juliane wiedemeier spricht mit dem investor christian gérôme, der auf dem ehemaligen güterbahnhof greifswalder strasse wohnungen bauen möchte.
— haben sie mal kurz zeit für [nuschel nuschel]
— was?
— bitte?
— ob ich wofür zeit habe?
— wir machen ein schulprojekt über mode und ich wollte fragen ob ich sie fotografieren kann. gerne auch ohne kopf.
— ja klar. den kopf kann ich allerdings so kurzfristig nicht entfernen.
— [klick] … wollen sie mal sehen?
— [sehe ein klassisches #609060-bild] — ok, tschöhö.
— … noch zwei fragen!
— ok …
— achten sie darauf was sie morgens anziehen?
— nein.
— kaufen sie vor allem marken-klamotten?
— nein.
— danke.
— bitte.
einer der tipps in denen ich mich wiedergefunden habe: langeweile, oder besser: auf sich selbst zurückgeworfen sein. besonders gut (und natürlich) geht das übrigens mit spaziergängen. langen, einsamen spaziergängen. oder stundenlanges duschen. ohne musik oder podcasts, dann kann man gar nicht anders als nachzudenken. und neben dem lesen und dem schreiben (viel schreiben), ist nachdenken (selbst denken) das wichtigste um schreiben zu können.
ich hab zur zeit die nase voll von filmen und fernsehserien in denen sich leute ständig prügeln oder miteinander kämpfen und in denen die helden mindestens 2000 schläge auf den kopf, schüsse in den bauch, stiche in die eingeweide überleben, die antihelden aber schon an einem schlag auf den kopf sterben.
manchmal kann ich diese realitätsverzerrung zugunsten einer gut erzählten geschichte tolerieren, aber auch hier macht die dosis das gift. ich bin einfach übersättigt. bei john mclane oder beowulf lässt sich eine gewisse unsterblichkeit ja noch akzeptieren, aber wenn jeder x-beliebige actionfilmheld oder action-serienheld aus diesem holz geschnitzt wird, muss ich irgendwann abschalten.
deshalb war ich froh, dass ich heute im amerikanischen itunes store über frequencies gestolpert bin. eine britische, extreme low-budget-produktion ohne eine einzige prügelszene. dafür überfordert sie den zuschauer auf eine extrem angenehme weise intellektuell. in irgendeinem review habe ich gelesen, dass der film eine philosophische romanze ist:
Everything that needs to be in the movie is here. It's a romance and a philosophical experiment, and it's also a science fiction film of the best kind: one that favors ideas over special effects.
wo man den film sehen kann, ausser im US-itunes-store weiss ich nicht. ich weiss aber, dass ich den film sehr empfehlen möchte.
zum thema shit- oder empörungssturm noch zwei anmerkungen von mir. ich glaube einerseits werden shitstürme furchtbar überschätzt. sie ziehen schnell auf, regnen sich heftig ab und sind dann meist fast folgenlos schnell vorbei. das gilt übrigens auch für die klassischen shitstürme, die früher noch medienkampagnen oder konsumenten-proteste genannt wurden. ich kennen niemanden, der noch wegen der brent spar an einer shell-tankstelle vorbeifährt.
andererseits werden shitstürme stark unterschätzt. sie lassen sich leider sehr leicht auslösen. ein zwei überspitzte bemerkungen eines multiplikators, ein kleiner undifferenzierter wutausbruch können empörungswellen auslösen die sich dann möglicherweise in kurzer zeit potenzieren. /bei johnny haeusler gefunden.
wolf wiedmann-schmidt über die kafkaesque realität der sicherheits- und geheimesoteriker:
Rahinah Ibrahim ist es als Einziger gelungen, sich von der No-Fly-Liste der USA herunterzuklagen - nach neun Jahren. Rekonstruktion eines beispiellosen Behördenskandals
Dann erklärt Henryk M. Broder, nachdem er ausführlich eine Rolltreppe hochgefahren ist, woher der Antisemitismus von Ken Jebsen kommt: Wegen ihm hatte Jebsen nämlich seinen Job beim RBB verloren. „Seitdem hat er eine ganz besondere Liebesbeziehung zu mir. Er hat es irgendwie nicht geschafft, sich an mir zu rächen, also rächt er sich seitdem sozusagen am gesamten Weltjudentum. Aber ich fürchte, dieser arme Irre - meint mich.“
in diesem gespräch von walt mossberg und kara swisher mit apple's eddy cue und beat's jimmy lovine erfährt man einiges über die geheimnisse von apple, allerdings nichts über neue apple produkte. obwohl, wenn man genau zuhört dann doch wieder, zwischen den zeilen. /marco.org
Dem Rechercheverbund von Süddeutsche Zeitung, dem NDR und dem WDR wurden jetzt Dokumente geschickt, die die Pläne genauer beschreiben: BND will soziale Netzwerke live ausforschen. Damit werden unsere Befürchtungen wahr: Die Snowden-Enthüllungen werden als Machbarkeitsstudie gesehen, nicht als Mahnung. Ausdrücklich wird in den Dokumenten darauf verwiesen, dass NSA & GCHQ das schließlich auch können.
