Was für eine Heuchelei: Ausgerechnet jene, die permanent mit grellem Sex Auflage machen, schüren die Erregung über angeblichen Sexismus.
das ist schon ein bisschen witzig, dass gerade das arsch-und-titten-blatt stern die vorliebe von rainer brüderle fürs verbale angrapschen von jungen frauen thematisiert. andererseits kann man natürlich den wahrheitsgehalt von worten nicht direkt daraus ableiten, wo sie stehen. anders gesagt: ich habe überhaupt keine zweifel, dass franziska reich und andreas hoidn-borchers authentisch berichten. aber witzig ist das schon, dass das ausgerechnet im stern passiert. na gut, im hustler wärs noch nen ticken witziger gewesen. /bildblog.de
schon ein bisschen verwunderlich warum judith horchert und konrad lischka so eine hasskappe auf sophie schmidts reisebericht aus nordkorea hatten. nicht nur ich fand den bericht gut, er wird auch von den beiden us top-schlopp-mega-bloggern kottke und gruber in den himmel gelobt. jason kottke: „Her report contained a surprising number of Twitter-length nuggets of goodness.“ john gruber: „Fascinating, insightful, well-illustrated trip report by Sophie Schmidt, who accompanied her father Eric to North Korea.“
Es gibt übrigens einen einzigen fremden Mann, der einfach so die Worte Ich liebe Dich auf der Straße zu mir sagen darf: In meiner Nachbarschaft wohnt ein grauhaariger, bärtiger Opi, der ebendiesen Satz allen Menschen und Gegenständen zuflüstert, an denen er vorbeigeht. Erst gestern Abend sah ich ihn, wie er einen Baum umarmte und dabei lächelte.
frau dingens fasst unter einer etwas eigentümlichen überschrift strategien zusammen, wie auf vorwürfe von sexismus reagiert wird:
Das Opfer beschuldigen (Victim-blaming)
Ablenkung (Derailing)
Der Täter als Opfer
bei den ruhrbaronen nennt man das sehr passend den „männlichen bündnisfall“ und zählt das so auf:
Das „angebliche“ Opfer unglaubwürdig machen
Dem Opfer eigennützige Motive unterstellen
Dem Opfer selbst die Schuld geben
bei den ruhrbaronen sind ein paar zitate zu lesen, die einem die fdp und sebastian edathy noch unsympathischer machen als sie ohnehin schon waren (das ist ungefähr so verwunderlich wie etwas unter den absoluten nullpunkt runterzukühlen).
Die Aussage „Blogs sind in der Krise“ ist so zwar richtig, aber falsch: Die technischen Plattformen werden absolut weiter gut genutzt, verlieren aber relativ an kommunikativer Bedeutung, weil ihre typische Kulturpraxis im Social Layer des Webs aufgegangen ist, der weit größer ist.
Mit dieser Erkenntnis löst sich die ganze Diskussion: Nicht allein Blogs sind die Antwort auf zunehmende Komplexität der Gesellschaft bei gleichzeitiger Krise ihrer Institutionen, sondern der ganze Social Layer ist es, in dem Blogs als vorgreifende Kulturpraxis aufgegangen sind. Zeitungsblogs sind Copycats, ein Teil des Social Layers. Wer „Blogs in der Krise“ ruft, kommt mir ein bisschen so vor wie jemand, der „GRÜNE in der Krise“ ruft, wenn Atomkraftwerke abgeschafft sind und alle nur noch Bio essen.
blogs sind nicht in der krise, blogs diffundieren. kluger text von chritoph kappes. lohnt sich zu lesen.
10 monate war jens schröder schwanger, jetzt ist das baby online. als jens schröder seine idee erstmals formulierte habe ich nicht besonders positiv reagiert. einerseits ist das was man auf 10000flies sieht durchaus in dieser form neu, aber ich bin mir noch nicht sicher ob es etwas ist das mich interessiert. gemessen wird der massengeschmack der social media nutzer und ein blick auf die ergebnisse bestätigt mein vorurteil, dass mich das was die meisten interessiert meist kalt lässt. um den ironischen unterton des namen 10000 fliegen aufzugreifen: perlen findet man auf 10000flies nicht, sondern eben fliegennahrung. aber vielleicht stellt sich das ja wider erwarten als nützlich oder erkenntnisfördernd heraus.
jason kottke zitiert aus jeb boniakowskis text über seine vision eines meta-mcdonals am times square und den vergleich von fast food und molekularer küche:
How much difference really is there between McDonald's super-processed food and molecular gastronomy? I used to know this guy who was a great chef, like his restaurant was in the Relais & Châteaux association and everything, and he'd always talk about how there were intense flavors in McDonald's food that he didn't know how to make. I've often thought that a lot of what makes crazy restaurant food taste crazy is the solemn appreciation you lend to it. If you put a Cheeto on a big white plate in a formal restaurant and serve it with chopsticks and say something like "It is a cornmeal quenelle, extruded at a high speed, and so the extrusion heats the cornmeal 'polenta' and flash-cooks it, trapping air and giving it a crispy texture with a striking lightness. It is then dusted with an 'umami powder' glutamate and evaporated-dairy-solids blend." People would go just nuts for that. I mean even a Coca-Cola is a pretty crazy taste.
We could see what a typical McDonald's of 1970s Idaho was like. With actors dressed up and stuff. There would be segregation. Happy Meal toys based on racist cartoon characters. School kids would take trips there to learn Important Lessons.
das problem an diesem an dieser einen ticken zu bemüht ausgeschmückten und gedrechselten polemik ist, dass tyll schönemann kaum über berlin, sondern über die wahrnehmung der stadt durch jouranlistenaugen schreibt. und man sollte denken, dass ein autor der so alt aussieht wie tyll schönemann im laufe seines lebens bemerkt hat, dass es überall arschlöcher gibt, nicht nur in berlin. wer es nicht aushält mit arschlöchern die gleichen strassen zu teilen, wird wahrscheinlich nur als mann im mond glücklich.
antje schrupp drückt die problematik um die »aktuellen Debatte um rassistische Begriffe in Büchern und die Frage, ob man „Klassiker“ verändern kann, soll oder muss« etwas hintergründiger als die 9½ jährige ishema aus. aber überzeugend sind aber beide. antje schrupp:
Es ist unausweichlich, dass sich die Bedeutung von Wörtern im Lauf der Zeit verändert, weil sich der Kontext ändert, in dem die Menschen leben, und entsprechend eben auch der Kontext, in dem diese Wörter gebraucht werden. Deshalb ist ein Buch, das über hundert Jahre hinweg sprachlich nicht verändert wird, schlicht und einfach nicht mehr dasselbe Buch.
kathrin passig schafft es mich mit diesen und ein paar weiteren sätzen in diesem interview zum umdenken zu bringen.
