diese serie ist vollgeladen mit stereotypen, flachen und vorhersehbaren charakteren und inszeniert eine art befehlsketten-, patriotismus- und US-militär-überlegenheits-porno. trotzdem hab ich mir die ersten acht folgen dieser serie gerne angesehen.
genau betrachtet zeigt die serie aber nichts anderes als das, was battlestar-galactica (minus zylonen und weltraum) oder star-trek (minus tiefgang und weltraum) auch inszenieren: eine ode an das militär und aufrichtige, patriotische kommandeure die für das gute kämpfen. gut und böse ist in diesen serien immer sehr kontrastreich gezeichnet und der kampf des guten fast immer gerecht.
durch die fehlende abstraktion des amerikanischen militärs, schlägt bei the last ship der amerikanische patriotismus-pathos relativ stark durch. aber das ist bei 24 oder homeland ja nicht anders. da kann ich es aber auch innerlich weg-abstrahieren.
vor ein paar tagen analysierte thomas steinschneider die widersprüchliche darstellung und manipulative sprache von journalisten am beispiel der berichterstattung über die ukraine und russland:
Diese manipulierte Sprache, diese selbstwidersprüchlichen Aussagen, immer und immer wieder zu Gunsten der „atlantischen“ Sichtweise - das ist keine Propaganda? Das sind alles nur einzelne, kleine Versehen, wie sie halt immer mal vorkommen? Gut, nehmen wir an, wir haben es hier tatsächlich nicht mit Propaganda zu tun. Wenn solche Fehler unterlaufen, dann ist allerdings die Mehrheit der Journalisten so komplett unprofessionell und inkompetent und ahnungslos in dem, was sie sagen, daß sie von politischer Berichterstattung lieber die Finger lassen sollte.
tatsächlich fällt mir auch immer wieder das gleiche zitat von josef joffe ein, wenn ich vorwürfe höre, die deutsche presse sei gelenkt oder beteilige sich an propaganda:
Versuche nie durch Konspiration zu erklären, was auf Chaos oder Inkompetenz zurückgeführt werden muss.
inkompetenz und chaos sind zwei entscheidende mitspieler in der welt der publikationen (ich nehme blogger oder mich selbst da nicht aus). am auffälligsten ist diese inkompentenz natürlich bei weitreichenstarken publikationen. und eben auch am tragischsten, weil sie damit das gegenteil von aufklärung bewirken.
ein weiteres schönes bespiel von ahnungslosigkeit und desinteresse an logik hat friedrich leist im spiegel entdeckt:
der spiegel titelt angesichts irgendeiner statistik, dass „Weiße Schüler an US-Schulen erstmals in der Minderheit“ seien. das ist auf so vielen ebenen dumm, unlogisch und schwarz/weiss gedacht, dass man gar nicht weiss wo man anfangen soll. vielleicht bei der definition von minderheit? spiegel-online verfängt sich hier auf grandiose weise in einem wort-labyrinth:
Zwar stellen weiße Amerikaner weiterhin die größte gesellschaftliche Gruppe an den Schulen im Land. Doch zahlenmäßig gesehen sind die Minderheiten in der Mehrheit - zusammen stellen sie 50,2 Prozent.
die mehrheit ist eine minderheit, weil die minderheiten in der mehrheit sind? meine güte, fällt die blödsinnigkeit dieser aussage eigentlich niemandem beim gegenlesen auf?
für eine bessere erklärung der blödsinnigkeit und weiss-fixierte eurozentrizität dieses quastsches, lohnt es sich das video von hari kondabolu anzusehen, der das wunderbar und witzig erklärt (ab ca. minute 3:28):
aber auch gleich im ersten absatz des spiegel-artikels versteckt weiterer blödsinn:
Die Zusammensetzung der Schülerschaft in den USA wandelt sich. Schüler ohne Migrationshintergrund sind zu Beginn des neuen Schuljahres im Herbst erstmals in der Minderheit.
es gibt in amerika schüler ohne migrationshintergrund? hat bei spiegel-online wirklich niemand davon gehört, dass die vorfahren fast aller amerikaner migranten sind? oder meint der autor allen ernstes, das bei menschen, deren migrationshintergrund ein paar hundert jahre alt ist, dieser hintergrund verblasst? wenn das so ist, warum verblasst der migrationshintergrund von dunkelhäutigen menschen nicht, deren „migration“ (oder verschleppung) auch teilweise bereits ein paar hundert jahre zurückliegt? ist das ein rein „weisses“ privileg, seinen migrationshintergrund verblassen zu lassen?