genau, facebook ist dafür bekannt ein terroristen-unterschlupf zu sein, weil die wissen, dass sie dort unbeobachtet sein können und nicht von bildern mit unverhüllten brustwarzen abgelenkt werden.
grossartiger vortrag von maciej ceglowski den ich wie folgt zusammenfassen würde:
überwachung ist das symptom von vielen, sehr viel tiefer liegenden problemen, um die wir uns noch viel zu wenig gedanken machen.
lieblingszitat:
And there I found out that Google thinks I am an Arabic speaking woman, age 25-34, whose interests include "Babies & Toddlers", "Meat & Seafood", and "Greater Cleveland".
In reality, I'm a 38 year old dude who has no interest in babies, toddlers, or Cleveland. In fairness, I do have a profound interest in meat and seafood.
Mike Templeman, the CEO of SEO search specialists Foxtail Marketing, followed the Vivint delisting closely as it happened. The timing and the severity of the punishment jumped out at him, even if it wasn't entirely undeserved.
“I view it as a very suspicious coincidence," Templeman says. He says that according to the search data analysis tool SEMrush, Vivint's delisting had begun by January 29, just 16 days after Google's Nest sale was announced.
Wenn Leute [Glenn Greenwald] fragen, was sie denn Überwachung bitteschön angehe, sie hätten doch gar nichts zu verbergen, dann bittet er sie jeweils um die Passwörter zu ihren E-Mail- und Facebook-Konten, er wolle darin nur etwas lesen und gegebenenfalls daraus etwas veröffentlichen. Noch nicht eine Person, die angeblich nichts zu verbergen hat, hat ihm bislang seine Passwörter zugesandt.
der haupt-hinker an diesem bild ist übrigens: als besitzer eines emailkontos hat man vor allem die emails von zweiten und dritten zu verbergen. es geht also nicht nur um die frage was man selbst zu verbergen hat, sondern ob man das recht hat, informationen über andere wahllos freizugeben. wir übersehen das meiner meinung nach im alltag viel zu oft: emails und nachrichten von anderen hat man nicht nur zu verbergen, sondern zu schützen.
der zweitgrösste-hinker ist abgesehen davon, dass bereits millionen von menschen ihre passwörter bereitwillig an grosse firmen abgeben und diese ihre nachrichten und die von anderen mitlesen lassen. nämlich dadurch, dass sie ihre emails über gmail, hotmail oder andere abwickeln und eben nicht schützen (z.b. durch ende-zu-ende verschlüsselung).
der dritte hinker ist, dass geheimdienste eher selten informationen veröffentlichen.
ich könnte der schiefen greenwald-analogie übrigens ein noch schieferes bild entgegensetzen: vor HIV schützt man sich nicht durch gesetze oder no-HIV-abkommen, sondern durch kondome (oder enthaltsamkeit).
constantin seibt über den noch amtierenden bürgermeister von reykjavik jón gnarr und seine „Beste Partei“.
«Das Radikalste, was wir taten, war an die Macht zu kommen», sagte Björn Blöndal [...]: «Sonst haben wir vor allem gearbeitet. Obwohl: Das Radikalste, was wir tun konnten, war eben - saubere Arbeit. Wir machten Reformen, alle ohne Geld. Als Künstler waren gewöhnt, mit kleinem Budget zu arbeiten, das half. Wir wollten nicht das System in die Luft jagen. Wir wollten etwas bauen: etwas Schönes, etwas Unterhaltendes, etwas Cooles.»
nach dem artikel habe ich beinahe lust bekommen in die partei einzutreten. beinahe.
lars wienand entschärft elegant die quatschige PR-behauptungen der heftig.co-macher, dass „ie Wahrung der Urheberrechte“ bei ihnen „Priorität“ habe.
dass gerade ulf poschardt berliner als „ewigen Studenten, das Projektprekariat und die schmerbäuchigen Apologeten der Biotope für Wenignutze und rollerbladende Transferempfänger“ beschimpft finde ich sehr lustig. für einen wenignutz der philosophie studierte, sich mal „creative director“ nannte und das „projekt“ vanity fair an die wand fuhr ist das ja im prinzip ne art selbstbeschimpfung.
in der tat halb-philosophisch und als universalkritik anwendbar ist dieser leicht modifizierte poschhardt:
Berlin [beliebige gruppe menschen einsetzen] ist sediert von einem Anspruchsdenken, das in keinerlei Verhältnis zur Leistungsfähigkeit und -bereitschaft der Anspruchsformulierer steht.
