
ix hielt das für ne super Idee: unter die reifen legen und mich von der beifahrerin fotografieren lassen. sie nicht.
ix hielt das für ne super Idee: unter die reifen legen und mich von der beifahrerin fotografieren lassen. sie nicht.
deckenmuster in unserem guest house. #edinburgh #schottland
keine apple-werbung.
screenshot von #ownyourgram mit #instagram, von instagram mit ownyourgram (per #micropub) aufs blogg geschoben von dort syndiziert mit #bridgy.
wollte ich nur mal festhalten wie toll ich das finde und dass ich das im urlaub intensiv nutzen werde, aber die bilder auf wirres.net nur in der unterkategorie bilder auftauchen werden. in den nächsten zwei wochen gibt’s auf wirres.net also wenig rauschen und kaum links (zumindest auf der startseite) …
screenshot von #ownyourgram mit #instagram, von instagram mit ownyourgram (per #micropub) aufs blogg geschoben, von dort syndiziert mit bridgy.
wollte ich nur mal festhalten wie toll ich das finde und dass ich das im urlaub intensiv nutzen werde, aber die bilder auf wirres.net nur in der unterkategorie bilder auftauchen werden. in den nächsten zwei wochen gibt’s hier also wenig rauschen und kaum links (zumindest auf der startseite) …
(gepostet mit #ownyourgram post-by-email)
blogs.taz.de/riotmama: what a cheeky cunt
das ist möglicherweise die einzig vernünftige reaktion auf franz josef wagner: noch mehr wahnsinn und eine ladung rekursive ironie.
zeit-magazin.de: Nacktheit: Das Paradies wird abgeschafft
annabel wahba zitiert den britischen soziologe frank furedi:
„Erwachsene wenden ihre eigenen sexuellen Normen auf Kinder an, und plötzlich bekommt etwa das kindliche Doktorspiel eine sexuelle Konnotation, die es gar nicht hat.“ Zugleich setze sich immer mehr der Verdacht durch, Pädophile seien überall. „In unserer Vorstellung lauern sie hinter jeder Ecke – das verkennt die Realität bei Weitem.“ Es gibt nicht mehr Fälle von Kindesmissbrauch, wir haben nur mehr Angst davor.
mir scheint das bei mehr oder weniger allen gefühlten gefahren der fall zu sein: wir schaffen es kaum noch realistisch risiken einzuschätzen. vielleicht konnten wir das auch noch nie. unsere ängste vor gift im essen, islamistischem terror oder dem fliegen allgemein sind so extrem vom wahren risiko entfernt, dass man an allgemein vorhandener vernunft und rationalität zweifeln könnte.
umgekehrt ist es nicht besser: unsere hoffnung sind oft so unrealistisch (hoffnung auf einen lottogewinn, der glaube der fussball würde wieder gut, wenn nur der blatter schnell zurücktreten würde) dass wir uns eigentlich generalisierte angst- und hoffnungsstörungen attestieren müssten. oder platt ausgedrückt: ein bisschen impfgegner-irrationalität steckt in uns allen.
(ursprünglich veröffentlicht am 24.07.2015 05:45)
jezebel.com: When a Magazine Only Wants You If You're Willing to Pose Nude
die schauspielerin und feministin caitlin stasey über ihre website herself.com (nsfw) und ein paar arschlöcher, die das was sie tun wohl journalismus nennen.
(ursprünglich veröffentlicht am 23.07.2015 05:49)
poetry of falsehood: entrance portal of the new berlin castle facing a canvassed 'bauakademie' #berlin #stadtschloss
(ursprünglich veröffentlicht am 23.07.2015 12:18)
mentalfloss.com: 10 Fascinating Facts About Ravens
When it comes to intelligence, these birds rate up there with chimpanzees and dolphins. In one logic test, the raven had to get a hanging piece of food by pulling up a bit of the string, anchoring it with its claw, and repeating until the food was in reach. Many ravens got the food on the first try, some within 30 seconds. In the wild, ravens have pushed rocks on people to keep them from climbing to their nests, stolen fish by pulling a fishermen’s line out of ice holes, and played dead beside a beaver carcass to scare other ravens away from a delicious feast.
If a raven knows another raven is watching it hide its food, it will pretend to put the food in one place while really hiding it in another. Since the other ravens are smart too, this only works sometimes.
würde mich irgendeine macht dazu zwingen mich für ein haustier zu entscheiden, ich entschiede mich nicht für einen hund oder eine katze, sondern einen raben. ersatzweise ein graupapagei. (via)
(ursprünglich veröffentlicht am 24.07.2015 05:55)
priceonomics.com: How to Charge $1,000 for Absolutely Nothing
die geschichte der „i am rich“-app.
(ursprünglich veröffentlicht am 24.07.2015 05:27)
well.blogs.nytimes.com: How Walking in Nature Changes the Brain
A walk in the park may soothe the mind and, in the process, change the workings of our brains in ways that improve our mental health, according to an interesting new study of the physical effects on the brain of visiting nature.
ich bin ja immer skeptisch wenn irgendwo steht „new studies have shown“ oder „wissenschaftler an einer universität haben herausgefunden“. hier auch. es scheint aber so zu sein, dass es uns eher beruhigt durch einen grünen park zu laufen, als an der autobahn entlangzulaufen. gut zu wissen.
(ursprünglich veröffentlicht am 23.07.2015 05:44)
Hach, schön, dass sich wenigstens eine Partei kümmert! #refugeeswelcome @CSU @cducsubt pic.twitter.com/uuWh6Tf2CL
(ursprünglich veröffentlicht am 23.07.2015 19:12)
Im übrigen sollten wir nicht mehr von Flüchtlingen sprechen, sondern von Vertriebenen. Das bringt die Konservativen völlig durcheinander.