beim nachdenken über den oben zitierten satz frage ich mich tatsächlich, ob das noch unwissen und inkompetenz ist, oder ob in diesem satz vielleicht doch übler rassismus und herrenmenschentum durchschimmert.
natürlich sind schreiende dummheit und ausgespägte wissenslücken, anthropo-, ego- oder eurozentrizität nicht auf journalisten beschränkt. aber bei denen fällt es dank der neuen verbreitungswege heutzutage besonders auf. deshalb wäre es vielleicht gar nicht so schlecht, vielleicht neben den fakten, auch hin und wieder mal die perspektive vor (oder nach) der veröffentlichung zu überprüfen. oder bei der anstellung von journalisten auf lernfähigkeit zu achten, nicht nur auf bildungsabschlüsse.
Ich würde mir nur wünschen, dass man merkt, dass man gerade auf Twitter immer nur winzige Ausschnitte aus einem Leben, aus der Gedankenwelt und dem Gefühlen eines Menschen sehen kann. Und das man sich auch einfach mal fragt, ob das, was da steht, auch so gemeint war. Ob der eigene Ironie-Detektor vielleicht falsch kalibriert ist. Oder man einen schlechten Tag hat. Oder vielleicht der andere. Und ebenso sollte man überlegen, ob die Formulierung oder Witz vielleicht auch mal schief angekommen kann. Und das man sich keinen Zacken aus der Krone bricht, wenn man sagt “Sorry". Oder tief durchatmet und ein Katzenfoto postet.
ich hätte es übrigens witzig gefunden den text von don dahlmann wie folgt anzukündigen: „meine güte, was für ein durchdifferenziertes arschloch!“
aber diese art witze versteht niemand mehr. deshalb lass ich solche witze seit einigen jahren auch sein. entpersonifiziert funktionieren arschloch-ironie-witze aber immer noch: siehe meinen neun jahre alten artikel „freundlich sein“
alan posener weiss nicht was und ob sein „Kollege und Freund“ harald martenstein meint.
Ich weiß, dass Sie es nicht so meinen, lieber Harald Martenstein. Weiß ich das wirklich? Wie meinen Sie es denn?
ich glaube am beispiel von poseners text kann man ganz gut erkennen was das problem mit martenstein ist (dessen texte mir früher grosse freude bereitet haben): martenstein missversteht texte absichtsvoll und (unter anderem) posener versteht nicht, dass ein intelligenter mensch so handeln kann.
Nein, Opfer von Verbrechen und deren Angehörige werden aus gutem Grund nicht gefragt, wie die Täter ermittelt und bestraft werden sollen. Würde das getan, würden reihenweise Verdächtige gefoltert und Täter hingerichtet. Auge um Auge wäre das Prinzip, und das Ergebnis wären Rache und Gewalt. Deswegen gibt es Gesetze und Gerichte, die nüchtern abwägen. Und die haben entschieden, Mautdaten nicht zu verwenden, da der Preis, den die Gesellschaft dafür zahlen müsste, zu hoch ist.
das stimmt leider alles, jimmy fallon erfindet mit seiner jovialen art late night quasi neu. dieses video erklärt, was an fallon-gucken so toll ist unterhaltsam sein kann, insbesondere ab sekunde 228 sieht man, was ich meine.
Drugs in contemporary America are like prostitutes in Victorian Europe: Life could not go on without them, everyone depends on them one way or another, but no one ever thanks them. They don’t fit in with the global lie we tell about this life.
als ich gestern das timelapse-video sah, das jason kottke bei sich eingebettet hat und in hohen tönen lobte („The Western conception of North Korea is of a place frozen in time, so the time lapse view is highly instructive.“), hab ich mich schon ein bisschen gewundert, weil das video auf mich sehr schönfärberisch bis propagandistisch wirkte. dankenswerter weise hat kottke kritik am video nachgetragen.
das beste an diesem artikel von anke domscheit berg ist die überschrift. der rest ist, vorsichtig formuliert, enttäuschend. ein untrügliches warnzeichen für mangelhafte textqualität, ist der gebrauch von mehr als einem satzzeichen hintereinander, dem sogenannten deppenausrufezeichen.
