Im Schaufenster gesehen: dekorative Sofakissen mit aufgeflocktem Text „Platz des Himmlischen Friedens“. Harter Humor oder bloß Unwissen?
"Ich würde meine Kinder mehrsprachig erziehen" "Find ich gut, dann kann das Kind selbst entscheiden, in welcher es am liebsten programmiert"
Wolfgang Liebeneiner hat in den fünfziger Jahren mal gesagt: „In Amerika wird Film hergestellt wie Kunst und verkauft wie Ware, und in Deutschland ist es genau umgekehrt.“
Since The Magazine had no ads, and people could only subscribe in the app, I figured there was no reason to show full article text on the site — it could only lose money and dilute the value of subscribing.
That was the biggest mistake I've made with The Magazine to date.
jetzt gibts das magazin auch im web mit einer porösen aboschranke. ein artikel pro monat lässt sich im volltext anzeigen, danach muss man ein (jederzeit kündbares) abo für $1,99 pro monat abschliessen. ausserdem:
I even implemented a crazy passwordless login system. Check it out. You can create an account on the site without subscribing if you want to see it.
ich habe so ein gefühl, dass diese datenkrake-geschichte nicht von den grossen verlagen aufgegriffen wird. oder zu einem datenkraken-cover des spiegels werden wird.
[das lobbyplag kann und sollte man bei krautreporter unterstützen.]
Michael Moss is a Pulitzer-winning investigative journalist for the NY Times and he's written a book called Salt Sugar Fat. [...]
Moss researched the book for four years, interviewing hundreds of current and former processed-food industry employees and reviewing thousands of pages of industry memos. This weekend's NY Times Magazine has a lengthy excerpt from the book that's well worth a read.
stimmt. abgesehen davon, was ich auch mal sagen wollte: kottke.org ist ganz irre toll.
Denn, was bei Vine nicht übersehen werden darf, bei all der moderner Technik, die uns eine solche Möglichkeit einfach so in die Hand gibt: [...] was wir sehen, das hat einen ganz und gar analogen Ursprung. Keine Computeranimation, keine Tricks, keine Filter. Es sind Bilder, die quasi genauso eingefangen werden, wie dies auch schon vor 100 Jahren der Fall war. In dem wir Bildausschnitte wählen, Zeiten bestimmen, Kameraeinstellungen und -winkel.
kann ich gut verstehen, dass die katholische kirche versuchte die ausstrahlung von aufnahmen von kardinal meisner zu stoppen. so richtig vorzeigbar ist der alte mann in der tat nicht. immerhin hat er eine traumwandlerische sicherheit bewiesen in fettnäppchen zu treten die er irritierenderweise stets bei sich führt.
vor (sehr) vielen jahren träumte ich davon einmal ein kaffeehaus zu betreiben. es war kein sonderlich realistischer wunsch, sondern eine eigentümliche faszination die ich mit einem etwas idealisierten bild von kaffeehäusern verband. das eine bild das mir nicht aus dem kopf ging war ein typisches franszösisches café in dem man morgens im sonnenschein an einem kleinen bistrotisch sass, milchkaffee trank und ein schokocroissant ass. milchkaffee schmeckt nirgendwo so gut wie im frühen sonnenschein an einem bistrotisch unter einer grünen markise.
diese erinnerung muss sich vor ungefähr 25 jahren während meiner ersten interrail-reise in arcachon in mein gedächnis eingebrannt haben. vermutlich hatten wir vorher im schlafsack auf einer düne am strand geschlafen, was den geschmack des milchkaffees im sonnenschein vor dem café wahrscheinlich nochmal verbessert hat.
andere erinnerungen die ich nicht mehr aus meinem gedächnis bekomme sind die an wiener kaffeehäuser. auch dort war es wahrscheinlich nicht so sehr der geschmack des kaffees, sondern das ambiente, die eigentümlich altmodische art bedient zu werden und die gleichzeitigkeit von ohrenbetäubendem lärm von geschirr, stimmengewirr, musik und absoluter ruhe. eine ruhe die einkehrt, wenn einen lärm, mit dem man nichts direkt zu tun hat und der laut, aber nicht wirklich störend ist, wie watte verpackt und zu einer inneren ruhe führt, die ich nur aus cafés oder kaffeehäusern kenne.
