super fotostrecke mit fotos aus dieter leistners buch korea -- korea. auffällig: die ubahn in pjöngjang fährt mit den gleichen wagen wie die berliner ubahn.
das nuf über ihre verzweiflung und ratlosigkeit in der aktuellen politischen lage. sehr lesenswert und vor allem genau der richtige schlusssatz. actio et reactio:
Vielleicht ist das der Kern von Demokratie. Politische Verantwortung zu übernehmen. Für sich und auch für die Zukunft der eigenen Kinder.
vielleicht ist es das was wir viel mehr tun sollten: versuchen verantwortung zu übernehmen. aber vorher nochmal piraten wählen, um ganz klar zu machen: so gehts nicht weiter, wir müssen auch mal in andere richtungen denken.
sehr witzig. die offizielle verteidigung verschlüsselungen im grossen stil zu knacken, oder es zumindest mit allen möglichen mitteln zu versuchen, fängt so an:
It should hardly be surprising that our intelligence agencies seek ways to counteract our adversaries' use of encryption. Throughout history, nations have used encryption to protect their secrets, and today, terrorists, cybercriminals, human traffickers and others also use code to hide their activities. Our intelligence community would not be doing its job if we did not try to counter that.
und wer sind die anderen? wir sind die anderen.
Elektrisch zusammengezogen ist die Welt nur mehr ein Dorf. Die elektrische Geschwindigkeit, mit der alle sozialen und politischen Funktionen in einer plötzlichen Implosion koordiniert werden, hat die Verantwortung des Menschen in erhöhtem Maß bewußt werden lassen. ... Es ist dies das Zeitalter der Angst, weil die elektrische Implosion uns ohne Rücksicht auf 'Standpunkte' zum Engagement und zur sozialen Teilnahme zwingt.
überhaupt, mir gefällt das glaserei-format bei der NZZ besser als bei der stuttgarter zeitung, damals.
Die rasante Ausdifferenzierung von Handlungs- und Identitätsoptionen bei gleichzeitiger kettenreaktionsgleicher Vervielfältigung und Radikalisierung der moralischen Positionen und Agenden macht das Internet zu einem finanzamtartigen Raum - unangenehm, undurchschaubar und daher gefühlt willkürlich und unmenschlich.
trolle und arschlöcher sind finde ich das geringere problem. richtig unangenehm wirds, wenn selbst skeptische, vernünftige und differenzierende menschen sich von irgendwelchen oberflächlichen, tendenziösen oder sogar bösartigen interpretationen emotional aufladen lassen und jedes skepsis und differenzierung fahren lassen.
letztendlich sind aber auch die vernünftigsten menschen und vor allem auch die, die sich selbst intellektuell nennen würden, emotionsgeil. für öffentliche debatten oder diskussionen ist das aber oft gift.
wir brauchen mehr ent-en im netz. mehr entschleunigung, mehr entemotionalisierung, mehr entboulevardisierung. mehr argumentieren, weniger gackern.
mir gefällt vor allem das dpa-symbolbild am anfang des artikels, das eindeutig zeigt, dass es menschen gibt, die beruflich gegenstände vor bildern auf computermonitoren fotografieren.
victor borge war sehr witzig, aber teilweise auch etwas sehr langatmig. aufmerksam wurde ich darauf, weil mich mein vater auf diese borge-nummer hinweisen wollte.
„wie kann ich das video denn teilen?“ — „einfach die url, also die adresse markieren, kopieren und ...“ — „was ist eine url?“ — „die adresse, oben, da wo ich gerade mit der maus rumwackle“ — „was meinst du mit markieren?“
ich habe das erklären von copy & paste und des konzepts der zwischenablage dann zum wiederholten male aufgegeben und ihm gezeigt wie man ein video mit drei klicks auf facebook teilen kann. und mir hat dieses erlebnis ein weiteres mal den erfolg von facebook und iOS plausibel gemacht.
4. Das besserwisserische Auftreten des Spitzenpersonals, das sich immmer im Besitz der höheren Moral wähnt und auch so gebärdet. Und jugendliche Frische strahlt die Führungsriege auch nicht aus.
grace hopper hat den ersten bug in einem computer entdeckt, ist sehr unterhaltsam, war am 2. oktober 1986 80 jahre alt und erklärt david letterman die nanosekunde. sehr grandios!
moritz bleibtreu verteidigt seine beteiligung an einer mcdonalds-werbekampagne damit, dass er „in seinem öffentlichen leben“ auf andere leute scheisst und das geld braucht. kann man so machen.
