das ist eine nach likes gefilterte liste aller beiträge auf wirres.net. es werden lediglich beiträge angezeigt, die mindestens 10 „likes“ haben.
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das ist eine nach likes gefilterte liste aller beiträge auf wirres.net. es werden lediglich beiträge angezeigt, die mindestens 10 „likes“ haben.
vor einigen jahren waren blogs voll mit buttons. erfreut haben diese buttons aber vor allem die plattformen die sie anboten, weil sie jeder eingebaute share button wertvolle daten sammeln liess. der heise verlag hat als workaround damals „shariff“ gebaut: „Social-Media-Buttons mit Datenschutz“.
mir gefiel shariff damals nicht, weil es weiter die buttons der plattformen einbaute, nur eben erst nach zustimmung per schiebeschalter. deshalb hatte ich auf meinem alten wirres.net diese buttons, die andere aufforderten bei gefallen meinen Inhalt weiterzuverbreiten, selbst gebaut.
mittlerweile bin ich der überzeugung, dass (so gut wie) niemand diese buttons überhaupt benutzt. sie sind mehr oder weniger nutzloses dekor. für dieses Inkarnation von wirres.net, seit dem ich auf kirby umgestiegen bin, hab ich mir nicht die mühe gemacht solche buttons einzubauen. und wahrscheinlich zu recht.
in den letzten zwei tagen habe ich von unterwegs ins internet geschrieben. aus technischen und organisatorischen gründen habe ich darauf verzichtet meine beiträge selbst auf social media (mastodons und bluesky) zu teilen. geschadet hat es den beitragen nicht. mindestens einer wurde mehrfach mit 💩 ausgezeichnet, was mich aus unerfindlichen gründen immer noch hocherfreut.
jedenfalls hab ich mir gedacht: vielleicht sind diese ganzen bemühungen leute zum teilen und liken zu inspirieren für die katz? vielleicht ist es das beste, wenn ich mich einfach darauf konzentriere hier ins internet zu schreiben und gut ist. was hier ist, ist da. und im rss isses eh.
andererseits werde ich wohl weiter beiträge von hier auch auf social media posten. dort sind die beiträge gute anknüpfungspunkte für konversationen und es gibt bestimmt follower, die meinem rss nicht folgen oder wirres.net nicht wöchentlich besuchen, um zu schauen ob es etwas neues oder gar interessantes hier gibt.
wenn ich jetzt fragen würde: „und was meint ihr?“ müsste ich diesen beitrag eigentlich auch auf mastodons und bluesky teilen, damit man auch dort antworten kann. mach ich aber nicht. wer antworten will, findet bestimmt auch andere oder bessere möglichkeiten.
zeit für ein kleines zwischenfazit nach > 50 tagen semaglutid.
19.09.2025; noch ein nachtrag, hier.
#frida wurde heute 6 jahre alt und hat bisher nichts von ihrer niedlichkeit eingebüsst.
frida trägt jetzt seit fast zwei wochen verband. der wurde zwar regelmässig gewechselt, aber gestern humpelte sie mit dem verband ein bisschen. wir vermuteten das der verband zu eng war oder sich irgendwas unangenehm verschoben hatte und wechselten den verband selbst, statt es eine tierärztin machen zu lassen (was 50 € kostet). danach lief sie wieder wie eine eins. sie erträgt den verband heldinnenhaft, obwohl sie ihn scheisse findet.
über dem verband trägt frida einen selbstgemachtn „gummistiefel“ aus zwei einweg-handschuhen.
dieser mast der uns beim morgenspziergang begegnete, erinnerte mich, zumindest seine reflektion, an diese aufgeblasenen wackelmännnchen (skydancer).
nachdem wir mit frida drei (oder viermal) in der gleichen tierarztpraxis waren, entschied sich die beifahrerin am nachmittag spontan doch zu unserem „alten“ tierarzt wiesner zu gehen. wir sind uns noch nicht sicher ob die granne jetzt nach fast zwei wochen so weit an den wundausgang gewandert ist oder ob der wiesner einfach besser ist als die ärztinnen der vorherigen praxis, jedenfalls zog der assistent vom wiesner die granne nach 10 sekunden aus fridas wunde am handgelenk raus. weils blutig ist, gibt’s das bild, von dem blutigen fremdkörper, der zwei wochen in fridas rechtem handgelenk steckte, erst nach diesem klick.
nachdem ich eine woche mein gewicht gehalten habe (der graph täuscht ein bisschen weil ich mich eine woche lang nur tagsüber wiegen konnte, nicht wie sonst morgens nach dem aufstehen/spaziergang), fällt es jetzt wieder. heute zum ersten mal eine 102 auf der waage gesehen, auch wenn die noch nah an der 103 ist.
ich erzähle nicht nur hier ungefragt von meinen semaglutid- und ernährungs-experimenten, auch wenn freundinnen mit mir small talk machen wollen. anne rief mich eigentlich an, weil ich mich ja angeblich in diesem internet auskenne und ob ich vielleicht tipps hätte, wo sich ein bekannter von ihr als „brand strategist“ bewerben könne. da weiss ich nu wirklich nichts zu (viellieicht der eine leser oder die andere leserin?), also hingen wir an ihre frage noch etwas smalltalk. als ich von meinen semaglutid/ozempic erfahrungen erzählte, sagte sie dass sie selbst gerade muskelaufbau bereibe und sie mit calisthenics ganz erfolgreich wäre und innerhalb weniger wochen statt der angepeilten 700 gramm fast ein kilo an muskelmasse im oberkörper aufgebaut habe. sie würde die app better me benutzen.