Das Argument lautet häufig: „Ich bezahle für ein E-Book praktisch dasselbe wie für ein Papierbuch, bekomme aber weniger dafür“. In mancher Hinsicht können E-Books - aus technischen wie aus rechtlichen Gründen - weniger als Papierbücher, in anderer Hinsicht aber wiederum mehr. Man hat sie immer dabei, sie wiegen nichts, sie sind leicht durchsuchbar, und so weiter. Genausogut könnte man also argumentieren, dass E-Books mehr kosten dürften als Papierbücher.
Letztlich ist beides egal, der Preis ist Ergebnis eines Aushandlungsprozesses und hat bei vielen Produkten nur sehr bedingt mit Herstellungs- und Materialkosten zu tun.
dieses ganze besitz- und buchhaptik-gedöns ist neben einem aushandlungsprozess natürlich vor allem gewohnheit. man kann die haptik eines buches gegenüber einem ebuch vermissen, so wie man die qualitäten eines federkiels bei einer metallfeder vermissen könnte. oder den geruch von tinte beim kugelschreiber vermissen. dem fortschritt sind unsere vorlieben und gewohnheiten allerdings egal, solange beim neuen die vorteile überwiegen.
Und wir merken uns: Die deutschen Zeitschriftenverleger erfinden im Kampf für ihr eigenes Gesetz ein parlamentarisches Votum, das es nicht gibt, um die angeblichen Unwahrheiten und die Demokratiefeindlichkeit von Google anzuprangern.
wenn ich sowas lese bin ich immer wieder verwundert für wie blöd die verleger die menschen halten. möglicherweise glauben die verleger das aus der vergangenheit ableiten zu können, so nach dem motto, wer jahrelang den schund und schrott den wir produziert haben für viel geld gekauft hat, kann ja nicht ganz dicht sein. also lügen wir die spacken die immer noch doof sind, aber leider gerade in scharen weglaufen, einfach weiter an, um sie wieder an uns zu binden.
gut dass das was deniz yücel so schreibt keine promotionen, sondern nur kolumnen sind. denn kolumnenistentitel kan man bei selbstplagierung nicht aberkennen. oder?
sehr, schön, jörg lau schreibt mit pathoswarnung warum er bloggt. und was man da so erleben kann:
Man ist als Blog-Betreiber sehr exponiert. Fehler, Meinungsumschwünge, Inkonsistenzen werden einem gnadenlos vorgehalten. Ist schon in Ordnung: Es schärft die Selbstwahrnehmung. Man muss sich dann öfter entscheiden, auch gegen den Mainstream bei einer Position zu bleiben. Oder aber einzuräumen, dass man sich getäuscht hat, oder von einem Eindruck aus der Kurve getragen wurde. Lernen auf offener Bühne ist schmerzhaft und greift die natürliche Eitelkeit an, ohne die sich niemand derart exponieren würde.
ich kann pathos nicht leiden, in buchstabenform und normalerweise auch in acryl oder öl. bei diesen bildern regen sich allerdings meine pathosreste aus der kinderzeit im hinterkopf. das ist wahrscheinlich das gleiche, was bilder von röhrenden hirschen bei über 70jährigen auslösen können.
jürgen geuter findet (/quote.fm), dass kai biermann zum „Datenschutz-Establishment“ gehört und auf zeit.de „ebenso platt wie vorhersehbar“ auf facebooks pläne einer semantischen suche reagiert.
Junge und hungrige Leute wundern sich manchmal, wie die Bande an älteren Herren und Damen an die Schaltstellen gekommen ist. Besonders, da diese nicht unglaublich begabt wirken. Doch ihr Aufstieg geschah ganz harmlos. Die Leute, mit denen man mit Anfang 20 Billard spielt oder Bier trinkt, sitzen mit 30 alle in irgendwelchen Sesseln. Und mit 40 ist es von grossem Vorteil, sie anrufen zu können und «Du» sagen zu können. Eine ganze Generation steigt hoch, wie der Schimmel im Abwasch eines Junggesellen. Der beste Satz, den man Jugendlichen zu Theorie und Praxis der Karriere sagen kann, ist: Wart mal.
annett meiritz im gedruckten spiegel mit einem tonfall und einer unprätentiös-ichigen und doch kristallklaren art zu schreiben und zu argumentieren, die ich mir für den print-spiegel viel öfter wünsche:
Ich kenne viele männliche Journalisten, für die es selbstverständlich ist, sich mit einem Politiker zum Abendessen zu treffen. Bei den Piraten reicht es schon, wenn man sich in einem Café mit einem Informanten trifft, um eine Affäre angedichtet zu bekommen. Ich habe keine Lust, darüber nachzudenken, ob ich bei einem Gespräch mit einem Politiker lächle oder nicht, weil das als Flirtversuch missverstanden werden könnte. Oder darüber, ob ich besser im Hosenanzug als im Etuikleid zum Interview erscheinen soll. Grübeln männliche Journalisten darüber nach, wie oft sie lächeln, wenn sie - sagen wir - mit Ursula von der Leyen reden? Oder machen sie sich darüber Gedanken, ob sie zum Sexobjekt werden, wenn sie auf dem Parteitag ein besonders elegantes Sakko tragen? Nein? Prima! Genau das möchte ich auch.
martin eiermann unterhält sich mit laura olin, die die 2012er online-kampagne von barack obamas leitete. leider erfährt man in dem interview nichts neues, ausser das obamas kampagne über facebook mehr geld sammeln konnte als über twitter.
aaron swartz 2009 in einem interview mit ronaldo lemos:
When I was a kid, I thought a lot about what made me different from the other kids. I don't think I was smarter than them and I certainly wasn't more talented. And I definitely can't claim I was a harder worker — I've never worked particularly hard, I've always just tried doing things I find fun. Instead, what I concluded was that I was more curious — but not because I had been born that way. If you watch little kids, they are intensely curious, always exploring and trying to figure out how things work. The problem is that school drives all that curiosity out. Instead of letting you explore things for yourself, it tells you that you have to read these particular books and answer these particular questions. And if you try to do something else instead, you'll get in trouble. Very few people's curiosity can survive that. But, due to some accident, mine did. I kept being curious and just followed my curiosity.
