Das beweist wieder, was altgediente Blogger natürlich längst wissen: Bloggen ist gesund und hält fit. Es macht schlank und schön, es ist nicht nur bio - kein Massencontent - alles sorgsam auf dem eigenen Mist gezogen - sondern auch regio. Es schon die Umwelt, schärft den Blick und garantiert seidiges Fell und feste Krallen. Blogger nehmen ihre Umgebung genauer als andere wahr, sehen schärfer hin, hören besser, riechen besser und stehen öfter im Weg. Kein Sport ohne Risiko.
Früher haben die Zeitungen nicht gefordert, dass ihre Blätter eingeschweißt unterm Ladentisch zu handeln seien, um Raublesern vorzubeugen; heute sollten sie daher nicht Ähnliches für ihre Online-Ausgaben fordern.
Um mit dem Internet reich zu werden, braucht man in Amerika ein abgebrochenes Informatikstudium, hierzulande ein abgschlossenes Jurastudium: Der Abmahnanwalt ist das deutsche Erfolgsmodell des Internetunternehmers.
Zurückrudern ist noch nicht olympisch, aber Christoph Keese übt schon mal in der Disziplin Einer ohne Steuermann. Der Außenminister der Axel-Springer-AG behauptet in seinem privat betriebenen Dienst-Blog jetzt nicht mehr, dass das geplante Presse-Leistungsschutzrecht unproblematisch sei, sondern nur noch, dass es nicht unbedingt problematisch sein müsse, wenn die Rechteinhaber verantwortungsvoll damit umgingen.
hannah wolf, die von der bild-zeitung irrtümlich für tot erklärt wurde im interview bei spiegel-online:
Fehler passieren jedem. Was mich aufregt, ist die Methode. Nach einem so schlimmen Gewaltverbrechen private Fotos und Details aus dem Leben ohne Rücksprache mit Verwandten zu veröffentlichen, das ist einfach widerlich.
eigenartig finde ich, dass spiegel online das foto im faksimile des bild-artikels unkenntlich macht, daneben aber ein ähnliches bild von hannah wolf zeigt. whatever.
17 Keine Arbeit ist umsonst. Wenn es nicht funktioniert, lass es bleiben und versuch was anderes. Kann sein, dass es sich später als nützlich erweist.
faszinierend wie man mit gen-soja milliarden verdienen kann: auch für gentechnik-freie sojabohnen, die beispielsweise von genetisch modifizierten pflanzen bestäubt wurden, hat monsanto in brasilien lizenzzahlungen verlangt. diese praxis hat ein gericht in brasilien jetzt aber für nicht OK erklärt, was dazu führen kann, dass monsanto ein paar milliarden dollar zurückzahlen muss.
[nachtrag 22.06.2012] martin ballaschk hat hierzu ein paar anmerkungen aufgeschrieben, die wahrscheinlich kenntnisreicher als meine anmerkungen sind, aber, wie ix finde, nicht ganz stimmen.
ausserdem habe ich die formulierung „gen-freie“ in „gentechnik-freie“ sojabohnen geändert, weil sie zwar jeder mensch versteht, aber natürlich trotzdem ungenau ist und wissenschaftlern wehtut.
torsten dewi antwortet auf eine antwort von zwei spiegel-autoren auf seine kritik an der spiegel-titelgeschichte zu angeblich „skrupellosen praktiken“ bei aldi (1/2):
Ihr Artikel versprach laut Titelbild die Aufdeckung “skrupelloser Praktiken". Nicht nur haben Sie keine skrupellosen Praktiken aufgedeckt - Sie haben nicht einmal welche benennen können. Ihr Artikel ist lediglich eine Ansammlung von - und da kommen wir wieder zum Kern meiner Kritik - Behauptungen, es gäbe solche Praktiken. Irgendwelche. Ganz bestimmt. Schlimme Sachen. Doch doch.
passender vergleich eines w-201 und 2010er mercedes motorraum und eines apple II und 2012 macbook pro maschinenraums. /daringfireball.net
fazsinierende geschichte über die mexikanischen drogenkartelle:
There's a reason coke and heroin cost so much more on the street than at the farm gate: you're not paying for the drugs; you're compensating everyone along the distribution chain for the risks they assumed in getting them to you. Smugglers often negotiate, in actuarial detail, about who will be held liable in the event of lost inventory. After a bust, arrested traffickers have been known to demand a receipt from authorities, so that they can prove the loss was not because of their own negligence (which would mean they might have to pay for it) or their own thievery (which would mean they might have to die). Some Colombian cartels have actually offered insurance policies on narcotics, as a safeguard against loss or seizure.
