oliver kaever über den film „Song from the Forest“:
„Song from the Forest“ ähnelt dem Originaltitel von Sarnos Buch, aber Oberts Film hat damit wenig gemein. Er bedient keine diffuse Afrika-Sehnsucht, er widersteht der Versuchung, das Leben im Urwald mit dem in New York zu kontrastieren. Hier finden sich keine rassistischen Klischees vom Wilden in der Großstadt, aus denen dümmliche Komödien wie „Aus dem Dschungel in den Dschungel“ ihre Kalauer bezogen. Im Gegenteil: Aus dem scheinbaren Gegensatzpaar Kultur-Natur kreiert Obert eine überraschende, bewegende Synthese.
ziemlich begeisterte kritik. so begeistert, dass ich den film gerne sehen würde. das geht laut offizieller website aber nur in ein paar kinos. weder bei itunes, noch bei amazon ist der film gelistet. was wirklich schade ist.
2009 habe ich im hauptbahnhof berlin meine damalige bahncard 100 am DB-rent schalter für das DB-carsharing freischalten lassen. schalter ist natürlich nicht ganz richtig, in der reihe der autovermieter im ersten untergeschoss des hauptbahnhofs war neben europcar, sixt und herz eben auch ein DB-rent-laden.
meine letzte bahncard 100 (von 2012), benutze ich bis heute zum aufschliessen von flinkstern (so heisst DB-rent seit ner weile). ausser wenn es wärmer als 25 grad ist (oder die sonne direkt auf einen flinkster scheint), dann können die lesegeräte meine karte nicht erkennen. die flinkster-hotline, die mittlerweile lobenswerterweise auch über eine kostenlose rufnummer erreichbar ist, schlug vor, dass ich mir eine neue karte holen sollte. das gehe an allen grösseren bahnhöfen, ganz einfach.
heute früh mal kurz zum hauptbahnhof, da gibt’s doch bestimmt noch diesen DB-rent-laden dachte ich so. pustekuchen.
da wo früher ein DB-rent-laden war, blickte ich jetzt in eine dunkle glasfront. also hoch ins kundenzentrum. dort gibt’s mittlerweile nen nummern-wartesystem und einen concierge. auch sehr lobenswert. der concierge sagte mir, flinkster mache der servicepoint. also runter zum servicepoint. die 10 personen-schlange arbeitete sich sehr flott ab, die meisten vor mir hatten offenbar nur kurze, bzw. schnell beantwortbare fragen. als ich dran war sagte ich, dass ich gerne ne neue zugangskarte für flinkster hätte, meine alte würde nicht mehr funktionieren. „hm, ne zusatzkarte?“ — „nee, zugangskarte“ — „ach so, ne kundenkarte.“ — „genau, die bahncard funktioniert nicht zuverlässig.“
bei der korrekten bezeichnung hörte das flinkster know-how der servicepoint-mitarbeiterin aber auch schon auf. da sie nicht wusste wie man eine neue karte ausstellt, griff sie zum telefon und rief bei flinkster an. da ging aber auch nach 15 minuten niemand ran. ob sich die karten per post verschicken lassen würden wusste sie auch nicht, ihr täte das alles sehr leid, ob ich nochmal ein anderesmal vorbeikommen könne. klar sagte ich und rief selbst bei der flinkster-hotline an.
nach ungefähr 2 minuten wartezeit hatte ich einen mitarbeiter an der hand, den ich fragte, was ich denn machen müsse um an eine neue kundenkarte zu kommen. das ginge an allen bahnhöfen, in jedem kundenzentrum. nee, der mitarbeiter im kundenzentrum habe mich zum servepoint geschickt und die wussten nicht wie das geht: „nee, echt?“ wunderte sich der hotliner. das wäre ganz einfach, „die müssen sie einfach nur einmal einloggen und dann die neue karte ausgeben“. ob er das auch mal der kollegin erklären könne. klar könne er das. das ging dann in der tat ganz schnell, aber ich habe mich dann den rest des tages gewundert:
die bahn ist ja ein ziemlich grosses unternehmen dass zu einem sehr grossen teil dienstleistungen anbietet. dort nennt man das glaube ich mobilitäts-dienstleistungen. diese dienstleistungen sind meisten recht komplex und serviceintensiv und benötigen dementsprechend viel und gut geschultes personal. ich frage mich, ob die bahn wirklich glaubt diese dienstleistungen könne man komplett virtualisieren, in apps, webseiten, automaten oder in telefonzentralen. flinkster leistet sich ein einziges „stadtbüro“ in berlin (in der schönhauser allee), in das man gehen kann, um kunde zu werden oder bei problemen geholfen zu bekommen — der rest der firmenrepräsentanz findet an bahnhofsinformationsschaltern statt, die weder ein flinkster- noch ein DB-rent-logo tragen? und dann vergisst man die kollegen an diesen informationsschaltern ordentlich zu schulen?
