge­döns eher nervt ist die (oft feh­len­de) zu­gäng­lich­keit der da­ten. ich möch­te die auch selbst aus­wer­ten kön­nen und in echt­zeit dar­auf zu­grei­fen.

be­vor ich mir die no­kia sleep ge­kauft habe, hab ich mir die API von no­kia-he­alth an­ge­schaut und das sah ei­gent­lich ganz gut aus. theo­re­tisch gibt es zu­griff per API auf alle da­ten in der cloud, ge­si­chert über oauth2 und to­ken-ba­sier­te re­quests. das sieht in mei­ner mit­tel­kom­pe­ten­ten ein­schät­zung se­ri­ös und aus­rei­chend si­cher aus, aber eben auch kom­pli­ziert. was gut für die si­cher­heit und schwie­rig für die selbst­aus­wer­tung ist.

da das ein­zig re­le­van­te da­tum für die heim­au­to­ma­ti­sie­rung aber oh­ne­hin der zeit­punkt wann man sich ins bett legt und auf­steht ist, ent­schied ich mich für den ifttt-weg, statt selbst eine API-an­bin­dung zu bas­teln (diekt­zu­griff auf das per wlan im heim­net­ze ein­ge­bun­de­ne no­kia he­alth scheint nicht mög­lich, das teil scheint kei­ne of­fe­nen ports zu ha­ben). ifttt sen­det mei­ner heim­au­to­ma­ti­sie­rungs­zen­tra­le ho­me­as­sistant eine nach­richt, wenn ich mich ins bett lege und wenn ich auf­ste­he. das funk­tio­niert er­staun­lich gut und für ifttt-ver­hält­nis­se auch ganz flott. so­bald ich 30-60 se­kun­den im bett lie­ge, schlägt der aus­lö­ser bei mir auf. beim auf­ste­hen dau­erts ge­ra­de mal 2-3 se­kun­den. das er­geb­nis ist be­frie­di­gend: rest­lich­ter im schlaf­zim­mer oder der woh­nung kann ich so aus­schal­ten (las­sen) so­bald ich im bett bin oder wenn ich tags­über im bett lie­ge, be­stimm­te mit­tei­lun­gen an mein han­dy un­ter­drü­cken. weil die da­ten zu­ver­läs­sig und zeit­nah sind, könn­te ich auch ei­nen alarm scharf schal­ten (hät­ten wir ei­nen) oder be­we­gungs­mel­der oder te­le­fo­ne stumm­schal­ten. so­bald ich auf­ste­he, sind die be­we­gungs­mel­der wie­der ak­tiv und ab­hän­gig von der zeit oder dem schlaf­zu­stand der mit­be­woh­ner lies­sen sich vor­hän­ge öff­nen. die­se prä­zi­se und re­la­tiv zeit­na­he bett-prä­senz-er­ken­nung für die heim­au­to­ma­ti­sie­rung war, wie ge­sagt, der haupt­grund mir den (die) no­kia-sleep zu kau­fen.

vor­her hat das zwar auch ganz gut funk­tio­niert, in­dem ich ver­schie­de­ne sen­sor­da­ten über baye­si­sche wahr­schein­lich­keits­rech­nung zu­sam­men­führ­te (zeit, hel­lig­keit, be­we­gungs­mel­der­da­ten, sta­tus mei­nes lap­tops, an der steck­do­se gems­se­ner la­de­strom der ap­ple watch, co2-ge­halt der luft). die­se baye­si­sche sen­sor blieb aber, trotz stän­di­ger op­ti­mie­rung lei­der eher un­scharf, mit zu vie­len fal­schen po­si­ti­ven. in sa­chen bett-prä­senz-er­ken­nung bin ich mit dem no­kia-sleep hoch­zu­frie­den.

auch die no­kia he­alth mate app, bzw. de­ren schlaf­aus­wer­tung wirkt po­si­tiv. die sen.se-app, die die da­ten die mei­ner schlaf­nuss in die cloud pump­te, nerv­te be­reits nach ein paar ta­gen und wirk­te wie uns­erö­ser und un­zu­ver­läs­si­ger ho­kus-po­kus. da­ge­gen scheint mir die he­alth-mate-aus­wer­tung und usa­bi­li­ty um wel­ten bes­ser. die da­ten ste­hen nach dem auf­ste­hen so­fort zur ver­fü­gung (sen.se rech­ne­te dar­an teil­wei­se stun­den­lang rum) und da­ten sind über­sicht­lich und schlüs­sig dar­ge­stellt. so­gar mit mei­nen mit­tags­schlä­fen kommt die aus­wer­tung zu­recht und mar­kiert sie als „si­e­s­tas“. für alle da­ten (schlaf­tie­fe, ein­schlaf­dau­er, auf­wach­dau­er, herz­fre­quenz, etc.) gibt es de­tail­an­sich­ten, die an­geb­li­che schnarch­dau­er wird al­ler­dings n ur agg­re­giert dar­ge­stellt.

die c’t kommt in ih­rer ak­tu­el­len aus­ga­be zu ähn­li­chen test­ergeb­nis­sen wie ich, was die zu­ver­läs­sig­keit der aus­wer­tung und ifttt-an­bin­dung an­be­langt. ich habe aber auch von min­des­tens zwei leu­ten ge­hört, bei de­nen die aus­wer­tung kom­plet­ten quatsch lie­fer­te (30 mi­nu­ten schlaf­dau­er). ich ver­mu­te hier pro­ble­me mit der ka­li­brie­rung, ent­we­der we­gen der ma­tra­zen-di­cke oder der form des lat­ten­rosts.

weil ich die (das?) no­kia-sleep an die bei­fah­re­rin wei­ter­ge­ge­ben habe (als eins der vie­len ge­burts­tags­ge­schen­ke, über das sie sich nicht son­der­lich freu­te), habe ich mir ein no­kia-sleep selbst ge­bas­telt, für 10 euro, statt 100. (ar­ti­kel dazu folgt)


wal­king out of con­fron­ting the fu­ture

felix schwenzel in notiert

der ta­ges­spie­gel-ver­lag hat ir­gend­was für mich üb­rig. ich be­kom­me jede aus­ga­be des ta­ges­spie­gel-ber­li­ner-ma­ga­zins vor­ab zu­ge­schickt, ich be­kom­me ein­la­dun­gen zu ta­ges­spie­gel-ber­li­ner-launch-par­ties und zu ta­ges­spie­gel-ver­an­stal­tun­gen. jetzt be­reits zwei­mal für die ta­ges­spie­gel-dis­kus­si­ons-ver­an­stal­tung con­fron­ting the fu­ture.

gut vor­be­rei­tet: der mo­der­tai­or an­dre­as kluth

heu­te war das the­ma „Com­pa­ny Cam­pus vs. Cloud­wor­king – Wie ver­bin­den wir Le­ben und Ar­bei­ten?“, was ja theo­re­tisch nicht das schlech­tes­te the­ma ist und vom mo­de­ra­tor an­dre­as kluth in sei­ner (sehr gut vor­be­rei­te­te) an­mo­de­ra­ti­on auch er­freu­lich breit auf­ge­spannt wur­de. lei­der war die­se an­mo­de­ra­ti­on von kluth auch schon das bes­te an der ver­an­stal­tung. auf ihn folg­te eine 15 mi­nu­tige mar­ke­ting-prä­sen­ta­ti­on der fir­ma we­work, ver­tre­ten durch ih­ren „Ge­ne­ral Ma­na­ger Nord­eu­ro­pa“ wybo wi­jn­ber­gen. was bei mir nach die­sen 15 mi­nu­ten hän­gen blieb war, das we­work or­dent­lich ex­pan­diert, ziem­lich geil ist und leu­ten eine „ex­pe­ri­ence“ ver­mit­telt, nicht nur ei­nen ort zum (zu­sam­men) ar­bei­ten. aus­ser­dem pos­tu­lier­te er, dass men­schen sich lie­ber in „echt“ tref­fen und zu­sam­men­ar­bei­ten und im­pli­zier­te, dass die­ses on­line-ge­döns an bild­schir­men ir­gend­wie nicht so knor­ke sei. ich fand das mar­ke­ting-ge­seie­re un­an­ge­nehm und die fo­tos die wi­jn­ber­gen von den we­work-co­wor­king-spaces zeig­te un­ein­la­dend. was mich selbst ver­wun­der­te, weil ich die idee von ge­mein­sa­men ar­bei­ten in re­la­tiv güns­ti­gen ge­mein­schafts­bü­ros ei­gent­lich ziem­lich su­per fin­de. aber bis auf „er­leb­nis“, „in­spi­ra­ti­on“ oder we­work-ex­pan­si­on, lie­fer­te wi­jn­ber­gen kei­ne ar­gu­men­te — und the­sen, die zur dis­kus­si­on taug­ten schon gar nicht.

da­nach mo­de­rier­te an­dre­as kluth ka­rim el-ish­ma­wi an, sehr viel­ver­spre­chend als ehe­ma­li­gen or­ga­ni­sa­tor von „il­le­ga­len par­ties“ in leer­ste­hen­den im­mo­bi­li­en und ge­schäfts­füh­rer von kin­zo ar­chi­tek­ten. el-ish­ma­wi schaff­te es auch nicht dik­sus­si­ons­wür­di­ge the­sen rü­ber­zu­brin­gen, was aber auch dar­an lie­gen konn­te, dass er hef­tig mit der eng­li­schen spra­che kämpf­te, in der die ver­an­stal­tung ab­ge­hal­ten wur­de. ganz gräss­lich auch sei­ne prä­sen­ta­ti­ons­fo­li­en, die er wäh­rend sei­ner 15 mi­nu­ten durch­kli­cker­te. die auf den fo­li­en zu se­hen­den, von kin­zo ge­stal­te­ten bü­ro­räu­me wa­ren bunt, aber kalt und sa­hen aus wie ent­wurfs­zeich­nun­gen die durch ei­nen ray­tra­cer ge­jagt wur­den um sie fo­to­rea­lis­tisch zu ma­chen. dazu eine schreck­li­che ty­po­gra­fie, die man auch auf der kin­zo-web­site be­wun­dern kann (eine viel zu eng­ge­setz­te und ab­ge­ma­ger­te aper­cu light).

