habe alle folgen der umbrella academy auf netflix in wenigen tagen eingeatmet und bin enorm begeistert. nicht nur dass die serie nicht so billig wie andere netflix-superhelden-serien aussieht, mir gefiel auch der subtext, dass bei aller kaputtheit und dysfunktionalität, liebe in all ihren facetten der einzige ausweg ist.
mir gefiel auch die formale verspieltheit der serie, auch wenn diese verspieltheit und unernsthaftigkeit nervpotenzial hat.
… das ende werden viele hassen, ich fand’s grandios.
auf netflix läuft derzeit ein comedy special von hannah gadsby mit dem nichtssagenden titel nanette. offenbar schlägt der auftritt einiges an wellen, aber davon wusste ich nichts, als ich mir das vor ein paar wochen ansah. es haute mich auch so um.
ich bilde mir ein einiges über komik zu wissen. nicht nur weil seit fast 40 jahren versuche witzig zu sein, sondern vor allem weil ich vor 20 jahren funny bones gesehen habe. die essenz des films war für mich damals: komik wird aus tragödie und schmerz geboren. diese erkenntnis habe ich in den letzten 20 jahren aber eher wie einen kalenderspruch vor mir hergetragen und niemals die naheliegende frage gestellt: welche tragik, welcher schmerz ist der grund für meine witzelsucht?
vielleicht bin ich der frage auch ausgewichen, weil ich hin und her schwinge in meinen ansichten über komik. meistens war ich wohl der ganz pragmatischen ansicht, dass komik das leben einfach erträglicher macht (zumindest für mich selbst, für andere in meinem umfeld wohl eher nicht). dann neigte ich auch immer wieder der jerry-seinfeld-ansicht zu, aus was komik geboren wird: aus harter arbeit, schweiss und talent. (über seinsfeld ansichten über komik lässt sich einiges durch die lektüre von comedians in cars getting coffee lernen. wobei auch jerry seinfeld der ansicht ist, dass neurosen, benachteiligung oder tragik der komik dienlich sein können.)
was mich an nanette tatsächlich umgeworfen hat, war die humor-theorie die hannah gadsby vortrug. das hört sich unspektakulär an, war aber auf vielen eben meisterhaft. denn sie zeigte und trug nicht einfach vor wie humor und komik funktioniert, sondern arbeitete das mühsam mit den mitteln der komik und der antikomik, mit selbstoffenbarung und konfrontation, mit erleichternden pointen und betroffen machenden wutanfällen und radikaler gesellschafts- und publikumskritik heraus.
und betroffen-machend sage ich hier nicht mit ironischem unterton, sondern mit ehrlicher und aufrichtiger erschütterung (und bewunderung). denn hannah gadsby hat es (glaube ich) geschafft, dass ich mir die entscheidende frage jetzt wieder stelle: welche tragik, welcher schmerz ist der grund für meine witzelsucht?
noch während ich die show auf netflix sah, notierte ich mir folgendes:
hannah gadsby schafft es auf wundersame weise auf netflix nicht eine comedy-show abzuliefern, sondern eine beeindruckende geschichte von persönlichem wachstum, (selbst-) erkenntnis und vom finden.
ich habe selten so guten, tiefgründigen und wahrhaftigen explorationen über komik zugehört. hannah gadsby ist sehr witzig, aber sie hadert mit comedy. und sie erklärt das nicht nur schlüssig und nachvollziehbar, sondern fast therapeutisch.
natürlich beschränkt sich hannah gadsby nicht auf humor-theorie, sie schwingt zwischen klassischer, perfekt recherchierter und konstruierter comedy und existenziell ernsten passagen, selbstzweifeln und wut, radikal persönlichen passagen und (leicht) distanzierter selbst- und weltbetrachtung. sie stellt alles in frage, ihren ganzen auftritt, ihren humor, ihre konflikt- und krisenbewältigungsstrategien — und das macht das ganze dann (auch) therapeutisch. mit ihrer radikalen, manchmal fast unangenehmen aufrichtigkeit berührt, betrifft und bewegt sie einen. ihr humor und furor befreit nicht, lässt einen nicht schweben und die welt vergessen, so wie es gute comedy üblicherweise tut. ihre comedy holt die welt ans licht wie sie ist, mit all ihrer grobheit, ungerechtigkeit und gemeinheit, sie zerrt die welt auf die bühne, die wir, ich, im alltag lieber verdrängen oder schönreden und wegwitzeln.
seinfeld und seine gäste in comedians in cars getting coffee sind sich fast immer einig was comedy, was komik im effekt sein soll: sie soll alltagssorgen vergessen machen, die zuschauer erleichtern. jim carrey sagt das gleich in der ersten folge: „people come here to feel good about themselves.“
hannah gadsby tut dem publikum diesen gefallen nicht, sie bietet etwas besseres als selbstvergessenheit oder alltagslevitation: selbstkonfrontation und erschütterung von welt- und selbstbildern.
hannah gadsby ist nicht nur witzig, sie ist beeindruckend und berührend. sie transzendiert witzigkeit. und trotzdem ist ihr auftritt, bei aller schwere und radikalität auch zugänglich und im besten sinne aufwühlend, weil er eben vor allem zutiefst menschlich, humanistisch, nachvollziehbar ist. sie erzählt wie sie mit sich selbst ringt, mit ihren bewätigungsstrategien, den fragen was richtig ist und was nicht, sie zeigt wie man genauer hinsehen kann (und muss). sie zeigt wie mühselig es ist rauszuarbeiten, was von dene eigenen überzeugungen wahrhaftig ist und gut für einen selbst und unterhält damit nicht wie ein comedian, sondern wie eine romancière.
und gerade weil sie ihre entwicklungsgeschichte mit solch radikaler konsequenz erzählt, bleibt bleibt nach ihrem auftritt vor allem eins hängen: dass man sich selbst und wie man die welt sieht, seine ansichten was richtig und falsch ist, in frage stelt und überdenkt. besser kann comedy kaum sein.