natürlich wusste ich immer, dass einen kaffeehausbetreiber diese ruhe nicht unbedingt so erfasst, wie sie die gäste erfassen kann. im gegenteil, ein café zu betreiben ist wahrscheinlich ein ziemlich stressiger job, weshalb ich wohl auch nie ein café eröffnet habe.
aber kaffeehäuser haben noch eine andere eigenschaft die mich vom ersten besuch an fasziniert hat; sie sind das natürliche habitat von intellektuellen. zumindest empfand ich das damals so. ein blick in die geschichtsbücherwikipedia bestätigt meine vermutung allerdings:
Unter anderem Habermas betont in seinem Werk Strukturwandel der Öffentlichkeit die Funktion der Kaffeehäuser als wichtigen Bereich der öffentlichen Sphäre, durch die sich eine bürgerliche Öffentlichkeit etablieren konnte.
Aber nicht nur die Geschäftsleute hatten ihre Kaffeehäuser, es gab ebenso Stammcafés für Literaten (etwa das berühmte „Will’s“, in dem John Dryden Hof hielt, auch Alexander Pope verkehrte hier, oder das „Smyrna“, das Jonathan Swift und Daniel Defoe zu seinen Gästen zählte), für Gelehrte („The Grecian“), Juristen und Spieler. Kennzeichnend für Kaffeehausgesellschaften war die Überwindung von Standesdünkel – hier saßen einfache Leute und Adlige am selben Tisch zusammen und redeten über die Weltlage im Allgemeinen und ihre Geschäfte im Besonderen.
im oben verlinkten artikel heisst es dann weiter, dass kaffeehäuser auch „der Ursprung des Postwesens“ gewesen seien und „hinsichtlich der Entwicklung der Zeitung“ eine bedeutetende rolle gespielt hätten.
dass in modernen kaffeehäusern tageszeitungen und zeitschriften für die gäste auslagen, war zentraler bestandteil meiner jugendphantasie. wie grossartig das wäre, ein café zu betreiben, in dem alle möglichen zeitungen aus aller welt auslagen. wäre ich kaffeehausbetreiber geworden, wäre die zeitungsauswahl sicherlich sehr exquisit gewesen, wahrscheinlich erlesener als die kaffeequalität oder der service.
zeitungen sind, wie bücher, gucklöcher in die welt. man konnte mit ihnen, damals vor 20 jahren, selbst mit käseblättern wie den aachener nachrichten, in die grosse weite welt schauen. oder im urlaub zurück in die heimat blicken. zeitungen wurden auch damals schon zum verpacken von fisch oder porzellan benutzt, aber trotzdem waren sie damals wertvoll. weil sie der beinahe einzige weg waren auf einigermassen vernünftige und reflektierte art und weise in die welt zu schauen, oder einen blick in die maschinenräume zu werfen, die die welt am laufen hielten.
mein kaffeehaustraum stirbt seit einigen jahren, genauso wie die zeitungen sterben. vor zwanzig jahren habe ich gelegentlich noch 10 oder zwanzig mark für eine ein paar tage alte ausgabe der new york times bezahlt. vor 16 jahren habe ich mehrfach 20 oder 30 mark für eine ausgabe der wired bezahlt. seit ein paar jahren mache ich das nicht mehr — oder kaum noch. erstens gibt es internationale magazine und zeitungen ziemlich aktuell und günstig auch überall in deutschland am kiosk und zweitens das internet.
und das internet ist genau das geworden, was ich mir damals als ideales kaffeehaus vorgestellt habe. zeitschriften und zeitungen aus aller welt hängen kostenlos rum, überall sitzen intellektuelle, es herrscht lärm und rauschen — und doch findet man hier seine innere ruhe (beispielsweise wenn man ins internet reinschreibt). das internet ist ein wichtiger bereich der öffentlichen sphäre, in dem sich derzeit eine neue öffentlichkeit etabliert. literaten und kolumnisten halten im internet hof, sind ansprechbar und man redet über die weltlage und geschäfte. auch das postwesen hat sich im internet neu erfunden und es hat bedeutenden einfluss auf neue formen des journalismus.
