
nachdem es jetzt durch und durch herbstlich geworden ist, wird es auch langsam weihnachtlich. der nadelbaumhändler hat schon sein versprechen verkündet, dass man demnächst weihnachtsnäume selbst verprügeln kann.

nachdem es jetzt durch und durch herbstlich geworden ist, wird es auch langsam weihnachtlich. der nadelbaumhändler hat schon sein versprechen verkündet, dass man demnächst weihnachtsnäume selbst verprügeln kann.
blogs.taz.de: Filmtagebuch: Film des Jahres Anwärter!
ich mag die filmkritiken von christian ihle. so sehr, dass ich mir jetzt gleich Play Dirty auf amazon prime anschaue, auch wenn christian ihle den inhaltlich „etwas zu überladen“ fand, hält er den film auch für kein „Ärgernis“ und findet „Lakeith Stanfield & Rosa Salazar zwei erfrischende Sidekicks“.
ich hab noch mehr links auf lager. aber jetzt guck ich erst mal fernsehen. ach bevor ich damit anfange: Mission: Impossible — The Final Reckoning hab ich nachdem ich vor ein paar wochen damit anfing und wegen lächerlichkeit abbrechen musste, jetzt doch zuende geschaut. das war eine ziemlich qual und trotz der bemühten stunts von cruise alles sehr unbeendruckend und extrem egal.
das motiv eines drohenden atomkriegs nutze der film um die dröhnende langeweile und egalheit ein wenig zu aufzupeppen — natürlichg völlig vergeblich. wie man das macht und den zuschauenden eine höllenspannung (und ratlosigkiet) einjagt, hat kathryn bigelow auf netflix in A House of Dynamite gezeigt.
fast noch schlimmer als der letzte Mission: Impossible war Tron: Ares. an dem film hinkte wirklich alles. aus irgendeinem grund fand ich jared leto angenehm, vielleicht weil er das einzige element im film war, das nicht total überbretzelt war. aber wahrscheinlich ist es trotzdem klüger um filme mit jared leto einfach einen grossen bogen zu machen.
jetzt guck ich aber ertmal Play Dirty.
nachtrag 09.11.2025:
ich habs nach zwei versuchen zuende geschaut. anfangs war Play Dirty noch ganz unterhaltsam, aber eigentlich war es schon ein ärgernis. während ich bei john wick das telespiel-artige töten von menschen gerade noch so wegabstrahieren kann, fiel es mir bei Play Dirty im verlauf der ballerei immer schwerer. ärgerlich fand ich, dass das im film auch noch thematisiert und rationalisiert wurde. am ende war am film wirklich nichts erfreuliches oder lustiges mehr übrig. salzlose ballermannsuppe.
am plötzensee wurde in den letzten monaten das ufer saniert (berlin.de: Ufersanierung Plötzensee). ich liebe das behördendeutsch das man auf den baustellenschildern und der infoseite auf berlin.de lesen darf:
- Uferentschlammung Nordufer
- Aufbau eines Röhrichtbestandes am Nordufer
- Herstellung eines Kleingewässers am Nordufer
- Punktuelle Vernässungen mit Röhrichtansiedung am Ostufer
- Ansaat von Halbtrockenrasen
- Bergung alter Zaun- und Bojenreste
- Ertüchtigung der Zaunanlage
- Erneuerung der Bojenkette
die „vernässung“ des ufers und die „ertüchtigung“ der zaunanlage sind mittlerweile vorbereitet, allerdings sind neben der „ertüchtigung“ der zaunanlage, auch türen in die zaunanlage eingebaut worden. die türen wurden allerdings noch nicht mit schlössern ertüchtigt, weshalb man sich mit fahrradketten oder untüchtigen bauzäunen, die man vor die türen stellt, behilft.
an manchen türen hat es aber weder für ein schloss, noch eine fahrradkette gerecht.
beim medienbäcker kürzlich gesehen, dass seine überschriften angenehm animiert sind.