Das ist das ehemalige Kinderkrankenhaus in Neukölln, das seit 2005 vor sich hin rottet. Der Krankenhauskonzern Vivantes verkaufte das Grundstück mit 37.000 Quadrameter Nutzfläche 2007 an die Harvard Investments SA mit Sitz in Luxemburg; in Berlin läßt sie sich durch die Comer Immobilienmanagement GmbH vertreten. Weil die Gebäude nicht mehr als Krankenhaus gebraucht wurden, gab die Stadtentwicklungsverwaltung das Areal 2008 zur »Entwicklung von attraktivem Wohnen« frei, dabei seien »die Belange des Denkmalschutzes besonders zu berücksichtigen«. Seitdem passierte nichts - jedenfalls in baulicher Hinsicht.
viele meiner timelines füllen sich gerade mit der legende, dass die ablehnung des unausgegorenen (rand-)bebauungskonzepts am tempelhofer feld jetzt dazu führen würde, dass die SPD und CDU jetzt nicht mehr für günstigen wohnraum sorgen könnten. das argumentationsmuster ist altbekannt; früher hiess es man könne nicht aus der kernenergie aussteigen, weil sonst die energieversorgung gefährdet sei. terrorismus und organisisertes verbrechen liessen sich nur durch einschränkungen der grundrechte bekämpfen. besonders vehement wurde in der vergangenheit die these vertreten, dass sich die zukunft und urbanität von städten lediglich mit breiten betonschneisen durch die stadt sichern lasse.
ich halte die reaktion der politik (und ihrer adjutanten im springer-hochhaus) auf den volksentscheid für arbeitsverweigerung; als sei die verfolgung alternativer lösungen eine zumutung oder zu kompliziert.
es ist eine binsenweisheit, aber mir ist gestern nochmal aufgefallen, was das teuflische an den viralen aufschaukelungs-mechanismen ist, die wir derzeit auf facebook und twitter beobachten -- und warum sie jede skepsis und eventuell in ansätzen vorhandene medienkompetenz überwinden. wenn eine nachricht von freunden überbracht wird, rezipieren wir sie viel unkritischer, als wenn sie von einem fremden überbracht wird. deshalb funktionieren die ranwanzerischen und fraternisierenden von heftig und co. auch so gut; weil sie nähe, vertrautheit suggerieren. umso widerlicher und abstossender empfinde ich das geschöftmodel der beiden glattgeleckten BWLer die hinter heftig.co stecken.
auch viel zu selten gedacht: zweifel an den heils- und unheilsversprechen die mit big-data propagiert werden. auch die vorhersagen und versprechen der klügsten wissenschaftler sind in der geschichte immer wieder als verblendete selbstüberschätzung entlarvt worden. seit 50 jahren heisst es, dass in 10 jahren die intelligenz von rechensystemen die intelligenz des menschen überholen würde.
amazons millionen-teure empfehlungsalgorithmen legen mir derzeit den kauf diverser bikini-modelle und wetlook kleidungsstücke nahe. ob das in den nächsten 10 jahren besser wird?
martin schlüter hat die alten BND-zentrale fotografiert:
16 Monate dauerte das Unterfangen insgesamt, zahlreiche Auflagen waren die Bedingung. Deshalb fotografierte Martin Schlüter nur nachts das Gelände des BND in Pullach. Herausgekommen sind atmosphärisch dichte Bilder, die ihre Spannung gerade daraus ziehen, dass die gezeigten Räume völlig menschenleer sind.
After hearing the news this morning, I posted a quote from Margaret Atwood on twitter. "Men are afraid that women will laugh at them. Women are afraid that men will kill them."