It's not just the federales that the narcos fear; it's also one another. The brutal opportunism of the underworld economy means that most partnerships are temporary, and treachery abounds. For decades, Chapo worked closely with his childhood friend Arturo Beltrán Leyva, a fearsome trafficker who ran a profitable subsidiary of Sinaloa. But in 2008, the two men split, then went to war, and Beltrán Leyva's assassins were later blamed for murdering one of Chapo's sons. To reduce the likelihood of clashes like these, the cartel has revived an unlikely custom: the ancient art of dynastic marriage.
eigentlich eine geschichte für die brandeins: unternehmertum at it's best. oder so.
stefan niggemeier erklärt nochmal, was das leistungsschutzrecht nach dem vorliegenden gesetzentwurf bedeuten würde und dekonstruiert den gesetzentwurf über gefühlte 20 seiten:
Auf Twitter hat [Christoph Keese] eingeräumt, dass zum Beispiel schon eine bloße »Mehr zum Thema«-Liste mit verlinkten Überschriften unter einem Artikel für jeden nicht völligen Freizeitblogger gebührenpflichtig würde. »Rechteinhaber werden das aber wohl extrem billig anbieten«, fügte er hinzu.
Als sei das Problem die Höhe des Preises. Und nicht ein Konstruktion, in der man diejenigen, deren Beiträge man mit einer Überschrift und einem Link bewirbt, vorher um Erlaubnis fragen und eine Lizenz erwerben muss.
Wie die Verleger glauben können, dass es ihnen nützen wird und nicht schaden, Hinweise auf ihre Artikel zu erschweren, ist eines der zentralen Rätsel dieser ganzen Angelegenheit und Ausweis des Irrsinns, in den sich die Branche in ihrem Überlebenskampf geflüchtet hat.
Referentenentwurf (eines der wenigen Wörter der deutschen Sprache, in denen die mir gerade sehr lustig erscheinende Zeichenfolge “Entenent" vorkommt!)
und ein paar tipps parat um verlagiger zu werden:
3. Mache Deine Quellen unkenntlich, so wie es die Leistungsgeschützten auch gerne tun. Sie schreiben “Quelle: Internet"? Du schreibst: “Quelle: Kiosk".
die dummy-bildredakteurin findet in der ausstellung „art and press“ ein von everhard havekost abgemaltes dummy-titelbild:
Dass es in unserem Magazin um Fäkalien und nicht um Sex ging, wurde nicht erwähnt. Stattdessen haben die Macher der Ausstellung unser in ein Gemälde verwandeltes Cover mit einem Erklärtext versehen, der so verschwurbelt ist, dass wir bis heute nicht ganz sicher sind, dass es sich da nicht womöglich doch um eine Parodie auf die Kunstanalyse im Allgemeinen handelt.
lukas heinser schrieb meinen persönlichen lieblingsartikel des monats zum urheber-dings und zu hinkenden vergleichen:
Zwar scheinen manche Journalisten und die meisten Verleger überzeugt, dass ihre Texte für die Menschheit so wichtig sind wie das tägliche Brot, aber das macht sie noch nicht zur Backware.
Ja, “geistiges Eigentum" ist schon ein solcher unglücklicher Begriff, weil der Geist ja eben so erfrischend unkörperlich ist. Das überfordert viele Vorstellungskräfte, weswegen die Katholische Kirche den Heiligen Geist kurzerhand in eine Taube gepackt hat. Das ist auch nur ein Bild, liebe Journalisten [...]: Wenn Euch eine Taube auf den Kopf kackt, ist das in den seltensten Fällen ein Zeichen Gottes
zuerst hab ich den artikel von carl bernstein und bob woodward zum 40jährigen jubiläum des watergate-skandals auf einestages angefangen zu lesen. abgesehen davon, dass der artikel in 5 teile zerschnitten ist, ist auch noch die seitennavigation dysfunktional und die übersetzung teilweise zweifelhaft*. ab seite 3 hab ich mich dann auf die suche nach dem original gemacht und wurde beim independant independent fündig. eins muss man dann aber auch dem einestages.spiegel.de-artikel zugute halten: viele fotos. punktabzug für die blödsinnige formulierung am artikelfuss:
Eingereicht von: Carl Bernstein, Bob Woodward Veröffentlicht am: 15.6.2012
wenn die beiden das bei spiegel-online „eingereicht“ haben, fress ich ein döner. -- *) original: „According to the Senate Watergate report and Liddy's 1980 autobiography, he used multicolored charts prepared by the CIA to describe elements of the plan.“ übersetzung: „Laut dem Watergate Report des Senats und Liddys Autobiografie von 1980 benutzte er farbige, von der CIA vorbereitete Karten, um die einzelnen Teile des Plans zu erläutern.“ ich würde „charts“ ja eher mit schaubildern oder „diagrammen“ übersetzen. aber was weiss ich schon?
