nachtrag/ergänzung zum bob-ross-link von gestern. hier schreibt austin kleon über die rivalität, bzw. den streit zwischen bob ross und seinem mentor bill alexander. (via)
und — weils geht — hier noch ein video von bill alexander wie er malt und in bestem denglisch sachen erzählt.
langes lesestück über den autor roberto saviano, der seit 9 jahren versteckt und von der polizei bewacht lebt, weil er [-werbelink] einen bestseller über die neapolitanische mafia geschrieben hat.
patrick beuth über die unfreiwillige offenlegung der geschäftsunterlagen des italienischen spionage- und einbruchs-software-herstellers hacking team. beim spiegel gibt’s auch nen artikel dazu, aber insgesamt finde ich die berichterstattung der deutschen medien dazu etwas mau.
Hacking Team asked its customers to shut down operations, but according to one of the leaked files, as part of Hacking Team’s “crisis procedure,” it could have killed their operations remotely. The company, in fact, has “a backdoor” into every customer’s software, giving it ability to suspend it or shut it down—something that even customers aren’t told about.
To make matters worse, every copy of Hacking Team’s Galileo software is watermarked, according to the source, which means Hacking Team, and now everyone with access to this data dump, can find out who operates it and who they’re targeting with it.
diejenigen die das internet nach hintertüren, lücken und schwachstellen absuchen um sie für einbrüche und spionage auszunutzen, sind diesen hintertüren, lücken und schwachstellen eben auch ausgesetzt. wenn das alles nicht so traurig wäre, wäre das sehr witzig.
Viele begeistern sich in Deutschland über den Mut der Griechen und den von Syriza. Es ist eine billige Begeisterung, weil sie keine Konsequenzen haben wird. Noch der glühendste Revolutionär in Deutschland weiß, dass die Banken morgen geöffnet haben werden, das Gehalt oder die Staatsknete pünktlich auf dem Konto sein wird, ein Arzt ihn behandeln wird und die Regale in den Geschäften gut gefüllt sein werden. Die Griechen haben diese Gewissheit nicht.
so gesehen ist das natürlich billige kritik, wenn stefan laurin, eingebettet in wohlstand (den andere als erarbeitet haben) und stabilität „eine radikale Entschlackung des [griechischen] Staates“ fordert oder das ergebnis der volksbefragung als „eine große, romantische Geste […], aber vor allem [eine] Dummheit“ bezeichnet.
nach zwei tagen auf dem digital bauhaus summit (eindrücke vom ersten und zweiten tag) bin ich mir auch nicht mehr sicher, ob romantik und idealismus unbedingt etwas schlechtes sein müssen — zumindest wenn eine mehrheit der bevölkerung offensichtlich etwas geändert sehen möchte.
boingboing.net: Not a bug ha, schöner bildwitz. um den witz zu verstehen, muss man sich natürlich zu boingboing.net durchklicken und ein bisschen englisch verstehen.
mir fällt da übrigens einer meiner englischen lieblingswitze zu ein: did you hear about the dumb terrorist who tried to blow up a car and burned his lips at the exhaust pipe?
caitlin schneider erzählt wie bob ross zum fernsehen kam. unterwegs erzählt sie von bob ross’ vorgänger, bill alexander, einem deutschen, der noch bob rossiger war als bob ross selbst. über dieses video habe ich gestern abend ungefähr 14 minuten geschmunzelt:
Statt Wut im Bauch habe ich unendliches Mitleid im Herzen für diese Männer, die ihr komplettes Leben danach ausrichten, sich selbst zu optimieren, mehrere Sprachen zu lernen, in andere Länder zu ziehen, um dann Frauen klarmachen zu können, denen sie angeblich doch sowieso keinen Wert beimessen. Das ist nämlich das große Ziel dieser Neomaskulinisten: Sich in einem Land niederzulassen, das sich dem „schädlichen Einfluss" des Westens bisher entziehen konnte, weil man nur noch dort „gute Mädchen" findet. Zwischenzeitlich kann man natürlich auch mit anderen Frauen Beziehungen führen—aber nur, wenn sie einen vergöttern und man selbst keinerlei Gefühle für sie hegt. Kein Wunder, dass sich diese Menschenroboter leer fühlt.
noch ne abmahnung, bzw. strafanzeige. oder anders gesagt: staatliche aufmerksamkeitslenkung.