Diese Selbstverständlichkeit, selbstbestimmt mit Daten umzugehen, entgeht vielen der heutigen Entscheidungsträger. Sie sind Menschen, die das Digitale noch als virtuelle Realität kennengelernt haben. Und sie übersehen, dass die Generation nach ihnen das Virtuelle dieser Realität einfach gestrichen hat. Das aber macht diese Menschen nicht zu Betreuungsfällen - man kann auch bewusst gleichgültig mit Daten im Netz umgehen. Man kann bewusst in einem Netzwerk unterwegs sein, von dem jeder weiß, dass es auch dazu dient, andere zu beobachten. Und man kann es auch normal finden, in dem Bewusstsein zu kommunizieren, dass alles sichtbar wird und abrufbar bleibt.
ein gedanke der viel zu selten gedacht wird, dass informationelle selbstbestimmung eben auch heissen kann, dass man sehr freizügig mit seinen informationen umgeht und dass datenschutz auch als informationelle gängelung empfunden werden kann.
in den letzten tagen hatte ich unerklärlicherweise das bedürfnis turi2 zu loben. den zweitäglichen zwei mal täglichen blogeintrag/newsletter gibts jetzt schon so lange und in konstanter (durchwachsener) qualität, dass man als (RSS) abonnent an einem lob, mindestens für durchhaltevermögen, eigentlich nicht vorbei kommt. find ich. die ersten jahre waren holprig, vor allem weil peter turi hin und wieder seine eigene meinung auf turi2 schrob, aber seit ein paar jahren hat sich das ding professionalisiert und einen gewissen rang in und neben meinem feedreader und beispielsweise ronnie grobs 6vor9 erschrieben. vor allem die konsequente abwesenheit von selbstreflektion hat dem turi2-dings gut getan. die qualität der anmerkungen und zusammenfassungen zu den jeweiligen links ist eigentlich legendär schlecht („warum? unklar.“), aber dann eben doch besser als vieles andere in diesem internet.
das hört sich alles so negativ an, ist aber nicht so gemeint. turi2 lese ich zweimal täglich und freue mich fast immer über ein paar lesenswerte fundstücke, „branchennews“ oder aufmerksamkeitsleitung. vor allem finde ich die vermarktung von turi2 beachtenswert. alle klagen über mangelnde finanzierungsoptionen und turi2 bettet einfach werbung ein. funktioniert im RSS-feed, kann nicht ausgeblockt werden und ist manchmal gar nicht so scheisse.
was ich sagen will, ganz anlasslos, gute arbeit peter turi und kollegen. weiter so. lasst euch nicht von meinem gemotze stören.
die berliner SPD und @weltkompakt sitzen gemeinsam im schmiechen schmolleckchen und beschimpfen alle, die sich gegen unausgegorene und eilig aus der nase gezogene bebauungspläne aussprechen.
Alle Eingriffe in eine Stadtstruktur - ob in großem oder kleinem Maßstab - sollten dem Leitbild der nachhaltigen, durchmischten, sozialorientierten Stadt folgen, ökologisch wie ökonomisch vertretbar sein, damit auch die Hierarchie öffentlicher Orte berücksichtigen. Die bisherigen Planungen für das Tempelhofer Feld negieren diese Ziele.
johnny haeusler über beleidigte leberwürste, die nicht damit umgehen können, wenn eine mehrheit ihrer untertanen der bürger ihnen nicht mehr glaubt:
Es ist wirklich bitter, sich solche subtil vorwurfsvollen Sätze anhören zu müssen, wenn ein Senat die selbst eingebrockte Suppe auslöffeln soll. Jetzt sind die Wählerinnen und Wähler an fehlenden bezahlbaren Mieten schuld, weil sie das Feld nicht freigeben wollen? Ha-llo-ho!
vielleicht hätte ich die tatsächlich wählen sollen?
Kaum gewählt, denkt er schon wieder an Abschied: Der einzige Europaparlamentarier der Satire-Partei "Die Partei" will bereits nach einem Monat sein Mandat wieder abgeben. "Ich werde mich vier Wochen lang intensiv auf meinen Rücktritt vorbereiten", sagte Martin Sonneborn. Der frühere Chefredakteur der Satirezeitschrift "Titanic" erklärte, damit eine Rotation einleiten zu wollen.
sehr geil. ich bin mir nicht sicher ob das geständnis von giovanni di lorenzo wahlbetrüger zu sein dummheit oder gezielte provokation war.
Niemand braucht eine „Netzpartei“, denn das Netz existiert nur als Teil der Welt, und tatsächlich braucht auch niemand eine „zweite Linkspartei“, denn es gibt bereits eine sehr gute Linkspartei. Aber die Urbanität und ihre Zukunft brauchen eine Partei.