ich glaube das stimmt nur halb (was schon irre viel wäre). wenn man seine neugier konsequent befriedigt, wird man konsequent klüger. nur muss das durch neugier angefressene wissenspolster ja auch wieder rekombiniert und ausgeschieden werden. dabei hilft einem die neugier nur ansatzweise. (zitatauswahl komlett übernommen von daringfireball.net)
Not using knowledge is an offense to it. If it cannot fly free beyond the confines of content, knowledge cannot reach its full value through collaboration, correction, inspiration, and use.
inhalte, aufgeschriebene worte sind nichts ohne rezeption. inhalte leben weder auf papier, noch auf webseiten, kindles oder bildschirmen, sondern im kopf des rezipienten. und von dort aus pflanzen sie sich fort, durch inspiration, inzucht, vermischung, neuformulierung und auch missverständnisse. wenn man über dieser wunderbaren mechanismen nachdenkt, kann es zu gänsehaut kommen.
Sie nehmen allerdings die Zerstörung ganzer Branchen in Kauf für die Hoffnung, dass alles irgendwann gut wird.
wenger antwortet:
Tatsächlich wird vieles erst schlimm, bevor es gut wird. Die Firmen, die von der alten Ordnung profitieren, werden sich wehren, ebenso Parteien oder Regierungen. Denn dank des Internets werden alternative Formen der politischen Willensbildung möglich. Das ängstigt die Politiker. Aber es wird noch schwieriger, wenn man sich den Entwicklungen nicht stellt. Wir reden von einer historischen Entwicklung zu einer Welt, die weniger Hierarchien kennt, mehr Freiheiten bringt, die Leute zielgenauer und billiger bedient und weniger Ressourcen verschwendet. Das ist eine gewaltige Chance, die wir nutzen sollten, statt sie zu bremsen.
ich finde beides, die frage und die antwort unbefriedigend. haben die säugetiere das aussterben der dinosaurier „in kauf“ genommen? nehmen internationale handelbeziehungen die zerstörung lokaler wirtschaftsysteme in kauf? nahm ich mit dem wiederholten kauf einer taz den wirtschaflichen ruin der FTD in kauf? oder anders gefragt: warum sind journalisten oft verfechter des fortschritts in allen branchen, ausser der verlagsbranche?
und zu wenger: sollten wir chancen die sich bieten nicht auch mal durchdenken und aus allen möglichen perspektiven diskutieren, bevor wie sie ungebremst „nutzen“? wozu die eile? ach ja, deshalb.
eine der besten kolumnen von sascha lobo seit 4 wochen. im ernst. ich glaube er hat sehr recht mit seiner grundthese:
Der wirtschaftliche Erfolg Deutschlands hängt an der Infrastruktur - umso fataler ist die politische Geringschätzung der digitalen Infrastruktur.
Wir wollen nicht akzeptieren, dass Berliner uns wie Bürger zweiter Klasse behandeln. Während Schwaben an der kulturellen und wirtschaftlichen Zukunft der Stadt arbeiten, siechen Berliner in ihrem Trotz dahin. Wir fordern die Ausweisung des antischwäbischen Agitators Wolfgang Thierse aus Schwabylon.
wolfgang michal behauptet irgendwas im freitag und vergisst vor lauter aufregung das zu belegen oder wenigstens ein paar argumente aufzuschreiben:
Doch es gibt bei den Bloggern auch eine Mitschuld: Ihr elitäres Gehabe gegenüber Anfängern, die Vernachlässigung der gegenseitigen Unterstützung und die unzulängliche Moderation in den Kommentarspalten haben die deutschen Blogger ziemlich einsam werden lassen - und ihre großen Egos in die Arme der Altmedien getrieben.
„die deutschen blogger“, „die schwaben“, „die altmedien“, „die ausländer“, „asylbewerber“ — leute die undifferenzierten quark schreiben oder sagen sollte man mit spott überschütten. und wolfgang michal sollte man mal fragen, welche krise er gerade durchmacht, dass er solche lieblosen texte produziert.
text mit erstaunlich vielen flüchtigkeitsfehlern. und ich meine nicht flüchtige rechtschreibfehler, sondern das mit den fakten:
Und zwischen Twitter und Facebook herrscht ebenfalls kalter Krieg, was man spätestens im Herbst gemerkt haben sollte, als Twitter die Card-Unterstützung für Instagram einstellte.
nicht twitter hat die card-unterstützung für instagram eingestellt, sondern instagram (das facebook gehört) hat die instagram-vorschaufunktion auf twitter eingestellt.
Es fehlt eine Demokratisierung der Angebote. Was WordPress für die Contentherstellung geleistet hat, muss es auch für andere relevante Dienste geben. Es fehlt zum Beispiel ein Anbieter, der einen Mailserver mit einer Oberfläche versehen kann, die Ähnliches wie Google oder Outlook anbietet und für man eine eigene App erstellen kann.
anbieter, aber auch serverbasierte opensource-anwendungen (wie beispielsweise roundcube), die einem ähnliches wie googlemail anbieten, gibt es unfassbar viele. gerade der bereich email ist wirklich gut abgedeckt mit „demokratisierenden angeboten“.
Gleiches gilt für Cloudspeicher, Online-Dokumente usw. Theoretisch könnte man so seine eigene Infrastruktur aufbauen, die unabhängig von den großen Anbietern macht.
ich finde das gilt auch für cloud-speicher und online-dokumente. nie war die auswahl an kostenpflichtigen und -losen angeboten in diesen bereichen so gross wie heute. spontan, ohne nachzugucken fallen mir dropbox, amazon, owncloud, diverse heim-NAS-systeme die auch von ausserhalb erreichbar sind ein. gerade das was AVM mit den fritzbox-NAS-funktionen veranstaltet kann einfacher kaum umgesetzt werden.
Vielleicht ist das auch die Zukunft, dass das Netz in die Hände der User zurück überführt wird. Johnny hatte dazu die Tage ja auch einen weit beachteten Artikel geschrieben. Zumindest ließe sich so die drohende faktisch schon laufende Aufhebung der Netzneutralität ausbremsen.
was das alles mit „netzneutralität“ zu tun hat verstehe ich nicht. und wie genau droht etwas, das schon läuft?
cory doctorow mit dem digitalwelt-erklärbärtext des jahrzehnts:
The reasoning for DRM goes like this: "I sold you this [ebook/game/video] for the following uses. If you figure out a way to get any more value out of it, it belongs to me, and you can't have it, until and unless I decide to sell it to you."
