#rp25 mot­to/lo­go

felix schwenzel in bilder

ich kann mit dem #rp25 logo und mot­to nicht so irre viel an­fan­gen, aber in 3D is­ses wirk­lich hübsch und ef­fekt­voll.


#rp25 tag 1

felix schwenzel in artikel

dra­ma­ti­scher him­mel über dem #rp25-hof

der ers­te ein­druck den ich auf der #rp25 hat­te: schlan­ge ste­hen ist das dies­jäh­ri­ge mot­to. ich kam so ge­gen mit­tag, da wa­ren schlan­gen vor al­len „food trucks“, vor den ge­trän­ke­stän­den die auch kaf­fee ver­kauf­ten, vor dem lei­tungs­was­ser-„au­to­ma­ten“ der ber­li­ner was­ser­be­trie­be und am aus­gang der büh­ne 1.

was­ser­spen­der der ber­li­ner was­ser­be­trie­be (re-pu­bli­ca CC BY-SA 2.0)

zu den was­ser­au­to­ma­ten der ber­li­ner was­ser­be­trie­be habe ich ein ge­spal­te­nes ver­hält­nis. ich freue mich über je­den men­schen der lei­tungs­was­ser trinkt und ge­kühl­tes lei­tungs­was­ser ist na­tür­lich be­son­ders le­cker. aber war­um die leu­te da­vor schlan­ge ste­hen ist mir ein rät­sel. schliess­lich gibt’s es lei­tungs­was­ser auch aus zahl­rei­chen häh­nen auf den toi­let­ten und so­gar auf dem hof.

zwei­ter ein­druck: ei­gent­lich so wie im­mer. tol­le mi­schung von jung und alt, bunt und grau, mun­ter und müde. und bom­ben­wet­ter.

also erst­mal in den hin­ter­hof set­zen, son­ne ge­nies­sen und ver­su­chen im son­nen­licht den han­dy­bild­schirm zu le­sen. dank vol­ker we­ber (kein link, blues­ky-kom­men­ta­re löscht vol­ker of­fen­bar nach ein paar ta­gen) ver­ste­he ich jetzt auch, war­um ich bei pral­ler son­ne auch ohne le­se­bril­le le­sen kann (hell → klei­ne pu­pil­le → mehr tie­fen­schär­fe).

beim durch­scrol­len durchs pro­gramm des ers­ten ta­ges weck­te nichts wirk­lich mein in­ter­es­se, aber der alte trick funk­tio­niert nach wie vor: ein­fach ein biss­chen her­um-ser­in­ti­pi­sie­ren und schau­en wo man hän­gen­bleibt.

hän­gen­ge­blie­ben, aber zu spät ge­kom­men, bin ich bei ro­land mey­er und „Ge­ne­ra­ti­ve KI und die Äs­the­tik des di­gi­ta­len Fa­schis­mus“. das war strin­gent und elo­quent vor­ges­tra­gen und wenn ich es noch­mal auf you­tube an­ge­schaut habe, wer­de ich mich — glau­be ich — ein biss­chen am in­halt rei­ben.

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bei „Macht­fak­tor So­cial Me­dia – ges­tern war der bes­te Tag, mit Re­gu­lie­rung die De­mo­kra­tie zu be­wah­ren“ mit chan-jo jun und jes­si­ca flint kam ich mir vor wie in ei­nem der gut ge­schrie­be­nen ame­ri­ka­ni­schen se­ri­en-ge­richts­dra­men, in de­nen bril­li­an­te schau­spie­le­rIn­nen sehr gut ge­schrie­be­ne plä­doy­ers vor­spie­len die ei­nen nach­denk­lich ma­chen. man­che ju­ris­ten schaf­fen es ohne jede dis­har­mo­nie zu ar­gu­men­tie­ren, al­les was sie sa­gen scheint sinn zu er­ge­ben und schlüs­sig zu sein, ich war be­zau­bert von chan-jo jun. aber ge­nau des­halb reg­te sich auch in­ne­rer wi­der­stand in mir oder zu­min­dest das gros­se be­dürf­niss noch­mal et­was tie­fer über sei­ne for­de­rung nach viel stren­ge­rer platt­form-re­gu­lie­rung von on­line mei­nungs­äus­se­run­gen nach­zu­den­ken. das ar­gu­ment, dass das was platt­fo­ren wie face­book oder twit­ter bei der ge­ne­rie­rung von time­lines ma­chen re­dak­tio­nell sei — und „platt­for­men“ des­halb an­ders zu be­lan­gen sei­en als bis­her er­gab aus sei­nem mund sinn, aber auch da wür­de ich ger­ne noch­mal drü­ber nach­den­ken.

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ich woll­te all das was mir nicht so dol­le ge­fal­len hat ein­fach aus­las­sen und nichts drü­ber schrei­ben (al­ters­mil­de oder ver­grei­sung?), aber als ich an stage 1 vor­bei­kam, wäh­rend bern­hard pörk­sen re­de­te, for­mu­lier­te ich be­reits in mei­nem kopf, dass ich den pas­to­ra­len, am­bi­tio­nier­ten, von rhe­to­ri­schen fra­gen durch­wirk­ten vor­le­sungs sing­sang nicht er­tra­ge. das ist wahr­schein­lich ein schwä­che mei­ner­seits, für die pörk­sen nix kann — oder eben doch.

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trotz des reich­hal­ti­gen früh­stücks und ei­nem stück ku­chen zwi­schen­durch (dan­ke alex) be­kam ich so ge­gen 17 uhr doch ein biss­chen ap­pe­tit und woll­te mal ei­nen der bur­ger aus­pro­bie­ren für den of­fen­bar durch­gän­gig sehr vie­le leu­te an­stan­den. auf der re­pu­bli­ca her­schat ja schliess­lich wis­dom of the crowd, oder?

nach dem bur­ger zog es mich dann nach hau­se, weil ich lust zum blog­gen ver­spür­te, bzw. an mei­nem kir­by spie­len woll­te (SCNR). als ich auf dem #rp25-hin­tert­erhof sass, dach­te ich tat­säch­lich noch eine gan­ze wei­le über hei­kos fra­ge nach, war­um ich denn kei­ne kom­men­ta­re hät­te. tat­säch­lich hat­te ich vor ein paar ta­gen an­ge­fan­gen isso zu in­stal­lie­ren, weil es eine dis­qus-im­port­funk­ti­on hat und ich mei­ne „le­ga­cy“ kom­men­ta­re aus den ver­gan­ge­nen jah­ren min­des­tens noch­mal sich­ten woll­te. auf dem hin­ter­hof über­leg­te ich, dass ich ja ei­gent­lich auch den isso-im­porter an­pas­sen könn­te, um die dis­qus-kom­men­ta­re gleich in kir­by (bzw. mar­cel rencks komm­ents-plug­in) im­por­tie­ren könn­te. naja, ich den­ke auch da erst­mal wei­ter drü­ber nach.


an­sons­ten auch die­ses jahr wie­der ein gros­ses ver­gnü­gen mit den pfeil­tas­ten durch den re-pu­bli­ca-flickr-foto-stream zu ei­len. ich freue mich auf die 20 schril­lio­nen vi­de­os auf dem re­pu­bli­ca you­tube-ka­nal. und auf den zwei­ten und drit­ten tag freue ich mich auch. ich glau­be mor­gen nehm ich mir dann aber ein paar ge­bra­te­ne, er­kal­te­te bey­ond-bur­ger in der brot­do­se mit.


mor­gen­spa­zier­gang zur #rp25

felix schwenzel in bilder

glei­se die zu ei­nem flucht­punkt füh­ren park am nord­bahn­hof

weil ich ges­tern zu­guns­ten clark­sons farm auf die pre­pu­bli­ca ver­zich­tet habe ha­ben fri­da und ich heu­te un­se­ren mor­gen­spa­zier­gang zur sta­ti­on ge­macht. aus­ge­stie­gen am meh­ring­damm, dann hin­ten­rum, durch den park am nord­bahn­hof zum re­pu­bli­ca 25 ge­län­de.