Ich esse gern mal einen Cheeseburger, und das Geld, das ich mit Werbung verdiene, bietet mir die Möglichkeit, nur solche Filme zu machen, die ich wirklich machen will, ohne dass Geld da eine Rolle spielt. Man verdient als Schauspieler in Deutschland nämlich viel weniger, als die meisten denken.
Ich war in meinem öffentlichen Leben noch nie sozial und gesellschaftlich engagiert!
klar kann man ohne computer und internet leben. dann lässt man die dinge des alltags eben andere machen oder lebt langsamer. was mich aber überrascht ist, dass grass sagt, dass die „direkte begegnung mit einem buch“ nicht durch „virtuelles“ ersetzt werden könne. glaubt grass wirklich, dass die begegnung mit einem buch nicht auch virtuell ist? wenn ich ein buch lese, entfaltet sich ein virtuelles erlebnis par excellence. die beziehungen die ich zu den figuren eines buches aufbaue, sind doch nichts anderes als das was passiert, wenn ich ein gutgeschriebenes blog oder einen liebevoll gedrechselten facebook-eintrag lese: eine mischung aus echten gefühlen, vorgestellter realität und empathie.
die möglichkeit so selbstgefällig und gestrig wie günter grass zu werden fürchte ich an mir selbst so sehr, dass ich mich sogar dabei beobachte die verkackte asi-rap-musik die sich das kind manchmal einen ticken zu laut anhört, gegen meinen ersten impuls nicht scheisse zu finden und mir dabei vorstelle wie unsere grosseltern die beatles, lange haare, enge jeans oder günter grass als einen „scheissdreck“ bezeichnet haben. so will ich nicht werden.
sehr schön der vergleich des strafverteidigers und piraten udo vetter, der meint, sein job würde sehr viel einfacher, wenn er in strafprozessen wie die bundesregierung argumentieren würde: „mein mandant hält sich auf deutschem boden an recht und ordnung, ich habe das schriftlich von meinem mandanten.“
spannend. browserbasiert. hört sich an, als ob sobooks lange, gute, lektorierte blogeinräge über eine DRM-freie paywall vertreiben möchte.
sehr vernünftiges kurz-interview mit sandra maischberger. schöner schlusssatz:
Wir senden nicht nur, um die Menschen zu unterhalten. Es sollte zwar nicht langweilig sein, was wir machen. Aber das ist nicht unser höchstes Ziel.
logisch und ziemlich bedrohlich. ich halte meinen router (aus deutscher produktion) übrigens stets auf dem letzten stand. und die sich gerade epidemisch ausbreitende unsitte, dass sich die provider hintertüren in „ihre“ router offenhalten, sollte man grundsätzlich durch kluge provider- und vertragswahl ausschliessen.
ich kann das übrigens auch sehr empfehlen die gemäldegalerie in berlin zu besuchen. da hängt sehr geiler scheiss.
witzigerweise habe ich vor zwei monaten dort neben 15 anderen bildern auch die junge frau mit der flügelhaube fotografiert. wie die gröner, hat mich das bild sehr fasziniert, bei mir allerdings ohne jegliches hintergrundwissen. was mich an vielen der bilder fasziniert ist wie wenig sich die menschen in all den jahrhunderten verändert haben. hier ein bild, das ein paar hundert jahre alt ist, das einen berliner hipster zeigt.
wenn wir von bürgerrechten sprechen, schlössen wir damit einen grossen teil der grundrechte aus, meint herr nebel:
Wer also für Bürgerrechte oder noch einschränkender für “digitale Bürgerrechte" auf die Straße geht, der sagt damit aus, dass er nur für Deutsche die Versammlungsfreiheit will. Er sagt aus, dass er nur für Deutsche die Freie Berufswahl will. Und er sagt aus, dass er nur für Deutsche Freizügigkeit will.
das ist natürlich quatsch. unter anderem, weil auch john f. nebel mit der wahl des wortes „er“ nicht aussagt, dass er nur von männern redet, die auf die strasse gingen oder etwas wollten und frauen ausschliesst. oder vielleicht doch. was weiss ich.
klaus peukert fasst nochmal das dings rund um eine gefakte beleidigte beleidigerin zusammen. er tut das ziemlich vernünftig, aber auch emotional. ich finde übrigens, dass man aus solchen ereignissen vor allem eins lernen sollte: regt euch auf, aber bevor ihr eure aus der aufregung geborenen verfluchungen aufschreibt, wartet einfach nochmal ein paar stunden — oder besser tage. emotion ist (eigentlich) ein ganz schlechter ratgeber für öffentliche äusserungen. emotionale äusserungen in der öffentlichkeit sind wie tätowierungen. egal wie toll und sinnvoll und richtig man sie anfangs fand, nach einer weile, tage, monate, jahre, findet man sie zwangsläufig mindestens fragwürdig.
