wie @zeitschlag in den einzelhandel ging um sich beraten zu lassen und gesagt bekam: „da müssten sie sich im internet drüber informieren.“
bullenscheisse.de/2019/wenn-ich-schon-mal-dabei-bin/
alles

das pflaster ist grad ein paar wochen alt und wuchert schon zu. toll!
(bin mal gespannt wann die motorsensenmänner kommen)

erinnert mich daran, dass springer als pin-eigentümer, noch vor kurzem gegen den mindestlohn lobbyiert hat, um seine „pinfluencer“ weiter schlecht bezahlen zu können — und jetzt muss man sich auch noch spiessig stechen und armtätowieren, um in dem laden arbeiten zu können.
volker weber hat recht.
apple positioniert und vermarktet sich seit einer weile als privatshären-vorreiterin, die ein geschäftsmodel verfolge, dass es unnötig mache benutzerdaten zu aggregieren, zu speichern und zu verarbeiten.
mit dem siri-dienst macht apple aber genau das: benutzerdaten sammeln, speichern und verarbeiten, teilweise auch von menschen. ja, apple pseudo- oder a-nonymisiert diese daten vor der speicherung und verarbeitung, aber einen opt-out aus der speicherung meiner stimmdaten bietet apple nicht an, genauso wenig wie transparenz darüber, wie lange und wo gespeichert wird.
ich verstehe, dass diese datensammlung einer guten sache dient, nämlich siri und die weckwort- und spracherkennung zu verbessern. aber im prinzip macht apple hier nichts anderes als die anderen datensauger wie google, facebook oder amazon: datenhalden mit benutzerdaten füllen, ohne ihnen die möglichkeit zu geben diese daten einzusehen, zu löschen oder — im sinne der datensparsamkeit — gar nicht erst anfallen zu lassen.
und genau deshalb hat volker weber recht, in der standardeinstellung sollte die siri-sprachdaten-speicherung deaktiviert sein, auch wenn das bedeutet, dass es apple damit schwerer fällt siri zu verbessern oder apple anstrengungen unternehmen muss, seine kunden zum datenspenden, zum opt-in zu ermuntern.
und eine möglichkeit siri zu bewerten sollte es für den benutzer selbst auch geben, auch wenn es etwas irritierend sein würde, wenn man ständig von seiner uhr oder mobiltelefon gefragt wird: „na? wie war ich?“
Erwachsen wie die Jugend (t3n 57)