wenn anke domscheit berg dann aber die zivilgesellschaft als zu doof für die rettung der demokratie erklärt („[Diese Wahrheit] nicht ausreichend verstanden“) und ausgerechnet meint, dass die sendung von markus lanz „eine gute Gelegenheit für diese Art von Aufklärung“ sei, dann ist auch meine vorletzte hoffnung zerplatzt, dass sich in der piratenpartei auch kluge köpfe finden lassen.
daniel köhler spricht mit christopher lauer, in einem uslarisch angehauchten, kommentiertem interview. hab ich gerne gelesen und wieder mal ein bisschen verständnis für jemanden gewonnen, der mich in der regel von vorne bis hinten verstört. möglicherweise ist das interview von christopher lauer mit holger klein in dieser hinsicht noch aufschlussreicher, aber nachdem ich 22 vielversprechende minuten dort reingehört habe, hatte ich keine gelegenheit mehr, mir die restliche stunde anzuzuhören.
wo ich aber daniel köhler widersprechen muss: lauer ist kein pfau. wenn ich christopher lauer mit einem tier vergleichen müsste, wäre er zoo-pavian. auf dem affenfelsen fühlt er sich nicht unwohl, ist sich aber durchaus bewusst, dass jede bewegung von ihm von gaffern beobachtet wird. er weiss, dass er hin und wieder mit nüssen oder apfelstückchen geworfen wird. er weiss auch, dass er dem publikum, aber auch den anderen pavianen, zeigen muss, dass er alpha ist. deshalb startet er alle 10 bis 20 minuten laut schreiend und rennend scheinangriffe auf andere affen und alphas. vor allem aber ist sich lauer neben all dem imponiergehabe nicht zu schade dafür, sich auch mal zum affen zu machen.
reinhard breidenbach von der mainzer allgemeine zeitung räumt erstmals ein, zitate von michael hartmann gefälscht zu haben.
sollte im vorhergehenden satz der anschein entstanden sein, dass reinhard breidenbach gesagt habe, er sei ein zitatefälscher, bedauere ich das. denn mit reinhard breidenbach habe ich weder geredet, noch hat er gleichlautendes selbst geäussert. ich habe mir den satz einfach aus dem arsch gezogen.
wolfgang michal zeigt, dass der BND schon immer das ziehkind der US-geheimdienste war:
Die deutsch-amerikanische Geheimdienst-Kooperation existiert seit fast 70 Jahren. Ohne diese „Kooperation“ gäbe es den BND gar nicht. Denn der BND ist das Zieh- und Hätschelkind der US-Army und später der CIA gewesen. Sinnigerweise lautete der interne CIA-Deckname „DAD“, zu deutsch: Papi.
das kann man möglicherweise auch bald auf heftig.co, mit einer hochgejazzten überschrift, sehen. ich fand das video von zwei damen, die das strandzelt und die strandstühle von irgendwem zu klauen versuchen, einfach witzig. auch wenn das ende etwas überraschend ist.
lucky strike hat das moderne äquivalent zur marlboro-werbung erfunden. so wie niemand kaum jemand der marlboro raucht, auf einem pferd durch den amerikanischen westen reitet, wird niemand kaum jemand der luky strike raucht, facebook nicht benutzen. aber die vorstellung das leben zu geniessen, so wie ein cowboy seine pausen oder seinen feierabend geniesst, schien für sehr, sehr viele menschen sehr attraktiv zu sein. genauso ist die vorstellung für sehr, sehr viele menschen sehr attraktiv attraktiv zu sein scheint, mal dem alltagsrauschen, dem geschnatter des netzes zu entfliehen — auch wenn das de-fakto kaum jemand jemals macht.
Aber meine Vermutung ist auch schon lange, dass ein hoher Frauenanteil in Führungskreisen genau nicht dazu führt, dass Frauen und das, was sie tun, in den Fokus rücken, dass Frauen und ihre Initiativen und Perspektiven mehr wahrgenommen werden als anderswo. Sondern dass vielleicht gerade im Gegenteil diese Frauen aus einem vermutlich nicht wirklich bewussten, sondern unterschwelligen Anpassungsgestus heraus vermeiden möchten, zu sehr “Frauenkram" zu machen.