als an­dre­as kluth fest­stell­te, dass er jetzt als mo­de­ra­tor ein pro­blem habe, weil die bei­den dis­ku­tan­ten kei­nen ge­gen­sätz­li­chen mei­nun­gen er­ken­nen lies­sen, bin ich auf­ge­stan­den und nach hau­se ge­gan­gen, auch weil mir die phan­ta­sie fehl­te, mir vor­zu­stel­len wie hier aus zwei luft­lee­ren im­pul­sen noch eine span­nen­de dis­kus­si­on ent­ste­hen hät­te könn­te. die dis­kre­panz zwi­schen mei­nen er­war­tun­gen und dem in 40 mi­nu­ten ge­lie­fer­tem in­put war ein­fach zu gross.

die schu­he von an­dre­as kluth, ka­rim el-ish­ma­wi und wybo wi­jn­ber­gen

was ich gut fand: die bi­ker-stie­fel von an­dre­as kluth.
auch gut: die freund­li­che grüss­da­me mit dem gel­ben son­nen­schirm, die am (schwer er­kenn­ba­ren) ein­gang stand und mich nicht nur beim kom­men über­aus freund­lich be­grüss­te, son­dern auch beim ge­hen. wenn ichs ge­nau be­trach­te, war sie so­gar die ein­zi­ge die mich freund­lich grüss­te, der rest der ver­an­stal­tungs­men­schen schaff­te es ge­ra­de mal so höf­lich zu sein.

un­an­ge­nehm fand ich auch den raum, den der ta­ges­spie­gel-ver­lag den im­mo­bi­li­en-men­schen ein­räum­te, de­nen der ver­an­stal­tungs­raum ge­hört (bzw. den sie mit­samt den an­lie­gen­den grund­stü­cken „ent­wi­ckeln“). schon klar, die er­mög­li­chen mit ih­rer un­ter­stüt­zung die ver­an­stal­tungs­rei­he und da­für dür­fen sie ja auch auf der ver­an­stal­tungs­sei­te ihre lo­gos hin­pap­pen. zu­sätz­lich nutz­ten sie ihre re­de­zeit auf der büh­ne, um dar­auf hin­zu­wei­sen dass sie nicht nur woh­nun­gen bau­en wol­len, son­dern auch „kul­tur“ und „dis­kurs“ för­dern wol­len. also un­ter­stüt­zen sie eben sol­che ver­an­stal­tun­gen und künst­ler, die den ma­ro­den bau de­ko­rie­ren dür­fen. die ali­bi­funk­ti­on die die zahl­rei­chenm, auf­ge­häng­ten ar­bei­ten der künst­ler aus­ström­ten, ver­gäll­te mir völ­lig den zu­gang zu eben­die­sen. kunst, die pri­mär der de­ko­ra­ti­on von pro­fit­in­ter­es­sen und im­mo­bi­li­en­ent­wick­lung dient, riecht ir­gend­wie ko­misch.

an­de­rer­seits; so­lan­ge noch ge­baut wird und der ver­an­stal­tungs­ort („korn­ver­suchs­spei­cher“) ma­ro­de da­steht, sind künst­ler und jour­na­lis­ten im­mer­hin noch will­kom­men. das än­dert sich dann spä­tes­tens, wenn die woh­nun­gen und bü­ro­räu­me fer­tig „ent­wi­ckelt“ sind, dann wer­den sie un­in­ter­es­sant, weil ihre gedbeu­tel zu pre­kär sind.

dem ta­ges­pie­gel-ver­lag scheint das lau­te schul­ter­klop­fen der imom­bi­li­en-men­schen auch ein biss­chen un­an­ge­nehm zu sein, denn we­der in sei­ner twit­ter-be­richt­erstat­tung, noch auf der ver­an­stal­tungs­web­site wird auf die re­de­bei­trä­ge und das „en­ga­ge­ment“ der im­mo­bi­len-men­schen hin­ge­wie­sen. vor­neh­mes schwei­gen, statt kon­tro­ver­ser, in­ter­es­san­ter dis­kus­si­on. kon­fron­ta­ti­on ist zwar das mot­to der ver­an­stal­tung, aber mot­ti sind ja oh­ne­hin egal.

mast mit über­wa­chungs­ka­me­ras, der ehe­ma­li­ge korn­ver­suchs­spei­cher und ein kran

wit­zig auch: vor zwei wo­chen lau­te­te das dis­kus­si­ons­the­ma: „Frei­heit vs. Si­cher­heit – Macht Vi­deo­über­wa­chung un­se­re Städ­te si­che­rer?“ eine der ant­wor­ten lie­fer­te si­cher auch der ver­an­stal­tungs­ort selbst, an des­sen ein­gang gleich drei über­wa­chungs­ka­me­ras an ei­nem mast auf­ge­hängt wa­ren (ver­mut­lich noch ein paar mehr in der um­ge­bung, da­mit pre­kär le­ben­de men­schen nachts nicht auf die idee kom­men, die gut aus­ge­stat­te­te bar zu lee­ren.

aber ab­ge­se­hen da­von: das bier war gut und das wet­ter, das sich wäh­rend der ver­an­stal­tung und auf mei­nem heim­weg (zu fuss) zu­sam­men­brau­te auch.


Photo by felix schwenzel in Humboldt-Universität zu Berlin. Keine Fotobeschreibung verfügbar..

lee­re stadt ist auch schön.


mein vor­trag auf der #rp18

felix schwenzel in notiert

… ist bis­her nur in der live-strream-auf­zeich­nung auf you­tube zu se­hen, ab un­ge­fähr se­kun­de 27268 und hier als ein­zel­film. dan­ke gre­gor fi­scher/re:pu­bli­ca für die­ses (CC BY-SA 2.0) sehr vor­teil­haf­te bild.

auch wenn kat­rin pas­sig mei­ne prä­sen­ta­ti­on (glau­be ich) ganz gut fand, hat sie die auf­zeich­nungs-re­gie ein biss­chen über­for­dert. ein paar mei­ner ein­ge­bau­ten wort-bild-dis­so­nanz-ef­fek­te sind des­halb in der auf­zeich­nung ver­lo­ren ge­gan­gen, aber das sind sie wohl auch zum teil im saal, wohl auch, weil sie teil­wei­se et­was zu dick auf­ge­tra­gen wa­ren oder ein­fach nicht so su­per wa­ren.

die ab­schrift folgt wei­ter un­ten, hier, ein­ge­bet­tet, die 30-mi­nu­ten ver­si­on.

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Zwei­fel (t3n 52)

felix schwenzel in t3n

Den Deut­schen wird oft (zu Recht) vor­ge­wor­fen, zö­ger­lich zu sein. Die Zö­ger­lich­keit bei der Ad­ap­ti­on neu­er Tech­no­lo­gien, Ri­si­ko­scheu, Re­gu­lie­rungs­wut oder bü­ro­kra­ti­sche Hür­den beim Grün­den se­hen vie­le Men­schen — auch die­ses Heft — eher kri­tisch. Dass die­se deut­sche Angst aber durch­aus ihre po­si­ti­ven Sei­ten hat, zeig­te zum Bei­spiel der zwei­te Golf­krieg. Deut­sche Po­li­ti­ker zeig­ten sich an­ge­sichts des ge­sell­schaft­li­chen Kli­mas zö­ger­lich, der Auf­for­de­rung Ge­or­ge W. Bushs nach­zu­kom­men, sich an die­ser krie­ge­ri­schen Aus­ein­an­der­set­zung zu be­tei­li­gen. Als Do­nald Rums­feld 2003 auf der Mün­che­ner Si­cher­heits­kon­fe­renz für den An­griff auf den Irak warb, ent­geg­ne­te ihm Josch­ka Fi­scher: „Ex­cu­se me, I am not con­vin­ced!“. Im Saal gab es kaum Ap­plaus für Fi­schers Zwei­fel. Aber die Aus­sa­ge spie­gel­te die ge­sell­schaft­li­che Stim­mung in Deutsch­land ziem­lich ex­akt wie­der.

Zö­ger­lich­keit, kri­ti­sche Di­stanz und Zwei­fel ha­ben ihre Be­rech­ti­gung und Sinn. Der Zwei­fel hat im 18ten Jahr­hun­dert die Auf­klä­rung in Gang ge­bracht, ein po­li­ti­sches Sys­tem ohne eine star­ke, an der Weis­heit der Re­gie­ren­den zwei­feln­de Op­po­si­ti­on neigt zum Au­to­ri­tä­ren, ein Rechts­sys­tem ohne Zwei­fel wäre dra­ko­nisch. Spä­tes­tens in die­sem Jahr ha­ben auch die eu­pho­rischs­ten In­ter­net- und Ver­net­zungs­a­po­lo­ge­ten (ich bin selbst ei­ner) ge­merkt, dass nicht al­les, was Un­ter­neh­mer mit neu­en di­gi­ta­len Werk­zeu­gen ma­chen und er­mög­li­chen auch au­to­ma­tisch der Welt­ver­bes­se­rung dient.

Zwei­feln ist kon­struk­tiv, so­lan­ge die Zwei­fel nicht angst­ba­si­ert sind und man den Zwei­fel, die Skep­sis, mit Neu­gier, Of­fen­heit und und Lust am Dis­kurs kom­bi­niert. Wenn wir an der Sinn­haf­tig­keit mi­li­tä­ri­scher In­ter­ven­tio­nen ei­nes un­se­rer mäch­tigs­ten Al­li­ier­ten und Han­dels­part­ners zwei­feln kön­nen und das vor­be­halt­lo­se Mit­ma­chen ver­wei­gern, war­um soll­ten wir nicht auch die di­gi­ta­len In­no­va­tio­nen und de­ren Sinn­haf­tig­keit ge­le­gent­lich in Fra­ge stel­len?