(ursprünglich veröffentlicht am 23.07.2015 11:36)
thisisnthappiness.com: Barbie goes to art school, Catherine Théry
ein bisschen wie „ Malkovich, Malkovich, Malkovich “ von sandro miller , aber eben mit barbie.
(ursprünglich veröffentlicht am 23.07.2015 05:40)
(via)
(ursprünglich veröffentlicht am 24.07.2015 05:11)
in den letzten tagen wurde ja viel über beleidigungen geredet, zumindest in den diskussionssträngen (insbesondere auf facebook) zu diesem artikel.
gestern habe ich mal wieder jon stewarts daily show gesehen und mich erneut gewundert, mit welcher inbrunst jon stewart seine intimfeinde beschimpft und beleidigt. im fall von donald trump ist das natürlich total berechtigt, aber über die asshole-frequenz in einem teil der sendung (video) war dann sogar ich baff.
In a second segment dedicated to Trump, Daily Show senior election correspondent Jordan Klepper talks about how The Donald, if elected, could be “our first openly asshole President.” Klepper then says that while Nixon was a “gaping asshole, but closeted,” Trump “says it loud and proud.” The segment also featured a cameo appearance by noted “asshole” Paul Rudd.
in deutschland finden viele (auch komiker), dass kritik in erster linie „sachlich“ vorgebracht werden solle. und in der tat kann man hierzulande eigentlich nur eine person arschloch nennen ohne mit einer abmahnung zu rechnen: sich selbst. das mache ich dann auch gelegentlich; bleibt mir ja kaum was anderes übrig, als mich selbst als arschloch zu bezeichnen.
das soll jetzt übrigens auch nochmal eine erinnerung sein, wie ahnungslos matthias matussek ist, der vor einer weile schrieb:
Ich empfehle dringend, sich andere Late-Nights reinzuziehen, Formate wie die Daily Show mit Jon Stewart, die besonders die junge Zielgruppe binden - die sind tatsächlich unterhaltsam und intelligent, ohne „Arschloch“ und Puff-Witze.
Warum? Weil hier von Könnern und Profis an Pointen gearbeitet wird und an Recherchen über die Gäste, statt auf Momente des Fremdschämens zu hoffen. Weil Gespräche geführt werden, mal mehr, mal weniger geistreich, statt den Mob grölen zu lassen.
(in diesem artikel schonmal zitiert und durch-dekliniert)
ich schreibe das jetzt nochmal auf, weil ich einerseits ein bisschen neidisch auf jon stewart bin und es mir ausserdem auffällt, dass personen des öffentlichen interesses vor allem dann in deutschland „mob“-probleme diagnostizieren, wenn sie nicht austeilen, sondern selbst in der kritik stehen oder sich beleidigt fühlen.
»The idea that something might work fine the way it is has no place in tech culture.«
— maciej cegłowski
idlewords.com/talks/web_design_first_100_years.htm
das ist die verschriftliche version eines vortrags von maciej cegłowski über die grenzen des wachstums (meine worte). wahrscheinlich das beste und lohnenswerteste lesestück dass man diese woche finden kann. es geht darum, wieso flugzeuge sich in den letzten 60 jahren kaum verändert haben, warum wir in der zivilen luftfahrt nicht mit überschall fliegen und wie die zukunft des webs aussehen könnte und sollte. und wenn ich jetzt den schlusssatz zitiere, könnte man sich fragen: was zum teufel hat das mit luftfahrt zu tun? das findet man dann erst nach dem klick raus.
The web we have right now is beautiful. It shatters the tyranny of distance. It opens the libraries of the world to you. It gives you a way to bear witness to people half a world away, in your own words. It is full of cats. We built it by accident, yet already we're taking it for granted. We should fight to keep it!
(ursprünglich veröffentlicht am 22.07.2015 10:22)
(ursprünglich veröffentlicht am 22.07.2015 21:29)
popularmechanics.com: How Apollo Astronauts Took Out the Trash
lisa ruth rand:
Approximately five minutes before Armstrong took his first historic step, he and Aldrin undertook some housekeeping familiar to all Americans. Aldrin handed Armstrong a white bag known as a "jettison bag," or "jett bag" for short, full of things the astronauts no longer needed–the banal detritus of spaceflight, from food wrappers to containers of human waste. Armstrong dropped the jett bag to the surface, and later kicked it under the lunar module to get it out of the way. Like the garbage we throw away on Earth, however, it didn't just magically disappear. The first photograph that Neil Armstrong took during his historic moonwalk featured the garbage bag prominently in the foreground.
(ursprünglich veröffentlicht am 22.07.2015 21:44)
zeit-magazin.de: Willemsens Jahreszeiten: Es wird Sommer!
sehr wortspielreiche sommer-tirade von roger willemsen gegen so ungefähr alles. (vielleicht sogar ein paar wortspiele zu viel.)
(bei monarchie und alltag gefunden)
(ursprünglich veröffentlicht am 22.07.2015 21:46)
(via)
(ursprünglich veröffentlicht am 22.07.2015 16:24)
(via)
(ursprünglich veröffentlicht am 22.07.2015 16:24)
(via)
(ursprünglich veröffentlicht am 22.07.2015 16:30)
(via)
(ursprünglich veröffentlicht am 22.07.2015 21:18)
im #wedding werden immer wieder die verstecktem qualitäten von alltagsgegenständen aufgedeckt.
im #wedding werden immer wieder die verstecktem qualitäten von alltagsgegenständen aufgedeckt.