die hab ich mir dann im anschluss auch angesehen und war erschüttert über die dark pattern, mit der mich die app unentwegt zum (kostenpflichtigen) abo bewegen wollte. ganz am anfang, das erste angebot war schon hinterhältig, ohne probewoche und ohne abo-erinnerungen war das abo 10 € teurer. das habe ich dann trotzdem gewählt. der trainingplan, den mir die app dann erstellte, war mit viel zu alarmistisch und paternalistisch, die übungsvideos zu euphorisch und der umgangston der app zu militärisch, diziplin-fokussiert. also hab ich das probeabo gleich wieder vorsorglich gekündigt, um dann beim nächsten besuch der app gleich das nächste angebot präsentiert zu bekommen: nur 22 statt 130 euro für das jahresabo. das angebot sei nur noch 30, 29, 28 … sekunden gültig. da war es mir endgültig zu dumm und verwarf das angebot. bis ende des monats schau ich mir jetzt noch ein paar übungen an — und nehme mir vor sie auch täglich zu machen, aber empfehlen möchte ich better me wirklich nicht.
ich habe über jahre likes, retweets/reposts oder shares von beiträgen hier auf wirres.net gesammelt und lokal in json-dateien gespeichert. vor einer weile hatte ich die auch reaktiviert, bzw. deren anzeige unter den alten artikeln aktiviert. obwohl diese signale sozusagen einen historischen wert haben, hatte ich das gefühl dass sie nicht mehr nachvollziehbar oder angemessen sind. früher kamen diese signale vor allem von zwei plattformen, die ich schon länger nicht mehr nutze: twitter und facebook. ich fand die artikelranglisten, die ich mit diesen historischen signalen erstellte, auch nicht wirklich hilfreich und verzerrend. also hab ich diese historischen social media signale wieder deaktiviert.
die signale die ich noch einsammle sind die likes von instagram, sowie die likes, reposts und kommentare von mastodon und bluesky. das funktioniert natürlich nur, wenn ich die beiträge jeweils dort veröffentlicht oder angeteasert habe. ausserdem gibt’s (auf der artikel-beilage) eine kommentarfunktion und seit ein paar wochen auch einen shit vote („i like that shit“) deren idee ich mir von den toast votes der bear blogs abgeschaut habe.
über die nützlichkeit oder gar relevanz solcher signale kann man natürlich streiten. man könnte argumentieren, dass solche feedback loops dazu animieren gefälliger zu schreiben. dieses argument meine ich auch schon öfter in bezug auf page-counter oder besucher-statistiken gehört zu haben, halte es aber für quatsch. die entscheidung so zu schreiben, dass es möglichst vielen leuten gefällt, möglichst viele klicks oder likes generiert ist ja eher konzeptionell.
man entscheidet sich entweder etwas mit einer breiten zielgruppe zu machen, sich an ein massenpublikum zu richten oder eben gerade nicht.
statt ein logo mit einem kackenden hund zu benutzen, statt kleinschreibung und schlampiger orthographie und zeichensetzung, könnte ich meine webseite auch „das könnte dir nicht gefallen“ untertiteln. in diesem sinne habe ich diese seite auch lange zeit „fachblog für irrelevanz“ genannt. die abschreckung von lesern auf den ersten blick ist teil des konzepts dieser webseite. das ändert nichts daran, dass ich mich trotzdem dafür interessiere wie und gegebenenfalls warum das was ich hier schreibe und zeige rezipiert wird.
umgekehrt würde ich mich freuen, wenn ein reibungsfreier, barrierearmer toast, like oder whatever button überall in blogs vorhanden wäre, wo man einfach per klick, ohne anmeldung, ohne komplikationen ein „gefällt mir“ oder eine applaus-geste hinterlassen kann. ok, ich gebe zu, eine hürde hat auch meine shit/like-button implementierung: javascript muss aktiviert sein, damit es funktioniert.
die auswertung dieser signale ist aber höchstwahrscheinlich nicht nur für mich interessant, ich kann mir auch vorstellen das es für andere hilfreich sein kann zu sehen, was in den text- und bildwüsten die ich hier (wieder) täglich produziere von interessanz sein könnte.
deshalb habe ich meine /top seite gebaut, die alle beiträge listet die mehr als 10 likes bekommen haben.
wenn man die schwelle höher legt und nach beträgen mit > 25 likes filtert, bekommt man 11 seiten oder ungefährt 250 beiträge, die bis 2012 zurückreichen. 2025 habe ich 7 beiträge verfasst die diese aufmerksamkeitsschwelle überschritten haben. für die nach > 10 likes gefilterte version dieser webseite gibt’s natürlich auch einen rss feed, der beiträge dann zeitversetzt und gefiltert liefert. (mehr beitrags-statistiken findet man übrigens auf der rückseite)
ich bin mittlerweile in einem flow, in dem ich auch ohne jedes feedback oder besucherstatistik weitermachen würde und meine gedanken, bilder oder erlebnisse hier festhalten würde, so wie ich auch ohne frida weiter durch die stadt spazieren würde. aber mit hund, mit ein wenig applaus, macht es mehr spass und inspiriert und öffnet neue perspektiven.
früher war das internet ziemlich scheisse. ich weiss das, weil ich früher als boris becker drin war. eigentlich sogar vor netscape 1.0. das internet war damals enorm unpraktisch und fand nur am schreibtisch statt. man musste sich einen tcp/ip stack installieren, sich umständlich einwählen und die einwahl war teuer weil sie über die telefonleitung ging und telefon war früher teuer. das internet war langsam und und die leitung brach oft zusammen. man erreichte niemanden weil niemand im internet war und alle freunde die man fragte, ob sie nicht auch ins internet wollten, nur mit dem kopf schüttelten und fragten: „warum?“
das internet war um die mitte der neunziger noch nicht mal sowas wie ein exklusiver club, von dem man nur durch geheimtipps erfuhr. es war eher wie der feuchte keller einer abgelegene gartenlaube in hintertupfingen. was es im internet schon damals gab waren „admins“ die ihren gartenlaubenkeller als ihren regierungsbezirk sahen, in dem sie schalten und walten konnten wie sie wollten. ein falsches wort in einem irc-chat und man wurde rausgekickt („You have been kicked by xy (bye.)“). als ich auf meiner ersten webseite um 1995 oder 1996 das gedicht lichtung von ernst jandl zitierte und darüber reflektierte, wurde ich vom server gekickt, weil die admins dachten ich sei ein nazi. das gedicht von jandl geht so:
lechts und rinks
kann man nicht
velwechsern.
werch ein illtum!
