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schulz und böhmermann s01e03

felix schwenzel in gesehen

(mit axel petermann, samuel koch, katrin bauerfeind, dem langen tünn (anton claaßen), micaela schäfer, oli p., willi herren und nem kölner hai)

am anfang dachte ich: super, endlich mal sowas wie das bemühen um gesprächsführung, übergänge, konzentration, ein paar versuche nicht nur fragen zu stellen, sondern auch antworten auszuhalten. im laufe der sendung ging das dann aber leider wieder im metaebenengequatsche der moderatoren unter. besonders krass fiel das beim umgang mit samuel koch auf. bevor er etwas länger zu wort kommen durfte, fühlten sich olli schulz und jan böhmermann bemüssigt, erst mal darüber zu referieren, wie schwer es doch für sie sei, sich für ein gespräch mit ihm, samuel koch, „frei zu machen“ und nicht in die „lanz-falle“ zu tappen.

hi samuel, schön dass du da bist, leider fürchten wir, dass wir uns nicht frei machen können von dieser „betroffenheitsebene“ und einfach ein „cooles gespräch“ mit dir führen können. wir haben da intern sehr intensiv drüber geredet … — so, jetzt erzähl du mal was lustiges!

dieses metaebenen-gedöns liegt wie ein schleier auf der ganzen sendung — was einerseits ja auch die qualität von allem was böhmermann und schulz tun ausmacht, aber bei überdosierung unerträglich wird.

wirklich ärgerlich fand ich einen späteren einwurf von katrin bauerfeind, in dem sie samuel koch die schuld für die verklemmte gesprächsführung in die schuhe schieben wollte. sinngemäss sagte sie: die behinderten, die sie kennt, würden auch mal witzchen über sich selbst machen, um es ihrem gegenüber leichter zu machen mit ihnen umzugehen. was für ein blödsinn. als katrin bauerfeind ihr fernseh-praktikum bei tim mälzer machte hat der es ihr auch nicht leicht gemacht, im gegenteil, da stand sie kurz vor ihrem rauswurf, weil sie die ihr gestellten aufgaben nicht ernst nahm und mälzer davon tierisch genervt war. mit mälzers aktiv-aggressiver art konnte sie als moderatorin richtig umgehen (indem sie sich stärker anstrengte). einer eher passiv-aggressiven art, meint sie offensichtlich, müssten nicht etwa die moderatoren gewachsen sein, sondern der interviewte solle sich doch bitteschön zurücknehmen oder entgegenkommen zeigen.

was ich übrigens an katrin bauerfeind ganz grossartig finde: ich kann sie in einem moment total scheisse finden und im nächsten moment, oder eher, in der nächsten sendung, wieder ganz grossartig. obwohl das eventuell weniger mit ihr zu tun hat, als mit meiner rezeption. in die gleiche kategorie fällt übrigens sibylle berg. vieles von dem was sie schreibt, finde ich totalen mumpitz, manches finde ich ausgezeichnet — und als ich ihren text über den ex-zuhälter „de lange tünn“ (anton claaßen) hörte, wollte ich eine ode auf sie und ihre grossartigkeit verfassen. aber statt die grossartigkeit ihrer kleinen texte über die gäste der sendung zu besingen, lass ich sibylle bergs worte über herrn tünn für sich sprechen (youtube-version):

Bevor es den Rap gab, also damals™, führte der Weg aus dem Elend junge, von der Welt gekränkte Männer, ins Rotlichtmilieu. Mit anderen geilen Typen raufen, viel Geld, schnelle Autos, Bodybuilding, Goldketten und die Frauen hatten ihren Platz: an der Bar und nackig an Kletterstangen, als Schlampen oder herzensgute Huren. Heute hat Herr Tünn, der sehr drollig einen Dialekt nachahmt, der vermutlich Friesisch ist, sich von diesem Leben verabschiedet, in einen anderen Bereich, der Männern ohne Eigenschaften Heimat ist, den Fußball. Vielleicht als Kommentator, oder Trainer, oder, pfft, egal, denn es geht die Legende, dass Herr Tünn Legenden aus seinen Lebensgeschichten macht, was wieder sehr sympathisch ist — man kann nicht genug lügen in diesem kurzen Leben. Und bestimmt ist er ein netter Kerl, denn nett sind sie ja alle, im Fernsehen.

die texte von berg sind nicht immer auf den punkt, aber immer präzise und aufs wesentliche kondensiert. das ist ein sehr schöner kontrast zu den relativ unkondensierten plauderwellen, die aus den beiden moderatoren herausbrechen.

nett war herr tünn dann zwar nicht, wohl aber nervig. aber nervig sind sie ja auch irgendwie alle, im fernsehen. obwohl eigentlich war nicht der herr tünn/claaßen nervig, sondern die redezeit, die ihm gewährt wurde und die vielen fragen die an ihn gerichtet wurden. bei deren beantwortung konnte er dann sein leben, seine zuhälterei und gewalt in schönsten relativierendem kölsch weisswaschen. über seinen umgang mit den frauen, die für ihn anschaffen gingen, sagte er zum beispiel sinngemäss:

jeschlagen hab isch die fast nie, jedroht fast jeden tag.
wenn se jelaufen sind, dann gabs aber rambazamba! die gehn ja nich weg um abzuhauen, die gehen weg, wenn se nen anderen typen kennenjelernt haben. die müssen dann aber abstand bezahlen!

und zack, bin ix in die schulz-und-böhmermann-falle getappt! ich habe dem typen redezeit gegeben. jetzt entziehe ich ihm das wort und vor allem, ich vergesse ihn wieder.

eine ganz besondere fähigkeit hatte der kriminalist axel petermann, der ein bisschen wie werner herzog redet und wie bernhard paul aussieht: er schaffte es mehrfach in der sendung, dass sowohl olli schulz als auch jan böhmermann sehr ernst guckten und länger als 30 sekunden schwiegen. ausserdem konnte axel petermann ironie, was jan böhmermann völlig aus dem konzept brachte und seine ironiedetektoren deaktivierte. der platz auf dem axel petermann sass, vom zuschauer aus vorne links, ist jetzt schon in der zweiten sendung in folge der platz, auf dem jemand sitzt, der länger hätte reden sollen. witzigerweise ist das nicht nur meine ansicht, sondern auch das was olli schulz und jan böhmermann in ihrer nachbesprechung sagten.

