guter artikel über blendle auf spiegel online, mit informationen die ich nicht aufgeschrieben habe, weil ich, im gegenteil zu martin u. müller, nicht recherchiert habe, sondern mir blendle nur angeguckt habe und drin gelesen habe.
die von candan.eu (oder canhost.eu) sind witzig. nach bald 48 stunden #serverausfall lassen sie ihre kunden wissen, dass voraussichtlich 4-5 monate ihrer daten (datenbanken, emails, webdaten) weg sind, weil sie „ausdrücklich keine Backups ausführen“ und ihr „RADI10 abgeschmiert“ ist. zitat aus der kundenmail:
Wir bedauern dies sehr und sind selbst geschockt, da es (zum Glück) äußerst selten zu solchen Ausfällen mit Datenverlust kommt, doch auch ein RAID10 ist nur teuer, und bietet keinen Schutz vor Datenverlust. Wir versichern Ihnen jedoch, dass die Serverstruktur von uns nun akribisch überprüft wird, um die Sicherheit Ihrer Daten zu gewährleisten, wir werden nach und nach die Festplatten SSD in anderen Storage-Systeme prüfen, und auswechseln, so dass es nicht erneut zu solch einer Störung kommen wird.
jemand der bei wahrscheinlich sehr, sehr vielen kunden die daten mehrerer monate verdaddelt hat meint, er könne einem weismachen er werde _nun_ akribisch prüfen und die sicherheit der daten „gewährleisten“? sehr guter witz!
wirres.net hat den plattenausfall jetzt nach fast 3 tagen offline-sein ohne grössere datenverluste überlebt (ein paar notizen vom tag des plattenausfalls sind weg). die webseiten der beifahrerin (und unzähligen andere) haben jetzt ein vier-monatiges loch, bzw. sind auf dem stand vom april märz diesen jahres.
candan habe ich jahrelang an freunde und kunden empfohlen. von dieser empfehlung möchte ich ab sofort ausdrücklich abstand nehmen. vor drei monaten war ich bereits von den ständigen problemen mit meinem hoster candan extrem genervt, habe aber (vor allem aus bequemlichkeit) noch abstand genommen konkrete umzugspläne für mein zuhause in angriff zu nehmen. das dürfte sich jetzt ändern. ausfälle und technische probleme sind das eine, verlorenes vertrauen ist was ganz anderes. das kunststück, mich nach 13 jahren dazu zu bringen mir einen neuen hoster zu suchen, ist candan jetzt aber gelungen.
vor ein paar tagen wurde ich von blendle gefragt, ob ich für blendle beta-testen und artikel kuratieren möchte. geld bekäme ich dafür nicht, aber dafür einen „einen Free-Account, mit dem du soviel lesen kannst wie du möchtest“. da ich mich — in aller bescheidenheit — für einen ganz guten tester, feedback-geber und kuratoren halte, war ich natürlich ein bisschen enttäuscht, nicht auch noch ein fürstliches honorar angeboten zu bekommen.
seit samstag habe ich jetzt zugriff auf blendle und obwohl ich jetzt schon 26 artikel gekauft habe, sind meine zwei euro fünfzig blendle-begrüssungsgeld noch bei € 2,50. offenbar kann ich also so viel lesen wie ich möchte.
lesen kann ich in den jeweils aktuellen ausgaben (und deren archiv, das bei blendle ungefähr 2 monate zurückgeht) vom spiegel, der FAZ und FAS, der süddeutschen, der zeit, dem tagesspiegel, im stern, der neon, der brigitte, der gala und ein paar springer-kackblättern. es gibt auch ein paar englischsprachige blätter, die washington post, das wall street journal und den economist, von dem man ja sehr viel gutes hört, aber in dem ich bisher eher wenig gelesen habe.
die links in diesem absatz führen alle die noch keine blendle-mitglieder sind in eine sackgasse, sorry. so lange blendle nicht offiziell gelauncht ist, kommt man offenbar noch nicht rein. nochmal sorry.
[nachtrag 24.08.2015]
blendle-benutzer die die links klicken, bekommen offensichtlich ohne weitere rückfrage die kosten der artikel von ihrem konto abgezogen.
das blendle-lesen am computer-bildschirm ist wegen des horizontalen scrollings etwas gewöhnungsbedürftig, aber auf dem mobiltelefon-browser schmerzfrei und einfach — um nicht zu sagen vorbildlich. eine app vermisse ich hier nicht, so dass ich noch nicht mal geprüft habe, ob es eine app gibt. alles funktioniert so wie man es erwartet. anmelden kann man sich passwortlos, indem man sich einen temporären, magischen login-link per mail schicken lässt, oder sich per facebook oder twitter anmeldet. im gegenteil zu sobooks und der spiegel-magazin-browseransicht kann man alle texte auch per copy und paste kopieren
die navigation ist übersichtlich und mit der empfehlungsfunktion werden populäre artikel nach oben gespült, bzw. hochempfohlen. das blendle-interne weiterempfehlen geht einfach, man kann empfehlungen mit tweetlänge kommentieren, man kann sich autoren- oder stichwortalerts erstellen, die suchfunktion funktioniert ganz ordentlich …
kurz gesagt: blendle kommt mir vor, wie ein wahrgewordener traum.
wie oft habe ich mich in den letzten jahren gefragt, warum der spiegel keine einzelartikel verkauft, sondern mich immer nur mit bescheuerten abo-fallen nervt oder zum heft-kauf nötigt. wie oft habe ich mich gefragt, warum sich zeitungen nicht auf ein einheitliches, faires zahlsystem für einzelartikel einigen, sondern texte hinter undurchdringbaren anmeldesystemen und apothekenpreisen verstecken. und plötzlich geht’s, plötzlich sind alle relevanten sehr viele deutschsprachige pressetexte nur noch einen klick entfernt.