auch wenn das internet früher scheisse war, ich fand es natürlich toll. wie alles was potenzial hat, wie alles was man mitformen, mitgestalten kann, dem man beim wachsen zuschauen kann. wie alles, das freiräume bietet, offen, undefiniert, chaotisch, blinkend, bunt, schmutzig ist.
der kommerz kam auch schon in den 90ern ins internet, als hotwired 1994 die erste bannerwerbung schaltete, ging ein aufschrei durchs netz. pornoseiten waren genau so früh im internet (oder früher), wie die ersten browser. die erste suchmaschine, altavista war scheisse, aber immer noch besser als keine suchmaschine. das internet war von anfang an scheisse und ist es bis heute, genau wie die welt schon immer scheisse war.
viele menschen haben mit der welt die gleichen probleme wie andere menschen probleme mit dem internet haben. es gibt nicht wenige menschen, die glauben das früher „alles“ besser war oder sehnen sich nostalgisch verklärt und mit selektiver wahrnehmung längst vergangenes zurück. nostalgie ist schlimmer als eine sonnenbrille, sie verfärbt den blick in die vergangenheit ins rosa-spektrum und erschwert den blick in die gegenwart und die zukunft durch dunkle schleier. mit einer nostalgiebrille auf der nase sieht man gar nichts mehr klar.
meine erfahrung ist, dass das internet heute genauso scheisse und genauso toll und voller potenziale ist, wie es das früher war. genau wie in einer stadt oder in der welt lassen sich orte und gemeinschaften finden, in denen man sich wohlfühlt und genau so gibt es ecken die man lieber meidet. es gibt orte mit denen man nichts anfangen kann und sich wundert dass davor warteschlangen stehen und es gibt orte nach denen man sich sehnt.
ich schreib das alles auf, weil ich gerade ein paar leute mit nostalgiebrillen beobachtet habe.
oder auch blog.cgx13.de: Ich Vermisse Das Alte Internet.
der witz ist natürlich, dass diese nostalgie nach dem alten internet genau so alt ist wie das internet. auch um 1994, als „neueinsteiger“ in dieses internet, hörte ich leute die sich beklagten, dass das alte internet doch irgendwie viel besser gewesen sei. heute wie damals fällt mir dazu nur diese antwort ein: leute macht doch mal die augen auf — und geht auf entdeckungsreise. das internet heute ist das internet, nach dem sich in 30 jahren auch wieder alle möglichen nostalgiker sehnen, die es nicht schaffen ihre augen in das blendende und oft irritierende licht der gegenwart und zukunft zu richten.
nachtrag 27.08.2025, via konstantin:
Wenn man nur in Blankenese (Social Media) rumhängt, darf man sich halt nicht wundern, wenn man nur Pfeffersäcke trifft und keine netten Bürgerzenteren findet. Es ist alles noch da: Foren, crazy Homepages, Webseiten ohne Cookiebanner und Paywall. Man muss sich halt schon die Mühe machen und hingehen.
seitdem ich denken kann — und eigentlich auch schon davor — machen andere mein gewicht zum thema. das hat sich bis heute nicht geändert. in der rückschau ist das schon ein bisschen irre. der kräftige, aber im vergleich ranke und schlanke felix, den ich auf alten bildern sehe, war — genau wie der über fünfzigjährige felix — jemand der sich von seinen liebsten und anderen anhören durfte, dass er etwas zu viel wiege. diese bewertungen von dritten haben sicherlich zum grossen teil damit zu tun, dass sich diese menschen sorgen um mich gemacht haben oder machen oder medizinisches fachpersonal waren.
„kräftig“, wie man so schön sagt, war ich allerdings von anfang an. es gab keinen zaubertrank-vorfall, ich kam schon mit einem bäuchlein, als „brocken“ wie mein vater immer sagte, auf die welt (foto von mir ca. ein jahr nach diesem ereignis).
meiner schwester erging das nicht anders, bei ihr führte das aber zu emotionaleren abwehrreaktionen und anderen rationalisierungen als bei mir. meine abwehrreaktion war in erster linie ignoranz und resilienz. im grossen und ganzen habe ich immer gegessen was ich essen wollte und habe nicht grossartig auf meine ernährung geachtet. das einzige worauf immer achtete, war auf meine art mass zu halten oder ansätze von gier zu unterdrücken. das ist ein bisschen so wie ich mit alkohol umgehe: ich trinke gerne und regelmässig, aber allerseltenstens bis gar nicht im übermass. leider vertrage ich alkohol ganz gut, weshalb ich auch nicht behaupten kann wenig zu trinken.
aber ich kann mich nicht daran erinnern in den letzten 10 jahren wirklich mal besoffen gewesen zu sein.
als ich vor 10 oder 12 jahren mal eine sinus divertikulitis hatte, erklärte mir eine ärztin in der notaufnahme, dass meine divertikulitis auch damit zusammenhängen könnte, dass ich mich zu fleischreich und ballaststoffarm ernähre. „afrikaner“, erzählte sie mir, nähmen ein vielfaches an ballaststoffen zu sich und hätten entsprechend auch vielfache mengen stuhlgang und besser trainierte darmwände. ich nahm das zum anlass meine ernährung erst zögerlich und später konsequenter vom schnellfrass auf selbstgekochtes mit viel gemüse, viel getreide, mehr vollkorn umzustellen. selber lecker und gut zu kochen, mit viel frischem zutaten, viel gemüse, wenig hochverarbeitetem ist eine tolle sache, schmeckt gut, macht glücklich, aber nicht unbedingt schlank.
ich hatte in dern vergangenen 20 jahren auch phasen, in denen ich auf meine kalorieneinnahme etwas achtete. zuletzt muss das so um unsere hochzeit gewesen sein, vor 16 jahren. da gab ich in einem jahresendfragebogen an, so um die 10 kilo weniger als im vorjahr zu wiegen. ich glaube in der zeit ging ich auch in fitnessstudio und der ansaz zur gewichtsreduktion war einfach etwas weniger, besser, „bewusster“ zu essen und zu trinken.
