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na­net­te

felix schwenzel in gesehen

auf net­flix läuft der­zeit ein co­me­dy spe­cial von han­nah gadsby mit dem nichts­sa­gen­den ti­tel na­net­te. of­fen­bar schlägt der auf­tritt ei­ni­ges an wel­len, aber da­von wuss­te ich nichts, als ich mir das vor ein paar wo­chen an­sah. es hau­te mich auch so um.

ich bil­de mir ein ei­ni­ges über ko­mik zu wis­sen. nicht nur weil seit fast 40 jah­ren ver­su­che wit­zig zu sein, son­dern vor al­lem weil ich vor 20 jah­ren fun­ny bo­nes ge­se­hen habe. die es­senz des films war für mich da­mals: ko­mik wird aus tra­gö­die und schmerz ge­bo­ren. die­se er­kennt­nis habe ich in den letz­ten 20 jah­ren aber eher wie ei­nen ka­len­der­spruch vor mir her­ge­tra­gen und nie­mals die na­he­lie­gen­de fra­ge ge­stellt: wel­che tra­gik, wel­cher schmerz ist der grund für mei­ne wit­zel­sucht?

viel­leicht bin ich der fra­ge auch aus­ge­wi­chen, weil ich hin und her schwin­ge in mei­nen an­sich­ten über ko­mik. meis­tens war ich wohl der ganz prag­ma­ti­schen an­sicht, dass ko­mik das le­ben ein­fach er­träg­li­cher macht (zu­min­dest für mich selbst, für an­de­re in mei­nem um­feld wohl eher nicht). dann neig­te ich auch im­mer wie­der der jer­ry-sein­feld-an­sicht zu, aus was ko­mik ge­bo­ren wird: aus har­ter ar­beit, schweiss und ta­lent. (über seins­feld an­sich­ten über ko­mik lässt sich ei­ni­ges durch die lek­tü­re von co­me­di­ans in cars get­ting cof­fee ler­nen. wo­bei auch jer­ry sein­feld der an­sicht ist, dass neu­ro­sen, be­nach­tei­li­gung oder tra­gik der ko­mik dien­lich sein kön­nen.)

was mich an na­net­te tat­säch­lich um­ge­wor­fen hat, war die hu­mor-theo­rie die han­nah gadsby vor­trug. das hört sich un­spek­ta­ku­lär an, war aber auf vie­len eben meis­ter­haft. denn sie zeig­te und trug nicht ein­fach vor wie hu­mor und ko­mik funk­tio­niert, son­dern ar­bei­te­te das müh­sam mit den mit­teln der ko­mik und der an­ti­ko­mik, mit selbst­of­fen­ba­rung und kon­fron­ta­ti­on, mit er­leich­tern­den poin­ten und be­trof­fen ma­chen­den wut­an­fäl­len und ra­di­ka­ler ge­sell­schafts- und pu­bli­kums­kri­tik her­aus.

und be­trof­fen-ma­chend sage ich hier nicht mit iro­ni­schem un­ter­ton, son­dern mit ehr­li­cher und auf­rich­ti­ger er­schüt­te­rung (und be­wun­de­rung). denn han­nah gadsby hat es (glau­be ich) ge­schafft, dass ich mir die ent­schei­den­de fra­ge jetzt wie­der stel­le: wel­che tra­gik, wel­cher schmerz ist der grund für mei­ne wit­zel­sucht?

noch wäh­rend ich die show auf net­flix sah, no­tier­te ich mir fol­gen­des:

han­nah gadsby schafft es auf wun­der­sa­me wei­se auf net­flix nicht eine co­me­dy-show ab­zu­lie­fern, son­dern eine be­ein­dru­cken­de ge­schich­te von per­sön­li­chem wachs­tum, (selbst-) er­kennt­nis und vom fin­den.

ich habe sel­ten so gu­ten, tief­grün­di­gen und wahr­haf­ti­gen ex­plo­ra­tio­nen über ko­mik zu­ge­hört. han­nah gadsby ist sehr wit­zig, aber sie ha­dert mit co­me­dy. und sie er­klärt das nicht nur schlüs­sig und nach­voll­zieh­bar, son­dern fast the­ra­peu­tisch.

na­tür­lich be­schränkt sich han­nah gadsby nicht auf hu­mor-theo­rie, sie schwingt zwi­schen klas­si­scher, per­fekt re­cher­chier­ter und kon­stru­ier­ter co­me­dy und exis­ten­zi­ell erns­ten pas­sa­gen, selbst­zwei­feln und wut, ra­di­kal per­sön­li­chen pas­sa­gen und (leicht) di­stan­zier­ter selbst- und welt­be­trach­tung. sie stellt al­les in fra­ge, ih­ren gan­zen auf­tritt, ih­ren hu­mor, ihre kon­flikt- und kri­sen­be­wäl­ti­gungs­stra­te­gien — und das macht das gan­ze dann (auch) the­ra­peu­tisch. mit ih­rer ra­di­ka­len, manch­mal fast un­an­ge­neh­men auf­rich­tig­keit be­rührt, be­trifft und be­wegt sie ei­nen. ihr hu­mor und fu­ror be­freit nicht, lässt ei­nen nicht schwe­ben und die welt ver­ges­sen, so wie es gute co­me­dy üb­li­cher­wei­se tut. ihre co­me­dy holt die welt ans licht wie sie ist, mit all ih­rer grob­heit, un­ge­rech­tig­keit und ge­mein­heit, sie zerrt die welt auf die büh­ne, die wir, ich, im all­tag lie­ber ver­drän­gen oder schön­re­den und weg­wit­zeln.

sein­feld und sei­ne gäs­te in co­me­di­ans in cars get­ting cof­fee sind sich fast im­mer ei­nig was co­me­dy, was ko­mik im ef­fekt sein soll: sie soll all­tags­sor­gen ver­ges­sen ma­chen, die zu­schau­er er­leich­tern. jim carrey sagt das gleich in der ers­ten fol­ge: „peo­p­le come here to feel good about them­sel­ves.“

han­nah gadsby tut dem pu­bli­kum die­sen ge­fal­len nicht, sie bie­tet et­was bes­se­res als selbst­ver­ges­sen­heit oder all­tags­le­vi­ta­ti­on: selbst­kon­fron­ta­ti­on und er­schüt­te­rung von welt- und selbst­bil­dern.

han­nah gadsby ist nicht nur wit­zig, sie ist be­ein­dru­ckend und be­rüh­rend. sie tran­szen­diert wit­zig­keit. und trotz­dem ist ihr auf­tritt, bei al­ler schwe­re und ra­di­ka­li­tät auch zu­gäng­lich und im bes­ten sin­ne auf­wüh­lend, weil er eben vor al­lem zu­tiefst mensch­lich, hu­ma­nis­tisch, nach­voll­zieh­bar ist. sie er­zählt wie sie mit sich selbst ringt, mit ih­ren be­wä­ti­gungs­stra­te­gien, den fra­gen was rich­tig ist und was nicht, sie zeigt wie man ge­nau­er hin­se­hen kann (und muss). sie zeigt wie müh­se­lig es ist raus­zu­ar­bei­ten, was von dene ei­ge­nen über­zeu­gun­gen wahr­haf­tig ist und gut für ei­nen selbst und un­ter­hält da­mit nicht wie ein co­me­di­an, son­dern wie eine ro­man­ciè­re.

und ge­ra­de weil sie ihre ent­wick­lungs­ge­schich­te mit solch ra­di­ka­ler kon­se­quenz er­zählt, bleibt bleibt nach ih­rem auf­tritt vor al­lem eins hän­gen: dass man sich selbst und wie man die welt sieht, sei­ne an­sich­ten was rich­tig und falsch ist, in fra­ge stelt und über­denkt. bes­ser kann co­me­dy kaum sein.


Na­net­te by @Han­nah­gadsby is stun­ning. It made me feel hap­py, an­gry, sad and, ul­ti­m­ate­ly, con­nec­ted. What a gift.

Ku­mail Nan­jia­ni (@ku­mailn05.07.2018 19:44


the good fight s02

felix schwenzel in gesehen

die öff­nungs-se­quenz von the good fight haut mich um. mi­ni­ma­lis­tisch und bom­bas­tisch zu­gleich.