dem offenen, freien netz, der linkkultur, dem offenen austausch tut ein solches angebot natürlich nicht gut, wie man an den blendle-links, die ich oben gesetzt habe sieht; 99% meiner leser schicke ich mit den links gegen eine undurchdringbare wand, weil blendle noch nicht offen ist und die wenigsten zugriff auf blendle haben. aber selbst wenn blendle endlich für jeden zugänglich sein sollte, steht vor dem lesen eine kurze anmeldeprozedur und ein geschlossenes ökosystem. exemplarisch ist dafür ein ganz ordentlich recherchierter artikel von philipp sickmann im tagesspiegel (den ich zuerst auf blendle, dank der empfehlungsfunktion, gefunden habe). sickmann fasst darin die bedenken einiger früher internetnutzer zusammen, die vor den gesellschaftlichen folgen warnen, die entstehen könnten, „wenn die Sicht auf die Welt von wenigen Diensten bestimmt wird.“ sickmann zitiert den iranischen blogger hossein derakhshan:
In seinem Beitrag „The Web We Have To Save“, erschienen auf Medium.com, kritisiert er die Entwicklungen unserer Zeit: Die vorherrschenden sozialen Netzwerke würden den Hyperlink entwerten, der allgegenwärtige Stream sei nun die dominante Form, um Informationen zu organisieren.
das schreibt er auf tagesspiegel.de, ganz ironiefrei, ohne einen einzigen link. ok, der text enthält zwei hyperlinks auf andere tagesspiegel-texte. auf blendle findet sich im text kein einziger link.
ich hole das mit den links mal nach. hier ein paar links die in dem text von philipp sickmann hätten gesetzt werden können:
pessimistisches, langes lesestück von hossein derakhshan, die wegen seines blogs für 6 jahre im iran im gefängnis sass und der das alte web, das vor seiner inhaftierung, vermisst. zu grossen teilen gebe ich ihm recht, an manchen stellen seines textes möchte ich widersprechen und finde seine darstellung zu eindimensional. aber in einem punkt hat er sicherlich recht:
But the scariest outcome of the centralization of information in the age of social networks is something else: It is making us all much less powerful in relation to governments and corporations.
die linklosigkeit und der silocharakter sind ein echter wermutstropfen bei blendle. blendle ist wirklich toll, ein ganz grosser schritt nach vorne und ein wahrgewordener traum aller exzessiven leser. ich habe keine ahnung wann sich blendle für alle öffnet — aber ich hoffe bald!
Ich probiere etwas aus: Statt einfach nur Links zu interessanten Texten zu verbreiten, greife ich drei kluge Gedanken raus. Erster Versuch:
Wer? Jakob Nielsen ist ein Berater für benutzerfreundliche Gestaltung.
Worüber? Nielsen schreibt im Oktober 2000 diesen Text über Content Creation by Average People - also die Frage, wie man jedermann dazu bringt, Inhalte im Netz zu publizieren. Es gab damals kein Facebook, kein Wikipedia, keine Blogs, kein Twitter, kein Yelp, kein Instagram, kein Flickr. Nielsen sieht all das voraus, aber weil er diese Dienste nicht kannte, ist seine Analyse ungetrübt von Beispielen.
das problem mit den manipulations- und verarschungsartisten, denen der bauer-verlag in gorsser zahl und diversität eine anstellung gewährt, ist vor allem, dass sie so tun als sei das was sie tun journalismus oder informationsvermittlung.
Bedrückend, dass das am Ende ja auch Menschen sind, die da arbeiten bei TV Movie. Sie könnten neben Dir in der Bahn sitzen. Aber vermutlich parken sie eher auf dem Radweg.
Sie selbst haben kein Auto. Warum nicht?
Die meisten Autofahrer unterschätzen die Zeit, die sie brauchen, um das Mobilitätskonzept eigenes Auto zu erhalten. Berechnen Sie einmal, wie viel Zeit Sie im Auto, mit dem Auto und für das Auto verbringen. Zur Fahrtzeit kommt die Zeit für Tanken, Waschen, Anmelden, Werkstattchecks. Nicht zu vergessen: die Arbeitszeit, die Sie aufwenden müssen, um sich das Auto leisten zu können. Addieren Sie das alles und verrechnen es mit der Fahrleistung pro Jahr, dann erhalten Sie je nach Wagenklasse und Einkommen eine Durchschnittsgeschwindigkeit zwischen drei und 27 Kilometer pro Stunde. Für mich als Nicht-Autofahrer entfällt das alles. Ich steige aufs Fahrrad und kann sofort losfahren.
das gilt für städte — oder die schweiz. ich kenne ein paar schweizer die tatsächlich keinen führerschein brauchen und doch, mit ihrem generalabonnement in jeden winkel der schweiz kommen. gleiches gilt für grosse deutsche städte. die sind vom öffentlichen nahverkehr meist so gut erschlossen, dass ein auto eher eine belastung und zeitschleuder ist. aber sobald man in entlegeneren ländlichen gebieten wohnt ist man ohne auto demobilisiert.
ich bin übrigens ein grosser fan des nachtfahrens. nachts zu fahren kommt den mythen und bildern der auto-werbung noch am nächsten. leider isses dann dunkel und nachts muss man auch meist nirgendwo hin fahren.
ich möchte ausserdem jörg-michael sohn widersprechen, wenn er sagt, dass selbstfahrende autos sich seiner meinung nach nie durchsetzen werden. ich glaube, dass selbstfahrende autos mittelfristig dazu führen werden, den indidualverkehr in städten radikal zu verändern. ein verbot von individuellen menschen-gesteuerten autos wird sich in absehbarer zeit und bei entsprechenden (selbstfahrenden) alternativen durchsetzen lassen. ob sich dass dann auch auf gebiete ausserhalb urbaner räume ausweiten lässt muss man sehen. aber in städten sehe ich das durchaus als einen akzepttablen weg, städte wieder attraktiver zu machen.
Feuilleton: Ein Artikel über E-Books auf dem Handy. Ich kann nicht nachvollziehen, warum man auf dem Handy nicht konzentriert lesen können sollte. Ich lese gerne und oft auf dem Handy Bücher, das ist gar kein Problem. Die Konzentration ist eine Frage des Textes und meiner Stimmung, nicht des Mediums. Man muss eben lesen wollen. Und wer als Jugendlicher Reclambücher unter der Bettdecke gelesen hat, wie es sich gehört, der kann ja wohl auch auf einem Handy lesen. Echtjetztmal.