Ich verstehe deshalb unter Freiheit auch nicht, dass ich nicht mehr von äußeren Einflüssen bestimmt und geprägt bin, sondern dass ich innerhalb dieser Verhältnisse meinen eigenen Wünschen und Vorstellungen folge (und nicht den Vorgaben anderer, zum Beispiel, um Konflikte zu vermeiden). Freiheit entsteht für mich aus einer inneren Haltung, sie ist eine politische Praxis im Umgang mit der „Welt, so wie sie nun einmal ist“ und ist nicht ein Ziel, das sich erst dann erreichen lässt, wenn die Welt ganz anders geworden ist. Oder anders gesagt: (ausgeübte) Freiheit ist die Voraussetzung dafür, dass die Welt sich zum Besseren verändert, nicht anders herum.
obwohl hundebesitzer seit ein paar tausend jahren feststellen, dass hunde gefühle und empathie besitzen, glauben wissenschaftler das erst, wenn sich jemand mit einem weissen kittel aufnahmen von spielenden hunden in zeitlupe ansieht.
schwierige gemengelage, ein konzern der produkte auf den markt wirft, die manchen menschen unbehagen bereiten, nutzer die glauben, dass menschen die unbehagen gegenüber diesen produkten doof, unwissend oder ungebildet sind und ein starkes sendungsbewusstsein haben und algoritmen, die entgegen aller beteuerungen, die eigenen produkte in suchergebnissen bevorzugen.
was ganz anderes: wie würde man glasshole am besten übersetzen? glassloch oder glarschloch?
wunderbar differenzierte auseinandersetzung mit dem öl und sand in unseren gesellschaftlichen getrieben von gregor keuschnig:
Eine Gesellschaft ist auf breiten Konsens angewiesen. Dieser muss herbeigeführt werden, zur Not im politischen Streit. Dies geschah beispielsweise in den 1970er Jahre offen und polarisierend, wenn es um die neue Ostpolitik und die aufgestauten Modernisierungsdefizite der Gesellschaft ging. Diese Politik wurde von Widerständen begleitet. Brandts Spruch, mehr Demokratie wagen zu wollen, führte am Ende zur Akzeptanz seiner Politik. Der politische Gegner akzeptierte dies; der Konflikt wurde ausgetragen unter Beteiligung des Bürgers. Die heutzutage von den sogenannten Populisten oftmals ins Feld geführten »schweigenden Mehrheiten« schwiegen nicht: sie wurden befragt. Die Politik stellte sich dem Ergebnis - mit dem Risiko des Scheiterns.
Zu Beginn der 1980er Jahren änderte sich dieser Stil. Die Politik suchte für seine großen Vorhaben keinen breiten Konsens mehr, sondern praktizierte mehr und mehr einen gut meinenden Paternalismus. Alle grundsätzlichen Entscheidungen über Projekte innerhalb der Europäischen Gemeinschaft bzw. später Europäischen Union wurden nicht im gesellschaftlichen und politischen Diskurs erörtert, sondern dekretiert.
in den kommentaren zu diesem artikel ist christoph keese sehr aufgebracht und meint stefan niggemeier habe unfair kritisiert. sehr lustig ist aber, dass keese im laufe seines zweiten oder dritten kommentars hans-ulrich jörges bescheidenheit unterstellt. sehr grosses kino.
judith holofernes singt eine ode auf dolly parton. natürlich völlig zu recht. neu auf meiner youtube-watchlist: Dolly Parton Platinum blonde von der BBC.
michel friedman ist sehr stolz darauf, sich nicht für details zu interessieren, sondern fürs ganze. wenn man die 20 minuten rumschreierei durchhält, erkennt man in jedem satz friedmans, dass seine vorurteile und überzeugungen nicht von „diesen details“ tangiert werden. nicht im geringsten. eine grässliche sendung.
Please paint a picture of David Attenborough sitting proudly atop a great white shark which has somehow evolved legs and is winning the men's 400 metre hurdles having eaten the other athletes.
Ich mag Amy Schumer.
Ein Interview, dass in seiner Offenheit in Deutschland wahrscheinlich so nicht denkbar wäre. (Und in den USA wahrscheinlich auch nur bei Howard Stern.)
dieses interview ist in deutschland vor allem deshalb nicht möglich, weil es in deutschland niemanden gibt wie howard stern und amy schumer. oder hab ich was überhört?
I am struck by how fragile civilization is. Even if the war was over many people couldn't go home immediately because home isn't there. Sometimes the house that people lived in isn't there. Sometimes the town or district isn't there. Things that you think of as being so permanent are fragile and permeable. And I'm as struck by the things that you think of as fragile, like people, being so tough and so resilient. These people have endured tragedies and ordeals that are almost unthinkable. And yet they are smiling. These people are resilient. People are resilient. So it's a sort of weird ball of fragility and resilience. How incredibly fragile are the systems within which we exist.
quinn norton weist auf die komplexität und gefährlichkeit der welt hin, insbesondere der welt, die wir uns mit hilfe von computern zusammengedengelt haben.
