ich habe über jahre likes, retweets/reposts oder shares von beiträgen hier auf wirres.net gesammelt und lokal in json-dateien gespeichert. vor einer weile hatte ich die auch reaktiviert, bzw. deren anzeige unter den alten artikeln aktiviert. obwohl diese signale sozusagen einen historischen wert haben, hatte ich das gefühl dass sie nicht mehr nachvollziehbar oder angemessen sind. früher kamen diese signale vor allem von zwei plattformen, die ich schon länger nicht mehr nutze: twitter und facebook. ich fand die artikelranglisten, die ich mit diesen historischen signalen erstellte, auch nicht wirklich hilfreich und verzerrend. also hab ich diese historischen social media signale wieder deaktiviert.
die signale die ich noch einsammle sind die likes von instagram, sowie die likes, reposts und kommentare von mastodon und bluesky. das funktioniert natürlich nur, wenn ich die beiträge jeweils dort veröffentlicht oder angeteasert habe. ausserdem gibt’s (auf der artikel-beilage) eine kommentarfunktion und seit ein paar wochen auch einen shit vote („i like that shit“) deren idee ich mir von den toast votes der bear blogs abgeschaut habe.
über die nützlichkeit oder gar relevanz solcher signale kann man natürlich streiten. man könnte argumentieren, dass solche feedback loops dazu animieren gefälliger zu schreiben. dieses argument meine ich auch schon öfter in bezug auf page-counter oder besucher-statistiken gehört zu haben, halte es aber für quatsch. die entscheidung so zu schreiben, dass es möglichst vielen leuten gefällt, möglichst viele klicks oder likes generiert ist ja eher konzeptionell.
man entscheidet sich entweder etwas mit einer breiten zielgruppe zu machen, sich an ein massenpublikum zu richten oder eben gerade nicht.
statt ein logo mit einem kackenden hund zu benutzen, statt kleinschreibung und schlampiger orthographie und zeichensetzung, könnte ich meine webseite auch „das könnte dir nicht gefallen“ untertiteln. in diesem sinne habe ich diese seite auch lange zeit „fachblog für irrelevanz“ genannt. die abschreckung von lesern auf den ersten blick ist teil des konzepts dieser webseite. das ändert nichts daran, dass ich mich trotzdem dafür interessiere wie und gegebenenfalls warum das was ich hier schreibe und zeige rezipiert wird.
umgekehrt würde ich mich freuen, wenn ein reibungsfreier, barrierearmer toast, like oder whatever button überall in blogs vorhanden wäre, wo man einfach per klick, ohne anmeldung, ohne komplikationen ein „gefällt mir“ oder eine applaus-geste hinterlassen kann. ok, ich gebe zu, eine hürde hat auch meine shit/like-button implementierung: javascript muss aktiviert sein, damit es funktioniert.
die auswertung dieser signale ist aber höchstwahrscheinlich nicht nur für mich interessant, ich kann mir auch vorstellen das es für andere hilfreich sein kann zu sehen, was in den text- und bildwüsten die ich hier (wieder) täglich produziere von interessanz sein könnte.
deshalb habe ich meine /top seite gebaut, die alle beiträge listet die mehr als 10 likes bekommen haben.
wenn man die schwelle höher legt und nach beträgen mit > 25 likes filtert, bekommt man 11 seiten oder ungefährt 250 beiträge, die bis 2012 zurückreichen. 2025 habe ich 7 beiträge verfasst die diese aufmerksamkeitsschwelle überschritten haben. für die nach > 10 likes gefilterte version dieser webseite gibt’s natürlich auch einen rss feed, der beiträge dann zeitversetzt und gefiltert liefert. (mehr beitrags-statistiken findet man übrigens auf der rückseite)
ich bin mittlerweile in einem flow, in dem ich auch ohne jedes feedback oder besucherstatistik weitermachen würde und meine gedanken, bilder oder erlebnisse hier festhalten würde, so wie ich auch ohne frida weiter durch die stadt spazieren würde. aber mit hund, mit ein wenig applaus, macht es mehr spass und inspiriert und öffnet neue perspektiven.
wäre ich ein schauspieler, wäre ich sicherlich ein miserabler schauspieler. mir fällt es wahnsinnig schwer mich gehen zu lassen, nicht ich zu sein. das macht mich auch zu einem miserablen drogenkonsumenten, weil alle drogen die auch nur im ansatz meine selbstwahrnehmung verändern mir unangenehm sind. ausnahmen sind drogen die ich gelernt habe zu dosieren, vor allem alkohol. die schwelle an der ich das heft aus der hand gebe kann ich, nach über 40 jahren dosierübung, gut kommen sehen und vermeiden.
andererseits, vielleicht bin ich ja doch ein ganz guter schauspieler, aber eben einer, der nur eine rolle drauf hat: den felix. den spiele ich mit all den charakterzügen die mir durch erziehung, erbgut, erfahrungen und reflektion ins drehbuch geschrieben wurden. die rolle die mir zugeschrieben wird und die ich mir selbst auf den leib geschneidert habe, in der fällt es mir leicht zu bleiben. die rolle zu wechseln eher nicht.
ich bin mir auch nicht ganz sicher, was ich von menschen halten soll, die in andere rollen schlüpfen können und das gegebenenfalls auch durchziehen. ich schwanke da zwischen bewunderung, irritation und unverständnis. mir fällt da immer der auftritt von joaquin phoenix 2009 bei david letterman ein. da spielte er eine durchgeknallte version von sich selbst, in der er seine schauspielkarriere aufgeben und hip-hopper werden wollte. er zog die rolle bis zum bitteren ende durch. 16 jahre später sagte joaquin phoenix bei stephen colbert immerhin, dass ihm dieser auftritt wahnsinnig schwer gefallen sei („it was horrible, it was so uncomfortable, i regret it“).
meine irritation und mein unverständnis kommen wahrscheinlich genau daher, dass ich mir einfach nicht vorstellen kann, wie man solche unangenehmen situationen als mensch überhaupt ertragen kann, bzw. sie trotz des „horrors“, der scham, die solche situationen potenziell erzeugen, durchzieht.
das gleiche frage ich mich bei leuten wie kim jong-un oder donald trump, die bei öffentlichen auftritten die rolle eines (vermeintlich) grossen staatsführers spielen. wie ertragen die das? reden sie nach feierabend oder am sterbebett ähnlich wie joaquin phoenix bei colbert darüber? wie unangenehm es ist eine solche aufgeblasene, karikaturhafte, aller menschlichkeit und empathie beraubter rolle „in character“ durchzuziehen? oder vollbringen sie das kunststück ihre rolle 24/7 durchzuziehen? selbst hitler legte seine rolle (offenbar) gelegentlich ab und sprach wie ein normaler mensch.
ich bin auf irgendeine art unfähig zu glauben, dass leute wie donald trump, kim jong-un die absurden rollen die sie spielen ernst meinen und warte immer darauf, dass sie vielleicht bei interviews oder auftritten plötzlich losprusten und sagen: „ha, ha, reingefallen!“ auf eine andere art, weiss ich natürlich, dass diese hoffnung quatsch ist.
während meines zivildiestes lernte ich einen erwachsenen behinderten kennen der nicht sprach und grosse teile des tages mit dem ausführen von zwangshandlungen verbrachte. eine dieser zwangshandlungen war lichtschalter mehrfach zu betägigen. ansonsten erschien er wie ein ganz normaler, freundlicher, mittelalter mann. er sprach zwar nicht, aber man konnte mit ihm reden und er verstand auch alles. man erzählte mir, dass er, wenn er zuhause bei seiner familie zu besuch sei, ganz normal reden würde und angeblich sogar ein bisschen redselig sei.
ich glaube diese geschichte tat mir nicht gut und pflanzte eine idee in mein hirn, dass man menschen, die sich konsequent abweichend von der norm verhalten, nur ein eine besondere situation bringen muss, damit sie wieder „normal“ werden. daran scheiterte david letterman 2009 allerdings in aller öffenlichkeit und donald trump wird seine rolle wahrscheinlich auch an seinem sterbebett durchziehen — in der hoffnung, vielleicht doch noch einen nobelpreis zu bekommen. oder erstazweise den stay-in-character-oscar.
früher war das internet ziemlich scheisse. ich weiss das, weil ich früher als boris becker drin war. eigentlich sogar vor netscape 1.0. das internet war damals enorm unpraktisch und fand nur am schreibtisch statt. man musste sich einen tcp/ip stack installieren, sich umständlich einwählen und die einwahl war teuer weil sie über die telefonleitung ging und telefon war früher teuer. das internet war langsam und und die leitung brach oft zusammen. man erreichte niemanden weil niemand im internet war und alle freunde die man fragte, ob sie nicht auch ins internet wollten, nur mit dem kopf schüttelten und fragten: „warum?“
das internet war um die mitte der neunziger noch nicht mal sowas wie ein exklusiver club, von dem man nur durch geheimtipps erfuhr. es war eher wie der feuchte keller einer abgelegene gartenlaube in hintertupfingen. was es im internet schon damals gab waren „admins“ die ihren gartenlaubenkeller als ihren regierungsbezirk sahen, in dem sie schalten und walten konnten wie sie wollten. ein falsches wort in einem irc-chat und man wurde rausgekickt („You have been kicked by xy (bye.)“). als ich auf meiner ersten webseite um 1995 oder 1996 das gedicht lichtung von ernst jandl zitierte und darüber reflektierte, wurde ich vom server gekickt, weil die admins dachten ich sei ein nazi. das gedicht von jandl geht so:
lechts und rinks kann man nicht velwechsern. werch ein illtum!
auch wenn das internet früher scheisse war, ich fand es natürlich toll. wie alles was potenzial hat, wie alles was man mitformen, mitgestalten kann, dem man beim wachsen zuschauen kann. wie alles, das freiräume bietet, offen, undefiniert, chaotisch, blinkend, bunt, schmutzig ist.
der kommerz kam auch schon in den 90ern ins internet, als hotwired 1994 die erste bannerwerbung schaltete, ging ein aufschrei durchs netz. pornoseiten waren genau so früh im internet (oder früher), wie die ersten browser. die erste suchmaschine, altavista war scheisse, aber immer noch besser als keine suchmaschine. das internet war von anfang an scheisse und ist es bis heute, genau wie die welt schon immer scheisse war.
viele menschen haben mit der welt die gleichen probleme wie andere menschen probleme mit dem internet haben. es gibt nicht wenige menschen, die glauben das früher „alles“ besser war oder sehnen sich nostalgisch verklärt und mit selektiver wahrnehmung längst vergangenes zurück. nostalgie ist schlimmer als eine sonnenbrille, sie verfärbt den blick in die vergangenheit ins rosa-spektrum und erschwert den blick in die gegenwart und die zukunft durch dunkle schleier. mit einer nostalgiebrille auf der nase sieht man gar nichts mehr klar.
meine erfahrung ist, dass das internet heute genauso scheisse und genauso toll und voller potenziale ist, wie es das früher war. genau wie in einer stadt oder in der welt lassen sich orte und gemeinschaften finden, in denen man sich wohlfühlt und genau so gibt es ecken die man lieber meidet. es gibt orte mit denen man nichts anfangen kann und sich wundert dass davor warteschlangen stehen und es gibt orte nach denen man sich sehnt.
ich schreib das alles auf, weil ich gerade ein paar leute mit nostalgiebrillen beobachtet habe.
der witz ist natürlich, dass diese nostalgie nach dem alten internet genau so alt ist wie das internet. auch um 1994, als „neueinsteiger“ in dieses internet, hörte ich leute die sich beklagten, dass das alte internet doch irgendwie viel besser gewesen sei. heute wie damals fällt mir dazu nur diese antwort ein: leute macht doch mal die augen auf — und geht auf entdeckungsreise. das internet heute ist das internet, nach dem sich in 30 jahren auch wieder alle möglichen nostalgiker sehnen, die es nicht schaffen ihre augen in das blendende und oft irritierende licht der gegenwart und zukunft zu richten.