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seit zwei wo­chen läuft die zwei­te staf­fel und als ich letz­te wo­che die ers­te fol­ge sah, war ich schwer be­ein­drucckt. vom en­sem­ble, von der pro­duk­ti­ons­qua­li­tät, vom dreh­buch, von der er­zähl­wei­se. be­ein­druckt war ich schon in der ers­te staf­fel. die bei­den show­run­ner, ro­bert und mi­chel­le king ha­ben es ge­schafft aus ei­ner oh­ne­hin gu­ten se­rie (the good wife, lief von 2009 bis 2016) ei­nen spin­off zu drech­seln, der bes­ser als das ori­gi­nal ist. al­les was in the good wife ge­nervt hat (vor al­lem zum ende hin zu viel ali­cia-selbst­fin­dungs­ge­döns), ist hier weg, al­les was gut war (aus­ser eli gold), wird bei the good fight kon­zen­triert ser­viert: so­li­de rote fä­den (statt wö­chent­li­cher klein­vieh-fäl­le), ak­tu­el­le. po­li­ti­sche be­zü­ge (sub­ti­le kom­men­ta­re im se­ri­en-for­mat), di­ver­si­tät, sub­ti­ler hu­mor — und kei­ne zeit­lu­pen (aus­ser in der er­öff­nungs-se­quenz).

par­al­lel zu the good fight schaue ich ge­le­gent­lich eine fol­ge jes­si­ca jo­nes auf net­flix. ob­wohl mir die ers­te staf­fel jes­si­ca jo­nes gut ge­fiel, kommt mir die zwei­te ziem­lich tra­shig vor. ich weiss nicht ob das am kon­trast zum strin­gent und trei­bend er­zähl­ten good fight liegt oder ob net­flix bei erst-staf­fel-er­fol­gen die zwei­te staf­fel ein­fach grund­sätz­lich ver­kackt, durch lieb­lo­sig­keit, bud­get­kür­zun­gen oder ver­mes­sen­heit.

ich wünsch­te mir je­den­falls, dass the good fight nicht wö­chent­lich er­schien, son­dern net­flix­mäs­sig ein­fach weg­ge­bin­ged wer­den könn­te.


kliff­hän­ger

felix schwenzel in notiert

vie­le se­ri­en ha­ben so gute cliff­han­ger, dass sie bei mir das ge­gen­teil be­wir­ken: ich schal­te voll be­frie­digt und in­spi­riert ab und schau nie mehr wei­ter. ge­ra­de ist mir das bei der zwei­ten fol­ge manhunt: un­ab­om­ber pas­siert. die haupt­cha­rak­te­re aus­rei­chend de­ckend ge­zeich­net, die ge­schich­te sorg­fäl­tig vom an­fang und ende her be­leuch­tet, nur der ver­meint­lich in­ter­es­san­te mit­tel­teil, die er­mitt­lung von theo­do­re ka­c­zyn­ski, die wohl für die kom­men­den sechs fol­gen vor­ge­se­hen war fehl­te noch. ich fand das ende der zwei­ten fol­ge, die das kra­chen­de schei­tern von ja­mes r. fitz­ge­rald, beim ver­such ein ge­ständ­nis zu er­quat­schen, zeig­te, so in­spi­rie­rend und be­frie­di­gend, dass ich wohl nicht mehr wei­ter­se­hen wer­de.

vor ein paar mo­na­ten ist mir das glei­che mit this is us pas­siert. die gran­dio­se ein­füh­rung in die fa­mi­li­en­sa­ga, die NBC wohl über drei staf­feln er­zäh­len will, reich­te mir voll­kom­men. mehr woll­te ich nicht se­hen und den rest lie­ber mei­ner phan­ta­sie über­las­sen. ich woll­te den gu­ten ge­schmack, den die ers­te fol­ge bei mir im mund hin­ter­liess, un­ver­fälscht be­hal­ten.

über­haupt wäre das ein span­nen­des li­te­ra­ri­schen gen­re — oder min­des­tens ein in­ter­es­san­tes hob­by: fern­seh­se­ri­en, von de­nen man nur eine oder zwei fol­gen ge­se­hen hat, selbst, in der ei­ge­nen vor­stel­lung zu­en­de zu füh­ren.

ge­ra­de fällt mir auf, im rück­blick wün­sche ich mir lost nach der vier­ten staf­fel nicht mehr wei­ter­ge­schaut zu ha­ben, son­dern mir den wei­te­ren ver­lauf selbst aus der nase ge­zo­gen zu ha­ben. wenn ich eins aus lost ge­lernt habe ist das wohl: se­ri­en auf­hö­ren zu gu­cken, wenn sie am bes­ten sind. wie nennt man das dann am bes­ten, cliff jum­ping?


thor: rag­na­rok

felix schwenzel in gesehen

am ende ir­gend­wie un­ter­halt­sam, aber die ver­satz­stü­cke aus 2000 jah­ren pop­kul­tur die hier wild kom­bi­niert und zu­sam­men­ge­wür­felt wer­den, wa­ren ir­gend­wie zu dick auf­ge­tra­gen.

pom­mes mit zu viel ma­yo­nai­se.


black mir­ror, nerd­core

felix schwenzel in artikel

ich mag black mir­ror nicht. mir miss­fällt das sa­dis­ti­sche ele­ment, dass in je­der ein­zel­nen fol­ge den prot­ago­nis­ten, den men­schen, der mensch­heit an­ge­dich­tet wird. jede ein­zel­ne epi­so­de folgt die­sem re­zept, in­dem sie min­des­tens ei­nen prot­ago­nis­ten zeigt, der ver­gnü­gen dar­an fin­det, an­de­re men­schen zu quä­len, zu ent­wür­di­gen, zu ent­mensch­li­chen. aus je­der fol­ge quillt men­schen­hass. das geht jetzt schon vier staf­feln so, dass die se­rie sa­dis­ten nicht als ein­zel­phä­no­me­ne, psy­chi­sche de­for­ma­tio­nen zeigt, son­dern sug­ge­riert, dass men­schen zum sa­dis­mus, zur grau­sam­keit, zur em­pa­thie­lo­sig­keit nei­gen, so­bald sie macht be­kom­men. wie in schlech­ten fil­men wird da nicht dif­fe­ren­ziert, ana­ly­siert, ver­sucht zu ver­ste­hen, son­dern bru­tal, splat­ter­mäs­sig drauf­ge­hal­ten, zu­ge­spitzt und im­pli­zit vor dem bö­sen im men­schen ge­warnt. in der welt, die black mir­ror zeich­net, ist kein platz für hu­ma­ni­tät und mit­ge­fühl, mensch­lich­keit und wär­me, lie­be und zärt­lich­keit. black mir­ror ist mis­an­tro­pen-por­no. die aus­nah­me, das ab­nor­me, die psy­chi­sche de­for­ma­ti­on wird dys­to­pisch als nor­mal dar­ge­stellt, mensch­lich­keit, wär­me, mit­ge­fühl als die aus­nah­me.

black mir­ror ist nicht dumm, im ge­gen­teil, aber mis­an­trop, an­thro­po­phob, frus­triert und sar­kas­tisch. lie­be steckt bei black mir­ror le­dig­lich in der pro­duk­ti­on. die ist enorm auf­wän­dig und de­tail­ver­liebt; für jede ein­zel­ne fol­ge wer­den pla­kat­mo­ti­ve pro­du­ziert, dut­zen­de an­spie­lun­gen ins dreh­buch und die ku­lis­sen ge­drech­selt und die be­set­zung ist stets a-list. black mir­ror ist ei­gent­lich die per­fek­te se­rie, kon­se­quent von vor­ne bis hin­ten durch­dacht, vol­ler gran­dio­ser klei­ner (und gros­ser) ideen, per­fekt in­sze­niert und pro­du­ziert — aber sie glaubt nicht an das gute im men­schen.

vor ei­nem jahr, nach ei­ner fol­ge der drit­ten staf­fel hat­te ich schon kei­ne lust mehr wei­ter­zu­gu­cken. die vier­te staf­fel, die ge­ra­de bei net­flix an­ge­lau­fen ist, woll­te ich eben­so we­gigno­rie­ren. ges­tern über­flog ich dann die­sen ar­ti­kel von rené wal­ter, in dem er alle sechs ak­tu­el­len fol­gen von black mir­ror re­zen­siert.

ich ent­schloss mich dann doch mal die ers­te fol­ge zu se­hen. die fängt auch gran­di­os an, mit ei­ner ziem­lich pass­ge­nau­en, aber trotz­dem leicht ir­ri­tie­ren­den, star-trek-par­odie. die wei­te­re hand­lung ist fes­selnd, die in­sze­nie­rung und das schau­spiel ma­kel­los, lies­se sich aber auch in ei­nem satz zu­sam­men­fas­sen: arsch­loch rächt sich an an­de­rem arsch­loch und schiesst da­bei, mit kon­se­quen­ter grau­sam­keit und me­gaarsch­lochig­keit, weit übers ei­gent­li­che ziel (ge­nug­tu­ung) hin­aus.

ich bin mir nicht si­cher, ob ich die ver­blie­be­nen fünf fol­gen noch se­hen wer­de. ich ver­mu­te sie sind ge­nau­so sorg­fäl­tig und in­tel­li­gent er­zählt, aber ich er­tra­ge das pes­si­mis­ti­sche welt- und men­schen­bild, die­ses arsch­lo­ch­uni­ver­sum, nur schwer. der por­no­ver­gleich passt üb­ri­gens gut. black mir­ror zeigt kon­se­quent nur dunk­le stel­len des men­schen, ver­grös­sert die­se in ab­sur­de di­men­sio­nen, hält voll drauf und blen­det al­les an­de­re kon­se­quent aus. mensch­lich­keit, mit­ge­fühl, hu­ma­ni­tät wer­den mar­gi­na­li­siert dar­ge­stellt oder gro­tesk ver­zerrt oder ver­al­bert.

was ich aber gut fin­de und mir auch in zu­kunft jede fol­ge an­se­hen wer­de, ist das was rené wal­ter auf nerd­core schreibt. sei­ne re­zen­si­on der ers­ten black mir­ror fol­ge der vier­ten staf­fel (USS CAL­LIS­TER) ist auf den punkt und ver­sorgt den le­ser mit kon­text. ich schriebs erst vor ein paar ar­ti­keln, nerd­core ge­hört zu mei­nen lieb­lings­blogs und ich fin­de rené ist der­zeit in höchst­form. und er braucht un­ter­stüt­zung. die möch­te ich ihm ger­ne ge­ben, in­dem ich nerd­core, ne­ben über­me­di­en, zum zwei­ten blog ma­che, dem ich bei ste­ady ei­nen mo­nat­li­chen, be­schei­de­nen bei­trag zah­le. ich möch­te ger­ne, dass rené wei­ter voll­zeit ins in­ter­net schreibt.