Vol­taire, ei­ner der her­aus­ra­gen­den Köp­fe der Auf­klä­rung, der den Zwei­fel laut Wi­ki­pe­dia „zu ei­ner Ma­xi­me sei­nes Den­kens“ mach­te, sag­te: „Zwei­fel ist zwar kein an­ge­neh­mer geis­ti­ger Zu­stand, aber Ge­wiss­heit ist ein lä­cher­li­cher.“

Die Ge­wiss­heit, mit der vie­le, auch ich, die Di­gi­ta­li­sie­rung mit po­si­ti­ven Fol­gen in Ver­bin­dung brach­ten, wirkt auf mich im Nach­hin­ein tat­säch­lich ein biss­chen lä­cher­lich. Ich habe vie­le Jah­re (mit Ge­wiss­heit) dar­an ge­glaubt, dass die Di­gi­ta­li­sie­rung, die Ver­net­zung und nied­rig­schwel­li­ge, leicht zu­gäng­li­che und gren­zen­lo­se Kom­mu­ni­ka­ti­on vor al­lem po­si­ti­ve ge­sell­schaft­li­che Aus­wir­kun­gen ha­ben wür­de. Die ver­gan­ge­nen Jah­re ha­ben aber ge­zeigt, dass auch Dem­ago­gen, au­to­ri­tä­re Re­gie­run­gen, Ge­heim­di­ens­te oder Un­ter­neh­men die Di­gi­ta­li­sie­rung zu ih­rem Vor­teil aus­nut­zen kön­nen und das auch hem­mungs­los tun.

Die dif­fu­se Ger­man Angst, die deut­sche Zö­ger­lich­keit kann man auch po­si­tiv be­trach­ten. Gut be­grün­de­te Zwei­fel, Vor­be­hal­te, eine ge­wis­se Lang­sam­keit, die ei­nem auch Zeit zum Nach- und Durch­den­ken gibt, ist nicht gleich­be­deu­tend mit Ver­wei­ge­rung.

Ich wün­sche mir (auch von mir selbst) künf­tig mehr ge­sun­den Zwei­fel in der Di­gi­tal­po­li­tik und der ver­netz­ten Welt. Die ne­ga­ti­ven Fol­gen der un­ge­zü­gel­ten Di­gi­ta­li­sie­rung, der un­re­gu­lier­ten (kom­mer­zi­el­len und po­li­ti­schen) Da­ten­sam­me­lei sind be­reits so of­fen­sicht­lich, dass selbst Mark Zu­cker­berg in­zwi­schen öf­fent­lich die Not­wen­dig­keit von Re­gu­lie­rung ein­räumt — wenn sie „ver­nünf­tig“ sei.

So wie die Po­li­tik lang­sam er­kennt, dass das In­ter­net, die Ver­net­zung der Welt, die Di­gi­ta­li­sie­rung nicht mehr weg­geht, mer­ken Un­ter­neh­mer wie Mark Zu­cker­berg, dass Re­gu­lie­rung, auch un­ter­neh­me­risch schmerz­haf­te Re­gu­lie­rung, un­aus­weich­lich in im­mer mehr Be­rei­chen an­set­zen wird und aus­aus­weich­lich ist.

Wir, die wir in die­ser di­gi­ta­li­sier­ten und ver­net­zen Welt le­ben wol­len (und müs­sen), soll­ten al­ler­dings nicht den Po­li­ti­kern und Un­ter­neh­mern das Aus­han­deln die­ser Re­gu­lie­run­gen al­lein über­las­sen. Nicht nur weil sich Po­li­ti­ker ger­ne eher von Wirt­schafts­in­ter­es­sen als vom Ge­mein­wohl len­ken las­sen oder sich ger­ne von Un­ter­neh­mern um den Fin­ger wi­ckeln las­sen. Vor al­lem, weil wir die kri­ti­sche Aus­ein­an­der­set­zung mit di­gi­ta­len Tech­no­lo­gien so­wohl kri­tisch, als auch kon­struk­tiv von in­nen her­aus füh­ren müs­sen. Eu­pho­rie, Neu­gier und Of­fen­heit las­sen sich durch­aus mit Zwei­fel kom­bi­nie­ren. Kom­bi­nie­ren wir den Zwei­fel mit Angst, oder ist Angst das ein­zi­ge Trieb­mit­tel des Zwei­fels, drif­tet der Zwei­fel in die Ver­wei­ge­rung. Schaf­fen wir es nicht die Eu­pho­rie ge­gen­über neu­en Tech­no­lo­gien mit Zwei­feln und kri­ti­schem Hin­ter­fra­gen zu kom­bi­nie­ren, lau­fen wir Ge­fahr uns lä­cher­lich zu ma­chen.


gur­ken­sa­lat

felix schwenzel in gekocht

den gur­ken­sa­lat von ot­to­lenghi mit mohn ha­ben wir jetzt schon ein paar mal ge­macht und für sehr gut be­fun­den. ein­mal ist er ein biss­chen in die hose ge­gan­gen, zu os­tern, bei mei­nen el­tern. da konn­ten wir nur nor­ma­le chi­lis auf­trei­ben, was den sa­lat aber un­ge­niess­bar macht, da ge­hö­ren mil­de chi­lis rein. frau leh­mann hat das re­zept aus ot­to­lenghis buch ab­ge­schrie­ben, sehr prak­tisch.

wich­tig sind aber nicht nur mil­de chi­lis, son­dern auch mil­der es­sig, von dem re­la­tiv viel im re­zept an­ge­ge­ben ist. mit nor­ma­lem sher­ry-es­sig, den wir exra füpr die­ses re­zept ge­kauft ha­ben, wird’s zu sau­er. der (weis­se) bal­sam es­sig von lidl ges­tern abend tat dem sa­lat sehr gut.


au­to­ma­ti­scher vor­hang

felix schwenzel in artikel

ein­käu­fe bei ali­ex­press, also di­rekt in chi­na, sind ei­gent­lich gar nicht auf­re­gend. die­ses mal war ich aber ziem­lich auf­ge­regt. ich habe zum ers­ten mal et­was be­stellt was teu­rer als 15 euro war, näm­lich ei­nen gar­di­nen­mo­tor. ich kann mich zwar nicht er­in­nern, je­mals mit ei­ner ali­ex­press-be­stel­lung oder lie­fe­rung un­zu­frie­den ge­we­sen sein, aber die­se be­stel­lung hat­te das po­ten­zi­al dass ei­ni­ges schief hät­te lau­fen kön­nen, hat die lauf­schie­ne die richt­ge län­ge? funk­tio­niert der mo­tor mit 230 volt? kommt es hei­le an, ist es zu laut, kommt es durch den zoll?

um es vor­weg­zu­neh­men; die auf­re­gung war un­nö­tig, die lie­fe­rung hat wun­der­bar ge­klappt, der mo­tor funk­tio­niert wie er­war­tet, die schie­ne passt, al­les liess sich an ei­nem abend mon­tie­ren.

hier er­zäh­le ich im de­tail, wie ich die schie­ne be­stellt habe, war­um ich jetzt eine eori-num­mer habe und wie sich der neue vor­hang in mei­ne haus­steue­rung ein­bin­den liess.

die aus­wahl bei ali­ex­press an mo­to­ri­sier­ten gar­di­nen ist rie­sig. bei ama­zon fin­det man auch ein paar an­ge­bo­te und ein paar deutsch­spra­chi­ge an­ge­bo­te habe ich auch ge­fun­den. hier ran­gier­ten die prei­se für 3,50 me­ter län­ge von 480 bis 1100 euro, bei ali­ex­press war der preis­be­reich zwi­schen 120 und 300 euro. die mo­to­ren von dooya mach­ten ei­nen gu­ten ein­druck und schie­nen ein eta­blier­tes pro­dukt zu sein, das auch in eu­ro­pa un­ter ver­schie­de­nen mar­ken­na­men (gowe, som­fy) ver­kauft wird. der dt52e-mo­tor schien mir die rich­ti­gen fea­tures zu ha­ben, ei­nen 433 MHZ funk­emp­fän­ger, au­to­ka­li­brie­rung und ein „light touch“ fea­ture, mit dem man den vor­hang durch leich­ten zug öff­nen oder schlies­sen kann.

ich ent­schied mich am ende für die­ses an­ge­bot, bei dem der preis für 3,50 me­ter län­ge al­ler­dings nicht ganz klar war. also bat ich den händ­ler per chat um ein an­ge­bot. das an­ge­bot was mir zhi­wei ren mach­te hör­te sich gut an:

Hel­lo
fri­end
Your packa­ge in­cludes a 3.49-me­ter curtain track, a DT52E curtain track mo­tor for $ 155 USD to ship your packa­ge via Hong Kong Fe­de­ra­ti­on IE

un­ge­fähr 130 euro, in­klu­si­ve ver­sand fand ich su­per. für die be­zah­lung schick­te mir der händ­ler ei­nen an­de­ren link, wo das pro­dukt mit ver­sand et­was teu­rer war, ich sol­le aber dort be­stel­len und dann die zah­lung zu­rück­hal­ten. nach­dem ich dem händ­ler die be­stell­num­mer durch­gab, senk­te er den preis auf 155 dol­lar und ich be­zahl­te.

ein paar stun­den spä­ter war ich dann fast wie­der so weit, die be­stel­lung zu can­celn, der händ­ler woll­te eine eori-num­mer von mir ha­ben. eine kurz-re­cher­che im netz er­gab, das ist eine in­ter­na­tio­na­le zoll-num­mer, mit der im­por­teu­re die zoll­ab­fer­ti­gung ver­ein­fa­chen kön­nen. das netz und die zoll-FAQs sag­ten, dass pri­vat­per­so­nen die ei­gent­lich nicht be­nö­tig­ten. der händ­ler mein­te aber, dass er den ver­sand ohne die­se num­mer nicht ein­lei­ten kön­ne. nach ei­ner eori-num­mer hat­te mich bis­her noch nie ein ali­ex­press-händ­ler ge­fragt, also muss­te ich mich wohl ins be­hör­den-deutsch ein­le­sen. tat­säch­lich war das aber re­la­tiv ein­fach und auch für pri­vat­per­so­nen mög­lich. der zoll er­klärt:

Als förm­li­cher An­trag ist der In­ter­net­be­tei­lig­ten­an­trag (IBA) oder das For­mu­lar 0870 "Be­tei­lig­te - Stamm­da­ten - EORI-Num­mer" zu ver­wen­den. Die­ser An­trag ist rechts­ver­bind­lich zu un­ter­schrei­ben und mit den er­for­der­li­chen Un­ter­la­gen per E-Mail (als PDF-Do­ku­ment), schrift­lich oder per Fax der GZD - DO Dres­den - Stamm­da­ten­ma­nage­ment zu über­sen­den.