das macht auf mich alles einen sehr stiefmütterlichen eindruck. statt die mobilitätsdienstleistungen der bahn (die ich wirklich gerne nutze) offensiv zu vermarkten, lässt man den laden so dahinplätschern und wartet bis sich jemand für einen interessiert und fragt. ich glaube da sollte mal jemand das top-management aufwecken. dieses carsharing soll doch ein zukunftsmarkt sein.
vor ner weile habe ich aus irgendeinem grund zugestimmt, dass o₂ mir einen newsletter schickt. weil in diesen newslettern wirklich nur quatsch steht, habe ich letzte woche den abbestellen-link unter dem newsletter geklickt. am nächsten morgen bestätigte mir o₂, dass man meinen „Wunsch, keine E-Mails mit Angeboten von uns […] zu erhalten“ ab sofort respektieren würde. sechsmal schickte o₂ mir diese respektsbekundung. ok. kann ich mit leben. nach drei tagen meldete sich o₂ erneut bei mir, diesmal mit 12 separaten emails:
Sehr geehrter Herr Schwenzel,
Ihren Wunsch, keine E-Mails mit Angeboten von uns mehr zu erhalten, werden wir ab sofort respektieren.
Gerne möchten wir Sie jedoch noch darauf hinweisen, dass Sie aufgrund Ihrer Entscheidung nicht mehr an unserem Vorteilsprogramm o2 More teilnehmen können.
Allerdings: Ihren Zugang zu o2 More können Sie jederzeit mit wenigen Klicks erneut aktivieren.
Mit freundlichen Grüßen
Ihr o2 More Team
ich habe das dann mal auf twitter erwähnt und erfahren, dass ich wohl nicht dereinzige bin, den o₂ mit seinen multiplen respektsbekundungen segnet. auch @o2de meldete sich kurz zu wort:
@diplix Oh man. Sorry. :( Magst du mir per DM die Emailadresse schicken, an die das ging? Ich leite es dann weiter. ^DR
meine emailadresse hat das twitter-team von o₂ jetzt, aber benutzt hat sie dort noch niemand. aber immerhin, einen tag später hörte ich erneut von o₂ — eine mail mit dem betreff „Exklusiver 15 € Coupon für Modeliebhaber“.
auch in dieser email befand sich ein funktionierender abmeldelink, dessen betätigung zwei tage später zu zwei weiteren emails mit dem bekannten inhalt führte:
Sehr geehrter Herr Schwenzel,
Ihren Wunsch, keine E-Mails mit Angeboten von uns mehr zu erhalten, werden wir ab sofort respektieren.
per sms wurde mir das klicken der abmeldelinks übrigens auch mehrfach von o₂ quittiert:
Lieber o2 Kunde, die Kontaktdaten für Ihren Vertrag wurden soeben geändert. Weitere Informationen und Kontoeinstellungen finden Sie auf der o2 Homepage und in der Mein o2 App. Ihr o2 Team
grundsätzlich finde ich es ja sehr schön, dass o₂ so kommunikationsfreudig ist. ich würde mir nur wünschen, dass man bei der änderung meines o₂-DSL-vertrags auch so redselig wäre. obwohl (keine ironie) ich kann mich nicht beklagen; ich bin tatsächlich auf eine email hin, die ich an den kundenservice schickte um mich zu erkundigen wie die DSL umschaltung vorangeht, von o₂ angerufen worden! von einer echten mitarbeiterin, die mich erfrischend offen wissen liess, dass die verzögerungen bei der umschaltung nicht an mir oder der telekom lägen, sondern dass sich bei ihnen, bei o₂ „ein kleiner stau“ gebildet hätte.
ich bin gespannt auf weitere gelegenheiten mich von o2-angeboten abmelden zu können.
günter hack theoretisiert die probleme der digitalen welt sehr eindrücklich und schlussfolgert:
Wichtig ist, sich nicht auf Google, Facebook, Amazon oder andere Großakteure zu konzentrieren, sondern das Internet und seine Möglichkeiten hinter diesen alles verstellenden Fassaden wieder neu zu entdecken.
leider alles wahr latoya ferguson hier über sons of anarchy schreibt ist (leider) wahr. die show könnte statt ganz gut auch sehr, sehr gut sein. ist sie aber eben nicht .
sascha lobo nennt barack obama „big data präsident“ und angela merkel „small data kanzlerin“. wenn man das bei sascha liest, hört es sich allerdings schlüssig an.
