sehr ordentlicher film mit johnny depp in abstruser maske und benedict cumberbatch mit amerikanischem akzent. johnny depp ist ja bekanntlich umso besser, je wilder und absurder er verkleidet ist. seine maske, die falschen (grandiosen) augen, die falsche glatze, seine zu engen klamotten, stachen enorm heraus und fielen mir ständig auf, aber komischerweise tut das seiner performance keinen abbruch. johnny depp ist so gut, dass man ihn unter der maske gar nicht erkennt. man sieht die verkleidung, aber der rest passt.
bei benedict cumberbatchs akzent ist das anders; der fällt auf und passt nicht. in einer szene hört man ihn reden (eine st. patrick’s day-rede), sieht aber nicht sofort, dass er es ist, der redet. ich dachte nur: hm, komischer akzent und dann sah ich ihn. auf gewisse weise war sein amerikanisch lupenrein, aber es hatte gleichzeitig etwas irritierendes, als ob er seine zunge mit den backenzähnen festhielt oder als hätte er einen nicht näher zu benennenden sprachfehler. das war bei joel edgerton ähnlich, der australier ist und james bulgers’ kinderheitskumpel john connolly spielte (der als erwachsener FBI-agent wurde und bulger als informaten rekrutierte). auch sein akzent hatte etwas irritierendes, vielleicht sogar zu glattes, zu perfektes, am ende aber unpassendes.
bei joel edgerton/connolly dachte ich mehrfach wie faszinierend es ist, dass ein mittelguter schauspieler, einen schlecht schauspielernden FBI-agenten spielt. insgesamt ist aber weder an der besetzung, noch an der inszenierung viel auszusetzen. das war alles unterhaltsam und berührend erzählt. am ende des films ist klar, dass bulger zwar ein mann mit vielen facetten und ein paar menschlichen seiten war, aber in erster linie ein gewalttätiges, brutales und rücksichtslosens schwein. in einer szene bringt er eine prostituierte eigenhändig um, und kündig danach an, jetzt erstmal ein mittagsschläfchen zu machen.
und es wird wieder einmal klar, wie schnell korruption, durch eine serie von kleinen, vermeintlich harmlosen schritten, auch anständige menschen erfassen kann und sie über die rote linie treibt, von der nicht ohne weiteres zurückzukehren vermögen.
dass mir der soundtrack mehrfach als ziemlich gut auffiel muss allerdings kein kompliment sein. filmmusik soll ja eigentlich gar nicht als solche wahrgenommen werden und lediglich die stimmung steuern, nicht das aha-zentrum.
ich gebe vier sterne, weil ich mich nur einmal kurz gelangweilt habe.
als ich heute abend ottolenghis nopi durchgeblättert habe, blieb ich an diesem rezept hängen: zerdrückte neue kartoffeln mit kapernbeeren, rosa pfeffer und geröstetem knoblauch.
ich blieb wegen des gerösteten knoblauch hängen; eine ganze knolle, in 75 mililiter olivenöl, mit viel thymian, rosmarin und einem lorbeerblatt 15 bis 20 minuten bei 180° im ofen rösten. eine knolle!
die kartoffeln sollten 15 minuten in wasser gekocht werden (wir hatten keine neuen kartoffeln, wie von rezept gefordert, sondern nur alte, die ich dann auch geschält und nicht mit schale gekocht habe), mit ein paar minze-, rosmarin- und thymianzweigen. minze hatten wir noch, rosmarin und thymian hab ich getrocknet genommen.
während die kartoffeln kochen habe ich das dressing vorbereitet: eine zitronenschale abreiben und die zitrone selbst entsaften, 10 gramm minzeblätter in streifen schneiden, und zwei teelöffel rosa pfeffer grob zerstossen. weil wir beide rosa pfeffer gar nicht mögen, hab ich schwarzen pfeffer genommen. zum dressing kommen noch ein 1½ teelöffel salz, umrühren, fertig, beisteie stellen. wenn die kartoffeln 15 minuten geköchelt haben die kräuter wegschmeissen, das röstöl des knoblauch auch mit einem sieb von den kräutern befreien und die etwas zerkleinerten kartoffeln (halbiert, geviertelt, je nach grösse), mit dem röstöl 8 bis 9 minuten braten. danach ein glas gewaschene kapern (kapernbeeren mag ich nicht), 15 gramm butter und den gerösteten knoblauch unterheben und nochmal ne minute braten. dann das dressing drunter, fertig, essen.
das ganze war enorm lecker, roch auch köstlich und wird jetzt bestimmt öfter serviert. bratkartoffeln sind eh toll, aber so ganz besonders. dazu hab ich noch einen kräutersalzquark angerührt, mit kräutersalz, pfeffer und dünngehobelten gurkenscheiben. diesmal haben wir es auch nicht geschafft das 4-6-personen-essen zu zweit aufzuessen.
[nachtrag 05.05.2025] hier folgt jetzt noch das strukturierte rezept.
Zerdrückte neue Kartoffeln mit Kapernbeeren, rosa Pfeffer und geröstetem Knoblauch
Bratkartoffeln sind eh toll, aber so ganz besonders. Dazu passt kräutersalzquark angerührt, mit Kräutersalz, Pfeffer und dünngehobelten Gurkenscheiben.
zutaten
1 Knoblauchknolle
75 ml Olivenöl
1 Lorbeerblatt
10 g Thymianzweige
10 g Rosmarinzweige
1 kg Kartoffeln (neu)
20 g frische Minze
60 g Kapernbeeren (oder besser, einfach Kapern)
25 g Butter
1 Zitrone (davon den Saft und die abgeriebene Schale)
20 g Petersilie
20 g rosa Pfefferkörner (oder weglassen)
Salz, Pfeffer
zubereitung
Backofen auf 190° C vorheizen.
Knoblauchzehen schälen und mit dem Öl in eine kleine ofenfeste Form legen. Lorbeerblatt und jeweils der Hälfte des Thymian und Rosmarin mischen und 15-20 Minuten im Ofen rösten. Zwischendurch ein- oder zweimal mit dem Öl überziehen. Danach abkühlen lassen und das Öl durch ein Sieb in eine große Pfanne geben. Die
Knoblauchzehen beiseitelegen, Thymian und Rosmarin können weg.
Die Kartoffeln mit der Minze, dem restlichen Thymian und Rosmarin und 1 EL Salz zum Kochen bringen und 15 Minuten garen. Abgießen, die Kräuter wegwerfen und die Kartoffeln halbieren.