re­pu­bli­ca von hin­ten in leer (8:40 uhr)

bei der ak­kre­di­tie­rung zeig­te sich: um 8:45 uhr gibt’s noch kei­ne schlan­gen. nach 4 mi­nu­ten hat­te ich mein bänd­chen, sag­te im vor­bei­ge­hen hal­lo zu nilz und joel und dann sind fri­da und ich zu­rück zum hal­le­schen tor ge­lau­fen und zum früh­stü­cken wie­der nach hau­se ge­fah­ren.

an der möckern­brü­cke fan­den dreh­ar­bei­ten statt, was ja nicht wei­ter un­ge­wöh­lich ist. wit­zig fand ich nur, dass man auf der rech­ten sei­te ei­nen fik­tio­na­len de­ran­gier­ten ber­li­ner mit ei­nem aus­ge­beul­ten kof­fer se­hen konn­te, auf den die ka­me­ra ge­rich­tet war und links (nicht auf dem foto) ei­nen rea­len, de­ran­gier­ten ber­li­ner se­hen konn­te, der sich hin­ter der film­crew auf ei­nem aus­ge­beul­ten stück alu­fo­lie sei­nen ers­ten schuss oder ers­tes crack-pfeif­chen zu­be­rei­te­te.


clark­sons farm s04

felix schwenzel in gesehen

nor­ma­ler­wei­se geh ich am tag vor der re­pu­bli­ca auf die „pre-pu­bli­ca“ um mir dort mein ti­cket in ein arm­bänd­chen um­zu­wan­deln zu las­sen und die war­te­schlan­gen an der ak­kre­di­tie­rung am ers­ten re­pu­bli­ca tag zu ver­mei­den. heu­te hab ich mich ent­schie­den lie­ber die neue staf­fel (4) von clark­sons farm wei­ter zu schau­en.

seit vor­ges­tern liegt die neue staf­fel (bzw. vier fol­gen) auf ama­zon prime, ges­tern hab ichs ge­merkt und dann auch gleich 3 fol­gen ge­schaut. zwi­schen­fa­zit: alle 10 bis 20 mi­nu­ten habe ich laut ge­lacht. das ist un­ge­wöhn­lich viel für je­man­den der grund­sätz­lich al­lei­ne fern­se­hen guckt und für mich erst recht.

in der ers­ten fol­ge hat­te ich in den ers­ten 10, 20 mi­nu­ten al­ler­dings leich­te top-gear-vi­bes. bei top gear war ich oft ge­nervt, dass es nicht nur ge­scrip­tet, also von vor­ne bis hin­ten kal­ku­liert und durch­ge­plant war, son­dern dass man daa auch oft sehr stark be­merk­te. die ers­ten 15 mi­nu­ten clark­sons farm fühl­ten sich dann auch so an, als ob man eine ein­lei­tung für den rest der fol­ge brauch­te und den dann nach dreh­buch und mit mit­tel­mäs­si­gen schau­spiel­küns­ten übers knie zu bre­chen ver­such­te.

die ers­ten staf­feln der se­rie fühl­ten sich über­haupt nicht so an. die be­scheur­ten ideen von clark­son fühl­ten sich 100% an wie be­scheu­er­te ideen von clark­son und die schwie­rig­kei­ten in die clark­son eine nach der an­de­ren schli­der­te fühl­ten sich au­then­tisch und real an.

für mich wa­ren die ers­ten staf­feln auch au­gen­öff­ner, so wie das manch­mal auch blogs schaf­fen: ich be­kam ein­bli­cke in eine ar­beits­welt, eine rea­li­tät, die ich sonst nur aus dem auto oder ge­le­gent­lich beim spa­zie­ren ge­hen von feld­we­gen aus der di­stanz be­ob­ach­ten konn­te. die mühe, die psy­chi­schen und fi­nan­zi­el­len be­las­tun­gen von bau­ern, die müh­len ge­gen die sie zu kämp­fen ha­ben — all das war mir eine frem­de welt, in die je­re­my clark­son und sein team mir ein­blick ver­schaff­ten.

na­tür­lich sind sen­dun­gen an de­nen je­re­my clark­son be­tei­ligt ist im­mer stramm auf un­ter­hal­tung und kon­stru­ier­te span­nungs­mo­men­te ge­bürs­tet, auch clark­sons farm, aber dies­mal war — ist — das er­geb­nis ge­ra­de­zu dif­fe­ren­ziert und eben auch au­then­tisch. es gab in den ver­gan­ge­nen staf­feln im­mer wie­der mo­men­te in de­nen man je­re­my clark­son da­bei zu­schau­en konn­te wie ihn er­kennt­nis­se er­eil­ten und ihn er­leb­tes emo­tio­nal be­rühr­te. dass das al­les dann auch noch un­ter­halt­sam ist war dann das ne­ben­pro­dukt, auch weil sich clark­son nicht zu scha­de ist sich über sich selbst lus­tig zu ma­chen und sei­ne mit­strei­ter und zu­schau­er auch ge­ra­de­zu dazu auf­for­dert sich über ihn, sein un­wis­sen, sei­ne gross­mäu­lig­keit und sei­ne un­ge­schik­lich­keit lus­tig zu ma­chen.

nach der et­was trü­ben ers­ten vier­tel stun­de, klappt das auch in staf­fel vier wie­der. schon die ers­te fol­ge ist ge­spikt mit un­fass­bar wit­zi­gen und erns­ten mo­men­ten, schlag­fer­tig­keit und nach­denk­lich­keit — al­les ohne pa­thos.

ganz viel an­teil am tur­n­around nach 15 mi­nu­ten hat­te na­tür­lich har­riet co­wan die für eine wei­le für kaleb coo­per ein­springt, weil der auf grand tour durch eng­land ist. für wei­te­re span­nung und un­ter­hal­tung dürf­te das gros­se the­ma „knei­pe“ sor­gen, das sich je­re­my clar­son in die­ser staf­fel in den kopf ge­setzt hat. kei­ne ah­nung ob sein her­zinarkt in die­ser staf­fel eine rol­le spie­len wird, ich geh mal da­von aus und bin ge­spannt wie das ge­spon­nen wird.

(5/5)

learn, teach, re­peat

felix schwenzel in notiert

seit ei­ner wei­le las­se ich kir­by auf mei­nen ar­ti­kel-bei­la­gen eine lis­te von ar­ti­keln er­stel­len, die am glei­chen tag in den letz­ten jah­ren er­schie­nen sind. auch in der bei­la­ge zu die­sem ar­ti­kel ist des­halb die­se ko­pie ei­ner t3n-ko­lum­ne von mir ver­linkt, die ich am 25. mai vor neun jah­ren ver­öf­fent­licht habe: Learn, teach, re­peat

die ko­lum­ne ist trotz ei­ni­ger stei­ler the­sen ganz gut ge­al­tert — oder be­schei­de­ner aus­ge­drückt, ich brin­ge in der ko­lum­ne wie­der mal mei­ne ab­nei­gung ge­gen kul­tur­pes­si­miss­mus zum aus­druck. denn ent­ge­gen al­ler un­ken­ru­fe in den 80ern, dass wir uns mit flim­mern­den bil­dern zu tode amü­sie­ren wür­den, weck­te vor 40 jah­ren al­lem das fern­se­hen mei­nen bil­dungs­hun­ger. und seit über 20 jah­ren weckt das in­ter­net im­mer wie­der mei­ne neu­gier und öff­net mir mög­lich­kei­ten din­ge zu tun, von de­nen ich als kind nur zu träu­men wag­te.

also, wie ge­sagt, eine les­emp­feh­lung, und für die das zu lang ist:

Fra­ge nicht, was das Netz für dich tun kann, fra­ge was du für das Netz tun kannst.