neil gaiman zitiert aus einem artikel von seth godin:
People always look for excuses. My favorite one is, “Well that's easy for you because you have a really popular blog.” As if my really popular blog was something I won in the lottery. I had a really unpopular blog for three years in a row where 10 or 20 people were reading it. When I got started in the book business, I received 900 rejection letters. So you don't look at the end result — at the Richard Bransons and Maria Popovas — and say, “Well they have that thing that I don't.” They got that thing by showing up. I am really focused on helping people understand that not showing up is a failure of will more than it is a failure of birth.
ray rice, ein amerikanischer football-spieler, hat anfang des jahres seine damalige verlobte bewusstlos geschlagen. dafür wurde er von seinem club für 2 spiele gesperrt und mit der staatsanwaltschaft handelte er offenbar einen deal aus, der ihn straffrei liess. nachdem tmz vor ein paar tagen ein video veröffentlichte, auf dem zu sehen war wie ray rice seine verlobte niederschlug, ihren bewusstlosen körper aus einem aufzug schliff und sie bewusstlos auf dem boden liegen liess, wurde er gefeuert und zunächst auf unbestimmte zeit gesperrt.
keith olbermann ordnet die reaktion der club-manager, der nfl-verantwortlichen und der staatsanwaltschaft in diesem video ein. dazu sollte man auch diesen text von amy davidson im new yorker lesen.
Eigentlich sind Fantasy-Romane ja eher dafür bekannt, dass sie von Männern für Männer geschrieben werden und Frauen darin - wie etwa bei „Der Herr der Ringe“ - nur klischeehaft und am Rande erwähnt werden oder gar nicht erst auftauchen. Auf die Frage eines verblüfften Interviewers, wie es denn komme, dass es in seinen Büchern so treffend beschriebene und völlig unterschiedliche Frauenfiguren gäbe, antwortete George R.R. Martin: „Ach wissen Sie, ich habe Frauen schon immer als Menschen betrachtet.“
das problem mit dem neuen apple könnte auch sein, dass sie alles auf einmal machen wollen. da verrennt man sich schnell. auf der livestreamseite fotos und eigene liveticker-berichterstattung? warum können sie das nicht denen überlassen, die es besser können?
und dann wars genau die schlampige implentierung des livetickers der millionen menschen die unterhaltung versaut hat — und apple die chance genommen das was sie gut können, gut zu präsentieren.
sibylle lewitscharoff gibt in der süddeutschen zeitung erstaunliche worte zu protokoll. sie sei angewidert vom anblick alter und „unschöner“ menschen.
Aber viele Frauen sind alt oder fettleibig oder sonst wie unschön geformt, und da wird der Anblick üppig oder seltsam wuchernden Fleisches für den Betrachter zur Qual.
die qualen die die büchner-preiströte offenbar täglich vor dem spiegel erleiden muss, tun mir sehr leid. /mathias richel
eine gute gelegenheit mal wieder hoimar von ditfurts buch im anfang war der wasserstoff (da steht das nämlich seit 1972 so drin) zu empfehlen, wie ich es kürzlich auf fünf bücher getan habe:
dieses buch hat mich durch die schule getragen. es hat mir, auch wenn sich das grössenwahnsinnig anhört, die welt erklärt. im prinzip ordnet ditfurth in diesem buch den damaligen (1972) stand der wissenschaft zu einer geschichte der entstehung der welt. die aufarbeitung der erkenntnisse ist natürlich weitestgehend populärwissenschaftlich, aber mir hat das buch ein solides naturwissenschaftliches fundament ins hirn gepflanzt. sozusagen das grosse, an vielen stellen unscharfe naturwissenschaftliche bild der welt, dass ich im laufe meiner schullaufbahn und studiums an vielen stellen verfeinern und schärfen konnte. vor ein paar jahren habe ich es nocheinmal gelesen und war erstaunt wie aktuell und spannend das buch auch heute noch zu lesen ist.
josh constine regt sich wie ich über die qualität des livestreams der apple keynote gestern abend auf. chinesische stimmen, bescheuerte testbilder und ständige stream-abbrüche und serverabstürze:
This does not inspire confidence that Apple will fix iCloud, or be able to reliably handle our health data or mobile payments.
die beifahrerin hat sich in den kopf gesetzt, dass wir einmal um berlin wandern, auf dem 66-seen-wanderweg. dafür hat sie sich sogar dieses buch gekauft und hat uns am sonntag zwei kleine etappen in und um strausberg rausgesucht.
für die anreise habe ich mir, wie von mir empfohlen, die geo epoche „wilder westen“ gekauft, denn die anreise per u- und s-bahn dauert knapp 1½ stunden. gute gelegenheit zum lesen. in strausberg haben wir dann einen bock gesehen, sind entlang der alten stadtmauer in die altstadt gegangen und haben dort einen kleinen umweg zur marienkirche gemacht.