Während die Kartoffeln kochen das Dressing zubereiten:
eine zitronenschale abreiben und die zitrone selbst entsaften, 10 gramm minzeblätter in streifen schneiden, und zwei teelöffel rosa oder schwazen pfeffer grob zerstossen. Zum Dressing kommen noch ein 1½ Teelöffel Salz, beiseite stellen.
Wenn die Kartoffeln fertig sind das Knoblauchöl in der Pfanne bei hoher Temperatur erhitzen, die Kartoffeln hineingeben und 8-9 Minuten braten, bis sie goldbraun sind und anfangen zu zerfallen. Die Kapern, den
gerösteten Knoblauch und die Butter zugeben, 1 weitere Minute bräunen und anschließend das Dressing hinzufügen.
Alles behutsam mischen, noch 1 Minute erhitzen und fertig.
Aber die Forderung „Medien dürfen keine Informationen weglassen“ ist absurd. Medien dürfen nicht nur – sie sollen ganz viel weglassen: Das Unwichtige, das Unwahre und das Unsinnige.
grundsätzlicher, etwas länger gewordener text des ORF-moderators armin wolf über journalismus und dass die „ganze wahrheit“ immer selektiv ist, wie unsere wahrnehmung.
ich finde diesen text von manfred schneider doof etwas arg undifferenziert und platt, aber in teilen (natürlich) auch richtig. aber ich verlinke ihn, weil dieses zitat daraus, dass ich bei mirko kubein gefunden habe, ziemlich schmissig ist:
Wer also behauptet, wir benötigten keine Bibliotheken, weil wir das Internet hätten, gehört in die Gesellschaft der Schildbürger, die keine Elektrizitätswerke benötigen, weil sie doch Steckdosen haben.
deswegen habe ich gestern meinen ganzen rechner — unnötigerweise — neugestartet. dabei hätte das deaktivieren der vorschlagsfunktion in safari (und ein safari neustart) gereicht.
diese folge gefiel mir, nach der etwas kammerspielartigen letzten folge, ganz gut. es wird klar, dass die geschichte möglicherweise epische ausmasse annehmen wird und in dieser staffel ganz sicher nichts aufgelöst oder geklärt wird. mir gefiel auch weiterhin gut, wie die raumschiffe und raumstationen aussehen und wie der schmutz und die schlechten lebensbedingungen inszeniert sind. alles ist irgendwie kaputt, gespilttert übelriechend oder verdreckt und abgenutzt. ganz besonders gut gefiel mir in dieser folge aber, wie sich die geschichte entwickelte. ein paar der erzählstränge liefen in dieser folge zusammen und ein paar der erzählstränge liessen die hoffnungen der protagonisten, das zu finden was sie zu finden hoffen, platzen — und das beinahe in game of thrones manier.
es gefällt mir, dass sich die serie zumindest in teilaspekten von den üblichen, ausgeleierten erzählkonventionen löst.
ausserdem habe ich beschlossen mir mal ein bisschen überblick zu verschaffen und habe ein bisschen in der deutschsprachigen wikipedia gelesen (vorsicht spoiler). erstens basiert the expanse auf einer fünfbändigen buchreihe. zweitens hat syfy bereits die zweite staffel bestellt und drittens hab ich beim einfachen zusehen tatsächlich nicht alles von den erzählten geschichten mitbekommen. danke wikipedia. ich muss mich eindeutig besser konzentrieren — oder vielleicht ist das alles auch genau richtig: nicht zu kompliziert (und damit die zuschauer aus der bahn zu werfen) und gelichzeitig nicht zu platt (um damit die zuschauer zu unterfordern).
heute sag ich jedenfalls: ja, so kann man science-fiction machen. weiter so!
Dass wir kein „Wahrheitsministerium“ haben, ist nur ein halber Trost, wenn die Demokratie das „Gleichdenk“ auch ohne Geheimpolizei erzwingen kann. Deshalb sollten wir Orwell und Tocqueville lesen, immer wieder.
ich bin mir nicht sicher, ob ich guten gewissens sagen kann, wir sollten „immer wieder“ joffe lesen. er ist zwar sehr kreativ darin andersdenkende als naiv zu diffamieren, aber seine logik scheint mir zuverlässig fehlerhaft zu sein, auch in diesem text.
das erste was auffällt ist dass er in die martenstein-übergeigungsfalle tappt, wenn er diskussionen über den umgang mit bestimmten ereignissen als „denk-“ und „sprechverbote“ diffamiert. das ist genauso stumpf wie gelöschte kommentare in blogs oder unter journalistischen texten als „zensur“ zu bezeichnen. den ausschluss von diskussionen mit staatlicher erzwungener publikationskontrolle oder publikationverboten zu vergleichen ist aber nicht nur kurzsichtig und dumm, sondern auch abstumpfend. wenn alles zensur ist, wie soll man dann noch echte zensur differenzieren können? von „sprechverboten“ zu reden, obwohl es keine verbote gibt, sondern sprechen hier und da lediglich zu kritik führt, vergiftet die debatte und lenkt von den themen auf eine unheilvolle metaebene ab.
am ende seines textes versucht er dann nicht etwa die verwendung des wortes „sprechverbot“ als irrtum darszustellen, sondern die diskussion über berichterstattung als „dreifachen Irrtum“:
Das Sprechverbot entspringt einem dreifachen Irrtum.
Einmal, weil Benennung („Flüchtlinge haben …“) nicht Bezichtigung ist („So sind die Araber“). Zum Zweiten, weil die Randständigen keine Nachhilfe brauchen; sie haben ihre Vorurteile schon. Das Vor- Urteil schafft sich seine Fakten selber durch selektive Wahrnehmung – wie bei jeglichem „Anti-Ismus“.
wenn andere bereits vorurteile haben, kann es also nicht schaden, vorurteile zu befeuern? oder aufklärung, ausgewogene und vorurteilsfreie berichterstattung bringen niemanden von seinen abstrusen ansichten ab, sind also quasi müssig? vermutlich ist der zitierte absatz einfach joffe-sprech für den dummsprech-satz: „haters gonna hate“.
im nächsten absatz macht joffe dann aber eine 180°-wende. plötzlich sind sprache, nuancierung und subtile signale für die braven „randständigen“ dann doch wichtig:
Zum Dritten, weil der brave Bürger ins Grübeln gerät: Wenn Polizei, Politik und Medien die Tatsachen schönreden, ja mir „Rassisten“ das Maul verbieten, wie kann ich noch den demokratischen Institutionen trauen? Pegida und Co. sind Geschöpfe und Sprachrohre der Entfremdung. Die frisst sich in die Mitte, wenn das verordnete Gutdenk die Realitäten verdrängt und die Wohlmeinenden den Demagogen zutreibt.