krä­hen, fri­da und ix

felix schwenzel in bilder

die krä­he die auf dem bild/vi­deo an uns vor­bei­fliegt und dann von fri­da an­ge­bellt wird folg­te uns ges­tern auf dem mor­gen­spa­zier­gang schon eine wei­le, weil ich ihr 5 mi­nu­ten vor­her ein stück von fri­das käse-le­cker­chen hin­ge­wor­fen hat­te. das mach ich seit­dem fri­da wel­pen war: käse für fri­da und käse für krä­hen. das er­geb­nis ist, dass fri­da krä­hen nicht als beu­te an­sieht, aber als kon­ku­renz. wenn sie frei­läuft und eine krä­he sieht hat sie den im­puls sie zu ver­ja­gen, aber weil sie weiss, dass sie eine be­loh­nung und lob be­kommt wenn sie sich vor­her mit mir ab­stimmt, kon­trol­liert sie ih­ren im­puls in der re­gel und holt sich lie­ber ein le­cker­chen bei mir, als die krä­he zu ver­ja­gen.

sie hat auch ziem­lich schnell mit­be­kom­men, dass krä­hen, wenn sie am bo­den sind, meis­tens was fress­ba­res ge­fun­den ha­ben. des­halb hat sie wohl ein am­bi­va­len­tes ver­hält­nis zu ih­nen. denn wenn sie glaubt es gäbe et­was fress­ba­res wo die krä­he sitzt, gibt sie sich nicht mal die mühe die krä­he zu ver­scheuch­ten, son­dern läuft ent­spannt zur krä­he, weil sie weiss, dass die krä­he dann platz macht.

ich bin ziem­lich er­folg­los mit dem ver­such mich bei den krä­hen be­liebt zu ma­chen. es kam nur ein oder zwei mal vor, dass sich krä­hen an mich oder an uns er­in­ner­ten und nach ei­nem stück käse frag­ten.

da­bei kön­nen sich krä­hen (mensch­li­che) ge­sich­ter ganz gut mer­ken. in die­sem new-yor­ker-ar­ti­kel „The Ma­gic of Bird Brains“ schreibt ben crair u.a., dass krä­hen sich ab­nei­gung ge­gen be­stimm­te men­schen nicht nur über jahr­zehn­te mer­ken, son­dern auch über ge­ne­ra­tio­nen hin­weg. er schreibt auch, dass stu­di­en an ra­ben­vö­geln zei­gen, dass sie „die Ab­sich­ten an­de­rer er­ken­nen, für die Zu­kunft pla­nen und Rät­sel mit abs­trak­tem Den­ken und Werk­zeu­gen lö­sen“ kön­nen. da­mit ha­ben sie ko­gni­ti­ve fä­hig­kei­ten die fri­da eher nicht hat. das mit dem abs­trak­ten den­ken und werk­zeu­gen fällt fri­da sehr schwer, das mit der zu­kunft hat bei ihr de­fi­ni­tiv nach­rang zur ge­gen­wart, aber was sie wirk­lich gut kann ist mensch­li­che in­ten­tio­nen le­sen und bli­cke in­ter­pre­tie­ren.

je­den­falls gebe ich mei­ne hoff­nung nicht auf, ei­nes ta­ges eine krä­he oder an­de­ren ra­ben­vo­gel in an­sät­zen zu zäh­men oder zu ent­scheu­en.

nach­dem fri­da die krä­he ver­scheucht hat, frag­te sie trotz­dem noch­mal ob’s noch käse ge­ben wür­de

ori­gi­nell und ori­gi­nal und pre­mie­re

felix schwenzel in bilder

foto eines coca cola werbeplakats mit der aufschrift „das original“ und „original serviert“
ori­gi­nal ser­viert?

die­se wer­be­pla­kat ha­ben fri­da und ich uns auf dem weg nach hau­se nach dem mor­gen­spa­zier­gang an­ge­se­hen. dank mei­nes ex­zes­si­ven you­tube-kon­sums weiss ich al­ler­dings, dass coca cola zwar ein ori­gi­nal sein könn­te, aber ori­gnal nicht in fla­schen ser­viert wur­de. der ver­kauf fand glas­wei­se aus zapf­häh­nen statt. selbst auf der coca cola ge­schichts sei­te steht: „[John Stith Pem­ber­ton] schenkt es zu­nächst glas­wei­se in sei­ner Apo­the­ke aus“. die­ses sze­na­rio wür­de sich auf ei­nem wer­be­pla­kat wahr­schein­lich ganz gut ma­chen, aber coca cola in der apo­the­ke und im glas ska­liert wahr­schein­lich nicht.

in die­sem you­tube vi­deo geht es laut ti­tel um die fra­ge wo­nach cola denn nun ei­gent­lich schmeckt, aber es fasst die ge­schich­te der coca und an­de­rer co­las ganz gut zu­sam­men (gern ge­se­hen).

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aber apro­pos ge­schmack, im park am nord­bahn­hof hat­te ich die gan­ze zeit den ge­ruch von über­würz­ten gum­mi­bär­chen oder ge­nau­er red bull in der nase. so­bald wir den park ver­lies­sen, ver­schwand auch der red-bull-ge­ruch.

ich weiss nicht ge­nau war­um, aber ges­tern tauch­te ein re­fe­rer von bln41.de bei mir im ma­to­mo auf. des­halb las ich dort kurz quer und muss­te sehr la­chen über die­sen gag, der auf sehr vie­len (meta-) ebe­nen funk­tio­niert: „Auf­ruf zur Blog­pa­ra­de

kurz da­nach lan­de­te der auf­ruf be­reits auf riv­va. da­mit ma­che ich glau­be ich zum ers­ten mal bei ei­ner blog­pa­ra­de mit.


da hängt ne ba­na­ne an der wand

felix schwenzel in bilder

bild einer plastik-relief-banane die mit silberner farbe übersprüht wurde
sil­ber­nane

ich ken­ne graf­f­i­ti­ier­te ba­na­nen noch als in­di­ka­tor für ga­le­rien oder mu­se­en — zu­min­dest vor ein paar jah­ren hat der ba­na­nen­spray­er noch fleis­sig ba­na­nen an so gut wie alle ga­le­rien und mu­se­en der welt ge­spray­ed. die ba­na­nen des ba­na­nen­spray­ers tho­mas baum­gär­tel gal­ten ir­gend­wann als aus­zeich­nung, aber das war nicht im­mer so, in der an­fangs­pha­se hat baum­gär­tel noch heim­lich ge­sprüht um an­zei­gen we­gen sach­be­schä­di­gung aus dem weg zu ge­hen.

so ist die welt, aus sach­be­schä­di­gern wer­den manch­mal ge­frag­te meta-künst­ler, aus ter­ro­ris­ten manch­mal frei­heits­kämp­fer und aus ras­sis­ten und frau­en­ver­ach­tern wer­den manch­mal us-prä­si­den­ten.

brit­ta ka­dol­sky:

Es gibt die Le­gen­de, dass der ein oder an­de­re Ga­le­rist*in sich heim­lich selbst eine Ba­na­ne ne­ben die Ein­gangs­tür ge­sprüht hat, um als her­vor­ra­gen­der Kunst­ort an­er­kannt zu wer­den. Es ist qua­si ein in­of­fi­zi­el­les Gü­te­sie­gel, das die eli­tä­re und kom­mer­zia­li­sier­te Kunst­sze­ne durch die kos­ten­lo­se Aus­zeich­nung auch ein biss­chen ent­larvt.

aber aus die­ser ba­na­ne un­ter der eis­an­bahn­brü­cke am nord­ufer wird wohl nichts mehr.

grössere ansicht der wand, mit einer verrammelten tür im rechten bildrand
BRKKCI (?)

mor­gen­spa­zier­gang vom 22.5.2025

felix schwenzel in bilder

bild eines baums in den regbergen
al­les sehr grün

wenn ich mit fri­da spa­zie­ren gehe, ma­chen wir auch im­mer ne „kur­ze pau­se“. manch­mal zwin­ge ich fri­da und mich wäh­rend die­ser pau­se nichts zu ma­chen, kein han­dy, kein ball zum kau­en und die „kur­ze pau­se“ im hier und jetzt zu ver­brin­gen oder sich ein­fach lang­wei­len. fri­da dur­fe heu­te an ih­rem ball kau­en, was sie mit al­ler­gröss­tem ei­fer tat. ich hab nur rum­ge­ses­sen und die vie­len stim­men, das über­quel­len­de grün und die all­er­ge­ne, pol­len­hal­ti­ge luft in mich auf­ge­so­gen.