die nachbesprechung, wenn gäste und publikum gegangen sind, wurde in dieser sendung von larissa rieß verwässert. sie ist im abspann als „assistenz“ gelistet und sonst offenbar radiomoderatorin. auch larissa rieß schloss sich der moderatoren-protektion von katrin bauerfeind an, als sie jan böhmermann’s klage, dass samuel koch ihn auflaufen liess, assistierte (sic!) und sagte: „das ist auch gemein, weil er wusste, dass du nicht zurückschiessen kannst.“

immerhin ein gutes hat diese absurde böhmermann-verteidigung: in dieser sendung hat jan böhmermann mehr mitleid abbekommen, als samuel koch.




olli schulz wird übrigens immer besser. er greift böhmermann in schwachen momenten gnadenlos an, kann mit einer winzigen geste, ohne worte, ohne rumgekasper grossartige witze machen (siehe oben, in der sendung bei minute 53:39) und er bezieht deutlich stellung, wenn er es für nötig hält. zweimal brachte er seine ansichten über die relativierung und mythologisierung des rotlichtmilieus deutlich und ohne ironiesicherheitsnetz zur sprache.

in der sendung gabs übrigens noch 4 extra-gäste (micaela schäfer, oli p., willi herren und nen kölner hai). die idee finde ich gut, micaela schäfer durfte einen brust-witz machen („ich verkaufe nicht mein gesicht in mallorca, ich verkaufe meine brüste!“), aber ich finde in der durchführung sollte man mehr konsequnz und härte zeigen und den ersatz-gästen nur dann mehr als 3 minuten geben, wenn ein anderer gast dann auch endgültig gehen muss. oder anders gesagt: statt nach der sendung respektlos über die gäste her zu ziehen, lieber gleich in der sendung haltung zeigen und gäste oder moderatoren, die nerven, einfach austauschen.

(in der zdf-mediathek gesehen, .mp4-datei und hier noch ein teaser zur sendung)


sendung mit der maus vom 24. januar 2016

felix schwenzel in gesehen

schon in der vorschau zeigt armin eine kleine sachgeschichte zur funktion des kölner pegelstandanzeigers in der altstadt. in der sendung selbst geht’s um hochwasserschutzmassnahmen vor elbhochwassern in sachsen (in lödderitz). armin erklärt wie deiche gebaut werden und wie deiche funktionieren. man sieht sehr viele bagger, viel sand und viele LKWs. und alles wird wunderbar anhand von filmaufnahmen und modellen erklärt.

so muss das sein, ganz klassich, ganz toll erklärt. was mir bisher noch nie auffiel: die musik in den sachgeschichten. diesmal ist mir die musik aber aufgefallen, vielleicht weil sie nen tacken zu schmissig und, hm, unpassend war.

auch beim kleinen maulwurf gab’s hochwasser. eine kleine lektion in gemeinschaftssinn und am ende gabs für alle erdbeermarmeladebrot. bei dem maulwurffilm fiel mir auf, dass alle tiere den gleichen synchronsprecher haben.

bei shaun das schaf gab’s nen wasserrohrbruch. auch nett, wie fast immer.

(auf wdrmaus.de gesehen)


[nachtrag 17.04.2016]
ich bin nicht sicher, seit wann die ARD sachgeschichten bis 2099 in die mediathek stellt, aber hier steht es: „Verfügbar bis 30.12.2099“

und weil die .mp4-datei verlinkbar ist, ist sie natürlich auch einbettbar.



deichbau in der sendung mit der maus vom 24.01.2016



the graham norton show s18e15

felix schwenzel in gesehen

(mit ice cube, kevin hart, hugh laurie, olivia colman, sir david attenborough und elle king)

man vergisst ja immer wieder, dass talk-sendungen, oder wie graham norton das sagt, „chat shows“, immer in erster linie werbesendungen sind. werbesendungen deren deal lautet, dass stars in die sendung kommen und dafür ihren neuesten film, ihr neuestes buch, platte, sendung oder was auch immer sie gerade gemacht haben, promoten. das war in dieser sendung natürlich nicht anders, aber dieses mal recht angenehm, weil ausschliesslich für sachen werbung gemacht wurde, die mir gut gefallen würden. eine echte verbraucherinformationssendung sozusagen. ha, wäre verbraucherinformationssendung nicht ein guter eingedeutschter name für talkshows?

[wie kommt das eigentlich, dass wir nach so vielen jahren deutschen fernsehens immer noch keine guten, eingedeutschten namen für talkshow haben? schon klar, dass redesendung nicht schön ist. hätten die fernsehmacher in den 50er jahren solche sendungen plauderschau genannt, hätten wir uns vielleicht an das wort gewöhnt, so wie wir uns mittlerweile an tagesschau (aka daily show) gewöhnt haben.]

olivia colman (die eine alte, goldene quarzuhr zu tragen schien) und hugh laurie kamen, um werbung für die BBC miniserie the night manager zu machen. das ist die verfilmung eines john le carré romans und könnte allein schon wegen des ensembles sehenswert sein. der trailer sieht jedenfalls ganz vielversprechend und gut produziert aus (auch wenn er etwas dick aufträgt). olivia colman und hugh laurie sind auf dem sofa einer plauderschau aber sehr unterhaltsam und alles andere als dick auftragend.

genau wie ice cube und kevin hart, die allerdings auf eine amerikanischere art unterhaltsam sind (lauter, sehr viel lauter). die beiden promoteten ihren neuen ride along 2-film (trailer), in dem auch ken jeong mitspielt, der mir bei der letzten jimmy fallon plauderschau sehr positiv auffiel. nebenbei sagte ice cube noch ein paar worte über die jüngste oscar-diskussion, als ihn norton danach fragte, ob er die auch boykottieren wolle. sinngemäss sagte ice cube, dass er nichts boykottieren könne wo er eh nicht hingehe und dass preise und auszeichnungen zwar nett seien, aber man shows und filme ja für das publikum und nicht für gutachter mache.

was ich nie verstehen werde, ist die auftrittsreihenfolge und paarungspolitik auf dem sofa von graham norton. mal kommen zwei gäste, die dann verschwinden wenn die nächsten zwei kommen, mal kommen alle gemeinsam aufs sofa. andererseits: wozu soll ich etwas verstehen wollen, was immer ausnehmend gut funktioniert? in dieser sendung kam nach 20 minuten sir david attenborough dazu. der wird demnächst 90 und ist für seine fast 90 jahre erstaunlich mobil, witzig und schlagfertig. und interessant sowieso. solche menschen möchte ich übrigens viel öfter im fernsehen sehen. sie helfen einem ungemein, die angst vorm altern zu überwinden.

die musikalischen auftritte schalt ich bei graham norton eigentlich immer weg, bzw. überspringe sie. die youtubeversion der sendung erledigt das meisten gleich für mich mit, weil die uploader die musik rausschneiden, vermutlich aus angst vor youtube’s content-id-mechanik, die die musik identifizieren könnte und die musikverlage dann zum löschen des videos inspirieren könnte.

in dieser sendung habe ich ausversehen die musik weiterlaufen lassen — und mir gefiel was ich da hörte. graham norton gefiel das (natürlich, wie immer) auch: „i love that song“. das lied (ex’s & oh’s) war von elle king, die ihre platte nach einem sex-shop in florida benannt hat: lovestuff.