wenn „brave Bürger“ selektive wahrnehmung betreiben, schrillen in joffes kopf dann doch die alarmglocken. was joffe hier sagt, muss man sich mal auf der zunge zergehen lassen: es müsse möglich sein auch rassistisch und demagogisch zu berichten und ressentiments zu bedienen, damit „brave Bürger“, die selektiv wahrnehmen und demokratischen institutionen gegenüber skeptisch sind, nicht den demagogen zugetrieben werden.
wenn ich mich nicht irre, ist das die klassische CSU-strategie. rassisten, flachdenker, vorurteils-aficionados umarmen und umgarnen, damit sie ihre position halten und rechts-innen, statt rechts-aussen wählen. ich glaube man könnte diese strategie zur verdeutlichung auch ins extrem aufblasen: zum arschloch werden, um arschlöcher zu werben und damit zu verhindern, dass arschlöcher sich anderen arschlöchern anschliessen.
das plakat ist ja relativ minimalistisch, aber ich zähl trotzdem 4, bzw. 5 verschiedene schriftarten.
torsten kleinz erklärt den alkoholmissbrauch karneval:
„Der Karneval ist ein riesiges Massenbesäufnis. Leute kommen aus Hunderten Kilometern Entfernung nach Köln, um drei bis fünf Tage sich dem Alkoholrausch hinzugeben, zu singen und zu tanzen. Das ist weitgehend legal. Allerdings darf man alkoholisiert keine Autos oder Motorräder fahren, auch Fahrräder sind ab einem gewissen Alkoholpegel Tabu.
[…]
Passen Sie auf. Menschen unter Alkoholeinfluss werden oft aggressiv oder verlieren die Selbstkontrolle. Wir haben uns bemüht, Kinder vor Alkohol zu schützen, indem wir zum Beispiel Händlern bei Strafe verbieten, alkoholische Getränke an Kinder zu verkaufen. Doch es klappt nicht völlig. Jedes Jahr landen Kinder und Jugendliche wegen Alkoholvergiftung im Krankenhaus. Sollte Ihr Kind zu viel Alkohol getrunken haben und nicht mehr ansprechbar sein, wenden Sie sich an einen Arzt. Es gibt auch Veranstaltungen in denen Jugendliche beaufsichtigt ohne Alkohol feiern können. Karnevalsvereine erteilen gerne Auskunft.
lesenswertes interview mit dem paläoanthropologen friedemann schrenk. das ist der letzte absatz:
Warum haben wir alle anderen Menschenarten überlebt?
Uns zeichnet eine enorme Vielfalt aus: kulturell, aber auch anatomisch. Das macht uns anpassungsfähiger als andere. Und diese Vielfalt ist gerade nicht eine Folge von Isolation, sondern von Vermischungen. Wenn Homo sapiens sich weiter entwickeln möchte, dann geht das sicher nicht durch Abschottung.
ein bisschen ist das, was ruth fend der dummy vorwirft, die selbstverliebtheit, ja der ganze witz an der dummy — gepaart mit gelegentlicher brillianz. andererseits: „business punk“ hört sich ein bisschen an wie ein fachmagazin für selbstverliebte karrieristen.
ein text den das nuf im fieber geschrieben hat, an dem einerseits was dran ist und andererseits auch nicht. denn differenzierung muss weder langweilig, noch tödlich sein und allgemein mangelt es in der welt eher an differenzierung, als an wut und streit und wilder spekulation.
kathodenstrahlröhrenmonitore mussten an das magnetfeld der erde angepasst werden, dass überall auf der erde leicht variiert. deshalb mussten die geräte auf die nordhalbkugel, die südhalbkugel oder äquatorialregionen geeicht werden.
wundert mich jetzt nicht. seit mindestens zwei folgen (s07e11, s07e12) ist auf the good wife die luft raus. mindestens jedoch den drehbuchautoren scheint die serie keinen spass mehr zu machen. was schade ist, denn für eine ganze weile gehörte die serie zum besten was man sich regelmässig anschauen konnte. the good wife schaffte es gute geschichten zu erzählen, die oft bezug auf reale debatten oder ereignisse nahmen, und sie kommentierte. und zudem zog sich ein gut gesponnener, interessanter roter faden durch die serie.
dc’s legends of tomorrow musste ich nach 13 minuten beenden, weil es so bescheuert und stumpf war, dass mir der die galle hochkam. ich vermute die legenden-genese in den ersten 15 minuten sollte rasant und spannend sein und die zuschauer auf eine schwungvolle serie einstimmen, aber auf mich wirkte das alles abgeschmackt, wichtigtuerisch und dümmlich. andere superhelden-serien oder -filme bekommen das besser hin, ihre wichtgtuerei und dümmlichkeit unter einigermassen interessanten geschichten zu verbergen — so gut zu verbergen, dass ich sie mir sogar gerne ansehe.
den reboot von the x-files hab ich knapp 25 minuten ausgehalten. die konsequente abwesenheit auch des geringsten hauchs von ironie oder subtilität beleidigte mich als zuschauer. ja, ich bin wirklich beleidigt, dass x-files exakt der gleiche scheiss, wie vor 14 jahren geblieben ist. ich muss dazu sagen, dass ich akte-x schon damals scheisse fand, aber bei diesem neustart einen etwas zeitgenössischeren ansatz erwartet habe. schliesslich hat gillian anderson in der zwischenzeit ja respektable sachen gemacht.
die ironie mag irgendwo, unsichtbar, tief im inneren der x-akten verborgen sein, unsichtbar für alle, ausser leuten, die das wort kult im zusammenhang mit serien wie knight rider, baywatch oder den alten mission: impossible folgen benutzen.
auch wenn ich den scheiss jetzt gar nicht gesehen habe, ordne ich es mal in die kategorie gesehen ein.
jetzt überleg ich, ob ich mal ein buch lesen sollte.