Schirrmacher war das konsequente Paradox. Er hat Macht ausgeübt, aber nie die Machtfrage gestellt. Er war ein Seismograf, hat aber keine Trends erspürt. Er hat das Feuilleton entpolitisiert, indem er es scheinbar politisierte. Er gab sich radikal und manchmal links, war aber nur der Schlaueste unter den Konservativen. Er rief die Revolution aus und wollte jeden Wandel verhindern.
anne schüssler fasst, unter anderem, sehr gut verständlich zusammen, warum es zu kurz gedacht und beleidigend ist, menschen die den frauenanteil von projekten genauer unter die lupe nehmen „erbsenzähler“ zu nennen.
gerade bei journalistischen projekten, konferenzen oder talkshows zeigt sich übrigens, dass das problem des oft sehr geringen frauenanteils vor allem ein symtom ist. ein symptom für die unfähigkeit über seinen tellerrand hinauszuschauen und über die üblichen verdächtigen, freunde, verwandte oder fick-bekanntschaften hinaus leute zu finden. jeder der schonmal geschafft hat der einen oder anderen fernsehtalkshow zu folgen, weiss, dass man dort immer die gleichen gesichter sieht. das talent- oder gesprächpartner-scouting besteht offenbar im wesentlichen daraus den eigenen rollodex durchzuflippen und zu schauen, wen die kollegen so einladen.
deshalb sollte man nie aufhören den verantwortlichen die talkshowgäste aussuchen, redaktionen zusammenstellen oder konferenzen zusammenstellen in den hintern zu treten. momentan finde ich die frauen-quote ein hervorragendes werkzeug dafür (es gibt mehr) -- und quoten-diskussionen sind darüberhinaus der ultimative arschlochfilter. wie menschen auf quoten-diskussionen reagieren kann sehr entlarvend sein.
Noch im Mai hatte der ehemalige NSA-Chef General Keith Alexander erklärt, dass Edward Snowden auf keinen Fall auf solche Überwachungsdaten haben zugreifen können und lügen würde, wenn er das behauptet. Jetzt wurde Keith Alexander erneut einer Lüge überführt.
Am Ende ist Hans-Jürgen Papier bemüht, einen versöhnlichen Abschluss der Diskussion zu finden. Bei aller Kritik sei doch festzuhalten: „Der Rechtsstaat bekämpft seine Gegner und Kritiker ausschließlich mit den Mitteln des Rechtsstaats“. Ein Rechtsstaat, der sich unter anderem auch durch seine Meinungs- und Pressefreiheit auszeichnet. Wenig später sitze ich im Auto, als das Telefon klingelt:
- „Range hier. Sie hatten mich vorhin interviewt...“
police squad war quasi der vorläufer der nackte-kanone-reihe von david und jerry zucker und jim abrahams. die sechs folgen der nach sechs folgen abgesetzten fernsehserie aus den früher 80er jahren sind jetzt alle auf youtube (eins, zwei, drei, vier, fünf, sechs). allein beim vorspann muss ich mich jedesmal wegschmeissen.
vor ein paar tagen in der ubahn saß mir eine frau gegenüber, die auf dem bildschirm ihres offenbar ausgeschalteten iphones herumwischte und tippte. hin und wieder legte sie dich das telefon in den schoss und tippte etwas auf einer kleinen funktastatur. von den angeschlossenen kopfhörern hatte sie nur einen ins ohr gesteckt.
wegen ihres blindenstocks wusste ich natürlich sofort, das die frau blind war, aber die nutzung eines iphones ohne beleuchtung, ohne sichtbaren bildschirm fand ich enorm faszinierend.
das spart bestimmt irre viel batterie, wenn man ohne bildschirmbeleuchtung unterwegs ist. andererseits (ich hab das voice-over-feature später mal ausprobiert) quatscht das telefon dann die ganze zeit. das kostet ja möglicherweise auch akku.
das voice-over-feature ist jedenfalls ziemlich faszinierend: wenns aktiviert ist, führen berührungen von bildschimbereichen dazu, dass sie vorgelesen oder beschrieben werden. doppel-tappen, wählt den bereich oder schalter dann aus, scrollen kann man dann mit mehreren fingern.
ein magazin, dessen aktueller titel „was wäre wenn wir die welt neu denken?“ lautet, wird von vielen leserinnen dafür kritisiert, dass es nicht weiter denkt als bis zum ersten besten gesprächspartner. was liegt da näher, als angesichts dieser zu 90 prozent sachlich vorgetragener kritik „unbehagen“ zu spüren, weil diese aufforderung zum „umdenken“ wie „umerziehen“ ankommen könnte?
und wäre es wirklich besser ein magazin, an dem man einen bestimmten aspekt zu kritisieren hat, nicht mehr zu kaufen, als öffentlich kritik daran zu üben, in der hoffnung dass es besser wird? in meiner welt kann man eine suppe noch als versalzen kritisieren, ohne ein überlegenes rezept vorzulegen oder eine kochmütze zu tragen.