Nanette by @Hannahgadsby is stunning. It made me feel happy, angry, sad and, ultimately, connected. What a gift.
seit zwei wochen läuft die zweite staffel und als ich letzte woche die erste folge sah, war ich schwer beeindrucckt. vom ensemble, von der produktionsqualität, vom drehbuch, von der erzählweise. beeindruckt war ich schon in der erste staffel. die beiden showrunner, robert und michelle king haben es geschafft aus einer ohnehin guten serie (the good wife, lief von 2009 bis 2016) einen spinoff zu drechseln, der besser als das original ist. alles was in the good wife genervt hat (vor allem zum ende hin zu viel alicia-selbstfindungsgedöns), ist hier weg, alles was gut war (ausser eli gold), wird bei the good fight konzentriert serviert: solide rote fäden (statt wöchentlicher kleinvieh-fälle), aktuelle. politische bezüge (subtile kommentare im serien-format), diversität, subtiler humor — und keine zeitlupen (ausser in der eröffnungs-sequenz).
parallel zu the good fight schaue ich gelegentlich eine folge jessica jones auf netflix. obwohl mir die erste staffeljessica jones gut gefiel, kommt mir die zweite ziemlich trashig vor. ich weiss nicht ob das am kontrast zum stringent und treibend erzählten good fight liegt oder ob netflix bei erst-staffel-erfolgen die zweite staffel einfach grundsätzlich verkackt, durch lieblosigkeit, budgetkürzungen oder vermessenheit.
ich wünschte mir jedenfalls, dass the good fight nicht wöchentlich erschien, sondern netflixmässig einfach weggebinged werden könnte.
viele serien haben so gute cliffhanger, dass sie bei mir das gegenteil bewirken: ich schalte voll befriedigt und inspiriert ab und schau nie mehr weiter. gerade ist mir das bei der zweiten folge manhunt: unabomber passiert. die hauptcharaktere ausreichend deckend gezeichnet, die geschichte sorgfältig vom anfang und ende her beleuchtet, nur der vermeintlich interessante mittelteil, die ermittlung von theodore kaczynski, die wohl für die kommenden sechs folgen vorgesehen war fehlte noch. ich fand das ende der zweiten folge, die das krachende scheitern von james r. fitzgerald, beim versuch ein geständnis zu erquatschen, zeigte, so inspirierend und befriedigend, dass ich wohl nicht mehr weitersehen werde.
vor ein paar monaten ist mir das gleiche mit this is us passiert. die grandiose einführung in die familiensaga, die NBC wohl über drei staffeln erzählen will, reichte mir vollkommen. mehr wollte ich nicht sehen und den rest lieber meiner phantasie überlassen. ich wollte den guten geschmack, den die erste folge bei mir im mund hinterliess, unverfälscht behalten.
überhaupt wäre das ein spannendes literarischen genre — oder mindestens ein interessantes hobby: fernsehserien, von denen man nur eine oder zwei folgen gesehen hat, selbst, in der eigenen vorstellung zuende zu führen.
gerade fällt mir auf, im rückblick wünsche ich mir lost nach der vierten staffel nicht mehr weitergeschaut zu haben, sondern mir den weiteren verlauf selbst aus der nase gezogen zu haben. wenn ich eins aus lost gelernt habe ist das wohl: serien aufhören zu gucken, wenn sie am besten sind. wie nennt man das dann am besten, cliff jumping?
am ende irgendwie unterhaltsam, aber die versatzstücke aus 2000 jahren popkultur die hier wild kombiniert und zusammengewürfelt werden, waren irgendwie zu dick aufgetragen.
ich mag black mirror nicht. mir missfällt das sadistische element, dass in jeder einzelnen folge den protagonisten, den menschen, der menschheit angedichtet wird. jede einzelne episode folgt diesem rezept, indem sie mindestens einen protagonisten zeigt, der vergnügen daran findet, andere menschen zu quälen, zu entwürdigen, zu entmenschlichen. aus jeder folge quillt menschenhass. das geht jetzt schon vier staffeln so, dass die serie sadisten nicht als einzelphänomene, psychische deformationen zeigt, sondern suggeriert, dass menschen zum sadismus, zur grausamkeit, zur empathielosigkeit neigen, sobald sie macht bekommen. wie in schlechten filmen wird da nicht differenziert, analysiert, versucht zu verstehen, sondern brutal, splattermässig draufgehalten, zugespitzt und implizit vor dem bösen im menschen gewarnt. in der welt, die black mirror zeichnet, ist kein platz für humanität und mitgefühl, menschlichkeit und wärme, liebe und zärtlichkeit. black mirror ist misantropen-porno. die ausnahme, das abnorme, die psychische deformation wird dystopisch als normal dargestellt, menschlichkeit, wärme, mitgefühl als die ausnahme.
black mirror ist nicht dumm, im gegenteil, aber misantrop, anthropophob, frustriert und sarkastisch. liebe steckt bei black mirror lediglich in der produktion. die ist enorm aufwändig und detailverliebt; für jede einzelne folge werden plakatmotive produziert, dutzende anspielungen ins drehbuch und die kulissen gedrechselt und die besetzung ist stets a-list. black mirror ist eigentlich die perfekte serie, konsequent von vorne bis hinten durchdacht, voller grandioser kleiner (und grosser) ideen, perfekt inszeniert und produziert — aber sie glaubt nicht an das gute im menschen.
vor einem jahr, nach einer folge der dritten staffel hatte ich schon keine lust mehr weiterzugucken. die vierte staffel, die gerade bei netflix angelaufen ist, wollte ich ebenso wegignorieren. gestern überflog ich dann diesen artikel von rené walter, in dem er alle sechs aktuellen folgen von black mirror rezensiert.
ich entschloss mich dann doch mal die erste folge zu sehen. die fängt auch grandios an, mit einer ziemlich passgenauen, aber trotzdem leicht irritierenden, star-trek-parodie. die weitere handlung ist fesselnd, die inszenierung und das schauspiel makellos, liesse sich aber auch in einem satz zusammenfassen: arschloch rächt sich an anderem arschloch und schiesst dabei, mit konsequenter grausamkeit und megaarschlochigkeit, weit übers eigentliche ziel (genugtuung) hinaus.