auf deutsch heisst das alle pflicht­fel­der die­ses for­mu­lars aus­zu­fül­len und den un­ter­schrie­be­nen aus­druck an den zoll zu fa­xen. das habe ich ge­macht und be­kam 5 tage spä­ter tat­säch­lich ei­nen brief (per post) vom zoll mit mei­ner eori-num­mer.

nach­dem ich dem ali­ex­press-händ­ler die eori-num­mer schick­te, konn­te der die lie­fe­rung mit fe­dex klar­ma­chen („Hong Kong Fe­de­ra­ti­on IE“ ist fe­dex, wuss­te ich auch nicht). das war in­so­fern toll, weil ich jetzt die ers­te ali­ex­press-be­stel­lung hat­te, bei der ich den ex­ak­ten ver­lauf des pa­kets ver­fol­gen konn­te. nach zwi­schen­stops in hong-kong, neu deh­li, du­bai und pa­ris, lag das pa­ket dann ein wo­chen­en­de im köl­ner luft­fracht­flug­ha­fen und kam am mon­tag zu mir ins büro.

ich schwör, es ist eine #gar­di­nen­stan­ge. aus chi­na. pic.twit­ter.com/4GE7xing­Af

fe­lix schwen­zel (@di­plix26.03.2018 17:48

durch die zoll­ab­fer­ti­gung kam es ohne zoll­ge­büh­ren, weil der händ­ler den wa­ren­wert (un­ge­fragt) mit 30 euro an­ge­ge­ben hat­te.


die gar­di­nen­schie­ne war vor­mon­tiert, al­ler­dings für den trans­port in 1 me­ter lan­ge stü­cke zer­schnit­ten. mit ein paar mon­ta­ge­plat­ten liess sich die schie­ne wie­der zu­sam­men­set­zen.

der trans­port­gurt war auf die rich­ti­ge län­ge vor­ge­schnit­ten, die rol­len wa­ren an der rich­ti­gen stel­le, ich muss­te nur noch den zwei­ten trans­port­wa­gen mit ein paar schrau­ben und hal­te­plat­ten fi­xie­ren. und auch die län­ge der schie­ne war ge­nau­so wie be­stellt und pass­te zwi­schen die wän­de. puh. der rest der mon­ta­ge war dann klas­si­sche wand­mon­ta­ge: an­zeich­nen, boh­ren dü­beln, schrau­ben. nach ein paar stun­den hing die stan­ge.

der mo­tor kam lei­der ohne fern­be­die­nung. aber der witz mit dem vor­hang, wie mit al­len an­de­ren haus­halts­ge­rä­ten, ist ja nicht, dass er fern­be­dien­bar ist, son­dern dass ich ihn au­to­ma­ti­sie­ren kann, bzw. ir­gend­wie in mei­ne heim­steue­rungs­zen­tra­le ho­me­as­sistant be­kom­me. dort kann ich re­geln für den vor­hang de­fi­nie­ren, die dann, je nach kom­plk­exi­tät, auch an­satz­wei­se in­tel­li­gent wir­ken. zum bei­spiel öff­nen und schlies­sen nach ta­ges­licht­be­din­gun­gen, wenn nie­mand da ist, bzw. kei­ne gäs­te oder das kind nicht zu be­such ist. oder die über­brü­ckung vom ho­me­as­sistant in die home-app von ap­ple, da­mit ich, bei­spiels­wei­se, auf dem klo sit­zend mei­ner uhr sa­gen kann: „vor­hang schlies­sen“.

je­den­falls war die steue­rung des mo­tors dank mei­nes in ho­me­as­sistant an­ge­bun­de­nen 433 MHZ sen­ders/emp­fän­gers kein pro­blem. in die­sem dis­kus­si­ons­strang hat­te ich mich be­reits vor­ab ein­ge­le­sen und auch die rfx­trx-an­lei­tung ver­liert wor­te dazu. ein­fach ei­nen code aus­den­ken, mo­tor dar­auf trai­nie­ren, fer­tig. ein biss­chen kom­pli­zier­ter wird’s nur des­halb, weil man zum trai­nie­ren den rfx­trx ei­ge­nen ma­na­ger, ein win­dows-pro­gramm wie aus den 80ern, nut­zen muss. aber dank vir­tu­al box geht das heut­zu­ta­ge ja auch mal eben.

die ein­bin­dung in ho­me­as­sistant und home­bridge ist ei­gent­lich tri­vi­al, aber dann im de­tail doch noch­mal ein biss­chen kom­pli­ziert. der vor­hang ver­steht nur drei be­feh­le, öff­nen, schlies­sen, stop­pen. feed­back zur po­si­ti­on lie­fert er nicht, auch nicht wenn er ma­nu­ell be­wegt wird (man kann den vor­hang auch durch leich­tes zer­ren am vor­hang öff­nen oder schlies­sen; das star­tet den mo­tor). die home-app von ap­ple möch­te aber ei­nen rück­ga­be­wert des öff­nungs­zu­stands ha­ben. weil der vor­hang sich mit 20 cm pro se­kun­de be­wegt, lässt sich die po­si­ti­on aber leicht aus­rech­nen und als fake-sen­sor ein­bin­den.


ich bin sehr an­ge­tan von die­sem mo­to­ri­sier­ten vor­hang. die bei­fah­re­rin nur so mit­tel, sie fin­det die schie­ne eher häss­lich. und die öff­nung zu den sei­ten un­prak­tisch, weil ein klei­ner teil des rech­ten, ge­öff­ne­ten vor­hangs noch das fens­ter ver­deckt. da wer­de ich ir­gend­wann noch­mal eine bau­stel­le auf­ma­chen müs­sen, die schie­ne mit ei­ner blen­de ver­ste­cken, in der sich even­tu­ell auch eine be­leuch­tung unt­zer­brin­gen lies­se und die öff­nungs­geo­me­trie von links/recht zur mit­te än­dern in links/mit­te nach rechts. die me­cha­nik der schie­ne müss­te das her­ge­ben, ich glau­be das lässt sich um­bau­en.

die grund­idee, nicht mehr mor­gens und abends an zwei tü­chern die vor dem fens­ter hän­gen selbst zie­hen zu müs­sen, ist gross­ar­tig. dass sich die vor­hän­ge zur stras­sen­sei­te hin auch bei ab­we­sen­heit öff­nen und schlies­sen las­sen ist bal­sam auf die leicht pa­ra­no­ide see­le der bei­fah­re­rin und tut den pflan­zen im kin­der­zim­mer auch gut. das hand­ling des vor­hangs auch mit kon­sver­va­ti­ven me­tho­den (zer­ren) ent­spricht mei­ner lieb­lings­phi­lo­so­phie beim heim­au­to­ma­ti­sie­ren: op­ti­ma­ler­wei­se soll­te al­les so funk­tio­nie­ren wie vor­her, plus pass­ge­naue au­to­ma­ti­sie­rung wo es sinn­voll ist — und bei in­ter­net- oder strom­aus­fall soll­te mög­lichst viel wei­ter funk­tio­nie­ren.

der chi­ne­si­sche händ­ler war zwar der mei­nung, dass zu mei­ner be­stel­lung kei­ne fern­be­die­nung ge­hör­te, ent­scheid sich aber, nach­dem ich ihn auf un­se­re chat­pro­to­kol­le hin­wies, in de­nen ich den ein­druck be­kom­men hat­te dass sie da­bei sei, für eine nach­lie­fe­rung. ich kann den händ­ler des­halb vor­be­halts­los wei­ter­emp­feh­len (das ist ein link auf sei­nen shop), das hand­ling der be­stel­lung, der lie­fe­rung und der kon­fek­tio­nie­rung war ta­del­los. dass der händ­ler eine eori-num­mer ha­ben woll­te hat mich kurz echauf­fiert, aber es zeig­te sich, dass es sich lohn­te, den die lie­fe­rung per fe­dex war die bis­her schnells­te und lü­cken­lo­sest do­ku­men­tier­te be­stel­lung die ich je­mals in chi­na ge­tä­tigt habe.

die me­cha­nik dser schie­ne und des an­triebs ist ziem­lich aus­ge­feilt und fle­xi­bel und so­weit ich sehe, kann man die lauf­rich­tun­gen auch selbst an­pas­sen. der mo­tor ist re­la­tiv lei­se und ar­bei­tet bis­her ta­del­los.nur eins hat mich bei al­ler aus­ge­feilt­heit der me­cha­nik ge­wun­dert: hängt man den vor­hang ein­fach an die lauf­rol­len und lässt ihn mo­to­ri­siert schlies­sen, zieht der mo­tor die vor­hän­ge ohne raf­fung, ohne fal­ten­wurf zu.

die vor­hän­ge hän­gen dann wie tü­cher vorm fens­ter. das liess sich mit schnür­chen, mit de­nen ich die lauf­rol­len in ge­rin­ge­rem ab­stand zu­sam­men­band be­sei­ti­gen, ir­ri­tier­te mich aber an­ge­sichts der aus­ge­feilt­heit der rest­li­chen me­cha­nik.

even­tu­ell lässt sich das auch durch ge­chick­te­re be­fes­ti­gung des stoffs be­sei­ti­gen, aber ins fach­ge­biet de­ko­ra­ti­on woll­te ich mich nicht auch noch ein­ar­bei­ten. ich bin auch so sehr, sehr zu­frie­den.


shak­s­huka

felix schwenzel in gekocht

die­ses shak­s­huka, von pe­ter wag­ner im spie­gel on­line auf­ge­schrie­ben, ha­ben wir jetzt schon zum drit­ten mal ge­früh­stückt. sehr sät­ti­gend und sehr be­frie­di­gend. lässt sich auch su­per va­ri­ie­ren, heu­te hab ix statt ca­yenne­pfef­fer zwei mil­de chi­lis und statt spitz­pa­pri­ka nor­ma­le ge­nom­men. schmeckt mit fri­schen, aber auch mit do­sen­to­ma­ten, macht nicht all­zu viel ar­beit, braucht eben nur sei­ne zeit in der pfan­ne.


vor ei­ner wei­le er­wähn­te ein kol­le­ge, dass aale, also alle aale, auch der eu­ro­päi­sche aal, auch aale in eu­ro­päi­schen bin­nen­ge­wäs­sern, imi­gran­ten aus der sar­gas­so­see in der nähe der ba­ha­mas sind. aale wer­den aus­schliess­lich in der sar­gas­so­see ge­bo­ren. ich woll­te das nicht glau­ben (weil ich noch nie da­von ge­hört hat­te) und schlug es nach:

