knallharte, grandiose verarschung von intellektuellen und „trendforschern“ aus holm friebes feder apple-schreibmaschine. holm friebe überspitzt die sehnsucht von schreibenden profilneurotikern, fremdwörter, promi- und intellektuellennamen in ihre texte zu stopfen bis sie bersten, so gekonnt, dass man einen absatz lang glauben könnte, der text sei ernst gemeint. gekonnt ist eben gekonnt.
auch gut möglich, dass holm friebe ein paar ausgaben des kunstforums und ausgedruckte matthias-horx-kolumnen gefrühstückt zerstückelt und neu zusammengesetzt hat, um seine fotos und kurzen anmerkungen vom NGORONGORO artist weekend in berlin mit text zu füllen illustrieren.
johnny und tanja haeusler machen was neues, eine tincon, eine internetkonferenz für teenager. finde ich super und ich bin wie immer beeindruckt vom pragmatismus und unternehmungsgeist der beiden.
alina fichter über netflix und reed hastings. schon was älter (november 2014) und redundant, wenn man die hastings-show auf der republica gesehen hat (auf der fichter hastings auf der bühne interviewte), trotzdem hab ichs gern gelesen.
die liste ist noch unvollständig und wird sicherlich noch mit ein paar weiteren listen von mir ergänzt. das sind aber ein paar der republica-vorträge, die ich gesehen habe und die mir gefallen haben.
die beste twitterlesung ever. eric „ nein “ jarosinski war einer der wenigen sprecher auf der #rp15, der das thema der #rp15 erst genommen — und darüber intensiv nachgedacht und gewitzelt hat.
ich habe mich sehr amüsiert, sehr gute witzdichte, abgerundet mit viel hintergründigkeit und abwechslung. sehr sympathisch auch, wie eric jarosinski immer wieder über seine eigenen witze lacht.
zuschauerfragen anhören ist ja eigentlich immer ein bisschen wie kommentare lesen. in diesem fall aber nicht, die sehr guten fragen aus dem publikum (zum besipiel: „was wollten sie eigentlich sagen?“) haben eric jarosinski zu noch besseren antworten inspiriert.
justin hall erzählt wie er seit über 20 jahren ins internet schreibt und dort lebt. habe ich gerne gesehen, nicht nur weil ich ihn schon vor über 20 jahren gelesen (oder besser: verfolgt) habe, sondern weil er auch ein wunderbares fazit aus seinen erfahrungen zieht:
alex matzkeit ( ab ungefähr minute 10 ) über die film-blogosphäre, die stärke schwacher verbindungen und das zusammenfügen von blasen. sehr schöne, sympathische und kurze aufhellungsrede, die man auch gut von der film-blogosphäre weggeneralisieren kann.
reed hastings erzählt seine und die geschichte von netflix. ich bin von seiner erzählung so geblendet, dass ich jede vorsicht und skepsis fahren lasse und ihm bei seiner version des amerikanischen traums jedes wort abnehme — obwohl seine geschichte fast alle stereotypen enthält, die so eine geschichte enthalten kann.
ich bin auch leider voreingenommen, weil ich von netflix so begeistert bin. alina fichter interviewt reed hastings nach seiner rede und stellt trotz offensichtlicher nervosität und merklicher bewunderung für netflix und hastings genau die richtigen fragen und hakt an genau den richtigen stellen nach.
obwohl hastings seinen auftritt als verkaufs- und werbeshow nutzt, ist das an keiner stelle unangenehm, wie er antwortet, erklärt und begründet zeigt an jeder stelle, dass er den wandel, sein geschäft und die fernsehkultur verstanden hat. sehr schön fand ich wie er auf alina fichter anmerkung antwortet, dass sie better call saul langweilig gefunden habe (ich finde das gegenteil trifft zu):
we should celebrate variety.
the internet is about diversity and taste.
ich fand das sehr sehenswert und nicht nur die fragen von alina fichter waren gut, auch die aus dem publikum.
statt einer rede an die nation, wurde auf der republica dieses jahr eine rede an die welt gehalten. alexander gerst hat die grossartigste rede gehalten, die jemals auf der republica gehalten wurde. auch wenn alexander gerst’s präsentation alles andere als pathetisch war, war ich am ende den tränen nahe.
sobald die videoaufzeichnung online ist, verlinke ich sie hier.