The same human impulse that has kept lotteries alive for thousands of years keeps people fighting the man against the long odds. “Maybe I'll get away with it, might as well try!"
sehr frustrierend, sehr wahr, aber nichts desto trotz, so wars schon immer. die welt, das leben war immer schon gefährlich. mal mehr, mal weniger.
mich erinnerte der artikel an ein aha-erlebnis vor ungefähr 17 oder 18 jahren, als ich auf einem universitätsrechner eine php-forum-software installierte und mich der admin fragte, wie ich sicher sein könne, bei tausenden von zeilen PHP-code, dass die software sicher und fehlerfrei sei. weder war ich sicher, dass die software sicher oder fehlerfrei war (war sie natürlich nicht, ist sie auch heute nicht), noch bin ich sicher, wie ich jemals über irgendwas sicher sein kann. ich glaube eine unserer herausragenden eigenschaften als menschen ist, dass wir sehr gut ein gewisses mass an unsicherheit aushalten können. diese eigenschaft sollten wir stetig trainieren.
quinn nortons fazit lautet:
Computers don't serve the needs of both privacy and coordination not because it's somehow mathematically impossible. There are plenty of schemes that could federate or safely encrypt our data, plenty of ways we could regain privacy and make our computers work better by default. It isn't happening now because we haven't demanded that it should, not because no one is clever enough to make that happen.
So yes, the geeks and the executives and the agents and the military have fucked the world. But in the end, it's the job of the people, working together, to unfuck it.
neben vielen klugen kleinen und grossen gedanken (unter anderem, für uns alle ist das internet und das ding mit der sicherheit nach wie vor #neuland) und noch ein anderer, interessanter gedanke:
After spending some time with [the Intelligence Community, who call themselves the IC], I am pretty sure I understand why they don't care about the complaining. The IC are some of the most surveilled humans in history. They know everything they do is gone over with a fine-toothed comb -- by their peers, their bosses, their lawyers, other agencies, the president, and sometimes Congress. They live watched, and they don't complain about it.
die meisten nennen die überschriften von heftig.co click-baits, klickfallen oder likefallen. emotional aufgeladene überschriften, die neugierig machen sollen. mein problem mit den überschriften ist das pathos. ich finds eklig. eine überschrit wie
Diese Frau musste viel erleiden und ihr Lächeln ist ungewöhnlich. Der Grund ist einfach überwältigend.
oder der untertitel der seite
Dinge die wichtig sind. Erzähl' sie weiter!
ekeln mich, weil alles daran falsch ist und darauf angelegt unsere schwäche für pathos auszubeuten. letztes jahr hat sascha lobo auf der republica zu mehr pathos und wut aufgerufen. ich rufe: wir müssen pathos bekämpfen und lächerlich machen wo es nur geht. wir brauchen postpathos.
Durch die überraschende Dimension des Projekts - im Vergleich zu den erhofften 900.000 Euro Startkapital waren alle bisherigen Versuche, unterschiedliche Spieler-Persönlichkeiten unter einen gemeinsamen Online-Hut zu bringen, kleinere Vorübungen - könnte sich erstmals ein ernst zu nehmender Blogger-Markt mit entsprechenden Marktwerten und Ablösesummen bilden. Das spüren wohl auch die Kritiker, die jetzt nörgelnd auf der Ersatzbank sitzen oder nicht ins Team gewählt wurden (keine Sorge, es soll weitere Zukäufe geben). Doch die Fokussierung auf den Spieler- und Trainermarkt - nicht auf den Inhalt - macht das Projekt auch fragil, filterbabbelig und leicht angreifbar. Die Beteiligten werden eine hohe Frustrationstoleranz brauchen.
der spiegel (online) über einen wahlkampfauftritt von frank-walter steinmeier auf dem alexanderplatz:
"Weil wir den Frieden wollen, dürfen wir es euch nicht so einfach machen: Die Welt besteht nicht nur auf der einen Seite aus Friedensengeln und auf der anderen Seite aus Bösewichten", brüllt Steinmeier mit hochrotem Kopf. "Die Welt ist leider komplizierter."
den hochroten kopf sehe ich nicht. steinmeier verliert nicht eine sekunde lang die contenance. er redet ein bisschen lauter als zum beispiel im fernsehen, aber ungefähr genauso laut wie er immer redet wenn er hinter einem podium steht.
Google ist eine Bibliothek. Eine unfassbar große, unfassbar leicht zu bedienende, „universell zugängliche“ Bibliothek. Warum gilt für sie, was für keine andere Bibliothek außerhalb der Welt von „1984“ gilt? Warum gibt es für Google eine Pflicht zum Vergessen?
posener führt danach ein paar beispiele aus seinem eigenen leben an, die zeigen dass nicht die zugänglichkeit von daten und fakten ein problem ist, sondern deren missbrauch, deren fehlinterpretation und -- schlimmer -- das unvermögen sich dagegen zu wehren.