Das war bis vor we­ni­gen Jah­ren noch über Ban­ner­wer­bung fi­nan­zier­bar, mit dem Sie­ges­zug von Click­bait und Face­book al­ler­dings sind die Wer­be-Ein­nah­men na­he­zu kom­plett zu­sam­men­ge­bro­chen. NERD­CORE fi­nan­ziert sich nun schon seit meh­re­ren Jah­ren über mei­ne ei­ge­nen pri­va­ten Re­ser­ven und die­se sind nun er­schöpft.

hier geht’s zur kas­se.


bla­de run­ner 2049

felix schwenzel in gesehen

in der re­gel schal­te ich fil­me ab, die sze­nen als dra­ma­ti­sche zeit­lu­pen zei­gen. ein tod­si­che­res mit­tel um schlecht in­sze­nie­rung zu er­ken­nen. bla­de run­ner 2049 ist hin­ge­gen eine ein­zi­ge zeit­lu­pe und ge­ra­de des­halb toll. der film ist stel­len­wei­se so ge­bremst, dass man den ein­druck hat zeit­lu­pen zu be­trach­ten. ich fands toll.

ger­ne in 30 jah­ren noch­mal.


naja, mo­dern fa­mi­ly geht im­mer. ist zwar nicht neu, aber ich fin­de es nach wie vor teil­wei­se sehr, sehr wit­zig.

auf eine art wit­zig und fast neu: die zwei­te staf­fel von BBC ame­ri­cas dirk gent­ly’s ho­li­stic de­tec­ti­ve agen­cy (staf­fel zwei ab. 5. ja­nu­ar auf net­flix). wäh­rend ich die ers­te staf­fel eher scheis­se fand (und trotz­dem zu ende schau­te), ge­fiel mir die zwei­te staf­fel ir­gend­wie. sie war so ab­surd, ab­ge­dreht und idio­tisch, dass man über die mie­sen schau­spie­le­ri­schen fä­hig­kei­ten von eli­jah wood hin­weg­se­hen konn­te und sich von der ab­sur­di­tät und blöd­sin­nig­keit der ge­schich­te fes­seln las­sen konn­te. die er­zähl­te ge­schich­te ist tat­säch­lich so be­kloppt, dass sie schon fast wie­der gut ist.

auch nicht neu, im ge­gen­teil, bald an­der­t­alb jahr­zehn­te alt, start­rek en­ter­pri­se, die star trek se­rie die vor ka­pi­tän kirk im jahr 2151 an­ge­sie­delt ist und 90 jah­re nach dem ers­ten kon­takt. die se­rie hat kei­nen be­son­ders gu­ten ruf, fiel in der zu­schau­er­gunst durch und wur­de in der vier­ten staf­fel ab­ge­setzt. sie läuft, wie alle star-trek-se­ri­en, auf net­flix und ich habe mir be­reits 82 der 98 fol­gen an­ge­se­hen. die se­rie ist wie die meis­ten star-trek-se­ri­en ein biss­chen holz­schnitt- und kam­mer­spiel­ar­tig, voll­ge­stopft mit bil­lig pro­du­zier­ten ku­lis­sen, durch­zo­gen von schlech­ten spe­zi­al­ef­fek­ten und ste­reo­ty­pen rol­len­mus­tern.

sieht man die se­rie ohne gros­sen er­war­tun­gen, kann sie un­ter­halt­sam wir­ken. in den ers­ten bei­den staf­feln ste­hen die ein­zel­nen epi­so­den meist für sich, in mehr oder we­ni­ger ab­ge­schlos­se­nen hand­lun­gen, mit ei­nem fei­nen, fast un­sicht­ba­ren ro­ten fa­den. die drit­te staf­fel hat dann ei­nen gut sicht­ba­ren, et­was über­dra­ma­ti­sier­ten ro­ten fa­den, der mich zum mil­den rausch­se­hen brach­te. wie ge­sagt, tech­nisch und von der pro­duk­ti­ons­qua­li­tät ist das al­les eher schlecht bis mit­tel­gut, aber der kern der er­zäh­lun­gen, die me­ta­ebe­ne, die in­ten­ti­on der se­rie fin­de ich sym­pa­thisch, wie fast al­les aus dem star trek uni­ver­sum.

das kern­pro­blem der se­rie könn­te die be­set­zung der ka­pi­täns­rol­le ge­we­sen sein. scott ba­ku­las als jo­na­than ar­cher funkt nicht be­son­ders. ar­cher ist we­der be­son­ders sym­pa­thisch, noch dop­pel­bö­dig. er ist ein­fach da und er­füllt sei­ne pflicht, man kann ihn gut er­tra­gen, aber iden­ti­fi­zie­ren mit ihm woll­te ich mich ir­gend­wie nicht. wäre ar­cher ein auto, wäre er frü­her ein pas­sat ge­we­sen, heu­te ein pri­us; ein ver­nünf­ti­ges, ef­fi­zi­en­tes, fleis­si­ges ar­beits­tier, ohne charme und reiz. ganz schlimm auch die vul­ka­nie­rin t’pol, ge­spielt vom ehe­ma­li­gen mo­del jo­lene bla­lock, de­ren aus­se­hen in der se­rie wohl nicht nur vom kos­tüm- und mas­ken­bild­ner, son­dern auch von plas­ti­schen chir­ur­gen ge­stal­tet wur­de.

trotz­dem. ich habe start­rek en­ter­pri­se ger­ne ge­se­hen, auch wenns we­der (wirk­lich) gut, noch eine sit­com war.


ganz ab­ge­se­hen da­von; ges­tern habe ich zu­fäl­lig die­sen aus­schnitt aus ei­nem clou­seau (mit pe­ter sel­lers) ge­se­hen:

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ei­gent­lich dach­te ich, kenn ich die fil­me aus der clou­seau-rei­he alle aus­wen­dig, aber an die­se sze­ne konn­te ich mich nicht mehr er­in­nern. aber sie er­in­ner­te mich dar­an, dass ich die ei­gent­lich alle noch ein paar mal wie­der se­hen müss­te.


guar­di­ans of the ga­la­xy vol. 2

felix schwenzel in gesehen

puh, der film ist über­dreht, bunt, auf­wän­dig, ver­spielt, laut, über­zo­gen und pa­the­tisch. al­les ge­konnt zu­sam­men­ge­setzt und dann doch ir­gend­wie lang­wei­lig. we­gen des lärms be­merkt man die lan­ge­wei­le nicht be­son­ders stark, aber ech­te span­nung kommt an kei­ner stel­le auf.

man kann das aber auch al­les po­si­tiv se­hen und den film als hin­lei­tung zu zwei bis drei wirk­lich gu­ten gags ver­ste­hen. im prin­zip kann man auch bei­de guar­di­ans-fil­me als auf­bau­leis­tung für die zune- und has­sel­hoff-gags am ende ver­ste­hen.

auch wenn die mo­ral des films — eine ode auf die freund­schaft, die zu­sam­men­ge­setz­te, wil­de fa­mi­lie und auf bra­chia­len hu­mor — ganz nach mei­nem ge­schmack ist, am ende ist das dann doch ein biss­chen dick auf­ge­tra­gen. aber wie bei zu dick auf­ge­tra­ge­nem nu­tel­la, am ende ist man voll­ge­fres­sen und doch ir­gend­wie zu­frie­den.