Wenn man nur in Blankenese (Social Media) rumhängt, darf man sich halt nicht wundern, wenn man nur Pfeffersäcke trifft und keine netten Bürgerzenteren findet. Es ist alles noch da: Foren, crazy Homepages, Webseiten ohne Cookiebanner und Paywall. Man muss sich halt schon die Mühe machen und hingehen.
fridas verdauung hat sich schnell wieder erholt nach dem kurzen sodbrenn-intermezzo, aber wir waren gestern trotzdem wieder beim tierarzt. seit dienstag schnüffelte sie immer wieder an ihrer linken hand, an einer bestimmten stelle und deutete dort schmerzen an. weil sie nicht lahmte, sondern nur etwas vorsichtiger agierten, gingen wir weiterhin von muskelkater, verstauchung am handgelenk oder einer zerrung aus.
gestern beim mittagsschlaf wachte sie auf und wunderte sich darüber, dass ihre linke hand blutete. ich auch. bei näherer untersuchung sah mal eine kleine blase/entzündung die aufgeplatz war. wahrscheinlichste diagnose: eine granne, also ein samen der sich in den fuss gebiohrt hat. das kommt bei hunden leider relativ oft vor, wir mussten frida schon zweimal grannen aus dem ohr holen lassen. am samstag liess sich die granne nicht ohne weiteres aus fridas fleisch holen, die tierärztin empfahl uns am montag nochmal zu kommen, dann könne man mit ultraschall versuchen den fremdkörper näher zu lokalisieren.
die prozedur liess frida bravörös über sich ergehen, abwohl die tierärztin nur mit spray-anästhesie im fleisch rumprökelte. auch an den verband gewöhnte sie sich relativ schnell und läuft wie eine eins darauf, obwohl sie es hasst, gedöns am fuss zu haben.
sie muss auch keinen schamkegel tragen, weil sie den verband in ruhe lässt, bzw. weil sie unser verbot daran rumzunagen respektiert.
der versuch eines klimmzugs war heute ein paar zentimeter besser als beim ersten versuch vor ein paar tagen und auch mit liegestützen komm ich in einem rutsch nicht über 10 stück. bei den liegestützen spüre ich jeden muskel im körper. aber insgesamt habe ich das gefühl, dass mein körper dankbar ist für den gewichtsverlust. hinhocken konnte ich mich auch mit 10 kilo mehr, aber ich merke eindeutig, dass der stress auf den bändern mit weniger gewicht deutlich nachlässt. es ist fast bequem zu hocken.
ich denke jetzt drüber nach den gewichtsverlust ein bisschen zu bremsen. gestern auf dem rückweg vom tierarzt haben wir kuchen gekauft und je ein halbes stück pina-colada- und blaubeer-käsekuchen gegessen. abends hab ich meinem appetit nachgegeben und cashew nüsse zu fernsehen geknabbert. trotzdem heute wieder weniger gewogen als am vortag: 103,5. hier die ungeglättete kurve meiner wäägungen.
ungeglättetetes home-assistant diagram meine wäägungen, man sieht seit anfang juli eine stetige abwärtsbewegung, allerdings nehme ich semaglutin erst seit anfang august. der vorherige gewichtsverlust lag daran, dass ich die alkoholaufnahme etwas reduziert habe.
mein eindruck der letzten tage ist, dass ich gelegentlich, trotz semaglutid kleine appetitattacken habe, die ich aber relativ leicht unterdrücken kann, oder schnell mit winzigen portionen umami-haltger lebensmittel befriedigen kann. hunger kommt auch gelegentlich auf, der sich allerdings auch leicht nach hinten schieben lässt und dann schnell, mit kleinen portionen, befriedigen lässt. meine vorstellung ist, wenn ich diesen bedürfnisse weniger unterdrücke, aber bei kleinen portionen bleibe, dass sich das gewicht dann auf einem niveau halten lässt. das will ich zumindest in der kommenden woche ausprobieren.
gelesen habe ich thomas schmid (stoff zum nachdenken) und stefan niggemeier (empörung über die bild ist schon länger von erstaunen darüber abgelöst worden, wie schmerzbefreit und schamlos der springerladen mittlerweile ist), gesehen habe ich steve mould (wie immer toll, wie er einen in seinen videos auf seine entdeckungsreise, mit allen irrungen und wirrungen mitnimmt), rusty shades (hands tv), polymatt (laptop-gehäuse neubau) und veritasium (über gummi und warum uns potenziell eine weitere globale katastrophe ins haus steht).
verschlafen und erst um 7 uhr aufgewacht, obwohl ich schon um 23 uhr ins bett gegangen bin. allerdings sass ich auch zwischen vier und halb vier am schreibtisch. ich mach das seit ungefähr 10 jahren so, dass ich, wenn ich nachts aufwache, am computer prüfe ob in der welt alles in ordnung ist, was aufschreibe, optimiere, repariere. so wie tagsüber der mittagsschlaf ein luxus ist, den ich seit homeoffice-zeiten sehr zu schätzen weiss, ist das nachts-wach-sein ein luxus. beides sind phasen in denen ich ganz für mich bin und das rauschen der welt ausblenden kann.
in zeiten wenn frida kränkelt und nachts öfter raus muss freue ich mich beinahe einen grund zu haben auch mal nachts raus zu gehen. die nacht ist deshalb besonders und magisch, weil alle anderen nicht da sind. wären nachts alle wach, wäre das einzig besondere an der nacht, dass es dunkel ist.
vorgestern hab ich mich bei morgenspaziergang an klimzügen versucht. die knapp 10 kilo weniger auf den rippen haben nicht geholfen, ich habe gerade mal einen 16tel klimzug geschafft. ungefähr 6,2 cm. ich vermute ich muss noch 90 kilo abnehmen, bis ich einen klimmzug schaffe. den witz (mit den 90 kilo) hab ich mir auf demselben morgenspaziergang ausgedacht, als mein geist ins blog abshwiff. insgesamt nimmt mich dieses blogdings sehr in beschlag, aber das ist auch gut so. weil ich hier machen kann was ich will und ohne hochtrabend klingen zu wollen und obwohl ich mit jazz nichts anfangen kann, ist das schreiben ins internet für mich wohl tatsächlich genau das: jazz.
ich sag das natürlich auch, weil ich die helge schneider doku heute abend zuende geschaut habe. in der doku trifft helge schneider unter anderem viele alte weggefährten vor der kamera, aber fast jede dieser begegnungen endet im absurden oder wurde kurz und klein geschnitten. was teilweise sehr lustig und sehr irritierend ist. als helge schneider schneider alexander kluge trifft, „einer der letzten philosophen … äh … mit denen … äh … ich noch spreche …“, ist das folgende das gesamte gespräch:
schneider: du hast dir die fragen vorher ja eigentlich gar nicht ausgedacht?
kluge: nein, das geht auch bei dir gar nicht. fragen die man sozusagen absichtlich stellt, das merkst du und dann antworteste nicht.
[schnitt]
kluge: die vögel waren ja mal saurier. die vögel sind saurier.
schneider: ja, jaja.
kluge: und vielleicht haben die schon töne von sich gegeben.
schneider: ja, natürlich
kluge: … schwingung, ja, nich. und insofernn ist sozusagen …
[schnitt]
kluge: haferflocke mit saxofon. ja, und man … wer mal rollen
[schnitt]
kluge: also komm, so …
schneider: sehr schöne grüsse!
kluge: machs gut!
eins der wenigen zitate, das helge schneider nicht ridikülisiert, zerfleddert oder zerschneidet kommt kurz vor dem ende aus dem off und lautet so:
Jazz verkörpert für Helge Schneider nicht nur ein Stück unverzichtbarer Freiheit, die gelebt wird, sondern verkörpert zugleich Dissidenz, Abweichung, Außenseitertum. Aber man darf nicht den Fehler machen Jazz und Pop gegeneinander auszuspielen, denn Jazz ist für ihn eigentlich die Methode, permanente Überraschungen zu erzeugen, die dann natürlich auch populär sein können. Von daher ist Jazz und Pop und Popularität bei Helge Schneider kein Gegensatz.
das zitat stammt von peter kemper, aber das erfährt man im film nicht, das muss man sich schon zusammengooglen.
und das ist das ins internet schreiben für mich eben auch, ein stück unverzichtbarer freiheit, das zu schreiben und zu machen was ich möchte, was ich interessant finde, dinge ausprobieren, dinge obsessiv zu verfolgen bis sie mich langweilen, gelegentlich den geschmack anderer zu trefffen und gelegentlich das gegenteil. alles in der öffentlichkeit, aber eigentlich nicht für die öffentlichkeit.
gestern sagte jemand zu mir ich sähe müde aus. als sie das sagte, bemerkte ich, dass ich tatsächlich kurz abgedriftet war, mein geist auf wanderung war, ohne ziel, aber auch ohne anfang. das ist tatsächlich der zustand in dem ich normalerweise einschlafe. das ist ein sehr angenehmer zustand, zwischen verschiedenen welten und voller leere. ich bin dann jedenfalls aufgewacht (obwohl ich gar nicht schlief) und auch den rest des tages wach gewesen, ausser zu einem kurzen mittagsschlaf. so wie heute.
abends bin ich selten müde. es gibt so viel zu tun. ins internet schreiben, etwas hier schrauben, etwas dort drehen, fernsehen gucken, essen. im fernsehen liess ich heute abend mission impossible — the final reckoning laufen. nach 16 minuten und zwei sekunden schlug ich auf die pause taste weil ich es nicht mehr aushielt. man sieht dort einen alten mann der jugendliche, schrankfarbene haare trägt und die ersten 10 minuten vor seinem inneren auge szenen aus seinen alten filmen ablaufen lässt. alle die er trifft oder die zu ihm sprechen, sagen ihm er sei „the one“, der auserwählte um die welt zu retten. er sagt es auch irgendwann selbst in diesen ersten 16 minuten und zwei sekunden, er glaubt es also auch selbst. ich nicht.
also schalte ich um zu einer empfehlung von turi (zwei), eine helge schneider doku. die kann man in der ard mediathek sehen, ich schau sie in mediathekwebview. 40 minuten schaffe ich, dann isses doch n bisschen langweilig. wie alles von helge schneider pendelt auch diese „dokumentation“ zwischen brilliant, langweilig, peinlich und strunztlustig. grandiose kleine ideen, eingebettet in einen strom aus überdosierten absurditäten und normalitäten. und auch wie alles im zusammenhang mit helge schneider, eine frage der stimmung. ich glaube ich bin heute nicht in helge-schneider-stimmung und auch nicht in tom-cruise-stimmung.
bei konstantin lese ich (wieder) ein sehr schönes zitat:
I asked AI what we do with time, and it came back with words that were commercial and violent. We spend time, save time, take time, and make it; manage, track, and save it; we kill time, we pass it, we waste it, borrow, and steal it. We abuse time and it beats us back up, either in retribution or self-defense. It’s a zero-sum perspective of the material of our lives; it makes us prisoners to our own utility.