Ab sofort wird es in regelmäßigen Abständen WHUDAT-eigene Lookbooks geben. Also persönliche Fotostrecken, bei denen ich zum einen Fotografen die Chance geben möchte, ihre Skills unter Beweis zu stellen und zum anderen eigene Klamotten, Gadgets, Taschen, Sneakers, Autos & Zeug mit geliehenen und/oder zur Verfügung gestellten Produkten vorstellen möchte.
das ist sicher eine gute wired-ausgabe. das kann man selbst sehr leicht nachprüfen, wenn man der englischen sprache mächtig ist, denn die titelgeschichte steht seit einer weile online. ich habe sie auch schon empfohlen, und wiederhole das jetzt gerne nochmal; unbedingt lesen, jetzt auf englisch oder demnächst am kiosk auf deutsch.
kathrin passig behauptet, dass politik kompliziert sein müsse und auch ein bisschen wehtun müsse und erklärt das ziemlich anschaulich mit der schweiz:
Staat muss ein bisschen weh tun, erklärte mir die Schweiz im Traum. Tut er nicht weh, dann heißt das, dass man ihn nicht ernst genug nimmt. Er ist ein komplexes Gebilde, das Respekt verdient, und, so sagte die Schweiz im Tonfall einer Mutter, die sich aufgeräumte Kinderzimmer wünscht, der Staat verlangt ja nicht sehr viel.
demokratie und freiheit bedeuteten vor allem arbeit:
Die Piraten arbeiten vielmehr daran, die Anstrengung in die Politik zurückzuholen. Direktere Demokratie bedeutet mehr individuelles Nachdenken der Bürger über Entscheidungen. Die Abschaffung des Fraktionszwangs bedeutet mehr individuelles Nachdenken der Politiker über ihr Handeln.
Angela Merkel sagt, Aserbaidschan sei ein positives Beispiel für die Veränderungen, die ein internationales Großereignis wie der Eurovision Song Contest oder die Olympischen Spiele bewirken kann, wenn man teilnimmt anstatt sie zu boykottieren.
stefan niggemeier zeigt, dass in aserbaidschan nach dem eurovision song contest die menschenrechtslage sehr viel schlimmer geworden ist. das erschütternde an merkels aussage ist nicht nur, dass sie damit aktivisten und andere bedrängte menschen im regen stehen lässt, sondern das sie entweder bewusst lügt, uninformiert ist oder tatsächlich in einem rosaroten paralleluniversum lebt.
dazu fällt mir der gag ein, den dana brody in der aktiellen homeland-folge (s03e01) erzählte:
was sagt ein optimist der von einer klippe gesprungen ist? so weit so gut.
einer der gründe warum fake-aktionen, insbesondere wenn sie auf emotionen zielen so ein scheiss sind: sie verspritzen misstrauen und hass. auf beteiligte, auf unbeteiligte, aufs klima. rumfaken ist immer scheisse. aber es gibt immer noch PR-fuzzis, die glauben so liessen sich blumentöpfe gewinnen.
westworld hat mich früher in meiner lieblingsvideothek immer aus dem regal angelächelt. als ich den film vor ein paar jahrzehnten gesehen habe, fand ich ihn sehr, sehr grossartig. leider finde ich filme die ich vor jahrzehnten toll fand, wenn ich sie wiedersehe, meistens nur noch halb so toll. trotzdem ist westworld jetzt nochmal auf meiner liste der nochmal anzuguckenden filme.
Endlich. Nach dem Desaster der letzten Staffel und dem ätzenden Scheiß, der aus der Serie ab circa Staffel 3 wurde, hat HBO heute das Ende von True Blood verkündet.
ich habe mir true blood tatsächlich nur noch aus gewohnheit angesehen. ein paar charaktere mag ich nach wie vor, aber die letzten drei staffeln kann man tatsächlich ganz gut mit „ätzender Scheiß“ charakterisieren. leider.
in bahrain sitzt ein deutscher der in eine firmeninsolvenz verwickelt ist seit über einem jahr fest. dem man steht kaum geld zur verfügung und offenbar ist deutschland nicht in der lage oder willens ihm zu helfen. wozu haben wir nochmal ein auswärtiges amt?