(mit axel petermann, samuel koch, katrin bauerfeind, dem langen tünn (anton claaßen), micaela schäfer, oli p., willi herren und nem kölner hai)
am anfang dachte ich: super, endlich mal sowas wie das bemühen um gesprächsführung, übergänge, konzentration, ein paar versuche nicht nur fragen zu stellen, sondern auch antworten auszuhalten. im laufe der sendung ging das dann aber leider wieder im metaebenengequatsche der moderatoren unter. besonders krass fiel das beim umgang mit samuel koch auf. bevor er etwas länger zu wort kommen durfte, fühlten sich olli schulz und jan böhmermann bemüssigt, erst mal darüber zu referieren, wie schwer es doch für sie sei, sich für ein gespräch mit ihm, samuel koch, „frei zu machen“ und nicht in die „lanz-falle“ zu tappen.
hi samuel, schön dass du da bist, leider fürchten wir, dass wir uns nicht frei machen können von dieser „betroffenheitsebene“ und einfach ein „cooles gespräch“ mit dir führen können. wir haben da intern sehr intensiv drüber geredet … — so, jetzt erzähl du mal was lustiges!
dieses metaebenen-gedöns liegt wie ein schleier auf der ganzen sendung — was einerseits ja auch die qualität von allem was böhmermann und schulz tun ausmacht, aber bei überdosierung unerträglich wird.
wirklich ärgerlich fand ich einen späteren einwurf von katrin bauerfeind, in dem sie samuel koch die schuld für die verklemmte gesprächsführung in die schuhe schieben wollte. sinngemäss sagte sie: die behinderten, die sie kennt, würden auch mal witzchen über sich selbst machen, um es ihrem gegenüber leichter zu machen mit ihnen umzugehen. was für ein blödsinn. als katrin bauerfeind ihr fernseh-praktikum bei tim mälzer machte hat der es ihr auch nicht leicht gemacht, im gegenteil, da stand sie kurz vor ihrem rauswurf, weil sie die ihr gestellten aufgaben nicht ernst nahm und mälzer davon tierisch genervt war. mit mälzers aktiv-aggressiver art konnte sie als moderatorin richtig umgehen (indem sie sich stärker anstrengte). einer eher passiv-aggressiven art, meint sie offensichtlich, müssten nicht etwa die moderatoren gewachsen sein, sondern der interviewte solle sich doch bitteschön zurücknehmen oder entgegenkommen zeigen.
was ich übrigens an katrin bauerfeind ganz grossartig finde: ich kann sie in einem moment total scheisse finden und im nächsten moment, oder eher, in der nächsten sendung, wieder ganz grossartig. obwohl das eventuell weniger mit ihr zu tun hat, als mit meiner rezeption. in die gleiche kategorie fällt übrigens sibylle berg. vieles von dem was sie schreibt, finde ich totalen mumpitz, manches finde ich ausgezeichnet — und als ich ihren text über den ex-zuhälter „de lange tünn“ (anton claaßen) hörte, wollte ich eine ode auf sie und ihre grossartigkeit verfassen. aber statt die grossartigkeit ihrer kleinen texte über die gäste der sendung zu besingen, lass ich sibylle bergs worte über herrn tünn für sich sprechen (youtube-version):
Bevor es den Rap gab, also damals™, führte der Weg aus dem Elend junge, von der Welt gekränkte Männer, ins Rotlichtmilieu. Mit anderen geilen Typen raufen, viel Geld, schnelle Autos, Bodybuilding, Goldketten und die Frauen hatten ihren Platz: an der Bar und nackig an Kletterstangen, als Schlampen oder herzensgute Huren. Heute hat Herr Tünn, der sehr drollig einen Dialekt nachahmt, der vermutlich Friesisch ist, sich von diesem Leben verabschiedet, in einen anderen Bereich, der Männern ohne Eigenschaften Heimat ist, den Fußball. Vielleicht als Kommentator, oder Trainer, oder, pfft, egal, denn es geht die Legende, dass Herr Tünn Legenden aus seinen Lebensgeschichten macht, was wieder sehr sympathisch ist — man kann nicht genug lügen in diesem kurzen Leben. Und bestimmt ist er ein netter Kerl, denn nett sind sie ja alle, im Fernsehen.
die texte von berg sind nicht immer auf den punkt, aber immer präzise und aufs wesentliche kondensiert. das ist ein sehr schöner kontrast zu den relativ unkondensierten plauderwellen, die aus den beiden moderatoren herausbrechen.
nett war herr tünn dann zwar nicht, wohl aber nervig. aber nervig sind sie ja auch irgendwie alle, im fernsehen. obwohl eigentlich war nicht der herr tünn/claaßen nervig, sondern die redezeit, die ihm gewährt wurde und die vielen fragen die an ihn gerichtet wurden. bei deren beantwortung konnte er dann sein leben, seine zuhälterei und gewalt in schönsten relativierendem kölsch weisswaschen. über seinen umgang mit den frauen, die für ihn anschaffen gingen, sagte er zum beispiel sinngemäss:
jeschlagen hab isch die fast nie, jedroht fast jeden tag.
wenn se jelaufen sind, dann gabs aber rambazamba! die gehn ja nich weg um abzuhauen, die gehen weg, wenn se nen anderen typen kennenjelernt haben. die müssen dann aber abstand bezahlen!
und zack, bin ix in die schulz-und-böhmermann-falle getappt! ich habe dem typen redezeit gegeben. jetzt entziehe ich ihm das wort und vor allem, ich vergesse ihn wieder.
eine ganz besondere fähigkeit hatte der kriminalist axel petermann, der ein bisschen wie werner herzog redet und wie bernhard paul aussieht: er schaffte es mehrfach in der sendung, dass sowohl olli schulz als auch jan böhmermann sehr ernst guckten und länger als 30 sekunden schwiegen. ausserdem konnte axel petermann ironie, was jan böhmermann völlig aus dem konzept brachte und seine ironiedetektoren deaktivierte. der platz auf dem axel petermann sass, vom zuschauer aus vorne links, ist jetzt schon in der zweiten sendung in folge der platz, auf dem jemand sitzt, der länger hätte reden sollen. witzigerweise ist das nicht nur meine ansicht, sondern auch das was olli schulz und jan böhmermann in ihrer nachbesprechung sagten.
die nachbesprechung, wenn gäste und publikum gegangen sind, wurde in dieser sendung von larissa rieß verwässert. sie ist im abspann als „assistenz“ gelistet und sonst offenbar radiomoderatorin. auch larissa rieß schloss sich der moderatoren-protektion von katrin bauerfeind an, als sie jan böhmermann’s klage, dass samuel koch ihn auflaufen liess, assistierte (sic!) und sagte: „das ist auch gemein, weil er wusste, dass du nicht zurückschiessen kannst.“
immerhin ein gutes hat diese absurde böhmermann-verteidigung: in dieser sendung hat jan böhmermann mehr mitleid abbekommen, als samuel koch.