Aale schlüp­fen im At­lan­tik, in der Sar­gas­so­see (in der Nähe der Ba­ha­mas). We­gen ih­rer Form hei­ßen die Aallar­ven Wei­den­blatt­lar­ven (Lep­to­ce­pha­lus-Lar­ve). Etwa drei Jah­re brau­chen die­se Lar­ven, um von der Sar­gas­so­see an die eu­ro­päi­schen Küs­ten zu ge­lan­gen. […]

Wenn die Wei­den­blatt­lar­ven in den eu­ro­päi­schen Küs­ten­ge­wäs­sern an­kom­men, wan­deln sie sich zu den ca. 7 cm lan­gen Glas­aa­len. Im Früh­jahr schwim­men sie in zum Teil gro­ßen Schwär­men von den eu­ro­päi­schen Küs­ten fluss­auf­wärts in die Bin­nen­ge­wäs­ser des Lan­des­in­ne­ren.
(wi­ki­pe­dia)

eben bin ich in mei­nem nach­rich­ten-feed auf die­sen bbc-ar­ti­kel ge­stos­sen: Why baby eels are one of Spain’s most ex­pen­si­ve foods.

wenn die glas­aa­le im no­vem­ber in den eu­ro­päi­schen küs­ten­ge­wäs­sern auf­tau­chen, fi­schen spa­ni­sche fi­scher sie ab und ver­kau­fen sie für um die 1000 euro pro kilo (den ers­ten fang auch für bis zu 5000 euro). al­ler­dings schme­cken sie nicht be­son­ders gut, ha­ben kei­ne be­son­ders an­ge­neh­me kon­sis­tenz. aber of­fen­bar gibt es ge­nü­gend men­schen, die sich ab und an et­was ex­klu­si­vi­tät leis­ten möch­ten, und die din­ger für ein paar hun­dert euro pro por­ti­on in re­stau­rants be­stel­len.

auch wit­zig, seit 1991 gibt’s ba­by­aal-imi­tat aus su­ri­mi-mas­se, statt an­gu­las heis­sen die gu­las. die ver­kau­fen sich so gut, dass es sie in spa­ni­en an­geb­lich je­den le­bens­mit­tel­la­den gibt.

le­sens­wert: bbc.com: Why baby eels are one of Spain’s most ex­pen­si­ve foods


mo­to­ri­sier­ter vor­hang

felix schwenzel in notiert

letz­te wo­che war ich sehr auf­ge­regt. für un­ser ehe­ma­li­ges kin­der­zim­mer habe ich eine mo­to­ri­sier­te vor­hang­schie­ne in chi­na be­stellt. in un­se­rer (ziem­lich) au­to­ma­ti­schen woh­nung sind bis­her kei­ne mo­to­ri­sier­ten ak­to­ren vor­han­den (aus­ser der lüf­ter im ba­de­zim­mer). bis­her läuft al­les eher un­ter dem mot­to sen­so­rik und be­leuch­tung. ge­nau be­trach­tet ha­ben die hei­zungs­ther­mo­sta­te von tado klei­ne mo­to­ren zur ven­til­steue­rung, aber eine gros­se, mo­to­ri­sier­te ges­te fehlt bis­her.

auf­ge­regt bin ich aus meh­re­ren grün­den. zum ei­nen, weil sol­che spie­le­rei­en, au­to­ma­ti­sche vor­hän­ge (oder rol­los), bis­her in un­er­rich­ba­ren preis­klas­sen la­gen. ich bin bei mei­ner re­cher­che auf lö­sun­gen ge­stos­sen, die bei 250-400 euro an­fin­gen (mo­tor chi­ne­si­sche händ­ler auf ama­zon.de) bis hin zu lö­sun­gen für un­se­re drei me­ter fünf­zig brei­te fens­ter­front, von 484,00 euro bis 1120,00 euro. selbst bei ikea kos­tet eine vor­hang­schie­ne für 3,50 me­ter um die 44 euro (3 schie­nen à 8€, 6 hal­ter à 4€, zu­be­hör für min­des­tens 4€).

we­gen die­ser preis­klas­sen habe ich lan­ge über­legt, mir selbst eine me­cha­nik zu bau­en. ge­ra­de war in der c’t ein pro­jekt dazu, die ein­kaufs­lis­te hat die c’t auf ca. 40 euro ge­schätzt, ex­klu­si­ve 3d-druck fürs ge­häu­se. an­ders als in der c’t vor­ge­schla­gen, hät­te ich 3d-dru­cker mo­to­ren­gur­te als zug­seil be­nutzt, aber die kom­ple­xi­tät der mo­to­ren­steue­rung, der ei­chung, der me­cha­nik und das be­fes­ti­gungs- und rol­len­ge­döns fürch­te­te ich, könn­te mich über­for­dern, zu viel zeit kos­ten oder am ende, we­gen des tra­shi­gen aus­se­hens, ei­nen nied­ri­gen waf-, bzw. bei­fah­re­rin-ak­zep­tanz-fak­tor> ha­ben.

weil ich auf ali­ex­press ei­nen händ­ler ge­fun­den habe, der mir eine 3,50 me­ter lan­ge schie­ne, mit mo­tor und gurt und gar­di­nen­rol­lern, in­klu­si­ve ver­sand, für knapp 130 euro ver­kau­fen woll­te, bin ich jetzt, wie ge­sagt, et­was auf­ge­regt (das hier ist der kauf­link, mir wur­de der preis aber auf nach­fra­ge auf 130 euro an­ge­passt).

passt das, lärmt das teil, lässt sich der mo­tor mit dem rfx­trx oder rflink fern­steu­ern und mit dem home-as­sistant au­to­ma­ti­si­ern? schlies­sen und öff­nen die gar­di­nen rich­tig? muss ich noch ein­fuhr- und um­satz­steu­er be­zah­len? kommt dass zeug hei­le an? funk­tio­niert das wirk­lich, wie das mar­ke­ting be­haup­tet, wenn man an der gar­di­ne leicht zieht, dass der mo­tor sie dann au­to­ma­tisch schliesst oder öff­net?

die 130 euro sind noch un­ter mei­ner schmerz­gren­ze, soll­te ich tat­säch­lich (was ich nicht er­war­te) schrott be­kom­men. so oder so, gibt das ein, zwei span­nen­de bas­tel­aben­de. auf­re­gend.


re­cher­che­links


the good fight s02

felix schwenzel in gesehen

die öff­nungs-se­quenz von the good fight haut mich um. mi­ni­ma­lis­tisch und bom­bas­tisch zu­gleich.

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seit zwei wo­chen läuft die zwei­te staf­fel und als ich letz­te wo­che die ers­te fol­ge sah, war ich schwer be­ein­drucckt. vom en­sem­ble, von der pro­duk­ti­ons­qua­li­tät, vom dreh­buch, von der er­zähl­wei­se. be­ein­druckt war ich schon in der ers­te staf­fel. die bei­den show­run­ner, ro­bert und mi­chel­le king ha­ben es ge­schafft aus ei­ner oh­ne­hin gu­ten se­rie (the good wife, lief von 2009 bis 2016) ei­nen spin­off zu drech­seln, der bes­ser als das ori­gi­nal ist. al­les was in the good wife ge­nervt hat (vor al­lem zum ende hin zu viel ali­cia-selbst­fin­dungs­ge­döns), ist hier weg, al­les was gut war (aus­ser eli gold), wird bei the good fight kon­zen­triert ser­viert: so­li­de rote fä­den (statt wö­chent­li­cher klein­vieh-fäl­le), ak­tu­el­le. po­li­ti­sche be­zü­ge (sub­ti­le kom­men­ta­re im se­ri­en-for­mat), di­ver­si­tät, sub­ti­ler hu­mor — und kei­ne zeit­lu­pen (aus­ser in der er­öff­nungs-se­quenz).

par­al­lel zu the good fight schaue ich ge­le­gent­lich eine fol­ge jes­si­ca jo­nes auf net­flix. ob­wohl mir die ers­te staf­fel jes­si­ca jo­nes gut ge­fiel, kommt mir die zwei­te ziem­lich tra­shig vor. ich weiss nicht ob das am kon­trast zum strin­gent und trei­bend er­zähl­ten good fight liegt oder ob net­flix bei erst-staf­fel-er­fol­gen die zwei­te staf­fel ein­fach grund­sätz­lich ver­kackt, durch lieb­lo­sig­keit, bud­get­kür­zun­gen oder ver­mes­sen­heit.

ich wünsch­te mir je­den­falls, dass the good fight nicht wö­chent­lich er­schien, son­dern net­flix­mäs­sig ein­fach weg­ge­bin­ged wer­den könn­te.


dif­fe­ren­zier­ter res­sen­ti­mie­ren mit dem ta­ges­spie­gel

felix schwenzel in artikel

frank bach­ner fragt im ta­ges­spie­gel: „Wird Ber­lin zum Angst­raum?“. als ein­stieg in sei­nen ar­ti­kel wählt er den von po­pu­lis­ten be­reits gut aus­ge­bau­ten pfad der emo­ti­on und re­zi­tiert drei vor­fäl­le, in de­nen „ara­bisch­stäm­mi­gen jun­ge Män­ner“ auf­fie­len oder pö­bel­ten. da­mit man als le­ser nicht den feh­ler macht, ein­zel­fäl­le als ein­zel­fäl­le ab­zu­tun, be­tont er: „Es gibt vie­le die­ser Ein­zel­fäl­le in der Stadt.“

hör­te man nach den ers­ten paar ab­sä­zen auf zu le­sen, könn­te man glau­ben, dass der ta­ges­spie­gel hier ei­nem mo­de­ra­ten AFD­ler eine mei­nungs­platt­form bie­tet. aber nach der gros­sen, emo­tio­na­len ein­stiegs­ges­te, macht frank bach­ner ei­nen klei­nen schwen­ker, zi­tiert die rück­läu­fi­ge kri­mi­na­li­täts­sta­tis­tik, die dem si­cher­heits­ge­fühl „der Men­schen“ wi­der­sprä­che. ber­lin sei schon im­mer von so­zia­len span­nun­gen ge­plagt ge­we­sen, nie ein „rei­ner Wohl­fühlort“ ge­we­sen.