In the pre-digital world, this would have been laughable. "I sold you that book: if you want to use it to keep the table from wobbling, you'll have to pay me extra." Or: "I sold you that game to play in your house. How dare you bring it on holiday with you?! You owe me!" Or: "That TV was sold to you for the purposes of watching programmes, not to be used as a white-noise machine to lull your newborn to sleep, and certainly not to support a pile of knick-knacks!"
Of course, removing positive externalities also removes value. Cars are worth more because of the used-car market. University textbooks command a higher price because of the market for used textbooks. If either sector managed to kill those externalities, it would be selling goods that its customers valued less (and would likely find that they demanded lower prices for them, too).
Der Soziologe Andrej Holm zu Wolfgang Thierse, der Landsmannschaftsehre des Schwaben und zur Banalisierung sozialer Konflikte
zusammenfassung in meinen worten: das problem der gentrifizierung ist viel zu ernst, als dass man darüber witze machen sollte. bei solchen themen ist es wichtig mit ernstem gesicht und einer grossen anzahl fremdwörter politische diskussionen über ursachen — und nicht über schwaben — zu führen. mich persönlich stört übrigens an der gentrifizierungs- oder schwabisierungsdebatte übrigens die kleingeist- und humorlosigkeit. was andererseits aber auch kein wunder ist, geht es doch darum wie wir leben wollen und unser aller selbstverständnis. wenns um unsere eigenen ärsche und schrippen geht, fällt es uns schwer locker zu bleiben. /bov
sara peschke über das comeback der boxerin rola el-halabi, nachdem sie von ihrem vater niedergeschossen wurde.
Es war der 1. April 2011, der aus der Geschichte von Rola El-Halabi das Drama machte, das nun alle hören wollen. In einer Sporthalle in Berlin-Karlshorst wollte die damals 25-Jährige ihren WM-Titel gegen die Bosnierin Irma Balijagic-Adler verteidigen. Es kam nie dazu. Ihr Vater stürmte kurz vor dem Kampf in ihre Kabine, in der Hand eine Neun-Millimeter-Pistole. Zielte auf die rechte Hand, drückte ab; zielte auf den linken Fuß, drückte ab. Die dritte Kugel durchbohrte das linke Knie, die vierte den rechten Fuß.
aha, die lieblingsthese der deutschen intellektuellen ist also schon seit 1995 bekannt: „computer machen dumm“. wenn das nicht als beweis zählt. (um zwei ecken via @peterglaser)
sehr faszinierender, langer text über das menschliche microbiom. der text enthält auch eine schlüssige erklärung dafür, warum tiermäster so gerne antibiotika verabreichen. /maximilian buddenbohm
schön differenzierter artikel zu geschlechts- und erziehungsfragen (oder wie sensibilisierte netzbewohner heute sagen: gender- und breeding-gedöns). aus dem artikel habe ich ein zitat zusammengekürzt, das auch generisch und anlasslos zu verwenden ist:
Eine extreme Position zu verteidigen ist ohnehin Schwachsinn. Dennoch heißt das für mich nicht, dass ich alles hinnehme. Vielleicht schaffe ich es nicht im Alltag [...] bestimmte Gewohnheiten ohne weiteres abzulegen [...], aber es gibt eben immer Wege.
nachdem ich diesen artikel über japanische einfamilienhäuser gelesen habe und mich über die mittelmässige bebilderung geärgert habe, habe ich diese ausführlich bebilderten projekte vom »Mount Fuji« architekturbüro auf archdaily.com gefunden.
ich fand die karikatur irgendwie faszinierend, vor allem putins gesicht. aber eigentlich wollte ich die jetzt verlinken, weil die (auch) das bemerkenswerte zitat von stanislaw goworuchin gebracht hat:
Unter den Russen hält sich die Begeisterung über den neuen Mitbürger derweil in Grenzen. Nach der Bekanntgabe von Depardieus Einbürgerung kursierten im Internet Bilder von Plakaten, auf denen Demonstranten bekundeten, sie seien bereit, jede Reichensteuer zu bezahlen, wenn sie dafür die französische Staatsbürgerschaft bekämen. Der Regisseur Stanislaw Goworuchin, zuletzt Leiter von Putins Wahlkampfstab, sagte nur lapidar: 'Ein Säufer mehr.' Depardieu dagegen schwärmt in einem Brief an die Russen: 'Ich liebe Euren Präsidenten Wladimir Putin sehr.' Russland sei eine 'große Demokratie'. Vergleichbaren Unfug hat auch einmal ein deutscher Kanzler verbreitet.
Das Genörgel der Anwohner ist insofern grotesk, als sie in das neue Nobel-Quartier eben wegen der Hafenatmosphäre gezogen sind. Ungewöhnlich aber scheint solches Benehmen nicht, wie die andere Klagen von Zugezogenen belegen, die nicht nur in Hamburg belebte In-Viertel gentrifizieren und sich dort über Kneipenlärm aufregen. Einen ganzen Ordner solcher Beschwerden hat Kaiser den Berichten zufolge schon gehortet, ein Hafenmeister jedoch sagt: „Die Schiffseigner verhalten sich tadellos, aber wir haben hier einen Elitezoo wohnen.“
silke burmester über 40 jahre sesamstrasse:
Ich wollte aufschreiben, wie gut und wichtig diese ersten Jahre Sesamstraße waren. Und welcher Mist passiert ist, nachdem immer mehr des ursprünglichen, amerikanischen Materials durch deutsches ersetzt wurde und die Biederkeit einzog. Ich wollte sagen, was für ein Blödsinn es ist, Kinder »vernünftig« werden zu lassen, indem man Filme zeigt, in denen ein Kind ein Sparschwein zur Bank bringt oder in denen der Beruf des Friseurs erklärt wird. Ich wollte aufschreiben, wie unglaublich beknackt die Figur Samson war und welch großer Dank einer NDR-Redakteurin für den Rausschmiss der unerträglich zickigen Tiffy gebührt. Ich wollte ein Lob auf die gute alte Zeit singen, als man Kindern noch Raum gab, sich auszuprobieren. All das wollte ich tun. Und nun ist alles anders gekommen.