The AI said nothing about love, loyalty, or enthusiasm. When you wrap those up, it becomes clear that the best thing to do with time is to devote it. That is how you get time on your side. When you are working with time instead of against it, every bit matters, it all counts, even the fallow times, the empty times, the time off the path.
als ich zur zitatquelle durchklickte fand ich einen sehr schönen blogartikel. ich mag es wenn leute sich kritisch hinterfragen, leicht grumpy sind, aber nicht zynisch. wenn die balance der schlechten laune stimmt, wenn licht am ende der worte ist und kleine weisheiten aus der deprimierten stimmung fallen. das beste was man mit zeit tun kann, ist sie etwas zu widmen, nicht sie zu zählen oder zu sparen oder zu vertreiben. wunderbar.
aber fast noch schöner ist die seite auf der das steht. auf den ersten blick sieht die seite wie eine normale blog-beitragsseite aus.
dann scrollt man weiter …
… und weiter …
… und weiter …
… und es geht immer weiter …
… unter dem blog-beitrag öffnet sich die komplette weitere website …
… und hört gar nicht auf …
… bis man dann doch irgendwann am ende ankommt. wunderbar. toll.
aber auch auf einer miserabel gestalteten webseite und in grässlich zusammengehacktem beitrags-html können schöne texte ein zuhause finden, wie dieser hier von cory doctorow: Pluralistic: Zuckermuskian solipsism (via vowe.net).
ich finde doctorows sprache ein bisschen zu gefeilt und hochgestochen, aber eigentlich stört mich das nur wenn er seine texte vorliest. wenn man sie selbst im eigenen tempo und mit der gewohnten inneren stimme liest, lesen sie sich erstaunlich gut und klug.
das semaglutid-tagebuch lasse ich heute ausfallen. ich habe keine neuen erkenntnisse gewonnen, ungefähr das gleiche gegessen wie in den letzten tagen und wieder 200 gramm verloren. einzig erwähnenswert ist vielleicht, wie lecker der himbeer-quark heute nachmittag war, nämlich sehr.
in den letzten tagen ist mir mehrfach ein klassiker (vermute ich zumindest) über die aufmerksamkeitsschwelle gespült worden: die geschichte vom chinesischen bauern, erzählt vom religionsphilosophen alan watts im rahmen einer seiner vorlesungen zum taoismus. zuerst hab ichs bei kottke.org und dann bei konstantin gesehen. bei kottke ist das audio als youtube-video mit albernen illustrationen eingebettet, konstantin hat den text eingebettet.
im video weist alan watts darauf hin, dass alles im universum immens komplex ist und dass es eigentlich unmöglich sei zu bestimmen ob dinge die in der natur passieren „gut“ oder „schlecht“ seien. weil man eben nie alle konsequenzen eines ereignisse kennt.
der bauer in watts geschichte bewertet deshalb dinge die ihm zustossen nicht in den kategorien „gut“ oder „schlecht“, er beobachtet, bzw. wartet lieber die konsequenzen ab, als sich auf eine bewertung festzulegen. er erträgt die unsicherheit oder potenzielle ambiguität der situation.
eigentlich ist die geschichte vom chinesischen bauern eine variante des satz: „ich weiss, dass ich nichts weiss“ der sokrates zugeschrieben wird. nur eben nicht rein philosophisch angewandt, sondern auch emotional. der bauer verzichtet auf trauer oder freude als reaktion auf ereignisse die ihm zustossen, weil er weiss, dass er nichts weiss.
ambiguitätstoleranz ist laut wikipedia „die Fähigkeit, mehrdeutige Situationen und widersprüchliche Handlungsweisen zu ertragen“. gemini oder googles KI fasst es einen ticken verständlicher zusammen: „die Fähigkeit, mit Unsicherheit, widersprüchlichen Informationen und komplexen Situationen umzugehen, ohne in Panik zu geraten oder voreilige Schlüsse zu ziehen. Es ist die Fähigkeit, Mehrdeutigkeit zu akzeptieren und handlungsfähig zu bleiben, auch wenn nicht alle Informationen klar sind.“
noch weiter gedreht, ist es vom bauern, über die ambiguitätstoleranz auch nicht mehr weit zum deutschen „ruhe bewahren“ und britischen „keep calm and carry on“.
und um das nochmal ein stückchen weiter zu drehen, während ich darüber nachdachte was ich über die geschichte des chinesischen bauern schreiben könnte, stolperte ich über dieses zitat:
It can be hard to bear, how the cosmos went from hydrogen to the double helix by its own insentient laws, forged from the iron rib of dying stars creatures capable of the Benedictus and the atomic bomb, hurled ice ages and earthquakes at the rocky body of a world we now walk in skins and nervous systems over which have had no say, born into families and eras we have not chosen. Somehow we must hold all this choicelessness — hold the knowledge that any synch of chance could unseam a life — and still do laundry, still make art, still love.
weil der kontext des popova-zitats eher aberglaube als taoismus ist und sie in diesem zusammenhang auch carl sagan zitiert, der wiederum theophrastus mit „Superstition [is] cowardice in the presence of the Divine“ zitiert, kam mir der gedanke, ob unser bedürfnis ereignisse die uns zustossen zu bewerten, nicht auch eine art des aberglaubens ist? aberlaube als hilfe das unverständliche, das göttliche, das universum zu ertragen.
so wie hunde sich stress wortwörtlich abschütteln, schütteln wir mit aberglauben die unverständlichkeit, die absurdität der welt ab.
der chinesische bauer, aus der parabel von alan watts, ist nicht abergläubisch, genau deshalb glaubt er nicht, dass die ereignisse, die ihm zustossen, gut oder schlecht sind. er hat sich auf den fluss der dinge eingelassen, er ist fähig los zu lassen.
das gute an haltungen ist ja, dass man an ihnen feilen kann — oder wie man neuerdings gerne sagt: nudgen, selbst sanft lenken — wenn man weiss in welche richtung man lenken oder welche form man feilen möchte. ein gutes beispiel aus der philosophie- oder literaturgeschichte für das erfolgreiche feilen an der haltung ist natürlich sisyphos. albert camus kann sich sisyphos als glücklichen menschen vorstellen, weil sisyphos die absurdität seines schicksals annimmt. er verleugnet die absurdität seines schicksals nicht (zum beispiel durch aberglauben), sondern schaut der absurdität ins gesicht, macht einfach weiter und erweitert damit seinen handlungsspielraum. sisyphos entzieht den göttern die macht über sein schickaal (erlangt deutungshoheit), indem er seine haltung verändert: glück liegt nicht im erreichten sondern im tun.
wenn aberglaube nach theophrastus feigheit in gegenwart des göttlichen ist, dann ist wäsche waschen, kunst machen oder zu lieben, in einem feindlichen, absurden universum, eine heldentat.
natürlich schreibe ich nicht in sein (google) umfragetool, sondern hier. denn so trainiere ich unter anderem meinen „geist“, indem ich hier rein schreibe. es hätte wahrscheinlich auch meinen geist trainiert in die google-umfrage zu schreiben, aber hier isses schöner, ich kann meine gedanken ergänzen und überarbeiten.
da ich dirks frage ja zum teil schon mit „schreiben“ beantwortet habe, kann ich auch gleich mit dem rummäkeln und widersprechen anfangen, von dem ich glaube, dass es auch den geist trainiert. dirk zitiert (unter anderem) david perell, „der einen Trainingsplan für Denker:innen formuliert hat“:
Athletes train. Musicians train. Performers train. But knowledge workers don’t.
das stimmt natürlich nicht. alle denk-arbeitenden schreiben und trainieren damit. wer nicht schreibt, würde sich wohl auch nicht als knowledge worker bezeichnen. solche überspitzungen machen sich vielleicht gut in intros oder als überschriften, aber führen auch unweigerlich zu überhöhten erwartungen an den iinhalt. als ich auf den link geklickt habe und dachte, „dann lass mal jucken david perell“, war ich eher enttäuscht als erhellt. weil er eigentlich gar nicht meint das „knowledge workers don’t train“, sondern dass sie nicht strukturiert, mit einem traininsplan trainieren. wenn ich dann banalitäten lese wie: „Learn in three-month sprints and commit to a new learning project every quarter“ denke ich unweigerlich: das kannst du dir auch in den hintern stecken, da hat wohl jemand seine shaka- und marketing muskeln mehr trainiert, als seine denk- und schreibmuskeln.
jetzt wo ich das losgeworden bin, immerhin hat david perell auch eine saite in mir zum klingen gebracht (hervorhebung von mir):
I encourage you to share your learnings. Publish an essay, a book review, an art project, or open source your code. Sharing your ideas will help you digest them, and if your posts are interesting, you may attract experts in your field of curiosity.
meine worte, seit jahren. ins internet schreiben hilft mir meine gedanken, ideen, erlebnisse zu verdauen, zu verarbeiten — und hat zusätzlich viele andere, auch positive, nebenwirkungen.
etwas zu teilen, öffentlich zu tun, hat zum beispiel die nebenwirkung, zu mehr sorgfalt, tiefe und selbstkritik zu motivieren. so wie man sagt, dass man etwas erst dann verstanden hat, wenn man es jemand anders erklären kann, hat man etwas erst dann durchdacht, wenn man es anderen verständlich machen kann. aber viel entscheidender als die denk-werkzeuge oder endprodukte des denkens, ist die motivation zum denken. und da steht an erster stelle neugier — kein trainingsplan oder ein werkzeugkasten.
neugier führt zu lernen, zum denken und zu mehr neugier. ein positiver, sich selbst verstärkender kreislauf. natürlich erfordert das stillen von neugier gelegentlich auch struktur oder einen plan, aber mein ansatz ist meistens: einfach mal ausprobieren wie weit ich komme. als junger teenager war ich fasziniert von roulette, kartenspielen, lotto und wollte mehr über den zufall und wie man ihn gegebenenfalls manipulieren könnte lernen. also lieh ich mir bücher über wahrscheinlichkeitsrechnung aus und biss mich da durch.
wenn meine neugier gross genug ist oder ich ein ziel als erstrebenswert genug befinde, verbeisse ich mich gerne in probleme, bzw. ihre lösung. manchmal sitze ich stundenlang daran heimautomatisierungsprobleme zu lösen oder „features“ in wirres.net einzubauen. von aussen sieht die kosten-nutzen-rechnung eher schlecht aus: ich „verschwende“ nicht nur aus sicht der beifahrerin zeit, sondern auch objektiv. aber subjektiv ist das wie kreuzworträtsel lösen. es hat keinen oder kaum nutzen, aber es hält das denkorgan auf trab oder trainiert eben den geist. der umweg als ziel.
ich möchte auch nicht in den vielstimmigen chor einstimmen, den man in den letzen monaten immer öfter vernimmt, dass LLMs oder chatGPT uns das denken abnehmen. das gegenteil ist der fall, zumindest in meiner erfahrung. bildlich gesprochen: statt mich mit handwerklichen problemen herumzuschlagen, kann ich mich mit architektonischen problemen beschäftigen. ich kann mich mit hilfe von LLMs auf anderen ebenen des denkens, des problemlösens bewegen.
