die sache mit der offenheit
mike masnick gewohnt ausführlich, in ca. 2400 worten, über die tendenz das „offene web“ mehr und mehr zu verrammeln:
Across the tech policy world, people who spent decades fighting for an open, accessible internet are now cheering as that same internet gets locked down, walled off, and restricted. Their reasoning? If it hurts AI companies, it must be good.
ich bin da einerseits bei mike masnick, andererseits … naja, is halt alles nicht so einfach.
einer meiner musiklehrer, den ich extrem doof und unsympathisch fand, sagte mal: „wer nach allen seiten offen ist, kann nicht ganz dicht sein.“ im wortwörtlichen sinne stimme ich diesem satz ohne zu zögern zu, er stimmt semantisch und pysikalisch auch. vielleicht stimmt er aber auch im übertragenen sinn? ich vermute offenheit ist wie gift; es kommt halt auf die dosis an. kürzlich habe ich gelernt, dass airpods aus akkustischen gründen offen sein müssen, also luft ein-und auslassen müssen, andererseits aber wasser draussen halten müssen. so sind airpods zwar nach allen seiten offen, aber trotzdem ziemlich dicht (zumindest nach IPX4).
auf das „offene web“ bezogen würde ich sagen, dass ich es natürlich toll finden würde wenn instagram oder meinetwegen auch facebook, google et al offene APIs anbieten würden, wenn es keine paywalls geben würde oder ich meine lieblingsserien nicht nur empfehlen, sondern auch verlinken oder gleich hier einbetten könnte wie youtube videos. ich fände es toll wenn wenigstens die öffentlich rechtlichen sender ihre sendungen mit permanent links versehen würden die, inklusive der mp4-videodateien länger als 2 monate gleich bleiben würden. wenn die sendung mit der maus ihr sendungarchiv offen im internet stehen haben würde. das würde ich alles begrüssen.
aber genauso verstehe ich, dass überall interessen abgewogen werden, dass geschäftsmodelle oder die fähigkeit honorare oder gehälter auszuzahlen, auch immer mit einer einschränkung der offenheit einhergehen und es auch schon immer taten. nicht dass ich dazu etwas wüsste, aber was wäre das berghain mit einer offenen tür? manchmal entsteht offenheit erst hinter geschlossenen türen. manchmal will man luft rein und rauslassen, aber feuchtigkeit draussen halten.
ich habe laut matomo pro tag, an normalen tagen, an denen kein anderes blog besucher hierherschaufelt, so um die 150 bis 200 besucher (unique visits). laut cloudflare habe ich in den letzten 24 stunden ca. 7000 unique visits gehabt. wenn ich richtig gerechnet habe, sind also 97% meiner besucher bots, crawler oder nutzer die javascript abgeschaltet haben oder matomo blocken. viele davon sind sicherlich ganz legitim hier, rss feeds checken, seiten für die suche indexieren oder um grosse sparchmodelle zu trainieren. ich bin da offen und schliesse niemanden aus — ausser auf seiten die älter als 5 jahre sind. die möchte ich nicht indexiert haben, weil ich keine lust habe wegen eines screenshots oder bildes dessen rechte nicht zu 100% geklärt sind post zu bekommen. meine offenheit hat also auch grenzen, manche aus technischen gründen, manche weil ich mir da mal was überlegt habe und danach nie wieder in frage gestellt habe, manche aus unachtsamkeit.
unten im fuss meiner webseite steht, dass meine inhalte einer (veralteten) creative commons lizenz unterliegen. die ist so offen, dass jeder artikel und bilder von mir nehmen kann und sie teilen und bearbeiten darf, solange sie meinen namen nennen und die weitergabe unter den gleichen bedingungen lizenzieren wie ich. das ist wohl sehr offen, aber eben auch ein bisschen verschlossen.
in amerika, zumindest auf dem land, lassen fast alle menschen ihre türen offen. gleichzeitig muss man damit rechnen, dass man erschossen wird, wenn man im ländlichen amerika ein fremdes grundstück oder haus betritt. mein freund heiner schloss seine erdgeschoss-wohnung, zumindest den hintereingang, auch nie ab. die wohnung hat trozdem nie jemand betreten, der sie nicht betreten sollte. das liegt wahrscheinlich auch daran, dass auch fast niemand das dorf (gichenbach), in dem die wohnung lag, jemals betreten hat. die wohnungstür der beifahrerin hingegen, die immer geschlossen war, wurde einmal von einem verwirrten und betrunkenem vollidioten eingetreten, aus keinem nachvollziehbarem grund.
offneheit, so viel kann man wohl sagen, ist kompliziert und es kommt immer auf den kontext oder die lage an. ob das nun im web ist oder dem rest der welt. trotzdem hat mike masnick natürlich in allen punkten recht und ihr könnt den den text ruhig mal lesen.