(hier das offizielle video von ex’s and oh’s)

nach ihrem auftritt durfte elle king auch nochmal auf dem sofa platz nehmen und komplimentierte gleich ice cube („big fan!“), was deshalb witzig war, weil kevin hart so tat als sei das kompliment für ihn gedacht. elle king inspirierte david attenborough dann noch dazu, von einer begegnung mit einer ratte auf einem indischen klo zu erzählen und, was mich sehr beruhigte, ellen king verstand, wie ich, kein wort der geschichte des kandidaten auf dem roten schleuderstuhl.

(auch auf youtube)


wolf hall s01e03

felix schwenzel in gesehen

eine folge in der cromwell die ganze zeit ans ficken denkt und nebenbei ein paar besorgungen und deals für den könig macht. ein paar seiner privaten intrigen scheitern und er kann einen seiner freunde nicht vor dem scheiterhaufen bewahren. parallel fängt cromwell an, vom empfänger von drohungen, zum sender für drohungen zu werden.

insgesamt bin ich nach wie vor leicht verwirrt. in einer szene fängt cromwell an, an lady ann, der künftigen königin rumzufummel. offenbar ein kurz eingeschobener tagtraum, eine botschaft des regisseurs an den zuschauer: cromwell denkt die ganze zeit ans ficken. die botschaft kam an, aber ich war erstaunt wie schlecht diese szene inszeniert war. auch die zeitsprünge sind undeutlich inszeniert — eigentlich gar nicht inszeniert, sie passieren einfach. man kann sich nach dem schnitt von der krönungszeremonie auf die schwangere lady ann schon vorstellen, dass da jetzt ein paar monate zeit vergangen sind, aber vielleicht könnte man das auch einfach, nunja, inszenieren? ein bisschen wenigsten?

ansonsten altert cromwell jetzt kräftig, vielleicht ist sein aussehen aber auch nur ein zeichen dafür, dass er einen freund nach dem anderen verliert und trauert? andererseits scherzt er ständig mit den leuten, mit denen er redet.

so recht weiss ich nicht, woran ich bei dieser serie bin. ein, zwei folgen schau ich mir jetzt noch an, dann entscheide ich mich, ob mir das zu langweilig, zu langsam oder stockend zum weitersehen erzählt ist.

ausserdem ist mir noch ein detail aufgefallen, eine möglicherweise kleine, historische inakkuratesse: viele fassaden der häuser die man sieht, sind aus nacktem sandstein. wenn ich mich recht erinnere ist das ihr heutiger zustand. beim bau, zur damaligen zeit, liebte man es, diese fassaden zu verputzen und zu bemalen. dafür hat das produktionsbudget wohl nicht mehr gereicht.


limitless

felix schwenzel in gesehen

ein bisschen vorhersehbar, wenn man ein paar folgen der serie gesehen hat: loser probiert ne neue neuro-droge (NZT), findet die wirkung super, will mehr, gerät in kalamitäten, löst die kalamitäten mit seinen fähigkeiten, die ihm die droge gibt, es geht ein bisschen hin und her (action, faustkämpfe, messer), der loser ist am ende ein winner, fertig, abspann.

umgekehrt, wer den film zuerst gesehen hat, dürfte von den ersten folgen der serie gelangweilt sein, weil sie dem gleichen muster folgt, nur etwas mit etwas weniger special effects und faustkämpfen.

der film ist nicht schlecht, ganz unterhaltsam, sauber produziert und, wie die serie, ein bisschen verspielt in schnitt und zoom. robert de niro ist wie immer brilliant und bradley cooper haben sie die augen schön blau gemacht — wenn er auf NZT ist. sonst, ohne die droge, sind seine augen trüb.


NBC democratic presidential debate (17.01.2016)

felix schwenzel in gesehen

ich mag es gerne, anderen leuten beim debattieren zuzuschauen, insbesondere das amerikanische format der debatte, das meist einen klaren rahmen vorgibt und stark moderiert wird. vor allem wollte ich mir aber mal selbst ein ein ungefiltertes bild machen, wie die demokratischen präsidentschaftskandidaten sich präsentieren. ungefiltert ist das natürlich nicht wirklich, einerseits wegen des rahmens, in dem das ganze stattfindet und andererseits, weil die kandidaten natürlich nicht mal ansatzweise wirklich offen reden können; all ihre aussagen sind auf eine positive wirkung für ihre jeweiligen kampagnen optimiert.

trotzdem kann man in so einer stunde, die in diesem fall ständig sowohl von NBC-werbepausen, als auch von youtube-werbepausen unterbrochen wird, ein paar ganz gute eindrücke von den kandidaten gewinnen.

bei den demokraten sind noch drei kandidaten übrig.

  • vermutlich relativ chancenlos und so unbekannt, dass er sich in seinem eröffnungsstatement selbst mit namen vorstellte, martin o'malley, bis 2015 gouverneur von maryland.
  • hillary clinton, ehemalige aussenministerin und senatorin, nennt noch nicht mal die adresse ihrer website, wenn sie davon redet, dass dieses oder jenes auf ihrer website dokumentiert sei.
  • senator bernie sanders, der sich als „demokratischen sozialisten“ bezeichnet und nie von seiner website spricht.

zu den themen, die in der debatte besprochen wurden, werde ich wahrscheinlich nicht viel sagen, deshalb habe ich die debatte auch nicht geguckt. einerseits sind die positionen der kandidaten ja auch mehr oder weniger bekannt (wenn man den kandidaten kennt) und andererseits wird auch nicht wirklich über themen gesprochen, auch wenn alle debattenbeteiligten, die kandidaten, ihre teams, die fernsehsender, alles tun, um diesen eindruck zu erwecken. in echt geht es, glaube ich, vor allem um das fabrizieren von eingängigen, zitierbaren soundbites, die positionen grob vereinfachen und zuspitzen, also kommunizierbar machen. und natürlich geht es darum, format zu zeigen. jedem der kandidaten war anzumerken, dass (präsidiales) format, haltung und das austrahlen von souveränität das hauptziel dieser auftritte sind.