vielleicht ist diese website genau die erfüllung meines alten traums, nicht nur mein digitales zuhause (oder heimat), sondern mein kleines kaffeehaus. nicht besonders gross oder irre frequentiert, aber meins, so eingerichtet wie ich es mag, ein bisschen gemütlich und durchgehend offen für gäste, die manchmal sogar was in die kaffeekasse werfen. zeitungenveröffentlichungen aus aller welt liegen für alle besucher kostenlos aus, teilweise sogar mit empfehlungen vom wirt.
andererseits gibts im internet keinen kuchen und keine wiener melange.
Ich bin jedenfalls sehr froh darüber, dass mir der Inhalt dieser lieb gewordenen Buchruine schon seit einigen Jahren als Textdatei zur Verfügung steht: Lesbar auf jedem System und Bildschirm, schnell nach bestimmten Textstellen durchsuchbar und formatierbar in Schriftart und -größe nach persönlicher Tagesform.
warum glauben so viele menschen, dass ebooks keine haptischen qualitäten haben? textdateien fühlen sich anders an als pdf-dateien. eine pdf-datei fühlt sich auf einem apple laptop anders an als auf einen mobiltelefon oder windows-rechner. vermisst eigenlich jemand die haptischen qualitäten von 5,25" oder 3,5"-disketten oder kinofilmen? /marcel weiss
auch wenn das „riot game“, das ein „kleines italienisches Entwicklerteam“ gerade entwickelt, für mich etwas doll nach krawall-verherrlichung aussieht und damit eher haarsträubend auf mich wirkt, empfinde ich die 8-bit-klötzchen-ästhetik sehr beeindruckend. trotz der niedrigstauflösung wirken die bilder, vor allem im promo-video, fast hyperrealistisch. aber wahrscheinlich bin ich nur nostalgisch.
man sollte ja besser nicht dabei sein, wenn gesetze und würste gemacht werden. aber was macht man, wenn die würste die hinten rauskommen total verhunzt sind?
„Gesetze sind wie Würste, man sollte besser nicht dabei sein, wenn sie gemacht werden“, oder „Je weniger die Leute wissen, wie Würste und Gesetze gemacht werden, desto besser schlafen sie!“ wird gern Otto von Bismarck zugeschrieben. Das Bonmot geht jedoch auf den amerikanischen Dichter John Godfrey Saxe (1816-1887) zurück und wird erst seit den 1930er Jahren mit Bismarck in Verbindung gebracht
Die Trennung von nicht-digitaler Welt und digitaler Welt hebt sich immer mehr auf. Ein Leben ohne Internet ist mittlerweile für den Großteil der Gesellschaft weder vorstellbar noch lebbar. Deswegen ist die Herausforderung, die Grund- und Bürgerrechte der ehemals nicht-digitalen Welt verlustfrei in die digitale Welt zu übertragen. Alles andere bedeutet, dass eine technische Entwicklung die Bürger um ihre hart erkämpften Rechte bringen würde.
grandiös! ein musik-video aus stock footage.
(„stock footage“ wie in „stock photos“, also vorproduziertes, universell einzusetzendes bild- und filmmaterial).