das wollte ich auch haben, also angefangen im quelltext zu graben. es zeigt sich, das sind nur ein paar zeilen code, um diesen effekt zu erzielen. im css:
@media (prefers-reduced-motion: no-preference){
@view-transition { navigation: auto; }
}
damit werden die view transitions aktiviert, allerdings nur, wenn der benutzer in seinen systemeinstellungen nicht „reduzierte bewegung“ eingestellt hat.
elemente die man animieren möchte müssen über die seiten hinweg einfach den gleichen view-transition-name bekommen. in meinen kirby templates und snippets habe ich dafür gesorgt, dass alle <article> und <img> elemente den gleichen view-transition-name bekommen.
<article data-template="templates/note.php" class="note id-<?= $page->uuid()->id()
?> category-<?= $page->category()
?> category-x<?= $category
?> h-entry" id="<?= $page->uuid()->id()
?>" style="view-transition-name: vt-<?= $page->slug() ?>-article">
und das isses schon. funktioniert faszinierenderweise über seiten hinweg, chrome(ium) und safari können es, firefox noch nicht (über seiten hinweg) .
insgesamt laden alle seiten etwas weicher, weil ich meistens keine gekürzten artikel anzeige, ist die animation, finde ich, ziemlich subtil. lediglich im archiv, in suchergebnissen oder im bilder-grid auf der rückseite ist es etwas auffälliger.
nur fürs protokoll; gestern abend, so gegen 20 uhr klemmte mein eigentlich (mittlerweile) super performantes blog (ja, dieses blog hier) und lud nicht mehr. ich sah eine prozessorauslastung (load average) in htop von > 30.00, die 4 CPU kerne waren dauerhaft auf 100%. im kirby fehlerlog sah ich sehr, sehr viele fehler (php timeouts). chat GPT diagnostizierte eine bot attacke mit asiatischen IP-adressen. einzelne IP adressen zu blocken brachte gar nichts.
was half: einmal kurz cloudflare einschalten. damit war der traffic sofort weg. nach 2 minuten habe ich es wieder deaktiviert und die bots blieben weg. offenbar hat cloudflare eine sehr abschreckende wirkung.
artikeltitel von uberspace geklaut (lesenswert und frustrierend, dass auch uberspace mit so einem schrott zu kämpfen hat und keine einfachen lösungen dazu hat).
pommes hab ich ziemlich oft versucht zu machen, meisten werden die ganz lecker, aber wie immer beim kochen (und backen) gewinnt man am meisten geschmack und textur mit geduld, zeit, sorgfalt und erfahrung.
hier ein paar meiner dokumentierten, vorherigen versuche:
möglicherweise nicht verbloggt, mein versuch mit einem rezept von fallows, wo die rohen pommes erst gewässert und dann in fett bei 110°C konfiert werden und nachdem sie komplett ausgekühlt sind bei 190°C ausfrittiert werden. die waren auch sehr gut.
aber dann habe ich dieses video (artikellink) gesehen (youtubelink), in dem heston blumenthal sein rezept vorstellte, unter anderem mit der benutzung eines sous-vide-vakuumiergeräts zur dehydration nach dem blanchieren und vorfrittieren. probiert hatte ich es noch nicht, aber dankenswerterweise hat anje das rezept ausprobiert (ohne vakuumierung) und nochmal auf deutsch zusammengefasst.
mit diesem stups hab ich die heute auch gemacht, während die beifahrerin mit dem hund unterwegs war. sie kam kurz nach dem vorfrittieren nach hause und sah wie ich die vorfrittierten pommes auf einem rost sortierte und sagte nur: „zu aufwändig!“
in der tat fühlte ich mich ein bisschen, als ob ich die pommes einzeln anfertige, aber meiner meinung nach hat sich das tatsächlich gelohnt zweieinhalb stunden aufwand in ein kilo kartoffeln zu stecken.
das ergebnis sind pommes mit einer knusprigen haut, die eben knusprig, aber nicht hart ist und ein cremiges inneres umhüllen. die textur der haut ist rau und knusprig-luftig. so stelle ich mir die perfekten pommes vor. die beifahrerin war heute in einem anderen flow als ich, fand sie zwar lecker und rief nach mehr, aber sie bemäkelte auch, dass sie fettiger als aus dem airfryer sind.
die kartoffeln schälen und in 1,25 cm dicke streifen schneiden.