Gesundbrunnen hat drei Naherholungsgebiete: Die Panke, den Volkspark Humboldthain und das Gesundbrunnencenter.
Ich weiß nicht, ob das allen schon aufgefallen ist. Das Gesundbrunnencenter sieht aus wie ein riesiges Passagierschiff. Ich stelle mir manchmal vor, wie wir uns dort bei der nächsten Sintflut paarweise einfinden, um die Zeit bis nach dem Regen bei nanu nana zu vertrödeln.
Wobei man als Anwohnerin gar keine Sintflut braucht, um im Gesundbrunnencenterschiff die Zeit zu vertrödeln.
Die zwei größten und wichtigsten Geschäfte im Gesundbrunnencenter sind Saturn und real. Dort hält sich immer ungefähr ein Drittel der fast 90.000 Einwohner auf. Davon die meisten bei Saturn in der Handyabteilung. Dort ballt es sich, als gäbe es in Gesundbrunnen nicht noch 5.000 andere Handygeschäfte.
Die Strategie [...] ist betörend paradox: Google soll gleichzeitig verboten und dazu gezwungen werden, Verlagsinhalte in seinen Suchergebnissen anzuzeigen. Das Leistungsschutzrecht, wie Keese und seine Gefolgsleute es interpretieren, untersagt die ungenehmigte Anzeige von kurzen Textausschnitten und Suchergebnissen. Weil Google aber so marktbeherrschend ist, dass jemand, der hier nicht gelistet ist, im Netz fast unsichtbar wird, dürfe es andererseits die Inhalte, die es mangels einer Genehmigung nicht anzeigen darf, nicht einfach nicht anzeigen, weil das einen Missbrauch seiner Macht darstelle. Der Ausweg aus diesem logischen Dilemma (und, so hoffen die Verleger anscheinend, aus ihren existenziellen Nöten): Google darf die Ausschnitte anzeigen, muss aber dafür zahlen.
gegen diese glosse von jan klage ist eigentlich nichts einzuwenden, ausser das, was jan klage selbst über glossen sagt:
Schließlich bringt sie alles mit, was der latent überforderte Leser künftig brauchen könnte: sie ist kurz, weitgehend gedankenfrei und wimmelt nur so von Wiederholungen.
und ein paar der gedankenfreien gedanken, die jan klage in seiner glosse jeden absatz wiederholt, sind meiner meinung nach nicht nur gedankenfrei, sondern auch falsch.
klage meint unsere schreib- und lesegewohnheiten hätten sich durch digitale medien „grundlegend“ verändert:
Mehr als zwanzig Minuten lang, wird sich bald niemand mehr auf ein Buch konzentrieren können.
Die Literatur wird also kürzer.
die these, dass unsere aufmerksamkeitsspanne immer kürzer werde, ist vermutlich erstmals von sokrates aufgestellt worden und wäre dann damals schon quatsch gewesen. ich vermute man kann zu jedem zeitpunkt der literaturgeschichte lange, tiefschürfende texte neben kurzen, verdauungsfreundlich portionierten texten finden. es gab immer ernste kultur und unterhaltsame kultur und vor allem immer leute, die sich über die oberflächlichkeit oder mangelde substanz der unersten kultur beklagten.
natürlich gibt es trends und modeerscheinungen — aber aus der beobachtung von ein paar trends auf eine „grundlegende“ veränderung von verhaltensweisen zu schliessen ist quatsch und gedankenfreies, glossiges rumbehaupten.
gefunden habe ich den text bei maximilian buddenbohm und eben erst gesehen, dass die diskussion dort in eine ähnliche richtung geht: „Ich lese da nur Behauptungen.“ (wibke ladwig)
So gesehen verhält sich die heute-show zur Daily Show in etwa wie Annemarie Eilfeld (oder jedes andere Casting-Sternchen aus der RTL-Retorte) zu Aretha Franklin. Das hat weniger mit den teils durchaus gelungenen Einspielfilmen zu tun – wie denen von Martin Sonneborn, oder Sidekicks wie Gernot Hassknecht, der Karikatur öffentlich-rechtlichen Kommentatoren –, als vielmehr damit, dass den einzelnen Teilen ein sie zusammenhaltendes Leitmotiv fehlt, anders formuliert: eine Haltung. Und ein Moderator, der dafür steht.