Die Abscheu und Faszination für die Zunge als werbewirksames Gestaltungsmittel trieb mich neulich in einen großen Supermarkt mit der Mission, alle Zungen, die mir beim Einkaufen begegnen, fotografisch zu dokumentieren. Hier die Ergebnisse.
stefan niggemeier über das ausscheiden von christopher lauer aus diesem twitter-dings:
[Lauer] habe in den vergangenen dreieinhalb Jahren »166 Acht-Stunden-Arbeitstage« auf Twitter verbracht, rechnet er vor, und den Gegenwert von 800 mittellangen Gastbeiträgen in der Zeitung verfasst. Das soll wohl schockierend klingen, wobei er leider die entscheidenden Fragen offen lässt, was er in dieser Zeit hätte Sinnvolleres tun können anstatt auf Twitter rumzuhängen oder wer diese 800 mittellangen Gastbeiträge von ihm hätte lesen wollen.
erstaunlich platte rechnung für jemanden den ich eigentlich nicht für doof gehalten habe. die rechnung erinnert mich ein bisschen an die auch nicht ganz ernst gemeinten rechnungen der unterhaltungsindustrie, die jeden unlizensierten download als verlust von zwei bis 50 dollar verbuchen und behaupten, dass dieses geld jetzt fehle um die künstler vor dem hungertuch zu bewahren. wenn alle journalisten, blogger oder politiker auf solchen strunzdummen rechenspiele in ihren artikeln und reden verzichten würden, könnten mit der gewonnenen denkenergie ein paar tausend schöne gedichte entstehen.
je länger ich jetzt aber über lauers entscheidung nachdenke, desto genialer erscheint sie mir. wenn ich aufhören würde zu twittern und stattdessen nur noch gastartikel in der FAZ verfassen würde und in öffentlich-rechtlichen talkshows auftreten würde, könnte ich viel mehr leute erreichen als über dieses scheiss-twitter.
Tumblr provides its users with the oldest privacy-control strategy on the Internet: security through obscurity and multiple pseudonymity. Its users prefer a coarse-grained scheme they can easily understand over a sophisticated fine-grained privacy control -- such as Facebook provides -- that requires a lot of time and patience. To quote Sweet Brown, Ain't nobody got time for that.
Tumblr proves that the issue is less about public vs. private and more about whether you are findable and identifiable by people who actually know you in real life.
malte welding erklärt telekommunikation in deutschland und stellt die richtigen fragen:
Haben Schwarz und der Berlin Story Verlag nun ihre neue Macht bewiesen? Weil sie die Möglichkeit nutzten, eine Öffentlichkeit zu schaffen, die groß genug war, dass sie nach sechs respektive zwölf Monaten Abnutzungskrieg tatsächlich das bekamen, was man eigentlich durch ein (in Zahlen 1) Telefonat für erledigt hätte halten müssen?
Triumphe sehen anders aus.
das hört sich alles sehr deprimierend an, was malte da schreibt. aber es gibt auch ne menge die funktioniert. mein DSL-umzug von hamburg nach berlin hat zum beispiel wunderbar funktioniert. und an die neuen zugangsdaten die ich brauchte, kam ich schon nach dem zweiten anruf bei der hotline, wo mich beim ersten versuch ein misanthroper miesmuffel abbügelte und mir beim zweiten versuch ein hilfsbereiter, geduldiger und entspannter telefonator die zugangsdaten diktierte.
joachim rohloff dekonstruiert die rechtschreibung, zeichensetzung und stringenz in frank schirrmachers buch payback:
Obwohl aus der Studie auch hervorgeht, dass der »electronic flow of new information« im ehrwürdigen Drahttelefon 2002 noch dreißigmal so groß war wie im Internet, insinuiert Schirrmacher, es gehe bei diesen gigantischen Datenmengen um Informationen von Print bis Internet, die wir alle irgendwie bewältigen müssen. Denn kaum jemand fühlt sich wohl von dem Umstand überfordert, dass sein Nachbar ständig telefoniert und achthundert Familienfotos besitzt.