→ weiterlesengelegentlich bestelle ich bewusst nicht beim deutschen ableger von amazon, sondern bei der bio-deutschen versandwirtschaft. man muss jetzt ja bei unternehmen mit amerikanischen blut noch vorsichtiger sein als man ohnehin sein sollte. bei meinen bisherigen versuchen war ich meist so mittelzufrieden. ich bin ja ziemlich verwöhnt von amazon — und wahrscheinlich geht das vielen menschen so: schnelle lieferung, problemlose retouren, man bekommt mehr oder weniger alles und oft auch ziemlich gute preise.
weil ich noch nie bei otto bestellt habe und die eine hue leuchte vorrätig hatten (und amazon nicht) die wir brauchten, habe ich also gedacht: bestell ich mal bei otto.de. unterwegs habe ich pia, janine, philip, kerstin und halil „aus dem OTTO-Service-Team“ kennengelernt.
was mir an otto gleich am anfang gefiel: ich konnte auch nach eine neuanmeldung per rechnung zahlen. fand ich super, so einen vertrauensvorschuss. und die leuchte selbst lag mit 190 euro auch günstiger als bei amazon (der listenpreis liegt bei 300 €). zusätzlich zum günstigen preis legte otto auch noch eine hue zigbee fernbedienung dazu.
die versanddauer von 8 tagen kam mir sehr 80er jahre vor, aber gut, man kann ja auch mal geduld üben. am 14.6 klingelte dann ein götterbote bei uns und überreichte mir ein kleines, sehr leichtes paket und verabschiedete sich. das päckchen enthielt den hue dimmer switch. bei otto.de wurde meine bestellung jetzt als „zugestellt“ geführt. ich rege mich ja grundsätzlich nicht mehr auf, aber ich hatte bedenken wie ich der beifahrerin erklären sollte, dass ich einen hue dimmer switch für fast 200 euro gekauft habe.
also schilderte ich dem otto.de serviceteam per mail die situation. am 16.6 meldete sich „Pia aus dem OTTO-Service-Team“ sehr freundlich zurück und versprach nachzuforschen. das könne aber „5 Arbeitstage“ dauern.
am nachmittag des gleichen tages kam der hermes-bote dann nochmal vorbei und drückte mir das 10 kilo paket mit der leuchte in die hand. ich freute mich und teilte pia die frohe kunde mit.
am 17.6 schrieb mir „Janine aus dem OTTO-Service-Team“ per mail, dass sie sich auch freue.
die leuchte selbst ist super, das ein meter zwanzig lange und 30 zentimeter breite leuchtpanel beleuchtet unserer küche, funktioniert wunderbar mit zigbee2mqtt und war ein wunderbarer drop-in ersatz für ein ähnliches panel, dass wir vor ein paar jahren bei aldi bestellt hatten. das panel gabs damals nur bei aldi süd und aldi süd liefert nur ins aldi süd einzugsgebiet — und nicht nach berlin — weshalb ich es bestellte und an meine eltern schicken liess, die es dann an mich weiterschickten.
auch wenn man sagt, dass LEDs viel länger halten als glühbirnen, länger als neon röhren halten sie oft nicht. das aldi panel hatte vermutlich probleme damit die abwäme der LEDs abzuleiten, was dann wiederum den LEDs probleme bereitete. irgendwann gabs dann kein neutrales weiss mehr, sondern nur noch gelbstichiges weiss. ein teil der verbauten LEDs hatte den dienst quittiert. das aldi panel bestand aus günsigten china-komponenten von tuya und hatte — wie leider sehr viele tuya produkte — auch so seine eigenheiten.
das doppelt so teure hue panel ist meiner meinung nach auch doppelt so gut konstruiert. viel metall, stattt nur plastik beim aldi panel, lässt hoffnung aufkommen, dass das mit der wärmeableitung funktionieren wird. auch die aufhäng-konstruktion fand ich gut gelöst und die steuerung mit zigbee2mqtt und homeassistant ist frei von eigenheiten. das teil funktioniert einfach so wie es soll.
dienstag klingelte dann wieder mal ein hermes bote und überreichte mir ein weiteres hue panel im wert von 200 bis 300 euro. dazu die annahme zu verweigern konnte ich mich nicht überwinden. manchmal bilde ich mir ja ein, dass nette menschen oder firmen mir einfach was schenken wollen — ohne gegenleistung.
auf dem lieferschein stand meine adresse, aber otto hatte sich offenbar eine neue kundennummer für mich ausgedacht. ich schrieb janine am 22.7:
Eben wurde mir die Ware nochmal geliefert.
Lieferscheinnummer: 702502172673 vom 21.07.2025.
Auf dem Lieferschein steht Kundennummer: ████████
Laut otto.de lautet meine Kundennummer aber ████████.
Addressiert ist das Paket aber an mich. Scheint alles ein bisschen durcheinander bei euch. Wie kann ich euch helfen?
gestern schrieb mir „Kerstin aus dem OTTO-Service-Team“, dass sie festgestellt habe, dass ich „keine Ware“ bestellt hätte und sie mich bitten würde, die ware zurück zu senden. „Philip aus dem OTTO-Service-Team“ schickte mir ein retourenlabel:
Hallo Felix,
Das Retourenlabel habe ich dir gleich angehängt. Bitte drucke dieses aus und klebe es außen auf die Sendung. So kann nichts schiefgehen.