Du, Felix, wieso schreibst Du alles klein und so komma-arm? Macht mir das rezipieren schwer.
ix:
oh, sorry. hätte ich gewusst dass du kommst und das liest, hätte ich natürlich grösser und mit mehr kommata geschrieben.
Die Frage war ernst gemeint :)
ix:
auch wenn die frage ernst gemeint ist, kann ich sie nicht beantworten. ausser mit: ich finde nicht dass konsequente kleinschreibung die rezeption erschwert und dass ich ausreichend viele kommata setze.
Als Kommunikationsdesigner könnte ich auf ergonomische Untersuchungen hinweisen, aber darum geht es mir gar nicht. Ich finde es schwieriger und dabei interessiert mich doch, was du zu sagen hast. Aus irgend einem Grund suchst du dir das aber aus, und der hätte mich interessiert.
ix:
ich habe die frage unzählige male beantwortet. auf gewisse weise ist das auch anstrengend. ich such dir nachher mal ein paar antworten raus. bis dahin eine vorab: seit ich otl aicher gelesen habe, finde ich kleinschreibung nicht nur schön, sondern auch angenehmer zu lesen. das was die grimms über kleinschreibung gesagt haben kennst du sicher auch?
hier jetzt also mal eine zusammenfassung der diksussionen der letzten jahre zu diesem thema, bzw. was ich so darüber denke oder die antworten auf das warum.
in meinem (ziemlich alt gewordenen) FAQ habe ich auf die frage warum ich alles kleinschreibe geantwortet: „weil es einfach ist und ich es schon immer gemacht habe.“
tatsächlich erleichtert es meinen schreibfluss alles klein zu schreiben. ich kann so schneller und rotziger schreiben. mein hinrotzen von texten gefällt nicht jedem, aber manche sehen gerade das als meine stärke. wenn man mir geld gibt für meine schreiberei, schreibe ich auch gerne gross, wenn das gewünscht ist.
an anderen stellen habe ich als erklärung für meine konsequente (oder „penetrante“) kleinschreibung auf meine ersten begegnungen mit otl-aicher-büchern hingewiesen. hier oder bei fuenfbuecher.de:
abgesehen davon hat mich aichers kleinschreibung angesteckt. es gibt einige gründe, warum ich (relativ) konsequent kleinschreibe, der wichtigste war, dass ich otl aichers konsequent kleingeschriebenes, in rotis gesetztes buch, wunder, wunderschön fand.
mathias wellner über otl aichers position zur konsequenten kleinschreibung:
eine radikale position besetzt otl aicher, der sich gegen großbuchstaben generell wehrt. seine begründung ist, dass diese rein repräsentativen charakter haben, während sich die kleinschrift als gebrauchsschrift entwickelt hatte, deren zweck die mitteilung selbst war und nicht die form. außerdem kritisiert er das mit der großschreibung einhergehende weltbild, welches für ihn charakterisiert wird durch den sieg des adels über die städte.
wikipedia über jocob grimms position zur grossschreibung:
Jacob Grimm äußerte sich bereits 1854 als Gegner der Großschreibung: „den gleichverwerflichen misbrauch groszer buchstaben für das substantivum, der unserer pedantischen unart gipfel heiszen kann, habe ich [...] abgeschüttelt.”
oft habe ich behauptet (hier zum beispiel oder hier), dass ich nicht glaube, dass konsequente kleinschreibung die rezeption erschwert. wenn man der wikipedia glauben möchte, lässt sich dass leider schwer halten:
Im Versuch wurden den Testpersonen Texte in ihrer Muttersprache sowohl in der üblichen Kleinschreibung als auch mit Großschreibung nach deutschem Muster vorgesetzt.
„Die Untersuchungen brachten überraschende Ergebnisse: Auch für die niederländischen Versuchspersonen stellten die Regeln der deutschen Großschreibung eine Hilfestellung dar, die den Leseprozess beschleunigten. Sie konnten Texte in ihrer eigenen Muttersprache mit den fremden satzinternen Großbuchstaben ohne Verständnisprobleme schneller lesen als solche mit der ihnen vertrauten gemäßigten Kleinschreibung. Detailanalysen der Augenbewegungsmuster ließen den Schluss zu, dass in der Tat der Orientierungscharakter der Großbuchstaben dafür verantwortlich war.“
– Köbes: Kölner Beiträge zur Sprachdidaktik (1/2005).
welche behauptung sich allerdings halten lässt: ich persönlich lese sehr gerne in kleinschreibung und finde das weglassen von grossbuchstaben nicht hinderlich beim lesefluss. was mich beim lesen stört sind holprige formulierungen, prahlerische wortwahl, pluralis majestatis, zu lange absätze und zu geringer zeilenabstand. franz josef wagner finde ich zum beispiel unlesbar, obwohl er auch grossbuchstaben verwendet.
kadekmedien hat das hier über die optimale lesbarkeit von text aufgeschrieben:
Um die optimale Lesbarkeit eines Textes zu gewährleisten, beachtet der Layouter vor allem folgende fünf Kriterien: Schriftgrad, Laufweite, Zeilenabstand, Zeilenlänge und Kontrast.
ich finde bei diesen 5 kriterien gebe ich mir grosse mühe.
als ich vor vier jahren mal testweise auf gross und kleinschreibung umgestellt habe, gab es in den kommentaren mehrheitlich wortmedungen die zur rückkehr zur gewohnten kleinschreibung aufriefen. kurz danach schrieb ich wieder alles klein.
tatsächlich erwarten viele leser hier die kleinschreibung, oder genauer: viele finden dass es sich nicht richtig anfühlt wenn ich „normal“ schreibe. das kann man als aufgesetzt und arrogant enmpfinden, aber ich finde es passt zu meinem schreibstil. ich finde form und inhalt passen so gut zusammen.