ich habe als kind die sesamstrasse immer bei unseren nachbarn gesehen. wir hatten keinen fernseher. der fernseher bei den nachbarn stand in einer rustikalen eichenschrankwand. auch etwas das wir damals nicht hatten. der fernseher war riesig. die sitzgruppe auf der ich sass auch. ich erinnere mich noch gut an eine der sendungen die noch in der original-sesamstrasse spielte. in der sendung malte plötzlich ein junge mit einem dicken pinsel und blauer farbe auf die innenseite des fernsehers meiner nachbarn buchstaben. ich geriet in sehr grosse panik. wie sollte ich den nachbarn die farbe auf der fernseher-glasscheibe erklären? j sei dank verschwand die farbe kurz darauf wieder.
ich habe eben versucht beides zu lesen, siebecks replik und klutes rant, der in der überschrift verlinkt ist. bei beiden bin ich mir nicht sicher, was sie mir sagen wollen oder um was es beiden eigentlich geht, ausser wild zu pauschalisieren und möglichst cool dazustehen.
abgesehen davon glaube ich, dass man artikel oder politiker die von „uns deutschen“ oder „den schwaben“ reden, grundsätzlich meiden, nicht wählen und vor allem nicht empfehlen oder verlinken sollte (siebeck hat den artikel von hilmar klute nur erwähnt nicht verlinkt).
pauschalisieren ist immer ganz grosse scheisse (was für ein wunderbar widersprüchlicher satz).
portrait über christopher tolkien und die erben von j.r.r. tolkiens:
The frenzy pushed the Tolkien family's lawyers to take another look at their contract, which stipulated that the Tolkien Estate must receive a percentage of the profits if the films were profitable. With the incredible box office figures, the lawyers for the family shook the dust off the contract and demanded their share of the pie from New Line, the American producer of the films, who had bought the movie rights for Lord of the Rings and The Hobbit. And surprise! Cathleen Blackburn, lawyer for the Tolkien Estate in Oxford, recounts ironically, "These hugely popular films apparently did not make any profit! We were receiving statements saying that the producers did not owe the Tolkien Estate a dime."
The affair lasted from 2003 to 2006, and then things became more poisonous. The lawyers for the Tolkien Estate, those of the Tolkien Trust, and Tolkien's publisher HarperCollins demanded $150 million in damages, as well as observers' rights on the next adaptations of Tolkien's work. A lawsuit was necessary before an agreement was reached in 2009. The producers paid 7.5% of their profits to the Tolkien Estate, but the lawyer, who refuses to give a number, adds that "it is too early to say how much that will be in the future."
Die Lösung des Problems kommt zur Abwechslung aus Österreich: Memory Of Mankind bietet genau den von uns herbeigewünschten Service und brennt zum Preis von 153 Euro alles Wichtige auf Tontafeln, die dann im Salzberg von Hallstatt gestapelt werden. Die Tafeln sind ein paar hunderttausend Jahre haltbar, und "der Ort des Archives liegt hoch genug, um bei Anstieg des Meeresspiegels nicht geflutet zu werden und damit sich bei Eiszeiten die Gletschererosion nicht stark auswirkt."
Vergangene Woche ging dieses hervorragende Portrait vom New Yorker über Apollo Robbins, dem weltbesten Taschendieb, durch die Blogs. Jetzt haben sie ein Video dazu online gestellt, in dem der Mann seine Tricks verrät.
Ich schlage deshalb analog zu Godwin's Law hiermit Friedrich's Law vor:
Wer als Vertreter des Staates in einer Verhandlung vor dem Bundesverfassungsgericht argumentiert, die Bürger sollten darauf vertrauen, der Staat werde das angegriffene Gesetz nicht in verfassungswidriger Weise nutzen, der hat die Verhandlung mit sofortiger Wirkung verloren.
Natürlich kann ich sagen: Der Wald überfordert mich mit seinen Milliarden an Nadeln und Blättern, ich kann ja nur einen Bruchteil anschauen. Ich kann aber auch ganz einfach in den Wald gehen und mich erholen.
pete souza, der leibfotograf von barack obama, hat ein paar seiner lieblingsbilder des jahres 2012 rausgesucht und kommentiert. das flickr-set umfasst 84 bilder. das bild hier fand ich auch herausragen. extrem viele hervorragende fotos.
gunnar geller schreibt sehr ausführlich über adriano celentano:
75 Jahre alt wird er heute. Ein Anlass, um meinen Adriano-Celentano-Ehrenrettungsversuch noch einmal vorzukramen. Der Mailänder Musiker hat mehr zu bieten als „Azzurro“ und mittelmäßige, miserabel synchronisierte Filmkomödien: Unmengen grandioser, hymnisch-stampfender Lieder, irgendwo zwischen italienischen Folk-Traditionen und Sixties-Beat.
constanze kurz über die hauptschlagadern unserer gesellschaft:
Die großen Telekommunikationskonzerne betreiben komplexe Infrastrukturen, deren Bestandteile sie weltweit bei Hard- und Softwareanbietern einkaufen. Es sind neben Millionen Kilometern Kabel, Datenzentren und Mobilfunkzellen in erster Linie sogenannte Router und Switches für Telefonie- und Datenströme.
Der Zweifler, der Suchende bleibt menschlich. Er gibt zu, nicht alles zu wissen, er braucht nicht gegen andere vorzugehen. Er fühlt sich von ihnen nicht bedroht, weil er weder Gralshüter noch eifernder Missionar ist. "Gott" oder was auch immer wir hierfür einsetzen mögen, mag allwissend sein, wir Menschen sind es nie, und nicht einmal die Nähe zu einem sogenannten Absoluten tut uns gut. Das Absolute liegt uns nicht, es ist nicht unsere Liga, wir sollten die Finger davon lassen.
dieses beinahe surealistische streetviewfoto ist klare evidenz, dass auch unendlich viele affen an schreibmaschinen irgendwann einen grossartigen text schreiben.
relativ witziges, ziemlich albernes sachen in die luft jagen mit wigald boning und bernhard hoëcker, gefunden bei herm. herm nennt das „Großartiges Destructainment“.
interview mit armin maiwald zur sendung mit der maus, einer der wenigen sendungen im deutschen fernsehen, die ix mir regelmässig ansehe:
Bei allen Fragen, die uns erreichen, recherchieren wir so lange, bis der Arzt kommt - und wirklich sehr sauber! Eigentlich eine journalistische Grundregel, die aber heute nicht mehr modern ist. Wir lassen Befürworter und Gegner zu Wort kommen und wir versuchen, aus jeder Frage auch eine spannende Geschichte zu machen, damit uns die Kinder nicht weglaufen.