Beide Artikel haben damals leider nicht das große Interesse und eine gesellschaftliche Debatte über die Ausweitung der Überwachungsbefugnisse durch den Verfassungsschutz hervorgerufen, was wir mit unserer Berichterstattung erhofft hatten. Daher bedanken wir uns beim Präsidenten des Verfassungsschutzes für diese Streisand-Möglichkeit, um die in den Artikeln veröffentlichten Informationen einem breiteren Kreis zugänglich zu machen.
dieser text von georg seeßlen liest sich ganz gut (via) und natürlich erkennt jeder der diese kategoriesierung phänomenologie liest, beispiele und situationen wieder und auch dieses zwischen-fazit erweckt potenziell kopfnicken:
Der deutsche Nerd (nicht alle Nerds in Deutschland sind auch deutsche Nerds, wohlgemerkt!) verbindet die Monomanie des angelsächsischen Vorbilds, das sich, in eben dieser angelsächsischen Tradition durchaus selbstironisch zu seinem Spleen verhalten kann, mit deutscher Gründlichkeit und Oberlehrerhaftigkeit. Der deutsche Nerd treibt nicht nur seinen „Gegenübern“, sondern auch seinen Mit-Nerds die Lust an ihrem Gegenstand gründlich aus.
Der deutsche Nerd liebt nicht, was er sich erwählt hat, sondern er hasst, was dem entgegen oder auch nur außerhalb steht. Der deutsche Nerd denkt immer hierarchisch. Er will unbedingt Ober-Nerd werden. Er will das Nerd-Tum organisieren. Statt Exegesen produziert er Vorschriften, statt Gottesdiensten seines Kultes hält er Gerichte.
nur: das hat alles nichts mit angelsächsischer oder deutscher herkunft zu tun und möglicherweise noch nicht mal mit nerdtum einseitigen leidenschaften für bestimmte themen. es gibt in jeder gruppe von menschen arschlöcher, erbsenzähler, übellaunige und dummköpfe — aber auch das gegenteil.
oder um mal eben das zu machen, was ich eigentlich kritisieren wollte: solche „Phänomenologien“ und versuche die welt zu ordnen sind typisch deutsch.
techniktagebuch.tumblr.com: Spaß mit der Packstation kiki thaerigen hatte „Spaß mit der Packstation“. also eher nicht. um das motto des techniktagebuchs mal zu zitieren: ja, jetzt ist das langweilig alltäglich. aber in zwanzig jahren (werden wir uns ganz wehmütig an die gut funktionierende technik damals erinnern.)
bis jetzt hab ich mir nur eine folge von bauerfeind assistiert … angesehen, die folge mit anne will. und die fand ich ziemlich gut (die sendung, anne will aber auch).
[nachtrag 05.07.2015]
die folge mit tim mälzer habe ich auch noch geguckt und finde das format jetzt grandios. und ich nehme alles schlechte was ich jemals über katrin bauerfeind gesagt haben mag zurück. was sie so aus den leuten herauskitzelt und der absolute wille auch peinlichen und unangenehmen situationen nicht auszuweichen verdient respekt. aber tim mälzer gebührt auch respekt für seine schonungslosigkeit.
juliareda.eu: Angriff auf die Panoramafreiheit: Steckt dahinter eine ominöse Lobby? Die Wahrheit ist noch schlimmer. julia reda erklärt gut nachvollziehbar und differenziert was hinter dem „Angriff auf die Panoramafreiheit“ steckt und als leser erkennt man wie politik funktioniert. eine art happy end scheints auch zu geben und wenn es demnächst wieder mal wahlen zum eu-parlament geben sollte werde ich versuchen meine stimme so einzusetzen, dass julia reda wieder ins parlament einziehen kann — auch wenn das heissen sollte nochmal piraten zu wählen.