die taz schrieb anlässlich der rechtschreibreform vor ein paar jahren eine ganze ausgabe in (gemässigter) kleinschreibung. dieser satz gefiel mir damals sehr:
Die kleinschreibung in der heutigen ausgabe ist selbstverständlich nicht kategorisch vorgeschrieben, der anspruch jedes menschen auf seine eigene rechtschreibung bleibt unangetastet.der anspruch jedes menschen auf seine eigene rechtschreibung. sehr gut. nehme ich hiermit in anspruch.
ich reisse mich nicht um leser, die auf ordentlicher ortographie bestehen. solche leute neigen oft zu wut und aggression oder unangehmer pedanterie. ich bin in der komfortablen lage nicht auf ein grosses publikum angewiesen zu sein, um mein tun hier zu finanzieren. was ich hier schreibe und tue muss nicht jedem gefallen. mit meinem stil und meinenr schreibweise kann ich (auch) leser gezielt filtern.
auch wenn ich nicht für jeden schreibe, so freue ich mich doch über jeden leser der sich die mühe macht meine seite oder meine feeds (ausströmungen) aufzufinden und sich mit meinen texten oder witzchen auseinanderzusetzen.
das hier schrieb ich vor 10 jahren:
deshalb möchte ich mich heute bei allen bedanken, die sich trotz meiner rechtschreibschwäche, meiner konsequenten kleinschreibung, der völlig unleserlichen schrift, meinem hang zum brutalen, fäkalen und schlechten witz, meiner ignoranz, meiner dilletierenden inkompetenz, meiner arroganz und überheblichkeit zahlreich und regelmässig hier blicken lassen. durch die vielzahl von lesern und guten seelen die auf mich linken oder mich in ihrer blogroll aufbewahren, habe ich ein wahrnehmungsniveau erreicht das mich stolz erröten lässt. tausend leser pro tag und kein bisschen rechtschreibung
das hier schrieb ich vor 4 jahren:
Dann wiederum, habe ich nie das Bedürfnis verspürt, das zu machen was andere von mir erwarten, im Gegenteil, ich schreibe hier genau das was mich interessiert — was ja auch der Reiz an diesem Blogdings ist. Etwas zu polemisch vielleicht, habe ich die Kleinschreibung auch hin und wieder als hocheffektiven „Arschlochfilter“ wahrgenommen. Mit anderen Worten, hier lesen (vermutlich) vor allem Leute mit, die das was ich schreibe interessiert und nicht wie gross oder klein ich es schreibe.
einen witz zur grossschreibung hab ich vor 10 jahren auch mal gemacht:
„ICH KANN DAS ALLES NICHT LESEN.“ — „WIESO? IST DOCH ALLES GROSS GESCHRIEBEN …“
(ursprünglich veröffentlicht am 17.12.2004 09:12)
„Nachhaltig“ ist das neue, seriöse Universalwort für „supergeil“. Supergeil zu sagen war schon in den Achtzigerjahren ein bisschen peinlich. Jetzt kann jeder bessere Unternehmenssprecher sein Unternehmen, jeder Politiker sein Parteiprogramm mit dem Allzwecksynonym „nachhaltig“ als supergeil bezeichnen ohne sich eine Achtzigerjahreblösse zu geben oder unbescheiden zu wirken.
Das Wort „Nachhaltigkeit“ erfüllt die höchsten Ansprüche bei der Selbstdarstellung. Es wirkt bescheiden, seriös und glaubwürdig und kann mit fast jeder beliebigen positiven Bedeutung aufgeladen werden. Negative Konnotationen von „Nachhaltigkeit“ sind mir nicht bekannt, wer das Wort benutzt spielt mit einem einzigen Griff einen vielstimmigen Akkord positiver Assoziationen: nachhaltige Unternehmen sind arbeitnehmerfreundlich und fair, klimaneutral, ungiftig, umweltbewusst — und selbstverständlich tierlieb.
„Wir sind uns unserer Verantwortung bewusst und handeln nachhaltig“ — so steht es in den Unternehmensleitlinien von Rewe — und mit Abwandlungen wahrscheinlich bei hunderten anderen Unternehmen. Liest sich gut und glaubwürdig — ist aber mindestens so unkonkret als ob ich meinen Beruf mit den Worten „ich sitze am Computer“ beschreiben würde.
Die Frage was „nachhaltig“ denn nun für das konkrete Handeln bedeutet kommt einem aber gar nicht in den Sinn, weil das Wort so aufrichtig und glaubwürdig klingt. Klopft man auf das Wort, klingt es leider hohl. Das ist auch kein Wunder, weil es ursprünglich (im achtzehnten Jahrhundert) dafür benutzt wurde eine zukunftsfähige Forstwirtschaft zu beschreiben. Also eine Bewirtschaftung, die sich nicht durch unkontrollierten und gierigen Raubbau den Teppich unter den Füssen wegzieht. Eigentlich eine Selbstverständlichkeit: eine Bewirtschaftung die länger als als nur kurz funktioniert.
Genauso definieren Wörterbücher und Volker Hauff, der Vorsitzende des Rates für Nachhaltige Entwicklung (gibt’s wirklich), Nachhaltigkeit: „Nachhaltigkeit bedeutet Zukunftsfähigkeit“. Der Witz ist, dass man das Wort Nachhaltigkeit ausnahmslos mit Zukunftsfähigkeit ersetzen kann. Probieren Sie es aus, in diesem Heft oder im Internet kommt das Wort ja gehäuft vor. Obwohl „Zukunftsfähigkeit“ quasi bedeutungsgleich mit „Nachhaltigkeit“ ist, will es niemand benutzen. Es ist nicht unscharf genug und lässt sich nicht mit beliebigen Bedeutungen verwässern.