olli schulz wird übrigens immer besser. er greift böhmermann in schwachen momenten gnadenlos an, kann mit einer winzigen geste, ohne worte, ohne rumgekasper grossartige witze machen (siehe oben, in der sendung bei minute 53:39) und er bezieht deutlich stellung, wenn er es für nötig hält. zweimal brachte er seine ansichten über die relativierung und mythologisierung des rotlichtmilieus deutlich und ohne ironiesicherheitsnetz zur sprache.
in der sendung gabs übrigens noch 4 extra-gäste (micaela schäfer, oli p., willi herren und nen kölner hai). die idee finde ich gut, micaela schäfer durfte einen brust-witz machen („ich verkaufe nicht mein gesicht in mallorca, ich verkaufe meine brüste!“), aber ich finde in der durchführung sollte man mehr konsequnz und härte zeigen und den ersatz-gästen nur dann mehr als 3 minuten geben, wenn ein anderer gast dann auch endgültig gehen muss. oder anders gesagt: statt nach der sendung respektlos über die gäste her zu ziehen, lieber gleich in der sendung haltung zeigen und gäste oder moderatoren, die nerven, einfach austauschen.
an paenhuysen über eine ausstellung in der saatchi gallery, die 14 frauen vorstellt:
[2010] the Brooklyn Museum showed “Seductive Subversion: Women Pop Artists, 1958-1968” and since then many have followed suit. Auction houses have also jumped on the bandwagon and last year Sotheby’s put on the exhibition “Cherchez la femme: Women and Surrealism”.
The droll thing is that it’s never the other way around: “Men and Pop”, “Men and Surrealism”. Why not? Because it’s considered to be norm, no need to emphasise the male gender. If Saatchi Gallery would have mounted an exhibition with 14 male artists, nobody would call it a male exhibition. I remember the shock I got in 2014 at the Hans Richter show in Martin Gropius Bau in Berlin, curated by Timothy Benson of LACMA. In this exhibition they showed Richter together with his colleagues Laszlo Moholy-Nagy (no, not his artist wife Lucia!), Viking Eggeling, Walter Ruttmann, Theo van Doesburg, John Cage, Marcel Duchamp, Fernand Léger, and Max Ernst. There was one woman who made it onto the wall, Irene Bayer-Hecht, for making a portrait of her husband Herbert Bayer. The preface of the exhibition catalogue was written by the five (male) directors of major institutions stating that Hans Richter worked with the “who’s who” of the 20th century avant garde – they were all male artists.
(hervorhebung von mir)
neben der tatsache, dass frauen sehr oft, sehr unberechtigterweise ignoriert werden, sei es bei der ausstellungskuratierung, besetzung von diskussionspanels oder der organisation von konferenzen, ist es eben immer noch bei vielen von uns so, dass wir wir einen männerüberschuss bei ausstellungen, konferenzen, führungspositionen, abgeordnetenplätzen oder regierungsämtern als normal empfinden — weil wir es so gewohnt sind. nun ist aber das argument „haben wir schon immer so gemacht“, das schlechteste, denkbare argument um etwas zu tun. eigentlich ist es auch kein argument, sondern ein hinweis darauf, dass man sehr an seinen gewohnheiten hängt und in gewisser weise faul und ignorant ist.
bequemlichkeit und ignoranz sind dinge, an denen wir alle leiden — und ich nehme mich da explizit nicht aus. ich hänge auch sehr an meinen gewohnheiten — und weil ich das weiss, versuche ich mich hin und wieder dazu zu bringen, bestimmte gewohnheiten und verhaltensmuster zu ändern. und ich freue mich über hinweise, die mir diese muster gelegentlich vor augen halten.
in diesem sinne nehme ich an paenhuysen’s oben verlinkten text auch nicht (in erster linie) als kritik an der saatchi-galerie wahr, sondern als hinweis, als aufforderung die alten denkmuster und gewohnheiten mal zu überdenken. und sie tut das auch sehr konstruktiv, wenn sie am ende sagt:
Okay, all good, but what exactly would be a radical thing to do for Saatchi Gallery? Well, it would have been, for instance, much more radical of them to make an exhibition about something as random as eyeglasses in the 20th century that just happened to feature only works by women artists. Would anybody notice? As it is, talking male and female seems to be so 20th century. Aren’t we living in a time that it’s generally acknowledged that there are more than two genders? Putting on an all-women exhibition is as original as making a show about let’s say Belgian artists – it repeats the boundaries in society and it pigeonholes artists. I personally have nothing against quotas and I would have loved it if Saatchi had declared that from now on 50% of every group exhibition will comprise works by female artists. And that would be the moment when we could start talking about a real shift in the art world.
eine quote.
ich habe mir in den letzten 10 jahren, in denen (gesetzliche) quoten hier diskutiert wurden, nie eine abschliessende meinung gebildet. allerdings haben mich die argumente pro quote stets besser überzeugt, als die gegenargumente. das schäbigste argument ist bekanntlich der spruch, dass es nicht ums geschlecht gehen solle, sondern stets um die qualifikation. dem widerspricht eine quote meiner meinung nach überhaupt nicht, natürlich soll es auch mit einer quote stets um die qualifikation gehen, aber eben unter berücksichtigung (auch) des geschlechts. das mag die suche nach geeigneten kandidaten und kandidatinnen erschweren oder in die länge ziehen, aber mangel an Geeigneten* heisst ja nicht, dass es keine gäbe, sondern dass es schwerer, aufwändiger oder teurer ist, welche zu finden die den vorgaben, erwartungen, qualifikationen und der quote entsprechen.
aber genau das, die einschränkung von optionen, das verbot von einfachen, bequemen oder gewohnten lösungen, ist genau das, was kreativität freisetzt und umdenken, neudenken anregt. das funktionsprinzip von solchen einschränkungen kann man bei twitter beobachten, wo das tägliche abkämpfen am 140-zeichen-limit teilweise zu kreativen höchstleistungen führt. genauso führt das abkämpfen an physikalischen gegebenheiten (siehe auch →gravitation) oder gesetzlichen vorgaben bei der architektur immer wieder zu lösungen, auf die man sonst nie und nimmer gekommen wäre (siehe auch →fractional horsepower).