ich kann zu diesem thema sehr die zitatsammlung von john o’nolan empfehlen, die er aus david epsteins buch „Range: Why Generalists Triumph in a Specialized World“ extrahiert hat. dieses zitat bezieht sich auf schach, dürfte aber auch genauso unseren umgang mit KI in zukunft prägen:
A duo of amateur players with three normal computers not only destroyed Hydra, the best chess supercomputer, they also crushed teams of grandmasters using computers. Kasparov concluded that the humans on the winning team were the best at "coaching" multiple computers on what to examine, and then synthesizing that information for an overall strategy. Human/Computer combo teams— known as "centaurs" —were playing the highest level of chess ever seen.
wenn wir uns auf unsere (geistigen) stärken besinnen und diese stärken mit computern und künstlichen intelligenzen kombinieren, können wir uns plötzlich auf ganz anderen ebenen bewegen. wichtig dürfte dabei sein, dass wir geistige fähigkeiten nicht zu eng definieren. intelligenz ist eben mehr als das was üblicherweise in IQ tests oder klausuren abgefragt wird, dazu gehören eben auch vermeintliche soft skills wie geduld, vermittlungsfähigkeit, empathie, neugier, resilienz, urteilsvermögen oder weitblick. tellerränder überwinden kann jeder, aber nicht jeder findet es lohnens- oder erstrebenswert.
so absurd es klingen mag, meine beste denkhilfe oder denk-trainingseinheit ist das denken abzustellen. zum beispiel durch spazieren gehen oder bewusste prokrastination. wir haben ja viele denkapparate von denen uns viele gar nicht zugänglich sind. früher nannte man die bauchgefühl, unterbewusstsein oder intuition (heute auch). wirklich trainieren lassen sich diese denkapparate (glaube ich) nicht, aber füttern. wenn man sich in probleme, bzw. problemlösungen vertieft, füttert man sie. dann ist es hilfreich zeitweise für stille im kopf zu sorgen, damit man die aufsteigenden blasen hört, in denen gelegentlich lösungen verborgen sind.
die kurze antwort auf dirks frage, oder das tl;dr, lautet also: ich trainiere meinen geist indem ich mit selbstgebauten werkzeugen ins internet schreibe, meine wohnung automatisiere und versuche ein freundlicher, geduldiger und neugieriger mensch zu sein.
die waage zeigte heute 106,7 kilogram. ein wert den ich schon sehr lange nicht mehr gesehen habe. und das obwohl ich gestern zwar wenig, aber doch reichhaltig gegessen und getrunken habe. blätterteig-gebäck, röstmais, bulgur mit viel öl und am abend drei bier (eins davon mit alkohol). vom abendessen nahm ich ein paar stunden nach dem essen nochmal eine kleine portion nachschlag, möglicherweise bier-appetit. trotzdem erstaunlich.
heute zum frühstück — natürlich — bulgur pilaw. nach dem frühstück am nächsten tag sind die reste des pilaws eigentlich meistens aufgegessen. jetzt könnte ich mich wohl fünf weitere tage davon ernähren. mach ich auch.
die reste vom gestrigen abendessen, abzüglch einer frühstücksportion. normalerweise ist am zweiten tag nichts mehr übrig
neben bulgur gabs heute abend noch (¼) honigmelone mit schinken und bier.
gestern habe ich mich beim spaziergang leicht schwächer als sonst gefühlt, oder anders gesagt, ich fühlte mich beim morgenspaziergang weniger energiegeladen als sonst. heute dah das wieder besser aus, aber wir haben auch nur ne kleine runde gedreht, von zuhause zur fischtreppe am nordhafen. da gabs auch schön fleckige wolken zur belohnung.
wolken über der fischtreppe am nordhafen
frida zeigte gestern ein verhalten das mich sehr faszinierte. normalerwesie gehen wir drei bis viermal täglich mit ihr raus: die morgenrunde, manchmal am frühen nachmittag zum pinkeln, die nachmittags/früher-abend-runde und zum abschluss nochmal so gegen 20 oder 21 uhr eine inspektions- und gassi-runde um den block, gegebenenfalls mit besuch beim drogenhändler kiosk.
fridas mahlzeiten haben wir an diesen rhythmus angepasst, die erste mahlzeit gibt’s nach der morgenrunde, die zweite nach der nachmittagsrunde und dann nochmal nach der abendrunde einen kleinen nachschlag. das späte essen hat sich als hilfreich gezeigt, fridas gelegentliches sodbrennen am morgen zu reduzieren.
die abendrunde fordert frida normalerweise so zwischen 20 und 21 uhr ein. um diese zeit sitze/liege ich meistens auf dem sofa. sie lehnt sich dann wie zufällig ans sofa und lässt sich streicheln. wenn es mir noch zu früh ist sage ich ihr das und sie legt sich dann entweder nochmal zu mir aufs sofa oder anderswo in meiner nähe hin.
vorgestern und gestern habe ich ihr ihren abendnachschlag vor dem rausgehen gegeben und bereits vorgestern bemerkte ich danach einen leichten unwillen von ihr überhaupt nochmal raus zu gehen. gestern habe ich sie dann nicht weiter motiviert, als ich bereits im hausflur stand und einmal sagte „na komm“. ich habe ihr wortlos 30 sekunden lang beim nachdenken zugeschaut und dann drehte sie sich um und ging zurück in richtung bett.
ich bin dann kurz alleine zum kiosk und obwohl frida genau wusste was ich machen werde, hat sie sich während meiner abwesenheit bei der beifahrerin leise über meine abwesenheit beklagt. aber es war kein missverständnis. sobald ich wieder zuhause war und das rudel wieder komplett, legte sie sich hin und ausser einem kontroll-schnüffeln an meinem mund um 4 uhr morgens, blieb sie bis acht uhr morgens im bett.
mein gedanke im umgang mit frida ist ja immer, ihr so viele entscheidungen wie möglich selbst zu überlassen. sie soll auch alles in ihrer umwelt wahrnehmen, ich bin kein freund davon sie von tieren, die sie gerne jagen würde abzulenken, sondern stattdessen soll sie sich eben optimalerweise selbst dafür entscheiden sie nicht zu jagen. meine aufgabe ist es lediglich entscheidungen von ihr zu revidieren die potenziell gefährlich oder für andere störend sein könnten. weil hunde manchmal sehr langsam denken (bzw. abwägen), lohnt es sich durchaus geduldig aufs zuende-denken zu warten statt zu fordern, motivieren oder zu kommandieren.
jedenfalls freu ich mich, dass die botschaft bei ihr angekommen ist, dass sie sich eben auch gegen vorschläge von mir entscheiden kann.
das interesse an wirres.net als newsletter ist — wie vermutet — eher gering.
der beitrag („wut gegen die maschine“) ist klassisches blog-material und wäre wunderbar auf spreeblick.de aufgehoben gewesen. statt ins eigene blog, schreibt johnny in das silo eines amerikanischen konzerns, der auch kein problem damit hat nazi-inhalte zu dulden und gelegentlich zu promoten (in ←diesem fall angeblich ausversehen; mehr zu substack und deren nazi-problem bei ingrid broding).
johnny ist sich dessen natürlich bewusst und schreibt in seinem oben verlinkten beitrag:
[…] noch bevor ich mit diesem Newsletter endlich wie seit langer Zeit geplant von Substack zu Ghost / Magic Pages wechsle […]
über ghost bin ich in den letzten wochen gelegentlich gestolpert und bin positiv angetan. gerade wurde wohl version 6 veröffentlicht, die tolle, neidisch machende features beinhaltet.
im blog — oder ghost? — des gründers john o’nolan habe ich mich in den letzten tagen ein bisschen festgelesen und lust bekommen ghost auch mal auszuprobieren. so kann eine ghost instanz auch gleichzeitig eine mastodon-instanz sein, so wie john.onolan.org es ist. ghost selbst kann man sich selbst installieren oder eine gehostete instanz mieten. das finanzierungsmodel hinter ghost ist vernünftig und vertrauensbildend, ghost instanzen benötigen nicht unbedingt ein cookie banner und können tracker-frei betrieben werden. alles was an substack scheisse ist, ist bei ghost toll.
je länger ich ins internet schreibe, desto deutlicher ist mir geworden wie wichtig es ist entweder auf selbst kontrolleirten plattformen zu schreiben oder mindestens einen fluchtweg vorzubereiten, wenn drittanbieter plattformen der enshittification erliegen (verkacken). das gilt selbst für das fediverse; seitdem ich meine eigene gotosocial-instanz betreibe fühle ich mich noch einen tacken mehr in kontrolle. dabei geht es natürlich nicht in erster linie um kontrolle, die ja bekanntermassen meist eine illusion ist, sondern eben um abwesenheit oder reduzierung von abhängigkeiten.
ich werde mich jedenfalls hüten johnny ghost oder andere vermeintliche, halbgare weisheiten aufs auge zu drücken, er wird da schon selbst seine abwägungen gemacht haben. aber auf den ersten und zweiten blick hat mich das teil so neugierig gemacht, dass ich mir das sicher mal anschauen werde. vielleicht lässt sich da ja was integrieren, zwischen kirby und ghost. oder einfach das eine oder andere lernen.
so richtig überzeugt davon wirres.net auch per push (newsletter) zu verteilen bin ich nach wie vor nicht. aber die wurzeln dieses blogs sind eigentlich ein newsletter. damals (2001 / 2002) gab es bei yahoogroups die möglichkeit sowas einfach einzurichten: abonnenten eintragen, email schreiben, an wirres@yahoogroups.com schicken, fertig. so habe ich damals familie und freunde über meine aktivitäten informiert, bis in mir die erkenntnis reifte, dass pull besser als push ist, dass ich mich also lieber auf eine webseite mit neuigkeiten konzentrieren sollte, statt neuigkeiten in briefkästen zu werfen. ich bin mir heute nicht mehr sicher, ob ich solche botschaften, wie hier im märz 2002 auch an meine eltern geschickt habe. obwohl diese rundmail vom august 2002 eltern-safe gewesen wäre. komischerweise habe ich mir damals nie die mühe gemacht die vöslauer mail in einen richtigen artikel umzuwandeln, nur das follow-up hat einen artikel bekommen.
ich ziehe es nicht ernsthaft in erwägung, aber fragen ob irgendwer interesse am vertrieb von wirres.net als newsletter habe kann ich ja mal.
heute den ganzen tag (relativ) appetitlos gewesen — obwohl ich mir noch kein semaglutid gespritzt hatte. ich vermute die antizipation von veränderung, verändert bereits einen teil der routine. gestern habe ich hier von verzicht geschrieben und dass ich da eigentlich gar keine lust drauf habe. dabei kann ich eigentlich ganz gut verzichten. es kommt halt immer auf die situation an. ich kann gut auf alkohol verzichten wenn es kein kaltes weizenbier oder schottischer whisky ist. statt irgendwo irgendein bier zu trinken, genehmige ich mir meine dosis lieber zuhause, wo die qualität des produkts und das ambiente mir besser passt. speiseeis im sommer? lieber kein eis als ein mittelmässiges eis. spaghetti-eis hingegen geht immer. auf mcdonalds verzichte ich auch ungern, versuche es aber zu vermeiden in situationen zu kommen in denen ich gelegenheit habe überhaupt in ein mcdonslas rein zu gehen.