Journalisten dürften übrigens sehr traurig darüber sein, dass sie das Wort Nachhaltigkeit nicht zum Eigenmarketing verwenden können. Wenn Sie sich selbst als aufrichtig, verantwortungsbewusst und zukunftsfähig darstellen möchten, müssen sie das leicht abgewetzte und peinliche Wort „Qualitätsjournalismus“ verwenden. Selbst Politiker sind nicht schamlos genug, ihre Arbeit Qualitätspolitik zu nennen.
Produkte deren Qualität so fraglich ist, dass sie in der Produktbezeichnung ihre Qualität thematisieren, sind immer ein bisschen mitleidserregend. In den Worten „frischer Fisch“ schwingt für mich immer die Assoziation von Fischgestank mit, bei „Qualitätswein“ zwängt sich in meinem Geist immer das Wort „süß“ zwischen die Zeilen, eine „Qualitätsoffensive“ erinnert inhärent an die minderwertige Beschaffenheit der letzten Produktgeneration.
Ich persönlich halte Schaumworte wie Nachhaltigkeit oder „Qualitätsjournalismus“ nicht für zukunftsfähig.
Vielleicht sollte man, bevor sich der Glanz dieser Begriffe durch inflationäre und willkürliche Nutzung abgewetzt hat, wieder die Liebe zu einer plastischen, konkreten Sprache kultivieren um die Qualitäten der eigenen Arbeit oder Arbeitgebers herauszustellen. Einfach das Suffix „Qualität-“ aus Selbstbeschreibungen streichen, so wie das jeder gute Journalist mit Adjektiven in Pressemitteilungen macht. Auf generische, modische und wachsweiche Füllwörter komplett verzichten und sagen was ist. Offen legen wie man arbeitet, erklären warum man Dinge tut, Fehler vermeiden, aber offen mit ihnen umgehen.
Benehme dich anständig, tu Gutes und nenne es nicht „Qualitätsirgendwas“ oder „nachhaltiges Handeln“.
Werner von Siemens hat das schon 1884 hinbekommen, als er sagte:
Für augenblicklichen Gewinn verkaufe ich die Zukunft nicht.
anmerkung: das ist der text meiner kolumne im (gedruckten) t3n-magazin nummer 40. in ein paar wochen kommt die neue ausgabe, mit einer neuen kolumne von mir. die taucht dann wiederrum in ca. drei monaten hier auf. einen absatz aus dieser kolumne hab ich vor drei monaten bereits veröffentlicht.
weil ich für die kolumne bezahlt werde, enthält sie auch gross- und kleinschreibung.
vorherige kolumnen:
in der ersten szene in dark matter (neue, selbstgemachte serie auf syfy) spielen falscher funkenschlag, lächerliche disconebelschwaden, flackernde neonlichter und elektro-knister-geräusche die hauptrolle. gefühlte 10 minuten um, wie im schülertheater, szenische spannung aufzubauen, in denen ich dreimal kurz davor war die sendung bereits abzuschalten. danach folgt eine willkürliche anaeinanderreihung von kampfszenen und ausgiebigigen andeutungen von weltraumfilm-stereotypen (der trailer gibt davon einen ganz guten eindruck).
das ist alles so billig und hilflos aneinandergereiht wie in die ersten star-trek-folgen in den frühen sechziger jahren. das einzige was mich (ein bisschen) motivierte weiterzugucken: die charaktere und die sich langsam entfaltenden geheimnisse der charakterere und des raumschiffs. deshalb gucken wir ja schliesslich fernsehen: um andere menschen zu sehen mit denen wir uns potenziell identifizieren können und um uns hier und da auf die folter spannen zu lassen. das problem ist nur: das ist alles so durchschaubar und lieblos zusammengesetzt, dass es mich nicht überzeugen kann, der serie mehr zeit zu schenken als die 43 minuten die die pilotfolge dauert.
oder wie tom conroy es treffend sagt:
“Dark Matter” doesn’t matter.
tagesspiegel.de: Griechenland-Drama: Solidarität? Ich bin irritiert!
ich bin immer wieder erstaunt wie einfach und unkompliziert die welt für manche menschen zu sein scheint. hier versucht harald martenstein die welt den deutschen wohlstand mit der logik einer schwäbischen hausfrau zu erklären. das funktioniert erstaunlich gut, wenn man die logischen fähigkeiten und den sinn für komplexität einer schwäbischen hausfrau hat.
was mich aber wirklich irritiert, das wort europa („europ…“) kommt in martensteins text einmal vor, deutschland („deutsch…“) neun mal. möglicherweise ist martenstein deshalb irritiert, weil er nicht begriffen hat, dass ein geeintes und funktionierendes europa sehr im deutschen interesse ist und unser wohlstand sehr viel enger mit europa verknüpft ist, als allein mit dem „deutschen Steuerzahler“.