aus­ser­dem muss­te ich dar­an den­ken, wie mei­ne mut­ter mir von ih­rer be­geis­te­rung über die­ses buch er­zähl­te und dass un­ter mei­nem hin­tern wohl mehr le­be­we­sen be­fan­den, als men­schen auf der welt le­ben. laut geo­li­no be­fin­den sich In 0,3 m³ erd­reich:

  • 2,5 Bil­lio­nen Mi­kro­or­ga­nis­men: Bak­te­ri­en, Pil­ze, Al­gen
  • 1 Mil­lio­nen Fa­den­wür­mer
  • 100.000 Mil­ben
  • 50.000 Spring­schwän­ze
  • 25.000 Rä­der­tie­re
  • 10.000 Bors­ten­wür­mer
  • 100 Kä­fer­lar­ven
  • 100 Zwei­flüg­ler­lar­ven
  • 80 Re­gen­wür­mer
  • 50 Schne­cken
  • 50 Spin­nen
  • 50 As­seln

fri­da ist das mit der an­zahl men­schen auf der erde und der an­zahl le­be­we­sen in der erde egal. ich be­kam dann auch hun­ger und schlug vor dass wir nach hau­se ge­hen.

bild von frida wie sie mit einem ball im mund, den sie zuvor zu zerkauen versuchte, aufschaut, weil ich ihren namen sagte bevor ich auf den auslöser drückte
„what?“

ju­lia (aber auch hei­ner, chris­ti­ne, kris­tof, ele­na, …)

felix schwenzel in artikel

öf­fent­lich über men­schen zu schrei­ben die ei­nem wich­tig sind, die ei­nem viel be­deu­ten, ist wahn­sin­nig schwer. des­halb ha­ben die men­schen fik­ti­on als li­te­ra­ri­sches werk­zeug er­fun­den. auch fik­tio­nal über die ei­ge­nen ge­füh­le an­de­ren men­schen ge­gen­über zu schrei­ben ist schwer, aber die zu­sätz­li­che di­stanz hilft ei­nem das eine oder an­de­re pro­blem zu um­schif­fen.

beim le­sen von Ju­lia wuss­te ich nach fünf mi­nu­ten dass ju­lia am ende des tex­tes nicht mehr le­ben wür­de und dass der text nicht (wirk­lich) fik­tio­nal ist.

kon­stan­tin, der den text schrieb, be­haup­tet ja auf sei­ner about-sei­te auch, das sei­ne text-samm­lung „pri­vat und fik­tio­nal“ sei. das ist ge­nau­so wahr wie mei­ne vor­he­ri­ge be­haup­tung, dass der text nicht (wirk­lich) fik­tio­nal sei. denn be­kannt­lich ist al­les, auch die koh­len­stoff-welt fik­tio­nal und vir­tu­ell, oder po­pu­lä­rer aus­ge­drückt: sub­jek­tiv und kon­stru­iert. rea­li­tät, das oft ro­man­ti­sier­te „real life“, ist eine vir­tu­el­le kon­struk­ti­on ein­zel­ner und (durch kom­mu­ni­ka­ti­on) ver­netz­ter ge­hir­ne.

aber dar­auf woll­te ich gar nicht hin­aus. ich woll­te dar­auf hin­aus, wie be­frei­end — ja, ka­thar­tisch — es sein kann, über men­schen zu schrei­ben, die ei­nem viel be­deu­ten. ich hat­te vor vie­len jah­ren das star­ke be­dürf­nis alte freun­de und freun­din­nen ei­ner­seits wie­der zu se­hen und an­de­rer­seits dar­über nach­zu­den­ken war­um sie mir wich­tig wa­ren und sind. und weil ich beim schrei­ben am bes­ten nach­den­ken und ge­dach­tes ver­dau­en kann, woll­te ich eben auch über mei­ne al­ten freun­de schrei­ben.

auch wenn wir mitt­ler­wei­le so gut wie je­den men­schen in­ner­halb von se­kun­den auf ei­nem bild­schirm oder laut­spre­cher vor uns er­schei­nen las­sen kön­nen, wen­den wir die­sen tech­nik-trick sel­ten an.

2016 nahm ich mir im früh­jahr ein paar tage frei um so vie­le alte freun­de wie mög­lich zu be­su­chen. vie­le der freun­de freu­ten sich, aber ei­ni­ge wa­ren auch dar­über er­schro­cken, wenn ich an­deu­te­te, dass ich dar­über viel­leicht schrei­ben wür­de. im an­schluss an die rei­se schrieb ich ein paar text­frag­men­te, aber ver­öf­fent­lich­te kei­nen ein­zi­gen text. das schrei­ben fiel mir auch wahn­sin­nig schwer, es war un­frei und im hin­ter­kopf lun­ger­te im­mer der ge­dan­ke, was könn­te sie oder er dar­über den­ken?

auch über ver­stor­be­ne freun­de zu schrei­ben ist nicht leicht, aber an kon­stan­tins text merkt man dass es leich­ter ist und ei­gent­lich (so­wie­so) mehr über ei­nen selbst ver­rät, als über die an­de­re per­son. und das ist auch das gross­ar­ti­ge an die­sem „gen­re“. es ist die idea­le me­tho­de über sich nach­zu­den­ken ohne ego­zen­trisch zu wir­ken. ich habe kon­stan­tins text jetzt mehr­fach ge­le­sen, auch um zu ver­ste­hen, war­um mir der text so gut ge­fällt oder war­um die­ses „gen­re“, tex­te über alte freun­de, so gut funk­tio­niert und mei­ne eu­pho­rie-sai­ten zum klin­gen bringt. wahr­schein­lich liegts auch an der un­prä­ten­tiö­sen, un­dra­ma­ti­schen spra­che, die ei­nem ge­ra­de des­we­gen umso nä­her geht. bei­läu­fig und exis­ten­zi­ell zu­gleich.

ich weiss nicht mehr ob ich kris­tof 2016 be­such­te oder ir­gend­wann spä­ter, aber ich war sehr froh dar­über mit ihm nach vie­len jah­ren noch­mal kon­takt auf­zu­neh­men. wir hat­ten uns zwi­schen­zeit­lich im­mer mal wie­der bei ju­bi­lä­ums- oder trau­er­fei­ern ge­se­hen, aber nie wirk­lich mit­ein­an­der ge­spro­chen oder sa­chen ge­teilt. auch über mein tref­fen mit kris­tof schrieb ich im an­schluss ein paar frag­men­te auf, ohne sie zu ver­öf­fent­li­chen. als er dann letz­tes jahr starb über­ar­bei­te­te ich die frag­men­te ein biss­chen und ver­öf­fent­lich­te den text.

mei­nen freund hei­ner hat­te ich zu­letzt 2019, zu sei­nem 70sten ge­burts­tag be­sucht. das war sehr schön, auch weil vie­le an­de­re alte freun­de aus ful­da, aus mei­ner zi­viel­dienst­zeit, dort wa­ren. ir­gend­wann frag­te ich hein­ers neue freun­din, ob chris­ti­ne denn auch kom­men wür­de. oh, ob mir das nie­mand ge­sagt hät­te, die sei vor ein paar jah­ren ver­stor­ben. chris­ti­ne hat­te ich auch schon fast 20 jah­re nicht mehr ge­se­hen, ob­wohl sie ge­le­gent­lich ver­such­te den kon­takt auf­recht zu hal­ten und mich ge­le­gent­lich an­rief. hat dann ir­gend­wie nie ge­klappt, dass wir uns mal ver­ab­re­de­ten oder wenn ich dann mal in ful­da war, war im­mer ir­gend­was an­de­res oder hei­ner.

ich hat­te im­mer ein ei­gen­ar­tig tie­fes be­dürf­nis hei­ner in ful­da, in der rhön zu be­su­chen. ei­ner­seits weil ich da­mals™ so viel zeit dort ver­bracht hat­te, weil es dort so schön war und ich mit hei­ner so ger­ne zeit ver­brach­te. ich woll­te ihm auch fri­da vor­stel­len und zei­gen was für ein tol­ler hund aus ihr ge­wor­den war. hei­ner hat­te uns qua­si, am mor­gen nach sei­ner 70. ge­burts­tags­fei­er, ab­so­lu­ti­on er­teilt ei­nen pu­del zu kau­fen. hun­de in der stadt fand er nicht so toll, aber ein pu­del, das sei fein.