Eine andere Quelle solcher vorgeblich verbindlichen Definitionen sind die Gesetzbücher. In einer früheren Kolumne schrieb ich über Differenzen zwischen „Eigentum“ und „Besitz“. In der Diskussion wurde an verschiedenen Stellen kritisiert, dass die Bedeutung der Begriffe in der Kolumne nicht mit der, die das Bürgerliche Gesetzbuch vorschreibt, übereinstimmen. Aber warum sollte sich eine Kolumne an die Begriffe halten, die ein Gesetzbuch für die Regelung von Vertragsverhältnissen benötigt?
klar müssen wir uns präzise ausdrücken, aber das darf nicht zu fachsprachen-kauderwelsch führen, wie sebastian heiser das kürzlich in taz-hausblog eindrucksvoll erklärt hat. den mittelweg zwischen der fachsprache und der strassensprachen zu finden ist oft mühsam und schwierig, etwas kompliziertes allgemeinverständlich, differenziert und einfach -- und trotzdem präzise -- auszudrücken, ist warum wir journalisten und erklärbären wie sascha lobo und jörg friedrich brauchen. hoimar von ditfurth haben wir ja leider nicht mehr.
wer chinesisch spricht, muss damit rechnen, nur von chinesen verstanden zu werden.
ein kapitel von jens bergmanns neuem buch „ich, ich, ich“ (den titel hab ich gekürzt):
Die Pooth plauderte mit dem Reporter dann über ihre Work-Life-Balance - "von sieben Tagen die Woche arbeite ich vier, und zwei nehm ich frei". Dass dies auch gedruckt wurde, gefiel ihr gar nicht, sie verlangte mithilfe ihres Anwalts eine Gegendarstellung und Wiedergutmachung, allerdings ohne Erfolg.
oliver lysiak findet den neuen stirb langsam nicht so toll:
Stirb langsam stirbt. Hoffen wir das Bruce noch rüstig genug ist einen sechsten Teil zu drehen, der besser ist damit diese lieblose Gurke nicht das Finale eines bis jetzt zurecht legendären Franchise bleibt. Yippie-kay-yay, indeed.
joshua oppenheimer (unter anderem) über seinen film „The Act of Killing“:
Es ist eine Herausforderung, anzuerkennen, dass die Täter Menschen sind, auch wenn wir mit ihren schlimmsten Gewalttaten konfrontiert sind. Doch wir dürfen nicht vergessen, dass sie Menschen sind. Hitler war nicht grün, hatte keine Schuppen und keine scharfen Zähne. Er war ein menschliches Wesen. Wir neigen dazu, Menschen wie ihn als Monster abzustempeln. Aber wenn wir das tun, versichern wir uns lediglich selbst, dass wir nicht so sind wie sie.
!function(d,s){var js,fjs=d.getElementsByTagName(s)[0];js=d.createElement(s);js.src="https://quote.fm/embed.js?id=76114";js.charset="UTF-8";fjs.parentNode.insertBefore(js,fjs);}(document,"script");
später im interview sagt joshua oppenheimer, dass alle gesellschaften auf massengewalt aufgebaut seien. manchmal vergessen wir glaube ich, in welchen paradiesisch, friedlichen zuständen wir seit fast 70 jahren in europa leben — zumindest im vergleich zu den letzten 5000 jahren.
der verleger christopher schroer schreibt jeff bezos, dass er nicht mehr mit amazon zusammenarbeiten möchte. das liest sich ziemlich pathetisch und ist teilweise sehr ungenau:
Sie sind, waren es nie und werden es auch wohl zukünftig nicht werden: ein Unternehmen, das Menschen wie Menschen, das Verlage wie Partner, das Kunden wie Könige und Kaiser behandelt. Ein Unternehmen, welches sich u.a. dem Kulturgut „Buch“ verschreibt und soziale und ethische Grundsätze beachtet.
in sachen kunden irrt schroer. amazon behandelt kunden wie könige und kaiser. amazon schreit in der werbung nicht rum, dass es billig sei, es ist einfach billig und gibt kosteneinsparungen konsequent an kunden weiter. amazon nimmt fast immer alles ohne rumzumaulen zurück, anrufe und emails bei amazon haben bisher immer zu meiner zufriedenheit geführt. amazon ist für viele waren die ich gerne kaufe die einzige quelle: zum beispiel englischsprachige DVDs, günstige bücher in originalsprache. händler mit denen ich in den letzten 20 jahren zu tun hatte, wenn ich mir bücher oder filme im original kaufen wollte, haben mich stets wie ein blödes arschloch behandelt, die preise verdoppelt, mich schlecht oder gar nicht beraten, den scheiss bei problemen nicht zurückgenommen und von mir verlangt, dass ich stundenlang zu ihnen hinfahre. zudem nehmen viele händler nur bargeld an (rechnung geht nicht, wir kennen uns doch kaum, kartenterminal ist zu teuer). möglicherweise konnten sie mit dieser praxis ihre angestellten und lieferanten gut bezahlen, mussten ihre geschäftprozesse nie optimieren oder beschleunigen und konnten sich repräsentative innenstadtlagen leisten, aber wie ein könig oder kaiser kam ich mir in diesen läden sehr selten vor.