Er reist zu Genscher – „Hans-Dietrich, wie geht's dir denn?“ Genscher hat sich eine Prellung am Rückenwirbel zugezogen, als er die Entfernung zwischen Gesäß und Stuhl nicht richtig eingeschätzt hat.
„Ja, mach dir nichts draus, Hans-Dietrich, du hast einfach mehr Ahnung von Politik als von Physik.“
Wer wirklich glaubte, Flüchtlingen ginge es besser als Einheimischen, würde doch seinen Pass verbrennen und sich in die Schlange einreihen.
"Um Ihren De-Mail-Vertrag zu beenden, senden Sie uns bitte eine unterschriebene Kündigung per Brief oder Fax" - nicht mal dazu taugt De-Mail
vor ungefähr 20 jahren war ich mal per bus und bahn in schottland. an die reiseroute und die orte die ich besucht habe, erinnere ich mich kaum. ich erinnere mich an edinburgh, ullapool und dass ich eine whisky-brennerei besucht habe. welche das war, weiss ich nicht mehr. ich erinnere mich aber noch an viele details, an die maische-behälter und die probe am ende der destillerie-tour und dass ich dort bemerkte, dass ich whisky nicht besonders mag. aber damals war ich ja auch in meinem zwanzigern. an den geschmack von whisky wurde ich erst in meinem studium langsam herangeführt, durch den vielfachen genuss von whisky-sour und irgendwann mal einer flasche japanischen single malt whiskys, die ein kollege zu irgendeinem anlass mal mit ins büro brachte.
whisky-sour mag ich immer noch, aber auf idee whisky pur zu trinken bin ich in den letzten 12 jahren nicht einmal gekommen.
und dann sind wir im sommer nach schottland gefahren. startpunkt war wieder edinburgh, von dort über fort wiliam auf die insel skye, über ullapool und lochinver richtung inverness und wieder nach edinburgh. auf der insel skye bin in in dunvegan, abends in einem restaurant, zum ersten mal seit 12 jahren auf die idee gekommen einen (single malt) whisky zu bestellen. ich wählte den 10 jahre alten talisker aus, weil der auf skye hergestellt wird und im gegenteil zu den älteren whiskys bezahlbar war.
dem talisker sagt man nach, dass er sehr torfig sei, klärte mich die beifahrerin auf, die sehr viel besser auf die reise vorbereitet war als ich. ich fand den whisky dann aber nicht torfig, sondern eher teerig. ein geruch und geschmack mit dem ich durchaus durchaus positive erinnerungen verbinde, zum beispiel an strandurlaube in meiner kindheit, bei denen ich damals öfter kleine teerstücke auf dem strand oder unter meinen füssen fand. der whisky roch quasi sommerlich, ein bisschen wie von der sonne aufgeweichter asphalt. die beifahrein fand den talisker scheusslich, sie fand den teer/asphalt geruch unerträglich.
ich erkannte aber, dass dieser doch sehr charakteristische geschmack einen riesigen vorteil hatte: jedes mal wenn ich von jetzt an talisker trinken würde, werde ich an dunvegan und die insel skye denken müssen. um diese prägung zu verstärken, haben wir dann natürlich auch die destillerie besucht. unsere bed and breakfast wirtin riet uns zwar von dem besuch ab, man würde dort einen unverschämten eintrittspreis nehmen, der whisky sei ungeniessbar und der whisky im talisker-laden wäre teurer als überall sonst auf der welt — aber das hielt uns nicht vom besuch ab.
die destillerie ist bemerkenswert klein und abgelegen und nur über eine einspurige strasse zu erreichen. wobei die einspurigen strassen in den highlands gar nicht so unüblich sind. glück hatten wir auch mit der führung, die zwar 9 pfund pro person kostete, aber gleich nach unserer ankunft losging. fotografieren war bei talisker fast nirgendwo erlaubt, deshalb habe ich dort auch kaum fotos gemacht. aber die produktion wird einem bei talisker — und allen anderen destillerien die wir besucht haben — sehr detailiert und liebevoll erklärt. bei talisker, aber auch vielen anderen destillerien, wird der gerstenmalz nicht mehr selbst hergestellt. die gerste wird von zulieferern gemälzt (also gewässert und nach 2-3 tagen keimung getrocknet) und danach über torfrauch aromatisiert. bei talsiker, wie gesagt, verhältnismässig stark. aber gemahlen wird der malz bei talisker dann natürlich noch selbst, mit einer einzigen mühle die auch schon seit jahrzehnten fehlerfrei und klaglos ihren dienst verrichte.
die details die einem die tour-guides so erzählen, sind natürlich von vorne bis hinten darauf ausgerichtet dem besucher ein narrativ in den kopf zu setzen, dass er dann in seinem kopf abspielen kann, wenn er den entsprechenden whisky trinkt. so behauptete unsere tour-führerin, dass für bestimmte produktionsschritte ausschliesslich regenwasser benutzt würde und in einem besonders trockenen sommer sogar die produktion für ein paar tage gestoppt wurde, weil man diese produktionsschritte eben nur mit dem wasser das man „schon immer“ verwendet habe durchführen wollte. was mir aber vor allem im gedächnis blieb — bei jeder einzelnen destillerie die wir besucht haben — sind die unterschiedlichen gerüche. der geruch bei den maische-kesseln, in denen der zucker in mehreren schritten aus dem malz ausgewaschen wird (das ergibt dann die „würze“), der geruch der fermentierungs- oder gärungsbehälter, in denen dem die würze von hefen zu einer art bier umgewandelt wird. wikipedia:
Die entstehende Gärbrühe (wash) hat einen Alkoholgehalt von sechs bis zehn Prozent und ist mit einem starken Bier ohne Hopfen vergleichbar.
der geruch der destillierkessel und um den spirit safe, durch den das destillat zur steuerlichen erfassung fliesst und um die brände vom qualitativ minderwertigen vorlauf und nachlauf zu trennen. der geruch der brände in den destillierräumen ist wunderbar, fast unangenehm intensiv.