(ich habe diesmal weniger auf effizienz geachtet und war sorgfältiger. ich habe darauf geachtet tatsächlich relativ gleich-breite und -dicke stücke zu schneiden. dünnere oder runde abschnitte sind OK und ergeben später knuspriges beiwerk, sie sollten aber auch nur 1,25 cm breit sein)
einen topf wasser zum kochen bringen.
(ich koche das wasser im immer im wasserkocher auf, soll effizienter sein, ist aber definitiv schneller als unser gasherd)
die rohen pommes 10 minuten in einer schüssel wässern, gegebenenfalls das wasser ein, zweimal austauschen bis es klar ist.
die rohen pommes in den Topf mit dem heissen oder kochenden wasser legen und ca. 10-15 minuten kochen.
(die kartoffeln sollen durchgekocht sein, aber nicht auseinanderfallen)
die pommes aus dem wasser holen und auf einem gitter ausbreiten und 30 minuten in den kühlschrank stellen.
(das gitter sollte in den kühlschrank passen, ich habe die pommes erstmal an der luft etwas abkühlen lassen und die zeit im kühlschrank dann ein bisschen reduziert)
das öl auf 130°C erhitzen, die kalten pommes in das öl gleiten lassen und frittieren, nicht braun werden lassen. sie sollten in diesem frittergang aber eine deutlich sichtbare haut entwickeln.
pommes wieder aufs gitter, abtropfen und auskühlen lassen und nochmal zum durchkühlen in den kühlschrank.
das zweite mal mit 180/190°C frittieren jetzt goldbraun frittieren. bei mir hat das ca. 5 minuten gedauert, aber man sollte das entweder mit dem ohr oder dem auge entscheiden wann sie raus sollen (wenn das bubbern merklich nachlässt oder sie eben goldbraun sind).
vor dem servieren salzen
ich bin jetzt seit über 10 jahren bei uberspace und vor allem seit über 10 jahren sehr zufrieden. ich habe in diesen 10 jahren stets das gefühl gehabt: bei uberspace funktioniert alles und wenn mal was nicht funktioniert wird einem schnell und freundlich geholfen. wenn fehler passieren, werden die fehler transparent dargestellt und schnell behoben. die preise sind fair und das produkt, die VMs die man sich dort klicken kann, sind zuverlässige arbeitstiere und bestens dokumentiert.
uberspace ist der hoster, von dem viele sagen, dass er nicht wirtschaftlich funktionieren könne, weil man sich die preise dort selbst aussuchen kann. jonas pasche, der gründer von uberspace und laut impressum der mit der verantwortung, schrieb am mittwoch:
Allen Unkenrufen speziell zu unserem Preismodell zum Trotz gibt es Uberspace nun seit 15 Jahren.