martin o’malley hat das mit seinem team ganz besonders eifrig vorbereitet. er versuchte über den dingen zu schweben, das grosse bild zu zeichnen, verständlich zu sprechen und emotionen zu zeigen, ohne schwach zu wirken. das ging meiner meinung nach voll daneben. er wirkte auf mich wie das abziehbild eines fernsehserien-kandidaten: viel zu gutaussehend, zu schlechte darstellerische leistungen, schlechte texte — aber alles sehr ambitioniert und ernst vorgetragen. ausserdem konterkarierte er seinen drang über den dingen zu stehen, durch andauernde bettelei um redezeit: „please, just 10 seconds, please …“

o’malley sagte keine unvernünftigen sachen und hat okaye rhetorische fähigkeiten, aber auf mich wirkt er unecht, gemacht, aufgesetzt und unaufrichtig.

das genaue gegenteil ist bernie sanders. trotz seiner langen politischen karriere wirkt er echt. auch er wird ständig emotional, aber bei ihm wirkt das nicht kalkuliert, sondern weil ihn die missstände wirklich zu nerven scheinen. seine emotioanlität könnte ihm auch schaden, dachte ich immer, als ich sah. die emotionen wirken nämlich auch unsouverän, gerade im kontrast zu hillary clinton, die ruhig, bedacht, abgebrüht und fast eiskalt auftritt. aber vielleicht ist es genau das, was viele an bernie sanders mögen, dass er sich nicht (zu sehr) um die wirkung seiner auftritte schert, sondern eben um die „ischuhzzz“, wie er es ausdrückt, um die sachthemen, bzw. missstände in den USA.

bernie sanders wirkt auch sehr alt und erschöpft. auch das sollte ihm eigentlich minuspunkte einbringen, die amerikaner lieben ja agil-wirkende präsidenten zu haben, die sportlich und gesund sind, und am besten keine grauen haare haben. so wie damals ronald reagan, der bis an sein lebensende edelholzfarbenen haare trug. aber auch das kann sanders wohl zu seinem vorteil ausspielen: er strengt sich wirklich an, er kämpft und auch wenn er schwach wirkt, er bleibt standhaft, in jeder hinsicht.

hillary clinton wirkt so professionell, dass es einen beinahe umhaut. sie redet und gestikuliert, als wäre sie bereits gewählt. ihr dampft präsidiale haltung aus jeder pore. sie setzt auch emotionen ein, aber ganz punktuell, als kontrolliertes, rhetorisches stilmittel, das sie abrufen kann, ohne wirklich emotional (und damit angreifbar) zu werden. wohlgemerkt, das wirkt alles immer noch schlüssig und präsidial, nicht stümperhaft und schlecht gespielt, wie zum beispiel von frank walther steinmeier, wenn er versucht gerhard schröder zu imitieren. hillary wirkt so professionel, so geschliffen, so unangreifbar, dass einem angst und bange wird. sie wirkt dabei sogar sympathisch, freundlich und sogar ein bisschen lustig. aber — und das dürfte ihr grösstes problem sein — sie wirkt wie eine maschine. gut geölt, perfekt in schuss, tut genau das was man von ihr erwartet, aber sie arbeitet um zu arbeiten, nicht um etwas zu verändern.

sanders schreit die ganze zeit heiser krächzend, dass er dieses und jenes „radikal“ verändern wolle, hillary will optimieren. hillary steht für das bewährte, garantiert, wie damals adenauer, „keine experimente“, sanders schwingt die sozialistische faust.

ich glaube sanders wird ganz gut abschneiden, vor allem bei progressiven, aufgeklärten und jungen wählern, aber clinton wird am ende trotzdem demokratische kandidatin (und präsidentin), weil sie für einen soliden mittelweg steht (der zwar auf viele rechte immer noch radikal wirken mag), ohne allzu viele blätter von den bäumen zu schütteln. und vielleicht treibt sanders sie ja noch ein bisschen in die progressive, reformerische ecke, mit seinen zu erwartenden erfolgen.

ich lag bisher mit meinen einschätzungen der us-präsidentschaftskandidaten immer ganz gut. wenn ich das gefühl habe, einer der kandidaten habe das format und die nervenstärke zum präsidenten, hatten die meisten amerikaner ein ähnliches gefühl. bei (bill) clinton war ich mir aus diesem grund bereits vor der wahl sicher, dass er gewählt würde, ebenso bei obama. bei george w. bush hat mein bauchgefühl völlig versagt. er wurde gewählt, obwohl ihm format, nervenstärke und hellsichtigkeit ganz offenbar fehlten. aber bei (hillary) clinton hab ich wieder dieses gefühl: sie kann es und sie wird es.

(auf youtube gesehen)


limitless s01e13

felix schwenzel in gesehen

etwas zu verspielt für meinen geschmack, diese folge. irgendeine kindheitserinnerung bringt brian finch dazu alle schlimmen wörter mit harmlosen wörtern zu ersetzen, was theoretisch lustig sein könnte, auf dem bildschirm aber eher nervt. aber ich bin sicher im writers room hat der einfall für gelächter gesorgt.

ansonsten mag ich es, wenn brian finch in einer folge einfach mal genre-untypisch vier fälle löst, nebenbei, während er sich hauptsächlich um den rote faden der geschichte kümmert, senator edward morra und hier konkret, die verschleier dessen NZT-nutzung.

überhaupt, die verspieltheit der serie ist ein bisschen hoch dosiert. das merkt man von der ersten folge an, aber ich kann es trotzdem ertragen.

den film, der die vorgeschichte der srie erzählt hab ich mir auch gerade im itunes-store geliehen und werde ihn in den nächsten tagen ansehen. mal schauen wie und ob der kontrastiert.


wolf hall s01e02

felix schwenzel in gesehen

ich bin verwirrt, diese folge wurde am ende etwas fiebrig. cromwell war plötzlich zu sehen, wie er fieberte und ein, zwei kleine visionen hatte — um kurz danach wieder putzmunter einen brief zu diktierten und einen weiteren augenblick später irgendwo mit heinrich hinzureiten (der beim reiten seinen hut verlor). zwischendurch wurde auch noch jemand geköpft, von dem ich leider keine ahnung hatte, wer das war.

hört sich verwirrend an, war aber noch verwirrender anzusehen. vielleicht hatte der cutter, der die letzten 15 minuten dieser folge zusammenschnitt, ebenfalls fieber. oder ich habe eine schlechte kopie der folge erwischt oder nicht ordentlich aufgepasst.