in strausberg sieht man, dass die stadt sehr alt ist. man sieht mittelalterliche spuren und man sieht was passiert, wenn man häuser einfach ein paar dekaden rumstehen lässt.
vor dem wandern muss man sich natürlich erstmal stärken. wir haben das im restaurant zur fähre gemacht, wo man sehr nett draussen im vorgarten sitzen kann.
die bedienungen waren enorm freundlich, aber sehr selten. es hat ungefähr 45 minuten gedauert, bis wir unsere bestellungen vor uns stehen hatten, ich hatte mich für schweineleber entschieden.
sowohl der rotkohl als auch das kartoffelpüree waren hausgemacht und sehr lecker. die leber auch. die beifahrerin war mit ihrem salat glaube ich nur so mittelzufrieden.
dann sind wir am ufer des straussees entlang richtung süden gelaufen, bis wir am südende des sees auf den offiziellen, mit blauen punkten gekennzeichneten 66-seen-wanderweg gelangten.
der wanderweg führt durch wohngebiete, kleine und grosse wäldchen, über s-bahnschienen und strassen. einsamkeit und stille muss man nicht fürchten, der strassen- und zivilisationslärm verliess uns — zumindest auf dieser etappe — nie.
am südlichen ende des herrensee gibt es einen „ruheforst“. hier können sich waldmenschen bestatten lassen, markiert oder unmarkiert. die infotafel erklärt:
Der RuheForst Strausberg am Herrensee bietet Menschen die letzte Ruhestätte in einem herrlichen, leicht zu erreichenden Mischwald.
Im RuheForst befinden sich zahlreiche RuheBiotope, deren Mittelpunkt jeweils ein Baum bildet. Um einen RuheBiotop befinden sich bis zu 12 Urnenplätze. Hier können einzelne Personen, Familien oder sich im Leben nahestehende Menschen zusammen beigesetzt werden.
der beifahrerin gegenüber äusserte ich den wunsch, dass meine urne auf dem kaminsims stehen solle, das sei, falls sie fragen sollte, mein letzter wille.
- „aber wir haben doch gar keinen kamin!“
- „dann musst du einen bauen, wenn ich sterbe …“
irgendwann fanden wir ein stück gerahmten wald. das ausstellungstück wald würde, so erklärte es eine infotafel, naturverjüngt, das heisst der waldbestand wird auf „natürlichem“ weg erneuert, durch „samenbefall“, „stockausschlag“ und „wurzelbrut“. ob der rahmen wanderer zur samenspende oder nur zur bewunderung animieren soll, weiss ich nicht.
jeremy vandehey schreibt irgendwas über ne telefon-diät. ich kann solche spekulativen ich-sach-mal- und ich-find-ja-artikel nicht gut lesen. sehr witzig ist aber dieser vergleich der zeit die wir mit dem kacken verbringen -- mit und ohne telefon:
auch witzig, die bildunterschrift:
This is exaggerated. If you are actually pooping for 10 hours per day, please see a doctor.
jürgen geuter, mal wieder, mit der besten analyse und den interessantesten schlussfolgerungen zu #celebleaks:
Das Verbrechen der Accountcracker mit Urheberrecht oder anderen datenverwandten rechtlichen Konstrukten zu bewerten ignoriert völlig den Schaden an der Person, der hier ganz bewußt wenn nicht intendiert, dann doch böswillig in Kauf genommen wurde. Die Daten lagen hinter diversen Sicherheitsschranken und waren offensichtlich nicht für die Öffentlichkeit oder einen Teil dieser vorgesehen. Alle diese Schranken, alle diese expliziten “Neins" wurden ignoriert. Das Verbrechen, mit dem man diese “Hacks" vergleichen kann ist die Körperverletzung und - in diesem Falle in dem es um Nacktbilder ging - der sexuelle Übergriff.