jonas schrieb den blogbeitrag, um zu erklären warum uberspace nach 15 jahren jetzt die preisempfehlung von 5-10 euro auf einen empfohlenen mindestpreis von sechs euro anhebt. das ist alles sehr nachvollziehbar und er erinnert mich mit einer langen bullet-liste auch nochmal daran, warum neben meiner zufiredenheit mit dem produkt, auch sonst ein gutes gefühl bei uberspace habe:
uberspace kommt ohne risikokapital im hintergrund aus und agiert …
… als kleines und solides inhabergeführtes europäisches Unternehmen, das:
- all seine Serverhardware selbst besitzt, einrichtet und wartet
- mit dem Personal im Rechenzentrum per Du ist
- euch nicht mit Vertragslaufzeiten und Kündigungsfristen knebelt
- trotz seiner geringen Größe eine Rund-um-die-Uhr-Bereitschaft für euch betreibt
- eure Daten so wichtig nimmt, dass es mehrfach redundante Storage-Systeme für euch betreibt
- immer schön Backups für euch vorhält, wenn euch erst zu spät einfällt, dass es gut wäre, welche zu haben
- sich auch vor Gericht für eure Rechte einsetzt
- wenn es möglich ist eine Extrameile für euch geht
- Sicherheitsvorfälle ernst nimmt und öffentlich aufarbeitet, damit alle was lernen
- eure Daten nicht verkauft
- eure Daten nicht im Backend in einer der großen Clouds der Tech Bros speichert
- eure Daten nicht zum Training von KI-Modellen verwertet (dass man das überhaupt erwähnen muss … aber so selbstverständlich, wie große Social-Media-Plattformen sich das heute herausnehmen, erscheint es langsam erwähnenswert)
ich hoste wirres.net derzeit zwar nur als fallback bei uberspace, momentan zeigt die domain auf eine syseleven VM die etwas mehr hubraum als die uberspace VM hat, aber die inhalte und den code der site rsynce ich regelmässig zu uberspace. eben habe ich meine DNS einträge kurz mit der /etc/hosts auf uberspace umgebogen und auch dort lief alles. das ist ja das schöne an kirby, dass es reicht den ordner mit dem arbeitsverzeichnis auf einen funktionierenden webserver mit php zu schieben — und es läuft.
ansonsten läuft bei uberspace seit ner weile meine gotosocial-instanz, meine „visitenkarte“, das blog und die webseite der beifahrerin und ein paar andere webseiten. insgesamt sind das 5 „asteroiden“.
bis jetzt habe ich für die 5 VMs mit 100 GB speicher monatlich 48,00 € bei uberspace bezahlt. anlässlich von jonas artikel habe ich das jetzt auf 54,00 €/monat erhöht. ich halte das immer noch für viel zu günstig, beruhige mein geizgewissen aber damit, dass wirres.net derzeit keine last bei uberspace erzegt.
tl;dr: ich empfehle uberspace von ganzem herzen, bin seit > 10 jahren zufrieden dort und zahle jetzt einen tacken mehr, via rivva.
eichhörnchen tut so als würde es uns nicht beobachten. #morgenspaziergang
vor vier jahren habe ich eine kolumne für die t3n geschrieben, in der ich beschreibe, warum ich mich nicht mehr aufrege: einfach alles aufschieben.
Mittlerweile blogge ich fast nur noch aufschiebend: Ich setze mir Lesezeichen und notiere mir Sachen, über die ich schreiben könnte, und schiebe sie dann vor mir her – bis ich sie im Backlog vergesse: backloggen statt webloggen.
Das Ergebnis bleibt das gleiche: Ich rege mich kaum noch auf; die Empörungswellen auf Twitter beobachte ich zwar, lasse sie aber an mir vorbeiziehen. Dem politischen Geschehen folge ich, schaffe es aber nicht, mich darüber aufzuregen. Ich weiß, dass eh alles komplizierter ist, als es scheint, und es fahrlässig wäre, sich vorschnell Meinungen zu bilden. Deshalb plane ich dann meist die Meinungsbildung für einen späteren Zeitpunkt. So schiebe ich nicht nur dringende Arbeiten vor mir her, sondern auch die Aufregung.
ein monat ohne semaglutid und das gewicht sitzt. möglicherweise war meine vorstellung, dass ich mit dem gespritzten semaglutid in ein ernährungsmuster oder -rhythmus kommen würde, den ich ohne gespritztes semaglutid beibehalten könnte, doch nicht ganz illusorisch.
beim zucker scheint es zu reichen, einfach für ne weile drauf zu verzichten, dann gewöhnt man sich an zuckerärmere ernährung. der verzicht fiel mir mit einer überdosis semaglutid im blut sehr leicht. auch im oktober war mir nicht nach süssem, der kaffee mit (kuh-) milch erschent mir weiterhin auch ohne zucker sehr süss.