viele destillierien verbieten dort fotos aus „sicherheitsgründen“, weil die besucher angeblich vom alkoholgehalt in der luft und der hitze der brennblasen umgehauen werden könnten. in einer der vier destillerien die wir besucht haben (benromach) liess uns der tour-führer an den verschiedenen destillaten riechen, einmal am vorlauf, einmal am nachlauf und einmal am mittellauf (middle cut, heart). vor- und nachlauf rochen (naturgemäss) weniger gut, aber im mittellauf, der nach mindestens 3 jahren reife dann whisky genannt werden darf, roch man bereits deutlich den geist des whiskys. der tour-führer schlug vor etwas vom mittellauf-brand auf den handflächen zu verteilen, den alkohol verfliegen zu lassen und dann an den händen zu riechen. erstaunlicherweise konnte man an diesem destillat bereits herbe eichennoten erkennen, auch ein bisschen leder- und fruchtspuren — whisky-geruch eben. das roch jedenfalls so gut, dass ich mir vornahm, sollte ich mich jemals wieder glattrasieren, whisky künftig als rasierwasser zu benutzen.
unverständlich fand ich, warum man bei talisker auf einen gang in die fasslager verzichtete. wir konnten lediglich einen blick durch eine glasscheibe auf eins der hergerichteten lagerhäuser werfen.
später bei glen moray und glenfiddich zeigte sich, dass der gang in die lager olfaktorisch das tollste erlebnis ist. da aus den whisky-fässern, die fast alle aus eichenholz bestehen und zum grössten teil importierte, einmal gebrauchte, amerikanische bourbon-fässer sind, pro jahr etwa 2-3 prozent whisky verdunsten, riechen die lagerhäuser entsprechend intensiv und angenehm nach whisky. alkohol-produzenten nennen das den angel’s share, also den anteil der engel. sehr schön esoterisch.
all diese geruchserlebnisse haben das potenzial aus whisky-verachtern liebhaber zu machen, die besucher sozusagen mit whisky, durch die nase, anzufixen. bei glen moray und glenfiddich ging man sogar so weit uns besucher in ein paar fässer reinriechen zu lassen.
bei benromach konnten wir auch die gemälzte, getrocknete und geräucherte gerste probieren — und in allen destillerien konnte man natürlich auch, am ende der führung, das fertige produkt probieren. ich nicht wirklich, weil ich ja fahren musste. auf die fahrer-situation war eigentlich nur glenfiddich vorbereitet, die fahrer bekamen für den preis der führung eine mini-flasche 12 jahre alten glenfiddich geschenkt. natürlich habe ich die whiskys doch alle ein ganz klein bisschen probiert.
grosszügiges probiergelage bei glenfiddich. etwas stillos fand ich, dass man zum whisky leitungswasser statt des viel gelobten quellwassers (das in jedem produktionsschritt genutzt werde) serviert. ach, das quellwasser wird auch nicht zur destillatskühlung und gerstenquellung genutzt.
wie oben in der bildunterschrift angedeutet, die destillerien legen sehr grossen wert auf das wasser, das sie für die whisky-herstellung verwenden. allerdings dann eben doch nicht in jedem produktionsschritt — und auch nicht bei der verkostung. alle destillerien empfehlen nämlich dem whisky ein paar tropfen wasser zuzufügen, weil sich der geschmack dann besser entfalte (ungekühlt soll man den whisky sowieso trinken). nur: keine einzige destillerie schenkte zur verkostung das jeweils verwendete quellwasser aus.
auch eine andere komponente die den geschmack des whiskys entscheidend beeinflussen dürfte wurde bei keiner einzigen führung über eine erwähnung hinaus weiter erklärt: die hefe die den gerstenzucker in alkohol, bzw. bier umwandelt. klar scheint zu sein, dass alle destillerien brauereihefe verwenden, aber ob sie bestimmte hefefamilien oder mischungen verwenden, ob die hefen genetisch modifiziert sind, wie sie hergestellt werden — darüber redet keiner. das informativste was ich zu diesem thema finden konnte war dieser artikel auf whiskyscience.blogspot.com. kompliziertes thema, aber bei einem produkt das nur aus 3 zutaten (gerste, wasser, hefe) und gelegentlich torf-rauch hergestellt wird, ist das eigentümlich.
wo wir waren:
talisker (google-karte): abgelegene destillerie, sehr gute führung, leider ohne lager-besichtigung und ohne fotoerlaubnis. zu probieren gabs 10 ml talisker storm, die whiskys im angeschlossenen laden waren nicht günstig, mit tourticket (9 pfund) gäbe es aber 4 pfund rabatt auf den einkauf.
benromach (google-karte): eher unschön im gewerbegebiet von forres gelegene, sehr kleine destillerie mit nur 3 personen in der produktion. der whisky den die besitzerfamilie hier herstellen möchte soll klassisch, wie vor den den 60er jahren schmecken. zu probieren gabs nen 10 jahre alten single malt mit sehr leichter torf-note, den ich eher unspektakulär fand, wahrscheinlich weil ich das narrativ und die lage der destillerie eher unspektakulär fand. die tour-tickets kosteten 6 pfund, die führung war eine der besseren, vor allem wegen dem riechenlassen an den bränden. das image-video am anfang der führung war grässlich (kann man hier sehen).
glen moray (google-karte): landschaftlich wunderbar gelegene, sehr fotogene, alte destillerie, die einzige in der wir keinen eintritt zahlen mussten und überall fotografieren durften. das lagerhaus das wir besichtigen durften roch sensationell und man liess uns auch in fässer reinriechen. zur verkostung gab es 4 verschiedene sorten, die vierte sorte war eine torfrauch- (peat) lastige sonderedition (ohne altersangabe), die ich sehr verführerisch fand, einerseits wegen des geschmacks, andererseits, weil die sonderedition nur in grossbritanien vertrieben würde.
glenfiddich (google-karte): grösste unabhängige destillerie die wir besucht haben, möglicherweise auch in ganz schottland. wenn ich es recht verstanden habe, macht glenfiddich fast alles selbst, auch die abfüllung. die tour und das besuchermanagement war mit abstand am professionellsten und sehr detailreich und liebevoll. besonders detailliert wurde die vermählung der in verschiedenen fässern gereiften spirits erklärt, also der vorgang in dem die whiskys, die in verschiedenen fassarten gereift sind, vermischt (vermählt) werden. insbesondere auf das solera-verfahren ist man bei glenfiddich sehr stolz, zu dem sich ein kellermeister bei einem besuch von spanischen sherry-kellereien inspirieren hat lassen. horst lüning erklärt das verfahren in seinem video zum 15 jahre alten glenfiddich solera ganz gut. hier gabs auch vier sorten zu probieren.
