präsentieren
für mich ist bei präsentationen oft der weg interessanter als das präsentierte. so schaue ich die sendung mit der maus mit der intention an, gegebenenfalls etwas neues zu lernen oder zu erfahren, aber genau so interessant finde ich die didaktik dahinter. das gleiche gilt auch für veranstaltungen, auf denen neue produkte vorgestellt werden. das eigentlich interessante sind die methoden, mit denen begehrlichkeiten oder neugier geweckt werden.
steve jobs marketing-didaktik zu sehen, war ein grosses vergnügen. bestes beispiel: seine iphone-vorstellung. er kündigte damals drei „revolutionäre“ neue produkte an: einen ipod mit touchscreen, ein neues mobil-telefon und ein neuartiges Internet-Kommunikationsgerät.

in echt seien das aber keine drei geräte, erzählte er dann, sondern eins. und apple würde es „iphone“ nennen. und so sähe es aus.

steve jobs baute seine präsentationen eben nicht nur didaktisch, erzählerisch klug und humorvoll auf, sondern vor allem unlangweilig und unvorhersehbar.
jedenfalls haben steve jobs’ präsentation dazu geführt, dass ich mir diese veranstaltungen regelmässig (wie die sendung it der maus) anschaue. mal in der hoffnung neues zu erfahren, mal um unterhalten zu werden, mal in der hoffnung etwas über das handwerkszeug zu lernen, wie man begehrlichkeiten weckt, wie man ein publikum fesselt (im wahrsten sinne des wortes), wie man erinnerungen produziert. seit gestern habe ich die lust daran verloren, mir diese veranstaltungen anzusehen. apples produktvorstellungen haben sich seit jobs tod immer wieder gewandelt, die präsentationslasten wurden auf mehrere schultern verteilt, die erzählstrukturen wurden gestrafft und zur pandemie wechselte man von einem live-format auf ein durchchoreograpfiertes vor-aufgezeichntes format. das war teilweise immer noch faszinierend anzusehen, vor allem wegen der immer ausgefeilteren technischen perfektion, dem offensichtlichen willen auch humor einzustreuen und der nach wie vor (gelegentlich) vorhandenen überraschungsmomenten.
gestern hab ich ich wohl eine überdosis bekommen. die präsentation war so steif, so vorhersehbar, humorbefreit und vollgestopft mit superlativen und adjektiven, dass ich mich zu tode langweilte und beinahe ekelte, als hätte ich mich überfressen.
am vortag der apple präsentation verlinkte john gruber ein produktvorstellungsvideo von dyson. das video ist vor alem im kontrast zur apple veranstaltung bemerkenswert. obwohl ich noch nie in meinem leben ein dyson produkt gekauft habe und das wohl auch nie tun werde, hat die präsentation einen völlig anderen vibe und doch den gleichen effekt wie die apple produktvorstellungen. der schwerpunkt der präsentation ist die funktion, superlatve und adjektive werden durch dysons vermeintliche zerstreutheit und euphorie aufgelockert. am ende erreicht dyson das gleiche ziel wie die apple-präsentationen: man denkt danach, die produkte die man eben gesehen hat scheinen etwas ganz besonderes zu sein, man merkt sich und macht sich die eben gehörten talking-points zu eigen und trägt sie im besten fall weiter.
neben all den nervigen, steif vorgetragenen adjektiv-lawinen und superlativen, war das erschütternste an der apple präsentation wohl, dass die steife marketing-sprache aus allen präsentierenden das leben, die individualität eliminierte. die auftretenden figuren wurden austauschbar und robotoesque. ich dachte apple hatte sich mal der diversität und andersartigkeit verschrieben? jetzt scheint im apple-marketing nur noch glätte und perfektion zu zählen. höchste zeit, dass apple mal wieder richtig scheisse baut — oder präsentiert.