Bei Raab konnte man beobachten, wie ein Moderator aussieht, wenn er nicht immer nur zwanghaft versucht, seriös zu wirken. Während die anderen drei - Peter Kloeppel, Anne Will und Maybrit Illner - ihre Ernsthaftigkeit durch gefurchte Stirn und körperliche Reglosigkeit ausdrückten, erlaubte sich Raab, sich zu bewegen und sogar persönliches Interesse zu zeigen.
warum hansen allerdings diesen tweet den „heiko blume“ von stefan niggemeier kopiert hat in seinen artikel eingebettet hat, ist mit ein rätsel.
der gefahrgutbeauftragte fragt wie es anne will in 18 minuten von adlershof nach schöneberg geschafft haben könnte. teleportation? öffentlich rechtlicher hubschrauber?
ich habe in adlershof die mytaxi app befragt, was eine taxifahrt von dort in den wedding kostet. 45 euro war die antwort. ich bin dann sbahn gefahren, aber die s-bahn-reise hat in etwa so lange gedauert wie die reise vom hauptbahnhof berlin zum hauptbahnhof hamburg im ICE.
och nee, warum veröffentlicht holm friebe seinen nachruf auf wolfgang herrndorf denn gerade in der welt? sicher nicht wegen der tollen keyword-werbe-icons? trotzdem ein sehr toller nachruf.
stefan schulz fasst einen vortrag von julius van de laar zusammen. van de laar hat obama dabei geholfen die datenschutzgesetze auszuhebeln maximal legal auszuschöpfen und stefan schulz arbeitet derzeit noch für alle lesbar an seinen polemischen fähigkeiten. der wille ist erkennbar.
portrait des boulevard-journalisten günter stampf von stephan lebert und daniel müller:
Günter Stampf war der Wunderknabe des Boulevardjournalismus, ein Star der Branche. Aber irgendwas ist furchtbar schiefgelaufen. Vor einem Jahr brachte er sich um
der kunsttheoretiker michael lingner schreib 2006 diesen kritischen artikel über den artist pension trust (APT):
Statt in den Genuss vermeintlich sozialer Leistungen zu kommen, werden Künstler und Kunst in einer bisher ungeahnten Weise zum Spielball eines rein gewinnorientierten, professionellen Spekulantentums.
der artikel wurde in meinen timelines nach oben gespült, weil der APT jetzt versucht, die hälfte seines kunstbestands auf den markt zu werfen. warum das irgendwen interessieren sollte? lingner warnt, dass die kunstszene nicht mehr der kunst, der wahrheit, dem diskurs oder „freimut“ fröhnt, sondern nur noch dem marktwert, dem gewinnstreben:
Was dem Investor, Künstler oder Kurator als rein finanzielle Privatangelegenheit erscheinen mag, kann für den gesamten öffentlichen Kunstdiskurs und -betrieb fatale Folgen haben. Denn die ohnehin bestehende Neigung zur Unterdrückung freimütiger Wertungen wächst auch im Betriebssystem Kunst weiter, wenn befürchtet werden muss, dass sich Kritik generell als geschäftsschädigend auswirkt oder so aufgefasst werden kann. Entscheidungen über künstlerische Projekte und Karrieren fallen dann unter dem beschränkten Gesichtspunkt, was strategisch für die eigene Positionierung und die der anderen Trusties am günstigsten erscheint.
mit anderen worten: der kunst droht die samwerisierung¹, die ferrarisierung und totale trivialisierung.
1) samwerisierung
in ein geschäft, das lukrativ erscheint, einzusteigen und zu versuchen, schnell, aber nicht unbedingt nachhaltig, zu wachsen, viel aufmerksamkeit und marktanteile zu erreichen und dann, auf dem höhepunkt, einen gutbezahlten exit hinzulegen, also auszusteigen bevor risse in der fassade die leere hinter den kulissen offenlegt.
mit anderen worten, samwerisierung ist eine variante des guten alten rein-raus-spiels. gewinner ist am ende der mit der dicksten hose.
ich finde das ja super, dass konzerne wie shell oder die formel1 videos auf youtube mit fadenscheinigen urheberrechtansprüchen oder anderen schmutzigen tricks wegzensieren können. damit wird nämlich jedesmal wunderbar sichtbar, welche haltung diese konzerne und die menschen die an ihrer spitze stehen haben. sie verachten freie meinungsäusserung und glauben tatsächlich dass sie mit hilfe ihrer anwälte öffentlichkeitsarbeit betreiben können.
joshua bearman (der die „argo“-story für wired schrieb, die später in einen leider furchtbar langweiligen film verfilmt wurde) hat die geschichte von ein paar hippis aufgeschrieben, die in den 60er jahren in coronado (eine insel vor san diego in kalifornien) ein haschish-schmuggel-imperium aufbauten. breaking bad in den sechzigern, sozusagen. die geschichte steht in der juli-ausgabe der GQ ist episch lang (ich habe erst ein drittel davon gelesen) und noch nicht kostenlos im netz zu lesen.