„Technik löst Probleme, die wir ohne sie gar nicht hätten.“ Das ist ein Zitat von Harald Lesch, aber eigentlich eine Abwandlung eines sehr alten Witzes über Computer. Genau genommen ist es vor allem eine grobe Simplifizierung der Realität. Vereinfachung gehört nun mal zu Harald Leschs Beruf als Fernseherklärbär. Denn natürlich löst Technik auch Probleme, die wir ohne sie hätten. Anders gesagt: Ohne Technik hätten wir ganz andere Probleme – vor allem nicht weniger.
Derselben Logik folgend könnte man übrigens auch sagen, dass wir mit gesellschaftlicher Weiterentwicklung auf Probleme antworten müssen, die wir ohne den vorangegangenen gesellschaftlichen Fortschritt gar nicht hätten. Viele Witzbolde, Konservative, Sprachschützer oder Digitalverächter tun das auch. Dabei sind Reaktionäre eigentlich gar nicht gegen das Neue, sondern nur gegen das neue Neue. Sie wünschen sich Zustände zurück, die in der Vergangenheit einmal neu waren. Das Problem mit dieser Weltsicht ist allerdings, dass wir mit Rückschritten zu altem Neuen vielleicht aktuelle Probleme abräumen können, aber dafür auch wieder sehr viele alte, damals™ ungelöste Problemkisten öffnen müssten.
Obwohl der Problemlösungswitz oben eine ärgerliche Simplifizierung ist, hat er, wie fast jeder Witz, doch einen wahren Kern. Der brillante Denker, Digitalisierungskritiker und Egomane Andrew Keen, der seit Jahren die Hybris, Arroganz, Maßlosigkeit und Egomanie der Silicon-Valley-Unternehmer kritisiert, weist in der Marketingkampagne für sein neues Buch auf ein grundsätzliches Problem des Fortschritts hin:
Die Geschichte der Menschheit zeigt, dass wir immer in die Zukunft hineinstolpern, alles kaputt machen und es anschließend wieder in Ordnung bringen müssen. Wir haben 50 bis 100 Jahre gebraucht, um die Hauptprobleme des industriellen Kapitalismus zu lösen, und mit einigen Problemen beschäftigen wir uns heute noch, etwa Umweltverschmutzung und Klimawandel.
Nicht selten fällt es uns schwer, diese Probleme überhaupt zu erkennen, weil unsere Wahrnehmung und der gesellschaftliche Fortschritt nicht mit technischen Weiterentwicklungen mithalten können. Ebenso schwer fällt es uns, bereits erkannte Probleme anzugehen: Lieber stolpern wir weiter voran – und halten uns, weil wir in Richtung Zukunft stolpern, für progressiv.
Ich glaube durchaus, dass wir die Probleme, die uns Fortschritt und Technologie eingebrockt haben, mit mehr gesellschaftlichem und technischem Fortschritt lösen können. Die vergangenen Jahrtausende haben gezeigt, dass das mühsam ist, aber grundsätzlich funktioniert. Die Welt, die Lebenssituation der Menschen, hat sich in den letzten Jahrhunderten durch technischen Fortschritt enorm verbessert:
- Wir werden mittlerweile im Schnitt über 70 Jahre alt
- Die Zahl der Menschen, die in extremer Armut leben, hat sich in den letzten 20 Jahren fast halbiert
Die aktuelle Klimakrise zeigt aber auch, dass Probleme nicht allein über persönliche (Konsum-)Entscheidungen gelöst werden können, sondern auch gesellschaftlich, politisch, am besten global, angegangen und reguliert werden müssen.
Nachdem wir alle die Klimakrise jahrzehntelang verdrängt und mögliche Lösungsansätze aufgeschoben und verstolpert haben, ist in den letzten Monaten Erstaunliches geschehen: Die (frei nach Andrew Keen) angeblich so narzisstische, Fast-Food-, Nikotin-, Spiel-, Porno- und Gadget-süchtige Jugend fordert, dass wir unsere politische Verantwortung für die Zukunft übernehmen.
Die Jugend, um deren Wohlergehen wir uns angesichts der Digitalisierung und Vernetzung, der Allgegenwart von seichter Unterhaltung, Gewalt und Pornografie so große Sorgen gemacht haben, entscheidet sich erstaunlich bewusst, welche Apps oder Online-Dienste sie nutzt und auf welche sie verzichtet. Sie hat erkannt, dass die Zukunft nicht vordringlich mit Jugendschutz, sondern mit politischem Handeln zum Klimaschutz gerettet werden muss. Es ist paradox, aber wir leben in einer Zeit, in der Jugendliche den Erwachsenen zeigen, was es bedeutet, erwachsen zu handeln: Nämlich Technologie und Fortschritt nicht als Selbstzweck zu sehen, sondern als Gestaltungsmittel für die Zukunft. Wenn wir endlich so erwachsen werden wie die Jugend, können wir mit Technologie auch wieder Probleme lösen, die wir ohne Technologie nicht lösen könnten.
ix habe in meiner aktuellen t3-kolumne (kommt in 1 paar wochen) ein loblied auf die jugend gesungen und hoffe, dass das nicht nur eine überkompensation meines alten, weissen zustands ist.
(aber wer kinder erwachsen gezogen hat, kann die nicht total beeindruckend finden?)

das ist aus samen von ikea gewachsen, die angeblich roter radicchio (cichorium intybus foliosum granato) sein sollen. schmeiß ich wohl nachher zusammen mit champignons in die pfanne.

long term supermarkt-basilikum — ich weiß ja nicht wie es bei anderen läuft, aber mir sind diese supermarkt-pflanzen immer nach ein paar tagen auf der fensterbank oder dem balkon eingegangen. in der kammer, unter led-licht, versorgt uns dieses exemplar jetzt schon seit über drei monaten mit blättern. #ltsb
long term supermarkt-basilikum

ich weiß ja nicht wie es bei anderen läuft, aber mir sind diese supermarkt-pflanzen immer nach ein paar tagen auf der fensterbank oder dem balkon eingegangen. in der kammer, unter led-licht, versorgt uns dieses exemplar jetzt schon seit über drei monaten mit blättern.
(allerdings dünge ich den basilikum auch immer mit der ikea-växer nährlösung, die auch die anderen (hydroponisch lebenden) pflanzen bekommen. aber das licht machts, glaube ich.)