das ist ja mal toll. auf twitter ein sternchen setzen und in der nacht flattrt SuperFav dann die gefavten twitterer. um das generischer zu machen wäre natürlich super, wenn man sowas mit beliebigen RSS-feeds machen könnte; wenn einmal ein RSS-feed mit dem eigenen flattr-konto verknüpft ist, wird alles im feed geflattert. das können dann twitter-favs sein, pinboard-bookmarks mit einem bestimmten tag oder wasauchimmer.
google hat toplevel-domains wie .blog oder .cloud beantragt. amazon versucht .search zu bekommen. und beide planen die generischen toplevel-domains exklusiv für ihre services zu benutzen. einerseits ist das natürlich empörend, andererseits auch sowas von. wer kümmert sich heutzutage noch um domains, in einer zeit in der viele inhalte im netz über facebook, twitter, domainkürzer oder einfache links erreicht werden?
The Retina MacBook is the least repairable laptop we've ever taken apart: Unlike the previous model, the display is fused to the glass, which means replacing the LCD requires buying an expensive display assembly. The RAM is now soldered to the logic board -- making future memory upgrades impossible. And the battery is glued to the case, requiring customers to mail their laptop to Apple every so often for a $200 replacement. The design may well be comprised of “highly recyclable aluminum and glass" -- but my friends in the electronics recycling industry tell me they have no way of recycling aluminum that has glass glued to it like Apple did with both this machine and the recent iPad.
ich glaube für gadgets ist reparatur-fähigkeit nicht unbedingt das hautpargument, ich muss aber sagen, dass ich über die reparaturfähigkeit meines 13" macbooks von 2009 hoch erfreut bin. RAM habe ich zweimal verdoppelt auf jetzt 8GB, den akku einmal und die festplatte hat auch bereits einmal den geist aufgegeben. wenn all diese teile festgeklebt sind, fühlt sich das schon ein bisschen an, wie ein herd mit festgeschweissten töpfen.
Vor allem ist da die Trennung von gewerblicher und privater Nutzung: Zu "nicht gewerblichen Zwecken" dürfen Presseerzeugnisse auch künftig verbreitet werden, heißt es in dem Entwurfstext. Was aber meint das? In der Begründung des Entwurfs stehen mehrere Beispiele, die sich vor allem mit Blogs befassen. Demnach kann Bloggern nur geraten werden, künftig keine Zeitungen mehr als Ausriss, Kopie et cetera einzubinden.
gute zusammenfassung und analyse zum gesetztentwurf für ein leistungsschutzrecht. witzigerweise las ich gestern von vielen, dass sie ihren boykott deutscher verlagshäuser gerne mit diesem text beginnen würden.
Also ich würde als PR-Berater einem Politiker raten, das mit den Interviews sein zu lassen und - möglichst knallige - Aussagen mit Nachrichtenwert auf den eigenen Webseiten zu publizieren und dannm über die diversen Kanäle wie Twitter oder andere social media möglichst breit zu streuen. Die zunehmende Leserschaft im Internet wird das eher zur Kenntnis nehmen als den Text einer Zeitung, die sie gedruckt nie sehen wird und von dem sie im Internet nichts erfährt.