Viele Grüße
Philip
aus dem OTTO-Service-Team
das beste wäre wahrscheinlich tatsächlich gewesen, das label einfach aufzukleben und dann zu gucken was passiert.
aber weil ich freundlich bin, fragte ich bei philip nochmal nach ob ich zwischen den zeilen richtig gelesen hätte, dass ich das 10 kilo paket zum nächsten hermes shop schleppen solle oder ob er vergessen habe mir zu sagen, wann ein bote das bei uns abholen würde.
bei kerstin hakte ich nochmal nach was es mit meinen verschiedenen kundennummern auf sich habe und ob sie vielleicht hintergrund-informationen für mich hätte, die mir helfen würden zu verstehen was hier passiert ist — damit ich mich in zukunft nochmal trauen kann bei otto.de zu bestellen.
gestern abend um kurz vor acht schrieb mir „Halil aus dem OTTO-Service-Team“, dass es ihr leid täte, dass philip nicht klarer kommuniziert hätte. sie habe für morgen eine abholung durch hermes organisiert.
ich finde die vielen menschen aus dem otto-service-team alle sehr freundlich und nett, aber bei online-bestellungen ist es mir eigentlich lieber mit niemandem reden oder schreiben zu müssen.
ob ich nochmal den mut finde bei otto.de zu bestellen hängt jetzt auch ein bisschen vom weiteren verlauf ab, wer weiss welche überraschungen die otto-pralinenschachtel noch für mich bereithält. vielleicht kommt demnächst eine spülmaschine?
wo bestellt ihr denn so?
nachtrag 31.07.2025:
am 27. juli meldete sich kerstin nochmal auf meine frage, was denn eigentlich passiert sei und warum ich verschiedene kundennummer bei otto.de habe. die antwort war eine höfliche plattitüden-floskel („Es kann verschiedene Ursachen geben“) und die versicherung „dass es normalerweise reibungslos funktioniert“. damit ich mich bei meiner nächsten bestellung vom service von otto.de überzeugen könne, versprach sie mir einen gutschein, der gestern per post ankam: 15 €.
also mal gucken was ich kaufen kann. wir haben eine pfeffermühle, die seit über 10 jahren sensationell gut funktioniert. unsere salzmühle hingegen funktioniert scheisse. also warum nicht noch eine gut funktionierende mühle fürs salz kaufen? über die google bildersuche identifiziere ich sie als eine silit-gewürzmühle. otto.de listet die mit 38 euro. also ab in den warenkorb.
beim gutscheineinlösen beklagt sich der warenkorb:
ok, dann gilt der gutschein nicht für otto.de, sondern nur für produkte die auch von otto.de sind. oder so. während ich nachdenke was ich jetzt sonst noch mit dem gutschein kaufen kann, bestell ich die mühle spontan für 16 euro bei amazon. wird morgen geliefert.
bei otto.de entscheide ich mich nach 20 minuten erfolglosem scrollen die bestellung auf später zu verschieben.
beim morgenspaziergang fällt mir ein, dass wir ein fliegengitter für die speisekammer kaufen könnten. bei amazon hatte ich vor ner weile schon mal so eins zur selbstmontage und -kürzung gekauft. filter auf „verkäufer otto“ und für 39 euro gabs ein gitter-set, das passen müsste. trotz der saftigen 5 euro versand bestelle ich.
gutscheine funktionieren also. ein simpler 15 euro gutschein von otto.de hat dazu geführt, dass ich bei amazon spontan für 16 euro eingekauft habe und bei otto.de, abzüglich des gutscheins, 24 euro gelassen habe: 50 euro umsatz mit einem 15 euro gutschein. trotzdem habe ich wieder nicht nur positive erfahrung bei otto.de gemacht: der gutschein war restriktiv und galt nicht plattformweit, die preise waren bei meinen unrepräsentativen stichproben nicht besonders konkurenzfähig und die lieferzeit ist wieder so um die 8 tage bei otto.de. die gewürzmühle, das weiss ich jetzt schon, ist morgen da. beim fliegengitter hab ich so ein gefühl, dass da wieder was schiefgehen könnte.
ich bin ja sehr froh mit der art, wie ich hier eigene videos nativ einbinden kann, ohne über youtube oder irgendein CDN zu gehen. in den letzten wochen habe ich auch wiederholt live-fotos oder videos gepostet. die wurden dann allerdings nicht in iOS oder auf dem ipad angezeigt. ich hab ne weile gebraucht, bis ich heute die bedeutung des <video>
attributs playsinline
begriffen habe. das führt dazu, das videos die gemuted sind (oder keinen sound track haben) auch auf iOS oder dem ipad im browser abgespielt werden. das video sollte jetzt also auch auf iOS und ipados funktionieren.
ich habe immer darauf gewartet, dass instagram live-fotos unterstützt. tut es aber offensichtlich bis heute nicht. so sieht das live foto oben aus, wenn ich es (per app) bei instagram hochlade: instagram.com/p/DK6sQ0nM3f0/
enttäuschend und ein weiterer grund primär auf eigene technik zu setzen. obwohl witzigerweise funktioniert das ive-foto (wenn ich es vom telefon auf den rechner airdroppe und dann im browser hochlade) auch auf bluesky und mastodon.
nochmal zur technik; das live foto, dass ich auf den rechner airdroppte, hat 2,8 MB. mit dem folgenden ffmpeg-befehl wird es für das web optimiert und auf 733 KB reduziert. das ist kein grosser unterschied mehr zu einem regulären foto. das könnte ich künftig auch kirby machen lassen (weils geht und praktisch wäre), aber so oft mach ich das ja auch nicht.
ffmpeg -i IMG_3070.mov \
-c:v libx264 \
-preset slow \
-crf 23 \
-pix_fmt yuv420p \
-vf "scale='min(1280,iw)':'-2'" \
-c:a aac \
-b:a 128k \
-movflags +faststart \
optimized.mp4
vor 22 jahren hab ich auf wirres.net den ersten „artikel“ veröffentlicht. auf einem CMS namens ezpublish, damals in der version 2.2.x. später hab ich ezpublish mal auf 2.3.0 aktualisiert, danach im prinzip nicht mehr.
vor ziemlich genau vier jahren hatte ich ezpublish noch einmal geflickt, damit es es mit php 7.4 läuft. vor einem jahr war dann bei uberspace schluss mit php 7.4. wie ein alter weisser mann, kam mein CMS mit den erfordernissen der modernen zeiten (php 8.x) nicht mehr zurecht. deshalb hab ich im letzten jahr kurzfristig erstmal auf tumblr ersatz geschaffen.
ezpublish hat mir zwei jahrzehnte treu gedient. es liess sich anpassen und offensichtlich auch von jemandem mit lückenhaften programmierwissen patchen und am laufen halten, sogar mit okayer performance.
jetzt, ein jahr später wollte ich es noch einmal wissen, ob ich mit etwas geduld und vielleicht hilfe von chatgpt, dem alten CMS nochmal die moderne welt erklären kann. es zeigte sich, dass das eher schwer und uberkomplex ist. seit der php version 4.x hat sich dann doch einiges getan.