in schottland haben wir keinen whisky gekauft. sowohl der wechselkurs des pfunds, die preise der destillerien, als auch unsere angst vor gepäckübergewicht sprachen dagegen. tatsächlich waren die beiden sorten die wir haben wollten bei amazon am günstigsten und auch per prime zu bekommen:
[-werbelink] talisker storm. die beifahrerin fand den im gegenteil zum regulären talisker angenehmer und nicht so torfig/teerig. ich mag den auch sehr gerne, auch wenn ich mir irgendwann mal den regulären, torfigeren talisker leisten werde.
[-werbelink] glen moray classic port cask finish. den hatten wir bei glen moray probiert und beide für angenehm ausgewogen befunden und tatsächlich eine spur fruchtigen portweinanklang drin gefunden. mich erinnert er jedenfalls in geschmack und duft, an den sehr angenehmen moment, in dem ich meine nase in ein (mit whisky gefülltes) portweinfass bei glen moray gesteckt habe.
ich bin wirklich kein whisky-kenner, aber ich kenne jetzt ein paar whiskys. so wie die whisky-herstellung in vielen aspekten leicht esoterisch anmutet und sich beinahe zwanghaft traditionell darstellt, so kann ich mir jetzt jedes glas whisky mit meinen erinnerungen aufladen. das klappt übrigens auch ganz gut mit portwein, nachdem ich mir vor ziemlich genau 26 jahren einen ziemlich guten schwipps in diversen portwein-kellereien angetrunken hatte. mit (abgerissenem) baguette und bestimmten käsesorten klappt das auch, da muss ich immer an strandurlaub in frankreich denken.
über die herstellung von whisky erfährt man alles wichtige in der wikipedia.
was wirklich spass macht: horst lüning von whisky.de bei seinen verkostungen zuzuhören, die unter fast allen whiskys die er verkauft platziert sind. hier zum beispiel seine verkostung meines favoriten, dem 10 jährigen talisker.
[nachtrag 18.08.2015]
auf den tipp von daniel in den kommentaren habe ich mir gestern die video-führung durch die laphroaig destillerie angesehen und eine flasche 10 jahre alten laphroaig gekauft (whisky.de-store, mit verkostungs-video). schmeckt toll, ich mag das warme, erdige, gar nicht teerige und auch gar nicht so rauchige. und, oh wunder, der beifahrerin schmeckt er auch. dem kind schmecken weder talisker, noch der laphroaig, dafür aber der glen moray port cask.
grossartige, extrem aufwändige visualisierung und einordnung der toten des zweiten weltkriegs von neil halloran. ich fand die daten-illustration so grandios, dass ich der aufforderung am ende des videos nachgekommen bin, bei gefallen den vorgeschlagenen eintrittspreis zu bezahlen. das kann man hier machen, dort gibt es auch eine „interaktive“ version.
oh wei, oh wei. wenn der galerist eines künstlers seinen künstler wie schales sauerbier anpreisen muss, dann wird’s schnell peinlich. auch wenn andreas rosenfelder und ronja von rönne hier recht tendenziös über ai weiwei schreiben:
„Wir appellieren an die deutsche Öffentlichkeit“, so warnte der Berliner Galerist Alexander Ochs als Sprecher von Ai Weiweis Freundeskreis schon letzte Woche die Medien, „ihn in Zukunft als herausragenden Künstler wahrzunehmen und nicht als politischen Aktivisten.“
Man wünscht ja keinem Künstler der Welt, dass sein Galerist es für nötig hält, die Leute per Dekret dazu aufzufordern, ihn als bedeutenden Künstler zu betrachten, erst recht nicht als herausragenden. Und natürlich bewirkt ein solcher Aufruf das Gegenteil – er macht erst recht darauf aufmerksam, dass der Künstler Ai Weiwei jetzt keinen mehr interessiert. Als Künstler war Ai Weiwei deshalb so irrsinnig erfolgreich, weil seine in den Westen verschifften Kunstwerke dort als politische Schmuggelware erschienen – ein Gegengeschäft zu all den nach China exportierten VWs und Maschinen, gut für die moralische Außenhandelsbilanz. Aber je mehr Großproduktionen in Großauflagen Ai Weiwei aus Peking an die Museen der Welt verkaufte, desto weniger nahm man seine Ästhetik ernst. Sein Geschäftsmodell basierte am Ende ganz auf seiner Glaubwürdigkeit als staatlich geprüfter Dissident. Und genau diese Glaubwürdigkeit steht schon nach ein paar sonnigen Tagen in Deutschland auf dem Spiel.
der link behandelt einen artikel rund um (einen klick entfernte, harmlose) nacktbilder von sharon stone. normalerweise verlinke ich solche clickbait und aufmerksamkeitserschleicher ja nicht, aber das begleitende portrait/interview auf harpers basar mit sharon stone ist ziemlich gut. stone hatte 2001, nach einem schlaganfall ein hirn-aneurysma, nach dessen operation sie schwere motorische und rhetorische störungen bekam:
“It almost feels like my entire DNA changed. My brain isn’t sitting where it used to, my body type changed, and even my food allergies are different.” On the plus side, “I became more emotionally intelligent. I chose to work very hard to open up other parts of my mind. Now I’m stronger. And I can be abrasively direct. That scares people, but I think that’s not my problem.” She laughs. “It’s like, I have brain damage; you’ll just have to deal with it.”