eigenartiger weise habe ich bei hamburger-fastfoodketten stillschwegend gewohnheiten entwickelt, die mich beim nachdenken selbst verwundern. ich bestelle nie mehr als einen burger, wenns mir danach ist mit pommes und einer cola light oder zero. ich komme gar nicht auf die idee mir mehr zu bestellen. deshalb ist bei mcdonalds natürlich der big mac mein lieblingsburger — weil ich ihn wie zwei burger essen kann und das auch grundsätzlich tue. bei burger king finde ich den whopper mit käse ok, aber nicht so gut wie den big mac. dafür mag ich die pommes bei burger king lieber, die ich auch immer nachsalze, weils (bei burger king) geht. diese gewohnheit nur einen burger/besuch zu essen habe ich seit mindestens meinem zivildienst. da sind wir einmal nachts mit heisshunger das autobahn mcdonalds gefahren und als moritz vier bigmac für sich bestellte, habe ich mich vor lachen nicht mehr eingekriegt. ich hielt das damals für einen der besten witze ever, den moritz auch bis zum ende durchzog und alles ratzeputze weg ass.
das teuflische an diesen fast-food ketten ist natürlich, dass sie häufig mit positiven assoziationen belegt sind. bei burger king muss ich an meinen ersten burger king burger ever als austauschschüler in seattle denken, oder an meine zeit in stuttgart, in der ich das ritual hatte sonntags die FAS zu kaufen und im burger king durchzulesen.
naja, jedenfalls ist mir das heute noch mal aufgefallen, verzicht hat natürlich ganz viel mit ritualen, gewohnheiten und antizipation zu tun, weshalb sich die wahrnehmung von verzicht wohl auch formen lässt.
am abend hab ich mir dann die erste spritze gesetzt. die bedienungsanleitung ist ein zwei quadratmeter grosses blatt. der „pen“ mit dem man sich spritzt, ist natürlich für den dümmsten anzunehmenden benutzer konstruiert. so wie heutzutage iphones und früher macs gestaltet waren. komplexe vorgänge hinter einfacher bedienung zu verstecken ist eine grosse kunst, die novo nordisk nicht beherrscht. im gegenteil, ozempic macht aus einem einfachen vorgang etwas kompliziertes — aber dafür vermeintlich sicheres. meine erinnerung mag mich trüben, aber als ich mir vor einigen jahren mal thrombose-spritzen in den bauch gehauen habe, war das sehr unkompliziert, auspacken, in den bauch spritzen, wegschmeissen, fertig. ozempic braucht zur erklärung der „pen“-funktionsweise 1,5 quadratmeter text und bild.
jedenfalls: injektion geglückt, ich merke nichts. zeit für ein diagram, das ist der verlauf meines gewichts in diesem jahr.
seitdem ich denken kann — und eigentlich auch schon davor — machen andere mein gewicht zum thema. das hat sich bis heute nicht geändert. in der rückschau ist das schon ein bisschen irre. der kräftige, aber im vergleich ranke und schlanke felix, den ich auf alten bildern sehe, war — genau wie der über fünfzigjährige felix — jemand der sich von seinen liebsten und anderen anhören durfte, dass er etwas zu viel wiege. diese bewertungen von dritten haben sicherlich zum grossen teil damit zu tun, dass sich diese menschen sorgen um mich gemacht haben oder machen oder medizinisches fachpersonal waren.
„kräftig“, wie man so schön sagt, war ich allerdings von anfang an. es gab keinen zaubertrank-vorfall, ich kam schon mit einem bäuchlein, als „brocken“ wie mein vater immer sagte, auf die welt (foto von mir ca. ein jahr nach diesem ereignis).
meiner schwester erging das nicht anders, bei ihr führte das aber zu emotionaleren abwehrreaktionen und anderen rationalisierungen als bei mir. meine abwehrreaktion war in erster linie ignoranz und resilienz. im grossen und ganzen habe ich immer gegessen was ich essen wollte und habe nicht grossartig auf meine ernährung geachtet. das einzige worauf immer achtete, war auf meine art mass zu halten oder ansätze von gier zu unterdrücken. das ist ein bisschen so wie ich mit alkohol umgehe: ich trinke gerne und regelmässig, aber allerseltenstens bis gar nicht im übermass. leider vertrage ich alkohol ganz gut, weshalb ich auch nicht behaupten kann wenig zu trinken.
aber ich kann mich nicht daran erinnern in den letzten 10 jahren wirklich mal besoffen gewesen zu sein.
als ich vor 10 oder 12 jahren mal eine sinus divertikulitis hatte, erklärte mir eine ärztin in der notaufnahme, dass meine divertikulitis auch damit zusammenhängen könnte, dass ich mich zu fleischreich und ballaststoffarm ernähre. „afrikaner“, erzählte sie mir, nähmen ein vielfaches an ballaststoffen zu sich und hätten entsprechend auch vielfache mengen stuhlgang und besser trainierte darmwände. ich nahm das zum anlass meine ernährung erst zögerlich und später konsequenter vom schnellfrass auf selbstgekochtes mit viel gemüse, viel getreide, mehr vollkorn umzustellen. selber lecker und gut zu kochen, mit viel frischem zutaten, viel gemüse, wenig hochverarbeitetem ist eine tolle sache, schmeckt gut, macht glücklich, aber nicht unbedingt schlank.
ich hatte in dern vergangenen 20 jahren auch phasen, in denen ich auf meine kalorieneinnahme etwas achtete. zuletzt muss das so um unsere hochzeit gewesen sein, vor 16 jahren. da gab ich in einem jahresendfragebogen an, so um die 10 kilo weniger als im vorjahr zu wiegen. ich glaube in der zeit ging ich auch in fitnessstudio und der ansaz zur gewichtsreduktion war einfach etwas weniger, besser, „bewusster“ zu essen und zu trinken.
mein iphone xr ist mittlerweile 6 oder 7 jahre alt. und ich bin weiterhin sehr zufrieden damit. das telefon hat die aktuelle betriebsystemversion und auch wenn es manchmal kurze nachdenkpausen einlegt, fühlt es sich weiterhin snappy an und ist in jeder hinsicht gut benutzbar. die maximale batterie-kapazität, die sich das telefon selbst diagnostiziert, liegt noch bei 81%, was mich in der regel gut über den tag bringt.
der vorteil eines älteren telefons ist, dass ich mir keine grossen sorgen um seine hülle und glasflächen mehr mache. seit zwei oder drei jahren trägt es keinen bumper mehr. das diplay hat zwar leichte frakturen in der oberen linken ecke, aber die sind im alltag unsichtbar. auch die kamera finde ich nach wie vor sensationell gut. sie hat nur ein auge, aber die software sorgt in allen situationen dafür, dass ich nur auf den auslöser drücken muss und trotzdem immer annehmbare fotos rauskommen.
vor ungefähr zwei jahren dachte ich, dass wir uns vielleicht trennen müssten, mein telefon und ich. es wollte nicht mehr richtig laden, bzw. der lightning stromkabel anschluss wurde sehr wakelig und hakelig. ich bekam es kaum noch geladen, egal welches kabel ich benutzte. ich vermutete eine defekte oder ausgeleierte ladebuchse und wollte mal einen profi fragen, ob man das reparieren könne. für solche fragen gehe ich immer zu imazing, ein autorisierter apple support partner (in berlin), bei dem man also mit der gleichen (oder höheren) kompetenz wie bei apple selbst bedient wird. aber vor allem kann man da einfach hingehen, ohne terminvereinbarung und menschenaufläufe.
ich schilderte bei imazing mein problem und der mensch auf der anderen seite meinte, dass das telefon eigentlich bereits von apple aus dem support genommen sei. ersatzteile würde man dafür nicht mehr von apple beziehen können. aber er vermutete, dass die buchse einfach verschmutzt sei und würde mal kurz nach hinten gehen um das zu prüfen. nach 10 minuten kam der freundliche support-mensch zurück, mit einer gereinigten lightning buchse. das telefon liess sich wieder laden, die stecker sassen wieder fest wie am ersten tag.
zahlen musste ich nichts, gefreut habe ich mich riesig.
in den letzten wochen fiel mir auf, dass ich an manchen ladekabeln wieder wackelkontakt-phänomene beobachtete. also steckte ich diesmal selbst einen spitzen gegenstand in die ladebuchse und holte einen haufen fusel raus. auch diese operation hatte durchschlagenden erfolg, die buchse hält den lightning-stecker wieder bombig fest.
wenns nach mir ginge, würde ich das ixr noch ein paar jahre weiternutzen. apple hat aber angekündigt, dass jetzt auf der softwareseite schluss sei und u.a. das iphone ixr nicht mehr von ios 26 unterstützt werde. das ist sehr bedauerlich und das heißt, dass ich in den nächsten zwei jahren tatsächlich nach ersatz schauen muss.
gelegentlich bestelle ich bewusst nicht beim deutschen ableger von amazon, sondern bei der bio-deutschen versandwirtschaft. man muss jetzt ja bei unternehmen mit amerikanischen blut noch vorsichtiger sein als man ohnehin sein sollte. bei meinen bisherigen versuchen war ich meist so mittelzufrieden. ich bin ja ziemlich verwöhnt von amazon — und wahrscheinlich geht das vielen menschen so: schnelle lieferung, problemlose retouren, man bekommt mehr oder weniger alles und oft auch ziemlich gute preise.
weil ich noch nie bei otto bestellt habe und die eine hue leuchte vorrätig hatten (und amazon nicht) die wir brauchten, habe ich also gedacht: bestell ich mal bei otto.de. unterwegs habe ich pia, janine, philip, kerstin und halil „aus dem OTTO-Service-Team“ kennengelernt.
was mir an otto gleich am anfang gefiel: ich konnte auch nach eine neuanmeldung per rechnung zahlen. fand ich super, so einen vertrauensvorschuss. und die leuchte selbst lag mit 190 euro auch günstiger als bei amazon (der listenpreis liegt bei 300 €). zusätzlich zum günstigen preis legte otto auch noch eine hue zigbee fernbedienung dazu.
die versanddauer von 8 tagen kam mir sehr 80er jahre vor, aber gut, man kann ja auch mal geduld üben. am 14.6 klingelte dann ein götterbote bei uns und überreichte mir ein kleines, sehr leichtes paket und verabschiedete sich. das päckchen enthielt den hue dimmer switch. bei otto.de wurde meine bestellung jetzt als „zugestellt“ geführt. ich rege mich ja grundsätzlich nicht mehr auf, aber ich hatte bedenken wie ich der beifahrerin erklären sollte, dass ich einen hue dimmer switch für fast 200 euro gekauft habe.
also schilderte ich dem otto.de serviceteam per mail die situation. am 16.6 meldete sich „Pia aus dem OTTO-Service-Team“ sehr freundlich zurück und versprach nachzuforschen. das könne aber „5 Arbeitstage“ dauern.
am nachmittag des gleichen tages kam der hermes-bote dann nochmal vorbei und drückte mir das 10 kilo paket mit der leuchte in die hand. ich freute mich und teilte pia die frohe kunde mit.
am 17.6 schrieb mir „Janine aus dem OTTO-Service-Team“ per mail, dass sie sich auch freue.
die leuchte selbst ist super, das ein meter zwanzig lange und 30 zentimeter breite leuchtpanel beleuchtet unserer küche, funktioniert wunderbar mit zigbee2mqtt und war ein wunderbarer drop-in ersatz für ein ähnliches panel, dass wir vor ein paar jahren bei aldi bestellt hatten. das panel gabs damals nur bei aldi süd und aldi süd liefert nur ins aldi süd einzugsgebiet — und nicht nach berlin — weshalb ich es bestellte und an meine eltern schicken liess, die es dann an mich weiterschickten.