ich bin mir nicht sicher, ob ich die verbliebenen fünf folgen noch sehen werde. ich vermute sie sind genauso sorgfältig und intelligent erzählt, aber ich ertrage das pessimistische welt- und menschenbild, dieses arschlochuniversum, nur schwer. der pornovergleich passt übrigens gut. black mirror zeigt konsequent nur dunkle stellen des menschen, vergrössert diese in absurde dimensionen, hält voll drauf und blendet alles andere konsequent aus. menschlichkeit, mitgefühl, humanität werden marginalisiert dargestellt oder grotesk verzerrt oder veralbert.
was ich aber gut finde und mir auch in zukunft jede folge ansehen werde, ist das was rené walter auf nerdcore schreibt. seine rezension der ersten black mirror folge der vierten staffel (USS CALLISTER) ist auf den punkt und versorgt den leser mit kontext. ich schriebs erst vor ein paar artikeln, nerdcore gehört zu meinen lieblingsblogs und ich finde rené ist derzeit in höchstform. und er braucht unterstützung. die möchte ich ihm gerne geben, indem ich nerdcore, neben übermedien, zum zweiten blog mache, dem ich bei steady einen monatlichen, bescheidenen beitrag zahle. ich möchte gerne, dass rené weiter vollzeit ins internet schreibt.
Das war bis vor wenigen Jahren noch über Bannerwerbung finanzierbar, mit dem Siegeszug von Clickbait und Facebook allerdings sind die Werbe-Einnahmen nahezu komplett zusammengebrochen. NERDCORE finanziert sich nun schon seit mehreren Jahren über meine eigenen privaten Reserven und diese sind nun erschöpft.
in der regel schalte ich filme ab, die szenen als dramatische zeitlupen zeigen. ein todsicheres mittel um schlecht inszenierung zu erkennen. blade runner 2049 ist hingegen eine einzige zeitlupe und gerade deshalb toll. der film ist stellenweise so gebremst, dass man den eindruck hat zeitlupen zu betrachten. ich fands toll.
gerne in 30 jahren nochmal.
naja, modern family geht immer. ist zwar nicht neu, aber ich finde es nach wie vor teilweise sehr, sehr witzig.
auf eine art witzig und fast neu: die zweite staffel von BBC americas dirk gently’s holistic detective agency (staffel zwei ab. 5. januar auf netflix). während ich die erste staffel eher scheisse fand (und trotzdem zu ende schaute), gefiel mir die zweite staffel irgendwie. sie war so absurd, abgedreht und idiotisch, dass man über die miesen schauspielerischen fähigkeiten von elijah wood hinwegsehen konnte und sich von der absurdität und blödsinnigkeit der geschichte fesseln lassen konnte. die erzählte geschichte ist tatsächlich so bekloppt, dass sie schon fast wieder gut ist.
auch nicht neu, im gegenteil, bald andertalb jahrzehnte alt, startrek enterprise, die star trek serie die vor kapitän kirk im jahr 2151 angesiedelt ist und 90 jahre nach dem ersten kontakt. die serie hat keinen besonders guten ruf, fiel in der zuschauergunst durch und wurde in der vierten staffel abgesetzt. sie läuft, wie alle star-trek-serien, auf netflix und ich habe mir bereits 82 der 98 folgen angesehen. die serie ist wie die meisten star-trek-serien ein bisschen holzschnitt- und kammerspielartig, vollgestopft mit billig produzierten kulissen, durchzogen von schlechten spezialeffekten und stereotypen rollenmustern.
sieht man die serie ohne grossen erwartungen, kann sie unterhaltsam wirken. in den ersten beiden staffeln stehen die einzelnen episoden meist für sich, in mehr oder weniger abgeschlossenen handlungen, mit einem feinen, fast unsichtbaren roten faden. die dritte staffel hat dann einen gut sichtbaren, etwas überdramatisierten roten faden, der mich zum milden rauschsehen brachte. wie gesagt, technisch und von der produktionsqualität ist das alles eher schlecht bis mittelgut, aber der kern der erzählungen, die metaebene, die intention der serie finde ich sympathisch, wie fast alles aus dem star trek universum.
das kernproblem der serie könnte die besetzung der kapitänsrolle gewesen sein. scott bakulas als jonathan archer funkt nicht besonders. archer ist weder besonders sympathisch, noch doppelbödig. er ist einfach da und erfüllt seine pflicht, man kann ihn gut ertragen, aber identifizieren mit ihm wollte ich mich irgendwie nicht. wäre archer ein auto, wäre er früher ein passat gewesen, heute ein prius; ein vernünftiges, effizientes, fleissiges arbeitstier, ohne charme und reiz. ganz schlimm auch die vulkanierin t’pol, gespielt vom ehemaligen model jolene blalock, deren aussehen in der serie wohl nicht nur vom kostüm- und maskenbildner, sondern auch von plastischen chirurgen gestaltet wurde.
trotzdem. ich habe startrek enterprise gerne gesehen, auch wenns weder (wirklich) gut, noch eine sitcom war.
ganz abgesehen davon; gestern habe ich zufällig diesen ausschnitt aus einem clouseau (mit peter sellers) gesehen:
eigentlich dachte ich, kenn ich die filme aus der clouseau-reihe alle auswendig, aber an diese szene konnte ich mich nicht mehr erinnern. aber sie erinnerte mich daran, dass ich die eigentlich alle noch ein paar mal wieder sehen müsste.
puh, der film ist überdreht, bunt, aufwändig, verspielt, laut, überzogen und pathetisch. alles gekonnt zusammengesetzt und dann doch irgendwie langweilig. wegen des lärms bemerkt man die langeweile nicht besonders stark, aber echte spannung kommt an keiner stelle auf.
man kann das aber auch alles positiv sehen und den film als hinleitung zu zwei bis drei wirklich guten gags verstehen. im prinzip kann man auch beide guardians-filme als aufbauleistung für die zune- und hasselhoff-gags am ende verstehen.