Hier die schönsten Formulierungen der sich verbal hervorragend ausdrückenden Referentinnen Carolin Meyer und Josephine Matthey:
“Die Internetrezension als Bühne, die auch als solche genutzt wird.”
“Auftritte erfolgen mit der Absicht, in die Sphäre der Sichtbarkeit einzutreten, so werden Wirklichkeiten konstruiert.”
“Generisches Femininum”
“In einer Rezension wird nicht zwangsläufig immer nur das Produkt beschrieben, sondern auch die persönliche Freude am gelungenen Bestellen.”
Wie man hier vielleicht merken kann, hat man etwas verpasst, wenn man den Vortrag nicht gesehen hat.
kommt ihr alle zu meinem vortrag heute abend um 17:30 uhr auf der bühne 2? ich rede zwar gar nicht wirklich über kognitive dissonanz, habe aber 99 sehr geschmackvolle folien vorbereitet, unter anderem über verdauung, die ich in ungefähr 30 minuten abspulen werde.
auf c64.superdefault.com hat karsten wiese einen c64-bildgenerator gebaut. also ein dings, dass beliebige bilder auf die 160 x 120 pixel grossen bilder mit 16 farben runterrechnet, die damals ein 6c4 anzeigen konnte. so kann das dann aussehen:
Wenn [Google] den Verlagen helfen wolle, dann „könnte Google doch einfach das Leistungsschutzrecht akzeptieren.
Mit dem Geld könnten die Verlage dann auch in digitale Innovationen investieren“. Google hatte vergangene Woche angekündigt, mit einer 150 Millionen Euro schweren „Digital News Initiative“ Innovationen im digitalen Journalismus fördern zu wollen. An der Kooperation, die mit acht Gründungsverlagen gestartet ist, sind inzwischen diverse Medienhäuser in Europa beteiligt, unter anderem DER SPIEGEL.
als die verlage in geld schwammen, weil sie dienstleistungen und werbeflächen nahezu konkurrenzlos anbieten konnten, hatten verlage kaum interesse an innovation oder veränderung des anzeigenmarktes. dass axel springer seinen konzern jetzt angesichts der krise und absehbar einbrechender auflagen und erlöse im klassischen geschäft auf digital und innovativ trimmt, hat also weniger mit geld zu tun, als mit konkurenz. mein eindruck ist ja, dass man mit dem leistungsschutzrecht die hoffnung verknüpft, diese konkurenz wieder auszuschalten um endlich mit diesem anstrengenden wandel schluss zu machen. ausser natürlich, man definiert bei springer innovation als die schaffung von rechtsunsicherheit, bürokratie, zwangsabgaben und verwertungsgesellschaften.
immerhin ist christopher lauer offenbar das geld wert, dass man ihm bei axel springer zahlt; die realitätsverzerrung fürs leistungsschutzrecht bekommt er schon ganz gut hin, auch wenn sich das bis jetzt noch ein bisschen papageienhaft anhört.
die sendung ist geogeblockt, kann man also nur mit einem VPN oder anderen technischen massnahmen sehen, aber wer es tut, sieht einen sorgfältig argumentierenden jon stewart der solange gegen eine mauer des leugnens anrennt, bis er „unendlich traurig“ zurückzuckt und judith miller verabschiedet und die hand reicht.
langer, nicht ganz unkomplizierter text über das evolutionäre wettrüsten zwischen krankheitserregern und dem imunsystem und die hoffnungem, rückschläge und dilemmata, die durch behandlung und forschung dieser erreger (hier das HIV-virus) entstehen.