kurz­kri­tik ta­boo s01

felix schwenzel in gesehen

go­li­ath, das wie ta­boo auf ama­zon prime lief, hat mir gut ge­fal­len. ge­schich­ten in de­nen ein mensch oder meh­re­re ge­gen ver­meint­lich un­über­wid­ba­re wi­der­stän­de und rie­sen kämp­fen sind fast im­mer se­hens­wert, wenn sie es nicht ver­pas­sen, ihre cha­rak­te­re nicht all zu schwarz und weiss zu zeich­nen. ta­boo ist go­li­ath mal drei. ja­mes ke­ziah de­laney (toll ge­spielt von dem mann mit mei­ner lieb­lings­stim­me, tom har­dy) kämpft nicht nur ge­gen ei­nen go­li­ath, son­dern gleich ge­gen 3 und sich selbst ei­gent­lich auch.

die se­rie spielt im frü­hen neun­zehn­ten jahr­hun­dert, ist dun­kel und bru­tal, ach­tet aber pein­lich dar­auf kei­ne weib­li­chen brust­war­zen ab­zu­bil­den. al­les an­de­re zeigt die se­rie aber aus­führ­lich, bru­ta­li­tät, mord, sex, aus­wei­dun­gen und dra­pie­rung von lei­chen in schwei­gen-der-läm­mer-ma­nier. trotz­dem hat mich die se­rie von der ers­ten fol­ge an tief rein­ge­zo­gen. zum gros­sen teil dürf­te das an tom har­dy ge­le­gen ha­ben, der sei­ne rol­le fast ei­nen ti­cken zu cool aus­füllt, aber doch ein pas­send. auch am rest des en­sem­bles ist nichts aus­zu­set­zen, im ge­gen­teil, das cas­ting hat über­ra­gend gut ge­ar­bei­tet und un­ter an­de­rem ein mäd­chen ge­fun­den, dass fran­ka po­ten­te wie aus dem ge­sicht ge­schnit­ten ähn­lich sieht, so ähn­lich, dass ich schon dach­te hier sei .zau­be­rei fx am werk ge­we­sen. aus­ser­dem scheint das hal­be en­sem­ble von game of thro­nes mit­zu­spie­len.

die ge­schich­te ist gut er­zählt, auch wenn man von an­fang an, durch die aus­las­sun­gen und un­be­leuch­te­ten frag­men­te der ver­gan­gen­heit, merkt, wo­hin die ge­schich­te ge­dreht wer­den wird. von mir aus hät­ten die vo­doo/eso­te­rik und mys­tery-ele­men­te auch raus­ge­stri­chen wer­den kön­nen, aber sie ha­ben auch nicht gross wei­ter ge­stört, bzw. be­ka­men auch ab und zu ei­nen klei­nen co­mic-re­li­ef.

auch wenn die re­qui­si­ten aus der glei­chen BBC-aser­va­ten-kam­mer stam­men wie down­ton ab­bey, pen­ny dreadful oder litt­le do­rit, in ta­boo er­wa­chen sie zu wun­der­bar dunk­len le­ben. ich hab’s ger­ne ge­se­hen, ich glau­be aber es ist nicht je­der­manns ge­schmack. läuft auf ama­zon.


this is us s01e01

felix schwenzel in gesehen

ich habe den pi­lo­ten von this is us ge­guckt und will jetzt gar nicht mehr fol­gen da­von se­hen. nicht weil die se­rie schlecht wäre, son­dern weil der pi­lot so gut war. den pi­lo­ten könn­te man auch als ab­ge­schlos­se­ne kurz­ge­schich­te se­hen und für sich ste­hen. er schafft es in 42 mi­nu­ten nicht nur ein en­sem­ble von ei­nem hal­ben dut­zend haupt­cha­rak­te­ren vor­zu­stel­len und in ihr le­ben ein­zu­füh­ren, son­dern auch noch eine wun­der­bar ver­schach­tel­te fa­mi­li­en­sa­ga nach­zu­er­zäh­len.

ab­ge­se­hen da­von hat die se­rie et­was ge­schafft, was mir schon lan­ge nicht mehr pas­siert ist: ich war am ende tief be­rührt, nicht weil das ende der ers­ten fol­ge trau­rig war, son­dern weil es so mensch­lich, so herz­er­wei­chend war — und das al­les auch noch ohne pa­thos und holz­ham­mer, son­dern ganz sub­til und sanft.


the ex­pan­se s02 e01 bis 03

felix schwenzel in gesehen

vor et­was ei­nem jahr habe ich nicht nur jede fol­ge von the ex­pan­se ge­guckt, son­dern auch zu je­der fol­ge et­was auf­ge­schrie­ben. mein fa­zit nach 10 fol­gen da­mals lau­te­te:

das war or­dent­li­che sci­ence-fic­tion, auch wenn es am ende et­was ins mys­tery-gen­re ab­rutsch­te und sehr „die hard“ wur­de. aber ab­ra­ten das an­zu­se­hen, wür­de ich nie­man­dem.

seit zwei wo­chen läuft jetzt die zwei­te staf­fel und das was mich an der se­rie nervt hat sich nicht ver­än­dert:

  • ich ver­ste­he kaum um was es geht, weil un­ge­fähr alle 10 mi­nu­ten die schau­plät­ze wech­seln und in etwa 6 ver­schie­de­ne er­zähl­strän­ge ab­ge­deckt wer­den.
  • die stim­me von sh­ohreh agh­da­sh­loo nervt mich noch mehr, als in der ers­ten staf­fel. ich den­ke im­mer, wenn ich ihre brü­chi­ge, tie­fe stim­me höh­re, ir­gend­was sei an mei­nen laut­spre­chern ka­putt.
  • das be­mü­hen der se­rie um an­satz­wei­se rea­lis­ti­sche dar­stel­lung des le­bens im welt­raum, die tü­cken des va­ku­ums und der gra­vi­ta­ti­on (bzw. ih­rer ab­we­sen­heit) ver­sucht die se­rie im­mer wie­der zu the­ma­ti­sie­ren, kann es sich aber (na­tür­lich) auch nicht ver­knei­fen, raum­schif­fen mo­tor­ge­räu­sche zu ver­pas­sen, wenn sie im welt­raum an der ka­me­ra vor­bei­flie­gen.

was mir nach wie vor ge­fällt:

  • ob­wohl die se­rie von den au­toren bis zum bers­ten mit par­al­le­len hand­lun­gen voll­ge­stopft wird, macht mich die er­zäh­lung neu­gie­rig. viel­leicht ist es aber auch nur das gen­re: ich muss sci­ence-fic­tion ein­fach zwang­haft gu­cken?
  • trotz ir­ri­tie­ren­der stim­men, teil­wei­se lau­si­gem schau­spiel ver­zei­he ich der se­rie fast al­les. war­um weiss ich auch nichtz so ge­nau.

je­den­falls guck ich die zwei­te staf­fel auch bis zum ende durch. ob ich so re­gel­mäs­sig wie letz­tes jahr drü­ber schrei­be glau­be ich al­ler­dings nicht.


apro­pos gu­cken: laut wat­ched.li habe ich im lezz­ten jahr im schnitt 40 se­ri­en­fol­gen pro mo­nat ge­guckt. die zah­len des april sind un­ge­nau, da habe ich bei wat­ched.li se­ri­en nach­ge­tra­gen. aber ich füh­re über wat­ched.li sorg­fäl­tig buch über jede ein­zel­ne fol­ge die ich mir an­se­he.

um mal (ge­schätz­te zah­len auf den tisch zu le­gen: 2016 habe ich wohl so um die 500 ein­zel­ne fol­gen fern­seh­se­ri­en ge­guckt. laut let­ter­boxd.com habe ich 2016 aus­ser­dem 37 fil­me ge­guckt. das ad­diert sich un­ge­fähr auf 38 schril­lio­nen stun­den film- und fern­seh­glot­zen.


deep space ni­ne, staf­fel 01

felix schwenzel in gesehen

nach­dem net­flix ei­nen gross­teil des star trek uni­ver­sums in sein pro­gramm ge­ho­ben hat (ds9, voy­a­ger, next ge­ne­ra­ti­on, en­ter­pri­se, das ori­gi­nal) habe ich mir in den letz­ten wo­chen die ers­te staf­fel deep space nine an­ge­se­hen.

ab­ge­se­hen vom un­ge­wohn­ten 4:3 sei­ten­ver­hält­nis und den schul­ter­pols­tern der kos­tü­me, wirkt die se­rie ei­gen­tüm­lich ak­tu­ell — oder bes­ser: zeit­los. the­ma­tisch wer­den alle gros­sen mensch­heits­fra­gen an­ge­schnit­ten, die ge­nau­so ak­tu­ell er­schei­nen, wie da­mals (1993). es geht um krieg und frie­den, ver­söh­nung und wi­der­stand, schuld und ge­rech­tig­keit, re­li­giö­sen fa­na­tis­mus, wis­sen­schaft, ethik und an­stand.

