ich habe den ganzen artikel gelesen in der erwartung, dass an irgendeiner stelle vorurteile über autismus breitgetreten oder olle kamellen aufgewärmt werden. in meiner limitierten wahrnehmung scheint der artikel dann aber doch ziemlich fundiert und differenziert zu sein. die autorin maia szalavitz nennt sich auf twitter neuroscience journalist und schreibt hauptberuflich für time.com.
wie gesagt: sehr lang (mediums algorithmus meint 32 minuten lesezeit), aber lesenswert und differenziert:
He adds, “Biologically, autism is not a unitary condition. Asking at the biological level 'What causes autism?' makes about as much sense as asking a mechanic 'Why does my car not start?' There are many possible reasons." Belmonte believes that the intense world may account for some forms of autism, but not others.
Research shows, in fact, that everyone learns best when receiving just the right dose of challenge--not so little that they're bored, not so much that they're overwhelmed; not in the comfort zone, and not in the panic zone, either. That sweet spot may be different in autism. But according to the Markrams, it is different in degree, not kind.
das ist wunderschön, was man da bekommt, wenn man geschmolzenes alumnium in einen ameisenbau giesst, aber in deutschland würde man dafür, wahrscheinlich zu recht, den ameisen zum frass vorgeworfen. hügel bauende waldameisen stehen offenbar seit 200 jahren unter schutz.
nein. das ist nicht das grossartigste fahrrad-video aller zeiten, sondern ein video in dem man ein paar fahrradfahrer sieht, die ein paar tricks zeigen.
Es gibt eine simple Ökonomie dieses boomenden Kunstmarktes, der bereits too big is to fail: Das überschüssige Kapital schafft sich ein Spielfeld, auf dem es vollkommen losgelöst walten kann. Eine kleine Clique von superreichen Sammlern treibt sich gegenseitig die Preise in die Höhe. Davon profitiert ein global vernetztes und immer enger mit Banken verflochtenes Kunstbusiness. Kunstkonsum ist zum Schwanzvergleich der Oligarchen geworden. Der Kunstmarkt ist eine böse Karikatur des Kapitalmarkts geworden. Die Banken werden Sammler, die Banken organisieren Kunstanleihen und liefern schließlich die Expertisen darüber, was Kunstwerke wert sind.
diese ökonomisierung und privatisierung eines teils der zeitgenössischen kunst habe eine schwerwiegende folge für „uns normale Menschen“:
Die Kunst verliert ihren eigentlichen Adressaten, den nach Freiheit, Schönheit und Fantasie verlangenden Menschen, eine Gesellschaft, die sich traut, ästhetische Experimente zu treiben. Sie verliert genau die Leute, die sie weder haben noch konsumieren, sondern verstehen wollen. Wie man Kunst eben so "verstehen" kann.
langer, klug erscheinender text von daniel brockmeier:
Ich habe einen sehr langen Blogpost zur Demut geschrieben, in dem ich die Texte zur Demut von Haltungsturnen, wirres.net und anmut und demut analysiere. Am Ende gebe ich dann noch meinen eigenen Senf dazu. Das ganze ist so episch lang, dass ihr auch nur das Fazit lesen könnt, falls euch die Zeit fehlt ...
das hier sind bilder vom anwalt @fritzclapp, der hier die hells angels in warenzeichen-angelegenheiten vertritt und offensichtlich schonmal was von frisuren-marketing gehört hat. den nyt-artikel um den es eigentlich geht, „Despite Outlaw Image, Hells Angels Sue Often“, kann man auf jeden fall lesen.
das ist wirklich unfassbar realistisch und angsteinflössend.
[nachtrag 21.12.2013]
die roboter sind dann vielleicht doch keine bots, sondern von menschen gesteuerte automaten. möglicherweise. mich beruhigt das vorerst nochmal ein bisschen. dank an fennek.
Nicht die öffentlichen Aufrufe der Schriftsteller und Unternehmen werden dafür sorgen, dass die Überwachung eingeschränkt und besser kontrolliert wird. Das können wir nur selbst, indem wir uns entscheiden, keine Untertanen zu sein.
rené walter bei schlecker milfenstein über klickbaiting:
Ich prangere das an.
ich habs wirklich nicht mitbekommen, dass die beiden ihre blogs für einen tag getauscht haben. obwohl ich beide abonniert habe. /fakeblog.de
Tut nach wie vor ein bisschen weh, die Beasties in so 'nem Urheberrechtsblödsinn mit ansehen zu müssen.
fühlt sich alles sehr falsch und unentspannt an. möglciherweise summe ich heute den ganzen tag dieses bekannte beastie boys lied: „... you got to fight ... for your right ... to shake the pagoda tree ...“
caspar clemens mierau zeigt sehr schön den überwachungswahn der vierten gewalt:
Besonders lustig ist diese Tracker-Liste bei der FAZ, wenn man den FAZ-Service-Artikel “Wie wehre ich mich gegen Überwachung?" liest, in dem unter anderem die Frage aufgeworfen wird:
“Was wissen Google und Facebook denn über mich?"
Nun, in diesem Fall weiß Google zumindest, dass gerade der Artikel gelesen wird. Hätte man der Ehrlichkeit halber ja mal hinschreiben können. Statt dessen wird aber lieber mit dem Finger auf das Internet gezeigt - so als passiere es eben “dort" und nicht “hier und jetzt".
sascha lobos beste spon-kolumne seit langem:
[I]n welcher verdammten Welt sind Journalisten Terroristen, in welcher verdammten Welt fühlt sich ein supergroßmächtiger Staat bedroht durch eine durchreisende, depressive Frau im Rollstuhl?