auch wenn die moral des films — eine ode auf die freundschaft, die zusammengesetzte, wilde familie und auf brachialen humor — ganz nach meinem geschmack ist, am ende ist das dann doch ein bisschen dick aufgetragen. aber wie bei zu dick aufgetragenem nutella, am ende ist man vollgefressen und doch irgendwie zufrieden.
goliath, das wie taboo auf amazon prime lief, hat mir gut gefallen. geschichten in denen ein mensch oder mehrere gegen vermeintlich unüberwidbare widerstände und riesen kämpfen sind fast immer sehenswert, wenn sie es nicht verpassen, ihre charaktere nicht all zu schwarz und weiss zu zeichnen. taboo ist goliath mal drei. james keziah delaney (toll gespielt von dem mann mit meiner lieblingsstimme, tom hardy) kämpft nicht nur gegen einen goliath, sondern gleich gegen 3 und sich selbst eigentlich auch.
die serie spielt im frühen neunzehnten jahrhundert, ist dunkel und brutal, achtet aber peinlich darauf keine weiblichen brustwarzen abzubilden. alles andere zeigt die serie aber ausführlich, brutalität, mord, sex, ausweidungen und drapierung von leichen in schweigen-der-lämmer-manier. trotzdem hat mich die serie von der ersten folge an tief reingezogen. zum grossen teil dürfte das an tom hardy gelegen haben, der seine rolle fast einen ticken zu cool ausfüllt, aber doch ein passend. auch am rest des ensembles ist nichts auszusetzen, im gegenteil, das casting hat überragend gut gearbeitet und unter anderem ein mädchen gefunden, dass franka potente wie aus dem gesicht geschnitten ähnlich sieht, so ähnlich, dass ich schon dachte hier sei .zauberei fx am werk gewesen. ausserdem scheint das halbe ensemble von game of thronesmitzuspielen.
die geschichte ist gut erzählt, auch wenn man von anfang an, durch die auslassungen und unbeleuchteten fragmente der vergangenheit, merkt, wohin die geschichte gedreht werden wird. von mir aus hätten die vodoo/esoterik und mystery-elemente auch rausgestrichen werden können, aber sie haben auch nicht gross weiter gestört, bzw. bekamen auch ab und zu einen kleinen comic-relief.
auch wenn die requisiten aus der gleichen BBC-aservaten-kammer stammen wie downton abbey, penny dreadful oder little dorit, in taboo erwachen sie zu wunderbar dunklen leben. ich hab’s gerne gesehen, ich glaube aber es ist nicht jedermanns geschmack. läuft auf amazon.
ich habe den piloten von this is us geguckt und will jetzt gar nicht mehr folgen davon sehen. nicht weil die serie schlecht wäre, sondern weil der pilot so gut war. den piloten könnte man auch als abgeschlossene kurzgeschichte sehen und für sich stehen. er schafft es in 42 minuten nicht nur ein ensemble von einem halben dutzend hauptcharakteren vorzustellen und in ihr leben einzuführen, sondern auch noch eine wunderbar verschachtelte familiensaga nachzuerzählen.
abgesehen davon hat die serie etwas geschafft, was mir schon lange nicht mehr passiert ist: ich war am ende tief berührt, nicht weil das ende der ersten folge traurig war, sondern weil es so menschlich, so herzerweichend war — und das alles auch noch ohne pathos und holzhammer, sondern ganz subtil und sanft.
vor etwas einem jahr habe ich nicht nur jede folge von the expanse geguckt, sondern auch zu jeder folge etwas aufgeschrieben. mein fazit nach 10 folgen damals lautete:
das war ordentliche science-fiction, auch wenn es am ende etwas ins mystery-genre abrutschte und sehr „die hard“ wurde. aber abraten das anzusehen, würde ich niemandem.
seit zwei wochen läuft jetzt die zweite staffel und das was mich an der serie nervt hat sich nicht verändert:
ich verstehe kaum um was es geht, weil ungefähr alle 10 minuten die schauplätze wechseln und in etwa 6 verschiedene erzählstränge abgedeckt werden.
die stimme von shohreh aghdashloo nervt mich noch mehr, als in der ersten staffel. ich denke immer, wenn ich ihre brüchige, tiefe stimme höhre, irgendwas sei an meinen lautsprechern kaputt.
das bemühen der serie um ansatzweise realistische darstellung des lebens im weltraum, die tücken des vakuums und der gravitation (bzw. ihrer abwesenheit) versucht die serie immer wieder zu thematisieren, kann es sich aber (natürlich) auch nicht verkneifen, raumschiffen motorgeräusche zu verpassen, wenn sie im weltraum an der kamera vorbeifliegen.
was mir nach wie vor gefällt:
obwohl die serie von den autoren bis zum bersten mit parallelen handlungen vollgestopft wird, macht mich die erzählung neugierig. vielleicht ist es aber auch nur das genre: ich muss science-fiction einfach zwanghaft gucken?
trotz irritierender stimmen, teilweise lausigem schauspiel verzeihe ich der serie fast alles. warum weiss ich auch nichtz so genau.
jedenfalls guck ich die zweite staffel auch bis zum ende durch. ob ich so regelmässig wie letztes jahr drüber schreibe glaube ich allerdings nicht.
apropos gucken: laut watched.li habe ich im lezzten jahr im schnitt 40 serienfolgen pro monat geguckt. die zahlen des april sind ungenau, da habe ich bei watched.li serien nachgetragen. aber ich führe über watched.li sorgfältig buch über jede einzelne folge die ich mir ansehe.
um mal (geschätzte zahlen auf den tisch zu legen: 2016 habe ich wohl so um die 500 einzelne folgen fernsehserien geguckt. laut letterboxd.com habe ich 2016 ausserdem 37 filme geguckt. das addiert sich ungefähr auf 38 schrillionen stunden film- und fernsehglotzen.
nachdem netflix einen grossteil des star trek universums in sein programm gehoben hat (ds9, voyager, next generation, enterprise, das original) habe ich mir in den letzten wochen die erste staffel deep space nine angesehen.