andererseits ist das natürlich ein problem. wenn man seine kunden wie kaiser behandelt, behandelt man seine angestellten und lieferanten schnell wie frohnarbeiter oder mundschenke.
das problem mit dem heutigen klassischen einzelhandel oder auch dem verlagswesen ist aber, dass sie ihre angestellten, produzenten, autoren oder zulieferer oft genauso schlecht behandeln wie beispielsweise amazon, dazu aber auch noch mit ihren kunden umgehen als seien die blöde. eher spezielles beispiel, aber der bioladen in der kameruner strasse kann sein zugegebenermassen köstliches demeterbrot behalten, weil die beifahrerin keine lust hat sich von den mit sich selbst beschäftigten angestellten wie ein bittsteller behandeln zu lassen.
wie das funktionieren könnte zeigen die dm-märkte. gute produkte, gute preise, die angestellten werden gut und fair behandelt, die angestellten sind ausnehmend freundlich und sympathisch. da zahle ich, wenns drauf ankommt, auch gerne mal ein paar euro mehr, weil ich meine zu wissen, dass weder die angestellten, noch die zulieferer noch die kunden (ich) schlecht behandelt werden. auch meine apple-produkte habe ich lange zeit immer gerne in kleinen, mittelständischen fachgeschäften gekauft, auch wenn der gesamtpreis mal etwas höher war als im versandhandel.
was ich sagen wollte: verleger, händler oder dienstleister die ihren laden nicht um ihrer selbst betreiben, sondern für ihre kunden (oder ihren kunden zumindest dieses gefühl vermitteln), müssen keine angst vor amazon haben.
andere frage: hat schonmal jemand was vom schroer-verlag gehört?
manche ideen liegen auf der strasse. oder in der luft. nachdem ich kürzlich diesen film aus der sendung mit der maus gesehen habe, in dem es um die funktionsweise von zylinderschlössern geht, hatte ich das starke bedürfnis etwas über lockpicking (warum gibts dafür eigentlich kein deutsches wort? schlossknacken ist zu destruktiv, dietrichen zu gestrig, schlossöffnen zu schlüsselig) zu lernen.
auf youtube kann man sich schnell einen überblick verschaffen wie man mit einem spanner und kleinen zahn- oder hakenbewehrten stiften fast jedes zylinderschloss öffnen kann. wenn ich das im fernsehkrimis gesehen habe hielt ich die einfachheit dieses vorgangs immer für völlig unrealistisch. wenn man die technik hinter dem lockpicking aber ein paarmal per video demonstriert bekommen hat, wird einem angst und bange, was für ein witz zylinderschlösser sind. da kann man die tür auch gleich offen stehen lassen.
zumindest fiel mir dann beim duschen und beim nachdenken darüber, dass ich das auch mal gerne lernen würde, ein, dass ich das ja mal mit unserem kellervorhängeschloss probieren könnte. und beim nachdenken über vorhängeschlösser fielen mir die „liebesschlösser“ die überall in hamburg und berlin rumhängen ein. ich fand die idee witzig, die schlösser mal testweise zu öffnen und neu zu hängen und arrangieren.
und dann les ix eben in diesem internet, dass diese idee von mir keinesfalls originell ist:
dass detlef guertler nicht den unterschied zwischen „disclaimer“ und „disclosure“ kennt oder das wort „offenlegung“ nicht benutzen will, ist schon ein bisschen disclaimend erschütternd.