be­vor fri­da und ich hei­ner noch­mal be­su­chen konn­ten, er­reich­te mich vor zwei oder drei jah­ren die nach­richt, dass auch er ver­stor­ben sei. kurz vor­her, ge­nau­so un­er­war­tet, war mei­ne schwes­ter ge­stor­ben. ich bin mit trau­er nicht be­son­ders gut. ich blei­be so um die drei bis zehn jah­re in der de­ni­al/leug­nungs­pha­se ste­cken und über­sprin­ge dann ir­gend­wann die an­ger, bar­gai­ning und de­pres­si­ons-pha­sen um zu so was wie ak­zep­tanz zu kom­men.

und ich glau­be der zeit­punkt der ak­zep­tanz ist (bei mir) ge­nau dann er­reicht, wenn ich in der lage bin die bil­der die­ser men­schen von mei­nem in­ne­ren auge zu lö­sen und in eine text­form zu brin­gen. dann hof­fe ich auch dazu in der lage zu sein, hein­ers kin­dern und ehe­ma­li­gen le­bens­part­ne­rin­nen zu schrei­ben und mein (wirk­lich) tief emp­fun­de­nes bei­leid zu be­kun­den.

zu­fäl­lig freue ich mich näm­lich tat­säch­lich seit ein paar wo­chen dar­auf end­lich über hei­ner und ele­na schrei­ben zu kön­nen, ka­thar­sis und so.


ein schwie­rig­keits­le­vel hö­her als ei­nen text über ver­stor­be­ne freun­din­nen oder freun­de ins in­ter­net zu schrei­ben, ist eine trau­er­re­de. am abend vor kris­tofs be­er­di­gung sass ich vor ei­nem dunk­len, lee­ren blatt (dark­mo­de, doo), weil kris­tofs el­tern mich ge­be­ten hat­ten auch was zu sa­gen.

wäh­rend ich mir ei­nen text aus den fin­gern zu sau­gen ver­such­te, rief ich erst­mal mei­ne lieb­lings­freun­din gita an. nach dem ge­spräch mit gita — und wohl auch dank gita — mach­te es ir­gend­wann zwei­mal klick bei mir im kopf und ich bil­de­te mir ein, je ei­nen ganz wich­ti­gen aspekt von kris­tof ver­stan­den zu ha­ben und — räus­per — von saint-exupé­rys klei­nen prin­zen.

bis jetzt habe ich den text (of­fen­sicht­lich) nicht ver­öf­fent­licht, aber viel­leicht ist jetzt ein gu­ter zeit­punkt. das ist der text, den ich wäh­rend der trau­er­fei­er vor­trug.


ich hab mit kris­tof ja sehr viel zeit ver­bracht als wir jung wa­ren und (lei­der) sehr we­nig zeit, als wir äl­ter wa­ren.

als ich kris­tof zum ers­ten mal ge­trof­fen habe, so er­zäh­len es zu­min­dest un­se­re el­tern, hab ich ihn erst­mal um­ge­wor­fen. ich ver­mu­te ich woll­te ihn knud­deln oder auf die schul­ter klop­fen. kris­tof war da­mals, vor über 50 jah­ren, zart und fein­glied­rig — und ich — schon da­mals — nicht. ich habe auch als klei­nes kind schon so aus­ge­se­hen — nur klei­ner.

in den fol­gen­den 10 oder 12 jah­ren ha­ben wir sehr viel zeit mit­ein­an­der ver­bracht. bei ei­nem gross­teil mei­ner kind­heits­er­in­ne­run­gen ist kris­tof mit auf dem bild.

apro­pos er­in­ne­run­gen. man muss da ja auf­pas­sen, weil man sich er­in­ne­run­gen oft und ger­ne zu­recht­biegt oder schön­macht. aber ich kann mich tat­säch­lich nicht dar­an er­in­nern, dass kris­tof und ich uns je­mals ge­strit­ten ha­ben.

ich er­in­ner mich dar­an vie­le mei­len­stei­ne mei­ner kind­li­chen ent­wick­lung ge­mein­sam mit kris­tof er­reicht zu ha­ben.

  • am ju­go­sla­wi­schen strand ha­ben wir uns ge­mein­sa­mes weit­pin­keln bei­ge­bracht (al­ler­dings hat anja wei­ter ge­pin­kelt als wir)
  • in der ba­de­wan­ne in lich­ten­busch ha­ben wir uns bei­ge­bracht un­ter den ar­men zu fur­zen
  • und im kin­der­gar­ten und hort ha­ben wir un­se­re su­per­kraft (!) ent­wi­ckelt, und ver­fei­nert, au­to­ri­täts­per­so­nen in den wahn­sinn zu trei­ben — und trotz­dem von ih­nen ge­mocht zu wer­den.

wo wir uns un­ter­schie­den, war un­se­re ri­si­ko-af­fi­ni­tät. wenn kris­tof (und anja) auf bäu­me oder fel­sen klet­ter­ten, blieb ich un­ten. ich war schon als kind eher ein schis­ser. kris­tof nicht. kris­tof war mu­tig, viel­leicht so­gar über­mu­tig. die­ser mut hat ihm schon als kind vie­le nar­ben und ge­näh­te platz­wun­den be­schert. tat­säch­lich war es so all­täg­lich, dass kris­tof sich lö­cher in sei­nen kör­per schlug, dass ich mich noch sehr ge­nau an ein ge­spräch bei uns am ess­tisch er­in­ne­re, als mei­ne mut­ter er­zähl­te, dass kris­tof in ei­nen sta­chel­draht­zaun ge­fal­len sei. statt mit: „oh je, der arme!“ re­agier­ten wir mit: „oh je, schon wie­der?“

ge­fahr, ri­si­ken, gren­zen wa­ren für kris­tof her­aus­for­de­run­gen, um zu schau­en was da­hin­ter liegt. was pas­siert, wenn man noch ei­nen, zwei, zehn schrit­te wei­ter­geht?

wirk­lich gut ken­ne ich nur den jun­gen kris­tof, den äl­te­ren kris­tof habe ich zwar ein paar mal ge­trof­fen und in­for­ma­tio­nen aus zwei­ter oder drit­ter hand er­fah­ren, aber das reicht ei­gent­lich nicht, um et­was sub­stan­zi­el­les über den äl­te­ren kris­tof zu sa­gen.

aber das hin­dert mich na­tür­lich nicht, trotz­dem zu spe­ku­lie­ren. schliess­lich ken­ne/kann­te ich ja vie­le sei­ner po­ten­zia­le, die seit sei­ner kind­heit in ihm schlum­mer­ten oder be­reits zum vor­schein tra­ten.

und es ist ei­gent­lich gar nicht spe­ku­la­tiv zu sa­gen, dass kris­tof ein rie­si­ges krea­ti­ves, hand­werk­li­ches und künst­le­ri­sches po­ten­zi­al hat­te — und ent­wi­ckelt und ge­zeigt hat. ein gu­tes bei­spiel ist der ad­ler den er in sei­nem ehe­ma­li­gen kin­der­zim­mer an die wand ge­malt hat. das ad­ler-bild fan­den alle su­per die es ge­se­hen ha­ben, aber es war nicht ganz fer­tig. dem ad­ler fehl­ten die füs­se. kris­tof ana­ly­sier­te das mal selbst und sag­te, dass die feh­len­den füs­se ja viel­leicht ein biss­chen sym­bo­lisch für sein le­ben sein könn­ten, dass ihm auch ein biss­chen der halt, die bo­den­füh­lung feh­le.