das ist al­les sehr dia­log­las­tig und zum gros­sen teil kam­mer­spiel­ar­tig, die in­sze­nie­rung und das schau­spiel sind teil­wei­se et­was bra­chi­al und un­sub­til, aber ei­gent­lich im­mer gran­di­os ge­schrie­ben. bis auf den pi­lo­ten, der sich über zwei fol­gen er­streckt und mir et­was zu mys­tisch und ab­ge­dreht da­her­kommt, sind die epi­so­den rund und in sich ab­ge­schlos­sen und be­hand­len (mehr oder we­ni­ger) im­mer ein po­li­ti­sches, ethi­sches oder mo­ra­li­sches pro­blem. und am ende ge­winnt (fast) im­mer die ver­nuft und der an­stand.

ei­ni­ge der fol­gen ka­men mir be­kannt vor und ich habe sie wahr­schein­lich ir­gend­wann, zu­min­dest in tei­len, in den 90ern im nacht­pro­gramm ge­se­hen. da die chro­no­lo­gie, zu­min­dest in der ers­ten staf­fel, eher un­wich­tig ist, auch wenn ei­ni­ge cha­rak­te­re ein paar fol­gen vor ih­rem auf­tritt auf­ge­baut wer­den, hat das zu­falls­se­hen im nacht­pro­gramm mei­nen gu­ten ein­druck von der se­rie in den 90er-jah­ren nicht trü­ben kön­nen. aber jetzt, so­zu­sa­gen zum wie­der­hol­ten male, alle fol­gen in der vor­ge­se­he­nen ord­nung, im eng­li­schen ori­gi­nal und in vol­ler län­ge ohne wer­be­un­ter­bre­chun­gen zu se­hen, war ein noch grös­se­res ver­gnü­gen.

die se­rie er­in­ner­te mich wie­der dar­an, war­um ich die star-trek-welt und ihre se­ri­en so sehr schät­ze. sie ver­fol­gen kon­se­quent ein po­si­ti­ves men­schen­bild und las­sen uns un­se­re welt, un­se­re ge­sell­schaft­li­chen pro­ble­me mit ei­nem ge­wis­sen abs­trak­ti­ons­grad re­flek­tie­ren. die par­al­le­len sind of­fen­sicht­lich, aber nicht platt. die card­as­sia­ner zei­gen par­al­len mit den deut­schen oder den ja­pa­nern, der wi­der­stand der ba­jo­ra­ner zeigt par­al­le­len zu wi­der­stands­be­we­gun­gen im na­hen os­ten oder dem be­setz­ten frank­reich, der re­li­giö­se fa­na­tis­mus ei­ni­ger ba­jo­ra­ner zeigt par­al­le­len zu anti-se­ku­lä­ren be­we­gun­gen in der gan­zen welt. ras­sis­mus, frei­heit und gren­zen der wis­sen­schaft, di­ver­si­tät, ge­rech­tig­keit, all das wird von fol­ge zu fol­ge de­ba­tiert. hört sich lang­wei­lig an: eine fern­seh­se­rie in der de­bat­ten zu se­hen sind, aber ich fin­de der ver­gleich passt. in den er­zäh­lun­gen der ein­zel­nen fol­gen wer­den im­mer min­des­tens zwei sei­ten ei­nes pro­blems ge­zeigt und im­mer der müh­sa­me pro­zess, zu ge­rech­ten und prak­ti­ka­blen lö­sun­gen zu kom­men. teil­wei­se, wie in der fol­ge pro­gress, wird auch kei­ne wirk­lich be­frie­di­gen­de lö­sung er­reicht, son­dern es wer­den die schwie­rig­kei­ten durch­ge­spielt, zwi­schen pflicht und mensch­lich­keit, ge­mein­wohl und ein­zel­in­ter­es­sen, ge­hor­sam und em­pa­thie ab­zu­wä­gen.

es gibt ge­rüch­te hin­wei­se dar­auf, dass do­nald trump schwie­rig­kei­ten zu le­sen habe, kla­re be­le­ge da­für, dass trump zu viel schrott­fern­se­hen zur mei­nungs­bil­dung schaut und ent­spre­chen­de ver­su­che von un­ter­neh­men, do­nald trump durch tar­ge­ted ad­ver­ti­sing im fern­se­hen zu be­ein­flus­sen. wür­de do­nald trump deep space nine bin­ge-gu­cken, wür­de mir die lage der welt wohl we­ni­ger sor­ge be­rei­ten, als mit sei­ner ge­wohn­heit müll-fern­se­hen zu gu­cken. al­len an­de­ren möch­te ich die se­rie aber auch zum wie­der- oder neu-gu­cken ans herz le­gen. läuft auf net­flix.


ame­ri­can sni­per

felix schwenzel in gesehen

scharf­schüt­zen- und pa­trio­ten-por­no. die kriegs­sze­nen sind bis ins letz­te de­tail scharf­ge­zeich­net, der rest ist weich­ge­zeich­net. (auf net­flix)


ja­son bourne

felix schwenzel in gesehen

boah, wie lang­wei­lig. in den spä­ten 80er jah­ren hät­te der film mich viel­leicht noch in an­sät­zen be­geis­tern kön­nen, heu­te wirkt er wie aus der zeit ge­fal­len. all­mäch­ti­ge geg­ner, ein held, der im­mer je­des hin­der­nis über­win­den kann und bä­ren­kräf­te hat und manch­mal, wenn er an sei­ne ver­gan­gen­heit denkt, auch ein biss­chen weint. das ist al­les so 80er­jah­re ver­schwö­rungs­ste­reo­ty­p­übela­den, dass ich bei­na­he mei­nen alu­hut ab­set­zen muss­te.

matt da­mons gröss­te schau­spie­le­ri­sche leis­tung in die­sem film ist, dass er sei­nen kör­per für oben-ohne-auf­nah­men er­folg­reich trai­niert hat. den rest spiel­te er so fa­cet­ten­reich weg, wie sieg­fried lo­witz sei­nen al­ten oder horst tap­pert sei­nen der­rick dar­stell­ten. ali­cia vi­kan­der war die fehl­be­set­zung des jah­res. ih­rer fi­gur konn­te ich so gut wie gar nichts ab­neh­men. sie wirk­te nicht nur wie eine schlech­te schau­spie­le­rin, die eine per­fekt aus­ge­bil­de­te, toug­he CIA-ober­tan­te dar­zu­stel­len ver­such­te, son­dern wie ein stunt- oder bo­dy­dou­ble, dass eine schlech­te schau­spie­le­rin, die eine CIA-ober­tan­te dar­stellt, in ei­ner dreh­pau­se nach­äff­te. ei­gent­lich war al­les schlimm an dem film, so­gar tom­my lee jo­nes, den ich sonst so­gar mag, wenn er ei­nen kaf­fee­voll­au­to­ma­ten spielt.


dirk gent­lys ho­li­stic de­tec­ti­ve agen­cy

felix schwenzel in gesehen

be­klopp­te se­rie, die ich ge­hasst habe, 8 fol­gen lang. eli­jah wood spielt gräss­lich, sa­mu­el bar­nett ist ei­ner der flachs­ten schau­spie­ler die ich seit lan­gem in ei­ner haupt­rol­le ge­se­hen habe, die se­rie ist über­be­lich­tet und zer­fa­sert — und trotz­dem konn­te ich nicht auf­hö­ren sie zu se­hen.

ich bin mir nicht si­cher wor­an es lag, dass ich den scheiss un­be­dingt zu­en­de gu­cken woll­te, ver­mut­lich weil sie so vie­le über­dreh­te er­zähl­strän­ge auf­spannt und ein paar die­ser hand­lungs­strän­ge und prot­ago­nis­ten mich aus­rei­chend neu­gie­rig mach­ten. tat­säch­lich sind ein paar hand­lungs­trän­ge so ab­surd und an den haa­ren her­bei­ge­zo­gen, dass es, trotz der gröss­ten­teils mie­sen schau­spie­le­rei, un­ter­halt­sam war ih­nen zu fol­gen.

ich war von fol­ge zu fol­ge hin und her­ge­ris­sen, was ich von der se­rie denn nun hal­ten soll­te. die ab­sur­di­tä­ten und im­mer ab­ge­dreh­te­ren er­zähl­kon­struk­tio­nen sta­pel­ten sich zu ei­nem wir­ren, bun­ten, ner­vi­gen knäul, das wie ein wild­un­fall auf mei­nem bild­schirm flim­mer­te und von dem ich mei­ne au­gen nicht ab­wen­den konn­te, ob­wohl ich ei­gent­lich weg­gu­cken woll­te.