im september veröffentlicht die GQ die geschichte auch im netz, bis dahin kann man die geschichte hier kaufen oder als amazon single für €2,68 (amazon werbelink). ich finde die knapp drei euro lohnen sich.
die brauseboys haben auch die direktkandidaten von berlin-mitte zu gast. am 29.08.2013 um 20:30 uhr mit klaus lederer (die linke) und therese lehnen (piraten), am 05.09.2013 um 20:30 uhr mit hartmut bade (FDP) und philipp lengsfeld (CDU) und dem grossartgen manfred maurenbrecher und am 12.09.2013 um 20:30 uhr dann rot-grün mit eva högl und özcan mutlu. /via heiko werning
Wolfgang Herrndorf hat sich am Montag, den 26. August 2013 gegen 23.15 am Ufer des Hohenzollernkanals erschossen.
vor ein paar tagen standen wir bei einem sonntagsspaziergang plötzlich an einer fussgängerbrücke über den hohenzollernkanal. ich bewunderte die urwüchsigkeit des uferwegs unter der brücke, den krassen kontrast des wunderbar, beinahe romantisch zugewachsenen einen ufers und des anderen ufers das steinig und mit zweckmässigen gewerbehallen zugebaut war. die beifahrerin sagte: „hier wohnt wolfgang herrndorf“ und zeigte auf das milde gentrifiziertes wohnviertel auf der seite des urwüchsigen ufers. ich dachte kurz an ihn, wie es ihm wohl ginge und wir gingen dann noch ein eis essen.
An so etwas Kitschiges wie ein Nachleben irgendeiner Art nach dem Tod hat er nicht geglaubt. Auch das kann man in dem Blog nachlesen. Aber so war es halt. Dann ist die Krähe lässig davongehüpft.
als ich gestern abend etwas später nachhause kam, las die beifahrerin dem kind aus tschik vor. ich habe das buch nicht nicht gelesen. aber was sie da vorlas hörte sich unprätentiös und präzise an. hin und wieder, an etlichen stellen, lachten die beifahrerin und das kind. ich lachte auch ein paar mal still mit.
carolin emck über die sprache von angela merkel:
[...] die Texte der Bundeskanzlerin eine echte Prüfung. Es ist kaum möglich, sich mehrere Stunden am Stück auf Angela Merkels Sprache zu konzentrieren. Nach drei Manuskripten sehnt man sich nach japanischem Meerrettich löffelweise, um gegen die wachsende geistige Lähmung anzukämpfen. Da gibt es nichts, was einen fordert, nichts, was einen mitreißt oder woran man sich stößt, sei es vor euphorischer Zustimmung oder empörtem Zorn, alles plätschert gleichmütig vor sich hin [...]
und, ganz entscheidend:
Angela Merkel domestiziert Kritik durch simulierte Freude an einem Diskurs, den sie nicht führt.
Meine Zweitstimme (das ist trotz des Namens die wichtigere Stimme) bekommt nach langen Nächten der politisch-ethischen Selbstanalyse die Piratenpartei. Und zwar nicht nur halbherzig, wie vom Häkelschwein, sondern mindestens dreiviertelherzig. Für den Fall, dass ich damit jemandem bei ihrer/seiner Entscheidung helfe, hier eine kurze Erklärung, warum die drei häufigsten Gegenargumente, die ich in meinem erweiterten Bekanntenkreis höre, für mich nicht stichhaltig sind.
wobei man wissen muss, dass anatol stefanowitsch mitglied der piratenpartei ist (was er auch im text erwähnt).
mein bauchgefühl sagt mir schon seit längerem, dass die piraten bei der bundestagswahl mehr als 5 prozent erreichen werden. bisher war ich nicht sicher, ob das wunschdenken oder die intuition zu mir sprachen. jetzt hoffe ich zumindest, dass es auch ein paar gründe für mein bauchgefühl geben könnte.
christian bommarius über die berufung von nikolaus blome als stellvertretenden spiegel-chefredakteur. im prinzip deckungsgleich mit meinen mageren worten dazu vor ein paar tagen, nur viel verständlicher ausgedrückt:
Drittens steht Blome, bisher stellvertretender „Bild“- Chefredakteur und Leiter der Hauptstadtbüros, nicht im Verdacht, eine politische Ausrichtung zu vertreten, die er nicht jederzeit ins Gegenteil verkehren könnte. Was seine Gelenkigkeit betrifft, kann sich Blome mit den Besten der Branche aussichtsreich messen. Gestern noch versuchte er - wie Franziska Augstein, die Tochter des „Spiegel“- Gründers, zornig bemerkte -, den vom „Spiegel“ recherchierten NSA- Skandal zu bagatellisieren. Na und? Morgen wird er das Gegenteil schreiben, falls es die Umstände empfehlen.
wenn das mit der verschwiegenheit bei den angemieteten NSA-sysadmins so gut funktioniert wie bei apple entwicklern (die alle eine verschwiegenheitsklausel (NDA) unterschrieben haben), dann gute nacht.