ich seh das ei­ner­seits an­ders und an­de­rer­seits ge­nau­so. zum ei­nen glau­be ich, dass die bes­te kunst oft un­voll­en­det, un­voll­stän­dig ist und es dem be­trach­ter über­lässt sie zu ver­voll­stän­di­gen oder wei­ter zu den­ken. aber viel wich­ti­ger: um gute, un­voll­stän­di­ge ar­beit ab­zu­lie­fern, braucht man ei­nen sinn und den blick fürs we­sent­li­che. und die­sen blick für das we­sent­li­che hat­te kris­tof, auch, und das ist sel­te­ner als man denkt, weil er mit sei­nem sehr gros­sen herz se­hen konn­te. kris­tof war ein em­pa­thie-mons­ter.

ich hab ges­tern mit gita ge­spro­chen. gita ist mei­ne lieb­lings-ex-freun­din und gita war auch mal eine gan­ze wei­le mit kris­tof zu­sam­men (kris­tof und ich ha­ben also nicht nur un­se­re kind­heit ge­teilt, son­dern auch un­se­re lie­be zu gita). gita er­zähl­te mir, dass sie kris­tof ken­nen­lern­te, als er sich um sei­nen (da­mals) klei­nen bru­der leif küm­mer­te. sie er­zäh­te mir, wie be­ein­druckt sie da­von war, wie sich kris­tof um leif küm­mer­te. kris­tof sei da­mals schon nicht nur su­per kin­der­lieb ge­we­sen, son­dern hat­te ech­tes in­ter­es­se an sei­nem klei­nen bru­der. gita sag­te er hat­te die fä­hig­keit das we­sent­li­che in leif zu se­hen, leif als men­schen, als per­sön­lich­keit zu er­ken­nen und zu be­han­deln — und nicht nur als klei­nes kind.

das ist nur eine klei­nig­keit, aber wenn man sich um­guckt in der welt, ist die­se fä­hig­kekt gar nicht mal so weit ver­brei­tet. man braucht schon ein wirk­lich gros­ses herz, da­mit das herz über den tel­ler­rand der ei­ge­nen be­find­lich­kei­ten hin­aus­se­hen kann, auf die be­find­lich­keit der an­de­ren, eben auf das we­sen­li­che.

ich glau­be auch, spä­tes­tens als kris­tof eine fa­mi­lie grün­de­te, wuch­sen dem ad­ler im kin­der­zim­mer füs­se.

als ich kris­tof vor un­ge­fähr 10 jah­ren nach lan­ger zeit noch­mal traf, no­tier­te ich mir da­nach, dass ich mir kris­tof als ei­nen glück­li­chen men­schen vor­stel­le. das le­ben in das er hin­ein­ge­wor­fen wur­de, das le­ben in das er sich selbst mit sei­ner sehr spe­zi­el­len art von ri­si­ko-aff­ni­tät ka­ta­pul­tier­te, bot ihm nicht im­mer die bes­ten rah­men­be­din­gun­gen.

aber ich stel­le mir vor, dass kris­tof die schat­ten­sei­ten sei­nes le­bens aus­blen­den konn­te, so wie er je­des­mal wenn er hin­fiel lach­te — und wie­der auf­stand. im­mer wie­der.

er er­kann­te das we­sent­li­che. für an­de­re zu sor­gen ver­lieh ihm füs­se — und er­füll­te ihn mit glück.

und auch wenn das al­les spe­ku­la­tiv ist — so be­hal­te ich kris­tof je­den­falls in er­in­ne­rung.


leucht­turm-schorn­stei­ne

felix schwenzel in bilder

auf dem vi­deo oben blin­ken die schorn­stei­ne in der mor­gen­son­ne wie leucht­tür­me (sieht man glau­be ich erst im full­screen so rich­tig). und auf dem bild un­ten sieht man, dass der „Wed­ding einst ein Aus­hän­ge­schild der Mo­der­ne“ war, wie der wed­ding­wei­ser es aus­drückt — und dass er es im­mer noch ein biss­chen zu sein scheint.

foto einer eingangstür
bel­fas­ter stras­se ecke afri­ka­ni­sche stras­se

fra­gen die mir beim mor­gen­spa­zier­gang vom 19.5.2025 ein­fie­len

felix schwenzel in bilder

foto der eisenbahnbrücken die vom sbahnhof wedding zum hauptbahnhof führen, mit graffiti und — möglicherweise — konstruktionsfehlern
brü­cken­sa­lat à la wed­ding
  • zu den graf­fi­ti oben: wie, aber vor al­lem, war­um?
  • kann man aus die­ser per­spek­ti­ve die kran­ar­me ka­the­ten nen­nen?
  • ist das ein kon­struk­ti­ons­feh­ler, wenn das was­ser von den aus­kra­gen­den ober­lei­tungs­po­des­ten so über die brü­cke ab­läuft und den be­ton färbt und feucht hält?
  • ma­chen quer­stei­fen wirk­lich schlank?
  • soll die gel­be li­nie ein be­zug zum urin­ge­ruch un­ter sol­chen brü­cken sein?

gol­ga­tha-gna­den- und jo­han­nes-evan­ge­list-fried­hof

felix schwenzel in bilder

ich mag den gol­ga­tha-gna­den und din­gens­kir­chen fried­hof. ei­ner­seits ist er mit be­ein­dru­cken­den bei­na­he mam­mut-bäu­men be­wach­sen, an­de­rer­seits ist die turm-ar­ti­ge ka­pel­le sehr stim­mungs­voll. vor zehn jah­ren hab ich da schon­mal fo­tos ge­macht.

heu­te hab ich nur die­ses bild ge­macht, weil … pu­del hier lei­der ver­bo­ten sind.

seit fri­da bei uns wohnt ist die an­zahl mei­ner fried­hofs­spa­zier­gän­ge um 95% ge­sun­ken.


ge­schen­ke an die ar­chi­tek­ten

felix schwenzel

wäh­rend mei­nes ar­chi­tek­tur­stu­di­ums ha­ben wir oft ar­chi­tek­to­nisch be­mer­kens­wer­te bau­ten be­sich­tigt. wenn ar­chi­tek­ten ihre bau­ten aus der hand ge­ben und die kon­trol­le an die nut­zen­den über­ge­ben, sieht man bei die­sen be­sich­ti­gun­gen auch im­mer wie­der wie sich die ideen und kon­zep­te der ar­chi­tek­ten und die der nut­zen­den aus­ein­an­der­ent­wi­ckeln. ein klas­si­ches bei­spiel ist ein schirm­stän­der in ei­che rus­ti­kal in ei­nem pu­ris­ti­schen, voll­ver­glas­ten white cube ves­ti­bül. wir ha­ben das da­mals im­mer „ge­schen­ke an die ar­chi­tek­ten“ ge­nannt.

ich habe in mei­nem stu­di­um zwei strö­mun­gen bei der ge­stal­tung wahr­ge­nom­men, die prag­ma­ti­schen und die am­bi­tio­nier­ten ge­stal­ter. tat­säch­lich hat­te ich schon vor dem stu­di­um ei­nen text über pe­ter hüb­ner ge­le­sen, in dem be­schrie­ben wur­de wie er eine schu­le nicht für die schü­ler bau­te, son­dern mit den schü­lern (und al­len an­de­ren be­tei­lig­ten). das be­deu­tet, dass der ent­wurfs­pro­zess vie­le um­we­ge, viel­leicht auch irr­we­ge be­inhal­tet, aber eben auch das po­ten­zi­al für ent­de­ckun­gen.

der ent­wurfs­pro­zess für die tram­hal­te­stel­le am haupt­bahn­hof dürf­te et­was an­ders aus­ge­se­hen ha­ben. bei den trag­werks-in­ge­nieu­ren liest sich das so:

So kann sich das Dach stüt­zen­frei zu den Glei­sen öff­nen. Die Trauf­kan­ten fol­gen der sta­ti­schen Ide­al­li­nie und bil­den ei­nen ele­gan­ten Schwung. Der hel­le mo­no­li­thi­sche Sicht­be­ton des Da­ches schwebt über dem an­thra­zit­far­bi­gen Bo­den aus Be­ton-Groß­for­mat­plat­ten. Die ein­heit­li­che Ge­stal­tung mit ei­nem Ma­te­ri­al lässt die Hal­te­stel­le trotz der dy­na­mi­schen Form schlicht wir­ken. Durch die ei­ge­ne For­men­spra­che ent­zieht sich der Ent­wurf der Kon­kur­renz mit der um­lie­gen­den Be­bau­ung und be­haup­tet sich selbst­ver­ständ­lich im städ­te­bau­li­chen Um­feld.