faz.net: Ausstellung „Black Mountain College“ in Berlin niklas maak über das black mountain college , bzw. über eine ausstellung im hamburger bahnhof über das black mountain college. natürlich ist das alles mit dem bauhaus verflochten:
Schon das Bauhaus stellte ins Zentrum der Lehrbauten nicht die Arbeitssäle, sondern eine Bühne und ein Restaurant, also einen Ort des gemeinsamen Essens und einen Ort der Fiktionalisierung des Lebens.
Auch das Black Mountain College entstand in einer Zeit, in der der radikalliberale Kult des eigennützigen Individuums einen weltwirtschaftskrisenbedingten Knick bekommen hatte. Es wurde zu einem Ort, an dem neue Formen kollektiven Lebens erprobt werden sollten.
anlässlich dirk von gehlens frage „was ist eigentlich ein buch?“ greift benjamin birkenhake den gedanken und titel auf und denkt über unseren textbegriff nach. und folgert: keine sorge, alles in ordnung.
Dirk hat drüben schon dargelegt, dass das bisherige Modell, dass Autoren nach heruntergeladenen Büchern bezahlt vor allem zu einem geführt hat: Viele Autoren und Verlage haben bereits auf die Produktion von kürzeren Büchern umgestellt, die zudem meist Fortsetzungen waren. Leuchtet ein, weil die Leute dann halt mehr Bücher runterladen. Lustigerweise musste ich als alter Perry-Rhodan-Fan gleich denken: "Ach schau an, The Return of the Groschenroman". Aber mit eben genau diesem Blick, wird deutlich, dass schon der erste Schritt von Amazon nichts am Textbegriff verändert. Denn man kann über Perry-Rhodan denken was man will … an Komplexität mangelt es der inzwischen aus 2800 Heften bestehenden Geschichte wahrlich nicht. Und schaut man sich aktuell populäre die Erzählformen an, dann ist klar, dass es eine große Zuneigung zur Langform gibt. Das Lied von Eis und Feuer, hätte G.R.R. Martin vermutlich mit weit mehr Profit einfach kapitelweise verkaufen können. Für die Handlung sind die fast schon willkürlichen Grenzen der Bücher irrelevant.
Nein, nein, ganz gleich wie Amazon seine Autoren entlohnt, und ganz gleich, wie diese Schreiben … der Textbegriff sitzt fest im Sattel, selbst die Langform. Und das trotz der hartnäckigen Konkurrenz durch allanwesende Ablenkung in Form kleiner digitaler Online-Texthappen, kaufen und lesen die Menschen mehr Bücher, ganz gleich ob digitale oder gedruckte.
Der Text beruht auf wahren Begebenheiten und ist eine Mischung aus Erlebnissen von mir, Freunden, Bekannten und anderen Kleinunternehmern, mit denen ich in den letzten 20 Jahren gesprochen habe. Er stellt weder eine Handlungsempfehlung noch eine Rechtsberatung dar, die beschriebenen Situationen hätten auch ganz anders passieren können und/oder würden heute anders ausgehen. Die genannten Summen sind frei erfunden und sollen nur die Gesamtsituation darstellen. Als Parabel für Griechenland taugt der Text nur bedingt.