was relativ einfach ging war wirres.net lokal, bei mir zuhause, auf meinem heimserver in einem php7.4 container zum laufen zu bringen (und so im prinzip für die ewigkeit zu konservieren). mit einem eintrag in die /etc/hosts
lässt sich auf meinem rechner wirres.net aufrufen, als wäre nie etwas gewesen.
beim googlen nach alternativen gefiel mir kirby von anfang an. ich mochte das konzept, dass artikel in ordnern organisiert sind und alle zugehörigen dateien mit in diesem ordner liegen. die doku gefiel mir auch und das starter kit, hatte, wie damals ezpublish, sinnvolle beispiele wie man das ding zum laufen bringt und was man damit anstellen kann. mir kamen auch schnell ideen, wie ich die inhalte aus ezpublish in kirby importieren könnte. nachdem ich mir in meiner lokalen wirres.net instanz ein export script zusammengebastelt hatte, war ich erstaunt wie schmerzfrei der import ging und wie gut kirby meine inhalte verstand. immerhin handelte es sich um über 10.000 artikel (im ø habe ich offensichtlich über die 22 jahre jeden tag etwas mehr als einen artikel geschrieben).
jedenfalls sind jetzt die artikel wieder da. auch die meisten alten urls sollten wieder funktionieren. der letzte auf der alten seite veröffentlichte artikel hätte in alter notation die url /article/articleview/11437/1/6/ und das funktioniert. die alte haupt-rss-feed-adresse sollte noch gehen, aber es dürfte auch einiges kaputt sein — also noch viel zu reparieren sein.
mal schauen wie es hier weitergeht. kirby ist toll, flexibel und auf eine angenehme weise unterkomplex, aber eben doch hochflexibel.
der import der inhalte hat natürlich auch dazu geführt, dass ich nochmal alte sachen die ich im laufe der zeit veröffentlicht habe gelesen oder angesehen habe. mich hat das daran erinnert, warum ich jahrelang ins internet schrieb: um sachen festzuhalten, die sonst im schaum der zeit verpuffen. es ist zwar schön im eigenen instagramm-konto ganz runter zu scrollen, aber #instagram auf der eigenen webseite ist noch schöner. und zum teil auch ein bisschen strukturierter. #schottland zum beispiel. oder die urlaubsvertretung damals (2005).
irgendwann im letzten jahr wollte ich jemandem ein bild vom pöhler zeigen, aber wirres.net war offline, auf meinem telefon finde ich eh nix und ausdrucke hab ich schon seit 40 jahren nicht mehr dabei. in der eignen unordnung lässt sich sowas ganz schnell finden.
jedenfalls bin ich froh wieder online zu sein.
mit kristof habe ich meine gesamte kindheit verbracht. kristofs schwester anja war auch ab und zu dabei, aber sie war ein mädchen und ein paar jahre älter als kristof und ich — also quasi von einem anderen planeten. richtig mit ihr befreundet habe ich mich erst viel später. kristof und ich waren von anfang an beste freunde. als wir uns zum ersten mal begegneten, wir waren wohl so um die drei jahre alt, wollte ich ihn gleich knuddeln, warf ihn aber ausversehen zu boden. wir waren uns eigentlich nicht besonders ähnlich. kristof war feingliedrig und zart, ich war ein kräftiger brocken, wie frisch in den zaubertrank gefallen. ich erinnere mich nicht, diese körperliche überlegenheit jemals ausgespielt zu haben, ausser ausversehen, bei unserer ersten begegnung. ich erinnere mich noch nicht mal daran, dass wir uns jemals gestritten hätten, aber da kann mich meine erinnerung auch trügen.
wir waren in unseren ersten zehn, zwölf lebensjahren sehr viel zusammen. unsere mütter waren beste freundinnen und sie teilten sich unsere betreuung untereinander auf und liessen uns von einem kindermädchen hüten, das eigentlich die haushälterin von kristofs eltern war (und mich in angst und schrecken versetzte).
kristof hatte eine ganz besondere fähigkeit. wenn er hinfiel, tat er sich weh. und er fiel sehr oft hin. er war auch sehr mutig und kletterte gerne auf bäume, eine tätigkeit die ich mir schon als kind verbot, weil ich vorsichtig schon als schisser geboren wurde.
weil kristof gern auf bäume kletterte, fiel er auch oft von bäumen runter, er schlug sich ständig das gesicht auf und wurde regelmässig ins krankenhaus gefahren, um dort „genähnt“ zu werden. als meine mutter einmal beim abendessen erzählte: „kristof ist in einen stacheldrahtzaun gefallen“ hiess es nicht: „oh je!“ oder „der ärmste!“, sondern: „echt? schon wieder?“
ich teile unglaublich viele kindheitserinnerungen mit kristof: weitpinkeln am kroatischen strand (das mysteriöserweise anja gewann), heuernte im garten seiner eltern, pilzesuchen im wald, bonanza gucken und wie wir einmal ein milch-wetttrinken veranstalteten: am ende des wetttrinkens stürmte kristof aus der küche ins wohnzimmer, strahlte seine mutter an und rief: „mutti, ich hab’ gerade einen liter milch getrunken!“ — und übergab sich am ende des satzes.
wir wuchsen im wahrsten sinne des wortes zusammen auf, gingen zusammen in den kindergarten, die grundschule und den hort. wir klebten zusammen wie pech und schwefel, terrorisierten andere kinder und trieben unsere kindergärtnerinnen, betreuerinnen und lehrerinnen zur verzweiflung. eigentlich, glaube ich, mochten uns unsere betreuerinnen im kindergarten und hort ganz gerne. ich kann mich zumindest daran erinnern, dass ich im hort öfter auf frau pelikans schoss sass, während sie und ihre kolleginnen im personalraum HB-zigaretten rauchten. als ich da so sass, beschloss ich, wenn ich erwachsen wäre, würde ich auch HB rauchen. ich fand rauchen damals ziemlich toll. warum kristof und ich mit rauchenden hort-betreuerinnen im personalraum sassen, weiss ich nicht mehr. in der rückschau vermute ich, um uns von den anderen kindern zu trennen und uns daran zu hindern, grausamen kinderscherze mit ihnen zu machen.