beim essen selbst achte ich nicht wirklich auf kalorien, sondern daruf dass es mir schmeckt und dass es nicht allzu ballaststoffarm ist. und natürlich zum grössten teil selbstzubereitet ist. diese woche gab es abends zum beispiel one-pot-kichererbsen-pasta die ich auf youtube gefunden und dann nachgekocht habe. ausserdem gebratenen tilapia mit tim mälzers gurkensalat und röstzwiebeln. bevor die beifahrerin und das kind nach lanzarote flogen, gabs mais-tortillas aus brandenburg mit käse, sossen, paprika, spitzkohl. morgens gabs jeweils, und teilweise mehrfach, reste vom vorabend, meistens mit gemüse verlängert. die kichererbsen-pasta gewann beim frühstück zum beispiel deutlich durch zugabe von TK-erbsen.
mit dieser eher muss-schon-schmecken als muss-schon-fettarm-sein-ernährung habe ich mit zusätzlichem semaglutid abgenommen, weil ich eher satt war, ohne semaglutid bleibt das gewicht dann halt, weil der ungebremstere appetit etwas mehr reinlässt.
meine körperform fühlt sich im übrigen vertraut an. ich habe weiterhin eine plautze, was kein wunder ist, weil ich ja weiterhin über dem idealgewicht bin. ich wirke schmaler, aber nicht schmal. das kenne ich so, aus den ersten drei dekaden meines lebens. da hab ich mich auch immer gefragt, warum der bauch bleibt, egal wie viel ich trainiere oder abnehme. damit sich der bauch zurückzieht, müsste ich wohl unter 80 kilo kommen.
ich mach jetzt im dezember erstmal wie gehabt weiter.
während die beifahrerin mit dem kind auf lanzarotte spazieren geht …
… gehe ich weiterhin in den rehbergen und um den wedding spazieren.
die bilder aus lanzarote sehen schön aus, aber hier isses auch schön. erstaunlich ist nur, dass beide bilder herbstlich wirken.
frida gefällt die abwesenheit der beifahrerin nicht so gut. sie nimmt die spaziergänge zur gelegenheit, neben dem prüfen von allen möglichen geruchsspuren und der suche nach snacks auf dem boden oder im gebüsch, die beifahrerin zu suchen. in den letzten beiden tagen ist sie öfter auf fremde menschen zugegangen (was sie sonst nicht macht), um kurz an ihnen zu schnüffeln. sie traut ihren augen nicht 100%, weshalb sie lieber nochmal mit der nase nachschaut, um sicher zu gehen, dass wir nicht ausversehen an der beifahrerin vorbeigehen.
ich kann jetzt zweimal am tag raus, was dazu führt, dass ich jetzt täglich meine aktivitätsringe schliesse, auch wenn wir nur zwei kürzere runden drehen.
auf dem heimweg aus den rehbergen haben wir rewe pfandtüten „für die umwelt“ gesehen. dass das „für die umwelt“ so gemeint ist, hatte ich noch gar nicht in erwägung gezogen. aber gut, dann ist das wohl so gemeint.
markus bloggt unlustiges und konstruiertes und ich musste sehr stark in mich hineinschmunzeln, als ich das las:
Auf dem Rückweg von der Runde mit der Hündin traf ich zwei junge Männer mit ihren Postfahrrädern in meiner Straße. Ich hielt sie gleich an und fragte, ob sie in meinem Haus die Post bereits verteilt hätten. Sie bejahten es. Dann fragte ich, ob es ein Paket für "Pfeifer" gegeben hätte. Daraufhin sagte einer der beiden, sichtlich erfreut: "Ja!" Er sagte, es gäbe ein Paket aus Meran.
Ich sagte: "Ja! Meran!"
Er erzählte mir, dass es ihn heute früh sehr gefreut hatte, als er das Paket in seinem Korb sah. Er käme nämlich aus der Gegend von Meran.