(ursprünglich veröffentlicht am 19.07.2015 08:29)
faz.net: Dieter Nuhr über Shitstorms: Digitales Mittelalter
jemand der lange zeit davon lebte sich über andere lustig zu machen, die äusserungen anderer als dumm oder unbedacht oder flach zu entlarven, beklagt sich darüber, dass sich jetzt andere über ihn lustig machen oder seine äusserungen als dumm oder flach bezeichnen? ein komiker fordert als reaktion auf eine provozierende ironisch/satirische äusserung sachlichkeit und das unterlassen von polemik?
das peinlichste auf der welt ist glaube ich ein hauptberuflicher clown, der sich zu ernst nimmt. (via)
(ursprünglich veröffentlicht am 19.07.2015 08:21)
das traurige an dieter nuhr und harald martenstein ist genau betrachtet ihre extreme ich-bezogenheit. zwei menschen die seit langer zeit davon leben widersprüche in der welt aufzuspüren, zu vereinfachen, zuzuspitzen und sich in der öffentlichkeit darüber lustig zu machen, deren job es sozusagen ist wind zu machen, sehen sich plötzlich in einer welt, in der sie plötzlich auch hin und wieder einen windhauch am eigenen körper spüren. statt zu erkennen, dass da jetzt andere wind machen, mit den gleichen mitteln und werkzeugen wie sie selbst, empören sie sich über ideologische propaganda (martenstein) oder unzivilisiertheit und sehen das windmachen plötzlich als „einen zivilisatorischen Rückschritt in Richtung Faschismus und Mittelalter, Pogrom und Hexenverbrennung“ (nuhr).
humor, ironie, sarkasmus, zuspitzung, vereinfachung, all das ist für menschen wie dieter nuhr eine einbahnstrasse. diese werkzeuge, meint er, sind in seinen eigenen händen gut aufgehoben — aber in den händen anderer gefährliche waffen. abstrakt, auf andere bezogen, erkennt harald martenstein dieses prinzip sehr hellsichtig:
Je stärker ein Mensch in abstrakter Hinsicht für Respekt und Sensibilität eintritt, desto weniger ist derselbe Mensch im Umgang mit einem Gegenüber zu Sensibilität und Respekt aufgelegt. (quelle)
es ist natürlich ein bisschen respektlos (und falsch) von mir martenstein und nuhr hier zu vermischen. der eine von beiden ist beispielsweise gar nicht mal so dumm und martenstein reagiert auf kritik nicht empört, sondern meistens nur pampig (er selbst würde das natürlich humorvoll nennen).
klaus kusanowsky hat die ungläubige empörung von dieter nuhr sehr hellsichtig (und lang) auseinanderklamüsert:
Interessant ist nun, dass derjenige, der auf diese Weise eine Regel vorschlägt, nämlich die Regel, dass alles nur satirisch-ironisch gemeint ist, beim überraschten Feststellen der Shitbackschleife von dieser Regel gar nichts mehr wissen will. Aus Spaß wurde, hokuspokus, plötzlich Ernst, so jedenfalls will es die Partei des Beleidigten. Und die Frage ist: warum lässt er die vorgeschlagene Regel nicht mehr gelten? (weiterlesen …)
genauso einleuchtend hat hannah beitzer das in der sz seziert:
Denjenigen, die die Reichweite nicht haben, bleibt wenig mehr als ihre Kritik über soziale Medien zu äußern. Wenn es ziemlich viele Menschen sind, die das tun, wird diese Kritik dann natürlich zu einem Instrument, Druck auszuüben auf diejenigen, die im Hierarchieverhältnis über dem stinknormalen Nutzer stehen - sei es, weil sie Redakteur einer renommierten Zeitung sind oder eben Komiker, denen ein Millionenpublikum zuhört. Ein Instrument übrigens, das durchaus der klassischen Demo vor dem Verlagsgebäude oder der Parteizentrale ähnelt. Der Shitstorm ist damit, wenn man so will, kein Beitrag zur Debatte im feuilletonistischen Sinn, sondern eine Form von politischem Aktivismus, ein Weg, bestehende Machtverhältnisse in Frage zu stellen.
Wenn Nuhr, der Komiker mit dem Millionenpublikum, davon spricht, dass „die pöbelnde Masse“ heute wieder „selbstbewusst als Handelnder“ auftritt, dann hat das einen bitteren Beigeschmack. Böswillig interpretiert: „Die da unten“ sollen gefälligst unten bleiben, zu seinen Auftritten kommen, aber ihm „da oben“ gefälligst nicht auf die Nerven gehen mit ihrer Kritik.
im sz-artikel habe ich auch dieses zitat von lucie auf kleiner3 gefunden:
kleinerdrei.org: Es kann ein wenig lauter werden: Über das Diskutieren im Netz
lucie:
Ausserdem stellt sich auch hier wieder die Frage, wer eigentlich den Anspruch erhebt, dass ihre_seine Meinung respektiert und für zuhörenswert erachtet wird? Diejenigen, die sich über den „rauen Ton“ beschweren, sind oft genug auch jene, die sehr daran gewöhnt sind, dass ihre Stimme gehört wird (wie z.B. Journalist_innen) und selbst bei Widerspruch ihre Relevanz nicht grundsätzlich in Frage gestellt wird.
(ursprünglich veröffentlicht am 19.07.2015 08:34)
allein schon die (ironiefreie) nutzung des wortes „shitstorm“ sollte als indikator gewertet werden, dass hier jemand das wort ergreift, der gerne seine defizite bei der selbstreflektion, beim nachdenken und analysieren darstellen möchte.
diese tweets hatte ich noch übrig und zufällig passen sie auch:
Am Beispiel Griechenland können Saarland, Berlin, Bremen schon mal sehen, was ihnen bei der Neuverhandlung des Länderfinanzausgleichs blüht.
(ursprünglich veröffentlicht am 17.07.2015 08:33)
Mit nem Social Web als Sicherheitsventil der Gesellschaft würde es die DDR heute noch geben.