abgesehen vom ungewohnten 4:3 seitenverhältnis und den schulterpolstern der kostüme, wirkt die serie eigentümlich aktuell — oder besser: zeitlos. thematisch werden alle grossen menschheitsfragen angeschnitten, die genauso aktuell erscheinen, wie damals (1993). es geht um krieg und frieden, versöhnung und widerstand, schuld und gerechtigkeit, religiösen fanatismus, wissenschaft, ethik und anstand.
das ist alles sehr dialoglastig und zum grossen teil kammerspielartig, die inszenierung und das schauspiel sind teilweise etwas brachial und unsubtil, aber eigentlich immer grandios geschrieben. bis auf den piloten, der sich über zwei folgen erstreckt und mir etwas zu mystisch und abgedreht daherkommt, sind die episoden rund und in sich abgeschlossen und behandlen (mehr oder weniger) immer ein politisches, ethisches oder moralisches problem. und am ende gewinnt (fast) immer die vernuft und der anstand.
einige der folgen kamen mir bekannt vor und ich habe sie wahrscheinlich irgendwann, zumindest in teilen, in den 90ern im nachtprogramm gesehen. da die chronologie, zumindest in der ersten staffel, eher unwichtig ist, auch wenn einige charaktere ein paar folgen vor ihrem auftritt aufgebaut werden, hat das zufallssehen im nachtprogramm meinen guten eindruck von der serie in den 90er-jahren nicht trüben können. aber jetzt, sozusagen zum wiederholten male, alle folgen in der vorgesehenen ordnung, im englischen original und in voller länge ohne werbeunterbrechungen zu sehen, war ein noch grösseres vergnügen.
die serie erinnerte mich wieder daran, warum ich die star-trek-welt und ihre serien so sehr schätze. sie verfolgen konsequent ein positives menschenbild und lassen uns unsere welt, unsere gesellschaftlichen probleme mit einem gewissen abstraktionsgrad reflektieren. die parallelen sind offensichtlich, aber nicht platt. die cardassianer zeigen parallen mit den deutschen oder den japanern, der widerstand der bajoraner zeigt parallelen zu widerstandsbewegungen im nahen osten oder dem besetzten frankreich, der religiöse fanatismus einiger bajoraner zeigt parallelen zu anti-sekulären bewegungen in der ganzen welt. rassismus, freiheit und grenzen der wissenschaft, diversität, gerechtigkeit, all das wird von folge zu folge debatiert. hört sich langweilig an: eine fernsehserie in der debatten zu sehen sind, aber ich finde der vergleich passt. in den erzählungen der einzelnen folgen werden immer mindestens zwei seiten eines problems gezeigt und immer der mühsame prozess, zu gerechten und praktikablen lösungen zu kommen. teilweise, wie in der folge progress, wird auch keine wirklich befriedigende lösung erreicht, sondern es werden die schwierigkeiten durchgespielt, zwischen pflicht und menschlichkeit, gemeinwohl und einzelinteressen, gehorsam und empathie abzuwägen.
es gibt gerüchte hinweise darauf, dass donald trump schwierigkeiten zu lesen habe, klare belege dafür, dass trump zu viel schrottfernsehen zur meinungsbildung schaut und entsprechende versuche von unternehmen, donald trump durch targeted advertising im fernsehen zu beeinflussen. würde donald trump deep space nine binge-gucken, würde mir die lage der welt wohl weniger sorge bereiten, als mit seiner gewohnheit müll-fernsehen zu gucken. allen anderen möchte ich die serie aber auch zum wieder- oder neu-gucken ans herz legen. läuft auf netflix.
scharfschützen- und patrioten-porno. die kriegsszenen sind bis ins letzte detail scharfgezeichnet, der rest ist weichgezeichnet. (auf netflix)
boah, wie langweilig. in den späten 80er jahren hätte der film mich vielleicht noch in ansätzen begeistern können, heute wirkt er wie aus der zeit gefallen. allmächtige gegner, ein held, der immer jedes hindernis überwinden kann und bärenkräfte hat und manchmal, wenn er an seine vergangenheit denkt, auch ein bisschen weint. das ist alles so 80erjahre verschwörungsstereotypübeladen, dass ich beinahe meinen aluhut absetzen musste.
matt damons grösste schauspielerische leistung in diesem film ist, dass er seinen körper für oben-ohne-aufnahmen erfolgreich trainiert hat. den rest spielte er so facettenreich weg, wie siegfried lowitz seinen alten oder horst tappert seinen derrick darstellten. alicia vikander war die fehlbesetzung des jahres. ihrer figur konnte ich so gut wie gar nichts abnehmen. sie wirkte nicht nur wie eine schlechte schauspielerin, die eine perfekt ausgebildete, toughe CIA-obertante darzustellen versuchte, sondern wie ein stunt- oder bodydouble, dass eine schlechte schauspielerin, die eine CIA-obertante darstellt, in einer drehpause nachäffte. eigentlich war alles schlimm an dem film, sogar tommy lee jones, den ich sonst sogar mag, wenn er einen kaffeevollautomaten spielt.
bekloppte serie, die ich gehasst habe, 8 folgen lang. elijah wood spielt grässlich, samuel barnett ist einer der flachsten schauspieler die ich seit langem in einer hauptrolle gesehen habe, die serie ist überbelichtet und zerfasert — und trotzdem konnte ich nicht aufhören sie zu sehen.
ich bin mir nicht sicher woran es lag, dass ich den scheiss unbedingt zuende gucken wollte, vermutlich weil sie so viele überdrehte erzählstränge aufspannt und ein paar dieser handlungsstränge und protagonisten mich ausreichend neugierig machten. tatsächlich sind ein paar handlungstränge so absurd und an den haaren herbeigezogen, dass es, trotz der grösstenteils miesen schauspielerei, unterhaltsam war ihnen zu folgen.