meine mutter erzählte mir, dass sie und kristofs mutter regelmässig zu gesprächen in den kindergarten und den hort eingeladen wurden, um die probleme die wir verursachten zu besprechen. auch das ist mir in der rückschau unerklärlich, denn kristof und ich waren eigentlich schüchterene, zurückhaltende kinder.
nach der grundschule und dem hort gingen kristof und ich auf verschiedene weiterführende schulen und sahen uns etwas seltener. wir sahen uns noch, wenn sich unsere eltern gegenseitig besuchten, übernachteten weiterhin im haus des jeweils anderen und fuhren auch ein paarmal gemeinsam in den urlaub. langsam aber sicher bildeten sich aber neue freundeskreise und die überschneidungen unserer lebenswirklichkeiten wurden langsam weniger.
wir waren beide keine asse in der schule, mein deutschlehrer empfahl meiner mutter, mich eine handwerkliche lehre machen zu lassen, statt mich weiterhin auf dem gymnasium zu überfordern. meine mutter liess sich nicht von lehrern beirren und behielt mich auf dem gymnasium. kristofs eltern gaben dem druck wohl irgendwann nach und liessen ihn, nach ein paar jahren gymnasium, auf die hauptschule gehen.
zu dem zeitpunkt fragmentierte sich unsere freundschaft so sehr, dass ich solche neuigkeiten nicht mehr von kristof selbst erfuhr, sondern sie mir von meiner mutter erzählen liess. über meine mutter war ich bestens informiert über kristofs lebenswege, auch ohne direkten kontakt. über meine mutter erfuhr ich irgendwann, dass kristof jetzt eine lehre in einem metallverarbeitenden betrieb angefangen hätte. dann erfuhr ich, in wechselnder reihenfolge, dass er dort rausgeflogen sei, später wieder dort angefangen hätte und irgendwann später wieder rausgeflogen sei. ich hörte das kristof kiffte, zu viel kiffte, und sich wohl auch beim dealen hatte erwischen lassen. in den erzählungen meiner mutter entwickelte sich kristof langsam zu einem problemjugendlichen. weil ich die schule auch scheisse fand und pubertierte, hatte ich auch alle möglichen probleme, aber weil ich ein schisser war und angst vor grösseren problemen hatte, gab ich mir mühe meine probleme klein zu halten. ich fing an, das mit dem kiffen auch mal auszuprobieren, aber weil ich so eine angst davor hatte, dass das kiffen zu einem grösseren problem werden könnte, halluzinierte ich nicht, sondern paranoisierte und kotzte vom kiffen. ich liess das dann schnell wieder sein und versuchte immer wieder, auch in der schule, auf einen grünen zweig zu gelangen, um nicht auch eine lehre anfangen zu müssen.
über die jahre kreuzten sich die wege von kristof und mir noch ein paar mal direkt und indirekt, so hatte er, als ich in als austauschschüler in amerika war, eine etwas längere affäre mit meiner besten freundin und grossen ex-liebe gita — und er lernte meinen besten jugendfreund, den pöhler kennen.
auch von der bekanntschaft von kristof mit dem pöhler erfuhr ich lediglich indirekt, über gita und meine mutter. die beiden wohnten zusammen, kifften ein bisschen zu viel und experimentierten wohl auch mit härteren drogen — das vermutete zumindest kristofs mutter, wie ich über den stille-post-flurfunk zuhause erfuhr.
als ich aus amerika zurückkam und in eine andere stadt zog, schienen sich die probleme von kristof potenziert zu haben. er hatte keine abgeschlossene ausbildung, keinen schulabschluss, war, abgesehen von gelegentlichen versöhnungen, mit seinen eltern zerstritten. gita hatte auch keinen kontakt mehr mit ihm. gelegentlich half er wohl noch in dem metallverarbeitenden betrieb aus, in dem er seine ausbildung mehrfach abgebrochen hatte und baute, während ich in amerika war, an der wendeltreppe in unserem neuen haus in heinsberg mit. so hatte ich zwar keinen kontakt mehr mit kristof, aber dafür in dem haus in dem ich wohnte eine stahl-wendeltrepe, an der kristof mitgebaut hatte.
in den folgenden jahren machte ich dann auch eine handwerkslehre (schreiner) und ein studium (architektur) und zog später nach berlin. die indirekten nachrichten aus kristofs leben wurden in dieser zeit immer unerfreulicher. vor etwas 18 jahren gab es dann aber wohl eine wende. ich erfuhr, dass er eine frau kennengelernt hätte und mit ihr einen sohn hätte. ausserdem sei er jetzt wohl „clean“. dass er in den jahren zuvor nicht besonders „clean“ war, konnte ich selbst nur einmal, auf der beerdigung seiner oma beobachten. da tauchte er selbstzufrieden grinsend und aufgedunsen auf und rief mir zu, dass ich ja ganz schön aufgedunsen sei. damit hatte er eindeutig recht (selbstzufrieden und aufgedunsen war ich auch), besorgniserregend war aber, dass nicht nur sein körper und sein gesicht aufgedunsen waren, sondern auch seine hände stark geschwollen. einige seiner zähne waren nicht mehr ganz vollständig und er sah nicht besonders gesund aus. aber jetzt, so hörte ich, solle alles ganz anders geworden sein.
ich liess mir regelmässig erzählen, dass er ein liebevoller vater sei, insbesondere sein umgang mit dem zweitgeborenen sohn, der das down-syndrom hatte, sei freudlich, geduldig und nachsichtig, was ein angenehmer kontrast zu seiner frau sei, die sehr viel strenger und weniger nachsichtig mit den kindern umginge.