(ursprünglich veröffentlicht am 17.07.2015 08:30)
[nachtrag 19:20 uhr]
wolfgangmichal.de Wie Europa wirklich entsteht
wer meint es sei bereits alles gesagt zu griechenland und europa, dem empfehle ich noch diesen text von wolfgang michal zu lesen:
Die Inneneinrichtung Europas wird nicht mehr allein den Eliten überlassen. Im griechischen Referendum konnten wir einen ersten zaghaften Ansatz zur Formulierung einer Alternative erkennen. Und durch das Referendum erlebten wir erstmals eine Solidarisierung (und Polarisierung) der Menschen quer zu den europäischen Nationalstaaten: Auf den Straßen von Irland bis Italien feierten die Verteidiger der griechischen „Nein“-Politik ihre Helden; an den Stammtischen von München bis Riga regierten die Anhänger der harten Linie gegen die „Verschwender“ des Südens.
ich finde die populistische (und bequeme) vereinfachung der griechenland-krise auf die fragen nach „unseren“ wohlstand (also steuergeldern) oder „deren“ [faulheit|korruption|verschwendung|über ihre kosten leben] übersieht immer wieder eine der entscheidenden fragen: unser wohlstand, unsere politische zukunft hängt entscheidend vom jahrhundertprojekt der europäischen einigung ab. es ist eben gerade im deutschen interesse europa zu einem funktionierenden model zu machen. die zukunft deutschlands liegt nicht in einem gesunden, reichen und kraftstrotzdenen nationalstaat — sondern in der politischen europäischen union.
Es ist ein Trugschluss zu glauben, die Griechen hätten sich mit der Einigung von Sonntag wieder nur Zeit gekauft, nein, es ist die Troika, es sind die durch die Troika vertretenen Sonder-Interessen, die sich immer weitere Zeit kaufen. Der Konflikt selbst bleibt ungelöst.
Der nächste Aufstand wird deshalb dramatischer ausfallen als der jetzige, der übernächste könnte in einen Bürgerkrieg münden. Wer die Geschichte der Vereinigten Staaten von Amerika studiert, wird sehen, dass auch dieses Projekt nicht von heute auf morgen auf dem Papier entstanden ist, sondern nach harten Auseinandersetzungen im Rahmen eines ökonomisch-politischen Nord-Süd-Konflikts.
in diesem zusammenhang ist eigentlich auch die rede von george soros in berlin von 2010 ganz lesenswert.
(ursprünglich veröffentlicht am 19.07.2015 18:13)
pando.com hat sich vor ein paar wochen hinter eine bezahlwand zurückgezogen und meldet heute (fast) 1500 zahlende mitglieder. die bezahlwand ist ein bisschen durchlässig, mitglieder können artikel für 48 stunden „teilen“, also für andere öffnen.
ich finde das einerseits gut, weil journalismus und so. muss sich ja irgendwie finanzieren und pando hat sich nie geziert sich auch mit grossen tieren anzulegen. da ist es gut sich unabhängig von investoren und werbefuzzis zu machen.
andererseits erinnert mich das web an das deutsche reich anno 1800: überall muss man zahlen um reinzukommen, jeder regelt die zahlungen, die mitgliederregeln anders. das teilen wird eingeschränkt, links verfallen nach 48 stunden (trotz regel nummer 1), zugänge verfallen nach mitgliedschaft.
um das mal auszuprobieren bin ich eben pando.com-mitglied geworden. die anmeldung funktioniert nur mit kreditkarte und kostet pro monat $10. die anmeldung selbst geht flott — auch wenn ich mir meiner zahlungsdaten nicht ganz sicher bin, wenn ein journalisten-laden die kreditkartendaten von mir höchst selbst in empfang nimmt.
tatsächlich darf ich 20 mal pro monat einen artikel für 48 stunden freischalten. das hier zum beispiel ist die drölfhundertzweiundsechsigste geschichte über die schweinereien die das CIA in den letzten jahrzehnten, bis heute veranstaltet hat: The CIA and the American Psychological Association: Partners in crime
beispielhaft einfach ist die abmeldung von der mitgliedschaft. auf der mitgliederseite einfach „cancel rebill“ klicken und die automatisch verlängernde mitgliedschaft wird umgewandelt in eine bei mir am 18. august ablaufende mitgliedschaft.
werbung und tracker werden übrigens für angemeldete pando-mitglieder weiterhin angezeigt. und einen (volltext) RSS-feed für mitglieder scheint es auch nicht zu geben.
mspr0.de: Merkels Disconnect
extrem gute analyse von michael seemann zu merkels streicheldesaster. ich stimme nicht bei allen schlussfolgerungen zu, vor allem glaube ich, dass wir alle unter heftigem disconnect leiden. wir sind mindestens genauso disconnected und hilflos gegenüber dem flüchtlingsleiden wie merkel — und vor allem sind wir (leider) alle genauso weit von pragmatischen lösungen entfernt, wie vor 10 oder 20 jahren. ich kann mich jedenfalls nicht daran erinnern, dass die rot-grüne koalition vor ein paar jahren menschlichere politische lösungen zum umgang mit flüchtlingen vorgeschlagen oder durchgesetzt hätte, geschweige denn, dass es damals einen abschiebestopp oder eine lockerung der asyl- und bleiberechtregeln gegeben hätte.
das eine ist, sich über merkel lustig zu machen und die widersprüchlichkeiten in die sie sich ständig verstrickt herauszuarbeiten, aber mit dem finger auf merkel zu zeigen und zu implizieren es läge in ihrer hand der deutschen flüchtlingspolitik und allen einwanderungsfragen mit den richtigen politischen entscheidungen ein menschliches antlitz zu verleihen, ist zu einfach gedacht. ich sehe hier auch ein brutales versagen von uns allen, als gesellschaft, als einzelne.
genau wie angela merkel, leiden und fühlen wir beim sichtbarwerden von einzelschicksalen mit — und wie merkel sind wir überfordert, wenn wir konkrete politische lösungen nennen sollen. wir schaffen es ja selbst kaum, menschen die seit generationen hier leben als deutsche zu sehen — ohne jedes mal einschränkungen hinterherzuschicken, die die worte migration oder herkunft enthalten.