ich war von folge zu folge hin und hergerissen, was ich von der serie denn nun halten sollte. die absurditäten und immer abgedrehteren erzählkonstruktionen stapelten sich zu einem wirren, bunten, nervigen knäul, das wie ein wildunfall auf meinem bildschirm flimmerte und von dem ich meine augen nicht abwenden konnte, obwohl ich eigentlich weggucken wollte.
ich habe die bücher der dirk-gently-reihe von douglas adams nicht gelesen, bzw. nicht länger als 10 seiten durchgehalten, habe aber das gefühl, dass die autoren der fernsehadaption sich nur sehr lose an die vorlage gehalten haben, bzw. diese lediglich als inspiration genutzt haben. ein bisschen scheint mir die herangehensweise wie bei der jüngsten sherlock-holmes-adaption der BBC zu sein; ein eigenes universum aufspannen und es bei andeutungen ans original und den dort verwendeten namen zu belassen. im gegenteil zu sherlock allerdings konsequent mit schlechten schauspielern und doppelt dick aufgetragener absurdität.
ich kann niemandem guten gewissens empfehlen die serie zu gucken, die ab sofort auf netflix läuft. sie hat durchaus ihren reiz, eine eventuelle zweite staffel werde ich mir auf jeden fall ansehen, aber sie ist auch … hm … speziell. ich kann weder behaupten, dass ich mich beim gucken gelangweilt habe, noch dass sie mir gefallen hat. was die serie allerdings schafft: sie ist auf gewisse weise unvorhersehbar und sie gibt sich grosse mühe allen absurditäten, die sie im laufe der folgen übereinanderstapelt, am ende, in ansätzen, soetwas wie sinn und zusammenhang zu geben. weil ja alles irgendwie zusammenhängt.
schön arrangierte dokumentation über die idiotie von wein als investitionsobjekt und die honks, die sich einbilden bei weinen, die mehrere tausend dollar kosten, besonderheiten herausschmecken zu können.
besonders gut gefällt mir, dass am ende einer der protagonisten kommentarlos eine flasche bier aufmacht und ganz offensichtlich sehr geniesst. läuft auf netflix, via @holgi.
noch ein film in dem in den ersten 30 minuten so gut wie nichts passiert. das besondere an turner, der verfilmung des lebens von william turner: auch den rest des films passiert nichts.
der film fängt mit einer wunderschönen landschaftseinstellung an, die holländische hügel zeigt und zwei holländerinnen die sich (auf niederländisch) unterhalten und langsam auf die kamera zugehen. als sie nach 3 minuten die kamera erreicht haben und vorbeigehen, schwenkt die kamera auf einen hügel, auf dem man sieht, wie turner landschaftsskizzen zeichnet. nächste einstellung: turner kommt zuhause an. das ist so ungefähr das grundrezept des films: szenen aus turners leben zeigen, teilweise mit schön konstruierten bildern gefilmt, aber immer unprätentios und unpathetisch, und dann ein schnitt, der weitere szenen aus turners leben zeigt, die entweder ein paar sekunden, stunden, tage oder jahre auseinander liegen können.
unerträglich sind die dialoge: die leute unterhalten sich auf unfassbar gestelzte weise, sind steif und in konventionen gefangen. ich gehe davon aus, dass die dialoge einigermassen authentisch zeigen, wie man sich im 19ten jahrhundert unterhalten hat — was die dialoge nicht erträglicher macht, aber immerhin interessanter. mir gefiel das am anfang nicht besonders, aber nach und nach gewöhnte ich mich daran und verfolgte das nicht-geschehen mit wachsendem interesse.
man bekommt einen guten einblick in turners (möglicherweise geführtes) leben und die zeit in der er lebte. man sieht, dass er auf die konventionen nicht viel gibt und statt sich gestelzt zu unterhalten, lieber brummt oder schweigt. man sieht wie er wie am fliessband malt, wie er (und seine haushälterin) von schnitt zu schnitt älter werden und wie er am ende stirbt.
viel mehr als ein turner-portrait, ist der film ein portrait der zeit in der turner lebte und des fortschritts den er miterlebte. es ist die zeit, in der moderne malerei sich langsam entwickelte, unter kräftiger mithilfe von turner selbst, eine zeit in der die ersten eisenbahnen gebaut wurden und die fotografie sich langsam dutrchsetzte — beides von turner interessiert und (verhalten) fasziniert beobachtet. am ende war ich froh den film zuende gesehen zu haben obwohl — oder gerade weil — in dem film nichts passiert sondern einfach nur das eine oder andere gezeigt wird. von mir aus können viel mehr filme so aufgebaut sein.
goliath auf amazon geht so los, wie ich mir das von viel mehr fernsehserien wünsche: es passiert erstmal gar nichts (ok, ein boot explodiert, aber sonst passiert wirklich fast nichts).
zu sehen sind: los angeles, ein säufer und raucher und ein paar leute die er trifft. der säufer fährt rauchend in seinem schmutzigen cabrio durch LA, trifft seine tochter, seine ex-frau. LA bei nacht, LA in der sonne, lange, schöne bilder einer stadt die ich mag, weil ich dort keinen heuschnupfen habe und es dort das beste licht der welt gibt. könnte ich mir ewig ansehen, hab ich dann auch eine folge lang. in der zweiten folge passieren dan plötzlich sachen, die meine interessierte aufmerksamkeit erregen. es kristallisiert sich eine underdog-gegen-übermächtige-gegner-geschichte heraus, die jede sekunde lang nachvollziehbar und logisch bleibt und der ich gerne zusehe, weil ich wie alle menschen, gerne underdogs dabei zusehe, wie sie gegen (scheinbar) übermächtige gegner kämpfen.
ich wusste das vorher nicht, aber goliath scheint eine gerichtsserie zu sein, ein genre von dem es bereits 20 schrillionen varianten gibt, mal grandios (wie the good wife oder boston legal), mal weniger. in der zweiten folge scheint es dann auch so, dass die serie das genre schön variiert und es schafft — obwohl weiterhin fast gar nichts passiert — mich alle 10 minuten zu überraschen — und zwar wirklich zu überraschen.
es passiert nicht oft, dass ich nach zwei folgen einer fernsehserie wirklich unbedingt weitersehen möchte. goliath ist aber so ein fall.
die serie, auf deren einzelnen folgen ich mich im oktober und november am meisten freue, ist natürlich westworld. mein erster eindruck hat sich im laufe der ersten sieben folgen voll bestätigt. ein tolles ensemble, interessant verschachtelte erzählstränge, eingepackt in eine aufwändige und sorgfältig die erzählung verschleiernde inszenierung. schade nur, dass die inszenierung so aufwändig ist, dass die produktion der nächsten staffel wohl länger als ein jahr dauern wird. (läuft auf HBO.)