Der deutschen Blogosphäre kann nichts Besseres passieren als das neue Leistungsschutzrecht. Hut ab vor den Verlagen und der Politik, die uns endlich zwingen, wenn wir es schon nicht freiwillig tun, innovativ, relevant, distinktiv und einzigartig zu werden.
stefan winterbauer über den auto-journalisten thomas geiger:
Geigers Texte sind tatsächlich immer unterschiedlich. Es ist keinesfalls so, dass er immergleiche Text-Bausteine hin und her verschiebt. Beim Lesen fällt nicht auf, dass Thomas Geiger, Tom Grünweg, Tom Debus und Benjamin Bessinger ein und derselbe Autor sind.
Seit dem Beginn des "Krieges gegen den Terror" stellt sich mir die Frage, warum man sich als Internetnutzer praktisch vollständig überwachen lassen soll, während Autofahrer praktisch völlig unüberwacht tun und lassen können was sie wollen. Auch wenn ich als Programmierer allem Programmierten zutiefst mistraue, stellt sich mir schon seit Jahren die Frage, warum nicht alle Geo- und Geschwindigkeitsdaten jedes Autos jederzeit direkt an die Polizei übermittelt werden. Und warum Autos nicht einfach so gebaut werden, dass sie nicht schneller fahren können, als an der Stelle, an der sie sich im Straßenverkehr befinden fahren dürfen.
ganz einfach, weil die autoindustrie eine ziemlich gut organisierte lobby hat. und weil es in deutschland eine starke automobil-industrie haben. die internet-lobby funktioniert noch nicht besonders gut und eine internet-industrie in deutschland ist so gut wie nicht existent.
letzte woche war ich bei karstadt in der haushaltswaren-abteilung im 5. stock. auf der rolltreppe nach oben fährt man normalerweise an saisonalem dekogedöns und werbung vorbei. meist sind das so etagenübergreifende fahnen mit aufdruck. vor ner weile zb. mit werbung für ne kaffeemarke und letzte woche wars die „Art Week Hamburg 2012“. [...]
weil dieses Art Week dings auch in meinen facebook einladungen ständig aufgetaucht ist hab ich gerade mal gegoogelt was das überhaupt ist.
das ist alles sehr erschütternd, insbesondere, wenn man den links im artikel folgt.
Die Flash-basierte Arcade-Simulation mag zwar bloßer Teil der üblichen PR-Masche sein, spielt sich tatsächlich aber ziemlich gut. Grafik und Sound lassen an die gute alte Donkey-Kong-Ära erinnern, die Charaktere machen Lust auf den fertigen Film. Liebe Disney-Menschen, vielen Dank für das Spiel zum Film zum Spiel, das es gar nicht gibt, jetzt aber irgendwie doch.
Eric Steinhauer von der Deutschen Nationalbibliothek spricht im Interview mit irights.info über den unsäglichen Umstand, dass eine Archivierung des deutschen Webs durch das hiesige Urheberrecht verhindert wird.
ulrike simon über den spiegel, seine aktuellen probleme und die derzeitige spiegelimage-kampagne:
Schließlich gibt [Spiegel-Chefredakteur Georg Mascolo] zu, dass der neue Werbeslogan doof ist: „Die Konferenz, vor der Politiker zittern“. So etwas provoziert Häme, erst recht in einer Zeit, in der das Magazin nicht gerade die Hochphase seiner Nachrichtenstärke erlebt.
später:
Vor den Konferenzen zittern ohnehin eher die Redakteure.
die queen und prinz philip. damals und heute. soviel kontinuität lässt mich schnappatmen. ein sehr bemerkenswertes bild (bzw. zwei sehr bemerkenswerte bilder). /nevid
Wenn ein Minister Teppichhändler in die deutsche Botschaft einlädt, sich ein 1400 Dollar teures Stück aussucht, den BND-Chef zu seinem Kurier für Schmuggelware macht, dann kann es sich nach aller Erfahrung nur um einen Minister aus der FDP handeln.
ich vermute dieses stück verschwindet bald auf betreiben der FDP aus dem tagesspiegel-archiv.
laura sullivan über den einzigen geglückten (oder auch nicht) ausbruchsversuch aus alcatraz:
The legend has always held that if the men are alive, they will return to Alcatraz on the 50th anniversary of their breakout. There's little chance that's going to happen. But the anniversary is Monday, and I'm headed to the island to see if they show up. The U.S. Marshals say they will be there, too.