Google was right in saying it doesn't have a backdoor for government; its front door is wide open.
und so scheinen auch die türen von allen anderen grossen technik-konzernen offen zu stehen. oder anders gesagt, durch besondere regierungsferne scheinen sich weder facebook, apple, oracle, yahoo, cisco, netflix oder twitter zu profilieren:
Das Niemöller-Gedicht ist abgelutscht, und ich habe es letztens trotzdem getwittert. Erst Aktivist_innen, dann Hacker_innen, jetzt Journalist_innen, dann ..? Die Presse ist einigermaßen erschüttert angesichts der zertrümmerten Guardian-Festplatten, zu Recht. Ich gebe zu, ich auch.
markus pfeifer über schrumpelige pflaumen zum einkochen und mit eigenem video-blog. ich verlink matussek-sachen jetzt nicht mehr direkt, aber teile dafür meks einschätzung.
wolfgang michal über die alt- und die mögliche neuausrichtung des spiegel. wenn mich jemand fragen sollte: spaltet euch. in einen gedruckten spiegel für leute die gerne geschichten über das dritte reich und über gesundheit und die gefährlichkeit des internets lesen und nennt spiegel online um in beispielsweise neues blatt.
stefan laurin freut sich auf die amerikanischen bomben und raketen die auf syrien niederprasseln werden.
wobei ich mich nicht an einen einzigen despoten erinnern kann, der mit luftangriffen in die knie gezwungen wurde. aber das sind vielleicht auch unwichtige details. wichtig ist die fassade: wir müssen etwas tun. irgendwas. also tun wir etwas. bum, bum. so, jetzt haben wir etwas getan.
Bizarr: Die britische Regierung könnte selbst Informationen geleakt haben, um ihre eigenen, teilweise deutlich überzogenen Maßnahmen gegen Leaks zu legitimieren.
wieder spiegel online. ich frage mich: schämen die sich nicht in der redaktion? ulrike putz übersetzt und fasst die geschichte vom entführten amerikanischen fotografen matthew schrier aus der new york times zusammen und verlinkt das original nicht. im text befinden sich interne links auf spons syrien-, guantanamo-, al-qaida- und CIA-dossiers, aber die vorlage, die quelle, wird nicht mit linkliebe bedacht.
allerdings wird die nyt-geschichte ein bisschen aufgepeppt. so schreibt ulrike putz, dass der zweite taxifahrer der schrier zur grenze bringen sollte sich seltsam benommen hätte. im original der new york times steht davon kein wort.
But there was a complication. His expected driver did not arrive. After waiting for more than a day, his hosts arranged a taxi with a driver they said he could trust.
zwei absätze später steht im nyt-artikel zwar dass der fahrer später „widely shifting tales of what happend“ erzählte und wahrscheinlich in die entführungspläne eingeweiht gewesen sei. dass er sich seltsam benahm, hat ulrike putz einfach dazugedichtet.
ich kann dieser abschlussarbeit von drei künftigen werbefuzzis auch nichts abgewinnen. andererseits gönne ich leuten die beim wort „adolf“ kichern müssen oder beim flachen umdeuten von werbesprüchen die schenkel klopfen auch ihren spass. mario barth hat ja kein monopol auf primitiv-humor.
ich verstehe die logik des clips aber auch nicht. man sieht dort ein auto, das adolf hitler als kind überfährt. die erklärung dafür ist, dass das auto ein assistenzsystem habe, dass gefahren erkenne, bevor sie entstehen. wenn das so wäre, müsste das system sich eigentlich selbst zerstören. nicht nur wegen asimov, auch aus logischen gründen, denn jedes system das unschuldige tötet stellt eine gefahr dar.
die ex-MI5-agentin sagt zwar nicht was wir dagegen machen können, sondern das wir etwas dagegen machen sollten und warum proportionalität und nicht irrationalität die reaktion bestimmen sollte:
In einer wirklich freien Gesellschaft muss die Antwort auf den Terrorismus proportional zur eigentlichen Gefahr sein. Wir wollen ein bestimmtes Maß an Freiheit in dieser Gesellschaft und wir sind bereit, ein bestimmtes Risiko dafür einzugehen.