Mit einem Wort: nicht die Öffentlichkeit gefährdet die Freiheit, sondern das Geheimnis. Es sind immer Diktatoren, die Bibliotheken säubern wollen. Es sind selten die Guten, die Informationen über sich verschwinden lassen wollen. Meines Erachtens droht eine Welt wie in „1984“ nicht von Google. Sondern von den Google-Gegnern. Oder sagen wir vorsichtig (man weiß nie, wer alles mitliest): von einigen unter ihnen.
der absatz oben ist natürlich nicht ein wort. ein wort wäre: postprivacy.
die beifahrerin hat ein interview mit der malerin henrieke ribbe gemacht. und zwei tage lang geklagt, was für eine irre arbeit das sei. hat sich aber gelohnt.
und wenn das bild dem portraitierten dann am ende nicht so ähnlich sieht, wie reagieren die leute dann?
naja, die sind dann schon enttäuscht. es gibt eh nur sehr wenige, die am ende total begeistert reagieren. das liegt aber vielleicht auch nicht so sehr an mir bzw. dem bild. manche sind vielleicht auch eh nicht so die leidenschaftlichen spiegelkucker.
herm scheint so eine art hassliebe gegenüber der warschauerbrücke zu haben. ich habe eine liebesbeziehung zu solchen artikeln von herm.
People should go out and walk free of distractions, says Nicholson. "I do think there is something about walking mindfully. To actually be there and be in the moment and concentrate on what you are doing."
And this means no music, no podcasts, no audiobooks. It might also mean going out alone.
spazierengehen und duschen sind meine beiden lieblingsnachdenktätigkeiten.
Aber es gibt eben auch das Gegenteil. Also die Seiten, die Zeitungsleser am Frühstückstisch mit den Worten über den Tisch reichen: “Kuck mal, wat für'n Käseblatt."
Und weil es immer ganz gut ist, wenn man Beispiele hat, habe ich mal drei Texte rausgesucht. Das hier sind die ersten Sätze.
„Zur Jahreshauptversammlung lud am Samstagabend der Box Sportclub Münster 23 e.V. in der Gaststätte Nemann an der Metzerstraße.“
„Zu einem Werkstattkonzert unter dem Titel ,Neue Musik' lud die Musikschule Nienberge am Sonntagabend in das evangelische Lydia-Gemeindezentrum ein.“
„Eine durchweg positive Bilanz des vergangenen Jahres konnte auf der Generalversammlung des SV Concordia Albachten am Sonntag im Clubheim an der Hohen Geist 7 gezogen werden.“
ich möchte einen weiteren ersten satz ersten satz ins rennen werfen:
Friedemann Karig, praktisch erfahrener Zukunftsforscher, strategischer Planer, Autor, Moderator und Journalist, begeisterte auf der re:publica mit einem Vortrag über neue Narrative gegen Überwachung.
der satz stammt von elisabeth pohl und der zugehörige artikel wurde auf netzpolitik.org veröffentlicht. in der sache hat elisabeth pohl natürlich recht. der vortrag war sehr, sehr gut, wurde mit applaus bedacht, ist empfehlenswert und im rest des artikels auch gut zusammengefasst. aber den griff in die pressemitteilungs- oder käseblatt-phrasenkiste nimmt der leselust schon einiges an fahrt.
ich fand das unfassbar lecker. aber dieses wochenende hab ich mich gefragt, warum ich das für zwei euro fünfzig beim falaffel-mann kaufen soll, wenn man es mit zwei bund petersilie und einem scharfen messer auch selbst machen kann.
hier redet lars thomson angeblich über die zukunft der automobilindustrie, aber eigentlich ist es brilliante werbung für tesla, bzw. teslas model s. gefunden bei teachandtrain.de
wer solche käufer hat, braucht keine werbung. ich korrigiere, wer solche produkte hat, braucht keine werbung.
wann und wo kann man die dinger mieten?
Auch ich musste zeitweise sehr die Zähne zusammenbeißen, um die Serie trotz meiner Enttäuschung weiterzuschauen. Gehalten hat mich hauptsächlich professionelles Interesse.