Die grausige Antwort: nur in einer Wahnwelt. Der Spähskandal ist das Symptom eines politischen Wahnsystems. Demokratien weltweit sind vergiftet von einer - man muss sie so nennen! - amtlichen Wahnvorstellung, in der jede Person eine potentielle Bedrohung ist. Und deshalb überwacht werden muss: Alle stehen immer unter Verdacht. Eine Wahnwelt, in der Demokratien nicht zu demokratisch werden dürfen - weil Transparenz und Kontrolle des Spähapparates als Machtbeschränkung gesehen werden. Das ist der Schlüssel zum Verständnis des Spähskandals.
… durch die dortige Vorratsdatenspeicherung, wusste man sehr schnell, wer in Oslo der Mörder war (…). Das hat sehr geholfen.
jetzt sagt er, damals wie heute gelte in norwegen eine maximale dreiwöchige sperrfrist für „Telekommunikationsverbindungsdaten“. was im übrigen etwas ganz anderes ist, als eine anweisung verbindungsdaten zwangsweise mindestens für einen bestimmten zeitraum zu speichern. diese anweisung, daten maximal drei wochen zu speichern, meint gabriel, hätte geholfen „wertvolle Hinweise etwa auf [Breiviks] Kommunikation“ zu erlangen. zitat:
Durch die bereits und auch weiterhin bestehende Möglichkeit der kurzen Vorratsdatenspeicherung bei den norwegischen Providern ist mit Sicherheit davon auszugehen, dass die zum Tatzeitpunkt (22. Juli 2011) gespeicherten Daten von und über Anders Breivik den ErmittlerInnen wertvolle Hinweise etwa auf dessen Kommunikation in den Wochen vor seinen Anschlägen geliefert haben.
tatsächlich ist das was sigmar gabriel in seiner antwort als „kurze Vorratsdatenspeicherung“ bezeichnet etwas ganz anderes. es ist eben eine anweisung der datenschutzbehörde, die daten spätestens nach drei wochen zu löschen und keine anweisung die daten auf vorrat zu sichern. 2009 galt diese anweisung in norwegen als sieg der datenschützer und der privatsphäre. die polizeibehörden empfanden diese regelung als gefährlich und warnten davor, dass norwegen damit zu einem rückzugsort für computerkriminelle werde. (den aftenposten-artikel habe ich über netzpolitik gefunden.)
mit seiner antwort auf abgeordnetenwatch räumt sigmar gabriel also offenbar ein, dass die vorratsdatenspeicherung nicht entscheidend war, um zu ermitteln wer in oslo der mörder war, sondern, dass es in norwegen möglicherweise die möglichkeit gab „wertvolle Hinweise“ auf irgendwas zu erlangen.
mich erinnert das an einen weltuntergangspropheten der vorhersagt, dass morgen die sonne nicht aufgehen würde. wenn dann am nächsten tag die sonne hell am himmel steht und ihn alle der lüge bezichtigen, sagt er einfach: „aber es ist doch die erdrotation die lediglich den eindruck macht, die sonne wäre aufgegangen! die sonne ist auch heute nicht aufgegangen, ihr ungebildeten fickgesichter!“
erstaunlich, autoren die sich nicht über mangelnde urheberrechte beklagen, sondern über mangelnde grundrechte.
[nachtrag 14:00 uhr]
gegen solche kleingeistigen anmerkungen, wie meine oben, oder andere auf facebook, wendet sich sascha lobo, ziemlich zu recht:
Dieser Thread hier in seiner außerordentlich kleingeistigen Häme zeigt ungefähr 95% aller Gründe, warum die deutschsprachige “Netzgemeinde” so exzeptionell wirkungslos ist. Unter anderem, weil sie damit beschäftigt ist, die eigene Position am allergeilsten von allen zu finden, und in dieser Selbstgewissheit köchelnd jede Millimeterabweichung davon als schlimmste Sünde des Planeten zu brandmarken. Das allerwichtigste ist ja natürlich Abgrenzung – nicht gegen die Überwachung, sondern gegen Leute, die nicht auf die vorgeschriebene Art gegen Überwachung sind. Schon klar. Die Kommentare hier sind so unfassbar ernüchternd, so schrebergartig – und das wird Euch erschüttern – so urdeutsch, wie latenter Kulturpessimismus nur sein kann. Grauenvoll, egozentrisch, unklug.
uwe lenhart verrät wie man sich aus verkehrsdelikten herauswindet: durch schweigen:
Jeder, der von der Polizei - auch auf frischer Tat - angetroffen oder aufgesucht wird, sollte dieser gegenüber keinerlei Angaben machen, sondern konsequent schweigen. Schweige- und Akteneinsichtsrecht stellen das Kernstück der Verteidigung dar. Diese basieren auf verschiedenen rechtsstaatlichen Prinzipien. Nur wer den Vorwurf kennt und weiß, worauf dieser beruht und durch welche Beweismittel er gestützt werden soll, kann sich aktiv und effektiv verteidigen.
der artikel zeigt wunderbar, wie unser rechtsystem funktioniert: nach festen regeln, die dazu führen können, dass auch schuldige oder arschlöcher sich herauswinden können, wenn sie (oder ihr anwalt) die regeln beherrschen. dass deutschland und sehr viele andere staaten diese regeln unter dem vorwand der terrorbekämpfung aushöhlen ist dann umso verständlicher: diese regeln stören die staatsorgane bei der effektiven ausführung von staatlicher willkür.
dave winer hat dieses stück zu lobeshymnen inspiriert und tatsächlich ist es ziemlich beispielhaft, wie startup- oder techjournalismus sein sollte.
wenn ich das richtig verstehe, haben manche katholiken einen fetisch, den sie mit einem lateinischen namen versehen: lactatio, also die nährung von erwachsenen mit muttermilch. der heilige bernhard hat die geschichte damals wohl am besten erzählt.
martin weigert zieht lesenswerte parallelen zwischen (von google abhängigen) „contentfarmen“ und (von facebook abhängigen) viralschleudern. martin weigert sich nicht zu differenzieren. (für den letzten satz möchte ich mich entschuldigen.)