über 15tausend zeichen, aber ich fand den text von daniel a. gross (@readwriteradio) lesenswert, weil er nicht nur den stand der forschung gut wiedergibt, sondern auch die geschichten und die menschen hinter der forschung sichtbar macht. ohne pathos und ohne überflüssige schicksalssosse.
den link oben habe ich, wie immer, ganz regulär als link gesetzt:
hinter dem link steckt ein kurzer javascript-befehl, der javascriptcode von embedly.com nachlädt. embedly macht dann aus dem einfachen link eine illustrierte, bunte einbettung. das sieht man allerdings nur bei aktiviertem javascript (also zum beispiel nicht in RSS-readern) und das sähe dann so aus:
wunderbar, bis auf die tatsache, dass dieses embed, wie übrigens fast alle einbettungsmechanismen, tonnenweise (javascript) code von dritten laden. damit werden dann bilder, weitere scripte, tracker, zählcodes, cookies nachgeladen, also all das, was aufrechten datenschützer schlaflose nächte bereitet (so sähe es übrigens ohne javascript aus). das ist bei embeds von youtube- oder vimeo-videos so, bei eingebetteten tweets, facebook like- oder share-buttons und so weiter und so fort.
ich versuche hier eigentlich solche tracker zu vermeiden und solche datennachlader hinter einem klick zu verbergen. youtube-videos bette ich so ein (beispiel), meine flattr, share-, like- oder tweet-buttons sind alle unter slidern versteckt und laden ihren schadcode erst nach aufforderung durch einen klick. bei tweets bin ich eher inkonsequent, denen hänge ich auch den twitter-javascript-schnipsel an. blocken kann man das natürlich alles browserseits, zum beispiel mit ghostery (details und hintergründe dazu habe ich mal vor einem jahr aufgeschrieben und besprochen).
was ich eigentlich sagen wollte: hübsch dieses embedly, damit kann man sehr ansprechend beliebige links aufhübschen, aber einbetten nervt auch ein bisschen. ich versuche mir deshalb meine einbettungscodes soweit möglich selbst zu bauen. mein selbst zusammengedengelter code für twitter sieht übrigens ohne javascript nachladung von twitter.com so aus (und so mit):
funktioniert auch ohne nachträgliche javascript-aufhübschung. nennt man das dann als html-kenner graceful degredation oder progressive enhancement of graceful stuff?
theoretisch kann ich mir sogar vorstellen für meine artikel hier einbettcode anzubieten. das könnte dann so aussehen. ich weiss zwar nicht warum jemand einen ganzen artikel von mir einbetten wollte, aber es beruhigt mich zu wissen, dass es geht.
ich bin sehr froh, keine regelmässigen, langen autofahrten machen zu müssen. und wenn doch lade ich mir stundenweise podcasts aufs telefon und gehe sicher, dass das auto die auch abspielen kann. autoradio ist die hölle.
matt akins beschuldigt einen spiele-verlag, sein spiel geklaut zu haben. seine belege scheinen schlüssig, seine sprache ist etwas derb, aber weil er in seinem (langen) text einen weiten bogen spannt, ist er ganz lesenswert.
es erscheint so, als ob es probleme mit einigen sensoren der apple watch gibt, wenn sie auf tätowierungen aufliegen. sicher ist jedoch, dass tätowierungen probleme bei der magnet-resonanz-tomographie verursachen können. so können sich tätowierungen mit metallhaltigen farben abwandeln oder unangenehm erhitzen.
hab ich noch nicht ausprobiert, aber witzig finde ich das schon: das zweite rezept ist ein rezept für geröstete karteoffelschalen (an salat). kartoffelschalen!
das was rauskommt, wenn man flüssiges aluminium in eine wassermelone kippt, sieht fast so schön aus, wie wenn man flüssiges aluminium in einen ameisenhaufen kippt.
lawrence weschler über oliver sacks. anlässlich der in kürze veröffentlichten autobiografie von oliver sacks, veröffentlicht lawrence weschler auch ein paar notizen seiner frühen gespräche mit ihm:
He respects facts, he tells me, and he has a scientist’s passion for precision. But facts, he insists, must be embedded in stories. Stories—people’s stories—are what really have him hooked.
Sacks has no romantic love of the irrational, nor does he worship the rational. He speaks of their inter-penetration, as of a garden—delirium, bounded and tamed back just enough to allow for humane living. The irrational needs to be mastered into personality. But at the same time, those who have been visited by these irrational firestorms, and surmounted them, are somehow deeper human beings, more profound persons, for the experience.
“Part of this time I spent in California, doing my residency at U.C.L.A. I lived on Venice Beach, disguised to myself as a muscle builder at the open-air jungle gym. I was quite suicidal: I took every drug, my only principle being 'Every dose an overdose.’ I used to race motorcycles in the Santa Monica Mountains. Apparently I created something of a ruckus at the U.C.L.A. hospital: I would take some of the patients, the M.S. victims and the paraplegics who hadn’t moved in years—they’d ask me and I’d take them out, strapped to my back, motorcycling in the mountains.