[nachtrag 05.01.2013]
hier war eigentlich das bild eines babys, das bei einem kaiserschnitt aus dem mutterleib heraus die hand des arztes greift verlinkt (über das der spiegel hier berichtet). jetzt ist dort leider nur noch ein 404-fehler zu sehen. vermutlich wurde das bild wegen urheberrechtsgedöns entfernt. interessant wie der spiegel versucht die urheberrechtsgedönsfragen mit einem screenshotder facebookseite des urhebers zu umschiffen.
Schneiders 28 Bücher sind in viele Sprachen übersetzt und millionenfach verbreitet worden - am bekanntesten zweifellos „Deutsch für Profis“ und „Deutsch für Kenner“ [...].
wer übersetzt denn „Deutsch für Profis“ oder „Deutsch für Kenner“ in „viele Sprachen“? vor allem in welche sprachen? niederländisch?
Nederlands voor professionals door Wolf Schneider?
[nachtrag 04.01.2013]
wenn man beim amerikanischen amazon.com nach wolf schneider büchern sucht, findet maneine einzige übersetzung eines schneider-buches („überall ist babylon“). das buch hat ausserdem nicht deutsch, sondern die stadt als thema.
der Appell von Spreeblick das Web 2013 zurückzuerobern bietet einiges an Stoff. Die Forderung ist wie alle anderen Forderungen nach Blogs, Offenheit und Freiheit natürlich gut gemeint, aber schlecht durchdacht (und schwankt vom vibe her zwischen grossväterlicher sentimentalität und dramatischer hyperbel; nur als beispiel: schon der erste satz - Vorbei die Zeiten, in denen für die Öffentlichkeit gedachte Inhalte im öffentlichen Raum - dem Web nämlich - stattfanden, wo sie in den meisten Fällen von allen Internet-Nutzern gefunden, gesehen, verlinkt und kommentiert werden konnten. - trieft vor apokalyptischem pathos, ist aber völlig aus der luft gegriffen. was ist vorbei und seit wann? was kann nicht mehr gefunden, gesehen, verlinkt und kommentiert werden?
Bei der Lektüre eines viktorianischen Romans stößt man immer wieder darauf, dass eine der handelnden Figuren ihr „Offizierspatent verkauft“, um zu den dringend benötigten liquiden Mitteln zu gelangen. Ich habe mich immer gefragt, was das eigentlich genau heißen soll, war aber nie hinreichend neugierig, um das einmal nachzuschlagen.
und dann schlägt er es nach und schreibt auf was er herausgefunden hat.
michael reufsteck über das elend des deutschen fernsehens:
Einer der Gründe, warum hier im Blog so wenig passiert, ist, dass ich es schlicht kaum noch ertragen kann, mir das Fernsehprogramm anzusehen, über das ich dann schreiben würde. Es langweilt mich, mir sogenannte „neue“ Showideen anzusehen, die erstens nur eine Abwandlung von Bewährtem sind und zweitens so stromlinienförmig, dass es schwerfällt, überhaupt eine Meinung zu entwickeln. Es nervt mich, neue Serien zu besprechen, die dann doch nur maximal sechs Wochen im Programm sind und dann abgesetzt werden. Und es kotzt mich an, aus dem Genuss einer Sendung rüde herausgerissen zu werden, weil mitten in der Szene die Werbung kommt, ein Programmhinweis eingeblendet wird oder die sentimentale Schlussszene abgerissen wird, weil der Splitscreen-Abspann mich auf den nächsten Blockbuster hinweist.
ich hab den text in dem zwei zeit-journalisten sich als obdachlose verkleiden und beschreiben wie menschen in neukölln (im vorjahr im taunus bei frankfurt) auf ihre hilfegesuche reagieren übrigens gerne gelesen. so wie ich damals auch günter wallraff gerne gelesen habe. im gegenteil zu caro sehe ich das auch nicht als inszenierte realität, sondern als eine legitime form der reportage.
wovor man sich natürlich (immer) hüten sollte, sind verallgemeinerungen oder vereinfachte schlussfolgerungen. ich fand das haben nadine ahr und henning sußebach ganz gut hinbekommen.
das hat stephen fry in einem zeitungsinterview (im märz des vergangenen jahres) gesagt:
Most of all, Twitter frees me from any obligation to talk to the press. Since I have more followers (and I honestly don't mean this in a boastful way) that the numbers who buy the Times, Telegraph, Guardian, FT and Independent combined - it means I can tell every publicity person on every film, TV project, book etc. that I work on that I simply never ever do print interviews. Ever.
It is a whole pain, terror and horror gone from my life.
abgesehen davon ist das zeitungsinterview sehr lesenswert, wie eigentlich fast alles was stephen fry so von sich gibt.
antje schrupps stärke ist, die wahrnehmung von missständen zu schärfen. hier nimmt sie eine „Argumentationsfigur im Zusammenhang mit Kritik an sexistischen oder rassistischen Vorfällen“ auseinander, die PR-floskel, dass es nie die absicht von wasauchimmer war, „die Gefühle der Zuschauer zu verletzen oder gar frauenfeindlich zu wirken“:
Denn der Verweis auf die angeblich verletzten Gefühle der Kritiker_innen ist keineswegs ein Entgegenkommen, wie es den Anschein erweckt, sondern ganz im Gegenteil die Verweigerung einer ernsthaften Auseinandersetzung. Es wird nämlich so getan, als sei der Grund für die Kritik die subjektive Befindlichkeit derjenigen, die die Kritik vorbringen. So als seien sie irgendwie besonders empfindlich. Großmütig ist man dann bereit, auf diese zart besaiteten Menschen Rücksicht zu nehmen - und konstruiert nebenbei eine Opfergruppe, der man dann gönnerhaft ein bisschen entgegen kommt.
sehr beeindruckend argumentiert und verbeispielt.
jens best philosophiert über öffentliche räume. inhaltlich ist das teilweise sehr lesenswert und anregend, auch wenn der tonfall des artikels starke ausschläge an meinem schwachsinns-detektor verursacht.
In a furious article on the bill’s renewal, Glenn Greenwald reminds us that while campaigning for the presidency in 2008, Obama vowed to filibuster “any bill” that retroactively immunized telecommunication companies and the Bush administration for their collusion in the NSA’s warrantless eavesdropping program. Months later he broke that promise, and in fact voted against the filibuster when other senators proposed it.
sachzwänge (gerne auch vorgebliche sachzwänge) sind der tod von wahlkampfversprechen.