As skeuomorphism fades from popularity, 'Skew' turns the idea on it's head: we re-made some well known skeuomorphic interface designs in the materials and objects they were trying to imitate; as well as subtly commenting on the mundane cycle of the digital day-to-day.
kürzlich habe ich darüber geschrieben, dass ikea zwar hart daran arbeitet, den eindruck eines resourcenschonenden und nachhaltig wirtschaftenden konzerns zu erwecken. dass verbrauchseinsparungen allerdings nicht immer ökologisch und volkswirtschaftlich sinnvoll sein müssen, habe ich versucht an ikeas umgang mit wassersparenden produkten beim marketing in deutschland aufzuzeigen. obwohl es in deutschland wenig sinnvoll ist, pauschal zum wassersparen aufzurufen und ikea diese problematik bekannt ist, vermarktet ikea seine wassersparenden produkte in deutschland exakt genauso wie beispielsweise in wasserarmen ländern wie saudi-arabien, portugal oder spanien.
ikea zeigt sich unwillig länderspezifisch zu differenzieren, was auch auf ein resourcenproblem bei ikea deutet: das marketing wird offenbar zentral gesteuert und die anpassung an lokale märkte scheint nicht aus mehr als übersetzungen zu bestehen.
2012 hat ikea seine globale nachhaltigkeitsstrategie mit einem aufwändig produzierten werbespot vorgestellt. das factory-magazin rezitiert die strategie ausführlich, weist am ende des artikels aber noch auf ein weiteres problem hin, dass ich erahnt hatte, aber bisher nicht erfolgreich googlen konnte, weil mir der fachbegriff dafür fehlte: der rebound-effekt.
Der Rebound-Effekt bezeichnet den mengenmäßigen Unterschied zwischen den möglichen Ressourceneinsparungen, die durch bestimmte Effizienzsteigerungen entstehen, und den tatsächlichen Einsparungen. Somit führt der Rebound-Effekt dazu, dass das Einsparungspotenzial von Effizienzsteigerungen nicht oder nur teilweise realisiert wird.
das heisst, die neuanschaffung von effizienteren geräten, kann die erwarteten einspareffekte marginalisieren oder anfangs sogar gegenteilig wirken.
interessant fand ich, dass das wort rebound nirgendwo im ikea-website-kosmos auftaucht (stand 8.12.2013). noch nicht einmal die langfristig angelegte globale nachhaltigkeitsstrategie (pdf) erwähnt das wort. eigentlich kein wunder, weil das hauptziel von ikea, möglichst viele konsumgüter weltweit zu verkaufen, natürlich nur partiell zum nebenziel passt, sich als nachhaltig wirtschaftendes unternehmen darzustellen.
besonders eklatant fand ich beispielsweise ikeas scheissegal-haltung, als wir letztes jahr eine küchenabzugshaube kauften und ikea bereits nach 7 monaten nicht mehr in der lage war, dafür verbrauchsteile zu liefern. nachhaltigkeit ist leicht zu papier zu bringen, aber eben nicht so leicht umzusetzen. das gilt natürlich vor allem für unternehmen wie ikea, die einen nicht unerheblichen umsatz mit wegwerfprodukten machen.
ich finde die nachhaltigkeitsstrategie von ikea durchaus sinnvoll, finde aber beeindruckend wie löchrig die umsetzung bereits bei ein oder zwei oberflächlichen blicken erscheint. ich glaube dass man hier noch interessante lücken zwischen anspruch und wirklichkeit finden könnte, wenn man hier weiter nachbohrt.
geheimdienste sind vor allem deshalb effektiv, weil sie es — wie ihre gegenspieler — schaffen, angst und schrecken zu verbreiten. sie statuieren exempel um ihre macht zu demonstrieren und ihre bürokratische struktur, ihre strukturellen schwächen und ihre oftmals völlig inkompetenten führungssrukturen und arbeitsweisen zu verschleiern.
jörg friedrich geht von einer ähnlichen these aus, kommt aber zu ganz anderen schlussfolgerungen. was die NSA-spähaffäre aber vor allem zeigt: wir müssen da noch viel, viel mehr drüber nachdenken. also ich zumindest.
es ist immer das gleiche: willst du erfolg, stecke liebe und mühe in das was du tust. und mach es denen, die du ansprechen möchtest (nicht allen), leicht.
Gibt es eigentlich irgendjemanden, der noch nicht Mandiba ist? Warum schreibt nicht Dieter Bohlen, dass Mandela für ihn Vorbild sowohl im Umgang mit den Menschenrechten, Freiheit und Frauen war? Warum nicht Jürgen von der Lippe, dass Mandela im auch in Bezug auf Kleidung stets Vorbild gewesen sei? Warum bekennt nicht Daniela Katzenberger, dass sie, als sie letztens vierzig Minuten auf den Abflug ihrer Maschine nach Mallorca watete, sich gefühlt habe wie Mandela auf Robben Island?
Wenn Herrndorf mit dem Buch jemandem im Vorbeigehen ein Denkmal setzt, dann seinen Freunden. Von seinen Eltern hat er sich verabschiedet. Kinder hatte er keine.
brian abelson über metriken, die von analogen, aber auch die von digitalen maschinen:
Almost 250 years later, horsepower is still being used to sell engines. The problem, however, is that over time--as the cost of extracting and shipping resources around the world plummeted--the calculation of horsepower remained the same. One wonders how different the world might look if Watt had added a simple denominator that accounted for the resources required to generate a given amount of force; what if American auto-culture had been focused on selling efficiency and not horsepower?