Olga, who has Parkinson’s, gets wheeled in. Oliver asks her to stand up, and she has a terrible time, struggling to rise up from her wheelchair—but then Oliver has her sit down, and he holds out two hands, a single extended finger protruding from each, and she clutches the fingers and gets up effortlessly. “See: you share your action with them,” he comments to me.
als ich sacks bücher zum ersten mal las, waren sie eine offenbarung. eine offenbarung wie man menschen betrachten und verstehen kann und was man alles über menschen verstehen kann, wenn man empathie, verständnis und zuneigung zu ihnen hat.
dieser artikel von lawrence weschler ist wie alles von und über oliver sacks sehr lesenswert.
ich teile die einschätzungen die sandro gaycken in diesem artikel formuliert nicht, finde es aber unendlich wichtig, genau solche meinungsbeiträge zu lesen und zu erkennen, dass es eben auch andere mehr oder weniger sinnvoll begründete sichtweisen zur spionage gibt. und natürlich soll man solche beiträge nicht nur lesen und zur kenntnis nehmen, sondern sich ernsthaft und unpolemisch mit ihnen auseinandersetzen.
was ich wirklich sehr in deutschland vermisse ist die amerikanische denksportart der formalen debatte. in solchen debatten argumentieren die teilnehmer nicht unbedingt für ihre überzeugungen, sondern für eine position, die eben nicht ihren überzeugungen entsprechen muss. insofern ist sandro gayckens beitrag bei der faz sehr wichtig, bzw. mindestens anregend. und so sollte man auch drauf reagieren, nicht empört sondern angeregt dagegen (oder dafür) argumentierend (was ich mir heute jedoch erspare).
The best menus account for the psychological theory known as the “paradox of choice,” which says that the more options we have, the more anxiety we feel. The golden number? Seven options per food category, tops (seven appetizers, seven entrees, etc.). “When we include over seven items, a guest will be overwhelmed and confused, and when they get confused they'll typically default to an item they’ve had before,” says menu engineer Gregg Rapp. No shame in sticking with what you know, but a well-designed menu might entice you to try something a bit different (and a bit more expensive).
gunnar sohn polemisiert gegen die konfuse digitalstrategie der deutschen politik. zu recht. dabei sind ein paar interessante informationsbröckchen:
Amazon taucht in den deutschen Handelsstatistiken gar nicht auf. Der Online-Händler entzieht sich der Branchen-Segmentierung:
„Das hängt damit zusammen, dass es eben ein ganz anderes System ist. Amazon geht nicht über Branchen, sondern es geht über die individuell massenhafte Beziehung zu Kunden“, betont Wippermann.
das 250 jahre alte design einer pendeluhr geht tatsächlich, wie john harrison vor 250 jahren behauptete, auch nach 100 tagen auf die sekunde genau.
ich frage mich ja, ob man das vor 250 jahren überhaupt hätte messen können — und wenn ja, wie?
konrad lischka hat alain de booton im urlaub gelesen und glaubt darin neue ideen für einen besseren anderen journalismus entdeckt zu haben. ich persönlich glaube ja … — ach egal. das würde jetzt zu lang werden.
x-ray delta one ist einer der wenigen flickr-benutzer die ich per RSS abonniert habe. heute bin ich dort über einen stapel 60er-jahre architekturbilder gestolpert, die unter anderem zeigen wie glänzend die zukunft früher ausgesehen hat.
hier gibt's ganz gute sushi-rezepte. vor allem das hier würde ich gerne mal ausprobieren. das hier war so lala (aber ich habe auch bresso statt frischkäse verwendet).
diesen artikel habe ich meinem vater per email geschickt, weil der sich für pyramiden interessiert. ich fand das aber auch faszinierend. es gibt noch so viele geheimnisse in der welt. und quecksilber unter pyramiden.
heather „dooce“ armstrong hört auf professionell zu bloggen. kottke schreibt sie wolle nur noch „zum spass“ schreiben, sie selbst drückt das ne spur differenzierter aus:
I'd like to get back to the reason I started “living online” in the first place: writing for the love of it, writing when the story inside is begging to be told.