beinahe zwanzig jahre nachdem ich ihn zum letzten mal gesehen hatte, entschloss ich mich, kristof wieder mal zu treffen. ein paar tage vor unserer verabredung musste kristof ins krankenhaus, weil seine rechte hand so stark angeschwollen und entzündet war, dass gefahr bestand, kristof könne seine rechte hand verlieren. es zeigte sich, dass er wohl in den letzten jahrzehnten eher nicht so „clean“ war, sondern eher ein funktionierender und einigermassen sozial integrierter junkie. an seinem körper fanden sich kaum noch funktionierende venen, in die er heroin spritzen konnte, deshalb nutze er wohl vor allem seine rechte hand (er ist linkshänder).
als ich ihn traf, kam er relativ frisch aus dem krankenhaus, die hand war abgeschwollen, aber immer noch grotesk dick, aus einem weissen verband ragten sehr stark geschwollene, blau-rot verfärbte finger. er war wieder etwas schlanker als auf der beerdigung seiner oma (ich hatte weiter zugenommen). sein gesicht wirkte zerschunden, wohl auch wegen der vielen kindheitsnarben, aber nicht mehr aufgedunsen. seine hellen blauen augen wirkten genauso wach und freundlich, wie vor über 30, 40 jahren. von den meisten seiner zähne, waren nur noch braune stümpfe übrig. vor dem relativ kleinen haus, in einem dörflichen vorort von aachen, stand ein relativ neuer mercedes, das haus hatte kristof kürzlich gekauft, mit einem darlehnen und etwas aus der verwandschaft zusammengekratzten eigenkapital. das haus hatte hinten raus einen kleinen garten und wirkte sehr aufgeräumt, obwohl kristof gerade die küche renovierte.
das haus gefiel mir gut, kristof erzählte mir von seinen renovierungs und umbauplänen, ich lobte seine pläne und sein haus und die einrichtung. mir gefiel das haus wirklich, auch wenn ich vor meinem 80ten lebensjahr nie wieder in einem vorort von aachen oder in aachen selbst leben möchte. der kleine sohn mit down-syndrom war unfassbar niedlich, aber auch irre anstrengend und wuselig. der ältere sohn verbarg hinter seiner jugendlichen schüchternheit eine beeindruckende auffassungsgabe. ich teste die auffassungsgabe von menschen (leider) ständig, indem ich mit wortspielen und witzen mit wechselnder subtilität um mich werfe und dann prüfe, wer meine witzchen versteht oder zu dechiffrieren vermag. zu meinem erstaunen konnte der ältere sohn sie alle verstehen — aber kristof auch. noch erstaunlicher fand ich, welche verantwortung der ältere für das jüngere kind übernahm, sich kümmerte, dem kleinen hinterherlief oder grenzen aufzuzeigen versuchte. es wirkte, als hätte der kleine drei elternteile, die sich um ihn kümmerten. noch deutlicher wurde das auf einer familienfeier, zu der auch kristofs familie eingeladen war. auch hier passte der ältere fast ständig auf den jüngeren auf. man bemerkte die last, die auf dem älteren lag, aber auch kristofs bemühen, ihm teile diese last zu nehmen. der umgang von kristof und seinem älteren wirkte sehr herzlich, vertraut und liebevoll, ebenso wie mit dem jüngeren. ich musste mich vorbehaltslos den beobachtungen meiner mutter anschliessen.
nach der hausbesichtigung verliessen kristof und ich das haus und die familie, und fuhren in ein café um uns etwas ruhiger unterhalten zu können.
kristof erzählte von seinem leben der letzten 20 jahre und meinte, dass er ziemliches glück gehabt hätte. er meinte natürlich, dass er glück hatte, nie erwischt worden zu sein und keine schwereren gesundheitlichen schäden davon getragen zu haben. und er meinte natürlich auch, dass er noch lebte. ich sass kristof gegenüber und stellte ihn mir als glücklichen menschen vor. sein geschundener körper, sein behindertes und sein überfordertes kind belasteten ihn nicht, im gegenteil, alles was ich sah und was er erzählte deutete darauf hin, dass er sich seiner verantwortung bewusst war und sich ihr auch stellte, so gut er konnte. ich hatte den eindruck, dass seine sucht dem einsatz für seine kinder nicht im weg stand. das was er mir von den problemen seines ältesten in der schule erzählte, erinnerte mich an den umgang meiner mutter mit meinen lehrern: kompromisslos auf der seite des eigene kindes stehen, nicht vor der vermeintlichen autorität der lehrer kuschen, die argumente der lehrer sauber zerpflücken, wenn’s nötig ist, und präsenz zeigen.
ich sah, dass kristof mit dem leben mehr zu kämpfen hatte als ich — ich hatte ja auch stets versucht meine probleme klein zu halten — aber trotzdem wirkte kristof auf mich zufrieden.
zehn jahre nach unserem treffen in aachen, heute am 8. juni 2024, schrieb mir meine mutter, dass kristof heute nacht gestorben sei.
wie immer wenn mich nachrichten von todesfällen mir sehr nahe stehender menschen erreichen, weigere ich mich das zu glauben. selbst wenn ich dann auf der beerdigung bin, halte ich das ganze immer noch für einen irrtum, ich denke dann, kann ja nicht sein, dass dieser mensch wirklich weg ist, weil es ja noch menschen gibt, die diesen menschen noch brauchen.
vor ostern noch ein arbeitstag, den ich bei meinen eltern im rheinland verbringen. internet und homeoffice sei dank. sass zum daily im zimmer meiner mutter neben diesem bild. schöne erinnerung, das waren noch zeiten in den 80ern.
die elektronik hab ich ausgeweidet und mit einem esp getauscht. die motoren kann ich jetzt fernsteuern, sobald die teile (mikrofon, audio verstärker, moderner esp32) aus china kommen kann man dann auch mit dem fisch reden und vielleicht singt er dann auch wieder.
war mir echt zu blöd jeden morgen nach den kleinen zahlen zu suchen. überhaupt; warum nich einfach numerisch sortieren den scheiss?
satz von seltsamer schönheit und gleichzeitig bildbeschreibung: durchs handy in den spiegel gucken.
was wenn die größte erfindung der menschheit nicht generative AI ist, sondern kontrollierte fermentation — dachte ich eben als ich die 4 gramm hefe die brötchen formen liess und selbst angesetzten, selbst carbonisierten kombucha trank.