Here, we begin to see what metrics are for and the effects they have over time.
ganz schlimm ist allerdings die art und weise wie brian abelson co₂ schreibt, nämlich mit einem grossen C und einer null mit hochgestellter 2: C0²
silke müller macht sich über den vorschlag von hatice akyün mehr „binnentourismus“ in berlin zu unternehmen lustig. meine gelegentlichen berlin-wanderungen (teil eins, zwei, fotos) finde ich allerdings sehr nachahmendswert. man entdeckt so tatsächlich dinge in berlin, die durchaus entdeckenswert sind.
gestern abend habe ich mir für 3 dollar oldboy im amerikanischen itunes store geliehen und angesehen. hätte ich danach einen tweet verfasst, lautete er wie folgt:
was für ein grässlicher, aber unbedingt sehenswerter film.
aber gestern stand ich noch unter schock. der letzte film der mir so eindringlich (und grässlich) ins bewusstsein eingedrungen ist, war vor fast 20 jahren se7en. den film als dunkel zu beschreiben ist eine verniedlichung. der film packt einen auf einem existenzialistischen niveau, bei dem satre und camus einpacken können.
dazu kommt, dass der film unfassbar intensive und kompromisslose bilder produziert, ohne auch nur ein einziges mal überinszeniert oder aufgesetzt zu wirken. in den momenten, in denen er überinszeniert zu wirken droht, steuert der regisseur chan-wook park sehr gekonnt mir humor gegen. ich habe tatsächlich mehrfach während des films laut aufgelacht. bei der szene, in der choi min-sik einen lebenden tintenfisch verspeist, habe ich zwar nicht gelacht, musste sie mir aber mehrfach hintereinander ansehen. bei anderen szenen musste ich zur sicherheit meine augen bedecken.
wenn man die handlung des films jemandem anders erzählt, hört sie sich unfassbar blöd und absolut unverfilmbar an (ich habs ausprobiert), aber wenn man den film sieht, zweifelt man nicht einen augenblick an dem was man sieht und kann der wucht der geschichte unmöglich ausweichen.
ich frage mich allerdings, warum ich fast 10 jahre gebraucht habe, um über den film zu stolpern. gestern bin ich, glaube ich, über den film gestolpert, weil gerade ein (schlimmes) remake des films von spike lee in die kinos gekommen ist und ich dazu wohl etwas aufgeschnappt haben muss oder die redakteure des itunes store den film aus ebendiesem grund nach vorne geholt haben.
natürlich ist der film nicht im deutschen itunes-store zu finden und wäre er das, wahrscheinlich nur in grässlicher deutscher synchronisierung. im us-store ist der film selbstverständlich im koreanischen original mit englischen untertiteln zu haben, was ehrlichgesagt ein grosses vergnügen war. für diesen film alleine lohnt es sich übrigens ein us-account im itunes-store einzurichten. wie das geht lässt sich gut googlen, wenn genügend leute nachfragen, schreibe ich aber auch gerne nochmal drüber.
Medium's further additions of a “Top 100" leaderboard and a “Reading List" feed of suggested stories hammer home the message that “This is a place you come to read, and, please, stay a while."
ok, ein bisschen verstehe ich jetzt schon was medium.com sein will. ein tumblr.com für lesestücke. ein stück technik, dass alles einfach machen will: das erstellen von schön illustrierten texten, das lesen, autoren und themen folgen, sammeln, empfehlen und kommentieren.
es gibt nicht wenige blogs, die ich seit über sechs jahren abonniert habe und die mich immer noch erfreuen. eigentlich folge ich auch nicht blogs, sondern autoren, menschen. ob die nun auf blogger.com schreiben, wordpress.com, tumblr.com, medium.com oder einem selbstgehosteten blog ist eigentlich egal. und wenn medium das weiterhin gut macht, gibt es vielleicht den einen oder anderen autoren, der das regelmässig nutzt. aber konzeptionell haut mich das alles noch nicht so richtig um.
in dem verlinkten artikel gehts aber um was ganz anderes, nämlich web vs. app. aber das steht ja auch schon so in der überschrift.
Medienhäuser basteln seit Jahren an ihren CMS' herum und dann schafft Medium ein Backend, das äußerst intuitiv und ansprechend ist. Eigentlich genauso reibungslos, wie ich es mir überall wünschen würde (dabei haben wir ein gutes System!). Dazu bietet es Funktionen, über die wir Journalisten schon lange nachdenken: Tweets von Textpassagen (ja, hat die NYT inzwischen auch) und Annotationen, also Kommentare zu bestimmten Worten, Sätzen oder Absätzen.
ja, ich bewundere die features die medium anbietet auch. nicht nur das design ist überragend, auch die details wie die responsiveness, also zum beispiel das aussehen auf telefonen, ist überragen gelöst. aber das wird nicht allzulange alleinstellungsmerkmal bleiben.
grandios argumentiert. wer inhalte anbietet sollte die inhalte in den vordergrund stellen, nicht die monetarisierung oder die followermehrung. wer es schafft aufmerksamkeit zu erregen, sollte diese nicht allzusehr zum ablenken von den inhalten nutzen und vor allem seine leser nicht vor den kopf stossen. und für lesevergnügen, inhaltlich wie optisch sind mehr leute bereit als die zahlenanbeter glauben — wenn es denn bald jemanden gibt, der das problem der micropayments löst. /daringfireball.net
hans-martin tillack findet den wulff-prozess erhellend — „wenn man sich für Promi-Klatsch interessiert“. ich finde den hans-martin-tillack-artikel auch erhellend — wenn man sich für details interessiert.
josh blue, ein stehaufkomiker der mit einer cerebralen bewegungsstörung geboren wurde, oder wie man früher, glaube ich, sagte, einer spastik, habe ich gestern zum ersten mal bei craig ferguson gesehen. das war witzig, aber ich habe die hälfte nicht verstanden. in diesen beiden clips habe ich mehr verstanden: eins, zwei. in der wikipedia steht, dass das was josh blue macht „self-deprecating humor“, also laut wörterbuch sich selbst herabwürdigender humor sei. den mag ich allerdings nicht nur bei behinderten, sondern auch bei noch nicht behinderten, wie raul krauthausen das mal nannte.