Aber das ist aus meiner Sicht ein Irrweg, denn die Leser bezahlen eben nicht für eine möglichst kunterbunte Aufmachung. Sie müssen vielmehr das Gefühl haben, dass die Inhalte relevant sind und gut recherchiert. Die Umsetzung sollte sich dabei immer dem Inhalt unterordnen. Die Gestaltung unterstützt, was man sagen will. Sie lenkt nicht ab oder ist gar Selbstzweck, um Geld verlangen zu können.
sehe ich genauso. wenn der inhalt nicht die form rechtfertigt und der inhalt keine ausreichende qualität bietet, werden solche formate schnell zu nutzlosen zückerchen. was mich aber ganz besonders nervt ist die häufige übernahme eines unseeligen konzepts aus der multimedia-zeit des macromedia-directors oder der frühzeit von flash: wenn multimediaautoren dem konsumenten neue blätter-, scroll- oder interaktionsfunktionen zumuten. viele der „multimedia-reportagen“ die ich in den letzten jahren gesehen habe kapern die scrollfunktion zum abspielen von animationen, komischen scrolleffekten oder was auch immer technisch gerade geht. ausser dem initialen wow- oder wtf-effekt bleibt von dieser effekthascherei aber nichts viel mehr übrig als ein gefühl des genervt-seins. bei nico bruenjes gefunden.
damit einen das facebook autoplay-gedöns nicht in die drossel treibt, kann man die autoplay-videos auch auf wlan-situationen beschränken.
Hmhm. Was tun mit Texten, die lesenswert sind, sei es weil gut oder schlecht, und zu denen man Kommentare hat? Öde Linkliste? Alternative?
die antwort lautet natürlich, ganz allgeimein: ins internet schreiben. am besten natürlich in sowas wie ein blog, weil dann kann man sie abonnieren, wenn man möchte. ich finde es schadet auch nicht, leseempfehlungen zu vertwittern oder auf facebook zu posten, wobei ich finde das dort links oft zu schnell im rauschen untergehen oder, unter umständen, die nur facebook kennt, weggerechnet werden. stehen die leseempfehlungen in einem blog, sind die chancen, dass ich sie finde und lese um einiges grösser. andererseits sendet man durchs twittern oder facebooken ein maschinenlesbares, bzw. per API auslesabres signal, das wiederum aggregatoren wie rivva nutzen können. aber das funktioniert mit einem verweis in einem blog ja auch.
besonders schön ist natürlich, wenn man links nicht nur sammelt und aussiebt, sondern auch eine kleine oder grosse anmerkung dazu schreibt. john gruber macht das seit vielen jahren. er kommentiert links manchmal nur mit einem satz, oft mit einem zitat, manchmal auch mit längeren anmerkungen. eigentlich macht jason kottke das auch, boingboing ebenso — wenn man es genau betrachtet machen es die meisten blogger so. und ob jeder link einen eigenen „artikel“ bekommt oder mehrere in einem zusammengefasst werden ist ja auch eher ne formalie. nico brünjes macht das seit einiger zeit relativ regelmässig in sammelform, maximilian buddenbohm macht das sehr regelmässig, anke gröner zu selten (wobei sie sehr regelmässig kommentierte linklisten zu büchern veröffentlicht).
blogs sind meiner meinung nach das optimale format für die empfehlung von lesenswerten texten. welches format man dafür wählt, wieviel mühe man sich damit gibt, wie regelmässig man das macht — meiner meinung ist das egal. hauptsache man macht es. und hauptsache man schreibt etwas dazu, einen kommentar (140 zeichen oder länger, zur not funktioniert auch oft ein „hihi“), ein zitat, eine kurzzusammenfassung oder eine reihe standardvorlagen („super text, ausdrucken“, „will haben“, „wow“, „nicht gelesen, aber tolle überschrift“).
ich mache das mit dem linksammeln und veröffentlichen übrigens aus genau zwei bis drei gründen. da ich eh ständig im netz lese, was relativ zeitaufwändig ist, kann ich einen text der mir gefiel auch mit relativ geringen zeitaufwand als lesenswert kennzeichnen. ich mache das indem ich mit einem bookmarklet einfach ein bookmark bei pinboard anlege und mit dem buchstaben „s“ (wie sharen) verschlagworte. das führt auch dazu, dass der link bei @wirresnet landet.
der zweite grund ist, dass ich nach dem lesen eines textes nicht selten das bedürfnis habe etwas anzumerken. das kann ein einfaches „hihi“ sein, ein ausdruck der bewunderung oder der abneigung oder manchmal auch nur ein besonders tolles zitat aus dem text sein. mit diesem prinzip war quote.fm mal ne weile sehr erfolgreich. viele kommentare oder zitate schreibe ich schon beim anlegen des bookmarks in pinboard dazu. wenn ich auf dem telefon lese, schreibe ich sie allerdings meist nicht dazu, sondern merke sie mir einfach. das klappt trotz meines schlechten gedächnisses ganz gut.
der dritte und wichtigste grund links zu sammeln, kurz zu kommentieren (oder ein zitat rauszuziehen) ist eigentlich gar kein grund, sondern ein zustand: weil ich gerne veröffentliche. oder teile. oder mitteile. oder gerne sehe wie und ob leute auf das was ich veröffentliche reagieren.