weil ich ja nicht nach ein paar ab­sät­zen auf­ge­hört habe zu le­sen, wird mir lang­sam klar, wor­auf frank bach­ner hin­aus will. die „Ein­zel­fäl­le“ sum­mie­ren sich zu ei­nem von vie­len ge­spür­tem ge­fühl: angst. und des­halb, schreibt er, „ver­schwin­det bei vie­len Men­schen zu­neh­mend die Be­reit­schaft zum dif­fe­ren­zier­ten Blick“. die­sen dif­fe­ren­zier­ten blick ver­sucht frank bach­ner dann auch im lau­fe sei­nes ar­ti­kels schwei­fen zu las­sen; er weist auf die über­las­te­te jus­tiz, den schwin­den­den re­spekt ge­gen­über der po­li­zei hin, er iden­ti­fi­ziert pro­blem-be­zir­ke (her­mann­platz) und be­rei­che in de­nen kon­flikt­be­wäl­ti­gungs­stra­te­gien gut funk­tio­nie­ren (fuss­ball­tur­nie­re, schu­len).

ich bin ein gros­ser fan der dif­fe­ren­zie­rung, auch wenn es mir nicht im­mer ge­lingt aus­rei­chend zu dif­fe­ren­zie­ren oder das grös­se­re gan­ze zu se­hen. aber ge­nau so, wie es wich­tig ist pro­ble­me zu er­ken­nen (und zu be­nen­nen), ist es wich­tig hal­tung zu be­wah­ren und die ver­schie­de­nen mög­li­chen blick­win­kel nicht aus den au­gen zu ver­lie­ren. wer je­mals ein biss­chen in ge­schichts­bü­chern (oder der GEO-epo­che) ge­blät­tert hat, er­in­nert sich, dass es un­zäh­li­ge si­tua­tio­nen gab, in den neu­an­kömm­lin­ge von den frü­her an­ge­kom­me­nen als be­dro­hung an­ge­se­hen wur­den. die iren in den usa („When Ame­ri­ca Des­pi­sed the Irish: The 19th Cen­tu­ry’s Re­fu­gee Cri­sis“) oder die po­len im ruhr­ge­biet (die im 19ten jahr­hun­dert par­al­lel­ge­sell­schaf­ten bil­de­ten). das mus­ter ist im­mer das glei­che: die neu­an­ge­kom­me­nen wer­den als be­dro­hung an­ge­se­hen, es gibt un­zäh­li­ge kon­flik­te und span­nun­gen, aber nach zwei, drei ge­ne­ra­tio­nen wirkt der name schi­man­ski plötz­lich deutsch und die saint-pa­tricks-pa­ra­de in new-york ur-ame­ri­ka­nisch. ir­gend­wann ist die in­te­gra­ti­on der­je­ni­gen, die noch vor ein paar ge­ne­ra­tio­nen für „angst­träu­me“ sorg­ten, so gut ge­lun­gen, dass sie selbst ge­gen neu­an­kömm­lin­ge agi­tie­ren.

man darf von ei­nem ar­ti­kel von ei­nem lo­kal­re­dak­teur in ei­ner lo­kal­zei­tung na­tür­lich nicht zu viel er­war­ten, aber de­noch ha­ben mir his­to­ri­schen per­spek­ti­ven in die­sem ar­ti­kel ge­fehlt, aber auch die ganz kon­kre­ten per­spek­ti­ven, zum bei­spiel die sicht der neu­an­ge­kom­me­nen.

der deutsch­land­funk zi­tiert den his­to­ri­ker phil­ipp ther zu an­ge­la mer­kels wir-schaf­fen-das-satz wie folgt:

Wir? Wer ist hier wir? Ei­gent­lich sind es sie, die es schaf­fen, also die Flücht­lin­ge. Viel­leicht wäre es auch wich­tig, de­nen eine Stim­me in der ge­gen­wär­ti­gen De­bat­te zu ge­ben.

na­tür­lich ist es auch wich­tig den un­zu­frie­de­nen, den angst­träu­men­den, den­je­ni­gen, die dazu nei­gen ein­zel­fäl­le zu ver­all­ge­mei­nern, zu­zu­hö­ren, aber ge­nau­so wich­tig ist es eben auch — im­mer wie­der — auf das gros­se gan­ze, auf die gross­ar­ti­ge idee des rechts­staats hin­zu­wei­sen. in die­sem rechts­staat sit­zen üb­li­cher­wei­se eben nicht die be­trof­fe­nen über tä­ter zu ge­richt, son­dern rich­ter, die (im ide­al­fall) nicht von emo­tio­nen, ängs­ten oder re­sen­ti­ments ge­trie­ben sind. emo­tio­nen und recht füh­ren, wie emo­tio­nen in der po­li­tik, nicht un­be­dingt zu ge­rech­tig­keit.

zur dif­fern­zie­rung ge­hört auch ein hin­weis dar­auf, dass kri­mi­na­li­tät, ge­walt oder pö­be­lei eben nicht nur ein pro­blem mit „ara­bisch­stäm­mi­gen jun­gen män­nern“ ist, son­dern ein pro­blem mit fast al­len jun­gen män­nern — und oft auch mit äl­te­ren.
die ag­gres­si­vi­tät (nicht nur) im stras­sen­ver­kehr ist ein pro­blem, das ge­nau wie die ak­tu­el­len span­nun­gen und pro­ble­me um flücht­lin­ge ein an­lass sein könn­te, jus­tiz und po­li­zei zu stär­ken und bes­ser aus­zu­stat­ten. das ar­gu­ment für die stär­kung des rechts­staats soll­te aber lau­ten, dass sich alle an recht und ge­setz und an­stand hal­ten müs­sen und nicht nur eine be­stimm­te grup­pe. oder dif­fe­ren­ziert aus­ge­drückt: arsch­loch­ver­hal­ten (nach dem ge­setz) muss sank­tio­niert wer­den, egal von wem es ver­übt wird.

auch ro­bert ide ver­sucht im heu­ti­gen check­point zu un­ter­strei­chen, dass frank bach­ner mit sei­nem ar­ti­kel nicht nur emo­tio­nen und ängs­te schü­ren möch­te, oder po­ten­zi­el­len afd-wäh­ler mit ver­ständ­nis über­schüt­ten möch­te, son­dern dass er dif­fe­ren­zie­ren möch­te:

mir fällt es schwer ins­ge­samt schwer hier die­sen dif­fe­ren­zie­rungs­wil­len zu er­ken­nen, ins­be­son­de­re aber an­ge­sichts die­ses schluss­sat­zes, der den le­ser ohne wei­te­re ein­ord­nung zu gros­ser sor­ge auf­for­dert:

Wir müs­sen uns dar­auf vor­be­rei­ten, dass eine neue Wel­le von Ge­walt auf uns zu­kommt.

ich glau­be wir müs­sen uns auf ei­nen rechtsd­ral­li­ge bou­le­var­di­sie­rung des ta­ges­spie­gel vor­be­rei­ten (wird der ta­ges­spie­gel zum bou­le­vard­blatt?) und ich sehe eine me­di­en-wel­le von AFD-um­feld-ver­ständ­nis­be­kun­dun­gen auf uns zu­kom­men.


kliff­hän­ger

felix schwenzel in notiert

vie­le se­ri­en ha­ben so gute cliff­han­ger, dass sie bei mir das ge­gen­teil be­wir­ken: ich schal­te voll be­frie­digt und in­spi­riert ab und schau nie mehr wei­ter. ge­ra­de ist mir das bei der zwei­ten fol­ge manhunt: un­ab­om­ber pas­siert. die haupt­cha­rak­te­re aus­rei­chend de­ckend ge­zeich­net, die ge­schich­te sorg­fäl­tig vom an­fang und ende her be­leuch­tet, nur der ver­meint­lich in­ter­es­san­te mit­tel­teil, die er­mitt­lung von theo­do­re ka­c­zyn­ski, die wohl für die kom­men­den sechs fol­gen vor­ge­se­hen war fehl­te noch. ich fand das ende der zwei­ten fol­ge, die das kra­chen­de schei­tern von ja­mes r. fitz­ge­rald, beim ver­such ein ge­ständ­nis zu er­quat­schen, zeig­te, so in­spi­rie­rend und be­frie­di­gend, dass ich wohl nicht mehr wei­ter­se­hen wer­de.

vor ein paar mo­na­ten ist mir das glei­che mit this is us pas­siert. die gran­dio­se ein­füh­rung in die fa­mi­li­en­sa­ga, die NBC wohl über drei staf­feln er­zäh­len will, reich­te mir voll­kom­men. mehr woll­te ich nicht se­hen und den rest lie­ber mei­ner phan­ta­sie über­las­sen. ich woll­te den gu­ten ge­schmack, den die ers­te fol­ge bei mir im mund hin­ter­liess, un­ver­fälscht be­hal­ten.

über­haupt wäre das ein span­nen­des li­te­ra­ri­schen gen­re — oder min­des­tens ein in­ter­es­san­tes hob­by: fern­seh­se­ri­en, von de­nen man nur eine oder zwei fol­gen ge­se­hen hat, selbst, in der ei­ge­nen vor­stel­lung zu­en­de zu füh­ren.

ge­ra­de fällt mir auf, im rück­blick wün­sche ich mir lost nach der vier­ten staf­fel nicht mehr wei­ter­ge­schaut zu ha­ben, son­dern mir den wei­te­ren ver­lauf selbst aus der nase ge­zo­gen zu ha­ben. wenn ich eins aus lost ge­lernt habe ist das wohl: se­ri­en auf­hö­ren zu gu­cken, wenn sie am bes­ten sind. wie nennt man das dann am bes­ten, cliff jum­ping?


Photo by felix schwenzel in Dirk Weber Künstlerbedarf. Keine Fotobeschreibung verfügbar..

pin­sel­meer.


Photo by felix schwenzel in Dirk Weber Künstlerbedarf with @katia__kelm. Keine Fotobeschreibung verfügbar..