One of Facebook’s own former directors encountered the pointy end of the sharp stick that is the social network’s privacy controls, according to BuzzFeed. Randi Zuckerberg is the former marketing director of Facebook and founder Mark Zuckerberg’s sister. She had a private photo of hers reposted to a Twitter feed by a friend of a friend who did not realize the shared photo was, in fact, not for public consumption.
ich finde das witzig, dass selbst ehemalige topmanager von facebook die privatsphäreneinstellungen von facebook nicht kapieren.
antone johnson, unter anderem ehemaliger justiziar bei myspace, zeigt welche juristischen probleme auf facebook mit „poke“ zukommen könnten und was das alles mit der unternehmensgrösse zu tun hat.
mir fiel nichts anderes ein als das wort „niedlich“ als ich albert einsteins stimme und englischen akzent hörte. sehr unangebracht, ich weiss.
Theologisch hat Frau Ministerin Schröder recht: Gott steht über den Geschlechtern. Aber emotional ist das nicht meine Welt; für mich ist es wichtig, dass Gott ein riesiges Gemächt hat.
haekelschwein zeigt wie klein niveliert die welt geworden ist und was für folgen das mitunter hat:
Natürlich gab es all diese Dinge, nur bekam man auf dem Lande wenig davon mit. Das Leben drehte sich um die Belange der unmittelbaren Umgebung. Man abonnierte zwar eine Lokalzeitung, denn damals gab es auch noch kein Klopapier, aber die war arm an Boulevardthemen und Luxuswerbung.
Heute ist auch dem Ärmsten klar, welche Konsumchancen er verpasst. Das Fernsehen hämmert ihm unablässig ein, was er sich kaufen könnte, wenn er könnte.
ich bin ja immer skeptisch wenn zeitungen schreiben „laut einer studie von dingens“:
Supermarket ready meals are often healthier than TV chefs' recipes, according to a study published by the British Medical Journal (BMJ).
andererseits schreiben hier der guardian und das britische medizinische journal. dann wiederum, weil mir die anmerkungen des guardian zum salzgehalt der gerichte der köche spanisch vorkamen, las ich in der originalstudie, dass „the findings for salt should be interpreted with caution.“ das macht der guardian aber nicht.
ein elend, wenn journalisten sich ans studieninterpretieren machen.
(die überschrift lautete am 22.12 »"New York Times" porträtiert deutschen Comedy-Star«. mittlerweiel lautet sie »Eben noch im Netto, jetzt schon in der "New York Times"«)
Ich gehe jeden Tag an diesem Geschäft vorbei. Das Lager gehört einem jungen Mann, der nachts dort schläft; nach Ladenöffnung rückt er fünf Meter weiter und setzt sich auf seine Decken. Dieser Tage, an denen es kalt ist und regnet, legt er sich tagsüber zwei Decken über den Körper, die Beine sind meist zur Brust gezogen, ein Pappbecher für Münzen klemmt zwischen seinen Knien.
screenshots von vielen alten webseiten. achim schaffrina:
Die interessantesten und skurrilsten Startseiten/Homepages habe ich in einer Sammlung zusammengetragen - ein kleines Stück Internetgeschichte. Klassiker wie Google, Microsoft und Yahoo! sind ebenso dabei wie Startseiten bekannter deutscher Unternehmen oder Institutionen, die man in dieser Form noch nicht zu Gesicht bekommen hat.
die man in dieser form noch nicht zu gesicht bekommen hat? richtet sich das designtagebuch ausschliesslich an leser unter 30?
Die Straße an der neuen Vertriebszentrale [von Mercedes-Benz] wird nach Edith Kiss benannt, die als Zwangsarbeiterin für den Konzern arbeiten musste.
der mensch der das schrob kennt offenbar kaffeehausketten wie starbucks¹, balzac oder (kein scherz) mcdonalds nicht. kaffeehäuser sterben nicht, sie verändern nur ihr aussehen und die eine oder andere funktionalität.
1) gerade starbucks wirbt ziemlich aggressiv mit einer abwandlung des titels der kolumne: starbucks sieht sich als „third place between work and home“.
vera bunse über frauen und blogs und die rückkehr zur normalität. normal? reagieren viele nicht aggressiv auf das wort „normal“? ich habs auf jeden fall gerne gelesen.
die video collection in der schönhauser allee macht zu.
Zwanzig Jahre lang hat die Videothek die Prenzlauer Berger auch mit Filmen abseits des Mainstreams versorgt. Durch ein verändertes Freizeitverhalten der Menschen und direkte Konkurrenz in der Nachbarschaft sei es in den letzten Jahres aber immer schwieriger geworden, mit dem Verleihen von Filmen Geld zu verdienen, meint Puhlmann. Zudem fehle in Prenzlauer Berg mit den Studenten mittlerweile eine sichere Kundschaft. „Unsere Schließung ist damit endgültig - wir suchen keinen alternativen Standort", so der Geschäftsführer. „Letztendlich sind wir ein Wirtschaftsunternehmen."
ich bin in den letzten monaten nicht mehr hingegangen, weil erstens das DVD-laufwerk in meinem macbook zickt und zweitens weil amerikanische fernsehserien besser im netz zu sehen sind. ausserdem wohn ich da seit nem monat gar nicht mehr.
das vorwort von konstantin seibt für ein buch über liveticker steckt so voller goldener zitate, dass ix fast ne gänsehaut nen fullquotedrang beim lesen bekommen habe. das ist mein lieblingszitat:
Das Konzept von komprimierter Zeit ist auch das der Grund, warum Leute gern lesen: Sie machen ein blendendes Geschäft. In einer Minute haben sie eine Stunde fremde Denkarbeit oder mehr gewonnen.
ix bin mir nicht ganz sicher wie man das in godins sinne übersetzen könnte: irrwitzig ist das neue bemerkenswert oder lächerlich ist das neue bemerkenswert? ich tendiere ja zu ersterem.
vor ziemlich genau ungefähr acht jahren empfahl don dahlmann den film „das grosse rennen von belleville“. ich habe mir den film damals gleich in der DVDhek ausgeliehen und habe seitdem versucht die beifahrerin und das kind davon zu überzeugen den film zu sehen — ohne erfolg.