zoebeck.wordpress.com: Flucht ein freund von zoe beck, der „der im Moment noch anonym bleiben möchte“, hat einen text über die situation und die geschichte von syrien geschrieben, der unbedingt lesenswert ist:
1 – Der Status Quo, der casus bellum
In sämtlichen vom IS besetzten Regionen, ob im Irak, in Syrien, Libyen etc. ist die Situation so entsetzlich grausam, dass die wenigen Überlebenden, welche ihre Angehörigen verloren, einfach a) zu sehr mit dem eigenen Überleben beschäftigt sind und b) so abgestumpft und c) so hoffnungslos, dass die wirklichen Wehklagen gar keinen Einzug in unsere Medien finden. Wer allerdings vom tatsächlichen Wirkungsgrad der Abschlachtungsorgien des IS nicht so wirklich überzeugt ist, kann über Beirut, Amman oder Antalya gerne in diese Regionen einreisen und sich ein Bild machen. Ein One Way Ticket ist dabei anzuraten, denn dass herkömmliche Mitteleuropäer im Bürgerkrieg verschleppt, ermordet oder als Kanonefutter eingesetzt werden, ist nicht auszuschließen. Den Rest erledigen mörderische 40 bis 50 Grad Hitze, massiver Wassermangel, Nahrungsmangel und Epidemien. Aber gehen wir davon aus, dass der normale Mitteleuropäer das überlebt, weil er noch selbst Armeedienst geleistet hat, über topographische, sprachliche und medizinische Kenntnisse verfügt: Das, was er / sie dort sieht, wird so wenig begreiflich und erklärbar sein, dass einem im wahrsten Sinne die Worte fehlen. Schweigen. Trauma. Unfallopfer auf deutschen Autobahnen, nicht zu reden von Mißbrauchsopfern sprechen teils bis zum Lebensende nicht vom erlebten Leid, trotz Traumatherapeuten, Ärzten, Psychologen etc. pp., welche Hilfe leisten.
2 – Das Thema WLAN, Smartphone etc.
Es ist richtig, dass nicht jeder in einer Kriegsregion sofort Zugang zu Elektrizität und technischem Zubehör hat. Aber viele eben doch. Dort, wo Militär ist, ist immer auch Strom. Liegt in der Natur der Sache. Es gibt einfach auch mehr Waffen als Brot. Liegt auch in der Natur des Krieges. Sprich, es ist tatsächlich einfacher, ein Smartphone aufzuladen, selbst an der Batterie eines ausgebrannten Jeeps, als Trinkwasser zu besorgen.
Amnesty International hat eine gute Entscheidung getroffen. Zunächst einmal hat die Organisation ihren Beschluss nach Beratungen und Gesprächen mit Sexarbeiterinnen aus verschiedenen Ländern gefasst. Das heißt, sie hat sich wirklich angehört, welche Bedürfnisse Frauen im Prostitutionsgewerbe haben, anstatt über ihren Kopf hinweg zu reden. Amnesty International hat beschlossen, zwischen Zwangsprostitution und freiwilliger Sexarbeit sorgfältig zu unterscheiden. Unter anderem deshalb, weil so erst Strukturen entstehen, die es erleichtern, Zwangsprostitution anzuzeigen und sichtbar zu machen, da die Opfer nicht mehr kriminalisiert werden.
schön finde ich auch (keine ironie), dass sophie elmenthaler das argument, „keine emanzipierte, richtige Frau würde freiwillig Sex gegen Geld haben“ wollen, einmal sexistisch nennt und das später dann so relativiert:
Sexarbeit ist oft lukrativer als andere Jobs. Wer sich einmal anschaut, was Friseurinnen, Altenpflegerinnen oder Callcenter-Agentinnen verdienen, sollte sich nicht darüber aufregen, dass Frauen sich in anderen Gewerbezweigen umschauen. Insofern ist vielleicht doch etwas dran an der Behauptung, dass viele Frauen nicht wirklich freiwillig Sexarbeiterinnen sind.
so zu argumentieren lässt raum zum nachdenken. für diese art zu argumentieren gibt’s bestimmt auch nen rhetorisches fachwort, oder?
sehr toller lesetipp, bzw. blogtipp, bzw. hinweis auf eine tolle website von konrad lischka. nämlich auf . dort schreibt tim urban alle paar tage oder wochen lange texte zu themen die ihn interessieren oder über die er stolpert und dann so lange recherchiert, bis er zufrieden ist. ein paar texte habe ich jetzt schon gelesen, unter anderem diesen hier über das fermi-paradoxon (wikipedia: „Das Fermi-Paradoxon […] hinterfragt die Wahrscheinlichkeit intelligenten außerirdischen Lebens.“) oder diesen hier über mich (und dich).
kurzkritik: kill billfury road auf norwegisch, ohne autos, im mittelalter und in kurz (und gut).
länger: relativ kurzer, norwegischer low-budget-film, der eigentlich allen gefallen sollte die quentin tarantinos rachedramen mögen oder die das verfolgungsdrama des aktuellen mad max-films mochten.
im norwegischen original gibt’s den film aus unerfindlichen gründen nicht beim deutschen netflix. dort läuft er nur deutsch synchronisiert. für den norwegischen original-track muss man auf netflix USA ausweichen (hab ich gemacht, fands super).
die zwei trailer zum film, die ich auf youtube gefunden habe, geben die stimmung im film einigermassen wieder, spoilern aber für meinen geschmack etwas doll. ich würde empfehlen den film ohne grosse erwartungen anzugucken, ohne die trailer anzugucken: trailer 1, trailer 2.
news.wisc.edu: Apes may be closer to speaking than many scientists think das ist alles sehr faszinierend und zur feier des tages, wollte ich dann doch mal etwas mehr über koko die gorilla-frau erfahren. das hier ist eine doku von PBS von 1999 über die gorillas koko und michael. sehr fesselnd, wenn auch mitunter aus dem off etwas dick aufgetragen.
das hat mich zu tränen gerührt, ich weiss allerdings nicht ob das die situation insgesamt war (sänger singt auf dem OP-tisch während seiner gehirnoperation) oder ob es schubert’s „Gute Nacht“-lied war.
bei facebook herrscht ganz offensichtlich eine ausgeprägte flachpfeifen-kultur. kühnheit und das austesten von grenzen ist das privileg hochbezahlter facebook-angestellter oder -gründer. alle anderen bekommen die die allgemeinen geschäftsbedingungen um die ohren geschlagen.
die AGB sind auch das hauptwerkzeug der facebook-unternehmenssprecher: sobald einem oder einer der facebook-unternehmenssprecher keine argumente mehr einfallen, werden die allgemeinen geschäftsbedingungen als pseudoargument rausgekramt — wichtig ist dabei niemals spezifisch zu werden, oder zu sagen, um welchen punkt der allgemeinen geschäftsbedingungen es genau geht.