mike masnick fasst nochmal das hin und her zwischen tesla und der new york times in sachen tesla-s-modell-test zusammen und zitiert am ende dan frommer, der sagt, dass „everyone's a media company now“. keine besonders neue erkenntnis.
tetsuro matsuzawa sagt, dass wir teile unserer gedächnisleistung während der evolution verloren haben, um „andere kognitive Fähigkeiten zu entwickeln“:
Denn ein allzu gutes Gedächtnis könnte ein tieferes Verständnis der Welt womöglich sogar behindert haben. "In unserem Denken gibt eine Zukunft und eine Vergangenheit", sagt Matsuzawa. "Die Schimpansen dagegen leben im Hier und Jetzt."
verstehe ich das richtig? schimpansen nutzen so eine art inkonsistenz im zeit-raum-kontinuum um dinge aus der vergangenheit ins hier und jetzt zu retten?
die new york times schrob einen wenig schmeichelhaften artikel über das neue tesla-s model, ein elektroauto, mit dem man von a nach b kommt. der gründer von tesla, elon musk, war mit dem testergebnis, oder dem was in dem artikel stand, nicht einverstanden:
NYTimes article about Tesla range in cold is fake. Vehicle logs tell true story that he didn't actually charge to max & took a long detour.
jetzt folgte ein längerer blogartikel in dem elon musk die behauptungen der nyt zu widerlegen versucht.
patrick george ist auf jalopnik.com ein bisschen skeptisch:
Numerical data doesn't always illustrate real-world driving conditions and what actually happens on the road.
darrell etherington ist auf techcrunch weniger skeptisch:
But overall, Musk's evidence is pretty damning, especially backed up as it is by solid data from the Model S itself. He ends by calling for the NYT to launch an investigation into the article and its writing, and after an attack like this, I'd guess the NYT would have to do just that in order to be able to come up with a satisfactory response.
ich finde bemerkenswert, dass tesla jede aktion der autotester aufzeichnet und welches medienecho kritik an kritischen artikeln in etablierten medien heutzutage hervorrufen kann.
der mitgründer von AOL steve case am 13.02.2013 vor einem senats komitee zur us-einwanderungspolitik:
Today, 40 percent of Fortune 500 companies in the United States were started by immigrants or the children of immigrants, employing 10 million people across the globe and doing $4 trillion in revenue. Of the 10 most valuable brands globally, seven of them come from American companies founded by immigrants or their children. In the past 15 years, immigrants founded one quarter of U.S. venture-backed public companies.
History teaches us that the most open and inclusive societies tend to be the most successful: Spain in the early 1400s pioneering navigation and global trade; Italy in the 1500s advancing science and learning. But no country has benefited more from immigration than the United States. We began as a startup founded by immigrant settlers who left a difficult situation to build a better life. What distinguishes us is that we have always been a magnet for risk-taking men and women from across the world hoping to start businesses, innovate, and contribute. That is part of our DNA. It is why in the 20th century we created more wealth, opportunity, and economic growth than any other nation.
das wort „pissflitschen“ war bis heute fast aus meinem wortschatz verschwunden. heute fiel es mir aus unerfindlichen gründen wieder ein, als ich diesen artikel las.
Aber es gibt sehr gute Gründe täglich 10000flies zu lesen. Zum einen ersetzt es für mich (beinahe) die Tageszeitung. Texte zu aktuelle Themen wie aufgebende Päpste, Bildungsministerinnen mit verlorenen Doktoren oder Abstimmungen über die Ehe zwischen Homosexuellen in Frankreich finde ich dort. Meine Tageszeitung ist für gewöhnlich auch einen Tag “zu spät" aber wesentlich unhandlicher als mein iPhone.
Darüber hinaus finde ich es sehr spannend zu sehen, welche Themen, welche Medien, welche Blogs, welche Autoren viele Fliegen haben. Durch 10000flies schaue ich einmal täglich über den Rand meine Filterbubble. Immer wieder bin ich überrascht, was die Leute lesen, was sie spannend finden, sowohl im positiven wie im negativen.