gestern abend habe ich einfach, während die beifahrerin im wohnzimmer rumfuhrwerkte, den film angemacht — und sie hat ihn sich tatsächlich angesehen. ich habe auch ein bisschen mitgeguckt und mich hat der film wieder, wie damals, milde euphorisiert, die beifahrerin fand ihn „schön“ und „beeindruckend“. ich kann ich immer noch wärmsten empfehlen.
gut herausgearbeitet von christoph twickel:
Landmark Buildings wie die Elbphilharmonie sind Monumente der Stärke, die sich Metropolen leisten, um vor einem globalen Anlagekapital zu protzen und die Botschaft auszusenden: Schaut her, hier lohnt sich das Investieren! Die Rücksichtslosigkeit, mit der eine Stadt ihr Gemeinwesen für solche Protzbauten in Haftung nehmen kann, wird zur vertrauensbildenden Maßnahme für den Standort.
ich war allerdings immer ein grosser fan des entwurfs von herzog demeuron. bis ich diesen absatz von christoph twickel las:
Der letzte gute Grund, warum Hamburg die Elbphilharmonie nicht weiterbauen sollte, ist ganz einfach: Es ist ein scheußliches Projekt. Seine Beeindruckungsästhetik nervt, und sein Konzept passt nicht in die Zeit. Ein Konzertsaal als exklusiver Audio-Uterus - gebaut in eine neoliberale Trutzburg aus Luxushotel, sündhaft teuren Eigentumsapartements und zugiger Aussichtsplattform für den Plebs? Was für eine unangenehme, undemokratische Idee.
„beeindruckungsästhetik“ — da ist leider mehr dran, als ich bisher wahrhaben wollte. (wobei man beim spiegel ja auch das gegenteil — den angeblichen ikea einheitslook — scheisse findet.)
media zitiert den spiegel der mit helmut berger gesprochen hat:
Auch über die RTL-Verantwortlichen schimpft Berger. Diese hätten ihn nach Köln eingeladen, wo der Vorspann zur Show gedreht werden soll. Dabei soll Berger einen Smoking tragen. Auf die Nachfrage des Senders nach seinen Maßen reagiert er pikiert: „Ich trage Versace! Da sind doch keine Maße drin! Arschlöcher!“
in der vorabmeldung des spiegels steht das jedenfalls nicht, meedia hat sich also extra eine aktuelle spiegel-ausgabe besorgt um daraus abzuschreiben zu zitieren.
Asperger-Autisten haben Probleme, sich in andere hineinzuversetzen.
offenbar hat cinthia briseño auch schwierigkeiten sich in andere „hineinzuversetzen“. zumindest scheint das so, wenn man sich die reaktionen auf ihren artikel ansieht.
die stimmung in hamburg ist wie in ner disko morgens um 5, wenn klar wird: man hat immer noch keinen zum ficken gefunden. man weiss dass es zeit wird zu gehen. und ein paar können sich immer noch nicht los eisen, weils draussen regnet und der nachtbus kommt nur alle stunde.
anatol stefanowitsch meint das wort des jahres sei nicht zu retten, detlef guertler hingegen meint dass ich in der zusammenschau der wörter des jahres über die jahre „so etwas wie eine Kürzest-Geschichte der Bundesrepublik“ zeigt.
ich persönlich finde das wort „rettungsroutine“ toll bescheuert.
In short, I said, events like Columbine are influenced far less by violent movies than by CNN, the NBC Nightly News and all the other news media, who glorify the killers in the guise of "explaining" them.
diesen artikel von anil dash hat wahrscheinlich schon jeder gelesen, den das thema früher-war-im-web-alles-besser interessiert. ups, jetzt ist mir der erste satz etwas polemisch rausgerutscht, dabei ist der artikel wirklich gut und arbeitet wunderbar raus, dass die entwicklungen des webs sich im kreis bewegen — oder diffuser ausgedrückt, dass der fortschritt im netz mit vielen rückschritten einhergeht. aber vor allem ist anil dash optimistisch:
We'll fix these things; I don't worry about that. The technology industry, like all industries, follows cycles, and the pendulum is swinging back to the broad, empowering philosophies that underpinned the early social web.
Welt Online bietet gewissermaßen Paid Content für Dummies - allerdings ist die Umgehung der Bezahlschranke fast noch einfacher als die Anmeldung selbst.
ich glaube david hein wollte gar keine doppeldeutigen andeutungen über das intellektuelle niveau von welt-lesern machen, sondern einfach nur die bezahlschranke der welt loben. das ist ihm aber nicht ganz gelungen. /christoph maier
[The big copyright players] pretended there were no existing remedies when the reality was they just didn't want to make use of them. It almost makes you wonder if they specifically chose not to make use of those remedies in an attempt to pretend that the situation was worse than it really is...
erinnert mich an das verhalten von christoph keese. zu behaupten die situation sei schlimmer als sie ist und demnach irgendwelche gesetze zu fordern die die situation angeblich bessern würden, die vorhandenen möglichkeiten werden nicht genutzt, um eine drohkulisse beim gesetzgeber aufzubauen.
joachim graf über google, verleger, taliban, idioten und gierschlünde. etwas polemisch aber witzig. witzig auch, weil die illustrationen zum artikel kostenpflichtig sind.
die inkompetenz der politischen kaste ermuntert mich ehrlichgesagt mehr und mehr mich selbst politisch zu betätigen. bisher dachte ich immer dafür bin ich zu doof. mittlerweile glaube ich das — in aller bescheidenheit — nicht mehr.
das sagte tanja haeusler kürzlich auf facebook — ich glaube ohne besonderen grund, aber zu meinem grossen vergnügen:
Ich rauche, ich saufe, ich fahre im Winter nicht Rad, sondern Auto.
Soeben habe ich die 7. Lichterkette aufgehängt (natürlich NICHT diese hässlichen Energiespardinger).
Vor, zum und nach dem Fest gibt's leckeres Schwein, knusprige Gans und Schampus von Aldi.
Dazu glotze ich aus dem Netz gezogene amerikanische TV-Serien, oder hänge vor der Konsole und zocke mir das Hirn weg. Zusammen mit den von Kopf bis Knöchel in H&M gehüllten Kindern (an den Füßen bevorzugen sie Nike) und einem Mann, der sogar beim Zähneputzen auf Coca-Cola besteht und zu Sylvester irgendwas dreistelliges für Böller und Raketen raushauen wird.
Ich selbst wollte mein Geld eigentlich in Yoga investieren, aber wenn ich drüber nachdenke, passt ein Hund viel besser zu uns.
Und macht bedeutend mehr Spaß!