so wie sich manche diese frage stellen:
Wenn in einem Wald ein Baum umfällt und niemand ist da der es hört, hat es dann ein Geräusch dabei gegeben?
frage ich mich oft:
habe ich diese anmerkung zu diesem text überhaupt gedacht, wenn ich sie nicht veröffentliche?
der vierte grund links zu sammeln und auszusieben ist übrigens, dass es mir bei der verdauung von themengebieten hilft. oder genauer, beim sammeln und denken. meine blog ist eben auch mein notizzettel. pinboard ist eher eine art kladde in die ich fast alles werfe, aber was im blog landet, habe ich bereits ausgesiebt und damit als wichtig markiert.
auf den ersten blick wirkt es vielleicht, als würde das sammeln, sieben und veröffentlichen viel arbeit machen. der zweite blick zeigt, das stimmt. aber das macht nichts, denn wie mit allem was man mit einer gewissen regelmässigkeit macht, schleicht sich auch beim linksammeln und veröffentlichen nach einer weile eine gewisse routine ein — dank der man den aufwand dann gar nicht mehr wahrnimmt. was ich sagen will: man muss es einfach machen und wenn man es dann ne weile macht, merkt man, auf welche art es einem am leichtesten fällt — und man merkt irgendwann auch, dass es einem selbst beim denken und zusammenhalten von zitaten und bemerkenswerten texten hilft.
technisch gibt es eigentlich kaum hürden: wer ein wordpress am laufen hat kann entweder das wordpress „Press This“-Bookmarklet nutzen oder (je nach verwendetem theme) kann man mit ein paar klicks einen beitrag mit der beitragsvorlage „link“ erstellen, mit postalicious oder feedwordpress kann man die erstellung von linklisten oder linkartikeln ganz oder halb automatisieren. oder man bastelt sich eine artikelvorlage selbst, mit der man einmal pro woche (oder öfter) einen artikel aus den gesammelten links zusammenstöpselt. auch hier gilt, wei bei fast allem im leben: man muss einfach anfangen, ein bisschen rumprobieren und dann kommt der appetit von ganz alleine.
zwei bemerkenswert blöde artikel zum thema doofe-texte-dank-internet-immer-besser-zugänglich habe ich weiter unten separat von den heutigen links kommentiert. zum verständnis meiner anmerkungen wäre es natürlich hilfreich, die beiden texte selbst zu lesen. die sind aber so absurd, doof und konfus, dass ich das eigentlich niemandem zumuten möchte. deshalb empfehle ich allen meinen lesern hier aufzuhören zu lesen und sich vielleicht was interessantes zu lesen zu besorgen. vielleicht mal wieder ein buch? oder zum kiosk laufen und die geo-epoche kaufen? die mit dem wilden westen soll sehr gut sein.
keine ahnung warum clemens lukitsch die diskussion und den skandal um die gestohlenen bilder von verschiedenen promininenten frauen mit „prüderie“ in zusammenhang bringt:
Wieder einmal entlädt sich die in der amerikanischen Gesellschaft weit verbreitete, größtenteils religiös motivierte Prüderie an solchen „Skandalen“.
auf jeden fall hat er nach dem stellen einiger zusammenhangsloser rhetorischen fragen, noch ein paar tolle tipps für die betroffenen frauen parat:
Angriff wäre in diesem Fall die beste Verteidigung: Lawrence und Co. sollten mit einer offensiven Öffentlichkeitsarbeit das Thema aufgreifen und die Gelegenheit nutzen, für eine unverkrampfte Diskussion und einen ehrlichen Umgang zu werben.
clemens lukitsch fordert einen unverkrampften und ehrlichen umgang mit dem eindringen in die eigene intim- und privatshäre?
oder meint er, dass die opfer eines verbrechens, deren nacktbilder gegen ihren willen in die öffentlichkeit getragen wurden, das aufflammen von prüderie zur gelegenheit nehmen sollten, gegen prüderie zu kämpfen und für einen ehrlichen umgang mit nacktheit zu werben?
die etwas weit hergeholten gedanken mit der prüderie und der verkrampftheit hat sich lukitsch möglicherweise bei florian siebeck in der faz angelesen.
florian siebeck suggeriert, dass „scheinheiligkeit“ im spiel sei, wenn prominente frauen sich auf instagram exponierten und schockiert seien, „wenn Nacktbilder an die Öffentlichkeit gelangen“.
anlässlich der selbstgestellten frage, warum sich „alle so darüber“ aufregen, phantasiert florian siebeck absurderweise einen sittlichen verfall der gesellschaft herbei. denn seiner beobachtung nach sei es „nicht ungewöhnlich“, „Bilder von Genitalien per Whatsapp zu verschicken“. was diese vermeintliche beobachtung von siebeck mit der verletzung der privatshäre von prominenten frauen zu tun hat, bleibt mir wahrscheinlich ewig ein rätsel.
kann mir jemand erklären, was der folgende tiefschürfende gedanke zum thema „sexting“ von florian siebeck mit kate upton, jennifer lawrence oder irgendwas, was in den letzten tagen passiert ist, zu tun hat?