Ein Gespräch mit dem US-Publizisten Chris Hegdes über die schleichende Erosion der amerikanischen Demokratie und die Zukunft der Occupy-Bewegung.
malte welding hat einen text des komponisten walter thomas heyn bei sich im blog und schreibt dadrüber:
Der Komponist Walter Thomas Heyn hat diesen unbedingt lesenswerten Text über das Urheberrecht und die Piraten geschrieben. Zahlen und Hintergründe, die ich zum Teil nicht kannte.
in der tat unbedingt lesenswert. walter thomas heyn:
Sogar die etablierten Parteien, die für Künstler und deren Nöte sonst nur ein mildes Lächeln oder Verachtung übrig haben, warnen die Künstler fürsorglich vor den bösen Piraten: Achtung Fressfeinde! Künstler wehrt Euch!
felix schaumburg und jöran muuß-merholz über am kopierer kopierende lehrer (erlaubt) und am computer kopierende lehrer (verboten) und die untiefen des urheberrechts:
Aber paradoxerweise ist genau das verboten, was pädagogisch sinnvoll wäre. Das Urheberrecht gilt nämlich, so wie es oben beschrieben wurde, nicht mehr, sobald ein Computer ins Spiel kommt: Das digitale Speichern und Verteilen ist grundsätzlich verboten - auch wenn es sich nur um ein kleines Bild oder einen kurzen Text handelt. Es dürfen keinerlei digitale Kopien von Unterrichtsmaterial angefertigt werden - auch nicht für die häusliche Vorbereitung, weil sie nicht privat, sondern beruflich begründet ist.
Vielen LehrerInnen war dieses Verbot bis vor kurzem gar nicht bewußt. Sie erfreuten sich der neuen digitalen Möglichkeiten - bis im Herbst 2011 die Planungen für den so genannten Schultrojaner aufgedeckt wurden.
das positive an der sache scheint aber zu sein, dass die schulbuchverlage sich langsam aber sicher zu tode schützen. offene und freie unterrichtsmaterialien haben das potenzial das geschäftsmodell der schulbuchverlage wegzuwikipediasieren.
Es wird schmerzhaft offensichtlich: All das, was der SPIEGEL als Beweise für die Skrupellosigkeit und Paranoia von ALDI ausbuddelt, könnte praktisch unverändert unter der Headline “Ein vorbildlicher Betrieb” stehen. Was bei anderen lobenswert ist (klare Regeln, Energie sparen, freundlicher Umgang), ist bei ALDI eeeeevil. Wäre ALDI ein besserer, menschenfreundlicherer, sympathischerer Konzern, wenn man Energie verschwenden würde, Papier auf dem Klo nicht ersetzt und Perlatoren verkalken lässt?
Die Tatsache, dass “Kosten für ALDI das Schlimmste sind“, so banal und allgemeingültig diese Aussage auch sein muss, merken wir uns mal kurz für später.
möglicherweise wäre es hilfreich für den spiegel nur noch zwei oder vier-wöchentlich zu erscheinen. dann müsste man nicht mehr die teuren recherche-ergebnisse veröffentlichen die zu nichts geführt haben, um das verfickte heft jede woche voll zu bekommen.
mrschtief hat ein bild mit einem nacktem mann mit einer flasche bier in der berliner ubahn geretweetet, dass sich rasend schnell im netz ausbreitete:
Wie sich im Kontakt mit seinem Betreuer herausstellte, ist derjenige auf dem Foto geistig behindert. Wir haben uns also heute alle schön über ihn lustig gemacht. Bämm! und plötzlich ist das alles nicht mehr so lustig.
ich schwanke hin und her zwischen dem feuersteinschen „auch behinderte haben ein recht darauf, dass man sich lustig über sie macht“ und der frage: wie blöd muss man eigentlich sein um nicht zu erkennen, dass der abgebildete nackte mann in seiner selbstbeherrschung und autonomie eingeschränkt ist? die offensichtliche geistige behinderung des nackten mannes, egal ob alkohol-induziert, akut oder chronisch war doch von anfang an der witz an dem bild.
und jetzt? sollen wir uns nur über stärkere lustig machen? /rivva.de
Nett gestaltete, filmische Fingerübung von Peter Javidpour, die den Robin Williams-Klassiker Mrs. Doubtfire als Horrorfilm neu interpretiert.
claas tatje über airbus-vertriebschef john leahy:
An solchen Tagen impft Leahy seinen Mitarbeitern die dritte Zutat seines Erfolgsrezeptes ein: Denke nie, du bist unschlagbar! Sei nie arrogant gegenüber Kunden, werde nie selbstgefällig.