ich habe die bü­cher der dirk-gent­ly-rei­he von dou­glas adams nicht ge­le­sen, bzw. nicht län­ger als 10 sei­ten durch­ge­hal­ten, habe aber das ge­fühl, dass die au­toren der fern­seh­ad­ap­ti­on sich nur sehr lose an die vor­la­ge ge­hal­ten ha­ben, bzw. die­se le­dig­lich als in­spi­ra­ti­on ge­nutzt ha­ben. ein biss­chen scheint mir die her­an­ge­hens­wei­se wie bei der jüngs­ten sher­lock-hol­mes-ad­ap­ti­on der BBC zu sein; ein ei­ge­nes uni­ver­sum auf­span­nen und es bei an­deu­tun­gen ans ori­gi­nal und den dort ver­wen­de­ten na­men zu be­las­sen. im ge­gen­teil zu sher­lock al­ler­dings kon­se­quent mit schlech­ten schau­spie­lern und dop­pelt dick auf­ge­tra­ge­ner ab­sur­di­tät.

ich kann nie­man­dem gu­ten ge­wis­sens emp­feh­len die se­rie zu gu­cken, die ab so­fort auf net­flix läuft. sie hat durch­aus ih­ren reiz, eine even­tu­el­le zwei­te staf­fel wer­de ich mir auf je­den fall an­se­hen, aber sie ist auch … hm … spe­zi­ell. ich kann we­der be­haup­ten, dass ich mich beim gu­cken ge­lang­weilt habe, noch dass sie mir ge­fal­len hat. was die se­rie al­ler­dings schafft: sie ist auf ge­wis­se wei­se un­vor­her­seh­bar und sie gibt sich gros­se mühe al­len ab­sur­di­tä­ten, die sie im lau­fe der fol­gen über­ein­an­der­sta­pelt, am ende, in an­sät­zen, so­et­was wie sinn und zu­sam­men­hang zu ge­ben. weil ja al­les ir­gend­wie zu­sam­men­hängt.

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sour gra­pes

felix schwenzel in gesehen

schön ar­ran­gier­te do­ku­men­ta­ti­on über die idio­tie von wein als in­ves­ti­ti­ons­ob­jekt und die hon­ks, die sich ein­bil­den bei wei­nen, die meh­re­re tau­send dol­lar kos­ten, be­son­der­hei­ten her­aus­schme­cken zu kön­nen.

be­son­ders gut ge­fällt mir, dass am ende ei­ner der prot­ago­nis­ten kom­men­tar­los eine fla­sche bier auf­macht und ganz of­fen­sicht­lich sehr ge­niesst. läuft auf net­flix, via @hol­gi.


kurzktik mr. tur­ner

felix schwenzel in gesehen

noch ein film in dem in den ers­ten 30 mi­nu­ten so gut wie nichts pas­siert. das be­son­de­re an tur­ner, der ver­fil­mung des le­bens von wil­liam tur­ner: auch den rest des films pas­siert nichts.

der film fängt mit ei­ner wun­der­schö­nen land­schafts­ein­stel­lung an, die hol­län­di­sche hü­gel zeigt und zwei hol­län­de­rin­nen die sich (auf nie­der­län­disch) un­ter­hal­ten und lang­sam auf die ka­me­ra zu­ge­hen. als sie nach 3 mi­nu­ten die ka­me­ra er­reicht ha­ben und vor­bei­ge­hen, schwenkt die ka­me­ra auf ei­nen hü­gel, auf dem man sieht, wie tur­ner land­schafts­skiz­zen zeich­net. nächs­te ein­stel­lung: tur­ner kommt zu­hau­se an. das ist so un­ge­fähr das grund­re­zept des films: sze­nen aus tur­ners le­ben zei­gen, teil­wei­se mit schön kon­stru­ier­ten bil­dern ge­filmt, aber im­mer un­prä­ten­ti­os und un­pa­the­tisch, und dann ein schnitt, der wei­te­re sze­nen aus tur­ners le­ben zeigt, die ent­we­der ein paar se­kun­den, stun­den, tage oder jah­re aus­ein­an­der lie­gen kön­nen.

un­er­träg­lich sind die dia­lo­ge: die leu­te un­ter­hal­ten sich auf un­fass­bar ge­stelz­te wei­se, sind steif und in kon­ven­tio­nen ge­fan­gen. ich gehe da­von aus, dass die dia­lo­ge ei­ni­ger­mas­sen au­then­tisch zei­gen, wie man sich im 19ten jahr­hun­dert un­ter­hal­ten hat — was die dia­lo­ge nicht er­träg­li­cher macht, aber im­mer­hin in­ter­es­san­ter. mir ge­fiel das am an­fang nicht be­son­ders, aber nach und nach ge­wöhn­te ich mich dar­an und ver­folg­te das nicht-ge­sche­hen mit wach­sen­dem in­ter­es­se.

man be­kommt ei­nen gu­ten ein­blick in tur­ners (mög­li­cher­wei­se ge­führ­tes) le­ben und die zeit in der er leb­te. man sieht, dass er auf die kon­ven­tio­nen nicht viel gibt und statt sich ge­stelzt zu un­ter­hal­ten, lie­ber brummt oder schweigt. man sieht wie er wie am fliess­band malt, wie er (und sei­ne haus­häl­te­rin) von schnitt zu schnitt äl­ter wer­den und wie er am ende stirbt.

viel mehr als ein tur­ner-por­trait, ist der film ein por­trait der zeit in der tur­ner leb­te und des fort­schritts den er mit­er­leb­te. es ist die zeit, in der mo­der­ne ma­le­rei sich lang­sam ent­wi­ckel­te, un­ter kräf­ti­ger mit­hil­fe von tur­ner selbst, eine zeit in der die ers­ten ei­sen­bah­nen ge­baut wur­den und die fo­to­gra­fie sich lang­sam du­trch­setz­te — bei­des von tur­ner in­ter­es­siert und (ver­hal­ten) fas­zi­niert be­ob­ach­tet. am ende war ich froh den film zu­en­de ge­se­hen zu ha­ben ob­wohl — oder ge­ra­de weil — in dem film nichts pas­siert son­dern ein­fach nur das eine oder an­de­re ge­zeigt wird. von mir aus kön­nen viel mehr fil­me so auf­ge­baut sein.


kurz­kri­tik go­li­ath

felix schwenzel in gesehen

go­li­ath auf ama­zon geht so los, wie ich mir das von viel mehr fern­seh­se­ri­en wün­sche: es pas­siert erst­mal gar nichts (ok, ein boot ex­plo­diert, aber sonst pas­siert wirk­lich fast nichts).

zu se­hen sind: los an­ge­les, ein säu­fer und rau­cher und ein paar leu­te die er trifft. der säu­fer fährt rau­chend in sei­nem schmut­zi­gen ca­brio durch LA, trifft sei­ne toch­ter, sei­ne ex-frau. LA bei nacht, LA in der son­ne, lan­ge, schö­ne bil­der ei­ner stadt die ich mag, weil ich dort kei­nen heu­schnup­fen habe und es dort das bes­te licht der welt gibt. könn­te ich mir ewig an­se­hen, hab ich dann auch eine fol­ge lang. in der zwei­ten fol­ge pas­sie­ren dan plötz­lich sa­chen, die mei­ne in­ter­es­sier­te auf­merk­sam­keit er­re­gen. es kris­tal­li­siert sich eine un­der­dog-ge­gen-über­mäch­ti­ge-geg­ner-ge­schich­te her­aus, die jede se­kun­de lang nach­voll­zieh­bar und lo­gisch bleibt und der ich ger­ne zu­se­he, weil ich wie alle men­schen, ger­ne un­der­dogs da­bei zu­se­he, wie sie ge­gen (schein­bar) über­mäch­ti­ge geg­ner kämp­fen.

ich wuss­te das vor­her nicht, aber go­li­ath scheint eine ge­richts­se­rie zu sein, ein gen­re von dem es be­reits 20 schril­lio­nen va­ri­an­ten gibt, mal gran­di­os (wie the good wife oder bos­ton le­gal), mal we­ni­ger. in der zwei­ten fol­ge scheint es dann auch so, dass die se­rie das gen­re schön va­ri­iert und es schafft — ob­wohl wei­ter­hin fast gar nichts pas­siert — mich alle 10 mi­nu­ten zu über­ra­schen — und zwar wirk­lich zu über­ra­schen.

es pas­siert nicht oft, dass ich nach zwei fol­gen ei­ner fern­seh­se­rie wirk­lich un­be­dingt wei­ter­se­hen möch­te. go­li­ath ist aber so ein fall.


fern­se­hen im sep­tem­ber, ok­to­ber und no­vem­ber

felix schwenzel in gesehen

die se­rie, auf de­ren ein­zel­nen fol­gen ich mich im ok­to­ber und no­vem­ber am meis­ten freue, ist na­tür­lich west­world. mein ers­ter ein­druck hat sich im lau­fe der ers­ten sie­ben fol­gen voll be­stä­tigt. ein tol­les en­sem­ble, in­ter­es­sant ver­schach­tel­te er­zähl­strän­ge, ein­ge­packt in eine auf­wän­di­ge und sorg­fäl­tig die er­zäh­lung ver­schlei­ern­de in­sze­nie­rung. scha­de nur, dass die in­sze­nie­rung so auf­wän­dig ist, dass die pro­duk­ti­on der nächs­ten staf­fel wohl län­ger als ein jahr dau­ern wird. (läuft auf HBO.)