sich an vorschriften oder einschränkungen abzukämpfen ist einerseits dünger für ideereichtum, aber andererseits alltag, in jedem bereich, in der wirtschaft, in der kultur, in der freizeit. in der wirtschaft hat derjenige am meisten erfolg, der sich durch den dschungel an vorschriften und einschränkungen besser durchwuselt, als die konkurenz. ohne rahmen, ohne einschränkungen und vorschriften oder spielregeln, gibt es keine exzellenz.
eine (frauen) quote wäre, aus meiner sicht, in sehr vielen bereichen ein hervorragendes hilfsmittel um unseren blick zu schärfen und eine aufforderung, uns von vermeintlichen normen zu lösen und besser hinzuschauen, anders hinzuschauen und am ende gerechter und fairer zu handeln.
im kleinen kann man meiner meinung nach aber auch viel tun, nämlich jedes mal laut darauf hinzuweisen, wenn veranstaltungen es vergessen auf ein ausgeglichenes teilnehmenfeld zu achten, oder diversität als unwichtg, niedrig priorisiert erachten. das passiert derzeit recht lautstark bei der oscar-verleihung, das passiert hin und wieder bei konferenzen, die ihre männer-only-teilnehmerliste stolz vorstellen, um dann später hinterherzuschieben, dass die liste natürlich nur vorläufig gewesen sei und dann nach und ein paar alibi-frauen nachschieben.
ich werde es mir jedenfalls zur gewohnheit machen, jedes mal wenn veranstalter (oder produzenten oder kuratoren) das mit der ausgeglichenheit oder diversität vergessen, etwas zu sagen und es danach unter „pimmelfechten“ zu kategorisieren.
heute beim blättern im neuen kochbuch auf die armen ritter gestossen, die ottolenghi aus brioche zu machen vorschlägt. da dachte ich mir, warum nicht einfach mal wieder brioche machen? eigentlich brauchen brioche wirklich lange, der teig muss gehen, nach einer stunde bei zimmertemperatur, am besten für 24 stunden, gut gekühlt — und dann in der form auch nochmal 2-3 stunden.
aber wir hatten es eilig, wir wollten sie ja frühstücken, die brioche. also habe ich gegen alles was ottolenghi in seinem brioche-rezept vorschlug, verstossen. ich hab die doppelte menge gemacht, ich habe die butter mit öl ergänzt (es herrschte buttermangel im haus) und die aufgehphasen radikal verkürzt. den fertigen teig hab ich nur 45 minuten gehen lassen, dann, in der form, nochmal 30 minuten und das ergebnis war trotzdem sehr lecker. kann ja auch nicht anders sein, bei den zutaten.
sorgfältig verkneten, das ergibt einen klebrigen teig, den man 2-3 minuten in der maschine kneten sollte (ich habs per hand gemacht) und dann langsam, nach und nach, 150 gramm butter unterkneten. das wiederrum ergibt einen schön gnätschigen teig. nach 45 minuten hab ich den teig nochmal leicht geknetet und in eine gefettete form gefüllt. dadrin liess ich ihm nochmal 30 minuten, aber er bockte und ging nicht besonders toll auf. die 15 minuten im ofen bei 180° haben nicht ganz gereicht um alles durch zu garen, aber wir haben nach knapp 30 minuten die aussenstücke abgeschnitten und die mitte nochmal 15 minuten im ofen belassen.
das alles ergab dann ein eher spätes frühstück, aber ich glaube wir sind jetzt bis heute abend satt.
schon in der vorschau zeigt armin eine kleine sachgeschichte zur funktion des kölner pegelstandanzeigers in der altstadt. in der sendung selbst geht’s um hochwasserschutzmassnahmen vor elbhochwassern in sachsen (in lödderitz). armin erklärt wie deiche gebaut werden und wie deiche funktionieren. man sieht sehr viele bagger, viel sand und viele LKWs. und alles wird wunderbar anhand von filmaufnahmen und modellen erklärt.
so muss das sein, ganz klassich, ganz toll erklärt. was mir bisher noch nie auffiel: die musik in den sachgeschichten. diesmal ist mir die musik aber aufgefallen, vielleicht weil sie nen tacken zu schmissig und, hm, unpassend war.
auch beim kleinen maulwurf gab’s hochwasser. eine kleine lektion in gemeinschaftssinn und am ende gabs für alle erdbeermarmeladebrot. bei dem maulwurffilm fiel mir auf, dass alle tiere den gleichen synchronsprecher haben.
bei shaun das schaf gab’s nen wasserrohrbruch. auch nett, wie fast immer.
[nachtrag 17.04.2016]
ich bin nicht sicher, seit wann die ARD sachgeschichten bis 2099 in die mediathek stellt, aber hier steht es: „Verfügbar bis 30.12.2099“
und weil die .mp4-datei verlinkbar ist, ist sie natürlich auch einbettbar.
deichbau in der sendung mit der maus vom 24.01.2016
heute zum frühstück: geduld (und auf brioche warten)
(mit ice cube, kevin hart, hugh laurie, olivia colman, sir david attenborough und elle king)
man vergisst ja immer wieder, dass talk-sendungen, oder wie graham norton das sagt, „chat shows“, immer in erster linie werbesendungen sind. werbesendungen deren deal lautet, dass stars in die sendung kommen und dafür ihren neuesten film, ihr neuestes buch, platte, sendung oder was auch immer sie gerade gemacht haben, promoten. das war in dieser sendung natürlich nicht anders, aber dieses mal recht angenehm, weil ausschliesslich für sachen werbung gemacht wurde, die mir gut gefallen würden. eine echte verbraucherinformationssendung sozusagen. ha, wäre verbraucherinformationssendung nicht ein guter eingedeutschter name für talkshows?