Ich sagte: "Wie schön, da komme ich auch her!"
Er sagte: "Echt? Woher denn?"
Ich so: (erklärte, dass ich bin in Bozen geboren, aber im Gadertal aufgewachsen bin und meine Familie jetzt in Meran lebt.)
Er so: (erklärte, dass er aus Bozen kommt und seine Mutter noch da wohnt.)
Er zog das kleine Paket aus seiner Box und wir unterhielten uns noch eine Weile. Ich fragte ihn, ob er wusste, dass die neue Chefin der Bahn eine Südtirolerin ist. Er wusste es auch nicht. Mich beruhigte das. Ich schrieb meiner Frau vom Bozner Postboten.
Sie sagte: "Uh, das kannst du sicherlich verbloggen."
Ich sagte: "Nah, das ist eher unlustig und es wirkt konstruiert."
Und sie so: "Ja vielleicht."
→ weiterlesen …
wir haben die beifahrerin und das kind früh morgens zum flughafen gebracht und sind dann um fünf eine frühe, kleine runde durch die rehberge gelaufen. die neue kamera macht erstaunlich helle fotos von der dunklen nacht, sogar mit blitz sieht das nicht total scheisse aus. KI sei dank.
es hat heute früh geregnet und das war sehr schön. heute neben dem foto auch der soundtrack des spaziergangs.
wenn heiner irgendwo stand, hatte er immer die fäuste geballt. das wirkte aber nicht aggressiv, sondern eher introvertiert, als ob er sich sammelte. heiner war gross, kräftig und grau-meliert-bärtig — und mein erster chef nach dem abitur.
ich hatte mir nach der schule überlegt, etwas von der welt sehen zu wollen, und landete dann für meinen zivildienst in der nähe von fulda, in einer anthroposophischen lebensgemeinschaft, in der „Menschen mit und ohne Hilfebedarf“ zusammenleben. das zusammenleben war und ist WG-artig in familienverbänden, in grossen häusern organisiert. gearbeitet wurde in werkstätten, im garten, der landwirtschaft, einer bäckerei oder im dorfladen.
mein ehemaliger judo-lehrer aus aachen war vor einigen jahren in diese lebensgemeinschaft gezogen, hatte mit seiner frau eine der familien übernommen und leitete die weberei in sassen. meine mutter hatte nach meiner kurzen judo-karriere kontakt mit den beiden gehalten und sie auch einmal dort besucht. die erzählungen meiner mutter vom leben im dorf hatten mich fasziniert, deshalb bewarb ich mich für meinen zivildienst dort, wurde genommen und dachte, dass ich dann auch in der weberei landen würde. ich wurde dann aber der holzwerkstatt zugeordnet. heiner leitete dort den betrieb, war aber offiziell nicht der werkstattleiter. er war kein anthroposoph und lebte auch nicht in der dorfgemeinschaft, sondern etwas ausserhalb von fulda, in gichenbach.
heiner brachte mir den umgang mit den grossmaschinen bei, mit der kreissäge, der schleifscheibe, der dickte und das hat er offensichtlich gut gemacht, denn nach 15 monaten zivildienst und einem weiteren jahr als angestellter in der lebensgemeinschaft hatte ich noch alle finger. in der holzwerkstatt bauten wir gemeinsam mit ungefähr einem dutzend „dörflern“ vogelnistkästen. in den pausen standen wir hinten an der rampe, und heiner rauchte roth-händle ohne filter. er mochte an den roth-händles, dass sie ohne zusatz von aromastoffen auskamen. ich fand das kraut eklig, aber zu heiner passte die marke: schnörkellos, klar, konsequent, naturnah. zehn oder zwanzig jahre später hatte er keine lust mehr zu rauchen und hörte, ganz schnörkellos, von einem auf den anderen tag auf.