Kioskforscher: Frau Gurung, fast jedes Kinderheft hat ein Gimmick. Würde sich ein gutes Magazin nicht auch ohne Spielzeug verkaufen?
Gurung: “Schwer zu sagen - unser Verlag vertreibt Kinderhefte ausschließlich mit Gimmick. Extras sind wichtig, um im Regal Aufmerksamkeit zu bekommen, schließlich entscheidet auch der Quengelfaktor der Kinder, welches Heft gekauft wird. Ein gutes Extra provoziert bei Kindern ein Gefühl, dieses 'Das will ich jetzt unbedingt haben!'. Unsere Auswertungen zeigen, dass sich Ausgaben mit gutem Gimmick merklich besser verkaufen."
Also ist das Extra letztlich wichtiger als das Magazin?
“Das Magazin ist schon das Hauptprodukt. Quengelfaktor allein reicht nicht, zumindest nicht langfristig. Dafür ist die Haltung der Eltern doch zu wichtig. Eltern kaufen ihren Kindern am ehesten Hefte, die sie für lesenswert halten. Da zählt der Inhalt."
ich war ja auch mal kind und habe mir vor allem micky-maus-hefte und ypse gekauft. wenn ich so zurückdenke, waren die hefte eben nicht das hauptprodukt, sondern der gimmick. yps habe ich fast nie gelesen, die comics waren ehrlichgesagt selbst für mich als kind zu scheisse. micky-maus-hefte hatten damals immer irgendeinen pappkram zum zusammenbasteln. wenn ich mich recht erinnere, fand ich das immer so interessant, dass ich das als erstes gemacht habe — bevor ich die comics gelesen habe. 5 freunde-bücher hab ich dann allerdings auch ohne gimmicks gekauft. /bielinski.de, wo noch mehr lesenswerte links stecken.
ich finde den vollbart der reporterin sehr beeindruckend und weihnachtlich und die beiden halbnackttänzer leider ein bisschen witzig. / robert basic
The ANC is a typical terrorist organisation ... Anyone who thinks it is going to run the government in South Africa is living in cloud-cuckoo land.
ich verstehe medium auch nicht. alles wunderschön, technisch wie optisch. aber was ist das jetzt? ein ort wo ich tolle geschichten finde? oder ein undurchschaubares sammelsurium? andersrum gefragt, warum sollte ich bei medium bessere geschichten finden als in meinem feedreader oder meinen diversen anderen timelines?
Frank Sinatra was in the wrong country at the wrong time. He arrived in Australia for concerts in July 1974, just three years after Germaine Greer had published The Female Eunuch and only 18 months after Melbourne singer Helen Reddy had a worldwide hit with I Am Woman, virtually the theme song for the then rapidly expanding women's liberation movement.
It was hardly the right moment for Sinatra to get up on stage at Melbourne's Festival Hall and describe Australia's female journalists as "buck-and-a-half hookers".
das ist witzig, selbst mit so einem linkbait, einem bemüht provokativen spähaffären-verharmlosungsstück, reagieren gerade mal 4 kommentatoren und ein twitternutzer. auch witzig: während sich die huffington post in den USA ja als linkslastiges gegengewicht gegen die grösstenteils strunzdumm argumentierende rechte versteht, passiert in deutschland genau das gegenteil. den grössten zuspruch und „autoren“-strom bekommt die #huffpo deutschland aus dem rechtlastigen lager, in dem sich auch allerhand verschwörungstheoretiker und esoteriker tummeln. und die argumente dieser autoren sind, wenig überraschend, fast durchgängig auf tea-party-niveau: populistisch, establishment- und wissenschaftsfeinlich und meistens von ergreifender geistiger schlichtheit.
don dahlmann in thomas knüwers neuem intmag über autoblogger und deren verhältnis zur automobilindustrie. dass er vergisst zu erwähnen, dass er selbst autoblogger ist macht nix, denn der artikel ist extrem ausgewogen. was stört sind die trennzeichen, die übrigblieben, als man den text aus der drucksatzdatei kopierte. das macht leider einen ziemlich lieblosen eindruck.
also ich finde das witzig, dass mario barth seinen fans nicht erlaubt in seinen videos zu spulen oder zu springen. das ist aber auch so ungefähr das einzig witzige an mario barth.
die geschichte mit „elan“ und „diane“ in einem flugzeug (die ix auch verlinkt habe) ist ausgedacht. david weigel nimmt das zum anlass grundsätzlich zu werden:
This is fairly fucked. Yes, people on the Internet want to believe salacious stories. Reporters want to publish stories that people read. If there's a great reward, and little downside, to be had in publishing bullshit, the Internet's going to get more bullshit. As one of my colleagues put it, “'Too good to check' used to be a warning to newspaper editors not to jump on bullshit stories. Now it's a business model."
Stattdessen verriet [Marietta Slomka] ein sonderbares Demokratieverständnis: Wenn eine Handvoll Leute über die Geschicke des Landes entscheidet, eine Elite, ist sie damit zufrieden. Wenn Hunderttausende Parteimitglieder befragt werden, regt sich ihr Misstrauen.
Mit diesem Misstrauen ist die Journalistin beileibe nicht allein. Als es um die Verhandlungen über den Koalitionsvertrag ging, benutzte die "taz" das Wort "feilschen", und die "Zeit" nannte den Kampf um Ministerposten ein "Geschacher". [...]