wo­ge­gen sich der ent­wurf al­ler­dings nicht be­haup­ten kann, sind er­gän­zun­gen des ent­wurfs durch die nut­zen­den. ganz of­fen­sicht­lich wur­den sta­tik und ma­te­ria­li­tät im ent­wurf mehr be­ach­tung ge­schenkt, als prag­ma­ti­sche über­le­gun­gen, zum bei­spiel zu stau­raum.

bild der architektonisch ambitionierten strassenbahnhaltestelle hauptbahnhof mit einem improvisierten, weiss gestrichenen holzverschlag
stras­sen­bahn­hal­te­stel­le haupt­bahn­hof mit holz-ver­schlag

ich ver­nu­te die holz­ver­schlä­ge die­nen der un­ter­brin­gung von rei­ni­gungs­ma­te­ria­li­en. sie wur­den auf bei­den sei­ten „an­ge­baut“

nahaufname eines des holzverschläge, die das geschwungene dach der tramhaltestelle berlin hauptbahnhof ergänzen
holz­ver­schlag vs. „sta­ti­sche Ide­al­li­nie“

jony ive hat kürz­lich in ei­nem be­mer­kens­wer­ten und se­hens­wer­ten in­ter­view ge­sagt, dass ein pro­dukt für ihn häss­lich sei, wenn es nicht funk­tio­nie­re. ich wür­de nicht sa­gen dass die hal­te­stel­le am haupt­bahn­hof häss­lich sei, aber man kann auch da­von aus­ge­hen, dass sie für die nut­zen­den, zu­min­dest im mo­ment, nicht funk­tio­niert.

wenn man sich die fo­tos und kon­zep­te auf der web­seei­te der ar­chi­tek­ten und trag­werks-in­ge­nieu­ren an­schaut, er­kennt man mühlos ein an­spruchs­vol­les und fas­zi­nie­ren­des kon­zept, aber es sieht so aus, als sei das nicht ge­nug.


das jony-ive-in­ter­view habe ich sehr ger­ne an­ge­se­hen. als er auf die büh­ne kam, lief mei­ne vor­ur­teils-mschi­ne an; ein sat­ter, weis­ser, rei­cher al­ter sack der sich jetzt in sei­ner nach-ap­ple-zeit ein biss­chen fei­ern las­sen will. aber schon nach we­ni­gen se­kun­den wur­de klar, jony ive ist über­haupt nicht satt, er ringt mit den wor­ten, nicht weil es ihm schwer­fällt zu re­den, son­dern weil er prä­zi­se und phra­sen­frei for­mu­lie­ren will. man er­kennt die lei­den­schaft, die in ihm bro­delt wenn es um ge­stal­tung geht und dass ihn das the­ma ge­stal­tung nicht ru­hen lässt, im wahrs­ten sin­ne des wor­tes auch nicht still sit­zen lässt. des­halb guck-emp­feh­lung für das ive-in­ter­view und le­se­emp­feh­lung zu die­sem in­ter­view mit pe­ter hüb­ner.


nach­trag 29.06.2025: es zeigt sich, wahr­schein­lich dank der stür­me der letz­ten wo­chen, dass die holz­ver­schlä­ge nicht be­son­ders sta­bil ge­baut wur­den und of­fen­bar nur die dutch­gän­ge zu roll­trep­pen ver­sper­ren sol­len. wäre trotz­dem viel­leicht bes­ser ge­we­sen, auch mit den tem­po­rä­ren zu­gangs­sper­ren leu­te zu fra­gen, die sich mit so­was aus­ken­nen, ar­chi­tek­ten oder bau­in­ge­nieu­re zum bei­spiel.

bild eines zerstörten holzverschlags an der tramhaltestelle am hauptbahnhof, man sieht dahinter eine rolltreppe
ab­ge­ris­se­ner holz­ver­schlag an der tram­hal­te­stel­le am haupt­bahn­hof

dra­ma­ti­scher him­mel vom 17.5.2025

felix schwenzel in bilder

por­trait ei­nes sehr eif­ri­gen müll­ei­mers vor dr­amti­schem him­mel
ber­lins häss­lichs­tes ge­bäu­de vor dr­amti­schem him­mel
raum zwi­schen dem kanz­ler­amt und dem haupt­bahn­hof vor dr­amti­schem him­mel
dr­amti­scher him­mel mit spree

das vi­deo ist eine al­le­go­rie aufs le­ben, man folgt ei­nem pfad kommt manch­mal leicht da­von ab, manch­mal braucht man kurz um der stim­me des herrn zu fol­gen und dann zeigt sich, ist doch al­les scheis­se (wait for it).

aber der mor­gen­spa­ziew­r­gang (ges­tern) war sehr schön, weil fri­da trotz läu­fig­keit sehr ent­spannt war und die im­puls­kon­trol­le — im prin­zip — fuk­tio­nier­te, als sie auf der gros­sen wie­se hun­de sah und 20 se­kun­den lang über­leg­te sich ih­nen vor­zu­stel­len.


mor­gen­spa­zier­gang vom 16.5.2025

felix schwenzel in bilder

auf dem bild sieht man frida auf einem weg im goethepark stehen. was man nicht sieht: frida und ich riechen, dass es nach getrockneten steinpilzen riecht

im mo­ment riecht draus­sen al­les sehr in­ten­siv. aber heu­te stieg fri­da und mir hier im goe­the­park der duft von ge­trock­ne­ten stein­pil­zen in die nase. mit ei­nem hauch mag­gi. je­den­fall sehr um­a­mi der park heu­te.

an­sons­ten war fri­da heu­te, trotz an­hal­ten­der läu­fig­keit, ex­trem ent­spannt. un­ser spa­zier­gang fühl­te sich heu­te wie eine pa­trouil­le an auf der wir si­cher­stell­ten, dass in den reh­ber­gen al­les sei­ne ord­nung hat­te. ihre jagd­li­chen am­bi­tio­nen hat­te sie heu­te gut im griff.


curt bloch an sei­ne deut­schen le­ser

felix schwenzel

die­ses ge­dicht hat mir mei­ne mut­ter per mes­sen­ger ge­schickt.


**An mei­ne deut­schen Le­ser** Viel­leicht kom­men euch die Ge­dich­te, Die ich in eu­rer Spra­che schrieb, In spät­ren Zei­ten zu Ge­sich­te, Und tä­ten sie’s, wär mir’s recht lieb. Und lest ihr sie, müsst ihr nicht den­ken, Die sind nun nicht mehr ak­tu­ell, Drum kann man sich das Le­sen schen­ken, Drum weg da­mit und mög­lichst schnell. Denn amü­sant ist die Lek­tü­re Für man­che Leu­te si­cher nicht. Die sehn, man sitzt hier über ihre Ver­floss’ne Dumm­heit zu Ge­richt, Die Dumm­heit der ver­gang­nen Zei­ten, Denn die steht grau­sam hier zu Buch, Die sie schwer büß­ten und be­reu­ten Für ihr Ge­fühl schon schwer ge­nug. So schwer, dass man ver­ges­sen möch­te Und ein Er­in­nern bräch­te Pein, Drum scheint dies Buch euch eine schlech­te Auf­gra­bung al­ten Leids zu sein. Ihr wähnt euch end­gül­tig ent­flo­hen Dem Schat­ten der Ver­gan­gen­heit. Und denkt nicht dran, dass euch be­dro­hen Der glei­che Schmerz, das glei­che Leid. Wenn man euch eure al­ten Feh­ler Nun wie­der­um ver­ges­sen lässt, Dann führt ein neu­er Pup­pen­spie­ler Euch zu nem neu­en Schlach­te­fest. Denn ihr lasst euch so leicht um­gar­nen, Wenn ihr vom Krie­ge seid er­holt. Und dar­um möch­te ich euch war­nen, Dass man euch nicht noch­mal ver­kohlt. Zum zwei­ten Mal seid ihr ver­sun­ken Nun in ge­nau dem glei­chen Loch. Und macht euch wie­der wer be­trun­ken, ver­lasst euch drauf, ge­schieht es noch. Im Ge­gen­satz zu an­dern Dich­tern, Die euch in ei­nen Rausch ver­setzt, will ich euch gern vom Rausch ent­nüch­tern, Fühlt euch drum bit­te nicht ver­letzt! Und wirkt mei­ne Gar­di­nen­pre­digt, Seht ihr die al­ten Feh­ler ein, dann füh­le ich mich reich ent­schä­digt Und wird mir’s ein Ver­gnü­gen sein.