auch wenn man sagt, dass LEDs viel länger halten als glühbirnen, länger als neon röhren halten sie oft nicht. das aldi panel hatte vermutlich probleme damit die abwäme der LEDs abzuleiten, was dann wiederum den LEDs probleme bereitete. irgendwann gabs dann kein neutrales weiss mehr, sondern nur noch gelbstichiges weiss. ein teil der verbauten LEDs hatte den dienst quittiert. das aldi panel bestand aus günsigten china-komponenten von tuya und hatte — wie leider sehr viele tuya produkte — auch so seine eigenheiten.
das doppelt so teure hue panel ist meiner meinung nach auch doppelt so gut konstruiert. viel metall, stattt nur plastik beim aldi panel, lässt hoffnung aufkommen, dass das mit der wärmeableitung funktionieren wird. auch die aufhäng-konstruktion fand ich gut gelöst und die steuerung mit zigbee2mqtt und homeassistant ist frei von eigenheiten. das teil funktioniert einfach so wie es soll.
dienstag klingelte dann wieder mal ein hermes bote und überreichte mir ein weiteres hue panel im wert von 200 bis 300 euro. dazu die annahme zu verweigern konnte ich mich nicht überwinden. manchmal bilde ich mir ja ein, dass nette menschen oder firmen mir einfach was schenken wollen — ohne gegenleistung.
auf dem lieferschein stand meine adresse, aber otto hatte sich offenbar eine neue kundennummer für mich ausgedacht. ich schrieb janine am 22.7:
Eben wurde mir die Ware nochmal geliefert.
Lieferscheinnummer: 702502172673 vom 21.07.2025.
Auf dem Lieferschein steht Kundennummer: ████████ Laut otto.de lautet meine Kundennummer aber ████████.
Addressiert ist das Paket aber an mich. Scheint alles ein bisschen durcheinander bei euch. Wie kann ich euch helfen?
gestern schrieb mir „Kerstin aus dem OTTO-Service-Team“, dass sie festgestellt habe, dass ich „keine Ware“ bestellt hätte und sie mich bitten würde, die ware zurück zu senden. „Philip aus dem OTTO-Service-Team“ schickte mir ein retourenlabel:
Hallo Felix,
Das Retourenlabel habe ich dir gleich angehängt. Bitte drucke dieses aus und klebe es außen auf die Sendung. So kann nichts schiefgehen.
Viele Grüße Philip aus dem OTTO-Service-Team
das beste wäre wahrscheinlich tatsächlich gewesen, das label einfach aufzukleben und dann zu gucken was passiert.
aber weil ich freundlich bin, fragte ich bei philip nochmal nach ob ich zwischen den zeilen richtig gelesen hätte, dass ich das 10 kilo paket zum nächsten hermes shop schleppen solle oder ob er vergessen habe mir zu sagen, wann ein bote das bei uns abholen würde.
bei kerstin hakte ich nochmal nach was es mit meinen verschiedenen kundennummern auf sich habe und ob sie vielleicht hintergrund-informationen für mich hätte, die mir helfen würden zu verstehen was hier passiert ist — damit ich mich in zukunft nochmal trauen kann bei otto.de zu bestellen.
gestern abend um kurz vor acht schrieb mir „Halil aus dem OTTO-Service-Team“, dass es ihr leid täte, dass philip nicht klarer kommuniziert hätte. sie habe für morgen eine abholung durch hermes organisiert.
ich finde die vielen menschen aus dem otto-service-team alle sehr freundlich und nett, aber bei online-bestellungen ist es mir eigentlich lieber mit niemandem reden oder schreiben zu müssen.
ob ich nochmal den mut finde bei otto.de zu bestellen hängt jetzt auch ein bisschen vom weiteren verlauf ab, wer weiss welche überraschungen die otto-pralinenschachtel noch für mich bereithält. vielleicht kommt demnächst eine spülmaschine?
wo bestellt ihr denn so?
nachtrag 31.07.2025:
am 27. juli meldete sich kerstin nochmal auf meine frage, was denn eigentlich passiert sei und warum ich verschiedene kundennummer bei otto.de habe. die antwort war eine höfliche plattitüden-floskel („Es kann verschiedene Ursachen geben“) und die versicherung „dass es normalerweise reibungslos funktioniert“. damit ich mich bei meiner nächsten bestellung vom service von otto.de überzeugen könne, versprach sie mir einen gutschein, der gestern per post ankam: 15 €.
also mal gucken was ich kaufen kann. wir haben eine pfeffermühle, die seit über 10 jahren sensationell gut funktioniert. unsere salzmühle hingegen funktioniert scheisse. also warum nicht noch eine gut funktionierende mühle fürs salz kaufen? über die google bildersuche identifiziere ich sie als eine silit-gewürzmühle. otto.de listet die mit 38 euro. also ab in den warenkorb.
beim gutscheineinlösen beklagt sich der warenkorb:
„Es befinden sich keine Artikel des Verkäufers OTTO im Warenkorb“
ok, dann gilt der gutschein nicht für otto.de, sondern nur für produkte die auch von otto.de sind. oder so. während ich nachdenke was ich jetzt sonst noch mit dem gutschein kaufen kann, bestell ich die mühle spontan für 16 euro bei amazon. wird morgen geliefert.
bei otto.de entscheide ich mich nach 20 minuten erfolglosem scrollen die bestellung auf später zu verschieben.
beim morgenspaziergang fällt mir ein, dass wir ein fliegengitter für die speisekammer kaufen könnten. bei amazon hatte ich vor ner weile schon mal so eins zur selbstmontage und -kürzung gekauft. filter auf „verkäufer otto“ und für 39 euro gabs ein gitter-set, das passen müsste. trotz der saftigen 5 euro versand bestelle ich.
gutscheine funktionieren also. ein simpler 15 euro gutschein von otto.de hat dazu geführt, dass ich bei amazon spontan für 16 euro eingekauft habe und bei otto.de, abzüglich des gutscheins, 24 euro gelassen habe: 50 euro umsatz mit einem 15 euro gutschein. trotzdem habe ich wieder nicht nur positive erfahrung bei otto.de gemacht: der gutschein war restriktiv und galt nicht plattformweit, die preise waren bei meinen unrepräsentativen stichproben nicht besonders konkurenzfähig und die lieferzeit ist wieder so um die 8 tage bei otto.de. die gewürzmühle, das weiss ich jetzt schon, ist morgen da. beim fliegengitter hab ich so ein gefühl, dass da wieder was schiefgehen könnte.
stewart hicks erklärt sehr nachvollziehbar, warum das centre pompidou so ein grossartiges gebäude ist. wenn man überlegt, dass es fast so alt ist wie ich, aber gerade mal 5% so alt aussieht wie ich, ist das schon erstaunlich. es sieht nicht nur modern aus, sondern immer noch irgendwie neu.
sehr schön fand ich stewart hicks behauptung, dass das centre pompidou konzeptionell und architektonisch unsere moderne kommunikationskultur vorwegnahm. dadurch dass das centre pompidou alle technik nach aussen stülpt, ist es innen ultra-flexibel und kann jede gewünschte funktion übernehmen.
ich habe vergessen ob ichs bei john gruber oder anderswo gelesen habe, aber das iphone — oder allgemein moderne computer mit touch-screen, ich sag im folgenden der einfachheit halber trotzdem nur „iphone“ — sind deshalb so universell, weil sie zwar alle technik innen verstecken, aber jede vorstellbare funktion nach aussen stülpen können. ein iphone kann eben ein telefon sein, ein fax oder gar ein filofax, eine bibliothek oder eben auch ein museum. die idee, das konzept hinter beiden, dem centre pompidou und dem iphone, ist das gleiche: 100% flexibilität ohne dass einem haustechnik oder microeletronik im weg stehen.
man muss leider sagen, dass das iphone es leichter hat flexibel zu sein als das centre pompidou. virtuell ist einfach um die 100% leichter als gebaut.
auf dem iphone haben menschen mittlerweile gelernt, rein funktionelle konzepte und einen sehr hohen abstraktionsgrad hinzunehmen. in der welt der architektur hängen die menschen nach wie vor dem skeuomorphismus nach. ein haus soll gefälligst wie ein haus aussehen, also am besten mit giebel und gardinen hinter den fenstern. chatgpt hat, wie ich finde, sehr schön die definition von skeuomorphismus, aber eben auch an die erwartungen an architektur, auf einen kurzen satz eingedampft
Skeuomorphismus ist Design, das moderne Dinge wie alte Vorbilder aussehen lässt.
das wort „shrinkflation“ habe ich zuerst bei spiegel.de (€) gelesen. das war im rahmen der alljährlichen werbung content partnerschaft (meine worte) von spiegel online mit foodwatch. spiegel.de macht das jedes jahr: über die wahl des „goldenen windbeutels“ berichten, zur teilnahme an der abstimmung aufrufen und die hersteller um stellungnahme bitten.
whatever. ich benutze ja sehr gerne automaten, zum beispiel die zuckerwaren-automaten auf u-bahnsteigen. ich liebe den nervenkitzel (fällt das produkt nach der spiraldrehung runter oder klemmt’s, funktioniert die bargeldrückgabe, hat jemand in die ausgabeschublade gekackt?). für zwei euro gibts dort ne sehr gross aussehende tüte ernuss m&m’s. die packung sieht so gross aus, als seien 200 gramm drin, in echt sind’s aber nur 82 gramm, kilopreis 24,39 €. online kann man die 82 gramm packungen für ca. 1,20 €, kaufen (kilopreis 13,68 €).
der 250 gramm beutel m&m’s kostet online ca. 3,70 € (kilopreis 14,92 €). im u-bahn-automaten zahle ich also ungefähr 90 % mehr als online und wahrscheinlich auch im supermarkt.
heute vor der rückfahrt nach dem morgenspaziergang habe ich wieder 2 € in den automaten geworfen, die 34 gewählt und mich gefreut dass niemand in die ausgabeschublade gekackt hat. danach freute ich mich noch mehr, denn die m&m’s spirale des automaten drehte sich munter weiter und warf noch 3 weitere packungen ab. von weiteren käufen habe ich abgesehen, weil ich stets versuche meine gier zu unterdrücken.
aber damit ist mir jetzt ausgleichende shrinkflations-gerechtigkeit wiederfahren und ich habe m&m’s am automaten für einen günstigen kilopreis von 6,10 € erhalten.
ich staune beim stöbern hier bei mir im archiv wie viel arbeit ich in das alte wirres.net gesteckt habe. bis ich alle details und features von damals in kirby nachgebaut habe, dürften noch ein paar jahre vergehen.