(ursprünglich veröffentlicht am 17.07.2015 06:42)
journelle.de: „Nimm das Weißbrot, Du Luder“ oder als das Essen dreckig wurde
ich fasse das mal mit meinen worten zusammen, was journelle hier geschrieben hat: steckt euch eure diäten, detox-kuren und euren fitnesswahn doch in den arsch. journelle’s text nimmt auch sehr schön bezug auf diese lang-lese-empfehlung von gestern.
(ursprünglich veröffentlicht am 17.07.2015 05:12)
fakeblog.de: Von Petting bis Fucking – in 37 Minuten
37 Minuten. Von Petting bis Fucking. Ohne Verkehr.
(ursprünglich veröffentlicht am 16.07.2015 14:26)
spiegel.de: Amazon: Wie der Konzern den Ebook-Markt erobert
erstaunlich differenziertes stück über amazon auf spiegel online von christian rickens. im text steht zwar nicht allzu viel neues drin, aber allein dass der text differenziert ist und mehrere facetten zeigt hat mich erstaunt. was an sich schon wieder erstaunlich ist.
(ursprünglich veröffentlicht am 17.07.2015 06:47)
heise.de: Werbeblocker: „Adware ist Malware mit einer Rechtsabteilung“
heftige eskalation an der werbefront:
Scharf angegegangen wurde Adkisson von Roi Carthy vom israelischen Unternehmen „Shine“, das Werbeblocker in der Infrastruktur von Mobilprovidern installieren will. Er portraitierte die Online-Werbebranche als mafiöse Industrie, die nur Schaden anrichte: „Wir haben festgestellt, dass Werbung die Nutzer mehr beeinträchtigt als Viren“, sagte Carthy. Deshalb sei die als Anti-Viren-Spezialist gestartete Firma auf Adblocking umgestiegen. „Adware ist Malware mit einer Rechtsabteilung“, schimpfte Carthy. Die Adtech-Firmen kämpften mit Fachleuten auf NSA-Niveau gegen die Interessen der normalen Nutzer.
und leider ist da was dran. was mich jedenfalls erstaunt, ist die aggressivität mit der die werbeanbieter vorgehen — aber auch die anbieter von werbeblockern. am ende verlieren alle, weil, vor lauter rumgockelei, niemand interesse an konstruktiven, vernünftigen lösungen hat.
(ursprünglich veröffentlicht am 17.07.2015 05:32)
spiegel.de: Heute in den Feuilletons: Johnny Cash, Arnulf Baring, Beschneidung
die perlentaucher muss ich auch mal loben. einfach so. ich bekomme zwar nur so die hälfte ihrer arbeit mit, weil sie meinen, dass ein gekürzter RSS-feed vorteilhaft für sie wäre, aber manchmal klick ich mich dann doch durch. in diesem fall allerdings aufgrund einer facebook-empfehlung. den link zum arnulf-baring-interview, in dem er ein paar probleme der währungsunion angeblich voraussah, mag ich hier nicht posten, in dem interview das die perlentaucher verlinken steht mir dann doch zu viel kruder, erz-konservativer kackscheiss. den link auf fotos von einem projekt von MVRDV wiederhole ich allerdings gerne.
(ursprünglich veröffentlicht am 17.07.2015 05:56)
boingboing.net: Watch every one of Kramer's entrances from Seinfeld, in order
äusserst irritierendes video.
(ursprünglich veröffentlicht am 17.07.2015 06:09)
boingboing.net: Excellent mashup: “It's a Mad Mad Mad Max Fury Road”
äusserst irritierendes video.
(ursprünglich veröffentlicht am 17.07.2015 06:11)
kottke.org: The stand clear of the closing doors guy
dieses video irritiert mich überhaupt nicht.
(ursprünglich veröffentlicht am 17.07.2015 06:53)
im #indieweb-sinne könnte ich die einzelnen link-artikel dieser sammlung im volltext hier auf facebook posten oder auf twitter mit knackigen zusammenfassungen oder steilen thesen anteasern. das funktioniert oft ganz gut und erzeugt eine menge rauschen, insbesondere wenn ein, zwei multiplikatoren den faden aufgreifen.
dazu hab ich aber seit ein paar tagen gar keine lust. ich poste die links auf wirres.net und belasse es in den meisten fällen dabei. poste ich meine anmerkungen zu einzelnen texten auf facebook oder twitter, schwappen dann meistens ganz schnell kleine widerspruchswellen über meine äusserungen. dabei habe ich aber oft das gefühl, dass der diskussionswillen sich bei ganz vielen auf reines widersprechen beschränkt — auf diskussionen oder gar argumente haben viele die ihr disagreement auf twitter oder facebook abschiessen dann keine lust mehr.
ganz besonders nervig finde ich dann auch immer klugscheisser die jede art von öffentlich ausgetragener meinungsverschiedenheit als profilierungssucht, öffentliches anprangern oder blossstellen von anderen oder wichtigtuerei abtun. oder die, die meinen es wäre lustig, wenn sie jetzt so täten als würden sie popcorn essen.
wahrscheinlich ist es ein trugschluss, aber vielleicht ist an der hoffnung doch was dran: was wäre wenn man das (mehr oder weniger) niedrigschwellige kommentieren unter blogeinträgen, facebook-posts oder tweets ausblenden würde und sich nur noch auf diskussionen beschränken würde mit leuten, die sich die mühe machen eine (minimal) strukturierte antwort auf ihrer eigenen webseite zu veröffentlichen? john gruber vertritt diese these ja schon lange, aber ich glaube, dass wäre mir dann doch zu langweilig und ruhig.
(bitte nicht antworten, das sind alles rhetorische fragen …)