noomi rapace, die auch die lisbeth salander in dieser stieg larsson trilogie spielte, spielt auch eine der hauptrollen in prometheus. und einer der drehbuchautoren von lost, damon lindelof schrob mit am drehbuch. und dann noch ridley scott als regisseur. da kann doch eigentlich nichts schiefgehen?
gute frage: was unterscheidet eigentlich die COMPUTERBILD-Cloud vom ach so bösen megaupload. ich freue mich auf jeden fall auf den defensiv-dauerlauf von christoph keese.
die storyboard-autorin emma coats hat über andertalb monate ein paar der dinge die sie über das geschichten-schreiben gelernt hat getwittert. meine lieblingsstellen:
#10: Pull apart the stories you like. What you like in them is a part of you; you've got to recognize it before you can use it. #17: No work is ever wasted. If it's not working, let go and move on - it'll come back around to be useful later.
ich bin sicher, dass wir in nächster zeit noch eine menge solcher meldungen lesen werden. der missbrauch dieses DMCA-gedöns ist einfach zu einfach und wird offenbar kaum sanktioniert. ich bin auch schon gespannt auf die erklärung von microsoft: „ein bedauerlicher fehler eines 20 jährigen praktikanten der sich um unsere strategische geschäftsentwicklung und DMCA-angelegenheiten kümmert.“ /netzpolitik.org
auch interessant: zum schutz von imaterialgütern grosser unterhaltungsfirmen scheisst das FBI offenbar auf das imaterialgüterrecht von kim dotcom.
Im Herbst wird ein neuer Animationsfilm von Disney erscheinen, der den ersten Anzeichen zufolge, wohl sogar die hauseigenen Pixar Studios aufstehen und Beifall klatschen lassen wird. Die Geschichte ist folgende: Wreck-It-Ralph möchte nach 30 Jahren nicht länger der Bösewicht in seinem pixeligen 8-Bit Arcade Game [...] sein. Also flieht er aus seinem Spiel und springt von nun an durch diverse Videospielzeitalter um zu zeigen, das auch er ein großer Videospielheld sein kann.
die nzz-webiste sei neu gestaltet las ich auf turi2. sieht alles ganz nett aus, allerdings ist die seite voll mit webbugs zum besuchertracking. egal dafür gibts ja ghostery. erstaunlich aber, wie lieblos der aufmacher der nzz-startseite, ein interview mit dem kunstauktionator tobias meyer gestaltet, bzw. layoutmässig aufbereitet ist. in der autorenzeile steht „Von Cordula Reyer, Cordula Reyer“. die fragen und antworten unterscheiden sich typografisch nicht voneinander. da ist noch einiges zu tun.
mit glympse kann man beliebigen leuten für eine bestimmte zeit zugriff auf seinen aufenthaltsort geben. funktioniert alles ohne anmeldung und ohne social-media-gedöns. gleich installiert.
Ein Jahr nach dem Ehec-Ausbruch ist der Gärtnerhof in Niedersachsen ruiniert, alle Mitarbeiter wurden entlassen, und die Besitzer sind in psychologischer Behandlung. Was sie wollen, ist eine Antwort auf die Frage: Sind wir schuld?
kristian köhntopp über die schufa und deren angebliches projekt, daten über die zahlungsfähigkeit von menschen über soziale netze zu ermiteln. sehr lesenswert. und ein schönes zitat von brent simmons steht gleich am anfang:
Faith that the data will be valuable is the opium of the executive class.
Insofern war mir bei meiner Anreise nach Aserbaidschan klar, was ich wollte: Den Eurovision Song Contest journalistisch begleiten und gleichzeitig meine Position nutzen, um die Situation im Land im Rahmen meiner Möglichkeiten zu hinterfragen. Und vor allem: Mich nicht verbiegen oder mir schon gar keinen Maulkorb verpassen lassen.
spoiler: lars peters ist das nur so lala gelungen.
schon ein paar tage alt, aber trotzdem witzig. die australierin liv hambrett über deutsche:
58. Germans are distrustful of any beverage that doesn't sparkle. 59. They are similarly distrustful of any bread in a sliced-form. This is relegated to the toaster ('toast brot') and sandwiches made with sliced bread enjoy a disproportionately small section of the bakery display. 60. They can stomach raw meat for breakfast ... topped with onion. This alone results in an even deeper respect for the German constitution, on my behalf.