ähn­lich auf­wän­dig in­sze­niert und gut be­setzt: the crown, eine se­rie, in der (auf net­flix) die ers­ten zehn jah­re von kö­ni­gin eli­sa­beth er­zählt wer­den. die (na­tür­lich) er­fun­de­nen dia­lo­ge sind so gut ge­schrie­ben, dass ich nach die­ser ers­ten staf­fel tat­säch­lich den ein­druck hat­te, et­was da­zu­ge­lernt zu ha­ben. im prin­zip be­wegt sich die se­rie auf the west wing-ni­veau. die­se art von doku-fic­tion ver­mit­telt ver­ständ­nis für po­li­ti­sche vor­gän­ge und die mech­nis­men von macht. vie­le dreh­buch­schrei­ber be­kom­men das nicht hin. aa­ron sor­kin hat das für west wing ge­schafft, pe­ter mor­gan hat das in the queen ge­schafft und eben auch in the crown. zu­erst leicht ir­ri­tie­rend, dann im lau­fe der se­rie im­mer über­zeu­gen­der: der ame­ri­ka­ner john lith­gow als win­s­ton chur­chill. sel­ten habe ich ei­nen 71-jäh­ri­gen ei­nen 80-jäh­ri­gen so über­zeu­gend spie­len ge­se­hen (kei­ne iro­nie). auch clai­re foy und matt smith als kö­ni­gin eli­sa­beth und prinz phil­ip spie­len mehr als pas­sa­bel.

die ers­te fol­ge der drit­ten staf­fel black mir­ror (auf net­flix) fand ich furcht­bar. zu pas­tel­lig, zu dick auf­ge­tra­gen, gräss­lich über­spielt, un­raf­fi­niert, ver­kack­tes ende. auf die zwei­te fol­ge hat­te ich dann gar kei­ne lust mehr und habe über eine wo­che ge­braucht, um mich wie­der auf­zu­raf­fen um sie zu se­hen. die fand ich raf­fi­nier­ter, et­was her­aus­for­dern­der, aber die hin­ter­ge­dan­ken, er­zähl­mus­ter und auf­lö­sung am ende kam mir aus dem weih­nachts­spe­cial von vor zwei jah­ren be­kannt und ein biss­chen aus­ge­lutscht vor. die idee, zeit im kopf durch tech­no­lo­gi­sche ma­ni­pu­la­ti­on zu stau­chen, ist an sich na­tür­lich gran­di­os und aus­wäl­zens­wert, aber sie ver­liert dann auch schnell ih­ren reiz.

ich habe mir dann noch die vier­te fol­ge black mir­ror an­ge­se­hen, weil ich auf den vor­schau­bil­dern ge­se­hen habe, dass dort ma­cken­zie da­vis mit­spielt, die ich in halt and catch fire sehr ger­ne ge­se­hen habe. im ers­ten teil der fol­ge ent­stand der ein­druck, dass ma­cken­zie da­vis in ei­ner art 80zi­ger jah­re be­set­zungs­fal­le steckt und ver­dammt zu sein scheint, bis in alle ewig­keit acht­zi­ger-cha­rak­te­re zu spie­len. nor­ma­lerwei­e­se bin ich kein gros­ser ver­tei­di­ger von hap­py ends, im ge­gen­teil, mich ner­ven die oft, aber im rah­men ei­ner staf­fel black mir­ror, in der nichts und nie­mand hap­py en­det, war das eine gros­se er­leich­te­rung. trotz­dem noch nicht wei­ter­ge­guckt als die­se drei fol­gen.

die ak­tu­el­le staf­fel der gra­ham nor­ton show kommt mir ge­ra­de et­was saft­los vor. es man­gelt (na­tür­lich) nicht an pro­mis, aber in die­ser staf­fel hat die sen­dung bei mir noch nicht zün­den kön­nen. in ei­ner der fol­gen hat rob­bie wil­liams zwar eine wit­zi­ge ge­schich­te er­zählt und tom crui­se die ex­akt glei­che ge­schich­te wie bei jim­my kim­mel — und das wars auch schon so un­ge­fähr, was hän­gen­blieb.

nach­dem ich in der ers­ten staf­fel nach vier fol­gen lu­ci­fer auf­ge­hört habe die se­rie zu gu­cken, dach­te ich kürz­lich: kann ich ja noch­mal rein­schau­en. nach drei fol­gen hat­te ich die nase dann schon wie­der voll. die haupt­rol­len sind zu schön, oder ge­nau­er hol­ly­wood-kli­schee­haft be­setzt, die ge­schich­te win­det sich am bo­den, auf der su­che nach sinn und ge­halt und die dreh­bü­cher ma­chen den ein­druck als wür­den sie nicht ge­schrie­ben, son­dern ge­kotzt. ei­gent­lich scha­de, weil die se­rie ein paar ele­men­te und ideen hat, die ei­gent­lich po­ten­zi­al hät­ten.

po­ten­zi­al hat im prin­zip auch le­thal we­paon, die se­ri­en­ad­ap­ti­on der film­rei­he von da­mals™ mit mel gib­son und dan­ny glover. in den ers­ten paar fol­gen konn­te man die mühe die­se po­ten­zia­le her­aus­zu­ar­bei­ten noch er­ken­nen, nach un­ge­fähr drei fol­gen hat sich das al­les ein­ge­schlif­fen zu ei­nem gräss­li­chen kli­scheesa­lat mit ste­reo­ty­pen­dres­sing. furcht­ba­rer hö­he­punkt ist die mo­ra­li­sie­ren­de fol­ge 6 in der mei­ne sämt­li­chen warn­lam­pen für müll an­fin­gen zu leuch­ten: schwa­che frau­en die von rau­hen hel­den be­schützt wer­den müs­sen, pa­the­ti­sche gar­di­nen­prdig­ten für fa­mi­li­en­wer­te, mo­ral­vor­stel­lun­gen aus den 50er jah­ren, die sel­fie-pos­ten­den kin­dern, ohne iro­ni­schen bruch, an den kopf ge­schleu­dert wer­den und die schen­kel­klop­fen­de ver­herr­li­chung von kor­rup­ti­on und po­li­zei-will­kür und -ge­walt. im prin­zip hat die se­rie jetzt bei mir voll ver­kackt.

auch gräss­lich: ber­lin sta­ti­on, ein ge­heim­dienst-dings des „pre­mi­um en­ter­tain­ment net­work“ epix. in­ter­es­sant ist, dass die se­rie, wie der name na­he­legt, kom­plett in ber­lin spielt und dem­entspre­chend (lei­der) eine men­ge deut­scher schau­spiel­kunst of­fe­riert. mir ge­fiel im pi­lo­ten der wil­de ritt durch ber­lin und das wie­der­erken­nen von spiel­or­ten und dass die haupt­fi­gur der se­rie be­reits nach 10 mi­nu­ten tot auf pots­da­mer platz lag. der rest ist lei­der mies ge­mach­ter se­ri­en­trash. schlim­me dia­lo­ge, ab­sur­de hand­lungs­strän­ge, zwei­fel­haf­te si­cher­heits­be­hör­den- und über­wa­chungs­wahn­ver­herr­li­chung und stumpf­sin­ni­ge in­sze­nie­run­gen wie die­se hier:

hier sieht man die eli­te der ame­ri­ka­ni­schen aus­lands­ge­heim­diens­te, wie sie auf ei­nen im büro lau­fen­den fern­se­her star­ren, in dem ein be­richt über eine zei­tungs­sto­ry (der ber­li­ner zei­tung) zu se­hen ist — und alle schei­nen schwer ge­schockt zu sein. eine se­rie die sug­ge­riert, dass ei­ner der ef­fek­tivs­ten und mäch­tigs­ten ge­heim­diens­te der welt neu­ig­kei­ten, die in ei­ner zei­tung ste­hen, aus dem fern­se­her er­fährt, kann und will ich ein­fach nicht ernst­neh­men. an­sons­ten der üb­li­che, lieb­lo­se in­sze­nie­rung­s­chrott aus hol­ly­wood: com­pu­ter­hack­ing mit ani­ma­tio­nen wie aus tron, ge­hei­me tref­fen in den ab­hör­an­la­gen­rui­nen auf dem teu­fels­berg und ro­meo-agen­ten die je­den und jede, mit dem sie in kon­takt tre­ten in null-kom­ma-nix ins bett und treu er­ge­ben be­kom­men. schrei­en­der un­sinn.