beunruhigenderweise deutet auch kottke selbst eine gewisse blog-müdigkeit an:
I thought I would do my site professionally for the rest of my life, or at least a good long while. The way things are going, in another year or two, I'm not sure that's even going to be an option.
ich bin mir relativ sicher, dass ich bis zu meinem lebensende hier ins internet schreiben werde. das ins internet-schreiben war und ist nach wie vor ein teil meiner verdauung — und warum sollte ich aufhören meine verdauung einzustellen? etwas apetitlicher ausgedrückt, wäre bloggen ins-internet-schreiben wie kochen, würde ich als profi-koch wahrscheinlich auch nach ein paar jahren ansätze von müdigkeit spüren. da ich aber vor allem für mich (und meine familie) koche, gehe ich davon aus, das bis an mein lebensende zu tun. von gelegentlichen restaurantbesuchen oder essenseinladungen natürlich abgesehen.
ich habe heute früh für ronnie grob6vor9 gefüllt und darin zwei ungeheuerlichkeiten begangen: ein <blockquote> verwendet und ein generisches maskulinum mit einem generischen femininum ersetzt. hier ein repost, hier das original:
anlässlich des 10-jährigen youtube-jubiläums erinnert ron amadeo daran, dass youtube es beinahe nicht geschafft hat:
Survival for the site was a near-constant battle in the early days. The company not only fought the bandwidth monster, but it faced an army of lawyers from various media companies that all wanted to shut the video service down. But thanks to cash backing from Google, the site was able to fend off the lawyers. And by staying at the forefront of Web and server technology, YouTube managed to serve videos to the entire Internet without being bankrupted by bandwidth bills.
At that point, many didn't expect the company to survive. Early Net entrepreneur Jason Calacanis wrote “YouTube is not a real business” and compared it to Kazaa and Napster. Dot-com billionaire Mark Cuban expected the site would be “sued into oblivion” and said that “only a moron would buy YouTube.”
christoph kappes hat nach längerer zeit mal wieder ein gedrucktes magazin in der hand und stellt fest:
Ich habe also verlernt, Magazine zu lesen. Und noch mehr: das Teilen (sharen) ist mir eine so selbstverständliche Handlung geworden, dass ich gar nicht weiß, warum ich Print lesen soll, kann ich doch diese wichtige Funktion damit gar nicht vornehmen. Warum soll ich lesen, was ich nicht teilen kann? Warum soll ich lesen, was ich nicht kopieren kann, was ich nicht kommentieren kann [...].
georg seeßlen beobachtet eine boulevardisierung der seriösen „bürgerlichen presse“:
Die Nachricht wird an drei emotionale Zentren gebunden. Das Private (die Geschichte eines tragischen Menschen vielleicht, die Vorführung der Opfer und ihrer Angehörigen), das Allgemeine (was machen „wir“ jetzt mit unserer Flugangst?, die Rückkopplung zu anderen Katastrophen im kollektiven Gedächtnis, „unsere“ Sicherheit) und schließlich, besonders perfid, das Nationale. Das furchtbare Unglück der Germanwings „rührt am Selbstverständnis des Konzerns - und der Nation“. So die Zeit. Das Eindringen in die Privatsphären möglichst vieler Menschen und das Aufblähen zum „Selbstverständnis einer Nation“ sind offensichtlich die beiden emotionalen Pole, zwischen denen nahezu alles möglich ist, was aus dem Wörterbuch des unmenschlichen Journalismus denkbar ist.
Dabei werden die Tricks der Nachrichtenerzeugung aus mehr oder weniger nichts immer selbstzerstörerischer. Nur ein Beispiel: Die Boulevard-Zeitung mutmaßt etwas. Das Internet-Portal eines „seriösen“ Nachrichtenmagazins zitiert diese Mutmaßung. In der dritten Runde werden aus der Mutmaßung und deren Zitierung, „Informationen“, die diesen beiden Medien zugeschrieben werden, in der vierten Runde ist daraus schon eine „Erkenntnis“ geworden. So wie der Mensch, der von den Medien befragt wird, nur das widergeben kann, was er aus den Medien weiß, und das, was er nach seiner Erfahrung glaubt, dass die Medien von ihm erwarten, reichen die Medien unter dem Motto („nach Informationen von“, wie ... erfahren haben will, in einem Gespräch mit... sagte“) beständig Nachrichten-Joker im Kreis herum.