für eine ganze weile, als man facebook, twitter und instagram noch benutzen konnte, habe ich wirres.net reaktionen von diesen plattformen einsammeln lassen. oder genauer, beiträge die ich hier veröffentlichte, hab ich entweder auch ins facebook kopiert oder auf facebook und twitter angeteasert. instagramme konnte man damals noch mit vertretbarem aufwand automatisiert ins blog kopieren. die reaktionen, likes, retweets habe ich dann wieder eingesammelt, in einer json-datei gespeichert und mit javascript-magie unter den artikeln dargestellt. so sah das damals aus:
weil es die json-dateien immer noch gibt, hab ich kirby beigebracht die einzulesen und — wo vorhanden, also unter älteren artikeln — anzuzeigen. das foto mit der u-bz meldung hab ich damals auch auf twitter, instagram und facebook gepostet. dort hat es sage und schreibe 430 likes eingesammelt (insgesamt 573 reaktionen). das sind zahlen von denen ich heute nur träumen kann. der erfolgreichste jüngere beitrag, bzw. das in sachen reaktionen erfolgreichste bild vom neuen wirres.net ist dieses hier mit 37 likes von mastodon und bluesky und insgesamt 52 reaktionen.
als ich bis vor kurzem noch auf instagram gepostet habe, kamen da meistens so 10-20 herzchen zusammen, niedliche frida-bilder oder selfies gingen manchmal auf 40 bis 50 reaktionen hoch. mehr gibt’s seit 5 oder 8 jahren eigentlich kaum noch (für meine ungepflegten social media kanaäle zumindest).
aber auch vor acht, neun jahren zeigte sich, dass bilder oder videos „besser liefen“ als mühsam geklöppelte texte. dieser gar nicht mal so doofe text anlässlich trumps erster amtszeit, „runter vom eis“, hat es auf etwas mehr als 100 reaktionen gebracht.
andererseits ist das wahrscheinlich auch ein verzerrter blick, auch mit den damals noch funktionierenden durchlauferhitzern facebook und twitter war nicht jeder blogeintrag ein hit. im gegenteil, auch damals war bloggen sicher eher „bloggen als wie wenn niemand zuguckt“. und ab und zu hat man halt zufällig nen nerv oder nen multiplikator getroffen.
nächstes to do im maschinenraum ist dann mal zu gucken, ob ich die alten disqus-kommentare auch wieder unter die alten artikel bekomme und vielleicht auch eine kirby-kommentar- oder native like-funktion aktiviere, die mir gefällt.
als ich vor einer weile nicht einschlafen konnte hatte ich die idee mir den kindergarten und hort in den ich als kind ging zu visualisieren. also mir die raumaufteilung, die architektur, die lage der „klassenräume“ und die aussenflächen vorzustellen.
die visualisierung klappte ziemlich gut, das mit dem einschlafen nicht. die erinnerungen und gedanken an den kindergarten/hort waren durchaus positiv, aber offensichtlich auch ein bisschen aufregend. jeder raum, den ich mir visuelisierte, weckte zahlreiche erinnerungen. immerhin hatte ich dort ungefähr sechs jahre meines lebens verbracht, und das in einem alter das enorm prägt.
statt meine kindergartenzeit als einschlafhilfe zu benutzten, dachte ich in den folgenden wochen öfter tagsüber an diese zeit. als wir kürzlich über ostern bei meinem eltern zu besuch waren, ergriff ich die gelegenheit einen abstecher nach aachen in den preuswald zu machen.
es zeigte sich, dass meine erinnerungen ziemlich präzise waren und sich in den letzten 45 jahren nicht viel verändert hatte. die grundschule hatte einen erweitterungsbau vorne dran gesetzt bekommen, der kindergarten sah exakt aus wie damals. der preuswald hatte sich in den letzten 60 jahren natürlich verändert, aber vor allem, naja, wie soll man sagen — sozio-kulturell? diese „momentaufnahme“ zu 50 jahren preuswald zeichnet das ganz schön nach.
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ich schreibe den text aber eigentlich aus einem ganz anderen grund. ich bilde mir ein, vor ein paar tagen einen zusammenhang bemerkt zu haben zwischen dem was wir damals im kindergarten gemacht haben und dem was william shatner und seine crew in den paramount studios in los angeles taten.
damals im hort spielten wir nämlich gelegentlich „raumschiff enterprise“. in einem nebenraum zu unserem gemeinschaftraum gab es einen kleineren raum mit einer tafel. das war unsere brücke. auf die tafel malten wir sternen-konstellationen, bzw. kartierten unseren kurs durch die galaxie. unser raumschiff hatte keine transporter, deshalb landeten wir es auf den planeten die wir ansteuerten. nach der landung öffneten wir die luken (fenster), sprangen auf die planetenoberfläche und erforschten den planeten. ich erinnere mich nicht mehr wie viele planeten wir erforschten und wie sorgfältig wir dabei vorgingen, aber ich erinnere mich, dass wir uns gelegentlich sorgen machten, ob die atmosphäre ausreichend sauerstoff enthielt.
in der rückschau oder aus erwachsenen-augen wirkt unser enterprise-spiel natürlich ein bisschen albern. aber für uns war genau das real, was wir uns als real vorstellten. erwachsene konnten wir wegen der technologie die wir nutzten (phantasie) nicht an unserer illusion teilhaben lassen.
was william shatner und seine crew auf einer soundstage in mitten von sperrholz-kulissen in los angeles tat, war im prinzip auch ein bisschen albern. man vergisst das ja manchmal, aber william shatner spielte auch nur „raumschiff enterprise“. mit weniger phantasie, dafür mit etwas mehr kreativität, ohne unbefangenheit, dafür mit professionalität und stoischer gelassenheit — weil irgendwie muss man in los angeles ja seinen lebensunterhalt verdienen.
unser „raumschiff enterprise“ spiel war darauf ausgerichtet in unseren köpfen real zu werden. wir konnten ausgedachtes einfach — widdewidde wie sie mir gefällt — zur realität werden lassen.
die fernsehversion war darauf ausgerichtet in den köpfen von zuschauern real zu werden. die fernseh-crew musste ihr ausgedachtes mühsam, mit viel trickkisten-arbeit, zur realität werden lassen.
aber „raumschiff enterprise“ haben wir alle eben nur gespielt.
ich muss aber natürlich zugeben, dass das hollywood spiel im endergebnis sehr inspirierend war. uns kindern reichte es schon ein oder zwei folgen oder einfach dem magischen vorspann der serie zu sehen, um das ganze dann in eigenregie zu übernehmen.
(das intro lässt sich nicht einbetten, klick auf das bild oder youtube-direktlink führt zur youtube-version)
um das „raumschiff enterprise“ spiel vor der kamera für erwachsene in ansätzen real — und nicht all zu albern — wirken zu lassen, brauchte man damals wie heute eine grosse anzahl psychotricks („storytelling“) und viele arbeitsaufwendige griffe in diverse trickkisten („special effects“).
mir scheint jedenfalls, das wir die allgegewärtigkeit von spielen in unserer welt kräftig unterschätzen. wenn wir ehrlich zu uns selbst sind, ist vieles was wir als unsere identität ansehen eigentlich ein nach-spielen. nachspielen von verhaltensweisen anderer, die wir als vorbilder sehen. das ist weder schlecht noch unpraktikabel — es funktioniert recht zuverlässig, wie die volksweisheit „spiel it till you make it“ zeigt.
aber unglücklicherweise braucht erwachsenen-spiel fast immer special effects oder tiefe griffe in trickkisten. um zu spielen, man sei ein rennfahrer müssen erwachsene sich teure ps-boliden kaufen, während kindern ein stuhl oder irgendwas rundes was man als lenkrad benutzen kann ausreicht. wenn erwachsene erfolgreiche fernsehköche spielen, brauchen sie instagram-taugliches anrichten und teures kamera-equipment, kindern reicht eine schaufel, etwas sand, wasser und ein paar förmchen.
was wir für realität halten, ist oft nur besser ausgestattetes spiel.
ich habe diesen text über die letzten fünf tage geschrieben, während ich eine covid-infektion ausschwitzte. es kann also sein, dass ich mich hier und da etwas über die grenzen der logik hinweg halluziniert habe.
nachtrag: dieses foto entstand damals zu meiner aktiven „raumschiff enterprise“-zeit.
als ich am dritten tag auf die #rp25 kam war mein erster gedanke: ups schon wieder vorbei? ich glaub ich hab da ne philosophische fehlschaltung, für mich wohnt dem anfang auch immer schon das ende inne, bzw. mir fällt es schwer diese inhärenz zu ignorieren.
gegen 13:40 uhr versuchten noch ein paar mehr leute den regen zu ignorieren
mit dem wetter hab ich auch philosophiert. so gegen 15:40 uhr tröpfelte es ein bisschen und alle hatten den hinterhof verlassen. das war meine gelegenheit den regen zu ignorieren. ich setze mich auf eine feuchte mauer, ignorierte den feucht werdenden hintern und packte mein proviant aus. während ich ass, beobachtete ich die food-trucks/stände und hatte ein bisschen mitleid mit den bedienenden. die hatten nämlich genau niemanden zu bedienen und standen gelangweilt — immerhin trocken — hinter ihren tresen. und wahrscheinlich hatten sie ein bisschen mitleid mit dem alten, bärtigen mann, der da im regen sass und ass.
als ich fertig mit dem essen war, füllte sich der hinterhof wieder.
später dann so gegen 18 uhr wurde der himmel dann auch wieder dramatisch.
inhaltlich fand ich den dritten tag spannend, weder under- noch overwhelming, sozusagen genau richtig. gesehen habe ich:
Also meine Forschung kommt eigentlich zu etwas anderen Resultaten. Ich glaub dass man den Unternehmen nicht zu viel Macht zuschreiben sollte. Die haben natürlich Macht, aber die Meinungsbildung die wird nicht durch die Algorithmen allein bestimmt. […] Ich will nicht dagegen sprechen dass die großen Plattformen heute zu mächtig sind. Aber ich denke man muss schon differenzieren und auch gucken dass man sie nicht mächtiger redet als sie eigentlich sind. […] Das ist nicht so eine einheitliche homogene Kraft oder Macht wie hier im Moment der Eindruck erzeugt wird.
(fettung von mir) es gab dann noch ein etwas unangenehmes hin und her zwischen martin andree und jeanette hofmann, aber eigentlich, so aus der distanz beobachtet, scheinen sich alle einig zu sein, dass die plattformen mehr reguliert werden müssten, bzw. die vorhandenen werkzeuge, die die EU geschaffen hat, auch in deutschland eingesetzt werden sollten (was noch nicht der fall ist, wie jeanette hofmann anmerkte). die grosse frage ist welche art der regulierung und wie bekommen wir da politischen und gesellschaftlichen konsens?
danach habe ich mir noch jeanette hofmanns solo-session angeschaut. was soll ich sagen: schön differenziert, sauber argumentiert, nachvollziehbar und ich bin mit neuen erkenntnissen raus.
katharina nocun und Unterschätze niemals die Macht der Verdrängung! gefiel mir gut, obwohl solche „tut was, arsch hoch!“ vorträge natürlich auch immer das potenzial haben, einem die gute laune zu verderben. aber die folien gefielen mir und die geschichte von wem sie sie den „Unterschätze niemals die Macht der Verdrängung!"-spruch hatte gefiel mir auch.
huch. das wars schon? ich glaub ich hab noch in ein paar andere sessions reingehört, aber soweit ich mich erinnere, war da nichts berichtenswertes dabei.
ich glaube aber für tag 2 die session von sarah bosetti noch nicht erwähnt zu haben. das war äusserst amüsant, obwohl, oder gerade weil sie ziemlich witzige sachen vorgelesen hat.