alles richtig. bei oliver welke eine haltung zu finden, die über „alle sind doof, insbesondere politiker“ hinausgeht, dürfte sehr schwer sein. und jon stewart ist eben nicht nur brilliant und leidenschaftlich, sondern lässt seine haltung auch mal durch seine witze durchschimmern. allerdings leidet auch stewarts sendung an ritualisiertem bashing der üblichen verdächtigen und der klassischen kabarettisten-haltung, die selten über ein „die da oben sind doof und machen sich die taschen voll“ hinausgeht.
mit anderen worten: auch bei der daily show laufen regelmässig unsäglich dumme und stereotype einspielfilmchen, die dialoge mit pseudo-korrespondenten sind meistens so albern und uninspiriert, dass man sie vorspulen muss. man merkt nicht in jeder sendeminute der daily show die von leonard novy attestierte brillianz der autoren.
trotzdem sehe ich mir jon stewart regelmässig an. weil zumindest seine einleitungsmonologe fast immer unterhaltsam und manchmal brilliant und abseitig sind. und manchmal spürt man eben auch, dass ihm das was er macht nicht egal ist.
kurzfassung: alles dumm, sowohl google zu zwingen etwas zu vergessen, weil es unweigerlich zu zensur führt, als auch zu beantragen vergessen zu werden, weil das eben auch ruck-zuck zum streisand-effekt führt.
offenbar ist der industrie und den verhandlungsführern des freihandelsabkommen „geistiges eigentum“ wichtiger als öffentliche gesundheit. ich will nicht in einer industriokratie leben.
1/ you can recognize genuinely smart people by their ability to say things like “I don't know" “Maybe you're right" and “I don't understand"
caspar clemens mierau sagt, dass „niemand“ jung & naiv schaue, dass tilo jung sich nicht für seine zuschauer interessiere und dass tilo jung frauen vor allem als „Befriedigungs-Objekte“ sieht und offenbar mit müttern „untenrum“ ein problem hat.
ich würde das differenzierter ausdrücken: es ist doch schön, dass google, die krautreporter und die grimme-online-preis-jury tilo jung ein paar gelegenheiten gegeben haben, sich selbst irre toll zu finden. ich gönne ihm das.
lorenz matzat empfiehlt den piraten die spaltung. keine ahnung ob das ne gute idee ist, eine gelegenheit den namen los zu werden, wäre es aber.
vorgestern habe ich mir das video von christopher lauers rede zur kandidatur als politischer geschäftsführer angesehen. lauers mischung aus selbstironie und arroganz, analytischer schärfe und schwerverständlichem zynismus und sein unnachvollziehbares pendeln zwischen quatsch, ironie und ernst ist unterhaltsam und erfrischend, aber auch verstörend.
hätte ich die wahl zwischen sonneborn und lauer, würde ich allerdings lauer wählen.
siehe auch: „Seid fruchtbar und spaltet euch“ (eine bessere und passendere überschrift wäre natürlich gewesen: „seid furchtbar und spaltet euch“)
abgesehen davon, dass ich die emotional manipulative verarschungsscheissse von heftig & co. sehr viel abstossender finde, als die bescheuerten und offenbar nutzlosen experimente die facebook hier durchgeführt hat, verstehe ich die aufregung darüber nicht. die facebook-timeline wird ja schon seit jahren von facebook manipuliert und algorithmisch gefiltert. vermutlich hilft das auch ganz gut, irrelevantes und uninteressantes auszublenden, aber ein bisschen mehr transparenz darüber würde facebook auch ganz gut stehen.
warum bietet facebook zum beispiel nicht mehr an, die timeline auf ungefiltert umzuschalten? ich vermute die meisten würden dann deutlich sehen, dass die filter ein segen sind.
das facebook die AGB erst monate nach den experiementen um eine forschungsfreikarte ergänzt hat, erscheint mir ein bisschen wie eine verdeckte bitte von facebook, sie doch bitte mal wieder zu verklagen.
fabu zieht ein fazit der ebay-kollektionen-kampagne, an der ich auch beteiligt war. der wichtigste punkt ist die frage, warum die kollektionen nicht mit einem anreiz verbunden sind, wie beispielsweise einer beteiligung an verkaufserlösen. denn so wie die kollektionen derzeit umgesetzt sind, sind sie sehr pflegeintensiv (bilder verschwinden, artikel sind nach dem verkauf nicht mehr verfügbar). die anreize für ebay-normalnutzer solche kollektionen anzulegen und zu pflegen sind hingegen wenig intensiv.