Curt Bloch, Juni 1944
(Tran­skrip­ti­on: Thi­lo von Debs­chitz)


mei­ne mut­ter hat das ge­dicht na­tür­lich ohne quel­le ge­sen­det, aber es liess sich leicht goog­len und — wie so oft — tat sich da gleich ein rab­bit hole auf in das ich mit mei­nem brow­ser fiel: curt-bloch.com

curt bloch floh in den dreis­si­ger jah­ren aus deutsch­land in die nie­der­lan­de. als die wehr­macht 1940 in die nie­der­lan­de ein­mar­schier­te und 1942 sys­te­ma­ti­sche de­por­ta­tio­nen be­gan­nen, „ging“ curt bloch in den un­ter­grund. im un­ter­grund fing er an sa­ti­ri­sche ge­dich­te zu blog­gen.

Wäh­rend der Zeit, in der ich mich ver­bor­gen hal­ten muss­te, ließ ich jede Wo­che ein Bänd­chen sa­ti­ri­scher Ge­dich­te in deut­scher und hol­län­di­scher Spra­che er­sch­ei­nen und im klei­nen Krei­se zir­ku­lie­ren.

auf curt-bloch.com sind die „bänd­chen“ die curt bloch „er­sch­ei­nen“ liess tran­skri­biert, über­setzt und wer­den auf wunsch vor­ge­le­sen. wäh­rend die hef­te in den 40er jah­ren wohl eher eine le­ser­schaft von um die dreis­sig per­so­nen (uni­que vi­sits) er­reich­ten, dürf­te es curt bloch „ein Ver­gnü­gen“ sein, dass sei­ne tex­te jetzt auch von mof­fen wie mir ge­fun­den, ge­le­sen und re­pro­du­ziert wer­den kön­nen.

man kann von curt bloch viel ler­nen, zum bei­spiel über na­zis, ihre ei­tel­keit und ver­wund­bar­keit durch wor­te, aber eben auch, dass es sich loh­nen kann, dass man die welt ein biss­chen ver­än­dern kann und re­le­van­te spu­ren hin­ter­la­sen kann, auch wenn man für ein sehr, sehr klei­nes pu­bli­kum schreibt.

screenshot von curt-bloch.com/de

ads.txt

felix schwenzel in notiert

das hab ich vor sechs jah­ren „re-pos­ted“:

I just lear­ned that ne­ar­ly every site run­ning ads has a stan­dar­di­zed ads.txt file that hel­pful­ly shows you how bad­ly it mur­ders your pri­va­cy. The file is a white­list of all aut­ho­ri­zed re­sel­lers for pro­gram­ma­tic ad­ver­ti­sing. For ex­am­p­le, bos­ton­glo­be.com/ads.txt pic.twit­ter.com/mzJVtk6RWm

scheint es nach wie vor so zu ge­ben:

https://www.spie­gel.de/ads.txt

das ist ne lan­ge lis­te.

da müss­te man mal nen craw­ler bau­en und eine top 10 lis­te ma­chen, ge­win­ner ist die web­site mit den meis­ten zei­len in ih­rer ads.txt.

ob­wohl ich nicht mehr weiss als an­de­re bin ich spie­gel-le­ser und pi­ho­le-nut­zer. ich hal­te pi­ho­le für ei­nen der bes­ten grün­de sich zu­hau­se ei­nen raspber­ry pi oder ei­nen an­de­ren, im­mer lau­fen­den, heim­ser­ver hin­zu­stel­len. pi­ho­le funk­tio­niert wirk­lich gut und macht das web wie­der ein biss­chen les­ba­rer. mein ge­wis­sen ist üb­ri­gens re­la­tiv rein, zu­min­dest in sa­chen ad-blo­cking; den spie­gel hab ich abon­niert, hei­se.de auch. für abos und spen­den geb ich im mo­nat so um die 50 bis 80 euro aus. da muss ich mir nicht noch den ad-spy­wa­re-mist in mei­nen brow­sern ren­dern las­sen.

nach­trag 10:20:

hei­se.de vor acht jah­ren (ist wie im­mer kom­pli­zier­ter als man denkt):

Als Ab­wehr sol­chen Wer­be­be­trugs emp­fiehlt Goog­le die In­dus­trie-In­itia­ti­ve Ads.txt, in der Web­site-Be­trei­ber via stan­dar­di­sier­ter Text­da­tei ver­öf­fent­li­chen, mit wel­chen Wer­be­markt­plät­zen sie tat­säch­lich zu­sam­men­ar­bei­ten. Im­mer mehr Wer­be­an­bie­ter wie Goog­le und AppNe­xus im­ple­men­tie­ren Ads.txt in ihre Ver­kaufs­platt­for­men, so dass be­trü­ge­ri­sche An­ge­bo­te künf­tig nicht mehr zum Zug kom­men sol­len.

IN­FOR­MA­TI­ON

felix schwenzel in bilder

verwitteretes „INFORMATION“ schild, auf das jemand mit edding geschrieben hat: „LOVE > ALLES“

auf das „IN­FOR­MA­TI­ON“-schild hat je­mand mit ed­ding ge­schrie­ben:

LOVE > AL­LES

FYI, weiss­te be­scheid.


css-zau­be­rei

felix schwenzel in über wirres

ich freue mich sehr über css. das ist ein sehr merk­wür­di­ger satz, der aber stimmt. je­den tag freue ich mich, dass ich eine der we­ni­gen sa­chen die ich wäh­rend mei­nes ar­chi­tek­tur­stu­di­ums ge­lernt habe — oder eher, dass ich eine der we­ni­gen sa­chen die mir wich­tig ge­nug er­schie­nen um sie mir zu mer­ken — hier im blog im­mer wie­der an­wen­den kann:

sa­chen in wür­de ka­putt ge­hen las­sen. oder wie man auch in der IT sagt: to de­gra­de graceful­ly.

mau­er­werk ist so ein ding das wür­de­voll ka­putt­ge­hen kann. eine zie­gel­mau­er sieht auch als rui­ne noch gut aus. vor­hang­fas­sa­den, glas­fas­sa­den tun das nicht.

so­was hier

screenshot eines tröts von max von w. wie er mit css im browser gerendert wird

ist ei­gent­lich nur ein <block­quo­te>, so sieht das dann ohne (oder mit we­ni­ger) css aus.

screenshot des gleichen tröts von max von w., wie er ohne css aussähe

aber das man ein html-zi­tat mit ein biss­chen css eben so wie oben aus­se­hen las­sen kann, das freut mich je­den tag aufs neue. oder ges­tern, als mir mei­ne mut­ter eine nach­richt schick­te und ich dach­te: screen­shot pos­ten und was dazu schrei­ben — bis mir ein­fiel: war­um nicht css? dann sah das so aus:

screenshot eines artikel-anfangs auf wirres.net mit einem blockquote, das mit css wie eine imessage gestylt ist

auch die bubble ist ein ein­fa­ches block­quo­te, das ohne css, zum bei­spiel im rss-feed, wür­de­voll ka­putt geht.

wen so­was nicht be­geis­tert, der schreibt wahr­schein­lich nicht selbst ins in­ter­net — oder nutzt word­press.

aber das al­ler­bes­te, die­se welt der css-ma­gie steht auch mir als css-voll­pfos­ten of­fen, dank LLMs. CSS-ma­gie ist näm­lich et­was, was die wirk­lich gut kön­nen.

jetzt bit­te wei­ter­blät­tern. dan­ke für die kur­ze auf­merk­sam­keit.