[nachtrag 21.01.2016: es stellt sich raus, dass der cutter keinesfalls fieber hatte, sondern ich einen groben bedienungsfehler gemacht habe und mir die letzten 15 minuten der folge 4, statt die letzten 15 minuten der folge 2 angesehen habe.]

sonst war die folge aber genauso super wie die erste, wobei ich in dieser folge gemerkt habe, dass die musik im mittelalter zum nervigen tendiert. leider ist die ganze sendung mit dieser leicht nervigen mittelaltermusik unterlegt, was mir aber beim zuschauen selbst kaum auffiel, wohl aber, wenn die beifahrerin nebenan wolf hall guckt und die musik durch die wand trötet.

cromwell scheint es innerhalb von zwei folgen geschafft zu haben, die gunst von könig heinrich viii zu erlangen, was ich ihm gönne, weil er sich wirklich geschickt anstellt und eine sehr treue seele ist — und sich immer noch für seinen kardinal einsetzt. neben dem fieber sieht man auch ein zwei mal, wie sich cromwell weniger geschickt anstellt und in fettnäpchen tritt und wie er mehrfach ausdauernd ins leere schaut. dieses leere, wartende starren fühlt sich sehr mittelalterlich an, weil damals die zeit ja bekanntlich viel langsamer vergingt, bzw. gar nicht ordentlich gemessen werden konnte.

ich weiss jetzt auch, warum cromwell, obwohl er laut wikipedia politisch eher ein arschloch war, so sympathisch wirkt: einerseits wegen dem sympathischen maffay-gesicht und andererseits, weil cromwell ein aussenseiter ist, der sich gegen alle widerstände nach oben manövriert — in den ersten beiden folgen offenbar auch ohne selbstgesponnene intrigen, sondern nur mit kluger rhetorik und geduld. glaubt man der wikipedia, ändert sich das aber bald.

[nachtrag 21.01.2016]
so, jetzt habe ich auch folge 2 zuende geschaut, nicht nur das ende der folge 4. gut erzählt und man merkt, wie sich in cromwell langsam rachegefühle für den tod seines kardinals zusammenbrauen. alles subtil und doch nachvollziehbar erzählt, die langsame wandlung von cromwells gutmütigkeit, die annäherung cromwells an den könig, bzw. umgekehrt, cromwells einsamkeit und aussenseiterrolle. macht spass weiterzugucken. 4 statt ursprünglich 3 sterne.


the expanse s01e07

felix schwenzel in gesehen

ich glaube in dieser folge ist nichts passiert. fühlt sich jedenfalls so an, jetzt wo sie vorbei ist. mal nachgucken, was in der sendungsbeschreibung steht:

Holden and his crew face a Martian military blockade. Miller finds a new reason to forge ahead. Avasarala visits Holden’s family.

stimmt, jetzt wo ich es lese. holden reist ja, wie letzte folge mit dem rebellenführer besprochen, mit dem marsianischem raumschiff irgendwo hin um irgendwen zu suchen. unterwegs kommt ihnen eine polizeipatrouille gefährlich nahe, aber, natürlich, schaffen sie es in letzter minute, die potenziell problematische kontrolle zu umgehen.

miller, der frisch entlassene bulle, verreist, um sich einen müllhaufen anzugucken und die frau mit der komisch gutteralen stimme, besucht holdens mutter um mit ihr über ihren sohn zu plaudern.

hört sich, so betrachtet, ein bisschen nach einer folge modern family an, allerdings nicht ganz so witzig.

oh je, das hört sich jetzt wiederum furchbar negativ an, ist aber gar nicht so gemeint. die folge war ein ganz okayes, etwas ereignisarmes kammerspiel. so wie auch enterprise, next generation und voyager ja im grunde genommen immer kleine kammerspiele waren — aber immerhin immer mit ner moral-von-der-geschicht-lernkurve. die fehlte bei dieser folge the expanse leider, aber nächste woche geht’s ja weiter. vielleicht passiert dann etwas, ausser charakterstudien.


wolf hall s01e01

felix schwenzel in gesehen

britische mini-serie über den aufstieg von thomas cromwell ab ca. 1529, zur zeit des sturzes von kardinal wolsey.

mark rylance, der cromwell spielt, sieht ein bisschen wie ein abgemagerter peter maffay aus, aber er stellt cromwell angenehm menschlich dar, so dass man sich mit ihm, beim zusehen, gut identifizieren kann. heinrich der VIII wird von damian lewis gespielt, wolsey von jonathan pryce; das ensemble weicht also ein bisschen von der typischen BBC-historien-drama-besetzung ab.

wolf hall ist ein bisschen ein im 16ten jahrhundert spielendes west wing, komplett mit gesprächen im (langsamen) laufschritt, und konzentriert sich, genau wie west wing eher auf die mitarbeiter des königs, der fürsten und kardinäle.

die ausstattung, die kostüme, die kulissen sind wunderbar und aufwändig und auf den ersten blick authentisch, also scheinbar zum grossen teil an originalschauplätzen gedreht. bei den innenaufnahmen scheint zwar immer die sonne ins zimmer, morgens wie abends, immer aus der gleichen richtung, aber das ist auch schon der einzige goof die mir beim zuschauen aufgefallen ist. ich bin sicher es gibt noch mehr, aber nichts was das sehvergnügen grob stören würde.

die geschichte von wolsey und cromwell kann man sich in 10 minuten in der wikipedia anlesen/auffrischen, die von heinrich dem VIII kennt man ja schon ein bisschen, aber es macht spass sich das in dieser reich illustrierten und ausgestatetten form anzusehen.


schulz und böhmermann s01e02

felix schwenzel in gesehen

ich mag es eigentlich ganz gerne, wenn sendungen eskalieren und aus der kontrolle geraten. aber wenn die eskalation von den moderatoren ausgeht, die zappeln, schreien, schimpfen oder drohen lebende goldfische zu pürieren und sich weder das publikum, noch die gäste mitreissen lassen, dann wirkt das gewollt und öde. in dieser sendung hat sich jan böhmermann bemüht, seine provokationen auf dem niveau des sendungsthemas (kindergeburtstag) zu halten. das war sehr schade und sehr flach.