mein mittagessen heute ist in unserer speisekammer gewachsen. #ikeaväxer

mein mittagessen heute ist in unserer speisekammer gewachsen. #ikeaväxer
… war sehr lecker.


das linke teilstück des geländers zum wasser am #humboldtforum ist (fast) fertig und wirkt sehr viel massiver als in der visualisierungen.
danke für die zusätzliche perspektive. und nur ums nochmal klar zu sagen, fürs personalisierte tracking gibt’s viele gute gründe. was aber mein aufhänger ist: kaum jemand versteht, in welchem umfang man beim newsletterlesen und klicken beobachtet wird und dass hier in der regel nichst pseudonymisiert wird, sondern knallhart persönlich identifizierbar profiliert wird.
und: eine wahl wird einem, wenn man den umfang des trackings verstanden hat, in der regel eben nicht gegeben. lediglich der anbieter inxmail (habe ich zumindest mit oberflächlichster recherche gesehen) bietet fürs tracking einen separaten opt-in an.
und zum t.co-url-kürzer und -tracker: der, und alle anderen shortener, nerven auf sehr vielen ebenen und ermöglichen (theoretisch) twitter für angemeldete benutzer ebensolche klick-historien anzulegen, wie es die newsletter-anbieter (theoretisch) können. aber immerhin kann ich der personalisierten erfassung entgehen, indem ich t.co-links beispielsweise in einem anonymen browserfenster öffne.

mal sehen wie die in zwei wochen schmecken #speisekammer

garten in der speisekammer sei dank #ikeaväxer
enthaltsamkeit gegen die klimakatastrophe?