Das sind keine Zufälle. Die Wahrheit ist, dass mancher in der deutschen Öffentlichkeit immer noch Probleme mit dem politischen Interessenausgleich hat. Dem Volk, das über alte republikanische Traditionen nicht verfügt, sind die demokratischen Verfahren suspekt. Tiefsitzende Vorurteile entladen sich in einer gefährlichen Politikerschelte. Ohne Politiker gibt es aber keine Demokratie.
augstein hat recht, gabriel hat recht und susanne klickerklacker kommt auch drin vor.
Aber hinter Gabriels Konzept steckt mehr als nur die Idee, sich den Schwarzen Peter gar nicht erst ins Blatt stecken zu lassen. Er hat es gesagt: Die SPD muss sich entscheiden, was für eine Partei sie ist. Will sie insgesamt, als Partei, andere handeln lassen und sich selbst aufs Meckern beschränken? Meckern ist ja ein Zustand, in dem man auf andere schimpft, über die eigenen Unbilden klagt, doch sich in Wahrheit dabei überaus behaglich fühlt. Also: Worum geht es den SPD-Mitgliedern, worum geht es der Partei? Um das eigene Wohlbefinden oder um Gestaltungsmacht? Gehört die Sozialdemokratie zur Gesellschaft, oder ist sie ihr Gegenüber? Gabriel hat schon vor Jahren erkannt, wie tief dieses Problem reicht. Dass das Wurzelwerk der SPD geschrumpft ist, dass sie sich, seit Jahrzehnten schon, in sich zurückgezogen hat. Sie ist keine Volkspartei mehr.
alles richtig. aber auch vollkommen falsch. handeln um des handelns willen kann man sich als handlungsmaxime vornehmen und sich dann einreden, dass schlechte politik besser umgesetzt wird, wenn sie von den richtigen leuten, nämlich einem selbst, umgesetzt wird.
eigentlich ist mir werbung egal. es gibt aber in letzter zeit öfter fälle, in denen ich das gefühl habe, dass werbung mich anspricht — allerdings nicht in dem sinne, dass sie mir besonders gefällt, sondern in dem sinne, dass sie bei mir zuhause klingelt und „hallo“ sagt. werber haben dafür sicherlich ein fachwort, mir fällt dazu keine angemessene bezeichnung ein.
die funktionsweise solcher werbung ist unterschiedlich, aber oft funktioniert sie, indem sie einen boten nutzt, der meinen inneren werbeblocker umgehen kann. das gibt es im prinzip schon länger und für diesen mechanismus kenne ich sogar das fachwort: testimonial. die werber nutzen einen menschen, den die zielgruppe sympathisch findet oder gar bewundert oder besonders toll oder vertrauensvoll findet. ein beispiel dafür war manfred krug, der 1996 werbung für den börsengang der telekom machte. die telekom nutze das vertrauen und die vertrautheit die viele menschen in deutschland manfred krug entgegenbrachten und folgten seiner empfehlung t-aktien zu kaufen. viele t-aktien-käufer bereuten nach einer weile den kauf der aktien, weil sie damit teilweise enorme verluste machten. manfred krug bereute die werbung später, wohl auch, weil die kritik an der telekom sich auch persönlich gegen ihn richtete.
ein anderes beispiel von werbung, die sich in mein privatleben einschlich und mir am ärmel zog, war die vodafone-kampagne 2009. an ihrer entstehung waren einige leute aus meinem bekannten- und freundeskreis beteiligt, ich bekam auf verschiedenen privaten kanälen informationen zu ihrer entstehung eingespeist — alles vorbei an meinem inneren werbeblocker. in der regel reagiere ich auf werbung, insbesondere auf schlechte werbung mit einem schulterzucken. diese werbung war aber personalisiert. offiziell richtete sich die kampagne an die „Generation Upload“. im eigens eingerichteten blog, wanzte sich vodafone wie folgt an mich heran:
Doch wer ist das eigentlich, die „Generation Upload“? Die Antwort ist denkbar einfach: Du bist die „Generation Upload“. Warum? Weil alles, was Du startest, heute die Welt bewegen kann!
mein freund sascha lobo als testimonial, einige blogger, die ich mehr oder weniger gut kannte, vor und hinter der kamera; die werbung war ein volltreffer und sprach mich voll an. sie stand vor meiner tür. es gab nur ein problem. sie kam in form von freunden und bekannten, war aber genauso verlogen, undifferenziert und auf verblödung angelegt, wie werbung nunmal fast immer ist.
die werber hatten eines ihrer ziele erreicht: sie hatten die volle aufmerksamkeit von bloggern, menschen die sich im internet zuhause fühlen oder die schonmal eine datei irgendwo hochgeladen haben. und sie nutzten diese chance, um diesen menschen den üblichen scheiss zu erzählen und zu versuchen, ihnen überteuerte produkte anzudrehen. das hatte dann bemerkenswert negative effekte.
werbung die sich an den inneren abwehrmechanismen vorbei drängt ist der neue heisse scheiss. in den sozialen netzwerken werden einem die sachen die freunde oder bekannte gut finden empfohlen, blogger verlosen waren die sie von firmen zur verfügung gestellt bekommen haben, bekannte twittern oder teilen werbelinks. oft funktioniert das sehr gut, vor allem wenn die produkte für sich selbst sprechen können und nicht in schönformulierten lügen, irreführung oder libidokitzel eingepackt werden müssen. auch subtilere botschaften erreichen so die zielgruppe: der laden kann ja nicht schlecht sein, schliesslich würde der dings ja sonst nicht mit denen kooperieren oder mir die empfehlen.