dass in der sendung niemand jemals zuende sprechen konnte, entweder, weil einem der moderatoren gerade ein witz einfiel, er etwas wichtiges los werden wollte, oder er aus dem off kleine anweisungszettel bekam, zerhackte den fluss der sendung unangenehm. als einzigen liessen schulz und böhmermann einmal paul ronzheimer ausprechen — aber auch nur weil er weinerlich darauf bestand, auch mal was zuende sagen zu dürfen. das was er sagte, war, wie alles andere was er sagte, völlig uninteressant und irrelevant.

die meiste zeit schrien schulz und böhmermann rum oder fielen von ihren stühlen. so könnte ich die zweite folge der sendung eigentlich umfassend beschreiben und mit der rezension aufhören. allerdings waren die sachen die olli schulz schrie teilweise sehr witzig, vor allem zum ende der sendung hin, als er bereits gut mit whisky geladen war. da kamen plötzlich gute fragen aus ihm gekrochen und sätze wie:

was der internetpornografie fehlt, sind typen wie ich.

ich möchte paul ronzheimer lieber in pornos sehen, als in krisengebieten.

ansonsten würde ich vorschlagen mal til schweiger in die sendung einzuladen, weil die beiden wirklich jeden gast, der schonmal mit ihm gearbeitet hat, nach ihm ausfragen. dieses mal war nora tschirner dran, nachdem in der letzten sendung anika decker nach schweiger ausgefragt wurde.

egal wie sehr eine sendung aus dem ruder läuft, eines ist für gute unterhaltung unerlässlich: moderatoren (oder gäste) die hellwach sind und die auf feinste zwischentöne oder andeutungen der anderen anwesenden reagieren, vorzugsweise witzig oder klug. jan böhmermann war in dieser sendung so sehr mit seinen eigenen problemen beschäftigt, dass er zwar noch auf die erste frage von katrin göring-eckardt nach den komischen steinen auf dem tisch reagierte („das sind whiskykühlsteine, die hab ich aus amerika mitgebracht“), danach aber jede nachfrage, ob sie davon welche in ihr glas haben könnte, überhörte. ein moderator der seine gäste nicht hört, sollte in der tat, wie oliver schulz in der sendung mehrfach vorschlug, lieber trockene orgasmen üben, als zu moderieren. vielleicht kann das ZDF einen ersatzmoderator für jan böhmermann besorgen, falls der an bestimmten tagen mit kinderpflege und privaten problemen überfordert ist.

nora tschirner erzählte in der sendung irgendwas über das journalismus crowdfundingprojekt perspective-daily.de. sie nannte das, was dort geplant ist, mehrfach „ganzheitlichen journalismus“ und verwandelte sich von einer sympathischen, witzigen person, kurzzeitig in eine floskelauswurfmaschine, als sie das projekt beschrieb. j sei dank kommt das wort „ganzheitlich“ nicht einmal auf perspective-daily.de vor. einziges highlight der sendung waren übrigens ann-marlene henning (die viel zu wenig zu wort kam) und katrin göring-eckardt, die es schaffte all die negativen konnotationen abzuschütteln, die ich ihr in einer knapp fünfjährigen vorurteilsaufbauphase angehängt habe. sie kam als eine grüne, konservative religionstussi in die sendung und ging als sympathische, schlagfertige und uneitle frau hinaus.

(in der zdf mediathek)


billions s01e02

felix schwenzel in gesehen

was ich an der serie mag, auch wenn es, wie gesagt, eine serie über das pimmelfechten zweier alphamännchen ist, sind genau diese beiden alphamännchen, die jeweils eine herde von alphamännchen und -weibchen zu ihren diensten haben.

die besten und klügsten hauen auf einander ein, mit aller kraft und inklusive haareziehen und kneifen. das macht leider spass beim zusehen. ich mag es sowieso, klugen menschen im fernsehen zuzuschauen, auch wenn sie von schaupielern gespielt werden und die worte aus dem writers room kommen.

kluge menschen in einer geschichte zu haben, macht das erzählen um einiges einfacher — vor allem kann man mit ihnen in der handlung die handlung abkürzen. kluge menschen erkennen nämlich, nach der serienerzähllogik, die vorhaben ihrer gegner, einfach indem sie kurz nachdenken oder ins leere blicken. ein dramaturgisches geschenk, quasi, das allen das leben erleichtert; den autoren, den zuschauern und den schauspielern, die so gelegenheit bekommen hin und wieder ins leere zu starren und nichts zu tun und keine texte auswendig zu lernen.

die story entwickelt sich trotzdem gut weiter, zum teil etwas zu leicht leicht vorhersehbar, aber immerhin relativ glaubwürdig. genauso werden die charkarktere der haupfiguren feiner gezeichnet, auch das macht spass beim zusehen. ein punkt mehr als letztes mal.


the good wife s07e12

felix schwenzel in gesehen

seltsame folge. besser als letzte woche, aber eigenartig abgehackt, sprunghaft, haltlos. es passieren zwar jede menge dinge, alle eher nebensächlich und relativ uninteressant und vor allem sinnlos: der episoden-klient (der musiker) gewinnt zuerst, dann verliert er. alicia scheint sich eli am ende wieder anzunähern, dann doch nicht, monica, die sozia von alicia, scheint eine beziehung zum musiker aufzubauen — und dann doch nicht („where are you going?“ — „back to real life“) — ein ewiges, richtungsloses hin und her.

auch zum ersten mal seit langem bei the good wife: die sendung fühlte sich überlang an. sonst fühlen sich die sendungen immer zu kurz an, sind viel zu schnell vorbei. heute nicht. entweder habe ich eine krise oder die sendung. oder die sendung will alicia krise so besonders eindrücklich rüberbringen, indem sie die ganze sendung in die krise taucht.

toll war wieder das spiel von julianna margulies. sie kann sehr, sehr viel sagen, ohne ein einziges wort zu sprechen. sie kann wut mit kleinster mikromimik ausdrücken, sie kann kurz wie vor einem tränenausbruch wirken, ohne, wie alle anderen schauspieler, ihr kinn vibrieren zu lassen, sie kann aufrichtig liebevoll gucken, ohne albern zu wirken. und das allerbeste: das alles funktioniert auch wenn sie spricht. ein stern extra für julianna margulies.