heiner war zwar mein chef, aber unser umgang war immer auf augenhöhe, trotz des altersunterschieds von ungefähr zwanzig jahren. ich war zwar frisch aus der schule und naseweis, aber ich war lernwillig, formbar und hatte noch kein sendungsbewusstsein. mein ziel war, so viel wie möglich zu lernen, und auch wenn ich mir das anthroposophie-gedöns distanziert, aber durchaus neugierig anschaute, war ich wie ein schwamm für alles, was mir heiner beibrachte. wobei beibringen das falsche wort ist: heiner zeigte mir, wie es geht, und ich machte es dann so. heiner hatte zwar nach einer kurzen karriere als polizist irgendwas soziales studiert, aber er agierte nie wie ein pädagoge, auch nicht im umgang mit den menschen mit behinderungen. er zeigte, wie es geht, und so wurde es dann gemacht. er sagte, was ihm gefiel und was nicht. er redete nicht drumrum, war aber immer freundlich.
ich weiss gar nicht, wie ich unsere beziehung am besten beschreiben soll. wir waren jedenfalls über 30 jahre befreundet, auch wenn wir uns alles andere als regelmässig sahen. nur vom sommer 1989 bis ende 1990 sahen wir uns täglich. nach meinem zivildienst kehrte ich für ein paar monate zurück nach hause ins rheinland, um dann im frühjahr 1991 drei monate bei heiners neuem arbeitsplatz in fulda (bei „grümel“) zu arbeiten. für die zeit zog ich bei heiner in gichenbach ein, und das ist auch die zeit mit heiner, an die ich mich am intensivsten erinnere — und die auf mehrere arten prägend war.
heiner wohnte zur miete im erdgeschoss eines grossen hauses in gichenbach, einem kleinen, abgelegenen dorf in der nähe von gersfeld und fulda. er und seine familie hielten alle möglichen tiere: gänse, enten, später auch wollschweine, schafe und immer auch einen hund. nebenbei war heiner noch jäger und kannte (natürlich) den förster. er kannte eigentlich alle in gichenbach, glaube ich, und so lernte ich in meiner zeit bei grümel auch alle möglichen leute aus dem dorf kennen: den holzrücker mit den grossen händen, den förster, die nachbarn, den holzhändler gegenüber, den tankstellenbetreiber „erbse“.
wir fuhren jeden morgen gemeinsam nach fulda, zur arbeit bei grümel. dort fuhren wir dann getrennt, jeder mit einer gruppe schwer vermittelbarer jugendlicher mit einer pritsche durch fulda, um dort gärten, öffentliche flächen und trinkwasserpumpanlagen zu mähen oder hecken zu schneiden. im vorfeld zu diesem job war ich voller zweifel, ob ich als naiver jungspund mit abitur und ein paar monaten zivildienst überhaupt als vorarbeiter von schwer vermittelbaren – also als schwierig geltenden – jugendlichen klarkommen würde. erstaunlicherweise funktionierte das gut. das bisschen autorität, das ich ausstrahlte, wurde von niemandem angezweifelt – auch nicht von e., der vorbestraft war, weil er einem rentner eine plastiktüte mit einem brathähnchen entrissen hatte und mir irgendwann seine selbst tätowierten, fickenden ottifanten auf seinem rechten unterarm zeigte.
die arbeit war körperlich anstrengend, deshalb war mein bedürfnis, in der zeit bei heiner abends auszugehen oder etwas zu unternehmen, nur minimal ausgeprägt. gelegentlich fuhren heiner und ich abends durch den wald zum trinken. ich erinnere mich, dass ich eine weile brauchte, um auf den geschmack von becks zu kommen, es dann aber irgendwann sehr gerne mochte. ich erinnere mich an den geruch und die piepsenden geräusche von gänseküken, ich lernte, ein reh „aus dem fell zu schlagen“, und ich erinnere mich, wie wir gemeinsam in der küche sassen, rauchten und zeitung lasen.