Bedenklich wird es, wenn die Schamgrenze so weit gesunken ist, dass ein Mensch vollkommen wahllos und unaufgefordert Nacktbilder an andere schickt.
kann natürlich sein, dass ihm das einfach so eingefallen ist, genauso wie man in einem kommentar zu einem banküberfall auch mal über die frage sinnieren könnte, ob man spargelwasser eher mit salz und zucker versetzt oder nur mit salz. hängt ja alles irgendwie zusammen.
apropos scheinheiligkeit. siebeck sagt am ende seines kommentars:
Es gilt der Grundsatz: Was wer daheim anstellt, ist Privatsache.
das hält ihn allerdings nicht davon ab, die privatsachen von jennifer lawrence (und „hundert Prominenten“) genauestens zu untersuchen und seine meinung dazu öffentlich rauszutratschen:
Das ist auch das Problem mit den Nacktbildern, die nun von hundert Prominenten im Netz aufgetaucht sind: Sie sind einfach nicht schön. Jennifer Lawrence: ein Graus. Vollkommene Desillusionierung. Sie ist tatsächlich auch nur ein Mensch.
florian siebeck ist tatsächlich an bigotterie und scheinheiligkeit kaum zu überbieten und möglicherweise nur eine tratschtüte, die versucht einen journalisten darzustellen.
[nachtrag 07.09.2014]
das man statt sexualisiertem blödsinn auch sinnvoll über den icloud-hack schreiben kann, zeigt wired:
issie lapowsky spekuliert, dass eine klage der prominenten opfer des icloud-hacks firmen die cloud-dienste anbieten unter druck setzen könnte, mehr für die sicherheit ihrer benutzer zu tun — und so gut für uns alle sein könnte.
andy greenberg spekuliert über die nutzung von werkzeugen für strafverfolgungsbehörden beim icloud-hack in der letzten woche.
hm. dass die iphone-backups unverschlüsselt bei apple rumliegen finde ich schon etwas irritierend. damit ist doch dann auch die vielgelobte imessage ende-zu-ende-verschlüsselung — bei der apple angeblich nicht mitlesen kann — hinfällig. dann können hacker und sicherheitsesoteriker statt direkt mitzulesen eben indirekt mitlesen.
kottke linkt eine lange liste von häufigen missverständnissen in der englischen ausgabe der wikipedia. unter anderem war napoleon grösser als der damalige durchschnitt, coca cola hat nicht den weihnachtsmann erfunden und jesus wurde nicht am 25. dezember geboren.
über CTS eventim kann man so berichten wie die brandeins, indem man einen blick in die bilanz wirft, oder so wie hier auf ticcats oder beim kiezneurotiker, aus der sicht der kunden.
Was ich eigentlich möchte sind unifarbene Kleidungsstücke in gelb, orange, rot, grün, türkis, blau ABER SOWAS GIBT ES NICHT. Selbst wenn der seltene Fall von einfarbig ohne doofen Aufnäher auftritt, dann sind da Puffärmelchen, Rüschen, Schleifchen oder sonst irgendein Kack dran genäht.
eine anonyma über ihre arbeit in einem american apparel laden:
In retrospect, I should've been more wary of a company with a history of outrageous unprofessionalism. What I hoped would be a low-stress, part-time job turned out to be a major source of anxiety and a cesspool of harassment. The incompetent, appallingly racist management and belittling of employees were commonplace, and created a hostile work environment.
gelesen bevor ich gestern zur zahnärztin gegangen bin. abgesehen davon bin ich ja ziemlich begeistert, welchen fortschritt die technik seit meinen letzten amalgamfüllungen vor 30 jahren gemacht hat. aber vor allem bin ich (medizin-technisch) natürlich begeistert, nicht vor hunderten jahren gelebt zu haben.
die überschrift muss man sich auf der zunge zergehen lassen und den stumpfen geschmack für einen moment geniessen. der artikel, bzw. das interview ist aber ok.
ende mai hat mich ein netter pr-mensch angeschrieben und gefragt ob ich ein bier mit christian ulmen trinken möchte. wer will das nicht? deshalb bin ich dann am 6. juni nach feierabend zur bar visite ma tente (besuch mein zelt, oder rheinisch: fisimatenten) gegangen. la tente war aber leider verrammelt, weil drinnen noch „gedreht“ wurde, also hab ich mir das erste bier selbst am kiosk nebenan geholt und ohne christian ulmen getrunken. aber dafür mit stefan niggemeier, der auch eingeladen war, und dem netten pr-menschen.