Es darf dabei KEINE Rolle spielen, ob die Aufdeckung eines Fehlverhaltens staatliche Autorität untergräbt. Es ist das Fehlverhalten, das die Autorität untergräbt - nicht dessen Aufdeckung. Staatsextremisten, so mein Fazit, untergraben also die Autorität des Staates, indem sie ihn und sein Handeln über das Recht stellen. Sie gefährden damit unsere freiheitlich-demokratische Grundordnung.
ines pohl umgang mit leaks hört sich in meinen ohren nicht besonders souverän an. forderungen nach transparenz richten sich witzigerweise ja immer nur an die anderen. die eigenen interna werden nicht öffentlich diskutiert. basta. /via rivva.de
mark rumold von der electronic frontier foundation in der new york times:
“This opinion illustrates that the way the court is structured now it cannot serve as an effective check on the N.S.A. because it's wholly dependent on the representations that the NSA makes to it," Rumold said. “It has no ability to investigate. And it's clear that the N.S.A. representations have not been entirely candid to the court."
zur erinnerung wen sich der spiegel da ans vertretungs steuerrad holt, stefan niggemeier im november 2011: Blomige Worte über Volksverhetzung.
mein problem mit leuten die für blätter wie die bild arbeiten ist ja, dass sie oft glauben haltung sei eine frage des arbeitsvertrags. das mag zwar unter journalisten oder managern oder caffe-latte-verkäufern eine weit verbreitete einstellung sein, ich nehme mir jedoch die freiheit, diese leute (zumindest in führungspositionen) zu verachten. ich möchte bildzeitungsfüller, auch wenn sie sich ein weisses hemd überstreifen, weiterhin als kanalarbeiter sehen, die mit schmutz werfen, missgunst, hass und ängste sähen.
und was den spiegel angeht ist es ja vielleicht mutig von wolfgang büchner jetzt radikal das steuer herumzureissen und den kurs des spiegel neu und anders zu denken. aber dass der kurswechsel in richtung güllebecken führen muss, ergibt für mich derzeit einfach keinen sinn. ein kurs der radikalen offenheit, ein starkes selbstbewusstsein gepaart mit demut, eine abkehr von der alten, allwissenden bescheidwisserhaltung zu einer haltung die der komplexität der welt gerecht wird und auch zweifel und verzweiflung erlaubt, das hätte ich mir gewünscht.
stattdessen wird wohl ein ausbau der spiegel-grosskotzigkeit und -überheblichkeit geben, neuerdings mit der bereitschaft auch unter der gürtellinie zu treten, auch gerne mal bei schwächeren.
et kütt wie et kütt.
(oder anders ausgedrück, ich ergreife mal, angesichts des sechs schrillionsen leaks, die gelegenheit und verlinke mal wieder das rheinische grundgesetz.)
die aufregerstory gestern von alan rusbridger, dem chefredakteur des guardian. ich staune ehrlich gesagt nicht schlecht über das schamlose ausspielen von staatlicher macht in england. weder vor zensur, noch vor direkten angriffen auf die pressefreiheit, bis zum eingeständnis völliger inkompetenz und weltfremdheit schreckt man in regierungskreisen zurück.
und die konservativen, die dem staat noch nicht einmal den effektiven und verlustfreien betrieb von produktionsanlagen, gesundheits- und sozialsystemen oder sonstirgendetwas zutrauen und all das stets und immer privatisieren wollen, weil der staat so inkompetent, unflexibel und fehleranfällig ist, die wollen jetzt, dass der staat das leben, die informationversorgung und die sicherheit der bürger durchreguliert, -organisiert und garantiert, mit vollmachten, die weit in den privaten bereich hineinreichen? wann ist den konservativen eigentlich die logik abhanden gekommen? was ist da passiert? ist der starke, allmächtige staat jetzt in allen politischen lagern alternativlos?
andré vatter schreibt über schlechte erfahrungen beim einkaufen. und peter breuer auf facebook auch. und jeder der in deutschland aufgewachsen ist weiss, dass man sich beim einkaufen, beim sachen zum reparieren abgeben oder allgemein beim kontakt mit dienstleistern grundsätzlich für die mühen die man verursacht zu entschuldigen hat.
microsoft gewährt fremden mächten der NSA zugriff auf die rechner von beliebigen leuten natürlich nur streng nach den gesetzlichen vorgaben.
barack obama, der präsident mit der lizenz zum lügen. mike masnick:
So, forgive us for, once again, finding it difficult (or laughable) to believe President Obama's claims that he had a serious revamp of the NSA's surveillance activity in his priorities before the Snowden leaks happened. It seems clear that things were going in the other direction: ramping up the spying, while cutting back on the oversight and review.
They completely abused their own terrorism law for reasons having nothing whatsoever to do with terrorism: a potent reminder of how often governments lie when they claim that they need powers to stop “the terrorists", and how dangerous it is to vest unchecked power with political officials in its name.