Treue Zuschauer wurden am Ende definitiv belohnt. Nicht nur, dass die Plotwendungen einem am Ende mehrfach den Boden unter den Füßen wegziehen - die Aufstockung des Casts durch Bill Paxton, Patton Oswalt und B. J. Britt als Agent Triplett fügt dem Ensemble tatsächlich mal ein paar Charaktere hinzu, die so wirken, als wüssten sie was sie tun.
ich würde es weniger drastisch ausdrücken. agents of shield ist ne ganz gute mittegute fernsehserie mit längen, hab sie aber meistens gerne gesehen.
christoph kappes unterstützt die krautreporter „bisher nicht“. aber:
Wer Lust dazu hat, ein Experiment zu fördern oder anderen Leuten bei der Selbständigkeit zu helfen, sollte sich von Kritik nicht abhalten lassen. So etwas ist eine Herzens- oder Haltungssache - und da es am Ende dann doch um ein Medienprodukt geht, das ohnehin noch niemand kennt, kann man sich auch analysefrei für oder dagegen entscheiden, wie man ein Buch kauft oder einen Film sieht. Genauso kauft man ja auch Medien sonst - und freuen oder ärgern kann man sich dann hinterher.
kritik an der startaufstellung, kritiker-kritik kritik auf diversen metaebenen hin oder her, es gibt eine gute chance, dass das #kraut zu einem bunten und ansehnlichen busch heranwächst und jede/r kann seine 60 euro dung dazu beitragen.
gute, nein sehr gute zusammenfassung der #rp14 von michael domsalla:
Die #rp hat keine Themenstränge, keine Zielgruppen, sondern eher Besuchercluster. Deshalb kann die FAZ ganz anders darüber schreiben, als die T3N und es stimmt doch.
Die #rp war immer eine Gesellschaftskonferenz und keine Internetkonferenz. Es ist ja nicht so, daß sich das Internet nicht immer schon der Gesellschaft geöffnet hätte. Es ist doch so, daß sich nun langsam die Gesellschaft dem Internet öffnet. Deswegen waren es nun über 6000 Besucher und nicht mehr 600. Nicht andersherum.
der verein deutsche sprache (VDS) sucht ein alternatives wort für podcast. anatol stefanowitsch schlägt podcast vor. und listet vorschläge anderer auf.
Greenwald's book is insightful, compelling, and absolutely shocking, but don't forget to exercise your skeptical muscles. This is, after all, a long-form essay from a single writer. It has, of course, been vetted and edited, but it is still one part of a broader picture.
Ich hab mal die Krautreporter unterstützt und ein Abo zugesagt. Für ein Jahr. Für 60 Euro.
Wegen Stefan Niggemeier.
Trotz Richard Gutjahr.
Stanley Kubrick's satirical masterpiece [...] remains as outrageously prankish, juvenile, and derisive as ever. Which, given the subject of nuclear annihilation, is exactly right.
oder in meinen worten: es gibt kein thema das so ernst ist, dass man darüber keine witze (oder witzige filme) machen sollte. /daringfireball.net
er ist durchgenudelt, aber trotzdem nicht aus der welt zu schaffen, der mythos mit den vielen inuit-wörtern für schnee. so wie der mythos mit dem frosch im langsam erwärmten wasser kaum aus der welt zu schaffen ist. aber ich wollts mal festhalten und diesen bald 10 jahre alten artikel verlinken.
nicholas carson über larry page und google. der artikel fühlt sich an wie ein buch und ich bin mir nicht sicher, ob ich den grössenwahn von page faszinierend finden soll, oder bedrohlich:
“Anything you can imagine probably is doable," Page told Google investors in 2012. “You just have to imagine it and work on it."
seit heute kann man das unterstützen (hier), was ich auch gleich gemacht versucht habe, wobei die erfolgsmeldung nach der bezahlung eher irritierend ist:
Die Bundesregierung könnte sich bei aller Sorge um die bilateralen Beziehungen zu den USA zumindest in diesem Punkt zurücklehnen: An die Entscheidung des Gerichts wäre sie gebunden. Eigentlich doch eine elegante Lösung für die Bundesregierung. Kanzlerin Angela Merkel könnte US-Präsident Barack Obama gewiss verständlich machen, dass sie wegen der Gewaltenteilung auf die richterliche Entscheidung keinen Einfluss nehmen kann. Und dass sie an den Richterspruch gebunden ist. Hierfür wird jedes Staatsoberhaupt mit Sympathie für Rechtstaatlichkeit größtes Verständnis aufbringen. Erst recht unter Freunden. Dass die deutsch-amerikanischen Beziehungen deswegen Schaden nähmen, ist nicht zu erwarten. Warum auch?
einer der besten artikel (von zeynep tufekci) zu den protesten in der türkei, über überwachung, tränengas und internetoptimismus. ausserdem toll illustriert und extrem gut zu lesen. die überschrift ist toll, aber man sollte diesen artikel wirklich weiter als die überschrift lesen.
auch wenn ströbele nicht fürs EU-parlament kandidiert und ich die grünen immer noch zu öko-papier-orientiert halte, wähle ich dieses jahr bei der europa-wahl wohl grün.