@ka­ti­as_bil­der blät­tert in lein­wän­den.


pax plus

felix schwenzel

vor ein paar jah­ren ha­ben wir ei­nen pax-klei­der­schrank für un­ser schlaf­zim­mer ge­kauft. un­se­re räu­me sind et­was über drei me­ter hoch und der pax nur knapp zwei me­ter vier­zig. um mehr stau­raum zu ha­ben, woll­ten wir den schrank nach oben er­wei­tern. sol­che auf­sät­ze gabs wohl mal von ikea, zu­min­dest auf ebay hat­te ich ein paar sol­cher schrän­ke mal ge­se­hen. aufs sel­ber ma­chen hat­te ich kei­ne lust, nicht nur weil ich kei­ne plat­ten­sä­ge, nut-frä­se, topf-boh­rer hat­te, son­dern vor al­lem weil ich kei­ne ge­duld hat­te mir im bau­markt plat­ten zu­schnei­den zu las­sen, an den rich­ti­gen stel­len lö­cher zu boh­ren und kunst­stoff­kan­ten mit ei­nem bü­gel­eisen an­zu­lei­men.

im in­ter­net gibt es ein paar an­bie­ter bei de­nen man sich schrän­ke mass­schnei­dern las­sen kann. de­inschrank.de, mei­ne-moe­bel­ma­nu­fak­tur.de, schrank­werk.de, schrank­pla­ner.de. schrank­pla­ner und dein schrank bo­ten kei­ne schrän­ke ohne so­ckel an (oder ich hab die op­ti­on nicht ge­fun­den). mei­ne mö­bel­ma­nu­fak­tur war et­was güns­ti­ger als schrank­werk, also ent­schei­den wir uns, den auf­satz­schrank test­wei­se dort zu be­stel­len — auch wenn die in­ves­ti­ti­on, ca. 860 euro in etwa mit dem an­schaf­fungs­preis der pax­schrän­ke drun­ter ver­gleich­bar war. aus­schlag­ge­bend war auch, dass die mö­bel­ma­nu­fak­tur kos­ten­lo­se ma­te­ri­al­pro­ben ver­schickt, die zwar nur so mit­tel aus­sa­ge­kräf­tig sind, aber promt ver­schickt wur­den.


die pla­nungs­werk­zeu­ge, also die web­ap­ps, mit de­nen man den schrank kon­fi­gu­riert, sind im ge­gen­teil zu ei­ner hand­zeich­nung ziem­lich kom­for­ta­bel, ha­ben aber in sa­chen be­die­nungs­freund­lich­keit durch­aus noch luft nach oben. der on­line-pla­ner von der mö­bel­ma­nu­fak­tur war ok, aber auch nicht 100 pro­zent über­zeu­gend. im­mer­hin kann man (of­fen­bar) sei­ne ent­wür­fe dau­er­haft dort spei­chern, das ist un­se­rer. die auf­tei­lung der ein­zel­nen ele­men­te er­for­dert im­mer noch ei­ni­ges an rech­ne­rei und auf­re­gend war das auch ir­gend­wie. was wenn ich mich ver­tan habe? hab ich wirk­lich al­les be­dacht?

nach dem die be­stel­lung ab­ge­schickt ist, dau­ert es ein paar tage und man be­kommt eine kon­struk­ti­ons­zeich­nung des schranks zu­ge­schickt, die man noch­mal frei­ge­ben muss, be­vor der schrank in pro­duk­ti­on geht. am 23. ja­nu­ar ging der schrank in pro­duk­ti­on und am 14. fe­bru­ar schrieb die mö­bel­ma­nu­fak­tur:

Ihre Maß­mö­bel wur­den an un­se­ren Lo­gis­tik­part­ner (DHL) über­ge­ben. Die Lie­fe­rung er­folgt in der Re­gel in den nächs­ten 3- 5 Werk­ta­gen.
An­bei er­hal­ten Sie die Rech­nung Ih­rer Be­stel­lung als PDF.

Vor der Lie­fe­rung stimmt un­ser Lo­gis­tik­part­ner den Lie­fer­ter­min mit Ih­nen ab, dies ge­schieht üb­li­cher­wei­se te­le­fo­nisch in Ein­zel­fäl­len auch schrift­lich. Ihre Sen­dung wird per 2-Mann-Hand­ling ge­lie­fert, d.h. die Pa­ke­te wer­den di­rekt in die Woh­nung ge­tra­gen, auch in den 4. Stock.

das er­staun­li­che an die­ser aus­sa­ge: sie stimm­te vor­ne und hin­ten! frei­tag rief ein sehr freund­li­cher dis­po­nent von dhl an, frag­te ob ein lie­fer­fens­ter am mon­tag zwi­schen 7 und 11 uhr in ord­nung sei und um 10 stan­den zwei män­ner mit un­se­ren pa­ke­ten vor der tür. die pa­ke­te wa­ren or­dent­lich schwer, or­dent­lich ver­packt und ob­wohl ein pa­ket beim um­dre­hen gleich auf­platz­te, ka­men alle tei­le un­ver­sehrt bei uns an.

am mon­tag abend fing ich an das teil zu­sam­men­zu­bau­en. ich baue mö­bel, auch von ikea, wirk­lich ger­ne zu­sam­men, auch wenn ich da­bei ziem­lich schnell an­fan­ge zu schwit­zen und da­nach meis­tens tie­ri­schen mus­kel­ka­ter habe. vor al­lem baue ich schrän­ke ger­ne al­lei­ne auf, auch wenn die ikea-auf­bau­an­lei­tun­gen meist aus­drück­lich da­vor war­nen. aus­ser­dem dik­tiert mir mei­ne ar­ro­ganz, die an­lei­tun­gen le­dig­lich zu über­flie­gen, statt sie sorg­fäl­tig zu stu­die­ren. oft rächt sich das und ich kom­me noch mehr ins schwit­zen.

in mei­ner (schrei­ner-) aus­bil­dung habe ich die ers­te re­gel der mö­bel­mon­ta­ge ge­lernt. sie lau­tet: aus­rich­ten. wenn der schrank nicht 100% ge­ra­de steht, kann man das spä­ter nicht mehr — oder kaum — kor­ri­gie­ren. we­gen un­se­res leicht ab­schüs­si­gen die­len­bo­den hängt un­ser pax auf der ei­nen sei­te auch ziem­lich in der luft, so weit, dass die stell­füs­se im pax-so­ckel nicht mehr ganz aus­reich­ten.

weil das aus­rich­ten so wich­tig ist, habe ich die aus­rich­tung un­se­ren be­stehen­den pax als ers­tes noch­mal ein biss­chen kor­ri­giert. der rest der mon­ta­ge war ei­gent­lich wie bei ikea: die schrank­sei­ten und de­ckel wer­den mit stif­ten, dü­beln und ex­cen­ter­schrau­ben ver­bun­den, rück­wand rein, tü­ren dran, fer­tig. ei­gent­lich.

in der pra­xis wars dann doch ein biss­chen kom­pli­zier­ter, weil ich mich (doch) bei der pla­nung ein biss­chen ver­tan hat­te und ich zwei zwi­schen­wän­de fal­schrum mon­tiert hat­te, was we­gen der (leicht) asy­m­e­tri­schen loch­boh­rung doof war. so hin­gen die tü­ren an zwei zwi­schen­wän­den 5 mm zu hoch. das muss­te ich nach dem zu­sam­men­bau noch­mal än­dern und den hal­ben schrank wie­der de­mon­tie­ren.

der pla­nungs­feh­ler war, dass der schrank eine sei­ten­wand in der mit­te ei­nes ein-me­ter-pax ge­habt hät­te und so sein ge­wicht und sei­ne fül­lung auf ei­ner (knapp) 19 mm di­cken span­plat­te ab­ge­tra­gen hät­te und nicht über eine pax-sei­ten­wand. das liess ich aber kor­ri­gie­ren, in­dem ich den schma­len schrank­teil, der für die mit­te ge­plant war, ein­fach an den an­fang ver­setz­te.

die mit­ge­lie­fer­ten tür­bän­der wa­ren or­dent­lich (von blum), wit­zi­ger­wei­se die sel­be mar­ke die in ikea-kü­chen ver­baut wird, zu­min­dest als wir un­se­re ikea-kü­che ge­kauft ha­ben. ein bissche auf­ge­regt habe ich mich, dass die bän­der kei­ne schliess­fe­der hat­ten, also nicht au­to­ma­tisch zu­fie­len. ich wur­de schon ein biss­chen pam­pig, bis ich be­merk­te, dass die druck­öff­ner klei­ne ma­gne­ten hat­ten, mit de­nen sie die tü­ren zu­hiel­ten. das ge­fiel mir nach der mon­ta­ge tat­säch­lich bes­ser als die ikea-bes­ta lö­sung, wo die tü­ren (ge­dämpft) zu­ge­zo­gen wer­den, dann aber auf den ge­fe­der­ten druck­öff­nern hin und her sprin­gen.

bis auf eine aus­nah­me sind ich und die bei­fah­re­rin su­per zu­frie­den mit dem schrank. das plat­ten­ma­te­ri­al ist ei­nen hauch di­cker als die plat­ten des pax schranks (die schei­nen eher 17 mil­li­me­ter statt 19 zu sein), der schrank pass­te an al­len ecken und kan­ten gut zu­sam­men, die län­ge und tie­fe stimmt auf den mil­li­me­ter, die tü­ren lies­sen sich su­per ein­fach mon­tie­ren (und aus­rich­ten) und der schrank sieht gut aus. bis auf die tü­ren, die zu­ge­ge­be­ner­mas­sen die güns­tigs­ten wa­ren (span­plat­te weiss mit kunst­stoff um­lei­mer): die ver­ar­bei­tung der tür-kan­ten ist aber lei­der eher so mit­tel (beim kor­pus gabs kei­nen grund zur kla­ge).

dass der heiss­kle­ber beim kan­ten­auf­lei­men et­was raus­quillt ist nor­mal, aber mit ei­nem schar­fen stech­ei­sen, kann man das in der re­gel ein­fach säu­bern. bei ei­nem schrank für knapp 900 euro, kann man mei­ner mei­nung nach auch bei den güns­ti­ge­ren tü­ren, et­was mehr er­war­ten. la­ckier­te tü­ren hät­ten etwa 250 euro auf­preis ge­kos­tet, aber das war es uns dann für ei­nen schrank der in zwei me­ter vier­zig höhe sitzt uns eher sel­ten be­trach­tet wird nicht wert.