loosysays.com: 28.05.2025 – Letzter Tag re:publica „Marcus John Henry Brown, der eindrucksvoll zeigt, wie man eine gute Präsentation hält und trotzdem happy und mental gesund bleibt (grob zusammengefasst, in den 30 Minuten steckt noch sehr viel mehr, von beeindruckenden Zahlen über gutes Storytelling bis zu witzigen alten Fotos, unbedingt nachgucken!)“ → videolink
am zweiten tag republica fühlte ich mich gut unterhalten. in jeder hinsicht; ich habe mich viel mit wenigen leuten unterhalten und einige unterhaltsame sessions gesehen und gehört. ausserdem war ich sehr zufrieden mit dem catering, weil es aus eigenproduktion kam.
auch wenn das jetzt vielleicht nicht viel appetitlicher aussieht als der 12-euro-burger gestern, waren das tabouleh und die beyond-burger-frikadelle 100% befriedigender und 70% günstiger als gestern. das tabouleh hatte ich mir nach dem morgenspaziergang mit frida schnell zusammengeworfen (100g ccouscous, ¼ gurke, eine spitzpaprika, eine rote zwiebel alles in kleinste sido¹⁾-würfel geschnitten). seit beyond burger bin ich wieder zum teilzeitfan von hochverarbeiteten lebensmitteln geworden.
gesehen habe ich:
Ricarda Lang im Gespräch mit Johnny Haeusler und Heidi Reichinnek im Gespräch mit Johnny Haeusler, ricarda lang hab ich mir an gänze angesehen und heidi rechinniek nur kurz, weil zu voll (der saal). aber ich gehe davon aus, dass auch das zweite gespräche eine freundliche plauderei zwischen politik profis und einem republica profi war. das selbst auferlegte „sie“ war einerseits etwas holprig, andererseits finde ich den distanz-aspekt des siezens in diesem rahmen gut (auch wenn johnny daruf besteht, es sei ein zeichen von respekt. vielleicht kann man sich auf „respekt-abstand“ einigen?)
martin andree, der in seinem gedenken an david golumbia erklärte, dass wir das internet in den letzten zwanzig jahren und den letzten 17 republicas völlig falsch verstanden haben. gäbe es einen preis für flache und emotional vorgebrachte pseudo-evidenzen (danke diedrich diederichsen für das wort) martin andree hätte ihn gewonnen. teilweise kam ich mir vor wie in einem erich von däniken vortrag: „das versteht doch jeder innerhalb von 20 minuten! ist doch klar!“ der vortrag war intellektuell so flach, dass martin andree mehrfach erwähnen musste, dass er medienwissenschalftler sei — wahrscheinlich in der hoffnung, dass er damit das gefühlte niveau des vortrags etwas höher schrauben könnte.
ich bin mir noch nicht sicher, ob ich mir die mühe machen will, mich mir dem vortrag nochmal im detail auseinander zu setzen und ob es nicht reicht schwache argumentationsmuster auch einfach genau so lieblos mit stilkritik zu bedenken und links liegen zu lassen.
christopher coenen, der über übermenschen aus dem silicon valley reden wollte, dessen session ich dann allerdings nach 15 minuten verliess, weil er offenbar lediglich über sich, seine politische positionierung und damals™ redete wollte.
andré frank zimpel, der über neurodiversität und KI reden wollte, aber dann mehr oder weniger ausschliesslich über neurodiversität redete. es war zauberhaft ihm dabei zuzuhören wie er über seine eigene neurodiversität redete, über die neurodiversität als forschungsgegenstand und wie die welt neurodiversität immer noch pathologisiert. er warb dafür die chancen zu entdecken, die mit neurodiversität einhergehen und fragte — sehr kluge rhetorische frage — ob es klug sei zu versuchen IQ zu messen. sehr schönes zitat (in meinem worten): „die abwehr von hackerangriffen ist arbeit mit checklisten. hacken ist arbeit mit bildern.“
wenn ich das so lese ergibt das wenig sinn, weshalb ich sehr empfehle den ganzen vortrag anzuschauen (das ist sein vortrag aus dem vorjahr — zum gleichen thema)
michael seemann und susann kabisch die über den preis der rebellion, wege in den widerstand und sense8 und andor geredet haben. die beiden hatten sich aus meiner sicht ein bisschen viel vorgenommen: je zwei staffeln anspruchsvolle fernsehkost zusammenzufassen, zu interpretieren, eine synthese konstruieren, bzw. parallelen der beiden serien (und zusätzlich auch noch der matrix trilogie) herausarbeiten und dann auch noch eine antwort auf die selbstgestellt frage „Wie geht Widerstand?“ herausdestillieren. ich habe gehört dass die beiden ihren vortrag von vormals 90 minuten auf 50 minuten eingedampft haben, aber ehrlich gesagt waren das immer noch 30 minuten zu viel. immerhin war platz für einen ziemlich guten gag, nämlich dass dedra meero von alice weidel gespielt wurde. insgesamt bin ich wahrscheinlich auch nicht geeignet den vortrag gerecht zu beurteilen, weil ich — zumindest in sachen andor — von youtube verdorben bin. ich teile (wahrscheinlich) die gleiche begeisterung der beiden für die serie andor und halte sie für eine der klügsten und differenziertesten abhandlungen zum thema rebellion die jemals auf unsere bildschirme gestreamt wurde. dehalb habe ich einerseits jede folge gesehen, über jede folge selbst nachgedacht und zusätzlich noch mit hilfe von unzähligen youtube erklärbär-videos weiter drüber nachgedacht. eins davon hatte ich vor ein paar wochen auch mal verlinkt.
ansonsten herrschte wieder kaiserwetter und ich habe auch ausserhalb der sessions die eine oder andere inspiration mitgenommen.
als ich diese beiden zwei bürokratiemonster (die vor deregulierung warnen) sah, musste ich (natürlich) an piff the magic dragon denken. jens empfahl mir die queer eye folge auf netflix, in der piff „in behandlung“ ist. ich glaube das könnte mir gefallen.
ansonsten ist mir aufgefallen, dass wir in der tat dringend eine funktionierende blogsuchmaschine brauchen. ich tue mir sehr schwer blogs zu finden, oder besser ausgedrückt, berichte von #rp25-teilnehmenden zu finden, die sie ins internet geschrieben haben. für den tag 1 habe ich (stand 28.05.2025 11:45h) zwei artikel gefunden und in meinen #rp25 tag 1 links verlinkt. tipps nehme ich gerne an, per mail, mastodon oder bluesky.
fussnoten
„sido“-würfel ist ein schlechter insider gag für alle die gelegegentlich kitchen impossible gucken und die ausversehen die jubiläumsfolge gesehen haben, in der sido 30 minuten eine gurke in feinste würfel schnippselte.
der erste eindruck den ich auf der #rp25 hatte: schlange stehen ist das diesjährige motto. ich kam so gegen mittag, da waren schlangen vor allen „food trucks“, vor den getränkeständen die auch kaffee verkauften, vor dem leitungswasser-„automaten“ der berliner wasserbetriebe und am ausgang der bühne 1.
wasserspender der berliner wasserbetriebe (re-publica CC BY-SA 2.0)
zu den wasserautomaten der berliner wasserbetriebe habe ich ein gespaltenes verhältnis. ich freue mich über jeden menschen der leitungswasser trinkt und gekühltes leitungswasser ist natürlich besonders lecker. aber warum die leute davor schlange stehen ist mir ein rätsel. schliesslich gibt’s es leitungswasser auch aus zahlreichen hähnen auf den toiletten und sogar auf dem hof.
zweiter eindruck: eigentlich so wie immer. tolle mischung von jung und alt, bunt und grau, munter und müde. und bombenwetter.
also erstmal in den hinterhof setzen, sonne geniessen und versuchen im sonnenlicht den handybildschirm zu lesen. dank volker weber (kein link, bluesky-kommentare löscht volker offenbar nach ein paar tagen) verstehe ich jetzt auch, warum ich bei praller sonne auch ohne lesebrille lesen kann (hell → kleine pupille → mehr tiefenschärfe).
beim durchscrollen durchs programm des ersten tages weckte nichts wirklich mein interesse, aber der alte trick funktioniert nach wie vor: einfach ein bisschen herum-serintipisieren und schauen wo man hängenbleibt.
hängengeblieben, aber zu spät gekommen, bin ich bei roland meyer und „Generative KI und die Ästhetik des digitalen Faschismus“. das war stringent und eloquent vorgestragen und wenn ich es nochmal auf youtube angeschaut habe, werde ich mich — glaube ich — ein bisschen am inhalt reiben.
bei „Machtfaktor Social Media – gestern war der beste Tag, mit Regulierung die Demokratie zu bewahren“ mit chan-jo jun und jessica flint kam ich mir vor wie in einem der gut geschriebenen amerikanischen serien-gerichtsdramen, in denen brilliante schauspielerInnen sehr gut geschriebene plädoyers vorspielen die einen nachdenklich machen. manche juristen schaffen es ohne jede disharmonie zu argumentieren, alles was sie sagen scheint sinn zu ergeben und schlüssig zu sein, ich war bezaubert von chan-jo jun. aber genau deshalb regte sich auch innerer widerstand in mir oder zumindest das grosse bedürfniss nochmal etwas tiefer über seine forderung nach viel strengerer plattform-regulierung von online meinungsäusserungen nachzudenken. das argument, dass das was plattforen wie facebook oder twitter bei der generierung von timelines machen redaktionell sei — und „plattformen“ deshalb anders zu belangen seien als bisher ergab aus seinem mund sinn, aber auch da würde ich gerne nochmal drüber nachdenken.
ich wollte all das was mir nicht so dolle gefallen hat einfach auslassen und nichts drüber schreiben (altersmilde oder vergreisung?), aber als ich an stage 1 vorbeikam, während bernhard pörksen redete, formulierte ich bereits in meinem kopf, dass ich den pastoralen, ambitionierten, von rhetorischen fragen durchwirkten vorlesungs singsang nicht ertrage. das ist wahrscheinlich ein schwäche meinerseits, für die pörksen nix kann — oder eben doch.
trotz des reichhaltigen frühstücks und einem stück kuchen zwischendurch (danke alex) bekam ich so gegen 17 uhr doch ein bisschen appetit und wollte mal einen der burger ausprobieren für den offenbar durchgängig sehr viele leute anstanden. auf der republica herschat ja schliesslich wisdom of the crowd, oder?
nach dem burger zog es mich dann nach hause, weil ich lust zum bloggen verspürte, bzw. an meinem kirby spielen wollte (SCNR). als ich auf dem #rp25-hinterterhof sass, dachte ich tatsächlich noch eine ganze weile über heikos frage nach, warum ich denn keine kommentare hätte. tatsächlich hatte ich vor ein paar tagen angefangen isso zu installieren, weil es eine disqus-importfunktion hat und ich meine „legacy“ kommentare aus den vergangenen jahren mindestens nochmal sichten wollte. auf dem hinterhof überlegte ich, dass ich ja eigentlich auch den isso-importer anpassen könnte, um die disqus-kommentare gleich in kirby (bzw. marcel rencks komments-plugin) importieren könnte. naja, ich denke auch da erstmal weiter drüber nach.
ansonsten auch dieses jahr wieder ein grosses vergnügen mit den pfeiltasten durch den re-publica-flickr-foto-stream zu eilen. ich freue mich auf die 20 schrillionen videos auf dem republica youtube-kanal. und auf den zweiten und dritten tag freue ich mich auch. ich glaube morgen nehm ich mir dann aber ein paar gebratene, erkaltete beyond-burger in der brotdose mit.