aber der grund warum mich der nette pr-mann zum visite ma tente eingeladen hat (und warum ich diesen text schreibe) ist natürlich ein anderer: pr für eine von christian ulmen, dem br und puls produzierte webserie. am 6. juni konnten ein paar journalisten und ich einen blick auf einen ersten rohschnitt einer folge dieser webserie werfen. die serie geht um mann und frau, jede folge ist um die 3 minuten lang und wird im nachtprogramm des bayerischen rundfunks versendet und auf youtube und mannfrau.de gestellt.
alles super, dachte ich da: nette pr-menschen, bier, youtube, ulmen, beschränkung auf ein extrem kurzes format — was soll bei so einem konzept noch schief gehen?
was schief gehen kann, sieht man, wenn man sich die beiden ersten folgen ansieht. dachte ich beim ersten rohschnitt noch: „och ja, ok, das hat potenzial“, dachte ich beim betrachten der beiden ersten folgen: „schade.“ und schade schreibe ich jetzt nicht, weil ich für das schreiben dieses artikels ein honorar von dem netten pr-menschen bekomme, sondern weil ich wirklich glaube, dass die produzenten beim rahmen alles richtig gemacht haben: ein kurzes format, professionell gedreht, auf unterhaltung ausgerichtet, alles ins internet stellen und mit ordentlicher, freundlicher pr bekannt machen. nur leider ist dann beim inhalt was schief gelaufen.
die erste reaktion der beifahrerin (die ich natürlich zwang auch beide folgen anzusehen) war:
das ist wohl das beknackteste was ich seit langem gesehen hab.
mich erinnert der humor von mann | frau an samstag-abend-show-sketche aus den 80ern, eine zeit in der man keine probleme damit hatte stereotype klischees zu bedienen. aber 2014 wirken stereotypen und klischees — vor allem gehäuft, glattpoliert und relativ ungebrochen — dann doch eher irritierend. das leben des manns dreht sich um alkohol, sex und fussball, die frau sorgt sich ums (sexy) aussehen und darum, einen mann zur familiengründung zu finden?
natürlich kann man solche klischees brechen und die erste beiden folgen versuchen das ja auch nach kräften. nur leider zündet der humor nicht. ich weiss nicht genau ob der humor zu schwach ist oder ob es die darstellerische leistung ist. ich weiss nur, bei mir kommt nichts witziges an. was schade ist, weil ich das format gerne gut gefunden hätte.
ich habe auch das kind (19) gezwungen eine folge zu sehen, während der er tatsächlich zweimal ansatzweise gelacht hat. kurz flammte meine hoffnung auf, dass bei manchen menschen vielleicht doch der humor ankommen könnte. als die drei minuten rum waren fragte er mich dann aber kopfschütteld: „was soll das?“ die antwort auf diese berechtigte frage lautet wahrscheinlich „unterhalten“. die frage ist nur: wen? ich vermute bei den mittvierzigern sind die beifahrerin und ich nicht die einzigen, die mit mann | frau nichts anzufangen wissen. das kind ist möglicherweise auch nicht der einzige teenager, der sich kopfschütteld abwendet.
ich bin ja ein grosser fan von christian ulmen als schauspieler und als verkleideter improvisationskünstler. und in der ersten folge sorgt er auch auch gleich mit wenigen sätzen für ein darstellerisches highlight. er schafft es seine nicht gerade brilliant geschriebenen sätze unprätentiös und mit leichtigkeit dahinzusagen, wie man es bei deutschen schauspielern eher selten sieht. ich musste beim betrachten und zuhören beinahe ein bisschen kichern, obwohl nichts an dem was er sagt witzig ist. mirko lang hingegen kann man beim darstellen eines schauspielers beobachten, dem in der schauspielschule eine unnatürlich deutliche aussprache eingehämmert worden ist.
da ich ja quasi für das ansehen der webserie bezahlt werde, schau ich mir sicherlich noch die weiteren folgen von mann | frau an — und ich will auch nicht die hoffnung aufgeben, dass den autoren noch was witziges einfällt, dass mirko lang das schau-spielen sein lässt, dass christian ulmen öfter zu sehen sein wird und dass mir nicht nur der rahmen, sondern auch der inhalt (ein bisschen) gefallen wird. mal schauen, heute werden die ersten 4 folgen ausgestrahlt (im kanal von puls, hier die playlist) und ab jetzt werden jeden mittwoch 2 weitere folgen kommen. siehe auch mannfrau.de.