ikea hat derzeit auch meine volle aufmerksamkeit. ein paar blogger die ich mag und schätze bloggen derzeit für ikea. das blog habe ich deshalb abonniert und so fliessen jetzt neben ikea-familiy-newslettern, ikea infomails, aufforderungen der ikano-bank bei ihnen einen kredit aufzunehmen, auch ikea werbebotschaften durch meinen feedreader in mein hirn. in den strom der blogger-geschichten, flechtet ikea hin und wieder seine werbebotschaften ein. ikea findet das sicherlich super, dass sie so meine volle aufmerksamkeit bekommen. so habe ich gelernt, dass ich bei ikea „Geschirr, Küchenutensilien und Textilien in vielen verschiedenen Farben und Mustern“ finde — und dass die nicht nur hübsch aussehen, sondern auch „gute laune machen“. das ist sicherlich der grund, warum in psychiatrischen kliniken vor allem ikea-küchenutensilien und -textilien benutzt werden. ebenso habe ich gelernt, dass kochen, backen, spülen und kühlen nicht so ohne weiters funktionieren:
Kochen, Backen, Spülen, Kühlen – ohne Strom und Wasser geht das nicht.
so nutzt man die aufmerksamkeit der werberelevanten gruppe optimal: praktische tipps und tricks in interessanter, nicht allzu blöder sprache in lesenswerte, kleine geschichten verpackt:
Wir glauben: In jedem Geldbeutel ist Platz für die Traumküche.
ich bin meistens schon froh, wenn ich alle kredit- und ec-karten und die von ikea und ein bisschen schein- und kleingeld in meinem geldbeutel unterbringe. in schweden schleppen die leute also ihre traumküche mit ins theater oder kino. man kann beim konsum von werbebotschaften also durchaus etwas über fremde länder lernen.
über wassersparen kann man auch allerhand in der ikea-werbung lesen:
Wusstest du, dass ein Geschirrspüler mit Abstand die sparsamste Methode ist, dein Geschirr zu spülen? Vorausgesetzt, du packst ihn voll. So kannst du im Vergleich zum Handspülen hunderte Liter Wasser im Jahr sparen – und natürlich jede Menge Arbeit. Außerdem kannst du mit einer Mischbatterie von IKEA deinen Wasserverbrauch zusätzlich um bis zu 30% senken – dank integriertem Strahlregler und ohne Wasserdruckverlust.
Der Wechsel zu einer Mischbatterie für Küche oder Badezimmer von IKEA kann deinen Wasserverbrauch um bis zu 50% senken. Das Geheimnis? Ein Strahlregler im Innern der Mischbatterie sorgt für einen geringeren Wasserdurchfluss bei gleichem Druck. So sparst du Wasser und hoffentlich auch etwas Geld.
als ich das las, kamen mir texte in den sinn, die nicht allein den verkauf von konsumgütern dienten. zum beispiel dieser von christoph drösser, der wassersparen auf diesen kurzen nenner bringt:
Jeden Tag nutzt der Durchschnittsdeutsche 130 Liter Wasser, die Zahl ist rückläufig und liegt unter dem Weltdurchschnitt. Sie weiter zu senken ist ökologisch nicht besonders sinnvoll.
Hans-Jürgen Leist vom Hannoveraner Umwelt-Institut Ecolog sagt: »Die Deutschen nehmen das Wasser viel zu wichtig. Sie verleihen ihm fast eine heilige Aura.« Und sie sparen an jedem Tropfen. Das Ergebnis: Kaum ein anderes Industrieland verbraucht pro Kopf so wenig Wasser wie Deutschland.
Leist findet das »absurd«. Denn Wasser ist hierzulande im Überfluss vorhanden. Die Deutschen könnten mit gutem Gewissen mehr Wasser verbrauchen, findet er, und ihre Sparwut könne der Umwelt sogar schaden statt nützen. Ähnlich sieht das Ingrid Chorus, Wasserexpertin im Umweltbundesamt : »Wassersparen gibt den Verbrauchern das Gefühl, dass sie der Umwelt etwas Gutes tun. Aber wenn man das mal rational betrachtet, kommt das dabei in Deutschland nicht heraus.«
mir ist natürlich klar, dass unternehmen die konsumgüter in deutschland verkaufen, ein gespaltenes verhältnis zum differenzieren haben. diese unternehmen hassen es in ihrer werbung zu differenzieren, schliesslich geht es ja um den verkauf von produkten und nicht um verbraucherinformation. da ist jede information oder differenzierung potenziell geschäftsschädigend. deshalb hat die lebensmittelindustrie die einführung einer lebensmittelampel verhindert, deshalb bietet ikea verbrauchern, wie vor ein paar hundert jahren beim ablasshandel, ein reines gewissen, wenn sie wassersparende geräte oder mischbatterie kaufen. differenzierung wünschen sich unternehmen meisten nur dann, wenn über sie berichtet wird. da ist es dann plötzlich wichtig ganz genau zu unterscheiden und alle möglichen aspekte zu betrachten, statt grob zu vereinfachen.
trotzdem hat es mich interessiert, warum ikea, das ja grossen wert darauf legt als unternehmen das nachhaltig und umweltschonend wirtschaftet wahrgenommen zu werden, in deutschland das wassersparen propagiert, obwohl es ja bekannt und relativ unstrittig ist, dass wassersparen in deutschland „unsinn“ ist (zitat hans-jürgen leist). ein pressesprecher von ikea sagte mir auf meine frage wie sich die undifferenzierte propagierung dieses ökologischen unsinns mit ikeas versuchen sich als ein nachhaltiges unternehmen darzustellen vertrage, dass ikea „die Herausforderungen, die auf die Wasserversorger zukommen und die durch verschiedene Ursachen entstanden sind“ durchaus bewusst seien:
Jedoch betrachten wir die Technik und Weiterentwicklung von Produkten hin zu mehr Effizienz als positiv, ein ineffizienter Umgang mit Wasser scheint keine langfristige Lösung. Weiterhin geht die Wassernutzung und das Wasser sparen im Haushalt häufig einher mit Energieverbrauch bzw. -einsparung und ist betrachtet unter diesem Aspekt ebenfalls sinnvoll. Denn weniger Nutzung von (Warm-)Wasser bedeutet auch weniger Energieverbrauch. Die Vorteile von effizienteren Produkten und Geräten, u.a. zum Wasser sparen, kommunizieren wir.