This is obviously a rather profound escalation of their attacks on the news-gathering process and journalism. It's bad enough to prosecute and imprison sources. It's worse still to imprison journalists who report the truth. But to start detaining the family members and loved ones of journalists is simply despotic. Even the Mafia had ethical rules against targeting the family members of people they felt threatened by. But the UK puppets and their owners in the US national security state obviously are unconstrained by even those minimal scruples.
Sie blieben das ganze Jahr über zusammen. Es gibt viele schöne Fotos aus dieser Zeit. Sie beschlossen zu heiraten. Mein Vater reiste zurück nach Istanbul und fragte seinen Vater, ob er einverstanden sei. Er willigte als aufgeklärter demokratischer Orientale und Patriarch sofort und ohne jegliche Bedenken ein. Frisches Blut sei gut und willkommen, soll mein Großvater damals gesagt haben. Meine Mutter, als praktische Schwedin, ging ihrerseits zum schwedischen Auswanderungswerk. Auch sie sollen keine Bedenken gehabt haben.
kann mir jemand bescheid sagen, wenn solche stücke, in einer solchen qualität, solcher länge mal im deutschsprachigen internet erscheinen?
ich mag texte, in denen die SPD allgemein und andrea nahles im besonderen ihr fett wegbekommen:
Die vierte im schrecklichen Bunde der “Masters of Desaster" ist Andrea Nahles. Sie hat in diesem Wahlkampf endgültig bewiesen, dass sie jahrelang maßlos überschätzt wurde. Sie ist ihrer Aufgabe als Generalsekretärin und Kampagnenchefin weder inhaltlich und rhetorisch noch organisatorisch gewachsen. Sie hat die falschen Werbeagenturen geholt und sie gewähren lassen und mit den fünf Millionen Hausbesuchen den Mund zu voll genommen.
Und es ist wirklich schon ein Kunststück, in der ganz Kampagne keinen einzigen zündenden Satz gesagt oder ein Thema auf die Agenda gesetzt zu haben. Das alles musste der nimmermüde Thomas Oppermann für Nahles erledigen.
ich weiss zwar nicht wer andrea nahles jemals überschätzt hat, aber mir wird vom SPD-wahlkampf im kopf bleiben, dass die SPD ein konzert in berlin organisiert hat — wenn man den litfasssäulen glauben schenken darf.
DRM is stupid, broken, punishes honest people, does nothing to deter piracy, and will never be used by me in any way as long as I am publishing my own works.
mich freut das, dass es den strand bookstore offenbar noch immer gibt. als ich vor 20 jahren mal länger in new york city zu besuch war, bin ich dort sehr, sehr gerne hingegangen.
wenn man früher (angeblich) indianer mit glasperlen in euphorie versetzen konnte, so kann man heute journalisten mit „tollen grafiken“ in einen zustand euphorischen abschreibens versetzen.
mark bowden hat ungefähr 10.000 worte über drohnen geschrieben -- oder wie das militär sie lieber nennen würde, ferngesteuerte, pilotenlose flugzeuge oder raketen. das ist unfassbar viel text, aber danach kann man sich wohl ein etwas besseres bild über das pro und contra von drohnen machen. das was drohnen so einzigartig oder neu macht, sind übrigens die gleichen technologiesprünge die auch das internet in den alltag katapultiert hat:
The drone is new only in that it combines known technology in an original way--aircraft, global telecommunications links, optics, digital sensors, supercomputers, etc. It greatly lowers the cost of persistent surveillance. When armed, it becomes a remarkable, highly specialized tool: a weapon that employs simple physics to launch a missile with lethal force from a distance, a first step into a world where going to war does not mean fielding an army, or putting any of your own soldiers, sailors, or pilots at risk.
auch witzig, dass beim militär eine ähnliche diskussion oder stumpfsinnige unterscheidung zwischen „echtem leben“ und „netz“ stattfindet. während in den feuilletons legionen älterer oder papieraffiner nasen die realität von ereignissen oder gesprächen über TCP/IP anzweifeln (echte freundschaften entstehen nur auf dem papier!), kämpften in den USA veteranen gegen orden für drohnenpiloten -- weil das töten aus einem kontrollraum ja nicht echt oder heldenhaft sein könne. /via kottke.org
oh mein j, was für eine miserabel geschriebene zusammenfassung von breaking bad von stefan kuzmany. das fällt vor allem im vergleich zu laura hudsons text auf wired.com auf, der ebenfalls die erste folge des letzten teils der letzten staffel analysiert und interpretiert, statt lediglich ein bisschen nachzuerzählen.