[wie kommt das eigentlich, dass wir nach so vielen jahren deutschen fernsehens immer noch keine guten, eingedeutschten namen für talkshow haben? schon klar, dass redesendung nicht schön ist. hätten die fernsehmacher in den 50er jahren solche sendungen plauderschau genannt, hätten wir uns vielleicht an das wort gewöhnt, so wie wir uns mittlerweile an tagesschau (aka daily show) gewöhnt haben.]
olivia colman (die eine alte, goldene quarzuhr zu tragen schien) und hugh laurie kamen, um werbung für die BBC miniserie the night manager zu machen. das ist die verfilmung eines john le carré romans und könnte allein schon wegen des ensembles sehenswert sein. der trailer sieht jedenfalls ganz vielversprechend und gut produziert aus (auch wenn er etwas dick aufträgt). olivia colman und hugh laurie sind auf dem sofa einer plauderschau aber sehr unterhaltsam und alles andere als dick auftragend.
genau wie ice cube und kevin hart, die allerdings auf eine amerikanischere art unterhaltsam sind (lauter, sehr viel lauter). die beiden promoteten ihren neuen ride along 2-film (trailer), in dem auch ken jeong mitspielt, der mir bei der letzten jimmy fallon plauderschau sehr positiv auffiel. nebenbei sagte ice cube noch ein paar worte über die jüngste oscar-diskussion, als ihn norton danach fragte, ob er die auch boykottieren wolle. sinngemäss sagte ice cube, dass er nichts boykottieren könne wo er eh nicht hingehe und dass preise und auszeichnungen zwar nett seien, aber man shows und filme ja für das publikum und nicht für gutachter mache.
was ich nie verstehen werde, ist die auftrittsreihenfolge und paarungspolitik auf dem sofa von graham norton. mal kommen zwei gäste, die dann verschwinden wenn die nächsten zwei kommen, mal kommen alle gemeinsam aufs sofa. andererseits: wozu soll ich etwas verstehen wollen, was immer ausnehmend gut funktioniert? in dieser sendung kam nach 20 minuten sir david attenborough dazu. der wird demnächst 90 und ist für seine fast 90 jahre erstaunlich mobil, witzig und schlagfertig. und interessant sowieso. solche menschen möchte ich übrigens viel öfter im fernsehen sehen. sie helfen einem ungemein, die angst vorm altern zu überwinden.
die musikalischen auftritte schalt ich bei graham norton eigentlich immer weg, bzw. überspringe sie. die youtubeversion der sendung erledigt das meisten gleich für mich mit, weil die uploader die musik rausschneiden, vermutlich aus angst vor youtube’s content-id-mechanik, die die musik identifizieren könnte und die musikverlage dann zum löschen des videos inspirieren könnte.
in dieser sendung habe ich ausversehen die musik weiterlaufen lassen — und mir gefiel was ich da hörte. graham norton gefiel das (natürlich, wie immer) auch: „i love that song“. das lied (ex’s & oh’s) war von elle king, die ihre platte nach einem sex-shop in florida benannt hat: lovestuff.
nach ihrem auftritt durfte elle king auch nochmal auf dem sofa platz nehmen und komplimentierte gleich ice cube („big fan!“), was deshalb witzig war, weil kevin hart so tat als sei das kompliment für ihn gedacht. elle king inspirierte david attenborough dann noch dazu, von einer begegnung mit einer ratte auf einem indischen klo zu erzählen und, was mich sehr beruhigte, ellen king verstand, wie ich, kein wort der geschichte des kandidaten auf dem roten schleuderstuhl.
ein bisschen vorhersehbar, wenn man ein paar folgen der serie gesehen hat: loser probiert ne neue neuro-droge (NZT), findet die wirkung super, will mehr, gerät in kalamitäten, löst die kalamitäten mit seinen fähigkeiten, die ihm die droge gibt, es geht ein bisschen hin und her (action, faustkämpfe, messer), der loser ist am ende ein winner, fertig, abspann.
umgekehrt, wer den film zuerst gesehen hat, dürfte von den ersten folgen der serie gelangweilt sein, weil sie dem gleichen muster folgt, nur etwas mit etwas weniger special effects und faustkämpfen.
der film ist nicht schlecht, ganz unterhaltsam, sauber produziert und, wie die serie, ein bisschen verspielt in schnitt und zoom. robert de niro ist wie immer brilliant und bradley cooper haben sie die augen schön blau gemacht — wenn er auf NZT ist. sonst, ohne die droge, sind seine augen trüb.
ich mag es gerne, anderen leuten beim debattieren zuzuschauen, insbesondere das amerikanische format der debatte, das meist einen klaren rahmen vorgibt und stark moderiert wird. vor allem wollte ich mir aber mal selbst ein ein ungefiltertes bild machen, wie die demokratischen präsidentschaftskandidaten sich präsentieren. ungefiltert ist das natürlich nicht wirklich, einerseits wegen des rahmens, in dem das ganze stattfindet und andererseits, weil die kandidaten natürlich nicht mal ansatzweise wirklich offen reden können; all ihre aussagen sind auf eine positive wirkung für ihre jeweiligen kampagnen optimiert.
trotzdem kann man in so einer stunde, die in diesem fall ständig sowohl von NBC-werbepausen, als auch von youtube-werbepausen unterbrochen wird, ein paar ganz gute eindrücke von den kandidaten gewinnen.
bei den demokraten sind noch drei kandidaten übrig.
vermutlich relativ chancenlos und so unbekannt, dass er sich in seinem eröffnungsstatement selbst mit namen vorstellte, martin o'malley, bis 2015 gouverneur von maryland.
hillary clinton, ehemalige aussenministerin und senatorin, nennt noch nicht mal die adresse ihrer website, wenn sie davon redet, dass dieses oder jenes auf ihrer website dokumentiert sei.
senator bernie sanders, der sich als „demokratischen sozialisten“ bezeichnet und nie von seiner website spricht.
zu den themen, die in der debatte besprochen wurden, werde ich wahrscheinlich nicht viel sagen, deshalb habe ich die debatte auch nicht geguckt. einerseits sind die positionen der kandidaten ja auch mehr oder weniger bekannt (wenn man den kandidaten kennt) und andererseits wird auch nicht wirklich über themen gesprochen, auch wenn alle debattenbeteiligten, die kandidaten, ihre teams, die fernsehsender, alles tun, um diesen eindruck zu erwecken. in echt geht es, glaube ich, vor allem um das fabrizieren von eingängigen, zitierbaren soundbites, die positionen grob vereinfachen und zuspitzen, also kommunizierbar machen. und natürlich geht es darum, format zu zeigen. jedem der kandidaten war anzumerken, dass (präsidiales) format, haltung und das austrahlen von souveränität das hauptziel dieser auftritte sind.
martin o’malley hat das mit seinem team ganz besonders eifrig vorbereitet. er versuchte über den dingen zu schweben, das grosse bild zu zeichnen, verständlich zu sprechen und emotionen zu zeigen, ohne schwach zu wirken. das ging meiner meinung nach voll daneben. er wirkte auf mich wie das abziehbild eines fernsehserien-kandidaten: viel zu gutaussehend, zu schlechte darstellerische leistungen, schlechte texte — aber alles sehr ambitioniert und ernst vorgetragen. ausserdem konterkarierte er seinen drang über den dingen zu stehen, durch andauernde bettelei um redezeit: „please, just 10 seconds, please …“
o’malley sagte keine unvernünftigen sachen und hat okaye rhetorische fähigkeiten, aber auf mich wirkt er unecht, gemacht, aufgesetzt und unaufrichtig.