the tonight show starring jimmy fallon vom 11. januar 2016

felix schwenzel in gesehen

(mit donald trump, ken jeong und cam)

ich frage mich, warum ich mir immer wieder sendungen mit donald trump ansehe. ich glaube es ist das bedürfnis zu verstehen. zu verstehen wer das eigentlich ist und was er will und wie er arbeitet. wie er (rhetorisch) arbeitet, hat nerdwriter1 kürzlich auf youtube gezeigt (hier verlinkt). und, wenig überraschend, trump hielt sich an seine bewährte strategie:

Trump's answers consist mainly of one-syllable words, and are at a forth grade reading level. He structures his sentences with a powerfully rhythmic cadence, and ends them on a strong word.

und: wiederholungen, wiederholungen und wiederholungen. eigentlich redet er auch nur stuss, aber eben mit einem ernsten gesicht vorgetragen und mit gelegentlicher, defensiver selbstironie ergänzt („i’m a very good looking guy“).

trump kann man nicht verstehen, weil er für nichts steht, ausser für floskeln, mit denen er ein einziges produkt verkauft: sich selbst. persil wäscht porentief, trump macht amerika wieder gross und bedeutend, colgate schützt gegen karies. alles ganz einfach.

faszinierend ist die orange hautfarbe von trump. aus seinem orangenen gesicht quellen zwei reinweisse augen heraus. obwohl: faszinierend ist nicht das richtge wort: beunruhigend passt hier besser.

ken jeong kam tanzend auf die bühne und sprangg dann auch die ganze sendung weiter herum wie ein quirliger gummiball. obwohl er ziemlich laut und eben quirlig war, wirkte er total ruhig, so wie er auch tanzt: der oberkörper verbleibt unbewegt, während die beine sich unten rhytmisch bewegen.

youtube-video laden, info, direktlink


sehr schön auch, dass ken jeong auch irgendwann bezug auf trump nahm, ohne ihn direkt zu nennen:

what makes america great is diversity.
— ken jeong

nachdem jimmy fallon trump im gespräch kein einziges mal unter druck setzte, widersprach oder sich über ihn lustig machte, war das sehr wohltuend.

musikalischer gast war die coutry-sängerin cam. ich mag country-musik ja gelegentlich, aber mit so einer theatralischen, aufgedonnerten stimme wie „cam“ das in dieser sendung vorführte, ist das leider auch nichts anderes als müllpop. country sollte, finde ich, mit gebrochenen stimmen — oder der fieps-stimme von dolly parton, vorgetragen werden. dann geht’s, so nicht.

weil der standup am anfang so schwach war und fallon trump nicht mal ansatzweise versuchte einzufangen nur 2 punkte.


sendung mit der maus vom 17. januar 2016

felix schwenzel in gesehen

armin erlärt wie aus zuckerüben zucker wird, oder genauer, industreizucker, feinzucker und melasse. ausserdem erwähnt er am rande, dass beinahe überall zucker drin ist, zum beispiel auch in knststoff, damit er glänzt.

christoph lässt von evi seibert erklären, was ein krustimeter ist. nämlich: ein gerät mit dem man akkustisch die knusprigkeit von, beispielsweise, keksen messen kann. im film sah das verdächtig nach einem 1997er power macintosh 5000 (oder performa) mit dem mitgelieferten mikrofon aus. auch christoph sah irre jung aus, was wahrscheinlich daran liegt, dass der krustimeterfilm um 1997 gedreht wurde.

in shaun das schaf ging’s auch um zucker und süssigkeiten und pädagogisches gemüse.

ein extrapunkt wegen der klassisch guten zuckerrübensachgeschichte.

(noch bis zum 24. januar hier zu sehen)


making a murderer s01e06

felix schwenzel in gesehen

im prinzip geht es die ganze folge um die beweise die die staatsanwaltschaft präsentiert und die verteidigung auseinanderzunehmen versucht und zu entkräften versucht. die beweise der staatsanwaltschaft kommen in dieser folge nicht gut weg und die staatsanwaltschaft ebenso. das dürfte einerseits daran liegen, dass die beweise in der tat wenig überzeugend und dünn sind, aber auch weil die filmemacher geschickt die widersprüche früheren aussagen der ermittler, die von erdrückenden und zahlreichen physischen beweisen sprachen, mit den vor gericht vorgebrahcten beweisen kontrastieren.

das war klassisches gerichtsfernsehen, wie man es eben aus dem fernsehen kennt. spannend wenn man hochkonzentriert zuhört, weniger spannend, wenn man nicht 100% auf zack ist. so gesehen eine gute, aber langweilige folge.


the big bang theory s09e13

felix schwenzel in gesehen

sheldon verteilt t-shirts, auf denen steht „Sheldon Cooper Apologized To Me“. das fasst die sendung eigentlich ganz gut zusammen, zumal ich eh der meinung bin, dass man sich die big bang theory eigentlich nur noch wegen sheldons t-shirts angucken sollte. die geschichten sind meist eher mau, die witze rotieren um eine person (sheldon) und die charaktere die nicht sheldon sind lösen sich mehr und mehr auf.

trotzdem zweimal gelacht.


the graham norton show s18e14

felix schwenzel in gesehen

(mit matthew perry, miriam margolyes, gemma arterton und jack savoretti)

etwas zäher anfang, aber die show entwickelt sich schnell zu einem paradebeispiel eines aufeinanderprallens britischer und amerikanischer talkshow-kultur. ziemlich früh sagt die britische schauspielerin miriam margolyes zum ex-friends-darsteller matthew perry what the fuck er denn wolle. sehr freundlich und jovial, aber mit „fuck“ und ohne piep.

etwas später erzählt miriam margolyes wie sie früher im theater autogramme sammelte und dass sie sich genau erinnere, als sie laurence oliver um ein autogram fragte: „i started to cream in my knickers. out of fear.“

das indignierte gesicht und die anschliessenden bemerkungen von matthew perry waren natürlich gespielt und alles andere als fassungslos, aber irritiert war er trotzdem.

aber auch er erzählte noch eine schöne geschichte und graham norton habe ich selten so viel und so laut in seiner eigenen sendung lachen gehört. aber, die freundliche alte dame miriam margolyes ist in der tat eine „force of nature“, wie graham norton bei ihrer vorstellung sagte. vor allem sehr witzig. als sie über ihre neue show sprach und erzählte, wie sie in indien war und ständig in schmutzigen toiletten landete, beschrieb sie die indischen toiletten als „dreckiges loch“ mit zwei fussabdrücken, vielen fliegen und scheisse an allen wänden.
matthew perry fragte nach: „why are there two footprints?“
miriam margolyes: „one for each foot“

ansonsten: matthew perry hat nen komischer mund, die zwei kandidaten im roten stuhl bestanden beide darauf, dass der hebel für sie umgelegt würde und ich kann mich an kein wort erinnern, das gemma arterton gesagt hat.