übersetzt heisst das, dass ikea aus prinzip (effizienz!) zum wassersparen aufruft und die lösung der probleme (herausforderungen!) den wasserversorgern und kommunen in deutschland überlassen möchte. langfristig sollten also die wasserversorgungs- und abwassersysteme umgebaut werden, die für die derzeit aufs wassersparen versessenen deutschen zu gross ausgelegt wurden, weil nur effizienter umgang mit wasser eine „langfristige Lösung“ verspricht.
ich weiss nicht wer zynischer ist
der pressesprecher von ikea, der die probleme die auf die wasserversorger zukommen einfach auf andere abwälzt, um kantenfreie werbung und effizientes image-weisswaschen zu rechtfertigen
oder ich, der so tut als sei ikea die einzige organisation die unsinn verbreitet um sich gleichzeitig ein grünes image und saftige umsätze zu sichern.
schliesslich lebt eine ganze industrie davon, den deutschen einzureden, wassersparen sei nach dem gelben sack und bio-huhn das drittbeste was man für die rettung der welt tun könne, ohne seinen lebenswandel grossartig zu ändern oder auf den urlaubsflug auf die malediven oder nach katar zu verzichten.
aber: wer an meiner tür klingelt oder sich mit hilfe meiner bekannten an meinen internen werbeblockern vorbeimogelt und mich so direkt und persönlich anspricht, muss schon gute argumente haben, wenn er mich von irgendwas überzeugen will. und eben damit rechnen, dass ich stinkig werde, wenn ich das gefühl habe, dass da jemand versucht mich zu verschaukeln.
ich vermute das ist ein sträflich vernachlässigtes problem beim empfehlungsmarketing und ranwanzen über soziale netzwerke: wenn das produkt oder die argumente nicht einwandfrei sind, kann das marketing ruck-zuck nach hinten los gehen.
was ich wirklich schade finde: zwei fragen hat mir der pressesprecher nicht beantwortet:
die eine war, dass mir auffiel, dass ikea kunden auf der ganzen webseite (und dem katalog) duzt, journalisten aber nicht. wahrscheinlich ist der gleiche grund, warum einen niemand in den ikea-läden in deutschland duzt: man traut sich das einfach nicht.
die andere frage hätte ich wahrscheinlich auch ignoriert: die nachhaltigkeitsseite von ikea ist auffälligerweise mit eine englischen, sprechenden URL ausgestattet. tatsächlich scheint sie global identisch zu sein. sowohl die amerikanische, die italienische, portugisische und sogar die japanische und saudiarabische variante scheinen textlich, bis hin zu den bildern, inhaltsgleich zu sein. da beantwortet sich diese frage wahrscheinlich von selbst:
Dürfen Sie möglicherweise die Texte die Ihnen vom globalen Marketing vorgelegt werden, gar nicht für das jeweilige Land anpassen, sondern nur übersetzen?
das prinzip effizienz scheint ikea unter keinen umständen zu opfern bereit zu sein. selbst wenn das bedeutet, dass man hier und da unsinn kommuniziert.
For a week, I was an Amazon elf: a temporary worker who got a job through a Swansea employment agency - though it turned out I wasn't the only journalist who happened upon this idea. Last Monday, BBC's Panorama aired a programme that featured secret filming from inside the same warehouse. I wonder for a moment if we have committed the ultimate media absurdity and the show's undercover reporter, Adam Littler, has secretly filmed me while I was secretly interviewing him. He didn't, but it's not a coincidence that the heat is on the world's most successful online business. Because Amazon is the future of shopping; being an Amazon "associate" in an Amazon "fulfilment centre" - take that for doublespeak, Mr Orwell - is the future of work; and Amazon's payment of minimal tax in any jurisdiction is the future of global business. A future in which multinational corporations wield more power than governments.
ben_ über domink schwarz' „atemberaubende“ reise-bilder aus nordkorea (die man übrigens mit den pfeiltasten durchklicken kann) und über wahrheit als kompromiss.
nur fürs protokoll, kai biermann nennt die aussage von sigmar gabriel, dass die vorratsdatenspeicherung in norwegen bei der feststellung des täters der anschläge von oslo geholfen hätte, „infam“ und sagt, dass gabriel sich dabei „einer Lüge bedient“.
dirk von gehlen über das ausprobieren, journalismus und buzzfeed:
Hinter der Art und Weise wie ich zum Bloggen kam, wie ich Twitter kennenlernte und überhaupt all die Möglich- und Schwierigkeiten des Dialog-Netzes steckt ein vergleichbares Grundprinzip, das man sehr vereinfacht als “Ausprobieren/Machen” beschreiben kann. Wenn ich danach gefragt werden, bemühe ich eine erfrischende Poolmetapher und erkläre, dass man Schwimmen auch nur lernt wenn man nass wird und nicht wenn man am Beckenrand vermeintlich schlaue Dinge über das Wesen des Wassers verbreitet.
automatisch generierte liste (fast) aller tweets, an die ich im november ein sternchen gemacht habe. die meisten meiner quellen (neben meiner twitter-timeline) habe ich bei pinboard gesammelt. ein paar tweets habe ich auch über stellar gefunden.
Im Oktober 0,03€ per Flattr gemacht u. 0,05€ auf der Straße gefunden. Fazit: Auf der Straße verdient man sein Geld leichter als im Internet.