rené martens über teilweise unübersichtliche und intransparente kooperation von öffentlich-rechtlichen medien und privaten verlagen:
Beim Thema IS arbeitete das Politmagazin [Report] aus München bisher nicht nur mit der Zeit zusammen, sondern mehrmals mit der FAZ, die gern gegen den NDR/WDR/SZ-Verbund wettert. FAZ und Report waren Anfang 2014 die Ersten, die über Islamisten berichteten, die aus Deutschland in den Krieg nach Syrien zogen. Der IS-Terror scheint zu Kooperationen zu motivieren.
alvar freude meint, dass die spiegel-redakteurin im falle seibert media weniger die firma falsch darstellen wollte, als auf eine informantin (m/w) reingefallen sei, die sauer auf das unternehmen sei.
15000-zeichen hymne von ji-hun kim auf den neuen avengers-film, unter berücksichtigung des gigantischen, neuen disney-, marvel-, pixar- und star-wars-imperiums.
Seit ein bisschen mehr als zwei Jahren also gehören die großen Helden der Kindheit Disney (eine vor zehn Jahren unvorstellbare und absurde Situation). Und vor allem beim Marvel-Franchise bemüht man sich seit 2009 um eine besonders komplexe Verquickung aller Superhelden-Charaktere und ihrer Geschichten. Referenzen hier, Anspielungen dort. Kurz: Wer im Thema drin bleiben will, sollte alle Filme gesehen haben. Auch wenn man vielleicht gar kein Fan von Captain America ist - wer etwas über die Geschichte des Geheimdiensts S.H.I.E.L.D erfahren will, muss sich auch transusig-patriotischen Militär-Doping-Quatsch geben können. Bindung verpflichtet.
dasnuf über ein geschenktes halstuch mit einem QR-code.
QR-Codes spielen in meinem Leben kaum eine Rolle. Ich hab einmal einen gescannt, damit ich das auch gemacht habe. Der QR-Code klebte in einem Schaufenster eines Friseurladens neben den Öffnungszeiten und führte auf eine mobil kaum lesbare Website, welche die Öffnungszeiten des Friseursalons zeigten.
schon der zweite schlachtlink innerhalb einer woche. diese home-slaughter-story von manfred klimek und janine stengel ist ohne pathos aber sehr plastisch geschrieben. gut zu lesen, auch wenn es vor allem ums töten und fressen geht.
Auf dem Bauernhof ist es nur in Kinderbüchern schön. Auf dem Bauernhof treiben es Hühner und Enten zwischen Traktoren und gestapelten Reifen, auf dem Bauernhof schlingt die Katze eine Maus hinunter und starrt dabei unverwandt in dein Gesicht, auf dem Bauernhof frisst die Schweinemutter eines ihrer Ferkel auf, das sie irrtümlich erdrückte. [...] Auf dem Bauernhof ist nichts lustig; Bauernhof und Bauer sind mit unserer von sichtbarem Leid und Tod weitgehend befreiten Welt inkompatibel. Auf dem Bauernhof wird öffentlich gestorben. Und es riecht streng.
Zur Stunde werden in Bielefeld die Big Brother Awards verliehen. Neben deutschen Ministerien und Geheimdiensten sind diesmal auch Preisträger US-amerikanischer Prägung dabei, für die das Wort Datenschutz ein Fremdwort ist.
schade dass die redaktion diesen lokalzeitungs-anreisser über den ansonsten guten detlef-borchers-artikel gesetzt hat. zumal es eben nicht nur eine doofe formulierung ist bei kulturellen unterschieden von „fremdspache“ zu reden, sondern vor allem eine binse: natürlich ist in den USA das wort „datenschutz“ ein fremdwort. so wie „dumbfuck“ bei uns ein fremdwort ist.
karin steinberger über die 25jährige maria langstroff:
Den Vater hat einmal ein Arbeitskollege gefragt, ob das seine Tochter sei, so eine Große, Hübsche, mit einem Frauenpower-Schild am Rolli. Die sei immer so fröhlich. Der Vater sagt: „Ich weiß nicht, wie man mit so einer Krankheit so fröhlich sein kann. Aber sie konnte es. Da hatte sie noch nicht so viele Erfahrungen mit ihren Mitmenschen gemacht.“ Andererseits. „Seit wir zu ihr hinfahren, haben wir noch nie gehört: Mir geht's gut. Wäre ja auch gelogen.“
toller text. ich hätte ihn allerdings mit diesem zitat von maria langstroff überschrieben:
faszinierendes konzept, mit dem politico in europa antreten möchte. leider springer.