wie man trotz eines überragenden teams, eines guten produkts und einer übernahme grandios scheitern kann. es ist übrigens interessant wie sehr geschichten vom scheitern auf die stimmung des lesers drücken können. so wie erfolgsgeschichten einen als leser euphorisieren, so sehr deprimieren geschichten vom scheitern einen.
naja, ich weiss nicht ob die autoren eines tatorts auch für das bühnenbild, die ausstattung oder die requisite zuständig sind. trotzdem lustig.
eklat? welche drama-queen oder welcher überdramatisierer denkt sich solche überschriften beim spon aus? wenn die demnächst dazu übergehen, jeden zwischenruf im bundestag als eklat zu bezeichnen, wirds an der zeit für einen neuen namen: eklat-online (eklaton).
[auf der anderen seite, interessant wie die phrasen sich beim verlassen von meeses mund überschlagen (video). immerhin hat sich meese fast alle phrasen mit denen er um sich wirft selbst ausgedacht. trotzdem isses ne schwer erträgliche, ich-versaute, selbstinszenierung und -positionierung.]
Ich bezweifle kaum, dass die Geschichten wahr sind. Allerdings sollten wir bei der Rezeption Timing und vor allem Narrativ im Auge behalten. Das Bild, das gezeichnet wird, zeigt Obama als “Commander in Chief", der alles im Griff hat, selbst jeden Schritt genau überwacht und nichts dem Zufall überlässt. Das mag im Bezug auf die Kill-List für die liberale Wählerschaft (die im November eh keine Alternative hat) problematisch sein, in der breiten Bevölkerung vermittelt es eine Eigenschaft des Präsidenten, die für seine Wiederwahl im Herbst entscheidend sein könnte: Entschlossenheit und Führungskraft.
zwei dinge fielen mir in den letzten tagen auf. kaum einer der berichte über stuxnet, bzw. david e. sangers buch darüber oder obamas individuelle freigabe von drohnen-angriffen wies darauf hin, dass die veröffentlichungen wahlkampfmanöver sein könnten. von wegen qualitätsjournalismus.
und dann, warum reden seit einem monat plötzlich alle möglichen leute von narrativen? oder andersrum, hat sascha lobo wirklich so eine macht über unsere wortwahl?
Und was soll man von einem Unternehmen, dessen größte Schwäche stets die Kommunikation war, auch [...] erwarten? Selbst dringend notwendige Anpassungen an die Realität im deutschen Drogeriemarkt wollte Schlecker seinen letzten Kunden noch als Leistungsversprechen verkaufen. Was für ein Hohn!
In einer solchen Situation kommt jemand, der sagt: »Wir sind Lernprozess, nicht Ergebnis«, natürlich wahnsinnig gut an. Wenn ich heute 18 wäre - das sage ich ohne jeden Konformismus -, würde ich mich zu den Piraten hingezogen fühlen: Sie mögen Technologie und vermitteln das Gefühl, ich kann mitmachen. Sie haben keine Metaphysik, aber die Besten von ihnen haben Science-Fiction, und die muss wirklich kennen, wer über die Gegenwart nachdenkt. Ich hätte nur gern mehr Technologiekritik, und über den Wert von Kunst und die Bezahlung von geistiger Arbeit, die digitalen Selbstausbeutungssysteme von Google und Facebook würde ich auch gerne mit ihnen reden.
interessantes gespräch zwischen katrin göring-eckardt, frank schirrmacher und giovanni di lorenzo über medien-sachen. (hervorhebung im zitat von mir.)
stephan balkenhol baut auf dem turm einer katholischen kirche in kassel einen „mann im turm“ auf. mit blick auf das fridericianum. laut timo lindemann (DPA) sagte der documenta-geschäftsführer bernd leifeld daraufhin:
Es stört erheblich. Die künstlerische Leiterin fühlt sich von dieser Figur bedroht, die mit der documenta nichts zu tun hat.
die skulptur sei „ein Eingriff in die Freiheit der documenta“. daraufhin wurde die balkenhol-figur wieder abgebaut.
sehr schön beschrob niklas maak das was die documenta-machererin carolyn christov-bakargiev veranstaltet: „theoretisches Treiben“.