mich macht das unreflektierte wiederkauen von vermeintlichen studienergebnissen immer ein bisschen aggressiv, aber journalisten scheinen studien zu lieben. früher auf papier, jetzt im netz oder in emails, reissen journalisten für eine knackige überschrift, einen schlussgag oder aufhänger, sätze aus zusammenfassungen aus dem zusammenhang und werfen sie dem leser oder zuschauer vor. so auch heute im tagesspiegel checkpoint:
[…] Gerade veröffentlichte Zahlen eines französischen Think Tanks sollen belegen, dass Videostreaming jedes Jahr 305 Millionen Tonnen Kohlendioxid verursacht – was fast ein Prozent des weltweiten Ausstoßes sei (laut „The New Scientist“).
lobend erwähnen muss ich natürlich, dass der checkpoint die quelle verlinkt und mit der formulierung „sollen belegen“ darauf hinweist, dass zahlen aus studien, reports oder schlussabsätzen immer mit vorsicht oder ein paar gramm salz zu geniessen sind. auf die furchtbar verunglückte und verklemmte porno-schlusspointe von björn seeling möchte ich eigentlich nicht gesondert hinweisen, weil die pointen von björn seeling immer klemmen. aber ich zitiere sie trotzdem kurz, weil nicht nur die pointe klemmt, sondern auch der inhalt:
Vorschlag des Think Tanks, um CO₂ einzusparen: die Datenmenge durch geringere Auflösung der Videos verkleinern. Gilt natürlich nicht nur für die ganz scharfen.
(2 von mir tiefergesetzt, fettungen von björn seeling)
die studie, oder der report, wie the shift project die veröffentlichung nennt, schlägt nämlich gar nicht vor auflösungen von online-videos zu verkleinern, sondern man schlägt digitale enthaltsamkeit („Digital sobriety“) vor. um den report zu ergänzen, liefert the shift tank the shift project allerdings drei „werkzeuge,“ um nutzerïnnen und bürgerïnnen die versteckten umweltbelastungen von digitalen technologien zu zeigen („to reveal the hidden environmental impact of digital technology to users and citizens“):
- ein youtube-video: „This video is bad for climate change: Thank you for watching“
- eine dreiseitige pdf-datei (sic!): „How to reduce the size of a video in 5 minutes while maintaining a good quality“
- eine firefox-extension die den energieverbrauch des eigenen surfverhaltens visualisieren soll
ich bezweifle, dass björn seeling oder das shift projekt glauben, dass eine dreiseitge pdf-anleitung etwas ist, auf das youtube, netflix oder amazon prime gewartet haben, um das gewicht ihrer angebote zu reduzieren. tatsächlich stecken die plattformen bereits seit einigen jahren geld und entwicklung in die optimierung von komprimierungsalgorithmen und effizientere auslieferung — nicht nur aufmerksamkeit bedeutet geld für die platformen, auch optimierte geschwindigkeit und resourcennutzung. das pdf richtet sich eher an leute die ihre eigenen pornos drehen ihre selbstgemachten videos erstmal selbst optimieren möchten, bevor sie sie auf youtube oder vimeo laden, um sie dort nochmal optimieren zu lassen und ausliefern zu lassen. im pdf wird übrigens auch erklärt, wie der autor des pdf es schaffte 16 seiner vimeo-videos so zu optimieren, dass er am ende im schnitt 25% der video-dateigrösse einsparte: 11 wurden erfolgreich um 50 bis 90 prozent in der grösse reduziert, zwei liessen sich nicht weiter optimieren und drei hat er gelöscht: „Reducing the weight of videos online therefore begins by asking the question of the usefulness of their online presence.“
das ist die haltung, bzw. der lösungsansatz, der sich durch den ganzen report „The Unsustainable Use Of Online Video“ zieht: digitale, persönliche enthaltsamkeit. statt mit dem SUV mal zu fuss zum supermarkt gehen um quinoa zu kaufen, mülltrennung und das eine oder andere video bei youtube löschen, um das klima zu retten.
mich erinnert das fatal an die narrative die uns die ölindustrie, die autoindustrie oder die kunstoff produzierende industrie ins kollektive gewissen gehämmert haben: das elend der welt ist kein politisches problem, sondern ein problem individueller schuld. fahradfahren und zu fuss gehen wird sicherer, wenn wir vorsichtiger und umsichtiger sind und uns beispielsweise mit helmen schützen, nicht etwa durch tempolimits, fahrverbote, getrennte fahrradwegnetze. müllberge aus kunstoff sind ein problem weil wir den müll nicht gut genug trennen, zu verpackungsintensiv einkaufen oder unsere plastikzahnbürsten schon nach 6 wochen wechseln, nicht etwa weil die industrie jede regulierung der kunstoffproduktion weglobbyiert hat oder sich mit grünen punkten jahrzehntelang weissgewaschen hat.
und der klimawandel: natürlich auch die schuld eines jeden einzelnen, wer netflix guckt, mal in den urlaub fliegt oder wegen nicht vorhandenem oder nicht funktionierenden öffentlichem nahverkehr mit dem auto pendelt ist schuld am klimawandel. dass mehr oder weniger alle politischen fragestellungen und initiativen zum klimawandel seit jahrzehnten ausgeklammert, ausgesessen, verharmlost oder ignoriert wurden ist sekundär.
ganz ironielos beschreibt dieser artikel der klimaaktivistin mary annaise heglar, dass das problem nicht individuelle schuld ist, sondern dass die klimakatastrophe eben nur politisch gelöst werden kann: »Stop obsessing over your environmental sins. Fight the oil and gas industry instead.«