an den alltag in diesen drei monaten bei heiner (und astrid, heiners damaliger frau) erinnere ich mich insgesamt nur schwach. es gab damals kein internet und bei heiner keinen fernseher. alle neuigkeiten aus der welt und der nachbarschaft erreichten uns über die fuldaer zeitung. wir verbrachten angesichts des eingeschränkten freizeitangebots in gichenbach wahrscheinlich sehr viel zeit miteinander — und heiner und ich kamen offenbar gut miteinander zurecht.
heiner erzählte zwar gerne und viel, aber übermässig viel geredet haben wir auch nicht. wir konnten, wie hunde, ganz gut schweigend unsere zeit miteinander verbringen. durch den altersunterschied und das erfahrungsdelta gab es wahrscheinlich schon ein beziehungsgefälle. aber heiner hatte in unserer beziehung nichts väterliches oder meisterhaftes, und ich war eher neugieriger beobachter von heiners lebensentwurf als eifriger schüler oder nacheiferer. wahrscheinlich kann man unsere beziehung am besten als klassische männerfreundschaft beschreiben: viel über die welt, die vergangenheit und die zukunft reden, wenig bis gar nicht über gefühle, gemeinsam trinken, fachsimpeln.
ich wollte später psychologie studieren, aber wollte die möglichkeit, ein leben wie heiner zu führen, als option mitnehmen und später™ mein interesse an so einem leben nochmal prüfen. am ende bin ich ein stadtmensch geworden, habe nie wieder ein reh aus dem fell geschlagen, und das erste tier zog erst vor fünf jahren bei uns ein. aber heiner habe ich immer wieder besucht, und sowohl das wiedersehen mit ihm als auch die landschaft der rhön haben mich jedes mal sentimental berührt.
zuletzt habe ich heiner zu seinem 70. geburtstag besucht, mit der beifahrerin. heiner war schlanker, ich fetter geworden, aber die vertrautheit, die männerfreundschaftliche nähe war sofort wieder da. ein bisschen väterlich war heiner dann doch, als er mich auf seine unnachahmliche art darauf hinwies, dass ein paar kilo gewichtsverlust sich durchaus positiv auf das „fahrgestell“ im alter auswirken würden. er wünschte sich, früher auf sein gewicht geachtet zu haben – dann hätte er jetzt mit 70 weniger probleme mit seinem fahrgestell. noch schöner als die geburtstagsfeier selbst war das frühstück am nächsten morgen. wir lasen zwar nicht mehr gemeinsam fuldaer zeitung, aber sassen in heiners erweiterten, sonst weit verstreuten familienkreis zusammen. ich lernte die inzwischen erwachsenen töchter henriette und louise neu kennen, die ich zwar noch von früheren besuchen kannte, die sich aber peinlicherweise detaillierter und genauer an mich erinnerten, als ich an sie.
die beifahrerin und ich sprachen mit heiner über unsere idee, uns einen hund anzuschaffen – auch, weil mir offenbar heiners meinung weiterhin sehr wichtig war. heiner war kein freund von hunden in der stadt, aber als wir sagten: „pudel“, sagte er: „pudel ist gut!“ dass frida den segen von heiner bekam, macht mich bis heute froh. ich bin nur sehr traurig, dass ich ihm frida nie vorstellen konnte, denn irgendwann im sommer 2023 bekam ich einen brief, in dem stand, dass heiner am 10.06.2023 verstorben ist.
ich schrieb vor ungefähr einem halben jahr, dass ich in sachen trauer nicht besonders gut bin. ich bleibe so um die drei bis zehn jahre in der denial-/leugnungsphase stecken und überspringe dann irgendwann die anger-, bargaining- und depressionsphasen, um zu so etwas wie akzeptanz zu kommen. heiners tod mag ich aber bis heute nicht akzeptieren.
in der beilage ist ein scan von heiners traueranzeige, mit einem bild von heiner, das genau dem bild von heiner vor meinem inneren auge entspricht.
sechs kilometer vom wedding, durchs reguierungsviertel zur friedrichstrasse. mit viel sonnenaufgang.