Politico wagt das größte Experiment in der europäischen Medienszene seit Gründung der Gemeinschaft. Bisher sind die Medien national ausgerichtet: Deutsche Reporter berichten für deutsche Leser aus Brüssel. Genauso machen es Franzosen, Spanier, Italiener. Die US-Amerikaner von Politico wollen den europäischen Markt mit dem gegenteiligen Konzept erobern. „Wir machen Nachrichten für alle, die großes Interesse an Entscheidungen haben, die in der EU fallen und dabei nicht die nationale Perspektive lesen wollen“, sagt Florian Eder, Mitglied der Politico-Chefredaktion, früher EU-Korrespondent der Welt. Brüssel soll als europäische Hauptstadt im Zentrum der politischen Nachrichten stehen so wie Washington als US-Hauptstadt.
ein mann, der offensichtlich ein metzger ist, zerlegt ein rind. einige mögen das eklig finden oder nicht ansehen wollen, aber so werden steaks und das hackfleisch für burger nunmal gemacht. und dafür dass man hier einen metzger bei der arbeit zusehen kann, ist das alles erstaunlich unblutig und beinahe appetitlich. aber vor allem unfassbar effizient.
wunderbar ironisch, eine liste der BBC warum wir listen gut finden. ich habe das mal zusammengefasst und eingedeutscht, lohnt sich trotzdem das original zu lesen.
vorhersehbarkeit: wir wissen was uns erwartet
unwiderstehlichkeit: wenn es schon diese liste gibt, dann will ich die auch nicht verpassen
verdaulichkeit: das lesen von listen strengt nicht besonders an
effizienz: wir erwarten und wissen, dass listen schnell zu konsumieren sind und können meist direkt nutzen daraus ziehen
erfassbarkeit: listen lassen sich mit wenigen blicken erfassen
orientierung: wir wissen wo wir stehen (wenn wir listen lesen)
spieltrieb: listen machen (manchmal) lust zum mitdenken: was könnte der nächste punkt der liste sein?
selektive wahrnehmung: wir mögen es recht zu haben und listen erleichtern uns das überlesen von dingen die uns nicht interessieren
endgültigkeit: listen wirken definitiv
schreibfreundlichkeit: journalisten lieben es listen zu schreiben: statt einen artikel sorgfältig zu strukturieren, die absätze aufeinander zu beziehen und an übergängen zu feilen, geben listen bereits die grundstruktur vor. und über den schlusssatz muss man auch nicht nachdenken, listen hören irgendwann einfach auf.
arbeitstitel der sendung ist das familienmagazin. damit ist die sendung zwar noch namenslos, aber eigentlich finde ich den titel schon nicht schlecht. die familiensendung wäre noch einen tacken doppeldeutiger und zum sendernamen passend.
das thema familie (und kinder) ist zwar nicht so mein (blog) thema und blogs die das zum thema haben, werden oft als muttiblogs abgetan. warum das thema aber durchaus interessant sein kann, zeigt dasnuf, finde ich, immer wieder sehr beeindruckend in ihrem blog. zum beispiel mit ihrem letzten blogeintrag …
… wo das nuf über unsere imperfekten körper und deren wahrnehmung schreibt:
Kind 2.0 ist offenbar in die Phase gewachsen, in der Körper keine Werkzeuge mehr sind, sondern irgendwie bewertet werden müssen.
Ich finde das erschütternd.
Mein Kind ist die Sportskanone der Familie. Total drahtig und besteht quasi nur aus Muskeln. Isst wie ein Vögelchen und klettert den ganzen Tag auf Bäume und plötzlich fragt es mich beim Abendessen: „Findest du mich dick?“