dass das internet ungeheuer viel energie verbraucht steht ausser frage, ebenso, dass video-streaming mittlerweile mehr als die hälfte des gesamten netzwerkverkehrs ausmacht. der report spricht auch themen an, die in aller breite diskussionswürdig sind, wie „dunkle design muster“ (dark design patterns), die benutzer möglichst lange auf den jeweiligen platformen halten sollen: autoplay, endlos-scrolling, eine athmosphäre von dringlichkeit. nur sind diese design-muster eben nichts neues, auch das alte fernsehen nutzt bis heute autoplay, setzt alles daran, den zuschauer so lange wie möglich am schirm zu halten und die aufmerksamkeit einzufangen. auch sendemasten und analoge fernsehgeräte verbrauchten strom und tageszeitungen (wie der tagesspiegel) sind, selbst nach einer studie die die papierverarbeitende industrie in auftrag gegeben hat, eher keine CO₂-musterknaben:
Die Printzeitung verbraucht im Vergleich zur Online-Zeitung deutlich mehr Primärenergie. Der Carbon Footprint ist ebenfalls größer. Die Gesamtumweltbelastung ist bei der gedruckten Zeitung auch höher. Das alles spricht gegen die gedruckte Zeitung.
(wenn man eine gedruckte zeitung länger als eine halbe stunde liest oder sie noch von 2,2 anderen leuten lesen lässt verbessert sich die ökobilanz der gedruckten zeitung.)
dass videostreaming jedes jahr „305 Millionen Tonnen Kohlendioxid“ verursacht, dass die produktion von zeitungen auch CO₂ verursacht, oder, previously, dass bitcoin-mining irre viel strom verbraucht, sind feststellungen die dem klimaschutz nicht helfen, weil sie strohmann-argumente sind. sie suggerieren dass es leicht identifizierbare schuldige gibt, leute die bitcoins abbauen, leute die netflix oder pornos gucken oder sich nachrichten auf gebleichtem altapapier kaufen. sie suggerieren, dass wir, jeder einzelne von uns, selbst schuld sind und dass erziehung, aufklärung und enthaltsamkeit lösungen sein können.
dabei liegt die lösung auf der hand: sie ist politischer, gesellschaftlicher natur. die politik muss dafür sorgen ihre viel zu bescheidenen und niedrigen klimaschutzziele zu erfüllen, wir müssen weg vom verbrennungsmotor, wir müssen den individualverkehr mit regulierung reduzieren (weniger autos wagen) und bessere, viel bessere öffentliche verkehrslösungen schaffen. die maschinenräume des internets müssen mit politischen mitteln dazu gebracht werden energetisch effizienter zu werden und aus mehr und mehr regenerativen energiequellen gespeist zu werden. google rühmt sich damit bereits 30% ihrer „anlagen“ mit erneuerbarer energie zu versorgen. mit entsprechendem poltischen druck und ernsthaften schritten in richtung einer energiewende sollte da noch einiges zu machen sein.
wir alle müssen am grossen politischen rad drehen, statt nur enthaltsamer zu leben. nichts gegen enthaltsamkeit, wer sich dafür entscheidet seinen ökologischen fussabdruck zu reduzieren, sei es durch verzicht, vernunft oder sparsamkeit, verdient respekt. mir geht das wort nachhaltigkeit nur schwer über die lippen, aber wenn wir unseren konsum, unser eigenes leben etwas mehr auf resourcenschonung und verträglichkeit mit der zukunft abstimmen, ist das kein schritt in die falsche richtung — solange es eben nicht der einzige schritt ist und wir nicht die politische dimension aus den augen verlieren.
und zum thema digitale enthaltsamkeit: ich glaube, dass es wirklich sehr, sehr wenige erfolgsgeschichten der enthaltsamkeit gibt. die katholische kirche dürfte das beste beispiel dafür sein, denn sie hat einen mehrere tausend jahre langen feldversuch unternommen, der ziemlich deutlich zu zeigen scheint, dass enthaltsamkeit gesellschaftlich und politisch keine lösung ist, sondern im gegenteil, die probleme nur verlagert und verschärft.
ich habe versucht den ganzen report von the shift project zu lesen. das wurde erschwert durch eine ungemein sperrige sprache und ermüdende wiederholungen. ich kann aber guten gewissens behaupten, dass ich die studie sorgfältiger gelesen habe als die autoren selbst. hätten die ihr konvolut nochmal vor der veröfentlichung als PDF gelesen, wären ihnen vielleicht auch absätze wie dieser aufgefallen:
streaming sites, of “tube” type (cf. Erreur ! Source du renvoi introuvable..Erreur ! Source du renvoi introuvable..Erreur ! Source du renvoi introuvable. “Erreur ! Source du renvoi introuvable.”, p. Erreur ! Signet non défini.), have revolutionized the consumption of pornography by making access to it by any smartphone, including by children and adolescents, simple and free.
mir graust es auch vor argumentationsmustern wie diesem, dass mich an die politische spindoktor-dreherei der telekommunikations-industrie zur abschafffung der netzneutralität erinnert:
Not choosing means potencially allowing pornography to mechanically limit the bandwidth available for telemedicine, or allow the use of Netflix to limit access to Wikipedia.

die ähnlichkeit der argumentationsmuster des shift project mit denen grosser industrie-lobby-vereinen macht mich stutzig. wie sich das projekt finanziert habe ich auf theshiftproject.org nicht herausfinden können. die wikipedia deutet lediglich an, woher das geld kommt: „The Shift Project is funded by corporate sponsors.“
wahrscheinlich sind die argumente des shift projects aber einfach nur so schwach, weil man nicht genug industriegeld einsammeln konnte um sich über enthaltsamkeit hinausgehende gedanken zu machen. positiv ist übrigens zu vermerken, dass das video des projekts mit bisher lediglich knapp 4000 views auf youtube beinahe klimaneutral ist und damit erst 35 kilogramm CO₂ ausgestossen hat. allerdings könnte das verlinken des videos nach ansicht des shift-projekts einer klimasünde gleichkommen.