im wohn­zim­mer wol­len wir dem­nächst even­tu­ell ei­nen la­ger­schrank für die bil­der der bei­fah­re­rin bau­en und nach die­sem test­lauf mit mei­ne-moe­bel­ma­nu­fak­tur.de ist es gar nicht so un­wahr­schein­lich, dass wir den auch wie­der dort be­stel­len.


dark, ver­dich­tung, kopf­tisch, ma­schi­nen­em­pa­thie

felix schwenzel in notiert

dark ab­ge­schal­tet nach 13 mi­nu­ten und 24 se­kun­den, nach der ers­ten dra­ma­tur­gi­schen zeit­lu­pe. fil­me oder se­ri­en die zeit­lu­pe zur dra­ma­ti­sie­rung ei­ner sze­ne be­nut­zen kann man in 90 pro­zent der fäl­le ver­ges­sen. der ein­zi­ge fil­me­ma­cher dem ich zeit­lu­pen ver­zei­he ist pe­ter sel­lers, wenn er sich mit kato als clou­seau prü­gelt.


beim spa­zie­ren ge­hen drü­ber nach­ge­dacht, war­um ich be­stimm­te ko­lum­nen nicht mag, bzw. an­de­re sehr ger­ne. es lässt sich wohl dar­auf run­ter­bre­chen, dass ich in ge­schrie­be­nen tex­ten kein ge­la­ber mag, auch wenn ich selbst fleis­sig sol­che tex­te ins in­ter­net schrei­be. la­bern ist na­tür­lich nicht ganz das pas­sen­de wort, aber ich glau­be was es be­schreibt ist vor al­lem feh­len­de dich­te. tex­te die ich mag soll­ten ver­dich­tet sein — oder run­ter­ge­kocht aufs we­sent­li­che. wahr­schein­lich ist das auch der grund, war­um dich­tung an­spruchs­vol­les schrei­ben be­zeich­net. das ge­gen­teil ei­nes ge­dich­te­ten tex­tes wäre dem­nach ein ge­bläh­ter text. bei bläh­kunst wird es dann an­de­rer­seits auch wie­der in­ter­es­sant.

beim wei­ter­lau­fen fiel mir dann ein, dass con­stan­tin seibt auch schon­mal, un­end­lich ele­gant, in die­se ker­be ge­schla­gen hat, als er fol­gen­des schrob:

Das Kon­zept von kom­pri­mier­ter Zeit ist auch das der Grund, war­um Leu­te gern le­sen: Sie ma­chen ein blen­den­des Ge­schäft. In ei­ner Mi­nu­te ha­ben sie eine Stun­de frem­de Denk­ar­beit oder mehr ge­won­nen.

ich kann es selbst nicht glau­ben, aber um den ab­satz oben zu schrei­ben, habe ich auch fast eine hal­be stun­de nach­ge­dacht.


ich bin so eine art 1pass­word für gros­se tei­le mei­ner ver­wand­schaft. wenn ich mir de­ren pass­wor­te nicht mer­ke und no­tie­re, hät­ten vie­le ame­ri­ka­ni­sche platt­for­men sehr viel we­ni­ger user en­ga­ge­ment. und ich wür­de sehr viel we­ni­ger mit mei­ner ver­wand­schaft te­le­fo­nie­ren.


ich mag news­let­ter, im­mer­hin ist die­se web­site mehr oder we­ni­ger aus ei­nem news­let­ter ent­stan­den, den ich um die jahr­tau­send­wen­de re­gel­mäs­sig und ohne dou­ble opt-in ver­schick­te. ich lese den check­point nach wie vor mit­tel­re­gel­mäs­sig (sonst wan­dert mor­gens so gut wie al­les in den müll­ei­mer). was ich aber er­schüt­ternd fin­de: die in­hal­te sind spä­ter im netz nicht mehr auf­zu­fin­den (aus­nah­men be­stä­ti­gen die re­gel). man kann die tex­te na­tür­lich ko­pie­ren und wei­ter­schi­cken — oder wie ich, ko­pie­ren und ins no­tiz­zet­tel­pro­gram ein­fü­gen. das habe ich mit ei­nem ab­schnitt aus dem check­point (von lo­renz ma­roldt) vom 1. fe­bru­ar ge­macht und eben noch­mal da­nach ge­goo­gelt: nichts ge­fun­den.

weil mir der ab­schnitt wirk­lich gut ge­fiel und ich fin­de, dass hin­wei­se auf die bi­got­te­rie und heuch­le­rei gros­ser tei­le des sprin­ger-ver­lags ein­fach gut zu goog­len sein müs­sen, habe ich den ab­schnitt jetzt hier­hin ko­piert:

Star­ke Pro­sa. Der Check­point fand die Fas­sa­den­stür­me­rei der Hoch­schu­le ge­gen „Al­leen/Al­leen und Blu­men/Blu­men/Blu­men und Frau­en/Al­leen/Al­leen und Frau­en/Al­leen und Blu­men und Frau­en und/ein Be­wun­de­rer“ ja da­ge­gen eher ein biss­chen al­bern und dich­te­te des­halb, stets die sich er­ei­fern­den, til­gungs­be­rei­ten Gre­mi­en vor Au­gen, ei­nen kon­struk­ti­ven Kom­pro­miss­vor­schlag - Sie er­in­nern sich viel­leicht:
 
Köp­fe
Köp­fe und Bret­ter
Bret­ter
Bret­ter und Nä­gel
Köp­fe
Köp­fe und Nä­gel
Köp­fe und Bret­ter und Nä­gel und
eine Schrau­be (lo­cker)

 
Tat­säch­lich kam das Ge­dicht ganz gut an – so gut so­gar, dass ei­ni­ge Check­point-Ly­rik-Fans es im On­line-Fo­rum der „Welt“ pos­te­ten, wo es wie­der­um viel Zu­stim­mung und neue Freun­de fand. Doch plötz­lich, kaum zu fas­sen - war es weg. Ein­fach ver­schwun­den! Aus­ge­löscht, ja: aus­ge­merzt von der Sprach­po­li­zei ei­ner klei­nen Min­der­heit von Tu­gend­ter­ro­ris­ten, eu­phe­mis­tisch „Com­mu­ni­ty Ma­nage­ment“ ge­nannt. Und wie der Asta der ASH hat auch das CM der Welt eine Be­grün­dung aus dem Setz­bau­kas­ten der Kunst­frei­heits­geg­ner per Mail ei­ner nach­fra­gen­den Le­se­rin über­sandt: „Ihr Kom­men­tar wur­de nicht ver­öf­fent­licht, da er ge­gen un­se­re Nut­zungs­re­geln ver­stößt: Bit­te blei­ben Sie sach­lich im Ton.“ Tja, so weit sind wir jetzt schon ge­kom­men: Bret­ter, Nä­gel, Schrau­ben – nichts darf man mehr sa­gen. Aber ei­nen Ver­such ha­ben wir noch, ok? Wie wäre es da­mit: „Kopf. Tisch.“ Bes­ser? 

 
 


vor ein paar wo­chen bin ich zu fuss vom wed­ding in den tier­gar­ten ge­gan­gen, zum trö­del­markt. auf dem weg da­hin habe ich drei­mal ei­nen mit neon-sport­kla­mot­ten und man-bun aus­ge­stat­te­ten jog­ger über­holt. ein­mal, als er sich in ei­nem haus­ein­gang warm mach­te, streck­te oder au­to­gen vor­be­rei­te­te. ir­gend­wann rann­te er an mir vor­bei, hielt 50 me­ter wei­ter aber wie­der an, um ir­gend­was an sei­ner ap­ple-watch und sei­nem an den ober­arm ge­schnall­ten ipho­ne ein­zu­stel­len. ich er­kann­te: am ober­arm lässt sich ein ipho­ne nicht son­der­lich gut be­die­nen.

da­nach lief (im sin­ne von ge­hen) ich ein bis zwei ki­lo­me­ter wei­ter, bis er (end­lich) wie­der an mir vor­bei­rausch­te. nach 50 me­tern blieb er er­neut ste­hen, sah ziem­lich an­ge­strengt und lei­dend aus, stütz­te sich auf sei­ne knie und keuch­te. als ich mich kur­ze zeit spä­ter um­schau­te, lief er zu­rück auf los.


apro­pos ap­ple-watch. ende de­zem­ber habe ich mir so eine ge­gen gros­se wi­der­stän­de ge­kauft. weil ich arm­band­uh­ren grund­sätz­lich scheis­se un­nütz und ver­un­stal­tend fin­de, habe ich mir lan­ge ver­bo­ten so­was zu kau­fen. vor al­lem zu ei­nem sol­chen preis. ir­gend­wann konn­te ich aber mei­nen wi­der­stand bre­chen, weil die uhr nicht nur die uhr­zeit an­zeigt, son­dern auch zäh­len kann. schrit­te, herz­schlä­ge, ge­lau­fe­ne ki­lo­me­ter und … nee, das wars schon.

das haupt­ar­gu­ment war aber stil­le. mehr noch als arm­band­uh­ren has­se ich klin­gel­tö­ne und vi­brie­ren­de han­dys. die vi­bra­ti­on in mei­ner brust­ta­sche hat mich im­mer in den wahn­sinn ge­trie­ben, weil ich nie un­ter­schei­den konn­te ob das nun ein phan­tom­vi­brie­ren oder ein an­ruf war. mei­ne zwei jah­re gut funk­tio­nie­ren­de lö­sung war blit­zen. wenn ich eine nach­richt be­kam oder je­mand an­rief, blitz­te mein te­le­fon in mei­ner ja­cket-brust­ta­sche. das hat er­staun­lich gut funk­tio­niert, die bei­fah­re­rin muss­te mich nie öf­ter als ein­mal pro wo­che an­schrei­en, war­um ich denn nicht ans te­le­fon gin­ge.

mit der ap­ple watch po­chen nach­rich­ten und an­ru­fe auf mei­nen arm. ich habe zwar 80% al­ler be­nach­rich­ti­gun­gen ab­ge­schal­tet, aber die die ich ha­ben möch­te klop­fen jetzt — bis­her völ­lig ohne phan­tom­klop­fen.


für mei­ne t3n-ko­lum­ne habe ich mir fol­gen­de über­schrift no­tiert, aber lei­der nicht die pas­sen­de ko­lum­ne dazu ge­schrie­ben. muss ich ir­gend­wann mal ma­chen.

ma­schi­nen­em­pa­thie ist die neue so­zi­al­kom­pe­tenz