(auch auf youtube)


kabarettistischer jahresrückblick 2015

felix schwenzel in gesehen

seit 1997 treten bov bjerg, horst evers, manfred maurenbrecher, christoph jungmann und hannes heesch wochenlang auf, um 2 stunden vor publikum auf das vergangene jahr zurückzublicken. seit sechs oder sieben jahren schauen wir uns das im januar an. normalerweise, bzw. das jahr über, habe ich wenig interesse an kabarett oder veranstaltungen auf denen menschen singen und tanzen, aber diese veranstaltung schaue ich mir jedes jahr aufs neue gerne an. auch weil der ablauf jedes jahr gleich ist:

christoph jungmann und hannes heesch plaudern als angela merkel und franz münteferig, peer steinbrück oder (dieses jahr) als wolfgang schäuble ein bisschen über das vergangene jahr, dann gibt es einzelauftritte von bov bjerg und horst evers in denen sie meistens relativ witzige texte vortragen, ein oder zwei einzelauftritte von manfred maurenbrecher, in denen er meistens relativ emotionale texte am klavier vorträgt, mindestens einen auftritt von hannes heesch in dem er einen politiker parodiert und relativ witzig aufs jahr zurückblicken lässt und ein, zwei oder gar drei gemeinsame auftritte, in denen gesungen wird.

würde man mich unter aufzählung dieser veranstaltungsvektoren fragen, ob ich mir eine solche veranstaltung ansehen wollte, würde ich spontan immer eindeutig nein sagen. weil bov bjerg uns aber jedes jahr unverdrossen und freundlich zu dieser veranstaltung einlädt, gehe ich jedes jahr aufs neue mit der beifahrerin hin, ein paar jahre lang sogar in hamburg. ich habe es nie bereut und war jedes mal hoch amüsiert und bestens unterhalten — etwas das ich mir in der theorie nie vorstellen häte können.

angenehm ist neben den reizenden (und lustigen) darstellern, vor allem die berechenbarkeit des formats. maurenbrecher erzählt jedes jahr (am klavier) ein weiteres kapitel seiner geschichte, bov bjerg trägt jedes jahr eine gut gedrechselte, angenhem distanzierte und nie zu konkrete tirade vor, die auch in seinem blog stehen könnte und horst evers plaudert, genauso witzig wie in seinen büchern, über seinen alltag und wie er die welt sieht. dabei tut er immer ein bisschen naiv, nicht nur weil es seine masche ist, sondern weil es so doppelbödig witzig und subtil hinterfotzig wirkt. dieses jahr hat er angenehm absurd abstrahierend über den berliner flughafen geplaudert und, dass er das publikum, trotz der abgenudeltheit des themas, zu lachtiraden inspirierte, ist ein kleines kunststück.

bovs auftritt als yanis varoufakis war ebenso grandios, vor allem wegen seines phantasiegriechisch und seiner perfekten varoufakisfrisur. die ersten paar sekunden war ich beeindruck von der perfekten maske — ich brauchte ein paar minuten um zu merken, dass bov die haare jetzt auch sonst so trägt.

manfred maurenbrecher wich dieses jahr ein bisschen von seiner routine ab und erzählte seine geschichte (quasi) im duett mit helmut schmidt. ich mag maurenbrechers lieder sehr gerne, obwohl (auch) das in der theorie eher unwahrscheinlich ist. aber jedes jahr berührt mich maurenbrecher erneut auf irgendeiner ungeschützten emotionalen ebene — dieses jahr waren mir seine lieder aber, glaube ich, zu konkret, um mich emotional zu berühren. nächstes jahr dann wieder.

wie jedes jahr, war ich von der wandlungsfähigkeit von hannes heesch beeindruckt, der dieses jahr, glaube ich, gleich zwei neue, perfekte parodien spielte. ich kann mich bisher jedenfalls nicht an ihn als schäuble oder seehofer erinnern, die er beide auf den punkt imitierte, bzw. auf ihre kernmerkmale runterkochte. christoph jungmanns darstellung von angela merkel ist übrigens jedes jahr erneut tief beeindruckend, vor allem weil er nichts, wirklich nichts tut um sie zu imitieren. er ist wahrscheinlich nur er selbst, mit einer perücke und einem bunten kostüm. das meiste was er dann als angela merkel sagt, wirkt improvisiert und vor allem, als ob ihm das allergrösstes vergnügen bereiten würde. wie die echte merkel, ist er in dieser rolle ungreifbar, über den dingen schwebend. eine eigenschaft die offenbar optimal zur moderation oder kanzlerschaft qualifiziert.

horst evers als xavier naidoo beim kabarettistischen jahresrückblick

horst evers als xavier naidoo beim jahresrückblick.

(ursprünglich veröffentlicht am 16.01.2016 00:00)

apropos improvisation. in der pause konnte das publikum wunschthemen für ein lied einreichen, was dazu führte, dass es zu einer uraufführung eines lieds über WLAN in der bahn kam, in dem auch die einkommenssituation von psychoanalytikern thematisiert wurde. auch das hört sich in der theorie alles andere als unterhaltsam an, war in der praxis aber grandios.

ich glaube so kann man den kabarettistischen jahresrückblick auch gut zusammenfassen: in der theorie eher unwahrscheinlich, in der praxis aber höchst unterhaltsam und angenehm. nächstes jahr gerne wieder.

(titelfoto von david baltzer, agentur zenit, rückblicke noch bis zum 17. januar in der komödie am kurfürstendamm)


sendung mit der maus vom 10. januar 2016

felix schwenzel in gesehen

christoph über trockeneis, bzw. co₂, das tier baut einen schneemann ud armin erklärt beulen, bzw. schmerzen, bzw. schmerzmittel. insgeamt so mittel interessant. kapitän blaubär hab ich mir, wie immer, gespart.

noch 2 tage hier zu sehen.


modern family s07e11

felix schwenzel in gesehen

eine sendung über enten (und sosse und ne pyjama-party):

phil dunphy:

i realized today that i have been holding them back, because that was fun for me. but in the end, you got to let them spread their wings, right?

n bisschen zu moralisierend, auch wenn eigentlich jede modern-family-ausgabe so ist. aber diesmal wars wohl zu unsubtil für meinen geschmack.