Da gab es vor gut einem Jahr mal einen Politiker, der meinte, er könne diskriminierende Aussagen über Homosexuelle tätigen und das wäre dann nicht diskriminierend, weil er ja dazu schrieb, er wolle damit nicht diskriminieren und er würde nur von seiner Meinungsfreiheit gebrauch machen. Außerdem müssten ja die Kinder vor den Homosexuellen geschützt werden. Tja, ich schrieb dann in mein kleines Weblog, dass ich ihn, wie alle homophoben Menschen, für Arschlöcher halte, ohne ihn oder diese damit beleidigen zu wollen – ist halt meine Meinung.
karsten krampitz, der mal sechs jahre lang sowas wie der chefreadkteur des strassenfegers war, über die klage des aktuellen „chefredakteurs“ über „osteuropäischen Migranten unter seinen Verkäufern“:
„Betrugsversuche und aggressives Betteln“ sollen jetzt geahndet werden. Tatsächlich. Warum eigentlich nicht beim „Chefredakteur“? Andreas Düllick bettelt doch in jeder Ausgabe. Unter seiner Ägide findet sich auf der Rückseite des Strassenfegers seit vielen Jahren ein auszufüllender Spendencoupon. Wofür genau das Geld gebraucht wird, erfährt der Leser nicht. Auf dem Foto lächelt irgendein Mensch und hält sich die geöffnete Klemmmappe übers Haupt. „Ein Dach überm Kopf“ heißt die Spendenkampagne. Und weiter unten: „Um obdachlosen, wohnungslosen und armen Menschen wirksam helfen zu können, (…) brauchen wir dringend Hilfe!“
Verkäufer, die mich noch kennen, haben mir erzählt, dass der Strassenfeger seit anderthalb Jahren kein Notübernachtungsprojekt mehr hat. Das ist bitter. Ich hab sie gefragt, was denn nun passiert mit den vielen Daueraufträgen von Leuten, die jeden Monat für Unbehauste spenden. Wird das Geld zurücküberwiesen? Man weiß es nicht.
der letzte satz ist direkt bei turi2 abgeguckt, wo es bei der abwesenheit von recherche immer „unklar“ heisst. aber die unklarhiet hält natürlich nicht vom suggerieren übler machenschaften ab. trotzdem bitter.
eigentlich ne super idee: stephen colbert übernimmt einmalig eine provinz-public-access-show (sowas wie ein offener kanal). dabei macht er sich ein bisschen lustig über die provinialität von monroe, wo die show gesendet wird, kostet die unangenehmen pausen (awkward pauses) genüsslich aus und zelebriert holprige übergänge.
nur leider wirkt das alles gar nicht witzig oder unterhaltsam. ich glaube auch, dass das nicht nur wegen der fehlenden studiolacher in die hose geht, sondern vor allem weil colbert seine rolle als moderator spielt. er ist immer noch ein talkshow-host-darsteller, kein talkshow-host. für seine ersten studiogäste (zwei ortsansässige damen die die show sonst moderieren und von denen eine, wenn ich das richtig verstanden habe, den namen einer prominenten politikerin trägt) interessiert er sich nur um ihnen schlechte gags entgegenzuschleudern. später kommt wohl noch eminem, aber das habe ich nicht mehr gesehen weil ich die sendung gelangweilt nach 10 minuten geschlossen habe.
spiegel.de: Nürnberg: Der Rentner und das Ekel-Essen im Altenheim schöne nachdifferenzierung einer geschichte die seit ein paar tagen in empörungswellen durch die sozialen netzwerke schwappt. ich habe in diesem fall glück gehabt und bin bei der geschichte skeptisch geblieben, bzw. unfähig mich zu empören. und wie es sich zeigt, ist alles auch ein kleines bisschen anders als es biher schien.
Das Heim ist von dem ganzen Trubel genervt. Es hieß auch, man wolle E. rauswerfen. Der Betreiber dementiert. Und auch Jürgen E. sagt, das stimme nicht. Er überlege, von sich aus zu gehen. Im Übrigen räumt er ein: „Püriertes Essen sieht grundsätzlich nicht appetitlich aus.“
ich bin übrigens mit krankenhausessen gross geworden. einige meiner schönsten jugenderinnerungen haben sich in krankenhauskantinen ereignet (mein vater war arzt). unter anderem habe ich dort fondor entdeckt und meine ersten erfahrungen mit glutamat-räuschen erlebt.