ähnlich aufwändig inszeniert und gut besetzt: the crown, eine serie, in der (auf netflix) die ersten zehn jahre von königin elisabeth erzählt werden. die (natürlich) erfundenen dialoge sind so gut geschrieben, dass ich nach dieser ersten staffel tatsächlich den eindruck hatte, etwas dazugelernt zu haben. im prinzip bewegt sich die serie auf the west wing-niveau. diese art von doku-fiction vermittelt verständnis für politische vorgänge und die mechnismen von macht. viele drehbuchschreiber bekommen das nicht hin. aaron sorkin hat das für west wing geschafft, peter morgan hat das in the queen geschafft und eben auch in the crown. zuerst leicht irritierend, dann im laufe der serie immer überzeugender: der amerikaner john lithgow als winston churchill. selten habe ich einen 71-jährigen einen 80-jährigen so überzeugend spielen gesehen (keine ironie). auch claire foy und matt smith als königin elisabeth und prinz philip spielen mehr als passabel.
die erste folge der dritten staffel black mirror (auf netflix) fand ich furchtbar. zu pastellig, zu dick aufgetragen, grässlich überspielt, unraffiniert, verkacktes ende. auf die zweite folge hatte ich dann gar keine lust mehr und habe über eine woche gebraucht, um mich wieder aufzuraffen um sie zu sehen. die fand ich raffinierter, etwas herausfordernder, aber die hintergedanken, erzählmuster und auflösung am ende kam mir aus dem weihnachtsspecial von vor zwei jahren bekannt und ein bisschen ausgelutscht vor. die idee, zeit im kopf durch technologische manipulation zu stauchen, ist an sich natürlich grandios und auswälzenswert, aber sie verliert dann auch schnell ihren reiz.
ich habe mir dann noch die vierte folge black mirror angesehen, weil ich auf den vorschaubildern gesehen habe, dass dort mackenzie davis mitspielt, die ich in halt and catch fire sehr gerne gesehen habe. im ersten teil der folge entstand der eindruck, dass mackenzie davis in einer art 80ziger jahre besetzungsfalle steckt und verdammt zu sein scheint, bis in alle ewigkeit achtziger-charaktere zu spielen. normalerweiese bin ich kein grosser verteidiger von happy ends, im gegenteil, mich nerven die oft, aber im rahmen einer staffel black mirror, in der nichts und niemand happy endet, war das eine grosse erleichterung. trotzdem noch nicht weitergeguckt als diese drei folgen.
die aktuelle staffel der graham norton show kommt mir gerade etwas saftlos vor. es mangelt (natürlich) nicht an promis, aber in dieser staffel hat die sendung bei mir noch nicht zünden können. in einer der folgen hat robbie williams zwar eine witzige geschichte erzählt und tom cruise die exakt gleiche geschichte wie bei jimmy kimmel — und das wars auch schon so ungefähr, was hängenblieb.
nachdem ich in der ersten staffel nach vier folgenlucifer aufgehört habe die serie zu gucken, dachte ich kürzlich: kann ich ja nochmal reinschauen. nach drei folgen hatte ich die nase dann schon wieder voll. die hauptrollen sind zu schön, oder genauer hollywood-klischeehaft besetzt, die geschichte windet sich am boden, auf der suche nach sinn und gehalt und die drehbücher machen den eindruck als würden sie nicht geschrieben, sondern gekotzt. eigentlich schade, weil die serie ein paar elemente und ideen hat, die eigentlich potenzial hätten.
potenzial hat im prinzip auch lethal wepaon, die serienadaption der filmreihe von damals™ mit mel gibson und danny glover. in den ersten paar folgen konnte man die mühe diese potenziale herauszuarbeiten noch erkennen, nach ungefähr drei folgen hat sich das alles eingeschliffen zu einem grässlichen klischeesalat mit stereotypendressing. furchtbarer höhepunkt ist die moralisierende folge 6 in der meine sämtlichen warnlampen für müll anfingen zu leuchten: schwache frauen die von rauhen helden beschützt werden müssen, pathetische gardinenprdigten für familienwerte, moralvorstellungen aus den 50er jahren, die selfie-postenden kindern, ohne ironischen bruch, an den kopf geschleudert werden und die schenkelklopfende verherrlichung von korruption und polizei-willkür und -gewalt. im prinzip hat die serie jetzt bei mir voll verkackt.
auch grässlich: berlin station, ein geheimdienst-dings des „premium entertainment network“ epix. interessant ist, dass die serie, wie der name nahelegt, komplett in berlin spielt und dementsprechend (leider) eine menge deutscher schauspielkunst offeriert. mir gefiel im piloten der wilde ritt durch berlin und das wiedererkennen von spielorten und dass die hauptfigur der serie bereits nach 10 minuten tot auf potsdamer platz lag. der rest ist leider mies gemachter serientrash. schlimme dialoge, absurde handlungsstränge, zweifelhafte sicherheitsbehörden- und überwachungswahnverherrlichung und stumpfsinnige inszenierungen wie diese hier:
hier sieht man die elite der amerikanischen auslandsgeheimdienste, wie sie auf einen im büro laufenden fernseher starren, in dem ein bericht über eine zeitungsstory (der berliner zeitung) zu sehen ist — und alle scheinen schwer geschockt zu sein. eine serie die suggeriert, dass einer der effektivsten und mächtigsten geheimdienste der welt neuigkeiten, die in einer zeitung stehen, aus dem fernseher erfährt, kann und will ich einfach nicht ernstnehmen. ansonsten der übliche, lieblose inszenierungschrott aus hollywood: computerhacking mit animationen wie aus tron, geheime treffen in den abhöranlagenruinen auf dem teufelsberg und romeo-agenten die jeden und jede, mit dem sie in kontakt treten in null-komma-nix ins bett und treu ergeben bekommen. schreiender unsinn.