Viele Probleme, die im Spiegel-Verlag gären, sind nach wie vor Luxus-Probleme. Immerhin ist der Print-Spiegel noch extrem profitabel und auch die Online-Abteilung arbeitet mit (wenn auch bescheideneren) Gewinnen. Aber gerade wegen dieser scheinbar komfortablen Situation wird zugelassen, dass sich strategische Probleme einschleichen und verfestigen. Das beste Beispiel ist die diffuse Digital-Strategie, bei der der Spiegel mit seinem Führungs-Overhead keine einheitliche Linie findet. Sollen Heft und Online als zwei unterschiedliche Marken geführt werden oder soll der Spiegel als Medienmarke aus einem Guss auftreten?
dritter teil der etwas naiv-kitschigen, aber sehr tollen wormworldsaga von daniel lieske. kapitel eins und zwei sollte man natürlich vor dem dritten lesen.
hhi. das zeigt, dass microsoft bing als suchmaschine entweder selbst nicht ernst nimmt oder einfach mit zweierlei mass messen lässt. /heise.de
ah. mal wieder eine commencement-speech. sheryl sandberg zitiert eric schmidt:
So I sat down with Eric Schmidt, who had just become the CEO, and I showed him the spread sheet and I said, this job meets none of my criteria. He put his hand on my spreadsheet and he looked at me and said, Don't be an idiot. Excellent career advice. And then he said, Get on a rocket ship. When companies are growing quickly and they are having a lot of impact, careers take care of themselves. And when companies aren't growing quickly or their missions don't matter as much, that's when stagnation and politics come in. If you're offered a seat on a rocket ship, don't ask what seat. Just get on.
als ich die episode 1 gestern sah und die frau nur ein paar satzfetzen und die tonalität mitbekam, sagte sie: „was ist das denn für ein pathos-geladener mist? sowas guckst du dir doch sonst nicht an.“ ich so: „hmmpf.“
leider hat sie recht. pathis-geladener, stereotyper mist.
Selbst wenn die Voraussetzungen für eine Abfrage theoretisch vorgelegen hätten, gibt es immer noch ein Korrektiv. Das ist die Verhältnismäßigkeit. Bei der Funkzellenabfrage in Dresden sind ja nicht nur über eine Million Standortdaten verarbeitet worden, es waren auch abertausende Menschen davon betroffen. Jeder mit Mobiltelefon, der am Demonstrationstag unterwegs war (oder daheim vor dem Fernseher saß), wurde standortmäßig erfasst. Darunter auch Ärzte, Priester, Anwälte und Journalisten.
Hier muss gefragt werden, ob der mögliche Erfolg einer Fahndung noch mit dieser Unzahl beeinträchtigter Bürger- und Datenschutzrechte in Einklang zu bringen ist. Für mich lautet die Antwort ganz klar nein. Das Amtsgericht Dresden hat dagegen erklärt, die Funkzellenabfrage sei noch der mildeste Eingriff in die Rechtspositionen Dritter gewesen.
Andererseits muss ich daran denken, dass ich einst einen Text schrieb, in dem ich das vorherrschende Schlankheitsideal satirisch behandelte. Ich dichtete zu diesem Zweck das Kinderbuch von der kleinen Raupe Nimmersatt um. Ein Lesebühnenkollege fand das später in seinem Blog irgendwie peinlich oder heikel, wenn ich mich zu derartigen Themen auf der Bühne äußere. Es ist halt uncool, sich als Betroffener selbst zu äußern. Besser ist es, man lächelt irgendwie entspannt dazu, wenn die eigene Beschaffenheit zur Sprache kommt, und zeigt sich völlig unbeeindruckt.
christoph keese hat recht, bzw. stellt die richtigen fragen. apropos konkret werden, wie soll nochmal das leistungsschutzrecht konkret aussehen?
Und so gibt es viele Handlungen, die keine neuartigen Produkte hervorbringen, und dennoch äußerst kreativ sein können: Die Erziehung von Kindern, die Pflege alter Menschen, die konstruktive Lösung von Interessenskonflikten. Bei all diesen Leistungen käme niemand auf die Idee, irgendeinen Schutzanspruch geltend zu machen.
gábor paál klärt und erklärt ein paar sachen, die mit diesem urheberrecht zu tun haben. sehr erkenntnisreich.