im ver­gleich sehr lie­be­voll in­sze­niert hin­ge­gen: izom­bie. eine ganz gut an­ge­leg­te ge­schich­te mit ei­ner (re­la­tiv) star­ken weib­li­chen haupt­rol­le, nach­voll­zieh­ba­ren zom­bies und kri­mi­nal­fäl­len. über den blöd­sinn, den die sto­ry im­mer wie­der ver­zapft kann ich gut hin­weg­se­hen, weils un­ter­halt­sam und nicht all zu stö­rend ste­reo­typ in­sze­niert und ge­schrie­ben ist. die se­rie be­dient kon­se­quent, aber re­la­tiv ge­konnt, das lieb­lings­re­zept mit­tel­gu­ter fern­seh­pro­duk­tio­nen: ein lan­ger ro­ter fa­den mit ent­wick­lungs­po­ten­zi­al und das ta­ges­ge­schäft wird mit fol­gen­lan­gen kri­mi­nal­fäl­len ab­ge­han­delt. so las­sen sich un­auf­wän­dig vie­le stun­den fern­se­hen ma­chen und zu­schau­er am ro­ten span­nungs­fa­den hal­ten. ich habe bis­her nur zwei oder drei fol­gen ge­se­hen, wer­de aber wohl noch ein biss­chen wei­ter gu­cken.

luke cage (auf net­flix) hat mir hin­ge­gen rich­tig gut ge­fal­len. in we­ni­gen ta­gen weg­ge­guckt und ob­wohl die pro­duk­ti­on teil­wei­se sehr of­fen­sicht­lich ein sehr spar­sa­mes bud­get hat­te, mach­ten das dreh­buch und der gross­ar­ti­ge mike col­ter das al­les mehr als wett. die hand­lung und die mo­ti­ve von luke cage blie­ben in je­dem mo­ment der se­rie nach­voll­zieh­bar, die bö­se­wich­ter ka­men bei­na­he an dare­de­vils wil­son fisk her­an.

mehr als eine fol­ge von tre­pa­li­um (auf net­flix) habe ich nicht aus­ge­hal­ten. an­ge­nehm fand ich das fran­zö­sisch, schlimm die däm­lich und durch­sich­tig auf­ge­bau­te ge­schich­te und die gröss­ten­teils schreck­li­che schau­spie­le­rei. sci­ence-fic­tion wie er mir ge­stoh­len blei­ben kann.

die zwei­te staf­fel nar­cos (auf net­flix) habe ich mir zwar bis zum ende an­ge­se­hen, aber es war ein biss­chen zäh. die se­rie ist wirk­lich gut ge­macht, ich habe das ge­fühl, sie ist zum al­ler­gröss­ten teil ak­ku­rat und im his­to­ri­schen rah­men, aber auch ein biss­chen ein­tö­nig, auch wenn sich buch und re­gie gros­se mühe ge­ben dem wahn von pa­blo es­co­bar und dem ame­ri­ka­ni­schen dro­gen­krieg ein biss­chen far­be ein­zu­hau­chen. das ist al­les lehr­buch­mäs­sig in­sze­niert und dra­ma­ti­siert und schafft es so­gar, wenn man die er­zähl­te ge­schich­te kennt, hier und da über­ra­schun­gen ein­zu­bau­en. an­de­rer­seits ist das al­les auch ir­gend­wie ab­stos­send, weil ich mich stän­dig da­bei er­wisch­te, mich mit arsch­lö­chern zu em­pa­thi­sie­ren. denn, und das ist der ei­gent­li­che witz, die se­rie han­delt fast aus­schliess­lich von arsch­lö­chern, auf al­len sei­ten.


an­ne will 30.10.2016

felix schwenzel in gesehen

aus ir­gend­ei­nem grund habe ich mir ges­tern die gan­ze sen­dung von anne will am 30.10 an­ge­se­hen. ich glau­be vor al­lem habe ich mir das an­ge­se­hen, weil ab­seh­bar war, dass zwei der gäs­te an­ein­an­der­ge­ra­ten wür­den: sa­scha lobo und man­fred spit­zer. je­mand schrieb mir, dass die sen­dung sehr wit­zig sei, weil sa­scha lobo spit­zer stän­dig bret­ter hin­hiel­te und er je­des ein­zel­ne mal sprän­ge.

spit­zers punkt sei, leg­te er in sei­nem er­öff­nungs­stem­ent aus­führ­lich dar, dass wenn es um kin­der und ju­gend­li­che gehe, „man“ sich fra­gen müs­se, wie lan­ge „man“ sie „da­vor“ schüt­zen müs­se. mit die­sem omi­nö­sen „da­vor“ meint er „di­gi­ta­le me­di­en“. die wür­den, und das sei to­tal klar, star­ke ri­si­ken und ne­ben­wir­kun­gen ha­ben: angst, ag­gres­si­on, auf­merk­sam­keits­stärung, de­pres­si­on, de­menz, sucht, „dia­be­tes noch da­zwi­schen“, schlaf­stö­run­gen, schul­ver­sa­gen. dar­über habe er „auch noch ein buch ge­schrie­ben“ und das sei wich­tig und nie­mand rede dar­über. die­se war­nung wie­der­hol­te er im lau­fe der sen­dung im­mer wie­der, le­dig­lich un­ter­bro­chen mit der auf­zäh­lung von „stu­di­en“ und re­gel­mäs­si­gen zwi­schen­ru­fen wie „falsch, ganz falsch“.

was dann tat­säch­lich amü­sant war: spit­zer da­bei zu be­ob­ach­ten wie er alle 10 mi­nu­ten in rage ge­riet und sei­ne ag­gres­si­on, auf­merk­sam­keits­stö­rung und talk­show­ver­sa­gen nicht mal in an­sät­zen ver­heh­len konn­te. sa­scha lobo konn­te spit­zer tat­säch­lich im­mer wie­der mit kur­zen, prä­gnan­ten sät­zen und punkt­ge­nau­en an­mer­kun­gen ge­zielt zur ex­plo­si­on brin­gen: „sie dif­fe­ren­zie­ren nicht“, „sie wol­len bü­cher ver­kau­fen und schü­ren da­für ge­zielt angst“, „sie ha­ben schlech­te um­gangs­for­men“. bei je­der ein­zel­nen die­ser an­mer­kun­gen hat­te ich das ge­fühl, dass man­fred spit­zer ger­ne auf sa­scha lobo los­ge­gan­gen wäre.

ne­ben ein paar be­find­lich­kei­ten und ab­seh­ba­ren state­ments („ich ver­su­che nicht nach halb sie­ben ein­kau­fen zu ge­hen!“ (leni breyt­mei­er), „wir brau­chen nicht mehr re­gu­lie­rung und bü­ro­kra­tie!“ (chris­ti­an lind­ner), „wir brau­chen mehr qua­li­fi­zier­te ar­beits­kräf­te!“ (bern­hard roh­le­der)) wars das im gros­sen und gan­zen auch schon. anne will ver­such­te hel­den­haft ab und zu fra­gen zu stel­len, de­ren ant­wor­ten si­cher er­hel­lend ge­we­sen wä­ren („was wür­den sie denn kon­kret vor­schla­gen?“), aber es wur­de schnell klar: be­ant­wor­ten woll­te ihre fra­gen nie­mand, nicht­mal in an­sät­zen. statt­des­sen ab­seh­ba­re state­ments, for­de­run­gen nach mehr und bes­se­rer bil­dung, be­find­lich­kei­ten und schreie von spit­zer, dass al­les falsch sei und alle kei­ne ah­nung hät­ten. ge­le­gent­lich ver­such­te sa­scha lobo (ver­geb­lich) „pflö­cke“ ein­zu­schla­gen und die dis­kus­si­on weg von theo­re­tisch-kon­stru­ier­ten sze­na­ri­en auf kon­kre­te pro­ble­me zu len­ken.

zum sen­dungs­the­ma „Schö­ne neue Ar­beits­welt - Ist der Com­pu­ter der bes­se­re Mensch?“ habe ich eine stun­de vor­her sehr viel mehr denk­an­stös­se und stoff zum nach­den­ken be­kom­men, als ich mir die fünf­te fol­ge west­world an­ge­se­hen habe.

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the jungle book (2016)

felix schwenzel in gesehen

vi­su­ell sehr be­ein­dru­ckend, die ge­zeig­ten ab­sur­di­tä­ten (spre­chen­de und sin­gen­de tie­re, un­be­rühr­te na­tur) wer­den ge­konnt mit der, gar nicht mal so däm­li­chen, hand­lung er­tränkt.

die bei­fah­re­rin war ein biss­chen ent­täuscht, dass der film nicht, wie der ge­zeich­ne­te vor­gän­ger, als mu­si­cal an­ge­legt war, ich war froh, dass nicht bei je­der ge­le­gen­heit ge­sun­gen wur­de. ich hab mir das ger­ne an­ge­se­hen, fühl­te mich gut un­ter­hal­ten und aus­ge­rei­chend ge­spannt und, wie ge­sagt, das er­staun­lichs­te war, dass der film es schafft we­nig ab­surd und au­then­tisch zu wir­ken. noch nicht mal der ge­le­gent­lich durch­schein­de pa­thos hat mir das ver­gnü­gen ver­gällt.