In his first letter to investors back in 2012, Mark Zuckerberg said that Facebook follows an approach they coined the “Hacker Way.” […]
Khanna thought his extension — which he built quickly and which tested boundaries — was performing a public good by showing users how their data was being used.
“I didn’t write the program to be malicious,” he said. […]
In the closing of his letter to investors, Zuckerberg said one of the five core values of Facebook is for its employees to “be bold.”
Zu Recht weist etwa Jochen Schwarz vom Projekt Flüchtlinglotsen Pankow darauf hin, dass die so wichtige private Hilfe mit einer „Skandalisierung der fatalen jahrelangen Fehlpolitik auf lokaler, nationaler und europäischer Ebene” verbunden werden muss.
Nur so kann die soziale Verwahrlosung der verantwortlichen Behörden gebremst werden. Diese übrigens basiert wesentlich auf einem Versagen der Leitungsebene. Würde das Management die Mitarbeitenden anweisen, sich lösungsorientiert zu benehmen und ihnen als erste Maßnahme basales Englisch als Sprache der Kommunikation verordnen sowie längerfristig auf eine Entbürokratisierung der Anträge dringen – es gäbe die langen Schlangen und die langen Wartezeiten nicht, genauso wenig wie Hunger und Durst in den Vor- und Hinterhöfen.
Insofern war es richtig, dass Oliver Höfinghoff, Exvorsitzender der Piratenfraktion und Mitglied des Berliner Abgeordnetenhauses, eigenen Angaben zufolge Strafanzeige wegen unterlassener Hilfeleistung gegen Sozialsenator Mario Czaja (CDU) und gegen Franz Allert, den Leiter des [Landesamts für Gesundheit und Soziales], gestellt hat. Er hat die Verbindung hergestellt.
guter text von hannah beitzer, in dem sie til schweiger gegen kritik und häme verteidigt. auch wenn hier der gleiche mechanismus arbeitet, den markus reiter kürzlich auf deutschlandradiokultur.de kritisierte:
formale kritik an personen oder ihren äusserungen sollte man abschwächen oder weglassen, wenn einem der inhalt der äusserungen passt oder damit übereinstimmt — und kritik, häme oder ridikülisierung nur für abweichende meinungen reservieren. mit anderen worten, solange till schweiger auf unserer seite steht, sparen wir uns kritik an ihm und machen uns nicht über seinen ausrufezeichengebrauch lustig, sobald er wieder öffentlich die todesstrafe für kinderschänder fordert oder schreikrämpfe wegen des deutschen rechtssystems bekommt, können wir wieder witze über ihn machen?
ich persönlich halte es lieber mit dem grundsatz, dass man sich grundsätzlich über alles lustig machen muss. auch (und erst recht) über die guten oder die, die man auf der eigenen seite wähnt. humor ist, wie die gewaltenteilung im politischen bereich, viel zu wichtig für die checks and balances, als dass man sie für die richtige sache einfach pausieren lassen könnte. nicht nur die vermeintlich bösen, auch die vermeintlich guten müssen kritik, kontrolle und witze ertragen. was dann im übrigen auch nicht ausschliesst, die guten und ihre vorhaben zu unterstützen.
das steht am ende von hannah beitzers text:
Denn so erfordert es doppelten Mut von Leuten wie Til Schweiger, sich in Deutschland zu Flüchtlingen zu bekennen: gegenüber den vielen Rassisten und Flüchtlingsfeinden - und gegenüber denen, die ihnen eigentlich zur Seite stehen sollten.
es geht meiner bescheidenen meinung nicht nur um ein „bekenntnis“ zu flüchtlingen, sondern viel mehr um ein bekenntnis zu anstand und menschlichkeit. und mehr noch: um anständiges und menschenfreundliches handeln — nicht nur dem bekenntnis dazu.
und wo ich gerade beim wortklauben bin: die gestalten die sich in den letzten monaten ins zentrum der aufmerksamkeit brachten, sind eben nicht nur rassisten und „flüchtlingsfeinde“, sondern menschenfeinde und hassstreubomben. dieser hass und diese ausgeprägte misanthropie verursachen auch fremdenhass, aber sie vergiften noch viel mehr bereiche unserer gesellschaft, weshalb wir uns alle für mehr menschlichlichkeit in jedem lebensbereich einsetzen sollten.
der wirtschaftsteil von maximilian buddenbohm hat es heute sogar in die krautreporter-morgenpost geschafft, ganz zu recht. viele lesenswerte geschichten um das thema flucht und flüchtlinge und menschlichkeit. ganz besonders gut gefallen hat mir die geschichte von kurt saar-schnitts oma, die auch mal flüchtling war. oder den „schau in meine welt“-film über liiban, den ich vor einem monat auch schon mal verlinkt hatte.
Three days after his birth, a perfect baby, the carrier of his young parents’ dreams and ambitions, became what some might call a monster. Like ants on honey, a bacterial infection consumed his face, and as quickly as his face disappeared, so did his mother and father. The newborn that his parents had expected to take home and raise as their cherished son was no longer the child they had the courage to claim.
I was that baby.
die erschütternde, aber sehr einfühlsam und fast distanziert aufgeschriebene lebensgeschichte von howard shulman.
spiegel.de/einestages: Ali Mitgutsch: Erfinder der Wimmelbücher wird 80 schöner text über ali mitgutsch, seine bücher und sein wimmelleben. fast genau schön ist, dass die bilderstrecke sehr viele seiner wimmelmotive zeigt, einige der klassiker die ich noch aus der kindergartenzeit kenne und die ich witzigerweise nie vergessen habe. dass ist alles so grossartig, dass ich mir nicht nur die biographie von mitgutsch kaufen möchte, sondern auch gleich einen haufen grossformatiger wimmelbücher.