im vergleich sehr liebevoll inszeniert hingegen: izombie. eine ganz gut angelegte geschichte mit einer (relativ) starken weiblichen hauptrolle, nachvollziehbaren zombies und kriminalfällen. über den blödsinn, den die story immer wieder verzapft kann ich gut hinwegsehen, weils unterhaltsam und nicht all zu störend stereotyp inszeniert und geschrieben ist. die serie bedient konsequent, aber relativ gekonnt, das lieblingsrezept mittelguter fernsehproduktionen: ein langer roter faden mit entwicklungspotenzial und das tagesgeschäft wird mit folgenlangen kriminalfällen abgehandelt. so lassen sich unaufwändig viele stunden fernsehen machen und zuschauer am roten spannungsfaden halten. ich habe bisher nur zwei oder drei folgen gesehen, werde aber wohl noch ein bisschen weiter gucken.
luke cage (auf netflix) hat mir hingegen richtig gut gefallen. in wenigen tagen weggeguckt und obwohl die produktion teilweise sehr offensichtlich ein sehr sparsames budget hatte, machten das drehbuch und der grossartige mike colter das alles mehr als wett. die handlung und die motive von luke cage blieben in jedem moment der serie nachvollziehbar, die bösewichter kamen beinahe an daredevils wilson fisk heran.
mehr als eine folge von trepalium (auf netflix) habe ich nicht ausgehalten. angenehm fand ich das französisch, schlimm die dämlich und durchsichtig aufgebaute geschichte und die grösstenteils schreckliche schauspielerei. science-fiction wie er mir gestohlen bleiben kann.
die zweite staffel narcos (auf netflix) habe ich mir zwar bis zum ende angesehen, aber es war ein bisschen zäh. die serie ist wirklich gut gemacht, ich habe das gefühl, sie ist zum allergrössten teil akkurat und im historischen rahmen, aber auch ein bisschen eintönig, auch wenn sich buch und regie grosse mühe geben dem wahn von pablo escobar und dem amerikanischen drogenkrieg ein bisschen farbe einzuhauchen. das ist alles lehrbuchmässig inszeniert und dramatisiert und schafft es sogar, wenn man die erzählte geschichte kennt, hier und da überraschungen einzubauen. andererseits ist das alles auch irgendwie abstossend, weil ich mich ständig dabei erwischte, mich mit arschlöchern zu empathisieren. denn, und das ist der eigentliche witz, die serie handelt fast ausschliesslich von arschlöchern, auf allen seiten.
aus irgendeinem grund habe ich mir gestern die ganze sendung von anne will am 30.10 angesehen. ich glaube vor allem habe ich mir das angesehen, weil absehbar war, dass zwei der gäste aneinandergeraten würden: sascha lobo und manfred spitzer. jemand schrieb mir, dass die sendung sehr witzig sei, weil sascha lobo spitzer ständig bretter hinhielte und er jedes einzelne mal spränge.
spitzers punkt sei, legte er in seinem eröffnungsstement ausführlich dar, dass wenn es um kinder und jugendliche gehe, „man“ sich fragen müsse, wie lange „man“ sie „davor“ schützen müsse. mit diesem ominösen „davor“ meint er „digitale medien“. die würden, und das sei total klar, starke risiken und nebenwirkungen haben: angst, aggression, aufmerksamkeitsstärung, depression, demenz, sucht, „diabetes noch dazwischen“, schlafstörungen, schulversagen. darüber habe er „auch noch ein buch geschrieben“ und das sei wichtig und niemand rede darüber. diese warnung wiederholte er im laufe der sendung immer wieder, lediglich unterbrochen mit der aufzählung von „studien“ und regelmässigen zwischenrufen wie „falsch, ganz falsch“.
was dann tatsächlich amüsant war: spitzer dabei zu beobachten wie er alle 10 minuten in rage geriet und seine aggression, aufmerksamkeitsstörung und talkshowversagen nicht mal in ansätzen verhehlen konnte. sascha lobo konnte spitzer tatsächlich immer wieder mit kurzen, prägnanten sätzen und punktgenauen anmerkungen gezielt zur explosion bringen: „sie differenzieren nicht“, „sie wollen bücher verkaufen und schüren dafür gezielt angst“, „sie haben schlechte umgangsformen“. bei jeder einzelnen dieser anmerkungen hatte ich das gefühl, dass manfred spitzer gerne auf sascha lobo losgegangen wäre.
neben ein paar befindlichkeiten und absehbaren statements („ich versuche nicht nach halb sieben einkaufen zu gehen!“ (leni breytmeier), „wir brauchen nicht mehr regulierung und bürokratie!“ (christian lindner), „wir brauchen mehr qualifizierte arbeitskräfte!“ (bernhard rohleder)) wars das im grossen und ganzen auch schon. anne will versuchte heldenhaft ab und zu fragen zu stellen, deren antworten sicher erhellend gewesen wären („was würden sie denn konkret vorschlagen?“), aber es wurde schnell klar: beantworten wollte ihre fragen niemand, nichtmal in ansätzen. stattdessen absehbare statements, forderungen nach mehr und besserer bildung, befindlichkeiten und schreie von spitzer, dass alles falsch sei und alle keine ahnung hätten. gelegentlich versuchte sascha lobo (vergeblich) „pflöcke“ einzuschlagen und die diskussion weg von theoretisch-konstruierten szenarien auf konkrete probleme zu lenken.
zum sendungsthema „Schöne neue Arbeitswelt - Ist der Computer der bessere Mensch?“ habe ich eine stunde vorher sehr viel mehr denkanstösse und stoff zum nachdenken bekommen, als ich mir die fünfte folge westworld angesehen habe.