das genaue gegenteil ist bernie sanders. trotz seiner langen politischen karriere wirkt er echt. auch er wird ständig emotional, aber bei ihm wirkt das nicht kalkuliert, sondern weil ihn die missstände wirklich zu nerven scheinen. seine emotioanlität könnte ihm auch schaden, dachte ich immer, als ich sah. die emotionen wirken nämlich auch unsouverän, gerade im kontrast zu hillary clinton, die ruhig, bedacht, abgebrüht und fast eiskalt auftritt. aber vielleicht ist es genau das, was viele an bernie sanders mögen, dass er sich nicht (zu sehr) um die wirkung seiner auftritte schert, sondern eben um die „ischuhzzz“, wie er es ausdrückt, um die sachthemen, bzw. missstände in den USA.
bernie sanders wirkt auch sehr alt und erschöpft. auch das sollte ihm eigentlich minuspunkte einbringen, die amerikaner lieben ja agil-wirkende präsidenten zu haben, die sportlich und gesund sind, und am besten keine grauen haare haben. so wie damals ronald reagan, der bis an sein lebensende edelholzfarbenen haare trug. aber auch das kann sanders wohl zu seinem vorteil ausspielen: er strengt sich wirklich an, er kämpft und auch wenn er schwach wirkt, er bleibt standhaft, in jeder hinsicht.
hillary clinton wirkt so professionell, dass es einen beinahe umhaut. sie redet und gestikuliert, als wäre sie bereits gewählt. ihr dampft präsidiale haltung aus jeder pore. sie setzt auch emotionen ein, aber ganz punktuell, als kontrolliertes, rhetorisches stilmittel, das sie abrufen kann, ohne wirklich emotional (und damit angreifbar) zu werden. wohlgemerkt, das wirkt alles immer noch schlüssig und präsidial, nicht stümperhaft und schlecht gespielt, wie zum beispiel von frank walther steinmeier, wenn er versucht gerhard schröder zu imitieren. hillary wirkt so professionel, so geschliffen, so unangreifbar, dass einem angst und bange wird. sie wirkt dabei sogar sympathisch, freundlich und sogar ein bisschen lustig. aber — und das dürfte ihr grösstes problem sein — sie wirkt wie eine maschine. gut geölt, perfekt in schuss, tut genau das was man von ihr erwartet, aber sie arbeitet um zu arbeiten, nicht um etwas zu verändern.
sanders schreit die ganze zeit heiser krächzend, dass er dieses und jenes „radikal“ verändern wolle, hillary will optimieren. hillary steht für das bewährte, garantiert, wie damals adenauer, „keine experimente“, sanders schwingt die sozialistische faust.
ich glaube sanders wird ganz gut abschneiden, vor allem bei progressiven, aufgeklärten und jungen wählern, aber clinton wird am ende trotzdem demokratische kandidatin (und präsidentin), weil sie für einen soliden mittelweg steht (der zwar auf viele rechte immer noch radikal wirken mag), ohne allzu viele blätter von den bäumen zu schütteln. und vielleicht treibt sanders sie ja noch ein bisschen in die progressive, reformerische ecke, mit seinen zu erwartenden erfolgen.
ich lag bisher mit meinen einschätzungen der us-präsidentschaftskandidaten immer ganz gut. wenn ich das gefühl habe, einer der kandidaten habe das format und die nervenstärke zum präsidenten, hatten die meisten amerikaner ein ähnliches gefühl. bei (bill) clinton war ich mir aus diesem grund bereits vor der wahl sicher, dass er gewählt würde, ebenso bei obama. bei george w. bush hat mein bauchgefühl völlig versagt. er wurde gewählt, obwohl ihm format, nervenstärke und hellsichtigkeit ganz offenbar fehlten. aber bei (hillary) clinton hab ich wieder dieses gefühl: sie kann es und sie wird es.
alles was ich auf instagram poste, landet auch hier im blog. mittlerweile wieder vollautomatisch, über eine eigene ownyourgram-instanz, die sich jedes bild das ich dort poste holt und hier ins blog klebt — und danach noch zusätzlich zu facebook und twitter drückt. aaron parkeckis ownyourgram-instanz funktioniert für mich nicht mehr, weil das instagram-abo (subscription) ownyourgram nicht mehr zuverlässig anpingt wenn ich etwas poste und ownyourgram das dann entsprechend auch nicht postet. für meine eigene ownyourgram-instanz habe ich mir selbst einen ping-mechanismus gebaut, über ifttt und ersatzweise einen manuellen ping. das klappt wunderbar.
aber eigentlich wollte ich über etwas anderes schreiben, über bridgy. bridgy ist ein wunderbarer dienst der von ryan barrett betrieben wird (und kyle mahan) und favs und kommentare von meinen instagram-bildern und -videos zu meinen kopien rüberzieht. bridgy sorgt dafür, dass die kommentare meiner zu twitter oder facebook oder instagram syndizierten inhalte, zurück zu mir aufs blog kommen (unten, unter webmentions und trackbacks).
vor ein paar wochen hat instagram seine API-regeln verschärft und verlangt jetzt eine explizite freigabe für API-nutzung. heute hat instagram den antrag auf instagram-API-nutzung für bridgy abgeleht. das ist extrem ärgerlich und, wie ich oben in der überschrift bereits schrieb, grosse silo-scheisse.
und vor allem ein deutliches zeichen an alle benutzer: eure daten, eure bilder gehören euch nicht, wie und wo und wie mühsam ihr sie nutzt, das bestimmen wir. ich finde das sehr, sehr ärgerlich, vor allem weil ich die app von instagram nach wie vor sensationell toll finde und gerne nutze. vor allem ist instagram der einfachste weg für mich, von unterwegs ein bild oder ein video in mein blog zu posten — und gleich weiter zu facebook und twitter zu verteilen.
aber ich bin sicher, die instagram-API-nutzungsbedingungen-verschärfung ist ein vorbote auf das was von den silo-betreibern noch kommt: einschränkungen und erschwerungen, um es für möglichst viele, möglichst beschwerlich zu machen, von aussen an die eigenen silo-inhalte zu kommen.