Diese Sache wird dennoch vieles beschädigt zurücklassen: Ein Bundesministerium, das beim Feldgeschrei einer abgedreht hysterisierten Presse einknickte wie ein welker Halm, aus lauter Angst, es sich mit der "öffentlichen Meinung" zu verderben. Einen obersten Strafverfolger der Republik, der dahinschwankte und im Nebel verschwand. Einen Verein der Bundesrichter, der das Maul aufreißt, wo es nichts (mehr) kostet, und untertänig klatscht, wenn ihm befohlen wird, das Recht für 80 Millionen Bürger mit derselben Personalstärke zu vollziehen wie für 60 Millionen Bürger – und halt einfach ein bisschen oberflächlicher zu arbeiten. Helden, wohin man blickt.
kurzversion: alle doof, inkompentent, feige, hysterisch. alle. ich und du, die journalisten, „deren intellektuelle Fähigkeiten und Fachkenntnisse gerade eben zum Zubinden der Schuhe […] ausreichen“. die lange version zu lesen lohnt sich aber dennoch sehr, weil’s ein selten nüchterner und distanzierter blick auf die #landesverrat-sache ist und jeder bekommt sein fett weg. jeder ausser thomas fischer natürlich.
In der EU herrscht Freizügigkeit. Doch seit Januar gelten schärfere Regelungen. Wer Beihilfen beantragt, riskiert sein Aufenthaltsrecht. Martas Geschichte.
wenn man das so liest, könnte man das gefühl bekommen, dass eines der hauptziele der CSU und anderen splittergruppen, die dem vermeintlichen volkswillen hinterherhecheln, mittlerweile erreicht wurde: missgunst und neid verstärken und die europäische idee von innen aushöhlen, indem man missgunst, neid und unmenschlichkeit institutionalisiert.
eigentlich schlimm, dass das klima hier so von missgunst und empathielosigkeit geprägt ist, dass solche selbstverständlichkeiten in der süddeutschen erklärt werden müssen.
robbie collin sagt im telegraph eigentlich alles was zu mad max: fury road zu sagen ist und kommt mit diesem einzelnen satz dem nagel-kopf recht nahe:
Imagine if Cirque du Soleil reenacted a Hieronymus Bosch painting and someone set the theatre on fire. This is more or less what Miller has come up with.
ich habe mir, entgegen dem rat den mir einige leute eindringlich gegeben haben, den film nicht im kino angesehen, sondern als HD-version im (US) itunes-store gekauft. dann habe ich mir den film zusammen mit der beifahrerin auf unserem (relativ) neuen und grossen HD-fernseher angeguckt. normalerweise halten wir es nicht aus, gemeinsam filme oder serien zu sehen, unter anderem weil die beifahrerin der überzeugung ist, dass sie alles und jeden dialog verstehen muss und ich der glaubensrichtung folge, dass sich der sinn aus dem zusammenhang ergibt. dieses mal hat es gepasst, weil es bei fury road nicht so viele dialoge zu verstehen gibt.
tatsächlich hat das auf dem fernseher sehr gut funktioniert und der beste nebeneffekt, den das kino auch nicht bieten kann, sind die extras, die mit der itunes HD-version mitgeliefert werden. denn das making of, die produktion, bieten nochmal, neben ein paar wikipedia-artikeln zum film, ein paar stunden beste unterhaltung.
Es gibt einzelne Fälle, in denen Leser meinen Beitrag loben, obwohl sie meine Ansicht nicht teilen. Man kann sie an den Fingern einer Hand abzählen. Noch nie aber hat sich irgendein Leser beschwert, mein Beitrag sei zwar ein mieses, manipulatives Stück Journalismus. Sie seien aber ganz meiner Meinung. Ich finde: Genau so ein dialektisches Urteil wäre richtig gute Medienkritik.
ich mag diesen artikel, bzw. bin ganz der meinung des hauptgedankens dieses artikels — ich würde aber gerne gleichzeitig die totale verallgemeinerung in diesem artikel anprangern, die ihn zu einem „miesen, manipulativen Stück Journalismus“ macht (SCNR).
ja, medienkritiker sollten texte kritisieren, unabhängig davon ob sie ihre meinung wiedergeben oder nicht. aber warum nennt markus reiter nur allgemeine beispiele und keine konkreten texte? wer sind diese „Medienkritiker“ von denen er redet? wir sind doch im zeitalter des blogdings und social-media-gedöns alle medienkritiker, meint er uns alle? meint er medienkritiker die eine zeitungskolumne haben? meint er stefan niggemeier? das bildblog? oder matthias kalle? joachim huber? irgendwelche blogger? facebookkommentatoren?
ja medienkritiker sollten auch bei texten die ihre meinung wiedergeben kritisch sein. aber sie sollten auch so konkret wie möglich sein. allgemeines rumgemeine ohne konkrete textarbeit ist wie ein lauter furz: erregt kurz aufmerksamkeit, hinterlässt aber keinen bleibenden eindruck. (via)
ich glaube ich hab das erst kürzlich empfohlen, aber eigentlich kann man humansofnewyork.com nicht oft genug empfehlen. die fragmente und bilder aus dem leben anderer menschen sind durch ihre kürze und relativ zurückhaltende inszenierung ohne pathos und doch berührend und erhellend. im moment reist brandon stanton (offenbar) durch pakistan, humans of new york sind im moment also of pakistan.
vielleicht ist das auch das ideale #schottland-symbolbild: farbenfroher himmel, einspurige strassen, wildnis mit gelegentlich eingesprenkelten zivilisationsspuren. #latergram#telefonzellen
vielleicht ist das auch das ideale #schottland-symbolbild: farbenfroher himmel, einspurige strassen, wildnis mit gelegentlich eingesprenkelten zivilisationsspuren. #latergram#telefonzellen
an einer zusammenfassung unserer schottlandreise oder einer übersicht der bilder, die wir in den letzten zwei wochen gepostet haben, werde ich in den nächsten tagen ganz bestimmt arbeiten. wobei die bisher von mir veröffentlichten bilder natürlich bereits alle hier sind. im instagram-konto der beifahrerin finden sich (natürlich) auch ganz viele schottlandbilder.
in vier folgen hat die sendung mit der maus erklärt wie bäume entstehen. denn bäume wachsen nicht einfach aus baumsamen, das ist alles viel komplizierter.